Der Todesengel

  • „Er kann sich zwar erinnern, aber er hat noch keine Adresse genannt. Die Taxifahrerin sagte, dass sie ihn im Gebiet des Steinbruchs Hohenhagen aufgegabelt hat. Auf der Karte habe ich gesehen, dass Burscheid nicht weit davon entfernt ist. Ich nehme an, oder besser ich habe es bereits bewiesen, er wurde in der Hütte von Stender festgehalten. Ines Stender hat ihn mit Morphin behandelt und er hat noch jede Menge von dem Zeug in seinem Körper. Das wollten die Ärzte jetzt erst einmal rauskriegen, in dem er schläft. Wie es psychisch mit ihm weiter geht, weiß ich nicht. Morgen soll sich ein Psychologe mit ihm befassen. „Okay…wo ist Semir jetzt?“ „Er wird erst einmal im Krankenhaus bleiben. Andrea wird morgen zu ihm fahren. Heute soll er Ruhe bekommen.“ „Sie werden sich nur um diesen Fall kümmern. Sie werden herausfinden, wo Semir war und was ihm zugestoßen ist. Vielleicht finden wir jetzt Hinweise und erfahren was passiert ist. Alle anderen Fälle werden auf die Kollegen verteilt.“ Alex sah sie an. „Okay… Was ist mit Sander? Die Frist die er gesetzt hat, ist zu Ende.“ „Nun Semir ist gefunden, es erübrigt sich damit die Suche nach einem neuen Partner. Und alles andere ist gerade auf einem Prüfstand.“ Alex stand auf und verließ das Büro. Sein Handy klingelte und ein Blick zeigte ihm, dass Jenny Dorn ihn anrief. „Hallo Jenny…“ „Alex, schön dass du dich meldest. Wie sieht es aus bei euch? Kommt ihr noch ohne mich klar?“ „Ja sicher…“ Alex lachte auf, seine junge Kollegin hörte sich entspannt an. „Wie geht es dir?“ „Danke, mir geht es blendend. Die Kur tut wirklich sehr gut. Ich kann schlafen, ohne dass ich Alpträume bekomme.“ Alex hörte an der Stimme der jungen Frau, dass er sich hier keine Sorgen machen musste. „Was ist denn mit Semir? Ich habe ihn schon versucht zu erreichen, aber er meldet sich nicht.“ Alex schloss die Augen. „Ja, er hat eine neue Karte. Ich gebe dir die Nummer, wenn du wieder hier bist. Erhol dich noch ein Bisschen.“ „Danke, das werde ich tun und grüß mir Semir bitte ganz herzlich.“



    Jenny steckte nachdenklich das Handy weg. „Hey, alles in Ordnung?“ Sie drehte sich um und sah Manuel an. „Ja…alles bestens. Ich musste einfach wissen, ob alle meine Kollegen wohl auf sind. Wir haben da nämlich zwei, die es mit Sicherheit nie genau nehmen, obwohl eigentlich können sie nichts dafür. Sie geraten immer in ziemlich heftigen Situationen.“ Sie lachte. „Und sie sind alle in Ordnung?“ Jenny nickte. „Ja, sie sind alle in Ordnung.“ „Dann lass uns noch den letzten Abend hier genießen. Du fährst morgen wieder nach Hause und ich auch. Dann sind wir wieder jeder für sich allein.“ Manuels Stimme veränderte sich. Jenny griff sanft sein Kinn und sah ihn an. „Das muss nicht sein. Du könntest doch zu mir kommen, oder ich zu dir.“Manuel lächelte sanft. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Sieh mal…wir kennen uns erst seit zwei Wochen und…also eigentlich ist es…weißt du…“ Manuel suchte nach Worten. Jenny nickte. „Ich war nur ein Kurschatten nicht wahr? Du hast eine Freundin und kehrst zu ihr zurück. Ich bin ein Abendteuer für dich.“ Manuel senkte den Kopf. „Nein….ich habe keine Freundin und du bist kein Abenteuer für mich. Ich habe mich richtig in dich verliebt. Ich habe aber auch einen Job, den ich erfüllen muss und ich glaube nicht, dass es so schnell mit einer Versetzung von Darmstadt nach Köln möglich ist.“ „Darmstadt? So weit ist es doch gar nicht. Wenn wir es wollen, dann bekommen wir es auch hin. Ich liebe dich Manuel. Ich liebe dich wirklich.“ Jenny redete auf Manuel ein. Jetzt sagte er nichts mehr und zog sie einfach an sich heran. Es folgte ein langer inniger Kuss. „Du hast Recht…das ist nicht so weit.“ Gemeinsam ging das junge Paar am See entlang und genossen den lauen Abend.



    Semir wachte auf. Er fühlte eine weiche Unterlage unter sich und öffnete vorsichtig die Augen. Der Geruch, der ihm in die Nase stieg, ließ ihn zusammen zucken. Es roch nach Krankenhaus. Er sah sich um. Die Wände um ihn herum waren freundlich und hell gestrichen. Er spürte, dass er anfing zu zittern. War seine Flucht nicht geglückt? Er drehte seinen Kopf und sah an der rechten Seite einen Tropf stehen. Von diesem Tropf ging ein Schlauch ab und er folgte diesem. Semir war nicht wirklich verwundert, dass er feststellte, dass der Schlauch an einem Zugang in seiner Hand endete. Damit war für ihn klar, dass er immer noch bei Ines war. Aber er war nicht mehr angebunden. Im Gegenteil. Seine Handgelenke waren verbunden und irgendwie fühlte er sich wohl. Er schien alles nur geträumt zu haben. Seine Flucht, Ines Tod… alles nur Träume unter Morphineinfluss.„Guten Morgen Herr Gerkhan…“ riss ihn eine sanft klingende Stimme aus seinen Gedanken. Langsam drehte er den Kopf. Eine blonde Frau mit klaren blauen Augen sah ihn an. „Wie geht es ihnen?“ „Wo bin ich?“ Vor der Antwort, die nun folgen sollte, hatte er Angst. „Sie sind im Krankenhaus. Dr. Behnke wird gleich zu Ihnen kommen.“Nervös lecke er sich über die Lippen. „In einem richtigen Krankenhaus?“ Sie lachte hell auf. „Ja, in einem richtigen Krankenhaus.“ Die Tür ging auf und ein Mann in weißem Kittel trat ein. „Ah, wir haben ausgeschlafen. Wie geht es ihnen?“ „Gut… glaube ich…“ Semir schloss erleichtert die Augen. Er war frei. Er war wirklich frei. „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir wirklich sehr leid, was Ihnen angetan wurde.“ Semir nickte. „Was ist mit mir und wo ist mein Partner? Könnten Sie ihn bitte anrufen und bitten zu mir zu kommen?“ „Er wartete bereits draußen. Ich werde ihn gleich reinholen. Zu Ihrer ersten Frage. Sie sind gesund, was das Blutergebnis angeht. Derzeit bekommen Sie eine Kochsalzlösung, die Ihren Kreislauf wieder in Schwung bringt. Sie haben mehrere Hämatome am gesamten Körper, Ihre Handgelenke sind durch Fesselung in Mitleidenschaft geraten, Sie haben eine ungefährliche Kopfverletzung, einen Rippenbuch und eine leichte Gehirnerschütterung. Also alles was wieder in kürzester Zeit heilen wird.“ Dr. Behnke lächelte ihn freundlich an. „Danke Doc…“ „Ich werde jetzt Ihren Kollegen holen.“ Der Arzt ging zur Tür und öffnete. „Sie dürfen jetzt zu ihm!“

    _______________________________
    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah zur Tür. Alex trat ein. „Hallo Partner…“ „Hallo Alex…“ Ein fester Händedruck der Freunde folgte. „Wie geht es dir?“ „Danke soweit ganz gut, wenn ich dem Arzt glauben sollte.“ „Weißt du was passiert ist?“ „Ja, Alex. Ich weiß alles. Diese Krankenschwester Ines…sie hat mich entführen lassen, weil sie in mich verliebt war. Sie wollte mich zwingen, sie ebenfalls zu lieben. Sie hat mir diese Todesnachricht, von der du glaub ich weißt, untergeschoben.“ „Ja, Isabel hat mir gesagt was los ist, als du verschwunden warst. Sie wollte erst nicht wegen dem Arztgeheimnis, aber ich war mir sicher, dass du nichts dagegen hättest. Was ist dann passiert? Weißt du wem die Blutprobe wirklich gehörte?“ „Ja, ihrem Bruder. Moritz heißt er. Er ist tot…sie hat ihn mit Zyankali umgebracht. Mir hat sie eine ziemlich hohe Dosis Morphin gegeben.“ Alex nickte. „Das weiß ich. Der Arzt sagte mir, dass du ne ganze Menge davon im Körper hast. Was ist dann passiert? Warum hast du die Taxifahrerin angewiesen, über die lange Strecke zu fahren?“ Semir sah seinen Partner an. „Was hab ich? Ich weiß es nicht…ich kann mich nicht erinnern. Ich wollte einfach nur weg.“ Alex lächelte leicht. Scheinbar war Semir einfach nur verwirrt und konnte sich lediglich an diese ihm bekannte Strecke erinnern, als er von der Taxifahrerin mitgenommen wurde. „Okay. Weißt du wo Ines ist?“ „Sie ist tot! Ich habe sie umgebracht.“ Semirs Stimme kam sehr leise rüber. Alex nickte nur. „Was ist passiert?“ „Ich war in einer Höhle gefesselt. Sie kam und sagte mir, dass sie ihren Bruder töten musste. Und das ich Schuld daran sei, weil ich ihm das Geheimnis erzählte hätte. Sie wollte mir Morphin spritzen. Zu viel…Sie ist tot…aber ich wollte das nicht…ich schwöre… ich wollte sie nicht umbringen.“ Semirs Stimme veränderte sich und Alex merkte es sofort. „Hey, ist doch gut. Was ist passiert?“ „Als sie mir die Spritze setzten wollte, da hab ich sie weg getreten. Sie ist mit ihrem Kopf auf einen Stein geschlagen. Sie hat sich das Genick gebrochen. Aber ich schwöre, ich wollte sie nicht töten. Ich…ich wollte nicht sterben…“ Semirs Stimme wurde leiser und Alex ahnte warum. Es war nie leicht den Tod eines Menschen zu verschulden, oder sollte Semir am Stockholmsyndrom leiden? Sollte er so etwas mit Sympathie mit dem Peiniger haben?Er schluckte schwer. „Weißt du wo diese Höhle ist?“ „Ja, im Naturschutzgebiet des Steinbruchs Hohenhagen…“ „Alles klar. Du wirst hier noch zwei Tage mindestens liegen und Semir, ich möchte dass du diese Zeit hier auch verbringst. Ich werde mich um den Rest der Ermittlungen kümmern.“ Semir ließ sich ins Kissen zurück sinken. „Sagst du Andrea Bescheid?“ „Andrea sitzt draußen und kann es nicht erwarten zu dir zu kommen. Und Dana auch. Aber du solltest dich vorher beruhigen. Du hast da was.“ Er wies auf die Wange und Semir fuhr mit der Hand darüber. Alex ging zur Tür und rief seine Exfrau und seine große Tochter rein, die sich sofort auf ihn stürzten. „Geht es dir gut? Du siehst so blass aus.“ Andreas Stimme klang schwer und Semir sah eine Träne. Er wischte sie weg. „Geht schon…“ Semir lächelte nervös. „Mein Held…“ Dann sah er Dana an. „Hallo….“ „Hi Paps…du siehst echt scheiße aus…“ Semir lachte auf, doch es dauerte nicht lange und sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. „Danke für das Kompliment…“ Nur wenig später umarmte ihn Dana und weinte los.



    André Stender hielt am Rastplatz an. Er versuchte Ines zu erreichen, doch sie ging nicht ran. Auch Moritz meldete sich nicht. Nur kurz überlegte er, ob er nicht doch umkehren sollte und sein Leben wie bisher weiter lebte? Oder sollte er doch Deutschland verlassen? War dieser Bulle wohl schon tot? Hatte Ines ihn umgebracht? Er sah sich um und entschied dann ins Restaurant zu gehen. Dort wollte er eine Kleinigkeit frühstücken. Er betrat das Gasthaus und sah sich um. Hier waren nicht viele Gäste. Er ging an die kleine SB-Theke und bediente sich. Zwei Brötchen mit Käse und Schinken, Rührei, und dazu eine Kanne Kaffee. Er stellte sich an die Kasse und berappte sagte und schreibe 9 Euro für alles. Er setzte sich an einen Tisch wo er den Fernseher im Blick hatte. Gerade liefen die Nachrichten und er sah einen Einsatz der Feuerwehr. Dass Brötchen blieb ihm regelrecht im Hals stecken, als er den Einsatzort erkannte. Es war die Hütte von seinem Vater. Dort wo Ines und Moritz waren und wo auch dieser Bulle war. Er las die Einblendung dass man seinen Bruder Moritz tot aufgefunden hatte. André spürte Übelkeit auftreten, als er weiterlas, dass Moritz verbrannte. Wie konnte das sein? Hatte ihn das Feuer im Schlaf erwischt? Was war mit Ines? Und was mit diesem Bullen? Waren sie ebenfalls verbrannt? Er spürte eine Träne die Wange herunterlaufen. Er verließ das Restaurant und stieg in seinen Wagen. Nur schwer konnte er sich konzentrieren und immer wieder gingen seine Gedanken und seinen Geschwistern. Er war so in Gedanken, dass er vergaß den fließenden Verkehr zu beachten und hörte ein lautes Hupen, von einem LKW. Er sah in die Richtung und riss die Augen auf. Der LKW erfasste ihn in diesem Augenblick und schob den kleinen Wagen von der Straße gegen den Pfeiler der Brücke vor ihm. Stahl kreischte und der Wagen verformte sich. Es gab für ihn keine Chance zu überleben.



    Alex verließ das Krankenhaus und rief Kim Krüger an. „Chefin, ich brauche Verstärkung. Semir sagte mir, dass Ines Stender tot ist. Sie soll im Steinbruch Hohenhagen in einer Höhle liegen. Wir müssen die Leiche bergen.“ „Ich werde Ihnen direkt ein paar Leute schicken. Fahren Sie schon einmal vor und warten Sie dort auf Ihre Verstärkung. Wie geht es Herrn Gerkhan?“ „Es geht ihm den Umständen entsprechend. Noch ein wenig schwach, aber er wird wieder. Allerdings scheint er auch einen Anflug von Stockholm zu haben. Er weinte, als er sagte, dass Ines tot ist. Die Identität des Toten aus der Hütte ist auch klar. Es ist Moritz Stender. Ines hat ihn, nach Angaben von Semir, mit Zyankali getötet. Er hatte Krebs.“ „Gut. Ich denke das kriegen wir alles in den Griff. Aber Gerkhan wird nicht mit Ihnen fahren oder?“ „Nein er ist im Krankenhaus und wird dort noch ein oder zwei Tage bleiben. Diesmal wird er sich bestimmt nicht weigern.“ „Das ist gut….“ Alex beendete das Gespräch und setzte seine Fahrt fort. Er brauchte eine ganze Weile bis er den Steinbruch erreicht hatte und wartete tatsächlich auf die Kollegen, die knappe 15 Minuten nach ihm eintrafen. „Okay, kommt zusammen! Hier im Steinbruch soll es eine Höhle geben. Diese müssen wir finden und dann durchsuchen. Wir vermuten dort eine weibliche Leiche!“ Alex klärte die Männer auf. „Entschuldigen Sie? Was machen Sie hier?“ unterbrach ihn ein Mann und Alex drehte sich um. „Brandt, Kripo Autobahn. Wer sind denn Sie?“ „Ich bin der zuständige Förster in diesem Gebiet. Was machen Sie hier?“ „Wir suchen nach einer Höhle in diesem Gebiet. Dort soll eine vermisste Person sein.“ „Eine Höhle? Dann kann das nur das Fledermausnest sein. Das ist nicht weit von hier. Wenn Sie wollen, dann bringe ich Sie dort hin.“ Ja, sehr gern…“ Gemeinsam mit dem Förster ging es den Weg entlang. Nur einige Minuten später standen sie in der großen Höhle. Ines Stenders Körper war nicht zu übersehen. „Oh mein Gott…Das ist ja Ines!“ Der Förster wurde blass. Alex sah ihn erstaunt an. „Sie kennen Sie?“

    _______________________________
    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Ich kenne sie und ihre Brüder schon seit ihrer Geburt. Ihre Eltern waren eng mit uns befreundet. Wie kann so etwas passieren?“ „Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Was wissen Sie denn so über die Familie?“ „Sie haben nicht weit von hier eine Jagdhütte in Burscheid. Dort war ich schon einige Male und …“ „Die Hütte ist abgebrannt. Moritz Stender kam darin um.“ Der Förster wurde weiß wie eine Wand. „Mein Gott, wie grausam. Und was ist mit André?“ „Wer ist André?“ „Das ist der dritte im Bunde. André ist der älteste der drei Geschwister. Er, dann Ines und dann das Nesthäkchen Moritz. Die Familie war zwar immer sehr suspekt und ihr Vater war sehr exzentrisch. Er hat Ines immer gezeigt, dass sie aufgrund ihrer Missbildung nicht erwünscht ist. Leider zu sehr.“ Alex nickte nachdenklich. Er informierte die Gerichtsmedizin, damit diese die Leiche von Ines Stender abholten und wandte sich wieder an den Förster. „Was wissen Sie denn über diesen André?“ „Nun, der Junge ist arbeitslos und spielsüchtig. Genau wie sein Vater und sein kleiner Bruder. Die haben so viel Geld auf den Kopf gehauen. Sinnlose Spiele….oder auch nicht funktionierende Logiken, wie man bei Roulette den Pott holt. Alles ohne wirkliche Chance. Und dann bekamen beide ElterneileKrebs. Sie starb an einem Gehirntumor und er nur wenig später an Krebs. Meine Frau wollte die Kinder zu sich nehmen, aber es klappte leider nicht.“ Alex nickte nachdenklich. André Stender musste zur Fahndung ausgeschrieben werden, denn auch er hatte sich an der Entführung von Semir beteiligt. Er griff sein Handy und wählte Susanne an. „Susanne, der dritte im Bunde ist André Stender, der scheint aber auf der Flucht zu sein. Schreib ihn bitte zur Fahndung aus!“ „Wie war der Name?“ „André Stender!“ „Dann kannst du die Ausschreibung vergessen. Der wurde gerade von der Straße gekratzt. Er ist mit einem LKW zusammen geprallt und wurde in seinem Wagen zerquetscht.“ Alex legte auf. Damit war der Fall durch eine höhere Macht, als er sie hätte ausüben können, abgeschlossen.



    Alex fuhr zur PAST zurück und freute sich zum ersten Mal darauf, dass er pünktlich Feierabend machen konnte. „Herr Brandt!“ Alex hob den Kopf. Kim Krüger stand bei ihm im Büro. „Den Bericht, schreiben Sie bitte die nächsten Tage. Morgen werden Sie sich frei nehmen und erst einmal richtig erholen.“ Alex lächelte leicht. „Ist das ein Befehl?“ „Nein, es ist ein Wunsch und ich möchte, dass Sie mir diesen erfüllen. Sie haben die letzten Tage genügend gearbeitet. Gönnen Sie sich diesen einen Tag.“ Alex stand auf. „Diesmal werde ich den Wunsch erfüllen. Ich glaub, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen…“ Alex sah zu Boden. Kim lächelte leicht. „Für was?“ „Sie wissen es doch genau. Die Sache mit Sander und ihnen… es ist mir so raus gerutscht. Ich war einfach voller Sorge um Semir und…“ Alex suchte nach Worten. „Schon gut. Ich habe es nicht so aufgenommen. Fahren Sie nach Hause und erholen Sie sich. Und Morgen bestellen Sie Herrn Gerkhan die besten Genesungswünsche der gesamten Familie aus der PAST.“ „Sehr gern Chefin…“ Alex verschwand tatsächlich. Er fuhr nach Hause und ließ sich einfach auf die Couch fallen. Noch ein paar Augenblicke dachte er über die letzten Tage nach, doch dann schloss er die Augen und schlief ein. Erst gegen Mitternacht wachte er auf. Er ging nach oben und legte sich in sein großes Bett aus dem ihm die nächsten Stunden niemand mehr herausholen würde, das schwor er sich. Erst gegen Mittag des nächsten Tages wachte er auf. Er duschte kurz, genehmigte sich einen Kaffee und fuhr anschließend zu Semir ins Krankenhaus. Als er das Zimmer betrat, sah ihn ein ausgeschlafener Semir Gerkhan vom Bett aus an. „Alex…schön dass du da bist.“ „Du siehst schon viel besser aus als gestern.“ „Ich fühle mich auch besser. Hast du Ines gefunden?“ „Ja, die Leiche ist geborgen. André wurde ebenfalls gefunden. Er hat sich vor einen Pfeiler gesetzt. Er war sofort tot.“ Semir nickte nachdenklich. „Damit ist die gesamte Familie ausgelöscht. Einfach so…weg…“



    Alex bemerkte den melancholischen Unterton in der Stimme. „Hey, mach dir keine Vorwürfe. Du hast dich doch nur gewehrt. Das ist doch ganz natürlich. Sie hat doch selbst Schuld. Wenn sie dich nicht entführt hätte, dann…“ Semir nickte. „Ich weiß. Aber in den letzten Wochen ist mir einiges klar geworden. Ich will nicht mehr allein sein. Ich hatte noch nie so viel Angst ausgestanden, wie seit dem Zeitpunkt, wo ich erfahren hatte, dass ich sterben soll. Als der Arzt mir diese Diagnose mitgeteilt hatte, da war ich am Ende. Ich sah auf das, was ich bisher erreicht habe und was ich verloren habe und….es waren so viele Dinge, die nie ausgesprochen waren. Dana, Andrea, die Mädchen…alles schien verloren. Ich habe mich sogar mit Ines arrangiert. Ich hatte nicht einmal Lust mich gegen sie zu wehren. Für mich war doch alles sinnlos. Erst als sie mir sagte, dass ich nicht sterbe, da… da….“ Alex nickte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht einfach war. Aber du solltest auch anfangen, mir zu vertrauen. Du hättest es mir sagen können. Wir sind nicht nur Partner, sondern auch Freunde. Freunde die sich alles anvertrauen!“ Semir lachte leise. „Und das sagt ausgerechnet der, der nie mit seinem Freund etwas teilt. Aber du hast Recht. Das nächste was ich jetzt in Angriff nehmen werde, ist dass ich meine Familie wieder unter einem Dach vereinen kann.“ Die Tür öffnete sich und seine Familie kam herein.Alle seine Frauen waren dabei. Dana, Ayda, Lilly und Andrea. „Guten Morgen!“ Semir strahlte, als er sie sah und hätte am liebsten alle sofort in den Arm genommen, doch er fühlte sich immer noch etwas schwach und blieb daher liegen. „Schön dass ihr alle zusammen hier seid.“ „Ja, das finden wir auch und das möchten wir auch in Zukunft sein.“ Semir setzte sich auf. „Wie meint ihr das?“ Andrea sah zu Dana und diese lächelte. „Wir haben beschlossen alle unter einem Dach zu wohnen.“ Semirs Augen fingen an zu strahlen. „Seid ihr sicher?“ „Ja, wir haben in den letzten Tagen sehr viel Zeit gehabt uns auszusprechen. Wir sind uns einig. Wir wollen eine Familie sein und auch als eine Familie leben.“ „Das ist schön…das ist sehr schön. Meine vier-Mädel-Brigade…“ „Ja, dann sind ja alle glücklich.“ Alex stand auf. „Gehst du schon?“ „Ja, ich möchte dem Familienglück nicht im Wege stehen.“ Alex wandte sich zur Tür. Andrea sah ihn an und hielt ihn am Arm fest.„Oh nein, Herr Brandt…so nicht. Du gehörst nämlich auch zur Familie.“

    _______________________________
    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Für Jenny war die Kur zu Ende und gemeinsam mit Manuel fuhr sie zum Bahnhof. Auch jetzt war das Gepäck bereits auf dem Weg zu ihr nach Hause und würde einen Tag nachdem sie daheim war, angeliefert werden. Der Abschied auf dem Bahnhof fiel ihr sehr schwer. „Wir sehen uns spätestens am Freitag. Ich komme zu dir.“ Manuel sah seine Freundin an. „Das ist schön. Ich freu mich auf dich, Manuel. Ich werde extra was Feines kochen und bitte. Fahr vorsichtig.“ Jenny küsste ihn. „Ja, ich fahre vorsichtig. Ich liebe dich Jenny. Du hast mir eine große Angst genommen. Ich bin bereit mein Leben zu leben und ich will es mit dir verbringen. Solange wir uns verstehen, bin ich ein anderer Mensch. Diese Kur…sie war für mich das Schönste, was ich je erlebt habe. Dank dir.“ Jenny wurde rot. „Nun hör aber auf. Die Kur tat dir gut und mir tat sie auch gut. Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden und ich bin bereit dafür alles zu tun, was zu tun ist, um sie festzuhalten.“ Sie reckte sich um ihn zu küssen. „Ich liebe dich….Jenny…pass auf dich auf.“ Nun trennten sich die Wege für das Liebespaar, Jenny stieg in den Zug nach Köln, während Manuel den Zug auf dem Gegengleis nehmen musste um nach Darmstadt zu fahren. Jenny lief eine Träne über die Wange. Sie war glücklich über das, was passiert war. Manuel war ihr Traummann und es schien auch auf Seiten von Manuel so zu sein. Eine glückliche Zeit lag nun vor ihr und ihrem Freund und sie schwor sich, es so lange zu genießen wie es dauerte. Dass eine Beziehung gleich ein Leben lang halten wird, konnte man nicht erwarten. Schon morgen würde sie wieder in der PAST sitzen und sie hoffte inständig, dass sie endlich wieder auf die Straße kam.




    Thomas Sander sah auf, als die Tür zu seinem Büro aufging. Kim Krüger kam herein. „Kim, wie sieht es aus? Wie geht es Herrn Gerkhan?“ „Er erholt sich von dem Erlebten.“ Thomas lächelte. „Das ist doch sehr schön. Es freut mich für deine Leute. Es ist wirklich eine sehr gute Truppe.“ Kim nickte. „Ja, das ist sie. Deshalb ist es mir auch unverständlich, warum du ständig versuchst den Beiden etwas nachzuweisen.Thomas, was hast du gegen die Beiden?“ Kim sah ihn fest an. Er lächelte nervös. „Wie meinst du das? Ich habe gar nichts gegen die Beiden. Haben sie wieder irgendwelche Sachen erfunden?“ Er lachte laut auf. Doch Kim blieb ernst. „Thomas, ich habe es doch selbst erlebt. Du warst nicht gerade kooperativ, als Brandt nach Gerkhan suchen wollte.“ „Oh, darauf willst du hinaus. Nun, die Beiden sind Polizisten und sie können sich die Gesetze nicht so zurecht biegen, dass sie Vorteile daraus ziehen können. Ich habe lediglich nach dem Gesetz gehandelt. Die beiden sind gut, das ist ohne jeden Zweifel, aber sie halten sich nicht an die Vorschriften und das kann man nicht durchgehen lassen. Du musst die Zügel fester anziehen. Was ist jetzt mit Gerkhan? Meinst du, er kann so einfach zur Tagesordnung übergehen? Dieser Fall könnte bei ihm Spuren hinterlassen, die ihn beim nächsten Fall zögern lassen. Überlege bitte, ob er noch für den Außendienst fähig ist. Vielleicht wäre es besser, wenn man ihn in den Innendienst schickt oder besser noch pensioniert.“ Kim schluckte. „Thomas! Gerkhan ist noch viel zu jung für die Pensionierung und ich sehe keinen Grund ihn in den Innendienst zu versetzen! Er ist und bleibt einer der Besten in meinem Revier! „Sicher sind sie nicht immer einfach, aber ihre Quote ist die beste. Sie haben keinen Fall nicht klären können. Thomas, ich möchte dass du die Beiden in Ruhe lässt. Ich möchte nicht eines Tages entscheiden wollen, wem ich mehr vertraue. Wenn es mit uns klappen sollte, dann….dann sollten wir das berufliche vom privaten trennen. Die Beiden haben meine vollstes Vertrauen, aber bei dir bin ich mir nicht so sicher.“ Sie stand auf und wollte zur Tür gehen. „Kim, was soll das heißen?“ Auch er stand auf und kam zu ihr. Kim drehte sich zu ihr um. „Thomas, ich kann so nicht weitermachen. Ich will mich nicht entscheiden, wem ich mehr vertraue.“ Sie öffnete die Tür und verließ das Büro.




    Thomas Sander sah Kim Krüger nach. Hatte er wirklich gehört, was er gehört hatte? Hatte sie wirklich mit ihm Schluss gemacht? Glaubte diese Frau, sie könne ihn einfach so aufs Abstellgleis schieben? Diese kleine Polizistin hielt sich wohl für etwas Besonderes, aber das würde er ihr schon zeigen. Er griff zum Telefon. „Ich bin es, wie weit sind Sie? Haben Sie etwas gefunden, was Brandt und Gerkhan betrifft?“ „Ja, ich glaube schon. Ich bin noch nicht ganz durch mit der Recherche aber es wird sich lohnen. Das was ich bisher rausgefunden habe, ist schon sehr gut. Herr Brandt hat keine schöne Kindheit gehabt, er trägt den Mädchennamen seiner Mutter. Haben Sie mal gefragt warum?“ „Nein, warum sollte ich auch. Ich brauche Fakten!“ Sander war sauer, er mochte es überhaupt nicht, wenn man ihn auf die Folter spannte. „Nun, sagen wir mal so…seine Familie ist nicht ganz sauber.“ Thomas Sander grinste. „Sind Sie sich da sicher?“ „Ja, ich habe Beweise dafür. Alexander Brandt ist nicht der erste seiner Familie, der schon im Knast war. Alles was ich herausgefunden habe, schicke ich Ihnen per Mail, sobald das Geld eingegangen ist.“ Es knackte in der Leitung. Thomas Sander legte nachdenklich auf. Er machte sich daran, das Geld zu überweisen, was sein Informant gefordert hatte und wartete dann auf den Eingang der Mail. Als diese kam und er sich den Inhalt durchlas, grinste er breit. „Na dann gute Nacht, Alexander Brandt… damit wirst du nun aus dem Dienst entlassen werden. Und für Gerkhan werde ich mir auch noch etwas einfallen lassen.“ Er lehnte sich zurück und genoss den in seinen Augen großen Erfolg.




    Fortsetzung folgt….

    _______________________________
    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!