Beiträge von Saschas






    Als Semir den Gang der Intensivstation zu Bens Zimmer entlang schritt, wurde er immer langsamer. Er wusste, entweder war sein Freund schon von ihm gegangen oder er war kurz davor. Der Besuch bei seinem toten Partner Tom Kranich war mehr eine Flucht vor dem was unausweichlich war. Umso erstaunter war er, als er Dr. Stefanovic und eine Horde junger Assistenzärzte und Pflegepersonal, gutgelaunt aus Bens Zimmer treten sah.

    Etwas irritiert beschleunigte er seinen Schritt und machte sich schon auf das Schlimmste gefasst. Als er das Intensivzimmer betrat zitterten seine Hände und seine Beine drohten nachzugeben.

    Er sah nur Sammy die mit ihrem Kopf auf Ben lag und leise weinte.

    Oh mein Gott, Ben war extubiert, dann war er doch zu spät, sein Freund hatte aufgegeben.

    Als er näher herantrat hob Sammy erschrocken ihren Kopf in seine Richtung, als sie Semir erkannte sprang sie auf und warf sich ihm an den Hals.

    Sein Blick wanderte verwirrt zu Ben und den angeschlossenen Geräten. Er traute seinen Augen kaum, als sein Freund seine Augen aufschlug und ihn direkt anschaute. Jetzt war es um Semir geschehen, seine Beine gaben endgültig nach und er landete unsanft mit Samantha auf dem harten Boden.

    „Oh du meine Güte, das hat ihn jetzt umgehauen“, und tätschelte ihm sanft auf die Wangen.

    Schnell drückte sie den Notfall-Knopf, aber dieses Mal nicht für Ben, der mit einem leichten Grinsen in seinem Bett lag.

    Als Dr. Stefanovic den weggetretenen Semir auf dem Boden liegen sah, wusste er schon was geschehen war. Er kannte den kleinen Polizisten mittlerweile sehr gut und wusste auch um die Beziehung zu seinem Patienten. Es wunderte ihn nicht, dass es ihn nun von den Beinen geholt hatte. Er hatte wahrscheinlich damit gerechnet, dass sein bester Freund verstorben war.

    Nach ein paar beherzten Schlägen ins Gesicht schlug Semir Gerkhan erschrocken seine Augen auf.

    Der kräftig gebaute Arzt hob Semir die Hand hin und zog ihn auf die Beine.

    Sanft drückte Sammy den Halbtürken auf den Stuhl neben Ben und verließ zusammen mit dem Arzt Bens Intensivzimmer. Sie brauchte jetzt eine kurze Auszeit und wollte den beiden einen Moment zusammen lassen.


    Als alle den Raum verlassen hatten, nahm Semir sanft Bens Hand und hob sie einfach nur in seiner.

    „Mensch Ben, das kannst du doch mit mir nicht machen! Als ich gegangen bin dachte ich.....“, er war nicht mehr in der Lage weiterzusprechen. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihn und er legte seinen Kopf auf Bens Bett ab.

    Da Ben noch nicht in der Lage war, tröstende Worte an seinen Freund zu richten, legte er seine Hand auf Semirs Kopf und ließ ihn einfach nur weinen.

    Ben hatte es tatsächlich wieder ins Leben zurück geschafft, gegen jede Regel und gegen jede Vorhersage.

    Es war in der Tat ein kleines Wunder!


    Bens Gefühle standen völlig Kopf. Er hatte mitbekommen wie Semir zusammenbrach, weil er dachte, er sei gestorben und dann doch nicht. Es war wohl etwas Zuviel für seinen besten Freund. Auch war er noch nicht in der Verfassung ihn zu trösten. Es tat ihm so weh, wie Semir litt und er war so froh, dass er Semir doch nicht im Stich gelassen hatte.

    Er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn Semir schon wieder einen Partner verloren hätte. Er hätte ja nicht nur einen Partner verloren, sondern auch seinen besten Freund und den Patenonkel seiner Tochter.

    An seine Sammy wollte er gar nicht denken.

    Er beschloss für sich, dass sich das kämpfen gelohnt hatte und er war so unendlich dankbar, dass er noch am Leben war. Auch wenn die nächsten Wochen wieder Schmerzen und Qualen bedeuteten, er würde diese auf sich nehmen.

    Für sich und für Sammy, für Semir und seine Familie, für seinen Vater und Julia und für seine ganze PAST-Familie.

    Jeder einzelne war es wert zu kämpfen und als seine Sammy die Intensivstation wieder betrat und er in ihre wunderschönen blauen Augen eintauchte, verschwanden auch die letzten Zweifel, dass er dies alles schaffen konnte.


    ********

    6 Wochen später:

    Ungeduldig saß er auf seinem Krankenbett und wartete mit seiner gepackten Reisetasche auf Semir. Ben war überglücklich endlich diesen Ort der Schmerzen verlassen zu können.

    Es waren seit seiner Rettung 6 Wochen vergangen und heute durfte er endlich nach Hause. Seine physischen Verletzungen waren weitestgehend abgeheilt. An seinen psychischen Wunden arbeitete er fortwährend mit Sammy und Semir, aber auch mit einem Psychodoktor. Dies musste er, ansonsten würden sie ihn nicht in den aktiven Dienst zurück lassen. Erst wenn der Psychologe grünes Licht gab, durfte er wieder mit Semir die Autobahn unsicher machen.

    Er musste jedoch zugeben, dass es ihm bis heute schwer fiel über die Qualen und Demütigungen während seiner Gefangenschaften zu reden. Zu frisch waren die Erinnerungen an die Geschehnisse und er wollte einfach nicht ständig daran denken.

    Er wollte in die Zukunft blicken und freute sich auf ein Leben mit seiner großen Liebe.

    Es war ihm auch bewusst, dass ein harter und steiniger Weg vor ihnen lag und die vergangenen Ereignisse sie noch oft an ihre Grenzen bringen würden. Aber er war dieses Mal mehr als bereit, diesen Weg nicht alleine zu gehen, sondern gemeinsam mit seinem wunderschönen Engel.


    ENDE

    ————


    So, das war es mit meiner Geschichte, ich hoffe sie hat euch gefallen. Wünsche euch allen alles Gute!

    Ganz liebe Grüße


    Saschas




    Weiße Nebelschwaden zogen vor seinem Auge vorüber, er fragte sich, ob er jetzt oben im Himmel auf einer Wolke saß und alle seine Lieben beobachten konnte.

    Er fühlte sich so leicht und schwerelos und er spürte keinen Schmerz mehr.

    Ein wenig wehmütig dachte er an die vielen schönen Momente in seinem Leben zurück.

    Eigentlich wollte er noch gar nicht sterben, hatte er doch gerade erst seine große Liebe gefunden. Auch stand noch ein klärendes Gespräch mit seinem Vater aus. Und Semir, sein bester Freund hatte schon wieder einen Partner verloren.

    Wie würde er damit klar kommen?

    Irgendwann würde auch der kleine Türke darüber hinweg kommen.

    Es fielen ihm plötzlich noch viel mehr Dinge ein, für die es sich lohnte zu kämpfen und zu leben. Er hatte doch noch so viel vor. Doch wollte er nicht durch die Hand von Sascha Guillard sterben, nein, er wollte selbstbestimmt den Abgang machen.

    Was war das?

    Die Nebenschwaden lösten sich langsam aber sicher in Luft auf.

    Er vernahm ein leises gleichmäßiges piepsen und spürten wie ein sanfter Luftzug seine Wange streichelte. Er war doch tot, seine Sinne spielten ihm wahrscheinlich einen Streich.

    Dann passierte etwas was ihn völlig irritierte, ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Unterbauch.

    Was geschah nur mit ihm!

    Wahrscheinlich kämpften hier gerade der Himmel gegen die Hölle, die Erlösung gegen den Schmerz.

    Jetzt übernahm der Schmerz das Ruder und er öffnete hektisch seine schweren Augenlider.


    Mit verweinten Augen saß die junge Frau an seinem Bett und starrte auf den ausgemergelten und geschundenen Körper ihres geliebten Ben. Eigentlich hatte sie keine Tränen mehr, seit den Geschehnissen von vor einer Woche, war sie nicht mehr von seiner Seite gewichen.

    Die Ärzte konnten ihn zwar zurückholen, aber sie gaben ihm nur eine Überlebenschance von maximal 10%. Zu schwer waren die Verletzungen und der große Blutverlust.

    Wieder schauderte es sie, als sie daran dachte, dass Ben keinen Ausweg mehr sah als den Freitod. Man hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass Ben sich die Pulsadern selbst mit dem Kabelbinder aufgeschnitten hatte.

    Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um diesen Schritt zu gehen und sie wusste wie stark Ben war.

    Für ihn gab es keinen anderen Ausweg mehr aus dieser Hölle.

    Doch sie weigerte sich die Hoffnung aufzugeben, sie glaubte fest daran, dass ein Wunder geschah.

    Heute Morgen wurde diese Hoffnung jedoch gänzlich zerschlagen. Dr. Stefanovic erklärte ihr, dass es Ben immer schlechter ging und er die Nacht wahrscheinlich nicht überleben würde. Sie sollte Abschied nehmen können. Semir konnte es irgendwann nicht mehr ertragen. Er meinte er müsse etwas erledigen, was er schon so lange vor sich her geschoben hatte.

    Bevor er ging, streichelte er seinem besten Freund zärtlich über seine zerzausten Haare und verabschiedete sich von ihm. Er wusste, wenn er wieder kommen würde könnte Ben schon tot sein, dennoch ging er.

    Er wollte Sammy noch die Zeit geben Lebewohl zu sagen.


    Plötzlich begannen die Geräte, an denen Ben angeschlossen war, wie wild an zu piepen. Sammy rechnete schon mit dem Schlimmsten und drückte verzweifelt den Notfall-Knopf.

    Doch was war das?

    Bens Herzfrequenz schnellte in die Höhe und dann ging alles blitzschnell. Dr. Stefanovic stürmte herein und blickte erstaunt auf den Monitor, reagierte aber geistesgegenwärtig und half Ben, welcher panisch anfing gegen das Beatmungsgerät zu pumpen. Ohne lange zu zögern zog der Arzt Ben den Tubus aus dem Rachen und hob ihm sofort eine Sauerstoffmaske auf Mund und Nase.

    Dieser sog lautstark und absolut panisch, mehrmals Luft in seine Lunge und starrte mit weit aufgerissenen Augen wie parallelisiert an die Decke.

    Das konnte doch nicht sein, so etwas hatte er auch noch nie erlebt!

    Dieser Ben Jäger war wahrlich ein Kämpfer, er hätte nie gedacht, dass er wieder aufwachen würde. Ganz im Gegenteil, er rechnete minütlich damit diesen zu verlieren.

    Jetzt konnten die Schwestern Sammy nicht mehr zurück halten, langsam streckte sie ihre Hand nach Ben aus und strich ihm zärtlich durchs Gesicht.

    „Schscht Ben, beruhige dich, du bist in Sicherheit, jetzt kann dir nichts mehr passieren...Schscht...ganz ruhig mein Schatz!“ Tränen der Freude rannten ihr die Wangen hinab und sie konnte noch nicht begreifen, was hier gerade geschehen war.


    Wie ein Paukenschlag kehrten bei Ben die Schmerzen zurück, doch das war ihm in diesem Moment egal.

    Er hatte es tatsächlich zurück zu seiner Sammy geschafft. Schwer schnaufend blickte er in ihre wunderschönen Augen.

    Dr. Stefanovic ließ dem gerade Erwachten jetzt ein Schmerzmittel zukommen, so dass es als gleich erträglicher für seinen Patienten wurde.

    Alle Beteiligten konnten es noch immer nicht fassen und sowohl Dr. Stefanovic, als auch alle Assistenzärzte, Pfleger und Schwestern hatten ein Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie das Zimmer verließen.


    *******

    Hallo Zusammen!

    Meine Geschichte neigt sich langsam dem Ende zu (es kommt noch ein Kapitel).

    Da sich niemand (außer Susan, ganz am Anfang) zu meiner Geschichte geäußert hat, gehe ich davon aus, dass diese bei euch keinen großen Anklang gefunden hat.

    Darum habe ich mich dazu entschlossen die Fortsetzung dieser Story hier nicht hochzuladen.

    Wünsche allen Cobra Fans alles Gute!

    Ganz liebe Grüße!





    „Jetzt bekomme ich meine Rache ihr scheiß Bullen, ihr werdet elendig verrecken. Ihr habt es nicht anders verdient.....“, schrie Sascha irre. Jetzt hatte er es geschafft, seine Rache war vollbracht. Alle diejenigen die dieses ganze Leid über ihn gebracht hatten würden nun büßen und in der Hölle schmoren. Wie in Trance blickte er auf das Lodern der Flammen, welche sich schon im ganzen Erdgeschoss ausgebreitet hatten.

    Nun war es auch an der Zeit für ihn zu gehen, gleich war er wieder mit seiner Familie vereint. Entschlossen und mit einem irren funkeln in den Augen hob er sich seine Waffe an den Kopf und drückte ab. Das Blut welches sich auf dem Boden verteilte wurde augenblicklich von den Flammen aufgefressen, ebenso wie die leere Hülle des Sascha von Guillard.


    Als Semir den Schuss hörte, schloss er schnell die Tür auf, da er vermutet, dass die Verstärkung da war. Schnell stürzte er die Kellertreppe hinauf, um oben angekommen gegen eine Flammenwand zu laufen. Hier war kein Durchkommen mehr, das ganze Erdgeschoss stand in Flammen und schwach konnte er die Umrisse einer Person auf dem Boden erkennen.

    Das konnte nur Sascha Guillard sein, er muss sich selber gerichtet haben, nun wo er seine Rache vollzogen hatte.

    Geistesgegenwärtig rannte er in den Versorgungsraum der Hütte, wo sich auch die Wasserleitung befand. Mit einer Eisenstange brach er die Wasserleitung aus der Verankerung und schon spritzte im hohen Bogen das kühle Nass aus der Leitung. Im nächsten Raum fand er ein paar alte Decken, welche er allesamt mit Wasser tränkte, um dann wieder zu den anderen zurück zu rennen. Er breitet alle Decken über den Dreien aus, und hob ihnen zusätzlich noch nasse Tücher vor die Nase und den Mund.

    „Semir wir müssen Ben hier raus bringen, er hat fast keinen Puls mehr, er stirbt.“ Sammys Augen waren vom Qualm und auch von den salzigen Tränen stark gerötet.


    Mit lautem Getöse traf nun endlich die Kavallerie ein. Schnell kommunizierte Semir mit der Chefin, wo sie sich befanden und schon wurde mit schwerem Werkzeug der Lichtschacht zu dem Kellerraum, von dem Fenster und den Gittern befreit und die Eingeschlossenen rausgezogen.

    Bens schlaffer Körper wurde als Erster durch das kleine Fenster gezogen, dann kamen die Frauen und zu guter Letzt kroch Semir aus dem von dichtem Rauch durchzogenen Raum.

    Völlig geschafft und nach Luft ringend, sah Semir zu, wie die Notärzte Ben auf eine Trage betteten und hektisch begannen um das Leben seines besten Freundes zu kämpfen.


    Er hatte es tatsächlich geschafft, er spürte nichts mehr!

    Die Schmerzen waren verschwunden, wie auf einer Wolke schwebte er über den Geschehnissen. Überall wuselte es und da, da lag er oder besser gesagt seine menschliche Hülle aus der er gestiegen war um all diesen Schmerzen und diesen Qualen zu entfliehen.

    Endlich hatte er es geschafft!

    Keine Sekunde wollte er mehr leiden!

    Doch was war das, da saß seine Sammy sie durchlitt Höllenqualen.

    Wegen ihm!

    Sie musste mit anschauen wie er starb und sie hatte doch gekämpft wie eine Löwin um ihr Junges.

    Doch sie hatte den Kampf verloren, ebenso wie Semir!

    Sein bester Freund und Partner!

    Was hatte der kleine Türke alles ertragen müssen um ihn zu retten und auch dieser musste sich letztendlich geschlagen geben. Dessen Gesicht zeugte von Kummer und Schmerz, sein Freund weinte und schrie bis dieser letztendlich von zwei Sanitätern mit einer Beruhigungsspritze außer Gefecht gesetzt wurde.

    Und da war noch Romy, die tröstend ihre Arme um ihre Tochter schlang und einfach mit ihr weinte. Sie war eine tolle Frau und er hätte sich keine bessere Schwiegermutter vorstellen können.

    Aber er hatte sich entschieden sein Leben aufzugeben und jetzt würde er aufgrund seiner Schwäche all diese Menschen die ihn so seh liebten im Stich lassen.

    Wie in einem Film rauschten all die schönen Erinnerungen aus seinem Leben durch sein Bewusstsein und dann wurde es plötzlich dunkel und dann kam nichts mehr außer Leere.




    Eine Woche später:

    Gedankenverloren stand Semir vor dessen Grab und schwelgte in Erinnerungen an die schönen Zeiten welche sie durchlebt hatten. Eine einsame Träne löste sich und tropfte auf die frischen Blumen, welch er eben noch in eine Grab-Vase gesteckt hatte.

    Er war schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen und entschuldigend sich dafür bei ihm.

    „Weißt du mein Freund, es war so schrecklich als du mich verlassen hast. Ich dachte schon ich würde niemals wieder einen Partner finden, dem ich bedingungslos vertrauen konnte. Doch dann kam er, ich konnte ihn zuerst gar nicht leiden.“ Ein heiseres Lachen entwich seiner Kehle.

    „Doch hinter dem coolen Getue verbarg sich ein außergewöhnlicher junger Mann. Seine ganzen Macken, wie das ständige zu spät kommen erinnert mich so sehr an dich…….. Doch wenn er mich mit seinen Teddybär braunen Augen anschaute war der Ärger sofort wieder wie weggeblasen. Weißt du ich habe selten jemand getroffen, der so selbstlos gehandelt hat wie er und sich dadurch immer und immer wieder in Gefahr brachte.“

    Wieder schluckte er schwer und eine weitere Träne tropfte auf die frischen Schnittblumen.

    „Ich verspreche dir, dass ich das nächste Mal mit meinem Besuch bei dir nicht so lange warten werde, mein Freund“.

    Mit zittriger Hand strich er noch einmal über den Grabstein und dachte an seinen grausamen Tod zurück.





    Ohne Vorwarnung blieb Sammy ganz plötzlich stehen und wurde kreidebleich im Gesicht. Semir der ihr dicht folgte, rannte fast in sie hinein. „Sammy was ist los, wir müssen weiter, es sind nur noch 100m bis zur Hütte“. Trieb Semir Bens Freundin zur Eile an.

    „Semir, ich habe ein ganz ungutes Gefühl, irgendetwas ist mit Ben geschehen. Ich spüre es ganz deutlich, ……wir müssen uns beeilen.“ Und schon rannte sie weiter auf die Hütte zu.

    „Langsam, wir müssen aufpassen! Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, entweder Sascha ist hier draußen unterwegs und sucht dich oder er ist in der Hütte. Ich tippe mal auf ersteres, darum wirst du nicht alleine hier draußen bleiben.“

    Leise schlichen sich die Zwei von hinten an die Hütte ran, die Fenster waren im unteren Geschoss vernagelt.

    „Hier kommen wir nicht rein!“ Dann entdeckte der Polizist einen Hintereingang, welchen er schnell geöffnet hatte.

    Mit gezückter Waffe betraten sie die sehr luxuriös eingerichtete Hütte und hörten schon nach wenigen Metern eine Stimme welche laut nach Hilfe rief.

    Auch diese Türe war für den erfahrenen Polizisten kein Hindernis und nach wenigen Sekunden lagen sich Mutter und Tochter weinend in den Armen.

    „Oh meine Kleine, ich bin so froh dich lebend zu sehen“, schniefte Romy sichtlich erleichtert.

    „Ich hatte solche Angst um dich, geht es dir gut. Hat er dir etwas getan?“ Brachte Sammy unter weinen heraus.


    „Mir geht es gut, aber wo ist Ben? Sascha war so brutal, er hat ihn zusammengeschlagen und er ist schwer verletzt. Habt ihr ihn gefunden?“ Erkundigte Romy sich nach Ben.

    „Entweder Sascha hat Ben hier irgendwo eingesperrt oder er hat ihn mitgenommen und ist mit ihm geflüchtet. Aber da der schwarze Transporter noch draußen steht und er Ben mit Sicherheit nicht zu Fuß durch den ganzen Wald geschleift hat gehe ich davon aus, dass Ben noch in der Hütte ist.“

    „Ihr bleibt erst mal hier, ich suche ihn.“ Noch bevor Sammy protestieren konnte, rannte der kleine Türke los.

    Er riss alle Zimmertüren auf und rannte dann ins Obergeschoss.

    Kein Ben!

    „Wo bist du nur mein Freund, komm schon gib mir ein Zeichen!“

    Plötzlich entdeckte er am Hintereingang eine steile Treppe. Ohne zu zögern stolperte er hinunter und entdeckte hier mehrere Kellerräume.

    Alle Räume ließen sich öffnen, bis auf eine!

    Hoffnung keimte in Semir auf, warum sollte man eine Kellertür verschließen, wenn man nicht etwas verbergen wollte? Schnell zog er sein Werkzeug aus der Tasche und versuchte die Türe mit zittrigen Händen zu öffnen.

    Er hatte kein gutes Gefühl!


    „Ben, bist du da drin?“ Während seiner Öffnungsversuchen rief er ununterbrochen nach seinem vermissten Freund.

    Endlich hatte er es geschafft!

    Der Raum war nur mit einem Dämmerlicht ausgestattet und seine Augen mussten sich zunächst einmal an die Dunkelheit gewöhnen. Doch da war er, Semir blieb fast das Herz stehen als er seinen besten Freund entdeckte.

    Ben war mit Kabelbindern an ein Rohr gefesselt und sah schrecklich aus. Mit schnellen Schritten war er bei Ben und kniete sich neben ihn.

    Erst jetzt entdeckte er die große Blutlache in der sein junger Partner saß und blickte entsetzt auf dessen Handgelenke aus denen noch immer roter Lebenssaft tropfte.

    „Oh Gott Ben, nein das darf nicht sein......bitte mach deine Augen auf.....Sammy komm schnell Ben braucht Hilfe......!“ Mit Tränen in den Augen holte er ein Messer heraus und schnitt Ben die Kabelbinder durch, so dass er ihn erst einmal flach hinlegen konnte.

    Schnell zog er seine Jacke aus und versuchte die Blutung zu stoppen.

    Panisch fühlte er dessen Puls, aber da war nichts!


    Als Sammy den Raum betrat benötigte sie ein paar Sekunden um zu realisieren, was geschehen war. Ihr geliebter Ben lag vor ihr in einer riesigen Blutlache und seine Pulsader war aufgeschnitten. Tausend Gedanken durchkreuzten innerhalb weniger Sekundenbruchteilen ihr Gehirn.

    „ Sammy schnell, was können wir tun, er hat jede Menge Blut verloren. Ich... oh scheiße ich...kann keinen Puls fühlen...Sammy was soll ..ich machen?“

    Augenblicklich wurde Sammy aus ihrer Schockstarre gerissen und sie schaltete auf ihren Krankenschwester-Modus um.

    Routiniert fasste sie Ben an den Hals und fühlte nach dem Puls, doch auch sie konnte keinen fühlen.

    Schnell überstreckte sie dessen Hals und begann mit der Wiederbelebung.

    In der Zwischenzeit war auch Romy unten eingetroffen und unterstütze ihre Tochter bei der Reanimation.

    „Holen sie bitte aus dem Raum aus dem sie mich gefunden haben die Tücher welche auf dem Boden liegen, …….diese benötigen wir als Druckverband. Schnell beeilen sie sich!“ Gab Romy Semir Anweisung.


    Semir rannte die steile Treppe hoch und da stand Bens größter Feind!

    Sascha grinste hinterlistig, zog seine Waffe und schoss.

    Der Halbtürke hatte keine Chance zu reagieren! Die Wucht der Kugel katapultierte ihn brutal zurück und er stürzte rücklings die Kellertreppe hinunter.

    Zunächst völlig benommen lag er unten und versuchte sich zu sammeln. Hektisch tastete er die Stellen ab, von denen ein pulsierender Schmerz ausging. Erleichtert stellte er fest, dass er bis auf einen Schulterdurchschuss und eine Platzwunde am Kopf in Ordnung war. Das Adrenalin welches durch seine Adern schoss ließen ihn den Schmerz kurzzeitig vergessen und er eilte schnell in den Raum in dem die Frauen um Bens Leben kämpften.

    Sie saßen eindeutig in der Falle!

    Hätte er nur Unterstützung angefordert bevor er hier her gefahren war.

    Er hatte es in Erwägung gezogen und wollte Frau Krüger um Hilfe bitten.

    Jetzt war es zu spät!

    Von innen verriegelte er die Türe und zog seine Waffe.

    Bitter musste er feststellen, dass dieser Sascha Guillard eindeutig die besseren Karten hatte. Schnell zog er sein Handy raus und wählte Susannes Nummer.

    „Susanne bitte schick die Kavallerie zur Hütte wir brauchen Hilfe und einen Rettungshubschrauber für Ben, bitte beeilt euch!“ Schrie Semir lautstark in sein Handy.


    „Semir, Unterstützung ist schon unterwegs, …..müssten gleich bei euch sein, habe schon vorgesorgt.“ Auf Susanne war eben Verlass und er atmete erleichtert aus.

    Der kleine Hauptkommissar traute sich nicht seinen Blick in Richtung seines besten Freundes zu wenden, da er befürchtete nur noch einen toten Ben vorzufinden.

    „Wir haben ihn wieder, komm schon Ben atme, du darfst jetzt nicht aufgeben, bitte....“,

    Romy hatte mittlerweile improvisiert und ihr T-Shirt in einen Druckverband umfunktioniert.

    „Mom, ich habe einen ganz schwachen Puls, er braucht sofort Blut sonst stirbt er, was sollen wir machen?“

    „Hilfe ist unterwegs, er muss nur noch ein bisschen durchhalten, komm schon Kumpel, nicht schlappmachen.“ Redete Semir ununterbrochen auf den Schwerverletzten ein, als er plötzlich einen stechenden Geruch wahrnahm. Er blickte zu Tür und stellte entsetzt fest, dass unter dem Türblatt Rauch in den Raum drang. Innerhalb weniger Sekunden war der Keller vollständig mit dem beißenden Qualm durchzogen.

    „Das hat uns gerade noch gefehlt, wir müssen hier raus, ansonsten ersticken wir!“

    Erst jetzt sah Sammy, dass Semir ebenfalls stark blutete.

    „Semir du blutest!“

    „Hab keine Zeit zum Bluten, das ist halb so schlimm.“






    Sammy schaute völlig verängstigt auf die Person welche sich von hinten angeschlichen hatte. Sie wollte schon zum Angriff übergehen, als sie in das erleichterte Gesicht von Semir schaute.

    „Sammy ganz ruhig, ich bin es Semir, oh was bin ich froh dich gefunden zu haben“, behutsam zog er sie in den Stand und nahm sie in die Arme. Sammy konnte nur noch schluchzen und ließ sich dankend in dem kleinen Hauptkommissars starken Arme fallen. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, strich ihr dieser die wilden Locken aus dem tränennassen Gesicht und schaute ihr auffordernd in die Augen.

    „Sammy, wo ist Ben? Ist er noch in der Hütte?“ Versuchte der kleine Polizist etwas aus der völlig verstörten Samantha heraus zu bekommen. Jetzt sah er auch, dass diese keine Schuhe mehr an hatte und ihre Füße blutverkrustet waren.


    „Bist du schwer verletzt, tut dir noch irgendetwas weh?“ Energisch schüttelte sie ihren zerzausten Lockenkopf und hatte nun auch endlich wieder ihre Stimme gefunden.

    „Semir das ist jetzt nicht wichtig, wir müssen Ben daraus holen!……Vielleicht ist meine Mutter auch in der Hütte, dieser Mistkerl hat sie gekidnappt und mir gedroht, wenn ich Ben nicht aus dem Krankenhaus locke wird er ihr etwas antun…….. Oh mein Gott Semir ich hatte solche Angst um sie, ich konnte nicht anders. Sascha hätte sie umgebracht und jetzt wird er Ben umbringen und mich und meine Mutter und dich......“, wieder fing sie herzzerreißend an zu weinen.

    „Nein, er wird gar niemanden umbringen, ich werde Ben und deine Mutter da jetzt raus holen! …..Ich möchte dich aber hier nicht alleine lassen, wir werden zu meinen Wagen zurückgehen und du wartest im Auto bis........!“ Wütend unterbrach sie ihn und lehnte dessen Vorschlag protestierend ab.

    „Ich werde ganz sicher nicht untätig warten...., Semir bitte nimm mich mit, ich kann dir vielleicht helfen und....vor allem kann ich Ben helfen, er ist wahrscheinlich schwer verletzt..., bitte….!“

    „Also gut, Ben wird mich umbringen, wenn dir etwas passiert, also du machst genau das was ich dir sage. Hast du mich verstanden?“

    Mit einem heftigen Nicken bestätigte sie Semirs Anweisung und somit ging es zurück zu der Hütte, in der sie schon soviel Leid ertragen musste.


    ******


    Ben hatte in der Zwischenzeit einen verheerenden Entschluss gefasst!

    Er konnte einfach nicht mehr!

    Die Hoffnung, dass sein Freund kommen würde, um ihn mal wieder in letzter Minute zu retten, war gänzlich verschwunden.

    Er fühlte sich leer und er war bereit zu gehen!

    Sein Inneres schrie förmlich nach Erlösung und die Hoffnungslosigkeit frass sich immer weiter in seine geplagte Seele, bis diese letztendlich völlig Besitz von ihm nahm.

    Jetzt nahm er seinen ganzen Mut zusammen und begann mit den scharfkantigen Kabelbindern seine sowieso schon blutenden Handgelenke aufzuschneiden.

    Der Schmerz war zunächst unbeschreiblich, doch da musste er jetzt durch, denn er wußte, dass er bald in einem Land ohne diese schrecklichen Qualen eintauchen durfte.

    Tränen rannten über sein schmerzverzerrtes Gesicht und sein roter Lebenssaft begann wie aus einer Quelle aus der offenen Schlagader zu sprudeln.

    Fasziniert blickte er auf die sich langsam ausbreitende Blutlache unter sich. Das Bild vor sich verschwamm immer mehr zu einem verzerrten Etwas und er fühlte sich wie in einer luftdichten Blase in die kein Laut mehr vordrang.

    Ihm wurde ganz schummrig und er merkte, wie langsam die letzten Lebensgeister aus seinem geschundenen Körper schwanden.

    Seine Augenlieder wurden unglaublich schwer und ihn überkam eine wohltuende Wärme, welche die Schmerzen immer weiter auffraßen, bis diese kaum noch zu spüren waren.

    Tausende von Bilder rauschten innerhalb weniger Sekunden, an seinem inneren Auge vorbei.

    Sein ganzes Leben in Blitzgeschwindigkeit!

    Er spürte keine Reue!

    Es gab kein Zurück!

    Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit und Leichtigkeit war wunderschön und es war wie als würde er über seinem eigenen „Ich“ schweben. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor sein Kopf hart auf seiner Brust aufschlug und diese leere Hülle erschlaffte.




    Wünsche euch allen ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr!


    *********


    Es war so furchtbar kalt, ihre Füße waren aufgerissen und blutig von den vielen Steinen und Ästen welche auf dem Waldboden lagen. Sie rannte und rannte, sie musste schnell rennen und Hilfe holen.

    Sie hatte jedoch den Eindruck, dass sie nur im Kreis lief!

    Hatte sie diese Baumformation nicht schon einmal gesehen?

    Alles sah so gleich aus und sie bereute zutiefst, dass sie als Kind nicht zusammen mit Ihrem Cousin zu den Pfadfindern gegangen war. Er hatte immer ganz stolz erzählt, dass er Fährten lesen könnte, er wusste immer genau wo welche Himmelsrichtung war. Sie hatte es immer abgelehnt, eigentlich nur aus einem einzigen Grund. Sie hatte eine Spinnen-Phobie und wollte sich nicht die Blöße geben diese Schwäche einzugestehen.

    Das hatte sie nun davon, sie hatte damals nicht den Mumm sich ihren Ängsten zu stellen und jetzt würde sie deswegen vielleicht ihre große Liebe verlieren.

    Völlig erschöpft gaben ihre Beine nach und sie lehnte sich an einen Baumstamm und schloss für einen Moment die Augen. Sie musste sich ausruhen, dann würde sie einen neuen Versuch starten. Plötzlich hörte sie ein leises Knacken hinter sich, erschrocken fuhr ihr Kopf in Richtung des Geräusches.

    Hatte er sie gefunden, war jetzt alles umsonst?


    Vorsichtig öffnete er seine Augen einen Spalt, und schon drangen Millionen kleine Widerhaken in sein Gehirn ein und malträtierten dieses. Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Langsam kam das Geschehene wieder in sein Bewusstsein zurück, seine Gedanken überschlugen sich.

    Er hatte Sascha überwältigt und seine Sammy konnte flüchten.

    Hoffentlich hatte die Zeit ausgereicht!

    Ihm schauderte es, wenn er an Saschas Hass auf ihn dachte. Das Messer welches er diesem in die Schulter gerammt hatte, würde mit Sicherheit nicht ohne Retourkutsche von dem Guillard Sohn ablaufen.

    Jetzt hatte er noch einen Grund um ihn zu quälen und er war sowieso schon halb tot!

    Sollte er ihn doch töten, seine Sammy war in Sicherheit, was mit ihm passierte war ihm jetzt egal. Sein ganzer Körper schmerzte, es gab kein Körperteil welches nicht irgendetwas abbekommen hatte.

    Jetzt saß er da, in seiner eigenen Blutlache, die Hände waren wieder mit einem Kabelbinder an ein stabiles Rohr gefesselt. Keine Möglichkeit sich zu befreien, diesen Raum kannte er noch nicht. Es war auch keine Romy da, die ihm helfen konnte. Hoffentlich hatte dieser Psychopath in seiner Wut, Romy nichts angetan, das würde sein Engel nicht verkraften.

    Über ihn kam sie mit Sicherheit irgendwann hinweg, aber wenn sie ihre Mutter verlieren würde!

    Wütend über seine Situation rüttelte er verzweifelt an dem Rohr. Wie in Trance fing er an, an den Kabelbindern zu ziehen, er brüllte seinen Schmerz hinaus, Schweiß rann über sein blutverkrustetes und dreckverschmiertes Gesicht.

    Tränen des Schmerzes und der Wut flossen über seine fiebernden Wangen.

    Erst als ihm das warme Blut die geschundenen Arme hinab lief ließ er sich entkräftet in die Fesselung gleiten. Warum schaffte er es nicht dieser Situation zu entfliehen?

    Es war jetzt an der Zeit dem Ganzen ein Ende zu setzen und er fasste einen folgenschweren Entschluss.

    Resigniert schloss er seine Augen!

    Er sah nur noch einen Ausweg und das war sein Tod!


    *****


    Sascha war blind vor Wut, er musste zuerst einmal diese kleine Wildkatze wieder einfangen, und zwar noch bevor sie Hilfe holen konnte. Aber er kannte auch seine Sammy, sie hatte wie so viele andere Frauen keinerlei Orientierungssinn, was bedeutete, dass diese niemals ohne ihn aus diesem Irr-Wald herausfinden würde.

    Darüber brauchte er sich ganz sicher keine Sorgen machen!

    Somit ging er zunächst einmal und in aller Seelenruhe zu Romy und ließ sich von seiner Ex-Schwiegermutter seine Schulter versorgen.

    Dafür würde der Bulle noch büßen, da würde er sich etwas ganz spezielles für seinen Gast ausdenken.

    Dagegen waren die Stiche an seinem Rücken mit diesem Spielzeugmesser rein gar nichts.

    Immer noch mit den Gedanken bei seiner nächsten Lektion für diesen Ben Jäger, zog er sich seine Jacke über und machte sich auf die Suche nach seiner Ex-Freundin.

    Ben war so erleichtert, als er sah wie seine Sammy losrannte. Jetzt musste er nur noch diesen Schlächter außer Gefecht setzen, er musste Ihr Zeit verschaffen und ihn so lange als möglich beschäftigen.

    Mit dem Taschenmesser ging er auf Sascha los und rammte diesem die Klinge mit seiner verbliebenen Kraft in dessen Schulter. Mit einem gellenden Schrei warf der Guillard-Sohn sich auf den verletzten Polizisten und beide gingen zu Boden. Ben konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken, da Sascha nun mit seinem vollen Gewicht auf seinen gebrochenen Rippen landete. Schwer atmend umklammerte er seinen Angreifer mit beiden Armen und es gelang ihm, ihn auf den Bauch zu drehen und seine Schulter mit dem Taschenmesser auf den Boden zu drücken. Jetzt war es Sascha der schmerzerfüllt aufschrie.

    Mit seiner unverletzten Hand griff er in die Haare seines Entführers und schlug dessen Kopf mit voller Wucht gegen den Bettpfosten.

    Sofort schoss diesem das Blut aus der Nase und Sascha brüllte noch lauter. Leider musste Ben bitter feststellen, dass seine Kräfte fast aufgebraucht waren. Er konnte jetzt nur noch mit seinem eigenen Gewicht arbeiten und hoffen, dass Sascha es nicht schaffte sich unter ihm heraus zu kämpfen.


    Jedoch drehte sich Sascha jetzt mit einem schnellen Ruck um und warf den Verletzten von sich herunter. Blitzschnell zog er das Messer aus seiner Schulter und rammte es dem geschwächten Ben in den Rücken, zog es sogleich heraus und stach noch einmal zu.

    Jetzt war es Ben welcher laut brüllend zusammenbrach und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb.

    Eine kleine Blutlache breitet sich unter dem Überwältigten aus und Sascha beugte sich über sein Opfer.

    Mit einem gehässigen Grinsen hob er seinen Fuß und holte aus, so dass Jäger nun die Augen verdrehte und ohnmächtig zur Seite kippte.


    ********


    Es war zum Mäuse melken!

    Semir hatte sich gleich am Morgen aufgemacht und Sammys beste Freundin Iris aus dem Krankenhaus befragt. Leider konnte auch sie sich nicht daran erinnern, dass Ihre Freundin mal eine Hütte erwähnt hatte, welche den Guillards gehörte. Auch bei der Schwester und ihrem Cousin hatte der Autobahnpolizist kein Glück.

    Als Semir noch einmal bei den Helds vorbei ging, traf er dieses Mal nur Herrn Held an. Dieser war Vertriebler bei einer großen Softwarefirma und gerade von einer einwöchigen Geschäftsreise zurückgekehrt.

    Samanthas Vater hatte seit zwei Tagen vergeblich versucht, seine Frau zu erreichen. Normalerweise telefonierten sie jeden Tag miteinander, am ersten Abend dachte er sich nichts dabei, wahrscheinlich hatte sie sich bei einer Freundin nach einem lustigen Frauenabend einquartiert. Doch als sie sich auch am zweiten Abend nicht gemeldete hatte, war der Familienvater mittlerweile mehr als beunruhigt.

    „Das ist überhaupt nicht ihre Art, dass sich Sammy nicht jeden Tag meldete, daran habe ich mich gewöhnt aber Romy ist da absolut zuverlässig…….“

    Semir konnte die Sorge um dessen Frau verstehen und jetzt musste er dem armen Mann auch noch sagen, dass seine Tochter verschwunden ist.

    Das Gesicht in den Händen verborgen saß der Mann minutenlang da und war nicht in der Lage auch nur irgendwas zu sagen.

    „Herr Held, wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren, ……sie müssen auf jeden Fall ihre Frau als vermisst melden. Telefonieren sie bitte alle ihre Freundinnen ab, ob sie eventuell etwas wissen oder ob ihnen etwas aufgefallen ist. Mein Kollege Ben Jäger ist ebenfalls verschwunden und er hat mir eine Nachricht hinterlassen……... Und zwar werden die Zwei wahrscheinlich in einer Hütte der Guillards festgehalten. Können sie sich daran erinnern, dass ihre Tochter irgendwann einmal so eine Hütte erwähnt hatte?“ Redete Semir beruhigen auf Herrn Held ein.


    Ganz plötzlich schien wieder Leben in diesen zu kommen.

    „Aber ja doch…….. Sascha hätte Sammy damals einen ganz romantischen Heiratsantrag in einer urigen Hütte gemacht. Sammy hat uns davon erzählt wie wunderschön diese Hütte doch lag und hat uns auch Bilder geschickt. ……Warten sie, die Bilder habe ich auch auf meinem Handy.“ Schnell zog er sein Handy raus und suchte nach den Verlobungsbildern. Darauf war ebenfalls die Hütte von allen Seiten aus zu sehen. Zudem gab es ganz viele Bilder von der Umgebung der Hütte.

    „Hat Sammy auch erzählt wo die Hütte steht?“ Semirs Herz begann wie wild zu klopfen an und er schöpfte wieder Hoffnung, seinen Freund bald aus den Händen dieses Irren zu befreien. Er versuchte sich gegenüber Herrn Held nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Ganze mitnahm und wie sehr er persönlich von dieser ganzen Geschichte betroffen war. Er musste seine Professionalität bewahren um Herrn Held nicht zu verunsichern.

    „Sie hat uns nicht die genaue Adresse genannt, aber sie meinte, dass die Hütte ganz in der Nähe des Guillardschen Anwesen liegt. Ich erinnere mich daran, dass sie von ca. 10 Minuten Fahrzeit gesprochen hatte.“

    Na das war jetzt aber mal ein Anhaltspunkt, so viele Hütten wird er ja wohl im Umkreis von 10 Minuten von dem Anwesen nicht geben!

    Schnell bat er Herrn Held ihm die Fotos zu schicken und bedankte sich bei ihm, er würde diesen auf dem Laufenden halten.


    Semir durfte jetzt keine Zeit mehr verlieren!

    Noch während er zu seinem Auto ging, schickte er Helmut die Bilder und wählte dessen Nummer.

    Nach kurzer Erklärung, machte sich Helmut sofort an die Arbeit und versicherte Semir, dass er nicht lange benötigte, um ihm die Adresse zu besorgen.

    So stichhaltige Anhaltspunkte hatte er selten!

    Semir beschloss zunächst Susanne zu informieren und sich die Adresse von dem Guillardschen Anwesen geben zu lassen.

    Somit hatte er schon einen Vorsprung und er benötigte dann nur noch maximal 10 Minuten zu der Hütte.

    Sollte er jetzt seine Chefin informieren?

    Er entschied sich zunächst dagegen!

    Erst wenn er den genauen Standpunkt hatte würde er um Verstärkung bitten. Wobei Ben geschrieben hatte er solle alleine kommen, er durfte seinen besten Freund und seine Sammy nicht wieder in unnötige Gefahren bringen.

    Er könnte es sich nie verzeihen, wenn ihnen wegen seiner Unvorsichtigkeit etwas passieren würde.


    Mit einem bedrückenden Gefühl dachte er an die Videobotschaft zurück, auf dem diese Verbrecher Ben fast zu tote geprügelt hatten.

    Er durfte nicht riskieren, dass Ben noch einmal so leiden musste!









    Doch da hatte Sascha Ben gewaltig unterschätzt, denn schon nach ein paar Minuten der Erholung öffnete er seine Augen wieder. Er sah zwar alles noch etwas verschwommen, aber wusste sofort was passiert war und warum er hier lag. Vorsichtig tastete er nach seinem Schienbein und stellte erleichtert fest, dass es wohl nur angebrochen war. Das Schienbein war an der Stelle an der er auf die Treppenstufen aufgeschlagen war, blutverschmiert und hatte eine Delle im Knochen.

    Na super, mit schnell weglaufen war es jetzt wohl auch vorbei!

    Er schaute sich um und stellte fest, dass sein Widersacher nicht in der Nähe war.

    Ben hörte wie Sascha im Erdgeschoss telefonierte, konnte jedoch leider nicht verstehen was dieser sagte.


    Das war die Gelegenheit! Vielleicht sogar seine letzte Chance seinem Peiniger zu entkommen! Etwas umständlich zog er sich auf die Beine und unterdrückte ein Schmerzenslaut, als er auf seinem verletzten Bein auftrat.

    Was waren das denn für Geräusche, welche aus diesem Raum kamen? Vorsichtig drückte er gegen die Türe, so dass diese aufsprang.

    Als er durch den Türspalt schaute wurde Ben augenblicklich schwindelig.

    Was hatte dieser Bastard getan?

    „Sammy, oh Gott nein!“

    Nicht mehr ganz so leise öffnete er die Zimmertüre nun komplett und humpelte so schnell es seine Verletzungen zuließen, durch den großen Raum, auf seine Sammy zu.

    Sammy lag nur mit einem leichten Kleid bedeckt und an das Bettgestell gefesselt in diesem Bett. Sein Hass auf Sascha würde nun gleich außer Kontrolle geraten und er musste sich zusammenreißen, um nichts falsches zu machen.

    Was hatte dieser mit seinem Engel gemacht?

    Hatte er sie angerührt?

    Hatte er sie verletzt?


    Tausend Gedanken tobten durch sein Kopf und er versuchte vergeblich einen klaren Gedanken zu fassen.

    „Ben, bleib ruhig du musst jetzt wie ein Polizist handeln! Blende alles aus und handle rational!“ Er musste diese irrationalen Gefühle beiseite schieben und in den Polizistenmodus übergehen, ansonsten wären sie beide verloren.

    Sammy schaute ihn entsetzt aus ihren verweinten Augen an und schüttelte unentwegt mit dem Kopf. Ben zog ihr mit einem Ruck das Klebeband vom Mund und machte sich sogleich an die Fesseln. Dies gestaltet sich etwas schwierig, da seine verletzte Hand noch immer eingebunden und er mit einem Kabelbinder gefesselt war, was das greifen erheblich erschwerte.

    So wurde das nichts, schnell scannte er den Raum nach irgendetwas ab, womit er die Fesseln lösen konnte.

    Tatsächlich lag auf einer kleinen Kommode ein Schweizer Taschenmesser. Schnell hatte er eine Fessel gelöst, den Rest konnte Sammy selber öffnen, da Bens Kräfte schon wieder aufgebraucht waren.

    Bens Gedanken überschlugen sich, er musste sie in Sicherheit bringen, aber die Schmerzen lähmten ihn!


    Stöhnend lehnte er sich an die Wand um nicht zu Boden zu gehen.

    Schnell kam ihm Sammy zu Hilfe und schnitt ihm vorsichtig die Kabelbinder auf.

    Doch da passierte es!

    Das Taschenmesser fiel zu Boden und machte einen unglaublichen Lärm.

    „Los Sammy, gib mir das Messer und stell dich hinter die Tür!“ Den Schlag hatte Guillard bestimmt gehört und er zog seine Freundin rasch hinter die Zimmertüre.

    „Sobald er kommt werde ich ihn überwältigen, du wirst dann laufen so schnell du kannst, ....drehe dich nicht um und hol Hilfe......bitte, versprich mir, dass du läufst!“ Er konnte in ihren nassen und flehenden Augen sehen, dass er mit seiner Bitte auf Widerstand stoßen würde.

    „Nein ich lass dich nicht allein!“ Kam es auch schon von der Blondine und sie schüttelte immer energischer ihre wilde Lockenmähne.

    Doch es gab keine Zeit mehr für Diskussionen, denn er hörte Sascha auf der Treppe schon lautstark brüllen.

    „Du kannst mir nicht entkommen du dreckiger Bulle!“

    Auch Ben hatte sich hinter dem Türblatt verschanzt und stürzte sich nun umgehend auf Sascha als dieser hektisch den Raum betrat.

    „Lauf Sammy......Lauf.......!“ Aus dem Augenwinkel heraus konnte Ben sehen, wie seine Freundin an ihnen vorbeirannte und tatsächlich die Flucht ergriff.

    Erleichterung breitete sich in ihm aus und er konnte sich nun voll und ganz seinem Widersacher widmen.


    Sie konnte nicht darüber nachdenken ob dies jetzt die richtige Entscheidung war. Sie konnte ihn doch nicht einfach so zurücklassen, Ben sah furchtbar aus.

    Ihr Freund hatte in seinem Zustand wahrscheinlich keine Chance gegen Sascha!

    Oh Gott, was hatte er nur mit ihm gemacht?

    Ihr Herz zog sich erbarmungslos zu einem riesigen Eisklumpen zusammen.

    Doch sie rannte!

    Ihr liefen die Tränen über die Wangen.

    Und sie rannte!

    Jetzt konnte nur noch sie ihn retten!

    Sie musste so schnell als möglich Hilfe holen!

    Die Tür der Hütte war zum Glück nicht verschlossen und sie rannte, sie rannte hinaus in den Wald und rannte.......










    Schweißgebadet erwachte Sammy aus diesem schrecklichen Alptraum!

    Sie musste zuschauen, wie Sascha ihren geliebten Ben kaltblütig erschossen hatte!

    Semir war gekommen um Ben und sie zu retten, dabei hatte es Semir an der Schulter erwischt und zudem lief noch ganz viel Blut über dessen besorgtes Gesicht.

    Ben hatte natürlich versucht seinerseits Semir zu helfen, denn Sascha hielt dessen besten Freund eine Waffe an die Schläfe.

    Als Ben sich todesmutig auf Sascha stürzte, drückte dieser eiskalt ab und Ben brach mit einem Bauchschuss getroffen zusammen.


    Als sie ihre Augen öffnete blickte sie geradewegs in Saschas schadenfrohes Gesicht. Augenblicklich begann sie an ihren Fesseln zu ziehen und zu reißen, um sich von diesen zu befreien. Mit lüsternem Blick beugte er sich zu ihr hinunter und ließ seine Hand über ihren zitternden Körper gleiten. Verzweifelt schüttelte sie ihren Kopf und wieder schossen ihr die Tränen aus den eh schon verweinten Augen. Durch das Klebeband über ihrem Mund war nur ein leises Jammern zu hören.

    Sascha törnte diese Hilflosigkeit seiner Ex-Freundin noch mehr an und er war versucht sie sich einfach zu nehmen. Jedoch entzog er sich der Versuchung, denn er musste hierfür noch ein paar Vorbereitungen treffen.

    Seine verhasste Geisel würde er an diesem Schauspiel teilhaben lassen, das würde dem Polizisten endgültig den Rest geben. Dann würde er noch Bens besten Freund vor seinen Augen töten.

    Erst dann war seine Rache perfekt!

    Erst dann war es an der Zeit für Ben Jäger zu sterben und dieser Bastard würde ihn gewiss anflehen endlich sterben zu dürfen!


    *****

    Nach ein paar Stunden Schlaf hatte sich Ben etwas erholt und die Schmerzen waren auf ein erträgliches Maß gesunken. Er merkte jedoch schnell, dass dieser Zustand nur anhielt, wenn er sich überhaupt nicht bewegte. Sobald er seine Lage auch nur minimal veränderte schoss ein unerträglicher Schmerz durch seinen Körper. Vor allem seine Rippen fühlten sich an, als wären sie abermals gebrochen und das an mehreren Stellen.

    Die Schwellung an seinem Kehlkopf war durch die ständige Kühlung mit nassen Tüchern etwas zurückgegangen.

    Mit besorgtem Blick schaute Romy auf ihren Patienten und hob ihm sofort eine Wasserflasche an den Mund.


    Ben musste trinken, damit dieser nicht austrocknete!

    Und sie mussten ganz schnell hier raus, vor allem mussten sie ihre Tochter finden!

    Sie wusste nicht wo ihr Geiselnehmer Sammy versteckt hatte und was er ihrer Tochter angetan hatte. Auf Bens Hilfe konnte sie nicht setzen, selbst wenn er wollte, er war zu schwer verletzt um Sascha zu überwältigen. Dabei würde er höchstwahrscheinlich sein Leben lassen.

    Nein, das konnte sie nicht riskieren, sie war auf sich allein gestellt!

    Plötzlich öffnete sich die Tür und ihr Peiniger ging zielstrebig auf den jungen Polizisten zu.

    Ben ging schon in Abwehrhaltung, doch Sascha zog ihn kurzerhand auf die Beine und zerrte den vor Schmerzen Brüllenden hinter sich her. Dann schloss sich die Türe und Romy war wieder alleine in ihrem Gefängnis.


    Im Flur hielt Sascha kurz inne und fesselte Bens Hände mit einem Kabelbinder nach vorne, er wollte nichts riskieren. Er wusste, dass der Bulle unberechenbar sein konnte, vor allem wenn es um seine kleine Freundin ging.

    „Los hier hoch und ein bisschen schneller, sonst mach ich dir Beine!“ Unsanft stieß er den Verletzten die Treppe hoch und sog jeden Leidenslaut gierig in sich auf.

    Von Saschas Tritt verlor Ben jetzt das Gleichgewicht und fiel ungebremst die Stufen hoch. Viel zu hart landete er auf seinem Schienbein und hörte ein leises Knacken, was ihm augenblicklich die Luft zum Atmen nahm.

    Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er dem Schmerz Herr zu werden, doch schon tanzten kleine Sternchen vor seinen Augen und er driftete ab in eine wohltuende Dunkelheit.


    „Du kannst einem echt den ganzen Spaß verderben!“ Schimpfte Sascha wie ein Rohrspatz und zog den bewusstlosen Ben die restlichen Treppenstufen hinauf. Achtlos ließ er ihn im Flur zu Boden fallen und stapfte wütend zurück ins Erdgeschoss.

    Der war jetzt erst mal ausgeknockt!

    Wenn dieser Idiot nicht mal ein paar Treppenstufen unbeschadet hoch kam, dann ging von diesem erst einmal keine Gefahr mehr aus.




    Nachdem Sascha sich etwas beruhigt hatte, dachte er über seine weitere Vorgehensweise nach. Sein Plan war Rache!

    Rache an dem Mann der ihm alles genommen hatte!

    Er durfte nicht mehr so ausrasten, er wollte ihn doch noch leiden sehen.

    Langsam ging er die Stufen hinauf und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Ein animalischer Laut kam über seine Lippen, als er die schlafende Person betrachtete, welche gefesselt und geknebelt in seinem Bett lag. Die Arme waren an das obere Bettgestell gefesselt, die Beine hatte er gespreizt an den unteren Bettpfosten fixiert. Da sie nur ein leichtes Kleid trug, konnte er den schwarzen Spitzenslip zwischen ihren Beinen hervor blitzen sehen.

    Die Fesselspuren zeugten davon, dass sein Opfer versucht hatte sich zu befreien. Jetzt lag sie erschöpft und fast schon friedlich in seinem Bett. Vom Weinen hatte sich eine schwarze Kajalspur über ihr Gesicht gezogen.

    Sie war wunderschön, ihre schlanken Beine, ihre schmalen Hüften und ihr praller Busen ließen ihn augenblicklich erregen. Ihre weichen, blonden Locken lagen wild neben ihrem engelhaften Gesicht. Er hatte sie noch nie so sehr begehrt wie jetzt in diesem Moment.

    Fast hätte er seiner Begierde nachgegeben, doch dann hörte er das Klopfen und Rufen von Romy.

    Wütend über sich selbst, aber auch über die Störung trampelte er die Stufen hinunter und öffnete die Tür zu seinen Geiseln.


    „Bitte Sascha ich brauch ganz dringend etwas zum Trinken, bitte sei kein Unmensch oder willst du mich auch umbringen? Ich habe seit einer Ewigkeit nichts getrunken und bin schon völlig dehydriert. Nur ein bisschen Wasser. Bitte!“ Bettelte Sammys Mutter ihren Geiselnehmer an. Sie war auch noch eine hervorragende Schauspielerin, denn wenn Ben, Saschas Gesichtsausdruck richtig deuten konnte, dann sah es so aus, als hätte Romy, Guillard von ihrer Story überzeugt können.

    Er war sehr erstaunt, als der Guillard Sohn zunächst ihr Gefängnis verließ, um kurz darauf mit 2 Flaschen Wasser und ein paar sauberen Tüchern zurückzukommen.

    „Danke, mein Junge“, bedankte sich Romy aufrichtig bei dem Ex-Freund ihrer Tochter.

    Wahrscheinlich tat dieser Verbrecher das nur, weil er mit ihm noch ein bisschen Spaß haben wollte. Der Typ wies eindeutig psychopathische Züge auf und Ben fühlte sich wieder einmal so unfassbar hilflos und ausgeliefert!


    Ben hatte sich mittlerweile aufgerichtet und saß schwer schnaufend an die Wand gelehnt da. Seine Brust schmerzte höllisch und er merkte ganz genau, dass irgendetwas nicht stimmte. Er bekam nur schwer Luft und einen unbändige Hysterie stieg aus seinem Innersten empor, so dass fast keine Luft mehr in seine Lunge strömen konnte.

    Romy eilte nun schnell zu ihm und brachte ihn in eine nahezu liegende Position. Sie erkannte sofort wo Bens Problem lag. An seinem Hals konnte man deutliche Spuren einer Kehlkopf-Quetschung erkennen. Der Hals war angeschwollen und bläulich verfärbt. Vorsichtig setzte sie ihm die Wasserflasche an den Mund und versuchte ihm etwas von dem kühlenden Nass einzuflößen.

    Viel zu gierig nahm er ein paar große Schlucke, welche augenblicklich seinen Hals zum brennen brachte.

    Dann tränkte sie eines der Tücher und legte ihm das feuchte Tuch auf seinen angeschwollen Hals. Nachdem Ben seine Atmung wieder etwas unter Kontrolle gebracht hatte, schloss er erschöpft seine Augen und dämmerte etwas dahin. Diese Gelegenheit nahm Romy wahr um Bens Verletzungen etwas zu reinigen. Immer wieder stöhnte dieser bei ihren Berührungen auf, ließ aber alles über sich ergehen.

    Romy bewunderte den jungen Mann insgeheim über so viel Selbstbeherrschung, denn alle diese Verletzungen und schlimmen Hämatome, mussten unmenschliche Qualen verursachen.

    Wie konnte ein Mensch allein dies nur ertragen?

    Nachdem sie fertig mit der Prozedur war strich sie ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus seinem übel zugerichteten Gesicht und konnte nun auch verstehen, warum ihre Sammy sich Hals über Kopf in diesen Mann verliebt hatte. Sie kannte ihn erst seit ein paar Stunden und dennoch spürte sie schon eine Art Verbundenheit mit ihm. Zudem sah er noch verdammt gut aus, auch wenn sein Körper zurzeit etwas ramponiert aussah.


    *****


    Semir war völlig klar, dass bevor er Ben retten konnte, Susannes Hilfe benötigte. Sie musste die Adresse von dieser besagten Hütte rausbekommen.

    Sie mussten an den Ermittlungen zur Guillard Familie gehörende Immobilien anknüpfen! Ihm war klar, dass es schneller gehen würde wenn er die Unterstützung von seiner Chefin hätte, aber sie würde ihn niemals alleine gehen lassen.

    Und darum musste er ohne sie an diese Informationen kommen!

    Außer Susanne und die Nachtschicht war die PAST wie ausgestorben. Die zwei machten sich sofort an die Arbeit und beide wussten, dass dies eine lange Nacht werden würde. Da die Guillard Akten noch unter Verschluss waren, blieb den beiden nichts anderes übrig, als Hartmut ebenfalls einzuweihen.

    Einstein musste sich irgendwie in die unter LKA-Verschluss liegenden Akten hacken.

    Leider tauchte nirgendwo eine Hütte auf!

    Wer konnte noch von dieser Hütte wissen?

    Sammys Umfeld, ja klar, Sammy war jahrelang mit dem Guillard-Sohn liiert. Woher sollte sonst Ben von der Hütte wissen. Gleich morgen früh würde er zu aller erst Sammys beste Freundin Iris befragen, sie arbeitet wie Sam im Krankenhaus. Schnell hatte er eine Liste mit Personen zusammengestellt welche Sammy nahe standen. Damit die Befragung schneller ging, mussten sie sich aufteilen, Susanne übernahm die andere Hälfte der Liste.

    Ihnen lief die Zeit davon, sie mussten sich beeilen bevor es für Ben und Sammy zu spät war!

    Semir beschloss sich noch ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen und fuhr nach Hause zu seinen Kindern und Andrea.

    Er musste Ben unbedingt finden!

    Er durfte nicht schon wieder einen Partner verlieren!

    *******

    Semir hatte die Spurensicherung gerufen, obwohl er genau wusste, dass dabei nichts heraus kommen würde. Er wollte jedoch nichts übersehen und so wurden alle Videoaufzeichnungen im Krankenhaus gesichtet und Bens Krankenzimmer penibel auf Spuren untersucht. Natürlich wurde auch die Nummer von der aus, Sammy Ben angerufen hatte, überprüft.

    Jedoch stellte sich dies ebenfalls als Sackgasse heraus.

    Er hatte die Nachricht welche sein Freund auf seinem Kopfkissen gelegt hatte sofort gefunden. Die Informationen auf dem Notizzettel würden Semir hoffentlich zu seinem verletzten Partner führen.

    Doch dieses Mal würde Semir absolut nichts riskieren, was Ben auch nur annähernd in Gefahr bringen würde!

    Als Semir wieder in seinem Dienstwagen saß, blickte er etwas ratlos auf den Zettel, welcher sein Partner ihm hinterlassen hatte. Auf dem Blatt Papier stand in kaum lesbarer Schrift:

    „Komm allein, schwarzer Transporter, Hütte Jessica.“

    Der Deutsch-Türke vermutete, dass Ben nicht viel Zeit hatte diese Nachricht zu schreiben. Wahrscheinlich war sein Freund auch nicht sicher ob dieser beobachtet wurde oder ob vielleicht sogar irgendwo eine Kamera versteckt war.

    Zudem war dessen Schreibhand verletzt, daher die unleserliche Schrift.

    Wobei wenn er an Bens handgeschriebene Berichte dachte, sahen diese ähnlich krakelig aus.

    Bei dem Gedanken daran, musste er unwillkürlich lächeln.

    Er würde alles dafür geben, wenn er seinen chaotischen Partner wieder zurück hätte!

    Er würde sich nie wieder darüber aufregen, wenn Ben sein Auto zumüllte oder wenn er zu spät zur Arbeit käme, weil sein Freund mal wieder verschlafen hatte.

    Er vermisste ihn so sehr!

    Dessen dumme Sprüche, diese flapsige Art und sein faszinierender Gesang, wenn sie mal wieder eine langweilige Nachtschicht hinter sich brachten.

    Er vermisste seinen jugendlichen Leichtsinn aber auch seine selbstlose Art, alles und jeden beschützen zu wollen. Seine Naivität und sein Glaube an das Gute im Menschen, hatten Ben schon so oft in Schwierigkeiten gebracht. Doch genau diese ganzen Macken und Eigenheiten, machten diesen zu seinem perfekten Partner und Freund und machten ihn als Menschen aus.

    Er hatte ihm schon so oft den Hintern gerettet und das gleiche hatte Ben für ihn getan.

    Sie waren das perfekte Team!

    Sie vertrauten sich blind!

    Semir steckte die Notiz in seine Jackentasche und war zu allem bereit.

    Er musste seinen Freund da raus holen!

    Mit Tränen in den Augen, drückte er das Gaspedal durch und war entschlossener denn je, seinen besten Freund zu retten!


    ******

    Er wollte nicht mehr, er konnte einfach nicht mehr!

    All die Schmerzen welche er in den letzten Wochen ertragen musste. Für Ben war die Grenze überschritten, nur noch der Gedanke an Sammy, ließ ihn nicht auf der Stelle aufgeben.

    Mit einem Stöhnen kehrte er wieder in die grausame Realität zurück.

    Sascha hatte, wie schon so oft, ganze Arbeit geleistet!

    Sein Kopf dröhnte! Mehrere heftige Schläge hatten ihn am Kopf getroffen. Als er sich mit der Hand über sein Gesicht fuhr, zuckte er erschrocken zurück. Sein Blickfeld war stark eingeschränkt, da sein rechtes Auge fast komplett zu geschwollen war. Über seinem Auge klebte verkrustetes Blut und seine langen Haare klebten an seiner schweißnassen Kopfhaut. Erst jetzt nahm er wahr, wie eine leise Frauenstimme beruhigend auf ihn einredete.

    Romy hatte seinen Kopf auf deren Schoß gebettet und sah ihn erleichtert an.

    „Oh mein Gott Ben, ich dachte schon er würde dich totschlagen!….. Bitte sag etwas, wo hast du Schmerzen?“ Redete Sammys Mutter verzweifelt auf ihn ein.

    „Frag .....lieber... wo es nicht......weh..tut!“ Ben verzog sein Gesicht zu einem gespielten Grinsen. „Na wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren, dann kann es nicht so schlimm sein.“ Bemerkte Romy mit einem sarkastischen Unterton.


    Doch sie merkte sehr wohl, dass es ihrem Schwiegersohn in Spe ganz und gar nicht gut ging.

    Dieser hatte hohes Fieber und die aufgebrochene Bauchwunde hatte sich etwas entzündet. Sein Hals sah etwas deformiert aus und war rot verfärbt.

    Sie kannte von Sammy die Vorgeschichte seiner Verletzungen und wusste, dass mit inneren Verletzungen nicht zu spaßen war. Er war erst vor ein paar Tagen dem Tod von der Schippe gesprungen und nun stand er schon wieder auf genau dieser.

    Leider konnte sie nichts für ihn tun, sie hatte nicht einmal Wasser um die offenen Wunden zu reinigen. Sie glaubte nicht, dass wenn sie Sascha bitten würde ihr etwas zum Säubern zu bringen, dieser ihrem Wunsch nachkam.

    Sascha wollte Ben nichts Gutes, aber vielleicht wenn sie für sich nach etwas Wasser fragen würde?

    Sie musste es versuchen!

    Somit klopfte sie zuerst zaghaft an die Türe und als nichts passierte, wurde sie energischer.

    „Was gibt es da zu grinsen, du elender Verräter? Du wirst dir noch wünschen nie geboren worden zu sein. Du hast mir alles genommen was mir wichtig war und jetzt werde ich dir alles nehmen was dir wichtig ist. Du wirst mich anflehen dich endlich zu töten.“

    Mit diesen Worten packte er Ben und zerrte ihn unsanft auf die Beine.

    „Wo ist Sammy......was hast du ....mit ihr gemacht?“ Versuchte Ben mit Sascha in Kontakt zu treten. Doch dies brachte ihm nur einen herben Schlag in seine gebrochenen Rippen ein, was ihn augenblicklich einknicken ließ.

    „Du wirst jetzt deine Klappe halten und nur wenn ich es möchte etwas sagen, hast du mich verstanden?“ Schwer schnaufend brachte der Gepeinigte ein gequältes „ja“ über die Lippen.

    Dann wurde er abermals hochgezogen und an seinem Shirt über den rauen Holzboden gezerrt. Mit grimmigem Gesicht schloss Sascha einen nahegelegenen Raum auf und schupste ihn rüde hinein, um nun die Türe lautstark hinter ihm zuzuschlagen. Der Raum war sehr klein und unmöbliert und nur ein schummriges Dämmerlicht, hing an der Zimmerdecke.

    Unter Schmerzen drehte Ben sich auf den Rücken und versuchte sich zu orientierten. Seine gebrochenen Rippen meldeten sich sofort schmerzhaft zurück, trotzdem kämpfte er sich auf die Beine und erst jetzt bemerkte er eine weitere Gestalt, welche gefesselt auf einem Stuhl saß.

    Die Person, welche mit dem Rücken zu ihm saß, hatte blonde Locken und war sehr zierlich. Unwillkürlich stockte Ben der Atem. Langsam näherte er sich der Frau und war erleichtert, dass es sich nicht, wie zunächst von ihm vermutet, um Sammy handelte.

    Vorsichtig löste er das Klebeband von deren Mund und sprach sanft auf die völlig verängstigte Frau ein. Trotz des Dämmerlichts war ihm sofort klar, wen er hier vor sich hatte. Die Ähnlichkeit war erschreckend, sie sah aus wie eine ältere Ausgabe seiner Sammy.

    „Ist alles in Ordnung mit ihnen?“ Versuchte er die Erschöpfte aus ihrer Lethargie zu holen.

    Als Ben vorsichtig ihre Fesseln löste, wurde diese panisch und begann unkontrolliert nach ihm zu treten.

    „Wouwouwou, ganz ruhig, ich möchte..... ihnen nur .....helfen, ich gehöre nicht zu denen. Ich bin auch ......eine Geisel dieses Verrückten!“ Tatsächlich wurde sie nun ganz ruhig und musterte ihn ganz genau.

    „Sie sind Ben, nicht wahr?“

    Der junge Polizist blickte zu Boden und stotterte beschämt: „Es tut mir so leid, Frau Held, ich wollte das alles nicht! Sammy ist .....wegen mir.. hier reingerutscht..... und nun ....ist auch noch....ihre Mutter, sind sie in Gefahr....oh Gott...…!“

    Seine Kräfte waren am Ende, ihm wurde schwindelig und er schaffte es gerade noch sich an der Wand abzustützen um nicht gänzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren.


    „Junger Mann, sie trifft keine Schuld. Wir haben Sascha alle unterschätzt! ……..Ich habe ihn damals wie meinen eigenen Sohn behandelt und war geschockt, als Sammy wegen ihnen mit ihm Schluss gemacht hatte. …..doch sie ist ihrem Herzen gefolgt, auch wenn sie ihres damals gebrochen haben. Doch wenn Sammy sie damals nicht getroffen hätte, wäre sie in ihr Unglück gerannt und hätte diesen schrecklichen Mensch geheiratet. Ich müsste ihnen eigentlich dankbar sein!“

    Etwas irritiert schaute er Sammys Mutter an.

    Diese meinte es tatsächlich ernst!

    Er konnte so viele Parallelen zu seinem Engel erkennen.


    Als sie erkannte wie schlecht es Ben ging, griff sie ihm unter die Arme und half ihm sich auf den Boden zu setzen.

    Romy Held war ebenfalls Krankenschwester und erkannte sofort, dass es Ben Jäger nicht gut ging. Ohne zu fragen hob sie sein T-Shirt und inspizierte behutsam seinen noch immer in allen Farben schillernden Brustkorb und die wieder aufgebrochene Wunde.

    „Das sieht nicht gut aus Ben, war das Sascha?“ Mit einem leichten Nicken bestätigte er ihre Vermutung.

    „Ben, ich darf doch Ben zu dir sagen?“ Ohne Umschweife wechselte sie zum „du“, was Ben jedoch überhaupt nicht zu störten schien.

    „Ich bin Romy und du brauchst ganz dringend einen Arzt!“

    Jetzt brachte der Verletzte dann doch ein Lächeln zustande.

    „Sehr gerne Romy, sie erinnern....mich...in jeder Hinsicht....an Sammy. Natürlich nur im positiven.... Sinne.“


    Als Sascha das Getuschel in dem Gefängnis seiner Geiseln hörte, beschloss er den Zweien zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Als er sah, wie rührend Romy sich um den Bullen kümmerte, wuchs sein Zorn noch mehr.

    Wie schaffte dieser Ben Jäger es nur, immer wieder seine Mitmenschen so schnell auf seine Seite zu ziehen? Romy war ihm immer wohl gesonnen, sie hatte ihm mal gesagt, dass er genau der richtige Mann für ihre Tochter sei.

    Er war immer willkommen im Hause Held, bis „dieser Bulle“ in Sammys Leben trat!

    Mit wenigen Schritten war er bei Ben und zog ihn grob von Romy weg in den Stand. Ohne große Anstrengung drückte er den schwer angeschlagenen Hauptkommissar an die Wand.

    Sein Unterarm quetschte dem eh schon Geschwächten gnadenlos den Hals zu.


    Röchelnd versuchte dieser Luft zu bekommen, aber Sascha kannte keine Gnade. Wie von Sinnen schlug der Guillard-Sprössling nun auf den völlig hilflosen Verletzten ein. Jetzt wurde Ben rücksichtslos von Sascha mit bösen Tritten und Faustschlägen malträtiert.

    Romy versuchte dem Unterlegenen zu Hilfe zu eilen, doch diese wurde von Sascha wie eine Puppe zu Boden geworfen. Hilflos musste sie mit ansehen wie ihr Ex-Schwiegersohn den armen Ben mit Schlägen bis zur Besinnungslosigkeit übersäte.

    Erst als der Polizist sich nicht mehr rührte, ließ er von ihm ab und verließ wortlos den Raum.




    „Ach du meine Güte, was machen sie denn zu dieser späten Stunde hier im Treppenhaus? Sie sehen aber gar nicht gut aus.“ Versuchte die Schwester den ziemlich weggetretenen Ben zu erreichen.

    Mit schwacher Stimme brachte er dann doch heraus: „Keine Sorge es geht mir gut, ...muss mich ....wohl verlaufen haben, wollte ein bisschen....frische Luft ....schnappen.“

    „In ihrem Zustand ist das aber keine gute Idee gewesen, denken sie, sie schaffen es zum Aufzug? Ich bring sie auf ihr Zimmer zurück, welche Zimmernummer haben sie denn?“

    Wollte sie von Ben wissen und hob vorsichtig sein T-Shirt, da sich dieser schützend die Hand auf seinen Brustkorb legte.

    Scharf zog sie die Luft ein, als sie seinen eingebundenen Oberkörper und die bunt verfärbten Hämatome sah. Der Verband hatte sich rot verfärbt, da durch das Treppensteigen wohl eine Wunde aufgebrochen war.

    Ben war mittlerweile von den Schmerzen speiübel geworden, so dass er sich jetzt auch noch in einem Schwall auf den Boden erbrach. Er war schweißgebadet und kämpfte hartnäckig gegen die Bewusstlosigkeit an.

    Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden, dann war alles umsonst und er würde nie und nimmer rechtzeitig zu dem schwarzen Transporter gelangen!

    „Ich werde jetzt hoch gehen und Hilfe holen, sie bleiben schön hier sitzen und rühren sich nicht vom Fleck. Wir werden sie gleich mit einem Krankenbett hier unten abholen und wieder auf ihr Zimmer bringen.“

    Ohne eine Antwort abzuwarten stürzte sie die Treppenstufen hoch in die Innere, wo sie das Zimmer des Patienten vermutete.


    Jetzt durfte Ben keine Zeit verlieren, er musste hier raus und zwar bevor die Krankenschwester mit den Pflegern kam, um ihn zurück auf sein Zimmer zu bringen.

    Mit zusammengekniffenen Augen erhob er sich und versuchte für den Moment alle seine Schmerzen zu verdrängen.

    Die Hintertür der Notaufnahme ließ sich dann leicht öffnen. An die Hauswand gelehnt spähte er um die Ecke, um zu schauen ob er freie Bahn hatte.

    Und tatsächlich hatte er Glück, niemand war zu sehen! Auf der anderen Straßenseite erblickte er den schwarzen Transporter und lief schwankend auf das Auto zu. Kurz vor seinem Ziel wurde ihm schwarz vor Augen und er stürzte ohnmächtig auf den harten Asphalt.


    Schwester Celine kam völlig außer Puste im 5. Stock an und stürzte ins Schwesternzimmer. „Schnell unten vor der Notaufnahme am Hintereingang sitzt ein schwer verletzter Patient von euch, ihr müsst ihn mit einem Krankenbett abholen“.

    „Wie heißt er denn?“

    „Das kann ich dir gar nicht beantworten, er ist so um die 35 hat einen braunen Wuschelkopf und üble Verletzungen am Oberkörper.“

    „Oh mein Gott, das ist Ben Jäger, der entführte Polizist der einen Sicherheitsmann vor seinem Zimmer sitzen hat. …….Er dürfte das Zimmer auf keinen Fall verlassen, da er bedroht wird.“

    Ohne weiter Erklärungen rannte der Pfleger die 5 Stockwerke runter. Im Treppenhaus vernahm er einen beißenden Geruch und wäre auch noch fast auf Bens Erbrochenem ausgerutscht.

    Als er die Tür öffnete konnte er auf der anderen Straßenseite gerade noch sehen wie der ohnmächtige Ben Jäger in einen schwarzen Transporter gezerrt wurde und dieser mit quietschenden Reifen davon raste.

    Er rannte dem Auto noch ein Stück hinterher um eventuell das Kennzeichen zu erhaschen, aber er war zu spät.


    Semir war in der PAST über den Ermittlungsakten eingeschlafen, als sein Handy unbarmherzig klingelte.

    „Gerkhan, Kripo Autobahn“, meldete er sich noch ziemlich benommen.

    „Herr Gerkhan, bitte kommen sie sofort ins Krankenhaus. Ihr Kollege Herr Jäger ist verschwunden.“

    Ohne noch weiter zuzuhören, schnappte er sich seine Autoschlüssel und raste los.

    Oh nein, das konnte nicht wahr sein, wie hatte es Ben in seinem Zustand und ohne Hilfe aus dem Hospital geschafft?

    Am Eingang empfing ihn schon der Pfleger, welcher Semir gleich mit auf die Station nahm. Mit kurzen Worten schilderte er dem Deutschtürken was sich vorher im Krankenhaus ereignet hatte. Auf der Station fand er einen am Boden zerstörten Wachmann vor, der noch etwas benommen wirkte.

    „Ich habe ihm von der netten Schwester aus der Chirurgie das Telefon herein gebracht. Sie meinte da sei seine Freundin dran, ich wollte seine Privatsphäre wahren und habe das Zimmer sofort wieder verlassen………. Nach ein paar Minuten kam er heraus und hat es mir wieder gegeben.“ Begann der Beamte stockend zu erzählen.

    „Bitte konzentrieren sie sich, was hat er zu ihnen gesagt?“ Bohrte Semir nach.

    „Er hat sich nach meinem Kollegen erkundigt, da wir sonst immer zu zweit Wache schieben. Ich erklärte ihm, dass dieser zu einem dringenden Fall gerufen wurde und in 2 Stunden wieder da sein würde. Daraufhin ging er in sein Zimmer zurück,………. er sah wirklich nicht gut aus! Ich vermute er hatte starke Schmerzen.“

    Semir drehte sich um und ging wortlos in Bens Krankenzimmer. Er kannte Ben, wenn er gekonnt hätte, hätte er ihm eine Nachricht zukommen lassen. Da Ben kein Telefon auf dem Zimmer wollte und auch kein Handy, hatte er ihm bestimmt anderweitig eine Nachricht zukommen lassen. Und er wurde nicht enttäuscht....!


    ********

    Vor ihm stand sein bester Freund und Sascha hob diesem eine Waffe an die Schläfe.

    Semir sah furchtbar aus!

    Dem Türken seine rechte Gesichtshälfte war blutverschmiert und aus dessen Schulter liefen ebenfalls Unmengen von dem rotem Lebenssaft. Hinter ihm lag eine zierliche blonde Frau, ihre blauen Augen waren weit aufgerissen und auf ihre Stirn prangerte ein kleines Loch, aus dem ein wenig Blut floss.

    Guillard hatte sie einfach erschossen!

    Er hatte es nicht geschafft sie zu retten!

    Wieder war er zu schwach und er konnte die Forderungen, welche Sascha an ihn gestellt hatte, nicht erfüllen. Kurz vor dem Ziel zeigte sein Körper ihm seine Grenzen auf und jetzt war das Leben seiner Sammy erloschen und das seines Freundes konnte er auch nicht retten.

    Mit einem animalischen Schrei gab Ben seinen ganzen Schmerz freien Lauf. Seine körperlichen Schmerzen waren nichts gegen diese seelischen Qualen, welche er beim Anblick dieser Szene empfand. Jetzt hatte er nichts mehr zu verlieren, er musste wenigstens Semir retten. Er hatte Familie die ihn brauchte, er musste leben.

    Er musste das Ganze jetzt beenden! Er hörte förmlich wie das Blut durch seine Adern schoss, wie sich Unmengen von Adrenalin freisetzte und sein Körper, welcher sich noch vor wenigen Sekunden wie eine träge Masse anfühlte, blitzschnell hochschoss und sich ohne Rücksicht auf Verluste auf den verblüfften Sascha stürzte.

    Dieser kam ins straucheln und musste um Ben abzuwehren die Waffe senken. Er konnte spüren wie der Guillardsohn ihm die Waffe in den Bauch drückte und langsam den Abzug drückte. Dann löste sich ein Schuss.........!


    Erschrocken fuhr der junge Polizist hoch, als ihn ein Schwall eiskaltes Wasser aus dieser aussichtslosen Szenerie holte. Reflexartig fasste er sich an den Bauch, wo er ein Einschussloch vermutete. Doch außer heftigen Schmerzen, ausgelöst von seinen gebrochenen Rippen, konnte er Keine weiteren Verletzungen entdecken.

    Erleichtert sank er auf den harten Boden zurück und öffnete langsam seine Augen.

    „Oh f..ck, was für ein Horrortrip,“ stöhnte er auf und versuchte sich erst einmal zu orientieren.

    Er lag auf dem Boden einer sehr gemütlich eingerichteten Holzhütte, diese sah sehr gepflegt aus und in einem offenen Kamin loderte ein warmes Feuer.

    Doch er wusste ganz genau wo er sich befand. Das war die Hütte auf die ihn Jessica ein paar Mal mit hin genommen hatte und jetzt huschte ein Lächeln über seine Lippen.

    Hoffentlich würde Semir seine Nachricht verstehen, ansonsten wußte er, dass er endgültig verloren war!




    Ben atmete schwer und musste sich erst beruhigen bevor er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Bett quälte. Krampfhaft überlegte er was er tun sollte, dann nahm er das Handy und brachte es dem Sicherheitsmann mit einem kurzen Dank zurück.

    „Wo ist denn ihr Kollege, normalerweise sind sie doch zu zweit?“ Versuchte Ben etwas über den Aufenthaltsort des zweiten Wachmanns heraus zu bekommen.

    „Er wurde zu einem dringenden Fall gerufen, er ist aber in 2 Stunden wieder da. Keine Angst ich werde meinen Platz nicht verlassen bis er wieder zurück ist,“ beruhige dieser Ben.

    „Soll ich ihnen zurück helfen, sie sehen nicht gut aus?“ Bot der junge Beamte dem sichtlich angeschlagenen Ben an.

    „Nein danke, das schaffe ich schon.....,“ schloss die Tür und setzte sich erst einmal geschafft von den wenigen Schritten auf sein Bett. Er brauchte einen Fluchtplan und zudem musste er Semir irgendwie einen Hinweis zukommen lassen mit dem er ihn finden konnte. In seiner Beistelltisch-Schublade fand er einen kleinen Block und einen Stift auf den er schnell etwas kritzelte und auf sein Kopfkissen legte.

    Jetzt musste er nur noch hier raus kommen, aber wie sollte er seinen Kollegen überwältigen und vor allem wie sollte er es in seinem Zustand, unerkannt durch das ganze Krankenhaus bis zum Hinterausgang, schaffen?

    Völlig schweißgebadet zog er sich den Zugang aus seiner Armbeuge und klebte provisorisch ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle. Dann ging er langsam in Richtung seines Kleiderschranks und zog ein T-Shirt und eine Jogginghose heraus. Als er sich angezogen hatte schaute er prüfend auf die Uhr. Er hatte schon eine halbe Stunde verbraucht, blieben ihm noch 1 1/2 Stunden.

    Langsam aber sicher ließen die Schmerzmittel, welche die Schwester ihm am Abend verabreicht hatte, nach.

    Er musste sich jetzt zusammenreißen, es ging hier schließlich um seine Sammy und so zog er noch seine Schuhe an und war bereit für seinen zu recht gelegten Plan. Natürlich durfte ihm auf dem Weg nach unten keiner über den Weg laufen, aber er war ja schließlich Polizist und kannte alle Tricks um unerkannt zu bleiben. Seine wohl größte Hürde war der Wachmann vor der Tür, da er merkte wie bei jeder Bewegung seine Rippen und eigentlich jede Stelle seines misshandelten Körpers schmerzten.

    In seinem tiefsten Inneren wusste er, dass er diesen Alleingang höchstwahrscheinlich nicht überleben würde!

    Er musste nur seinen Engel in Sicherheit wiegen, alles andere war ihm egal.

    Sollte der Verrückte ihn doch töten!

    Ein kalter Schauer kroch ihm über den Rücken, als er an die Folter dachte, die ihm Sascha und Josef zugefügt hatten. Nochmals könnte er so etwas nicht ertragen, es sollte dann wenigstens schnell gehen.

    Doch noch hatte Ben einen kleinen Funken Hoffnung, dass Semir seine Nachricht laß und ihn und Sammy retten würde.


    Langsam öffnete er die Türe und musste schmunzeln als er auf den eingenickten Sicherheitsbeamten blickte. So hatte er leichtes Spiel und wusste sofort welche Stelle an seinem Hals ihn zum weiterschlafen brachte. Er musste diesen Trick auch schon einmal bei Semir anwenden, als seine ermordete Freundin Laura in den Fängen von dem Verbrecher Hagen war.

    Schnell umfasste er den Hals des jungen Mannes und ehe dieser überhaupt reagieren konnte, war er schon wieder im seligen Land der Träume angekommen.

    „Sorry, mein Freund, das musste sein!“

    Leicht benommen musste er sich am Türrahmen festhalten um nicht umzukippen. Ein kurzer Blick auf die Uhr im Krankenhausflur trieb ihn jedoch abermals zur Eile an.

    Er war im 5. Stock und er wusste, dass er den Aufzug nicht benutzen durfte, das war zu gefährlich.

    Um diese Uhrzeit war höchstwahrscheinlich keiner mehr in den Treppenhäusern unterwegs, die Pfleger, Krankenschwestern und Ärzte nahmen sowieso immer den Aufzug.

    Langsam setzte er sich in Richtung Treppenhaus in Bewegung und da er sich von früheren Krankenhausaufenthalten recht gut auskannte, wusste er genau wo es lang ging.

    Er kam nur schwerlich vorwärts, da ihm die immer schlimmer werdenden Schmerzen fast um den Verstand brachten.

    Auch musste er sich immer, nach maximal 5 Stufen, kurz setzen um seine spärlichen Kräfte wieder zu bündeln, um seinen schwerlich Gang fortzuführen zu können. In diesem Tempo würde er es nie rechtzeitig nach unten schaffen. Wieder schaute er besorgt auf die Uhr welche im Treppenhaus hing und musste mit Schrecken feststellen, dass er nur noch knapp 30 Minuten Zeit hatte. Jetzt durfte nichts mehr schief gehen!

    Ansonsten wäre sein geliebter Engel in größter Gefahr!

    Doch als er endlich im Erdgeschoss angekommen war, passierte es! Eine hoch motivierte Schwester hatte sich doch im Treppenhaus verirrt und entdeckte Ben, der schwer schnaufend und mit schmerzverzerrtem und toten bleichen Gesicht auf der untersten Treppenstufe saß.




    Jetzt musste er Ben Jäger nur noch aus dem Krankenhaus locken. Aber dessen kleiner Bullenfreund hatte gute Vorkehrungen getroffen, so dass er nicht an ihn rankam.

    Dies war im Grunde genommen nur über Sammy möglich, nur wenn er sie dazu brachte bei ihrem Freund anzurufen, würde er freiwillig zu ihm kommen.

    Etwas reumütig betrachtete er die Niedergeschlagene!

    Zu dumm, dass er jetzt warten musste bis sie aufwachte!

    Sascha wusste, dass er nur durch einen Trick an den Polizisten rankam.

    Mit einem Klaps auf Sammys Wange holte er sie in die Wirklichkeit zurück. Noch völlig benommen schaute ihm die hübsche Blondine mit zornigem Gesicht entgegen.

    „So meine Süße, du wirst jetzt auf deiner Station anrufen und die sollen das Telefon auf Ben Jägers Zimmer bringen. Der Wachmann darf zu ihm rein, er soll das Telefon ihm geben.“ Gab er seiner Ex-Verlobten Anweisung.

    „Das werde ich ganz sicher nicht tun, ……..du bist ja verrückt, wenn du glaubst ich helfe dir Ben hier her zu locken....“, schrie sie ihn jetzt ungehalten an.

    „Das habe ich mir schon gedacht und deshalb habe ich eine kleine Überraschung für dich, …….was dich deine Meinung eventuell nochmals überdenken lässt.“ Mit einem gehässigen Grinsen zog er ein Tablett heraus und hob ihr ein laufendes Video vor das Gesicht.

    Entsetzt schlug sie ihre Hand vor den Mund und unterdrückte damit einen Schrei. Ihre Mutter saß auf einem Stuhl gefesselt da und hatte einen Knebel im Mund.

    Um ihren Brustkorb war ein Bombengürtel geschnallt, ihre Augen waren vom Weinen verquollen und diverse Schrammen zierten ihr verängstigtes Gesicht.


    „Du elender Bastard, was hast du mit meiner Mutter gemacht? Du wirst sie sofort freilassen, wie krank bist du eigentlich? Sie hat damit doch überhaupt nichts zu tun!…..Sie hat dich damals sogar wie ihren eigenen Sohn behandelt und so dankst du ihr es?“ Ging Sammy nun völlig hysterisch auf Sascha los.

    „Entweder du rufst jetzt auf deiner Station an und lässt das Telefon zu deinem Geliebten bringen oder .......Bumm, deine Entscheidung liebe Samantha!“ Provokativ hielt er der Verzweifelten einen Fernzünder unter die Nase.

    „Nein, bitte nicht....das darfst du...nicht tun, oh mein Gott wie krank ist das!“ weinte sie.

    Noch einmal schaute sie auf den Bildschirm, auf dem ihre Mutter, am Rande eines Nervenzusammenbruchs, auf ihr Ende wartete.

    Schon hob er ihr ein Prepaid Handy hin und wählte die Nummer von Sammys Station.

    „Du weißt was du zu tun hast, keine Tricks...ansonsten...Kabum..!“

    Für Samantha war es ein leichtes ihre Freundin davon zu überzeugen, das Telefon über den Wachmann zu Ben aufs Zimmer zu bringen. Sie wusste ja nichts von Ihrer Entführung und so vermutete diese hinter dem Anruf zur so später Stunde, nur die Sehnsucht nach ihrem verletzten Freund.


    Erschrocken fuhr er in seinem Bett hoch als er die Tür hörte, oh Mann er war doch tatsächlich eingeschlafen. Aber wo war Semir?

    Der freundliche Sicherheitsbeamte entschuldigte sich für die Störung und hob Ben ein Telefon hin. „Eine resolute Schwester meinte, dass sie diesen Anruf bestimmt gerne entgegennehmen“, grinste er, übergab Ben das Handy und verließ augenblicklich das Krankenzimmer. Schließlich brauchte jeder ein klein wenig Privatsphäre.



    „Hallo, wer ist da?“ Fragte Ben zögerlich.

    „Ben, ich bin es, du darfst nicht her zur Hütte......“, aber schon wurde Sammy unterbrochen.

    „Hallo Ben, schön dich zu hören, du bist wirklich schwer zu erreichen.

    Du fragst dich bestimmt wie es deiner kleinen Freundin geht? Da kann ich dich beruhigen, bis auf ein paar kleine Blessuren geht es der Wildkatze ganz gut. Und damit dies auch so bleibt, wirst du mir jetzt genau zuhören.“

    „Du Schwein, was hast du mit ihr gemacht, ….wenn ich dich erwische, bring ich dich um ……du verdammter .....“, weiter kam Ben nicht, denn er hörte im Hintergrund seinen Engel schreien und weinen.

    „Bitte tu ihr nicht weh, bitte ich mach alles was du willst, aber bitte lass sie in Ruhe!“ Flehte Ben seinen Widersacher verzweifelt an.

    „Du lernst schnell!…..also es ist ganz einfach für dich. ….Du wirst in den nächsten 2 Stunden das Krankenhaus unauffällig verlassen, wie du das anstellst überlasse ich deinem Einfallsreichtum. ……..Es wird am Hintereingang der Notaufnahme ein dunkler Transporter auf dich warten. Wenn du nicht kommst wird Sammy und auch ihre Mutter sterben! Solltest du irgendein linkes Ding abziehen, ist sie tot! Also du wirst das Telefon jetzt ganz brav dem Sicherheitsmann übergeben und dir dann überlegen wie du ihn austrickst um an ihm vorbei zu kommen. Versuch erst gar nicht deinen Partner anzurufen, das Telefon wird abgehört und ich habe auch im Krankenhaus meine Spitzel.“ Mit diesen Worten legte Sascha auf.





    Triumphierend schaute Sascha auf seine am Boden liegende Geisel. Ihre blonden Locken waren auf der einen Seite mit Blut getränkt, über ihrem rechten Auge klaffte eine große Platzwunde aus der noch immer der rote Lebenssaft floss.

    Vorsichtig drückte er ein Tuch auf die Wunde um diese zu stillen. Fast schon zärtlich strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht, um dieses besser betrachten zu können.

    Warum hatte sie ihn damals verlassen?

    Sie waren das perfekte Paar und dann kam dieser Bulle und verdrehte ihr den Kopf. Er hatte alles zerstört, hatte seine große Liebe gestohlen und seine Familie ausgelöscht. Der Hass auf Ben Jäger stieg ins unermessliche, jetzt musste er ihn nur noch hier her locken und dann hatte sein letztes Stündchen geschlagen.

    Sammy hätte damals ihr Leben für ihn geopfert, er war sich sicher, dass der Bulle das gleiche für sie tun würde.


    Was war nur geschehen? Ihr Kopf fühlte sich an, wie als wäre ein Bulldozer darüber gefahren. Langsam öffnete sie ihre Augen und schaute direkt in das grinsende Gesicht ihres Ex-Verlobten. Schnell drehte sie sich auf ihre Knie und robbte ans andere Ende des Raumes. Schwer atmend drückte sie ihren Rücken an die Wand, zog ihre Beine an sich und umklammerte diese ängstlich.

    Wie kam sie nur hier her?

    Oh nein, sie hatte die Sicherheitsleute nicht rechtzeitig gerufen und war ohne sie in Richtung ihrer Wohnung gefahren. Er hat ihr aufgelauert und sie von der Straße gedrängt, dieser elende Bastard! Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein!

    Sie hatte die Gefahr nicht kommen sehen!

    „Was willst du von mir, hast du noch immer nicht genug Unheil angerichtet?“ Brüllte Sammy ihn an.


    Mit einem süffisanten Grinsen ging er auf seine Ex-Freundin zu, ohne zu zögern zog er sie hoch und schlug ihr brutal ins Gesicht. Entsetzt versuchte Sammy sich aus seinem Griff zu befreien und aus ihrem Mundwinkel lief das Blut über das Kinn. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass er gegenüber ihr gewalttätig werden würde.

    Mit festem Blick schaute sie ihm direkt in die Augen.

    „Du bist so erbärmlich, bist nur stark wenn du Schwächere oder Verletzte schlagen kannst!……. Was willst du von mir, kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen?“ Sammy hatte sich so richtig in Rage geredet und spürte dadurch auch keine Angst mehr.

    „Weißt du meine Liebe, von dir will ich gar nichts mehr, du bist nur noch Mittel zum Zweck.

    Ich.....will....Ben.....Jäger! Er wird für all das Unglück büßen müssen dass er mir und meiner Familie angetan hat. Er wird elendig verrecken....!“ Mit immer lauter werdender Stimme versuchte er Sammy einzuschüchtern.

    Plötzlich fing die junge Krankenschwester schallend an zu lachen, sie lachte und konnte sich gar nicht mehr beruhigen.

    „Was ist denn daran so lustig, dir wird das Lachen schon sehr bald vergehen. Dein dreckiger Bullenfreund wird ganz freiwillig zu mir kommen, wenn ihm etwas an dir liegt. Wir werden ihm jetzt eine kleine Botschaft zukommen lassen.“ Mit diesen Worten holte er aus und schlug den blonden Lockenkopf mit einem Schlag ins Land der Träume.


    ******


    Nachdem Ben nach einer Ewigkeit endlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war, verließ Semir das Krankenhaus. Ihm war überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken seinen Freund jetzt in dieser schlechten Verfassung alleine zu lassen. Aber er musste in die PAST, er musste Samantha finden und das war nur möglich, wenn er einen kühlen Kopf bewahrte. Den zwei Sicherheitskräften hatte er nochmals genaue Anweisungen gegeben.

    Ben durfte das Zimmer nicht verlassen und außer zwei Personen, Konrad und Julia Jäger, hatte Keiner Zutritt zu dessen Zimmer!

    Auch hatte er dafür gesorgt, dass sich nur zwei Pfleger um Ben kümmern durften und natürlich sein behandelnden Arzt Dr. Stefanovic.


    Als Semir in der PAST eintraf drehte sich schon alles um das Verschwinden von Samantha Held. Susanne versuchte herauszufinden welche Unterschlupfmöglichkeiten Sascha Guillard in der Umgebung hatte. Dafür wurden alle Unterlagen aus seiner Wohnung auf die Wache gebracht und akribische durchgearbeitet.

    Frau Krüger ließ ihre Beziehungen zum LKA spielen und versuchte darüber weitere Informationen zu bekommen.


    Sie mussten irgendwie Bens Freundin finden, wenn sein Partner seine Freundin verlieren würde, dann würde dies ihm vollends den Rest geben.





    Semir hatte von Susanne sofort von dem Unfall erfahren und war schon vor den Einsatzkräften am Unfallort. Panisch rannte er zu dem ramponierten Auto von Bens Freundin.

    Er war zu spät gekommen!

    Im Fahrzeug lag nur das zerstörte Handy von Sammy und ein kleiner Blutfleck war auf dem Lenkrad und dem Fahrersitz zu sehen.

    Von Sammy fehlte jegliche Spur!

    Sofort zückte der kleine Polizist sein Handy und informierte die Spurensicherung und seine Chefin.

    Wie sollte er das nur Ben beibringen, waren sie vorhin doch noch so glücklich zusammen. Nun musste Semir ihm die schlimmsten Befürchtungen überbringen, welche eintreffen konnten. Nach kurzer Absprache mit Hartmut und Kim Krüger entschied er sich dann aber doch zu Ben zu fahren, er hatte es ihm schließlich versprochen.


    Als Semir Bens Zimmer betrat lag dieser schweißgebadet in seiner Bett und warf panisch seinen Kopf hin und her.

    Verdammt, Ben hatte wieder einmal einen Alptraum!

    Behutsam versuchte er, durch leichte Schläge auf die Wangen, seinen besten Freund wach zu bekommen. Nun fing Ben an wie wild mit seinen Armen um sich zu schlagen und schrie sein ganzes Leid heraus.

    „Nein, bitte......nein lasst sie in Ruhe......,“ jammerte er unentwegt, bis es Semir gelang durch einen weiteren beherzten Schlag auf Bens Backe, ihn doch noch in die Realität zurück zu holen.

    „Ben, Ben hey….Partner wach auf.....komm schon alles ist gut..!“ Obwohl eigentlich überhaupt nichts gut war. Dessen Sammy war in den Fängen dieses Psychopathen und irgendwie musste er ihm das jetzt schonend beibringen.

    Als Ben ruckartig seine Augen öffnete, schauderte es Semir.

    Angsterfüllt blickte dieser ihn an!

    Dessen Haut war mit einem kalten Schweißfilm überzogen und das ohnehin schon gespenstisch bleiche Gesicht war schmerzerfüllt.

    Ben musste wieder einmal einen schrecklichen Traum gehabt haben.


    Langsam orientierte er sich und erkannte sofort an der Mimik seines Partners, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Somit kam Ben ohne Umschweife zum Punkt.

    „Semir, was ist mit Sammy.....ich habe sie gesehen....sie wurde von diesem Mann...im Park......ich hatte vorher so ein ungutes....Gefühl.... Ich muss sofort mit Sammy sprechen....bitte Semir.“

    „Ben, was für ein Mann im Park?“ Jetzt wurde der Polizisteninstinkt in Semir wach.


    „Als wir heute unten im Park waren hatte ich das Gefühl wir werden beobachtet. Du bist kaum weggegangen, ......da sah ich diesen Mann auf der Parkbank. Als ich zu ihm schaute, drehte er sich um und ging ziemlich schnell aus dem Krankenhauspark. Zuerst dachte ich, Mann jetzt wirst du schon paranoid, ......aber in meinem Traum hat dieser Mann Sammy mitgenommen.....oh mein Gott Semir .....ich konnte ihr wieder nicht helfen.“ Fing Ben an zu schluchzen.


    Es half alles nichts, er musste es ihm sagen auch wenn sein bester Freund ganz und gar nicht in der Verfassung für solche Hiobsbotschaften war.

    Semir setzte sich auf das Bett neben den noch immer zitternden Verletzten, er griff dessen Hand und suchte verzweifelt nach den richtiges Worten.

    „Ben, bitte du darfst dich jetzt nicht aufregen …….aber …..es ist etwas passiert, was nicht passieren hätte dürfen……!….. Es tut mir so leid, dass auch ich es nicht geschafft habe sie zu beschützen!“ Semir merkte, wie sich Bens Hand immer fester und schmerzhafter um die seine schloss.


    „Nein, was ist mit ihr, ich möchte sofort mit ihr sprechen, Semir......bitte....!“ Ben merkte wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, ihm wurde furchtbar schwindelig und er drohte die Fassung zu verlieren.

    Er musste sich furchtbar zusammenreißen!

    Das durfte nicht sein!

    Nach einem kurzen Moment des Sammelns, schaute er auffordernd seinem Freund in die Augen.

    „Semir, was ist mit ihr passiert? Sag mir bitte die Wahrheit!“ Flehte er den kleinen Türken an.

    „Sie ist verschwunden, sie hat sich nicht an die Vereinbarung gehalten und die Sicherheitsleute hier im Krankenhaus angefordert sondern erst auf dem Heimweg…….. Als sie mit der Chefin telefonierte um dies nachzuholen, wurde sie von der Straße gedrängt. Als ich bei Sammys Auto war, fand ich nur noch ihr zerstörtes Handy auf dem Beifahrersitz.“ Semir musste schwer schlucken, bevor er die nächsten Worte herauspresste.

    „Ben sie ist verschwunden, wir vermuten, dass Sascha Guillard sie hat.“

    Genau diese Worte fürchtete er!

    Warum hatte er sie gehen lassen ohne darauf zu bestehen, dass sie die Chefin anrief?

    Er war eingeschlafen, der Ausflug in den Park hatte ihn doch mehr angestrengt als er dachte und jetzt hatte er sie schon wieder im Stich gelassen.

    Bens Herz verkrampfte sich, ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit stieg in ihm auf. Dieses Gefühl welches er in den letzten Tagen seiner Gefangenschaft so oft empfand.

    Entschlossen setzte er sich auf und blickte seinem Partner in die Augen.


    „Semir, ich werde nicht tatenlos hier herum sitzen, während meine Sammy in der Gewalt dieses Verbrechers ist. Ich weiß auch, dass er mich will und nicht sie und wenn er sich meldet kannst du mich nicht daran hindern sie zu retten.“ Diesen Blick kannte Semir nur zu gut und ein eisiger Schauer kroch ihm über den Rücken.

    Semir wusste, dass Ben so reagieren würde, so kannte er ihn. In Ben war der Kampfgeist zurückgekehrt, jedoch war dieser zurzeit noch in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung. Auch seine psychische Konstitution war katastrophal und selbst wenn er jetzt den Starken mimte, hätte dieser gegen Guillard keine Chance.

    Irgendwie musste er Ben vor sich selbst schützen.

    Er musste dem Wachmann vor Bens Zimmer unmissverständlich klar machen, dass dieser Ben unter keinen Umständen aus dem Zimmer lassen durfte.

    Leider konnte Semir nicht ahnen, welch weitere Katastrophe auf sie zurollen würde!

    Wie Semir hatte auch Ben ein komisches Gefühl, so ein Gefühl als würden sie beobachtet. Er schob es jedoch zuerst auf die 2 Sicherheitsleute, da diese die zwei keine Minute aus den Augen ließen. Als er jedoch auf der anderen Seite des Krankenhausparks einen Mann sah, der nachdem er ihn erblickte sofort aufstand und den Park verließ, war er doch etwas beunruhigt. Schnell schob er beim Anblick seiner Sammy diese Gedanken wieder beiseite und schwor sich aber, heute Abend mit Semir darüber zu sprechen.

    Mittlerweile war er sehr erschöpft und so schob Sammy Ben wieder zurück in sein Krankenzimmer. Da seine Sammy, seit er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, keine Nacht zuhause geschlafen hatte und es ihm auch schon wieder ganz anständig ging, beschlossen die Zwei, dass sie heute Nacht zu Hause schlafen würde, da das eigene Bett doch wesentlich komfortabler war. Zudem war er zu erschlagen um zu protestieren und er wusste, dass auch seine Freundin, immer wenn sie nicht bei ihm war, zwei Sicherheitsleute zur Seite gestellt bekam. Sie musste jedoch immer eine Stunde bevor sie das Krankenhaus verließ bei Frau Krüger Bescheid geben und sie schickte ihr dann die Beamten vorbei.


    Samantha musste schmunzeln, als sie den schlafenden Ben betrachtete. Er hatte sich etwas übernommen und war eigentlich sofort als er wieder in seinem Bett lag eingeschlafen. Sie hauchte ihm einen Kuss auf seine Wange und verließ beruhigt und glücklich das Krankenhaus. Als sie draußen stand, fiel ihr siedend heiß ein, dass sie vergessen hatte die Personenschützer rechtzeitig anzufordern. Sie blickte sich kurz um und beschloss dann auf der Heimfahrt mit Frau Krüger zu reden, so dass sie die Beamten gleich zu ihr nach Hause schicken konnte. Auf der kurzen Fahrt nach Hause würde schon nichts passieren und somit ging sie eilig zu ihrem Auto und startete den Motor.

    Noch auf dem Parkplatz des Krankenhauses wählte sie die Nummer von Bens Chefin und fuhr dann los.

    „Frau Krüger, würden sie mir die Sicherheitsleute nach Hause schicken, ich schlafe heute Nacht zu Hause und habe vergessen sie anzurufen....ja Frau Krüger ich weiß, dass ich sie eine Stunde vorher informieren muss...Frau Krüger es wird schon nichts.....“.


    „Frau Held, wenn wir sie beschützen sollen, müssen sie sich an die Regeln halten. Bitte fahren sie zurück ins Krankenhaus und warten bei Ben auf die Beamten. In ihrer Wohnung ist es nicht sicher..... Frau Held... hallo... oh Gott Samantha was ist passiert. So sagen sie doch was.......“.

    Kim hörte in der Leitung nur noch einen gellenden Schrei von Samantha und dann war die Leitung tot. Wie angestochen rannte sie in Semirs Büro und erzählte ihm was vorgefallen war.

    „Susanne, gib mir bitte sofort Bescheid, wenn du einen Unfall gemeldet bekommst! Und zwar zwischen dem Katharinen-Krankenhaus und der Wernerstraße, ……ich bin auf dem Weg.“

    Und schon war Semir in sein Dienstfahrzeug gesprungen und in Richtung Samanthas Wohnung unterwegs.

    Warum hatte er nicht auf sein Bauchgefühl gehört?

    Sofort machte er sich Vorwürfe, wenn Sammy etwas passieren würde....er durfte gar nicht daran denken.


    Sascha hatte Samantha beobachtet, wie sie ohne Sicherheitsleute das Krankenhaus verließ. Genau darauf hatte er gewartet, jetzt würde er zuschlagen und seinen Racheplan in die Tat umsetzten. Es musste alles ganz schnell gehen, denn lange würde sie nicht alleine bleiben. Somit stieg auch er in sein Auto und folgte ihr, als er sah, dass seine Ex-Verlobte zu telefonieren begann schlug er zu. Auf einem freien Streckenabschnitt setzte er zum Überholen an und blieb direkt auf ihrer Höhe. Als Sammy irritiert zu ihm rüber schaute riss er mit einem hämischen Grinsen im Gesicht das Lenkrad rum und rammte ihren Wagen von der Straße.

    Samanthas Polo flog aus der Spur und landete unsanft im Graben.

    Schnell zog er die am Kopf blutende und bewusstlose Krankenschwester aus ihrem Fahrzeug und legte sie auf die Rückbank seines SUVs. Zufrieden fuhr er los, gerade sah er noch im Rückspiegel wie ein Auto bei dem verunglückten Polo anhielt und zwei Leute ausstiegen um nach dem Unglücksfahrzeug zu schauen.

    Das hätte nicht besser laufen können!

    „So du elendiger Drecksbulle, mal schauen wie dir das gefallen wird wenn du erfährst, dass deine kleine Freundin zu mir zurück gekehrt ist.“

    Er hatte alles genau bis ins kleinste Detail geplant, dieses Mal würde er als Gewinner aus diesem Duell hervor gehen.





    Mit jedem Tag ging es Ben ein bisschen besser und mittlerweile wurde er auch auf die Normalstation verlegt. Langsam kehrten seine Kräfte zurück und seine Verletzungen heilten sehr gut ab. Nach 1 Woche durfte Ben das erste Mal sein Krankenbett verlassen. Er war ganz aufgeregt und Semir und Sammy standen mit einem Rollstuhl neben seinem Bett, bereit ihn auf seinem ersten Ausgang zu begleiten.

    Vorsichtig half der Krankenpfleger Ben aus dem Bett heraus und als er wackelig auf seinen eigenen Beinen stand, strahlte Ben über das ganze Gesicht. Seine Beinmuskulatur hatte schon sehr gelitten und mit gekrümmten Rücken und gestützt auf den wesentlich kleineren Semir, setzte er einen Fuß vor den anderen. Seine Rippen schmerzten noch höllisch und auch die anderen Verletzungen wie seine Bauchwunde und die Hämatome waren noch allgegenwärtig.

    Er biss die Zähne zusammen und schaffte es tatsächlich bis zum Bad. Dort angekommen war er schweißgebadet und Sammy kam schnell mit dem Rollstuhl um ihrem geliebten Ben weitere Qualen zu ersparen.

    Doch dieser gab sich stur und wollte den Weg zurück, alleine bewältigen. Besorgt blickte sie auf ihren Schatz und konnte kaum hinsehen wie er sich Schritt um Schritt voran quälte. Er gab jedoch nicht auf und setzte sich erst, als er wieder am Krankenbett angekommen war, freiwillig in den Rollstuhl.


    „Ja, genau so kenne ich dich, stur wie eh und je! …..Aber ich sehe schon, es geht wieder aufwärts mit dir…..!“ Bemerkte Semir mit einem leicht sarkastischen Unterton.

    Völlig geschafft, aber sehr glücklich, ließ er sich nun von Semir in den Krankenhauspark schieben. Es war ein sonniger Frühlingstag und Ben schloss dankbar seine Augen und sog die Sonnenstrahlen förmlich in sich auf. Die zwei Sicherheitskräfte, welche sich im Hintergrund aufhielten, ignorierte er gänzlich.

    Er fühlte sich zum ersten Mal seit seiner Entführung wieder lebendig und befreit!

    Zärtlich strich ihm Sammy eine Haarsträhne aus seinem Gesicht und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Mit einem schnellen Griff beförderte er sie zu sich auf den Schoß und erwiderte ihren Kuss hingebungsvoll.

    Dann hauchte er ihr ein leises „ich liebe dich so sehr“, in ihr Ohr, so dass nur sie es hörte und sie es mit einem leisen „dito“ erwiderte.


    „Ok ihr zwei Turteltäubchen, so wie ich das sehe, kommt ihr zwei hervorragend ohne mich klar. Ich werde mich jetzt mal wieder an die Arbeit machen, bevor unsere Chefin wieder ausrastet……. Werde heute Abend nochmal bei dir vorbei schauen, halt die Ohren steif Partner und lass es langsam angehen!“

    „Danke Semir, richte Grüße aus und wehe du zerlegst ohne mich deinen Dienstwagen“, grinste Ben schelmisch und Semir hatte Hoffnung, dass Ben die ganze Sache vielleicht doch besser wegsteckte, als er zuerst dachte.

    Er schlug vorsichtig bei seinem Partner ein und lief dann, nicht ohne sich zuerst noch einmal von der Anwesenheit der zwei Sicherheitskräfte zu überzeugen, zu seinem Auto.

    Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl, so als würde sie irgendjemand beobachten. Er schob dieses Gefühl mit dem Gedanken, er wird ja schon paranoid, wieder beiseite und stieg in sein Auto ein.


    Hinter einem Gebüsch nicht weit von den Drei entfernt, saß Sascha auf einer Parkbank und beobachtete argwöhnisch die Liebeleien der zwei Verliebten. Der Hass auf diesen hinterlistigen Bullen stieg ins unermessliche und er musste sich beherrschen nicht sofort zuzuschlagen. Er musste bedachter vorgehen! Vor zwei Tagen hatten sie ihn fast erwischt, seitdem war der Polizei klar, dass er sich noch immer in Köln aufhielt.

    Für ihn zählte jetzt nur noch seine Rache, was danach passieren würde war ihm egal!

    Er warf noch einmal einen Blick auf Sammy und Ben, genau in diesem Moment drehte Ben seinen Kopf in seine Richtung und Sascha merkte wie der Polizist kurz stutzte. Schnell stand er auf und ging mit zügigen Schritten in Richtung Krankenhausausgang.

    Hoffentlich hatte er ihn nicht erkannt, es war jetzt an der Zeit zu handeln.

    Die Rache war sein!




    Am nächsten Tag ging es Ben schon etwas besser, das Fieber war noch einmal gesunken und das Antibiotikum schlug gut an. Sammy war guter Hoffnung, dass ihr Freund bald wieder auf die Beine kommen würde.

    Noch immer wechselten sich Semir, Sammy, Bens Vater und auch Bens Schwester Julia bei der Krankenwache ab. Sie wollten den Traumatisierten auf keinen Fall alleine lassen, er sollte sich nicht wieder im Stich gelassen fühlen.

    Semir und das Team der Autobahnpolizei arbeiteten auf Hochtouren um den Aufenthaltsort von Sascha Guillard heraus zu bekommen, jedoch waren die Ermittlungen bisher nicht sehr erfolgreich.

    Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen ihre volle Unterstützung zugesagt und Semir durfte auch seinen Dienst wieder aufnehmen. Kim Krüger vermutete hinter dem Einlenken, dass das LKA versuchte deren Fehlverhalten wieder gut zu machen. Vorerst würde sie keine schlafenden Hunde wecken, da auch sie und ihre Mitarbeiter nicht ganz regelkonform gehandelt hatten.


    Semir wusste, dass Ben ihn bei der nächsten Gelegenheit nochmals auf die 2 Beamten ansprechen würde und da es seinem Partner schon etwas besser ging, würde er ihm nicht länger die Wahrheit verschweigen.

    Und so kam das unvermeidliche Gespräch auch schon beim nächsten Krankenbesuch.

    „Semir, bitte sag mir die Wahrheit! ……Ich muss wissen ob Sammy noch immer in Gefahr ist?“

    Als Semir sich neben seinen Freund setzte, legte Ben auch sofort los.

    Ben sah so voll Schmerz und Sorge aus!

    Seine schönen braunen Augen hatten jeglichen Glanz verloren und sein schmerzverzerrtes Gesicht sprach Bände.

    „Okay, Ben ich möchte, dass du dich nicht aufregst, wir haben alles im Griff und deine Sammy wird ebenfalls rund um die Uhr bewacht.....Also, es sieht im Moment so aus, dass Sascha Guillard nicht im Steinbruch war als es zu der zerstörerischen Explosion gekommen ist……. Die Fahndung wurde gleich eingeleitet, bisher jedoch ohne Erfolg. Die Fahndung wurde zudem auf die Nachbarländer ausgedehnt, vor allem wurde die Polizei in der Schweiz in den Fall einbezogen. Die Geschäfte um den Guillard-Clan wurden damals überwiegend von Josef Van Gochen aus der Schweiz geleitet.“

    Semir bemerkte, wie seinem Freund jegliche Farbe aus dem sowieso schon blassen Gesicht gewichen war.


    Ben spürte, dass bei jedem Wort welches Semir aussprach die Übelkeit und die Panik in ihm hochstieg.

    Er hatte sich so etwas schon gedacht, aber jetzt hatte er Gewissheit.

    Der Horrortrip war noch immer nicht zu Ende und er wusste auch, dass dieser Sascha ihn für all das Unheil, was ihm widerfahren war, verantwortlich machen würde. Jetzt war auch noch seine Schwester wegen ihm gestorben, sie hatte sich für ihn, für Sammy und seine Freunde geopfert.

    Wenn er Sammy oder ihn in die Finger bekommen würde, wären sie so gut wie tot!

    Er musste so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen, dieses Mal würde er seine Freundin nicht im Stich lassen!

    Er musste sie beschützen!

    Der Gedanke daran weckte in ihm seinen Kampfgeist, er würde zusammen mit seinem besten Freund den Kampf gegen diesen Dämon aufnehmen. Bevor Sascha Guillard nicht gefasst oder tot war, konnte er sich mit seiner neu gewonnen Liebe keine Zukunft aufbauen.


    „Ben ist alles in Ordnung mit dir, soll ich einen Arzt holen? Du siehst nicht gut aus! Ben komm schon sprich mit mir!“ Semir befürchtete schon, dass Ben jeden Moment wegkippen würde, doch ganz plötzlich veränderte sich dessen Mimik.

    Schlagartig wechselte sein Gesichtsausdruck! War Ben zunächst panisch, dann wütend und jetzt kämpferisch, doch genauso kannte er seinen Freund.

    Er musste ihn davon überzeugen, dass er gegen diesen Feind ankämpfen musste, sowohl gegen seinen inneren Feind als auch gegen dieses Guillard-Söhnchen.

    „Semir, bitte du musst mir helfen diesen Sadisten zu finden. Ich werde Sammy nicht noch einmal im Stich lassen,“ flehte er seinen besten Freund an.

    „Ben wir tun schon alles Menschen mögliche um ihn zu finden, du musst jetzt erst mal wieder gesund werden. Wir werden ihn finden, das verspreche ich dir,….. als Polizist und als dein bester Freund.“

    Dankbar und doch besorgt blickte der verletzte Hauptkommissar seinem Freund in die Augen, er wusste dass er so keine Hilfe war. Völlig erschöpft schloss er seine Augen und war auch schon wieder eingeschlafen.