Gehetzt, gestellt und abserviert

  • 13.06.2017


    Mühsam hob er seinen Kopf, als er bemerkte, dass er nicht mehr allein in diesem Raum war. Seine Augen waren verbunden und in seinem Mund steckte ein Knebel, der ihn stark beim Atmen behinderte. Er konnte die eintretende Person nur anhand dessen Atmung orten. Wie viele Tage war er schon hier? Wo war sein Partner? Lebte er noch? Er zitterte vor Kälte und Schwäche und sein geschundener Körper schrie nach Ruhe. Bisher war ihm diese nicht vergönnt. Sein Peiniger hatte ihn zusammengeschlagen, Zigarren auf seinen Armen ausgedrückt, mit einem Gürtel drangsaliert. Sein Rücken hatte tiefe blutende Striemen. Mindestens zwei Rippen waren gebrochen, das spürte er und er hatte Angst davor, was nun kommen sollte. Als eine Hand ihm den Knebel aus dem Mund zog, zuckte er zurück. Er stieß undefinierbare Laute aus. „Bleiben Sie ruhig … bitte...“ flehte die Stimme, die eindeutig weiblich war. Eine Hand strich sanft über seine Wange und über das geschwollene Auge. „Ich tue Ihnen nichts. Ich will Ihnen helfen. Ich habe Wasser für Sie.“ erklärte die Stimme und er spürte nur kurz darauf ein Flaschenhals am Mund. Gierig sog er das Wasser aus der Flasche, denn er hatte seit Tagen schon nichts mehr zu trinken bekommen. Durch seine Gier verschluckte er sich und musste husten, was zu einer Schmerzwelle führte, die durch seine gebrochenen Rippen zog und ihn aufstöhnen ließ. „Ganz ruhig. Nicht so hastig.“ mahnte ihn die Frau. „Was wollen Sie von mir? Wo bin ich hier?“ versuchte er heraus zu finden. „Sie sind in einem Keller. Wo, darf ich Ihnen nicht sagen, denn mein Bruder würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich bei Ihnen bin.“ „Was will Ihr Bruder von mir?“ hakte er nach. „Das weiß ich nicht. Wirklich, ich muss jetzt gehen aber ich komme wieder.“ versprach sie und er hörte wie sie aufstand. „Ich muss Ihnen den Knebel wieder anlegen.“ Nur wenig später war er wieder geknebelt und lehnte den Kopf gegen die Wand. Er hörte, wie sie durch den Raum ging. Doch plötzlich gab es einen lauten Knall und er zuckte zusammen. „Was tust du hier? Ich sagte doch, dass du ihn in Ruhe lassen sollst! Das ist mein Spielzeug und nicht deines!“ schrie eine wütende Männerstimme. Es klatsche und der Aufschrei einer Frau folgte. Kurz darauf kamen Geräusche auf, die an einem Kampf zwischen zwei Personen erinnerte. „Nein! Lass mich! AUA! Du tust mir weh!“ hörte er die Frau schreien und bäumte sich trotz seiner Fessel auf.


    Die Kämpfenden schien es nicht zu interessieren. Sie waren mit sich selbst beschäftigt und er hörte, wie der Mann zu der Frau sagte: „Das war das letzte Mal, dass du dich gegen meine Befehle gestellt hast! Ich habe dir gesagt, du sollst dich da raushalten! Ich mache das nur für dich! Für deinen Frieden! Aber du willst es gar nicht! Du bist es nicht wert!“ Er hörte ein ihm sehr bekanntes Klicken. „Nein! Bitte nicht! Ich bin doch deine Schwester! Bitte tu das nicht!“ flehte die Frau und kurz darauf hallte ein Schuss. Ein Körper fiel zu Boden und er zuckte zusammen. Er wusste genau, was passiert war. Der Mann hatte seine eigene Schwester in seinem Beisein erschossen. Es war völlig belanglos, dass er es nicht gesehen hatte. Schritte kamen auf ihm zu und kurz darauf spürte er Hände, die an der Augenbinde zerrten, den Knoten löste und auch der Knebel verschwand. Er musste etwas blinzeln, bevor er ein klares Bild vor sich hatte. An der Tür lag eine junge Frau in einer Blutlache und er schluckte schwer. Langsam wanderte sein Blick auf die zweite Person und er sah in die fast schwarzen Augen eines jungen Mannes von höchstens 25 Jahren. „Warum haben Sie das getan?“ fragte er leise. Der Mann sah auf seine Waffe und dann auf ihn. Er grinste höhnisch. „Meine Schwester war böse. Und wer böse ist, muss bestraft werden. Das hat mein Vater immer zu mir gesagt. Er hat mich immer bestraft. Ich habe ihr verboten zu dir zu gehen. Ich habe ihr verboten dich anzufassen. Sie hat es dennoch getan. Ich mag nicht, wenn sie mein Spielzeug anfasst, weißt du. Sie musste bestraft werden. Jetzt will ich nicht mehr mit dir spielen.“ lächelte er und drückte ihm die noch heiße Mündung an die Stirn. „Good Bye, Mr. Polizist!“ verhöhnte er ihn und langsam spannte sich der Hahn. Er zuckte zurück und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Nein! Bitte nicht! Ich habe Familie! Bitte...tun Sie es nicht!“ flehte er. Sein Gegner grinste breit und ging ein paar Schritte zurück und er sah in die Mündung der Langwaffe. Der Waffenhahn war vollends gespannt, das erkannte er sofort. Es war aus! In den letzten Sekunden die ihm blieben, dachte er an seine Frau und seine Töchter.

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  • Katrin sah erschrocken auf, als der Schuss hallte. Sie sah, wie der Polizist zusammengesunken am Boden saß. Aus dem Loch in der Stirn floss das Blut. „Was hast du getan?“ fragte sie erstaunt, obwohl es eindeutig war. Ihr Bruder sah sie an. „Das musste sein. Hast du gehört wie er gebettelt hat? Er war nicht wie Vater! Er war kein Held!“ stieß er aus und wollte aus dem Raum gehen. Sie griff ihn und zwang ihn, sie anzusehen. „Du hast soeben einen Polizisten getötet! Seine Kollegen werden dich jagen bis sie dich haben! Sie werden dich erschießen! Sie werden keine Gnade kennen!“ schrie sie ihn an. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie konnte es nicht fassen, was ihr Bruder getan hatte. Er war zu einem Monster mutiert. Zu einem eiskalten Killer.„Was hat er nur aus dir gemacht? Du bist ein Monster! Ich werde alles für dich besorgen und dann wirst du Deutschland verlassen! Warum mussten wir ihm vorspielen, dass du mich erschossen hast? Warum? Was ist mit dir passiert?“ fauchte sie wütend. Jaron lachte leise. „Ich wollte, dass er Angst hat. Angst vor mir! Angst vor dem, was passiert!“ Katrin schüttelten den Kopf. „Du musst weg!! Aber erst müssen wir ihn wegschaffen.“ legte sie fest. Mit einer wütenden Geste riss er sich los. „NEIN! Ich habe meine Rache noch nicht abgeschlossen! Ich muss weitermachen!“ widersprach er. Katrin schluckte. „Willst du weitermachen? Noch einen Polizisten entführen und quälen? Noch einen Polizisten töten? Warum?“ fragte sie, obwohl sie den Grund genau kannte. „Du weißt genau warum! Ich muss es tun! Es gehört zur Therapie!“Katrin lachte auf. „Welche Therapie? Hat dein Psychologe dir dazu geraten? Hat er dir gesagt, dass du Polizisten töten sollst? Willst du mir sagen, dass er das gefordert hat?“ Jaron grinste leicht. „Nicht wirklich. Er sagte mir, dass ich mich dem was in meiner Jugend passierte und was ich erlebte nur verarbeiten und vergessen kann, wenn ich mich damit konfrontiere.“ erklärte er. „Damit hat er aber sicher nicht gemeint, dass du Polizisten quälen und töten sollst! Damit kannst du das, was unser Vater getan hat nicht auslöschen! Es wird immer ein Teil von uns sein! Immer, hörst du?! Und mit diesen Taten triffst du unseren Vater nicht mehr! Er ist seit acht Jahren tot! Er liegt unter der Erde und er wird nie wieder zu uns kommen! Er kann uns nichts mehr tun!“ schrie sie ihn an. „Das weiß ich auch! Aber ich habe gesehen, was er mit dir gemacht hat! Jeden Abend habe ich es gesehen! Dieser nach außen sauber erscheinende, korrekte Polizist! Er jagte Vergewaltiger, verhaftete Drogendealer und verging sich nach Feierabend an seine Tochter, während sein Sohn zusah! Ich musste ihn töten! Ich musste es!!!“ schrie er zurück. Katrin wies auf den toten Polizisten am Boden. „Er war aber nicht unser Vater! Er hat uns nichts getan.“ Ihre Stimme wurde leiser und Jaron lachte verächtlich auf. „Na und? Ich habe seine Töchter davor bewahrt, dass er jemals das mit ihnen macht, was unser Vater mit dir gemacht hat.“ gab er kühl zurück und verließ den Kellerraum.


    Jaron ging in sein Zimmer und ließ die Tür laut ins Schloss knallen. Er setzte sich vor seinen PC und rief die Seite auf, auf der er in den letzten Wochen und Monaten unterwegs war. „So, welches Revier suchen wir uns heute aus?“ murmelte er und ließ die angezeigte Seite rauf und runterfahren. Dann klickte er. „Revier 53 Köln“ las er vor. „Also gut, dann wollen wir doch mal sehen, welche Beamte bei euch Dienst machen.“ grinste er und zog die Liste aus der Schublade. Hier standen die Zugangsdaten seines Vaters, die immer noch nicht gesperrt wurden, obwohl er schon seit acht Jahren tot war. So konnte er sich alle Personalakte aufrufen und anschauen. Für ihn gab es nur ein Ausschlusskriterium. Die Polizisten, die keine weiblichen Nachkommen haben, hatten ihn nicht zu fürchten. Seine Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit und wieder hörte er, wie seine Schwester den Vater anbettelte, endlich aufzuhören, weil sie Schmerzen hatte. Und wieder sah er sich, wie er seinen Vater erwischte, als dieser auf seiner Schwester lag und diese sonderbaren, damals für ihn nicht verständlichen Bewegungen machte. Er zwang sich, die Gedanken zu verwerfen und konzentrierte sich wieder auf die Personalakten, die er vor sich sah. Die erste Person, die man ihm anzeigte, war ca. 60 Jahre alt. Dominik Auber, Witwer, einen Sohn… er scrollte weiter. Luca Bachmann, 28 Jahre, ledig… wieder ging er auf eine weitere Akte und so ging es weiter bis er bei Philipp Koch landete. 39 Jahre alt, verheiratet, zwei Töchter… Sein Blick verfinsterte sich. Zwei Mädchen, die ihrem Vater ausgeliefert waren. Zwei Mädchen, die er vielleicht jeden Abend ins Bett brachte und dann … Er schüttelte den Kopf. Nein! Das wird er verhindern! Dieser Polizist, der ihn vom Bild so freundlich anlächelte, wird seine Mädchen nicht missbrauchen! Er las sich die Akte durch und rief sich den Schichtplan auf. Philipp Koch tat Dienst mit seinem Kollegen Ralf Reinhardt, der noch ledig war und so aus dem Raster herausfiel. Und in der nächsten Woche hatten die Beiden Nachtschicht. Perfekt, dachte er doch dann fiel ihm ein, dass er diesen Polizisten auf gar keinen Fall in den Keller bringen durfte. Katrin würde das nicht zulassen. Nein, diesmal musste er kurzen Prozess machen! Aber er musste auch verhindern, dass der Kollege etwas erzählt. Er musste es sehr gut überlegen, wie und wann er zuschlug. Doch das würde er schon schaffen. Es klopfte an der Tür. „Jaron? Lass uns reden und wir müssen die Leiche wegschaffen. Hilf mir.“ bat Katrin. Er beendete das Programm und ging zur Tür. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Versprich mir, dass du dich nächstes Mal an das Verbot in den Keller zu gehen hältst.“ bat er sie. Katrin sah ihn forsch an. „Es wird kein nächstes Mal geben, Jaron… das musst du mir versprechen! Du darfst nie wieder einen Menschen hier in den Keller bringen. Nie wieder!“ mahnte sie und er nickte. „Das werde ich nicht wieder tun.“ stimmte er zu und grinste böse.

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  • Einige Tage später. Es war Nacht und Philipp Koch und seinem Kollegen Ralf Reinhardt trennten nur noch 15 Minuten von ihrem wohlverdienten Feierabend. Bisher verlief ihre Nachtschicht ohne besondere Vorkommnisse und jetzt kurz vor sechs waren sie auf dem Rückweg zur Dienststelle. „Nadja freut sich schon auf unser gemeinsames Wochenende. Du glaubst nicht, was gestern passiert ist, als ich nach Hause kam. Ich bin ganz normal rein und da kommt mir Gina entgegen. Sie ist gelaufen! Das ging auf einmal ganz schnell. Und Lara hat mir ganz stolz ihre 1 in Mathe gezeigt.“ berichtete Philipp von seiner Familie und Ralf nickte nur. Er kannte die Familie seines Partners, mit dem er nun seit drei Jahren zusammen Dienst schob. Als Gina, die knapp ein Jahr alt war, geboren wurde, da fragte ihn Philipp ob er nicht Patenonkel werden wollte und natürlich hatte Ralf sofort zugestimmt. Und jetzt stand er selbst davor, die Dame seines Herzens einen Antrag zu machen. Beim Dienstbeginn hatte er erfahren, dass er ab dem nächsten Ersten in die nächste Gehaltsklasse befördert wurde und nun Oberkommissar war. „Ich habe so eine Angst, dass Lea meinen Antrag ablehnt.“ stöhnte er leise. Philipp bedachte ihn mit einem kurzen Blick. „Warum sollte sie denn? Sie liebt dich und ihr ist es vermutlich völlig egal ob du nun Kommissar oder Oberkommissar bist. Aber eines ist klar, ich bin dein Trauzeuge!“ Ralf lachte leise. „Klar, ich wollte dich eh gefragt haben.“ „Ja und Lara könnte eines der Blumenkinder sein.“ Ralf sah ihn kurz an. „Hör doch mal auf, meine Hochzeit zu planen. Ich weiß doch gar nicht, ob sie meinen Antrag annimmt.“ „Ich wüsste, wie du es herausbekommen könntest.“ Neugierig sah Ralf ihn an. „Verrate mir den Trick.“ bettelte er. „Frag sie.“ lachte Philipp. „Sehr witzig...wirklich. Das hilft mir überhaupt nicht.“ „Gut, dann eine andere Möglichkeit. Nadja könnte Lea ja mal aushorchen. Ich meine, sie könnte sie ja mal so beiläufig fragen, ob sie dich überhaupt heiraten würde.“ schlug Philipp nun vor.„Meinst du, sie macht das?“ hakte Ralf nach. „Klar, die beiden sind ganz dicke. Richtig gute Freundinnen. Wenn ich nachher wieder wach bin, dann bitte ich sie darum. Spätestens morgen Abend weißt du dann, ob du an die richtige Frau geraten bist.“ Philipp sah auf die Uhr. „Noch zehn Minuten und wir können uns ins Bett legen. Die Große ist ja noch in der Schule und mit der Kleinen geht Nadja nachher noch in die Krabbelgruppe.“Für einige Minuten war Ruhe im Auto doch dann lachte Ralf auf.„Was hast du denn?“ hakte Philipp nach. „Ich bin so aufgeregt, wie ein Junge am ersten Schultag. Ich habe eine verdammte Scheißangst, dass Lea nein sagt.“ Philipp sah ihn nur kurz an. „Nur keine Sorge. Sie wird ja sagen denn sie liebt dich.“ Ein Funkspruch unterbrach das lockere Gespräch. „Arnold 14 für Zentrale! Wir haben einen Notruf erhalten. Herr Julian Meier ist auf der B9, Neusser Landstraße in Höhe des Naherholungsgebiets einem Hirsch ausgewichen und hat einen Baum tuschiert. Der Hirsch wurde ebenfalls verletzt. Ich habe den zuständigen Jäger bereits informiert. Fahrt hin und nimmt den Unfall auf!“ Die beiden Beamten wechselten einen Blick. „Super, kurz vor Feierabend noch ein Einsatz.“ knurrte Philipp, dem das gar nicht passte. Ralf griff das Mikro und meldete sich. „Arnold 14 hat verstanden. Könnt ihr niemand anders schicken? Wir haben Feierabend!“ maulte auch er. „Leider nicht.“ gab die Zentrale durch. „Verstanden und übernehmen.“ seufzte Ralf und hängte das Mikro wieder ein.


    Philipp und Ralf trafen an der Unfallstelle ein. Doch hier auf der Straße war nichts zu sehen. Sie wechselten einen Blick. „Siehst du hier irgendwo einen Hirsch liegen? Oder ein Auto am Baum? Einen Melder?“ wollte er von seinem Partner wissen, doch dieser schüttelte nur den Kopf. „Ich höre noch mal nach.“ schlug er vor und griff das Mikro. „Arnold 14 an Arnold! Wir sind jetzt vor Ort aber hier ist nichts.“ gab er durch und ließ den Knopf los. „Arnold 14, der Melder hat eben gefragt, wo ihr seid. Er ist ein kleines Stück in den Wald gefahren, um das verletzte Tier zu sichten.“ gab die Zentrale durch. „Okay, wir steigen aus und sehen uns um!“ antwortete Ralf und hängte das Mikro wieder ein. „Tja, dann machen wir mal einen Morgenspaziergang.“ stöhnte er und schon stieg er aus. Philipp folgte ihm. Sie kamen an den Waldrand und sahen Rücklichter von einem Fahrzeug vor sich. „Das muss er sein.“ murmelte Ralf. Sie gingen auf das Auto zu und sahen hinein. Das Fahrzeug war leer. „Keiner da.“ murmelte Philipp. Ralf zog seine Schultern hoch. „Herr Meier?! Hier ist die Polizei!!“ rief er durch den Wald, doch nichts passierte. „Tja, lassen wir mal den Halter feststellen.“ schlug Philipp nun vor und griff sein Funkgerät. Er wollte gerade die Sprechtaste drücken, als ein Schuss hallte. Im gleichen Augenblick ging Ralf zu Boden. Philipp ging sofort zu ihm. Er sah, dass sein Partner aus einer Schusswunde mitten auf der Stirn blutete. Die Augen von Ralf waren leer. Ein zweiter Schuss folgte und traf Philipp in der Schulter. Er schrie auf und ließ das Funkgerät fallen. Schritte waren zu hören. Zweige knackten und er zog seine Waffe. Doch kaum hatte er sie in der Hand, ertönte ein weiterer Schuss und die Kugel riss ihm die Waffe aus der Hand. Dann stand der Mann vor ihm. Philipp sah ihn erstaunt an. Der Mann war vielleicht Mitte 20 oder Anfang 30 und dieser Mann richtete eine Langwaffe auf seinen Kopf. Panisch schüttelte Philipp diesen und sah den Mann flehend an. Er drückte sich mit dem Rücken gegen den PKW. Ein weiterer Schuss hallte durch den frühen Morgen.

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  • Zur gleichen Zeit fuhr Semir Gerkhan vor dem Wohncontainer seines Partners Alexander Brandt vor. Er hupte kurz und schon war sein neuer Partner zur Stelle. „Morgen...“ murmelte er verschlafen zur Begrüßung und Semir bemerkte, dass sein Partner noch nicht ausgeschlafen hatte. „Schlecht geschlafen?“ wollte er wissen und Alex sah ihn nur an. Der türkische Hauptkommissar nickte und lachte leise. „Okay...“ Er gab Gas. Nach einer Weile Schweigen ergriff er wieder das Wort. „Heute scheint es richtig schön zu werden. Schade das ich arbeiten muss. Ich wäre nur zu gern mit Andrea und den Kindern ins Freibad gegangen. Nun ja. Wenigstens haben die Mädels ihren Spaß und ich habe immer noch ...“„Mich...“ kam spontan von Alex und er grinste breit. Auch Semir lachte auf. „Ja, ich habe dich.“ gab er zurück.„Ich lade dich zum Frühstück ein, was meinst du?“ schlug Semir vor und Alex sah ihn skeptisch an. „Bei Anja?“ wollte er wissen. Sein Partner grinste und nickte. „Klar, wir können auch bei Anja frühstücken. Die freut sich bestimmt, wenn sie dich sieht. Als du sie das letzte Mal einfach hast stehen lassen, war sie doch sehr traurig.“ Alex atmete tief auf. „Okay, das war ein Fehler. Aber was spricht sie auch nach drei Monaten vom Heiraten? Ich will mich nicht für immer binden. Noch nicht!“ beschwerte er sich. „Wollen wir lieber woanders hin?“ grinste der türkische Hauptkommissar. Alex schüttelte den Kopf. „Nee, ich lasse mir mein Frühstück doch nicht versauen. Außerdem hätte sie mich gar nicht kennen gelernt, wenn Ralf sie nicht mit zum Polizeiball gebracht hätte.“ Semir schüttelte lachend den Kopf und reihte sich zur Autobahn ein.„Du hättest sie nicht so einfach abservierten dürfen. Anja ist eine tolle Frau. Du und sie, ihr passt zusammen. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche.“ Alex rollte mit den Augen. „Semir, du nervst. Ich will dir jetzt mal was sagen. Weißt du was der Grund ist, weshalb ich nicht schlafen konnte? Anja hat mir SMS geschickt. Ohne Pause! Und angerufen! Ich war so genervt, dass ich mein Handy ausgeschaltet und den Telefonhörer neben den Apparat gelegt habe!“ fauchte Alex wütend und Semir zuckte zurück. „Ist ja gut… ganz ruhig Brauner!“ Er lachte und schüttelte den Kopf. Doch er wusste auch, dass Alex, wenn er dann mal wütend wurde, nicht so schnell Ruhe gab. Er fuhr nach einigen Minuten Fahrt auf den Rastplatz ab und ging mit seinem Partner in das kleine Restaurant.


    Anja Reinhardt sah auf als die beiden Männer eintraten. Sie warf das kleine Tuch auf den Tresen und trat ihnen entgegen. „Ach nein! Alexander Brandt lässt sich herab, bei uns zu dinieren.“ stieß sie schnippisch aus. „Anja, bitte. Ich habe dir gesagt, was ich davon halte.“ verteidigte Alex sich. „Du hast mir per SMS erklärt, dass du keine feste Beziehung haben willst! Was war das denn zwischen uns? Nur ein kleines Abenteuer?“ Anja wurde lauter und Semir bemerkte, dass sich die anderen Gäste, die sich hier befanden zu ihnen umdrehten. „Anja, könnt ihr das nicht woanders klären?“ bat er deshalb. Sie sah ihn wütend an. „Warum? Er macht Schluss und erklärt mir per SMS warum? Semir, das ist doch nicht normal!“ Der Hauptkommissar hob die Hände. „Ich halte mich da raus, aber ich mag es einfach nicht, wenn sich alle zu uns umdrehen. Können wir hier frühstücken oder nicht?“ Anja atmete durch und sah sich um. Einige Gäste drehten sich weg und es war ihr ebenfalls peinlich. Sie sah Alex an. „Entschuldigung...“ murmelte sie. „Wir setzen uns hinten an den Tisch.“ schlug dieser vor ohne sie anzusehen. Als sie ihren Platz gefunden hatten, brachte Anja ihnen das Standardfrühstück und wünschte sogar einen guten Appetit. Alex setzte sich so, dass er sie nicht ständig im Auge hatte und so bekam er nicht mit, dass zwei uniformierte Kollegen an Anja herantraten. Erst als sie aufschrie, drehte er sich um. „Was soll das denn?“ murmelte Semir und stand auf. Alex folgte ihm. „Können wir helfen?“ bot Semir an und erntete einen finsteren Blick des Kollegen. „Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ kam schon die typische Frage. „Gerkhan, Kripo Autobahn. Das ist mein Kollege Brandt. Anja ist eine gute Freundin von uns.“ Der Kollege sah Anja an und diese nickte. Alex sah deutlich die Tränen in den Augen. „Was ist passiert?“ Der Kollege atmete tief durch. „Wir mussten ihr gerade eine sehr schlechte Nachricht überbringen. Ihr Bruder ist erschossen worden.“ erklärte der Kollege und Semir sah ihn erschrocken an. Auch Alex war erschrocken und sah zu Anja. „Mein Beileid...“ murmelte er. Sie sah ihn an und brach weinend zusammen. Sofort packte Alex zu und hielt sie tröstend fest.

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  • Eine Stunde später waren sie in der PAST. „Morgen Susanne, hast du was für uns?“ wollte Semir wissen. „Ja und nein. Wir haben heute die Information erhalten, dass an der B9, Neusser Landstraße, zwei Kollegen erschossen wurden. Soll kein schöner Anblick gewesen sein. Bei einem der Kollegen wurde das Gesicht weggeschossen. Semir nickte. „Das haben wir eben schon erfahren. Einer der Kollegen war mir persönlich bekannt.“ Susanne sah ihn an. „Ralf Reinhardt, ich hab es auch schon gesehen. Sein Kollege war Philipp Koch. Der Mann hatte zwei kleine Töchter.“ erklärte sie. „Hat man die Familie schon informiert? Okay, sonst?“ wollte Semir wissen und Susanne nickte. „Das haben die Kollegen vom Revier 53 übernommen. Ansonsten, das übliche, Geschwindigkeitsüberschreitung, Autodiebstahl und ein paar andere kleine Delikte. Nicht der Rede wert und von den Kollegen bereits bearbeitet.“ Semir lächelte sie an. „Danke. Ist die Chefin schon da?“ Jetzt schüttelte Susanne den Kopf. „Nein. Sie ist zum Polizeipräsidenten. Irgendeine Besprechung.“ Semir stöhnte leise auf. „Ich hoffe nur, es geht nicht wieder um mich.“ Susanne lachte auf. „Warum sollte das denn? Du hast dich doch in den letzten Wochen zurückgehalten.“ Der Blick des türkischen Hauptkommissars änderte sich. „Sehr witzig...“ knurrte er und ging in sein Büro. Alex saß bereits am Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. „Hey, alles gut?“ wollte Semir von ihm wissen und setzte sich. „Ja sicher… ich war nur in Gedanken. Weißt du, ich kannte Ralf ja doch gut. Er wollte heiraten, hast du das gewusst?“ Jetzt war es Semir, der mit dem Kopf schüttelte. „Nein. Ich wusste nicht einmal, dass er eine Freundin hat. Ich meine, wenn er sie vor drei Monaten gehabt hätte, dann wäre sie ja mitgegangen zum Polizeiball und dann hättest du Anja vermutlich nicht kennen gelernt.“ Alex sah ihn an. „Lea war damals krank. Sie hatte eine böse Grippe und musste im Bett bleiben. Anja war nur eine Vertretung.“ stellte er richtig.


    Jaron saß in seinem Zimmer und fluchte verhalten. Dieser Tod der beiden Polizisten hatte ihn keine Befriedigung gebracht. Es war nicht das, was er wollte. Er wollte sie nicht einfach abknallen. Er wollte sie leiden sehen. Sie sollten erfahren, welche Schmerzen man aushalten musste, wenn man ein Opfer war. Er hatte auch Schmerzen gehabt und doch hatte sein Vater nicht aufgehört. Katrin wusste es nicht, aber sein Vater hatte auch ihn missbraucht. Nicht sexuell, sondern eher geistig. Er, der kleine Bruder konnte nichts für seine Schwester tun, die so leiden musste. Er hatte es schon versucht, doch sein Vater hat ihn dann zusammengeschlagen und sich wieder an Katrin gehalten. Er schloss die Augen und sah sich wieder als kleiner Junge an der Tür zum Zimmer seiner Schwester stehen. Er sah, wie sein Vater sich auszog und zu Katrin legte und dann fing er an … Sofort riss er die Augen auf und schüttelte den Kopf. „Nein! Nein!!! NEIN!!!“ schrie er und rief so seine Schwester auf den Plan. „Jaron? Ist alles in Ordnung?“ rief sie durch die Tür. „Ja. Ja, ich hab nur geträumt.“ sagte er schnell. „Okay, dann ist ja gut. Wenn du mich brauchst, ich bin im Wohnzimmer, ja?“ Er lächelte leicht. Seine Schwester machte sich Sorgen um ihn, doch das brauchte sie nicht. Er wusste genau, wie er sich helfen konnte. Er musste weitermachen wie bisher. Er musste das tun, was zu tun war, um endlich Ruhe zu finden. Er musste die Therapie vollenden. Genau wie sein Psychologe es gesagt hatte, er musste sich seiner Angst stellen. Dr. Traunstein hatte gesagt, er musste sich der Angst stellen und er musste sich seiner Angst entledigen und er musste es so tun, wie er es für richtig hielt. Dr. Traunstein sagte auch, dass er, Jaron, sich wohlfühlen musste. Jetzt fühlte er sich nicht wohl aber als er den Polizisten gequält hatte und dann tötete, ja, da fühlte er sich wohl. Das war der richtige Weg.

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  • Kim Krüger kam ins Büro und orderte Alex und Semir sofort zu sich. Die Hauptkommissare sahen sich an und zogen gleichzeitig die Schultern hoch. Sie gingen ins Büro und sahen die Vorgesetzte fragend an. „Wegen dem Gespräch beim Polizeipräsidenten?“ wollte Semir wissen und Kim nickte. „Setzen Sie sich bitte.“ Es hörte sich sehr freundlich an und Semir und Alex folgten der Bitte. „Der Polizeipräsident ist sehr besorgt...“ fing sie an und Semir grinste. „Nur keine Sorge, ich werde mich bemühen, bald wieder ein Fahrzeug zu schrotten.“ unterbrach er. Kim lächelte leicht. „Nein, es ging diesmal nicht um Sie, Semir. Es ging um diverse Einsätze, bei denen Polizisten erschossen bzw. entführt wurden. Der Polizeipräsident ist in Sorge, weil es bisher immer noch keine Hinweise gibt, warum das passiert und wer dahintersteckt.“ Semir sah kurz zu Alex. „Okay, das leuchtet ein. Was haben wir damit zu tun? Ich meine, warum mussten Sie deshalb zur Besprechung?“ wollte Alex wissen. „Weil man vermutet, dass der Täter weitermacht. Erst heute Morgen wurden zwei Beamte niedergestreckt. Einem von ihnen hat man das Gesicht weggeschossen.“ Semir nickte. „Ja, wissen wir bereits. Wir haben es erfahren, als wir bei Anja frühstücken waren. Ich meine, an der Raststätte.“ Kim lächelte. „Ja, ich kenne Anja auch. Was hat sie damit zu tun?“ Nun räusperte Semir sich. „Ralf Reinhardt, einer der Kollegen die erschossen wurden, war ihr Bruder.“ erklärte er. „Okay, das wusste ich nicht. Ich habe nur gehört, dass zwei Kollegen erschossen wurden. Wie geht es Anja?“ Alex stieß wütend Luft aus. „Wie soll es ihr schon gehen? Sie ist fertig.“ knurrte er. Kim wusste, dass er und Anja ein Paar gewesen war. „Es tut mir wirklich sehr leid. Zurück zur Besprechung. Der Polizeipräsident hat alle Dienststellenleiter empfohlen, die Streifen nur noch zu viert zu absolvieren. So hofft er, den oder die Täter zu verschrecken.“ Semir sah wieder zu Alex. „Was soll das denn bringen? Wenn der Killer das sieht und er nicht allein agiert, dann ist es gut möglich, dass wir beim nächsten Mal vier tote Kollegen haben. Das kann auch nur einer vom Schreibtisch aus vorschlagen.“ fauchte Alex wütend.


    Kim senkte den Kopf. „Bisher sind schon vier Kollegen bzw. sechs mit denen von heute, erschossen worden. Einer ist seit zwei Wochen verschwunden.“ Semir sah sie erstaunt an. „Verschwunden?“ hakte er nach. „Ja, ein gewisser Josh Baur. Er ist Hauptkommissar am Düsseldorfer Revier 63. Vor genau 13 Tagen war er mit seiner Partner Christian Peters auf Streife und wurden zu einem angeblichen Leichenfund gerufen. Die Beiden sind sofort hin, doch vor Ort war nichts auszumachen. Christian Peters liegt seit diesem Tag mit einer Schusswunde im Krankenhaus. Koma. Die Kugel hat ihn an der Schläfe getroffen, ist dann, so sagte mir der Polizeipräsident im Schädel stecken geblieben. Die Ärzte konnten sie zwar entfernen, aber das Gehirn könnte geschädigt worden sein. Ob er jemals aufwachen wird, ist fraglich.“ Betroffen senkten Semir und Alex den Kopf. „Und wie alt ist er?“ wollte er wissen. „Er ist gerade 28 Jahre alt.“ „Oh verdammt! Haben die Kollegen denn irgendwelche Spuren sichern können?“ Kim nickte. „Die Tatwaffe soll eine Langwaffe mit dem Kaliber 7,5 sein. Es wurden mehrere Hülsen in der Nähe des Tatorts gefunden. Die Waffe selbst hat scheinbar keine Vergangenheit und sie ist nicht registriert. Das Kaliber ist vor allem bei Jägern sehr beliebt.“ berichtete Kim. Semir sah zu Alex und dieser nickte unmerklich. „Frau Krüger, ich weiß, wir haben eigentlich gar nichts mit diesem Fall zu tun aber… wir haben doch im Augenblick eh keinen Fall. Ich meine, könnten wir nicht...“ Die Tür ging auf und Susanne unterbrach ihn. „Wir haben einen Leichenfund an der A4. Rastplatz Hohenlind. Die Melderin ist Julia Römer.“ Kim sah ihn an. „Ihr Fall, meine Herren!“ Alex und Semir verließen das Büro und fuhren nur wenig später mit Blaulicht und Sirene zum Fundort.

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  • Julia Römer saß auf der Bank und sah zu den uniformierten Polizisten, die sich um die Leiche kümmerten. Sie kam gerade aus Norddeutschland zurück und wollte eigentlich nur eine Pause machen. Doch als sie sich hier auf die andere Bank setzen wollte, bemerkte sie eine Person, die im Gras hinter der Bank lag. Sie sprach die Person an, doch diese reagierte nicht und als sie ihn anfasste, spürte sie instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Sie bemerkte auch, dass die Person eine Uniform trug. Eine Polizeiuniform. Sie drehte die Person dennoch auf den Rücken und schrie auf. Das Gesicht des Toten war kaum noch zu erkennen. Mit zitternden Händen hatte sie die Polizei informiert und die setzen sie hier einfach auf die Bank und kümmerte sich nicht mehr um sie. Ein BMW fuhr auf den Parkplatz und hielt mit quietschenden Reifen an. Zwei Männer stiegen aus und gingen sofort zu den Beamten. Dieser wies auf sie und Julia fing an zu frösteln. Die Männer kamen auf sie zu. „Frau Römer?“ fragte der Kleinere der Männer und Julia nickte. „Gerkhan, Kripo Autobahn, das ist mein Kollegen Brandt. Sie haben die Leiche gefunden?“ wollte der Mann wissen und zeigte ihr den Ausweis. Julia nickte. „Ich wollte hier nur Pause machen und da habe ich sie gesehen. Also die Leiche… ich dachte erst, dass da ein Betrunkener liegt und seinen Rausch ausschläft. Dann hab ich gesehen, dass er eine Uniform trug. Ich habe die Leiche umgedreht, ja, ich weiß, dass ich das eigentlich nicht tun sollte, aber ich wollte nur helfen. Und dann sah ich das, was einmal ein Gesicht war.“ Julia weinte leise. „Okay, Frau Römer, haben Sie noch jemanden hier auf dem Parkplatz gesehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Brauchen Sie einen Arzt?“ hakte der junge Mann mit den strahlend blauen Augen nach und wieder schüttelte sie den Kopf. „Ich will einfach nur nach Hause.“ Sie sah, wie sich die Männer ansahen. „Wenn uns ein Arzt bestätigt hat, dass Sie in der Lage sind Auto zu fahren, dann dürften Sie gehen. Wir möchten nicht, dass Sie in der nächsten Kurve einen Unfall bauen.“ bat der Ältere und Julia sah ein, dass er Recht hatte.


    Nachdem der Arzt seine Bedenken gegen die Fahrt von Julia hatte, ließ diese sich von einer Freundin abholen und den Wagen durch die Begleitung der Freundin nach Hause fahren. Semir und Alex gingen zu dem Rechtsmediziner, der seine Sachen gerade einpackte und die Leiche in einen Zinksarg legen ließ. „Kannst du mir schon was sagen, Marvin?“ wollte Semir wissen doch der Mann schüttelte den Kopf. „Ich kann dir sagen, dass der Schuss, der auf ihn abgefeuert wurde, nicht das einzige war, dass er einstecken musste. Was ich auf der Schnelle sagen kann ist, dass der Mann gefesselt war und zwar über eine längere Zeit. Außerdem ist er nicht hier getötet worden, denn dafür ist hier zu wenig Blut.“ „Okay, das heißt er ist hierhergebracht worden. Dann müssen wir Reifenabdrücke von anderen Fahrzeugen finden.“ murmelte Semir nachdenklich. Wieder sah er Marvin an. „Wie lange brauchst du für die Obduktion?“ Der Rechtsmediziner stöhnte leise auf. „So wie du fragst, willst du den Bericht möglichst in fünf Minuten auf dem Tisch haben, oder?“ Semir grinste leicht und nickte. „Du kennst mich gut.“ Marvin hob die Hände und ließ sie mit einem Stöhnen wieder fallen. „Du machst mich fertig. „Okay, ich lege eine Sonderschicht ein. In vier Stunden hast du einen ersten Eindruck.“ versprach er und fuhr nur wenig später ab. Da die Spurensicherung noch in vollem Gang war und sie hier nichts mehr ausrichten konnten, fuhren Semir und Alex wieder in die PAST, wo sie von Kim Krüger erwartet wurden. Sie gaben einen kurzen Bericht ab und warteten anschließend auf die ersten Informationen von der Rechtsmedizin. Genau viereinhalb Stunden später rief Marvin an. „Also, der Mann wurde gefoltert. Ich habe mehrere Brandwunden gefunden, die vermutlich von Zigaretten oder Zigarren stammen, die auf seine Haut ausgedrückt wurden. Außerdem habe ich Striemen auf dem Rücken gefunden. Die könnten von einem Gürtel oder von einer Peitsche stammen.“ hörte er den Rechtsmediziner sprechen. „Okay, die Todesursache war der Schuss, nehme ich an.“ „Korrekt. Der Mann wurde aus nächster Nähe erschossen. Ich vermute, dass es eine Langwaffe war. Kaliber 7,5 um genau zu sein. Ich habe eine Kugel sicherstellen können, die sich im hinteren Kopfbereich in den Knochen gebohrt hat. Ansonsten ist von dem Gesicht nicht viel zu erkennen und einen Ausweis habe ich auch noch nicht gefunden.“ endete Marvin. „Danke Marvin. Gute Arbeit.“ Semir beendete das Gespräch.

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  • Alex sah seinen Partner an, der ihn auf den aktuellen Stand brachte. „Was denkst du?“ wollte er von ihm wissen. „Ich denke, dass es tatsächlich Josh Bauer ist. Von der Statur könnte er es sein. Lass und doch mal zu dem Kollegen gehen, der den Fall bearbeitet. Jetzt hängen wir eh mit drin und ich würde auch gern wissen, was dahintersteckt.“ schlug der Hauptkommissar vor. Alex war einverstanden. Sie brauchten eine gute dreiviertel Stunde bis sie in Düsseldorf auf dem Revier waren. Der uniformierte Kollege an der Anmeldung sah die Beiden abschätzend an. „Gerkhan, Das ist Brandt. Wir sind die Kollegen der Kripo Autobahn und würden gern zu Herrn Herler.“ stellte Semir sich vor. „Einen Augenblick bitte.“ murmelte der Kollege und drückte den Summer, um den Hauptkommissaren den Zutritt zu gewähren. „Bitte warten Sie hier, ich hole den Kollegen.“ Semir grinste leicht und setzte sich auf die Holzbank. Nur wenig später trat ein untersetzter Mann vor ihnen. „Herr Gerkhan?“ wollte er wissen und sah Alex an. „Nein, mein Name ist Brandt, das dort ist Herr Gerkhan.“ wies er auf Semir, der sich sofort erhob. „Herler, kommen Sie bitte mit.“ bat der Mann freundlich und wandte sich zum Gehen. Semir und Alex folgten ihm in ein modern eingerichtetes Büro. „Bitte setzen Sie sich. Wie kann ich helfen?“ „Wir haben heute an der A1 eine männliche Leiche gefunden. Sie trug eine Polizeiuniform und wir vermuten, dass es sich um den von Ihnen vermissten Kollegen handelt.“ Herler senkte den Kopf und atmete tief durch. „Wie sicher ist es?“ Semir sah Alex an und wieder zu Herler. „Das können wir nicht zu 100 % bestätigen. Die Obduktion läuft noch. Dem Toten ist das Gesicht weggeschossen worden. Deshalb müssten wir jemanden haben, der ihn identifizieren kann. Sie wissen, dass es notwendig ist.“ Herler stöhnte auf. „Ja, ich weiß. Ich würde es seiner Frau gern ersparen und es selbst machen. Diana ist im sechsten Monat schwanger und würde es nicht verkraften. Josh war nicht nur ein Kollege, er war mein Schwager.“ Semir nickte. „Für uns ist es wichtig, dass es ein Angehöriger ist. Fahren wir zur Rechtsmedizin?“ Herler nickte und erhob sich.


    Marvin Traber sah auf, als Semir und Alex mit einem weiteren Mann in die Halle trat. „Ah Semir! Ich habe bereits ein paar Informationen für dich. Also, dass der Mann gefoltert wurde, habe ich dir ja schon gesagt. Ich habe das Blut bereits ins Labor geschickt. Einen Zahnabdruck konnte ich nicht nehmen, denn von dem Gebiss ist nichts mehr vorhanden. Ich habe aber eine Tätowierung am linken Unterarm gefunden. Dort steht Diana und Lisa für immer.“ erklärte der Rechtsmediziner. Semir sah zu Herler, der Tränen in den Augen hatte. „Das sind seine Frau und seine Tochter.“ sagte er und identifizierte so seinen Schwager. Betreten sah Semir zu Boden. „Mein Beileid...“ murmelte er und von Herler kam ein leises „Danke. Gott, wie soll ich das Diana und Lisa beibringen? Wie soll ich ihr sagen, dass der Vater ihres ungeborenen Kindes nie wieder zurückkommt? Nie sein Kind sehen wird. Sie wollte es ihm heute Abend sagen. Sie erwartet ihr zweites Baby.“ Semir legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wenn Sie wollen, übernehmen wir den Job.“ bot er an doch Herler schüttelte den Kopf. „Danke für das Angebot, aber da werde ich selbst machen. Helfen Sie mir, das Schwein zu bekommen?“ Semir sah kurz zu Alex und dieser nickte. „Ja, das werden wir. Dazu müssen Sie uns alles sagen, was zu dem Fall gehört. Haben Sie einen Verdacht?“ Herler schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keinen Verdacht. Josh war bereits der vierte Kollege in NRW, der getötet wurde. Wenn Sie wollen, können wir zum Revier fahren und ich gebe Ihnen die Akten frei.“ bot der Hauptkommissar der Düsseldorfer Wache an. „Das ist nicht ganz richtig. Heute Morgen wurden zwei weitere Kollegen gefunden. Sie wurden erschossen.“ stellte Semir richtig. Herler sah sie erschrocken an. „Oh mein Gott!“ stießt er aus. Semir wandte sich wieder an Marvin. „Marvin, wenn du noch was hast, dann ruf mich an, ja?“ „Klar.“ Sie verabschiedeten sich von dem Rechtsmediziner und fuhren wieder zurück nach Düsseldorf. Als sie bei Herler im Büro saßen, rief dieser am PC die Akten auf. „Das sind die getöteten Kollegen. Als erster starb Max Ackermann. Er war Kriminalkommissar. 32 Jahre alt, verheiratet und hatte eine dreijährige Tochter. Er wurde erwürgt. Danach verschwand Lukas Schäfer. Kriminaloberkommissar, 50 Jahre alt, drei Kinder, die fast schon erwachsen sind. Man fand ihn mit drei Kugeln in der Brust. Sein Partner hatte einen Kopfschuss. Dabei handelte es sich um Simon Gerber, Polizeianwärter. Der einzige, der überlebt hat ist Christian Peters. Er war mit Max im Einsatz. Der Killer hat ihn angeschossen. Er liegt im Koma. Und jetzt Josh…“ Semir sah ihn an. „Und heute kommen Philipp Koch und Ralf Reinhardt dazu. Sie waren vom Revier 53 aus Köln. Somit sind es sechs Kollegen.“ korrigierte er.

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  • Herler sah ihn erschrocken an. „Oh mein Gott!“ stieß er aus. Semir sah sich die Akten an. „Sie haben keine Anhaltspunkte, wer dahinterstecken könnte? Gab es einen Feind, der alle irgendwie in Verbindung brachte? Haben sie einen Fall gemeinsam bearbeitet?“ fragte er weiter und Herler schüttelte den Kopf. „Nein. Sie sind ja nicht einmal nur von unserem Revier. Max Ackermann und Christian Peters waren auf dem 16. Revier in Düsseldorf, Lukas Schäfer und sein Partner waren bei der Krefelder Wache. Nur Josh war hier von uns.“ Alex nickte. „Sind denn auch weibliche Kollegen in Gefahr geraten?“ Herler schüttelte den Kopf. „Nein, bisher waren es nur Männer. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen ihnen außer dem Geschlecht. Als Josh verschwunden ist, haben wir Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, ihn zu finden aber es gab keine Spur. Kein Zeuge. Nichts.“ gestand Herler. „War Baur allein auf Streife?“ Herler holte tief Luft. „Er war mit Sonja Rieger auf Streife. Sie hatten sich getrennt, weil sie nichts fanden, als sie am Unfallort ankamen. Ich weiß, es sollte nicht so sein, aber Sonja ist wohl in die Seitenstraße gegangen und als sie zurückkam, war Josh verschwunden. Nur seine Waffe und sein Handy lagen auf dem Boden. Von ihm fehlte jede Spur.“ Semir nickte entschlossen. „Okay, ich denke, wir sollten uns alle Dinge genau ansehen. Vielleicht finden wir Parallelen. Was wissen Sie über die Vorgänge? Wie sind die Kollegen verschwunden?“ Herler holte Luft. „Alle wurden zu einem Einsatz gerufen. Mal war es ein Wildunfall oder auch Bagatellen. Ein Auffahrunfall, ein angeblicher Einbruch.“ Semir sah ihn an. „Der Melder war immer der gleiche?“ Herler erwiderte seinen Blick und zog die Schultern hoch. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir haben sie zwar aufgenommen, aber noch nicht analysiert.“ „Warum nicht?“ hakte Alex nun nach. Herler zog die Schultern hoch. „Ganz ehrlich kann ich Ihnen das nicht wirklich beantworten. Ich habe den Fall von einem Kollegen vor wenigen Tagen übernommen. Der Kollege ist an einem Herzinfarkt verstorben und ich bin noch nicht dazu gekommen alle Akten zu sichten.“ Semir nickte erneut. „Gut, dann werden wir die Stimmaufnahmen überprüfen. Können Sie dafür sorgen, dass sie zu Hartmut Freund in die KTU geschickt werden?“ Herler nickte und griff sofort zum Telefon. Er gab den Befehl sofort weiter.


    Hartmut sah auf, als ein Beamter ihn eine DVD brachte. „Was ist das?“ wollte er wissen. „Das weiß ich nicht. Nur, dass du es analysieren sollst.“ gab der Beamte von sich. Hartmut zuckte mit den Schultern, legte die DVD ein und hörte sich die Aufnahmen an. Als er mehrere Anrufe gehört hatte, wusste er, was zu tun war. Er öffnete das Programm des Stimmenanalysators und verglich die Anrufe. Nur kurz darauf kamen Semir und Alex in Begleitung eines weiteren Mannes in die KTU. „Das ist Hartmut Freund, unser Kriminaltechniker. Keiner kann das, was er kann. Er macht das Unmögliche möglich.“ stellte Semir den Techniker vor und dieser wurde leicht rot. „Nun ja, er übertreibt ein wenig. Ich denke, es geht um die DVD, die man mir gebracht hat, oder?“Semir grinste breit. „Sehen Sie, Herler? Genau das meine ich. Ja Einstein. Auf der DVD sind Anrufe aufgezeichnet, die verschiedene Straftaten schildern. Bei diesen Einsätzen wurden bisher vier Kollegen ermordet und ich will wissen, ob es ein und derselbe Anrufer ist.“ Hartmut sah Semir an und nickte. „Ja! Ich habe mir die Stimmen angehört und kann bestätigen, dass es immer der gleiche Anrufer ist.“ Semir sah erstaunt zu Alex. „Wow… damit hab ich ehrlich gesagt, zwar gerechnet, aber nicht, dass Hartmut das so schnell herausfindet. Hast du das Band aus Köln auch schon?“ Hartmut schüttelte den Kopf. „Noch nicht, sobald es da ist, werde ich auch dort die Stimmte mit dem vergleichen.“ Er schlug dem Techniker lobend auf die Schulter. „Du bist echt der Beste.“ Hartmut grinste. „Das hörte ich sehr gern. Ich versuche noch Hintergrundgeräusche herauszufiltern, wenn es welche gibt. Ich meine, natürlich gibt es welche. Es gibt immer Hintergrundgeräusche. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“ „Nein, erstmal nicht. Sobald wir wieder was haben, werden wir uns melden. Danke Hartmut.“ Die Drei verließen die KTU und fuhren zur PAST um mit Kim Krüger das weitere Vorgehen zu besprechen.

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  • Kim sah auf, als Semir und Alex mit einem ihr unbekannten Mann ins Büro traten. „Frau Krüger, das ist Manfred Herler. Der Kollege aus Düsseldorf, der dort die Fälle der getöteten Kollegen untersucht.“ stellte Semir vor und Kim stand auf, reichte dem Mann die Hand und bat ihn, in der gemütlichen Sitzecke Platz zu nehmen. Auch Alex und Semir setzten sich. Manfred Herler fing an zu berichten, was er bisher wusste. Kim hörte schweigend zu. Als Herler endete, sah sie ihn an. „Sie haben keine Hinweise? Gar nichts?“ Herler zog die Schultern hoch und sah hilfesuchend zu Semir und Alex. „Doch! Wir haben bereits herausgefunden, dass es immer der gleiche Anrufer war. Er hat sich zwar immer mit anderem Namen gemeldet, aber Hartmut hat die Stimmen verglichen. Sie gehören einem einzigen Mann.“ warf Semir ein. Herler stöhnte auf. „Wenn ich die Analyse vorher gemacht hätte, dann wäre ich sicher schon einen Schritt weiter!“ fauchte er wütend. „Das denke ich nicht. Der Killer scheint ja einen Plan zu haben. Wir müssen nur herausfinden, wie er vorgeht. Was wir sicher wissen ist, dass er es nur auf männliche Polizisten abgesehen hat. Anhand der Stimme ist es ein Mann. Leider können wir nicht davon ausgehen, dass es nur einen Täter gibt.“ Kim sah Alex an. „Wie kommen Sie darauf?“ Semir atmete tief durch. „Ein Gefühl…“ warf Alex ein. „Ja, und die Stimme von dem Melder, der Philipp Koch und Ralf Reinhardt zur Neusser Landstraße gelockt hat, wird auch noch überprüft. Aber ich gehe auch hier davon aus, dass sie die Gleiche ist.“ warf Semir ein. „Okay, da der tote Kollege an der Autobahn gefunden wurde, sind Sie eh mit eingebunden. Ich denke, Sie und Herler werden den Fall lösen. Und hier hoffe ich, dass Sie sorgsam mit dem Staatseigentum umgehen. Keine unnötigen Risiken! Das gilt auch für die körperliche Gesundheit. Wir wissen, dass der Täter eiskalt handelt! Ab sofort traten Sie bei jedem Einsatz ihre Schutzwesten!“ mahnte Kim Krüger und sah Alex und Semir ernst an.


    Nur wenig später saßen Herler, Alex und Semir im Büro und sichteten alle Unterlagen. „Okay, der Täter ist männlich, er hat scheinbar einen Hass auf Polizisten. Die Frage ist warum?“ murmelte Semir nachdenklich. Alex atmete hörbar aus. „Der ist wahnsinnig! Er lockt die Polizisten in einen Hinterhalt und knallt sie einfach ab! Die Frage ist, sind die Opfer willkürlich? Weiß er vorher, wen er abknallt?“ Semir sah ihn an. „Okay, schauen wir mal nach Parallelen. Ralf Reinhardt war ledig und hatte keine Kinder. Philipp Koch, verheiratet, zwei Kinder, Josh Baur, verheiratet, zwei Kinder, Max Ackermann, ein Kind, Lukas Schäfer, drei Kinder, Simon Gerber, ledig.“ zählte Semir nun auf. „Hmmmm, die meisten waren also Familienväter aber auch Unverheiratete. Vom Alter her, gibt es große Unterschiede.“ warf Herler ein. „Aber irgendeinen Zusammenhang muss da sein. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er seine Opfer willkürlich aussucht.“ Herler sah Semir an. „Was soll denn der Hintergrund sein? Das ist ein Vater, der wird umgebracht, oder was?“ Es hörte sich leicht höhnisch an und Semir stutzte. „Genau das! Oder was Anderes. Etwas, das die Opfer teilen.“ Alex stöhnte auf. „So kommen wir nicht weiter. Gehen wir mal zu den Einsätzen. Das erste Opfer, welchen Einsatz hatte er oder das Team?“ Er sah Herler an. „Da muss ich auch erstmal nachsehen.“ murmelte Herler. Semir wies auf seinen PC und machte Platz. Herler setzte sich. „Okay, also bei Max und Christian war es ein Einbruch. Am 05.3 17 ging der Notruf ein. Ein gewisser Henry Blau meldete einen Einbruch in der Nachbarwohnung. Dann Lukas und Simon, ein Überfall am 10.03.17 an einem einsamen Bahnübergang. Hier nannte sich der Melder Thomas Grau. Bei Josh und Sonja am 20.03.17 war es ein Bagatellunfall. Sie trennten sich und deshalb lebt Sonja vermutlich noch. Und bei den beiden von heute, war es ein Wildunfall an der B9.“ las Herler vor. Semir schrieb sich die Daten auf.

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  • Jaron saß in seinem Zimmer und überlegte, was er als nächstes machen wollte. „Jaron?“ hörte er seine Schwester rufen. „Ja, ich bin hier!“ gab er genervt zurück. In den letzten Tagen ging Katrin ihn gewaltig auf die Nerven und er wünschte sich, dass sie wieder ihren Job als Stewardess aufnehmen würde, doch scheinbar ging ihr Urlaub eine Ewigkeit. Sie trat ein. „Was machst du?“ wollte sie von ihm wissen. „Ich guck mir gerade einen Film. Was ist?“ kam wirsch von ihm. „Ich habe eben einen Anruf bekommen. Ich muss morgen eine Kollegin vertreten. Das heißt, du wirst für eine Woche allein sein.“ Jaron nickte und stieß in Gedanken einen Jubelschrei aus. „Wohin fliegst du denn?“ fragte er. „Ich muss nach Japan. Jennifer ist ausgefallen und sonst ist keiner zu erreichen. Ich will ja eigentlich nicht, weil ich dich nicht allein lassen will, aber…“ erklärte sie und er lächelte. „Nur keine Sorge, Schwesterchen. Ich werde schon allein zurechtkommen.“ versprach er. Katrin setzte sich neben ihn und nahm seine Hände. „Bitte versprich mir, dass du keine Dummheiten machst.“ Jaron nickte. „Kein Problem. Ich werde nichts tun, was nicht richtig ist.“ versprach er. „Du wirst auch nichts tun, was du denkst, das richtig ist. Jaron, du weißt genau, was ich meine, oder?“Er lachte leise. „Ich bin kein kleiner Junge mehr! Hör auf mich so zu behandeln!“ Katrin hob die Hände. „Schon gut. Ich will nur keine böse Überraschung erleben, wenn ich zurückkomme.“ Er sah sie wütend an. „Ich habe doch gesagt, dass ich nichts mehr machen werde! Glaubst du mir nicht?“ Katrin zuckte zusammen als er lauter wurde. „Doch! Natürlich glaube ich dir. Es ist nur, weil ich Angst um dich habe.“ Sie stand auf und als sie den Raum verlassen wollte, hielt Jaron sie fest. „Ich verspreche es dir! Wenn du zurückkommst, dann gehen wir essen, ja?“ Katrin lächelte und nickte. „Ich werde jetzt meine Sache packen. Der Flug geht Morgen um sieben, das heißt, dass ich schon um fünf raus muss.“ Jaron nickte. „Soll ich dich zum Flughafen fahren?“ bot er an, doch Katrin lehnte ab. „Das ist nicht nötig. Ich nehme mir ein Taxi.“ Sie verließ sein Zimmer und ging in das Ihre um den Koffer zu packen.



    Semir sah auf seine Notizen. „Okay, so kommen wir nicht weiter.“ stöhnte er. Alex sah ihn an. „Vielleicht weiß Hartmut schon was über die Waffe?“ warf er in den Raum und schon griff Semir zum Telefon. „Ja Hartmut, ich bin es. Sag mal, hast du die Projektile schon untersucht?“ wollte der Hauptkommissar wissen und stellte auf Lautsprecher. „Hallo Semir, ja und nein. Die Projektile weisen keine Besonderheiten auf. Das Kaliber ist 7,5 und passt so ziemlich auf alle Langwaffen. Ich habe sie eingescannt und durchlaufen lassen. Nichts. Die Waffe hat keine Vergangenheit. Tut mir leid, Semir.“ Der Hauptkommissar sah in die Runde. „Was ist denn mit dem Wagen, den die toten Kollegen im Wald gefunden haben?“ „Nichts. Der Wagen ist gar nicht mit diesem Kennzeichen zugelassen. Die Kennzeichen sind einem Fahrzeug zuzuordnen, welches vor gut sechs Monaten bereits in den Schrott gegangen ist.“ Semir stöhnte leise auf. „Danke Hartmut. Gute Arbeit.“ Er legte auf. „Tja, das war die letzte Spur. Ich weiß nicht, wie wir weitermachen sollten.“ Herler hüstelte. „Nun, ich wüsste da was. Wie wäre es, wenn wir die Stimme des Anrufers online stellen und die Hilfe der Bürger in Anspruch nehmen?“ schlug er vor und Semir sah zu Alex. „Keine schlechte Idee.“ lobte er den Kollegen. Alex nickte. „Ich finde auch, wir sollten es versuchen. Wenn Krüger mitspielt.“ stimmte auch er zu. Semir grinste. „Gut, dann werden wir Krüger fragen.“ meinte er und verließ das Büro. Herler und Alex folgten ihm. Er klopfte an die Tür von Kim Krüger und wartete auf das „Ja!“ Es dauerte diesmal eine Weile, doch dann ertönte es und sie traten ein. „Frau Krüger, wir haben eine Idee, wie wir den Täter in die Enge treiben könnten.“ erklärte Semir sofort und Kim sah ihn herausfordern an. „Und wie?“ wollte sie wissen. Semir erklärte, was er vorhatte und Kim lachte leise auf. „Denken Sie wirklich, dass die Leute eine Hotline anrufen, um sich eine Stimme anzuhören?“ Der türkische Hauptkommissar zog die Schultern hoch. „Andere Hotlines sind dafür da, sich etwas vorstöhnen zu lassen.“ gab er lakonisch von sich. Kim Krüger atmete tief durch. „Ich halte es für eine sehr gute Idee. Versuchen wir es. Ich würde vorschlagen auch die sozialen Netzwerke ins Boot zu holen. Damit haben wir eine größere Reichweite.“ schlug sie nun vor.

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  • Nur wenig später hatte Semir Hartmut damit beauftragt, die Stimme des Melders ins Internet zu stellen, um die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen und um Hilfe zu bitten. Nun hieß es Geduld aufzubringen, denn sicher würde es einige Stunden dauern, bis sich interessierte Bürger diese Stimme angehört hatten und noch war es nicht sicher, ob überhaupt jemand die Stimme erkannte. „Okay, wir wissen nur wenige Dinge über den Täter. Aber wenn ich das richtig sehe, hat er bisher immer nur Kollegen von städtischen Revieren genommen, oder?“ Semir sah in die Runde und erntete einstimmiges Nicken. „Vielleicht sollten wir dort ansetzen. Die Kollegen der Toten befragen, ob sie etwas wissen. Vielleicht gab es da Sachen, die bisher nicht angesprochen wurden.“ dachte er laut nach. Herler setzte sich aufrecht hin. „Das habe ich bereits gemacht. Nichts. Keiner weiß warum gerade die Kollegen sterben mussten. Glauben Sie mir, ich würde nur sehr gern wissen, warum der Mistkerl Josh als Opfer ausgesucht und ihm so übel mitgespielt hat. Wie kann man einem Menschen foltern und dann das Gesicht wegschießen?“ Der Ton war voller Hass und jeder hier im Raum konnte das nur zu gut verstehen. Semir nahm seine Hände und hielt sie gegeneinandergedrückt an die Lippe. Ein Zeichen dafür, dass er sehr intensiv nachdachte. Dann nahm er sie wieder runter. „Das Gesicht ist ein deutliches Erkennungsmerkmal. Vielleicht hat er damit verhindern wollen, dass wir ihn schnell identifizieren. Ich meine, nach dem was Josh einstecken musste, hat sein Peiniger sehr große Wut auf ihn gehabt. Vielleicht sogar Hass. Aber warum? Denken Sie mal nach, Herler. Hatte Josh Feinde? Hatte er in den letzten Tagen vor seinem Tod irgendwie Ärger? Vielleicht mit einem Kollegen? Kann es nicht sein, dass er in ein Wespennest gestochen hat und man ihm deshalb ausschalten wollte?“ Herler schüttelte kurzentschlossen den Kopf. „Nein! Josh hatte keine Feinde im Kollegenkreis. Das weiß ich ganz genau. Ich habe sehr lange mit ihm zusammengearbeitet. So ist er doch mit meiner Schwester zusammengekommen. Es muss einen anderen Grund haben.“Während sich die Beiden unterhielten arbeitete Alex am PC.


    Alex sah sich auf dem PC die Akten der getöteten Kollegen an und notierte sich hier und da mal etwas. Er schrieb es in eine Tabelle und bemerkte, dass es mehrere Übereinstimmungen gab. „Was machst du da? Bist du noch bei uns, oder wie?“ riss Semir ihn aus seinem Tun. „Ja sicher. Ich habe mir die Akten der Todesopfer noch einmal vorgenommen. Es gibt mehrere Dinge, die übereinstimmen. Zum einen der Beruf, das Geschlecht, der Familienstand und Kinder!“ Semir stöhnte leise auf. „Ja, das habe ich mir auch notiert und wie bringt es uns weiter?“ Auf diese Frage musste auch Alex mit den Achseln zucken. „Vielleicht hilft uns aber genau das weiter. Wie du auch schon festgestellt hast, sind alle Kollegen, die bisher getötet wurden, bei den städtischen Revieren gewesen. Ich halte es aber für fatal, wenn wir uns genau darauf konzentrieren. Zum einen waren es immer andere Reviere. Somit kann er sich jede Polizeidienststelle in NRW und darüber hinaus aussuchen und den nächsten töten.“ Erklärte Alex sachlich und Semir stimmte mit einem Nicken zu. „Es ist schwer. Woran könnten wir uns denn dann halten? Ich meine, wir müssen irgendwas übersehen.“ Semir sah zu Herler, der bisher geschwiegen hatte. „Ich weiß es nicht. Ich habe mir auch alle Akten angesehen, alles aufgeschrieben. Nichts! Da ist absolut nichts, was ich in Erwägung ziehe. Aber was ist denn mit dem Wagen, der bei den letzten beiden Kollegen eine Rolle gespielt hat? Ich meine, selbst wenn die Kennzeichen gestohlen sind, der Wagen muss doch irgendwem gehören.“ Semir setzte sich gerade hin. „Verdammt, Sie haben Recht. Die Identifikationsnummer!“ stieß Alex aus und wählte Hartmut an. „Hartmut! Ich brauche die Identifikationsnummer von dem Auto!“ bat er und stellte auf Lautsprecher. „Alex, ich habe die Nummer bereits überprüft. Der Wagen wurde vor vier Tagen von seiner Besitzerin, eine gewisse Katrin Schwarz, als gestohlen gemeldet.“ Semir formte tonlos das Wort „Scheiße!“ Alex nickte leicht. „Hast du trotzdem die Adresse von der Dame?“ hakte er nach. „Ja. Das ist die Hubertus-Peter-Str. 1 in Oberhausen.“ gab Hartmut durch. „Danke!“ Schon legte Alex wieder auf. Er sah zu Semir und nickte ihm zu. „Wir sollten die Dame besuchen gehen, findet ihr nicht? Vielleicht kann sie uns helfen.“ Nur wenig später waren Semir und Alex auf dem Weg zu der Besitzerin, während Herler zu seiner Dienststelle fuhr um dort weiter zu recherchieren.

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  • Katrin saß mit Jaron schweigend am Mittagstisch. Sie hatten in ihrer Kindheit von ihren Eltern eingebläut bekommen, dass am Tisch nicht gesprochen wurde und obwohl ihre Eltern schon tot waren, hielten sie sich an diesem Verbot. Das einzige was man hörte, war das Kratzen von Messer und Gabel auf dem Teller. Nach guten zwanzig Minuten waren sie fertig. „Was machst du denn, wenn ich wieder auf Tour bin?“ wollte sie wissen und Jaron zog Die Schultern hoch. „Keine Ahnung, aber mir wird schon was einfallen.“ Katrin sah ihn warnend an. „Jaron, ich will nicht, dass du noch einmal so eine Scheiße baust, wie letztes Mal! Ich will nicht, dass du noch einen Polizisten tötest, hast du mich verstanden?“ Jaron lächelte leicht. „Klar, ich werde nichts tun, was nicht gerecht ist. Bringst du mir was Schönes mit?“ Katrin lachte auf. „Meinst du nicht, dass du aus dem Alter raus bist?“ Jaron sah sie bettelnd an. „Bitte, die in Japan haben so tolle Macheten. Ich will nur eine winzig kleine. Okay?“ Er legte seinen Kopf schief und wusste genau, dass Katrin diesem Blick nicht widerstehen konnte. Sie stöhnte leise auf. „Du weißt doch, dass ich so etwas nicht mit an Bord nehmen darf. Ich könnte dir eine schöne Buddha-Statue mitbringen. Eine, wo du Kerzen hineinstellen könntest.“ schlug sie vor. Jaron sah sie mit einem sonderbaren Blick an und lachte verächtlich auf. „Was soll ich denn damit? Ich bin doch nicht gläubig!“ beschwerte er sich. „Okay, ich finde schon etwas, dass dir gefällt.“ Es klingelte an der Tür. Sie sah ihn erstaunt an. „Erwartest du noch Besuch?“ wollte sie von ihm wissen, doch er schüttelte den Kopf. Er stand auf und ging in sein Zimmer, während sie zur Tür ging und öffnete. Vor der Tür standen zwei Männer. „Ja bitte?“ fragte sie. „Frau Schwarz?“ wollte einer der Männer wissen. Katrin musste auf ihn runtersehen. „Ja, das bin ich.“ „Gerkhan, Kripo Autobahn. Das ist mein Kollege Brandt. Es geht um Ihren Wagen.“ erklärte der Mann und zeigte ihr den Ausweis. „Oh, Sie haben ihn gefunden! Kommen Sie doch rein.“ Sie gab den Weg frei und wies auf das Wohnzimmer. „Gehen Sie doch bitte geradeaus.“


    Semir nickte und ging an die Frau vorbei. Alex folgte ihm, ließ jedoch Katrin Schwarz vorgehen. „Bitte setzen Sie sich doch. Wo ist mein Auto? Haben Sie es mitgebracht?“ wollte sie wissen und sah Semir an. Er lächelte leicht. „Nein, leider nicht. Das Fahrzeug war in einem Verbrechen verwickelt und muss noch untersucht werden. Sagen Sie, wann ist das Fahrzeug denn wo entwendet worden?“ Katrin Schwarz dachte kurz nach „Oh, das war vor vier Tagen in der Stadt. Mein Bruder hatte es sich ausgeliehen und wollte einkaufen. Er hat nach seinen Angaben das Fahrzeug ordnungsgemäß auf dem Parkplatz abgestellt, verschlossen und als er wieder aus dem Geschäft rauskam, war es verschwunden.“ berichtete sie. Semir nickte nachdenklich. „Hat Ihr Bruder das Fahrzeug denn abgeschlossen?“ Katrin Schwarz nickte. „Nach seinen Angaben ja. Allerdings nicht mit dem Schlüssel, sondern per Fernbedienung.“ Semir sah kurz zu Alex. Er selbst machte es genauso, obwohl es nicht sicher war. Doch die alte Methode den Schlüssel zu verwenden, nutzte kaum noch jemand. „Sie haben das Fahrzeug direkt als gestohlen gemeldet?“ wollte er nun von Katrin wissen. „Direkt nachdem mein Bruder mir den Verlust erklärt hatte.“ nickte sie. „Ist Ihr Bruder hier?“ fragte Alex nun. Katrin sah ihn an. „Ja, ich hole ihn.“ Sie verschwand kurz und kam mit einem jungen Mann zurück. „Jaron, das sind die Herren von der Polizei. Sie haben meinen Wagen gefunden.“ Der junge Mann lachte auf. „Super! Dann musst du mir nicht mehr böse sein.“ Ein Blick von Katrin Schwarz folgte und Jaron wurde wieder ernst. Semir stellte sich vor und reichte dem jungen Mann die Hand, doch diese nahm sie nicht. „War der Parkplatz des Supermarktes denn nicht überwacht?“ Jaron Schwarz schüttelte den Kopf. „Nein, ich hatte auch nachgefragt, aber nur der Supermarkt selbst wird überwacht. Ich habe meine Schwester den Verlust direkt erklärt.“ Katrin Schwarz holte tief Luft und zog die Aufmerksamkeit von Semir wieder auf sich. „Sagen Sie, in was für ein Verbrechen wurde mein Wagen denn verwickelt. Diente er als Fluchtwagen?“ wollte sie wissen. Semir schüttelte den Kopf. „Nein, er war ein Lockmittel in einem Mordfall. Mit dem Wagen wurden zwei Personen in eine Falle gelockt und hinterrücks erschossen.“ presste er heraus. Er bemerkte, das Katrin zusammenzuckte und wieder zu ihm sah. „Das tut mir sehr leid. Sagen Sie, wann kann ich den Wagen zurückbekommen. Ich brauche ihn wirklich.“ „Tut mir leid, aber das wird noch etwas dauern. Wir benötigen außerdem noch Fingerabdrücke von Ihnen und Ihrem Bruder.“

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  • Katrin sah den Polizisten an. „Was? Wieso? Ich meine, wir haben doch gar nichts getan.“ Sie spürte Nervosität aufsteigen. Der Kollege mit den strahlend blauen, fast kalten Augen sah sie an. „Wir müssen Sie als Täter ausschließen. Ihre Fingerabdrücke sind ja wie auch die von Ihrem Bruder auf dem Wagen und wenn wir Glück haben, auch welche von dem Dieb.“ Katrin senkte den Blick. „Ach so…ja. Entschuldigen Sie. Daran habe ich gar nicht gedacht. Das Problem ist nur, dass ich morgenfrüh nach Japan fliege. Ich bin Stewardess und…“ erklärte sie. „Nun, dann würde ich sagen, kommen Sie heute noch zur Dienststelle und wir regeln das. Es dauert auch nicht lang.“ versprach der Mann. Katrin spürte bei seinem Blick eine kalte Welle über den Rücken gehen. „Ähm ja, ich versuche es.“ versprach sie. Die Polizisten verabschiedeten sich und sie brachte sie zur Tür. Nur wenig später stand sie bei Jaron im Zimmer, der am PC saß. „Jaron? Was ist mit meinem Auto passiert?“ wollte sie wissen und in der Stimme klang ein scharfer Ton. „Der wurde geklaut und ist nun wiedergefunden worden.“ kam von ihm ohne sie anzusehen. „Ist das wahr?“ hakte sie nach. Ihr Bruder nickte nur. „Ich habe nichts Unrechtes getan.“ „Jaron, ich habe Angst, dass die Polizisten Spuren von uns finden. Was wenn die herausfinden, dass du den Polizisten umgebracht hast?“ Jaron lachte höhnisch auf. „Warum denn? Es wäre doch nur logisch, dass unsere Fingerabdrücke an deinem Auto sind. Mach dir keine Sorgen. Wir werden die Abdrücke abgeben und dann ruhig nach Hause fahren. Du wirst dich dann hinlegen, damit du ausgeruht bist, wenn dein Flieger geht.“ beruhigte Jaron sie. Katrin stöhnte auf. „Jaron, ich habe Angst! Angst davor, dass man dich einsperrt! Verstehst du das denn nicht? Ich werde den Flug absagen. Ich kann dich nicht allein lassen.“ legte sie fest. „Nein! Du wirst den Flieger nehmen. Mach dir keine Sorgen. Ich passe auf mich auf. Ich schlage dir vor, dass wir jeden Abend um 20 Uhr telefonieren. Jetzt müssen wir nur festlegen, ob die Uhrzeit bei dir oder bei mir sein soll.“ Katrin lachte leise. „Wenn es in Japan 20 Uhr ist, dann hast du 12 Uhr mittags. Meinst du, du bist bis dahin aufgestanden?“ Jaron nickte bekräftigend.


    Semir und Alex trafen wieder in der PAST ein und sahen Herler mit einer jungen Dame in ihrem Büro sitzen. Sofort gingen die Beiden zu Susanne. „Wer ist das denn?“ wollte Semir wissen. „Das ist Ivonne Grabner. Sie ist Profilerin beim LKA und soll uns unter die Arme greifen.“ Alex rollte die Augen. „Vielleicht hätte man das mit uns absprechen sollen.“ knurrte er. Semir grinste leicht. „Wer weiß, vielleicht kann sie uns ja doch helfen. Susanne, kannst du Hartmut schon mal zwei Personen ankündigen. Katrin und Jaron Schwarz. Das sind die Besitzer des Fahrzeugs.“ bat er die Sekretärin, die dem Wunsch sofort nachkam. „Hat sich wegen der Stimme schon was ergeben?“ Susanne nickte. „Hier gab es etliche Anrufe, die behaupteten die Stimme erkannt zu haben. Jenny ist bereits bei der Auswertung.“ „Danke…“ Die Hauptkommissare betraten das Büro und Herler sah sie an. „Ich habe uns Hilfe mitgebracht.“ verkündete er. Semir nickte der jungen Frau zu. „Das ist Ivonne Grabner. Sie ist …“ erklärte Herler. „…Profiler. Ja wissen wir schon. Denken Sie nicht, dass Sie uns vorher hätten informieren können?“ maulte Alex und Semir sah ihn mahnend an. „Herr Herler, ich muss meinem Kollegen Recht geben. Aber vielleicht kann sie uns ja wirklich helfen. Haben Sie Frau Grabner schon informiert?“ „Ja, das hat er. Ich bin übrigens selbst im Raum und man braucht nicht in dritter Person von mir sprechen. Was ich bisher erfahren habe, bringt mich zu der Vermutung, dass der Täter ein Trauma bewältigt. Vermutlich hat er sehr schlechte Erfahrung mit der Polizei gemacht.“ erklärte Yvonne. Alex lachte höhnisch auf. „Kommen Sie nicht mit einer schrecklichen Kindheit!“ Yvonne Grabner lächelte leicht. „Das wollte ich nicht damit sagen. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass der Mörder einen Hass auf die Polizisten hatte, die er getötet hat. Was mir fehlt, ist der Beweis, dass es wirklich nur einen Täter gibt. Was spricht denn dafür?“ Sie sah abwechselnd zu Semir und Alex. „Nun, wir haben eine Stimmanalyse der Notrufe, mit denen die ermordeten Kollegen zum Einsatzort geordert wurden gemacht. Es ist ein und dieselbe Stimme. Von daher können wir davon ausgehen, dass es ein Täter ist. Wir wissen allerdings nicht, ob er allein arbeitet.“ Ivonne nickte. „Und warum denken Sie, dass es ein Mann ist?“ „Das sagt uns eine männliche Stimme.“ warf Alex genervt ein. Ivonne sah ihn an. „Ich glaube Sie mögen mich nicht, Herr Brandt. Aber wir sollten professionell genug sein, unsere privaten Abneigungen zu unterdrücken, finden Sie nicht?“ Sie lächelte süffisant. Alex stand auf. „Frau Grabner, ich habe nichts gegen Sie. Zumindest nichts Persönliches. Es ist der Beruf, der mich nervt. Sie glauben doch zu wissen, was diesen Täter treibt oder? Erklären Sie mir dann bitte, warum er es auf Polizisten abgesehen hat.“

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  • Yvonne Grabner setzte sich auf den Besucherstuhl an Alex Schreibtisch. „Herr Brandt, ich kann Ihnen nicht alles erklären, denn ich habe mir die Akte noch nicht komplett durchgesehen. Vielleicht helfen Sie mir auf die Sprünge. Haben Sie irgendwelche Parallelen bei den Opfern gefunden?“ Alex nickte. „Ja, es waren Familienväter. Es waren Polizisten und alle waren männlich. Brauchen Sie noch andere Dinge?“ „Nein, das reicht. Was glauben Sie über den Täter zu wissen?“ „Nichts.“ warf Semir nun ein. Yvonne wog den Kopf hin und her. „Das ist nicht wirklich viel. Sehen Sie, Herr Gerkhan. Der Täter scheint sich auf jeden Fall sicher zu fühlen. Ich meine, wieso hat er sich die Opfer ausgesucht? Konnte er bestimmen, wer zum Tatort kommt? Ich denke doch nein. Also müsste er vorher wissen, wer Dienst hat. Woher kann er das wissen?“ Semir setzte sich gerade auf. „Sie denken, dass der Täter einer von uns ist?“ fragte er erstaunt nach. „Nein, das habe ich nicht gesagt. Aber erklären Sie mir, wie der Täter wissen konnte, wer zum Tatort fährt. Woher könnte er das wissen?“ Auch Alex schien nun aufmerksamer zu sein. „Semir, das ist gar nicht so schlecht. Ich meine, sie hat Recht. Woher konnte der Mistkerl wissen, wer zu welchem Einsatz fährt? Das kann nur jemand, der Zugriff auf die Schichtpläne hat.“ „Stimmt. Herler, wer könnte da in Frage kommen?“ Semir sah zu dem Düsseldorfer Kollegen, doch der war genauso ratlos. „Ich muss mich bei Ihnen bedanken Frau Grabner. Wenn Sie uns jetzt noch sagen können, was den Täter dazu treibt, dann falle ich vor Ihnen auf die Knie.“ meinte er zur Profilerin. „Nun, da muss ich dann wohl darauf verzichten. Es tut mir leid, Herr Gerkhan. Ich kann leider nicht hellsehen. Aber ich würde an Ihrer Stelle wirklich alle Kollegen überprüfen, die auf dem Revier wo die Kollegen arbeiteten, sind.“ Alex lachte auf. „Tja, und da haben wir einen Fehler. Die toten Kollegen sind nicht nur von einem Revier. Und es gibt wohl kaum einen Kollegen der die Reviere wechseln oder?“ grinste er. Wieder sah Semir zu ihm. „Nicht?“ kam etwas erstaunt von Grabner. „Nein, die Kollegen haben auf drei verschiedene Revieren und drei verschiedenen Städten gearbeitet.“ stellte nun auch Semir richtig. „Okay, ich kenne mich nicht mit der Datenbank der Polizei aus, aber ist es irgendwie möglich, die Daten aller Reviere zu sichten?“Sie sah in die Runde. „Nein. Eigentlich nicht. Jedes Revier hat seine eigenen Zugangsdaten. Da kann niemand ran. Ich halte das für ausgeschlossen.“ gab Herler nun von sich. Ivonne Grabner nickte. „Und wenn jemand die Zugangsdaten gehackt hat? Haben Sie das schon einmal überprüft?“ Semir sah erneut zu Alex. „Danke Frau Grabner, wir werden das prüfen. Herr Herler, was machen Sie denn jetzt noch?“ Manfred Herler atmete tief durch. „Ich werde von dem Fall abgezogen. Mein Vorgesetzter meint, dass es nicht mehr mein Fall ist, da der Tote an der Autobahn gefunden wurde.“ Es klang sehr traurig und Semir verstand es sehr wohl. „Okay, da kann man nichts machen. Sobald wir etwas haben, werden wir Sie informieren. Wir kriegen den Mistkerl, versprochen.“ Herler nickte dankbar. Er erhob sich und verschwand mit Yvonne Grabner.



    Katrin und Jaron kamen am späten Nachmittag auf die Dienststelle und gaben ihre Fingerabdrücke ab. Der junge Beamte notierte sich alles sehr genau und Katrin nutzte die Gelegenheit zu erfragen, um was für Todesfälle es sich gehandelt hatte. Der junge Beamte war sehr unerfahren und erzählte ihr, dass es sich um Kollegen handelte, die alle in einen Hinterhalt gelockt und dann erschossen wurden. Er schmückte die Geschichte um den Tod von Josh Baur aus und Katrin wurde blass. Sie sah Jaron an, doch der zuckte nur mit den Schultern. Katrin wandte sich wieder an den Polizisten. „Ich hoffe sehr, dass die Kollegen den Täter finden und ihn vor Gericht stellen. Solche Leute gehören hinter Gitter.“ stieß sie aus. „Unsere besten Kollegen sind an dem Fall dran. Es gibt keinen Fall, den Gerkhan und Brandt nicht gelöst haben.“ versprach der junge Beamte. Katrin lächelte. „Danke. Können wir dann gehen?“ fragte sie und der Beamte sah noch einmal auf die Unterlagen. „Wenn Sie mir noch mit der Unterschrift bestätigen, dass die Daten, die ich hier vermerkt habe, korrekt sind.“ bat er und sie führte den Wunsch aus. Nur wenig später fuhren sie wieder nach Hause. „Die werden dahinterkommen, Jaron.Hast du die beiden Polizisten umgebracht? Hast du sie erschossen?“ fragte Katrin leise. Jaron sah sie an. „Ich habe nichts damit zu tun. Dass sie diesen Bullen gefunden habe, ist doch klar. Der lag auf einem Parkplatz an der Autobahn. Mach dir keine Sorgen. Ich habe nur diesen einen umgebracht. Du glaubst mir doch, oder?“ Katrin lächelte nervös. „Klar, ich glaube dir.“ Er ging in sein Zimmer und Katrin blieb nachdenklich auf dem Flur stehen. Auch wenn sie Jaron gesagt hatte, dass sie ihm glaubte, waren die Zweifel sehr groß. Jaron hatte den Mann im Keller erst gefoltert und dann eiskalt erschossen. Sie traute ihm auch zu, dass er die Polizisten in die Falle gelockt hatte. Verdammt, warum hatte sie diesen beiden Polizisten nicht gesagt, dass Jaron der Mörder ist? Weil er dein Bruder ist. Du bist für ihn verantwortlich und du trägst die Schuld daran, dass er so ist, wie er ist. Er ist krank. Sie konnte ihn doch nicht verraten! Du bist eine verdammt schlechte Schwester, schallte sie sich selbst. Sobald sie aus Japan zurückkam, würde sie dafür sorgen, das Jaron in Behandlung kam. In eine vernünftige Behandlung. Stationär und nicht ambulant. „Darf ich dich stören?“ riss Jarons Stimme sie aus den Gedanken und sie zuckte zusammen. Jaron bemerkte es. „Was hast du denn?“ wollte er von ihr wissen. „Ich war nur in Gedanken. Ich muss jetzt meinen Koffer packen und dann werde ich mich hinlegen.“ lächelte sie nervös.

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  • In der Rechtsmedizin kam die Kollegin aus der Ballistik zu Marvin. „Wir haben nun ganz sicher feststellen können, dass die Kugeln mit denen die Kollegen Koch und Reinhardt erschossen wurden, aus der gleichen Waffe stammen, mit der auch Baur erschossen wurde. Die Kugeln gleichen sich wie Drillinge. Das heißt dann auch, dass es nur einen Killer gibt.“ erklärte sie und Marvin nickte. „Das habe ich mir schon gedacht. Was ist mit den Kugeln, womit die anderen Kollegen erschossen wurden?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nun, davor gab es leider keine Kugeln. Der Killer war zu der Zeit wohl vorsichtiger. Vielleicht sollten die Kollegen einen Profiler einsetzen.“ Marvin nickte und griff zum Handy. Er wählte Semir an und gab die Ergebnisse bekannt. „Danke Marvin.“ murmelte Semir und der Rechtsmediziner wusste genau, wie es in seinem Freund nun aussah. Dem Hauptkommissar wurmte es, wenn es keine eindeutigen Spuren gab, doch es ärgerte ihn noch mehr, wenn die Spurensicherung dann feststellte, dass es eindeutige Spuren gab und er keine davon verwerten konnte. Er steckte sein Handy wieder ein und dachte nach. Wie konnte er seinem Freund nur helfen, den Täter zu stellen? Konnte er überhaupt etwas tun? Ja! Die Analyse der Kleidung, die der Tote trug, lief noch. Und vielleicht hatte Hartmut ja auch etwas an diesem ominösen Wagen was gefunden. Wieder griff er sein Handy und rief den Techniker an. „Hey Hartmut. Ich brauche mal deine Hilfe. Ich glaube Semir ist ganz schön frustriert.“ „Das ist ja auch nicht verwunderlich. Ich habe hier alle Spuren ausgewertet und nichts gefunden, was ihm weiterhilft. Du vermutlich auch nicht, sonst würdest du mich nicht anrufen.“ kam von dem Techniker zurück. „So würde ich es nicht sagen. Wir haben festgestellt, dass drei Kollegen durch Kugeln von ein und demselben Gewehr getötet wurden. Vermutlich also ein Täter. Ich habe jetzt noch die Gewebeanalyse von Baur hier. Nur habe ich nichts womit ich es vergleichen könnte.“ „Oh und du möchtest von mir jetzt Vergleichsmaterial?“ fragte Hartmut nach und Marvin lachte leise. „Du verstehst, was ich meine.“ gab er zu. „Gut, also ich hätte da leider nur die Fingerabdrücke von den Besitzern. Also eigentlich gar nichts.“ gab Hartmut zu. „Schick es mir dennoch.“ bat Marvin.


    Hartmut legte die Kleidung von dem toten Kollegen unter das Mikroskop und ging es Stück für Stück durch. Doch hier war leider gar nichts zu finden. Das war eine Sackgasse und er suchte nach einer weiteren Möglichkeit. Die Analyse der Fingerabdrücke des Autos lief auch noch und bisher gab es nur Abdrücke von den Geschwistern die der PC registriert hatte. Er sah wie weit die Auswertung war. Nur noch wenige Minuten würde es dauern und dann stand das Ergebnis. Es ging schneller als er dachte. „No Matches“ erschien auf dem Monitor und er stöhnte leise auf. Sein Handy klingelte erneut, diesmal war es Semir, der ihn anrief. „Semir. Wenn du wissen willst, dass mit den Abdrücken ist, dann muss ich dich enttäuschen. Es sind nur Abdrücke von den Geschwistern im und am Wagen. Somit dürfte der Dieb Handschuhe getragen haben.“ berichtete er. „Okay, danke Hartmut aber das ist nicht der Grund weshalb ich dich anrufe. Wir haben hier eine Profilerin gehabt, die glaubt, dass der Mörder sich in das Polizeiprogramm eingehackt hat. Kann man das irgendwie nachvollziehen?“ Hartmut dachte kurz nach. „Nun ja, man könnte versuchen zu erkennen, wer das letzte Mal auf die Daten zugegriffen hat, aber das kann dauern. Außerdem hast du dann nur die Antwort, dass es möglich ist. Das sagt aber noch nicht, wer es wirklich war. Die Daten sind ja alle mit Passwörtern gesichert und wenn ein Hacker die Passwörter geknackt hat, dann hast du noch immer nicht den richtigen Täter.“ erklärte der Techniker und hörte wie Semir aufstöhnte. „Kannst du es trotzdem überprüfen?“ bat er Hauptkommissar. „Klar. Ich versuche es und melde mich bei dir, sobald ich etwas habe. Denkst du der Täter schlägt noch einmal zu?“ fragte er. „Ich hoffe nicht. Vielleicht schreckt es ihn zurück, dass wir ihm auf den Fersen sind.“ Hartmut lächelte leicht. „Ja, vielleicht. Okay, ich mach mich dann mal an die Arbeit.“ Er beendete das Gespräch und setzte sich an seinen PC.

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  • Der Abend kam und so auch der Abschied für Jaron von seiner Schwester. Sie fuhren gemeinsam zum Flughafen und er wartete, bis sie abgeflogen war. Dann fuhr er nach Hause. Auf dem Tisch sah er die Karte von dem Polizisten, der heute bei ihnen war. Er setzte sich an den PC und rief die internen Daten der Autobahnpolizei auf. Dann nutzte er wieder das Passwort, welches seinem Vater gehört hatte. In der Maske gab er den Namen Semir Gerkhan ein und nur wenig später hatte er alle Informationen, die er benötigte. Leider stand in der Akte nicht, ob er Kinder hatte oder welches Geschlecht diese trugen. Also musste er es selbst herausfinden. Er schrieb sich die Adresse auf, verließ das Programm und die Wohnung. Er ging auf den nahegelegenen Parkplatz und stieg in einen schwarzen Transporter. Dieser Wagen war schon seit Jahren sein Eigentum und bisher konnte er es vor Katrin geheim halten. Katrin, seine Schwester traute ihm nichts zu. Er arbeitete zwar nicht, aber das konnte er gut auf seine psychische Erkrankung schieben und so bekam er Harz IV und niemand hielt ihn für einen kranken Mörder. Er war ja auch nicht krank. Er sorgte für Sicherheit von Mädchen, die als Polizistentöchter, ihrem Vater gnadenlos ausgeliefert waren. Nach einer Fahrt von fast zwanzig Minuten stand er vor der Meldeadresse des Polizisten. Nun musste er erst einmal beobachten. Vielleicht war dieser Mann ja ein guter Polizist und hatte nur Frau und vielleicht Söhne. Er sah auf die Uhr. Es war schon Mitternacht und im Haus des Polizisten war alles dunkel. Vermutliche schliefen sie alle. Er sah auf die Ladefläche und grinste. Vor einiger Zeit hatte er sich hier ein kleines Paradies geschaffen. Eine Matratze lag auf dem Boden und Kissen wie auch eine Decke lagen ordnungsgemäß gefaltet darauf. Er griff sein Handy und stellte es auf sechs Uhr. Nach dem Dienstplan von diesem Gerkhan hatte er Spätschicht und das hieß, dass der Mann mit Sicherheit bis sechs oder später schlafen würde. Ihm reichten ein paar Stunden Schlaf. Er verschloss den Wagen und legte sich nur wenig später auf die Matratze. Nicht lange und er war eingeschlafen.


    Semir wachte am nächsten Morgen um halb sieben auf. Er ging duschen und als er fertig war, sah er, dass auch Andrea bereits aufgewacht war. „Was machst du denn? Du hast doch Urlaub.“ fragte er erstaunt. „Das ist richtig. Und genau deshalb werde ich dir ein wundervolles Frühstück machen. Die Kinder stehen auch gleich auf. Dann können wir alle gemeinsam frühstücken.“ erklärte sie und küsste ihn. „Übrigens, Dana fährt nächste Woche auf Klassenfahrt. Diesmal geht es an die Nordsee. Genauer genommen auf die Insel Borkum.“ Semir sah sie an. „Und was kostet das?“ „Der Anteil pro Kind sind 260 Euro. Die Klassenfahrt wird eine Woche gehen. Sie fährt am Montag und kommt am Sonntag wieder.“ Semir nickte nachdenklich. Seine Töchter kamen rein. Allen voran war die kleine Lilly, die in ihrem Schlafanzug auf ihn zu rannte. „Hey, mein Engel. Schon ausgeschlafen?“ wollte er von ihr wissen und sie nickte. Nur kurz beschäftigte Semir sich mit seiner Kleinsten und kitzelte sie etwas. Lilly jauchzte vor Freude und lachte aus vollem Herzen. Dann setzte er sie auf ihren Stuhl und wandte sich Ayda zu, die etwas verschlafen war. „Guten Morgen Ayda. Bist du immer noch ein Morgenmuffel?“ grinste er. Seine Tochter sah ihn an. „Ich habe Bauchweh. Mein Kopf tut auch weg und ich will auch gar nicht essen.“ kam von dem Mädchen und sofort legte Semir ihr die Hand auf die Stirn. „Andrea, ich glaub sie hat Fieber.“ sagte er. Auch seine Frau nahm sich Ayda an. Sie steckte ihr das Fieberthermometer in den Mund und wartete, bis die Messung vorbei war. „Du hast Recht. Sie hat 38,8°C. Ayda, wir fahren gleich direkt zum Arzt.“ Das Mädchen nickte. „Darf ich wieder ins Bett?“ bettelte sie. „Am besten lege ich dich auf die Couch.“ meinte Semir, nahm seine Tochter auf den Arm und trug sie ins Wohnzimmer. „Du legst dich hier auf die Couch und schläfst noch ein bisschen, gleich bringe ich dich in Mamas Auto. Sie fährt dann mit dir zum Kinderarzt.“ versprach er. Ayda nickte und drehte sich um. Sie schlief direkt wieder ein.

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  • Auch Jaron war bereits wach und beobachtete das Haus. Gegen halb acht ging die Tür auf und ein Mann, den er als den Polizisten identifizierte, trat mit einem Mädchen auf dem Arm heraus. Er liebkoste das Mädchen und legte es anschließend in einem der beiden PKWs. Wut stieg in Jaron auf, als er sah, wie zärtlich dieser Mann mit dem Mädchen umging. Eine Frau kam heraus und sie hielt ein kleineres Mädchen an der Hand. Zwei Töchter??? Zwei Mädchen, die ihrem Vater hilflos ausgeliefert waren? Er musste tätig sein. „PAPA!! Nimmst du mich zum Bus mit?“ hörte er von einer weiteren Person, die nun aus dem Haus kam. Drei! Drei Töchter! Die größere war bestimmt schon 16 oder 17. Das Mädchen, welches er aus dem Haus getragen hatte, war nicht älter als 10 und das Kleinste sicher gerade 6 oder 7. „Ja, steig ein mein Schatz!“ rief der Polizist dem Mädchen zu und sie stieg tatsächlich ein. Jaron spürte große Wut in sich. Dieser Mann hatte drei Mädchen und vermutlich missbrauchte er sie jede Nacht. Vielleicht im Wechsel. Jede Nacht ein anderes Mädchen, welches diese Schande ertragen musste. Ein Mädchen, welches die Schmerzen ertragen musste, damit der Vater sein Vergnügen hatte. Er sah, wie Gerkhan in sein Wagen stieg und losfuhr. Nur kurz darauf fuhr auch die Frau los. Jaron hängte sich direkt an sie und als sie ihr Ziel erreicht hatte, sah er, dass es ein Kinderarzt war. Sollte dieses Schwein das Mädchen so stark verletzt haben, dass sie ärztliche Hilfe brauchte? Und diese Frau machte das alles mit? Genau wie seine Mutter! Sie war feige und setzte sich nicht zur Wehr! Er wartete eine ganze Weile, bis die Frau wieder herauskam und das Mädchen ins Auto trug. Dann ging die Fahrt zurück nach Hause. Für Jaron reichte es. Dieser Mann, der diesem kleinen Mädchen so viel Leid zugefügt hatte, musste dafür bezahlen. Er musste für Gerechtigkeit sorgen. Er fuhr nach Hause um sich einen Plan zurecht zu legen. Diesem Mann musste gezeigt werden, dass das was er machte falsch war. Er durfte seine Töchter nicht lieben. Nicht so! Er stellte den Transporter wieder ab und saß nur wenig später im Wohnzimmer. Katrin kam erst am Sonntag zurück und so hatte er genügend Zeit, diesem Mann Respekt vor dem weiblichen Wesen einzubläuen. Dieser Mann würde niemals wieder ein Mädchen verletzten. Nie wieder.


    „Morgen Semir. Was ist los? Hast du Probleme?“ wollte Alex wissen, als sein Partner hereinkam. „Morgen. Nein, keine Probleme. Ayda ist heute Morgen mit Fieber aufgewacht und Andrea ist mit ihr zum Arzt. Hoffe, das ist nichts Ernstes.“ Semir ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Wird schon nicht. Ich meine, es kann ja eine Erkältung sein, oder so.“ Semir nickte. „Du hast Recht. Okay, lass uns doch mal mit Jenny sprechen, wie weit sie mit der Stimmenanalyse bzw. mit der Auswertung der Anrufer ist.“ Alex nickte. Sie gingen zu Jenny, die an ihrem Schreibtisch saß. „Morgen Jenny, hast du schon was für uns?“ wollte Alex von ihr wissen. „Ja, die Anrufe könnt ihr alle in die Tonne kloppen. Hey, was ich da für Typen geprüft habe. Die einen haben ihren Nachbarn erkannt, der nächste seinen Chef oder Kollegen. Jeder wollte jedem was ankreiden. Leider sind alle Personen, die ich überprüft habe, negativ.“ berichtete Jenny und sah die Beiden an. „Danke Jenny. Gute Arbeit.“ lobte Semir. Sein Handy klingelte und er sah auf das Display. „Das ist Andrea. Sicher geht es um Ayda.“ stieß er aus und ging in sein Büro. „Andrea? Was ist mit der Maus?“ wollte er sofort wissen. „Ayda hat eine Darminfektion. Sie bekommt Antibiotika und muss die nächsten Tage im Bett bleiben. Es ist nicht ansteckend und damit keine Gefahr für uns anderen Familienmitgliedern. Ich werde mich um die Maus kümmern. Mach dir nicht so große Sorgen.“ Semir lächelte leicht. „Danke mein Schatz. Das beruhigt mich sehr. Ich hoffe sie wird schnell gesund.“ Er steckte das Handy wieder ein und sah Alex, der nun ins Büro kam, freudig an. „Alles halb so wild. Ayda hat eine Darminfektion. Nicht ansteckend.“ Sein Partner setzte sich. „Siehst du, alles gut. Sie hat die beste Pflege, die sie bekommen kann. Andrea hat doch noch Urlaub oder?“ Semir lachte leise. „Ja, und wenn sie ihn nicht hätte, dann hätte sie Urlaub genommen, um für Ayda da zu sein. Hoffe, dass es schnell vorüber ist. Kranke Kinder sind sehr anstrengend.“

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  • Jaron sah auf seine Notizen. Ja, so sollte es klappen. Wenn er diesen Gerkhan in die Falle locken wollte, dann musste er sehr vorsichtig sein. Durch die bisherigen Vorfälle, könnten die Polizisten aufmerksamer sein. Und er musste sich darüber klarwerden, was er mit dem Partner machte. Das Gerkhan allein kam, konnte er vergessen. Dieser Brandt wird ihn sicher begleiten. Vielleicht trennten sich die Beiden, wenn er auf einem riesigen Gelände einen Verletzten spielte, der nicht wusste, wo er genau war? Ja, ja. Das war eine Möglichkeit. Natürlich würde er sich nicht wirklich verletzen. Hauptsache die Bullen gehen davon aus. Morgenfrüh würde er es angehen. Und diesen Kerl wird er dann ins Nachbarhaus bringen. Das stand schon ewig leer und er hatte einen Schlüssel. Dann konnte er ihn erziehen auch wenn Katrin wieder da ist. Sie würde es nicht mitbekommen. Ja, das war ein guter Plan. Nun musste er nur noch den Ort finden, wo er die Bullen in die Falle locken konnte. Er dachte angestrengt nach und dann hatte er es. Als er noch in der Schule war, da hatte er mal die Gummiwarenfabrik Clouth in Köln besichtigt. Seit einigen Jahren war die Firma pleite und das Gebäude an der A57 rottete vor sich hin. In den Häusern galt Einsturzgefahr und das Betreten des Geländes war strengstens verboten. Vor zwei Monaten, das wusste er, hatte die Stadt Köln das Gelände gekauft und wollte daraus Wohngebäude machen. Sie sollten die „Clouth-Häuser“ heißen und entsprechend kosten. Das hieß, dass derzeit überall Baustellen waren. Das war doch wie geschaffen für eine Falle. Er würde anrufen und behaupten unter einem Gerüst zu liegen und sich verletzt zu haben. Unter dem Gerüst würde er eine Puppe legen. Er lachte auf. Das war wirklich perfekt. Und wenn die Bullen sich dann um die Bergung kümmerten, konnte er den Partner abknallen und diesen Gerkhan packen. Aber er musste auch aufpassen. Diese Bullen von der Autobahn waren nicht so dämlich wie die bisherigen Beamten. Und schießen konnten sie sicher auch. Und noch ein Problem kam auf. Er konnte nicht sicherstellen, dass diese Beiden zum Einsatz kamen. Nein, das konnte er so vergessen. Okay, einen anderen Plan. Wie wäre es, wenn er ihn vor der Haustür abfängt? Ja, das wäre auch eine Möglichkeit und da hatte er es nur mit einem Gegner zu tun. Ein bisschen Chloroform und alles ist gut. Doch was, wenn der Partner ihn nach Hause begleitete? Verdammt, er musste improvisieren. Irgendwie…


    Während Semir und Alex noch einmal alles durchgingen, suchte Hartmut im Internet nach Spuren, die darauf hindeuteten, dass das Programm der Polizei gehackt wurde. Nach einigen Stunden stöhnte er leise auf und griff zum Handy. „Semir, ich bin es. Ich habe mir die Genehmigung von der Staatsanwaltschaft geholt, mich in den Personalakten der toten Kollegen durchzuwühlen und ich habe tatsächlich festgestellt, dass jemand dran war. Leider habe ich keine IP feststellen können, weil er über zig Proxis gegangen ist. Das heißt, dass die Daten, die der Täter sich angesehen hat, erst auf einen anderen Server gespeichert wurde und dann weiter versendet. Vermutlich über mehrere, wie schon gesagt. Ich überprüfe gerade alle Passwörter und deren Inhaber. Vielleicht können wir da was herausfinden. Sollte es so sein, dann ist die Vermutung, dass es ein Kollege ist, ganz sicher. Mit anderen Worten, ich kann dir da derzeit leider nicht helfen.“ berichtete er. „Okay, dann könnte es auch ein Nutzer sein, der seinen Zugriff missbraucht. Vielleicht ist unser Täter tatsächlich ein Kollege. Wie könnte man das denn herausfinden?“ wollte Semir von ihm wissen und Hartmut lachte auf. „Du hörst mir wieder mal nur halbherzig zu. Ich sagte eben, dass ich die Passwörter und deren Nutzer prüfe. Das dauert aber eine Weile.“ mahnte der Techniker seinen Freund. „Entschuldige Hartmut, ich habe derzeit einfach zu viel um die Ohren. Wie bist du an die Passwörter gekommen? Nee…warte, sag es mir besser nicht. Ruf mich bitte an, wenn du was hast, ja?“ bat der Kommissar. „Mach ich.“ versprach Hartmut und beendete das Gespräch. Er legte sein Handy auf den Tisch und nahm sich die eben ausgedruckte Liste mit Passwörtern. Sie umfasste fast 70 Seiten und alle Passwörter waren fein säuberlich alphabetisch nach den Nutzern sortiert. Der Techniker gab eines nach dem Anderen ein und notierte sich die Daten des Nutzers um diesen später zu überprüfen.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D


  • Jaron grübelte immer noch über den Plan, wie er den Polizisten am Besten in die Falle locken konnte. Die beste Möglichkeit war tatsächlich die Sache mit der Baustelle. Er musste nur zusehen ... ja sicher! Das war es! Die Kripo musste rauskommen, wenn es um Mord ging. Oder um Mordversuch! Er würde bei der Autobahnpolizei anrufen und behaupten, dass man ihm gefolgt ist und er sich auf der Baustelle versteckt und während des Gespräches würde er dann laut um Hilfe schreien. Dann würde er Lärm machen, damit es sich bedrohlich anhört und schon würden sie ausrücken. Ja…das ist ein sehr guter Plan. Er sah auf die Uhr. Es war bereits Mittag und so musste er sich beeilen. Wie gut, dass es heute regnete. Denn die Baustelle war dann verwaist. Keiner würde dort arbeiten. Er setzte sich in seinen Wagen und fuhr zu den alten Clouth-Werken. Nach guten zwanzig Minuten Fahrt kam er dort an und sah sich genau um. Er suchte sich ein Gebäude aus, welches ziemlich mittig auf dem Gelände war. Vor hier aus konnte er die Autobahn einfach erreichen, ohne dass er den Haupteingang nehmen musste. Immerhin würde er einen Verletzten spielen und in diesem Fall kam die Rettung gleich mit. Er stieg aus und ging über die Baustelle. Vorsichtig sah er sich um, doch hier war kein Bauarbeiter zu sehen. Jetzt musste er nur das Gerüst manipulieren und die Puppe postieren. Die Puppe! Verdammt, er hatte doch gar keine. Wo sollte er eine lebensgroße Puppe herbekommen? Er ging in der Halle auf und ab. Und dann hatte er seine Idee. Im Keller hatte Katrin doch diesen ausrangierten Nubbel. Wenn er den ein wenig herrichtete, dann könnte man da durchaus einen Menschen sehen. Er durfte nur nicht übertreiben. Verletzung am Kopf, eingeklemmtes Bein, gebrochener Arm. Er lachte leise, denn all diese Dinge hatte er schon im Karneval ausprobiert. Er wurde schon so oft gelobt, dass die Kostüme lebensecht aussahen. Und von Halloween hatte er auch noch Kunstblut. Freudig klatschte er in die Hände und setzte sich wieder in sein Auto. Noch heute würde er diesen Bullen ein perfektes Schauspiel bieten.


    Semir sah Alex an. „Also so falsch liegt die Profilerin nicht. Ich meine, wenn es wirklich jemanden gibt, der auf die Daten zurückgreifen kann, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass es wirklich ein Kollege ist. Es macht auch Sinn. Nur ein Kollege weiß wer zu welchem Einsatz fährt.“ gab er zu. Alex atmete durch und nickte dann. „Ich stimmte dir zu. Es wäre aber auch möglich, dass es ein Exkollege ist, der Rache ausübt.“ Jetzt schüttelte Semir den Kopf. „Wenn ein Kollege aus dem Polizeidienst entfernt wird, egal aus welchem Grund, werden auch seine Passwörter gelöscht bzw. blockiert. Dann hätte er keinen Zugriff mehr darauf.“ stellte er richtig. Alex stand auf. „Dennoch sollten wir mal mit den Kollegen von der Internetkriminalität sprechen. Ich meine, da sitzen doch Experten oder nicht? Wenn man uns in Sachen Computer helfen soll, dann könnten die es doch. Hartmut ist ja wirklich ein Superkollege aber auch er kann nicht alles.“ Jetzt musste sein Kollege ihm doch zustimmen. „Also gut, fahren wir nach Düsseldorf und fragen dort mal nach. Vielleicht finden wir doch eine Lösung.“ Sie wollten gerade gehen als Yvonne Grabner eintrat. „Guten Tag, darf ich Sie noch mal stören?“ bat sie. Semir nickte und auch Alex war diesmal etwas freundlicher. „Setzen Sie sich doch. Möchten Sie einen Kaffee?“ bot er an und Yvonne nahm dankend an. „Haben Sie noch etwas herausgefunden?“ wollte Semir von ihr wissen. „Nun, wie man es nimmt. Ich habe mir mit Herler noch einmal die Daten der Opfer angesehen. Wussten Sie, dass alle Kinder hatten?“ wollte Yvonne wissen und Semir nickte. „Ja, das ist bekannt.“ „Und wissen Sie auch, dass diese Kinder immer Töchter sind?“ Yvonne Grabner sah die Beiden an. „Ja und? Wollen Sie uns damit sagen, das der Killer die Polizisten tötet, die Töchter haben?“ hakte Semir nach. Im Ton klang ein wenig Hohn mit. „Wäre das abwegig? Was wäre denn, wenn es so wäre? Sie suchen doch nach einem möglichen Motiv.“ Alex stellte die Tasse mit Kaffee auf den Tisch, setzte sich wieder auf seinen Stuhl und zog die Schultern hoch. „Was sollte denn der Grund sein? Ich meine, ist er eifersüchtig, weil er nur Söhne hat?“ Er sah Semir grinsend an. Yvonne Grabner entging dies nicht. „Das weiß ich nicht. Aber es wäre ein Grund. Vielleicht hat er ja Hass auf Männer mit Töchtern. Vielleicht ein Trauma in der Kindheit. Eine verschmähte Liebe, wo der Vater Polizist war. Das müssen Sie herausfinden. Ich muss leider. Wenn Sie Fragen haben, dann können Sie mich gern anrufen.“ Nur wenig später war sie verschwunden. Semir sah der Profilerin nach. „Ein interessanter Aspekt.“ murmelte er und Alex lachte leise. „Finde ich nicht. Es ist doch ziemlich weit hergeholt, dass der Typ nur Polizisten tötet, die Töchter haben. Das kann doch auch ein Zufall sein.“ Semir antwortete nicht und man bemerkte, dass er ziemlich tief in Gedanken war. „Was ist?“ wollte Alex wissen. Semir atmete durch. „Ich würde sagen, wir sollten uns mal mit der Witwe von Baur unterhalten. Wenn Yvonne nämlich tatsächlich Recht hat, dann müsste es aufgefallen sein, wenn jemand ihn beobachtet hat.“ Er stand auf und Alex tat es ihm nach. „Okay, ich suche mal eben die Adresse raus!“ Nur einige Minuten später waren sie unterwegs.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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