Der Todesengel

  • Jenny Dorn saß der Psychologin Dr. Isabel Frings in ihrem Sprechzimmer gegenüber und spielte nervös mit ihren Fingern. „Ich weiß gar nicht, warum ich hier bin. Mir geht es gut. Aber das interessiert scheinbar gar keinen. Ich will einfach nur arbeiten.“ Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet und sie sah müde und erschöpft aus. „Frau Dorn…Jenny… Ich will Ihnen doch nur helfen. Wir alle wollen Ihnen helfen. Sie haben Schreckliches erlebt und flüchten sich in die Arbeit. Sie denken, dass es keiner ermessen kann, was Sie erlebt haben und damit haben Sie auch Recht. Keiner kann es ermessen. Selbst ich nicht. Aber Sie müssen sich auch immer wieder sagen, dass Sie nichts für den Tod von Herrn Bonrath können. Sie haben keine Schuld!“ Isabel zeigte sich sehr verständlich und bemühte sich auf die junge Polizistin einzureden. Jenny hob den Kopf und lächelte leicht verzerrt. „Das weiß ich im Grunde genommen doch auch, aber…Dieter starb, weil er mich beschützen wollte. Er war immer für mich da… wie ein Vater… es war so grausam zu sehen, wie er… wie…“ Sie fing an zu weinen und der Körper bebte. Zu tief saß der Schmerz über den grausamen Verlust ihres Partners. „Ich wollte das doch gar nicht. Ich wollte nicht, dass das Kind stirbt. Ich wollte nur meinen Job erledigen und Hofer schützen. Ich wollte doch nur….“ Sie weinte hemmungslos und Isabel ging um den Tisch herum. Sie setzte sich neben Jenny und nahm sie einfach nur in den Arm. „Ich wollte das doch nicht!“ schluchzte sie immer wieder. Endlich! Nach so vielen Sitzungen öffnete sich die junge Polizistin und fasste Vertrauen zu ihr. „Ich wollte das nicht….“ Isabel strich ihr sanft über den Kopf. „Es ist gut so. Lassen Sie alles raus. Sie müssen sich die Zeit für die Trauer nehmen. Wenn Sie sich lösen, dann wird es leichter werden. „Glauben Sie, dass ich es irgendwann vergessen kann?“ Jenny sah Isabel mit verweinten Augen an. Sie wischte sich die Tränen mit einer fahrigen Bewegung weg. „Ich denke vergessen ist nicht das richtige Wort. Aber es wird mit der Zeit erträglich werden. Ich werde versuchen, Ihnen so gut es geht dabei helfen. Aber jetzt ist es wichtig, dass Sie für mindestens drei Wochen abschalten. Richtig abschalten. Nur so können Sie neue Kraft tanken. Sie müssen wieder zu sich selbst finden. Eine Kur wäre genau das Richtige für Sie. Glauben Sie mir. Es wird Ihnen wirklich gut tun.“


    Jenny hob den Kopf. „Ich werde ihn nie vergessen können. Dieter wird immer da sein. In meinen Gedanken, in meinem Herzen. Ich kann ihn nicht vergessen.“ „Sie sollen ihn doch nicht vergessen. Dieter Bonrath war ein Teil von Ihrem Leben, aber Ihr Leben geht weiter.“ Ein tiefer Atemzug ging durch Jennys Körper und sie nickte. „Vielleicht haben Sie Recht. Eine Kur tut bestimmt gut.“ „Okay, dann werde ich Sie in der Klinik ankündigen. Sie werden morgen fahren!“ Isabel war zufrieden. Die junge Polizistin sah sie erstaunt an. „Morgen? Ist es denn nicht üblich, dass man warten muss? Ich hab doch gar kein Antrag gestellt.“ Isabel lächelte leicht. „Normalerweise ist es üblich, dass man Wartezeit hat, aber das hier ist nicht normal. Sie sind ein Dringlichkeitsfall der Stufe 1 und da geht es von heute auf morgen. Besonders wenn man die richtigen Kontakte hat. Sie werden dort sehr gut aufgehoben sein und sich bestimmt wohl fühlen.“ Jenny senkte den Kopf. Jetzt fing sie an ihre Haare um ihre Finger zu wickeln. „Klingt richtig danach, als sei ich wichtig.“ Sofort sprang Isabel auf diesen Einwurf an. „Halten Sie sich denn nicht für wichtig? Jeder Mensch ist wichtig und jeder hat seine Rolle.“ „Ja, das ist mir schon klar. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie ich es ausdrücken soll. Irgendwie ist es erdrückend aber auch schön zugleich, wenn sich alle um einen sorgen. Wenn alle plötzlich da sind und versuchen einen zu trösten…“ Jenny suchte nach den richtigen Worten, doch Isabel verstand was sie meinte.


    Während Jenny ihre Sitzung bei Isabel Frings beendete, fuhren Alex und Semir nach Köln in die Uniklinik. Hier mussten sie ihre jährliche Dienstfähigkeitsuntersuchung über sich ergehen lassen. Auch wenn Semir diesen Termin gern verschlafen hätte, so wusste er, dass diese Untersuchung ein notwendiges Übel war. Wenn er es jetzt nicht tat, dann müsste er in vier Wochen hin. „Ich hasse diese Termine!“ Seit einigen Tagen war er nur noch schlecht gelaunt und ließ seine Umwelt darüber auch nicht im Unklaren. „Fahr doch!!“ Semir drückte wütend auf die Hupe. Alex sah ihn erstaunt an. So hatte er seinen Partner noch nie gesehen. „Nun komm doch mal runter! Du platzt ja gleich!“ Semir warf ihm einen kurzen Blick zu. „Wenn ich daran denke, dass die mich gleich wieder auseinander nehmen und Sachen in mich stecken, die nichts in mir zu suchen haben, dann kann ich doch nur sauer werden.“ Alex lachte auf. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme im Nacken. „Also ich habe keine Probleme. Im Knast hab ich andere Dinge erlebt. Sieh es doch mal positiv. Die machen sich Sorgen um uns.“ Nur kurz gingen seine Gedanken in die Zeit zurück, in der er im Gefängnis saß. „Pah! Das denkst du! Aber in Wirklichkeit ist es einfach nur ein Subventionsprogramm für die Klinik. Die verdienen sich eine goldene Nase an uns, sag ich dir! Reicht es denn nicht, dass einer von uns ab und an mal im Krankenhaus liegt?“ Alex lachte erneut auf. „Also seit ich mit dir im Dienst bin, bin ich froh, wenn ich nicht im Krankenhaus lande und den Tag normal beenden kann. Ich mache dann immer drei Kreuze im Kalender.“

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    Beethoven wurde taub
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  • Semir sah seinen Partner erstaunt an. Er glaubte nicht was er dort hörte. „Das ist jetzt nicht wahr, oder? Hab ich dich jemals in Gefahr gebracht? Nein! Ich nicht! Ich fahre umsichtig und ich…“ „VORSICHT!!“ schrie Alex und Semir stieg vor Schreck in die Bremsen. Er kam gerade noch zu stehen, als ein LKW aus der Nebenstraße zog und vor ihn einbog. „So ein…!“ Semir war wütend und sah sein Unrecht nicht ein. „Rechts vor links, Partner. Du hättest Schuld gehabt.“ Alex wies seinen Partner zu Recht. „Echt? Das hab ich gar nicht gesehen.“ Semir entschuldigte sich und versuchte sich nun noch mehr auf den Verkehr zu konzentrieren. Nur wenig später, lenkte er seinen Wagen auf den Parkplatz der Klinik. Sie suchten den Wartebereich auf, wo Semir schon wieder seinen Unmut kundtat. Er wandte sich zu Alex um, der in einer Zeitschrift blätterte. „Du wirst sehen, wir werden jetzt hier mindestens zwei Stunden warten, bis wir aufgerufen werden und sitzen dann noch mindestens eine halbe Stunde im Untersuchungszimmer, wo nichts passiert. Hier vergeudete ich wertvolle Lebenszeit“. Alex grinste nur. Tatsächlich mussten sie lange warten. Nach einer Stunde ging Semir auf den Flur und sah sich suchen nach Personal um, doch niemand war zu sehen. Er ging zurück zu Alex. „Siehst du? Jetzt sind wir schon ne ganze Stunde hier und noch keiner wurde aufgerufen!“ Sein Partner legte die Zeitschrift weg und sah ihn an. „Du bist ganz schön ungeduldig.“ Weitere zehn Minuten vergingen, ohne dass etwas passierte. Semir ging immer noch auf und ab, setzte sich für wenige Augenblicke und sah wieder in den Gang. „Mensch Semir! Nun setzt dich doch hin. Du tust ja gerade so, als würde dein Leben davon abhängen.“ „Nein das Leben nicht, aber in der Zeit, die wir hier verbringen, könnten wir draußen auf der Straße ein Leben retten oder….“ „Herr Gerkhan, Raum 8 bitte!“ unterbrach ihn eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher. Semir nickte und verschwand auf den Gang. Suchend sah er sich um und entdeckte eine Krankenschwester die ihn erwartungsvoll ansah. „Herr Gerkhan?“ Semir nickte. „Kommen Sie doch bitte…“


    Semir betrat den sauberen Raum und sah sich um. Es roch nach Desinfektionsmittel und überall standen kleine Schränke, die mit einer Arbeitsplatte, auf der etliche medizinische Geräte standen, verdeckt waren. Unter den Hängeschränken waren kleine durchsichtige Kästen angebracht in denen Kanülen, Nadeln in verschiedenen Stärken und Größen untergebracht waren. Auch wenn er es schon zigmal gesehen hatte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Die Krankenschwester wandte ihm noch den Rücken zu und drehte sich nun zu ihm um. In ihrer Hand hielt sie einen Plastikbecher. „Guten Morgen…“ Jetzt bemerkte Semir das kleine Grübchen wenn sie lächelte. Ihr langes blondes Haar war mit einer Spange am Hinterkopf befestigt. Sie war vielleicht nur fünf Zentimeter größer als er und hatte eine sehr weibliche Figur. Auch sonst stimmten die Proportionen an ihrem Körper. „Ich bin Schwester Laura. Wir benötigen erst ein bisschen Urin, dann messen wir den Blutdruck und nehmen Ihnen etwas Blut ab. Danach werden dann körperliche Tests durchgeführt.“ Semir sprang von der Liege und nahm den Becher mit seinem Namen in Empfang. „Die Toiletten sind links den Gang runter, vierte Tür. Den Becher stellen Sie bitte dann in die sich dort befindliche Klappe.“ Semir nickte, lächelte und verschwand. Er brauchte keine fünf Minuten bis er wieder auf der Liege saß. Schwester Laura sah ihn an und legte ihm die Manschette des Blutdruckmessgerätes um den Arm. Sie pumpte sie auf und horchte dann mit dem Stehtopskop in der Armbeuge. Dann drücke sie den Zeigefinger auf sein Handgelenk und zählte lautlos mit. „120/80 und der Puls 73. Das ist schon mal sehr gut.“ Der Hauptkommissar nickte und sah wie sie eine Spritze nahm und das typische Zugband zum Abbinden. „Nun noch ein bisschen Blut.“ Semir drehte den Kopf weg, als sie die Nadel in seine Haut drückte und spürte den kleinen Schmerz. Sanft glitten ihre Finger über seinen Arm und gekonnt zog sie Blut aus seiner Vene. „Nur keine Angst, es ist gleich vorbei.“ Semir biss die Zähne zusammen. Nach wenigen Sekunden war es vorbei. „So, gehen Sie bitte zwei Räume weiter. Dort werden wir dann Herz- und Lungentätigkeit überprüfen. Ich komme gleich zu Ihnen.“ Der Polizist verschwand in die angegebene Richtung.

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  • Der nächste Raum beinhaltete einen Ergometer mit etlichen Kabeln sowie ein Laufband. Semir wusste, dass nun das Belastungs-EKG anstand. Hier sollte seine körperliche Fitness überprüft werden. Auch etwas sinnloses, denn er musste ja topfit sein, um Verbrecher, die zu Fuß flohen, verfolgen zu können. Bisher hatte er noch jeden bekommen. Schwester Laura kam zu ihm. „Der Urin war in Ordnung. Bitte machen Sie ihren Oberkörper frei und setzen sich auf den Ergometer!“ Semir tat es und zog sein Shirt aus. Er setzte sich auf den Ergometer und sah die Schwester an. Diese kam mit ein paar Elektroden zu ihm, die sie auf seinem Oberkörper anbrachte. „Nun werden wir sehen, wie fit Sie sind. Fahren Sie zunächst ganz gemütlich und dann erschweren wir es.“ Semir fing an zu treten. Mal ganz gemütlich, mal bergauf, mal auf Tempo. Nach guten zehn Minuten beendete Laura das Programm. „Danke das war es hier. Wir werden jetzt den Lungentest machen. Dazu setzen Sie sich bitte auf den kleinen Hocker in der Kabine und stecken sich das auf die Nase.“ Sie reichte ihm ein Nasenflügel und setzte ihm ein Mundstück auf. „Wenn ich Sie auffordere in den Schlauch zu pusten, holen Sie zuvor tief Luft und stoßen diese mit aller Kraft aus.“ Semir tat wie ihm befohlen und nach weiten fünf Minuten war auch diese Untersuchung vorbei. „Sie wissen, dass Sie noch zum Augen- und zum Ohrenarzt müssen?“ „Ja, ich kenne die Prozedur.“ „Sehr schön…Dazu gehen Sie bitte eine Etage höher in das Zimmer 206“ Semir verließ den Raum um eine Etage höher wieder zu warten. Doch diesmal ging es schneller und nach einer kurzen Zeit war er auch hier fertig. Der Augenarzt und auch der HNO hatte nichts zu beklagen. Augen und Ohren waren top. „So das war es dann wieder für dieses Jahr. Sie werden nächste Woche zum Gespräch kommen, aber das kennen Sie ja.“ Semir verschwand wieder um im Wartebereich auf Alex zu warten.


    Auch Alex musste die Prozedur in allen Schritten über sich ergehen lassen und nach nur zwanzig Minuten saß er beim Augenarzt. Dieser sah ihn an. Er prüfte den Augeninnendruck, ließ Alex während er in die Augen leuchtete nach oben, nach links, nach rechts und nach unten schauen. Dann kam der Sehtest. „Herr Brandt, lesen Sie bitte vor, was Sie sehen!“ „A … 7 … 9 … G … 5 … 2“ Für Alex war es eine Leichtigkeit, die kleinen Buchstaben und Zahlen zu entziffern und der Arzt sah es genauso. „Ihre Sehkraft ist perfekt. Augen wie ein Adler, was ja bei ihrem Beruf auch sehr wichtig ist. Gehen Sie jetzt bitte zum Kollegen für den Hals-Nasen- und Ohrenbereich.“ Alex stand auf und führte den Befehl aus. Der Hörtest war für ihn ein Spaziergang. Er musste sich einen Kopfhörer aufsetzen und bekam einen Drücker in die Hand. „Sobald Sie das Geräusch hören, drücken Sie bitte auf den Knopf. Alex führte den Befehl aus. Die Töne waren schnell und vor allem deutlich zu hören. Anschließend musste er sich in den Rachenraum schauen lassen. Auch die Ohren wurden durchgecheckt. „Alles Bestens.“ meinte der Arzt und entließ ihn wieder. Genau wie Semir wurde er nach der Untersuchung entlassen und ging in den Wartebereich, wo Semir auf ihn wartete. Sie bekamen den Termin zur Endbesprechung und verließen die Klinik. Alex musterte Semir. „Und?“ „Ich habe Augen wie eine Fledermaus und die Ohren eines Adlers.“ Alex sah ihn etwas irritiert an. „Bitte was?“ „Vergiss es. Es ist alles bestens. Ich weiß es und daher finde ich diese dämliche Untersuchung einfach für unnötig.“ Alex nickte nachdenklich. „Du hast echt ein Problem mit Krankenhäusern.“ Sie verließen die Klinik und waren kurz darauf auf der Autobahn. Während der Fahrt zur PAST sah Alex Semir an. „Wie ist es denn jetzt mit Andrea? Wollt ihr wieder zusammen ziehen?“ Semir zog die Schultern hoch. „Sollte nicht mehr lange dauern. Aber im Augenblick ist es ganz gut so, wie es ist. Sie macht zwar hin und wieder so Andeutungen, dass es ihr auch nervt, das ich nicht ständig bei ihr sein kann, aber es wird wohl noch etwas dauern. Ich habe mir auch überlegt, dass ich bald drei Wochen Urlaub mache und nur für sie und die Kinder da sein werde. Dana ist derzeit auch in einer ziemlich schweren Phase. Sie braucht mich auch. Nur kommt sie mit Andrea nicht zu Recht. Nun ja, du kannst echt froh sein, dass du nicht verheiratet bist und Kinder hast.“ „Ich würde gern Familie haben. Aber wer will schon was mit mir anfangen?“ Semir lachte auf. „Na, ich werde weiter daran arbeiten, dass wir bald eine richtige Familie sind. Es muss einfach klappen.“ „Und was ist mit Dana? Wird sie mit euch kommen?“ „Ja sicher! Sie gehört zur Familie und auch wenn sie sich nicht so gut mit Andrea versteht. Sie muss sich mit uns arrangieren.“

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  • Isabel sah Jenny an, die nach wie vor bei ihr in der Praxis saß. „Was, wenn diese Kur nicht hilft? Wie soll ich mein Leben in Griff bekommen?“ Die junge Frau war vollkommen verunsichert. Sie hatte Angst, nie wieder so zu werden, wie sie es vor diesem Vorfall war. „Was, wenn ich diese Sache nie vergessen kann. Ich habe immer wieder Alpträume. Ich habe Angst, dass ich daran kaputt gehe.“ „Alpträume? Welcher Art? Erzählen Sie mir davon?“ Jenny senkte den Kopf. „Ich liege am Strand in der Sonne. Irgendwo am Meer und plötzlich steht Dieter vor mir. Er sieht mich strafend an und sagte dann, dass ich es nicht verdient hätte weiter zu leben. Dann holt er aus und schlägt mich. Ich spüre diese Schläge und ich wache weinend auf. Ich fühle mich danach immer so schrecklich. Und dann kommen diese Bilder wieder auf. Wie er angeschossen wird und zusammensackt. Wie der Wagen explodiert und wie er…in Flammen aufgeht.“ Jenny erinnerte sich sehr deutlich an den Traum. Eine Gänsehaut zog sich über ihren nackten Arm. „Das wird auch vergehen. Sie müssen in eine Umgebung wo Sie, so hart es auch klingt, nichts an Herrn Bonrath erinnert. Ich kenne diese Klinik, denn dort war ich auch schon angestellt, bevor ich bei der Polizei war. Sie liegt sehr schön an einem See und ist von einem sehr schönen Nadelwald umgeben. Versuchen Sie es…“ „Dieter ist immer in meinem Kopf. Er hat … er hatte seinen festen Platz. Er war wie ein Vater zu mir. Das kann ich nicht vergessen.“ „Das ist mir schon klar und wie ich eben schon sagte, sollen Sie ihn nicht vergessen. Sie sollen nur akzeptieren, dass das was passiert ist, nicht von ihnen geändert werden kann. Das ist alles. Und das können Sie in einer neutralen Gegend nun einmal besser als auf dem Revier. Sie wollen doch mal wieder auf die Straße oder wollen Sie nur Innendienst schieben?“ Isabel sah Jenny genau an.


    Ein Lachen wurde von der jungen Polizistin ausgestoßen. „Natürlich will ich wieder auf die Straße und das könnte ich auch jetzt schon. Wenn ich arbeite, dann bin ich abgelenkt. Ich denke während der Arbeit nicht an Dieter und nicht an das, was passiert ist, aber die Chefin lässt mich nur noch Bürodienst machen.“ „Das mag für Sie so aussehen, Jenny. Aber es ist nicht so. Sie machen Überstunden ohne Ende, damit Sie nicht nach Hause fahren müssen, um in Gedanken an das Geschehene zu versinken. Sie versuchen zu verdrängen, was Sie nicht ändern können. Ja, ich denke eine Kur ist genau das Richtige. Sie müssen sich erholen. Sie müssen abschalten und das können Sie in einer Kur viel besser. Außerdem hat die Klinik, die ich für Sie vorgesehen habe, sehr gute Psychologen, die Ihnen dabei helfen können. Tun Sie sich selbst den Gefallen und fahren Sie.“ Jenny sah sie an. „Ich glaub Sie haben Recht. Okay, ich fahre.“ Frings atmete durch und lächelte sanft. „So ist es gut. Es wird Ihnen gut tun. Das verspreche ich Ihnen.“ Jenny erhob sich. „Danke…“ Sie reichte der Psychologin die Hand. Diese ergriff sie und lächelte „Dafür bin ich da. Und wenn Sie Probleme haben, scheuen Sie nicht, zu mir zu kommen. Wir können über alles reden. Hier sind die Unterlagen, die Sie für die Kur benötigen. Wie gesagt, morgen fahren Sie und bitte tun Sie sich selbst einen Gefallen. Fahren Sie auf jeden Fall mit dem Zug. Dann sind Sie direkt entspannt wenn Sie dort ankommen.“ Jenny nahm die Unterlagen und verließ die Praxis. Auf der Straße sah sie noch einmal hoch und bemerkte dass Isabel Frings am Fenster stand. Sie hob die Hand und winkte ihr zu. Auch wenn sie sich am Anfang geweigert hatte, überhaupt mit der Psychologin zu sprechen, so wurde sie nun eines Besseren belehrt. Es tat ihr gut darüber zu reden. Sie fühlte sich verstanden. Und auch wenn sie es eigentlich nicht zugeben wollte, sie sehnte sich nach Ruhe, nach Entspannung. Ja, diese Kur würde ihr mit Sicherheit gut tun.

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  • Alex und Semir kamen in der PAST an, wo sie von Kim Krüger direkt abgefangen wurden. Gemeinsam gingen sie in ihr Büro. „Was sagt der Arzt?“ Kim sah die Beiden an. „Nun, die Blutuntersuchungen dauern noch an, aber das kennt man ja. Nächste Woche ist der Termin. Ansonsten sind wir topfit.“ Semir sah Alex grinsend an. „Okay, dann können Sie jetzt Ihre Arbeit machen und denken Sie bitte daran, dass auch die Autos gut behandelt werden.“ „Natürlich Chefin. Wir werden uns bemühen. Außerdem hat Alex heute Fahrdienst.“ Semirs Grinsen wurde immer breiter. Alex erwiderte etwas erstaunt seinen Blick. „Dann komm mein Alter…“ Semirs Grinsen verschwand. „Ich zeig dir gleich, Alter! Ich bin fit! Das hat die Untersuchung ja auch gezeigt.“ Die beiden verließen die PAST und drehten ihre Runde auf der Autobahn. Heute war es ruhig, was sicher auch an der Zeit lag. Immerhin war es schon Mittag. Auch an der A 1 wo sich eine Baustelle an die Nächste reihte, floss der Verkehr angenehm über die Fahrbahn. Semir lehnte sich zurück und schloss die Augen. Alex bemerkte es sofort. „Hast du was?“ „Nur zu wenig geschlafen. Andrea und ich haben gestern noch einige Dinge besprochen, was wir am Wochenende machen und so…“ „Ah ja klar. So ein Wochenende muss geplant werden. Jede Minute, jede Sekunde..“ Alex lachte laut auf. Semir setzte sich gerade hin. „Nein, so machen wir das nicht, aber man muss einen Plan haben, damit genügend Zeit bleibt und keiner enttäuscht wird.“ Alex grinste breit. „Also ich plane mein Wochenende nie. Ausschlafen ist meine Priorität und dann sehen, was der Tag bringt. Auf die Piste gehen, zuhause sitzen oder aber am Rhein spazieren gehen. Oder einfach nichts tun.“ „Wenn du Familie hättest müsstest du planen. Für Jeden Zeit einplanen ist sehr wichtig. Wenn du das nicht machst, dann wird einer sauer, weil der Andere eine Minute mehr mit dir verbracht hat. Glaub mir, ich weiß von was ich spreche.“ Semir stöhnte auf und schloss wieder die Augen, doch seine Ruhe dauerte wieder nicht sehr lange an. „Was geht denn da ab? Ist der Blöd!“ Alex fauchte wütend los und Semir war sofort hellwach. Er sah hinaus. „Auf dem Parkplatz! Der Typ hat gerade eine Frau zu Boden geschlagen! Wir sehen uns den Kerl mal an!“ Alex reihte sich ein und lenkte den Wagen auf den Parkplatz. Er hielt an und schon waren die Beiden aus dem Fahrzeug. „HEY! Geht es noch?!“ Alex packte den Mann, der auf die Frau, die bereits am Boden lag und sich krümmte, eintrat. „Die Schlampe hat doch selber schuld!“ Wieder wollte er zutreten, doch Alex hebelte ihm die Beine weg und der Mann lag direkt neben der Frau. „Schluss jetzt!“.


    Während sich Alex um den Mann kümmerte, zog Semir die Frau aus dessen Nähe und half ihr auf die Beine. „Alles in Ordnung? Kommen Sie…“ Er brachte die Frau zu Dienstwagen. „Setzen Sie sich, ich werde Ihnen einen Rettungswagen rufen.“ Die Frau ergriff seine Hand. „Danke…“ In diesem einzigen Wort war die Angst deutlich zu hören. Sie küsste die Hand und Semir zog sie etwas irritiert zurück. „Schon gut…“ Er griff zum Funk und setzte den Notruf ab. „Können Sie mir sagen, was passiert ist?“ „Ich weiß nicht... wir wollten eigentlich nur nach Hause fahren und plötzlich rastet er aus, fährt auf den Parkplatz und zerrt mich aus dem Wagen. Dann sind auch schon die Fäuste geflogen. So kenne ich ihn gar nicht.“ Semir nickte und sah zu dem Mann mit dem sich Alex gerade unterhielt. „Wie heißen Sie denn?“ „Sina Bergen…“ „Okay, Ich bin Semir Gerkhan. Der Krankenwagen wird gleich hier sein. Wollen Sie eine Anzeige erstatten?“ Sina Bergen nickte. „Auch wenn er mein Ehemann ist. So lasse ich mich nicht behandeln.“ „Hat er Sie schon öfter geschlagen?“ „Hin und wieder kam es mal vor, aber nie so, wie heute. Ich meine, ich hab ihn sicher irgendwie provoziert…“ Semir sah sie an. Er kannte diese Ausreden. Immer wenn eine geschlagene Frau gefragt wurde, ob das schon öfter passierte, suchte diese die Schuld bei sich. Er sah den Krankenwagen auf den Parkplatz fahren und hob kurz die Hand. Der Wagen hielt dicht bei ihm. Die Sanitäter stiegen aus und Semir wies auf die junge Frau im Wagen. Auch der Notarzt kam angefahren. Mit wenigen Worten wurde er informiert und sah sich dann die Frau an. Nach guten fünf Minuten kam er zu dem Hauptkommissar, der ihn fragend ansah. „Und, wie sieht es aus?“ „Hallo Semir. Diesmal bist du nicht der Patient, das ist eigentlich ein rotes Kreuz im Kalender wert.“ „Hallo Chris, ja ich sehe schon, wie enttäuscht du bist. Was ist mit der Frau?“ Er reichte dem Arzt die Hand und sah auf die Patientin. „Nun, sie hat eine Platzwunde am linken Auge, die Lippe ist ebenfalls aufgeplatzt und ich habe am Handgelenk Hämatome festgestellt. HG?“ Semir bestätigte den Verdacht. „Er ist ihr Mann. Mal sehen was er uns dazu zu sagen hat. Nehmt ihr sie mit?“ „Ja, sie wird untersucht. Die Rippen scheinen geprellt zu sein. Wurde sie getreten?“ Auch dies bestätigte Semir mit einem kurzen Nicken. „Gut, dann nehmen wir sie auf jeden Fall mit.“ legte der Mediziner fest und nur wenig später waren er und der RTW verschwunden.

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  • „Sie ist einfach ausgerastet! So kenne ich Sina gar nicht. Sie hat mir ins Lenkrad gegriffen und wenn… wenn ich nicht auf den Parkplatz gefahren wäre, dann…“ Alex sah den Mann ernst an. Er hasste Gewalt gegen Frauen und auch wenn er eine große Wut im Bauch fühlte, so versuchte er ruhig zu bleiben. „Herr Bergen, Sie haben auf ihre Frau eingetreten, obwohl sie schon am Boden lag! Sie haben Sie geschlagen! Egal was sie getan hat, aber so geht man nicht mit einer Frau um.“ „Sie verstehen mich nicht! Ich habe ihr lediglich erklärt, dass sie sich als Beifahrer ruhig zu verhalten hat. Aber die steht so unter Druck, dass sie mich nicht verstanden hat. Was blieb mir denn anderes übrig?“ Der Mann fuchtelte wild mit den Händen. Alex wich einen Schritt zurück. „Lassen Sie das bitte! Es macht mich nervös.“ Tatsächlich ließ der Mann die Arme sinken. „Was ist denn jetzt mit Sina?“ Er sah sich suchend nach seiner Frau um, doch die war nicht zu sehen. Dafür kam Semir nun wieder zu ihnen. „So, Herr Bergen. Ihre Frau hat Anzeige wegen häuslicher Gewalt gegen Sie gestellt. Die Anzeige wegen Körperverletzung ist Ihnen sicher. Sie sagte auch aus, dass es nicht das erste Mal ist, dass Sie sie geschlagen haben.“ „Bitte was? Das ist nicht wahr! Das kann sie doch nicht so einfach behaupten! Ich bin kein Frauenschläger! Ich habe eben Ihren Kollegen erklärt, dass sie mir ins Lenkrad gegriffen hat und völlig ausgerastet ist. Ich weiß nicht was sie hat, aber ich habe meine Frau bisher nie geschlagen! Das müssen Sie mir glauben!“ Er sah Alex verzweifelt und hilfesuchend an. Semir rollte genervt die Augen. „Ja, das sagen sie alle. Wir haben es doch gesehen, wie sanft und einfühlsam Sie mit Ihrer Frau umgegangen sind! Sie werden Post bekommen. Ihre Frau wird jetzt in die Klinik gebracht und dort versorgt.“ „In welches Krankenhaus wird sie gebracht?“ „Das darf ich Ihnen nicht sagen. Ihre Frau wird sich bestimmt bei Ihnen melden. Aber aus Erfahrung gebe ich Ihnen einen guten Rat. Bedrängen Sie sie nicht und erwarten Sie nicht, dass sie sich heute bei Ihnen meldet. Geben Sie ihr die Zeit und dann können Sie sicher mit ihr sprechen. Alex wir müssen weiter.“ Semir ging zum Wagen und drehte sich noch einmal zu Alex um. Dieser folgte ihm, nachdem er sich von Bergen verabschiedet hatte. Sie stiegen ein und fuhren los. „Sonderbar oder? Die Frau behauptet, dass er es schon öfter getan hat und er sagt es sei zum ersten Mal gewesen.“ „Na die Kerle lügen doch alle. Genau wie die Frauen, die Schuld immer bei sich suchen. Aber gut, das können die Kollegen übernehmen. Das wäre doch mal was für Jenny.“ Alex stimmte ihm zu. Die Fahrt ging wieder auf die Autobahn, doch der Rest der Tour blieb ruhig und so fuhren sie nach gut zwei Stunden wieder zurück zur PAST.


    Auch Jenny traf in der PAST ein. Sie pfiff sogar ein Lied und das fiel sofort Susanne auf. „Na dir scheint es ja richtig gut zu gehen. War die Sitzung heute ein Erfolg?“ Mittlerweile war zwischen ihr und Jenny eine richtige Freundschaft entstanden. „Ja…ich fühle mich richtig befreit. Dr. Frings schickt mich in eine dreiwöchige Kur. Sie meint es täte mir gut.“ Susanne war erstaunt. „Und du fährst?“ „Ja, weißt du… ich glaube es wird mir wirklich gut tun richtig abzuschalten. Und Dr. Frings ist sich sicher, dass es mir hilft. Ich will wieder so sein, wie vorher. Ich will keinen Bürodienst schieben. Ich will auf die Straße!“ Sie setzte sich auf den Besucherstuhl vor Susannes Schreibtisch und schlug das eine Bein über das Andere. „Und wann fährst du?“ „Morgen.“ Jenny schien im Augenblick völlig entspannt und zufrieden. „Morgen? Whow, das ging ja schnell. Dann musst du noch packen und hast du jemanden für deine Blumen?“ Susanne fing an, die Abreise von Jenny zu planen. „Ich dachte du könntest es übernehmen. Dir vertraue ich Susanne.“ Jenny legte ihren Kopf schief und sah die Sekretärin an. „Ja sicher. Das mache ich sehr gern.“ Susanne lächelte leicht. Hier in der PAST waren alle wie eine große Familie. Jeder war für jeden da und doch fehlten nun schon zwei großartige Kollegen. Dieter Bonrath, der erst vor kurzem sein Leben ließ und schon vor drei Jahren war Horst Herzberger, den alle nur Hotte nannten, gegangen. Auch damals waren alle betroffen und die Beerdigung von Hotte war sehr bewegend. Susanne dachte daran, dass Hotte kurz vor seiner Pensionierung stand und sogar schon Pläne für die Rentenzeit geschmiedet hatte. Er hatte sich sogar eine kleine Jacht gekauft, mit der er in Urlaub fahren wollte. Und dann geschah das für alle Unfassbare. Gerade als ein Verhafteter zum Wagen gebracht werden sollte, wurde Hotte erschossen. Dabei galt die Kugel gar nicht ihm sondern Ben Jäger, dem damaligen Partner von Semir. Hotte warf sich schützend vor Ben und stieß ihn weg, als die Kugel ihn tödlich traf. „Susanne!“ riss Jennys Stimme sie aus ihren Gedanken. „Was? Ja…entschuldige, ich war in Gedanken.“ „Dein Telefon klingelt.“ Jenny lächelte leicht. „Oh…“ machte Susanne, nahm den Hörer ab und meldete sich. Jenny setzte sich an ihren Schreibtisch und sah auf den ihr gegenüber stehenden Bürostuhl, auf dem sonst Dieter saß. Sie hörte ihn lachen und glaubte sogar ihn dort sitzen zu sehen. Dann schloss sie die Augen und stöhnte leise auf. Als sie die Augen wieder öffnete, war der Platz leer. Jenny hoffte inständig, dass die Kur ihr wirklich helfen würde, das Ganze auf ein annehmbares Maß zu bringen, damit sie wieder sie selbst sein konnte.

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  • Auch den Hauptkommissaren, die die PAST betraten, fiel die veränderte Stimmung von Jenny Dorn auf und sie fragten nach. Alex setzte sich auf den Stuhl von Dieter und diesmal hatte Jenny nicht, wie vor einigen Tagen, etwas dagegen. „Hi Jenny. Alles klar?“ Alex sah sie prüfend an. „Ja, mir geht es sehr gut.“ Jenny lächelte und wirkte sehr zufrieden. Sofort tauschte Alex mit Semir einen Blick. „Was ist denn mit dir passiert? Du bist so anders. Ist alles in Ordnung?“ Jenny lachte leise. „Gefällt es dir nicht?“ „Doch, es ist … also ich meine, es ist aber nicht nur ein kurzer Stimmungswechsel und du hast auch keine Drogen genommen oder?“ In der Stimme schwang Sorge um die junge Kollegin mit. Die letzte Zeit wechselte ihre Stimmung so oft, das man nie wusste, woran man gerade bei ihr war. Und auch das würde, in einem normalen Fall auf Drogeneinnahme hinweisen. Doch bei Jenny waren es die Erlebnisse der letzten Zeit. „Nein, das hoffe ich jedenfalls nicht. Alex, darf ich dich zum Essen einladen? Ich möchte mich bei dir bedanken.“ Jenny senkte leicht den Kopf. „Bedanken? Wofür?“ „Du warst für mich da. Du hast dich um mich gesorgt und irgendwie hast du mir das Leben gerettet. Ich habe mich bisher nicht einmal dafür bedankt. Weder bei dir, noch bei Semir.“ Alex lächelte leicht. „Du musst dich weder bei mir, noch bei Semir danken. Wir sind Freunde und Kollegen und sind immer für einander da. Was du durchgemacht hast, wünsche ich keinem Feind, aber ich nehme deine Einladung gern an. Dann können wir mal über alles sprechen.“ Jenny sah ihn mit strahlenden Augen an. „Sehr gern…“ Es war ein Anblick, den man lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. „Frau Dorn! Bitte kommen Sie doch mal in mein Büro!“ Kim Krüger sah sie von ihrer Bürotür aus an. Jenny nickte und ging auf ihr zu.


    Als Jenny saß, sah Kim sie an. „Wie geht es ihnen? Ich glaube es ist jedem bereits aufgefallen, dass Sie gelöster wirken und ich denke, es löst in allen etwas Unmut aus, weil man nicht sicher ist, ob es nur eine kurze Weile ist, oder auf Dauer.“ Auch in der Stimme der Revierleiterin klang Sorge mit. „Ich hoffe sehr, dass es anhält. Aber ganz sicher bin ich mir nicht.“ „Dr. Frings hat mich eben darüber informiert, dass sie Sie in Kur schicken will und zwar bereits ab morgen.“ Jenny senkte den Kopf. Sie fing an, mit ihren Fingern zu spielen. „Ja, sie meint, es würde mir gut tun und ich bin bereit es zu versuchen. Ich will irgendwann wieder arbeiten, wie zuvor. Ich bin nicht für die Büroarbeit geschaffen und will auf die Straße.“ Kim Krüger lächelte leicht. „Ich sehe es genau wie Dr. Frings. Es wird Ihnen sicher gut tun. Und da es heute eh sehr ruhig ist, bekommen Sie heute frei und packen Ihren Koffer. Kümmern Sie sich um alles, was Sie noch erledigen müssen und dann erholen Sie sich von all dem Stress der letzten Wochen.“„Danke Frau Krüger. Ich freue mich schon darauf. Also irgendwie. Ich will wieder so sein, wie früher. Ich hoffe wirklich, dass die Kur mir hilft. Ich werde mich morgen zum Bahnhof fahren lassen. Isabel…ich meine Frau Dr. Frings meinte, es wäre gut, wenn ich mit dem Zug fahre.“ „Ja, das finde ich auch. Das ist dann Erholung von Anfang an.“ Jenny stand auf und wollte das Büro verlassen, als Kim sie noch einmal rief. „Jenny…ich wünsche Ihnen sehr viel Ruhe und Erholung.“ Jenny lächelte leicht. „Danke…“ Nun verschwand sie wieder im Großraumbüro. „Alex, heute Abend um sieben bei mir?“ Alex nickte. „Ich werde da sein.“


    Semir sah Alex neugierig an. „Was ist denn heute Abend bei Jenny?“ Alex grinste, denn die Neugier seines Kollegen war im ganzen Revier bekannt. Der Hauptkommissar wollte immer alles wissen und kannte auch Wege, an die Informationen zu kommen. „Sie hat mich zum Essen eingeladen. Bist du eifersüchtig?“ „Ich? Warum sollte ich? Ich bin … ich war verheiratet und habe drei wunderhübsche Töchter. Außerdem wäre Jenny eh zu jung für mich.“ Alex lachte laut auf. „Hey, ich sag doch gar nicht, dass da was läuft.“ Er verteidigte sich direkt. Die Gerüchteküche sollte erst gar keine Gelegenheit finden, etwas zu behaupten, was nicht stimmte. Doch dann dachte er an die Situation, als er Jenny unter der Dusche tröstete. Sie näherte sich und küsste ihn. Es war ihm unangenehm, denn er empfand für Jenny nicht mehr als Freundschaft. Er nahm es ihr nicht krumm, denn sie stand unter großem Stress und war nicht fähig ihre Gefühle zu beherrschen. Auch das war etwas, dass er heute mit ihr besprechen wollte. Sie sollte kein falsches Bild von ihm haben. „Hey! Gib mir mal Antwort!“ Semir schlug mit der flachen Hand so heftig auf den Tisch, das Alex zusammen zuckte. „Was denn?“ „Ich wollte wissen, was zwischen euch läuft. Ich meine, ich habe ja auch die damalige Sekretärin von hier geheiratet. Warum sollte es nicht auch zwischen einem Kollegen und einer Kollegin funken?“ „ Semir! Wir sind lediglich zum Essen verabredet. Mehr nicht. Ich will nichts von Jenny. Wirklich!“ Semir sah auf die Uhr. „Oh, es ist ja schon vier! Ich muss heute auf jeden Fall pünktlich fahren. Andrea und die Kinder warten auf mich.“ Er stand auf, griff seine Jacke und murmelte ein leises „Tschüss bis morgen“ „Ja, einen schönen Feierabend.“ „Auch so und tu Jenny nicht weh! Sie ist derzeit nicht sie selbst, okay?“ Alex nickte nur. Semir verschwand und Alex sah seinem Partner nach. Nur wenig später hörte er den BMW mit kreischenden Reifen vom Parkplatz fahren.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Alex schrieb seinen Bericht fertig und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Allerdings wollte er bei Jenny auch nicht ganz ohne etwas auftauchen und fuhr an einem Blumengeschäft, um einen schönen Strauß Sommerblumen zu kaufen. Bei der Zusammenstellung verließ er sich auf die Bedienung und war auch mit dem Ergebnis zufrieden. Nun fuhr er nach Hause um zu duschen und sich noch etwas auszuruhen. In Gedanken ging er die Dinge durch, die er mit Jenny besprechen wollte. Er hoffte inständig, dass sie sich nicht mehr von dem Zusammentreffen erhoffte wie er, denn er wollte sie auf gar keinen Fall verletzen. Jenny war im Augenblick zerbrechlicher als Glas und er wusste genau, dass er mit sehr viel Gefühl vorgehen musste.Gegen halb sieben fuhr er zu ihr und brauchte knappe 15 Minuten. Da er nicht zu früh dort sein wollte, wartete er noch etwas im Wagen und legte sich die richtigen Worte zu Recht. Er musste sie sich sehr gut überlegen, damit Jenny es nicht falsch verstand, aber er musste es auch bestimmt machen, damit sie sich keine falsche Hoffnung machte. Es war ein Spagat den er sehr sorgfältig ausführen musste. „Weißt du Jenny…ich will nicht, dass du ein falsches Bild von mir bekommst, aber zwischen uns wird nie etwas laufen… nee….das geht gar nicht.“ Alex sprach laut um zu hören, wie es sich anhörte, war jedoch nicht mit dem Ergebnis zufrieden und wollte es nun darauf ankommen lassen. Der Zustand von Jenny war auf dem Weg der Besserung und er wollte es nicht zerstören. Pünktlich um sieben stand er mit dem Blumenstrauß in der Hand vor ihrer Tür und klingelte.


    Jenny legte den Kochlöffel zur Seite, ging zur Tür und drückte den Türsummer. Sie trug heute ein enges schwarzes Kleid, was ihre weiblichen Rundungen sehr gut zur Geltung brachte, strich es glatt und prüfte noch mal den Sitz ihrer Haare. Diese hatte sie hochgebunden.Dann sah sie durch den Spion und wartete bis der Besuch, der nun im Treppenhaus zu hören war, vor der Tür stand. Es war Alex. Sie öffnete die Tür. „Hi…“ hauchte sie leise und gab die Tür frei, um ihren Kollegen eintreten zu lassen. „Mhhhmmmm das riecht aber lecker.“ Jenny spürte die Röte im Gesicht aufsteigen und senkte verlegen den Kopf. „Danke, aber das ist nichts Besonderes. Es ist nur ein einfaches Ragout mit Nudeln. Ich bin leider keine Superköchin.“ „Mein Leibgericht..“ „Das freut mich. Wir können auch direkt essen.“ Alex hielt ihr den Strauß hin und Jenny sah ihn erstsaunt an. „Whow…der ist ja sehr schön.“ Sie nahm ihn und stellte die Blumen in die Vase. „Ich wusste gar nicht, dass du so schöne Blumen verschenkst.“ Alex kam zu ihr in die Küche. „Ich dachte, es gehört sich so.“ Jenny drehte sich zu ihm um. „Alex, ich ähm…ich…ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ „Entschuldigen? Wofür?“ „Du weißt doch genau, was ich meine. Die Sache unter der Dusche. Ich …ich war nicht Herr meiner Sinne und in diesem Moment, da hab ich mich einfach nach Wärme gesehnt, nach Zärtlichkeit, nach Liebe. Ich wollte in den Arm genommen werden.“ Sie sah Alex verzweifelt an und dieser senkte lächelnd den Kopf. Er lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. „Nur keine Sorge, ich habe es nicht für ernst genommen. Mach dir da mal keinen Kopf.“ Jennys Mine hellte auf. „Du hast es nicht falsch verstanden?“ „Nein Jenny. Sieh mal, du bist eine tolle Frau, du siehst gut aus und auch alles Andere stimmt an dir, aber… du bist einfach nicht mein Typ.“Ein Lachen ertönte und Jenny sah ihn an. „Also, so deutlich hat mir das noch niemand gesagt.“ „Du bist doch nicht enttäuscht oder? Ich meine, es wäre nicht gut gegangen mit uns. Wir sind jeden Tag zusammen und…“ „Nein…Nein. Ich bin nicht enttäuscht. Ich bin erleichtert. Ich dachte schon, dass ich bei dir Hoffnungen erweckt hätte und ich hatte Angst dich zu verletzen. Aber ich sehe es genau wie du. Wir sind Kollegen und wir sind Freunde. Da passt keine Beziehung. Lass uns essen.“ Gemeinsam deckten sie den Tisch und genossen das Ragout. Gegen Mitternacht fuhr Alex nach Hause und versprach Jenny morgen zum Bahnhof zu fahren.#


    Nur sechs Stunden später klingelte ihn der Wecker aus dem Schlaf. Er sah auf die Uhr. Es war eigentlich viel zu früh für ihn, doch dann fiel ihm ein, dass er Jenny zum Bahnhof bringen wollte. Der Zug sollte um neun fahren und so konnte er noch mit Jenny frühstücken. Bereits um sieben fuhr er zu ihr. Jenny wartete bereits vor der Türe und Alex war erstaunt, dass sie keine Koffer dabei hatte. „Kein Gepäck?“ „Das haben die heute Morgen schon abgeholt. Ist Service. Der Patient soll gar nicht erst schleppen. Alex, ich weiß nicht ob es richtig ist. Ich meine, wir haben doch so viel Arbeit und…“ Zweifel über das Vorhaben war deutlich zu hören, doch Alex lächelte leicht. „Jenny, du brauchst Erholung. Du kannst in diesen drei Wochen abschalten und ich bin der gleichen Meinung wie Isabel. Es wird dir gut tun. Bestimmt…die Arbeit schaffen wir schon.“ Alex versuchte Jenny davon zu überzeugen, dass das Vorhaben nicht falsch war. „Das weiß ich…aber ich habe Angst. Ich sehe immer wieder diese Bilder vor mir… wie Dieter…das Feuer und…“ sie stockte und sah nach oben. Alex spürte, dass sie wieder mit Tränen kämpfte und nahm sie in den Arm. „Es wird dir gut tun. Wollen wir am Bahnhof frühstücken? Dann sind wir nicht unter Druck.“ Jenny stimmte zu. Sie fuhren zum Bahnhof und suchten die Bäckerei auf, in der man auch ein leckeres Frühstück zu einem annehmbaren Preis ergattern konnte. Um kurz vor neun gingen sie auf den Bahnsteig, wo der Zug gerade einfuhr. „Whow, er ist sogar pünktlich.“ Jenny sah zum blauen Himmel hoch. „Ich hoffe nur, dass ich dort auch so schönes Wetter hab.“ „Wo geht es eigentlich hin?“ Alex fiel ein, dass er nicht einmal das Ziel von Jenny kannte. „Ins Bühlertal. Es soll dort wunderschön sein und ich hab mir die Gegend mal im Internet angesehen. Sie ist wirklich sehr schön. “ „Ah ja, das ist in der Nähe von Baden-Baden. Eine schöne Gegend.“ Jenny öffnete die Tür des Zuges und stieg ein. Doch Alex hielt sie noch einmal fest und umarmte sie „Ab in den Urlaub und hör auf dir zu sagen, dass du Schuld an Dieters Tod hast. Isabel hat vollkommen Recht. Du musst hier raus. Ich wünsche dir eine gute Fahrt und erhol dich!“ „Danke Alex und pass bitte auf dich und Semir auf. Ich möchte nicht noch einen guten Freund verlieren.“Jenny stieg ein. Sie suchte sich einen Platz am Fenster, von wo aus sie auch auf den Bahnsteig sehen konnte. Alex war immer noch da und hob die Hand. Der Zug fuhr ab. Alex winkte ihr noch hinterher und Jenny lehnte sich zurück. Sie schloss die Augen. War es wirklich richtig, dass sie so einfach fuhr, wo doch so viel Arbeit vorhanden war?

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  • Nachdem er Jenny verabschiedet hatte, fuhr Alex zur PAST, wo Semir bereits auf ihn wartete. „Na? Wie war der Abend mit Jenny?“ Alex grinste breit. Semir stand die Neugier ins Gesicht geschrieben. „Ich muss dich enttäuschen. Wie ich dir gestern schon sagte, will ich nichts von Jenny und sie hat mir gestanden, dass sie auch nichts von mir will. Wir haben nur gegessen, uns unterhalten und dann bin ich nach Hause.“ „Aha… und da ist wirklich nichts passiert?“ Semir schien enttäuscht zu sein. „Nein, es ist nichts passiert.“ Semir nickte nachdenklich. „Nun ja, es könnte ja noch kommen.“ Alex schüttelte den Kopf. „Lass uns auf Streife gehen.“ Er warf Semir die Autoschlüssel zu, die dieser geschickt auffing und schon waren sie verschwunden. Kaum waren sie im Auto klingelte Semirs Handy. Er nahm es und sah dass er eine SMS bekommen hatte. „Ich liebe dich.“ stand da. Er lachte auf. „Whow…!“ „Was ist?“ Nun war es der smarte Hauptkommissar der neugierig war. „Ich bekomme eine SMS von einer Messagebox. Ich liebe dich… steht da. Die kann nur von Andrea kommen.“ „Aha…, Frau Schäfer hat ihre Gefühle doch schon länger wieder für dich entdeckt. Dass sie so romantisch ist, wusste ich gar nicht.“ Alex zeigte seine Zähne und grinste Semir breit an. „Ja, nur warum von einer Messagebox?“ Der kriminalistische Spürsinn kam auf. „Warum genießt du es nicht einfach. Antworten kannst du ihr ja heute Abend.“ Semir lenkte den Wagen vom Parkplatz auf die Autobahn und sie fuhren ihre Streife. Die Fahrzeuge vor ihnen fuhren ruhig und geordnet. „Warum kann es nicht immer so sein?“ Semir genoss die ruhige Fahrt. „Na wenn es so wäre, dann wären wir ja arbeitslos.“ „Ja, stimmt auch wieder. Ich freu mich schon auf das Wochenende. Ayda und Lilly wollen in den Zoo, auf die Seilbahn und zur Kirmes. Das wird ein teures Wochenende.“ Alex nickte und sah ihn an. Er wusste genau das Semir seinen Kindern keinen Wunsch ausschlagen konnte. „Na komm, du machst es doch gern. Ich weiß wie du mit deinen Kindern umgehst. Du erfüllst ihnen jeden Wunsch. War das schon immer so?“ Semirs Lachen verschwand. „Leider nein. Vor der Scheidung, da war ich ziemlich selbstverliebt. Für mich gab es meine Familie und ich hab, so dachte ich, alles was ihnen gut tat, gemacht. Aber nach der Scheidung wurde mir klar, dass ich sie sehr vernachlässigt habe. Zu spät und nun bekomme ich die Chance es wieder gut zu machen.“ Alex lächelte leicht verträumt. „Eine Familie ist das herrlichste Gut auf Erden.“ Er sah aus dem Fenster und erinnerte sich, dass er keine Familie hatte. Zumindest keine leibliche. Was hätte er dafür gegeben, seine leibliche Mutter kennen gelernt zu haben, doch die war mit seinem Vater kurz nach seiner Geburt ums Leben gekommen. Die Hintergründe dafür waren allerdings unbekannt. Alex nahm sich vor irgendwann nach seinen Wurzeln zu suchen.


    Der Rest des Tages verging wie im Flug und Semir machte gegen seiner Gewohnheit pünktlich Feierabend. „Ich wünsche dir ein wundervolles Wochenende.“ „Danke dir auch. Was machst du denn so?“ Alex lehnte sich nach hinten und faltete die Hände hinter den Kopf. „Ach, ich werde lange schlafen und dann wohl mal etwas aufräumen. Danach? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Familie wo ich hingehen kann. Ich hab keine Freunde seit ich im Knast gewesen bin und… auch keine Freundin.“ Die Stimme wurde traurig und Semir nickte leicht. „Na dann schließ dich doch einfach uns an. Ich meine, du könntest doch mit uns in den Zoo, auf die Seilbahn, zur Kirmes. Das würde dir auch mal gut tun.“ „Und was ist mit Andrea? Ich meine, es ist euer Familienwochenende und, ganz ehrlich, ich will nicht stören.“ „Du störst nicht. Und mit Andrea regele ich das …warte, das mache ich direkt.“ Semir griff zum Handy und wählte Andrea an. „Schäfer…“ „Ich liebe dich auch mein Schatz. Warum schickst du mir eine SMS über eine Messagebox?“ Andrea schwieg einen Augenblick. „Eine SMS? Ich hab dir keine SMS geschickt. Und warum sollte ich das über so ein Ding machen?“ „Das frag ich dich ja. Aber regeln wir nachher. Hör mal, wegen Morgen….“ „Nein Semir, bitte sag nicht, dass du Dienst hast. Das werden dir deine Kinder sehr übel nehmen!“ Semir lächelte leicht, denn er wusste genau was Andrea nun dachte. „Nein, nein! Das hatte ich überhaupt nicht vor. Aber Alex ist allein am Wochenende und ich dachte, er könnte doch mit uns kommen.“ „Ja sicher, damit hab ich kein Problem und die Mädchen sicher auch nicht. Für sie wäre es schlimmer, wenn du gar nichts mit ihnen machst. Außerdem gibt es uns die Gelegenheit dass wir beide etwas klären können.“ „Klären? Was denn?“ Semir fühlte ein Unbehagen. „Nur keine Angst. Es ist nichts Schlimmes.“ „Okay! Dann wird Alex morgen mit uns kommen.“ Er beendete das Gespräch. „Du bist dabei.“ „Danke Semir. Wir werden sicher viel Spaß haben. Dann treffen wir uns gegen zehn an der Zookasse?“ „Ja, zehn Uhr ist gut. Dann ist da nicht so viel los.“ Semir verließ die PAST.

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  • Semir fuhr direkt zu Andrea und den Kindern. Diese warteten schon vor der Tür und fielen ihrem Vater um den Hals. „Endlich! Es ist Wochenende!“ Auch Lilly warf ihre Ärmchen um den Hals ihres Vaters und drückte ihn an sich. „Hab dich lieb, Papa.“ „Ich hab euch auch lieb. Und Ayda, hast du die Hausaufgaben schon fertig oder kann ich dir helfen?“ Ayda sah ihn tadelnd an. „Klar bin ich schon fertig. Mama hat gesagt, dass wir am Wochenende viel unternehmen. Aber sie hat nicht verraten was. Sie sagt du sagst es uns.“ „Das verrate ich euch morgen beim Frühstück. Ich hab nämlich auch eine große Überraschung für euch.“ Ayda sah Lilly verschwörerisch an. „Wir auch.“ Gemeinsam ging es in die Wohnung, wo Andrea bereits mit dem Abendessen auf sie wartete. Semir begrüßte seine Exfrau mit einem sanften zärtlichen Kuss. Es gab Lammkotelett mit Gemüse und Kartoffeln. „Oh, wie lecker!“ Er setzte sich auf einen der Stühle und sah seine Exfrau an. „Du bist eine großartige Köchin.“ „Du hast doch noch gar nichts gegessen.“ „Aber ich kenne deine Kochkünste. Hast du vergessen, wir waren einmal verheiratet.“ Andrea lachte. „Oh, das hab ich nicht vergessen. Was war das denn mit der SMS?“ „Ach so ja! Also heute Morgen bekomme ich eine SMS mit den Worten „Ich liebe dich“ und ich dachte wirklich, die kam von dir.“ Andrea kniff die Augen eng zu. Semir holte sein Handy hervor und zeigte ihr die Nachricht. „Und keinen Verdacht? Ich war es nicht. Wer hat denn sonst noch deine Handynummer?“ Eifersucht war in Andreas Stimme zu hören. „Niemand. Zumindest keinen den ich näher kenne. Ich meine, die Handynummer steht ja auch auf meiner Visitenkarte und die haben viele Personen. Weibliche wie männliche. Ich meine, es könnte ja auch ein Irrläufer gewesen sein. Ich dachte wirklich, dass sie von dir ist.“ „Ist sie aber nicht! Ich würde von meinem Handy aus schreiben. Gibt es keine Möglichkeit den Absender heraus zu finden?“ Semir schüttelte den Kopf. „Ich sehe da jetzt keinen Zwang drin. Ignorieren wir es einfach.“ Andrea musterte ihn. „Das hoffe ich sehr.“ gab sie unmissverständlich zu verstehen. Semir grinste leicht, denn er kannte Andreas Eifersucht und wusste genau, dass sie der Frau die Augen auskratzen würde, wenn sie dahinter käme, wer diese Person war.


    Semir genoss das Essen und anschließend half er Andrea noch beim aufräumen, während die Kinder ins Zimmer gingen und spielten. „Wie läuft es denn mit Dana?“ „Du kennst sie ja. Sie ist unzugänglich, aufsässig und will ihren Kopf durchsetzen.“ Andrea lächelte leicht. Sie hatte zu der Tochter aus einer Beziehung ihres Exmannes kein sehr gutes Verhältnis und wurde von ihr auch ständig beschimpft. „Und immer noch zerstritten?“ „Nein, wir haben uns versöhnt, aber sie hat mir auch ein klares Signal gesetzt, dass sie keinen Bock auf heile Familie hat. Das Wochenende will sie nicht mit uns verbringen und ich kann sie nicht zwingen. Ich meine, wer bin ich denn schon?“ Andrea wog den Kopf hin und her. „Du bist ihr Vater. Vielleicht solltest du Dr. Frings mal damit beauftragen, sich um Dana zu kümmern. Immerhin hat sie schreckliches erlebt und sie hat es sicher noch nicht verarbeitet. Vielleicht braucht sie wirklich professionelle Hilfe.“ Semir sah sie an. „Ja, das könnte gut möglich sein. Ich werde mal mit Isabel sprechen. Sie kann mir sicher Ratschläge geben, wie ich mit ihr umgehen soll. Ich meine, ich verstehe sie ja. Sie hat ihre Eltern verloren und nun spiele ich mich in ihren Augen als Vater auf, war aber sonst für sie nicht greifbar. Ich meine wir kennen uns gerade einmal seit knapp sechs Jahren.Sie ist aus einer sehr wohlhabenden Familie rausgerissen und in meine Wohnung rein. Andere Umstände, aber die habe ich ja nicht verschuldet.“ Andrea strich ihn sanft über den Arm. „Nun ja, sie ist ja auch in der Pubertät und das ist eine schwere Zeit. Von daher denke ich, sollte Dr. Frings sich wirklich mal mit ihr unterhalten. Das könnte doch ganz zwangsfrei bei dir passieren. Du lädst Dr. Frings ein und …“ Semir lachte auf. „Das ist für Dann zu durchsichtig. Sie kennt Frings doch!“ Auch wenn Andrea sicher Recht hatte, musste er es anders anstellen. „Aber nun lassen wir Dana mal Dana sein. Sie bestimmt schon zu viel in meinem Leben.“ Andrea sah ihn ernst an. „Sie ist aber ein Teil deines Lebens. Ich habe schon alles versucht mit ihr klar zu kommen, aber du kennst sie ja. Sie ist unglaublich stur und das sind deine Gene.“

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  • Der nächste Morgen fing mit einem guten Frühstück für Familie Gerkhan/Schäfer an. Ayda sah ihren Vater erwartungsvoll an. „Und was machen wir jetzt?“ „Wenn wir gefrühstückt haben, dann erfährst du es.“ „Ich will es aber jetzt wissen!“ Ayda verschränkte bockig ihre Arme vor der Brust. „Du bist viel zu ungeduldig. Möchte wissen woher du das hast.“ Andrea lachte laut auf. „Das ist eine Angewohnheit, die durch die väterlichen Gene übermittelt wurden.“ Sie beugte sich zu Semir und küsste ihn sanft. „Deine Gene.“ „Was? Ich bin die Geduld in Person!“ „Ja sicher doch. Okay, wir sind alle hier. Was hast du vor?“ „Nun, ich dachte wir gehen in den Zoo und auf die Kirmes.“ Doch der Jubel blieb zunächst aus. Ayda sah Lilly an und sie tuschelten etwas. „Was ist? Gefällt es euch nicht?“ Semir schien ein wenig enttäuscht zu sein. „Können wir denn später auch ins Freibad? Es ist doch so ein tolles Wetter.“ Ayda sah ihn bettelnd an. „Heute sind Zoo und Kirmes angesagt und morgen gehen wir ins Freibad.“ versprach Semir. Andrea deckte den Frühstückstisch für die Vier und nur wenig später saßen sie zusammen. „Wie in alten Zeiten.“ „Ja, und ich hätte nichts dagegen, wenn es öfter wäre.“ Semir stimmte zu. „Ich weiß. Wenn du willst, komme ich jeden Morgen her und wir frühstücken zusammen. Einfacher wäre natürlich, wenn wir wieder zusammen wohnen würden. Ich meine, wir…“ Semir machte eine Pause und sah Andrea an. „…wir wohnen nur zehn Minuten mit dem Auto auseinander. Das ist eine Distanz die ich sehr gut schaffe.“ Andrea lachte leise. „Mama…kriegen wir im Zoo ein Andenkenfoto?“ Ayda sah ihre Mutter bettelnd an und legte den Kopf schief. Welche Ähnlichkeit sie doch mit Semir hatte. Nicht nur verhaltenstechnisch.


    „Noch ein Foto? Wir haben doch vor vier Wochen eins gemacht.“ „Ja, aber da war Papa nicht dabei.“ Semir und Andrea wechselten einen Blick. Dann stimmte sie zu. „Gut, dann machen wir ein Erinnerungsfoto mit allen drauf. Und nun esst, sonst müssen wir gar nicht erst losgehen. Außerdem wird Alex auch schon warten.“ Ayda sah ihren Vater an. „Kommt Dana auch mit?“ Auch das Verhältnis zwischen den Kindern war angespannt, was Semir sehr bedauerte. Er machte sich jedes Mal Gedanken darüber wie er es ändern konnte. Doch ihm fiel einfach nichts ein. „Dana ist beieiner Freundin.“ „Gott sei Dank!“ „Ayda! Bitte. Sowas sagt man nicht. Dana ist deine Schwester.“ Andrea war über den Ausstoß ihrer Tochter erschrocken. „Aber sie ist immer so böse zu dir. Das darf sie nicht.“ setzte Ayda dagegen. „Wir essen jetzt und fahren dann los!“ warf Semir nun ein, der keinen Streit am Tisch wollte. Eine Stunde später waren sie unterwegs. Als sie am Zoo ankamen, sah Semir schon die lange Schlange, die dank dem schönen Wetter, vor der Kasse stand und wäre am liebsten umgekehrt, doch er löste sein Versprechen seinen Kindern gegenüber ein. „Guten Morgen Semir! Ich hab schon die Karten.“ riss ihn Alex Stimme aus den Gedanken. „Ich dachte, es wäre sinnvoller dann müssen wir nicht so lange warten. Einen Bollerwagen hab ich auch schon organisiert.“ Alex begrüßte Andrea und die Kinder. „Schön dass du mit uns den Tag verbringen willst.“ Alex sah sie an. „Schön dass ich mit euch kommen darf.“ Er nahm die Kinder an die Hand und ging mit ihnen zum Eingang. Semir und Andrea folgten. Kaum hatten sie das Drehkreuz passiert, rannten die Kinder los. Sie kamen nicht weit, denn nur wenige Meter hinter dem Eingang kam die Fotografin heran, die von allen Gästen Fotos machte, wenn die Gäste wollten. „Aber Alex muss auch mit auf das Bild!“ Semir sah seinen Partner an. „Du hast es gehört!“ Sie stellten sich auf und nur wenig später war das Bild gemacht. „Bevor Sie gehen, können Sie es sich beim Elefantenhaus abholen.“ erklärte die Fotografin.


    Alex lief mit den Kindern vor und irgendwie hatte man den Eindruck, es wären drei Kinder, die da durch den Zoo liefen. Alex tobte mit dem Mädchen auf dem Spielplatz und spielte mit ihnen Verfolgung über die Hängebrücke und über die ausrangierte Dampflok. Ayda und Lilly kreischen vor Vergnügen. Semir und Andrea sahen dem Treiben zu. Sie genossen die Zweisamkeit in der warmen Sonne. „Weißt du Semir, ich glaube wir müssen uns im Klaren darüber werden, was wir wollen. Seit ich angeschossen wurde, sind meine Gefühle für dich immer stärker geworden und ich gestehe, dass ich dich sehr liebe. Diese Scheidung und all das was passiert war, ist ein Fehler gewesen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen.“ Andrea sah ihn an. Semir nickte. „Ja, ich wünschte es auch. Ich würde vieles anders machen. Meinen Job nicht an erster Stelle stehen lassen. Die Familie nicht so vernachlässigen…“ Andrea lachte auf. „Das hast du schon sehr oft versprochen. Aber nicht gehalten. Semir, du kannst genau wie ich nicht aus deiner Haut.“ Semir wurde verlegen. Er sah sie an und lächelte sanft. Langsam näherten sich die Münder und gerade als Semir sie küssen wollte, klingelte sein Handy. „Oh! „Entschuldige.“ Er griff nach dem kleinen Gerät und sah, dass er wieder eine SMS bekommen hatte. Kurz sah er sich die Nachricht an. „Das gibt es doch nicht!“ „Was ist denn?“ hakte Andrea nach. Semir zeigte ihr sein Handy. „Ich liebe dich und kann ohne dich nicht leben. Komm zu mir. Vergiss deine Familie. Warum gehst du mit dieser Schlampe in den Zoo?“ Sie drehte sich um und musterte jede Frau, die vorbei ging. „Also das sieht mir nicht mehr nach einem Irrläufer aus. Wer kann das sein?“ „Ich weiß es nicht. Ein Irrläufer ist das ganz sicher nicht. Bei einem okay…aber die zweite ist sicher keiner. Und hier wird ja auch ganz deutlich gesagt, dass sie mich beobachtet. Kein Wort zu Alex.“ Bevor Andrea noch etwas sagen konnte kamen Alex und die Kinder zu ihnen. „Wir haben Hunger!“ ertönte es im Chor. Andrea lachte. „Dann gehen wir was essen.“ Sie steuerten das Restaurant im Zoo an. „Wie ist die Untersuchung eigentlich gelaufen?“ Andrea sah abwechselnd von Semir zu Alex und zurück. „Untersuchung?“ hakte Semir etwas verwundert nach. „Ja, die Dienstfähigkeitsuntersuchung. Die müsst ihr doch jedes Jahr machen und es müsste eigentlich doch schon gelaufen sein oder?“ „Ach so…ja. Wir waren am Donnerstag da. Bei mir ist körperlich alles fit. Augen und Ohren sind auch okay. Genau wie bei Alex. Das einzige was nur noch fehlt sind die Ergebnisse der Blutuntersuchungen. Die kriegen wir am Montag.“

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  • Nachdem sie den Zoo besichtigt, das Foto abgeholt hatten, verließ die Familie samt Kollege den Zoo. Lilly schlief auf demArm von Alex ein. Sanft legte der smarte Hauptkommissar das kleine Mädchen in ihren Autositz und schnallte sie an. Lilly wurde nicht einmal wach. Auch Ayda war völlig fertig. „Schnall dich an, mein Schatz. Wir fahren für heute nach Hause und morgen werden wir dann ins Freibad gehen.“ „Ich hab dich lieb, Papa. Das war ein wunderschöner Tag.“ Ayda sah ihren Vater noch einmal an, schloss den Gurt und dann die Augen. Nur wenig später war sie eingeschlafen. Semir wandte sich an Alex. „Danke, dass du dich so um die Kinder gekümmert hast.“ „Na, danke dass ich dabei sein durfte. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich je so viel gespielt und Spaß hatte. Es war ein sehr schöner Tag.“ „Magst du morgen auch mit ins Freibad kommen? Die Kinder würden sich bestimmt freuen.“ Er sah Alex bittend an. „Nun, warum nicht. Ich war schon ewig nicht mehr schwimmen. Bin bestimmt schon eingerostet.“ Alex verabschiedete sich von ihm und von Andrea. „Bis morgen Alex.“ Andrea reckte sich und gab ihm einen Kuss, was ihm direkt einen bösen Blick von Semir einbrachte. Entschuldigend grinste er und verschwand zu seinem Auto. Kurz hupend fuhr er an die Familie vorbei. Semir hob die Hand, setzte sich ans Steuer und hängte sich an. Gemeinsam mit Andrea brachte er die Kinder ins Bett, die nicht einmal beim hineintragen in die Wohnung wach wurden. „Die sind völlig fertig.“ „Ja, es war anstrengend. Aber es ist schön zu sehen wie zufrieden sie sind.“ Sie deckten die Kinder zu und gingen ins Wohnzimmer. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?“ Andrea lehnte sich an ihn. „Ich bin auch etwas geschlaucht. Bleibst du heute Nacht bei mir?“ „Nun, wenn du so müde bist, sollte ich vielleicht nach Hause fahren.“ Andrea sah ihn an. „Zum Kuscheln bleibt mir noch genügend Kraft. Aber nur wenn du auch willst.“ Semir grinste breit. „Dann lass uns doch einfach ins Schlafzimmer gehen. Ich könnte jetzt eine weiche Unterlage gebrauchen.“ Nur wenig später waren beide verschwunden.


    Am Sonntag klingelte der Wecker um neun und Alex schwang sich aus dem Bett. Heute würde er mit Familie Schäfer/Gerkhan ins Freibad gehen. Auch Dana wollte sich anschließen, da sie sich mit ihrer Freundin gestritten hatte und früher wieder zuhause war, als gedacht. Er suchte in seinem Schrank nach seiner Badehose und stellte fest, dass sie auch schon bessere Tage gesehen hatte, doch es brachte nichts. Er hatte nur die eine und die würde es hoffentlich heute aushalten. Schnell noch Handtücher und Duschgel eingepackt und dann ab unter die Dusche. Nach einer guten halben Stunde war er abreisefertig und fuhr zu Andreas Wohnung, wo er von der Familie bereits erwartet wurde. Die Kinder stürmten auf ihn zu und Ayda zeigte ihm sofort ihren neuen Bikini. Als Semir ihn sah, sah er Andrea an. „Das ist ja fast nix…“„Das ist ein ganz normaler Bikini wie ich ihn auch trage.“ „Mama…können wir jetzt los? Ich will Alex zeigen dass ich schon vom Dreier springen kann und tauche! Bitte… Mama lass uns fahren!“ „Was hast du denn, das Ding ist doch gut…“ mischte sich Dana ein. Andrea sah ihre Stieftochter an und lächelte leicht. „Auf geht es!“ forderte Semir und alle verließen die Wohnung. „Ich fahre euch heute…“ Alex grinste. Semir nickte. Er holte die Kindersitze aus seinem Auto und baute sie schnell in das von Alex. Andrea und Dana setzten sich ebenfalls nach hinten, was sich als ziemlich eng heraus stellte. Auch heute schien das Wetter mit ihnen zu sein. Es war schon 23° und keine Wolke war zu sehen. Vor dem Freibad jedoch wurde die Geduld wieder auf eine harte Probe gestellt und nach einer halben Stunde waren sie drin. Die Wiesen waren regelrecht überfüllt und sie hatte große Probleme damit, eine freie Stelle zu finden. Doch weder Semir noch seine Begleitung gaben auf und fanden schlussendlich eine freie Stelle unter einem schattenspendenden Baum. Andrea breitete die Decke aus und alle ließen sich nieder. Ayda zog Alex sofort mit zum tiefen Becken und erklomm das Sprungbrett bei 3 Meter.

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  • „Pass auf Alex!“ Sie nahm Anlauf und schon sprang das Kind. Semir der neben Alex stand hielt den Atem an. „Das ist verdammt hoch!“ „Sie kann das aber…“ grinste Alex als Ayda ins Wasser tauchte. Nach wenigen Sekunden tauchte das Mädchen auf und schwamm an den Rand. „Papa, kannst du das auch?“ „Ja sicher!“ Semir erklomm die Treppe und stellte sich auf das Sprungbrett. Er federte ein wenig und tat es dann seiner Tochter nach. Dana mischte sich unter die anderen Jugendlichen und Semir bemerkte, dass da der eine oder andere männliche Badegast seine Tochter begutachtete. Er fand es zwar nicht gut und als er einen der Jungen anmachen wollte, griff Andrea ein. „Lass sie doch. Sie weiß genau was sie will. Und sie ist sicher keine, die sich so einfach rum kriegen lässt.“ „Du siehst doch, wie der sie regelrecht auszieht, obwohl… so viel hat sie ja nicht einmal an. Dieses Ding, was sie da Bikini nennt ist ein Nichts. Das ist fast gar nichts!“ „Semir, sie ist ein junges hübsches Mädchen, das ihre Reize kennen lernt. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Je weniger du dich da einmischst umso besser ist es für Dana.“ Semir sah sie kurz an. „Meinst du?“ „Ja das meine ich und leg dich hin und lass dich ein bisschen bräunen. Ich werde ein Auge auf Dana werfen.“Semir legte sich hin und äugte immer wieder zu dem jungen Mann, der mit Dana am Beckenrand flirtete. Doch irgendwann ließ es nach und er genoss den ruhigen Tag. Nach guten fünf Stunden verließen sie das Freibad. „Semir…darf ich noch etwas mit Toni hier bleiben?“ Dana sah ihren Vater an. „Wie kommst du denn nach Hause?“ „Toni fährt mich bestimmt. Ich will noch nicht heim. Bitte…“ „Nein…“ legte Semir fest. „Semir, nun lass sie doch noch etwas. Sie ist doch schon 16 und sie weiß was sie macht.“ legte Andrea ein gutes Wort für ihre Stieftochter ein. Diese sah sie verwundert an. „Wir waren doch auch mal jung und fünf ist nun wirklich keine Zeit für Dana nach Hause zu gehen. Sie ist doch kein kleines Kind mehr.“ Andrea legte sich ins Zeug für Dana und Semir gab nach. „Also gut, aber um Acht bist du zuhause okay?“ Dana strahlte und nickte. Dann zog sie Andrea zur Seite. „Danke…das war cool.“Andrea lächelte. „Viel Spaß und enttäusche mich bitte nicht.“ Schon waren die Jugendlichen verschwunden. Das Wochenende war für alle viel zu kurz und am Sonntagabend verabschiedete sich Semir von seinen Kindern und von Andrea. „Wir sehen uns nächstes Wochenende.“ Man merkte, dass es Semir schwer fiel, seine Familie zu verlassen, doch es brachte nichts denn er musste morgen wieder zum Dienst.


    Der Montag ließ sich nicht aufhalten und um sieben klingelte der Wecker Semir aus seinen Träumen. Er stand auf, duschte, frühstückte und fuhr gegen Acht zum Revier. Alex traf nur wenige Minuten nach ihm im Büro ein. Susanne saß wie immer schon an ihrem Platz und auch Kim Krüger war anwesend. „Um elf müssen wir zum Doc. Abschlussgespräch. Ich hoffe bei dir wird alles klar sein.“ Semir sah Alex fragend an. „Ja sicher, warum denn nicht? Ich bin topfit.“ „Ja…ich auch…“ Gegen zehn fuhren sie nach Köln und machen sich wieder auf eine lange Wartezeit bereit. „Ich sag dir, heute werde ich sicher nicht so lange warten. Die können mir den Bericht ja auch per Post zusenden. Ist doch eh alles okay.“ machte Semir seinen Unmut wieder kund. Kaum saßen sie, als aus dem Lautsprecher eine weibliche Stimme kam. „Herr Gerkhan, bitte in Raum 7! Herr Brandt bitte in Raum 9!“ Die Beiden standen auf und gingen in die angegebenen Räume. Semir sah einen Mann in seinem Alter am Schreibtisch sitzen, der auf einige Blätter vor ihm blickte. „Herr Gerkhan, setzen Sie sich doch bitte.“ Der Arzt hob nicht einmal den Blick von dem Papier. Semir führte den Befehl aus und sah ihn erwartungsvoll an. „Ich denke mal, Sie sagen mir jetzt, dass ich vollständig gesund bin und mindestens 100 Jahre alt werde, sofern mich nicht eine Kugel erwischt werde oder mich ein Unfall ereilt.“ Jetzt sah der Arzt ihn ernst an und schüttelte den Kopf. „Ich würde es gern tun, aber leider kann ich es nicht.“ Semirs Grinsen verschwand. „Was soll das heißen?“ Unsicherheit machte sich breit und er schluckte schwer. „Nun ja… es ist nicht einfach, aber wir haben in Ihrem Blut Hinweise gefunden, die darauf schließen lassen, dass Sie an einer degenerativen Zellerkrankung leiden.“ „Was meinen Sie damit genau?“ Er setzte sich gerade auf. „Ich weiß, ich könnte Ihnen jetzt einen der lateinischen Namen um die Ohren schlagen, aber das hilft Ihnen nicht weiter. Ich versuche es mal zu erklären. Sie leiden an einer Erkrankung, die die Zellen langsam absterben lassen. Es ist ein schleichender Prozess, der sich leider nicht aufhalten lässt. Es wundert mich, dass wir das nicht schon vorher festgestellt haben, aber das Blutbild ist eindeutig!“ Semir schluckte. „Was…was heißt das für mich?“ Seine Stimme wurde heiserer und Angst schwang mit. „Nun…ich würde Ihnen gern eine positive Prognose geben, aber leider kann ich das nicht. Wenn die Krankheit weiter schreitet wie bisher, werden Sie noch ungefähr drei Jahre leben. Das Tempo lässt sich leider nicht errechnen. Es kann auch schneller gehen.“ Der Arzt sah ihn mitleidig an. „Ich werde daran sterben?“ Semir sah den Mann mit weit offenen Augen an. Er glaubte irgendwie nicht, dass das was er eben gehört hatte, wirklich wahr war. „Es tut mir Leid, gegen diesen Zellverfall gibt es kein Heilmittel.“ Semir stand auf und ging zur Tür. Dann drehte er sich noch einmal um. „Danke Doc…für die Offenheit…“ „Warten Sie, Herr Gerkhan…hier, das ist ein Spezialist, der sich mit der Erkrankung auskennt. Ich war so frei, und habe Ihnen einen Termin gemacht. Er ist in drei Wochen.“ Der Arzt hielt ihm eine Karte hin, die Semir annahm und einsteckte. Er verließ den Raum und ließ sich im Wartebereich auf den Stuhl fallen. „Drei Jahre…drei Jahre …drei Jahre“ schallte es in seinen Kopf. Mit so einer niederschmetternden Antwort hatte er nicht gerechnet.

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  • Alex sah die Ärztin an, als er eintrat. „Herr Brandt, bitte setzen Sie sich.“ Er folgte diesem Befehl. „Nun wir können es eigentlich kurz machen. Sie sind vollkommen gesund. Ich gratuliere. Nicht einmal einen Vitaminmangel kann ich feststellen. Wenn Sie nicht gerade von einer Kugel erwischt werden oder einen Unfall haben, können Sie 100 Jahre alt werden.“ Sie sah ihn über den Rand ihrer Brille an. „Das klingt doch sehr gut. Obwohl ich eigentlich dachte, dass ich mal Urlaub auf Krankenschein machen könnte.“ „Seien Sie froh, dass Sie gesund sind.“ Alex wurde wieder entlassen und ging in den Wartebereich. Semir saß dort auf dem Stuhl und schien in sich gekehrt. „Hey… was ist los?“ Semir zuckte zusammen und blickte hoch. Er lächelte nervös. „Alles in Butter.“ „Na dann lass uns fahren. Ich bin froh, wenn ich hier raus komme. Ich bin vollkommen gesund. Genau wie du.“ Semir gab keine Antwort, sondern erhob sich wortlos und ging los. Alex spürte, dass etwas nicht stimmen konnte. „Moment mal…was ist mit dir? Du siehst so niedergeschlagen aus. Bist du nicht gesund?“ Semir reagierte nicht und Alex packte ihn am Arm. Er zwang Semir damit, ihn anzusehen. „Doch…alles bestens.“ „Okay…Dann fahren wir zurück.“ Alex musterte seinen Partner. „Klar… fahren wir unsere Streife.“ Die Fahrt zur PAST ging schweigend ab. Irgendwie war Semir nachdenklich. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ „Ja Alex. Es ist alles in Ordnung. Wirklich. Ich bin topfit. Im Augenblick hab ich nur Kopfschmerzen. Die sind auf einmal angefangen und…“ ein besorgter Blick von Alex traf ihn. „Soll ich dich nach Hause fahren? Ich meine, du könntest dir den Tag frei nehmen und ausruhen. Kopfschmerzen sind ja nicht ohne.“ Doch Semir schüttelte nur den Kopf. „Nein…ich werde mir gleich ein Aspirin einwerfen dann geht das schon wieder.“ „Gut… aber wenn es nicht mehr geht, dann sag bitte Bescheid. Die Chefin will mit Sicherheit gleich wissen, was los ist.“ Alex lenkte den Wagen über die Autobahn zur PAST. Dort angekommen stieg Semir aus, nahm sich ein Aspirin aus dem Medizinschrank der PAST und warf sie sich ein. Dann ging er ins Büro. „Wir müssen heute die Berichte schreiben. Die Krüger hat mir schon eine Erinnerung geschrieben.“ Alex nickte. „Klar, kein Ding.“


    Gegen fünf fuhr Semir nach Hause und warf den Schlüssel in die kleine Schale auf der Ablage. „Wenn die Krankheit weiter schreitet wie bisher werden Sie noch ungefähr drei Jahre leben.“ hörte er wieder die Worte des Arztes. Warum wurde das nicht schon vorher herausgefunden? Er machte doch diese Untersuchungen nicht zum ersten Mal. Bisher war er immer fit. Wie konnte es sein? Was war es? Eine Art Krebs? Die Gedanken kreisten und er setzte sich an den PC um nach dieser Art der Erkrankung zu suchen. Doch er kannte ja nicht einmal den Namen. Nur das es sich um eine zelldegenerativen Erkrankung handelte. Er gab den Begriff in die Suchmaschine und sah tausende von Beiträgen die sich damit befassten. Er klickte die erste an und las sich die Erklärung durch. So machte er es mit weiteren Beiträgen, bis er sich müde die Augen rieb. Schlauer wurde er dadurch nicht. Die Vermutungen gingen von harmlosen bis hin zu bösartigen Erkrankungen. Dass er sterben würde, hatte der Arzt ja schon gesagt, also konnte es ihm ja eigentlich egal sein, was es genau war. Sein Tod war vorbestimmt. Semir spürte Angst. Er war noch nicht bereit zum Sterben. Er wollte doch noch so viel machen. Er wollte mit Andrea zusammen leben und… er wollte doch Großvater werden. Eine Träne lief ihn an der Wange runter. Er würde seine Kinder nicht aufwachsen sehen. Er war am Ende seines Lebens angekommen. Was hatte er erreicht? Nichts! Er hatte nur gearbeitet, er hatte eine Familie gegründet und diese auch verloren und gerade jetzt wo er sie wieder für sich gewinnen konnte, sollte es vorbei sein? Was sollte er nur tun? Er sah auf die Uhr. Es war schon neun und er bemerkte, dass er kaum dahinter kam, wie die Zeit vergangen war. Zeit! Dieses kleine Wort war ihm plötzlich so wichtig. 36 Monate waren keine lange Zeit und sie verging so schnell. Er musste jeden Tag davon genießen. Würde er Schmerzen bekommen? Verdammt, er hatte den Arzt nicht gefragt, wie diese Krankheit sich bemerkbar machte. Er spürte bisher noch keine Schmerzen. Nichts. Kein Unwohlsein, kein Fieber. Es ging ihm doch gut. Vielleicht war es ja ein Irrtum. Ja…es könnte doch ein Ärztefehler gewesen sein. Die Blutproben könnten vertauscht worden sein…Vielleicht hatte derjenige, der sein Blut untersucht hatte, ja etwas fehlinterpretiert! Ja…das konnte es nur sein. Er war noch nicht bereit zum Sterben.

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  • Dana spürte Hunger und ging aus ihrem Zimmer in die Küche. Im Wohnzimmer saß ihr Vater und irgendwas stimmte nicht mit ihm. Er saß zusammen gesunken auf der Couch und starrte auf den ausgeschalteten Fernseher. „Semir? Ist alles in Ordnung?“ Sie ging zu ihm und sah eine Träne in seinen Augen. „Was hast du denn?“ „Nichts, Dana… es ist alles bestens.“ „Ach echt? Wen willst du das denn erzählen?“ Semir lächelte leicht. „Wirklich, es ist nichts. Mir ist nur etwas ins Auge geflogen.“ „Ja klar um neun am Abend. Was war das denn?“ Dana ließ nicht locker. Semir sah sie an. „Dana, bitte. Ich will im Augenblick nicht darüber sprechen. Akzeptier das bitte.“ Er flehte seine Tochter regelrecht an. „Ist es wegen dem Tod von Dieter?“ Semir stöhnte auf. Seine große Tochter war nicht so einfach zu beruhigen, wie Ayda oder Lilly. „Ja…ich… ich dachte wieder an die Zeit, wo…“ Dana setzte sich vor ihn auf den Boden und schmiegte sich plötzlich an ihn. „Ich weiß wie es ist. Ich denke auch sehr oft an Mama und Papa und ich sehne mich nach den Momenten, wo sie mich einfach in den Arm nahmen. Es tut immer noch so weh und ich habe niemanden, mit dem ich darüber sprechen kann. Keiner kann mir helfen.“ Semir stutzte. Seine Tochter sprach mit ihm über die Trauer und sie schien sich wirklich einsam zu fühlen. Er zog sie hoch und sie ließ es geschehen. Nur wenig später saßen Vater und Tochter auf der Couch und schmiegten sich aneinander. „Dana…ich will dir ein guter Vater sein. Ich bin für dich da und wenn du reden willst, dann tu es. Ich habe dich sehr lieb.“ „Ich dich auch, Papa. Ich liebe dich auch.“ Dana fing an zu weinen und Semir drückte sie fester an sich. „Ich weiß, mein Schatz. Ich weiß…“ Stundenlang saßen sie nun dort und Dana schlief irgendwann ein. Auch Semir schloss die Augen.


    Mitten in der Nacht wachte Semir auf und wunderte sich, dass er immer noch auf der Couch saß. Sein Arm war schwer und nun bemerkte er auch, dass Dana in seinen Armen schlief. „Dana…hey...komm lass uns ins Bett gehen.“Das Mädchen öffnete die Augen und nickte. Schwankend ging sie in ihr Zimmer und Semir in das Seine. Ein Blick auf der Uhr zeigte ihm, dass es gerade Mitternacht war. Schnell war er wieder eingeschlafen und wurde nur sieben Stunden später aus dem Schlaf geweckt. Er stand auf und duschte kurz. Als er dann in die Küche kam, war der Tisch bereits gedeckt und es roch nach frischem Kaffee. „Guten Morgen, Papa…“ begrüßte Dana ihren Vater. „Was machst du denn schon auf?“ staunte er. „Ich konnte nicht schlafen und dachte, wir könnten zusammen frühstücken. Ich muss gleich eh zur Schule.“ Semir lächelte und nickte. Schade, dass Dana erst jetzt ein bisschen Familiensinn entwickelte. Jetzt wo ihm nur noch wenig Zeit blieb. Wieder dachte er an das Gespräch mit dem Arzt. Doch schnell war er wieder in der Wirklichkeit. Die Zeit, die ihm noch blieb, würde er nun genießen. Er nahm sich vor, keinem von seiner Erkrankung zu erzählen, denn es reichte ihm schon, dass Alex und auch Dana bemerkt hatten, dass etwas nicht stimmte. Dana konnte er das Märchen mit Dieters Tod erzählen, aber Alex würde es ihm nicht abkaufen. Dennoch konnte er den Gedanken nicht ganz verdrängen. Er musste höllisch aufpassen, dass Alex nicht doch etwas merkte. Auch Andrea würde er nichts sagen, denn niemand sollte ihn bedauern oder aber aus Mitleid wieder mit ihm zusammen ziehen wollen. Er wusste auch, dass wenn Krüger etwas erfuhr, er sofort in den Innendienst versetzt werden würde und das war etwas, dass er auf gar keinen Fall wollte. „Hast du keinen Hunger?“ riss Danas Stimme ihn aus den Gedanken. „Doch…doch…Dana…ich glaub ich habe dir viel zu selten gesagt, dass ich sehr stolz auf dich bin.“ Dana sah ihn erstaunt an. „Echt? Ich dachte, ich bin eher eine Last für dich.“ „Du bist keine Last für mich. Du bist mein Kind und ich werde solange ich kann für dich da sein. In allen Lebenslagen..“ Semir lächelte seine Tochter an. „Danke Papa….“

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  • Semir traf mit Alex zusammen auf dem Parkplatz der PAST ein. „Morgen Partner!“ Semir erwiderte den Gruß und ein fester Händedruck zwischen den Männern folgte. „Hast du dich ein bisschen erholt?“ „Ja, mir geht es sehr gut.“ Sie betraten das Büro und wurden von Susanne begrüßt. Während Alex sich erst einmal einen Kaffee holte, ging Semir bereits ins Büro und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Er sah sich kurz um und bemerkte, dass alle Kollegen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren.„Drei Jahre….drei Jahre…drei verdammte Jahre…“Er hörte nicht wie Alex ins Büro kam. „Was ist denn in drei Jahre?“ Semir zuckte zusammen und sah seinen Partner an. „Nichts…ich… ich war in Gedanken…“ „Und was beschäftigt dich so?“ Semir sah ihn an. „Ich weiß es nicht. Es sind so viele verschiedene Dinge. Irgendwie denke ich gerade an alles und an nichts.“ „Du willst nicht darüber reden? Ich könnte dir vielleicht helfen.“ Semir lächelte leicht. „Nein…und das gilt für Beides. Ich will nicht darüber reden und du kannst mir nicht helfen. Niemand kann mir helfen…“Alex sah ihn ernst an. „Was ist los? Du tust gerade so, als würdest du ….Semir? Was stimmt nicht mit dir? Seit gestern bist du wie ausgewechselt. Hat das was mit der Untersuchung zu tun?“ Semir schüttelte den Kopf. „Okay… aber du könntest mir doch sagen, was dich bedrückt. Hast du Alpträume?“ Alex versuchte alles, um etwas aus seinem Partner hervor zu locken, doch dieser schüttelte erneut den Kopf. „Nein…keine Alpträume. Sorry Alex…lass uns Streife fahren.“ wechselte Semir das Thema, schnappte sich seine Jacke und verließ das Büro. „Das machen wir, aber ich werde fahren. Du bist mir etwas zu Fahrig.“ folgte Alex seinem Partner „Ja kein Problem.“ Alex stutzte. „Okay, fahren wir los.“ Doch auch im Auto schwieg Semir sich aus. Sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Eine SMS wurde ihm angekündigt.


    Semir öffnete die Nachricht und las. „Oh man, schon wieder eine SMS.“ „Wie SMS?“ Alex sah ihn kurz an. „Die SMS. Ich liebe dich, mein Herz. Ich kann nicht ohne dich leben. Komm zu mir!“ „Wieder von dieser Messagebox?“ Alex wandte seinen Blick nur kurz zu Semir und dann wieder auf die Straße. „Ja, irgendwie scheint diese Person nicht zu merken, dass er oder sie die falsche Nummer anschreiben.“ „Wieso, wenn sie von Andrea ist, dann ist es doch okay.“ Alex grinste breit. „Sie ist aber nicht von Andrea. Ich hab sie doch gefragt.“ „Okay…Wenn der Absender jetzt von dir gefordert hätte, zurückzurufen, dann würde ich fast auf einen Virus tippen. Dumm das du nicht antworten kannst.“ „Ja, aber der Absender wird es sicher bald lassen. Ich meine, wenn er keine Antwort erhält. Auch wenn ich nicht verstehe, warum er seiner Liebsten oder sie ihrem, eine Liebesbotschaft über einen Messenger schickt. Ich meine, wie soll denn der oder die Angebetete darauf antworten?“ Alex zog die Schultern hoch. „Weiß nicht. Vielleicht will er oder sie ja auch nicht, dass der Empfänger antwortet.“ Semir setzte sich auf. „Du denkst an Stalking?“ Wieder zog Alex die Schultern hoch. „Wäre doch möglich oder?“ „Ja schon… aber gerade dann würde der oder die doch auf die richtige Nummer schreiben und nicht ständig eine falsche oder?“ „Es sei denn, dass deine Nummer gar nicht die falsche ist und er oder sie dich meint.“ Alex grinste breit. „Du meinst ich bin ein Stalkingopfer? Sehe ich aus, als müsste ich so etwas haben?“ Semir wurde lauter. „Hey, ich sage doch nur, dass es sein könnte, dass du gestalkt wirst. Die Frage ist nur, wer es sein könnte? Vielleicht jemand den du mal in den Knast gebracht hast und der sich nun mit Psychoterror rächen will.“ Semir stöhnte leise auf und warf sein Handy auf die Ablage. „Darüber Mutmaßungen anzustellen ist ehrlich gesagt sinnlos. Ich werde die Nachrichten einfach ignorieren und gut ist. Irgendwann wird die Person sicher aufgeben.“


    „Hast du denn irgendeinen Verdacht, wer das sein könnte? Also ich meine wenn du tatsächlich betroffen wärst?“ „Nein, keinen wirklichen Verdacht. Aber wenn ich so lese, was diese Person schreibt, dann kann es nur eine Frau sein. Ich les dir mal vor was ich bisher für Nachrichten bekommen habe. Also: Ich liebe dich! Verlasse deine Familie für mich und komm zu mir. Oder hier: Du gehörst nur mir! Du fehlst mir! Ich sehne mich mit jeder Zelle meines Körpers nach dir! Ich meine, es liest sich ja richtig gut und diese Person scheint ne Menge Gefühl zu haben. Der wirkliche Empfänger kann sich richtig glücklich schätzen.“ Alex sah seinen Freund an. „Ja doch…schade dass ich solche Nachrichten nicht bekomme.“ „Ha ha…ich hoffe nur, derjenige bemerkt bald seinen Irrtum und lässt mich wieder in Ruhe. Es nervt nämlich ganz schön. Na egal…guck mal da hinten auf dem Standstreifen, da hat jemand seinen Wagen vergessen.“ Semir grinste leicht und Alex fuhr rechts ran. Warnblinklicht warnte den nachfolgenden Verkehr. Semir stieg aus und ging zum Wagen. Niemand saß darin. Er drehte sich zu Alex um und zog die Schultern hoch. Auch Alex kam dazu. „Hier ist niemand. Der Wagen ist ordnungsgemäß verschlossen. Vielleicht hatte der Fahrer kein Benzin mehr und ist mit einem Kanister losgelaufen.“ Alex zog die Schultern hoch. „Schon möglich. Aber er hätte den Wagen absichern müssen. Machen wir mal ne Abfrage.“ Er ging zum Dienstwagen zurück und griff das Mikro. „Cobra 11 an Zentrale! Halterabfrage: Bergheim – August-Siegfried- 8 7 7“Alex sah zu Semir, der den Wagen genauer untersuchte. „Zentrale an Cobra 11. Der Wagen ist seit gestern als gestohlen gemeldet.“ plärrte es aus dem Lautsprecher. „Verstanden, der Wagen steht an der A4 bei Kilometer 33, 8 auf dem Standstreifen. Informiert bitte die Kollegen vom Abschleppdienst und den Besitzer! Cobra 11 Ende!“ Alex legte das Mikro wieder ins Auto und ging zu Semir. „Der Wagen ist gestohlen.“ Semir nickte. Er wandte Alex noch den Rücken zu und drehte sich nun um. In seinen Händen hielt er ein kleines Plakat.


    „Du gehörst mir, Semir! Bald ist es soweit.“ las Alex vor. „Okay… das ist unheimlich.“ „Ja allerdings. Für mich wird es immer klarer, dass die Nachrichten keine Irrläufer sind. Sie sind in der Tat an mich gerichtet.“ „Sieht ganz so aus. Okay… was wollen wir jetzt machen?“ Alex sah seinen Freund und Partner an. „Lass uns fahren…“ Semir ging zum Wagen und Alex folgte ihm. „Weißt du was, wir könnten eine Fangschaltung für dein Handy einrichten. Dann könnten wir den Absender kriegen. Und dann bekommst du auch wieder Ruhe.“ „Die Nachrichten kommen von einer Messagebox. Du kannst in jedem gottverdammten Internetanschluss eine Nachricht schickten. Da gibt es nichts zurück zu verfolgen.“ Semir schlug wütend auf die Motorhaube. „Hey beruhige dich. Hast du außer diesen Nachrichten noch anderes bekommen? Geschenke, Liebesbriefe?“ „Nein, aber ich denke das wird noch kommen. Aber ehrlich gesagt ist es auch egal. Es ist eh zu spät.“ Semir setzte sich auf den Beifahrersitz, lehnte den Kopf an die Stütze und schloss die Augen. „Bitte was? Semir rede mit mir! Du bist wie ausgewechselt!“ Semir schwieg und sah aus dem Fenster. „Ich weiß nur, dass die Nachrichten nicht von Andrea kommen.“ „Was ist mit dir? Das liegt doch nicht nur an diesen Nachrichten. Du bist irgendwie anders!“ „Alex… bitte hake nicht weiter nach. Ich will nicht darüber reden. Bitte akzeptiere es einfach.“ Alex verstand, dass er seinen Partner nicht bedrängen sollte. „Okay, wenn du nicht reden willst, dann nicht. Der Typ oder die Frau scheint nicht wirklich mit dir in Kontakt treten zu wollen. Mir kommt es eher vor, als würde er oder sie dir Angst machen wollen.“ „Andrea ist auch schon eifersüchtig.“ Semir drehte seinen Kopf kurz zu Alex und sah seinen Partner an. Dieser lächelte leicht. „Warum sprichst du nicht mal mit Isabel?“ Sofort setzte Semir sich gerade hin. „Was? Warum denn?“ Empörung war in der Stimme zu hören. „Du könntest ihr doch erzählen, dass du dich belästigt fühlst und nicht weißt, was du tun sollst. Ich meine, das einfachste wäre, deine Karte auszutauschen.“ Semir grummelte nur.

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  • Alex sah zu seinem Partner. „Hey, ich will dir doch nur helfen. Nimm doch mal einen Ratschlag an.“ Semir entspannte sich. „Entschuldige, ich glaub ich werde es auch tun. Also das mit der Karte. Zu Isabel gehe ich auf gar keinen Fall!“ Alex zog die Schultern hoch. „Wie du meinst, ich würde sie auf jeden Fall mal zu Rate ziehen. Sie kann dir sicher einen Rat geben, wie du diese Person los- wirst.“ „Ich werde nachher eine neue Karte beantragen. Hast du was von Jenny gehört?“ Semir wechselte das Thema und für Alex war es ein klares Zeichen, das er keine Lust mehr hatte über sich zu sprechen, doch auch Alex war jemand, der nicht locker ließ. „Ich hab gestern Abend mit ihr telefoniert. Sie hörte sich sehr zufrieden an. Sie schwärmte mir von der Umgebung und von ihrem Zimmer vor. Sie meinte ein See läge direkt unter ihrem Fenster. Sie scheint sich wirklich zu erholen. Keine Frage nach der Arbeit.“ „Das klingt doch gut…Sie hat es verdient zur Ruhe zu kommen.“ „Ja, aber du solltest jetzt an dich denken. Was hältst du davon, wenn du und ich ein Feierabendbier trinken gehen? Ich zahle auch.“ Semir schüttelte den Kopf. „Heute nicht. Ich will einfach nur schlafen.“ „Komm, ein Bier! Davon wirst du auch schlafen können und dann mach dein Handy heute aus!“ Alex erwies sich als hartnäckig und erreichte sein Ziel, denn Semir gab klein bei. „Du hast ja Recht…also gut, gehen wir ein Bier trinken.“ „Fein…dann würde ich sagen zum Feierabend und dann werden wir uns einen Weg suchen, wie du von dieser Person befreit wirst.“ Der Feierabend kam und Semir verließ mit Alex zusammen das Revier, doch er saß noch nicht ganz im Wagen, als sein Handy erneut klingelte. „Oh man…“ Er las die Nachricht und reichte sein Handy an Alex. „Ich liebe dich…und will nicht mehr ohne dich leben. Die ist doch echt krank. Du solltest dein Handy jetzt ausmachen! Und mach es erst wieder an, wenn du eine neue Karte hast!“ Tatsächlich schaltete sein Partner das Handy darauf hin ab und steckte es ein.


    Der Abend verlief ruhig. Nach zwei Bier in einer Kneipe in der Nähe von Alex Zuhause, ließ Semir sich durch ein Taxi nach Hause bringen. Er schloss die Tür leise auf um Dana, die sicher schon im Bett lag und schlief, nicht zu wecken und setzte sich auf seine Couch. Das Bier ließ ihn zwar müde werden, aber in seinem Kopf arbeitete es. Was oder besser wie konnte er die nächsten…nein seine letzten Jahre noch verbringen? Sollte er weiter arbeiten oder sollte er alle Zelte abbrechen? Sollte er die restliche Zeit mit Andrea und den Kindern verbringen? Vielleicht sollte er seiner Familie wenigstens reinen Wein einschenken. Andrea würde es sicher verstehen, aber was…wenn sie sich von ihm abwandte? Was wenn sie dann gar nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte? Er stöhnte leise auf. Was sollte er nur tun? Er nahm sein Handy und drehte es in seinen Fingern. Dann schaltete er es ein und sah, dass er vier Nachrichten bekommen hatte. Alle von der Messagebox. Ohne sie zu lesen, löschte er sie. Vielleicht war der Vorschlag von Alex doch nicht so verkehrt. Isabel konnte sicher helfen und ihm eine Rat geben. Vielleicht konnte er mit ihr über sein Schicksal sprechen. Er griff zum Telefon.Doch dann zuckte seine Hand zurück. Was wenn Isabel, die Krüger informierte? Die würde ihn sofort kaltstellen und nein….nein, das wollte er auch nicht. Aber vielleicht konnte er von ihr die Geheimhaltung fordern. Ja, das war eine Möglichkeit. Das musste er tun. Entschlossen wählte er die Nummer von Dr. Isabel Frings. Diese hatte er, genau wie die anderen Kollegen, nach Dieters Tod gespeichert.Doch dann legte er doch wieder auf. Nein, lieber machte er das persönlich. Auch wenn er zwei Bier getrunken hatte, so fühlte er sich doch fahrtauglich. Entschlossen nahm er seine Schlüssel vom BMW und verließ seine Wohnung. Er wollte, nein er brauchte einen Rat, wie er sich verhalten sollte. Nur wenig später fuhr er zur Wohnanschrift von Dr. Isabel Frings.


    Isabel Frings schaltete mit der Fernbedienung ihren Fernseher aus und fuhr dann ihren PC runter. Es reichte für heute. Schon wieder hatte sie bis spät in die Nacht gearbeitet und nun wurde sie müde. Sie musste sich auch einmal ausruhen. Gerade als sie das Licht im Bad anmachte, um sich Bettfertig zu machen, klingelte ihr Telefon. Erst wollte sie nicht abnehmen, doch dann entschied sie sich anders. „Frings!“ „Frau Dr. Frings, ich…hier ist Semir… ich weiß dass es schon spät ist, aber… ich brauche Ihren Rat.“ Isabel sah auf die Uhr. Sie wusste genau von der Abneigung des türkischstämmigen Hauptkommissars gegenüber Psychologen. Wenn er zu ihr kam, dann musste es wirklich wichtig sein. „Ja in Ordnung. Kommen Sie nur zu mir. Ich warte auf Sie.“ „Ich bin schon vor Ihrer Tür.“ Isabel schmunzelte. Es musste sehr ernst sein. Sie öffnete und tatsächlich stand der Hauptkommissar vor der Tür. Sie legte das Handy zur Seite. „Was kann ich für Sie tun?“ „Ich… ich habe ein Problem.“ Semir sah sie zögernd an. „Okay… Kommen Sie….möchten Sie etwas trinken? Es spricht sich einfacher in einer gemütlichen Atmosphäre.“ Sie wies mit der Hand den Weg und er nickte. Sie gingen ins Wohnzimmer und Semir setzte sich auf Anforderung von Isabel in einen bequemen Sessel. Sie reichte ihm ein Glas Wasser und sah ihn an. „Was kann ich für Sie tun, Semir?“ „Ich…ich habe eigentlich zwei Probleme…“ Nervös knetete er seine Hände. Ihm war die Sache so unangenehm und eigentlich wollte er doch gar nicht darüber reden. Isabel lächelte. „Okay…ich höre…“ „Ich bekomme seit ein paar Tagen SMS mit Liebesbotschaften. Ich weiß nicht von wem, aber meine Exfrau scheidet aus. Ich habe sie gefragt. Die Nachrichten werden immer… wie soll ich sagen….drohender, ernster. Einige hab ich direkt gelöscht.“ Isabel zog die Augenbrauen hoch. „Drohender? In wie fern?“ Semir holte sein Handy hervor, schaltete es an und schon klingelte es. „Schon wieder eine weitere Nachricht…lesen Sie selbst.“ Er gab ihr das Handy und Isabel las die Nachrichten. Anschließend nickte sie nachdenklich. „Haben Sie denn irgendeinen Verdacht?“ „Nein. Ich habe mir schon den Kopf zermartert, aber es gibt niemanden. Aber das ist nicht mein Hauptproblem…Ich ändere die Karte und dann wird es aufhören.“ Isabel lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. „Was für ein Problem?“

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  • Semir sah zu Boden. „Ich muss sterben.“ kam leise von ihm. Isabel schluckte und ihr Blick veränderte sich. Sie schüttelte leicht den Kopf. „Wie meinen Sie das?“ „Ich habe es am Montag erfahren. Bei der Besprechung für die Dienstfähigkeitsuntersuchung. Der Arzt meinte ich hätte noch drei Jahre zu leben. Nach seiner Auskunft leide ich an irgendeiner Zellerkrankung, für die es keine Heilung gibt.“ Isabel spürte eine innere Unruhe aufsteigen. Sie hüstelte leicht. „Wie kann ich Ihnen dabei helfen?“ „Sie können mir auch nicht helfen. Ich… ich brauche Ihren Rat. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich frage mich, ob ich meinen Kindern und meiner Exfrau davon erzähle, oder ob ich es einfach hinnehmen soll. Ich habe Angst vor der Reaktion…“ Semir stöhnte leise auf. „Ich verstehe. Also an Ihrer Stelle würde ich zunächst einmal einen zweiten Test machen lassen, bevor Sie jemanden davon erzählen. Es ist immerhin möglich, dass ein Fehler bei der Analyse aufgetreten ist, welches so ein Ergebnis verfälscht.“ versuchte sie ihn zu beruhigen. „Ja, daran habe ich auch schon gedacht, aber ich habe Angst. Angst davor, dass die zweite Untersuchung das der ersten bestätigt.Ich… ich will noch nicht sterben. Ich habe Angst vor dem Tod.“ „Das verstehe ich sehr gut. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie fahren morgen noch einmal ins Krankenhaus und lassen Ihr Blut erneut untersuchen und wir machen einen Termin für die nächste Besprechung.“ „Also gut…wenn die morgen Blut abnehmen, dann dauert es ja ein paar Tage. Morgen ist Freitag…also könnte ich am Mittwoch mit dem Ergebnis rechnen und am Donnerstag zu Ihnen kommen.“ Semir ging die Prozedur in Gedanken durch. „So machen wir das.“ Sie trug den Termin ein und lächelte Semir zuversichtlich an. „Sie werden sehen, es ist sicher nur ein Irrtum. Ich könnte, wenn Sie wollen, auch mit dem Arzt im Krankenhaus sprechen. Dann müssten Sie ihn aber von seiner Schweigepflicht entbinden.“ Semir senkte seinen Kopf. „Ja, Sie können sicher verstehen, dass ich unter allen Umständen niemanden erzählen möchte, was mit mir los ist und ich bitte Sie, sich ebenfalls daran zu halten.“ „Natürlich…es bleibt erst einmal unter uns. Bis wir die zweite Untersuchung abgeschlossen haben.“ Isabel lächelte und nickte zuversichtlich. „Danke Isabel…“ Semir erhob sich.


    Nur zwei Stunden später war er wieder in seiner Wohnung und warf die Schlüssel in die kleine Glasschale auf der Anrichte. Sein Handy klingelte erneut und wieder sah er auf das Display. „Ich zähle die Stunden bis du bei mir bist, mein geliebter Prinz.“ Er bekam Angst. Diese Person schien regelrecht von ihm besessen zu sein. Er beherzigte Alex Rat und schaltete das Gerät aus. Morgen, nein Heute würde er sich eine neue Karte besorgen. Aber lohnte es sich überhaupt noch? Vielleicht sollte er sich auf ein kleines Abenteuer einlassen. Was konnte denn noch passieren? Er war dem Tod geweiht und es gab sicher keine Lösung dafür. Nein! Du hast noch nie aufgegeben, Semir und das wirst du auch jetzt nicht machen! Kämpfe! Kämpfe!; seine innere Stimme mahnte ihn nicht aufzugeben. Dr. Frings hatte Recht. Ein zweiter Test könnte alles klären. Sicher war es nur ein Fehler. Er fühlte sich nicht krank und das würde die zweite Untersuchung sicher deutlich machen. Vielleicht war das Labor oder besser die Mitarbeiterin im Labor ja nicht kompetent genug, die Untersuchung korrekt durchzuführen. Das war immerhin eine Möglichkeit. In Gedanken an den folgenden Tag ging er ins Bett. Das Abschalten fiel ihm sehr schwer, doch gegen drei klappte es dann und er konnte einschlafen. Nur vier Stunden später riss ihn sein Wecker aus einem unruhigen und viel zu kurzen Schlaf. Er sah auf die Uhr und stöhnte leise auf. Vielleicht sollte er sich für heute krank melden um alles zu verarbeiten, doch dann würden auch alle wissen, dass etwas nicht stimmte. Er hatte sich bisher nie telefonisch krank gemeldet! Da würden doch sofort alle Alarmglocken angehen und Alex würde sich bestätigt fühlen. Gegen acht fuhr er zum Krankenhaus und hoffte auch ohne Termin angenommen zu werden. Dass er allerdings wieder eine lange Wartezeit hatte, war ihm klar und so rief er kurzerhand die Kollegen auf der Wache an und teilte ihnen mit, dass er sich heute verspätete.


    Im Krankenhaus war scheinbar nicht viel los und Semir suchte die Anmeldung auf, an der eine dunkelhaarige Frau in Schwesterntracht ihren Dienst versah. „Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?“ begrüßte sie ihn und Semir bemerkte die Gaumenspalte an ihrer Oberlippe, die auch für eine etwas undeutliche Aussprache sorgte. „Morgen, mein Name ist Semir Gerkhan. Ich war letzte Woche hier wegen der Dienstfähigkeitsuntersuchung…“ erklärte Semir und wurde von der Frau unterbrochen. „Ah und nun möchten Sie das Ergebnis der Blutuntersuchung?“ Die Frau lächelte ihn an. „Nein, das kenne ich schon. Ich möchte eine zweite Untersuchung meines Blutes!“ „Haben Sie denn einen Termin gemacht?“ „Nein…ich hatte gehofft, dass es ohne geht.“ Semir legte den Kopf etwas schief. „Warten Sie, ich schau mal ob wir das hinbekommen.“ Sie verschwand. Semir setzte sich in den Wartebereich und knetete nervös die Hände. Was, wenn das zweite Ergebnis genauso niederschmetternd war und das erste bestätigte? Was sollte er dann tun? Sollte er Andrea die Wahrheit sagen? Würde Krüger auch Bescheid bekommen? Die Frau kam wieder. „Kommen Sie doch bitte mit. Ich werde Ihnen Blut abnehmen.“ Semir nickte und folgte ihr. Als er nach einer guten halben Stunde fertig war, bekam er seinen Termin zur Besprechung und fuhr zunächst zum Restaurant an der A4 um dort ausgiebig zu frühstücken. Lisa Braun, die Inhaberin des kleinen Restaurants kam zu ihm. Sie musterte ihn kurz. „Du siehst ja grausam aus, Semir. Ist alles in Ordnung?“ Semir sah sie an. „Danke für die aufmunternden Worte, Lisa..“ „Ich hoffe es ist nichts mit den Kindern oder mit Andrea.“ Lisa kannte Semirs Familie und dieser schüttelte sofort den Kopf. „Nein, sie sind in Ordnung. Ich bin nur in Gedanken. Ein Fall, der mich gerade ziemlich fordert…“ „Okay, möchtest du ein typisches Frühstück?“ „Ja bitte.“ Lisa verschwand und Semir sah aus dem Fenster.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Eine Frau trat an seinen Tisch. „Hallo, an so einem Tag so einsam?“ Semir musterte sie nur kurz. „Ich bin gern allein.“ Seine Antwort klang abweisend und wieder sah er durch das Fenster auf den Parkplatz. Die Frau schien nicht davon beeindruckt und zog den Stuhl hervor. „Aber ein bisschen Gesellschaft hat doch noch niemanden geschadet. Darf ich mich setzen?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, setzte sie sich zu ihm. „Wissen Sie…manchmal hilft ein freundliches Wort schon, jemanden aus einem Tief heraus zu ziehen. Haben Sie denn niemanden, der Ihnen in der schweren Zeit unterstützt?“ Semir sah sie an. „Hören Sie, ich habe kein Interesse an einem Gespräch okay? Sie können gern hier sitzen bleiben, aber bitte ruhig!“ Sie ignorierte seine Worte und griff seine Hand. Sanft strich sie darüber. Semir wollte sie wegziehen, doch nun drückte sie zu. „Keine Lust auf ein kleines Abenteuer?“ „Was soll das?“ Semir sprach leise, denn er wollte niemanden hier im Restaurant darauf hinweisen, dass er von dieser Frau bedrängt wurde. „Schicken Sie mir die Nachrichten? Dann lassen Sie sagen, dass ich mich ganz sicher nicht bedrohen lasse! Falls Sie es noch nicht wissen, ich bin Polizist und nun lassen Sie mich los!“ Der Ton in seiner Stimme ließ deutlich hören, dass er sich schwer beherrschen musste und auch die Frau bekam es nun mit. Sie ließ ihn los. „Ein einfaches Nein, hätte es auch getan!“ zischte sie und verschwand. Lisa stellte ihm das Tablett mit seinem Frühstück auf den Tisch. „Wer war das denn?“ „Keine Ahnung. Sie hat sich zu mir gesetzt und nur gelabert.“ Lisa sah der Frau, die nun das Restaurant verließ nach. „Diese Frau ist schon seit einigen Stunden hier und macht die Männer an.“ Es klang wie eine Entschuldigung. Eine Stunde später wollte er seine Fahrt zum Revier fortsetzen, als sein Handy, welches er wieder eingeschaltet hatte, klingelte.


    Ein Blick auf seinem Display verriet ihm, dass er nicht wie erwartet eine SMS erhalten, sondern einen Anruf von Andrea verpasst hatte. Sofort rief er sie zurück. „Andrea, hey… entschuldige, ich habe das Handy gestern abgeschaltet“„Semir was ist denn los? Hast du wieder eine Nachricht bekommen?“ „Ja auch. Ich wollte einfach mal Ruhe haben. Diese Frau oder wer es auch immer ist, nervt mich gewaltig. Alex hat mir dann geraten, dass es besser wäre, wenn ich das Gerät abschalte.“ „Ja, da hat er auch Recht. Hör mal, ich würde dich und Dana gern morgen zum Essen einladen. Die Kinder würden sich sicherlich freuen.“ Semir schloss die Augen. Er wollte, solange er noch immer unsicher war, ob er wirklich so schwer krank war, nirgendwo hingehen, doch wenn er sich eingrub, dann würde Andrea sofort merken, dass etwas nicht stimmte. Und er hatte absolut keine Lust, bohrende Fragen zu beantworten. „Ähm ja…ich werde Dana fragen, aber ich glaube sie wird ablehnen. Ich komme sehr gern.“ „Okay Semir, das freut uns. Du hörst dich müde an. Bist du krank?“ Verdammt, Andrea konnte man nichts vormachen, sie hörte einfach heraus, dass etwas nicht stimmte. „Nein, ich bin nicht krank. Ich bin nur müde. Die Nacht war sehr kurz und dann die ständigen Störungen…“ „Ja ich verstehe. Semir, wenn etwas nicht in Ordnung ist, würdest du mir das dann sagen?“ „Ja sicher! Ich würde dir alles sagen. Das weißt du doch. Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch. Pass auf dich auf. Ich könnte es nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren. Ich liebe dich von ganzem Herzen.“ „Bis später Andrea…“ Semir spürte wie eine Träne seiner Wange runter lief. Er beendete das Gespräch und fuhr zur PAST, wo er bereits sehnsüchtig von Alex erwartet wurde. „Da bist du ja endlich!“ „Ich hab doch Bescheid gegeben, dass ich später komme. Ich hatte noch etwas zu erledigen.“ Alex hielt ihm einen Umschlag hin. „Hier, die Karte ist schon da und ab heute wirst du wieder Ruhe vor dieser Person haben.“ Semir nahm den Umschlag und tauschte die Karte aus. Dann erzählte er von der Frau, die ihn im Restaurant angemacht hatte. „Meinst du sie könnte es gewesen sein?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht…kann sein, aber ich kannte sie nicht. Ich hab sie vorher noch nie gesehen. Na ab jetzt ist Ruhe.“ „Ja, dann wollen wir mal unsere Streife fahren. Fährst du oder ich“ Semir hob seine Schlüssel. „Ich fahre heute!“

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Die Fahrt ging über die A1, dann auf die A3 und anschließend auf die A4 um wieder bei der PAST zu enden. „Mensch, das ist heute richtig totenstill auf den Straßen. Merkwürdig.“ „Ist doch auch mal ganz gut. Ich meine, es muss ja nicht immer Action sein. Ich finde so einen ruhigen Tag kann es öfter geben. Wir haben den Vorteil, dass wir keine Autos kaputt machen, die Krüger freut sich und wir brauchen keine Formulare ausfüllen.“ Semir grinste leicht. Alex lachte auf. „Ja sicher, nur vergiss nicht, dass ich mit dir, dem Chaoskönig, Dienst mache. Da kann es gar nicht ruhig bleiben.“ Semir wurde nachdenklich und ging nicht auf diese Bemerkung ein. „Darf ich dich mal was fragen Alex? Und ich möchte eine ehrliche Antwort.“ „Ja sicher!“ „Was würdest du tun, wenn du erfahren würdest, dass du sterben musst?“Alex sah seinen Partner an. „Wie kommst du denn auf so eine Sache?“ Er wunderte sich über die Frage sehr. „Was würdest du tun?“ wiederholte Semir. Alex zog die Schultern hoch. „Puh…das ist schwer. Also ich würde zunächst alles ordnen. Es ist natürlich wichtig zu wissen, wie lange ich noch zu leben hätte.“ „Sagen wir drei Jahre…“ Alex stutzte, hatte Semir nicht letztens auch immer wieder von drei Jahren gesprochen? „Drei Jahre…nun, ich denke ich würde zunächst den Leuten, die mir am nächsten stehen, davon erzählen. Ich meine, meine Freunde, meine Kollege, meine Vorgesetzten, meine Familie… Sie sollten es auf jeden Fall erfahren.“ Semir lächelte gezwungen. „Und was, wenn man nicht darüber sprechen will, weil man kein Mitleid möchte?“ „Das ist noch problematischer. Weil, wenn diese Person wahre Freunde hat, dann würden die Freunde es merken. Okay, Semir…was ist los? Sprichst du von dir?“ Er sah Semir eindringlich an. „Wie kommst du denn darauf, dass ich damit gemeint bin. Nein…mit mir ist alles bestens wirklich…“ Semir versuchte seine Stimme locker klingen zu lassen. „Ich wollte einfach nur deine Meinung hören.“ „Nun gut…ich würde es den Leuten sagen, die wichtig sind. Okay, hast du eigentlich mit Isabel gesprochen, was diese SMS angeht?“ „Ja…ich war gestern noch bei ihr. Sie hat mir auch geraten, die Karte zu wechseln. Das hab ich ja auch getan. Von daher werde ich heute Nacht wohl sehr ruhig schlafen.“ „Und was sollte das mit dem Sterben? Ich meine, so ein Gedanke kommt doch nicht einfach so.“ Semir zog die Schultern hoch. „Warum denn nicht? Der Tod gehört zum Leben dazu und jeder weiß, dass irgendwann jeder einmal gehen muss.“


    Der Tag verlief ruhig und so konnten die beiden Hauptkommissare pünktlich Feierabend machen. „Und was machst du heute noch so?“ Semir zog die Schultern hoch. „Ich weiß es noch nicht. Vielleicht fahre ich einfach mal an den Rhein, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Ich meine, ich habe ein paar harte Tage hinter mir. Diese Nachrichten haben mich ganz schön genervt und heute ist ein toller Tag. Hast du nicht auch Lust dazu?“ Er sah seinen Partner an. Alex nickte. Er faltete seine Hände und ließ die Finger knacken. „Klar, warum nicht. Wir könnten uns ja ein wenig am Rhein setzen und über das Leben philosophieren.“ „Genau…“ Semir lachte hell auf. Gemeinsam ging es mit seinem Partner nach Niehl, wo sie den Wagen auf einen großen Parkplatz abstellten und ausstiegen. „Wir müssen nur dort lang und sind am Rhein.“ „Ich kenne die Gegend auch. Nicht weit von hier ist eine recht gemütliche Kneipe.“ „Ja, die kenne ich auch. Ich war damals mit André und auch mit Tom hier. Allerdings hab ich sie nicht so gemütlich gesehen. Na egal. Ein Bier ist drin…“ Er wusste genau worauf Alex hinaus wollte. „Dann, auf geht es!“ Die beiden Hauptkommissare gingen in gemütlichem Schritt am Rhein entlang, der sehr ruhig dahin floss. Aufgrund des schönen Wetters waren viele Einwohner der Rheinmetropole unterwegs und genossen die warmen Sonnenstrahlen. „Es ist wundervoll. Schon merkwürdig wie einem die kleinsten Dinge beeindrucken können.“ Alex sah seinen Partner an. „Wieso?“ „Nun der kleine Junge dort zum Beispiel. Er scheint zum ersten Mal etwas zu sehen, was er nicht kennt. Keine Ahnung was, aber er ist völlig darin vertieft es heraus zu finden. Oder das Pärchen dort. Sie sind so verliebt, dass sie nichts von ihrer Umwelt wahrnehmen oder sich stören lassen. Freiheit…nicht gebunden….einfach tun und lassen was man will.“ Alex bemerkte einen melancholischen Ton in der Stimme. „Bist du deprimiert?“ wollte er plötzlich wissen. Semir lachte auf. „Nein….ich denke nur manchmal über solche Dinge nach. Einfach nur so. Komm, lass uns ein Bier trinken.“Alex war einverstanden und ging mit Semir in eine gemütlich aussehende Eckkneipe.


    Sie sah wie die Männer aus dem BMW stiegen und sich von dem Wagen entfernten. Sie folgte ihnen und nur wenig später kehrten die Männer in die Kneipe ein. Nun nahm sie ihr Handy und sandte ihrem Bruder eine SMS. „Schick ihm eine Nachricht mit folgendem Inhalt: Ich liebe dich und habe Angst um dich. Du weißt doch, dass Alkohol und Autofahren sich nicht vertragen.“ Sie sendete die Nachricht und beobachtete den kleineren Mann genau. Nach wenigen Minuten klingelte ihr Handy. Diesmal bekam sie eine SMS. „Die Nachricht kann nicht zugestellt werden.“ schrieb ihr Bruder. „Das kann doch gar nicht sein!“ Sie fluchte verhalten. Vielleicht war ihr Bruder einfach zu dumm, sich die richtige Nummer zu merken. „Versuch es noch einmal!“ schrieb sie zurück. „Das gleiche!“ war die Antwort. Sie wollte es einfach nicht hinnehmen und vermutete, dass ihr Geliebter sein Handy abgeschaltet hatte. Dann eben auf einfache und altmodische Art. Sie ging zum Wagen zurück und nahm einen Zettel aus ihrem Handschuhfach. „Ich liebe dich…komm zu mir. Niemand wird uns trennen!“ schrieb sie darauf. Anschließend nahm sie eines der Papiertücher und faltete daraus eine Rose. Dann stieg sie aus und befestigte beides, Papier und Blume hinter dem Scheibenwischer des BMWs. Jetzt musste sie nur noch warten, bis die Männer zurück kamen und ihr Geliebter die Geschenke entdeckte. Dann würde sie ihrem Geliebten folgen, wenn er nach Hause fuhr. Morgen war ihr großer Tag, denn dann hatte sie Geburtstag und würde sich selbst den größten Wunsch erfüllen. Ihren Geliebten zu sich nach Hause holen, ihn verwöhnen und um seine Liebe kämpfen. Auch das Wie, hatte sie schon geplant. Hilfe dafür bekam sie von ihren beiden Brüdern, die derzeit noch im Internetcafé saßen. Sie sollten heute Abend noch zu ihr kommen, damit alles festgelegt wurde und nichts mehr schief gehen konnte. Doch nun wollte sie die Reaktion ihres Geliebten sehen, wenn er die Geschenke fand. Nach einer guten Stunde war es soweit. Die Kommissare kamen zurück und sofort entdeckte ihr Geliebter ihre Geschenke.


    Semir und Alex gingen zurück zum Wagen und sahen das kleine Etwas auf der Scheibe. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Semir nahm den Brief und öffnete ihn. Ein kurzer Blick ließ ihn wütend Luft ausstoßen. Er las die wenigen Zeilen und reichte es wortlos an Alex weiter. „Die ist echt durchgedreht. Aber vielleicht macht sie jetzt auch einen Fehler. Sie hat vermutlich herausgefunden, dass es mit den SMS nicht mehr funktioniert und geht nun dazu über dir Geschenke zu machen.“„Das heißt aber auch, dass sie mich beobachtet. Die Frage ist nur wer es war… ich meine, seit diesen SMS habe ich mit mehreren Frauen Kontakt gehabt. Ob es nun beim Unfall war, bei einem Streit, oder Krankenschwester, oder Bedienung.“ Semir sah sich suchend um. Hier waren Büsche, Bäume, Mauern. Überall gab es Möglichkeiten sich zu verstecken. Alex nickte nachdenklich. „Dann sollten wir dich vielleicht unter Polizeischutz stellen. Ich meine, die Frau scheint gefährlich, auch wenn sie dich nicht angegriffen hat. Also bis jetzt nicht. Aber das ist schon beängstigend.“ „Polizeischutz? Nee….Ganz sicher nicht. Ich lasse mich doch nicht von einer Frau in Angst versetzen. Das kannst du vergessen!“ Alex zog die Schultern hoch. „Ist nur ein gut gemeinter Vorschlag. Immerhin scheint sie handwerklich begabt. Origami heißt diese Faltkunst. Vielleicht sollten wir Hartmut mal damit beauftragen, dass er Papier und Serviette überprüft.“ Semir stimmte zu. „Das werden wir auch!“ Er packteBrief und Rose in eine Tüte und ließ sich hinter das Steuer fallen. Alex setzte sich auf den Beifahrer und schon gab Semir Gas. Während seiner Fahrt zur KTU sah er ständig in den Rückspiegel, ob er Verfolger bemerkte, doch es war schwer während des Verkehrs jemanden ausfindig zu machen, der nun wirklich hinter ihnen her fuhr. Nachdem er seinen Wagen ordnungsgemäß abgestellt hatte, betrat Semir mit Alex nur kurz darauf die KTU und sah sich suchend nach Hartmut Freund um. „Da bist du ja…ich habe eine Bitte an dich, Hartmut.“ fing Semir direkt an. „Das ist ja mal was ganz Neues.“ Hartmut grinste breit. „Sorry…es ist wirklich wichtig. Folgendes…ich werde seit Tagen mit SMS bombardiert und weiß nicht von wem…“„Wechsel deine Karte…“ warf Hartmut direkt ein. „Scherzkeks! Hab ich schon und nun bekomme ich Liebesbriefe unter den Scheibenwischer geklemmt, genau wie diese Rose…“

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