Stille Post

  • Semir parkte seinen Wagen auf den kleinen Parkplatz vor der Post und stieg aus. Er ging zum Kofferraum, holte das Paket, welches er zu Ben nach Amerika schicken wollte, heraus und betrat nur wenig später die Schalterhalle. In dem etwas unhandlichen Paket lagen vor allem Geschenke von Ayda und Lilly. Sie hatte diverse Sachen gebastelt und Bilder gemalt, die Ben nach ihrer Ansicht unbedingt haben musste. Natürlich alles bis Weihnachten und obwohl es noch drei Wochen hin waren, schickte Semir es lieber heute schon los. Man wusste ja nie, ob er in einer Woche noch in der Lage war, das Paket an seinen Expartner zu senden. Er lächelte leicht und dachte wieder daran, dass er die 50 erreicht hatte. In der Post hieß es nun anstehen, denn obwohl es noch recht früh war, standen schon einige Leute hier in der Halle. Vier standen bereits an und Semir reihte sich ein. Ein älterer Mann sah sich gerade die Postkarten an, die hier in einem Drehständer waren und ein junger Mann schien etwas auszufüllen. Ihm fiel auf, dass die Post heute nur mit einer Person besetzt war. Sandra Lanz, die er aus der Nachbarschaft kannte, versuchte so schnell wie möglich, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Natürlich ging es den Anderen nicht schnell genug und Semir hörte wie sie fluchten. Es war allerdings schon sonderbar, denn Semir kannte diese Postfiliale und eigentlich waren hier mindestens zwei an den Schaltern, die sich um die Kunden kümmerten. Scheinbar war heute einer von ihnen krank. Es ging einen Schritt vor. Drei, zählte er mit und spürte eine Bewegung hinter sich. Vier junge Männer hatten die Halle betreten und sahen sich um. Er musterte sie kurz und wieder ging es einen Schritt weiter. Semir sah nach vorn. Endlich war er dran und stellte sein Paket auf den Tisch. Dabei rutschte seine Jacke ein Stück hoch und gab seine Dienstwaffe frei.


    Sandra Lanz sah ihren Nachbarn freundlich an. „Guten Morgen, Herr Gerkhan. Schön Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?“ wollte sie von ihm wissen. „Danke Frau Lanz, ich kann nicht klagen. Heute ist ja hier schon die Hölle los.“ gab der Polizist von sich. „Ja, ausgerechnet heute hat sich mein Kollege eine Darminfektion eingeholt. Es gibt auch keinen Springer, den wir hier einsetzen können. Ich muss da heute allein durch. Was machen die Verbrecher?“ fragte sie. Semir Gerkhan zog die Schultern hoch. „Das ist immer das gleiche. Wir jagen sie, sperren sie ein und irgendein Anwalt holt sie wieder raus, bis wir sie wieder einsperren.“ berichtete er. „Nun, immerhin bekommen Sie die Leute. Wo soll das Paket denn hingehen?“ „Nach Los Angeles.“ Sandra sah den Polizisten an. „Oh, da war ich auch im letzten Jahr mit meinem Mann. Wir waren in einen der Spielkasinos und haben festgestellt, dass es ziemlich teuer werden kann.“ lachte sie. Doch plötzlich gefror ihr das Lachen im Gesicht. Vier Männer zogen gleichzeitig Waffen hervor. Sandra vergaß ihre Arbeit und sah sie nur an. Einer der Männer kam direkt auf den Schalter zu und ihre Hand huschte unter den Tisch und drückte den kleinen Knopf. Sie wusste, dass nun in der Polizeistation Alarm ausgelöst wurde. Nun wurde auch der Polizist aufmerksam und er wollte sich gerade umdrehen, als der Mann ihn regelrecht ansprang, im Genick packte und mit dem Kopf auf den Tisch drückte. „Hey!“ stieß der Polizist aus und wollte sich wehren, doch als der Räuber ihm eine Waffe an die Schläfe drückte, verhielt er sich ganz ruhig. Sandra sah, wie er die Hände leicht anhob. „Okay, ganz ruhig. Es muss niemandem etwas passieren.“ hörte sie ihn sagen. „Halt deine Fresse, Bulle!“ schrie der Mann mit der Waffe und nun kam auch in den anderen Männern Bewegung. Sandra sah, wie die Komplizen die Kunden nötigten, sich auf den Boden zu legen.

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  • Paul sah auf die Uhr. Es war schon seit einer halben Stunde Dienst und von Semir war noch nichts zu sehen. Es war schon sehr sonderbar, denn sein Partner war meistens der erste, der im Büro war. Vielleicht war er krank, mutmaßte er, denn er erinnere sich daran, dass Semir die letzten Tage immer wieder über Kopfschmerzen klagte und meinte, es würde etwas im Argen liegen. Doch er wusste auch, dass sein Partner nicht wegen kleinen Wehwehchen zuhause bleiben würde. Dazu war er nicht der Typ. „Herr Renner, wo ist Herr Gerkhan?“ riss ihn die Stimme von Kim Krüger aus den Gedanken. Paul sah sie an. „Morgen Frau Krüger. Also ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich wollte ihn gerade anrufen und fragen, wo er bleibt.“ gab er zur Antwort. „Tun Sie das und wenn er auftaucht, dann kommen Sie bitte beide in mein Büro.“ forderte seine Vorgesetzte. Paul nickte stumm und griff zum Telefon. Er wählte zunächst das Handy seines Partners an, doch Semir meldete sich nicht. Nun versuchte er es am Festnetz, doch auch hier meldete sich nach mehrmaligem Klingeln niemand. Paul dachte daran, dass wenn Semir tatsächlich im Bett lag, das Telefon gar nicht hören konnte und die Kinder waren sicher schon in der Schule bzw. im Kindergarten. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Andrea sicher schon in der Staatsanwaltschaft war und so wählte er die Rufnummer. Nur wenig später meldete sich Andrea. „Staatsanwaltschaft Köln, Schäfer am Apparat.“ „Hallo Andrea, hier ist Paul. Sag mal, ist Semir krank?“ wollte er wissen. „Nein, wie kommst du denn darauf? Er ist heute sogar früher raus weil er noch ein Paket nach Amerika schicken wollte.“ gab sie erstaunt von sich. „Hmmm, sonderbar. Ich habe schon versucht ihn auf dem Handy zu erreichen, aber er meldet sich nicht. Okay, vielleicht dauert es in der Post nur etwas länger. Ich warte noch eine halbe Stunde und sollte er bis dahin nicht hier sein, dann fahre ich zur Post und frage dort nach.“ versprach er. „Meldest du dich bitte, wenn es anders sein sollte?“ bat Andrea ihn und Paul versprach es. Er beendete das Gespräch und sah nachdenklich aus dem Fenster.


    Semir zuckte zusammen, als er spürte wie das Handy vibrierte. Er hoffte inständig, dass der Typ, der ihn mit der Waffe bedrohte, es nicht bemerkte, doch das war leider nicht so. Der Mann packte ihn und wirbelte ihn herum. Dann drücke er ihn gegen den Tischrand des Schalters. Die Waffe presste er ihm an den Hals. Semir wagte nicht, sich zu bewegen. „Wo ist dein Handy?“ wollte er wissen. „In der linken Jackentasche…“ presste Semir hervor. Nur wenig später spürte er, wie der Mann nach seinem Handy griff und auf das Display sah. Dann drehte er das Gerät in Semirs Richtung. „Wer hat dich angerufen?“ fragte er forsch. Semir sah, dass es Pauls Nummer war. „Ein Freund von mir.“ gab er von sich. „Okay, dann werden wir deinem Freund mal mitteilen, dass du nicht erreichbar bist.“ knurrte der Mann und warf das Handy gegen die Wand. Semir sah, wie es in mehreren Teilen auf dem Boden landete. Einer der Komplizen kam zu ihnen und zog die Hand seines Bewachers mit der Waffe zurück. „Reiß dich zusammen! Nimm ihn die Waffe ab und fessele ihn!“ forderte er ihn auf. Der Polizist hatte sich schon gewundert, dass er immer noch seine Waffe trug, doch das änderte sich schlagartig. Der Mann vor ihm nahm seine Waffe ab und steckte sie sich in den Hosenbund. „Wo sind deine Handschellen?“ wollte er nun wissen. „Hintern rechts.“ gab Semir zur Antwort. Er verhielt sich passiv, doch er wusste auch, dass, wenn er gefesselt war, er noch weniger Chancen hatte, etwas zu unternehmen.

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  • Sorry. doppelte Ladung :D Hier kommt die richtige. Danke Actionheld


    Sandra stand immer noch wie erstarrt hinter dem Schalter und sah auf die Szene, die sich direkt vor ihr abspielte. Dann zucke sie zusammen, als einer der Männer zu ihr kam. Er packe sie hart am Arm und zerrte sie in den hinteren Bereich. „Wir beide werden uns jetzt den Tresor vornehmen, Puppe! Du wirst mir das Geld in die Tüte packen und dann ganz friedlich bleiben, klar?“ Sandra nickte zögerlich. Sie stöhnte leise auf, als der Griff um ihren Oberarm härter wurde. „los!“ fauchte der Mann sie an. Er ließ sie los und sie ging langsam vor. Immer wieder drehte sie sich zu Semir Gerkhan um, doch von ihm war scheinbar keine Hilfe zu erwarten. Sie war ein wenig enttäuscht, dass der Polizist, den sie sich als Held vorgestellt hatte, nichts tat und sich einfach fügte. Warum griff er die Männer nicht an? Warum hatte er nicht direkt seine Waffe gezogen und die Räuber erschossen? „Hey, schlaf nicht ein!“ riss die Stimme des Räubers sie aus ihren Gedanken. „Ja…“ kam von ihr. Sie zog den Tresorschlüssel hervor und gab die Zahlenkombination mit zitternden Händen ein. Nur wenig später wurde das Geld in die Tüte gepackt. Der Räuber sah etwas enttäuscht in die Tasche. „Ist das alles?“ wollte er wissen. Sandra nickte. „Außer dem Geld in der Kasse vorn und das im Automaten. Für den Automaten habe ich aber keinen Schlüssel.“ Der Mann packte sie am Arm und drückte schmerzhaft zu. „Verarsch mich nicht! Du hast einen Schlüssel, das weiß ich! Los nach vorn!“ fauchte er sie an und zog sie hoch. Er stieß sie vorwärts und Sandra stolperte wieder in den Kassenraum. Dort musste sie die Kasse leeren und sah die Kunden, die noch in der Halle waren, am Boden liegen. Sie vergruben die Köpfe in ihren Armen.


    Semir drehte sich wie gefordert um und legte die Hände auf den Rücken. Nur wenig später schlossen sich die Schellen um die Handgelenke. „Runter!“ kam der nächste Befehl und zur Unterstützung drückte der Mann Semir auf die Schultern. Er drehte sich um und rutschte langsam zu Boden. Er sah sich die Männer an. Vom Alter her, würde er sie auf 25 bis 30 Jahre schätzen. Sie hatten sich ein Tuch vor dem Gesicht gebunden und ließen nur die Augen frei, doch er hatte sie kurz ohne Maske gesehen. Er stellte jedoch fest, dass der kurze Moment nicht reichte, sich die Gesichter zu merken. „Okay, setz dich da neben dem Bullen“ hörte er von dem Mann, den er als Anführer identifizierte, zu Sandra Lanz sagen. Die Postangestellte setzte sich zu ihm. „Sind Sie in Ordnung?“ wollte er von ihr wissen. Sandra war in seinem Alter, vielleicht ein paar Jahre jünger. Sie hatte blonde Haare, die mit ein paar dunklen Strähnen versehen war und trug einen frechen Kurzhaarschnitt. Ihre braunen Augen bildeten einen schönen Kontrast. Sandra nickte nur. Sie sah die Männer ängstlich an. „Es wird alles gut.“ versuchte Semir ihr Mut zu machen. „Okay, die Herrschaften. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. Wir werden Sie jetzt verlassen. Ich möchte Sie aber bitten, sich noch eine gute Stunde ruhig zu verhalten. Dann dürfen Sie auch gehen.“ kam nun von dem Anführer der Räuber und Semir sah ihn skeptisch an. Sollte es wirklich so einfach laufen? Irgendwie glaubte er nicht daran und als die Sirenen erklangen, wurde seine Befürchtungen auch bestätigt. „Scheiße! Die Bullen! Draußen sind die Bullen!“ stieß einer der Räuber aus. „Fuck!“ fluchte der Anführer und zerrte Sandra hoch. „Mach die Türen dicht! Lass das Gitter runter!“ Sandra nickte und führte den Befehl sofort aus. „Fuck, was machen wir denn jetzt? Du hast doch gesagt, es ist einfach. Rein, Kohle einsammeln und wieder raus!“ schrie einer der Komplizen. Der Anführer atmete tief durch. „Wir haben genügend Geiseln. Wir kriegen das hin, reißt euch zusammen!“ Er stieß Sandra wieder auf ihren Platz und griff zu seinem Handy.

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  • Dafür gibt es zwei Teile


    Paul ging nach einer weiteren halben Stunde zu Kim Krüger ins Büro. „Frau Krüger, Semir ist immer noch nicht da. Er meldet sich nicht via Handy oder Funk. Ich mache mir große Sorgen.“ Kim Krüger sah ihn recht kühl an. „Herr Gerkhan ist schon jenseits der 18 und somit erwachsen. Er wird sicher gleich auftauchen. Warten Sie doch einfach ab.“ Paul sah sie eindringlich an. „Frau Krüger, Andrea sagte mir, dass er schon sehr früh das Haus verlassen hat, weil er noch ein Paket zur Post bringen wollte. Ich würde gern den Weg abfahren. Vielleicht ist ihm etwas passiert.“ Kim stöhnte leise auf. „Also gut, fahren Sie die Strecke ab. Wenn Sie ihn finden sollten, dann können Sie ihm auch schon mal sagen, dass es Konsequenzen hat, wenn er nicht zum Dienst erscheint.“ Paul glaubte nicht richtig zu hören. Heute schien Krüger mit dem falschen Bein aufgestanden zu sein. So mürrisch hatte er sie noch nie erlebt. Aber ihr schien es nur um die Pflicht zu gehen. „Selbstverständlich, Frau Krüger.“ presste er hervor, verließ das Büro und ging zu Susanne. „Susanne, kannst du mal Semirs Dienstwagen orten?“ bat er die Sekretärin. „Ja sicher. Was ist denn los?“ fragte sie. „Semir ist schon seit einer Stunde überfällig. Andrea weiß nicht wo er ist und ich mache mir ein wenig Sorgen.“ Susanne sah ihn an. „Denkst du, es ist was passiert?“ Paul zog die Schultern hoch. „Ich hoffe nicht, aber ich kann es auch nicht ausschließen.“ Susanne sah auf ihren PC. „So, der Wagen steht in der Liebigstraße 84 in Köln. Das ist knappe 3 km von Semirs Haus entfernt.“ Paul nickte und lächelte. „Danke für deine Hilfe. Ich werde hinfahren und hoffe, dass er nur den Akku leer hat, oder noch in der Post ist.“ Paul verließ die PAST und fuhr nach Köln.


    Leopold Riemer sah auf die Uhr. Der Überfall in der Postfiliale sollte jetzt über die Bühne gegangen sein und tatsächlich klingelte sein Handy. „Seid ihr durch?“ fragte er direkt, denn er sah, wer ihn dort anrief. „Hör mal! Die ganze Sache läuft gerade verdammt schief! Hier ist ein Bulle im Schalterraum und die Kollegen von ihm haben alles abgeriegelt! Wir sitzen fest! Du hast doch gesagt, dass alles ganz einfach ist! Und so viel Kohle, wie du gesagt hast, ist auch nicht hier!“ wurde er von dem Anrufer angeschrien. Leo hielt das Handy ein Stück vom Ohr entfernt. „Schrei mich nicht so an! Seid ihr noch in der Post?“ „Nein, wir sind auf dem Weg nach Hawaii. Na klar sind wir noch in der Post. Zusammen mit dem Bullen, deine Kollegin und vier Kunden! Was sollen wir machen?“ antwortete der Anrufer höhnisch. Leo atmete tief durch. „Okay, wichtig ist jetzt, dass keiner von euch in Panik verfällt. Die Leute sind deine Geiseln und so lange du welche hast, werden die Bullen keinen Zugriff wagen. Vor allem du musst ruhig bleiben. Die Bullen vor der Tür wissen doch sicher, dass einer von ihnen bei euch ist, oder?“ fragte er nach. Sein Freund am anderen Ende fluchte verhalten. „Das weiß ich doch nicht! Man, wir wollen hier weg! Der Bulle hat mein Gesicht gesehen! Der kann mich beschreiben, genau wie deine Kollegin!“ Leopold fluchte wortlos. „Hören die mit?“ „Nein, ich bin im Vorraum und schau gerade auf die Straße. Die Bullen sammeln sich.“ Der Mann am anderen Ende war nun ruhiger. Leo atmete tief durch. „Okay, pass auf. Du hast die Kunden, den Bullen und Sandra als Geiseln, das ist schon mal gut. Ihr wartet bis die Bullen vor der Tür mit euch Kontakt aufnehmen. Wie viel Geld habt ihr jetzt?“ Wieder hörte er seinen Freund am anderen Ende aufstöhnen. „Keine Ahnung. 10.000 € vielleicht. Ich habe es noch nicht gezählt, aber es reicht noch lange nicht!“ Leo lachte leise. „Okay, das können wir ändern. Wir werden einfach Lösegeld fordern. Der Staat wird schon für den Bullen einiges hinlegen und für die anderen Geiseln eh. Du forderst pro Geisel sagen wir 100.000. Dann kommen wir auf eine gute Summe, die ausreicht. Und fordert einen Bus. Ihr werdet, damit die Bullen euch auch in Ruhe lassen, den Bullen und Sandra als Geiseln mitnehmen. Solange die bei euch sind, seid ihr in Sicherheit! Die anderen sperrt ihr einfach ein oder macht Zugeständnisse, wenn die Bullen welche wollen. Aber ihr lasst immer nur eine Geisel gehen. Für das Geld eine, für den Bus eine, für den freien Abzug dann auch noch eine. Dann bleibt für jeden noch ein Schutzschild! Hast du mich verstanden?“ Es blieb am anderen Ende ruhig. „Hast du mich verstanden?!“ wiederholte er lauter. „Ja, habe ich.“ Er schloss die Augen. „Gut so. Melde dich, wenn du soweit bist.“ Er wollte gerade beenden, als es im Hintergrund lauter wurde. Ein Schuss fiel und das Gespräch wurde abrupt beendet. Leo starrte auf sein Handy. Verdammt, wer hatte da die Nerven verloren?

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  • Semir saß nach wie vor am Boden und beobachtete den Anführer, der telefonierte. Dabei machte dieser, hektische Bewegungen, die darauf schließen ließen, dass der Überfall nicht so ablief wie geplant war. Die anderen Geiseln wurden aufgefordert sich an die Wand auf den Boden zu setzen und Semir sah, wie sich der junge Mann, der etwas ausfülle, als er in die Post kam, anspannte. Er kam, wie die anderen, auf die Beine und setzte sich langsam an der Wand auf den Boden, doch Semir erkannte genau, dass die Spannung immer noch vorhanden war und als der eine Räuber an ihm vorbeiging, schnellte er hoch und riss den Mann trotz der Waffe zu Boden. Sie schlidderte über den glatten Boden in die Mitte des Raumes. Semir hatte den Atem angehalten, denn er wusste genau, dass der Kampf sicher nicht zu Gunsten des jungen Mannes ausging. Die beiden rangelten am Boden und der Räuber hatte arg zu kämpfen, den jungen durchtrainierten Mann von sich zu bekommen, doch dann griff einer der Komplizen ein. Er packte den jungen Mann, der die Oberhand hatte, am Kragen, riss ihn von seinem Komplizen und stieß ihn heftig weg. Nun war es der junge Mann, der über den glatten Boden rutschte. Semir sprang auf und wollte ihm trotz der Fesseln helfen, doch der Räuber, der angegriffen wurde, war schnell auf den Beinen, griff seine Waffe und schoss auf den jungen Mann. „NEIN!!“ schrie Semir und wollte es verhindern, doch es war zu spät. Der junge Mann zuckte unter den Einschlag der Kugel zusammen. Blut war zu sehen und Sandra Lanz schrie leise auf. Sie hielt sich selbst den Mund zu und sah mit weit aufgerissenen Augen auf den sterbenden Mann. Semir sah, dass die Kugel in Herzhöhe eingeschlagen war und aufgrund des starren Blicks des Mannes, war deutlich zu erkennen, dass hier jede Hilfe zu spät kam. Er sah den Schützen an. „So wird es euch allen ergehen, wenn ihr wagt, uns anzugreifen!“ keifte der Schütze und ging auf die anderen Geiseln zu, die alle den Kopf gehoben hatten. „Hey, beruhigen Sie sich!“ versuchte Semir die Situation zu entschärfen und lenkte die Aufmerksamkeit des Schützen auf sich. Dieser hob die Waffe, zielte auf ihn und kam mit schnellen Schritten zu ihm. „Halt deine Fresse, Bulle! Wenn der Idiot mich nicht angegriffen hätte, dann würde er noch leben. Aber wenn du auch den Helden spielen willst, nur zu! Ich kann dir auch eine Kugel verpassen! Ich jage sie dir in den Bauch und gucke zu, wie du verreckst!“ fauchte er ihn an. Semir hörte den drohenden Unterton, doch er ließ sich davon nicht beeindrucken.


    Arian Horn hatte das Telefonat direkt beendet, als der Schuss fiel und er lief in die Schalterhalle. Ein junger Mann lag reglos am Boden. Sein Komplize Pit Schweiger stand vor dem Polizisten und bedrohte ihn mit der Waffe. Er rannte zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Beruhige dich und lass ihn in Ruhe. Wir brauchen ihn noch.“ Pit sah ihn wütend an und wies auf den Toten. „Der Kerl hat mich angegriffen! Ich habe mich nur gewehrt!“ verteidigte er sich direkt. Arian nickte leicht. „Okay, aber jetzt beruhige dich.“ Pit senkte den Kopf. „Der Junge hatte nicht einmal eine Waffe. Sie hätten ihn nicht erschießen müssen.“ warf der Polizist ein und sofort sah Arian ihn an. Er packte ihn am Arm und stieß ihn wieder in Richtung Schalter. „Halt dich aus unserem Gespräch raus oder ich sorge dafür!“ schrie er ihn an. Der Polizist schwieg und sah kurz zu Boden. „Runter mit dir!“ befahl er Semir, der sich langsam wieder zu Boden sinken ließ. Dann wandte sich Arian wieder an Pit. „Okay, gib mir deine Waffe. Du wirst dich an der Tür postieren und Heiko übernimmt die Geiseln.“ Pit sah ihn erstaunt an. „Aber ich brauche meine Waffe!“ Arian lächelte leicht. „Nein, du braucht deine Waffe nicht. Ich will doch nur verhindern, dass du die Nerven verlierst. Du wirst mit Steffen nur am Fenster stehen und die Bullen draußen beobachten. Die Bullen wissen jetzt, dass wir nicht spaßen. Mit der Leiche können wir es ihnen sogar beweisen. Hast du seine Schlüssel für die Handschellen abgenommen?“ Pit dachte kurz nach und lachte gehässig. „Okay, dann werde ich die Leiche vor die Tür legen. Wenn wir sie rauswerfen, dann haben wir es nicht mehr so weit. Und ja, den Schlüssel habe ich.“ Arian lächelte leicht. „Gib ihn mir und dann bring den Toten weg!“ Pit nestelte in seinen Taschen und reichte den Schlüssel weiter. Dann bückte er sich, packte die Handgelenke des Toten und zog ihn bis zur Tür. Eine Blutspur zog sich über den Boden. Er sah, wie Arian sich vor den Bullen hinhockte. „Hör zu, wir haben es so nicht geplant. Leider ist mein Informant nicht sehr zuverlässig, aber wir können das hier sicher ganz einfach regeln oder?“ Der Polizist nickte. „Klar, Sie können die Sache schnell beenden. Geben Sie einfach auf.“ Arian lachte und holte aus. Seine Hand klatsche ins Gesicht des Polizisten. Auch Pit hörte den Satz kam sofort wieder zu Arian. „Lass dich bloß nicht von dem Kerl einlullen. Der Bulle weiß genau, dass er verloren hat!“ Arian nickte nur. „Nur keine Sorge. Der Bulle, der mich einlullt, muss noch geboren werden.“ beruhigte er ihn.

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  • Paul brauchte gute zwanzig Minuten bis er die Straße erreicht hatte, doch bis zur Post kam er erst gar nicht, denn überall waren Polizeisperren aufgestellt und einer der Kollegen hielt ihn an. Paul zückte seinen Ausweis. „Renner, Kripo Autobahn. Was ist denn hier los?“ fragte er direkt. Der uniformierte Kollege sah sich den Ausweis an. „Die Post hier in der Liebigstraße ist überfallen worden. Soweit uns bekannt ist, mit Geiselnahme. Aber mehr kann ihnen Hauptkommissar Manuel Brehme, das ist der Mann dort vorn mit dem schwarzen Mantel, erzählen.“ Er wies auf einen Mann, der sich nicht weit von Paul gegen einen Wagen lehnte. Er erkannte Semirs BMW. Er parkte und stieg aus. Dann ging er zu dem Mann, der ihn als Einsatzleiter genannt wurde. „Entschuldigung, Herr Brehme?“ fragte er. Der Angesprochene drehte sich um und sah ihn an. „Ja?“ Wieder hob Paul den Ausweis hoch. „Paul Renner, Kripo Autobahn. Der Kollege da vorn sagte mir, dass Sie die Einsatzleitung haben. Können Sie mir sagen, was genau passiert ist?“ Manuel Brehme musterte ihn und Paul bemerkte seinen Blick, als dieser an seinen Schuhen hängen blieb. „Wir hatten stillen Alarm. Die Post wurde vor einer guten halben Stunde überfallen. Eben ist auch ein Schuss gefallen, aber damit hat die Autobahnpolizei soweit mir bekannt ist, nichts zu tun.“ Paul stöhnte leise auf. „Wie man es nimmt. Ich vermute, dass mein Kollege Semir Gerkhan da drin ist. Sie lehnen an seinem Wagen.“ Manuel Brehme hatte sich bereits wieder der Post zugewandt, doch als Paul dies sagte, drehte er sich langsam um. „Bitte was?“ Paul wiederholte seine Vermutung und Brehme stöhnte leise auf. „Auch das noch. Wissen Sie was das heißt? Die haben eine 1A-Geisel da drinnen!“ Paul nickte. „Ja, das ist mir klar. Haben wir Kontakt zu den Geiselnehmern?“ Brehme schüttelte den Kopf. „Bisher noch nicht. Wir haben zwar versucht sie anzurufen, aber sie gehen nicht ran. Vermutlich wollen die uns am langen Arm verhungern lassen. Aber wenn die weg wollen, dann müssen sie kurz über lang mit uns sprechen.“ Paul schluckte schwer. „Wissen wir wem der Schuss gegolten hat?“ Brehme sah ihn an. „Nein, wir versuchen gerade die Überwachungskameras anzuzapfen. Bisher hat es noch nicht funktioniert.“ gab er zu.


    Paul sah nachdenklich zur Post. Sollte Semir einen Angriff gewagt haben und dabei verwundet oder gar erschossen worden sein? Hatte einer der Gangster erfahren, dass er Polizist ist und die Nerven verloren? Solange sie keine Bilder hatten, konnten sie nur vermuten. „Wir haben es geschafft!“ riss die Stimme des Technikers Paul aus seinen Gedanken. Sofort war er im Übertragungswagen und sah auf den kleinen Monitor. „Können wir die Kamera irgendwie lenken?“ wollte er von dem Techniker wissen und dieser nickte. „Ja, ich kann sie steuern.“ Paul sah ihn an. „Okay, dann fahren Sie den Schalterraum ab. Ich muss wissen, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben.“ Der Techniker nahm den Joystick und ließ die Kamera den Raum abfahren. Paul stellte mit Erleichterung fest, dass Semir unverletzt am Boden saß und atmete tief durch. „Das ist mein Partner! Dann hat der Schuss schon mal nicht ihm gegolten. Aber ich sehe keine Leiche.“ Auch Manuel Brehme sah auf den Monitor. „Aber dort sind eindeutig Blutspuren zusehen. Vermutlich haben sie die Leiche schon weggeräumt. Was soll das eigentlich heißen, dass Sie wissen müssen mit wie vielen Tätern wir es zu tun haben?“ Paul sah ihn an. „Herr Brehme, ich würde Sie in dieser Sache gern unterstützen. Ich könnte ihnen helfen.“ bot er an. Manuel Brehme musterte ihn erneut von oben bis unten. „Ich kann jede Hilfe brauchen, aber ich habe die Einsatzleitung.“ legte er fest. Paul nickte. „Kein Problem. Ich informiere nur eben meine Vorgesetzte.“ Der Kollege der Kripo lächelte leicht und wandte sich wieder dem Monitor zu. Paul griff zu seinem Handy und rief Kim Krüger an. „Frau Krüger, Semir ist als Geisel in der Postfiliale, die vor gut einer halben Stunde überfallen wurde.“ berichtete er seiner Vorgesetzten. „Das kann doch wohl nicht wahr sein. Okay, ich werde dafür sorgen, dass Sie den Fall übernehmen!“ „Nein Chefin, das ist nicht notwendig. Ich werde mit dem verantwortlichen Beamten zusammenarbeiten.“ antwortete Paul.

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  • Kim Krüger atmete tief durch. „Also gut, was genau ist passiert?“ Sie hörte wie Paul Renner leise aufstöhnte. „Ich habe erfahren, dass die Post überfallen wurde. Wir haben es geschafft, die Überwachungskamera anzuzapfen. Wie es aussieht, haben wir es mit mindestens drei Geiselnehmern zu tun. In der Filiale haben wir inklusive Semir und der Angestellten fünf Geiseln gezählt. Es ist ein Schuss gefallen und wir gehen davon aus, dass einer der Gangster oder aber eine der Geiseln getötet wurden. Semir war auf den Aufnahmen zu sehen. Wie es aussieht, ist er gefesselt. Wir versuchen jetzt mit den Geiselnehmern in Kontakt zu treten, bisher ohne Erfolg.“ berichtete Renner. Kim sah auf die Uhr. „Okay, wie heißt der Kollege mit dem Sie zusammenarbeiten?“ Es dauerte einen Augenblick bis Renner antwortete. „Manuel Brehme von der Kripo Köln.“ kam dann zur Antwort. „Also gut. Sie geben mir in regelmäßigen Abständen Bericht ab. Besonders dann, wenn sich etwas tut!“ forderte sie von ihrem Untergebenen. „Selbstverständlich Frau Krüger.“ Aus dem Hintergrund hörte sie eine fremde Stimme. „Wir haben sie am Apparat!“ „Frau Krüger! Ich melde mich gleich, wir haben Kontakt!“ „Verstanden, Renner, versauen Sie es nicht!“ mahnte sie und beendete das Gespräch. Nachdenklich stützte sie den Kopf mit den Händen ab. Sie musste die Staatsanwaltschaft über die Geiselnahme informieren und vor allem, dass ein Beamter der Autobahnpolizei sich in der Gewalt der Geiselnehmer befand. Noch einmal atmete sie tief durch und griff zum Hörer. Nur wenig später hatte sie die Oberstaatsanwältin Isolde Maria Schrankmann am Apparat und erklärte ihr die Umstände. „Ich weiß bereits von der Kripo Köln, dass die Postfiliale überfallen wurde und es zur Geiselnahme gekommen ist. Was haben Sie denn damit zu tun?“ Kim rollte die Augen. „Ich sagte doch eben, das Herr Gerkhan unter den Geiseln ist.“ wiederholte sie. „Ja, das sagten Sie, aber dennoch haben Sie nichts mit dem Fall zu tun. Der Kollege, der den Fall bearbeitet, wird Gerkhan sicher schnell raus holen. Sie halten sich da raus!“ Es knackte in der Leitung und Kim sah erstaunt ihren Hörer an.


    „Mein Name ist Manuel Brehme von der Polizei. Mit wem spreche ich?“ wollte Manuel wissen. „Mit dem Weihnachtsmann. Hör mir genau zu! Wir haben hier einen von euch und der ist unsere Obergeisel, wenn du so willst. Wir fordern für jede Geisel 100.000€ und für die Obergeisel 1.000.000 €! Außerdem einen Bus für mindestens acht Personen! Und das alles in einer Stunde! Jede Verzögerung wird Konsequenzen haben! Und zum Zeichen, dass wir es ernst meinen, werden wir gleich den ersten Toten vor die Tür legen!“ Es knackte in der Leitung, ehe Manuel etwas antworten konnte. Er wandte sich zu Paul. „Das wird eine harte Verhandlung.“ murmelte er. Paul Renner nickte langsam. „Wir müssen sie dazu bewegen, dass sie die Geiseln laufen lassen. Aber jetzt tun wir erst einmal so, als würden wir die Forderungen erfüllen. Bekommen Sie das mit dem Geld in einer Stunde hin?“ Manuel atmete tief durch. „Ich hoffe schon. Ich muss natürlich meine Vorgesetzten informieren, damit die mit der Bundesbank Kontakt aufnehmen. Aber es sollte Ihnen auch klar sein, dass sie für Ihren Kollegen nichts zahlen werden. Er ist Polizist und damit …“ Paul nickte leicht. „Ja, ich weiß. Was ist mit dem Bus?“ „Das ist eine Kleinigkeit. Ich habe jemanden, der den sofort holen kann.“ Manuel sah ihn an. „Aber was soll dann passieren?“ Paul sah zur Post und bemerkte, wie sich die Tür öffnete. Ein Mann war zu sehen, der die Hände erhoben hatte. „Da passiert was!“ stieß er aus und Manuel wandte sich ebenfalls der Post zu. „Nicht schießen! Ich bin eine Geisel!“ rief der Mann. Er bückte sich und schien etwas aus der Post zu ziehen. Dann erschien ein weiterer Mann am Fenster der Post. Paul sah, dass dieser eine Frau in den Armen hielt und ihr eine Waffe an den Kopf drückte. „Wir unternehmen nichts…“ mahnte er Manuel.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir hörte was der Anführer forderte und schüttelte nur den Kopf. Was nun ablaufen würde, kannte er zu Genüge. Die Kollegen würden die Geiselnehmer hinhalten und mürbemachen. Das SEK wird Stellung beziehen, die Scharfschützen auf dem Dach postieren und auf eine günstige Gelegenheit warten, um zuzuschlagen. Und er saß mittendrin. Das einzige, was er machen konnte war, die Geiselnehmer hier drinnen zu verunsichern und die Geiseln auf den Zugriff vorzubereiten. Vielleicht schaffte er es, dass diese Geiselnahme ohne ein weiteres Opfer beendet werden konnte. „Ihr werdet hier nicht mehr rauskommen. Gebt lieber auf.“ sagte er und ließ seine Stimme entschlossen klingen. Der Anführer kam direkt zu ihm. „Was laberst du da?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ach kommt! Ihr kennt das doch. Die werden euch hinhalten und dann mit Ausreden kommen. Wir brauchen mehr Zeit, das Geld zu besorgen oder der Fluchtwagen braucht noch etwas. Und während ihr wartet, wird das SEK draußen nach einem Zugang suchen, sich anschleichen und euch abknallen.“ Der Anführer lachte auf. „Das werden die sicher nicht, denn sie wissen, dass wir nicht scherzen. Die Leiche, die jetzt draußen ist, sagt doch, wie hart wir durchgreifen. Sie werden unsere Wünsche sehr schnell erfüllen, denn sonst ist die nächste Geisel dran! Vielleicht bist du die nächste. Ich denke doch, du bist denen da draußen eine Menge wert, oder?“ Jetzt war es Semir der auflachte. „Ich bin Bulle! Ich habe mein Leben dem deutschen Staat überschrieben. Für mich zahlen die gar nichts! Das ist Berufsrisiko“ prophezeite er. Der Mann grinste. „Jedes Leben ist denen was wert. Die werden für dich das bezahlen, was ich fordere, das verspreche ich dir.“ Der Schütze, der den Jungen erschossen hatte, trat an sie heran. „Hey, der Bulle weiß sicher wovon er spricht. Was machen wir, wenn es wirklich so ist?“ wollte er vom Anführer wissen. Dieser sah ihn an. „Lass dich nicht wahnsinnig machen. Er will uns verunsichern, uns gegenseitig ausspielen. Ein Keil zwischen uns treiben! Aber das klappt nicht, das kann ich dir schon mal schwören. Wir werden in spätestens einer Stunde hier raus sein, das verspreche ich dir.“ Semir sah zu dem Komplizen. „Ja sicher! Ihr werdet in einer Stunde draußen sein. Die Frage ist nur in welchem Zustand.“ Wieder sah der Anführer ihn an und holte mit der Waffe aus. Er traf den Polizisten mit dem Waffenlauf direkt an der Schläfe. Semir stöhnte leise auf und spürte wie ihm die Sinne schwanden, doch er kämpfte dagegen an und blieb beim Bewusstsein. „Halt deine Klappe! Die nächsten Worte von dir, könnten deine Letzten sein!“ warnte der Anführer ihn und die Worte drangen wie Watte in Semirs Ohr. Er spürte, wie das Blut an der Wange runter lief.


    Als der Mann zuschlug, schrie Sandra leise auf. Sie sah, dass der Anführer zu seinen Komplizen ging und wandte sich Semir zu. Das Blut lief ihm aus einer Platzwunde an der Wange runter. Sie rutschte näher zu ihm und zog ein Taschentuch hervor. Vorsichtig drückte sie das Tuch auf die Wunde und der Polizist stöhnte leise auf. „Das war glaub ich nicht wirklich gut, dass Sie das gesagt haben.“ Gerkhan sah sie an und lächelte gequält. „Ja, das habe ich auch gemerkt. Gibt es einen anderen Zugang zur Post?“ Sandra überlegte kurz. „Ja, wir haben noch den Zugang über den die Pakete angeliefert und eingelagert werden. Aber die ist meist von innen verschlossen. Der Zugang befindet sich auf der Siebethsburgstraße.“ bestätigte sie. Semir Gerkhan nickte leicht. „Dann wird es sicher gleich laut werden. Wenn die Kollegen hier eindringen, dann ist es wichtig, dass Sie die Augen schließen. Die werden sicher Tränengas einsetzen. Das Gute an dem Zeug ist, dass es nach einiger Zeit von allein aufhört zu brennen.“ Sandra sah ihn hoffnungsvoll an. „Sie denken wirklich, dass Ihre Kollegen den Zuschlag machen?“ „Zugriff. Es heißt Zugriff und ja, das denke ich. Ich weiß, wie die da draußen arbeiten. Ich gehöre zu ihnen. Sie werden eindringen, die Bande hochnehmen und uns befreien.“ bestätigte er noch einmal. Auch die anderen Geiseln hatte es mitbekommen und der alte Mann, sah ihn an. „Denken Sie wirklich, dass ihre Kollegen hier eindringen und unser Leben gefährden?“ wollte er wissen. Er sprach so laut, dass der Anführer wieder auf sie aufmerksam wurde. Sofort war er bei Semir und sah sich suchend um. Doch er schien nicht sofort zu finden, was er suchte. Dann ging er hinter den Schalter und griff sich eine Rolle Paketklebeband. Er riss ein Stück ab und kam zu Semir. Mit einem groben Griff packte er ihn und drückte ihm das Klebeband über seine Lippen. „Ich sagte, halt die Klappe!“ fauchte er ihn an und stieß ihn zu Boden.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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  • Heiko Becker stand bisher nur am Fenster, aber ihm blieb das, was im Schalterraum passierte, natürlich nicht verborgen. Er ging zu Arian. „Was wenn der Bulle Recht hat und die Spezialisten uns überfallen? Willst du dann die Geiseln erschießen?“ Auch Steffen Wagner trat zu ihm. „Das sehe ich genauso! Bei einem Raub mache ich mit, eine Geiselnahme ist schon sehr grenzwertig. Aber bei Mord hört meine Bereitschaft auf! Es ist schon scheiße genug, dass Pit den Jungen abgeknallt hat!“ fauchte er Arian an. Dieser nickte leicht. „Ich weiß, dass es Scheiße war, aber es ist nicht zu ändern. Die Typen da draußen haben Angst vor uns! Die wissen, dank Pit, dass mit uns nicht zu spaßen ist! Ich gebe euch Recht, dass er den Jungen nicht hätte erschießen müssen, aber ich kann es nicht ändern. Jetzt müssen wir einen kühlen Kopf bewahren. Der Bulle kann uns jetzt nicht mehr beeinflussen. Leo erwartet uns bei der Eisenbahnbrücke. Wir werden das hier durchziehen und uns dann mit ihm treffen. Danach werden wir unsere Geiseln sicher unterbringen und verlassen Deutschland. Jeder wird mit sehr viel Geld hier rausgehen.“ versprach er. Heiko sah ihn forsch an. „Und wie?“ Arian wies auf den Polizisten, der sich wieder an seinen Platz saß. „Er ist unsere Freifahrtkarte und die Kollegin von Leo. Du, Heiko wirst hinter mir gehen und mir quasi den Rücken freihalten. Ich nehme die Frau, du nimmst dir den Opa als Schutzschild. Pit wird den Bullen nehmen und du Steffen den Typen da hinten an der Wand. Keiner der Bullen wird auf uns schießen, weil sie Schiss haben!“ Steffen rieb sich die Hände. „Hältst du das für richtig, wenn Pit den Bullen nimmt? Der wird sich nicht zurückhalten können. Lass mich den Kerl nehmen und Pit nimmt den Alten.“ Arian dachte kurz nach und stimmte dann zu. „Okay, die Zeit ist fast abgelaufen. Heiko sah zu dem Polizisten. „Ich finde es nicht gut, wenn wir den Kerl mitnehmen.“ gab er zu bedenken. Arian lachte auf. „Was meinst du, was der Bulle macht, wenn er frei ist, he?“ Heiko zog die Schultern hoch. „Der wird sich an unsere Fersen heften und seine Kollegen auch. Wenn er bei uns ist, werden sie sich aber zurückhalten. Die wollen nämlich nicht, dass er umgebracht wird. Vergiss nicht, dass er uns gesehen hat, auch wenn es nur für wenige Sekunden war. Die sind auf solche Dinge geschult. Aber weder er noch die Kleine werden umgebracht, das verspreche ich euch. Hey, habe ich euch jemals enttäuscht?“ Steffen und Heiko schüttelten den Kopf.


    Paul sah Manuel an. „Das Geld kommt sicher gleich. Der Bus steht bereit. Wie wollen wir es machen?“ Brehme stöhnte leise auf. „Der Junge, den sie erschossen haben, war 24 Jahre alt und ist gerade Vater geworden. Sie haben ihn eiskalt erschossen. Ich denke nicht, dass die da drinnen Skrupel haben eine weitere Geisel zu erschießen. Wir werden die Forderungen erfüllen.“ entschied der Mann. Paul lachte auf. „Sie wollen die Bande mit den Geiseln entkommen lassen?“ „Die Entscheidung kommt nicht von mir. Mein Vorgesetzter hat mir klar die Befehle erteilt und ich werde sie erfüllen.“ Paul fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Okay, ich verstehe, dass Sie die Forderungen erfüllen wollen, aber lassen Sie uns wenigstens einen Sender an den Bus anbringen!“ Manuel drehte sich zu ihn um. „Und wenn die den entdecken? Dann sind die Geiseln tot! Wollen Sie das verantworten?“ Paul lächelte leicht. „Wenn es sein muss, ja. Aber ich weiß, dass sie den Sender nicht entdecken werden. Ich kenne da einen Techniker, der sehr pfiffig ist, was das angeht. Er braucht aber mindestens 15 Minuten bis er hier ist.“ Manuel sah auf die Uhr. „Wir haben nur fünf Minuten!“ gab er zu bedenken. „Halten Sie die Kerle hin. Ich werde sehen, dass er schneller hier ist.“ bat Paul und griff erneut zum Handy. Er wählte Hartmut Freund an. „Hartmut, ich bin es! Ich brauche deine Hilfe oder besser gesagt, Semir braucht deine Hilfe.“ erklärte er. „Okay, und was soll ich für euch machen?“ hakte der Techniker nach. „Ich brauche einen Sender für einen Bus. Er darf aber nicht auffallen und natürlich brauche ich auch den Empfänger dafür.“ Hartmut schwieg einen Augenblick. „Okay, ich habe einen Sender, der sicher nicht auffällt. Holst du ihn ab?“ wollte er wissen. „Nein, du musst ihm mir bringen. Und zwar bin ich in der Liebigstrasse 84 …“ „Sag nicht, das Semir in der Post ist …“ Paul grinste leicht. „Doch ist er. Wann kannst du hier sein?“ „Gib mir zehn Minuten.“ bat Hartmut. „Komm so schnell du kannst. Das Ultimatum läuft in 5 Minuten aus“. Paul beendete das Gespräch.

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  • Arian wählte die Nummer an, die ihn der Einsatzleiter gegeben hatte. Doch auch nach mehrmaligem Klingeln meldete sich niemand. Wütend legte er den Hörer wieder auf. „Was ist?“ wollte Heiko wissen. „Die gehen nicht ran!“ fauchte Arian wütend. „Ich habe es doch geahnt! Es ist genau wie der Bulle gesagt hat, die fangen an uns hinzuhalten!“ stieß Heiko aus und stöhnte leise auf. Arian sah auf den Polizisten. „Das werden wir sehen,“ knurrte er, zog den Polizisten am Kragen hoch und zerrte ihn zum Fenster. Er schob die Gardine zur Seite und presste den Kopf des Mannes gegen die Scheibe. Dann nahm er seine Waffe und presste sie seiner Geisel an den Kopf. Er sah zu Heiko und nickte. „Mach das Fenster auf!“ forderte er seinen Freund auf. „Hey! Ihr da draußen! Seht ihr das? Ich knalle ihn ab, wenn ihr euch nicht in zwei Sekunden meldet!!“ schrie er laut. Tatsächlich klingelte nur Sekunden später das Telefon. Arian grinste, zog Gerkhan zurück in den Schalterraum und stieß ihn einfach zu Boden. Er griff zum Telefon. „Das war sehr knapp!“ knurrte er in den Hörer. „Wir hatten technische Probleme…“ erklärte der Mann. „Noch einmal so ein technisches Problem und euer Kollege zahlt!“ fauchte Arian zurück. „Hören Sie, das Geld ist in zwei Minuten hier. Bitte bewahren Sie Ruhe!“ hörte er den Mann am anderen Ende sagen. „Ich pfeif auf Ruhe! Ihr habt noch eine Minute! Ich will mein Geld und wenn ihr einen Trick versucht, dann erschieße ich eine Geisel!“ Am anderen Ende wurde es ruhig. „Hören Sie, Sie bekommen Ihr Geld aber ich möchte eine Gegenleistung von Ihnen haben. Lassen Sie eine Geisel frei.“ Der Geiselnehmer lache höhnisch in den Hörer. „Sonst noch Wünsche? Ihre Zeit läuft!“ Arian knallte den Hörer auf das Gerät und fauchte wütend. Er trat gegen den Schreibtisch und drehte sich zu Semir um. Dann ging er zu ihm und hockte sich hin. „Sollten deine Freunde da draußen noch einen Trick versuchen, dann wirst du es spüren, das schwöre ich dir.“


    Manuel Brehme sah zu Paul. „Wir können nicht mehr warten. Die hätten fast Ihren Kollegen abgeknallt!“ stieß er aus. „Das denke ich nicht. Die wissen genau, dass Semir wertvoller ist, wenn er am Leben bleibt.“ Er sah sich suchend um und erkannte Hartmut, der gerade an der Sperre ankam. „Da ist unser Techniker!“ stieß er aus und rannte zu ihm. Mit wenigen Worten erklärte er, was anlag und Hartmut hörte schweigend zu. Dann mache er sich daran, den Sender im Bus zu verstecken. Die Zeit lief und Manuel sah auf die Uhr. „Wie weit sind Sie?“ mahnte er zur Eile. „Hallo Freund, KTU. Wir sind fertig.“ gab Hartmut von sich. „Okay, wir machen es genau wie Sie gesagt haben. Ich hoffe nur, dass die alle Geiseln hierlassen. Sonst haben wir ein großes Problem.“ Paul nickte leicht. „Ich weiß. Okay, sagen Sie denen, dass wir alles hierhaben. Ich werde den Bus vor die Tür stellen.“ bat er seinen Kollegen von der Kripo. Manuel ging in den Einsatzwagen und wählte die Geiselnehmer an. „Ihr Geld ist da und der geforderte Bus auch.“ Der Geiselnehmer lachte leise. „Sehr gut. Ihr stellt mir den Wagen vor die Tür! Der Fahrer trägt nur seine Unterhose! Das Geld liegt offen auf dem Beifahrersitz! Keine Farbbombe! Kein Geldkoffer! Kein Tränengas oder sonst ein Trick!“ forderte er. Manuel sah zu Paul. „Hören Sie, wir haben Dezember. Es ist kalt und…“ „Nur Unterhose!“ fiel ihm der Geiselnehmer ins Wort. Manuel atmete tief durch. „Okay, wann lassen Sie die ersten Geiseln gehen?“ fragte er leise. Wieder ertönte ein Lachen. „Die ersten werden dann gehen, wenn der Bus geht. Vorher nicht!“ „Verstanden…“ presste Manuel hervor. Er nickte Paul zu, der sich auf den Weg zum Bus machte. Davor zog er sich aus und fing direkt an zu frieren. Auch wenn kein Schnee lag, so war es doch recht kühl. Anschließend legte er das Geld sichtbar auf den Beifahrersitz. Nur wenig später stellte Paul den Bus vor der Post ab und sah zum Eingang. „Okay! Der Wagen steht hier!“ rief er laut. Die Streifengardine im Inneren der Post bewegte sich und Semir erschien. Der Geiselnehmer hinter ihm drückte ihn, für Paul sichtbar, die Waffe ins Genick. Gleichzeitig ging die Tür auf und ein Mann wurde auf die Straße gestoßen. Paul halt ihm auf die Beine. „Sind Sie okay?“ wollte er von dem Mann wissen. Dieser nicke unsicher. „Und jetzt verschwindet!“ kam von innen. Paul hob die Hände und ging langsam mit dem Mann wieder in Richtung Einsatzfahrzeuge.

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  • Leopold lief nervös in seiner Wohnung auf und ab. Sein Blick fiel auf die Uhr und er wusste, dass das Geld jetzt da sein sollte. Tatsächlich klingelte sein Handy. „Der Bus mit dem Geld ist da! Wir werden die Post jetzt verlassen.“ hörte er Arian sagen. „Hast du den Bus untersucht? Wir müssen sichergehen, dass dort keine Wanze versteckt ist!“ mahnte Leo seinen Freund. „Ich habe dem Bullen die Waffe an den Kopf gehalten. Außerdem war der Fahrer fast nackt. Da war sicher keine Zeit ein Sender zu verstecken. Ich bin mir sicher, dass die keine Tricks wagen. Den Bullen und deine Kollegin nehme ich wie verabredet mit.“ Leopold grinste. Er sah Sandra Lanz vor sich. Diese arrogante Ziege, die ihm ständig Vorschriften machen wollte. „Okay, sehr gut. Ich habe auch schon einen Ort, wo wir sie verstecken können. Aber vorher werden wir den Wagen tauschen. Der Treffpunkt an der Brücke bleibt!“ „Verstanden. Wir werden in zehn Minuten von hier losfahren.“ „Geht klar.“ Leopold beendete das Gespräch und grinste leicht. Dieser Arian war dümmer als die Polizei erlaubte. Dachte er wirklich, dass die Bullen ihn einen Bus vor die Tür stellen, Geld einpacken und ihn einfach so ziehen ließen? Aber gut, das würde ihn einiges vereinfachen. Er brauchte sich nicht anstrengen Arian und seine Freunde auszuschalten, denn das Geld würde er ganz allein für sich beanspruchen. Er suchte sich ein paar Sachen zusammen und schnappte sich dann den Schlüssel seines Fiat Ducato. Dank der 14 Sitzplätze war genügen Platz für seine Nochfreunde und den Geiseln. Arian würde genau wie er ungefähr eine Stunde zum Treffpunkt brauchen. Geld einpacken, Geiseln umladen und die Fahrt zur alten Mühle würden nochmal eineinhalb Stunden beanspruchen. Aber das Umsteigen musste schnell gehen. Die Bullen werden den Wagen im sicheren Abstand folgen und somit blieben ihnen nur wenige Minuten um ihre Flucht fortzusetzen.


    Paul kam wieder zu Manuel Brehme. „Ich konnte nicht viel sehen. Zwei der Täter habe ich gesehen. Sie hatten meinen Partner als Geisel. Schauen wir uns an, was der Sender macht.“ Manuel nickte. Gemeinsam gingen sie in den Einsatzwagen. „Hartmut?“ fragte Paul sofort. Der rothaarige Techniker sah ihn an. „Der Sender arbeitet 1A. Ich bekomme ein klares Signal.“ Paul atmete tief durch. „Sehr gut. Dann werden wir denen einen kleinen Vorsprung geben. Hartmut, wie groß darf er maximal sein?“ Der KTU-Mann grinste breit. „So ziemlich unbegrenzt. Ich habe einen Tracker eingesetzt. Damit kann ich die Längen- und Breitengrade feststellen und so den Standort zu 90% erkennen. So können wir ihnen folgen, ohne dass sie uns sehen.“ Er öffnete demonstrativ den Laptop und es zeigte sich sofort eine Straßenkarte mit einem blinkenden roten Punkt. „Ich habe das Empfängermodul auf vier Satelliten ausgerichtet. Wir empfangen ein ständiges Signal.“ Paul schlug dem Techniker lobend auf die Schulter. „Sehr gut gemacht, Hartmut.“ Sein Blick ging nun auf Manuel, der es scheinbar nicht wirklich verstanden hatte. „Das heißt, wir können ihnen folgen ohne dass wir in Sichtweite sind?“ hakte er nach. Hartmut nickte. „Ja, das Signal kommt über GNSS-Satelliten. Das heißt wir können es überall wo wir sind, empfangen. Sehen Sie…“ Paul grinste leicht, doch bevor Hartmut seine Arbeitsweise komplett beschreiben konnte, unterbrach er den Vortrag. „Okay, das klingt sehr gut, aber wir haben für technische Vorträge jetzt keine Zeit. Die kommen gleich raus. Wir werden die Verfolgung mit meinem Wagen aufnehmen. Herr Brehme, Sie können Ihre Leute schon mal darauf vorbereiten und dann mit mir fahren.“ Er sah seinen Kollegen an und dieser nickte. „Ja, das ist besser. Ihr Wagen fällt nicht so auf.“ Manuel Brehme verschwand und Paul sah, dass er zu dem Einsatzleiter des SEK ging. Noch einmal atmete er tief durch. Jetzt hieß es, Semir und die Frau aus den Fängen der Geiselnehmer zu befreien. „Komm Hartmut! Wir holen Semir jetzt da raus!“ Doch es sollte sich als schwieriger erweisen, als Paul es sich vorgestellt hatte.

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  • Semir sah, wie der Anführer der Geiselnehmer auf ihn zukam. Nur wenig später wurde er auf die Beine gezogen und zur Tür gestoßen. Dort packte der Mann ihn und drehte ihn ruppig um. Er sah, wie ein Komplize Sandra Lanz hochzog und ebenfalls grob mit ihr umging. Nur wenig später stand sie bei ihm und sah ihn an. Tränen liefen ihr über die Wange. Er versuchte dem Anführer mitzuteilen, dass er etwas sagen möchte. Dieser zog ihm tatsächlich das Klebeband mit einem Ruck runter. Semir schrie leise auf. „Was willst du?“ fauchte der Mann ihn an. „Lassen Sie die Frau und die Geiseln hier, bitte. Es reicht doch, wenn Sie mich mitnehmen.“ bat er leise. Der Anführer nahm das Klebeband hoch und presste es wieder auf seine Lippen. „Ich dachte, du hättest was Wichtiges zu sagen. Auf geht es!“ Er packte Semir am Arm und zog er ihn an sich. Nur Sekunden später presste der Mann ihm die Hand auf die Augen. Der Hauptkommissar wusste genau, was dieser Griff sollte. Er hatte ihn selbst oft genug angewendet, wenn ein Randalierer festgenommen wurde und sich gegen die Fesseln wehrte. Mit dem Zuhalten der Augen vermied man, dass der Gefangene sich wehrte. Auch bei Semir trat diese Wirkung ein. Er vermutete, dass der Mann, der ihn festhielt, bereits öfter mit der Polizei zu tun hatte und den Griff daher kannte. „Los, vorwärts!“ Ein Druck mit der Waffe, verlieh dem Befehl mehr Bedeutung. Semir ließ sich rausdrücken. Er ging nur unsicher und war vollkommen auf seinen Bewacher angewiesen. „Okay, du wirst dich jetzt in den Wagen setzen und genauso brav bleiben wie bisher, haben wir uns verstanden?“ hörte er den Mann in sein Ohr fauchen. Semir nickte. Die Hand verschwand und Semir sah, dass sie direkt vor dem Bus standen. „Rein mit dir!“ Er stieg ein und sah, dass Sandra von ihrem Bewacher ebenfalls zum Auto gebracht wurde. So ging es weiter. Der dritte Geiselnehmer hatte den Opa vor sich gedrückt. Doch als sie den Wagen erreicht hatten, stieß er den alten Mann einfach von sich. Der vierte im Bunde, hatte ebenfalls eine Geisel als Schutzschild und auch diese blieb zurück.


    Arian setzte sich ans Steuer und sah auf das Geld, welches auf dem Beifahrersitz lag. Irgendwie eigentlich schade es mit Leo teilen zu müssen, dachte er und sah zu Heiko, der mit der Frau ganz hinten saß. Steffen setzte sich neben Gerkhan und presste ihm die Waffe in den Hals. Auch Pit fand seinen Platz. Arian sah in den Spiegel. „Okay, wir fahren jetzt los. Wenn die Bullen jetzt noch einen Trick starten, dann verpass unserem Freund eine Kugel.“ befahl er ohne sich umzudrehen. Er drehte den Zündschlüssel und der Motor sprang ohne Probleme an. Dann legte er den Gang ein und fuhr los. Die Bullen schienen gar nicht daran zu denken, einen Trick zu versuchen. Die Fahrzeuge, die als Sperre dienten fuhren zur Seite, damit er passieren konnte. Pit hob eine Hand und winkte den Polizisten zu. Arian lache auf. „Was machen wir jetzt?“ wollte Steffen aus dem Hintergrund wissen. „Wir werden jetzt zur Brücke fahren. Leopold wartet dort mit einem anderen Fluchtwagen.“ Er sah in den Spiegel und beobachtete die Frau, die bei der Nennung des Namens zusammenzuckte. „Oh, da ist jetzt wohl der Groschen gefallen, was Gnädigste?“ lachte er höhnisch. „Du ahnst es schon richtig. Dein Kollege ist nicht krank. Du wirst ihn gleich wiedersehen und er freut sich schon mächtig darauf, das kann ich dir versprechen. Er lenkte den Wagen durch die Stadt und sah immer wieder auf den Polizisten. „Nimm ihn das Klebeband ab! Das sieht etwas blöd aus.“ forderte er von Steffen, der den Befehl sofort ausführte. „Na was meinst du, Bulle? Sind deine Kollegen schon an uns dran oder nehmen die Rücksicht auf dich?“ Es kam keine Antwort. „Ich kann es richtig sehen, wie es in deinem Kopf arbeitet. Aber ich kann dich beruhigen, deine Kollegen werden uns ganz sicher nicht bekommen. Wir sind viel zu schlau für die.“ Auch jetzt kam keine Antwort. „Gut, du willst nicht mit mir sprechen. Dann ist halt Ruhe. Falls du an deine Zukunft denkst, dann kann ich dich beruhigen. Wenn deine Kollegen sich an unsere Abmachung halten, dann seid ihr heute Abend wieder bei euren Familien. Wenn nicht, dann habt ihr einen Freifahrtschein in die Hölle gewonnen.“ Die Fahrt verlief ungestört. Das Fahrzeug war sehr zuverlässig und der Tank war auch voll. Keiner von den Bullen war zu sehen.

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  • Leo kam mit seinem Ducato an der Eisenbahnbrücke an und stellte sich auf den kleinen Parkplatz. Noch war von Arian und seinen Freunden nichts zu sehen, doch es sollte nicht mehr lange dauern. Mittlerweile hatte er sich auch einen Plan überlegt, wie er Arian und die Anderen ausschalten konnte. Er hatte sich KO-Tropfen besorgt und würde diese heute Abend bei der Party in die Drinks mischen. Sobald alle schliefen, würde er mit dem Geld abhauen und ein sorgenfreies Leben führen. Nach knappen zehn Minuten fuhr ein VW-Bus auf den Parkplatz und er sah Arian am Steuer sitzen. Dieser hob die Hand zum Gruß. Leo nickte ihm zu und wartete bis der Wagen zu stehen kam. Dann öffnete er die Seitentür und sah auf die Personen im Innenraum. Pit, Heiko und Steffen stiegen aus und begrüßten ihn mit einem Handschlag. Sein Blick ging zu Sandra Lanz, die ihn wütend ansah. „Wie kannst du das tun, Leo? Was zum Teufel hat das zu bedeuten?“ schrie sie ihn an. Leo hielt ihrem wütenden Blick stand. „Ist das so schwer zu verstehen? Ich brauche mehr Geld zum Leben, als ich mit meiner Stelle bei der Post verdienen kann. Ich brauche mehr, verstehst du? Viel mehr!“ Sandra Lanz stieß einen undefinierbaren Laut aus. „Aber mit einem Überfall? Deine gehirnamputierten Freunde haben einen Menschen erschossen! Habt ihr denn gar kein Gewissen?“ Leo grinste leicht. „Das sind hinzunehmende Unstimmigkeiten.“ Er wandte sich an Arian, der nun auch dazu kam. „Wir laden sie um und packen das Geld in die Tasche. Und dann ab. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir in wenigen Augenblicken Besuch bekommen.“ mahnte er zum Aufbruch. Arian nickte. „Denkst du, die haben uns doch gelinkt?“ Leo lachte leise. „Denkst du, die lassen euch so einfach fahren? Denen ist es auch egal, ob ihr einen von ihnen als Geisel habt. Die werden dafür bezahlt, ihr Leben zu riskieren. Los! Steffen schnapp dir den Bullen und bring ihn rüber!“ Auch der Befehl wurde sofort ausgeführt. Das Umladen und Umsteigen dauerte knappe fünf Minuten und Leo klemmte sich hinter das Steuer. „Wie geht es jetzt weiter? Wo sollen wir hin?“ wollte Arian wissen. „Wir werden es uns jetzt in der alten Kornmühle gemütlich machen. Da gibt es zwar nicht wirklich einen Keller, aber eine kleine Kammer, die ausreicht um unseren Freunden eine schöne Unterkunft zu bieten. Wir werden das Geld teilen, heute Abend noch feiern und morgen geht jeder seine Wege.“ legte Leo fest und Arian stimmte dem zu. Nach einer guten Stunde Fahrt verließen sie die Autobahn.


    Semir sah aus dem Fenster und versuchte sich den Weg einzuprägen. Scheinbar war es den Gangstern völlig egal, dass er sah, wohin es ging. Aber als sie jetzt von der Autobahn auf die Landstraße fuhren, verlor er fast die Orientierung, denn hier gab es kaum Häuser. Sie fuhren jetzt schon gut zwanzig Minuten und es waren nur Felder zu sehen. Keine Straßenschilder an denen er sich orientieren konnte und so gab er es auf. Dennoch hatte er schon einige interessante Dinge erfahren. So war scheinbar dieser Leo der Drahtzieher und die Anderen tanzten nach seiner Pfeife. Außerdem war dieser Leo der angeblich kranke Kollege von Sandra Lanz. Er sah kurz zu Sandra, die in diesem Bus neben ihm saß. Sie sah ihn an und in ihrem Blick las er die Resignation und lächelte ihr zuversichtlich zu, dass alles schon irgendwie gut gehen würde, doch auch bei ihm kam Zweifel auf. Die Kollegen hatten auf jeden Fall die Spur verloren. Wenn sie den Bus einen Sender verpasst hatten – und davon ging er aus – dann würden sie nur einen leeren Bus vorfinden. Wenn er an ihrer Stelle wäre, würde er nun anfangen, die nächsten Möglichkeiten zu überprüfen, aber wo sollten sie anfangen? Das nächste wäre die Vernehmung der Geiseln und natürlich das Überprüfen aller Angestellten in der Postfiliale und da würde Paul sehr schnell darauf kommen, dass dieser Leo dahintersteckte. Nach und nach wurde ihm klar, dass er für die nächste Zeit allein auf sich gestellt und für Sandra Lanz Leben verantwortlich war. Er musste alles versuchen, ihr und möglichst auch sein Leben zu retten. Der Fahrer bog nun auf eine Seitenstraße ab. Auch hier waren nur Felder zu sehen. Das einzige was Semir bemerkte war, dass hier mehr Raureif auf den Feldern lag. Hier schien es kälter zu sein, als in der Stadt. Die Fahrt verringerte sich und Semir sah nach vorn. Eine Windmühle war am Ende der Straße zu sehen. Die Flügel der Mühle standen still und das Gebäude schien nicht wirklich intakt zu sein. Die Fensterscheiben waren zerbrochen und die Rahmen hingen zum Teil am Gebäude herunter. „Brauchten Sie das Geld für die Renovierung?“ fragte er und zog sich einen bösen Blick von dem Mann zu, den er zunächst für den Anführer gehalten hatte.

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  • „Paul, der Bus steht jetzt schon eine ganze Weile auf einem Parkplatz an der A 3 und zwar in Höhe der Eisenbahnbrücke.“ gab der Techniker an. Paul nickte und konzentrierte sich auf die Straße. „Ist das SEK hinter uns?“ wollte er von Manuel wissen und sah in den Rückspiegel. „Die Kollegen sind da, wenn wir sie brauchen.“ kam zur Antwort. Paul sah auf die Straße. „Stehen sie immer noch?“ wollte er nach wenigen Minuten wissen. „Ja, bisher hat sich das Signal nicht bewegt.“ bestätigte Hartmut. Paul verzog das Gesicht. Er spürte einen Druck im Magen, was ihn sehr beunruhigte. „Hartmut, irgendwas stimmt nicht. Bist du sicher, dass die den Sendern nicht finden konnten? Ich meine, die bleiben doch nicht einfach stehen und warten auf uns.“ Der Techniker sah auf den Monitor. „Nun, die Chance, dass die den Sender finden, ist sehr gering. Wirklich Paul, den können die nicht gefunden haben. Wir sind in wenigen Augenblicken jetzt auch in Sichtweite.“ Tatsächlich war der Bus nur wenige Minuten später zu sehen. Paul hielt auf den Standstreifen an. „Okay, was machen wir jetzt?“ wandte er sich an Manuel. „Wir schicken das SEK vor! Die sollen den Bus stürmen.“ legte dieser fest. Paul schüttelte den Kopf. „Nein, lassen Sie uns beide rüber gehen. Ich bin mir fast sicher, dass dort niemand mehr ist.“ Manuel dachte kurz nach und stieg dann aus. „Okay, ich gebe Ihnen Deckung.“ Paul nickte. Mit gezogener Waffe gingen sie auf den Bus zu. Es blieb alles ruhig. Als sie das Fahrzeug erreicht hatten, bestätigte sich Pauls Befürchtung. „Die hatten einen Ersatzwagen. Das war von vornherein geplant und wir haben uns verarschen lassen! Verdammt!“ fauchte er und trat wütend gegen den Bus. Hartmut kam nun ebenfalls dazu und bekam mit, was passiert war. „Scheiße!“ stieß er aus und beschrieb so die Situation sehr zutreffend. „Okay, die Spurensicherung soll sich den Bus vornehmen. Vielleicht finden wir Fingerabdrücke mit denen wir etwas anfangen können.“ befahl Manuel und griff zum Telefon, doch nun mischte sich Hartmut ein. „Herr Brehme könnte ich das übernehmen? Ich habe immer einen Koffer dabei und wir würden sehr viel Zeit sparen.“ bat er. Brehme nickte dankbar. „Gut, dann legen Sie los!“ Paul griff zum Handy um Kim Krüger zu informieren. Diese war von der Sachlage nicht begeistert und orderte ihn und Brehme zu sich in die PAST, wo Isolde Maria Schrankmann auf sie wartete.


    „Ich sagte doch, dass Sie sich da raushalten sollten! Was zum Teufel haben Sie sich dabei gedacht, sich über Befehle hinweg zu setzen? Ihre Leute haben Schuld, dass die Geiselnahme jetzt ausweglos ist! Die Gangster sind mit einer Frau als Geisel auf der Flucht und wir haben keine Ahnung wo sie sind! Was sollte das?“ schrie Schrankmann im Büro von Kim Krüger rum. Paul sah zu Kim und diese hatte große Mühe sich zusammen zu reißen. „Frau Schrankmann, es war nicht unsere Schuld, dass es zur Geiselnahme kam. Es ist dumm gelaufen, aber wir haben keine Chance gehabt, die Geiselnahme vor der Post zu beenden. Es gab doch bereits einen Toten!“ begehrte sie auf, doch als Schrankmann sie ansah, schwieg sie wieder. „Wir sollten auch nicht vergessen, dass mein Partner sich ebenfalls in der Gewalt der Gangster befindet.“ Schrankmann sah Paul an. „Oh stimmt! Noch ein chaotischer Fehler! Wieso war Gerkhan ausgerechnet dann in der Post, wenn sie überfallen wird?“ Paul lachte höhnisch auf. „Weil auch ein Polizist mal ein Paket aufgeben muss. Wollen Sie Semir jetzt die Schuld geben, dass die Post überfallen wurde?“ Kim sah Paul warnend an. „Frau Schrankmann, lassen Sie mich mit Herrn Renner zusammen den Fall übernehmen. Er ist bereits involviert und das spart mir die Zeit der Einarbeitung eines anderen Kollegen, die ich gerade nicht habe.“ schlug Manuel Brehme vor. Schrankmann hob eine Augenbraue. „Ich halte das für keine gute Idee, aber bin dazu geneigt zuzustimmen. Ich will in regelmäßigen Abständen informiert werden und über alles andere sprechen wir dann.“ So schnell wie Schrankmann in der PAST war, so schnell war sie auch verschwunden. Kim, Manuel und Paul sahen ihr nach. „Was für eine eingebildete Kuh.“ knurrte Manuel und sah erschrocken zu Kim. „Entschuldigung.“ murmelte er.

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  • Semir wurde mit Sandra in die Mühle gebracht. Sie mussten ein paar Stufen runtergehen und standen dann in einem Raum, wo ein großer Mahlstein das halbe Zimmer einnahm. Direkt davor waren schwere Ketten angebracht und ein Spannwerk in dem man vermutlich Esel oder Pferde anband, um das Mahlwerk zu betreiben, ließen ihn Böses ahnen. Leo kam ebenfalls rein und schien die Gedanken von Semir zu erfassen. „Nur keine Sorge. Das ist nicht für dich.“ grinste er und ging auf eine weitere Tür zu. Als er diese öffnete, sah Semir ins Herz der Mühle. „Darf ich bitten!“ forderte er auf und Arian half mit einem Stoß in den Rücken nach. Semir stolperte vorwärts und konnte sich gerade noch abfangen, denn hinter der Tür kam direkt eine Stufe. Der Raum den man ihnen angedacht hatte, glich einem Maschinenraum. Ein etwa ein Meter hohes Rad war hier angebracht, um den ein großer Keilriemen gezogen war. Der ganze Raum schien etwas 16 qm² zu haben. „Setz dich da an das Rad!“ forderte Leo Semir auf, der den Befehl nur zögerlich ausführte. Nun wandte sich Leo an Arian. „Die Handschellenschlüssel!“ forderte er von ihm. Arian reichte sie ihm und Leo öffnete die Handschelle um Semirs linkes Handgelenk. Die Schelle ließ er dann um eine Speiche des Rades zuschnappen. Semir sah ihn fragend an. „Das hier ist das Antriebsrad für die Flügel. Leider schon seit vielen Jahren außer Betrieb. Nur so kannst du wenigstens nicht weglaufen. Runter!“ Semir ging langsam auf die Knie und setzte sich dann auf den Boden. „Du darfst dich ruhig auf den Kasten setzen, Sandra. Dann ist es bequemer.“ wandte er sich an Sandra, die mitten im Raum stand. „Leo, bitte. Lass uns doch gehen.“ bat sie leise, doch ihr Kollege schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Wie heißt du Bulle?“ Semir sah den Mann an. „Mein Name ist Semir Gerkhan von der Autobahnpolizei.“ gab er von sich. „Ah okay, Herr Gerkhan. Ich hoffe es ist nicht ganz unbequem. Sobald wir in ausreichender Entfernung sind, werde ich deine Kollegen informieren. Aber das wird bis morgen warten. Heute Abend werden wir erst einmal unseren Coup feiern.“ grinste Leo. Semir nickte. „Ja, Sie sollten diesen Tag feiern, es könnte gut Ihr letzter in Freiheit sein.“ prophezeite er. Ein Blick von dem Mann sagte alles. Wutschnaubend verließ Leo mit Arian den Raum und nur wenig später drehte sich der Schlüssel im Schloss.


    Semir ließ ein wenig Zeit vergehen, bis er das Schweigen, welches in diesem Raum herrschte, zu unterbrechen. „Frau Lanz, dieser Leo, ist das Ihr Kollege? Also der Kollege, der sich krank gemeldet hat?“ Sandra nicke. „Dieses verdammte Schwein. Er arbeitet seit drei Monaten bei uns und bisher war er immer sehr umgänglich. Aber er hat uns scheinbar nur ausgekundschaftet, damit er genau wusste, wann es sich lohnt zuzuschlagen. Nur hat er scheinbar nicht bedacht, dass sich auch mal andere Pläne ändern. Wissen Sie, heute sollten eigentlich 80.000€ bei uns im Tresor liegen. Die wurden nämlich zur Abholung angekündigt, aber der Kunde hat den Befehl kurzfristig zurückgerufen.“ erklärte sie. Semir nickte nur. Er besah sich das Rad an dem er festgebunden war und kam zu dem Entschluss, dass er hier nicht ohne Hilfe wegkam. „Was werden die mit uns machen?“ fragte Sandra und Semir hörte deutlich die Angst in der Stimme. „Nun, sie werden hoffentlich morgen abhauen und uns hier lassen.“ machte er ihr Mut. Doch leider hatte er selbst Zweifel daran. Weder Leo noch die anderen waren während der Fahrt maskiert. Das hieß, dass er, wie auch Sandra alle Täter beschreiben konnte und das war ein Risiko für die Verbrecher. Wenn sie wirklich verschwanden, dann würden sie Semir und Sandra sicher nicht lebend zurücklassen. „Sie wollen mir Hoffnung machen. Herr Gerkhan, ich bin begeisterte Krimileserin. Kein Verbrecher lässt Zeugen zurück, der ihn beschreiben kann. Wir haben die Männer ohne Maske gesehen. Wir können sie beschreiben und damit sind wir eigentlich tot.“ legte sie entschlossen fest. Semir lächelte leicht. „Eins zu null für Sie, Frau Lanz. Aber ich mag es nicht, wenn man alles so Schwarz sieht.“ Musik erklang aus dem Nebenraum. Die Männer lachten und ließen es sich scheinbar gutgehen. Semir sah, wie Sandra zu ihm kam. „Ich habe Hunger.“ sagte sie leise. Semir lächelte leicht. „Sie können ja mal anfragen, ob wir etwas bekommen.“ Als hätte es jemand gehört, wurde die Tür geöffnet. Einer der Männer trat ein und trug ein Tablett bei sich. Er stellte es dicht an der Tür ab. „Für die Dame des Hauses mit freundlichen Grüßen von Leo.“ erklärte er und verschwand wieder. Neugierig ging Sandra hin und sah, dass eine Flasche Wasser sowie ein Teller mit Broten auf dem Tablett standen.

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  • Sandra nahm das Tablett und ging damit zu Semir. „Nur zwei Scheiben Brot mit Leberwurst und eine Flasche Wasser.“ zählte sie auf. Ihr Nachbar nickte leicht. „Essen Sie nur. Es war ganz klar, dass man nicht an mich denkt.“ Sandra setzte sich. „Also wissen Sie, dafür das Sie Polizist sind, können Sie manche Menschen nicht gut einschätzen. Wir sitzen hier in einem Boot. Und ich habe mitbekommen, dass Sie sich für mich eingesetzt haben. Und genau deshalb finde ich, sollten wir teilen. Jeder eine Scheibe Brot und das Wasser reicht auch. Wir werden vielleicht nicht satt werden, aber wenig ist mehr als nichts. Also guten Appetit.“ Sie reichte ihm eine Scheibe und nickte entschlossen. Semir Gerkhan nahm die Scheibe Brot und sah sie an. „Danke… aber Leberwurst ist nicht wirklich mein Favorit“ murmelte er. „Wegen Ihrem Glauben?“ wollte sie wissen. Semir lachte leise. „Nein, ich mag sie einfach nicht.“ Sandra atmete tief durch. „Ich denke, Sie werden diesmal nicht darum herumkommen, denn entweder überwinden Sie sich oder hungern. Lieber einmal etwas essen, was man nicht mag, als zu hungern und vielleicht Kräfte verlieren, die noch dringend benötigt werden.“ Dieser Logik konnte Semir nichts entgegensetzen und biss zu. „Und nun möchte ich eine ehrliche Antwort auf meine Frage. Was werden die Kerle mit uns machen, Semir? Ich darf Sie doch so nennen, oder?“ Semir nickte. „Klar Sandra, wir sitzen doch in einem Boot. Ich kann ihnen keine Antwort geben, weil sie mir selbst fehlt. Die hätten gut ohne uns fliehen können. Solange sie noch maskiert waren, wären wir kein Problem. Wie Sie ja auch schon festgestellt haben, können wir sie jetzt beschreiben und damit …“ Er machte eine Pause. „Sie werden uns umbringen.“ kam entschlossen von ihr. Sie nahm einen Schluck Wasser und reichte Semir die Flasche. Auch er trank. Doch nur wenige Augenblicke spürte sie eine Veränderung. „Semir, mir ist schlecht…mir ist … so schwindelig.“ Sie versuchte ihn zu fixieren, doch irgendwie tanzte der ganze Raum. „Die…haben uns was ins…Wasser getan…“ kam lallend von dem Polizisten. Sandra spürte wie sie langsam wegsackte und in eine tiefe Bewusstlosigkeit fiel. Sie bekam nicht mit, dass es Semir genauso ging.


    Paul und Manuel fuhren in die Stadt, wo Manuel sich alle Geiseln vorbestellt hatte. Hartmut war bei der Untersuchung des Busses ebenfalls erfolgreich und hatte eine Menge an Fingerabdrücken sichern können. Die Erkennung lief noch und sollte nach Angaben des Technikers in einer Stunde abgeschlossen sein. Paul sah auf die Uhr es war gerade mal drei am Nachmittag. Kim Krüger hatte es übernommen, Andrea zu informieren, was genau passiert war und das Semir sich nach wie vor als Geisel in den Fängen der Gangster befand. Als Manuel und Paul im Büro des Kripobeamten ankamen, saßen bereits die ersten Zeugen im Flur. Manuel nahm sich einen der Personen direkt mit. „Herr…?“ Er sah den Mann an. „Frings. Richard Frings…“ stellte sich der Mann vor. „Okay Herr Frings, wie geht es ihnen?“ Der alte Mann sah ihn mit müden Augen an. „Ich habe es ganz gut überstanden. Aber ich verstehe nicht, warum ich hierherkommen musste.“ Manuel sah zu Paul. „Herr Frings, wir haben leider die Spur zu den Tätern verloren. Sie sind mit meinem Kollegen und mit Frau Lanz auf der Flucht. Konnten Sie irgendwas mitbekommen, was uns helfen könnte, die beiden zu finden?“ Richard Frings sah ihn erschrocken an. „Die Leute sind Ihnen entkommen?“ stellte er die Gegenfrage. Paul nickte. „Leider ja. Wie ist die Geiselnahme abgelaufen?“ Richard Frings erinnerte sich und berichtete den Polizisten von seinen Eindrücken, doch damit kamen Manuel und Paul nicht weiter. Auch die Vernehmung der anderen Geiseln, brachte keinen Vorteil. „Wir stehen am Anfang.“ stöhnte Paul und ließ sich auf den Stuhl sinken. „Dann bleiben uns nur die Fingerabdrücke, die Freund gefunden hat. Hoffen wir, dass wir einen Treffer haben.“ Paul sah ihn nur an. Die Sorge um Semir wuchs.

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  • Leo füllte die Gläser und prostete Arian und seinen Freunden zu. Sein Plan, sich den Vieren zu entledigen, hatte er wieder fallen lassen. Dafür hatte er eine neue Idee, denn mit diesen Vier konnte er mehr Überfälle machen und einfacher war Geld gar nicht zu verdienen und Arian wie auch die anderen Drei waren dumm genug, es mitzumachen. Er blieb im Hintergrund und war der große unbekannte Boss. Diese Vier waren seine Fahrkarte in ein neues Leben. „Das war von euch eine sehr gute Arbeit und wenn ihr wollt, dann war es nicht unser letzter gemeinsamer Coup. Es gibt noch viele Banken, Postfilialen und Tankstellen. Heute haben wir gut Kasse gemacht und wenn ich richtig rechnen kann, dann haben wir 1,5 Mio. € plus dem aus der Kasse und dem Tresor. Was ist eigentlich mit dem Geldautomaten gewesen? Der war doch sicher auch voll, oder nicht?“ Er sah Arian an. „Ja, aber dann hat Pit den Jungen erschossen und das Ding ist in Vergessenheit geraten. Wir wollten einfach nur weg.“ Leo lächelte leicht und nickte. „Gut, dennoch ist es mir zu wenig. Ich will mehr und ihr habt doch gesehen, wie einfach das ging.“ Arian lachte auf. „Wir haben ja noch unsere Geiseln. Vielleicht kriegen wir für die noch etwas Kohle.“ Leo schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht, dass die Bullen noch mal Geld bezahlen.“ „Und was machen wir dann mit den Beiden? Die sind doch nutzlos.“ Leo sah ihn an und grinste. „Wir werden noch drei oder vier Tage hier sein und so lange sind sie dort sehr gut aufgehoben. Die Bullen müssen sich erst einmal beruhigen.“ ging es bei ihm weiter. „Das beantwortet nicht meine Frage. Was hast du mit ihnen vor?“ Arian sah Leo fest an und dieser nickte. „Also gut… Die Beiden haben uns ohne Maske gesehen, was denkst du, werden wir machen müssen?“ Arian atmete tief durch und wechselte mit Heiko und Steffen Blicke. Leo bemerkte dies natürlich. „Hey, die Bullen haben keine Spur zu uns. Die werden sich schwer tun, uns zu finden und somit haben wir Zeit. Der Bulle da drin, wird sich nicht befreien können, denn gegen Handschellen kommt auch er nicht an. Dennoch werden wir sie entsorgen müssen.“ legte er fest. Arian nickte nachdenklich. „Und was, wenn er es doch schafft? Oder sie?“ Leo sah ihn ernst an. „Dann werde ich die Beiden eigenhändig erschießen.“ versprach er und in der Stimme war deutlich zu hören, dass er es auch so meinte.


    Als Leo den Raum kurz verließ, kam Steffen zu Arian. „Also damit eines klar ist, wenn er die Beiden umbringen will, dann bin ich raus. Bei Mord mache ich nicht mit!“ legte er sofort Veto gegen die Pläne von Leo ein. Arian stimmte dem zu und auch Heiko wollte nichts damit zu tun haben. „Aber die können uns doch beschreiben und der Bulle wird sich schon wegen dem Jungen auf mich stürzen!“ warf Pit ein. Arian bedachte ihn mit einem Blick. „Das ist doch deine eigene Schuld. Du hättest den Jungen nicht abknallen müssen. Schon gar nicht vor einem Bullen. So dämlich ist niemand. Dennoch sehe ich es wie Steffen und Heiko. Raub okay, Mord ist No Go“ legte er nun fest. Leo kam zurück. Er trug die Tasche mit dem Geld und legte sie auf den Tisch. „Ich habe den Bullen vorgeschrieben, keine Farbbombe in das Geld zu packen, deshalb lag es auch auf dem Beifahrersitz.“ Leo nahm das Geld aus der Tasche und legte es auf den Tisch. „Das war sehr gut. Nur hoffe ich, dass du auch daran gedacht hast, dass sie Scheine nehmen, die nicht fortlaufend nummeriert und registriert sind. Wenn wir solche Scheine haben, dann brauchen wir gar nicht anfangen, das Geld zu verteilen, weil die uns dann dadurch finden können.“ erklärte Leo nachdenklich und sah sich ein Geldbündel an. „Fuck, das habe ich nicht gesagt. Ich dache, dass das mit der Farbbombe reicht.“ Arian senkte seinen Kopf und sah zu Boden. Leo schlug ihm sanft auf die Schulter. „Keine Sorge, das Bündel hier ist schon mal nicht fortlaufend nummeriert.“ Er zählte die Bündel und teilte sie in fünf Haufen. Dann nahm er das lose Geld und verteilte es gleichmäßig. Steffen stand auf und horchte an der Tür, hinter der die Geiseln untergebracht waren. „Ich werde mal nach unseren Freunden sehen, die sind mir irgendwie zu ruhig.“ schlug er vor. Leo winkte ab. „Das brauchst du nicht. Die schlafen tief und fest. Ich habe ihnen KO-Tropfen ins Wasser getan und die werden vor morgen nicht aufwachen.“

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  • Paul und Manuel hatten sämtliche Geiseln vernommen, doch keiner konnte etwas darüber sagen, was die Geiselnehmer nach ihrer Flucht vorhatten. Sie schienen vor den Geiseln nicht darüber gesprochen zu haben. „Ich krieg die Krise!“ stieß Paul aus. „Was ist mit den Fingerabdrücken? Oder mit der Angestellten? Wir wir müssen noch den Vorgesetzten verhören.“ schlug Manuel vor. Paul nickte. „Das werden wir auch. Ich habe den Vorgesetzten von Frau Lanz, die heute Dienst hatte, schon vorladen lassen.“ Es klopfte an der Tür und eine ältere Frau kam herein. „Ruth Fingerhut mein Name, ich bin die Vorgesetzte von Sandra Lanz und Leopold Riemer.“ Paul sah sie an und nickte ihr freundlich zu. „Nehmen Sie doch Platz. Wer ist denn Leopold Riemer?“ wollte er erstaunt wissen. „Na der Kollege, mit dem Frau Lanz arbeitet. Leider hatte er sich für heute krank gemeldet. Ich wollte ihn über den Überfall informieren, damit er morgen nicht zur Arbeit kommt, aber er meldet sich einfach nicht. Vielleicht hat ihn die Magen-Darm-Grippe so umgehauen, dass er das Telefon gar nicht hört.“ berichtete sie. Sofort wechselten Paul und Manuel einen Blick. „Haben Sie denn ein ärztliches Attest über die Erkrankung?“ fragte Manuel nach. „Nein, aber das ist ja auch nicht notwendig. Erst am dritten Tag einer Erkrankung, sollte die ärztliche Meldung vorliegen.“ erklärte sie. Paul nickte. „Haben Sie denn mit ihm gesprochen? Ich meine, als er sich krank gemeldet hat? Wie klang er da?“ Die Frau dachte kurz nach. „Also er klang richtig krank. Ich meine wirklich so richtig krank.“ kam von ihr. „Okay, Sie haben doch sicher die Privatadressen Ihrer Angestellten, oder?“ „Ja natürlich. Ich habe Ihnen eine Kopie der Personalakten mitgebracht. Aber Sie denken doch nicht, dass einer der Beiden dahinter steckt oder?“ Sie sah die Polizisten erstaunt an. Paul senkte seinen Kopf und lächelte leicht. „Auch, wenn es Sie erschreckt. Man darf nichts ausschließen.“ Pauls Handy klingelte. „Paul, wir haben ein Match. Einer der Täter heißt Pit Schweiger! Leider habe ich sonst nichts von ihm, aber ich denke der PC wird was auswerfen.“ Paul tippte den Namen in den PC ein und tatsächlich spuckte dieser etwas aus. „Danke habe ich! Gute Arbeit Hartmut!“


    Paul sah auf den Bildschirm. „Hier! Raub, schwerer Diebstahl, Einbruch, Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Vekehrsunfallflucht. Der Kerl hat schon einiges auf dem Kerbholz. Und dabei ist er gerade 29 Jahre alt. Vor sechs Wochen wurde er aus der Vollzugsanstalt Ossendorf entlassen. Seitdem ist er untergetaucht. Die Verpflichtung, sich bei seinem Betreuer zu melden, ist er nicht nachgekommen. Im Gefängnis galt er als Außenseiter, der den Kontakt zu anderen Häftlingen mied.“ las Paul vor. Manuel nickte nachdenklich. „Dann haben wir wenigstens einen Namen. Lassen Sie uns mal zu diesem Leopold Riemer fahren. Ich finde es immer sehr seltsam, dass man krank ist, wenn die Filiale überfallen wird.“ Paul sah ihn an. „Nun ja, vielleicht war es auch einfach nur ein dummer Zufall, aber Sie haben Recht. Wir können uns mal davon überzeugen, ob Herr Riemer wirklich krank ist.“ Sie verließen das Büro und fuhren zur Meldeadresse von Leopold Riemer. Als sie dort ankamen und klingelten, öffnete niemand. „Tja, damit ist klar, dass er mit drinhängt. Wir brauchen einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung, nur werden wir den heute nicht mehr kriegen.“ murmelte Manuel. Paul hockte sich vor das Schloss und zog seinen Dietrich raus. Manuel sah ihn erstaunt an. „Was machen Sie da?“ wollte er wissen. „Ich habe Schreie gehört, Sie nicht?“ grinste Paul. Manuel dachte kurz nach und musste dann auflachen. „Jetzt wo Sie das sagen.“ stimmte er zu. Paul brauchte nur Sekunden, um die Tür zu öffnen. Sie betraten die Wohnung und schlossen die Tür, damit die Nachbarn nicht aufmerksam wurden. „Okay, dann sollten wir uns mal umsehen. Sie das Schlafzimmer ich nehme mir das Wohnzimmer vor!“ befahl Manuel und Paul ging in das Nebenzimmer. Manuel sah auf dem Wohnzimmertisch diverse Notizen und auch das heutige Datum. „Paul! Ich glaub ich habe was!“ rief er durch die Wohnung. Der blonde Polizist kam sofort zu ihm. „Hier, 80.000€ im Tresor, 9 Uhr!“ las er vor. Paul sah ihn an. „Also haben die nicht nur das Lösegeld kassiert, sondern auch noch 80.000 € aus dem Tresor. Das reicht für ein paar Tage.“

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  • Manuel griff sein Handy und Paul sah ihn erstaunt an. „Ich rufe Frau Fingerhut an. Wenn jemand weiß, was im Tresor der Filiale war, dann doch wohl sie. Ja, Manuel Brehme hier, Kripo Köln. Frau Fingerhut, es geht um den Überfall heute auf der Filiale in der Liebigstraße. Sagen Sie, was sollte heute für ein Betrag im Tresor sein?“ Paul sah ihn erwartungsvoll an. „Aha…und das ist ganz sicher? Damit haben Sie mir sehr geholfen. Vielen Dank. Wenn ich noch Fragen haben sollte, dann melde ich mich bei Ihnen.“ Er beendete das Gespräch und lächelte leicht. „Also, Frau Fingerhut konnte mir erläutern, dass eigentlich 80.000€ im Tresor liegen sollte, aber der Kunde, der das Geld haben wollte, hat gestern Morgen abgesagt.“ Paul nickte nachdenklich. „Dann wollte dieser Riemer also das Geld aus dem Tresor. Und weil es nicht da war, hat er dann Lösegeld gefordert.“ dachte er laut nach. „Scheint ganz so. Nur hilft uns das nicht weiter.“ „Das weiß ich auch. Ich muss gleich noch zu Andrea, das ist die Frau von meinem Partner. Sie muss wissen, was passiert ist und vor allem wie weit wir sind. Wie ich sie kenne, vergeht sie vor Sorge. Kommen Sie einen Augenblick allein zu Recht?“ Brehme nickte und warf einen Blick auf die Uhr. „Ich werde noch ein paar Akten durchgehen. Bleiben Sie bei seiner Frau und stehen Sie ihr bei. Sobald ich etwas gefunden habe, melde ich mich bei Ihnen.“ versprach der Kripobeamte. Paul senkte seinen Kopf. „Danke, aber ich werde nicht lange wegbleiben. Wir bearbeiten den Fall zusammen und das heißt, wir werden auch die Nacht gemeinsam durchziehen, Manuel…“ Brehme sah ihn an. „Okay Paul…wenn wir schon zusammenarbeiten, dann sind wir beim Du. Das ist einfacher für uns alle. Und keine Sorge, wir werden deinen Partner auf jeden Fall dort rausholen.“ versprach er und drückte Pauls Hand. Dieser nickte und verschwand nur wenig später um Andrea auf den Laufenden zu bringen.


    Andrea erwartete Paul sehnsüchtig und auch Dana sah sie nervös an. „Er muss doch mal kommen! Ich will wissen, was los ist. Glaubst du die haben Papa umgebracht?“ Andrea hörte die Angst in der Stimme ihrer Stieftochter. Sie nahm sie in den Arm. „Nein, das denke ich nicht. Aber ich weiß selbst auch nicht viel. Nur das es zu einer Geiselnahme kam. Dein Vater ist leider immer mittendrin, statt nur dabei.“ Andrea lachte leise und versuchte die Stimmung bei Dana aufzuhellen, doch das klappte nicht. Auch sie war nervös und das konnte sie nicht vor Dana verbergen. Als es an der Tür klingelte, sprang Dana auf und rannte sofort hin. „Paul! Hast du was?“ hörte Andrea Dana fragen und ging ebenfalls in Richtung Tür. Auf halbem Weg kam Paul zu ihr. „Hast du was? Weißt du was?“ fragte sie. „Tut mir Leid Andrea, ich kann dir noch gar nichts sagen. Sie haben Semir und eine gewisse Sandra Lanz mitgenommen. Wohin wissen wir nicht. Wir hatten den Bus zwar mit einem Sender versehen, aber sie haben den Fluchtwagen gewechselt. Aber wir haben zwei Namen von den Tätern. Einmal der Kollege von dieser Frau Lanz, ein gewisser Leopold Riemer und einen Pit Schweiger. Wir wissen aber nicht wo sie sind.“ Andrea nickte leicht. „Sandra Lanz? Das ist doch die Nachbarin von Semir! Ich habe sie schon sehr oft im Treppenhaus gesehen und mit ihr gesprochen, als er noch in einer eigenen Wohnung war. Sie ist eine richtig nette Person. Was hat die mit dem Überfall zu tun?“ Paul lächelte leicht. „Sie ist die Postangestellte.“ stellte er richtig. Nun veränderte sich Andreas Blick ins skeptische. „Sie hat aber nichts mit der Geiselnahme und dem Raub zu tun, oder? Sie ist auch nur ein Opfer, oder?“ Paul nickte. „Wir haben keine Hinweise, dass sie auch mit den Geiselnehmern unter einer Decke stecken. Aber ihr Kollege schon. Leider haben wir keine Spur zu ihm. In seiner Wohnung fanden wir nur einen Hinweis, dass er wohl möglich der Drahtzieher ist. Andrea, ich werde Semir da rausholen. Lebend und in einem Stück, das verspreche ich dir. Nur kann ich heute nicht mehr viel machen. Ich fahre gleich wieder ins Büro und werde noch mit Manuel Brehme, das ist der Kollege, der den Fall zusammen mit mir bearbeitet. Und die Schrankmann hat uns auch gehörig den Marsch geblasen.“

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  • Andrea sah zu Dana und dann wieder zu Paul. „Kannst du ihr Mut machen? Ich habe es schon versucht, aber irgendwie klappt es nicht. Dana hat Angst, den letzten Teil ihrer Familie zu verlieren. Ich kann ihr die Angst nicht nehmen, denn ich weiß selbst nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen werde. Was die Schrankmann angeht, die hat schon einiges in der Staatsanwaltschaft von sich gelassen. Ich konnte sie dann aber davon überzeugen, dass es nicht gut für die Nerven ist, wenn sie sich so aufregt.“ Paul nickte leicht und ging zu Dana. Nach einigen Minuten ging er wieder zu Andrea. „Du musst keine Sorge haben. Dana ist stark. Aber diese Schrankmann könnte ich eigenhändig erschießen. Sie hat Semir indirekt eine Schuld gegeben, dass es zur Geiselnahme gekommen ist. Aber ich werde ihn rausholen, wie versprochen. Dana wird ihren Vater nicht verlieren! Das lasse ich nicht zu.“ Als er das gesagt hatte, knurrte plötzlich sein Magen so laut, das sogar Andrea es hörte. „Du scheinst heute noch nichts gegessen zu haben. Möchtest du? Ich mache dir schnell etwas fertig.“ bot sie sofort an und Paul nickte dankbar. Nachdem er gegessen hatte, was eigentlich für Semir bestimmt war, fuhr er wieder zum Revier und überprüfte die Unterlagen, die sie in Riemer Wohnung gefunden hatten. Doch leider blieb der Erfolg aus. Es gab keinen Hinweis auf den Verbleib der Bande. Kurz nach Mitternacht forderte der Schlaf seine Zeit und Manuel wie auch Paul machten Feierabend. Doch sie fuhren nicht nach Hause, sondern stellten sich den Wecker auf vier Uhr morgens und legte sich in den Bereitschaftsraum. So konnten sie viel Zeit sparen und mussten nicht erst durch die ganze Stadt fahren. Kurz zuvor hatte Manuel noch mit seiner Frau telefoniert und erklärt, dass er aufgrund der Sachlage nicht nach Hause kommt und sie sich keine Sorgen machen sollte.


    Am nächsten Morgen wachte Semir auf und spürte zunächst Schmerzen in seinem linken Arm. Er wollte ihn an sich ziehen und hörte Metall auf Metall schlagen. Verwundert sah er hin und bemerkte die Handschelle am linken Handgelenk. Die Erinnerung setzte ein. Sein Körper war durch die unnatürliche Haltung beim Schlafen vollkommen verspannt. Er sah in den Raum. Nicht weit von ihm, lag Sandra Lanz auf einem Holzkasten. „Sandra?“ rief er und tatsächlich regte sich die Frau. Auch sie kam hoch und sah sich erschrocken um. Ihre Hände gingen zum Kopf und sie stieß ein leises „Aua!“ aus. Auch Semir spürte die Kopfschmerzen und wusste genau woher sie stammten. „Ja, kann ich auch nur sagen. Die haben uns etwas ins Wasser getan. Vermutlich damit wir in der Nacht keine Randale machen.“ Sandra sah ihn an. „Wie spät haben wir es wohl?“ wollte sie wissen, doch darauf konnte Semir ihr nicht antworten. „Das weiß ich nicht, aber ich finde es wird Zeit, dass wir uns vom Acker machen. Sie haben da so eine schöne Anstecknadel. Hängen sie daran?“ Er wies auf ihre an der Bluse steckende Brosche. Sandra sah hin. „Ach das Ding hier? Na, damit ist nicht mehr viel los. Die hält kaum noch. Der Haken ist leider weg.“ Semir sah sie lächelnd an. „ich brauche nur die Nadel davon. Der Rest ist mir ziemlich egal.“ Sandra schien zu ahnen, was er damit wollte und nestelte die Nadel ab. Sie hockte sich zu Semir, reichte ihm die Nadel und sah ihm gespannt zu, als er versuchte damit die Handschelle zu öffnen. Leider gestaltete es sich als schwierig, denn er war Rechtshänder und mit der linken Hand ziemlich unbeholfen. Mehrmals fluchte er verhalten, als die Nadel in den Dreck fiel und er sie suchen musste. „Soll ich es mal versuchen? Ich meine, wenn Sie mir sagen, was ich machen muss, dann schaffe ich das bestimmt.“ Semir lächelte leicht. „Also eigentlich bringe ich keinem das Schlösserknacken bei, aber vielleicht haben Sie Recht. Also, Sie nehmen die Nadel und versuchen den kleinen Hebel, der sich dort im Schloss befindet, anzuheben. Dann kann ich die Schellen lösen.“ erklärte Semir.

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