Blutiger Gewinn

  • Sandra nahm die Zange und löste die Kabelbinder, die den Polizisten am Stuhl hielten. Er stöhnte leise auf, als sie fielen. Sandra sah die Wunden, die durch die Plastikstreifen entstanden waren und wandte sich an Mario. „Das sieht ganz schön übel aus.“ Mario zog die Schultern hoch. „Ist egal. Er wird schon bald viel weniger Blut im Körper haben. So kleine Wunden bringen ihn nicht um. Glaub mir, der Kerl ist hart im Nehmen. Nicht wahr Gerkhan?“ Semir sah den Mann nicht an. „Pack mit an! Wir bringen ihn in den Keller!“ fauchte Mario Sandra an. Sie zogen Semir vom Stuhl und Mario hielt ihm am Oberarm fest. Er drückte zu und Semir stöhnte leise auf. „Keine Faxen! Wir werden in den Keller gehen und du wirst friedlich sein, ist das klar?“ Semir nickte leicht. Mario versetzte ihm einen Stoß und er stolperte vorwärts. An der Treppe spürte Semir, das ihm übel wurde und er hielt sich krampfhaft am Geländer fest. Er wollte keine Schwäche zeigen. Langsam ging er die Treppe runter. Scheinbar für Mario zu langsam, denn er versetzte Semir einen heftigen Stoß, der dazu führte, dass Semir die letzten drei Stufen runterstolperte. Er stieß gegen die Wand und ging in die Knie. Doch er hatte keine Zeit zu verschnaufen, denn Mario packte ihn am Kragen und schliff ihn über den Boden in den für ihn bestimmten Raum. Dort stieß er Semir kräftig von sich und dieser ging zu Boden. Auch Sandra kam in den Raum und sah kühl auf den Polizisten. „Pack mit an!“ fauchte Mario sie an. Gemeinsam schafften sie Semir aufs Bett. Mario wandte sich an Sandra. „Ich werde ihm zu essen machen und du wirst zu Stöcker gehen!“ Sandra schüttelte den Kopf. „Nein! Mario, ich kann das nicht! Ich will es nicht! Ich kann mich mit diesem fetten Menschen nicht ins Bett legen und mich von ihm betatschen lassen! Bitte verlange das nicht von mir. Hilf mir! Bitte hilf mir!“ Mario sah zu Boden und dann strich er ihr sanft über die Wange. Sandra weinte und er nahm sie in den Arm. „Das geht nicht, das weißt du doch. Ich kann dir aber eine der Pillen geben. Sie werden es dir einfacher machen. Doch Sandra schüttelte den Kopf. „Nein! Ich will weder das eine noch das Andere! Bitte hilf mir! Du kannst es doch nicht wollen, dass mich dieser Kerl …“ Mario packte ihr Handgelenk und presste es zusammen. Sandra sah ihn erschrocken an. „Du hast zweimal versagt! Es ist deine Bestrafung und du musst dich ihr stellen! Aber sei dir sicher, dass ich dich mehr liebe als mein Leben, dennoch kann ich dir nicht helfen.“ legte er deutlich fest und zog Sandra aus den Raum. Er verschloss die Tür sorgfältig und ging mit ihr nach oben. „Du sollst dich als Nonne verkleiden. Du weißt schon, das Kostüm aus Karneval. Mach dich fertig und ihn glücklich. Dann können wir sicher sehr bald wieder zusammen sein. Ich kümmere mich um Gerkhan.“ Sandra fing an zu weinen. „Bitte, ich liebe dich! Bitte Mario, bitte!“ Mario blieb hart. Er ging vor ihr die Treppe hoch und sie konnte sich nicht zurück halten. „Du verdammtes Arschloch!“ schrie sie wütend. Doch sie wusste auch, dass es umsonst war. Mario war diesem Stöcker total hörig und sie musste sich fügen, denn Mario war bereit sie zu töten, wenn Stöcker es verlangte. Sie ging ins Zimmer und zog sich dem Wunsch von Stöcker entsprechend um. Nur wenig später ging sie in das Zimmer und spürte Übelkeit aufsteigen, als sie ihn nackt auf dem Bett liegen sah.


    Semir sah den Mann an, der nun wieder in den Raum kam und ihm Essen brachte. Vorsichtig setzte er sich auf und krümmte sich. Die Schmerzen waren bei weitem nicht mehr so stark, wie er tat, aber er hoffte auf die Chance zur Flucht. „Ich weiß gar nicht, warum ich dir überhaupt noch Essen bringen soll! Du bist eh so gut wie tot. Ich denke, der Doc wird dich zweimal anzapfen und dann wirst du dahin siechen wie Mandy.“ Semir antwortete nicht. Er konzentrierte sich und wollte die Chance nutzen zu fliehen. Auch wenn er noch immer Schmerzen hatte, so konnte er es versuchen. Er sah, wie der Mann weiter in den Raum kam und die Tür freigab. Wenn er es versuchen sollte, dann jetzt! Er sprang auf und rannte los. Auf dem Gang sah er sich kurz um und wählte die linke Variante, weil er wusste, dass sich die Treppe hier befand, doch nun zeigte es sich, dass er doch stärker angegriffen war, als er zugeben wollte. Er taumelte kurz, stolperte und kam zögernd wieder auf die Beine. Er wusste schon, dass zu viel Zeit vergangen war und das zeigte sich sofort. Eine Hand packte ihn am Kragen seines Shirts und wirbelte ihn herum. Als nächstes folgte ein gemeiner Tiefschlag, der ihn zusammensacken ließ. Semir schrie auf und krümmte sich. Dann wurde er am Kragen seines Shirts wieder auf die Füße gezogen und in seinen Raum zurück gebracht. Der Mann stieß ihn zu Boden. „So mein Freund! Hast wohl gedacht, dass du einfach abhauen kannst, was? Ich werde dir zeigen, dass es nicht so einfach ist!“ Semir antwortete nicht und kroch auf allen Vieren aus der Nähe des Mannes, doch dieser schien es zu ahnen und trat zu. Sein Schuh traf Semir direkt in die Rippen und er schrie auf. Er warf sich auf die Seite und krümmte sich. Mit den Armen versuchte er seinen Kopf zu schützen. Es zeigte sich als richtig, denn der Mann trat immer wieder zu. Semir spürte wie eine der Rippen brach und schrie auf. „Du wirst es nicht noch einmal versuchen! Haben wir uns verstanden?“ Semir brauchte eine Weile und bekam einen weiteren Tritt, der ihn diesmal in den Nieren traf. „Ob du mich verstanden hast?!“ Nun presste er ein gequältes „Ja“ heraus. Sollte der Mann doch einfach denken, dass er ihn klein bekommen hatte. Nichts war einfacher, als ein Gegner, der sich sicher war, gewonnen zu haben. Er würde den Kerl schon vom Gegenteil überzeugen.

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  • Paul kam mit Kilian in seiner Wohnung an. Kilian ließ sie auf die Couch fallen und stöhnte leise auf. „Wie soll es denn jetzt weitergehen? Werde ich wieder kaltgestellt?“ Kilian sah Paul verzweifelt an. Paul atmete tief durch. „Du hast es doch gezeigt, dass du emotionell viel zu stark involviert bist! Du bist das perfekte Beispiel, wie man es nicht machen sollte! Was denkst du denn, wie wir nun reagieren sollen? Wegen dir ist mein Kollege verschwunden! Wegen dir ist Mandy tot!“ Paul konnte sich nicht zurückhalten, doch Kilian war keiner, der so einfach duckte. „Hey, das mit deinem Kollegen tut mir leid, aber ich habe das nicht gewollt! Außerdem habe ich nicht dabei geholfen, ihn wegzuschaffen! Wenn ich dich erinnern darf, warst du das!“ gab Kilian zurück und Paul stieß wütend Luft aus. „Danke, dass du mich daran erinnerst! Das hilft mir jetzt sehr gut! Meinst du nicht, dass ich damit schon genügend zu kämpfen habe? Musst du in dieser Wunde wühlen?“ Kilian nickte. „Du tust es doch auch!“ warf er nun etwas leiser ein. Nun sah Paul ihn an und lächelte leicht. „Okay, du hast Recht. Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie wir Semir finden können. Hilfst du mir?“ Kilian lächelte ebenfalls und nickte. „Ja, das werde ich! Hast du ein Bier da?“ Doch nun schüttelte Paul den Kopf. „Du hast den Arzt doch gehört. Die nächsten zwei Wochen kein Alkohol. Du kannst eine Cola kriegen, mehr nicht. Okay, gehen wir das Ganze durch. Nach unserem Streit bist du ins Büro von Mandy gefahren und hast dort nach etwas gesucht. Ich will wissen was! Wer hat dich niedergeschlagen?“ Kilian sah ihn an. „Das weiß ich nicht! Und was ich gesucht habe ist doch wohl klar! Ich hatte den Verdacht, dass jemand in der Firma dahinter steckte! Und es hat sich ja auch bewahrheitet. Sandra Lohkamp!“ Paul holte zwei Dosen Cola und stellte sie auf den Tisch. „Ja, das ist klar. Nur was ist dann passiert? Ich denke nicht, dass sie dich niedergeschlagen hat. Versuch dich zu erinnern! Was ist genau passiert?“ Kilian dachte nach. „Ich weiß, dass ich im Büro an Mandys Schreibtisch war. Ich weiß auch, dass ich die Schubladen durchsucht habe und eine Mappe in den Händen hielt. Da stand etwas drauf, aber… ich weiß nicht mehr was.“ Paul horchte auf. „Okay, das ist doch schon mal was. Weißt du noch mit welchem Buchstaben es anfing?“ Wieder dachte Kilian nach und schüttelte nach einigen Minuten den Kopf. „Leider nein. Das ist gar nichts. Verdammt! Ich will helfen! Ich weiß, dass es irgendwo im Kopf ist, aber da kommt nichts!“ stieß er wütend aus. Paul sah ihn an. „Kilian, ich weiß, dass du sicher nein sagst, aber vielleicht hilft ja eine Hypnose. Ich kenne da jemanden und ich denke, wir sollten alle Wege und Möglichkeiten wahrnehmen.“ Zögerlich nickte Kilian. „Vielleicht hast du Recht. Ich will nicht schuld daran sein, dass dein Kollege stirbt.“


    Mario sah wütend auf den Mann, der vor ihm am Boden lag. Dieser Fluchtversuch war vollkommen überraschend für ihn gekommen, denn wenn er seine Nutten so in die Mangel genommen hatte, wagten sie sich nicht mehr zu bewegen. Bei diesem Bullen war es anders, aber er würde den Willen schon brechen. Es gab nichts, was er nicht in den Griff bekam. Er griff den Mann am Kragen und zerrte ihn zum Bett. Dass sein Gefangener anfing zu röcheln, störte ihn nicht. Vor dem Bett ließ er ihn auf den Boden fallen und wieder stöhnte der Mann auf, doch er wagte nicht aufzustehen. Mario grinste breit und fühlte sich als Gewinner. Nun beugte er sich tief zu dem Mann runter. „So und das Essen kannst du dir knicken!“ knurrte er und packte alles zusammen. Dann verließ er den Raum. Er prüfte zweimal ob die Tür wirklich verschlossen war und ging ins Wohnzimmer. Auf diesen Weg kam er an der Tür vorbei, hinter der sich Karsten Stöcker gerade mit Sandra vergnügte und obwohl er es eigentlich nicht wollte, horchte er an der Tür. Er hörte wie Sandra lustvoll aufstöhnte. Sie schien sich also doch zu amüsieren und der Boss schien noch einiges auf dem Kasten zu haben. Mario holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich vor den Fernseher. Nach einer guten Stunde kam Sandra aus dem Zimmer. Sie lief an ihm vorbei und schloss sich im Bad ein. Nur wenig später hörte er die Dusche. Auch Karsten Stöcker kam, mit einem Morgenmantel bekleidet, aus seinem Zimmer. Er grinste zufrieden. „Sie ist wirklich ein Ass. Sie hat mich ganz schön fertig gemacht. Man, hat die Feuer im Hintern.“ Mario nickte nur. Er wollte sich nicht mit seinem Boss über seine Freundin unterhalten. Schon hart genug, dass sie Spaß mit ihm hatte und ihm vorher noch die Ohren volljammerte. Er spürte Wut aufsteigen, die er nur mühsam bekämpfen konnte. „Hast du ihn versorgt?“ Mario sah Karsten an. „Das wollte ich, aber der Mistkerl hat noch genügend Kraft gehabt und einen Fluchtversuch gestartet. Ich konnte ihn aufhalten und habe ihm zur Strafe das Essen verweigert. Solange er so störrisch ist, wird er gar nichts bekommen. Kein Essen, kein Trinken!“ legte er fest. Karsten Stöcker grinste böse und nickte anerkennend. „Okay, das akzeptiere ich erst einmal. Morgen werde ich seine Blutgruppe bestimmen und dann werde wir ihn ausbluten lassen.“ Er steckte sich eine Zigarre an und zog genüsslich daran.

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  • Paul stand auf, als es an der Tür klingelte. „Lara…schön dass du da bist.“ begrüßte er eine Freundin. Kilian stand auf und reichte der jungen Frau die Hand. „Das ist unser Problem. Kilian Winther. Kilian, das ist Lara Horbeck. Sie ist Psychologin und eine hervorragende Therapeutin dazu.“ erklärte Paul und sah Lara an. Sie hatte ihr langes, schwarzes, leicht gewellte Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und musterte Kilian genau. „Wo liegt das Problem genau?“ Paul nahm ihr die Jacke ab. „Er wurde entführt und misshandelt. Bis vor zwei Tagen hat er noch um sein Leben gekämpft. Jetzt ist Semir, den kennst du ja, verschwunden und wir vermuten, dass er genau dort ist, wo auch Kilian war. Nur kann Kilian sich nicht erinnern. Aber er ist unsere einzige Spur.“ Lara nickte. „Und ich soll jetzt mit Hypnose herausfinden, was da war?“ Sie sah ihn an. Paul lächelte entschuldigend. „Wir sind mit dem Latein am Ende. Es ist unsere einzige Spur. Ich bin mir sicher, dass Kilian uns helfen kann.“ Lara dachte nur wenige Minuten nach. Sie wandte sich an Kilian. „Wären Sie denn bereit sich in Hypnose zu versetzen?“ wollte sie wissen. Kilian zog die Schultern hoch. „Ich will Paul helfen. Aber ich habe noch nie eine Hypnose gemacht. Ich glaube nicht an diesen Zauber.“ Lara lachte auf. „Das ist kein Zauber. Das ist Tiefenentspannung. Paul, hast du denn Fragen dazu schon ausgearbeitet?“ Paul schüttelte den Kopf. „Nein, ich dachte das geht auch ohne…“ Lara stöhnte leise auf und nickte dann. „Gut, dann versuchen wir es. Paul, ich kann dir nicht versprechen, dass es klappt, das weißt du. Und wenn er sich wirklich erinnern sollte, dann kann es sein, dass er einen Schock bekommt. Das menschliche Gehirn, blendet Erinnerungen aus, weil sie zu grausam sind. Besonders wenn man solche Dinge durchgemacht hat, wie er. Ist dir das bewusst?“ Paul sah zu Kilian, der ihn wiederum erschrocken ansah. „Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich es doch lassen…“ Paul setzte sich zu Kilian. „Du vertraust mir doch, oder? Ich würde nie etwas tun, was dich verletzen könnte. Aber du bist die einzige Chance, Semir zu retten. Er hat mir damals das Leben gerettet und ich würde mich gern dafür revanchieren. Ich bin es ihm schuldig. Kilian, bitte hilf mir! Du bist der einzige Weg! Bitte!“ Kilian stand auf. Er fuhr sich nervös mit den Händen durch die Haare. Nach einigen Minuten drehte er sich zu Paul und Lara um. Er hatte eine Entscheidung getroffen.


    Semir brauchte eine ganze Weile, bis die Schmerzen soweit abgeklungen waren, dass er aufstehen konnte. Er zog sich am Bett hoch und setzte sich. Dieser Fluchtversuch war gründlich schief gegangen. Seine gebrochenen Finger schmerzen extrem und auch die Rippen schienen arg in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein. Vom Gefühl her, würde er glatt davon ausgehen, das mindestens zwei davon gebrochen waren. Semir sah sich in seinem Gefängnis um. Es war nicht ganz dunkel, aber auch nicht gerade hell. Die Lichtverhältnisse ließen ihn die Einrichtung erkennen, die nur sehr spärlich war. Die Tür, das hatte er schon gesehen, als er fliehen wollte, war aus Stahl und nicht so einfach zu knacken. Schon gar nicht in seinem Zustand. Dennoch würde er die nächste Chance zur Flucht nutzen, denn sein Wille war noch lange nicht gebrochen. Dieser Mann konnte ihn foltern, schlagen und auch hungern und dursten lassen, aber er würde ihn, Semir, genau wie andere vor ihm, nicht klein kriegen. Bisher war er immer noch als Sieger aus jeder Falle gekommen und das würde auch diesmal nicht anders sein. Nachdem er sich ein wenig ausgeruht hatte, untersuchte er den Raum nach Fluchtmöglichkeiten. Die Tür, das wusste er, konnte er vergessen, aber vielleicht ließen die Fenster eine Flucht zu. Doch hier wurde er ebenfalls enttäuscht. Die Fenster waren nur Luken, durch die er gar nicht passte. Sie waren außerdem für ihn unerreichbar. Wenn er dadurch zu fliehen versuchen wollte, musste er sich an der Wand hochziehen und das konnte er aufgrund seiner Finger schon vergessen. Und noch etwas konnte er erkennen. Die Fenster waren vergittert. Dieser Raum war gegen Ein- und Ausbrecher gesichert. Dennoch war ihm klar, dass er schnell hier weg musste. Die Typen waren gnadenlos und er hatte absolut keine Lust darauf, als Blutspender zu fungieren. Was machte Paul wohl gerade? Suchte er ihn? Hatte Kilian ihm vielleicht schon Hinweise geben können, wo er, Semir, sich nun befand? Sicher war, dass er hier allein aus diesem Raum nicht fliehen konnte. Er war auf Hilfe von außen angewiesen. Müdigkeit kam auf und er legte sich vorsichtig hin, um nur kurz die Augen zu schließen, doch es brauchte nicht lange, bis er tief und fest schlief. Die Behandlung hier und die daraus resultierende Erschöpfung forderten ihren Preis.

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  • „Wo bist du jetzt?“ fragte Lara leise. „Ich bin im Büro von Mandy.“ kam Kilian. Lara sah Paul kurz an. „Und was machst du da?“ Paul sah auf den Freund, der auf seiner Couch lag und die Augen geschlossen hatte. „Ich suche nach Beweisen. Ich weiß, dass die Firma mit Mandys Mord was zu tun hat. Ich durchsuche die Schublade. Eine Mappe! Ich habe eine Mappe!“ stieß Kilian aus. „Was steht auf der Mappe?“ „Spenderdaten… ich schlage sie auf und sehe eine Liste mit Namen. Mandy steht auch darauf.“ Kilian zuckte zusammen. „Was ist passiert?“ Kilian antwortete nicht. Er stöhnte auf und seine Hand ging zum Kopf. „Kilian, du hörst nur meine Stimme. Du bist in Sicherheit! Es kann dir nichts passieren. Wir reisen weiter. Wo bist du jetzt?“ Tatsächlich entspannte der junge Polizist sich wieder. „Ich bin in einem weißen Raum. Ich liege auf einer unbequemen Unterlage. Meine Hände sind an ihr gefesselt und ein Mann kommt rein. Er lacht und kommt zu mir. Nein! Ich will nicht! Nein!! Ich will das nicht!!“ Kilian hob abwehrend die Hände und es schien als wolle er Lara angreifen. Paul griff ein und hielt ihn fest. „Kilian, du bist in Sicherheit. Du siehst nur zu. Du bist nicht in Gefahr! Hör auf meine Stimme! Du bist nicht in Gefahr! Berichte was man mit dir macht. Wie sieht der Mann aus?“ Kilian atmete tief ein. „Er ist fett und trägt einen weißen Kittel. Sie nennen ihn Doc. Er nimmt mir Blut ab. Viel zu viel. Nein, sie sollen aufhören. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr! Bitte…Bitte aufhören…bitte…“ Der junge Mann fing in Hypnose an zu weinen. „Okay, Kilian. Ganz ruhig. Es ist vorbei. Es ist alles gut. Wir reisen weiter. Wo bist du jetzt?“ „Ich liege auf einem Bett und bin unglaublich müde. Der Raum ist dunkel. Am Fenster sind Gitter. Ich will schlafen.“ „Du kannst nicht schlafen. Du musst weiter. Was ist in diesem Raum? Weißt du wo er ist?“ „Nein… ich will nicht mehr. Die Tür geht auf. Ich sehe Sandra vor mir. Sie hat etwas zu essen und hilft mir auf. Ich bitte sie, mir zu helfen, aber sie lacht nur. Dann geht sie wieder.“ Lara sah Paul noch einmal an. „Lange geht es nicht mehr. Ich muss ihn zurückholen.“ mahnte sie. „Warte noch einen Augenblick. Lass ihn die Flucht schildern. Ich muss wissen, wie er zum Parkplatz gekommen ist. Bitte…danach kann du ihn aufwecken.“ Lara nickte und wandte sich wieder an Kilian. „Okay, Kilian. Wir machen jetzt einen Sprung. Du bist in einem Auto. Kannst du es sehen?“ „Ja… ich sitze auf dem Beifahrersitz. Sandra sitzt neben mir. Sie spricht mit mir, aber ich höre sie nicht. Ich bin so müde. Sie fährt los.“ „Siehst du wohin sie fährt?“ „Ich sehe einen Straßennamen. Ich kann sie nicht erkennen. Ich kann sie nicht lesen. Sie verschwimmen…“ „Okay Kilian, das machst du sehr gut. Ich werde jetzt bis zehn zählen. Jedes Mal wenn ich sage, atme tief ein und aus, dann tust du es. 1 … 2…3 Atme tief ein und aus!“ Kilian tat es. „4 … 5… 6…. 7 Atme tief ein und aus!“ Wieder folgte er dem Befehl. „ wenn ich bei zehn bin, öffnest du die Augen und kannst dich nicht daran erinnern, was du erzählt hast. 8 … 9 … 10!“ schloss Lara ab. Kilian öffnete die Augen und sah sich kurz irritiert um.


    Der nächste Morgen kam und Paul fuhr mit Kilian zur PAST wo sie von Kim Krüger direkt ins Büro zitiert wurden. „Frau Krüger, ich will mit Kilian ermitteln…“ kam sofort von Paul. Kim sah ihn an. „Wie stellen Sie sich das vor? Herr Winther hat sich bisher alles andere als kooperativ gezeigt und jetzt wollen Sie mit ihm Gerkhan finden? Können Sie sich an irgendwas erinnern, was uns helfen kann?“ Sie sah Kilian an und dieser sah erst zu Boden dann zu Paul. Dieser schüttelte den Kopf und senkte ihn. Kilian atmete tief ein. „Nein, aber wir sind uns sicher, dass diese Firma in der Mandy arbeitete, damit zu tun hat.“ gab Paul anstelle von Kilian zu. „Okay, und was für Beweise haben wir?“ Paul sah kurz zu Kilian und nickte dann. „Kilian war in der Firma und wurde dort niedergeschlagen. Es muss jemand in der Firma sein, der mit der Bande unter einer Decke steckt.“ Kim nickte leicht. „Ja, das ist Sandra Lohkamp, das hat Gerkhan ja schon raus gefunden. Somit ist das bereits bekannt.“ Kilian schüttelte energisch den Kopf. „Nein, es war nicht Sandra, die mich niedergeschlagen hat. Ich weiß es.“ Kim lächelte. „Und woher wollen Sie das wissen?“ Kilian sah zu Paul. „Wir haben Kilian gestern unter Hypnose gesetzt und ihn in die Vergangenheit geführt. Er weiß wo Semir ist und ich weiß es auch. Also fast.“ Kim lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Hypnose? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst oder?“ Paul sah sie erstaunt an. „Warum denn nicht? Es hat zwar nicht den gewünschten Erfolg gebracht, aber immerhin konnte er den Mann beschreiben, der ihm das Blut abgenommen hat. Er ist fett und trägt einen weißen Kittel. Seine Komplizen nennen ihn Doc.“ Stellte er fest. Kim schüttelte den Kopf. „Also das ist doch nichts sagend! Diese Beschreibung passt auf 1000 Personen und mehr.“ „Aber wir müssen doch etwas tun!“ beschwerte Paul sich. „Nehmen Sie sich noch einmal die Wohnung von dieser Sandra Lohkamp vor! Stellen Sie alles auf den Kopf und drehen es auf links!“ befahl Kim. Paul stöhnte leise auf. „Wir müssen Semir rausholen! Das haben Sie gesagt! Und ich werde mit Kilian jetzt zum Parkplatz fahren, wo er gefunden wurde. Vielleicht erinnert er sich dann wo er war!“ legte er fest und wollte gehen. „Renner!“ fauchte Kim Krüger wütend. „Ja?“ Paul sah sie etwas verunsichert an. „Viel Erfolg! Sobald Sie etwas haben, sagen Sie mir bitte Bescheid.“ Paul grinste leicht und nickte. „Danke Frau Krüger. Wir werden Sie nicht enttäuschen.“ Er verließ mit Kilian das Büro und ging in das, welches er mit Semir zusammen nutzte.

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  • Auch für Semir fing der Tag an. Als die Tür sich öffnete, zuckte er zusammen und richtete sich auf. Sandra Lohkamp kam herein und trug ein Tablett mit Frühstück zum Tisch. Semir sah zur Tür, sie war frei und er wollte einen weiteren Fluchtversuch starten, doch bevor er die Tür erreicht hatte, trat Mario ein. Er hielt eine Waffe in die Hand, die auf ihn gerichtet war. Semir hob beschwichtigend die Hand. „Nicht noch einmal! Du wirst dich jetzt ganz brav an den Tisch setzen und frühstücken. Danach wird sich der Doc um dich kümmern!“ fauchte Mario ihn an und Semir führte den Befehl aus. Der Duft des Kaffees stieg ihn in die Nase und regte seinen Hunger an. Langsam fing er an zu essen. Es war nur Brot und ein wenig Käse, doch es schmeckte ihm unglaublich gut. Der Kaffee brachte seinen Kreislauf wieder in Schwung. Als er fertig war, nahm Sandra die Sachen und verließ den Raum. Semir wandte sich an den Mann, der ihn immer noch mit der Waffe bedrohte. „Was wollen Sie noch von mir?“ fragte er. Doch bevor der Mann antworten konnte, trat Karsten Stöcker in den Raum und sah Semir grinsend an. „Guten Morgen Herr Gerkhan, schön Sie wohlauf zu sehen. Würden Sie die Freundlichkeit haben, sich auf das Bett zu legen?“ forderte er den Hauptkommissaren freundlich auf. Semir sah ihn an. „Warum?“ hakte er nach. Stöcker lächelte leicht. „Nun, Sie bekleiden eine sehr wichtige Rolle. Blutspender sind schwer zu bekommen und es gibt Blutgruppen, die dringend benötigt werden. Wir brauchen immer freiwillige Spender und Sie werden einer davon sein. Allerdings möchte ich zunächst ihre Blutgruppe bestimmen.“ Semir sah, wie Stöcker auf dem Tisch neben dem Bett sein „Werkzeug“ ausbreitete und sich an ihn wandte. „Ich muss Sie enttäuschen. Ich habe vor knapp zwei Wochen erst gespendet.“ erklärte er. Karsten Stöcker sah kurz zu Mario und lachte auf. „Sie haben ja noch mehr Blut in Ihren Adern. Noch einmal, legen Sie sich hin! Ich kann auch Mario bitten, Ihnen zu helfen.“ Semir hörte den drohenden Unterton und hatte absolut keine Lust von diesem Schläger angepackt zu werden. So führte er den Befehl nur zögerlich aus. Er dachte kurz nach. „Sie brauchen nichts feststellen zu lassen. Ich habe A-positiv.“ log er. Karsten Stöcker sah ihn erstaunt an. „Wirklich? Das ist eine sehr häufig vorkommende Blutgruppe. Da gibt es kaum Geld für. Aber ich will mich selbst davon überzeugen. Machen Sie den Arm frei!“ Nun zögerte Semir, doch Stöcker fackelte nicht lang. „MARIO!!“ brüllte er und schon kam der Schläger zu ihm. Er grinste Semir böse an. „Wenn er sich weiter weigert, darfst du ihm noch einen Finger brechen!“ erklärte Stöcker. Mario nickte, packte Semirs linke Hand und drückte den kleinen Finger heftig nach hinten. Dabei kam er auch an die bereits gebrochenen Finger und Semir schrie laut auf. Er zuckte zusammen, als Stöcker ihn die Nadel in den rechten Arm stieß und Blut abzog. „Sehr schön. Herr Gerkhan, ich gebe ihnen einen guten Rat. Lassen Sie jegliche Gegenwehr. Mario kann ziemlich hart werden und ich denke nicht, dass wir es ausreizen müssen, oder? Die Alternative wäre, dass wir Sie ans Bett binden. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Sie dies wünschen. Ich werde jetzt die Blutgruppe bestimmen und in zwei Tagen wieder zu Ihnen kommen. Bis dahin sollten Sie sich einfach damit abfinden, dass Ihre Tage gezählt sind. Wir sehen uns…“ Karsten Stöcker verließ den Raum und Mario ließ die Hand von Semir los.



    Paul und Kilian fuhren zum Parkplatz Toresberg und als Paul den Wagen zum Stehen brachte, stiegen sie aus. Kilian sah sich um. Er wirkte etwas verloren und sah Paul skeptisch an. „Hier wurde ich gefunden?“ Paul lächelte leicht. „Nach Angaben des Mannes, der dich dann wieder an der Ausfahrt abgelegt hat, ja.“ bestätigte er. Kilian nickte nachdenklich. „Ich sehe diesen Platz zum ersten Mal. Vielleicht war ich auch einfach nur fertig. Ich meine, ich hatte kaum noch Blut im Körper. War mehr tot als lebendig. Man! Ich hasse es! Verdammt nochmal ich will mich erinnern! Ich weiß doch, dass da mehr im Schädel ist!“ brüllte er los und trat gegen die Mülltonne. Paul legte ihm die Hand auf die Schulter. „Hey, beruhige dich. Das bringt uns nicht weiter. Okay, um hier her zu kommen, müsstest du aus dem aachener Raum gekommen sein. Das wäre zumindest der schnellste Weg.“ mutmaßte er. „Das ist doch Blödsinn! Klar, der Parkplatz liegt in der Nähe von Aachen, aber die können auch aus anderen Richtungen gekommen sein. Paul, ich weiß nicht, wo ich war. Ich kann mich einfach nicht erinnern.“ Kilian stöhnte auf und Paul bemerkte, dass er sehr daran zu knabbern hatte. „Okay, dann bleibt uns eigentlich nur die Firma, wo Mandy gearbeitet hat. Vielleicht finden wir da etwas heraus. Immerhin hast du ihn der Hypnose davon gesprochen, eine Mappe mit der Aufschrift „Spenderdaten“ gefunden zu haben. Was ist das für eine Firma?“ Kilian fuhr sich mit den Händen durch die leicht gelockten Haare. „Medic-Pool ist Hersteller von medizinischen Hilfsmitteln. Nadeln, Infussionsbeutel und andere Dinge, die ein Arzt oder ein Krankenhaus benötigt. Mandy arbeitet dort seit eineinhalb Jahren. Ich meine, hat dort gearbeitet. Sie war in der Forschungsabteilung, wo sie auch Sandra kennen gelernt hatte. Sie haben sich sehr gut verstanden. Die Firma wird von einem gewissen Dr. Roman Steinberg geleitet, aber der hat einen einwandfreien Leumund. Ich habe ihn mal überprüfen lassen, als Mandy mir davon erzählte, dass sie und alle anderen Kollegen zum Blutspenden müssen.“ Paul nickte nachdenklich. „Kennst du das Gebäude?“ Kilian schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Klar, ich war öfter mal im Büro von Mandy zu Besuch, aber das war es auch.

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  • Semir setzte sich auf. Schon seit Stunden war er nun allein und es schien niemand zu interessieren, dass er hier im Raum war. Er lief ein wenig herum und untersuchte den Raum zum X-ten mal. Es drang kein Geräusch von außen ein und das hieß, dass der Raum entweder sehr gut schallisoliert war oder aber tief unter der Erde lag. Er sah zum Fenster. Hier konnte er eindeutig Sonnenlicht sehen und somit konnte er die zweite Möglichkeit direkt wieder streichen. Doch die Fenster lagen außerhalb seiner Reichweite. Nicht einmal mit dem Stuhl könnte er sie erreichen und wenn, dann wäre dadurch eine Flucht nicht einmal möglich, weil Gitterstäbe zu sehen waren. Der Raum maß sicher mehr als zwei Meter und war somit höher als typische Kellerräume, obwohl Semir sich sicher war, sich hier in einem Keller zu befinden. Es gab aber auch positive Dinge. Er konnte sich frei bewegen und darüber war er sehr froh, denn solange das funktionierte, konnte er auch Fluchtversuche unternehmen. Die Aussicht, dass ihm morgen oder übermorgen zu viel Blut abgenommen wurde, gefiel ihm überhaupt nicht. Er sah Mandy wieder vor sich liegen, wie sie blass auf der Bank lag und nur wenig später im Rettungswagen verstarb, weil sie kaum Blut im Körper hatte. Kilian sagte, dass sie zwei Wochen verschwunden war. Zwei Wochen wurde ihr Blut abgenommen und als sie nutzlos war, wurde sie einfach ausgesetzt. Das gleiche war mit Kilian. Auch der junge Kollege war dem Tod näher, als dem Leben. Das war ein Ende, was er nicht für sich wollte. Er nahm sich vor, sich gegen die Blutabnahme zu wehren. Nach einigen Minuten sah er sich die Tür an. Vielleicht konnte er sie irgendwie aus den Angeln heben, doch als er seine linke Hand einsetzte, fiel ihm schmerzhaft ein, dass er sie nicht benutzen konnte. Nach dem brutalen Griff von diesem Mario, waren die Finger noch mehr angeschwollen. Eine gute halbe Stunde später saß er wieder auf seinem Bett. Er war zum Nichtstun verurteilt. Intensiv dachte er darüber nach, doch ihm fiel kein Ausweg ein. Seine Gedanken gingen zu Andrea und seinen Kindern. Ob sie wohl schon davon wussten? Hatte Paul ihr schon gesagt, in welcher Situation er wieder einmal war? Wo war Paul? Hatte er eine Spur? Wer war dieser Stöcker? Bevor der diesen Gedanken weiter nachgehen konnte, ging die Tür auf. Mario trat ein und Semir stand direkt auf. Doch der Mann schien kein Interesse an ihm zu haben, denn er suchte den Raum ab. Scheinbar vergeblich, denn nun kam er zu ihm und packte ihn an seinem T-Shirt. Semir ließ sich von Mario gegen die Wand drücken und rührte sich nicht, als Mario ihn mit der freien Hand abtastete. Dabei ging der Mann sehr ruppig mit ihm um. „Was soll das?!“ fauchte Semir ihn an, doch Mario antwortete nicht. Stattdessen wirbelte er den Polizisten herum und drückte ihn nun mit dem Gesicht an die Wand. Als Semir sich abstützen wollte, packte Mario seinen Arm und drehte ihn auf den Rücken. Er drückte ihn so hoch, das Semir vor Schmerzen aufschrie. Auch jetzt tastete Mario ihn ab. „Aaaahhhhh! Was soll das?!“ wiederholte Semir seine Frage, doch auch jetzt hielt Mario es nicht für nötig, ihm zu antworten.



    Paul und Kilian fuhren zu Medic-Pool und meldeten sich an. Dr. Roman Steinberg ließ es sich nicht nehmen, seinen Besuch abzuholen. Als er Kilian sah, zuckte er zusammen. „Herr Winther? Ich hoffe sehr, dass es ihnen gut geht. Es tut mir sehr leid, dass Frau Krüger nicht mehr unter uns weilt und ich wünsche Ihnen alle Kraft, diesen Verlust zu überwinden.“ Kilian sah zu Boden und nickte stumm. Paul hielt seinen Ausweis hoch. „Renner, Kripo Autobahn. Herr Steinberg, wir hätten da ein paar Fragen an Sie.“ Er lächelte den Mann freundlich an und Roman nickte. „Ja natürlich. Lassen Sie uns ins Büro gehen. Dort haben wir Ruhe.“ Er ging voran. Paul und Kilian schlossen sich an und saßen nur wenig später Roman Steinberg gegenüber. „Darf ich Ihnen etwas bringen lassen? Kaffee, oder Wasser?“ bot er seinem Besuch an, doch die beiden Herren lehnten ab. „Was kann ich für Sie tun? Ich erinnere mich noch, dass ich vor einigen Tagen schon einmal einen Kollegen von Ihnen hier hatte. Er hat mir die Nachricht vom Tod von Frau Krüger überbracht und ich muss wirklich sagen, dass ich sehr betrübt war. Frau Krüger war eine sehr gute Mitarbeiterin. Ich hoffe doch sehr, dass Sie in Ihren Ermittlungen weiter gekommen sind.“ Paul und Kilian wechselten einen Blick. „Herr Steinberg, mein Kollege Winther hatte ein ziemlich übles Erlebnis hier in Ihrem Haus gehabt. Er war, zugegeben nicht ganz ordnungsgemäß, im Büro von Frau Krüger und hat dort nach Hinweisen gesucht. Er hat auch etwas gefunden, wurde dann aber niedergeschlagen und verschleppt. Nach einigen Tagen, wurde er an einem Parkplatz gefunden. Halbtot, denn man hatte ihm Blut entnommen. Zu viel Blut. Genau wie bei Frau Krüger und die Fäden ziehen sich hier in Ihrer Firma zusammen.“ Roman Steinberg setzte sich gerade auf. „Bitte was? Wie kommen Sie denn darauf? Wir stellen medizinische Hilfsmittel her!“ Paul nickte. „Das ist mir bekannt und wird ja auch nicht angezweifelt. Dennoch hängt Ihre Firma im Fall drin. Warum fordern Sie von Ihrem Personal, dass alle zum Blutspenden gehen?“ Roman hob die Hände. „Also das ist nicht von mir! Ich selbst mache es auch und ich denke es ist nicht verkehrt, denn damit kann man Leben retten. Die Idee ist von meinem stillen Teilhaber ins Leben gerufen worden.“ Paul stutzte. „Stiller Teilhaber? Hat dieser stille Teilhaber auch einen Namen?“ Roman lächelte und nickte. „Natürlich. Das ist Dr. Karsten Stöcker.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Paul sah kurz zu Kilian, doch diesem schien der Name nichts zu sagen. „Und ist Dr. Stöcker auch zu sprechen?“ wandte er sich wieder an den Firmeninhaber. Dieser erwiderte den Blick freundlich. „Nun, derzeit befindet er sich im Urlaub. Soweit ich weiß, wollte er nach Neuseeland fliegen und für einige Wochen abschalten. Sehen Sie, wenn man selbstständig ist, dann ist Urlaub eine Rarität und in diesem Fall ist er für mindestens sechs Wochen weg.“ Roman stellte seine Tasse auf den Tisch. „War es das? Oder kann ich noch etwas für Sie tun?“ Paul sah kurz zu Kilian und nickte. „Ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gern mal in Ihrem Betrieb umsehen.“ Roman stand auf. „Das ist natürlich gar kein Problem. Allerdings gibt es Bereiche, die Sie nicht betreten dürfen.“ Paul stutzte. „Wieso nicht?“ Roman lachte auf. „Wir stellen, wie schon gesagt, medizinische Hilfsmittel her und da gibt es Bereiche, wo sehr hohe Hygieneanforderungen gelten. Das sind die Bereiche, die Sie nicht betreten dürfen.“ „Ah so! Ja okay, aber ich denke doch, dass man wenigstens einen Blick in diese Räume werfen darf, oder?“ Roman nickte. „Natürlich! Das ist möglich, denn die Fenster sind sehr groß. Aber ich wüsste wirklich nicht, was Sie dort entdecken wollen.“ gab Roman an und erhob sich. „Dann folgen Sie mir bitte!“ forderte er die Polizisten auf und ging zur Tür. Paul und Kilian folgten ihm in den Fahrstuhl. Ein Blick von Paul auf die Bedienungstafel zeigte sofort, dass es keinen Keller gab. „Sagen Sie, haben Sie eigentlich auch einen Keller?“ wollte er daher von Roman wissen. „Ja sicher. Es gibt einen Keller, aber er ist nicht von hier aus zu erreichen. Der Keller ist nur über den gesperrten Bereich zu betreten und daher für Sie ebenfalls nicht zugänglich. Wir lagern im Keller sehr empfindliche Gerätschaften. Die Keller sind Sperrgebiet.“ Paul sah zu Kilian. „Und wer darf in den Keller?“ „Nun, das Personal, welches Zugang zu dem Bereich hat. Dr. Karsten Stöcker ist der Chef der Abteilung und da er nicht da ist, werden wir diese Räume nicht betreten.“ Paul stutzte. „Sie haben keinen Schlüssel für diese Räume?“ warf Kilian nun ein und griff Paul damit vor. „Nein, aber ich brauche auch keinen. Sehen Sie, ich bin mehr der technisch versierte Typ. Ich kümmere mich um die technischen Geräte. Dr. Stöcker ist für den medizinischen Bereich zuständig.“ erklärte Roman.



    Semir hielt eine Weile still, doch dann reichte es ihm. Er trat nach hinten aus und traf das Schienbein von Mario. Dieser schrie auf und lockerte den Griff. Semir riss sich los, wirbelte herum und schlug mit Fäusten auf den Mann ein, der ihn eben noch den Arm verdreht hatte. Die Wut war deutlich zu spüren und er ließ sie an ihn aus. Mario schien einen Augenblick zu brauchen, doch dann ging er in den Angriff über und wollte seine Waffe ziehen. Semir sah die drohende Gefahr und mit einem geschulten Griff packet er die Hand mit der Waffe, schlug sie auf sein Bein bis Mario sie losließ. Sie schlidderte über den Boden und prallte gegen die Wand. Mit einem Faustschlag gegen das Kinn verschaffte Semir sich wieder Luft und rannte zur Waffe, doch Mario war keiner, der so schnell aufgab und packte sein linkes Bein. Semir schlug hart zu Boden. Da sein Gegner noch stand, bekam er die Kraft des Mannes zu spüren, der ihn am Bein haltend, über den Boden schleuderte, losließ und er dann mit dem Rücken gegen die Wand knallte. Er brauchte einen Augenblick um den Aufprall zu verdauen. Mario wollte sich auf ihn werfen. Mit einer schnellen Drehung rollte Semir über den Boden und kam wieder auf die Beine. Auch Mario wollte seine Waffe greifen, doch Semir trat seinem Kontrahenten einfach in die Seite. Mit einem Aufschrei krümmte sich Mario. Er schaffte es jedoch die Waffe aus Semirs Reichweite zu bringen. Er gab ihr einen Stoß und sie schlidderte durch den Türbogen auf den davor liegenden Flur. „Na warte, Freundchen! Jetzt lernst du mich kennen!“ knurrte Mario und erhob sich. Mit einem schnellen Schritt stand er ebenfalls in der Tür und atmete heftig. Er hielt sich die Rippen wo Semirs Tritt ihn getroffen hatte. Semir ging in Abwehrhaltung und sah ihn an. Er wusste, dass er schon verloren hatte, denn die Waffe war für ihn nun unerreichbar geworden, doch auch er wollte noch nicht klein beigeben. Wie eine Dampflock kam Mario auf ihn zu. Semir griff den Stuhl und hielt ihn vor sich.

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  • Nach guten zwei Stunden waren Paul und Kilian wieder in der PAST. „Dieser Steinberg ist aalglatt. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass diese Firma doch mit drin steckt. Jenny, kannst du mal diesen Karsten Stöcker durchleuchten? Ich will alles von ihm wissen.“ Die junge Beamtin nickte und machte sich an die Arbeit. Nach einer knappen Stunde kam sie in das Büro von Paul. „Also, ich habe folgende Informationen: Dr. Karsten Stöcker, geboren am 18.04.1967 in Potsdam. Er ist mit seinen Eltern 1979 nach Köln gezogen, wo er auch sein Medizinstudium abgeschlossen hat. Stöcker ist zwar Arzt der Allgemeinmedizin, hat aber nie praktiziert. Keine Vorstrafen. Seit acht Jahren ist er Witwer. Seine Frau starb nach einem Verkehrsunfall aufgrund der Tatsache, dass sie keine notwendige Bluttransfusion erhalten hat, weil die entsprechende Blutgruppe nicht vorhanden war.“ las Jenny vor. Paul sah sie an. „Welche Blutgruppe hatte sie denn?“ Jenny sah noch einmal auf die Notizen. „AB-Negativ“ gab sie von sich. Kilian setzte sich auf. „Ist die selten?“ wollte er nun wissen. „Ja, diese Blutgruppe ist nur bei 1% der Bevölkerung und noch seltener als Blutgruppe null-negativ.“ Kilian sah sie an. „Null negativ? Das ist die Blutgruppe von Mandy. Ich habe null positiv.“ Jenny lächelte leicht. „Null ist deshalb sehr begehrt, weil sie allen anderen Blutgruppen verabreicht werden kann. Ein Spender mit dieser Blutgruppe kann aber nur Null bekommen.“ erklärte Jenny sachlich. Kilian nickte. „Das erklärt, warum die an diesen Personen interessiert sind. Was hat Semir für eine Blutgruppe?“ Paul zog die Schultern hoch und sah zu Jenny. „Weißt du das?“ wollte er von ihr wissen. Jenny setzte sich an den PC und tippte etwas auf der Tastatur herum. Nur wenig später hatte sie Semirs Daten vor sich. „Oh verdammt!“ entfuhr ihr. Sie sah Paul und Kilian an. „Er hat null negativ.“ stieß sie aus. „FUCK! Damit wird die Zeit noch knapper. Wir müssen Semir finden, bevor sie ihn aussaugen!“ Kilian stöhnte leise auf und griff sich an den Kopf. „Gibt es ein Bild von diesem Stöcker?“ wollte er von Jenny wissen.



    Mario stürzte sich mit einem Urschrei auf den Polizisten und schlug den Stuhl beiseite. Der Schlag war so heftig, dass der Stuhl aus Semirs Händen fiel und er sich wieder auf seine Fäuste verlassen musste. Er hielt sie vor sich und tänzelte wie ein Boxer herum. Mario landete den ersten Schlag, den Semir noch abweisen konnte, doch dann schien der Mann vor ihm in voller Rage zu sein. Die Schläge prasselten so auf Semir ein und er wehrte sich so gut er konnte. Mario schien völlig von Sinnen zu sein. Seine Schläge kamen nicht überlegt und so schaffte Semir es, den Stuhl erneut zu packen. Als Mario dann angriff, schlug er mit dem Stuhl zu und traf Marios Kopf. Der Mann ging mit einem grunzenden Laut zu Boden. Semir warf den Stuhl zur Seite und packte ihn. Noch einmal ließ er seine Faust sprechen und verpasste Mario einen Schlag ins Gesicht. „Nicht mit mir!“ knurrte er und ließ den Mann einfach los. Dann wischte er sich über seine eigene Nase und bemerkte, dass er blutete. Auch er hatte einiges abbekommen. Doch nun konnte ihn nichts mehr halten. Er durchsuchte Mario nach einem Handy und wurde auch fündig, gerade als er es benutzen wollte, knallte es und das Handy wurde ihm aus der Hand gerissen. Erschrocken drehte Semir sich um. Sandra Lohkamp stand an der Tür und richtete eine Waffe auf ihn. Semir hob sofort die Hände. Er wich an die Wand zurück und sah sie an. Hinter ihm kam Mario gerade wieder zu sich. „Das war ein schwerer Fehler!“ erklärte er nuschelnd und packte Semir am Shirt. Nur wenig später prasselten die Faustschläge auf den Polizisten ein, der sich erst wehrte, doch dann die Hände nur noch hoch nahm und seinen Kopf gegen die Schläge zu schützen. Er ging zu Boden und wünschte endlich das Bewusstsein zu verlieren. „Das reicht!“ hörte er wie durch Watte und Mario ließ tatsächlich von ihm ab. Verschwommen sah Semir wie er und auch Sandra den Raum verließen. Nur langsam kam Semir auf die Beine. Er stöhnte leise und schaffte es nur schwerfällig bis zum Bett. Dort ließ er sich einfach nieder und krümmte sich vor Schmerzen. Er schaffte es nicht einmal sich auf das Bett zu legen, solange die Schmerzen in seinem Körper tobten. Seine Augenbraue blutete und seine Nase tat es ebenfalls. Die Unterlippe war aufgeplatzt und irgendwie gab es keine Stelle, die ihm nicht wehtat. Was sollte nun passieren? Dieser Kerl würde schnell herausfinden, dass seine Blutgruppe nicht A positiv war und sobald das passierte, war er so gut wie tot. Nach einer Weile legte er sich aufs Bett und starrte an die Decke. Er sah eine Spinne an der kleinen Lampe, die emsig ihr Netz baute. Eine Zeitlang beobachtete er das Insekt, bewunderte die filigrane Arbeit und wünschte sich so klein zu sein, wie das Tier. Dann könnte er einfach unter der Tür durch in die Freiheit und davonlaufen. Er schloss die Augen und fiel nur wenig später in einen Tiefschlaf.

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  • Die Stunden vergingen und Semir erholte sich nur langsam von der brutalen Behandlung durch Mario. Er zuckte zusammen, als er den Schlüssel im Schloss hörte und setzte sich sofort auf. Die Tür öffnete sich und Sandra trat erneut ein. Wieder trug sie ein Tablett mit Essen und stellte es auf den Tisch. „Abendessen!“ verkündete die junge Frau doch Semir war der Appetit gründlich vergangen. Auch wenn er seit dem Frühstück nichts mehr bekommen hatte, so war nach dem Schlagabtausch das Hungergefühl gestorben, doch Mario schien es nicht zu interessieren, denn er packte Semir und zog ihn zum Tisch. „Da du deinen Stuhl kaputt gemacht hast, wirst du beim Essen stehen! Los friss! Vielleicht ist es das Letzte was du bekommst!“ fauchte er ihn an. „Ich hab keinen Hunger“ Er sah Mario an. Dieser trat an ihn, packte ihn und stieß ihn gegen die Wand. Semir stöhnte auf und wollte sich befreien, doch gegen den Griff kam er nicht an. „Wenn du nicht freiwillig isst, dann werde ich es dir reinstopfen!“ drohte er, ließ los, stieß den Polizisten wieder in Richtung Tisch und Semir fing nur zögerlich an zu essen. „Warum soll ich essen? Sie wollen mich doch eh tot sehen. Gibt mir der Doc heute nicht die Ehre?“ wollte er nun verächtlich wissen. „Mach dir da mal keine Sorgen. Du wirst dir noch wünschen, dass er sich Zeit dafür lässt. Ich denke ein oder zweimal wirst du spenden können und dann wirst du Mandy folgen.“ Semir hörte den höhnischen Unterton und tat, als würde es ihm egal sein. „Warum musste sie eigentlich sterben? War sie im Weg? Oder war es wirklich nur wegen dem Blut? Was haben Sie eben bei mir gesucht? Denken Sie, dass ich einen Sender habe?“ hakte er nach. Auch jetzt antwortete Mario nicht darauf. „Was macht der Doc denn mit dem Blut? Er kann es sicher nicht so einfach verkaufen. Es gibt Vorschriften, die er einhalten muss.“ Mario lachte leise.



    „Zerbrich dir da mal nicht seinen Kopf. Er kennt Mittel und Wege, die Sachen an den Mann zu bringen. Wir verdienen nicht schlecht daran. Die Spender denken, sie tun etwas Gutes. Und auf einer witzigen Art ist es ja sogar richtig. Sie tun wirklich was Gutes. “ Semir nickte leicht. „Ja, und die, die es nicht freiwillig geben, werden von Ihnen und diesem Doc gezwungen. Die werden dann bis zum letzten Tropfen ausgesaugt. Was haben Sie eben gesucht?“ Mario zuckte mit den Schultern. „Iss und dann ist Ruhe! Du solltest dir besser Gedanken über deine Zukunft machen. Alles andere hat dich nicht zu interessieren.“ Semir aß und ahnte, das Mario ihm die Frage nicht beantworten wollte. Er wechselte das Thema. „Ich bin mir sicher, dass Ihnen schon sehr bald das Handwerk gelegt wird. Wenn nicht von mir, dann von einen meiner Kollegen. Mein Partner wird mich sicher sehr bald finden und dann Gnade Ihnen Gott.“ stieß er kauend aus. Mario lachte laut los. „Dein Partner? Dieser Blondie? Hey, ich dachte bisher immer, dass blonde Frauen blöd sind, aber es scheint auch männliche Vertreter dieses Klischees zu geben. Ich will dir mal was erzählen. Dein toller Partner hat Sandra sogar dabei geholfen, dich in ihr Auto zu packen. Sehr zuvorkommend. Ha-ha-ha-ha… die Polizei dein Freund und Helfer! Ha-ha-ha-ha…“ Semir sah den Mann verwundert an. „Was soll das heißen?“ hakte er nach. Mario beruhigte sich. „Wir haben dich in einen Koffer gepackt und ich habe Sandra damit losgeschickt, damit ich noch einige Spuren beseitigen konnte. Vor der Tür stand dein Kollege und Sandra brauchte nur ganz freundlich fragen und schon war er hin und weg. Er hat ihr den Koffer abgenommen und in den Kofferraum gelegt. Ganz Gentleman like!“ Wieder lachte Mario laut auf, doch Semir konnte dem nichts Witziges abgewinnen.



    Jenny drehte den Monitor in Kilians Richtung. „Also es gibt nur ein Bild von einer Pressekonferenz. Da ist Dr. Karsten Stöcker drauf zu sehen. Das hier ist er!“ erklärte sie und tippe auf den Bildschirm. Kilian sah hin und sprang auf. „Das ist der Mann! Das ist er! Paul, der Kerl hat mir das Blut abgenommen und er muss Mandys Mörder sein!“ stieß er aufgeregt aus. Paul sah ihn zweifelnd an. „Bist du dir vollkommen sicher?“ hakte er nach. Kilian nickte heftig. „Ja, ich bin mir sicher! Paul, wir müssen ihn unbedingt verhaften! Wir müssen sofort los!“ Paul sah zu Jenny. „Kilian, Dr. Stöcker ist nach Angaben von diesem Steinberg nicht in Deutschland. Er ist schon seit Wochen in Neuseeland und Jenny hatte das auch schon geprüft.“ Diesmal bestätigte Jenny dies. „Ja, das ist richtig. Dr. Karsten Stöcker war vor zweieinhalb Wochen in der Maschine L4713 als Passagier registriert. Bisher ist er noch nicht zurück.“ Kilian schüttelte energisch den Kopf. „Das kann nicht sein! Dieser Steinberg hängt bestimmt mit drin und deshalb lügt er! Gib mir eine Waffe und ich werde den Kerl schon dazu bringen, mir die Wahrheit zu sagen!“ forderte er und streckte seine Hand aus. Paul schüttelte den Kopf. „Du wirst gar nichts. Dr. Stöcker ist nicht in Deutschland und das können wir derzeit nicht ändern.“ „Paul, ich könnte die Hotels in Neuseeland mal checken, ob dort ein Dr. Stöcker eingecheckt hat. Dann wären wir auf jeden Fall sicher.“ schlug Jenny vor. Kilian sah sie an. „Ja! Tu das! Das ist eine gute Idee! Wenn er in keinem Hotel ist, dann muss er noch hier sein! Ich bin mir ganz sicher, dass er der Kerl ist! Das ist er!“ Paul senkte den Kopf. Sein Freund schien felsenfest davon überzeugt zu sein, dass dieser Mann der Täter war. „Jenny, weißt du eigentlich wie viele Hotels es in Neuseeland gibt? Was wenn der Mann ein Haus dort hat? Dann braucht er kein Hotel. Aber du kannst es gern versuchen. Bis dahin werden wir abwarten.“ Kilian lachte auf. „Du willst warten? Worauf denn? Willst du deinen Kollegen auf irgendeinen Parkplatz finden? Genauso wie es bei mir war? Oder wie bei Mandy? Du verurteilst deinen Kollegen mit dem Warten zum Tod! Jenny, gib mir die Adresse von diesem Kerl! Ich werde mich in seinem Haus umsehen!“ forderte er von Jenny ohne sie anzusehen. „Stöcker wohnt im Akazienweg 18 in Köln, aber ich stimme Paul zu. Wir sollten wirklich warten.“ Doch Kilian schien es nicht zu interessieren und schnappte sich seine Jacke. Er wollte gerade das Büro verlassen, als Paul ihn packte. „Du wirst gar nichts tun, Kilian. Wir werden morgen noch einmal zur Firma fahren und Steinberg verhören. Bis dahin können wir auch den Durchsuchungsbeschluss erwirken. Okay?“ Wieder sah Kilian ihn an und löste sich mit einer harschen Bewegung aus Pauls Griff. „Und wenn es dann schon zu spät ist? Was, wenn dein Kollege schon tot ist? Was, wenn sie ihn schon erledigt haben?“ „Das wird es nicht. Kilian, bitte vertrau mir. Wir werden morgen in die Firma fahren und dann klären wir das. Jetzt ist es eh zu spät. Ich muss noch zu Andrea. Sie wartet auf Informationen.“ gab Paul von sich. Kilian hatte sich beruhigt und nickte leicht. „Also gut, dann fahren wir jetzt zu ihr. Ich werde im Wagen auf dich warten.“ stimmte er zu.

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  • Andrea stand am Fenster im Wohnzimmer und sah in den Garten. Sie sah auf die Uhr. Es war schon fast 20 Uhr und noch immer hatte sie weder von Paul noch von Krüger etwas gehört. Sie wurde nervös und fragte sich, warum Semir immer in so ausweglose Situationen geraten musste. Warum konnte es nicht ein ganz normaler Fall sein? Autodiebe oder Falschparker? Warum musste es immer so ausarten und warum konnte er nicht einfach nach der Arbeit nach Hause kommen, wie Millionen andere Männer auch? Die Türklingel riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie zusammen zucken. „Ich geh schon!“ rief Dana und kam die Treppe runter. Auch das Mädchen machte sich große Sorgen um ihren Vater. „Paul! Hast du was Neues von Papa?“ hörte sie Dana sagen und ging sofort zur Tür. Sie sah den Partner ihres Mannes fragend an. Doch als Paul seinen Kopf senkte, ahnte sie schon, dass es keine guten Nachrichten gab. „Du hast ihn noch nicht gefunden, oder?“ fragte sie leise. „Leider nein. Wir haben keine Spur. Aber ich bin mir sicher, dass ich ihn sehr bald finden werde.“ Andrea nickte leicht. „Die Frage ist nur in welchem Zustand. Paul, ich habe Angst, dass es diesmal zu spät sein wird.“ Paul stieß hörbar Atem aus. „Andrea, ich tue was ich kann. Ich werde morgen mit Kilian einer Spur nachgehen. Kilian glaubt, den Mann, der ihn gefangen gehalten hat, erkannt zu haben. Das Problem ist nur, dass dieser Mann seit gut zwei Wochen nicht in Deutschland ist und so eigentlich aus dem Verdächtigenkreis rausfällt. Kilian ist sich aber sicher, dass er es war.“ Andrea sah ihn an. „Wirklich? Wo ist Kilian denn?“ hakte sie nach. Paul wies nach draußen. „Er sitzt noch im Auto. Wollte einfach nicht reinkommen. Seit der Sache ist er ziemlich durch.“ Dana stutzte. „Wie kann denn jemand, der nicht in Deutschland ist, daran schuld sein, dass Papa verschwunden ist?“ wollte sie wissen. Bevor Paul antworten konnte, hörte er einen Motor aufheulen. „Verdammt! Das ist mein Auto!“ stieß er aus und rannte zur Tür. Er sah gerade noch die Rücklichter seines Dienstwagens. „Fuck! Kilian, dieser verdammte Idiot!“ Der junge Polizist ging ein Stück den Weg runter und drehte wieder um. „Oooohhhh!“ fauchte er wütend, während er das Handy zückte und Kilian anrief, doch sein Freund meldete sich nicht. Paul steckte das Handy ein und ging wieder zu Andrea zurück. „Ich brauch dein Auto, Andrea! Ich muss Kilian abhalten, Dummheiten zu machen!“ Andrea nickte und reichte ihm den Autoschlüssel ihrer kleinen Familienkutsche und nur wenig später raste Paul davon.



    Paul raste durch die Straßen. Er ahnte wohin Kilian wollte und hatte die Adresse auch im Kopf. Er hoffte inständig, vor Kilian an der Adresse anzukommen, doch als er die Straße erreicht hatte, sah er seinen Wagen schon am Straßenrand stehen. Paul parkte direkt dahinter und stieg aus. Kilian war nicht mehr im Wagen und als er sich suchend umsah, ertönte auf einmal ein schriller Alarm. „FUCK!“ stieß Paul aus. Kilian schien tatsächlich versucht zu haben, in das Haus einzudringen und hatte die Alarmanlage ausgelöst. Er rannte zum Gebäude und stieß vor dem Gartentor mit Kilian zusammen. „Sag mal, geht es noch? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“ fauchte er seinen Freund an, doch bevor Kilian antworten konnte, hörte er Sirenengeheul von den Kollegen der Stadtwache. Er griff an seinen Gürtel und nahm seine Handschellen. Dann sah er Kilian an. „Keine Fragen! Gib mir deine Hände!“ forderte er seinen Freund auf, der diesen Befehl ausführte. Paul ließ die Handschellen zuschnappen und als die Kollegen ankamen, brachte er Kilian zum Wagen. Er stieß ihn sanft gegen das Fahrzeug und tastete ihn ab. „Ich weiß wirklich nicht, warum ich dir helfe, aber am besten sagst du jetzt gar nichts!“ Der Kollege der Stadtwache kam zu ihnen! „Guten Abend! Was machen Sie da?“ wollte er wissen und Paul zeigte ihm seinen Ausweis. „Hauptkommissar Renner! Ich war zufällig in der Gegend und konnte diesen Langfinger dingfest machen, als er versuchte ins Haus zu gehen.“ Der Kollege prüfte den Ausweis kurz und nickte leicht. „Okay, sollen wir den Kerl direkt mitnehmen?“ Paul schüttelte den Kopf. „Er ist ein Tatverdächtiger in einem unserer Fälle. Ich werde ihn persönlich zu unserem Revier fahren, aber danke für die Unterstützung. Am besten schauen Sie mal nach, ob die Fenster noch alle sicher sind. Nicht das der Besitzer zurück kommt und im leeren Wohnzimmer steht.“ „Wissen Sie, mit welchem Wagen der Kerl hier ist?“ Paul schüttelte den Kopf. „Das wird er uns sicher auch nicht verraten, oder Huben?“ Er stieß Kilian an und dieser ging nun auf dieses Gespräch ein. „Ich bin zu Fuß!“ Paul sah in das verdutzte Gesicht seines Kollegen. „Sie kennen ihn?“ Paul nickte. „Das ist Markus Huben. Er wird wegen Diebstahl gesucht. An der Autobahn sind einige Fahrzeuge geknackt worden, während die Besitzer sich die Füße vertraten oder aber im Restaurant saßen. Er hat sie ausgeräumt. Eine Überwachungskamera hat ihn dabei gefilmt, deshalb wissen wir, dass er der Täter ist.“ Der Kollege der Stadtwache lachte leise. „Tja, wärst mal bei den Autos geblieben. Die Häuser in dieser Gegend sind gegen Gesindel wie dich, sehr gut gesichert. Sie kommen klar, Renner?“ Paul nickte und stieß Kilian in seinen Dienstwagen.

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  • Paul nahm, nachdem er ein Stück gefahren war, die Handschellen wieder ab. Anschließend fuhr er mit Kilian zu sich nach Hause. Als sie im Wohnzimmer waren, sah er ihn an. „Sag mal, bist du eigentlich total bescheuert? Ich reiße mir den Arsch auf, um dich in die Ermittlungen einzubinden und du machst nur Scheiße! Wie soll ich meinen Kollegen finden, wenn ich Kindermädchen für dich spielen muss, weil du dich in Gefahr bringst! Denkst du ich habe nicht andere Sorgen, als dich aus dem Dreck zu ziehen?“ schrie er Kilian wütend an. „Entschuldige mal. Du weißt, wo der Täter sitzt und unternimmst nichts!“ verteidigte Kilian sich. „Ich? Ich unternehme nichts? Wie sollte ich denn? Du hinderst mich doch daran! Ich muss Babysitter für dich spielen! Ich weiß, dass dich der Tod von Mandy mitnimmt, aber damit hast du keinen Freifahrtschein! Ich bin der ermittelnde Beamte und nicht du! Für mich steht das Leben von Semir auf dem Spiel! Kapierst du das? Was denkst du, wird jetzt durch deine dämliche Aktion passieren? Stöcker wird informiert werden, wenn er nicht irgendeine App hat, wo er diese Kameras eh aufrufen kann! Vielleicht ist das Einbruchsicherungssystem so, dass sein Handy Alarm schlägt! Mensch, der Kerl ist doch nicht dämlich! Und wenn er wirklich damit drin hängt, dann wird er sich Semir vom Hals schaffen! Wo soll ich ihn denn dann suchen? Du verdammter Idiot!“ schrie Paul weiter. Kilian setzte sich auf die Couch und sah ihn an. „Ich wollte doch nur helfen. Du musst das doch verstehen. Ich will den Mörder von Mandy haben! Ich will diesen Kerl hinter Gitter sehen, weil er mich fast umgebracht hat! Ich will verhindern, dass er noch mehr Menschen umbringt!“ Paul nickte wütend. „Ja, du willst! Du willst! Immer nur du! Ich verrate dir jetzt mal eine tolle Neuigkeit! Es geht nicht um dich! Es geht darum, Semir vor diesem Kerl zu bewahren! Und das geht nicht, wenn ich auf dich aufpassen muss! Und damit das nicht noch einmal passiert, werde ich dich unter Arrest stellen!“ legte Paul fest. Kilian sprang auf. „Das kannst du nicht machen! Ich weiß, dass es scheiße war, aber ich lasse mich nicht kaltstellen! Außerdem bist du doch schuld, dass dein Kollege in dieser Lage ist!“ widersprach er sofort. Paul sah ihn an. „Das mein Lieber, ist mir im Augenblick scheißegal. Du wirst heute Nacht hier im Gästezimmer pennen! Und das mit meinem Kollegen, musst du mir nicht unter die Nase reiben!“ legte er fest. Kilian stand auf und wollte ins Zimmer gehen. „Warte! Ich komme mit!“ gab Paul von sich und ging hinter ihm her. „Paul, ich entschuldige mich. Bitte, versteh mich doch. Ich will einfach nur diesen Kerl hinter Gitter sehen. Ich dachte wirklich, dass ich…“ versuchte Kilian erneut, setzte sich aufs Bett und reichte Paul die Hand. Doch dieser nahm seine Handschellen und ließ die Schelle um Kilians Handgelenk schnappen. Das andere Ende machte er am Bett fest. Kilian sah ihn erstaunt an. „Was soll das?“ hakte er nach. „Ich will sicher gehen, dass du nicht in der Nacht abhaust. Gute Nacht! Ich muss Andreas Auto noch holen.“ Er verließ das Zimmer und schloss die Tür ab. „PAUL! Das kannst du doch nicht machen! Mach mich sofort wieder los! PAUL!!“ schrie Kilian seinem Freund hinterher, doch der ignorierte es gekonnt.



    Sandra kam gegen zehn wieder aus dem Zimmer von Karsten Stöcker und rannte in die Dusche. Mario saß im Sessel und sah seine Freundin kalt an. Auch jetzt hatte er wieder an der Tür gelauscht und wieder hatte er sie schreien hören. Scheinbar amüsierte sie sich bei diesem Kerl köstlich. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals bei ihm so geschrien hätte. Mario atmete tief durch. Er war eifersüchtig. Er war wirklich eifersüchtig. Sandra hatte schon Recht, ihm tat es weh zu wissen, dass sein Boss sich an seine Freundin vergnügte. Als sie aus der Dusche kam und ins Schlafzimmer ging, folgte er ihr. „Hast du wieder Spaß gehabt?“ Sandra wandte ihm den Rücken zu und er sah, wie sie sich anspannte. „Ich habe dich gehört. Du hast ganz schön geschrien. Er muss ein Ass im Bett sein.“ Langsam drehte Sandra sich um und Mario zuckte zusammen. Sie hatte Bissspuren an der Brust und einige Hämatome am ganzen Körper. „Deshalb hab ich geschrien. Er hat sie mir fast abgebissen. Mario, er verletzt mich absichtlich und findet es noch witzig. Schon beim ersten Mal, hat er mich gequält. Das geht weit über die Strafe hinaus. Das kann nicht dein Wille sein, Mario! Du sagst doch, dass du mich liebst und lässt es zu, dass er mich so behandelt? Wie tief geht deine Liebe denn? Hilf mir, bitte! Ich kann das nicht mehr!“ Sie fing an zu weinen und Mario nahm sie in den Arm. „Ich kann dir hier nicht helfen. Aber ich weiß, dass es bald vorbei ist. Du wirst es vielleicht noch zweimal machen müssen, dann hast du die Strafe überstanden.“ Er nahm ihren Kopf und zwang sie ihn anzusehen. „Wir werden danach für immer zusammen sein. Ich verspreche es dir. Du musst nur durchhalten, okay? Und wenn das alles vorbei ist, fahren wir in Urlaub. Nur wir beide.“ Sandra schluchzte und nickte dann. „Es ist so grausam. Ich habe Angst vor ihm. Bitte hilf mir, bitte!“ Mario drückte sie an sich und strich ihr sanft über den Rücken. „Ich werde mit ihm reden, okay? Lass uns schlafen gehen.“ Sanft küsste er ihren Nacken und Sandra spürte die Sehnsucht nach diesem Mann, aber sie wusste auch, dass er sich ihr, solange sie die Strafe nicht hinter sich hatte, nicht nähern würde. „Gib mir fünf Minuten, dann bin ich soweit.“ bat sie und löste sich von ihm.

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  • Paul brachte das Auto zu Andrea zurück und ließ sich dann von ihr zu seinem Wagen fahren. „Ich kann Kilian sehr gut verstehen. Ich wäre sicher auch so vorgegangen. Bist du sicher, dass dieser Typ wirklich nicht in Deutschland ist? Ich meine, wenn ihr die Firma durchsucht, ist es doch sicher schnell festzustellen, oder?“ Paul sah sie kurz an. „Andrea, ich verstehe ihn auch. Aber durch seine Aktion hat er Semir noch mehr in Gefahr gebracht. Die Kollegen werden Stöcker sicher informieren und wenn er wirklich mit Semirs Verschwinden zu tun hat, dann wird er den unbequemen Zeugen nun aus dem Weg räumen. Und ich muss dir sicher nicht sagen, wie das aussieht oder?“ Andrea schüttelte den Kopf. „Willst du morgen den Durchsuchungsbeschluss erwirken?“ Paul nickte leicht. „Ich werde es auf jeden Fall versuchen. Hoffe nur, dass ich nicht diese Schrankmann als Ansprechpartner bei der Staatsanwaltschaft habe.“ stöhnte er leise auf. Andrea sah ihn kurz an. „Du weißt doch wohl, dass ich ihre Sekretärin bin. Ich kann dich beruhigen, Schrankmann ist für die nächsten zwei Wochen nicht in der Stadt. Sie hat einige Dinge in Hamburg zu erledigen. Der Stellvertreter ist Dr. Harmsen und das ist ein sehr netter Mensch. Lass mich nur machen. Du kannst dir den Beschluss morgen um elf abholen.“ versprach sie. Paul lächelte sie an. „Ich werde ihn dir zurück bringen. Ich hoffe nur, dass ich nicht zu spät komme.“ gab er zu bedenken. Andrea hielt vor Pauls Wagen an und er verabschiedete sich von ihr. Bevor er jedoch ausstieg, hielt sie ihn fest. „Paul, ich glaube fest an dich. Ich weiß, dass du es schaffst. Bring ihn mir zurück und diesen Kerl, der dafür verantwortlich ist, hinter Gitter.“ Paul schluckte schwer und stieg aus. Nur wenig später fuhr er selbst nach Hause. Als er bei sich in der Wohnung war, war alles ruhig. Er schloss die Tür zum Gästezimmer auf und sah Kilian auf dem Bett liegen. Er schien tief und fest zu schlafen. Leise trat er an das Bett und überprüfte die Handschellen. Sie saßen nicht sehr fest, doch es reichte, um seinen Freund von Dummheiten abzuhalten. Er verließ den Raum wieder und schloss die Tür. Er selbst legte sich in sein Wohnzimmer, welches auch sein Schlafzimmer war. Mit wenigen Griffen zog er die Couch auseinander und erhielt ein 2m breites Bett. Er zog sich aus und setzte sich auf die Bettkante. Seine Gedanken gingen zu Semir. Was musste sein Kollege wohl gerade durchstehen? Hatte man ihm schon Blut abgenommen? War er vielleicht schon tot? Nein! Du wirst ihn finden! Und er wird leben! Das hast du Andrea versprochen, mahnte er sich selbst. Er legte sich hin, doch der erholsame Schlaf wollte sich nicht einstellen.



    Semir wachte auf, als die Tür heftig gegen die Wand schlug. Bevor er jedoch wach war, wurde er gepackt und gegen die Wand gedrückt. Ein harter Schlag in der Magengegend, ließ ihn aufschreien. Er sah in das wutverzerrte Gesicht von Karsten Stöcker. „Deine verdammten Kollegen sind in mein Haus eingedrungen! Das ist schon schlimm genug, aber das du mich angelogen hast, ist der Gipfel!“ Semir hob abwehrend die Hände. Die Schmerzen im Magen ließen nur langsam nach. „Ich verstehe nicht.“ stieß er mühsam aus. „Ach nein? Ich habe die Überwachungsbilder meiner Alarmanlage vom Haus gesehen. Es war Winther, der sich illegaler Weise Zutritt verschaffen wollte! Und du hast Blutgruppe Null negativ! Zwei Fehler, die du jetzt bezahlen wirst!“ Stöcker packte Semirs Shirt und wirbelte ihn herum. Er stieß ihn so heftig in Richtung Tür, dass Semir zu Boden ging, als er ihn losließ. Semir landete direkt am Ausgang und jetzt war er hellwach. Er raffte sich auf und rannte diesmal nach rechts. Tatsächlich kam er sogar bis zu einer Treppe, die nach oben führte, doch hier standen zwei Männer, die muskelbepackt an einer weiteren Tür standen und die Arme verschränkt hatten. „Bleib Stehen!“ schrie Stöcker hinter ihm und das richtete die Aufmerksamkeit der beiden lebenden Schränke auf ihn. Semir blieb wie angewurzelt stehen und sah sich gehetzt um. Von hinten kam Stöcker und vor ihm stand diese Mauer aus Muskelmasse mit vermutlich wenig Hirn. Die Männer lösten sich und kamen nun auf ihn zu. Semir wusste, dass er schon verloren hatte, doch so einfach wollte er nicht aufgeben. Er griff die Männer an und konnte sogar einige gute Schläge anbringen, doch sein Glück verließ ihn, als auch Mario sich in den Kampf einmischte. Er packte Semir und würgte ihn von hinten. Dieser griff sofort den Arm und wollte sich so Luft verschaffen und diesen Augenblick nutzte einer der Schläger. Er ließ seine Faust in Semirs Bauch versinken und der Hauptkommissar stieß einen heiseren Schrei aus. Er wollte sich krümmen, doch Mario hielt ihn eisern fest. Nun hatte auch Stöcker die Gruppe erreicht und Semir sah ihn an. „Lass ihn los! Er soll sich ruhig noch einmal austoben.“ lachte er und Mario führte den Befehl aus. Semir ging kurz zu Boden und schnellte an die Wand, um wenigstens nicht mehr von hinten angegriffen zu werden. Sein Atem ging schwer und voller Angst sah er die Gruppe der Männer an und wusste dass es nun vorbei war.

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  • Paul weckte Kilian gegen sieben und sie frühstückten gemeinsam. Kilian sprach am Tisch kein Wort und auch auf der Fahrt zur PAST schwieg er eisern. „Wir werden um elf den Durchsuchungsbeschluss abholen und dann zu Medic-Pool fahren. Diesmal werden wir eine ganze Mannschaft mitnehmen und auch den gesperrten Bereich durchsuchen.“ erklärte Paul, doch auch jetzt schwieg sein Freund und sah nur aus dem Fenster. Paul nickte. „Du scheinst etwas wütend zu sein.“ stellte er fest. Kilian stieß verächtlich Luft aus. „Wie kommst du denn darauf? Ich fand es unglaublich bequem am Bett gefesselt zu sein! Verdammt nochmal! Ich war im Keller auch angebunden! An Armen und Beinen! Weißt du wie es ist, wenn man sich nicht bewegen kann? Weißt du wie hilflos man sich fühlt? Man ist allem ausgeliefert! Was wäre gewesen, wenn Feuer ausgebrochen wäre? Ich hätte sterben können, weil du mich wie einen räudigen Hund angekettet hast!“ brüllte Kilian. Paul sah ihn kurz an. „Was soll das denn heißen? Wenn du dich nicht so benommen hättest, dann wäre es gar nicht erst soweit gekommen. Und welchen Keller meinst du?“ hakte er nach. Kilian erwiderte seinen Blick. „In dem Keller, wo dieser Scheißkerl mir das Blut abgenommen hat, welchen Keller denn sonst?“ gab er etwas gleichgültig zurück und sah wieder aus dem Fenster. „Das heißt, du weißt wo du warst? Du hast dich daran erinnert und sagst es mir nicht?“ Wieder wandte Kilian den Kopf zu Paul. „Was soll das denn heißen? Es war ein Keller ja, aber ich weiß nicht wo. Aber ich erinnere mich, dass der Raum extrem hoch war für einen Keller.“ stellte er fest. „Hoch? Wie meinst du das?“ fragte Paul nun nach. „Der Raum, also dieser Keller wo ich war, der war bestimmt 2,5 m hoch. Das ist nicht typisch für einen Keller.“ erinnerte sich Kilian. „Okay, das war sehr gut. Jetzt müssten wir nur überprüfen, ob die Keller bei Medic Pool so hoch sind! Wir fahren sofort hin!“ Paul wendete und legte eine saubere 180iger hin. Kilian hielt sich erschrocken am Haltegriff fest. „Was ist mit dem Durchsuchungsbeschluss?“ Paul sah ihn an. „Scheiß drauf! Wenn dieser Steinberg wirklich kein Dreck am Stecken hat, dann wird er uns in den Keller lassen.“ Nur wenig später kamen sie in der Firma an und gingen ohne sich anzumelden zu Roman Steinberg, der erschrocken aufsah, als Paul die Tür aufriss und rein stürmte. „Was soll das denn werden?“ fauchte er und griff zum Telefon. „Einen Augenblick! Bevor Sie jetzt die Sicherheitsleute rufen, hören Sie mich kurz an. Es geht um Leben und Tod!“ stieß Paul aus. Tatsächlich zog Steinberg seine Hand zurück. Nur wenig später wurde er von Paul über das Anliegen informiert. „Sie wissen schon, was Sie da sagen oder? Das sind absolut haltlose Anschuldigungen gegen Herr Dr. Karsten Stöcker!“ protestierte er. Paul nickte. „Wenn Sie nichts zu verbergen haben, dann können Sie uns ja in den Keller bringen. Wir werden nichts berühren. Wir wollen einfach nur die Räume sehen.“ Nach einer kurzen Bedenkzeit stimmte Steinberg zu.



    Mario ging auf Semir zu, der sich in eine Ecke drückte. „Denkst du, dass du gewinnen kannst? Du zögerst es doch nur raus! Lass es und komm!“ forderte er den Hauptkommissar auf. „Wenn ihr fertig seid, bringt ihn direkt rüber!“ warf Stöcker ein und nun griffen auch die beiden Männer ein. Sie packten Semir jeweils an einem Arm und zerrten ihn aus der Ecke. Semir wehrte sich gegen den Griff und stemmte sich mit den Füßen gegen den Boden, als sie ihn vorwärts zerrten. „Lasst mich los!“ schrie er und versuchte nun durch Tritte sich aus dem Griff zu befreien, doch die Männer wichen geschickt aus und zerrten ihn weiter. „Er ist ganz schön störrisch!“ lachte einer der Männer, doch Karsten Stöcker sah ihn nur an. „Ja, aber nicht mehr lange, glaub mir. Sobald er einmal angezapft wurde, wird er friedlich sein, wie ein Lamm.“ Er ging voraus und als sie im Raum waren, wies er auf die kleine Liege. „Rauf mit ihm!“ forderte er. Die Männer hoben Semir hoch und zwangen ihn auf die Liege. Wieder bäumte dieser sich auf und ließ sich nur schwer bändigen, doch irgendwann lag er und wurde von den Männern an den Gelenken gehalten. Einer der Männer hielten seine Arme und der andere die Beine fest. Mario packte seine rechte Hand. Er legte sie auf die Armstütze, die den Arm gestreckt hielt und band sie am Handgelenk fest. Nun trat auch Stöcker an die Liege und sah ihn grinsend an. Semir atmete heftig ein und aus. Er hielt dem Blick des Arztes stand. „Sie werden damit nicht durchkommen!“ Karsten Stöcker lachte leise. „Oh, das sehe ich anders. Sehen Sie, ich bin in der Branche sehr hoch gelobt. Ich verschaffe den Krankenhäusern seltene Blutgruppen. Ich bin ein Samariter, wenn Sie wollen. Sie sind in der glücklichen Lage, Menschen zu retten. Mit ein bisschen Blut, welches Sie immer produzieren. Wissen Sie, was das Problem ist. Manche Menschen haben seltene Blutgruppen, aber sie trennen sich nur sehr ungern von dem Lebenssaft. Die Menschen wissen, dass die Blutbanken Engpässe gerade bei den seltenen Blutgruppen haben, aber es interessiert sie nicht. Sie sagen sich, solange ich nicht in einem Unfall verwickelt bin, brauche ich kein Blut spenden. Aber wenn sie dann in einer solchen Lage sind, dann sind sie am Jammern, dass man ihnen nicht hilft. Das ist doch wirklich ungerecht, oder?“ erklärte der Arzt sachlich. „Und Sie glauben wirklich, dass Sie mit Ihrer verbrecherischen Art an Blutkonserven zu kommen, das ändern?“ Semir versuchte erneut die Beine zu lösen, doch der Mann hielt ihn eisern fest. Der Arzt drehte sich um und der Polizist sah, dass er ein Band zum Abbinden in die Hand nahm. Die Zeit wurde verdammt eng. Nur Sekunden danach, spürte er das Band, welches sich fest um seinen Oberarm schlug. Wieder versuchte er sich zu befreien. Und gerade als der Arzt versuchte, ihm die Nadel in den Arm zu stechen, schaffte er es, sein linkes Bein frei zu bekommen. Er riss es hoch und trat den Arzt gegen den Kopf. Karsten Stöcker ließ die Spritze fallen und ging zu Boden. Doch genauso schnell wie Semir sein Bein befreit hatte, war es auch wieder von dem Mann festgehalten. Dennoch spürte Semir Genugtuung, denn als Stöcker sich wieder an ihm wandte, sah er, dass die Nase blutete. „Du verdammter Bastard!“ fauchte Karsten Stöcker und schlug Semir die Faust ins Gesicht. Semirs Kopf flog auf die Seite und für einen Augenblick sah er Sterne. „Das hat dir gar nichts eingebracht! Und jetzt ganz locker lassen!“ hörte er Stöckers Stimme wie durch Watte, dennoch spannte er die Muskeln so an, dass es unmöglich war, die Nadel zu versenken. Die Hoffnung jedoch, dass der verbrecherische Arzt sein Vorhaben aufgab, war nur Wunschdenken. Er winkte Mario ran, der sofort die Hand um Semirs Hals legte und erbarmungslos zudrückte. Semir bäumte sich auf und fing an zu röcheln. Die Augen traten aus den Augenhöhlen hervor und er wandte sich. „Locker die Muskeln oder er bringt dich um!“ warnte Stöcker ihn. Semir spürte wie die Luft immer knapper wurde und er in die Bewusstlosigkeit abzudriften drohte. Er löste seine Anspannung und Mario lockerte den Griff am Hals. Gierig zog er Luft ein und spürte im gleichen Augenblick, wie die Nadel in seine Haut drang.

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  • Paul und Kilian wurden unterdessen von Roman Steinberg in den Keller gebracht. Dieser bestand aus mehreren Gängen, die sehr verwinkelt waren. „Also das hier ist das Schmuckstück. Das gesamte Gelände ist unterkellert. Das heißt der Keller ist größer als das Erdgeschoss. Dies ist damals so gemacht worden, weil man eben sehr viel Lagerraum benötigte. Ich weiß zwar nicht, was Sie hier hoffen zu finden, aber sehen Sie sich ruhig um. Allerdings bitte ich Sie, nichts von den Geräten, die in den Regalen liegen anzufassen.“ mahnte er die beiden Polizisten. Paul und Kilian wechselten einen Blick und nickten beide. „Würden Sie mir einen der Räume einmal zeigen? Ich denke damit wäre ich schon zufrieden.“ bat Paul und Steinberg öffnete die nächste Tür. Dahinter lag ein leerer Kellerraum, der keine 2 m maß. „Wie hoch sind die Kellerräume?“ fragte Kilian nach. „Also da müsste ich in den Bauplan schauen, aber ich glaube, sie sind alle gleich hoch.“ war die Antwort. „Die Räume, die nicht unter dem Haus sind, können wir da auch hin?“ hakte Paul nun nach und wieder nickte Steinberg. „Es wird ein kleiner Spaziergang, aber das kriegen wir auch hin. Ich bin mir aber sicher, dass Sie auch dort nichts beanstanden oder finden werden.“ Sie gingen durch mehrere Gänge und kamen an einer Eisentür. „Hier ist die Trennung von den Räumen, die unter dem Gebäude sind. Wenn wir hier durchgehen, stehen wir quasi im Garten.“ lächelte Steinberg stolz und schloss die Tür auf. Tatsächlich ging es hier ebenerdig weiter und keiner der Räume, die die Polizisten besichtigten, entsprachen der Beschreibung von Kilian. Paul, wie auch Kilian waren leicht geknickt, denn sie hatten hier eindeutig feststellen können, dass Kilian in keinen dieser Räume festgehalten worden war. Nur wenig später saßen sie wieder bei Steinberg im Büro. „Hat Dr. Karsten Stöcker noch mehr Unterkünfte in Düsseldorf und Umgebung?“ Steinberg schüttelte den Kopf. „Nein, aber Sie könnten mir einmal erklären, warum Sie Dr. Stöcker so extrem belasten.“ schlug er vor. Paul erklärte es ihm und Steinberg fing laut an zu lachen. „Ich weiß nicht was daran witzig ist!“ knurrte Kilian. „Entschuldigen Sie, aber diese Verdächtigungen sind einfach lächerlich! Dr. Stöcker verkauft doch kein Blut! Das ist totaler Schwachsinn!“



    Semir lag auf der Liege und harrte der Dinge. Seit knappen zehn Minuten wurde ihm nun schon Blut abgezapft und es schien, als würde dieser Arzt es nicht aufhören wollen. Er fühlte sich müde und wollte schlafen, doch gleichzeitig fror er und hatte großen Durst. Er zitterte und spürte eine große Unruhe in sich. Dann endlich kam der Arzt. „So, das sollte fürs erste reichen. Du wirst jetzt in dein Zimmer gebracht und verhältst dich absolut ruhig, ist das klar?“ Semir nickte nur zögerlich. „Durst…bitte…mir ist kalt…“ sagte er mit kläglichem Ton. Dr. Stöcker nickte. „Wird alles gleich erledigt. Hey, stell dich nicht so an. Es war lediglich ein halber Liter! Das wird dich schon nicht umhauen.“ Er grinste breit und sah Semir höhnisch an. Nur wenig später zog er die Nadel raus und drückte einen Tupfer auf die kleine Wunde. Nach einigen Augenblicken wurde ihm ein Pflaster drauf gepackt, welches fest angezogen wurde. „So und die nächste Spende wird in der kommenden Woche fällig. Bis dahin solltest du dich einiger Maßen erholt haben.“ Semir schloss die Augen. Nur wenig später kamen wieder die Männer in den Raum und hoben ihn, nachdem sie ihn von den Gurten befreit hatten, hoch und brachten ihn in den Keller. Dort wurde er auf das Bett gelegt und schloss die Augen. Er fühlte sich unglaublich müde und schlapp. Wenn er jetzt einen Kampf gegen eine Fliege gemacht hätte, wäre die Fliege der eindeutige Gewinner gewesen. Er blieb daher einfach nur liegen und harrte der Dinge. Als er eine halbe Stunde allein war, öffnete sich die Tür erneut. Mario und Sandra traten ein. Sandra kam an sein Bett und hielt ihm eine Coke hin. „Trinken Sie! Das wird den Kreislauf wieder auf Trab bringen“ forderte sie ihn auf und Semir tat es. Die Cola war nicht kalt, doch es war egal. Hauptsache flüssig. Als er die 0,5 l Flasche geleert hatte, gab es noch einen Kaffee und etwas zu essen. Doch Semirs Zustand besserte sich nicht sofort. Mario und Sandra verließen den Raum wieder, doch diesmal ließen sie ihm drei der Flaschen mit der braunen Brause da und so konnte er sich bedienen, wann immer er wollte. Als er wieder allein war, zog er die Decke vom Bett und wickelte sich ein, doch wärmer wurde ihm nicht. Er zitterte immer stärker und wusste genau woher es kam. Der Blutverlust war zu groß und das war ja kein Wunder, er hatte in sehr kurzen Abständen große Blutabnahmen gehabt. Erst beim roten Kreuz und jetzt hier. Er legte sich hin und war in wenigen Augenblicken eingeschlafen.

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  • Roman Steinberg dachte nach. „Und was die Grundstücke angeht, also mir würde da nichts einfallen, aber da kann Ihnen sicher das Katasteramt was zu sagen. Ich meine, die haben da sicher den Durchblick.“ Paul sah zu Kilian. „Was für Kontakte hat Herr Stöcker denn? Können Sie die irgendwie einsehen?“ Steinberg schüttelte den Kopf. „Nein, ich nicht, aber ich kann ihn ja mal fragen. Er dürfte in drei Tagen wieder hier sein. Das war auf jeden Fall die Nachricht, die ich heute beim Frühstück erhalten habe.“ „Sie haben Nachricht von Herrn Stöcker? Könnten Sie mir seine Telefonnummer geben? Ich könnte ihn dann ja telefonisch befragen.“ bat Paul. Roman nickte und schrieb die Handynummer auf. Paul und Kilian verabschiedeten sich und verließen Medic-Pool. „Was machen wir denn jetzt?“ fragte Kilian, als sie im Wagen saßen. „Ganz einfach, ich werde das Handy von Stöcker überwachen und orten lassen. Jenny wird im Katasteramt nachfragen, ob und welche Grundstücke auf Stöcker eingetragen sind.“ Kilian sah nachdenklich aus dem Fenster. „Was ist?“ wollte Paul wissen, als er bemerkte, dass sein Freund den Gedanken nach hing. „Ich weiß nicht, irgendwie gefällt es mir überhaupt nicht. Der einzige Händler für Blut ist das deutsche rote Kreuz, die haben doch eine Blutbank und ich glaube, die müssten uns auch sagen, wer ihre Kunden sind, oder woher sie das Blut haben.“ Paul sah seinen Freund an. „Stimmt! Dann werden wir jetzt mal das Rote Kreuz besuchen!“ legte er fest und fuhr zur nächsten Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Roten Kreuz. Nachdem sie den Grund ihres Besuches angegeben hatten, mussten sie auf einen Ansprechpartner warten. Eine Frau Mitte 30 tat auf sie zu. „Veronika Lahmers, was kann ich für die Polizei tun?“ lächelte sie Kilian freundlich an. „Paul Renner, das ist mein Kollegen Kilian Winther. Frau Lahmers, wir würden gern mit Ihnen über Blutkonserven sprechen. Dabei geht es uns vor allem um den An- und Verkauf von solchen. Sind Sie da der richtige Ansprechpartner?“ Veronika Lahmers nickte. „Ja, das bin ich. Lassen Sie uns doch in mein Büro gehen, da sind wir dann ungestört.“ Paul und Kilian waren einverstanden und folgten der Frau in die erste Etage.



    Veronika bot den Männern Platz an, als sie das Büro erreicht hatten. „So, wie kann ich Ihnen helfen?“ Paul Renner sah sie ernst an. „Ich würde gern wissen, wie man Blutkonserven als Privatperson verkaufen kann.“ Veronika lachte laut auf. „Das geht nicht! Ich meine, wir können nicht jeden erlauben, Blut abzunehmen und dann zu verkaufen. Da gibt es strenge Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Das Blut muss untersucht werden, ob ansteckende Krankheiten übertragen werden könnten. AIDS zum Beispiel aber auch Hepatitis B. Das geht nicht so einfach.“ erklärte sie. „Und wenn diese Person das alles weiß und die Blutkonserven korrekt sind?“ warf Kilian Winther ein. Veronika zog die Augenbrauen zusammen. „Also um das zu machen, müsste man schon Arzt sein und die verdienen nun wirklich genug. Die brauchen so ein Nebeneinkommen nicht. Aber gut, ich kann es Ihnen erklären. Wir, also das rote Kreuz verkauft das Blut, welches bei den Blutspenden gesammelt wird. Leider lässt die Spenderbereitschaft immer mehr nach. Gerade bei seltenen Blutgruppen ist es sehr bedauerlich und die Blutbanken haben große Probleme.“ „Das ist uns bekannt. Ich möchte Ihnen von einem Fall erzählen, den wir gerade bearbeiten. Mein Kollege hier wurde vor kurzem entführt und man hat bei ihm eine Blutabnahme vollzogen. Dabei wurde ihm mehr Blut abgenommen, als gesund war. Ein zweiter Kollege befindet sich noch in der Gewalt dieser Person. Wir wissen, dass diese Person mit dem Blut handelt und ich bin mir sicher, dass er einen Weg findet.“ Veronika wurde nachdenklich. „Sie haben doch sicher einen Verdächtigen oder? Einen Namen?“ Paul sah zu Kilian. „Natürlich gibt es Verdächtige, aber wir dürfen Ihnen aus ermittlungstechnischen und auch datenschutzrechtlichen Gründen den Namen nicht nennen.“ antwortete er. „Das ist richtig, nur wie soll ich Ihnen dann helfen. Wir kaufen nur sehr selten Blut dazu. Aber wenn es möglich ist, so an begehrte Blutgruppen zu kommen, dann sind die Händler mit Namen im Computer verzeichnet.“ Paul stutzte. „Sie sagten doch, dass Sie nur die Blutspenden verkaufen. Sie widersprechen sich da ein wenig!“ Veronika lächelte immer noch. „Herr Renner, ich möchte Ihnen gern helfen, aber das geht nur, wenn ich wenigstens einen Namen habe.“ gab sie freundlich von sich. „Dr. Karsten Stöcker!“ warf Kilian ein und erntete von Paul einen bösen Blick.

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  • Veronika sah Kilian an. „Dr. Karsten Stöcker? Der Name ist mir nicht ganz unbekannt. Ich kenne ihn von einigen Blutspenden, wo er die ärztliche Betreuung der Spender übernommen hat. Ein sehr zuvorkommender Mann. Was soll er bitte mit diesem Verbrechen zu tun haben?“ Paul lächelte leicht. „Das wissen wir nicht und deshalb sind wir ja hier. Ist es möglich, dass Dr. Stöcker Blutkonserven eigenständig verkauft?“ Veronika zog die Schultern hoch. „Also so einfach ist es nicht. Wir sammeln das gespendete Blut und dann wird es in unserer Blutbank gelagert. Dort wird das Blut be- bzw. verarbeitet. Sehen Sie, es gibt nur wirklich sehr selten Vollblutspenden, die dann auch so übertragen werden. Wenn das Blut dann konserviert ist, wird es in der Blutbank gelagert, bis die Krankenhäuser es bei uns bestellen. Unser Logistikzentrum sorgt dann für die Auslieferung. Die Kostenrechnung geht über die Landesverwaltung des roten Kreuzes. Sie sehen, es würde schwer sein, eigene Blutkonserven zu verkaufen. Eigentlich würde ich es sogar als unmöglich bezeichnen.“ behauptete Veronika. Paul nickte nachdenklich. „Und wenn er es doch machen würde? Was ist mit privaten Kliniken?“ „Das ist absolut unmöglich. Auch die privaten Kliniken müssen sich an die Vorschriften halten. Blut bekommt man nur an der Blutbank. Tut mir leid, aber ich kann Ihnen scheinbar nicht weiterhelfen.“ Paul sah kurz zu Kilian und dann wieder zu Veronika. „Spielen wir doch mal mit dem Gedanken, dass das Blut ins Ausland verkauft wird. Wie sieht es da aus?“ Sie atmete tief ein. „Da haben wir leider keinen Einblick, aber ich behaupte dennoch, dass es sehr schwer ist.“ erklärte sie. Paul dachte kurz nach. „Und wenn man seine eigene Blutbank hat?“ warf Kilian nun ein. Jetzt lachte Veronika auf. „Eine eigene Blutbank? Das ist absolut unmöglich! Die Vorschriften für eine solche Bank sind erschreckend hoch. Das kann doch nicht jeder so einfach machen.“ Kilian sah sie nur an. „Nicht in Deutschland, das ist gut möglich, aber im Ausland werden diese Dinge sicher nicht so streng gehandhabt.“ Nun zog die Frau scharf Luft ein. „Das ist leider wahr. Aber das kann man nicht ändern. Ich weiß aber, dass die Krankenhäuser in Deutschland auch nur Blut von der deutschen Blutbank verwenden, da dies dem Standard der höchsten Sicherheit für den Empfänger entspricht.“ Paul sah sie an. „Wie prüfen Sie die Händler, die Ihnen seltene Blutgruppen verkaufen wollen?“ Veronika dachte kurz nach. „Nun, wir stellen den Kontakt her und prüfen dann das Blut. Aber wie schon gesagt, ist es sehr selten, dass wir zukaufen. Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss noch ein wichtiges Telefonat führen.“ bat sie die Männer und verabschiedete sich freundlich.



    Der Tag ging zu Ende und für Sandra fing ein weiteres Martyrium an. Sie musste sich wieder Stöcker hingeben. Auch diesmal dauerte das "Liebespiel" über eine Stunde. Wieder folgte das Ritual, dass sie duschte und dann weinte. Doch dann entschloss sie sich dazu, ab sofort nur noch das zu tun, was sie wollte. Und das hieß, sie musste von hier verschwinden. Sie musste aus diesem Teufelskreis. Sie war sich im Klaren darüber, dass es auch hieß, sich von Mario zu trennen. Mario, der Mann den sie liebte, der Mann der sie beschützte … der Mann, der sie dazu brachte mit anderen Männern zu schlafen … der Mann, der sie schlug, wenn sie nicht parierte und der Mann, der sie zwang mit dem Boss zu schlafen. Sie verzog das Gesicht, als sie sich die negativen Aspekte in Gedanken aufzählte. Wer war Mario eigentlich? Ihr Freund? Nein, er war lediglich ihr Zuhälter. Sie hatte die Schnauze voll von diesem Leben. Sie wollte nicht mehr mit jedem schlafen, sie wollte nicht geschlagen werden, nicht eingesperrt werden. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen und dazu musste sie endlich einen Schlussstrich unter diesem, ihrem Leben ziehen. Doch sie wusste auch, dass es Risiken barg, sich von Mario zu lösen. Der Mann würde sie jagen und töten, wenn er sie fand. Also musste sie dafür sorgen, dass er nicht mehr die Gelegenheit bekam und das hieß, sie müsste dafür sorgen, dass er hinter Gittern kommt. Eigentlich konnte nur der Bulle im Keller helfen. Ja, das war es! Sie musste den Mann aus dem Keller holen und dann konnte er sie beschützen! Er konnte sie als Kronzeugin einsetzen. Ein neuer Name, ein neuer Job, ein neues Leben! Sie lächelte leicht, als sie ihren Entschluss fasste. Jetzt würde sie es in die Hand nehmen, ein neuer Mensch zu werden. Heute Nacht würde sie den Polizisten befreien und mit ihm verschwinden. Heute Nacht würde sie frei sein.

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  • Als sie im Fahrzeug saßen, griff Paul zum Handy und rief Jenny an. „Jenny, überprüfe bitte mal folgende Handynummern: 0163-6448783! Ich will wissen wo sich der Nutzer aufhält! Außerdem soll Hartmut mal ein Bewegungsprofil erstellen!“ „Alles klar. Mache ich sofort. Habt ihr etwas Neues erfahren?“ wollte die junge Kollegin wissen. „Nichts was uns hilft. Wir kommen gleich rein, sorge du bitte dafür, dass du die Infos von dem Netzbetreiber bekommst. Uns läuft die Zeit davon!“ mahnte Paul und beendete das Gespräch. Er sah Kilian an und dieser erwiderte den Blick. „Hoffst du wirklich, dass du den Typen orten kannst? Wenn er wirklich so intelligent ist, dann wird er das Handy sicher nicht nutzen.“ Paul grinste leicht. „Glaub mir, Hartmut wird das regeln. Wir fahren direkt hin und ich wette mit dir, dass er uns genau sagen kann, wo dieser Stöcker sich befindet. Ich denke mittlerweile auch nicht mehr, dass er in Neuseeland ist.“ Kilian lächelte leicht. „Warum?“ wollte er dann wissen. „Ich weiß nicht, ehrlich gesagt. Es ist ein dumpfes Gefühl. Wenn es sich gleich wirklich rausstellt, dass Stöcker in Deutschland ist, dann werde ich mich bei dir entschuldigen. Aber jetzt ist es wichtig, dass wir Semir finden.“ Kilian nickte. „Schon gut, ich habe mich ja auch nicht gerade besonders klug verhalten.“ Paul lenkte den Wagen durch die Stadt und fuhr zur PAST. Nur wenig später saßen sie Hartmut gegenüber. „Hast du das Bewegungsprofil schon erstellt?“ Hartmut sah sie an. „Ich bin dabei. Also ganz klar ist, der Kerl ist tatsächlich in Neuseeland. Zumindest sagt es das Handy.“ Kilian und Paul sahen sich an. „Das kann nicht sein! Das geht nicht! Der Kerl war es! Wirklich! Ich bin doch nicht verrückt!“ fauchte Kilian. Paul sah zweifelnd zu Hartmut. „ist es wirklich sicher, dass der Nutzer in Neuseeland ist?“ „Laut dem Provider ja. Aber es fehlt noch das Bewegungsprofil. Das dauert aber. Es ist ja gut möglich, dass er eine Weiterleitung installiert hat. Dann könnte er in Neuseeland angezeigt werden, ist aber eigentlich doch nicht dort. Um das heraus zu finden, brauche ich aber auf jeden Fall mehr Zeit.“ Paul nickte. „Okay, tu was du kannst Hartmut, aber tu es schnell!“ bat er den Techniker.



    Semir wachte erst am frühen Abend auf. Er setzte sich auf und spürte sofort den Schwindel, dennoch zwang er sich, sitzen zu bleiben. Er atmete einige Male tief durch und sah sich um. Auf dem Tisch stand ein Tablett. Er sah auf seine Uhr. Es war fast 18 Uhr und das hieß er hatte den ganzen Tag geschlafen. Dennoch fühlte er sich müde und ihm war immer noch kalt. Nur langsam, wie ein uralter Mann, ging er zum Tisch und setzte sich. Auf dem Teller lagen rote Beete und Pellkartoffeln außerdem ein Stück Leber. Neben dem Teller lagen zwei Bananen. Semir nahm die Gabel und fing an zu essen. Er war kein Freund von roter Bete, doch er wusste, dass sie die Blutbildung anregen sollte. Als er jedoch ein Stück der Leber abschnitt, bemerkte er, dass diese vom Schwein war und ließ sie liegen. Kartoffeln, rote Beete und auch die Bananen verdrückte er. Wieder nahm er eine der Colaflaschen und trank sie in einem Zug leer. So gestärkt, saß er noch eine Weile auf dem Stuhl und versuchte die Müdigkeit zu bekämpfen, doch das war nicht so einfach. So schleppte er sich wieder zum Bett und legte sich hin. Er überlegte, wie er hier verschwinden konnte. Allerdings gestand er sich auch ein, in diesem Zustand sicher nicht ohne Hilfe fliehen zu können. Er müsste nur hier aus diesem Raum kommen. Draußen standen sicher Autos und kurzschließen sollte auch kein Problem für ihn sein, doch die Tür ließ sich derzeit nicht öffnen. Vielleicht schaffte er es ja auch, an ein Handy zu kommen. Dann könnte er Paul informieren und der würde ihn dann befreien. Ja, das war doch die Idee. Er musste ein Handy in die Finger bekommen, doch wie sollte er es anstellen? Darüber kannst du dir den Kopf zerbrechen, wenn du ein wenig geschlafen hast. Du musst zu Kräften kommen, mahnte er sich selbst und schlief nur wenig später ein.

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  • Während Hartmut sich mit der Handynummer von Stöcker beschäftigte, fuhren Paul und Kilian zur PAST um Kim Krüger auf dem Laufenden zu bringen. Sie sah sofort auf, als die beiden Kollegen eintraten. „Gibt es etwas Neues?“ wollte sie sofort wissen. „Ja, aber nichts Positives. Hartmut hat die Handynummer geprüft. Stöcker befindet sich eindeutig in Neuseeland. Das heißt dann auch, dass er es nicht sein kann, der Kilian das Blut abgenommen hat.“ Kim senkte den Blick und stöhnte auf. „Dann stehen wir wieder am Anfang.“ Kilian schüttelte den Kopf. „Nein! Es gibt noch eine Spur, die wir noch gar nicht in Betracht gezogen haben. Die Wohnung von Mario Haufe! Er und Sandra waren zwar gemeinsam in Ehrenfeld gemeldet, wo Semir verschwunden ist, aber Haufe hat auch eine eigene Wohnung. Dort, wo er seine Nutten erzieht und einreiten lässt.“ Sofort sah Kim ihn an. „Warum kommen Sie erst jetzt damit?“ fauchte sie wütend. „Es ist mir nicht relevant genug gewesen.“ Paul stöhnte auf. „Nicht relevant? Kilian, das ist sehr wohl relevant! Wo ist die Wohnung? Weißt du das?“ Kilian nickte. „Im Neandertaler Bruch. Das ist ein Randbezirk von Düsseldorf, wo ich nicht leben möchte. In dem Viertel findet man alles Drogenhändler, Zuhälter und sonstigen Abschaum. Wer dort wohnt, ist eigentlich schon am Ende.“ Kim sah zu Paul. Dieser wandte sich wieder an Kilian. „Wie lautet die Straße? Und nun lass dir nicht jede Information aus der Nase ziehen!“ ging es bei Paul weiter, der immer wütender auf seinen Freund wurde. „Das ist am Mühlenacker 197. Ein Mehrfamilienhaus, welches Haufe gehört. Er ist der einzige der dort noch wohnt, weil das Haus einsturzgefährdet ist.“ Paul sah zu Kim und diese nickte. „Wir werden mit dem SEK direkt hinfahren!“ legte sie fest. „Bis die da sind, könnte es zu spät sein!“ stieß Paul aus. „Wollen Sie es im Alleingang machen?“ Paul sah zu Kilian. „Ich fahre mit Kilian hin. Zum einen ist es ja nicht klar, dass es wirklich der Ort ist, wo Semir sich aufhält und zum anderen will ich niemanden nervös machen. Bitte Frau Krüger, lassen Sie uns erst einmal nachschauen.“ Paul legte seinen Kopf schief und sah seine Vorgesetzte flehend an. „Also gut, sehen Sie sich um und sollte es eine heiße Spur sein, dann informieren Sie mich umgehend!“ Paul nickte und verließ mit Kilian das Revier.



    Als sie vor dem Haus ankamen, wurden sie enttäuscht. Das Haus schien vollkommen verlassen und war bereits an der Rückseite eingestürzt. „Also hier werden wir nichts finden.“ stieß Paul aus. Kilian sah ihn an. „Lass uns doch wenigstens mal rein gehen und nachsehen. Ich meine, vielleicht finden wir einen Hinweis auf den Aufenthalt. Du kannst doch nicht schon aufgeben!“ beschwor er Paul und dieser sah ihn an. „Das Haus stürzt ein! Guck es dir doch mal an! Wo soll man da jemanden festhalten?“ Kilian zog seine Augenbrauen zusammen. „Das ist mir klar, aber dennoch könnten wir Hinweise finden! Mario und dieser Stöcker! Sie stecken unter einer Decke!“ Paul nickte. Kilian hatte schon Recht, ein Blick in die Ruine konnte nicht schaden. „Also gut, aber wir werden keine Treppen rauf oder runter gehen. Ich habe absolut keinen Bock verschüttet zu werden.“ Kilian lachte verächtlich auf. „Wir müssen alles durchsehen, denn Hinweise können auch im Keller versteckt sein, aber gut. Dann gehe ich eben das Risiko ein.“ Er ging los und Paul rannte hinterher. Nach gut zwei Stunden waren sie mit dem Haus durch. Leider war auch hier das Ergebnis niederschmetternd. Kein Hinweis wo Semir sich aufhalten konnte, keine Information wo Stöcker war und auch über Mario wurde nichts gefunden. Das Haus schien nur auf den Einsturz zu warten. Paul griff zum Handy und rief Kim Krüger an, um ihr das niederschmetternde Ergebnis mitzuteilen. „Okay, danke.“ sagte sie nur, doch in diesen beiden Worten lag viel Enttäuschung. Paul sah Kilian an. „Kilian, bitte versuch dich noch einmal zu erinnern. Irgendwas musst du doch noch wissen! Irgendetwas, das uns hilf! Bitte!“ flehte er seinen Freund an. Er sah auf die Uhr. Es war schon fast Mitternacht.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Sandra wartete bis Mario tief und fest schlief und schlug dann die Decke zur Seite. Sie stand auf, nahm ihr Handy und ging zur Tür. Noch einmal sah sie zu Mario, doch dieser bekam nichts mit. Sie verließ das Zimmer und sah auf den langen Flur. Auch hier war alles ruhig. Leise schlich sie die Treppe ins Erdgeschoss runter und achtete darauf, dass die Treppen nicht zu laut knarrten. Sie nahm einen Schlüssel von der kleinen Kommode, die auf dem unteren Flur stand und der zur der Tür des Raumes passte, in dem der Polizist gefangen gehalten wurde. Als sie im Keller war, sah sie sich auch hier um. Auch hier war niemand und so schloss sie die Tür auf, trat ein und machte Licht. Der Polizist lag gekrümmt auf dem Bett und schien zu schlafen, doch als sie näher kam, sah sie, dass er wach war. Er hatte seine Arme um den Oberkörper geschlungen und zitterte extrem. Als sie ihn berührte, zuckte er zusammen und sah sie mit glasig wirkenden Augen an. „Ganz ruhig, ich will Ihnen helfen. Ich kann Sie hier rausbringen. Vertrauen Sie mir, bitte.“ „Kalt…mir ist so kalt…“ gab der Mann von sich. „Ich weiß, aber wenn wir erst einmal hier raus sind, dann kann man Ihnen helfen. Kommen Sie...“ Sandra war sehr erstaunt. Die Stimme des Polizisten, von dem sie sich die Rettung erhofft hatte, klang schwach. Er war mehr ein Häufchen Elend, als die starke Hand des Gesetzes. Dennoch war er ihre Chance. „Kommen Sie, wir müssen uns beeilen. Ich will diesen fetten Kerl nicht neben mir haben. Ich sage gegen ihn aus, wenn Sie mich beschützen.“ „Ich bin derzeit überhaupt nicht in der Lage, jemanden zu schützen. Ich bin müde, mir ist kalt und ich will schlafen.“ erklärte der Polizist. „Das ist mir klar und es ist auch verständlich, aber wenn Sie hier bleiben, dann werden Sie nicht mehr lange leben. Bitte helfen Sie mir…bitte! Wenn wir erst einmal auf der Straße sind, können Sie doch ein Auto anhalten.“ Nun sah der Mann sie an. Er schien wacher zu werden und auch agiler. „Haben Sie ein Handy?“ Sandra nickte. „Ja, aber das bringt Ihnen hier unten nichts. Sie haben hier keinen Empfang.“ Langsam schälte sich der Mann aus der Decke und setzte sich auf die Bettkannte. „Dann sollten wir gehen.“ lächelte er und stand vollends auf. Sicher wäre er zusammen gebrochen, wenn Sandra nicht zugegriffen hätte. Sie stützte ihn und ging mit ihm nach oben.



    Enttäuscht fuhren Paul und Kilian wieder zur PAST. Doch auf den Weg dahin klingelte Pauls Handy. Ein Blick auf das Display zeigte ihm, dass Hartmut am anderen Ende war. „Hartmut? Hast du was herausgefunden?“ wollte er sofort wissen, als er sich meldete. „Ja. Aber besser ihr kommt direkt her!“ bat der Techniker. „Wir sind schon unterwegs!“ Paul trat das Pedal durch und raste durch die nächtlichen Straßen. Er brauchte für die Fahrt weniger als zehn Minuten. „Was hast du herausgefunden?“ „Das Kilian Recht hat. Stöcker ist nicht in Neuseeland. Ich bin zwar noch nicht dahinter gekommen, wie er es macht, aber das Handysignal geht über mehrere Breitengrade.“ fing Hartmut an und ging zum Monitor. „Kommt, ich zeige euch, was ich meine!“ Paul und Kilian gingen zu ihm. „Also, das erste Signal habe ich ja in Neuseeland ermittelt, aber und jetzt wird es sehr interessant, denn es ist nicht das einzige Signal. Ich habe mit Hilfe eines Programmes, was ich mit entwickelt habe, herausgefunden, dass das eigentliche Signal sich hier befindet. Also in Deutschland und zwar im Großraum Köln.“ Paul sah ihn an. „Semir ist in Köln?“ Hartmut stutzte. „Ich weiß nicht ob Semir sich in Köln befindet, aber der Benutzer der Handynummer tut es. Und zwar hier!“ Hartmut ging zu der Wand mit der Karte von Köln und zog einen Kreis um einen Außenbezirk, in dem sich auch der Köln-Bonner-Flughafen befand. „Das ist ein verdammt großes Gebiet! Kannst du das nicht noch mehr eingrenzen?“ Paul warf Hartmut einen Blick zu. „Leider nein. Ich habe schon alles versucht, aber es geht wirklich nicht.“ „Hartmut, ich muss Semir finden! Sein Leben ist in großer Gefahr und besonders jetzt nachdem Kilian in das Haus von Stöcker gedrungen ist!“ Hartmuts Blick wanderte zu Kilian. „Was haben Sie gemacht?“ Kilian senkte seinen Kopf. „Das zu erklären ist wirklich zeitraubend. Okay, wie groß ist das Gebiet genau?“ Hartmut lachte auf. „Der Köln-Bonner-Flughafen hat eine Größe von…“ „Hartmut! Ich meine nicht den Flughafen! Ich meine das gesamte Gebiet, in dem sich dieser Stöcker aufhalten kann!“ „Der Flughafen allein hat 10.000 km² und dazu kommt dann noch das Umland in dem dieser Stöcker auch sein kann.“ stellte Hartmut sachlich fest. Paul stöhnte leise auf.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir stützte sich auf Sandra und schaffte es, mit ihrer Hilfe den Raum zu verlassen. Sie verschloss den Raum und steckte den Schlüssel in die Tasche. „Geben Sie mir Ihr Handy!“ forderte er sie auf und Sandra folgte dem Befehl. Semir sah auf das Display und konnte sich, genau wie von Sandra angemerkt, überzeugen, dass er hier kein Empfang hatte. Er steckte das Handy in die Tasche und ging zur Treppe. Mit Sandras Hilfe schaffte er die ersten Stufen, doch dann spürte er wieder, wie schwach er eigentlich war. „Kommen Sie, es sind doch nur wenige Stufen!“ „Ich kann nicht mehr…ich habe keine Kraft…“ stöhnte er leise. „Ich helfe Ihnen! Reißen Sie sich zusammen! Wollen Sie denn wirklich sterben?“ fragte sie nach, umschlang ihn und stützte ihn dann erneut. Semir riss sich zusammen und versuchte sich nicht allzu sehr, auf der Frau zu stützen. Nach einer für ihn extremen Anstrengung, hatten sie endlich die letzte Stufe erreicht. Er lehnte sich gegen das Geländer. „Geben Sie mir eine Minute. Ich muss mich ausruhen…“ bat er, doch Sandra schüttelte den Kopf. „Dafür haben wir keine Zeit! Wir müssen weiter! Sie können sich später ausruhen!“ widersprach sie ihm. „Aber ich will jetzt erst einmal sehen, ob die Luft rein ist. Warten Sie hier!“ hängte sie an und öffnete die Tür. Als sie sich davon überzeugt hatte, wandte sie sich wieder an Semir. „Okay, es ist frei!“ Semir reichte ihr die Hand und wurde von ihr zur Tür gezogen. Dann standen sie auf dem Flur im Erdgeschoss und Sandra wies auf die große Tür. „Da geht es raus.“ Semir nickte. „Was ist mit Wachen?“ wollte er von ihr wissen und sie lächelte leicht. „Wir haben keine Wachen draußen. Mario hat dieses Haus vor gut vier Jahren gekauft und hat hier schon einige Mädchen abgerichtet.“ erklärte sie. „Sind wir in Köln?“ hakte Semir nach und Sandra nickte. „Ja, in der Nähe vom Flughafen. Daher ist es auch kein Problem. Wir sind in einem sogenannten Randgebiet. Extrem laut, aber genau deshalb hat Mario es gekauft. Die Mädchen können hier schreien so viel sie wollen. Niemand hört sie.“ Sie gingen an der Küche vorbei und Sandra legte den Schlüssel wieder auf die Kommode. Semir warf einen kurzen Blick in den dunklen Raum. Es schien wirklich alles ruhig zu sein. „Okay, ich schau mal, ob die Tür verschlossen ist.“ sagte sie. Semir lehnte sich gegen die Wand und schloss nur kurz die Augen. Er sah wie Sandra an die Haustür ging und den Griff drückte. Tatsächlich ging sie auf und sie wandte sich wieder an Semir. „Okay, kommen Sie!“ rief sie ihm leise zu und als er die ersten Schritte machte, sah er in ihr Gesicht. Sie starrte erschrocken auf etwas, das hinter ihm passierte. Semir drehte sich langsam um und erstarrte.



    „Das heißt das Gebiet ist extrem groß und wir brauchen eine Hundertschaft, um Semir zu finden?“ Hartmut stimmte Paul stumm zu. „Und wenn wir uns auf den Weg machen, und das Gelände absuchen?“ warf Kilian an. „Dort sind etliche Firmen untergebracht, Forstbetriebe, Landwirtschaft. Dort sind Sperrgebiete. Wie wollen Sie das denn bewältigen? Bis Sie da durch sind, ist mindestens eine Woche vergangen! Das bringt überhaupt nichts. Das einzige was ich versuchen könnte, wäre, wenn der Kerl telefoniert, den Standort auf 50 km einzugrenzen.“ schlug der Techniker nun vor. Paul sah ihn an. „Das heißt, wenn ich mit ihm telefonieren würde, dann könntest du das Gebiet eingrenzen?“ mutmaßte er. „Ja klar!“ bestätigte Hartmut. „Okay, womit könnten wir ihn locken? Ich wüsste nicht, was ich ihm anbieten könnte.“ Paul ging auf und ab. Kilian lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. „Ich weiß es. Ich werde mich anbieten. Er will mein Blut haben und wenn ich damit die Chance habe, deinen Partner zu retten, dann werde ich es tun.“ bot er an. „Das kommt überhaupt nicht in Frage! Das werden wir nicht tun! Du bist ganz sicher noch nicht in der Lage, dich gegen diese Typen zu wehren!“ Kilian stellte sich gerade hin und atmete tief ein. „Aber es ist die letzte Chance für deinen Partner. Wenn man ihm schon Blut abgenommen hat – und davon kannst du ausgehen – dann kämpft er vermutlich schon um sein Leben! Willst du ihn verlieren? Willst du ihn aufgeben?“ Paul drehte sich zu ihn um. „Das will ich nicht! Aber ich weiß, dass so eine Aktion von der Krüger sicher nicht genehmigt werden wird!“ brüllte er Kilian an. „Dann machen wir es ohne ihre Zustimmung. Paul, es ist die einzige Möglichkeit, an ihn ranzukommen.“ „Da muss ich ihm leider Recht geben. Ich meine, wir könnten ihn ja verkabeln. Da gibt es schon so kleine Sender, die gar nicht mehr auffallen. Ein Knopf an der Jacke reicht schon!“ mischte sich auch Hartmut ein.

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