Ausflug mit Hindernissen

  • „Okay, habt ihr alles?“ Auf Pauls Frage hin blickten Ayda und ihre kleine Schwester Lilli an sich herab und nickten. „Ich denke, wir haben alles. Mama hat unseren Rucksack ja gepackt und ich habe sogar nochmals kontrolliert“, antwortete Ayda und Paul lächelte. „Ja, da kann nichts mehr schiefgehen“, grinste er und hing sich seinen Rucksack um und nahm Lilli bei der Hand. „Also, zum Bahnhof haben wir nicht weit, du bleibst schön an meiner Seite, Ayda?“ Die Angesprochene hob eine Augenbraue. „Ich bitte dich, Paul. Ich bin kein kleines Kind mehr“, erwiderte sie pikiert und lief voraus, worauf Paul lächelnd die Augen verdrehte und mit Lilli an der Hand hinterherlief.
    „Wohin fahren wir denn genau, Onkel Paul?“, fragte Lilli, als sie den Bürgersteig entlangliefen in Richtung des Busbahnhofes.
    „In den Siegener Wald. Meine Tante ging oft dorthin mit mir. Und ihr wolltet doch wandern gehen und Geister jagen!“
    Lillis Gesicht erhellte sich. „Dort gibt’s Geister?“, fragte sie neugierig und Paul nickte. „Ganz viele. Und als Tochter des besten Polizisten, wirst du sie sicher alle finden!“ Lilli nickte begeistert. „Klar! Ich finde sie alle!“, gab sie mehr als selbstsicher an und Paul stupste ihr auf die Nase. „Siehst du, da brauch ich mir gar keine Angst zu haben!“
    „Sehen wir dort Tiere?“, fragte nun Ayda neugierig und Paul dachte kurz nach. „Also Rehe und kleine Häschen habe ich bestimmt schon gesehen!“, antwortete er und Ayda lächelte nun ebenfalls begeistert.
    „Was meinst du, was Mama und Papa nun an ihrem freien Tag machen?“, fragte Lilli ihre große Schwester und Paul zog es vor nicht zu antworten.
    Semir war nämlich ihm gegenüber ziemlich direkt gewesen, wofür Andrea und er den freien, insbesondere kinderfreien, Tag nutzen wollten. Er hatte Paul gebeten, auf die zwei Kleinen aufzupassen. Dana hätte einen Weg gefunden, den Tag zu nutzen und hätte sich sowieso nicht bereit erklärt, mitzukommen.
    „Ich denke, Spaß haben“, antwortete Ayda und Paul wusste, dass das Mädchen nun nicht dasselbe dachte, wie er.
    „Ach so! Aber wir werden dafür mit Onkel Paul Spaß haben!“
    Innerlich war Paul gerührt, wie sehr sich Semirs Kinder schon an ihn gewohnt haben. Natürlich kam ihm zugute, selbst eine Nichte in dem Alter der Kleinen zu haben, aber die Entscheidung, ob man gemocht wurde oder nicht, lag immer bei den Anderen.
    „Klar werden wir das Lilli! Mama und Papa werden sich noch ärgern, nicht mit uns gegangen zu sein!“
    Während Paul daran dachte, dass dies nicht der Fall sein würde, hörte er jemand nach ihm rufen und drehte sich um.
    Er sah eine junge Frau, Mitte Zwanzig, auf ihn zukommen. Er erkannte den zugepiercten, brillentragenden Nerd sofort.


    Hartmuts neue Assistentin Johanna, von allen „Joshi“ genannt, Schimke. Sie hatte vor einem Monat angefangen und hatte sich bereits gut ins Team eingegliedert. Ihre lebenslustige, sonnige Art war sofort ansteckend und ihre Professionalität war durchaus beeindruckend. Wenn sie die Prüfungen bestanden hatte, würde sie fest als Hartmuts Assistentin eingestellt werden.
    In ihrer Begleitung war ein Junge in Lillis Alter und die Beiden sahen ebenfalls so aus, als hätten sie einen langen Ausflug vor sich.
    „Hey Joshi“, begrüßte Hartmut sie und sie umarmten sich kurz, „wer ist denn der kleine Mann an deiner Seite!“
    Joshi blickte auf den blonden Jungen mit eisblauen Augen und nickte auf Paul. „Magst du dich gleich selbst vorstellen?“ Er nickte schüchtern. „I-Ich heiße Benedict…“, murmelte er und Paul kniete sich, noch immer mit Lilli an der Hand, zu ihm hinunter. „Hey Benedict. Freut mich dich kennenzulernen. Ich heiße Paul, das ist Lilli und die Große da ist Ayda.“, stellte er seine Gruppe vor und Lilli schüttelte Benedict sogar die Hand. „Ist das dein Sohn? Papa hat nichts davon erzählt“, murmelte Ayda zu Johanna und diese lächelte. „Anscheinend hat dein Papa schon vieles von mir erzählt. Nein, das ist mein Patenkind, also der Sohn meiner besten Freundin.“, erklärte Johanna und Ayda nickte verstanden.
    „Wo verschlägt es euch denn hin?“, fragte Paul und Johanna lächelte. „Siegener Wald. Ich bin ja in Siegen aufgewachsen und mein Kleiner hier wollte mal sehen, wo seine Patentante immer spielen gegangen ist.“
    „Da gehen wir auch hin!“, sagte Lilli begeistert und Paul nickte zustimmend. „Geht ihr auch auf den Reisebus? Dann können wir zusammen hin!“
    „Klar, was meinst du Benedict. Dann hast du Spielkameraden!“ Noch immer schüchtern, nickte Benedict und Paul klatschte in die Hände. „Dann steht das fest!“ Ayda ging zu Johanna. „Darf ich Benedict an die Hand nehmen?“, fragte sie artig und der Junge versteckte sich hinter seiner Patentante. „Ben…Ayda möchte dich begleiten und kennenlernen. Du brauchst keine Angst zu haben. Sie ist Semirs Tochter. Erinnerst du dich? Der coole Polizist von dem ich dir erzählt habe!“ Nun schien sich etwas bei Benedict zu regen. Er nickte, ließ Johanna los und nahm Aydas Hand. Diese kicherte begeistert und lief mit Benedict voraus.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „Das scheint zu wirken!“, bemerkte Paul grinsend und musste auch Lilli gehen lassen, die sich neben ihre Schwester gesellt hatte und sie an der Hand nahm.
    „Benedict will immer wissen, was die Autobahnpolizisten wieder gemacht haben und wie Hartmut und ich ihnen geholfen haben.“, erzählte Johanna mit einem Lächeln. „Ayda, nicht zu weit, ja?“, mahnte Paul und Ayda nickte. „Klar!“, fügte sie ihrer Geste hinzu und deutete aber mit ihrer Körperhaltung an, dass sie genau wusste, wo es zum Busbahnhof ging.
    „Ich wusste gar nicht, dass du in Siegen aufgewachsen bist“, erhielt Paul das Gespräch aufrecht und Johanna zuckte mit den Achseln. „Nun ja, ab und an sind wir ja auch in die Schweiz gezogen, weil mein Vater zeitweise in einem Berner Krankenhaus gearbeitet hatte, bevor er dann seine Praxis hier in Köln eröffnet hatte. Von dem her, war es ein hin und her.“, entgegnete Johanna, „Aber das kann ich zurückgeben, woher kennst du den Siegener Wald?“
    „Ich bin mit meiner Tante oft hingegangen.“
    „Auch immer Geister gesucht?“
    Paul nickte lachend. „Oh ja, hast du mal einen gefunden?“ Johanna kicherte. „In meinen Vorstellungen schon. Da gab es viele. Von gemeinen Schlossgespenstern bis zu lieben Untoten gab’s alles!“
    „Das stimmt“, pflichtete Paul bei und erblickte den Busbahnhof. „Ayda, kommst du bitte zu uns? Wir müssen noch die Tickets lösen“, bat er und tatsächlich kam die Angesprochene mit den anderen Beiden zurück und Paul, sowie Johanna lösten die Tickets und stiegen mit den Kindern in den Bus ein.
    „Ich will neben Ayda“, kündigte Benedict sofort an und Lilli hob ihre Arme. „Darf ich bei dir auf deinen Schoss, Onkel Paul?“ Paul nickte, hob sie und setzte sie auf seine Beine, worauf Johanna sich neben Paul setzte.
    Der Busfahrer gab die Durchsage und fuhr los.
    „Gehen wir zusammen wandern?“, fragte Lilli nochmals und Paul nickte. „Sieht so aus, würde dir das Spaß machen?“ Lilli nickte.
    „Papa hat viel von dir erzählt Johanna. Du scheinst wirklich nett zu sein!“ Johanna lächelte. „Danke. Du darfst mir Joshi sagen Lilli.“
    „Joshi? So wie der Dinosaurier im Videospiel?“ Johanna nickte. „Genau, nur schreib ich mich anders, aber wenn du dir es so merken kannst, ist das eine super Eselsbrücke!“


    Nach eineinhalb Stunden Zugfahrt, die mit Gesängen und Spielen überbrückt wurde, hielt der Bus bei einer Raststätte an und kündigte eine 15 Minütige Pause an.
    „Müsst ihr mal?“, fragte Paul und Lilli nickte heftig. „Ich auch“, stimmten Ayda und Benedict zu. „Also, dann gehen wir doch, aber ihr habt es gehört! 15 Minuten. Sonst bleiben wir hier hängen und verpassen den Bus!“, murmelte Johanna und gemeinsam ging die Truppe zu der Raststätten Toilette, wo Paul und Johanna vor den Kabinen warteten.
    „Wo ist Semir denn heute, dass du den Babysitter spielst?“, fragte Johanna und Paul grinste. „Genießt seine Zeit mit seiner Frau!“ Johanna verstand sofort. „Ach so. Ja einen kinderfreien Tag kann man wirklich auskosten!“, gluckste sie und hob den Kopf, als sie Benedict nach ihr rufen hörte. „Ich komm nicht ans Waschbecken, Tante Joshi!“, rief er und Johanna schnalzte mit der Zunge. „Die Pflicht ruft“, sagte sie und lief an Ayda und Lilli vorbei, die sich neben Paul gesellten. Nach zwei Minuten kam Johanna mit Benedict nach und gemeinsam gingen sie zum Kiosk.
    „Darf ich einen Kaugummi?“, fragte Ayda Paul und dieser nickte. „Ja, such‘ dir einen aus“, murmelte er als er seine Geldbörse hervorkramte. „Ich auch“, maulte Lilli und schnappte sich sofort eine pinke Dose. „Lilli das ist zu teuer!“, mahnte Ayda, „Du hast Papa gehört!“ Lilli schürzte ihre Lippen. „Ist schon gut Ayda. Den darf sie haben.“, beruhigte Paul und nahm die beiden Kaugummiprodukte von Lilli und Ayda entgegen, um sie zu bezahlen. „Benedict willst auch was?“, fragte Johanna und bekam als Antwort einen Schokoriegel entgegengestreckt. „Okay.“ Sie nahm ihn entgegen und zahlte ihn nach Paul. „Gehen wir!“ Nach Pauls Ansage begaben sich alle in den Bus zurück und setzten sich wieder an ihre Plätze.
    Dabei erblickten Paul und Johanna eine Vierergruppe Männer, die ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen hatten und die Hände in die Jackentasche gesteckt hatten.
    „Komische Gesellen“, flüsterte Johanna kaum hörbar und rümpfte die Nase. „Riechst du das auch?“ Paul nickte. „Jedenfalls kein legaler Duft, der die aussondern“, flüsterte er Johanna ins Ohr, so dass Lilli es nicht mitbekam und Johanna nickte zustimmend.
    Kaum hatte Paul diesen Satz ausgesprochen, schloss der Busfahrer die Türen und als er auf die Autobahn gefahren war, standen die vier Männer auf und zogen Waffen unter ihren Jacken hervor. Eine Frau stieß sogleich einen grellen Schrei aus.
    „Keine Panik in der Titanic!“, schrie der eine, während ein anderer zum Busfahrer ging und dem befahl, einfach weiterzufahren. „Wir machen jetzt eine kleine Spritztour! Wenn euer Freund und Helfer die Polizei mitspielt, wird das schneller vorbei sein, als gedacht!“
    Sofort krallten sich die Kinder an Paul und Johanna und kuschelten sich in sie hinein.
    „Wären wir doch bei der Raststätte hängen geblieben“, murmelte Paul und bekam von Johanna ein zustimmendes Nicken.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „So, und du wirst uns nun schön die Bullen rufen!“ Der Busfahrer sah seinen Angreifer mit verwirrtem Blick an, worauf der Bewaffnete das Funkgerät packte und mit einer Wucht gegen die Brust des Fahrers drückte. „Biste schwerhörig oder was? Bullen rufen!“, wiederholte er sich und der Busfahrer tat wie ihm geheißen.
    Als eine Stimme am anderen Ende zu hören war, nahm der Bewaffnete dem Busfahrer das Funkgerät aus der Hand.
    „Okay meine beste von der Notrufzentrale, hören Sie mal schön zu. Wir haben hier 15 Geiseln im Fernreisebus nach Siegen und haben Forderungen! Holen Sie uns also mal schnell Hauptkommissar Noske ans Telefon und zwar prompt!“
    „Noske?“, fragte sich Johanna leise und Paul sah sie fragend an. „Arbeitet beim Verfassungsschutz…“, erklärte sie und Paul verstand. Als KTU-Mitarbeiterin hatte Johanna natürlich mit mehreren Leuten zu tun.
    „Komische Auswahl für Verhandlungen“, murmelte Paul und spürte, wie sich Lilli fester an ihn krallte. „Ich hab Angst…“, schluchzte sie leise und Ayda legte einen Arm beschützend auf sie. „Wir kommen hier raus, Lilli. Wir schaffen das!“, sprach Paul ihr Mut zu.
    „Papa rettet uns alle!“, bekräftigte auch, Ayda aber Paul und Johanna hörten, wie sehr auch sie Angst hatte.
    „Ja wenn Semir das mitkriegt…die Typen tun mir jetzt schon leid“, murmelte Johanna und Paul bemerkte, wie auch ihre Stimme zitterte.
    „Alles klar?“
    Johanna blickte Paul an. „Ich weiß ja nicht wie’s bei dir ist, aber das ist meine erste Geiselnahme!“, flüsterte sie und atmete tief durch. Paul nahm Johannas Hand in die seine und strich mit dem Daumen über den Handrücken.
    „Wir kommen hier raus! Auch wenn ich mich da durchprügeln muss!“ Johanna sah Paul entsetzt an. „Du rührst keinen Finger“, flüsterte sie und er zuckte mit den Achseln. „Wenn es eine Gelegenheit gibt, muss ich die ergreifen, Joshi!“ Joshi schüttelte energisch mit dem Kopf. „Auf keinen Fall! Das ist zu gefährlich!“, zischte sie und Benedict setzte sich vor seine Patentante und klammerte sich um ihr Bein. „Tante Joshi…der coole Polizist wird doch kommen, oder?“
    Anstatt Johanna nickte Paul. „Semir wird kommen Benedict! Der wird uns helfen!“
    Johanna lehnte ihren Kopf zurück und strich Benedict über den Rücken. „Aber was wollen die Typen bloß?“
    In dem Moment begann der Bewaffnete am Funkgerät wieder zu sprechen. „Noske? Ja! Schön von Ihnen zu hören! Wissen Sie, wir vermissen unseren Kumpel, den Sie ja angestellt haben und nun in den Knast stecken. Den möchten wir gern wieder haben! Ansonsten gibt’s Ärger! Sie haben zwei Stunden, ich gebe Ihnen dann unsere Koordinaten durch. Sollten Sie sich weigern…“ Es erklang eine tiefe Stimme die andeutete, nicht auf den Deal einzugehen. Der Mann am Funkgerät nickte seinem Kollegen zu und dieser schoss ohne mit der Wimpern zu zucken auf die Frau, die geschrien hatte. Aus ihrem Hinterkopf schoss eine Fontäne von Blut und er Körper kippte vom Sitz auf den Boden.


    „NEIN!“, schrie Ayda und Lilli, sowie Benedict krallend sich kreischend und weinend an Johanna und Paul, die zusammengezuckt waren. Johanna hatte sofort ihre freie Hand auf den Mund gedrückt, um aufkommende Schreie abzudämpfen. Sie spürte, wie Paul seinen Griff um ihre Hand verstärkt hatte.
    „Oh mein Gott! Oh mein Gott, oh mein Gott…“, flüsterte Johanna wie in einem Mantra und ihr Atem pfiff durch die Fingerritzen.
    Der Mann am Funkgerät nahm dieses, nachdem er es der schreienden Menge entgegengehalten hatte, wieder an sich. „Gut, haben Sie gehört? Sie haben zwei Stunden, Noske!“ Mit diesen Worten hängte er das Funkgerät wieder in die Halterung und stellte sich auf das Podest neben dem Busfahrer.
    „Dürfte ich um eure Aufmerksamkeit bitten?“, schrie er und sofort verstummten die Schreie. „Sehr vornehm, vielen Dank! Keine Sorge, wir wollen nur unseren Kumpel rausholen. Er hat…ein kleines Missgeschick am Asylheim in Köln angerichtet gehabt. Er wurde erwischt. Ich hoffe, Sie werden trotzdem eine angenehme Fahrt haben. Sollte die Polizei den Forderungen nachgehen, brauchen Sie nichts zu befürchten“, er blickte auf den leblosen Körper der erschossenen Frau, „gut…das ist ein Bagatellschaden. Bitte beachten Sie ihn nicht. Den Leuten mit den Kindern bitte ich, die Plagegeister auf ein Minimum an Lautstärke zu halten. Vielen Dank!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Einer der Maskierten ging an Paul und der Rest der Gruppe vorbei und wies mit der Mündung der Waffe auf Ayda, die vor lauter Schluchzen beinahe um Luft rang. „Habt ihr gehört? Leise!“, drängte er und Johanna schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Sie hat Angst, um Himmels willen! Bitte…Sie muss kurz durchatmen! Eine Frau wurde von ihren…“ Johanna konnte den Satz nicht beenden. Sie wurde von dem Mann von Pauls Griff entrissen und er stieß sie zu Boden, wo sie unsanft aufprallte. „Tante Joshi!“, schrie Benedict voller Angst und als der Bewaffnete ausholen wollte, schoss Paul hoch, packte ihn am Waffenarm und schlug ihn zu Boden, worauf die anderen Kumpanen Paul überrumpelten und ihn nach vorne in die Fahrerkabine schleiften.
    „Nein“, schrie Johanna und wurde ins Gesicht geschlagen. Sie zuckte zusammen und blieb zitternd im Flur liegen. Ayda wusch sich sofort die Tränen aus den Augen, kniete zu Johanna hinunter und half ihr auf. In solchen Momenten spürte sie, wie sehr sie ihrem Vater ähnelte. Sobald sie jemand sah, der schwach und verletzt am Boden lag, vergaß sie jegliche Sorgen und ihr zartes Kinderalter. Benedict, drückte Lilli schützend an sich und versuchte, sie zu beruhigen, wobei er selbst noch immer vor Angst weinte.
    Paul wurde unterdessen zum Anführer gebracht, der zu ihm hinunterkniete und den freien Arm um seinen Hals schlang und mit dem anderen die Waffe an die Schläfe drückte. „Okay…ganz ruhig…“, murmelte der Bewaffnete und Paul versuchte, wieder zu ruhigerem Atem zu kommen. „Wie gesagt, wenn wir keine Unannehmlichkeiten wollen, versuchen Sie bitte, die Nerven zu behalten. Wir wollen ja nicht, dass den Kleinen etwas passiert!“
    Paul spürte, wie sich sein Inneres zusammenzog. „Ich bitte um Verzeihung…es wird nicht wieder vorkommen“, flüsterte er und ergab sich. Er durfte auf keinen Fall Semirs Kinder und Johanna, sowie den kleinen Benedict gefährden. Ganz zu schweigen von den restlichen Fahrgästen.
    „Na also, man hat ja Manieren…“ Der Mann zog Paul hoch und schubste ihn nach vorne, wo er, unter den strengen Augen der Schergen, zu Johanna lief und Ayda half, sie aufzurichten.
    Er erblickte eine Platzwunde an Johannas Stirn. Er riss ein Stück seines Pullovers ab und faltete es zusammen, danach drückte er es auf die Wunde. „Langsam“, flüsterte er, als er Johanna hochzog und bemerkte, wie diese unter Schwindel litt. Ayda half ihr sich zu setzten, während Paul sich die Wunde nochmals genauer ansah.
    „Der Mistkerl hat voll zugeschlagen“, murmelte Ayda und Johanna winkte ab. „Es geht schon!“
    „Du bist bleich, Tante Joshi“, flüsterte Benedict besorgt und auch Lilli nickte zustimmend. Ayda nahm eine Flasche Cola aus ihrem Rucksack und reichte sie Johanna. „Langsam trinken, das hilft“, murmelte sie und Johanna nickte dankend.
    „Ich weiß ihr habt Angst“, begann Paul langsam, „aber wir müssen ruhig bleiben. Sonst kann man uns nicht helfen…ich weiß es ist schwierig, ich hab auch Angst, aber wir schaffen das!“


    „Ich will nur heim“, schluchzte Lilli und Paul nickte. „Wir kommen nach Hause, Lilli! Ich verspreche dir das!“, sagte er und bemerkte, wie Lilli in die Richtung der toten Frau blickte. „Lilli, sieh nur mich an!“ Das kleine Mädchen gehorchte. „Ich und dein Papa holen uns alle hier raus! Wir haben vieles schon gemeinsam geschafft! Und das werden wir auch schaffen!“
    „Aber du siehst ihn doch gar nicht“, murmelte Benedict verwirrt. „Dazu brauchen wir uns nicht zu sehen! Ich weiß, dass Semir kommen und uns helfen wird! Das weiß ich einfach!“
    „Ich auch“, bekräftigte Johanna, Paul und Ayda nickte ebenfalls. „Papa wird kommen! Er wird uns helfen!“, sagte sie nun mit sichererer Stimme und blickte dann auf Johanna. „Tut es sehr weh?“, fragte sie besorgt und Johanna schüttelte mit dem Kopf. „Geht schon...“, antwortete sie und Paul wusch das Blut von Johannas Wange.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • Die darauffolgenden Minuten waren eine kompakte Hölle aus Stille und Verzweiflung. Man spürte deutlich im ganzen Raum, wie die Leute beteten, dass die Polizei sich melden würde und dem Dilemma bereits ein Ende setzten würde.
    „Wir fahren schon am Anfang vom Wald...“, flüsterte Johanna und Paul nickte. „Die lassen sich ganz schön Zeit!“
    Kaum hatte Paul diesen Gedanken ausgesprochen, stand einer der Fahrgastbesucher auf und stürzte sich ohne jegliche Ankündigung auf einen der Männer und es löste sich ein Schuss.
    Daraufhin zuckte der Kopf des Busfahrers auf und die Scheibe bedeckte sich mit einem großen Fleck aus Blut.
    Augenblicklich geriet der Bus ins Schleudern und mehrere Autos schafften es noch, auszuweichen.
    „Verdammt“, schrie Paul, sah Johanna an und diese verstand.
    „Kinder, runter!“ Sie zog Ayda, Lilli und Benedict nach unten und beugte sich wie ein Schutzpanzer über sie.
    Paul inzwischen, sprang über die Sitze zum Busfahrer und wurde dabei verängstigt von der bewaffneten Menge angeschaut.
    Ohne ein Wort zu sagen, zog Paul den Busfahrer vom Sitz und versuchte noch, den Wagen unter Kontrolle zu bringen, doch es war zu spät.
    Das mächtige Gefährt durchbrach die Leitplanke, kippte zur Seite und stürzte den langen Hang hinunter, bis es gegen einen Baum prallte und so stehen blieb.
    Die Erste, die erwachte, war Ayda. Sie richtete sich zitternd auf und bemerkte, dass ihr Knie aufgeschürft war. Verängstigt blickte sie durch die Menge und erblickte leblos wirkende Körper. Sofort, kniete sie sich wieder hinunter und rüttelte Johanna, die noch immer schützend über den Kindern war.
    „Joshi! Joshi!“, flüsterte sie und tatsächlich regte sich Hartmuts Assistentin. Ihr Oberkörper hob sich langsam und unter ihr kamen Lilli und Benedict, unversehrt, hervor, die ebenfalls langsam wach wurden.
    „Ayda…“, murmelte Johanna und sah sie besorgt an, „alles in Ordnung?“ Ayda nickte. „Knie ist ein wenig aufgeschürft, aber es geht!“, erklärte sie und nahm dann ihre kleine Schwester in Arm, die verwirrt um sich blickte und Tränen in den Augen hatte. „Alles gut Lilli…“, flüsterte sie und auch Benedict suchte halt bei ihr. Johanna war froh, wie geistesgegenwärtig Ayda reagierte und für die Kleinsten da war.
    „Paul…“, kam es Ayda in den Sinn und Johanna zog sich an einem Sitz hoch. Sie torkelte zur Kabine, wo Paul über dem Lenkrad hing und sich nicht rührte.


    „Paul...“, flüsterte Johanna leise und dieser rührte sich leise. „Au…“, zischte er, hob seinen Kopf und blickte Johanna an. Diese verzog kurz mitleidend das Gesicht, als sie die Wunden in Pauls Gesicht sah.
    „Geht’s?“, fragte sie besorgt und Paul nickte, worauf er jedoch kurz die Augen zusammenkniff. „Ich fühle mich, als hätte mir jemand mit dem Hammer ins Gesicht geschlagen!“ Johanna blickte auf das Lenkrad, auf dem Blutspuren waren. „Lenkrad trifft es eher, aber es kommt hin“, stimmte sie zu. „Bist du sonst verletzt?“ Paul schüttelte mit dem Kopf. „Nein ich glaub nicht…du?“ Johanna verneinte ebenfalls. „Glück im Unglück“, murmelte sie und erschrak, als sie etwas Eiskaltes in ihrem Nacken spürte und das Entsichern einer Waffe hörte. „Eine Bewegung und es knallt!“, hörte sie den Anführer und hob langsam die Hände. „Schon gut…keine Panik…“, flüsterte sie und Paul sah ihr genau an, wie Angst sie hatte.
    „Tante Joshi!“, schrie Benedict und Ayda hielt ihm sofort den Mund zu.
    „AUFWACHEN!“, schrie der Anführer und tatsächlich hoben sich einige der Schergen und auch Fahrgästen.
    Der, der von dem einen Fahrgast angegriffen wurde, richtete seine Waffe auf diesen und drückte ab. „Mieses Arschloch!“, zischte er und sah sich um.
    „Bis auf die, die wir gekillt haben, scheinen zwei tot zu sein und andere verletzt!“, berichtete er und der Anführer blickte zu Paul.
    „Da habt ihr was Schönes angerichtet!“
    „Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich würde das schon einplanen, wenn ich eine Busentführung mache!“, gab er giftig zurück und von weitem waren Sirenen zu hören.
    „Scheiße die Bullen“, zischte einer und der Anführer richtete sich auf. „Kein Grund zur Panik! Wir können das zu unserem Vorteil nutzen! Sammelt die Leute zusammen.“ Die Schergen taten wie ihnen befohlen und sammelten alle Geiseln in der Mitte, wo sich Johanna und Paul wieder zu den Kindern setzten. „Geht’s?“, fragte Ayda, Paul besorgt und dieser nickte. „Sieht wahrscheinlich schlimmer aus als das es ist!“, beruhigte er sie und sie nickte verstanden.
    „Noske! Polizei!“, erklang es aus einem Megafon und als alle aus den zerschlagenen Scheiben blickten, sahen sie einen kräftigen Mann in Parker, mit besagtem Megafon in der Hand, sowie uniformierten Polizisten, die sich mit Waffe im Anschlag um ihn gestellt hatten.
    Der Anführer schlug das Fenster der Fahrerkabine kaputt und blickte nach draußen. „Noske, lange nicht gesehen“, rief er unbeeindruckt.
    „Hagen, lassen Sie die Geiseln frei!“, schrie er und Hagen grinste. „Keine Chance! Lassen Sie unseren Freund frei wie abgemacht!“
    „Dazu…da gibt es Probleme!“
    „Sie haben noch dreißig Minuten!“
    Hagen kroch zurück und wurde von seinen Schergen angeschaut. „Die geben schon nach“, gab er sich selbstsicher.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • „Daran zweifle ich“, flüsterte Paul und Johannas Mine war ebenso versteinert. „Die haben schon ein- zwei Menschen auf dem Gewissen. Wieso sollte Noske nun darauf eingehen?“, murmelte sie und Paul zuckte mit den Achseln. „Wenn er ein bisschen Menschlichkeit in sich drin hat, sollte es klappen!“ Paul blickte Johanna ins Gesicht und sah eine hochgezogene Augenbraue. Sofort verstand er den Wink mit dem Zaunpfahl.
    „Oje…“, murmelte er.
    „Jap. Karriere, Karriere, Karriere. Würde sich schlecht machen, die Typen laufen zu lassen für ein paar Geiseln…“, erwiderte Johanna.
    „So meine Damen und Herren. Nun bitte ich Sie noch, alle Handys und persönlichen Gegenstände abzugeben!“, kündigte Hagen an.
    „Kommt dem auch noch früh in den Sinn!“, knurrte Johanna. „Bisher brauchte er es ja nicht. Er stand ja mit der Polizei in Kontakt“, murmelte er und Johanna blickte ihn verängstigt an. „Willst du damit andeuten, dass er…“
    „…der überlegt schon was passiert, wenn es schief läuft…und ich denke…wir haben dabei die Arschkarte gezogen!“
    Johanna verstand sofort. „Du hast deinen Ausweis auch dabei?“ Paul nickte. „Shit…aber wenn die, die Kinder mitnehmen wollen, drehe ich die persönlich durch den Fleischwolf!“
    „Was ist ein Fleischwolf?“, fragte Lilli, die das letzte Stück des Gesprächs gehört hatte. „Nicht so wichtig“, tat Johanna ab und nahm mit Paul zusammen die persönlichen Wertgegenstände sowie die Handys aus den Rucksäcken.
    Sie gingen nach vorne und gaben sie, zusammen mit den anderen Fahrgästen, Hagen ab.
    „Die Kinder?“
    „Im Gegensatz zu anderen, achten unsere Freunde darauf, ihre Kinder nicht im Medienhype untergehen zu lassen“, knurrte Paul und drückte Hagen seine Dinge in die Hand, worauf dieser die Brieftasche durchsuchte und lachte, als er die grünliche Karte aus Plastik erblickt hatte.
    „Oh, Kriminalkommissar Paul Renner“, sagte er hämisch und sofort ging ein erstauntes Raunen durch die Runde.
    „Das kann mir natürlich noch von Vorteil sein! Ihre Waffe?“
    „Nehme ich bestimmt nicht mit auf eine Wandertour!“, erwiderte Paul genervt. Hagen kicherte kopfschüttelnd und nahm Johannas Gegenstände entgegen. „Oh, und noch eine Forensikerin des KTU’s. Heute ist unser Glückstag Jungs!“ Ein Lachen ging durch die Schergen. „Ihr Beide, seid unsere Freikarte. Wenn Ihr zum Einsatz kommt und brav seid, habt ihr nichts zu befürchten!“


    „Dann lassen Sie wenigstens die Kinder gehen“, zischte Johanna und Hagen blickte auf Ayda, Lilli und Benedict.
    „Sie scheinen wohl die Einzigen hier drin zu sein. Wissen Sie, wieviel Kinder bei einer Geiselnahme wert sind?“
    „Nicht so viel wie ein Polizist und eine KTU-Beamtin“, erwiderte Paul auf Hagens Frage und dieser atmete tief durch.
    „Sie sind aber auch schwierig“, stöhnte er und hob sich wieder aus der Fahrerkabine. „Ey, Noske! Ich hab hier zwei Bullen in meiner Gewalt! Und drei Kinder! Ändert das deine Meinung?“
    Hagen sah, wie Noske zurückwich. Der Schock war dem stämmigen Mann deutlich anzusehen. Seine Planung wurde auf den Kopf gestellt und das war deutlich an der Mimik abzulesen.
    „Was wollen Sie, Hagen?“, fragte Noske.
    „Die eine Forderung kennen Sie ja. Aufgrund der Vorkommnisse, gebe ich Ihnen eine Verlängerung mit der Bedingung, auch den Zellenpartner unseres Kollegen freizulassen. Plus: Sehen sie sich diesen Bus an. Noch ein bisschen mehr und man kann ihn in der Mitte falten. Ich würde gerne meinen Ort verschieben. Hier in der Nähe gibt’s ein schönes, verlassenes Landhäusschen. Ich würde mich mit meinen Geiseln und Kollegen dorthin begeben. Danach melde ich mich wieder bei Ihnen, sollte ich irgendjemanden sehen, der uns folgt, stirbt für jeden Schritt, der die Person tut, eine weitere Geisel!“
    Noske atmete tief durch. „Gut…“, flüstere Noske, „wie weit ist das Haus entfernt?“ Hagen lächelte. „Einen Kilometer.“
    „Wir brauchen ein Kommunikationsmittel!“
    Hagen nickte auf Noskes Bitte. „Klar. Haben Sie Walkie-Talkies?“ Noske nickte und näherte sich mit einem der Geräte auf Hagen zu, blickte kurz in den Bus und riss die Augen auf. Jedoch sagte er nichts, gab Hagen die Geräte und wies seine Männer an, zurückzugehen, als die Geisel ausstiegen und unter Waffenzwang, losliefen.
    Noske richtete sich an einer seiner uniformierten Kollegen. „Ruft sofort bei der Autobahnpolizei an! Das waren Gerkhans Kinder, die sich unter den Geiseln befanden!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • Zärtlich strich Semir über das entblößte Schlüsselbein von Andrea und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. „Das war wunderschön“, hauchte er ihr ins Ohr und Andrea strich Semir über den Nasenrücken und tippte dann auf die Nase. „Ich muss sagen, das war eine gute Idee, Paul mit den Kindern loszuschicken. Ich bin beeindruckt“, lächelte sie und ließ die Bettdecke aus weichem Samt über Semirs Körper streichen.
    Semir grinste und begann, den Hals seiner Frau abzuküssen, bis sein Handy klingelte und Andrea ihren Blick gegen den Nachttisch richtete.
    „Könnte das Paul sein?“, fragte sie und Semir machte unbeirrt weiter. „Er wird schon klar, kommen“, grinste er und Andrea drückte Semir von sich. „Schatz bitte!“, mahnte sie und Semir ließ sich genervt auf seine Seite fallen. „Meinetwegen!“, knurrte er, nahm sein Handy in die Hand und blickte auf den Bildschirm.
    „Die Krüger…“, murmelte er und nun war es Andrea, die genervt stöhnte. „Du hast gesagt ich soll abnehmen“, eckte Semir an und nahm den Anruf entgegen. „Frau Krüger, habe ich nicht heute meinen freien Tag?“, begrüßte er mit einem Grinsen seine Chefin doch als diese sofort zur Sache kam, verschwand sein Lächeln und sein Gesicht wurde dunkel.
    „Wo? Siegener Wald? Verstehe…nahe Gummersbach…ich komme!“ Hektisch nahm Semir ab, sprang aus dem Bett und zog sich seine Boxershorts über.
    „Semir…“, raunte Andrea und sah aber dann, wie ernst die Mimik ihres Mannes war. „Semir?“, fragte sie nun besorgter und der Angesprochene drehte sich zu ihr um.
    „Der Bus wo Paul und die Kinder drin waren, wurde entführt!“ Sofort schoss auch Andrea hoch. „Was? Wo? Wann?“, stieß sie hektisch aus. „Nahe Siegener Wald kam der Wagen zum Stehen. Angeblich nehmen die Geiselnehmer nun die Geiseln in ein Landhaus, um Zeit zu schinden. Ich muss sofort dort hin!“
    Semir zog sich fertig an und steckte seine Dienstwaffe in den Halfter.
    In dem Moment klingelte es an der Türe und Semir rannte in den Flur um sie zu öffnen. Vor ihm stand Susanne.
    „Die Chefin hat mich sofort informiert! Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte!“ Semir hörte, wie Andrea, nun ebenfalls angezogen, sich hinter ihn gesellte.
    „Aber…dein?“
    „Meine Mama kümmert sich um das Kleine. Aber du brauchst mich nun dringender!“, murmelte Susanne, die nun vollkommen Andreas Gefühle als Mutter verstehen konnte. „Geh‘ du dort hin. Die Krüger wartet dann dort auf dich!“ Semir nickte dankend, küsste Andrea innig und rannte dann zu seinem Wagen, wo er davonfuhr.
    „Danke“, flüsterte Andrea und Susanne betrat das Haus.
    „Wo ist Dana?“
    „Übernachtet bei Freunden“, antwortete Andrea und setzte sich mit bleichem Gesicht auf die Couch. Susanne setzte sich neben sie und legte eine Hand auf Andreas Oberschenkel. „Hoffentlich geht es ihnen gut“, flüsterte Andrea und spürte die Tränen aufkommen. Sie versank ihr Gesicht in den Händen und begann zu weinen. Susanne atmete tief durch und nahm sie in den Arm.


    „Meine Füße tun weh“, weinte Lilli und Paul hob sie hoch auf seine Arme. „Kannst du noch?“, fragte Johanna zu Benedict und dieser nickte. „Ja, geht schon Tante Joshi“, murmelte er und gemeinsam mit den anderen Gefangenen, näherten sie sich einem verlassenen Landhaus, wo Hagen die Türe aufbrach und die Leute hineinwies.
    Sie wurden in den Wohnraum gebracht, wo alle sich gegen die Wand setzten. Johanna und Paul setzten sich nebeneinander, um so eine Liegefläche für die Kinder zu bieten. Hagen nahm das Walkie-Talkie in die Hände. „Gut Noske. Wir sind angekommen. Sie haben von nun an nochmals eine Stunde. Und wenn ich bis dann keine Ergebnisse habe, wissen Sie was passiert!“ Hagen hängte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Ayda sah zu Johanna. „Die werden uns töten, oder?“, flüsterte sie ihr ins Ohr, da sie sah, dass Lilli und Benedict, müde und schlaff auf Pauls Schoss lagen.
    „Man wird uns rausholen…“, antwortete Johanna und Ayda stöhnte. „Joshi, ich bin kein kleines Baby mehr!“
    „Ich weiß…aber wenn ich selbst nicht daran glaube, verzweifle ich selber!“, antwortete Johanna ehrlich.
    „Ayda wir müssen positiv denken, dein Papa wird kommen, darauf wette ich!“, sagte nun auch Paul und strich Lilli über den Kopf, die nur noch leise wimmerte. „Das wird er…Papa kommt“, versicherte sich nun auch Ayda und atmete tief durch, als einer der Geiselnehmer sie genauer ansah. „Ey Hagen, wir haben ein Kanaken-Mischling unter uns!“, zischte er und Ayda zuckte zusammen. Hagen kam auf die Gruppe zu und beugte sich über Semirs Tochter. „Nicht nur sie, das andere Mädchen auch noch“, flüsterte Hagen und nun kuschelte sich Lilli stärker an Pauls Brust. „Ihre Kinder, Herr Hauptkommissar?“ Pauls Augen formten sich zu engen Schlitzen. „Nein, aber wenn sie es wären, wäre ich unheimlich stolz darauf“, erwiderte er und Hagen wippte mit dem Kopf hin und her. „Ich weiß ja nicht. Sie haben gute Erbanlagen. Blond, helle Augen…“
    Paul sagte nichts.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
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  • „Dann sind es Ihre Kinder?“ Johanna schüttelte mit dem Kopf. „Nein…aber ich kann nur die Worte meines Kollegen wiederholen!“, sagte sie leise. Und als Hagen sich entfernte, blickte Johanna Paul in die Augen.
    „Blind die Fische, deine Augen sind doch braun!“
    „Wie ihre Seele“, knurrte Paul.
    „Hagen ich will nicht mit solchem Dreck in einem Raum sein“, beschwerte sich ein Gesindel und eine der Fahrgäste schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Es sind Kinder! Lassen Sie sie in Ruhe!“, zischte sie und der Angesprochene sah die Frau mit dunkler Miene an. „An Ihrer Stelle würde ich die Klappe halten! Sie wissen, was passieren kann!“ Sofort schloss die Frau wieder den Mund und starrte eingeschüchtert auf den Boden.
    „Wenn Sie diese Kinder nicht im Raum wollen, dann lassen Sie sie gehen!“, sagte Johanna, nun sicherer in der Stimme, „Sie können am allerwenigsten für das, was hier geschieht!“ Hagen blickte voller Verachtung auf Johanna hinunter, doch dieses Mal wich sie seinem Blick nicht aus.
    „Sie werden langsam vorlaut meine Gute! Aber nun gut…“ Hagen nahm das Walkie-Talkie hervor. „Noske? Wir werden die Kinder schicken. Sie bringen, gewisses…wie soll ich sagen, Konfliktpotential in die Runde. Das kann ich mir nicht leisten! Sie werden einfach den Weg zurücklaufen und Ihnen entgegenkommen.“
    „Verstanden“, erwiderte Noske und Hagen beendete das Gespräch. „Ihr habt’s gehört, ihr kleinen Dreckbatzen. Ihr seid frei!“ Paul nahm Ayda zu sich, während Johanna den Kleinen half, sich aufzurichten.
    „Du weißt wo durch?“ Ayda nickte auf Pauls Frage. „Ich hab Angst!“, gestand sie und Paul nickte. „Ich weiß. Lauf einfach den Weg entlang und schau nicht zurück. Ich bin sicher, dein Papa wartet auf dich und deine kleine Schwester. Und pass‘ bitte auch auf Benedict auf. Du bist nun die Große. Schaffst du das?“
    Aydas Mund verzog sich und in ihren Augen sammelten sich Tränen, dennoch nickte sie. „Johanna und ich kommen nach. Dann werden wir den Urlaub nachholen und fahren mit meinem Auto, okay? Außerdem werden wir lecker grillen!“ Ayda versuchte zu lächeln, doch sie verzog weiter den Mund und fiel Paul um den Hals. „Pass bitte auf dich auf!“, flüsterte sie ihm ins Ohr und nahm Benedict und Lilli an die Hand. Von Hagen wurden sie zur Türe begleitet.


    „Scheiß, drauf!“, zischte der eine, hob seine Waffe und Paul schoss hoch. Er packte den Mann an den Armen und stürzte mit ihm zu Boden. Zwei Mal knallte es heftig und Hagen und die Kinder drehten sich um. „PAUL!“, schrie Ayda und wollte auf ihn zu rennen, jedoch wurden sie und die Kleinen von Hagen gepackt und aus dem Haus gestoßen.
    Lilli und Benedict begannen zu schreien und hörten nur weitere Schüsse und laute Schreie. Geistesgegenwärtig nahm Ayda die Beiden an den Händen und zog sie mit sich in Richtung Wald. Sie rannten, den abgelaufenen Wegen entlang, bis eine bekannte, kleine Silhouette ihnen entgegenkam.
    Lilli war die Erste, die realisierte, wer auf sie zukam. Sie begann laut zu weinen. „PAPA!“, schrie sie und tatsächlich fiel sie Semir in die Arme, der ihnen entgegengerannt kam. Semir krallte sich sofort an seine Tochter und eine Träne der Erleichterung, floss aus seinem Augenwinkel. Jedoch wurde sein Gesicht sofort wieder ernst, als er Benedicts und Aydas feuerrotes und angstverzerrtes Gesicht sah.
    „Papa…“, schluchzte Ayda hervor und fiel ihm ebenfalls in die Arme. Benedict hingegen, stand hilflos daneben und weinte so sehr, dass ihm das Nasenwasser über die Lippen lief und die Tränen silbern auf der Haut wirkten.
    „Joshis Patenkind“, wimmerte Ayda erklärend und Semir streckte seinen Arm aus und nahm auch den Kleinen in den Arm.
    Ayda war die Erste, die sich löste. „Die…Papa…du musst sofort dort hin!“ Semir sah seine Tochter verwirrt an. „Was ist passiert, Ayda!“ Ayda rang merklich nach Luft und versuchte, den Atem unter Kontrolle zu kriegen. „Die haben uns rausgeschickt, doch der eine, wollte auf uns schießen. Da…da hat Paul…!“ Ayda legte ihr Gesicht in die Hände, kniete auf den Boden und begann erneut zu weinen.
    Semir brauchte nicht hellsehen zu können. Sein Gesicht wurde schneeweiß.
    „Gerkhan?“, erklang es hinter ihm und Noske erschien mit einem uniformierten Polizisten. „Lassen Sie die Kinder nach Hause bringen. Schnell!“ Noske wies seinen Kollegen an und dieser nahm die Kinder an die Hand und ging mit ihnen zu einem der Autos. „Gerkhan, was ist?“ Semir atmete tief durch.
    „Irgendwas muss passiert sein, kurz bevor sie gingen.“
    „Die Staatsanwaltschaft will nicht nachgeben. Dan Denzler gilt als gemeingefährlich. Ich habe sein Spiel durchschaut, als er als V-Mann bei uns tätig war. Aber das es so weit kommt…Es tut mir leid. Als ich die Kinder gesehen habe, wusste ich sofort, dass es ihre Töchter sind…Schließlich waren sie ja mal bei einer Veranstaltung der Polizei dabei.“
    Semir atmete tief durch. „Die Staatsanwaltschaft muss nachgeben Noske! Da drin sind mein Partner, eine Kollegin sowie mehrere Unschuldige, die für Ihre Machenschaften nichts können! Sie müssen da rausgeholt werden, oder ich gehe eigenhändig da rein!“
    „Da gibt es noch ein anderes Problem…“, deutete Noske an und Semir zog eine Augenbraue hoch.
    „Denzlers Zellengenosse hatte sich vorgestern mit dem Bettlacken erhängt!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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    Alex: WAS?!
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  • Mit weit aufgerissenen Augen blickte Johanna auf Paul und den Angreifer, die regungslos auf dem Boden lagen. Ein leises Wimmern von Frauen und das entsetzte Stöhnen von Männern waren zu hören. Der Schock war fühlbar und man konnte ihn beinahe aus der Luft greifen.
    Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, richtete Paul sich zitternd auf und hatte die Waffe seines Angreifers in den Händen.
    Der Angreifer selbst, lag mit einem Schuss inmitten der Brust, rücklings auf dem Boden. Seine Augen starrten leer zur Decke.
    Paul blickte schwer atmend auf Hagen und schnaubte wütend aus. „Bringen…Sie…Ihre Leute unter Kontrolle…“, zischte er und beugte sich leicht nach vorne, um sich auf den angewinkelten Knien abzustützen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er versuchte, zu einem ruhigeren Atem zu kommen.
    „Nein, Kalle!“, schrie einer der anderen Schergen und wurde von Hagen zurückgehalten, der seine Waffe auf Paul richtete. „Waffe sofort fallen lassen!“, drohte er und Paul tat, wie ihm befohlen. Dabei fiel Johanna auf, wie seine Arme zitterten und er noch immer schnell ein- und ausatmete.
    „Sofort auf wieder zu deiner Kollegin Bulle, oder es knallt!“, drohte Hagen und stieß seinen Kollegen in eine Ecke, wo dieser weinend zu Boden ging.
    Paul hingegen, drehte sich zu Johanna und versuchte zu laufen, doch Johanna richtete sich sofort auf und atmete scharf ein als sie sah, wie Blut von Pauls Stirn floss und auf seinem linken Hosenbein lauter Rinnsale zu erkennen waren, die unterhalb der Weste hinuntergeschlängelt kamen.
    Paul verzog das Gesicht, drohte nach vorne zu kippen, doch Johanna konnte noch aufspringen und ihn auffangen. Zwar musste sie ihr ganzes Körpergewicht gegen ihn lehnen, doch sie schaffte es, ihn langsam auf den Boden zu legen.
    Sofort zog sie Paul die Weste aus und sah, dass auf der linken Bauchseite eine Kugel eingedrungen war.
    Paul hob seinen Kopf, sah die Wunde und legte sich stöhnend wieder zurück. Er hatte seine Hände auf die Wunde gepresst und atmete tief durch. „Drück weiter drauf“, befahl Johanna und zog ihr kariertes Hemd aus, das sie über einen uralten Batman-Pullover trug und begann, dieses zu zerreißen.
    Aus ihrem Rucksack, nahm sie ein Klebeband hervor und riss mehrere Stücke mit dem Mund ab.
    „Hoffentlich verreckt der Bulle!“, schluchzte der Angreifer, der noch immer kauernd in der Ecke saß.
    Johanna, ging gar nicht darauf ein, sondern legte die vorbereiteten Dinge neben sich auf den Boden und legte ihren Rucksack unter Pauls Beine und legte sie so ein wenig höher. „Ich muss mir das Ansehen Paul. Dafür musst du dich auf die gesunde Seite legen. Halt die Beine oben, okay?“
    Paul war erstaunt, wie ausgewechselt Johanna wirkte. Ihr Blick war voll konzentriert und jede ihrer Handlungen war geplant.
    Also tat er wie ihm befohlen und mit Johannas Hilfe schaffte er es, sich auf die Seite zu legen.
    „Okay, ich muss mir das Ansehen...“ Johanna hob langsam den dunkelblauen Pullover an und verzog mitleidend das Gesicht, als sie das Loch erblickte, aus dem noch immer Blut floss und dünne Linien auf der Haut hinterließen. Neben dem Loch befanden sich Brandwunden.
    „Scheiße...okay...“ Johanna faltete die abgerissenen Hemdstücke zusammen, drückte sie auf die Wunde und festigte den provisorischen Druckverband mit den abgetrennten Klebstreifen.
    „Ist die Kugel noch drin?“, fragte Paul keuchend. „Ich fürchte ja...“, flüsterte Johanna.


    „Wie gesagt, der Kerl soll verrecken! VERRECKEN!“
    „SCHNAUZE!“, schrie Hagen und Johanna zuckte zusammen. „Können Sie ihn am Leben erhalten?“ Auf Hagens Frage nickte Johanna langsam. „Wenn Ihr Scherge mich meine Arbeit machen lässt und nicht immer seine Kommentare abgeben muss.“, merkte sie an und zog langsam wieder den Pullover über den Verband.
    Sie spürte, wie Paul zitterte und zusammenzuckte. „Langsam Paul, langsam!“, flüsterte sie ihm ins Ohr und beobachtete Hagen dabei, wie dieser zum jammernden Nichts ging und ihm eine Ohrfeige verpasste.
    „Jetzt beruhige dich mal! Noch n’ Toten können wir echt nicht gebrauchen!“
    „Aber Kalle...“
    „Das war seine eigene Schuld! Hätte er nicht auf die Kinder schießen wollen, hätte der Bulle nicht reagiert!“, erwiderte Hagen und richtete seinen Blick wieder auf Johanna und Paul. „Außerdem wenn der Bulle stirbt, haben wir ein wirkliches Problem!“
    Johanna schnaubte kurz und nahm einen weiteren Abriss ihres Hemdes und zog eine Wasserflasche aus dem Rucksack. „Ich muss sehen, wo die Wunde am Kopf ist Paul...“, murmelte sie und hob langsam Pauls Kopf an. Sie erblickte eine Streifschusswunde am Haaransatz und wusch diese aus. Paul zuckte dabei zusammen und bis die Zähne zusammen. „Entschuldige...“, murmelte Johanna.
    „Tu was du tun musst“, flüsterte Paul und atmete tief durch.
    „Semir holt uns hier raus, die Kinder haben an ihn geglaubt und das müssen wir nun auch tun...“, murmelte Johanna und Paul nickte leicht. „Er hat mir schon einmal das Leben gerettet. Er kann das!“, bestätigte er sie, „Aber ich hoffe, die Kleinen sind in Sicherheit!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • Andrea und Susanne sahen auf, als sich die Haustüre öffnete und ein bekanntes Gesicht erschien. Kim Krüger lugte mit dem Kopf hinein und öffnete dann die Türe vollends.
    „MAMA!“, erklang es laut und Andrea kniete mit Tränen in den Augen auf den Boden und nahm ihre Töchter in den Arm. „Oh dem Himmel sei dank!“, schluchzte sie und drückte ihre Mädchen an sich. So stark, so dass sie, sie niemals hergeben musste.
    „Mama...die haben noch Paul...und Johanna! Papa muss sie rausholen! Papa muss sie rausholen!“, schluchzte Ayda und Andrea nickte. „Das wird der Papa machen! Er wird sie holen! Sie kommen wohlbehalten nach Hause. Das weiß ich!“
    Susanne entfernte sich von der Gruppe und ging zu Kim. „Chefin...“ Kim atmete tief durch. „Nach letzten Informationen sind Schüsse gefallen. Ayda hat Angst, dass es Renner, oder Schimke getroffen haben könnte. Einer der Geiselnehmer wollte auf die Kinder zielen, nachdem er sie „Kanaken-Bälger“ oder etwas in der Art genannt hatte!“ Susannes Augen rissen weit auf. „Nazis?“, fragte sie und Kim zuckte mit den Achseln. „Das wissen die Kollegen noch nicht. Aber Gerkhan ist bei Ihnen, ich denke, das wird nur eine Frage der Zeit sein, bis wir Klarheit haben...“
    „Ich hasse es, hier zu sitzen und nichts tun zu können. Ich hatte schon Angst, den Kindern wäre was passiert!“, flüsterte Susanne und Kim atmete tief durch.
    „Renner und Schimke haben alles getan, um sie zu schützen. Laut Ayda sehen die Beiden bereits schlimm aus. Jedenfalls wie nach einem Boxkampf, um die Kleine zu zitieren. Schimkes Patenkind war auch noch dabei, ich habe ihn zu den Eltern gefahren.“
    Susanne strich sich übers Gesicht. „Du meine Güte...“, murmelte sie. „König...das ist ein Pulverfass dort unten, dass die ersten Funken schon abgestoßen hat. Es dauert nicht mehr lange und es wird explodieren!“
    „Können wir nichts tun?“ Kim schüttelte mit dem Kopf. „Dorn hat sich auch schon erkundigt, aber wenn sich noch mehr einmischen, wird es nur noch schlimmer...außerdem...“ Susanne legte den Kopf schief. „Außerdem?“
    „Außerdem werden mir die Typen jetzt schon leidtun, wenn Gerkhan sie erwischt...“

    Semir: Du blutest übrigens!
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  • „Ich drehe dich langsam auf den Rücken“, flüsterte Johanna und tat, wie sie es Paul angekündigt hatte. Paul selbst, hielt sich an Johannas Armen fest und atmete tief durch, als ein weiterer Schmerz durch seinen Unterleib fuhr. Er wusste nicht ob es Einbildung war, doch er dachte zu fühlen, wie die Kugel sich durch seine Muskelschichten drückte und weitere Blutgefäße verletzte.
    Johanna, stopfte ihren Rucksack aus und benutzte ihn für Paul als Kissen.
    „Es tut zu weh...nicht auf den Rücken...“, murmelte Paul und Johanna nickte verstanden. Sie setzte sich neben Paul mit ausgestreckten Beinen und bot für ihn so eine Stütze, damit er auf der Seite liegen bleiben konnte. Paul entschied sich, lieber auf Johannas Oberschenkel den Kopf zu legen als auf den Rucksack.
    „Besser?“, fragte sie und Paul nickte leicht. „Ja...danke...“
    Er spürte, wie Johanna ihm über den Kopf strich und dann seine Hand nahm, als er suchend nach der ihrer suchte.
    „Wir kommen raus! Wir kommen hier raus!“, flüsterte Johanna und Paul drückte stärker an ihrer Hand. „Bestimmt“, flüsterte er.
    Johanna spürte, wie Paul zitterte und sie löste sich von seinem Griff und zog von ihrem Rucksack her eine eingepackte Decke hervor und legte sie über Paul.
    „Woher?“
    „Benedict ist immer ein wenig übermotiviert und meistens, wenn ich mit ihm nach Hause fahre, ist er todmüde und will schlafen. Deshalb habe ich eine dabei.“
    Paul lächelte leicht, verzog das Gesicht und wurde von einem Zitteranfall übermannt.
    Johanna hob ihren Kopf und sah, wie Hagen noch immer mit dem Panikmacher diskutierte.
    „Kalle war vielleicht nicht dein Freund! Aber meiner! Und sieh, was dieser Bulle getan hat!“, kreischte er beinahe und Johanna konnte sehen, wie sich in Hagens Gesicht etwas regte. „Mach nur weiter, dann berechtigst du mich endlich dazu, Bruno!“
    Bruno hob eine Augenbraue hoch. „Drohst du mir?“, zischte er, „Du drohst mir? Nur weil dein Papi uns unterstützt? Zu deiner Info! Du brauchst uns! Ohne uns kriegst du Denzler nicht aus dem Knast! Sei dir sicher!“
    Hagen grinste hämisch und verschränkte die Arme. „Ich brauche dich Bruno? Dass ich die Anderen brauche, ja stimme ich dir zu. Mein Vater unterstützt uns? Ja auch richtig aber...“ Hagen schnipste mit dem Finger und einer der anderen Schergen packte Bruno und stieß ihn auf den Boden. Dabei riss er ihm die Waffe aus der Hand und übergab sie Hagen. „...ich brauch dich nicht Bruno!“ Hagen nickte zu dem Schergen, der Bruno festhielt und dieser zog den Gefangenen hoch. „Such nach einem Keller, oder irgendwas. Bring ihn zum Schweigen. Aber nicht töten. Ich habe was anderes mit ihm vor!“ Der Scherge nickte und zog Bruno mit sich in einen anderen Raum. Noch von weitem waren die Schreie zu hören.
    „Denzler?“, flüsterte Johanna und Pauls schweißüberströmtes Gesicht wurde dunkel. „Wahrscheinlich Dan Denzler. Eine Gallionsfigur der rechten Bewegung hier in Köln. Kein Wunder, haben die Typen Semirs Kinder so angegriffen. Die passen nicht in ihr Weltbild.“ Johanna schluckte. „Du jedoch als Blonder umso mehr. Kein Wunder, haben die dich bisher verschont gehabt!“
    „In dem Falle ist es mir aber lieber, hier zu liegen...“, knirschte Paul und hustete. Er suchte wieder nach Johannas Hand und drückte zu, um sich von den Schmerzen abzulenken.
    „Sag’ so was nicht!“, flüsterte Johanna mahnend und zog die Decke besser über Pauls Körper. „Aber definitiv lieber ich als die Kinder...“, erwiderte Paul und Johanna atmete tief durch. „Das schon...trotzdem...“, murmelte sie und blickte in die Gruppe der anderen Fahrgäste, die stumm in der Ecke saßen und geistesabwesend hin und her wippten. „Ich hoffe, dieser Noske hat bald eine Idee...ich will langsam hier raus“, knurrte Johanna und Paul erwiderte nichts.


    „WAS?“, stieß Semir aus und blickte mit Kopfschütteln auf Noske. „Die Staatsanwaltschaft will auf den Deal zwar eingehen, allerdings weigert sich Denzler. Anscheinend hatte er eine Art Eingebung in Untersuchungshaft, nachdem sich sein Zellengenosse umgebracht hat. Außerdem entspreche es nicht dem Deal mit der Polizei!“ Semir schlug die Hände über den Kopf. „Das ist nicht wahr! Noske, mein Partner und eine von Hartmuts Freunds Leuten sind da drin. Geschweige denn viele, unschuldige Fahrgäste!“
    „Wir können Denzler nicht zwingen!“
    „Aber wir können einen neuen Deal anbieten!“, schrie Semir und ein paar der uniformierten Polizisten waren zusammengezuckt.
    „Gerkhan so läuft das nicht bei uns! Denzler kann uns Informationen über verstecke V-Männer, sowie andere Maulwürfe bieten! Außerdem wär es der Staatsanwaltschaft beinahe lieber, wir schießen die anderen ab. Ein paar Probleme weniger!“ Semir schüttelte erneut heftig mit dem Kopf. „Ich fasse es nicht...“ Er atmete tief durch, zog seinen Waffenhalter aus und legte seine Jacke ab. „Ich brauche ein Messer?“ Noske stutzte.
    „Bitte?“
    „EIN MESSER!“, schrie Semir und einer der uniformierten Polizisten, reichte Semir eines. „Danke“, knurrte er und schnitt die Innenseite seiner Jacke auf.
    „Gerkhan, was haben sie vor?“
    Semir antwortete nicht, sondern nahm die Pistole aus dem Halfter und stopfte sie in das Futter.
    „In welchem Knast ist Denzler?“
    „Was?“
    „Welcher Knast?“
    „JVA Köln...“
    Semir zog seine Jacke an und verschloss sie. „Gerkhan, Sie werden Denzler nicht überzeugen können. Besonders weil Sie...“
    „Weil ich türkischer Herkunft bin?“, fragte Semir auffordernd und Noske schluckte trocken. „Ich wollte Sie damit nicht beleidigen Gerkhan aber...“
    „...Sie kennen mich nicht Noske. Aber ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will! Außerdem hält mich niemand...“
    In dem Moment knackte Noskes Walkie-Talkie und er nahm ab.
    „Hagen?“, begrüßte er seinen Anrufer.
    „Wie geht es voran?“, fragte dieser und Noske blickte zu Semir, diese formte mit den Lippen ein „Bitte!“ und Noske seufzte. „Wir sind dran! Es sollte alles klappen! Allerdings gibt es ein Problem mit Denzlers Zellengenosse…er lebt nicht mehr…hat sich umgebracht“, antwortete er deshalb und Semir atmete erleichtert durch.
    „Nun ja, Für das, können Sie nichts dafür Noske. Dennoch scheinen Sie mit unserer Hauptforderung voranzukommen. Das ist gut, denn wissen Sie, es gab einen kleinen Zwischenfall, das haben Sie wahrscheinlich gehört!“ Noske schnaubte. „Allerdings! Ich schwöre Ihnen Hagen...“
    „Niemand ist tot. Noch nicht. Allerdings geht es Ihrem blonden Kollegen nicht gut. Die Forensikerin versucht zwar alles, aber er wird irgendwann verbluten! Das kann ich Ihnen garantieren! Sie haben nun also eine lebendige Sanduhr, die zwar nicht rieselt, aber leise vor sich her tropft! Also, schaffen Sie es?“
    Noske wollte zu Semir blicken, doch hinter sich hörte er Reifen quietschen und als er sich umdrehte, fuhr ein silberner 3er BMW mit qualmenden Reifen davon. „Ich denke, das wird einzurichten sein...“, murmelte er und hängte auf.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Semir kannte die JVA gut. Immer um diese Zeit hatte der Gefängniswärter Müller Schicht und er war, nicht gerade vertieft in seine Arbeit. So wunderte es Semir auch nicht, dass er nicht gründlich durchsucht wurde. Er ging in eine der Warteräume und hob seinen Kopf, als die Türe geöffnet wurde und ein Mann mit rasiertem Kopf, feinem Gesicht und grünen Augen den Raum betrat. Seine Hände waren in Handschellen und er trug einen orangen Overall.
    Ein wenig verwirrt blickte er zu Semir und setzte sich, nach mehreren Bitten des Wärters, auf den Stuhl.
    „Zwanzig Minuten“, knurrte der Wärter und Semir nickte. „Das reicht mir, danke“, erwiderte er und die Türe schloss sich.
    Für eine Weile starrten sich Denzler und Semir bloß an. Die Luft war zum Schneiden dick, bis sich Denzler nach hinten lehnte.
    „Wenn Sie wegen der Geiselnahme kommen, vergessen Sie’s. Ich habe Noske schon meinen Entscheid mitgeteilt!“ Semir legte seine Arme auf den Tisch und faltete die Hände. „Ist mir nicht entgangen“, murmelte er.
    „Wieso also die Mühe?“, fragte Denzler verwundert. „Wieso haben Sie mich dann empfangen? Ich habe mich per Telefon angekündigt. Sie wussten, dass ein Türke kommen wird, wussten, wieso er kommt!“
    Denzler lächelte. „Touché“, murmelte er und atmete tief durch. „Wissen Sie, Gerkhan, richtig?“ Semir nickte. „Ja, ich habe als V-Mann gearbeitet und ja, ich habe schlimme Dinge getan. Aber nicht alles ist so wie es scheint.“ Semir zog eine Augenbraue hoch. „Wie ist es dann?“, fragte er und Denzler atmete tief durch.
    „Gerkhan. Ich bin nur ein kleiner Fisch in diesem großen Teich. Den größten Fisch, sehen Sie nicht, doch sein Nachkomme, hält gerade lauter Geiseln bei sich. Glauben Sie mir Gerkhan, wenn Sie mich ausliefern, werde ich den Tag nicht überleben und die Mühe Ihrer Kollegen, war umsonst! Mein Zellengenosse ist an dem Druck schon zerbrochen…und ist Hagen zuvor gekommen…“
    Semir begriff. „Hagen will Sie nur rausholen, um Sie zu töten.“ Denzler nickte.
    „Ich will ausplaudern. Das passt dem jungen und alten Hagen gar nicht!“
    „Wer ist sein Vater!“ Denzler sah um sich und schluckte „Dietmar Hagen!“ Semir glaubte, sich verhört zu haben.
    „Der Lokalpolitiker?“
    „Ja. Von außen her ist er der brave Politiker. Aber im Hintergrund dieser Sache, zieht er alle Fäden!“
    Semir atmete tief durch. „Ich verstehe Ihre Sorge. Aber dort befinden sich lauter Geiseln, von denen mindestens eine verletzt ist.“
    „Ich verstehe auch Sie Gerkhan. Aber verstehen Sie auch mich. Ich habe Angst. Sie kennen Hagen nicht, er ist unberechenbar!“
    Denzler öffnete mit Mühe seinen Overall und auf seiner linken Brust, war eine frische Brandnarbe, die die Form eines Hakenkreuzes hatte.
    „Das hat er mir verpasst, bevor ich von Noske verhaftet wurde. Ich hatte meine ersten Bedenken.“ Semir rieb sich über die Stirn.
    „Es gäbe doch noch eine Möglichkeit…“, murmelte Semir und Denzler hörte ein leises Klacken unter dem Schreibtisch. Als er hinunterblickte, sah er direkt in die Mündung einer Pistole. „Tut mir Leid Denzler, aber ich habe da jemanden, der mich braucht!“


    „Das kann nicht Ihr ernst sein!“, stieß Denzler aus und Semir entsicherte die Waffe. „Wollen wir wetten?“, flüsterte er leise und Denzler schluckte. „Ich weiß Sie haben Angst, aber ich werde nicht Ihr Leben gegen das von Dutzenden eintauschen!“
    „Sie sind wahnsinnig!“
    „Oder zu lange im Dienst!“, erwiderte Semir. „Wir können die Sache noch immer friedlich klären. Oder ich schleife Sie mit, oder aber ich werde vor Hagen Ihnen das Licht auspusten!“ Denzler blickte in Semirs Augen.
    „So viel bedeutet Ihnen das, ja? Sie stehen wenigstens für Ihre Sache ein, Gerkhan. So was gefällt mir natürlich…gut…ich werde Noske Bescheid geben, dass ich mit Ihnen anreisen werde. Aber Sie sorgen wiederum für meinen Schutz. Hagen wird mir kein Haar krümmen!“ Semir nickte und steckte die Waffe wieder ein.
    „Also haben wir einen Deal?“ Denzler nickte auf Semirs Frage. „Den haben wir. Aber ich kann es Ihnen nochmals sagen. Hagen ist unberechenbar. Von außen her mag er zwar der liebliche Politikersohn mit guten Manieren sein, aber hinter dem Rücken hält er schon das Messer und wird zustechen!“ Semir grinste hämisch. „Ich bin Türke, Denzler. Wenn es um Messerstechereien geht, bin ich immer schneller, das sollten Sie doch am besten wissen.“ Denzler musste, ohne es zu wollen, lachen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • Johanna spürte, wie Paul erneut ihre Hand fester drückte. „Geht’s?“, fragte sie besorgt und Paul atmete tief durch die Nase durch. Leicht nickte er mit dem Kopf. „Spiel hier nicht den Helden“, murmelte Johanna.
    „Damit kann ich aufhören, wenn wir hier raus sind…“, erwiderte Paul und stieß einen leichten Schmerzensschrei aus.
    „Langsam…“, mahnte Johanna und sah auf Hagen, der nervös auf das Walkie-Talkie blickte. „Immer noch nichts?“, fragte Paul.
    „Nein…Hagen wird auch langsam ungeduldig…“, antwortete Johanna.
    „Nicht gut…“ Johanna musste Paul Recht geben.
    Johanna bemerkte, wie sehr Paul zu schwitzen begann und nahm einer der abgerissenen Hemdstücke und trocknete damit sein Gesicht ab.
    Alle blickten auf, als Hagens Walkie-Talkie knackte. „Noske hier. Wir bringen Denzler in einer halben Stunde. Ein Kollege von uns, wird ihn begleiten.“
    Hagen grinste. „Danke für die Information. Over and out!“, sagte er und blickte zu den Geiseln. „Sieht aus, als hätten Sie Glück.“, säuselte er und Johanna schnaubte. Dennoch beugte sie sich enger zu Paul.
    „Du kommst hier raus…“ Paul lächelte leicht. „Du doch auch“, entgegnete er und krümmte sich erneut. „Mag sein, aber ich brauche die Hilfe nicht so dringend wie du!“ Sie strich Paul über den Haarschopf.
    „Ja Chef“, erwiderte Paul und seine Stimme wurde immer leiser. „Paul, wach bleiben, los!“, feuerte Johanna ihn an und rüttelte ihn leicht. Sie drehte ihn auf den Rücken und hob den Pullover an.
    Das Blut hatte inzwischen den provisorischen Verband eingenommen. „Scheiße…“, murmelte Johanna und wechselte den Verband aus. Dabei erhöhte sie den Druck, was Paul wieder aus seinem Dämmerzustand holte.
    Er stöhnte leicht und als Johanna den Verband wieder befestigt hatte, half sie ihm, sich wieder auf die Seite zu legen.
    „Entschuldige, aber du verlierst mir zu viel Blut!“
    „Hättest mich, aber sanfter wecken können“, versuchte Paul zu scherzen doch er merkte, wie tief Johannas Falte auf der Stirn geworden war.
    „Woher weißt du eigentlich, so viel, über Erste Hilfe?“
    „Wenn man die Tochter eines Ärztepaares ist, schnappt man unfreiwillig einiges auf“, erklärte Johanna und wusste, dass Paul dies nur fragte, um sie abzulenken. Doch sie nahm dies gerne an.


    Noske sah auf, als der silberne BMW zurückkehrte und Semir mit Denzler ausstieg. „Wie haben Sie das geschafft?“, pfiff er erstaunt aus und Semir zuckte mit den Achseln. „Ich sagte doch, ich kann überzeugend sein!“
    Noske blickte verachtend auf Denzler. „Gut, dann bring ich Sie mal zu Ihren Freunden!“ Denzler hob die Arme, die inzwischen von den Handschellen gelöst waren.
    „Moment. Ich gehe mit Gerkhan und sonst niemanden!“ Noch erstaunter blickte Noske zu Denzler und hob die Augenbrauen. „Woher der Sinneswandel?“
    „Geht Sie n’ Feuchten an Noske. Ich habe meine Gründe.“ Semir atmete tief durch. „Hören Sie Noske. Wir ziehen das jetzt durch!“ Noske nickte. „Meinetwegen, aber sobald was schiefläuft, gebe ich schlussendlich den Befehl zum Abschuss. Das SEK hat sich mittlerweile verteilt!“ Semir nickte wiederum. „Schon verstanden.“, murmelte er und begann, mit Denzler vorauszulaufen.
    Noske nickte zu einem uniformierten Polizisten und dieser hob sein Funkgerät. „Ziele nähern sich nun dem Austragungsort. Nicht schießen, ohne Befehl!“
    „Verstanden“, erklang es von der anderen Seite.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • Hagen blickte aus dem Fenster und grinste, als er zwei Menschen sah, die sich dem Haus näherten. „Läuft“, murmelte er und nickte zu einem seiner Schergen. Dieser verstand und begab sich zum Eingang.
    Alle hörten, wie sich die Türe öffnete und der Befehl gegeben wurde, zum Wohnzimmer zu gehen. Johanna und Pauls Augen wurden groß, als sie sahen, dass Semir den Mann, um den es überhaupt ging, begleitet hatte.
    „Denzler“, sang Hagen begeistert, „seht ihr Leute, ich hab doch gesagt, es klappt.“, blaffte er vor seinen Schergen und diese nickten mit einem Grinsen.
    „Und was jetzt?“, fragte Denzler und hatte die Arme verschränkt. „Alter Freund, freust du dich denn nicht, uns zu sehen?“, fragte einer der Schergen und Denzler zog eine Augenbraue hoch. „Kommt auf Hagen darauf an, ob er uns treu bleibt oder den Plan seines Papas verfolgt!“
    Hagen spürte sofort die zweifelnden Blicke und ging auf Denzler zu. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst!“ Denzler verzog keine Miene. „Du weißt genau, wovon ich spreche!“, knurrte er und einer der Schergen, näherte sich nun dem Duo.
    „Hagen, was meint er damit?“, fragte er nun und Hagen drehte sich um. „Ich weiß es auch nicht mein Bester!“, log er und Semir lachte falsch auf. „Geben Sie doch zu, dass das hier alles eine Farce ist.“, fügte er seiner Geste hinzu und Hagen drehte seinen Kopf sofort zu Semir. „Ihr werter Anführer will euren guten Freund töten! Das alles war nur ein Vorwand, ihn hier her zu bringen und ihn dann umzubringen!“
    „Hagen, was der Bulle da erzählt…“
    Semir konnte Hagen deutlich ansehen, wie dieser um Worte zu ringen schien und die dunkle, eiskalte Fassade bröckelte. Er begann langsam im Kreis zu laufen.
    „Was wenn? Denzler ist im Knast! Er könnte uns verraten“, richtete er sich an seine Schergen und diese schüttelten mit dem Kopf. „Das würde Dan nie tun!“ Ihnen war deutlich anzusehen, wie sehr sich ihr Weltbild erschütterte.
    „Ich wollte eigentlich nur dich verraten, Hagen. Dich und deinen geliebten Papi.“ Hagen kniff die Augen zusammen.
    „Okay, das reicht!“ Er hob die Waffe, drückte ab und traf Denzler direkt in die Brust. Dieser ächzte kurz und ging dann zu Boden. Semir hob seine Waffe doch Hagen war schneller und richtete die Waffe auf die Geiseln. „An Ihrer Stelle, würde ich das nicht tun!“, knurrte er und sah zu den Schergen, die mit schneeweißem Gesicht auf Denzlers leblosen Körper blickten. „Sonst noch jemand?“ Ein eingeschüchtertes Kopfschütteln.
    „Gut, Bulle, geh zu deinen Kollegen“, knirschte Hagen und Semir tat, wie ihm befohlen.


    Voller Sorge kniete er zu Paul und nickte kurz Johanna zu. „Mensch, Junge. Was machst du für Sachen?“, flüsterte Semir und strich Paul über den Kopf. „Mist, wie immer. Aber ich habe eine gute Notärztin hier bei mir…“, lächelte Paul leise und verzog das Gesicht.
    „Wir kommen hier gleich raus, das verspreche ich euch!“ Johanna atmete tief durch. „Aber wie? Momentan verstehe ich deinen Plan nicht, Semir.“, murmelte Johanna und beobachtete Semir dabei, wie dieser Pauls Pullover hochgezogen hatte und mitleidend das Gesicht verzog. „Spielt einfach mit, mehr müsst ihr nicht wissen. Wenn Noske das tut, was ich denke, wird die Sache schneller vorbei sein als ihr denkt!“
    In dem Moment flog etwas in das Wohnzimmer und der ganze Raum füllte sich mit furchtbarem Rauch, der in den Augen brannte und sie zum Tränen brachte.
    Semir hatte sich augenblicklich schützend über Paul gebeugt, während er versuchte, die lauten Schreie zu ignorieren. „POLIZEI AUF DEN BODEN!“, erklang es und das Feuer wurde eröffnet.
    Semir drückte Paul an sich und zuckte, immer wieder zusammen, wenn es laut knallte. Unter den lauten Explosionen, hörte er eine bekannte Stimme, die schrie und immer wieder verzweifelt nach Hilfe rief. „Johanna!“, schrie er, doch er hörte nur ein Klirren einer Scheibe und dann schien sich alles in eine unheimliche Stille zu hüllen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, wagte es Semir, seine Augen wieder zu öffnen und spürte, wie diese brannten. Die Tränen liefen ihm unentwegt über die Wangen und er erblickte Noske, inmitten des Raums.
    „Sind…“ Semir musste husten. „Sind Sie des Wahnsinns?“, schrie er heiser. „Hagen hatte geschossen, mir blieb keine andere Wahl!“, rechtfertigte sich Noske und Semir sah zu Paul, der schrecklich hustete und stark gerötete Augen hatte.
    „Wir brauchen hier sofort einen Notarzt!“, schrie Semir und strich Paul eine störende Haarsträhne aus dem schweißigen Gesicht. Paul zitterte furchtbar und auch ihm flossen die Tränen unentwegt aus den Augen.
    Noske nahm sein Funkgerät hervor. „Wir brauchen sofort ein Med-Team! Ein Mann ist verletzt!“, gab er durch und blickte um sich. „Scheiße! Wo ist Hagen?“, fluchte er und bemerkte, wie sich Denzler auf einmal regte und fuhr erschrocken zurück. „Was zur?“
    Denzler richtete sich auf und zog seine Jacke aus, worunter eine Schussweste zum Vorschein kam. „Sie sind auch ein Vollidiot Noske! Wie Sie mich schnappen konnten, bleibt mir heute noch ein Rätsel!“
    Noske schien zu begreifen. „Moment, Sie haben…“
    „Ich habe gedacht Sie schalten richtig und lassen Hagen erschießen“, fluchte Semir, „Stattdessen führen Sie hier eine Ein-Mann-Show durch!“ Noskes Gesicht wurde schneeweiß. „Verdammt“, flüsterte er und Semir ignorierte ihn und konzentrierte sich auf Paul.
    „Hilfe ist unterwegs, Partner, halte durch“, feuerte er ihn an und Paul hustete und blickte Semir dann durch seine geröteten, glänzenden Augen an. „Semir…wo ist Johanna?“ Semir riss die Augen auf, schoss hoch und sah sich um. „Oh nein! NOSKE!“ Der Angesprochene sah ihn an. „Hagen hat sich Johanna geschnappt! Die Forensikerin!“
    Noske nahm zitternd sein Funkgerät hervor. „Noske hier! Alle verfügbaren Einheiten sollen den Wald durchsuchen! Hagen ist mit einer Geisel geflohen!“, befahl er und in dem Moment kam das Rettungsteam hinein.
    Semir winkte sie sofort zu sich und der Notarzt beugte sich zu Paul.
    Semir wich zurück, um den Männern Platz zu lassen und nahm sein Handy hervor, er ging nach draußen und wählte eine Kurzwahl.


    „Gerkhan? Wie schaut‘s aus?“, erklang es vom anderen Ende und Semir amtete tief durch. „Wir haben ein Problem Chefin“, murmelte er.
    „Was ist passiert?“
    „Noske wollte sich beweisen und hat einen riesen Mist gebaut. Der Hauptverdächtige ist mit Johanna Schimke von der KTU geflohen!“
    „Verdammter Mist! Und Renner?“
    „Wurde verletzt und wird gerade von den Ärzten untersucht! Chefin, Sie müssen Hartmut informieren.
    „Das werde ich! Was werden Sie nun tun?“
    Semir atmete tief durch und sah, wie Paul auf einer Trage aus dem Haus geschoben wurde. Ein Sanitäter hielt einen Tropf hoch und ein anderer, hatte eine Sauerstoffbrille angelegt. Pauls Pullover war hochgekrempelt worden und Johannas provisorischer Verband war nun durch einen professionellen Druckverband ausgewechselt worden.
    „Den Mistkerl kriegen und Johanna befreien“, antwortete Semir, hängte auf und rannte dem Notfallteam hinterher, die sich dem Krankenwagen genähert hatten und anhielten, als sie Semir sahen.
    Semir gesellte sich neben Paul und sah ihn besorgt an.
    Das geschundene Gesicht trug ebenfalls nicht gerade zur Beruhigung bei.
    „Semir“, flüsterte Paul heiser, „du musst Johanna wiederfinden…“ Semir nickte und strich seinem Partner über den Arm. „Das werde ich! Du hast für heute genug getan! Ich komme bald nach und bis dahin hältst du die Ohren steif, klar?“
    Paul nickte mit geschlossenen Augen und die Ärzte hoben ihn in den Krankenwagen, der danach mit lautem Sirenengeheul, nachdem ein Sanitäter Semir mitteilte, in welches Krankenhaus Paul geliefert wird, davonfuhr.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • Andrea und Susanne sahen auf, als das Festnetztelefon klingelte. Sofort stand Andrea auf und nahm ab. „Semir?“, begrüßte sie ihren Anrufer und spürte, wie sich ihr Herz verknotet hatte.
    „Andrea, hör mir gut zu. Paul wird gerade ins Marienhospital geliefert. Könntest du die Stellung halten gehen? Ich weiß es ist viel verlangt aber…“
    „Wie schwer ist es?“
    „Er wurde in den Bauch getroffen und hat stark geblutet. Ich weiß, die Kinder…aber…ich hab Angst um ihn!“
    Andrea blickte zu Susanne und die beiden besten Freundinnen, verstanden sich ohne Worte. Jede konnte in den Augen der anderen sehen, was diese sagen wollte. Also reichte nur ein Nicken von Susanne.
    „Ich gehe hin, Schatz. Die Kinder schlafen und ich habe mich auch wieder ein wenig beruhigt! Außerdem hat Paul ihnen das Leben gerettet, das bin ich ihm schuldig! Susanne bleibt bei ihnen! Aber was machst du?“
    „Die Mistkerle haben Johanna noch immer in ihrer Gewalt!“
    Andrea schluckte. Sie hatte von Semir schon einige Geschichte über Hartmuts neue Assistentin gehört und alle waren durchwegs positiv gewesen. Auch hatte Ayda ihr erzählt, wie schützend Johanna sich über sie gebeugt hatte, als der Bus verunfallt war.
    „Schnapp‘ sie dir!“, sagte Andrea. „Und pass auf dich auf!“ Mit diesen Worten hängte sie auf und nahm ihre Jacke von der Garderobe.
    „Paul?“ Sie nickte. „Er wurde angeschossen. So wie Ayda und Lilli es gesagt haben!“ Susanne atmete scharf ein. „Hältst du mich auf dem Laufenden?“ Andrea nickte. „Sicher, ich rufe auch gleich Kim an.“
    „Andrea? Sicher, dass das für dich okay ist?“ Andrea blickte Susanne mit traurigen Augen an. „Ohne ihn würden meine Kinder vielleicht jetzt in einem Sarg liegen und in die Pathologie gebracht werden. Ich verdanke ihm mein ein und alles, Susanne. Ich bin ihm was schuldig. Und ich weiß, dass sie in deinen Händen gut aufgehoben sind. Wenn du willst, kannst du auch dein Kleines hier her bringen lassen. Das würde auch die Kinder ablenken, wenn sie wieder wach sind!“ Susanne nickte. „Mach ich. Pass‘ auf dich auf!“
    Sie umarmten sich und blieben für eine kurze Ewigkeit in dieser Position verharren. „Bis später“, murmelte Andrea und verließ das Haus.
    Sofort stieg sie in ihren Wagen und fuhr in die Richtung des Marienkrankenhauses, wo sie auf einen Parkplatz fuhr und ausstieg.
    In dem Moment fuhr ihr ein silberner Kleinwagen entgegen und sie erkannte die Person sofort.


    „Andrea?“, erklang es von Kim, die aus dem Wagen ausstieg. „Dich wollte ich grade anrufen“, entgegnete Andrea und Kim winkte ab. „Die Rettungszentrale hat die Information weitergeleitet. Anscheinend wurde Renner grad in den OP geschoben.“ Andrea nickte verstanden und gemeinsam betraten die Beiden Frauen das Krankenhaus.
    Eine rundliche Krankenschwester ging auf sie zu. „Gehören Sie zu Renner?“ Andrea und Kim nickten verwundert und die Schwester zog die beiden Frauen zu sich. „Herr Doktor Stalder hat mir aufgetragen, mit Ihnen zu reden, da er sofort in den OP musste. Es eilte nämlich!“ Andreas Mine wurde immer besorgter.
    „Soll heißen?“, versuchte Kim ruhig zu klingen doch auch ihr merkte man die Nervosität an.
    „Bei Herrn Renner wurden schwere innere Blutungen und Verletzungen festgestellt. Es sieht nicht gut aus…“
    Kims Kiefer klappte augenblicklich nach unten und Andrea schüttelte ihren Kopf und hielt die Hände vor den Mund.
    „Es tut mir leid das Ihnen zu sagen, aber wenn Renner nicht mitkämpft, dann sehen die Chancen wirklich schlimm für ihn aus!“

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  • „Das darf nicht wahr sein“, flüsterte Andrea, als die Schwester sich entfernte und Kim schüttelte ihren Kopf. „Er wird es schaffen, ganz sicher. Die Operation wird ein Erfolg sein und er wird wieder auf die Beine kommen“, sprach sie sich selbst Mut zu und Andrea nickte. Jedoch setzte sie sich auf die Wartebank und massierte sich die Schläfen.
    „Andrea…“ Kim setzte sich neben sie und legte eine Hand auf ihren Rücken. „Er hat…Kim er hat sich vor meine Kinder geworfen und die Kugel abgefangen. Ich will den Kindern nicht mitteilen müssen, dass ihr „Onkel Paul“ gestorben ist, weil er ihnen geholfen hat! Das werden sie sich niemals verzeihen!“ In Andreas Augen sammelten sich Tränen und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Kim legte einen weiteren Arm um sie und drückte sie an sich. Andrea spürte, wie sie dazu eingeladen wurde, alle aufgestauten Emotionen loszulassen. Ihre Schultern bebten unendlich und ihr Schluchzen glitt in voller Lautstärke durch die Fingerritzen. „Was, wenn Semir nun auch noch was passiert!“
    Kim drückte Andrea noch fester an sich. „Das wird nicht passieren. Du kennst doch keinen Mann. Ich würde mir eher Sorgen um den anderen Typ machen!“ Andrea nickte langsam. „Er wird Schimke zurückbringen und Renner wird das Ganze überstehen. Wir müssen nur daran glauben. So wie wir daran geglaubt haben, dass deine Kinder wieder in Sicherheit kommen und unversehrt bleiben.“ Andrea hob ihr Gesicht aus den Händen und nahm von Kim dankend ein Papiertaschentuch an. „Entschuldige“, flüsterte sie und Kim schüttelte mit dem Kopf. „Nicht dafür, Andrea! Nicht dafür!“, flüsterte sie und blickte auf das OP-Schild, das hell leuchtete.


    Johanna stolperte und fiel auf den feuchten Boden, als Hagen sie stieß um ihr Tempo zu beschleunigen! „Lauf endlich!“, zischte er und Johanna richtete sich zitternd auf. Sie spürte, wie ihre Knie brannten und als sie hinuntersah, waren die Hosenbeine aufgeschürft und Blut vermengte sich mit Dreck.
    „Lauf!“, schrie Hagen nochmals und Johanna tat, wie ihr befohlen. Noch immer tränten ihre Augen vom Gas, doch langsam fragte sie sich, ob dies nicht auch von der Angst war, der ihren Körper vollends eingenommen hatte.
    „Keine Sorge, du bist nur meine Absicherung…“, murmelte Hagen und Johanna atmete tief durch. „Lassen Sie mich raten, Ihr Papi wird Sie abholen und retten!“
    „Kluges Mädchen und wenn du schön brav bleibst, wird dir auch nichts passieren!“, knurrte Hagen und stieß sie erneut, doch dieses Mal konnte sie die Balance halten. Auch wenn ein schrecklicher Schmerz durch ihre Knie fuhr.
    Sie liefen weiter durch den Wald und so langsam bildete sich in Johannas Kopf eine Karte. Ihre Kindheitserinnerungen kamen zurück und die Gegend wurde immer klarer.
    Es war der Ort, wo sie immer Geister gesucht hatte. Sie erinnerte sich, wie ihre Familie sie immer davor warnte, dass ein steiler Abhang kommen würde und sie nicht so schnell laufen sollte.
    Doch war das wirklich eine gute Idee?
    Johanna beschloss, mehr auf ihr Herz, als auf ihren Verstand zu hören und dieses schrie danach, diese Gelegenheit auszunutzen. Also beschleunigte sie ihren Schritt und hörte, wie Hagen sich ihrem Tempo anpasste.
    „Na endlich! Begreifst du nun, dass wir schneller machen müssen?“
    Auf einmal begann Johanna zu rennen. Sie ignorierte den Schmerz in ihren Gliedern und hörte, wie Hagen ihr hinterherrannte.
    Als sie zur Schlucht kamen, wollte er sich auf sie stürzen, doch Johanna ließ sich auf den Boden fallen und sah, wie Hagen über ihr hinwegflog und sich der Schlucht näherte. Jedoch riss dieser Johanna am Arm und zog sie mit sich.
    Mit lautem Geschrei prallten diese auf dem Hügel auf und rutschten die Erde hinunter, wo sie Beide regungslos liegen blieben.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
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  • Als Johanna erwachte, spürte sie, dass etwas mit ihrer linken Schulter nicht stimmte. Sie fühlte sich taub an und gleichzeitig glaubte sie, dass das Gelenk selbst in Flammen stand. Außerdem spürte sie etwas Kaltes an ihrer Wange und als sie aufsah, erblickte sie Hagen, der mit blutüberströmtem Kopf die Waffe auf sie gerichtet hatte.
    „Du mieses, kleines Miststück!“, zischte Hagen und Johanna hielt sich an der verletzten Schulter und spürte nun, dass diese ausgekugelt war.
    Bis auf die Wunde am Kopf, schien Hagen jedoch unverletzt zu sein. Wieso hatten die Bösen immer Glück?
    Johanna schrie, als sie von Hagen am verletzten Arm hochgezogen wurde. Sie spürte, wie das ausgerenkte Gelenk lose hin und her wackelte und so ihre Muskeln und Sehnen reizte. „Nochmal so etwas und ich vergesse mich!“, zischte er und Johanna spuckte ihm als Antwort ins Gesicht. Hagen drückte sie auf den Boden und platzierte seine Knie auf ihre Schultern. Johanna kreischte und schrie. Immer wieder überschlug sich ihre Stimme und die Tränen, flossen ihr über die Wangen. „Das reicht du miese, kleine Schlange!“ Hagen drückte ihr die Waffe auf die Stirn. „Bald kannst du deinem blonden Kollegen, Hallöchen im Himmel sagen!“ Johanna schloss die Augen und kniff sie zusammen, als sie einen Knall hörte.
    Doch anstatt der erwarteten, erlösenden Schwärze, spürte wie, wie etwas Feuchtes an ihrem Gesicht haften blieb. Sie sah auf und konnte sich noch gerade zur Seite drehen, als Hagens Körper auf den Boden fiel. Inmitten seiner Brust klaffte ein Loch und die leeren Augen starrten in den Wald hinein.
    „Johanna!“, hörte sie eine bekannte Stimme und als sie sich, zitternd aufrichtete und umdrehte, erblickte sie Semir, der mit der Waffe in der Hand, den Hang hinunterrutschte und auf sie zukam.
    „Semir“, seufzte sie erleichtert und spürte, wie alle Dämme brachen. Sie begann zu weinen, fiel auf ihr Gesäß und hielt sich die verletzte Schulter.
    Semir kniete zu ihr hinunter und legte, steckte seine Waffe mit dem berühmten Dreher ein und legte dann beide Hände auf Johannas Wange. Er spürte das getrocknete, krustige Blut an ihren Wangen.
    „Ganz ruhig, ich bin ja da…“, flüsterte Semir und Johanna öffnete ihre zusammengekniffenen Augen. Sie waren feuerrot, strotzten nur vor Tränen und die Angst war ihr deutlich anzusehen. Sie lehnte sich nach vorne und fiel Semir auf die Brust. Er legte seine Arme um sie. Semir nahm sein Handy hervor und wählte eine Nummer. „Noske? Ja…ich hab‘ sie. Hagen ist tot…Sie haben die Schüsse gehört? Gut, dann bewegen Sie mit Ihren Männern mal Ihren Arsch hierher. Denn Sie ist verletzt!“
    Johanna weinte bitterlich. Semir legte sein Handy zurück in die Tasche und strich Johanna über den Rücken. „Alles wird gut…“, sagte er leise und küsste Johanna auf den Haarschopf.


    Kim und Andrea zuckten auf, als sie einen Klingelton hörten. Sofort nahm Kim ihr Handy hervor und nahm ab.
    „Krüger?“, begrüßte sie ihren Anrufer. „Noske! Und?“ Neugierig verfolgte Andrea, Kims Mimik, wobei diese nur leer auf den Boden starrte und nickte. Ihr Pokerface war einmalig. „Vielen Dank. Ja…gut, danke Noske!“ Mit diesen Worten hängte sie auf und atmete tief durch. „Und?“, fragte Andrea ungeduldig.
    „Gerkhan hat Schimke gefunden. Verletzt, aber lebend.“, antwortete Kim und Andrea atmete ebenfalls erleichtert aus. „Gott sei Dank! Und dieser Hagen?“
    „Tot…“, sagte Kim knapp und steckte ihr Handy zurück in die Hosentasche. „Es ist vorbei“, schluchzte Andrea und strich sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln. „Definitiv!“, murmelte auch Kim.
    „Andrea! Chefin!“ Beide Frauen sahen auf und erblickten Hartmut, der mit schweißüberströmten Gesicht und keuchend auf sie zukam. Die Frage, die er stellen wollte, war ihm direkt im Gesicht anzusehen, also stand Kim auf und ging zu ihm. „Gerkhan hat sie gefunden. Sie wird nun hier hergebracht. Sie lebt, Freund!“ Hartmut versuchte zu Atem zu kommen, doch auch an ihm war die Erleichterung, deutlich spürbar.
    „Gott sei Dank“, murmelte er und ging zu Andrea.
    „Lilli? Ayda?“
    „Bis auf ein, zwei Schrammen, sind sie unversehrt. Dank Paul und Johanna. Wenn du der Kleinen, keinen gebührenden Respekt zollst, kriegst du es mit mir zu tun!“ Hartmut musste unfreiwillig lächeln. Er nickte. „Das werde ich“, versprach er und widmete sich wieder Kim. „Paul?“, fragte er und Kims Gesicht verdunkelte sich wieder. „Noch ist niemand gekommen. Anscheinend dauert die OP noch immer an. Anscheinend ist es wirklich schlimmer, als vermutet!“ Hartmut schluckte. „Aber er schafft das! Bestimmt!“, murmelte er und in dem Moment ging die Türe auf und eine Ärztin kam hervor.
    „Gehören Sie zu Renner?“ Alle nickten.
    „Blum. Ich habe Ihren Kollegen operiert. Es war knapp, da durch die Kugel schwere innere Blutungen entstanden waren, doch er wird wieder. In einer Woche, wird er sogar das Krankenhaus wieder verlassen können. Natürlich, wird er danach noch einige Schonzeit brauchen, außerdem wird er noch einige Kopfschmerzen von dem Aufprall im Bus haben, aber er wird wieder vollkommen gesund!“
    „Dem Himmel sei Dank!“, sprach Kim den Gedanken aller aus. „Wenn Sie wollen, können Sie zu ihm!“ Hartmut und Kim blickten zu Andrea. „Geh‘ du nur. Wir warten noch auf deinen Mann und Johanna!“, sagte Hartmut und Kim nickte zustimmend.
    „Gut“, sagte Andrea, stand auf und folgte der Ärztin.


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    Ich entschuldige mich für die Verspätung. Ich war den ganzen Tag unterwegs und hatte dann noch einen Migräneanfall. Aber nun endlich der neue Teil :)

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Als sie vor der Türe standen, hielt die Ärztin Andrea kurz an. „Wir haben die Eltern des Verletzten kontaktiert. Allerdings sind Sie auf einer Kreuzfahrt und stecken inmitten auf dem Meer fest. Sie haben gebeten, auszurichten, dass sie wissen, dass ihr Sohn bei Ihnen in den besten Händen wäre...“
    Andrea nickte verstanden. „Gut. Und, momentan schläft er noch, sollte aber bald aus der Narkose aufwachen. Seien Sie bitte leise und nachsichtig.“
    „Werde ich, leider nicht das erste Mal, dass ich so etwas miterlebe“, murmelte Andrea und die Ärztin verabschiedete sich mit einem traurigen Lächeln.
    Andrea atmete kurz durch und begab sich in das Zimmer. Langsam ging sie an Pauls Bett und setzte sich auf den Stuhl, der sich nebendran befand.
    Sie nahm Pauls Hand und strich mit dem Daumen darüber. Sie fühlte den Netzverband an ihrer Haut, der die Kanüle zum intravenösen Tropf hielt.
    Mütterlich, richtete sie die Sauerstoffbrille, die verrutscht war und strich störendes Haar aus dem Gesicht. Besorgt sah sie Paul ins Gesicht. Die Augenlider waren feuerrot, dafür hatten die Lippen jegliche Farbe verloren.
    Jetzt verstand sie, wie Semir sich gefühlt haben musste, als sie angeschossen im Krankenhaus gelegen hatte und er wartete, bis sie aufgewacht war.
    „Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll“, murmelte sie und strich Paul sanft über den Kopf, „Ayda und Lilli geht es gut. Nun ja, wie es jemanden nach einer solchen Situation geht. Susanne passt auf sie auf und sagt ihnen dann, wie es ihrem „Onkel Paul“ geht. Ich wäre echt froh, dann melden zu können, dass du wieder wach bist, in Ordnung?
    Sie atmete tief durch, sah kurz durch das Fenster (wo der Himmel inzwischen sich zu verdunkeln begann) und zuckte zusammen, als sich Pauls Finger um ihre Hand wickelten. „Paul?“, fragte sie leise und tatsächlich begannen sich die Augen leicht zu öffnen, als Andrea ihn ansah. Andrea stand auf, beugte sich über Paul und nahm Pauls Gesicht sanft in ihre Hände.
    Pauls Kopf legte sich leicht in ihre Richtung und zwei müde, gerötete Augen sahen sie an. „Hey, da bist du ja wieder“, lächelte sie und Paul wollte etwas sagen, doch wurde er von einem Hustenanfall übermannt.
    „Scht...du musst dich schonen...“, mahnte sie, doch wieder öffnete sich Pauls Mund. „Ayda...Lilli?“, fragte er heiser und ohne es zu wollen, musste Andrea lächeln und gab Semirs Partner als Antwort einen Kuss auf die Stirn.


    Kim und Hartmut begaben sich zum Eingang, als sie eine Nachricht von Semir erhalten hatten. Sie fragten eine Schwester, wo sich Untersuchungsraum 4 befand. Ohne Nachzufragen gab ihnen die Schwester sofort Bescheid und die Beiden begaben sich in den Raum.
    Johanna saß auf der Liege und hielt sich die verletzte Schulter, während Semir ihr über den Rücken strich und ihr gut zusprach.
    Die Beiden blickten auf, als sie Hartmut und Kim reinkommen hörten. „Joshi“, flüsterte Hartmut und ging auf sie zu und umarmte sie heftig.
    „Hartmut, Schulter ausgekugelt! Schulter ausgekugelt!“, stöhnte Johanna und Hartmut wich sofort zurück. „Entschuldige“, murmelte er rot anlaufend und Kim ging auf sie zu. „Sie sehen furchtbar aus, Schimke!“ Johanna lächelte traurig. „Dann sehe ich anscheinend besser aus, als ich mich fühle“, scherzte sie leise. „Paul?“, fragte sie nun wieder mit ernsterem Gesicht und auch Semir, blickte zu Kim. „Er wird wieder. Es sah zunächst nicht gut aus, aber er wird wieder. Ihre Frau ist bei ihm Gerkhan.“ Johanna sah Semir an. „Dann solltest du da hingehen.“, sagte sie und Semir schüttelte langsam mit dem Kopf. „Ich bleibe bei dir, bis dein Problem da behoben wurde“, sagte er bestimmt und wies auf Johannas Schulter. „Das habe ich eben befürchtet“, murmelte Johanna und alle sahen auf, als ein Arzt den Raum betrat. „Frau Schimke?“ Johanna nickte. „Ich werde Ihnen die Schulter wieder einrenken.“, kündigte er an und Johanna seufzte.
    Semir machte dem Arzt Platz und dieser sah sich die Schulter an. „Okay, das wird nun leider wehtun, Frau Schimke. Ich zähle auf drei okay?“
    Johanna nickte.
    „Eins…“ Mit einem Ruck verschob der Arzt Johannas Gelenk und diese schrie kurz auf, was danach in ein leises Ächzen überging. „Heilige Scheiße…“, murmelte sie und beugte sich nach vorne. Die anderen Drei, verzogen mitleidend das Gesicht. Kim blickte auf ihre Hosentasche, als sie spürte, wie ihr Handy vibrierte. „Bin gleich wieder da“, kündigte sie an und verließ den Raum.
    „Gut, ich werde Ihnen noch einen Stützverband anlegen. Anschließend werde ich Sie komplett durchchecken.“
    Johanna bemerkte, wie Semir immer wieder zur Tür schaute.
    „Jetzt geh schon. Das Gelenk ist wieder drin, also fühl‘ dich nicht verpflichtet! Ich hab ja noch Hartmut hier!“, sagte sie und Semir küsste sie sanft auf die Schläfe und ging dann aus dem Raum.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!


  • Andrea sah auf als es an der Türe klopfte. „Herein“, sagte Paul so laut wie möglich und die Türe öffnete sich einen Spalt und Semir blickte hinein.
    „Hey“, begrüßte er die Beiden und während Andrea den Gruß erwiderte, lächelte Paul leicht. Semir küsste seine Frau und begab sich danach auf die andere Seite des Bettes. „Musst du mir eine solche Angst einjagen?“, flüsterte Semir.
    „Sorry“, murmelte Paul und Andrea strich ihm über die Hand. „Was ist mit Johanna?“ Auf Pauls Frage hin zuckte Semir mit den Achseln. „Hat sich bei der Flucht vor dem Typen die Schulter ausgekugelt. War gerade dabei, als der Arzt sie wieder eingerenkt hatte.“ Andrea verzog mitleidend das Gesicht. „und sonst?“, fragte sie danach.
    „Sie ist fertig…ich hoffe, dass die Ruhe ihr helfen wird“, antwortete er und blickte dann zu Paul. „Und weiß ich nicht, wie ich dir danken soll!“, sagte er sanft und Paul schüttelte mit dem Kopf. „Gar nicht“, antwortete er und verzog das Gesicht. „Ganz ruhig“, mahnte Andrea. Paul öffnete wieder die Augen und blickte auf Beide. „Es tut mir leid…ich wollte wirklich nur mit den Kindern…einen Ausflug machen!“
    Semir schüttelte mit dem Kopf und lächelte traurig. „Das ist doch nicht deine Schuld. Und der beste Beweis…hast du ja selbst geliefert. Nun zählt, dass du aber wieder gesund wirst! Ich will nicht die Straßen alleine unsicher machen, klar?“
    Die Erleichterung war Paul deutlich anzusehen. „Klar“, antwortete er deshalb leise. „Gibt es irgendwas, was wir für dich tun können? Ich könnte Kleidung aus deiner Wohnung holen und was du sonst so brauchst!“
    Paul nickte. „Das wäre lieb“, antwortete er und stützte sich mit einem Arm auf, um ein wenig nach oben zu rutschen. Die freie Hand hielt er auf dem Bauch und er atmete tief durch. In dem Moment ging die Türe auf und Johanna kam hinein. Sie trug einen Trainingsanzug und ihr Arm war in der Schlinge. Die Wunde am Kopf, war mit einem dicken Pflaster abgeklebt worden. Die Gesichtshälfte unter dem Pflaster, war ziegelrot.
    „Hey“, begrüßte Paul sie und Johanna ging mit einem traurigen Lächeln auf Paul zu. Andrea machte ihr Platz und Johanna umarmte Paul sanft mit einem Arm. Paul legte beide Armen um sie und Johanna spürte, wie er unter der Anstrengung zitterte.
    „Danke dir für alles“, flüsterte Paul zu ihr ins Ohr und Johanna spürte die Tränen aufkommen. „Das kann ich nur zurückgeben“, sagte sie leise und als sie Paul losließ, wurde sie von Andrea umgedreht und diese, streckte die Arme aus, nur um sie um Johanna zu legen.
    Als wäre es ein alltäglicher Vorgang, versteckte Johanna ihr Gesicht in Andreas Schultern und ihre Schultern bebten. „Das war so mutig von dir“, flüsterte Andrea, Johanna ins Ohr und diese grub sich noch tiefer in Andreas Körper.
    Paul und Semir sahen sich an und beide konnten in den Augen des anderen sehen, was dieser gerade dachte.


    Johanna löste sich langsam von Andrea. „Tut mir leid…ich weiß, ich bin ein Weichei“, schluchzte sie und Semir schüttelte darauf hin vehement mit dem Kopf und ging auf sie zu. „Das bist du auf keinem Fall. Sonst würdest du nun nicht hier stehen! Mit dem Arm in der Schlaufe und dem verschlagenen Gesicht. Ich habe die anderen Geiseln gesehen, gegen dich und Paul, wirken die unverletzt, auch wenn sie Schrammen im Gesicht haben.“
    Andrea nickte zustimmend. „Und sei dir gewiss‘, wenn du Leute zum Reden brauchst, sind wir für dich da! So läuft das hier bei uns! Und da bist du keine Ausnahme. Du bist Hartmuts Assistentin und gehörst zur Familie.“
    Zum ersten Mal lächelte Johanna wieder leicht und Andrea strich ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Na also. Das sieht schon viel besser aus!“, sagte sie leise und blickte auf ihre Hosentasche, als das Handy vibrierte, zog es hinaus und sah auf den Display. „Susanne“, murmelte sie und nahm ab. „Ja? Susanne?“ Andrea hörte zu und nickte. „Okay, ich glaube das lässt sich hinkriegen, einen Moment!“ Sie legte das Handy auf Pauls Nachttisch neben dem Bett und drückte auf ein Symbol. „Okay, los!“, sagte sie und man hörte Susanne flüstern, wie sie jemandem sagte, dass sie nun sprechen könnten.
    „Onkel Paul? Joshi?“, erklang Aydas und Lillis Stimme und sofort war eine unendliche Wärme im Raum spürbar.
    „Hey ihr zwei Süßen“, murmelte Paul und Joshi beugte sich zu der Hörmuschel. „Wie geht’s euch?“
    Auf Johannes Frage hin kam die Antwort prompt. „Hast du gehört Lilli? Das war Paul, ich hab dir gesagt, er lebt!“, hörten sie Ayda stolz und unfreiwillig huschten allen ein zartes Lächeln über die Lippen. „Tante Susanne hat gesagt. Ihr seid im Krankenhaus! Kann man euch besuchen kommen?“ Andrea sah zu Paul und deutete auf den nächsten Tag an. „Morgen, okay?“, schlug er vor. „Ja! Morgen! Morgen ist gut!“, erklang es von Lilli und dann kam eine kurze Pause. „Wie lange geht das?“
    „Nicht mehr so lange“, antwortete Susanne. „Dann kommen wir morgen! Bis dann Onkel Paul! Tschüss Joshi!“
    „Tschüss ihr zwei!“, sagten alle und Andrea nahm das Handy wieder an sich. „Geh‘ Andrea! Die Kleinen könnten nun ihre Mama wieder brauchen“, murmelte Paul und Andrea lächelte. „Wirklich?“, fragte sie nach und Paul nickte. „Ich hab‘ ja Gesellschaft!“, lächelte Paul, „Aber keine Angst, deinen Mann schicke ich auch bald Heim!“
    Andrea nickte und legte das Handy ans Ohr. „Susanne? Ich komme bald. In zwanzig Minuten bin ich bei euch.“ Mit diesen Worten hängte sie auf und ging auf Paul zu, küsste ihm noch einmal auf die Stirn und Johanna auf die Wange. Semir gab sie einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und als sie hinausgehen wollte, lief sie beinahe in Kim hinein. „Oh, entschuldige“, sagte Kim und Andrea winkte ab. „Schon gut, ich gehe nach Hause. Wir sehen uns später?“ Kim nickte und als Andrea nach einem Winken den Raum verlassen hatte, verdunkelte sich das Gesicht der Chefin.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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