In Erinnerung an ...

  • Für Semir und seiner Familie verging die Zeit nur sehr langsam. Nach dem Mittagessen legten sich Ayda, Lilly und Andrea hin und versuchten zu schlafen. Semir ging noch einmal zu Dana, doch dort gab es keine Neuigkeiten und die Schwestern schickten ihn nach guten zwei Stunden wieder in sein Zimmer. Dort angekommen setzte er sich auf sein Bett und starrte einfach nur aus dem Fenster. Andrea schlug die Augen auf und sah ihn an. Sie spürte an seiner Haltung das etwas nicht stimmte und setzte sich auf. „Semir, ist was mit Dana?“ fragte sie leise. „Nein, es gibt nichts Neues. Sie ist stabil aber sie ist noch immer nicht über den Berg. Andrea, wenn … wenn sie es nicht schafft, dann…“ Er stieß einen Seufzer aus und Andrea kam zu ihm. Sie setzte sich und nahm ihn in den Arm. „Sie wird es schaffen! Du wirst sehen, in spätestens einer Woche wird sie sein, wie gestern. Erinnerst du dich noch, als ich diesen Bauchschuss hatte?“ Semir nickte stumm. „Damals hast du auch gedacht, dass ich nicht durchkomme. Aber ich habe es geschafft, weil ich stark war und Dana ist auch stark. Sie wird es schaffen! Sie hat deine Gene.“ Semir stand auf und ging zum Fenster. „Denkst du wirklich, dass es gut ist, wenn wir wieder zusammenziehen?“ Er sprach leise und wagte es nicht, sie anzusehen. Andrea kam zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Schultern. „Du meinst, weil wir dann wieder in Gefahr geraten könnten? Weil wir dann und wann mal in eine Schutzwohnung gebracht werden, unter Schutz stehen? Semir ich habe dich damals geheiratet, weil ich dich liebe, wie du bist. Ich tue es immer noch und ich würde einiges dafür geben, wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte. Du hast den Wink, den ich dir vor dem Scheidungsrichter gegeben haben, vermutlich nicht verstanden. Ich wollte die Scheidung nicht mehr.“ gab sie von sich. Semir lächelte verbittert. „Ich habe ihn schon verstanden. Aber ich war verletzt. Sehr verletzt.“ sagte er. Andrea nickte. „Das verstehe ich auch. Aber wir gehören zusammen. Wir sind eine Familie und dazu gehört auch Dana. Sie wird auch wieder zu uns zurückkommen, da bin ich mir sicher. Du wirst sehen, morgen gibt es sicher gute Nachrichten von ihr.“ Sie griff mit der gesunden Hand zu seinem Kinn und zwang ihn sanft, sie anzusehen. Als er den Kopf gedreht hatte, sah sie die Tränen in seinen Augen. Sie küsste ihn sanft. „Ich liebe dich Semir. So wie du bist.“ flüsterte sie.


    Auf der Intensivstation ging Marianne in das Schwesternzimmer und traf dort auf ihre Kollegin und beste Freundin Julia. „Marianne, kannst du die Betten auf Zimmer Acht schon machen. Ich muss mich erst um Dana kümmern.“ Marianne nickte. „Dana? Wer ist Dana?“ wollte sie wissen. „Das ist der Neuzugang aus der letzten Nacht. Ein 18jähriges Mädchen, welches angeschossen wurde. Bauchschuss und es sieht nicht wirklich gut aus. Die Werte sind zwar stabil, aber du kennst es ja. Es kann kippen.“ „Oh mein Gott, wie schrecklich…“ gab Marianne zurück. „Ja, komm mal. Ich zeige sie dir.“ Sie gingen zusammen in das Zimmer mit der Nr. 108. Als Marianne vor dem Bett von Dana stand sah sie auf das Mädchen, welches an Schläuchen angeschlossen war und von den medizinischen Geräten überwacht wurde. „Mein Gott, sie ist noch so jung…“ Julia ging auf die andere Seite und strich Dana über die Wange. „Ja, das ist sie und ich hoffe inständig, dass sie kämpfen wird und vor allem, dass sie den Kampf gewinnt. Ihr Vater würde zugrunde gehen, habe ich das Gefühl, wenn sie es nicht schafft. Der ist nämlich auf Station mit den anderen Familienmitgliedern in einem Zimmer. Alle, bis auf er, haben etwas abbekommen. Ich kümmere mich jetzt um sie und du machst die Betten im Nebenraum, bitte.“ Marianne nickte und verschwand. Julia wandte sich wieder Dana zu. „Hey Dana, ich werde dich jetzt ein wenig waschen und dann kannst du auch weiterschlafen. Und ich würde mich riesig freuen, wenn du bald die Augen aufschlägst. Du bist noch so jung. Viel zu jung um zu sterben. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir und ich mag es einfach nicht, wenn meine Patienten nicht kämpfen, verstehst du? Kämpfe Mädchen! Kämpfe!!“ sprach sie mit der Patientin während sie ihre Arbeit verrichtete. Immer wieder warf sie einen Blick auf die Monitore, über die das Mädchen überwacht wurde. Marianne kam nach einigen Minuten zurück. „Ich bin fertig. Kann ich dir hier noch helfen?“ Julia schüttelte den Kopf. „Weißt du denn was mit ihr passiert ist?“ hakte Marianne nach und sah sie an. Julia zog die Schultern hoch. „Wie gesagt, es wurde auf ihr geschossen. Auch ihre Geschwister und ihre Mutter sind angeschossen worden. Sie sind auf Station 4. Ihr Vater ist Polizist. Aber mehr weiß ich leider auch nicht.“ Schrecklich…“ gab Marianne von sich. Sie war sichtlich bestürzt über das, was Dana zugestoßen war.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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  • Paul und Hartmut fuhren zu Andreas Wohnung und sahen sich noch einmal bei Tageslicht um. Doch auch jetzt ließ sich nicht viel herausfinden, was sie nicht auch schon am Abend gesehen hatte. Nur das Blut auf dem Teppich im Wohnzimmer ließ Paul frösteln. „Also hier ist nichts zu erkennen. Zumindest nichts Neues. Tut mir echt leid, Paul. Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“ Paul sah den Techniker an. „Das kannst du vielleicht wirklich. Semir und ich waren gerade dabei seine alten Fälle zu checken, aber in jeder Sache wusste Semir, dass es nicht der Täter sein kann. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie glaube ich ihm nicht. Ich meine, klar, die Täter sind alle älter geworden und es musste jemand geben, der Semir beobachtet hat. Somit scheiden die aus, die noch einsitzen. Aber was ist mit denen, die schon entlassen sind. Die Semir seit der Zeit nicht mehr aus Augen gelassen haben? Ich meine, Ben Jäger war vor 4 Jahren und Tom Kranich ist schon länger her. Das würde zumindest auf die Theorie passen, dass es jemand ist, der einen Grund hat, sich zu rächen.“ dachte Paul laut nach. „Der Täter muss ja nicht der gewesen sein, der eingesessen hat. Es könnte doch auch ein Angehöriger gewesen sein. Die Frau, die Tochter oder der Sohn. Eine Schwester, ein Bruder. Da ist doch alles möglich.“ warf Hartmut ein und Paul sah ihn an. „Du hast recht! Wir haben uns bisher auf die Personen konzentriert, die uns bekannt sind. Aber es könnten auch Familienangehörige sein. Okay, pass auf…. Wir befragen jetzt die Nachbarn ob die was gehört oder gesehen haben und dann fahre ich zurück zur PAST um dort die Akten noch einmal zu sichten. Wenn du wirklich Zeit hast, dann kannst du gern dazu stoßen.“ Hartmut lachte leise. „Ich denke, du wirst mit dem Fall jetzt weiterkommen. Du weißt doch, dass ich für die Ermittlungen nicht der Beste bin. Technik ist mein Steckenpferd.“ lehnte Hartmut ab.


    Paul drückte die Klingel beim unmittelbaren Nachbarn von Andrea. Eine ältere Frau öffnete ihn nur einen Spalt und sah ihn misstrauisch an. „Egal was Sie vertreten, ich kaufe nichts!“ sagte sie und wollte die Tür schon schließen. „Ich verkaufe Ihnen nichts. Ich bin von der Polizei.“ erklärte Paul schnell. Die Augen der Alten zogen sich zusammen. „Das ist doch ein Trick!“ knurrte sie. „Nein, das ist kein Trick. Ich bin Paul Renner von der Kripo Autobahn und wir ermitteln in dem Fall des Anschlags auf Ihrer Nachbarin Frau Schäfer.“ „Oh, ich habe davon gehört, warten Sie, zeigen Sie mir erst Ihren Ausweis!“ forderte sie ihn nun auf und Paul hielt ihr diesen hin. Akribisch prüfte sie ihn und nickte. „Scheint echt. Kommen Sie rein, aber ich glaube nicht, dass ich helfen kann. Ich habe nämlich gar nichts gehört.“ Paul lächelte leicht. „Haben Sie denn etwas gesehen?“ „Nein, ich habe auch nichts gesehen. Wissen Sie, ich höre nicht mehr so gut und nachts schalte ich mein Hörgerät aus. Ich habe tief und fest geschlafen und gar nichts mitbekommen. Nicht einmal das Blaulicht. Aber ich habe gehört, dass es ganz schlimm steht. Wie geht es Frau Schäfer und den Kleinen denn?“ Paul hörte die Sorge in der Stimme und lächelte leicht. „Es geht ihnen gut. Sie werden sicher schon bald wieder entlassen werden. Frau…?“ Er sah sie an. „Sommerlath … wie die schwedische Königin. Aber wir sind nicht verwandt…leider…“ lächelte sie. Paul nickte. „Frau Sommerlath, ist Ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen? Waren hier Personen am oder im Haus, die Sie noch nie gesehen haben?“ fragte er weiter. Sie nickte. „Ja, vor ungefähr zwei Wochen war ein junger Mann hier. Er hatte sich verfahren und wollte den genauen Weg wissen.“ „Okay, und wie er aussah wissen Sie nicht oder?“ Die Frau sah ihn wütend an. „Junger Mann, ich bin vielleicht alt, aber mein Gedächtnis funktioniert noch einwandfrei. Der Mann war ungefähr 175 cm groß, hatte grün-graue Augen und einen leichten Bartansatz, aber nicht sehr ausgeprägt. Dann hatte er leicht schwarze Haare, aber die waren sich gefärbt, das hat man gesehen. Ich habe ja den Blick dafür, denn ich war Friseurin.“ berichtete die alte Dame.

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  • Paul sah die Frau an und zog sofort das Phantombild hervor, das er mit Hilfe von Ayda angefertigt hatte. Außerdem ein Foto von dem echten Tom Kranich und legte es ihr vor. Brigitte Sommerlath sah sich die Bilder mit einer Lupe an und tippte dann auf Tom Kranich. „Das sieht dem Mann ähnlich, aber der war es nicht.“ erklärte sie entschlossen. Paul steckte das Phantombild ein. „Sind Sie sicher?“ „Ja, das Bild ist ihm sehr ähnlich. Wirklich sehr ähnlich, aber die Nase war nicht so krumm. Die hatte nicht diesen Höcker.“ erklärte sie weiter. „Haben Sie denn auch das Auto von dem Mann gesehen?“ „Ja, das war ein roter Porsche. Wissen Sie, mein Mann hatte vor seinem Tod mal eine Sammlung von Porschefahrzeugen. Also nur Nachbildungen. Der Mann hat einen Porsche Panamera in einem wundervollen feurigen Rot. Leider habe ich das Kennzeichen nicht gesehen.“ Paul verneigte sich kurz und bedankte sich bei der Zeugin. Endlich hatte er etwas womit er arbeiten konnte. In der PAST gab er das Fahrzeug ein und ließ sich die Besitzer anzeigen, die Ähnlichkeit mit dem Bild von Tom Kranich hatte. Leider gab es keine Übereinstimmung. Paul ließ die Seite mit den Besitzern ausdrucken und sah sie sich einzeln an. Er überprüfte die Namen der Besitzer, doch keiner von denen war schon mal auffällig geworden. Es war wie verhext. Diese Kerle schienen verdammt gut vorbereitet und vermieden alles, damit die Polizei keine Hinweise bekam. Es klopfte und er hob den Kopf. Susanne stand im Türrahmen. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ wollte sie wissen und er nickte dankbar. „Ja, Thilo ist gerade mal für Königstiger. Könntest du mal seinen Bericht über den Vorfall mit Jenny lesen? Ich würde gern wissen, ob der den Schusswaffengebrauch vermerkt hat.“ bat er sie und Susanne machte kehrt. Thilo kam zurück. „Man, ich glaub ich habe was Falsches gegessen.“ stöhnte der junge Mann. Paul bemerkte, dass er ziemlich blass war. „Willst du nach Hause?“ hakte er nach, doch Thilo schüttelte den Kopf. „Nein, so schlimm ist es nicht. Wir haben noch genügend Arbeit.“ Paul nickte und nahm sich erneut die Akten von Semir vor, die sie schon herausgesucht hatten. Er fing mit Heinz Uhlen an. Heinz Uhlen war geboren am 16.04.1968 in Koblenz, doch in der Akte standen keine Familienangehörigen. Das hieß jedoch nicht, dass er nicht doch irgendwo Verwandte hatte. Immerhin konnte seine Frau die Scheidung eingereicht haben und somit nicht in der Akte auftauchen, doch auch im Einwohnermeldeamt gab es kaum Informationen von Uhlen. Paul wandte sich dem zweiten Kandidaten zu. Bevor er jedoch anfangen konnte, klingelte sein Telefon. Er sah, dass Susanne ihn anrief. „Ja?“ fragte er kurz. „Der Schusswaffengebrauch ist vermerkt.“ gab Susanne bekannt und Paul bedankte sich. Nachdenklich legte er auf und sah wieder zu Thilo. Irgendwas hatte der junge Mann zu verbergen und er war entschlossen es heraus zu finden.


    Dean schrieb dem unbekannten Boss die Nachricht, dass er alles erledigt hatte, doch das schien der Unbekannte anders zu sehen. >> Ich hatte befohlen, alle zu töten! Warum habt ihr so lange gewartet? << Dean schloss die Augen. Er hatte geahnt, dass der Boss nicht zufrieden war und bastelte an der Antwort. >>Ich hielt es für besser, nicht alle zu töten. Aber die Kinder von ihm wurden alle verletzt. Ich glaube, eine ist tot. << Er sah, dass der Boss ihm antwortete. >>Das war schlecht geplant. Niemand ist tot! Nur eine Person ist schwer verletzt, aber sie wird überleben. Es wird Zeit für den zweiten Schritt, bevor die Kollegen von ihm wach werden! Du wirst ihn aus dem Krankenhaus holen und in die alte Gießerei nach Longerich bringen! << stand als Antwort da. Dean stand auf und überlegte kurz. Was dachte sich der Boss denn, wie er das anstellen sollte? Doch dann antwortete er dem Unbekannte. >> Was, wenn der Bulle und seine Familie bewacht werden? << Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. >> Ich kümmere mich darum. Du wirst keine Probleme haben, zu ihm zu kommen. << Dean lachte leise auf. >> Wie soll ich denn an ihn rankommen? Ich bin kein Bulle, aber ich kann mir vorstellen, wie die arbeiten. Sie werden Wachen abstellen und keinen Fremden zu ihm lassen. << Doch auch jetzt wusste der Boss die Lösung. >> Ich weiß, dass Wachen vor der Tür stehen. Aber die werden dich nicht aufhalten. Du wirst morgen ein Arztkittel bekommen und ich werde dafür sorgen, dass du in der Personalakte auftauchst. Enttäusche mich nicht noch einmal! << Der Boss war scheinbar auf alles vorbereitet und er wusste alles. Nun musste er nur warten. Es klingelte an der Tür und er öffnete. Bastian stand davor. „Und?“ wollte er wissen. Dean grinste und zeigte ihm die Nachricht vom Boss. „Okay, das wird ein Spaß. Soll ich den Wagen fahren?“ Dean nickte. „Ja, wir werden in der Tiefgarage parken. Ich werde den Burschen allein aus dem Zimmer holen und dann werden wir ihn in der Gießerei versorgen. Der Boss will sich ihm vornehmen. Ich kenne den Boss nicht, aber er ist verdammt clever. Der weiß alles, was die Bullen eventuell machen könnten. Er berechnet sogar die Eventualitäten. Gezahlt hat er auch schon. 5000 für jeden.“ Bastian schluckte. „Wenn das so weitergeht, dann kann ich bald meinen Traum erfüllen. Eine Kneipe auf Malle.“ grinste er. „Warte lieber ab, bis der Job erledigt ist. Der nächste Teil wird nicht einfach werden. Und du solltest kein Geld ausgeben, das du noch nicht hast. Für den letzten Teil unserer Arbeit gibt es noch einmal 8.000 für jeden.“ Bastian sah ihn an. „Was ist der letzte Teil?“ Dean grinste böse. „Wir werden Herrn Gerkhan ein Grab herrichten.“

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  • Die nächste Akte die Paul sich vornahm, war die von Axel Höhle, der damals eine Bank überfiel und von Semir angeschossen wurde. Leider bekam er durch seine Recherche heraus, dass Axel Höhle seit einem Schlaganfall schon drei Monate im Koma lag und somit als direkter Täter ausschied, aber damit war auch möglich, dass ein Angehöriger, sich an Semir rächen wollte. Er bat Susanne herauszufinden, in welchem Krankenhaus der Mann lag. Nach zehn Minuten bekam er die Information und fuhr auch direkt los. Was er von Höhle wusste war, dass es drei Kinder gab und so gab es auch drei Verdächtige. Im Krankenhaus „Dreifaltigkeit“ fragte er sich zu Axel Höhle. Nur wenig später stand er im Zimmer und sah, eine ca. 30jährige Frau am Bett sitzen. „Ich werde Frau Stock fragen, ob sie einverstanden ist, dass Sie eintreten.“ erklärte die Krankenschwester und Paul nickte. Er sah wie die Schwester mit der Frau sprach und diese Paul durch das Fenster ansah. Sie nickte leicht, stand auf und kam zu Paul. „Hallo, ich bin Sybille Stock. Was möchten Sie von meinem Vater?“ fragte sie sofort und streckte ihm die Hand hin. „Renner, Kripo Autobahn. Es geht derzeit um einen Fall, wo das Leben von fünf Personen in Gefahr ist. Wie geht es Ihrem Vater?“ Sybille Stock sah durch das Fenster auf ihren Vater. „Wir rechnen jeden Tag damit, dass es vorbei ist.“ Die Stimme klang traurig. Paul sah zu Boden. „Das tut mir sehr leid, Frau Stock. Kennen Sie Semir Gerkhan?“ Sybille Stock schüttelte den Kopf. „Nein. Wer ist das?“ „Das ist der Mann, der Ihren Vater vor einigen Jahren ins Gefängnis gebracht hat.“ erklärte Paul direkt. Jetzt nickte Sybille Stock. „Ja, jetzt erinnere ich mich. Mein Vater erzählte mir von dem Ganzen.“ „Können Sie sich vorstellen, dass einer Ihrer Geschwister jetzt Rache an Herrn Gerkhan nehmen will?“ Sybille sah ihn an. „Herr Renner, mein Vater hat uns verboten an Rache zu denken. Er hat seinen Fehler eingesehen und seine Strafe abgesessen. Er selbst kann gar nichts mehr machen. Meine Brüder sind beide schon vor vier Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Ich bin die Einzige, die übrig ist. Und ich habe ganz sicher andere Dinge zu erledigen, als mich an einem Mann zu rächen, der nur seinen Job getan hat. Ich muss wieder zu ihm.“ entschuldigte sie sich und ging erneut in den Raum.


    Der Nachmittag kam und während Paul wieder eine Akte zur Seite legen konnte, saß Semir in seinem Zimmer und kümmerte sich um Lilly, die immer noch verängstigt war. „Lilly, Schatz, willst du denn gar nicht zu Papa kommen?“ Lilly reagierte nicht. Sie spielte ein in Semirs Auge sinnloses Spiel. Es bestand daraus, dass sie erst einen Turm aus bunten Holzbausteinen aufbaute und dann wieder umstieß. Völlig ratlos ging er wieder zu Andrea. Es klopfte und Semir sah erwartungsvoll und doch mit einem unsicheren Gefühl zur Tür. Er dachte daran, wie er wohl reagieren würde, wenn der Arzt nun hereinkam und ihm erklärte, dass Dana doch eingeschlafen war. Doch als die Tür sich öffnete steckte eine ihm unbekannte Frau den Kopf hinein. „Familie Gerkhan?“ fragte sie. Semir nickte unsicher. „Wer sind Sie?“ „Dr. Wilhelmsdorf. Ich bin Kinderpsychologin und der Stationsarzt sagte mir, dass Ihre Tochter Emily mich braucht.“ Semir stand auf und reichte der Frau die Hand. „Gerkhan. Das ist meine Frau Andrea, Ayda schläft wieder und das ist Lilly, ich meine Emily. Sie hat seitdem das passiert ist, nicht mehr gesprochen und sitzt einfach nur in der Ecke und spielt.“ Sie nickte leicht. „Das ist ganz normal.“ erklärte sie und ging zu Lilly. „Hey Lilly, ich bin die Anita.“ Lilly sah sie an und ging dann wieder zum Spielen über. „Lilly, ich möchte gern mit dir etwas spielen, hast du Lust?“ Semirs Tochter reagierte nicht. Anita setzte sich auf die Decke auf der auch Lilly saß und fing an Puppen aus dem mitgebrachten Karton zu holen. Sie legte diese sehr bewusst in Lillys Nähe und wie geplant, fing Lilly an die Puppen zu nehmen. Sie suchte sich gezielt Puppen heraus und stellte sie an verschiedenen Stellen der Decke. Doch am schlimmsten schockierte Semir es, als sie eine Puppe nach der anderen umkippte.

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  • Zurück in der PAST nahm sich Paul zum wiederholten Male die Akte von Frank Reich vor. Der Mann hatte ein kleines Mädchen vergewaltigt und getötet. Der Obduktionsbericht des Mädchens ließ Paul übel werden. Reich hatte das Mädchen übel zugerichtet und bekam seiner persönlichen Meinung nach viel zu wenig an Strafe. Der Mann wurde nach Angaben von Semir, von Häftlingen umgebracht, jedoch stand als Todesursache etwas ganz Anderes auf den Totenschein und auch der Bericht von den Justizvollzugsbeamten war davon nichts zu lesen. Nach Angaben der Gefängnisleitung gab es einen Duschunfall. Nachdenklich ließ er die Akte sinken. Warum sollte Semir behaupten, dass es nicht so war? Das konnte eigentlich nur der Gefängnisdirektor erklären und so fuhr er nun dorthin. In der Pforte musste er seine Waffe und sein Handy abgeben und wurde direkt zum Direktor gebracht. „Herr Renner, was kann ich für Sie tun?“ lächelte der Mann ihn an. „Herr Richard, es geht um einen Vorfall, der schon etwas länger zurückliegt. Erinnern Sie sich an Frank Reich?“Der Mann sah ihn an und dachte nach. „Also der Name sagt mir im Augenblick gar nichts. Wann soll er denn hier eingesessen haben?“ „Laut Akte 2003, verurteilt zu 12 Jahren Haft.“ Michael Richard nickte nachdenklich. „Also da muss ich erst einmal die Akten sichten. Einen Moment…“ Er ging an seinen PC und gab den Namen ein. „Ah ja, der Kinderschänder. Nun, der Mann ist beim Duschen ausgerutscht und mit dem Kopf auf den Fliesen geschlagen. Der Arzt konnte eine starke Schädigung des Schädelknochens feststellen, welcher dann zu einer Gehirnblutung und zum Tode führte.“ las er vor.


    Paul sah den Mann an. „In der Akte steht aber, dass der Tod durch Herzstillstand zustande gekommen war. Wurde die Todesursache genau untersucht?“ hakte Paul nach. „Natürlich. Sehen Sie Herr Renner, dieser Reich war ein Kinderschänder und Kindermörder. Hier im Gefängnis gibt es eigene Gesetze. Und manchmal … manchmal können auch wir Beamte nichts dagegen tun.“ Der Gefängnisdirektor lächelte leicht. „Sie meinen, es ist nicht schade um Reich?“ hakte Paul nach. Richard atmete tief durch. „Nun, ich denke die Insassen sehen es so. Manchmal sind wir eben auch machtlos. Wir können nicht jeden einzelnen Gefangenen rund um die Uhr beaufsichtigen. Die Jungs sind hart, glauben Sie mir und das hilft den einen oder Anderen eine gewisse Position zu erreichen. Reich war ganz unten. Er war Abschaum und ja, ich weiß, dass die Gerüchte um Reichs Tod die Runde machen. Ich kann und will auch nicht das Gegenteil beweisen.“ erklärte der Direktor und gab Paul gegenüber indirekt zu, dass es durchaus kein Unglücksfall war. „Wird Mord hinter Gitter nicht auch geahndet?“ fragte Paul daher. „Hören Sie, es ist schon schlimm genug, was man mit Reich gemacht hatte. Aber er war ein Kinderschänder und –mörder. Ich weiß was er mit dem kleinen Mädchen gemacht hat. Das ist hier Abschaum und wird auch so behandelt. Wir haben natürlich auch Ermittlungen angestellt, nur sind hier genügend Zeugen, die gesagt haben, dass er beim Duschen ausgerutscht ist.“ Paul nickte und verließ nur wenig später das Gefängnis wieder. Er stand nach wie vor am Anfang. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es schon 18 Uhr war. Die Zeit raste und er wollte doch noch zu Semir fahren, doch das konnte er sich heute noch abschminken. Bis er im Krankenhaus war, würde es Acht durch sein und dann war dort Ruhe. Dennoch wollte er nicht nach Hause fahren. Er musste die Hintergründe aufdecken.

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  • Nachdem die Psychologin sich mit Lilly befasst hatte, kehrte im Krankenzimmer der Gerkhans Ruhe ein. Semir war am frühen Abend noch einmal bei Dana gewesen, aber es gab nach wie vor keine Veränderung. Dennoch saß er fast drei Stunden am Bett seiner Tochter und hielt ihre Hand. Auch Andrea ließ es sich nicht nehmen, zu ihrer Stieftochter zu gehen und Semir zu unterstützen. Nun war es bereits schon später Abend und Ayda und Lilly schliefen bereits tief und fest. Auch Andrea spürte eine große Müdigkeit. „Schatz, wollen wir nicht auch schlafen? Ich bin sehr müde.“ bat Andrea ihn. Semir sah sie an und nickte. „Ich kann noch nicht schlafen, aber ich lösche das Licht.“ gab er zu verstehen und drückte den entsprechenden Knopf. Da im Zimmer immer ein Nachtlicht leuchtete, war es immer noch hell genug um die Umrisse zu erkennen. Semir legte sich ins Bett. Das Kopfteil hatte er in einer halbliegenden Position gebracht und es sich so bequem gemacht, wie es nur möglich war. Er legte die Hände hinter den Kopf und sah einfach nur zur Decke. Die Gedanken kreisten in seinem Kopf und er fragte sich warum geschah das alles? Was wollte der Kerl von ihm? Warum zeigte er sich ihm nicht einfach und stellte sich? Die Fragen quälten ihn sehr, doch noch mehr die Tatsache, dass er keine Antwort darauf wusste. Vielleicht sollte er noch einmal zu Dana gehen und nach dem Rechten schauen? Doch würde man ihn jetzt noch zu ihr lassen? Immerhin war es spät am Abend und gerade die Patienten auf der Intensivstation brauchte ihre Ruhe. Nach einer weiteren Stunde bemerkte er dann doch, dass er müde wurde. Er ließ das Kopfteil runter und war nur wenig später eingeschlafen. Es war ein unruhiger Schlaf und er wälzte sich hin und her. Immer wieder öffnete er kurz die Augen, sah sich um und versuchte erneut einzuschlafen.


    Thilo und Jenny wurden am Nachmittag abgelöst und traten ihren Wachdienst am Abend wieder an. Auch jetzt beobachtete Jenny ihren jungen Kollegen sehr genau. Ihr fiel auf, dass er ständig mit dem Handy Nachrichten schrieb und hin und wieder umspielte ein leichtes Grinsen seine Lippen. „Was machst du eigentlich da? Den ganzen Tag bist du am Handy und schreibst was.“ fragte sie und stellte sich hinter ihm. Doch Thilo schien nicht zu wollen, dass sie etwas sah und steckte das Handy ein, bevor Jenny etwas erkennen konnte. „Das ist nichts Wichtiges. Einfach nur zum Zeitvertreib.“ gab er zurück. Bevor Jenny etwas sagen konnte, trat Schwester Marianne an den Tisch. „Ich sollte Ihnen die Personalmappe geben.“ erklärte sie und reichte Jenny eine dünne Mappe. Jenny lächelte und bedankte sich. Der Abend schritt voran und gegen zehn sah Thilo nervös auf die Uhr. Jenny hatte den Eindruck, dass er immer hibbeliger wurde und gegen neun erhob er sich und sah sie an. „Jenny, ich geh mal eben für kleine Tiger, ja? Kommst du einen Moment allein klar?“ wollte er wissen. Sie sah ihn an und nickte. „Klar, kein Problem.“ stimmte sie zu und schon verschwand Thilo. Jenny sah ihm nach und schüttelte nur den Kopf doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen Arzt gezogen, der zu Semirs Familie ins Zimmer wollte. „Mmmhmm, Moment“ hielt sie ihn auf und sah ihn mit ernster Miene an. „Darf ich Ihren Ausweis sehen?“ bat sie freundlich und doch fordernd. „Ja natürlich…“ lächelte er und reichte ihr einen Ausweis. Jenny glich ihn mit der Mappe ab und fand tatsächlich seinen Namen und Bild in der Mappe. Noch einmal sah sie sich Bild und Mann an. „In Ordnung…“ lächelte sie und gab ihm den Ausweis zurück. „Danke, darf ich Ihnen ein Kompliment machen?“ lächelte er sie an. Jenny nickte. „Klar, warum denn nicht?“ Der Arzt holte Luft. „Sie machen einen sehr guten Job. Ich finde es sehr schön, wenn Kollegen füreinander da sind. Ich kenne Berufszweige, da ist jeder nur auf sich selbst gestellt. Keiner auf den man sich verlassen könnte. Ich bewundere den Job des Polizisten. Leider habe ich mich aber für einen anderen Weg entschieden. Wissen Sie, als Polizist oder auch Polizistin muss man eine verdammt harte Haut haben. Man beschützt die Schwachen und Hilflosen und wird dann zum Dank beschimpft.“ Jenny senkte den Kopf und lächelte. Sie spürte eine leichte Röte austeigen „Danke, das haben Sie sehr schön gesagt. Aber es ist ein Job, wie jeder andere.“ erklärte sie und versuchte kühl zu sein. Der Arzt schien über diese Reaktion erstaunt. „Schon gut, ich wollte einfach nur ein Lob loswerden.“ Er öffnete nun die Tür zum Zimmer. Leise schloss er die Tür wieder und Jenny wandte sich wieder dem Rätsel zu, welches sie löste, während sie hier ihren Dienst schob.

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  • Nachdem er sich herumgewälzt hatte, konnte Semir für ein paar Augenblicke Ruhe finden. Doch dann bemerkte er, dass sich die Tür zum Zimmer öffnete. Aus den halb geöffneten Augen vernahm er einen weißen Schein und ging davon aus, dass die Nachtschwester noch einmal nach dem Rechten sah. Er drehte sich um und wollte den Bewegungen der Schwester folgen, doch dann bemerkte er, dass die vermeintliche Schwester an seinem Bett stehen blieb. Semir öffnete die Augen und sah einen Arzt vor seinem Bett stehen. Irgendwie machte sich Argwohn in Semir breit. Seine Intuition sagte ihm, dass etwas nicht stimmte und bevor er fragen konnte, bekam er es auch schon zu spüren. Der Mann presste ihm die Hand auf den Mund und seine andere ging in die Kitteltasche. Semir versuchte den Klingelknopf zu erreichen. Bevor er diesen allerdings drücken konnte, spürte er eine Waffe am Kinn und zog die Hand zurück. Er lag wie erstarrt da und starrte den Mann an. „Eine weise Entscheidung. Ich werde gleich die Hand wegnehmen. Du wirst keinen Ton von dir geben ist das klar?“ Semir nickte leicht. „Sehr gut. Wenn du es doch machst, dann ist die kleine Maus da im Kinderbett dran.“ warnte der falsche Arzt. Die Hand verschwand und Semir leckte sich über die Lippen. „Steh auf und setz dich in den Rollstuhl!“ kam der Befehl, den er sofort ausführte. Für ihn war es wichtig, dass er aus der Reichweite seiner Familie kam. „Wir werden das Zimmer jetzt gemeinsam verlassen. Sollte die Bullentussi vor der Tür etwas sagen, dann wirst du ihr erklären, dass du zur Toilette musst, ist das klar?“ Wieder nickte Semir. Als er im Rollstuhl saß, sah er auf Andrea, die scheinbar nichts mitbekam. Auch die Kinder schliefen tief und fest. „Wer sind Sie?“ fragte Semir leise, doch es wunderte ihn nicht, dass keine Antwort kam. Der Rollstuhl wurde an die Tür gefahren und Semir wurde aufgefordert die Tür zu öffnen. Als sie auf den Flur rollten, sah Jenny ihn an. „Semir, ist alles in Ordnung?“ In diesem Augenblick spürte er einen harten Druck im Nacken. Es konnte zwar nicht die Waffe sein, denn die hätte Jenny sicher gesehen, dennoch entschied Semir sich, Jenny nicht in Gefahr zu bringen und nickte leicht.


    Jenny sah auf ihren Kollegen, der von dem Arzt mit dem Rollstuhl aus dem Zimmer geschoben wurde. „Ja, ich muss nur zur Toilette.“ gab Semir von sich, als sie fragte, ob alles in Ordnung war. Jenny stutzte. „Aber ihr habt doch eine Toilette auf dem Zimmer.“ meinte sie nachdenklich. „Da passt der Rollstuhl nicht rein. Wo ist denn Thilo?“ antwortete Semir und sah sich suchend um. „Der ist auch gerade auf der Toilette.“ Jenny lächelte ihren Kollegen an. „Soll ich euch begleiten?“ fragte sie, doch dann verzog Semir kurz das Gesicht. So als hätte er starke Schmerzen. „Nein, pass auf meine Familie auf, ja?“ Es hörte sich flehend an und Jenny nickte nachdenklich. „Ja, klar.“ Der Arzt schob den Rollstuhl in Richtung Fahrstuhl, wo sich die Toiletten befanden und nur wenig später waren sie aus dem Sichtfeld. Jenny zog ihr Handy hervor und wählte Paul an. „Hör mal, ich glaub hier stimmt was nicht. Semir wurde gerade aus dem Zimmer geholt. Der Arzt ist in der Akte, aber irgendwie ist Semir merkwürdig.“ erklärte sie. „Okay, bin gerade noch in der PAST und wollte eh noch zu Semir. Halt sie im Auge!“ Jenny stöhnte leise, denn von Thilo war nichts zu sehen und sie konnte die Tür unmöglich unbewacht lassen. „Das geht nicht! Thilo ist nicht hier und wenn ich gehe, dann kann jeder zu Andrea und den Kindern!“ „Okay, verstehe. Gut, ich bin gleich bei dir!“ Paul beendete das Gespräch und Jenny sah besorgt in die Richtung in der Semir mit dem Arzt verschwunden war. In ihr wurde der Drang nachzusehen immer größer, doch sie wusste auch, dass es zu leichtsinnig war. Es konnte immerhin ein Trick sein, an Semirs Familie zu kommen. Sie musste einfach warten, bis Thilo oder besser noch Paul hier war.

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  • Semir sah sich unauffällig um. Doch um diese Zeit schien der Flur des Krankenhauses völlig leer zu sen. Klar, die Meisten lagen in ihrem Bett und ruhten längst. Das war eine Zeit, wo die Pflegekräfte ihre Berichte schrieben und vielleicht diverse Arbeiten erledigten, die sie in der normalen Zeit nicht erledigen konnte. Er zuckte zusammen, als der falsche Arzt ihn packte und aus dem Rollstuhl zerrte. Mit einer groben Bewegung wurde er gegen die Wand gedrückt. Nur wenig später spürte er den Atem des Manns dicht an seinem Ohr. „Denk an deine Familie! Nur ein Trick und deine Weiber glauben daran. Eine nach der Anderen und ich meine es auch so! Ist das angekommen?“ Semir nickte leicht. Er wehrte sich nicht, denn die Angst, dass sein Gegner seiner Familie noch mehr antat, als schon passiert war, war einfach zu groß. Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und der Arzt stieß ihn rein. Semir stöhnte leise auf, als er mit der Fahrstuhlwand Kontakt bekam. Der Mann drückte den Knopf zur Tiefgarage, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Noch einmal, keine Tricks!“ Semir nickte langsam. Sollte der Mann ruhig glauben, dass er klein beigab. Aber er wusste, dass er spätestens in der Tiefgarage handeln musste, wenn er entkommen wollte. Der Fahrstuhl fuhr ohne einen Halt in die Tiefgarage und dort wurde Semir wieder am Arm gepackt und aus den Fahrstuhl gezerrt und vorwärts gestoßen. Semir tat, als würde er stolpern, doch dabei zog er sich einen scharfen Schmerz in der frisch operierten Wunde zu und stöhnte auf. „Nur keine Sorge, die Schmerzen, die du jetzt hast, sind nichts im Gegensatz was dich erwartet! Los! Weiter!“ fauchte der Mann ihn auf und stieß ihn nach wenigen Minuten gegen ein Auto. Dann nestelte er die Schlüssel aus der Tasche und Semir explodierte regelrecht.


    Dean grinste leicht. Dass es so einfach war, den Bullen aus dem Krankenhaus zu bekommen, wunderte ihn schon ein wenig. Aber gut, besser für ihn und die Tussi, die vor dem Zimmer Wache schob, würde erst einmal keinen Verdacht schöpfen. Höchstens wenn eine Stunde vergangen war und der Patient nicht wieder auf sein Zimmer kam. Doch bis dahin, war er schon längst über alle Berge. Er gab dem Bullen einen Stoß und dieser stolperte. Natürlich sah Dean auch, dass er Schmerzen hatte, doch darauf konnte und wollte er keine Rücksicht nehmen. Er stieß den Polizisten gegen seinen Wagen und holte die Schlüssel aus der Tasche. Doch gerade als er den Wagen öffnen wollte, bekam er einen harten Schlag in die Magengegend. Der Polizist, den er für wehrlos hielt, hatte den Ellbogen nach hinten schnellen lassen und seinen Solarplexus getroffen. Dean spürte Übelkeit auftreten und ging würgend in die Knie. Der Polizist wollte fliehen, doch Dean packte ihn am Bein und brachte ihn zu Fall. Er warf sich auf den Mistkerl und versuchte ihn zu überwältigen, doch der Bulle schien trotz der Verletzungen unbändige Kraft zu haben. Er empfing Dean mit angezogenen Beinen und ließ ihn regelrecht durch die Tiefgarage fliegen. Dean konnte den Schwung, den er durch den Tritt bekommen hatte nicht abmildern und knallte gegen einen der parkenden Fahrzeuge. Sofort ging die Alarmanlage los und Dean hatte alle Mühe zu verschwinden. Der Kidnappingversuch ging gründlich schief und er war froh, als er aus der Tiefgarage raus war, bevor die Kollegen von Gerkhan eintrafen. Er bekam so nicht mit, dass Gerkhan sich aufraffte und taumelnd in den Fahrstuhl stieg.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Thilo kam zurück zu Jenny und zog seine Hose noch gerade. „Das hat ja ganz schön lange gedauert.“ meinte sie und musterte ihn genau. „Ja sorry, ich habe mich noch mit Schwester Julia unterhalten. Alles okay?“ Jenny stand auf und nickte. „Das weiß ich nicht genau. Hast du Semir gesehen?“ Thilo sah sie erstaunt an. „Aber der ist doch wohl in seinem Zimmer oder?“ Jenny schüttelte den Kopf. „Nein, er wurde eben von einem Arzt abgeholt, weil er zur Toilette musste. Das kam mir schon seltsam vor und deshalb habe ich auch Paul informiert. Er wird gleich hier sein.“ Sie stand auf und ging in die Richtung, in der Semir und der Arzt verschwunden war. Der Rollstuhl stand vor dem Fahrstuhl und ihr war klar, dass sich ihr Kollege in großer Gefahr befand. Thilo kam ebenfalls zu ihr. „Verdammt! Bleib vor dem Zimmer und sorge dafür, dass keiner reingeht!“ fauchte sie ihn wütend an. Thilo nickte und verschwand wieder. Jenny drückte den Fahrstuhlknopf und wartete ungeduldig, dass er endlich auf der Etage war. Es gab ein kurzes Klingelgeräusch und die Türen öffneten sich. Jenny sah Semir am Boden kauern. „SEMIR!“ stieß sie aus und half ihren Kollegen auf die Beine. Sie bemerkte, dass die Wunde wieder offen war und er stark blutete. Langsam brachte sie ihn zurück zum Zimmer und sah sich nach einer Schwester oder einem Arzt um. „Thilo! Hol den Doc!“ rief sie ihrem Kollegen zu, der sie erstaunt ansah. Sofort rannte er los und kam nur wenig später mit der Nachtschwester zurück. Während die Schwester sofort reagierte und den Arzt per Pieper rief, legten sie Semir auf eines der Betten, die im Flur standen. Nur wenig später war der Arzt da und besah sich die Wunde. „Die Naht ist an zwei Stellen wieder offen.“ Er forderte von der Schwester diverse Dinge und schon wenig später war die Wunde versorgt. Jenny sah ihn besorgt an. „Semir, was ist passiert?“ Semir sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an. „Das war kein Arzt. Er wollte mich aus dem Krankenhaus bringen. Ruf bitte Paul an. Bitte Jenny, ruf ihn an!“ „Ganz ruhig, Paul wird sicher gleich hier sein. Ich habe ihn schon angerufen.“


    Paul rannte die Treppen zur Station von Semir hoch und sah noch, wie der Arzt und die Schwester ihn versorgten und nur kurz darauf ins Zimmer schoben. Er zog Jenny zur Seite. „Was ist passiert?“ wollte er wissen. „Jemand wollte Semir aus dem Krankenhaus entführen. Er konnte sich befreien, aber die Wunde ist wieder aufgegangen. Der Arzt hat sie eben wieder verschlossen.“ brachte Jenny ihn auf den aktuellen Stand. „Wie konnte das passieren? Ich habe dir doch gesagt, dass du niemanden, der nicht auf der Liste steht, ins Zimmer lässt!“ fauchte Paul wütend los. Jenny sah ihn erschrocken an. „Aber ich habe auf die Liste geschaut und ich habe den Ausweis abgeglichen! Ich habe keinen Fehler gemacht!“ verteidigte sich Jenny und nahm die kleine Mappe mit der Personalliste hervor. „Hier! Ich zeige dir den Arzt, der mit Semir das Zimmer verlassen hat!“ fauchte sie wütend und blätterte in der Akte. Doch jetzt war er nicht mehr zu finden. Wieder blätterte sie. „Aber er war doch hier drin! Ich habe ihn doch gesehen!“ kam irritiert von Jenny. „Hast du noch den Namen?“ „Dr. Michael Fendler!“ nickte Jenny. Der Arzt kam wieder aus dem Raum. „Alles soweit in Ordnung. Die Wunde war an zwei Stellen wieder aufgegangen. Wir haben sie jetzt geklammert.“ erklärte er und Paul war erleichtert. „Doc, wo ist Dr. Fendler?“ Der Arzt sah ihn an. „Dr. Fendler? Wer soll das sein?“ kam irritiert von dem Mediziner. „Der Arzt, der versucht hat, meinen Kollegen aus dem Krankenhaus zu entführen!“ Paul war sichtlich wütend. „Tut mir leid, aber ein Kollege mit diesem Namen ist mir absolut unbekannt.“ Paul sah zu Jenny und Thilo. „Danke…“ knurrte er. Er sah Thilo an. „Was hast du zu sagen?“ fauchte er. „Ich war gerade auf Toilette. Ich musste mal und als ich wiederkam, war alles schon passiert.“ gab er von sich. „Du warst auf Toilette? Wie lange hat das gedauert, bis Semir wieder da war?“ Er sah Jenny ernst an. „Also es waren vielleicht fünfzehn oder zwanzig Minuten nachdem ich mit dir telefoniert hatte.“ erinnerte sie sich. Paul sah zu Thilo. „Und du warst mehr als fünfzehn Minuten auf dem Klo? Was hast du da getan?“ Thilo räusperte sich und wollte zur Antwort ansetzen, doch Paul hob nur die Hand. „Vergiss die Details!“ Paul betrat das Zimmer von Semir.

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  • Semir hatte eine Schmerzspritze bekommen und ein leichtes Betäubungsmittel, damit die Wunde versorgt werden konnte. Jetzt hatte er die Augen geschlossen und fühlte sich, als hätte er etwas getrunken. „Hey Partner. Bist du in Ordnung?“ wollte Paul wissen, der nun an seinem Bett stand. Semir sah ihn mit einem müden Blick an. „Die Naht ist wieder aufgegangen. Der Doc hat mir eine leichte Betäubung gemacht und die Wunde geklammert. Mir geht es entsprechend.“ bat Semir leise. Paul sah ihn ernst an. Wieder schloss er die Augen. „Was ist passiert, Semir?“ drang Pauls Stimme an sein Ohr. „Ich wurde wach, weil mich jemand berührte und da stand der Kerl dann. Er sagte, wenn ich nicht mitgehe, würde er meiner Familie etwas antun. Ich wollte sie in Sicherheit wissen und bin mit ihm gegangen. Vor der Tür habe ich Jenny noch versucht einen Hinweis zu geben, aber sie hat es nicht verstanden.“ Semir schloss kurz die Augen. „Hast du Schmerzen?“ fragte Paul. „Nein, ich bin nur etwas erschöpft. Ich konnte in der Tiefgarage den Kerl in die Flucht schlagen und habe mich dann wieder in den Fahrstuhl auf die Station geschleppt.“ Paul nickte nachdenklich. „Der Doc kennt diesen Kerl nicht. Hast du ein Kennzeichen?“ Semir nickte leicht. „K-DK 43 und dann noch zwei Zahlen, aber die fallen mir nicht ein. Ich gehe davon aus, dass es geklemmt ist. Die denken an alles. Aber irgendwie muss der an seine Sachen gekommen sein. Ausweis und so…“ Paul legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Schlaf du jetzt und erholt dich.“ „Paul … bitte. Meine Familie muss in Sicherheit. Ich brauche Hilfe.“ bat er leise. Paul nickte. „Es ist alles gut. Vor Danas Zimmer sitzen zwei Beamte. Und dein Zimmer wird auch bewacht. Aber ich werde Thilo ablösen. Ich werde gleich auch mit dem Chefarzt sprechen, dass er nur noch einen Arzt und maximal zwei Krankenschwestern bei dir reindürfen. Du ruhst dich aus und vor allem schlaf. Du brauchst jetzt Zeit, damit du Gesund wirst.“ Semir nickte nur. Es kamen keine Widerworte und Paul legte seinem Partner die Hand auf die Schulter. „Wir kriegen das hin. Und du wirst ruhig bleiben und dich erholen, okay?“ Semir antwortete nicht. „Semir! Ist das angekommen?“ Erst jetzt nickte der Hauptkommissar.


    Paul verließ Semirs Zimmer und wandte sich noch einmal an Jenny. „Von wem hast du die Mappe?“ Jenny sah ihn an. „Schwester Marianne hat sie mir gegeben und sie hat gesagt, dass ich dort alle Personen finde, die hier auf der Station arbeiten. Ich konnte doch nicht wissen, dass dieser Kerl nicht hier arbeitet. Ich meine, er war in der Mappe und er trug Arztkleidung und einen Ausweis der Klinik.“ versuchte Jenny ihr Handeln zu begründen. Paul nickte leicht. „Ich weiß, entschuldige, dass ich eben so ausgerastet bin. Du hast einen guten Job gemacht, weil du mich direkt informiert hast. Komm doch mal kurz.“ bat er sie und ging ein Stück vom Tisch. Thilo sah ihn etwas enttäuscht an, dass er nicht in das Gespräch eingezogen wurde. „Mir werden die Zufälle etwas zu viel. Erst lügt er Semir an, dann ist er zufällig auf der Toilette, wenn hier etwas passiert. Ich will ihn aber nicht stutzig werden lassen. Ganz klar ist, dass du jemand anderen zur Unterstützung bekommst. Thilo wird von mir mit den Ermittlungen betreut und eines kann ich dir versprechen. Sollte mir da etwas auffallen, dann wird er ein böses Erwachen haben!“ versprach Paul und der Ton in seiner Stimme ließ hören, dass er es ernst meinte. „Wenn du ihn ermitteln lässt, dann kann er seine möglichen Komplizen doch warnen!“ gab Jenny zu bedenken. „Ja ich weiß, aber dann habe ich ihn unter Kontrolle. Nur keine Sorge, mir wird da schon was einfallen. Ich werde außerdem die Krüger in meinen Verdacht einbinden.“ Jenny nickte. „Okay, wen willst du mir schicken?“ Paul dachte kurz nach. „Mark! Er ist erfahren und kann dich sehr gut unterstützen.“ Jenny nickte leicht. „Alles klar. Übrigens, bevor dieser Arzt auftauchte, hat Thilo sehr viele SMS geschrieben. Die dürften auf dem Handy sein.“ Paul nickte nachdenklich.

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  • Paul sah zu Thilo, der am Tisch saß und den Flur entlang sah. Seine Hände hatte er in die Tasche gesteckt und er saß ziemlich gelangweilt auf seinem Stuhl. Paul wandte sich wieder an Jenny. „Ist dir denn irgendwas aufgefallen?“ Jenny schüttelte den Kopf. „Außer das mit dem Handy nicht.“ „Okay, pass auf! Ich werde mit Thilo jetzt ins Büro fahren und dann die Akten durchsehen. Lass uns zu ihm gehen!“ Jenny nickte und gemeinsam gingen sie wieder zu dem jungen Kollegen, der aufsah als sie zu ihm traten. Paul erwiderte den Blick des jungen Kollegen. „Ich muss mich glaube ich, auch bei dir entschuldigen. Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich habe verdammt große Angst um die Familie dort hinter der Tür. Ich würde dich gern in die Ermittlungen einbinden und hoffe, dass du mir da wirklich besser helfen kannst. Das heißt für dich, dass du gleich, wenn deine Ablösung hier ist, mit mir ins Büro fahren wirst und dich dort mit den alten Akten von Semir befassen wirst. Ich brauche Unterstützung!“ Paul ließ seine Stimme eindringlich klingen. Thilo sah ihn erstaunt an und setzte sich auf. „Wirklich? Wieso ich?“ hakte er nach und Paul wechselte kurz einen Blick mit Jenny. „Ich habe die Hoffnung, dass du etwas in den Akten findest, was Semir und ich übersehen haben. Außerdem müssen alle Angestellten hier im Krankenhaus überprüft werden. Und das ist deine erste Aufgabe! Du wirst alle Personen, die sich in der Mappe befinden, abchecken! Jedes noch so kleine Detail kann uns helfen, okay?“ Thilo nickte und streckte seine Brust vor. „Das klingt nach einer sehr wichtigen Aufgabe. Aber auch danach, dass ich im Büro sitze, oder?“ Paul nickte leicht. „Richtig, aber das ist auch Polizeiarbeit.“


    Dean zuckte zusammen als sein Handy klingelte. Bastian war am anderen Ende. „Verdammt wo warst du denn?“ fauchte er, denn Bastian hatte ihn hängenlassen, als er den Bullen aus dem Krankenhaus holen wollte. „Ich habe verpennt, sorry. Hast du ihn?“ Dean atmete tief durch. „Nein, er konnte mich überwältigen.“ gab er zu. „Moment, der Kerl war doch verletzt! Wie kann ein Verletzter dich überwältigen?“ Dean schloss die Augen. „Was willst du eigentlich? Wenn du dagewesen wärst, dann hätten wir ihn jetzt! Wo warst du denn? Du wolltest doch als Fahrer fungieren, aber du bist nicht gekommen und deshalb musste ich es allein machen! Hast du dich wieder voll laufen lassen?“ gab er genauso wütend zurück. „Okay, schon gut. Ja, ich habe etwas zu viel getrunken. Weißt der Boss schon davon?“ fragte Bastian. „Nein, ich wollte ihm gerade schreiben. Der wird sicher ganz schön toben. Ich melde mich bei dir.“ versprach Dean und beendete das Gespräch. Als er in seiner Wohnung war ging er direkt an seinen PC und sah, dass er Nachrichten bekommen hatte. „Was sollte das? Es war alles perfekt geplant!“ stand dort. „Sorry, ich habe mich überwältigen lassen. Mache es wieder gut.“ schrieb Dean zurück. „Okay, du wirst noch eine Chance bekommen. Ich werde dich informieren, sobald ich mehr weiß. Jetzt ist erst einmal Ruhe.“ schrieb der Boss zurück. Dean stöhnte leise auf. Er war gekränkt, dass ein Bulle, noch dazu ein verletzter Bulle ihn in die Flucht schlagen konnte und schwor sich, dafür die Quittung noch zu verteilen. Sobald er ihn hatte, würde er ihn bearbeiten und erfahren was es heißt ihn als Feind zu haben. Dean holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich auf die Couch fallen. Er sah sich noch einen Film an und ging dann ins Bett.

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  • Paul sah Jenny an. „Hör mal, wenn Mark seinen Dienst antritt dann solltest du zum Zeichner gehen und ein Bild von dem Arzt erstellen lassen. Wir müssen wissen, wie der Mann ausgesehen hat.“ Bat er seine junge Kollegin. „Ja, mach ich und wer macht meinen Job hier? Ich will nicht daran schuld sein, dass Semir oder den Kindern was passiert.“ Paul nickte. „Klar, ich lasse Dominik noch kommen. Die Beiden sollten dann ausreichen.“ Schlug er nun vor. Jenny nickte und lächelte leicht. „Gut, sobald Dominik hier ist, fahre ich zum Zeichner und werde meine grauen Zellen anstrengen, damit ich den Doc beschreiben kann. Hoffentlich fällt mir das noch ein.“ Paul legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ganz sicher. Also bis später.“ Paul fuhr nachdem die Verstärkung eingetroffen war, mit Thilo zurück zur PAST wo dieser in seinen neuen Job eingewiesen wurde. Als Paul endete, hob Thilo die Hand. „Also, nur um sicher zu gehen, dass ich es richtig verstanden habe. Ich soll mir die Personalakten vom Krankenhaus vornehmen und jeden Arzt, jede Schwester, jeden Pfleger und jede Putzfrau, die hier drin steht überprüfen?“ Er sah Paul fragend an und dieser nickte. „Paul, damit bin ich bestimmt bis zum Feierabend beschäftigt und morgen auch noch!“ beschwerte Thilo sich. Paul lächelte leicht. „Thilo, Feierabend wirst du heute sicher sehr spät haben und dann möchtest du nur noch schlafen. Glaub mir, ich habe diesen Job schon mehrfach gemacht. Aber wir müssen möglichst schnell alles untersuchen und überprüfen, damit wir Semir und seine Familie effizient schützen können und diesen Kerl, der das getan hat, festsetzen. Außerdem wird Jenny auch noch eine Weile beim Zeichner sitzen. Das ist auch nichts zu lachen.“ Thilo nickte. „Das ist mir klar, aber was bringt uns das? Ich meine, es kann doch ...“ Er schwieg als Paul ihn mit ernster Miene ansah. „Komm mir bitte nicht mit einem Zufall. Jenny sagt, er befand sich in der Akte und einen Arztkittel findet man auch nicht an jeder Ecke! Sobald das Phantombild fertig ist, wirst du auch noch das prüfen! Der wollte Semir entführen und ich will ihm nicht noch einmal eine Chance geben, sein Werk zu vollenden!“ Thilo zog sich zusammen. „Ist ja gut. Ich mache mich sofort an die Arbeit.“ knurrte er. „Okay, und wenn du da durch bist, dann nimmst du dir diese Akten vor und gehst sie ebenfalls durch. Ich bin bei einer der Akten und muss mich noch um andere Dinge kümmern.“ Thilo sah auf die Akten. „Okay, also ist heute Büroarbeit angesagt. Worauf soll ich achten?“ Paul lächelte. „Du wirst die Akten durchlesen und dir Dinge notieren, die du glaubst es wert sind, überprüft zu werden. Alles was dir nicht koscher vorkommt.“ Thilo stöhnte leise auf. „Verstanden und was machst du?“ „Ich muss noch mit Krüger sprechen. Und danach werde ich dir helfen.“ Thilo setzte sich auf Semirs Stuhl und nahm sich die Personalakte des Krankenhauses vor. Paul ging zu Kim Krüger ins Büro.


    Kim Krüger sah auf, als Paul eintrat. Sie wusste bereits über den Entführungsversuch und sah ihn ernst an. „Wissen Sie, was passiert ist?“ wollte sie wissen. Paul nickte und brachte Kim Krüger auf den neuesten Stand. Sie überlegte kurz. „Das heißt, der Arzt war in der Akte als er ins Zimmer ging und als Semir wieder auf der Station war, nicht mehr. Was ist mit einem Phantombild? Wie kommen Sie denn darauf, dass Sandberg etwas damit zu tun hat?“ Paul atmete tief durch. „Jenny sitzt bereits beim Zeichner. Bis sie wieder ins Krankenhaus kommt, ist Mark da und wird von Dominik unterstützt. Es sind diverse Dinge, die nicht passen. Auf der Feier zum Beispiel, hat er Semir angelogen als er von dem Anschlag auf Jenny berichtete. Dann heute im Krankenhaus war er zufällig auf dem Klo, als Semir entführt werden sollte und bevor Jenny mir die Akte gezeigt hat, saß er allein am Tisch, denn Jenny hatte Semir mit in sein Zimmer gebracht. Er hätte die Möglichkeit gehabt, dieses Bild wieder raus zu nehmen.“ Kim nickte nachdenklich. „Gut, ich werde mich bei seinem ehemaligen Vorgesetzten informieren. Auch wenn es Zufälle sein könnten.“ Paul sah sie an und an dem Blick war zu erkennen, dass er an keine Zufälle glaubte. „Klar, es könnten Zufälle gewesen sein, dass der Kerl wusste in welchem Zimmer Semir lag. Einen Arztkittel findet man nicht an jeder Ecke. Ich glaube nicht daran. Jenny erzählte mir auch, dass Thilo ständig Nachrichten versendet hat. Wer der Gesprächspartner war, weiß ich noch nicht.“ „Dann finden Sie es heraus. Wer unterstützt Frau Dorn bei der Bewachung?“ „Ich habe Mark Ringer damit beauftragt. Dem vertraue ich nämlich.“ Kim nickte. „Okay, ich nehme an, dass Sie morgen sicher wieder zu Gerkhan fahren, oder?“ Paul lächelte leicht. „Davon können Sie ausgehen. Ich will morgen noch mal nach ihm und seine Familie sehen. Semir macht sich schwere Vorwürfe und leider kann ich sie ihm nicht nehmen.“ Kim nickte nachdenklich. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht leicht für ihn ist. Richten Sie ihm aus, dass sobald die Familie entlassen wird in eine Schutzwohnung gehen. Und zwar alle! Ich habe bereits ein Savehouse für sie. Das ist ein Einfamilienhaus in Lengerich auf der Longericher Straße 8. Behalten Sie die Adresse bitte für sich. Solange es nicht sicher ist, dass Sandberg mit drinsteckt, sollte er nicht wissen, wie wir weitermachen. Das Gelände am Savehouse ist durch Mauern und Videoüberwachung gesichert. Und lassen Sie das Handy von Sandberg überwachen.“ bat sie ihn. Paul nickte und senkte den Kopf. „Das mit dem Savehouse klingt gut, aber ich denke, dass es ein Problem geben wird.“


    @silli passt die Länge wieder ? :D

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  • Paul setzte sich Kim gegenüber. Sie sah ihn fragend an. „Was für ein Problem?“ wollte sie wissen. „Es wurde auf die Familie von Semir geschossen. Alle seine Familienmitglieder und er wurden verletzt. Dana fast getötet, denken Sie wirklich, dass er sich einfach wegsperren lässt? Wir wissen doch, was dann passiert, wenn er eine Chance bekommt zu verschwinden. Er wird auf eigene Faust ermitteln und dann in noch größere Gefahr kommen, als er es schon war.“ erklärte Paul. Kim Krüger stöhnte auf. Sie wusste sehr wohl, dass er damit Recht hatte. „Und was schlagen Sie vor?“ Sie sah Paul skeptisch an. „Nun, Sie und ich werden ihn nicht von den Ermittlungen abhalten können und das Beste wäre, wenn er mit mir ermittelt. Ich könnte ihn dann beschützen und er kommt nicht auf dumme Gedanken. Jenny könnte in der Zeit mit Mark die Familie im Savehouse beschützen.“ Kim dachte kurz nach und nickte dann ergeben. „Also gut.“ Paul lächelte leicht. „Sehr schön. Ich werde mir jetzt mit Thilo die Akten vornehmen und hoffe, dass wir etwas finden.“ Kims Blick veränderte sich. „Denken Sie, dass es gut ist, Sandberg in die Ermittlungen einzunehmen? Ich meine, wenn er wirklich mit den Tätern zusammenarbeitet, dann wäre es sehr kontraproduktiv.“ Paul lächelte leicht und senkte Kopf. „Das ist richtig, aber dieses Risiko muss ich eingehen. Ich schaffe es nicht allein und mir ist es lieber, wenn er hier bei mir ist, als bei Semir.“ Kim nickte nachdenklich. „Okay. Wie wollen Sie jetzt vorgehen?“ „Nun, ich werde noch die Akten weiter durchgehen und in vier Stunden Feierabend machen. Das gleiche gilt für Thilo und dann fahre ich morgen früh zum Gefängnis, wo Frank Reich verstarb. Ich möchte wissen, was an den Gerüchten dran ist. Danach werde ich zum Krankenhaus fahren und den Leiter nach diesem vermeintlichen Arzt zu fragen. Ich weiß, dass es keiner war, aber irgendwie muss das Bild ja in die Akte gekommen sein.“ „Also gut. Ich werde dann mal sehen, was ich über unseren neuen Kollegen herausfinde.“


    Paul verließ das Büro und ging zu Thilo zurück, der zu seiner Überraschung sehr akribisch eine Akte durchging. „Hast du Spaß dran?“ unterbrach Paul ihn. „Nein, aber es muss gemacht werden und ich habe schon in der Ausbildung Aufgaben übernehmen müssen, die Andere nicht machen wollten und ich bin es gewohnt, diese auch vernünftig durchzuführen.“ erklärte der junge Mann. Paul setzte sich auf seinen Stuhl und sah Thilo an. „Gilt das für alle Arbeiten, die dir aufgetragen werden?“ Thilo nickte. „Paul was ist los? Traust du mir nicht?“ „Wie kommst du denn darauf? Ich muss mit dir zusammenarbeiten und muss wissen, woran ich bin.“ Thilo schloss die Akte. „Hör mal, Paul. Ich bin jung und sicher nicht so erfahren wie du, aber ich bin nicht blöd. Was wird hier gespielt. Du hast mich aus dem Krankenhaus geholt, obwohl du vorher noch gesagt hast, dass die Bewachung jetzt wichtiger ist. Du überträgst mir dann Aufgaben, die du sicher schon längst ausgeführt hast. Diese Akten sind ja nicht erst seit heute in deinem Büro, oder?“ Paul stieß einen tiefen Atemzug aus. „Thilo… ich glaube, du liegst falsch. Ich kann nicht alle Akten durchsehen. Du hast recht, die Akten lagen schon ein paar Tage hier, aber ich kann sie nicht alle durchsehen. Semir und ich haben angefangen und jetzt sitze ich allein davor. Ich habe mit mir gerungen, ob ich es dir zumuten kann. Du bist unerfahren, wie du eben schon selbst erkannt hast. Ich denke, du bist mir hier eine größere Hilfe als im Krankenhaus.“ gab Paul von sich. Thilo senkte den Kopf und schüttelte ihn gleichzeitig. „Du willst mir als nicht wirklich etwas sagen. Okay, es ist jetzt zehn und ich denke, wir könnten Feierabend machen. Bitte vergiss nicht, dass ich bereits eine Schicht von sieben Stunden im Krankenhaus hatte.“ sagte er und in seiner Stimme konnte Paul einen resignierenden Ton erkennen. Irgendwie bekam er ein schlechtes Gewissen, seinem jungen Kollegen nicht die Wahrheit erzählt zu haben, doch er wusste noch nicht, woran er war. Sein Handy klingelte und er meldete sich. „Ja?“ fragte er kühl. „Ich bin es. Ich habe mal ein bisschen vorgearbeitet und mein Phantombild in den PC eingescannt. Es gibt keine Übereinstimmung. Das heißt, der Kerl ist nicht in der Kartei und damit nicht vorbestraft.“ hörte er Jenny sagen. Paul schloss die Augen. „Danke Jenny…“ sagte er und beendete das Gespräch. Thilo sah ihn an. „Und?“ „Du kannst das Phantombild vergessen.“

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  • Paul fuhr nach Hause, als Thilo längst gegangen war. Er grübelte über das, was bisher passiert war und kam zu dem Entschluss, dass er eigentlich nichts in den Händen hatte. Auch die Frage, Thilo zu vertrauen und wie weit er dort gehen würde, ließ ihn grübeln. Zu viele Vorfälle, die ein schlechtes Licht auf den neuen Kollegen warfen. Das erste war, dass er Semir angelogen hatte, was Paul allerdings nicht wirklich viel beimaß. Schlimmer war, dass er im Krankenhaus ausgerechnet zu dem Zeitpunkt auf Toilette musste, als Semir aus dem Krankenhaus entführt werden sollte. Außerdem hatte Jenny ihm berichtet, dass Thilo mehr mit seinem Handy beschäftigt war und dann das Verschwinden des falschen Arztes aus der Akte. Und auch die Liste mit den Namen, den Jenny gelesen haben wollte, wurde ausgetauscht. Thilo hatte die Chance dazu, als Jenny der Krankenschwester geholfen hatte, Semir wieder auf das Bett zu legen. Thilo war der einzige, der vor dem Zimmer war und die Möglichkeit hatte es zu tun. Doch lag er mit seinem Verdacht wirklich richtig? Helfen könnte das Handy von Thilo. Er griff zum Handy und wählte Hartmut an, der tatsächlich auch noch in der KTU war. „Hartmut, ich bin des. Hör mal, ich möchte dich bitten, das Handy von Thilo Sandberg überprüfen? Mir geht es vor allem darum zu erfahren, mit wem er SMS schreibt. Kriegst du das hin?“ „Klar, aber reicht es dir morgen? Ich war gerade dabei Schluss zu machen und müsste jetzt den PC noch mal hochfahren. Hast du für diese Aktion denn auch den gerichtlichen Wisch?“ Paul atmete tief durch. „Hör mal, es geht doch um Semir. Ich besorge dir den Wisch morgen, das verspreche ich dir. Man wollte Semir heute aus dem Krankenhaus entführen. Er hat sich gewehrt und konnte sich befreien. Sandberg war genau zu diesem Zeitpunkt nicht an seinem Platz.“ berichtete Paul und Hartmut schwieg einen Augenblick. „Warum sagst du mir das erst jetzt? Ich mach mich direkt an die Arbeit.“ gab der Techniker von sich.


    Auf dem Zimmer der Gerkhans fing der Tag um sieben Uhr an. „Guten Morgen, das Frühstück ist da…“ gab die Krankenschwestern von sich, als sie das Zimmer von Familie Gerkhan betrat. Semir sah sie müde an und Andrea bemerkte natürlich sofort, dass etwas nicht stimmte. Während sie frühstückten, erzählte Semir, was am Vorabend noch vorgefallen war. „Was will der Kerl von uns? Warum tut er das? Er hätte unsere Kinder fast umgebracht und bei Dana…“ Andrea schwieg. Semir nickte. „Andrea, ihr werdet sicher bald entlassen und dann bringen wir euch im Savehouse unter, bis der Kerl geschnappt ist, das verspreche ich euch.“ sagte er und Andrea wusste genau, dass er es ernst meinte. „Du wirst also auf die Jagd nach ihm gehen?“ Semir nickte. „Was denkst du denn? Ich lasse es nicht zu, dass jemals noch einer so nahe an euch rankommt.“ drohte er. Andrea lächelte leicht. „Da ich weiß, dass ich dich nicht aufhalten kann, werde ich es erst gar nicht versuchen. Aber kannst du mir verraten, wie der Kerl hier einfach in unser Zimmer kommen kann? Ich dachte Jenny und ihr Partner sitzen vor der Tür.“ Semir nickte. „Das tun sie auch, aber der Arzt hatte einen Ausweis und der stand samt Bild in der Akte, die Jenny hatte. Ihr ist kein Vorwurf zu machen.“ nahm Semir seine Kollegin in Schutz. „Das ist mir klar, aber wieso taucht ein falscher Name in der Liste auf? Da muss doch einer vom Krankenhauspersonal dahinterstecken. Hast du Paul damit schon beauftragt?“ Semir lachte leise. „Andrea, Paul weiß genau was er zu tun hat. Ich bin mir sicher, er wird mir heute Nachmittag erklären, was es damit auf sich hat.“ Lilly kam zu ihm und griff seine Hand. „Papa, ich will nach Hause…“ Semir und Andrea sahen sich an. „Ja mein Schatz, wir fahren bald wieder nach Hause. Ganz bestimmt.“ Andrea nahm ihre kleine Tochter in den Arm und strich ihr sanft über den Kopf, auch Ayda schmiegte sich an ihre Mutter. Semir ging zu ihnen und nahm alle in den Arm. Er sagte nichts und hielt sie einfach nur fest. Andrea bemerkte, dass er weinte und strich ihm sanft über den Rücken. Doch auch Ayda schien es zu bemerken. Sie drückte ihren Vater ein wenig weg und sah ihn an. „Papa, warum weinst du? Ist das wegen Dana?“ „Ich weine nicht, mein Schatz…“ schluchzte Semir sehr unglaubwürdig und lächelte gequält. „Doch das tust du. Du hast doch immer gesagt, dass Helden nicht weinen. Aber ich finde das gar nicht schlimm. Helden müssen auch einmal traurig sein.“

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  • Für Paul war die Nacht kurz. Um sechs riss Hartmut ihn aus dem Traum. „Ja?“ fragte Paul müde. „Ich bin es. Hör mal, ich habe das Handy von diesem Sandberg überprüft. Das ist negativ. Harmlose SMS an eine Alexandra in den USA. Anrufe in die USA und nach Dormagen. In Dormagen ist es eine Gertrude Sandberg. Vom Alter her würde ich glatt denken, dass es seine Mutter ist.“ Paul stieß einen Seufzer aus. Einerseits war er froh darüber, dass Thilo nicht mit SMS Informationen weitergab, die niemand wissen sollte, dennoch war da ein fader Beigeschmack. „Danke Hartmut.“ Paul beendete das Gespräch und ging duschen. Da er nach Absprache erst gegen Mittag zum Gefängnis konnte, zog er das Krankenhaus vor und ließ sich um Zehn Uhr bei dem Personalleiter anmelden. Es dauerte nur wenige Minuten bis er dem Mann gegenüber saß. „Hubert Orthmann, bitte nehmen Sie Platz. Was kann ich für die Autobahnpolizei denn tun?“ wollte er von Paul wissen und wies auf einen bequemen Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er lächelte Paul freundlich an. „Herr Orthmann, es geht darum, dass in einer Mappe, in der eigentlich nur Mitarbeiter der Klinik sein sollten, ein Mann mit dem Namen Dr. Michael Fendler vorhanden war. Nach Angaben des Stationsarztes ist aber dieser Arzt nicht bekannt.“ Hubert Orthmann hörte Paul aufmerksam zu und nickte ab und an. „Ich verstehe Ihr Problem, Herr Renner. Aber Sie werden sicher verstehen, dass ich Ihnen keine Personaldaten geben kann. Der Datenschutz wird in unserem Hause großgeschrieben.“ Paul stöhnte leise auf. „Hören Sie, ich kann auch auf eine andere Tour die Daten erhalten. Wie wäre es, wenn ich mit einem Durchsuchungs-beschluss in einigen Augenblicken wiederkomme und dann mit 30 Kollegen das Krankenhaus auf dem Kopf stelle?“ drohte er indirekt und es schien zu wirken. „Also wissen Sie, so eine Publik kann die Klinik nun wirklich nicht brauchen. Ich schaue ja schon nach!“ Orthmann hämmerte auf der Tastatur seines PCs herum und er sah immer wieder auf den Monitor. „Also ein Arzt mit dem Namen Fendler ist wirklich nicht in den Akten. Es gibt bei uns keinen Arzt mit diesem Namen.“ Paul nickte, denn mit diesem Ergebnis hatte er gerechnet. „Können Sie mir meine eigentliche Frage jetzt beantworten?“ Orthmann schien etwas verwirrt. „Welche Frage denn?“ „Die Frage, wie ein Arzt, der keiner ist in die Mappe kam. Er hat die Mappe aus dem Personalbüro zu meiner Kollegin gebracht?“ „Nun, wir haben hausinterne Post. Das heißt, wenn hier etwas auf den Stationen verteilt wird, dann sind meistens die Schwesternschülerinnen dafür zuständig. Oder die Auszubildenden. Aber es kann auch jeder Andere in der Abteilung gewesen sein. Aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass eine von den Angestellten irgendwas fälscht!“ erklärte der Personalleiter des Krankenhauses. „Es wurde aber manipuliert. Kennen Sie diesen Mann?“ Paul legte ihm das Phantombild des falschen Arztes vor. Orthmann sah es sich an und schüttelte mit dem Kopf. „Danke für Ihre Hilfe.“ Paul erhob sich und machte sich auf den Weg zu Semir, um zu sehen, wie es seinem Partner ging.


    Paul betrat den Fahrstuhl und ließ sich auf die Station fahren, wo Semir und seine Familie untergebracht waren, auch um zu sehen, wie Semir das nächtliche Geschehen verarbeitet hatte. Doch erst musste er warten, denn die Ärzte waren gerade zur Visite im Zimmer. Die Besprechung dauerte fast eine halbe Stunde und Paul saß bei Jenny und Mark vor der Tür. „Ist die Nacht ruhig gewesen?“ fragte er. „Ja, alles ruhig. Ich habe die Schwester, die mir die Mappe gegeben hat, angesprochen. Sie sagte mir, dass sie die auf dem Tisch liegen hatte und sie einfach nur weitergereicht hat.“ gab Jenny von sich. Paul sah sie an. „Hast du ihren Namen?“ Jenny nickte. „Ja, Schwester Marianne.“ „Okay, danke…“ Die Ärzte kamen raus und Paul ging rein. Er sah Semir am Tisch sitzen und warf ihm einen Blick zu. „Alles in Ordnung?“ wollte er wissen. Semir nickte leicht. „Bei uns schon. Dana ist stabil, das hat mir der Doc eben gesagt. Wir dürfen in vier Tagen nach Hause.“ Paul nickte leicht. „Gut, denn Krüger hat sich bereits um das Savehouse gekümmert. Die Krüger hat gesagt, dass du ebenfalls dort sein wirst, bis der Täter gefasst wurde.“ Semir sah ihn an und zog die Augenbrauen runter. „Dann kannst du ihr ausrichten, dass ich mich nicht kaltstellen lasse! Ich werde dieses Schwein selbst verhaften!“ fauchte er und machte Paul klar, dass er auf gar keinen Fall ins Savehouse ging. Die Tür ging auf und eine Schwester trat ein. „Ich möchte nur eben die Betten machen.“ lächelte sie. Paul sah zu Andrea, doch die zog nur die Schultern hoch. „Ich weiß Semir und das habe ich der Krüger auch gesagt. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass du mit mir ermittelst und unter meinem Schutz stehst. Außerdem wirst du auf meinem Boot übernachten und keinen Schritt ohne mich machen.“ Semir nickte kurz. „Also gut, Andrea, du und die Kleinen werdet im Savehouse untergebracht und steht unter ständiger Bewachung. Jenny wird immer bei dir und den Kindern sein! Semir, du wirst mit mir auf der „Bounty“ sein und dort unter meinem persönlichen Schutz stehen.“ Andrea nickte ebenfalls. Die Schwester war mit dem Bettenmachen durch und verabschiedete sich mit einem leisen „Auf Wiedersehen“ aus dem Zimmer.

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  • Paul fuhr zur PAST zurück. Susanne empfing ihn mit einem fragenden Blick. „Gibt es was Neues? Wie sieht es bei Dana aus?“ fragte sie sofort. „Sie ist scheinbar über dem Berg. Wenn ich es richtig verstanden habe. Zumindest ist die kritische Zeit wohl um. Aber man lässt sie noch im Tiefschlaf, damit der Körper heilen kann. Andrea und die Kleinen werden am Freitag entlassen. Sie werden von Jenny ins Savehouse gebracht und sie wird auch bei ihnen bleiben.“ Susanne atmete auf. Sie war, genau wie Paul, erleichtert, dass es nun aufwärts ging. „Das sind doch mal gute Nachrichten. So etwas brauchen wir. Was ist denn mit Semir?“ Paul zog die Schultern hoch und lächelte gequält. „Du kennst ihn doch. Der lässt sich nicht kaltstellen. Ich habe mit Krüger vereinbart, dass er mit mir ermitteln darf.“ Auch Susanne lächelte leicht. „Ja, das ist wohl wahr. Du musst gut auf ihn aufpassen.“ „Das werde ich auch. Nach Feierabend wird er bei mir auf dem Boot bleiben und wenn es sein muss, werde ich ihn anketten.“ grinste Paul. „Das ist wirklich eine sehr gute Idee. Nur mit den Ketten würde ich mir überlegen. Semir kommt auf den Trichter und schrottet dein Zuhause, wenn er sich befreien will.“ lachte Susanne und machte sich wieder an die Arbeit. Paul ging ins Büro, wo Thilo immer noch damit beschäftigt war, die Akten von Semir zu sichten. Zu seinem Erstaunen hatte der junge Kollegen bereits vier Akten durchgearbeitet. Paul setzte sich auf seinen Stuhl und ließ den PC hochfahren. „Du wohnst auf einem Boot?“ fragte Thilo. Paul sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du das?“ stellte er mit einem sehr misstrauischen Ton die Gegenfrage. „Du hast es doch eben zu Susanne gesagt. Hey, ich habe sehr gute Ohren. Was ist das denn für ein Kahn?“ Pauls lächeln verschwand und sah den jungen Mann ernst an. „Die Bounty ist kein Kahn! Das ist eine richtig tolle Jacht. Sie hat drei Kajüten und eine Kombüse!“ verteidigte er sein Zuhause. Thilo lachte auf und hob die Hände. „Hey, das war doch nicht böse gemeint, Paul. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es richtig toll ist, auf so einem Boot zu wohnen.“ Paul nickte. „Ja, das ist es auch.“ Thilo arbeitete weiter. „Wo liegt deine Bounty denn?“ Paul sah auf. „Warum willst du das wissen?“ stellte er nun die Gegenfrage. „Ich könnte dich doch mal besuchen. Weißt du, ich liebe das Meer und ich liebe es, auf Booten zu fahren. Mein Vater hatte auch eine kleine Jolle. Damit sind wir in den Ferien immer wieder auf diversen Flüssen gefahren.“ Paul dachte nach. Irgendwie wuchs seine Skepsis, wenn Thilo doch mit den Gangstern, die Semir bedrohten, unter einer Decke stecken, dann würde er ihm jetzt in die Hand spielen. „Sorry, aber ich möchte dir noch nicht sagen, wo das Boot liegt. Vielleicht irgendwann mal.“ lehnte er es nun entschlossen ab.


    Kim Krüger kam nur kurz nach Paul ins Büro und machte ihm ein Zeichen, dass sie mit ihm sprechen wollte. Paul stand auf und kam zu ihr. Nur wenig später waren sie bei Kim im Büro. „Ich habe mit den ehemaligen Vorgesetzten von Herrn Sandberg gesprochen. Er hat ihn in den höchsten Tönen gelobt. In seinen Augen ist Sandberg loyal und zuverlässig. Sandberg hat vor einem knappen halben Jahr sogar einen korrupten Kollegen auffliegen lassen.“ Paul nickte nachdenklich. „Das klingt zwar sehr gut, aber wir müssen auch davon ausgehen, dass er die Rache von langer Hand geplant hat und jetzt kurz vor seinem Ziel steht.“ Kim Krüger atmete tief durch. „Ich weiß, deshalb bin ich auch der Meinung, dass wir ihn nicht allzu sehr in den Ermittlungen einbinden.“ Paul sah sie an. „Ich sehe es genauso. Dennoch will ich, dass er mich bei den Ermittlungen unterstützt. Wenn er bei mir ist, kann ich auf ihn aufpassen.“ Kim erwiderte seinen Blick. „Und wenn Sie mit Gerkhan auf Ermittlungstour sind, soll er auch mit?“ fragte sie. „Nein! Er wird hier im Büro Dienst tun. Semir und ich werden normal ermitteln. Er wird nicht erfahren, wo das Savehouse ist oder wo der Unterschlupf von mir und Semir sein wird. So kann er nichts verraten.“ Kim Krüger atmete tief durch. „Sie wollen draußen allein ermitteln?“ hakte sie nach. „Ich bin nicht allein. Semir wird bei mir sein und er wird alles daranlegen, die Kerle zur Strecke zu bringen.“ Paul sah sie ernst an, denn Kims Blick verfinsterte sich. „Denken Sie, dass Sie Gerkhan im Griff haben? Was machen Sie, wenn er die Kontrolle verliert?“ Paul schüttelte energisch den Kopf. „Semir ist schon viel zu lange Polizist und es ist nicht das erste Mal, dass seine Familie bedroht wurde und er die Täter gestellt hatte. Er verliert die Kontrolle nicht.“ nahm er seinen Partner in Schutz. „Herr Renner, Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass Gerkhan jetzt befangen ist. Er ist persönlich involviert und in diesem Fall muss ich ihn suspendieren. Er darf eigentlich nicht ermitteln.“ Paul grinste leicht. „Das wird er nicht. Er fährt nur mit mir, damit ich auf ihn aufpassen kann.“

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  • Thilo sah auf den Bildschirm und war so vertieft darin, dass er nicht mitbekam wie Paul wieder ins Büro kam. „Was machst du da?“ riss er Thilo aus dem Tun heraus und der junge Mann zuckte so heftig zusammen, dass die Wasserflasche, die auf dem Schreibtisch stand umkippte. Etwas unbeholfen hielt Thilo sie gerade noch fest, bevor sie vom Tisch rollte. Der junge Mann war ziemlich nervös. „Ich ähm … ich … nichts … ich meine, natürlich tue ich etwas. Ich habe mich nur sehr auf dem Bildschirm konzentriert.“ stammelte der junge Polizist und Paul lächelte leicht. „Mir scheint du hast ein schlechtes Gewissen.“ grinste Paul. „Quatsch! Warum sollte ich denn. Was ich dich noch fragen wollte, kann ich Jenny nicht im Savehouse unterstützen? Diese Aktenarbeit liegt mir einfach nicht.“ Paul schüttelte den Kopf. „Nein, ich brauche dich hier! Die Akten müssen gesichtet werden, denn ich bin mir sicher, dass wir dort den feigen Täter finden, der Kinder über den Haufen schießt.“ „Paul, ich sehe es genau wie du. Die Typen müssen festgenagelt werden. Aber wie kann die Büroarbeit dazu beitragen?“ Paul atmete tief durch und setzte sich. „Sieh mal, wir haben außer den Akten nichts, was wir verfolgen können. Da gibt es auch ein paar Ungereimtheiten und ich würde sie gern mal mit dir besprechen.“ Thilo lächelte und nickte. „Klar, was für Ungereimtheiten?“ hakte er sofort nach. „1. Warum hast du Semir angelogen? Und 2. Warum warst du ausgerechnet dann nicht da, als der Doc versucht hat, Semir zu entführen? 3. Hast du die Mappe ausgetauscht? 4. Wer ist Alexandra und wer Gertrude?“ Thilos Grinsen verschwand. „Sag mal, hast du sie noch alle? Hältst du mich für den Täter oder was? Denkst du, ich stecke mit den Tätern unter einer Decke? Denkst du, ich habe Freude daran, wenn Kinder an- oder erschossen werden? Hast du mein Handy überwacht?“ Thilos Stimme wurde lauter. „Beantworte mir meine Fragen! Und ja, ich habe dein Handy überwacht. Jenny sagte mir, dass du pausenlos SMS geschrieben hast und ich will wissen mit wem!“ forderte Paul ihn auf. „Okay, wenn es dazu beiträgt, dass du mir vertraust, dann sollst du deine Antworten bekommen. 1. Ich habe Semir nicht davon erzählt, weil ich es für einen Fehler gehalten habe. Immerhin war die Gefahr für Jenny weg und wenn ich den Wagen getroffen hätte, dann wäre vermutlich nur ein größerer Unfall entstanden. Vielleicht wären dann Menschen gestorben. Davor hatte ich Angst!“ Paul sah ihn schweigend an.


    Thilo stand auf und ging zum Fenster. Er sah hinaus und stöhnte leise auf. „Ich habe schon einmal auf ein Fahrzeug geschossen, was sehr üble Folgen hatte. Damals wurde ein Unfall ausgelöst, der zwei Todesopfer forderte. Eine Frau und ihrem Baby starben noch am Unfallort. Damals habe ich von meinem Dienstvorgesetzten ein Donnerwetter zu hören bekommen. Ich hätte nicht schießen dürfen, weil es nicht notwendig war. Ich habe gedacht, dass es diesmal auch wieder so rüberkommt. Ich … Paul, ich wollte nicht wieder schuld am Tod von Unschuldigen sein. Ich hatte große Angst, das Semir mir die Leviten liest und mir ein Disziplinarverfahren angehängt wird, weil es sich wiederholt hat.“ Er sah Paul flehend an. „Wirklich! Ich habe nur Angst gehabt, weil … ich…“ „Okay, diese Erklärung erkenne ich erst einmal an. Du weißt ja auch, dass ich es nachprüfen kann. Was war im Krankenhaus?“ Thilo zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Ich habe plötzlich starke Bauchschmerzen bekommen und musste einfach zur Toilette. Ich habe doch nicht gewusst, dass ein falscher Arzt dann ins Zimmer geht und Semir holen will. Es ist einfach ein dummer Zufall gewesen.“ Paul nickte nachdenklich. „Und was ist mit dem Arzt, der erst in der Mappe war und dann plötzlich nicht?“ Thilo zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Ehrlich, ich habe keine Ahnung wie die Mappe ausgetauscht werden konnte.“ Thilo setzte sich wieder und bemerkte, das Paul ihn eindringlich musterte. „Wer ist Alexandra?“ Thilo seufzte. „Das ist meine Schwester in Amerika. Sie will zum Geburtstag unserer Mutter nach Deutschland kommen und konnte mir noch nicht sagen, wann ihre Maschine landet, damit ich sie abholen kann. Meine Mutter, das ist Gertrude, weiß nichts davon. Die beiden haben sich seit acht Jahren nicht mehr gesehen.“ Paul regte sich nicht und sah ihn nur an. „Du glaubst mir nicht?“ Paul lehnte sich vor. „Ich weiß es nicht. Es sind etwas zu viele Zufälle, die aufgekommen sind.“ Thilo atmete tief ein und streckte sich im Bürostuhl. „Okay, wie kann ich es dir beweisen?“ Paul sah seinen jungen Kollegen ernst an. „Ganz einfach. Du wirst die Akten durcharbeiten und dir das notieren, was du denkst, dass es uns hilft.“ Thilo nickte. „Okay, und was machst du?“ „Ich werde dir noch etwas helfen und dann noch mal zu Semir fahren.“ Thilo lächelte und machte sich wieder an die Arbeit, doch nicht lange und er unterbrach die Stille im Büro. „Wo ist eigentlich die Schutzwohnung, wo Andrea und die Kinder sind?“ „Warum willst du das wissen?“ hakte Paul sofort nach und sein Misstrauen war wieder geweckt. „Nur reine Neugier. Ich meine, ich bin euer Kollege und ich habe die Familie ja auch kennen gelernt.“ Paul nickte leicht. „Das ist schon möglich, aber selbst ich weiß nicht, wo die Wohnung ist. Das ist normal.“ Thilo sah ihn an. „Okay, verstehe. Holst du Semir am Freitag ab?“ Paul grinste leicht. „Ja, das werde ich tun. So kann ich nämlich verhindern, dass er sich aus dem Staub macht.“

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  • Thilo stutzte. „Wieso sollte Semir abhauen?“ Er sah Paul erstaunt an. „Nun, ich kenne meinen Partner und wenn er eine Möglichkeit hat, einer Bewachung zu entziehen, dann nutzt er sie auch. Hast du schon was?“ Thilo sah auf seinen Zettel. „Nicht sehr viel.“ Er machte sich wieder an die Arbeit und schwieg. Paul beobachtete den jungen Mann bei der Arbeit und musste feststellen, dass Thilo sehr genau damit war. Er notierte sich einige Dinge, die ihm und Semir scheinbar nicht beachtungswürdig war, doch plötzlich wurde Thilo unruhig. Er suchte in seinen Taschen und sah Paul fragend an. „Was ist denn?“ „Ich suche mein Handy. Ich hatte es im Krankenhaus noch, aber jetzt kann ich es nicht mehr finden.“ erklärte der junge Polizist. „Hast du es vielleicht liegen lassen?“ Thilo stand auf. „Das kann sein. Ich fahre nur eben schnell hin und hole es, wenn du damit einverstanden bist.“ Paul nickte und Thilo verschwand. Paul war sehr neugierig auf das, was der junge Kollege herausgeschrieben hatte und warf einen Blick auf das Blatt. In Gedanken las er: Tochter von Reich prüfen. „Wo ist Sandberg?“ riss Kim Krüger ihn aus den Gedanken. Paul drehte sich um und sah seine Vorgesetzte in der Tür stehen. „Ach Frau Krüger, er hat sein Handy wohl im Krankenhaus vergessen und holt es gerade. Sie wissen doch, wie die Jugend mit dem Handy umgehen. Das ist ein Heiligtum.“ grinste er. Kim Krüger nickte. „Dann sollte er sich beeilen. Wie sieht es bei Gerkhan aus?“ Paul atmete tief durch. „Ich werde ihn am Freitag abholen und mit ihm ermitteln. Er wird am Abend bei mir auf dem Boot sein und dort kommt niemand unangemeldet rein.“ erklärte Paul. „Also gut. Besser als wenn er allein auf Tour geht. Frau Schäfer und die Kinder werden aber ins Savehouse gehen, oder?“ Paul nickte und machte sich wieder an die Arbeit. Er ging diesmal die Aussage der alten Frau durch, die bei Andrea im Haus wohnte. Thilo brauchte fast eine Stunde, bis er wieder in der PAST war und Paul sah ihn strafend an. „Hör mal, du kannst doch nicht eine Stunde wegbleiben. Ich musste mir schon Ausreden einfallen lassen, weil die Krüger wissen wollte wo du bist.“ tadelte er den jungen Mann. „Aber, ich ähm…ich habe doch nu ...“ stammelte Thilo. „Schon gut, ich habe ihr gesagt, dass du dein Heiligtum verloren hast. Hast du es denn wieder?“ Thilo nickte. „Ja, es war bereits im Schwesternzimmer abgegeben worden.“ Die Erleichterung darüber war deutlich zu hören.


    Paul sah Thilo an. „Okay, was hast du?“ Thilo nahm seinen Zettel hoch. „Also ich habe mir die Akte von diesem Frank Reich vorgenommen und da ist mir aufgefallen, dass der ja eine Tochter hat. Die wäre heute 26 Jahre alt.“ las er vor. Paul nickte. „Und?“ wollte er wissen. „Nun ja, ich habe es aufgeschrieben.“ „Ja, aber das muss doch einen Grund haben.“ versuchte Paul weiter heraus zu finden. Thilo sah ihn an. „Also gut, wir haben keinen Hinweis wer der Täter ist und was, wenn es kein Mann ist, sondern eine Frau?“ Paul setzte sich gerade hin. Der Hinweis seines jungen Kollegen war gar nicht so falsch. „Okay, das ist ein guter Ansatz. Was machen wir jetzt?“ Thilo dachte nach. „Nun, wir könnten in dem Heim, in dem die Kleine damals gebracht wurde nachhören, ob sie adoptiert und vor allem wohin sie adoptiert wurde. Dann den Namen und die Frau einfach mal befragen.“ erklärte er. Paul nickte anerkennend. „Sehr gut. Dann weißt du ja, was du zu tun hast. Ich fahre jetzt noch mal zu Semir.“ Thilo lachte leise. „Warum willst du denn zu ihm? Ich meine, er ist doch eh bald bei dir auf deinem Boot. Wie heißt das überhaupt? Und wo liegt der Kahn?“ Paul zog seine Augenbrauen zusammen. „Pass mal auf, du Grünschnabel! Die Bounty ist kein Kahn, ist das klar? Das ist eine wunderbare alte Lady!“ verteidigte er seinen Besitz. Thilo lachte. „So meine ich das doch gar nicht. Ich finde es echt klasse. Kann ich dich nicht doch mal besuchen?“ Paul dachte kurz nach. „Nun, ich denke die Leute im Rheinauhafen machen noch keine Gesichtskontrolle. Also, wenn was ist, bin ich erreichbar.“ Thilo nickte. „Grüß mir Semir.“ Paul verschwand. Thilo sah seinem Kollegen nach und wartete noch einen Moment, doch dann rief er sein Mailprogramm auf. Er prüfte seinen Posteingang und fing dann an auch einige der Mails zu beantworten. Immer wieder sah er sich verstohlen um, damit sein Tun nicht aufflog.

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  • Dean saß wie immer um diese Zeit am PC und wartete auf Informationen. Und schon kamen sie. >>Sie sind auf dem Boot „Bounty“. Gerkhan wird dort von seinem Partner Paul Renner beschützt. Lasst euch was einfallen! Ich will ihn endlich haben! Am besten auf der Fahrt vom Krankenhaus zum Schiff abfangen. Egal wie! << Er las zwischen den Zeilen, dass der unbekannte Boss kein Versagen mehr duldete. >>Wo liegt das Schiff? << schrieb er zurück. >>In Köln im Rheinauhafen. Achtung, das Gelände wird bewacht. Zutritt schwierig. << Dean grinste leicht. >>Alles klar, werde es dennoch versuchen. Wann sind sie da?“ << >> „Freitag ist die Entlassung. Person ist zu überwachen. << Nun stöhnte Dean auf. Doch er wusste auch, dass der Boss die Befehle gab und er sie mit Bastian ausführen musste, ob er nun wollte oder nicht. >>Verstanden. << schrieb er zurück und griff zum Handy. „Ich bin es. Der Bulle wird am Freitag aus der Uniklinik entlassen! Du wirst ihm folgen!“ „Wann denn?“ fragte sein Freund Bastian nach. „Keine Ahnung, sei einfach möglichst früh vor dem Krankenhaus. Der Kollege heißt Paul Renner. Blond, braungebrannt, drahtige Figur.“ „Was mache ich, wenn der mir dazwischenfunkt?“ fragte Bastian nach. „Du sollst erst einmal nur beobachten. Ich bekomme morgen vom Boss mehr Informationen.“ gab Dean zurück. „Okay, wollte nur fragen. Ich mache mich auf den Weg und werde dann im Auto übernachten. Gebe dir Bescheid, wenn ich neue Infos habe.“ maulte Bastian und seine Stimmlage ließ erahnen, dass er nicht gerade begeistert war, die Drecksarbeit erledigen zu müssen. Dean beendete das Gespräch und dachte über das, was bisher passierte nach. Der Bulle schien ziemlich kampflustig zu sein und wenn er sich nicht gewehrt hätte, dann wäre alles schon gelaufen. Er, Dean, fühlte sich, nachdem er Gerkhan schon in der Garage hatte, zu tiefst gedemütigt von dem Bullen. Ein verletzter Bulle, der sich bis aufs Blut wehrte, der alles versuchte, war ihm nicht geheuer, aber das würde er dem Kerl dann schon zeigen, wenn er ihn erst einmal hatte. Sobald das geschehen war, würde er auch wissen, wer sein unbekannter Boss ist und warum der so einen Hass auf den Bullen hatte.


    Der Donnerstag kam und somit der letzte Tag für die Gerkhans im Krankenhaus. Semir sah auf, als es klopfte und Paul ins Zimmer kam. „Hey Partner. Hast du so große Sehnsucht nach mir?“ wollte er wissen. Sein Partner zog die Schultern hoch. Nicht, weil er keine Antwort wusste, sondern weil er Semir die Lockerheit, die er gerade rüber brachte, nicht abkaufte. „Nun ja, es ist wie du dir sicher denken kannst langweilig im Büro. Thilo sichtet die Akten von dir und er hat sogar etwas gefunden.“ Semir nickte und sah ihn erwartungsvoll an. „Und was hat unser junge Kollege wichtiges gefunden?“ Paul lächelte leicht. „Die Tochter von Frank Reich. Es wäre gut möglich, dass sie hinter dem Anschlag steckt.“ Mutmaßte er. Semir stöhnte leise auf. „Warum? Wie kommst du oder besser Thilo darauf?“ Paul atmete tief ein. „Semir, wir treten auf der Stelle. Wir haben nichts über den oder die Täter.“ Semir nickte. „Ja, das weiß ich auch. Aber mein Gegner auf dem Friedhof war ein Mann! Das war keine Frau! Das war ein Mann!“ Semir presste die Worte heraus und man hörte deutlich, dass er wütend war. Paul zog die Schultern hoch. „Hast du etwas dagegen, wenn wir sie dennoch überprüfen?“ Nun schüttelte Semir den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Aber ich denke du irrst dich.“ Paul sah sich suchend um. Andrea und die Kinder waren nicht zu sehen. „Sag mal, wo ist Andrea denn?“ Semir wies mit dem Kopf zum Fenster. „Sie sind im Garten mit Jenny. Die Kinder mussten einfach mal raus.“ Paul ging zum Fenster und sah hinaus. Von hieraus konnte er den Garten sehen und auch seine Kollegin und die Familie von Semir. „Alles klar. Sie sollten aber nicht zu lange draußen bleiben. Wir wissen immer noch nicht, wer da was von dir will. Aber seine Aktionen, die er bisher gezeigt hat, sagen deutlich, dass er keine Rücksicht nimmt. Was ist denn mit Dana? Hast du da schon eine Ahnung, wann sie aufgeweckt wird?“ Semir schüttelt den Kopf. „Leider nein. Aber sie ist weiterhin stabil und das ist schon ein gutes Zeichen. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, wer mir da ans Leder will. Aber es ist wie verhext. Ich weiß nicht, wer es sein könnte. Absolut nicht.“ stöhnte der Hauptkommissar. „Hast du noch mehr SMS bekommen?“ fragte Paul ohne ihn anzusehen. „Nein, seit ich hier drin bin nicht mehr. Ich freu mich schon, wenn ich hier rauskomme. Ich hasse dieses Nichtstun.“ Paul lachte leise auf. „Du kannst es wohl nicht erwarten, die Jagd auf die Kerle zu starten oder? Aber eigentlich kannst du doch froh sein, hier mal etwas Ruhe zu bekommen. Weißt du was auf den Straßen los ist? Die Hölle, sag ich dir. Ich habe heute Vormittag allein 18 Schwerverbrecher gefangen.“ Semir sah ihn erstaunt an. „Du willst mich jetzt verarschen, oder?“ Sein Partner riss die Augen auf. „Was denkst du denn von mir? Sowas würde ich nie tun.“ Doch dann lachten beide.

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  • Andrea und die Kinder kamen ins Zimmer und begrüßten Paul. „Paul, lass uns auch mal kurz an die Luft, bitte.“ kam von Semir und Paul stimmte zu. Semir schien etwas auf dem Herzen zu haben und wollte es nicht vor Andrea besprechen. „Klar, gehen wir.“ Nur wenig später waren sie im Garten und setzten sich auf eine der Banken. Semir holte tief Luft. „Tut das gut. Paul, ich hoffe sehr, dass ihr euch irrt, was dieses Mädchen angeht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Frau auf Kinder schießt. Das ist gegen die Natur. Wenn man versucht hätte mich zu treffen, dann hätte ich es verstanden. Aber nicht auf Kinder. Das Mädchen war damals gerade mal 9 Jahre alt. Sie kann doch froh sein, von so einem Vater weg gekommen zu sein. Wer weiß, wie oft er sie missbraucht hat oder hätte.“ erklärte Semir und Paul nickte. „Nun, sie könnte dennoch die Täterin sein. Immerhin hast du eine Familie zerstört. Ihre Familie.“ Semir sah auf. „Was soll das denn heißen? Ich habe doch die Familie nicht zerstört. Ich habe lediglich meinen Job gemacht!“ fauchte er leise. „Hey, ist gut. Ich habe es doch nicht so gemeint. Aber mal im Ernst. Was wenn diese Tochter es so sieht? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Hass auf dich groß sein könnte. Ich muss auch wieder los. Ich will Thilo nicht zu lange allein lassen. Sag mal, weißt du, dass Thilo doch auf das Auto geschossen hat, was Jenny umfahren wollte?“ Semir sah ihn an. „Nein. Er sagte mir, dass er nicht geschossen hat und ich habe ihm auch gesagt, dass es richtig war, nicht zu schießen. Wieso lügt er mich an?“ Semir war irritiert. „Das weiß ich nicht, aber ich werde es sicher herausfinden. Ich halte dich auf dem Laufenden. In zwei Tagen kannst du dann wieder mit mir über die Straßen düsen.“ Semir zog die Schultern hoch. „Ich kann es kaum erwarten.“ Paul sah ihn an. „Semir, ich hole dich morgen um neun ab, okay?“ Sein Partner wandte sich ihm zu. „Ich freu mich drauf. Aber sei bitte pünktlich.“ Paul war zufrieden und verabschiedete sich.


    Paul kam zu Thilo zurück ins Büro und sah, dass er immer noch am PC arbeitete. Fast lautlos ging er in das Zimmer und stellte sich hinter Thilo. „Und?“ fragte er und der junge Mann zuckte so heftig zusammen, dass er seine Kaffeetasse umstieß. „Paul! Ich ähm… ich…“ stammelte er. „Was bist du denn so aufgeregt. Was machst du da?“ Paul sah auf den Monitor von Semirs PC und stutzte. „Private Mails? Währen des Dienstes? Du weißt schon, dass das verboten ist, oder?“ Thilo nickte und wischte den Kaffee weg. „Ja ich weiß.“ Paul setzte sich auf seine Seite und stützte seinen Kopf in den Händen auf dem Schreibtisch. „Was ist denn so wichtig, dass es nicht bis zum Dienstschluss warten kann?“ hakte er nach. „Ich habe dir doch gesagt, dass Alexandra zu uns nach Deutschland kommen will und wir haben eben via Mail geschrieben, wann wir uns sehen. Mehr nicht. Du kannst es auch lesen, wenn du willst. Ich habe keine Geheimnisse.“ Tatsächlich öffnete er die Mails, die er versendet hatte und Paul las sie sich durch. „Na, da wird deine Mum sich aber freuen.“ Thilo nickte stolz. „Ja, das wird sie.“ „Okay, von mir erfährt keiner was. Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden. Und jetzt bitte weiter im aktuelle Fall.“ Thilo sah ihn dankbar an. „Paul, du hast was Gut bei mir.“ „Ich werde dich daran erinnern, wenn ich es für sinnvoll halte. Okay, du hast doch gesagt, dass du die Tochter von Reich in Verdacht hast. Kannst du mir erklären warum? Semir sagte, dass es ein Mann war, der ihn bedroht hat. Und ganz ehrlich, ich wüsste nicht, warum die Tochter sich jetzt rächen sollte. Ich meine, sie kann doch froh sein, dass sie nicht bei ihrem Vater aufwachsen musste.“ gab er von sich. „Ich kann mir gut vorstellen, dass sie es anders sieht. Vielleicht denkt sie, dass Semir ihren Vater auf dem Gewissen hat. Sie könnte sich in ihre Rache reingesteigert haben.“ mutmaßte Thilo. Paul atmete tief durch. „Ich denke wir sollten mal versuchen herauszufinden, was mit dieser Tochter ist. Es muss ja zurückverfolgt werden können, in welcher Familie sie adoptiert wurde, wenn sie es wurde.“ legte er fest und griff zum Telefon. „Was hast du denn jetzt vor?“ Thilo sah ihn an. „Ich rufe Semir an, der hat das Mädchen damals ins Heim gebracht. – Ja Semir, ich bin es. Hör mal, du hast doch gesagt, dass du damals die Tochter von Reich ins Heim gebracht hast, weißt du noch welches Heim das war? – In der Jesuitengasse 74? – Okay, nein… wir wollen es nur überprüfen. – Ja, ich halte dich auf dem Laufenden.“ Paul beendete das Gespräch. „Jesuitengasse 74. Schau mal nach ob es das Heim immer noch gibt!“ forderte er Thilo auf.

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