Der Todesengel

  • Moritz und André gingen ins Wohnzimmer. „Das dauerte nicht mehr lange.“ André warf sich auf die Couch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Moritz grinste leicht und zog eine kleine Kreditkarte hervor. Er drehte sie zwischen den Fingern und sah seinen Bruder fordernd an. „Was ist das?“ „Das ist die Kreditkarte von unserem neuen Schwager. Ich finde, er könnte sein Geld mit uns teilen. Was hältst du davon, wenn wir sein Geld verspielen. Ich meine, er gehört ja schon fast zur Familie und man teilt mit der Familie. Er gibt uns das Geld und wir teilen den Gewinn.“ Moritz lachte laut. André zog die Schultern hoch. „Mach du nur. Ich werde mir nachher mal die Höhle im Steinbruch anschauen. Dort werden wir ihn nämlich hinbringen, wenn Ines die Nase voll hat. Es dürfte nicht mehr lange dauern. Aber ich muss auch sagen, der Junge gefällt mir. Er bietet ihr die Stirn und sie verzweifelt schon fast. Vielleicht schafft er es ja, dass sie mal wieder auf den normalen Stand kommt und merkt, dass sie nichts Besonderes ist.“ Moritz setzte sich gerade hin. „Du glaubst, dass sie ihn wieder gehen lässt? Das kann sie nicht machen! Der buchtet uns doch ein, sobald er frei ist!“ André stand auf. „Deswegen suche ich ja nach einem Versteck, wo ich ihn hinbringen werde. Ich habe an den alten Steinbruch bei Hohenhagen gedacht. Da wird schon lange nicht mehr gearbeitet und es kommt fast nie einer dahin. Da kann er sich dann, falls er wach ist, die Seele aus dem Leib schreien. Ich habe mir etwas von diesem Zeug, was Ines ihm immer gegeben hat, zurückgelegt. Keine Ahnung was es ist, aber ich werde es ihm spritzen und dann wird er schlafen. André grinste verschmitzt. „Ja doch… das hört sich nach einem guten Plan an.“ Moritz nickte zustimmend. „Weißt du was Ines vorhat? Heute Abend haben wir sogar freiwillig Ausgang bekommen und Kohle zum Spielen. Aber nur 200 für jeden. Na ich werde mal nachher schauen, was unser Schwager so auf dem Konto hat.“ André drehte sich zu ihm um. „Hast du denn seine PIN?“ „Ja…ich hab die Karte geknackt. Das ist mein kleines Hobby. Ab sofort zählt für die Karte mein Code.“ Moritz lachte laut auf. „Wie hast du das gemacht?“ Doch nun hob Moritz den Finger und wackelte mit diesem. „Du musst nicht alles wissen.“ „Gut….nun ja…dann würde ich sagen, wir machen uns nachher auf und fahren nach Aachen.“ „Schon wieder Aachen? Das wird langweilig. Können wir nicht woanders hinfahren?“ Moritz war mit der Wahl seines Bruders überhaupt nicht einverstanden. „Gut fahren wir nach Dortmund. Da geht es auch. Mein System wird auf jeden Fall eingesetzt. Willst du heute auch Poker spielen?“



    Semir entspannte sich etwas, als Ines aus dem Zimmer ging, doch seine Gedanken fuhren Karussell. Vielleicht gab es jetzt doch noch Hoffnung. Er konnte den Freunden von Ines versuchen klar zu machen, dass er nicht freiwillig hier war und um Hilfe bitten. Ja, das musste er tun. Es konnten doch nicht alle so im Wahn sein wie Ines. Er legte sich einen Plan zu Recht, wie er vorgehen würde und zuckte zusammen, als Ines nach vier Stunden wieder zu ihm kam. „So mein Schatz. Ich werde dich in zwei Stunden meinen Freunden vorstellen. Das Essen ist in Vorbereitung und ich möchte, dass du dich beim Essen auch benimmst. Vor allem musst du jetzt tischfein gemacht werden. So wie du aussiehst, kann ich dich ja nicht unter die Menschen bringen. Ich werde dich jetzt frei machen und du wirst ins Bad gehen. Du wirst duschen und dich rasieren. Dann wirst du neu eingekleidet. Aber ich warne dich, solltest du auch nur einmal versuchen zu fliehen, oder meinen Freunden sagen, dass du nicht zu mir gehörst, werde ich dich bestrafen.“ Sie sah ihn ernst an. „Hast du mich verstanden?“ Semir nickte leicht. Sie löste die Gurte und er setzte sich auf. „Los!“ Ines sah ihn wütend an und dieser Blick sagte ihm, dass es besser wäre, dem Befehl zu folgen. Mit schwankenden Schritten ging er ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Er war froh darüber, endlich duschen zu können, endlich die Zähne zu putzen und vor allem einmal aus diesem Zimmer heraus zu kommen. Ines hämmerte an die Tür und er zuckte zusammen. „Du hast zehn Minuten!“ Er genoss das kühle Nass und hätte es sicher noch länger getan, wenn Ines ihn nicht an die ablaufende Zeit erinnert hätte. Semir stellte das Wasser aus und trocknete sich ab. Dann zog er die von seiner Wärterin bereit gelegte Kleidung an und rasierte sich. Das anschließende Zähneputzen ließ ihn sich wieder wie ein Mensch fühlen. Die Tür wurde geöffnet und Ines sah ihn an. Sie musterte ihn von oben bis unten und nickte zufrieden. „Ja, so gefällst du mir wirklich sehr gut. Du siehst zum Anbeißen aus. Wenn meine Freunde weg sind, dann werden wir es uns so richtig gemütlich machen.“ Sie lächelte versonnen und wollte ihn streicheln, doch Semir zuckte zurück. Sofort wurde sie wieder ernst und forderte ihn auf, das Bad zu verlassen. Er tat es nur zögerlich.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ines stieß Semir über den Flur in ein weiteres Zimmer, welches er bereits gesehen hatte, als er fliehen wollte. Hier stand ein großer Tisch und auf einigen der Stühle saßen Schaufensterpuppen. „Setz dich neben Clara!“ Der Befehl kam harsch und ließ keine Widerworte zu. Semir setzte sich. „Clara, darf ich dir meinen Schatz vorstellen? Das ist Semir! Semir, sag Clara guten Tag!“ Sie sah ihn drohend an. Er erwiderte ihren Blick und lachte auf. „Bitte was? Das ist eine Puppe! Ich werde mich ganz sicher nicht mit Puppen unterhalten!“ Er wollte aufstehen und gehen, doch Ines drückte ihn hart zurück. „Du sollst ihr einen Guten Tag sagen! Genauso wie es sich für einen wohlerzogenen Mann gehört!“ Ihre Stimme überschlug sich heftig und machte deutlich, dass sie mit seiner Äußerung nicht einverstanden war. „Ich glaub, Sie sind reif für die Klapse! Und diese Freunde hier, sind nichts als leblose Puppen!“ Semirs Hoffnung hatte sich zerschlagen und der Frust über diese Situation war groß. „Du machst dich über meine Freunde lustig und mich lächerlich? Glaubst du wirklich, dass du in der Lage bist, dich lustig zu machen? Ich glaube, ich war noch zu nett zu dir. Du bist unerzogen und unhöflich. Clara und Lisa fühlen sich beleidigt!“ Ines war wütend. Semir lachte auf. „Ich glaub Sie brauchen Hilfe. Haben Sie keine echten Freunde?“ Semir versuchte ruhig zu bleiben. Er wusste was nun kommen würde, doch war sie allein im Haus und gegen eine Frau konnte er ankommen. Er musste nur den richtigen Augenblick abwarten. „Warum beleidigst du meine Freunde? Sie haben dir nichts getan. Steh auf!“ Semir sah sie an und wollte laut loslachen, doch dann sah er eine Waffe in ihren Händen und diese zielte auf ihn. Hatte er es zu weit getrieben? „Ich…hören Sie…“ „Steh auf!“ Ines schien auf Konversation verzichten zu wollen und winkte mit der Waffe. Sie spannte den Hahn. Semir stand auf und hob beschwichtigend die Hände. „Okay…ganz ruhig…ich…“ Er ging an die Wand zurück. „Los! In dein Zimmer!“ Auch der nächste Befehl wurde durch einen Wink mit der Waffe unterstrichen. Semir nickte und öffnete die Tür. Gerade als er durchgehen wollte, kamen die Brüder zurück. „Oh….hast du sie wieder böse gemacht?“ Moritz sah ihn höhnisch an. „Bringt ihn in sein Zimmer und bindet ihn wieder fest! Er hat nicht einmal Anstand!“ Semir sah erst die Brüder an, dann zu Ines. „Sie sollten Ihre Schwester mal einen Psychologen vorstellen. Sie scheint nicht ganz richtig zu sein.“ Moritz nickte und stieß Semir durch den Flur wieder in sein Zimmer. André folgte den Beiden. Sie banden ihn am Bett fest. Als er allein war, überlegte er ob es nicht besser wäre, sich einfach dem Schicksal zu fügen. Wenn er sich auf dieses Spiel einließ, konnte er vielleicht doch fliehen.





    Alex fuhr am nächsten Morgen, früh wieder ins Büro. Es war wie verhext. Egal welche Spur er auch hatte, sie verlief im Nichts. Alles fing mit diesen verdammten SMS an, die Semir bekam. Wer konnte ihn stalken? Dass es eine Frau war, war mittlerweile klar, aber wer war sie. Wo hatte Semir sie gesehen oder kennen gelernt. Hatte er sie überhaupt kennen gelernt? Immerhin war es gut möglich, das Semir sie auch nicht kannte. Es klopfte und sein Kopf ging hoch. Susanne stand im Rahmen. „Wir haben etwas. Ich habe eben Semirs Kontobewegungen überprüft. Mit seiner Karte wurde Geld abgehoben.“ Sofort sprang Alex auf. „Wo?“ „In Dortmund. Sparkasse an der Donauesche 7.“ Alex nickte. Er nahm den Zettel und wollte gerade raus, als Andrea um die Ecke bog. „Habt ihr was?“ „Susanne erzählt dir alles, ich muss los!“ Alex rannte raus und nur wenig später hörte man ihn vom Parkplatz rasten. Andrea ging zu Susanne. „Was ist denn los?“ „Von Semirs Konto wurde Geld abgehoben.“ „Dann haben wir ihn gefunden?“ „Wenn es Semir war, dann sehe ich das auch so, aber es kann auch einer seiner Entführer sein. Wir wissen es noch nicht. Was ist denn mit Dana? Alex sagte mir, dass sie krank ist.“ Andrea nickte. „Ja, sie hat hohes Fieber und ich glaube es hat viel mit Semirs Verschwinden zu tun. Sie macht sich große Sorgen um ihn und das löst bei ihr scheinbar das Fieber aus. Der Arzt konnte nichts feststellen. Keine Virusinfektion, keine Bakterien. Eigentlich sollte sie ganz gesund sein.“ Susanne senkte den Kopf. „Wir werden ihn finden. Ich bin mir sicher, dass er nun bald wieder hier ist.“ Andrea nickte nur. „Ist Dr. Frings da?“ Susanne lächelte leicht. „Ich glaube, sie ist im Büro von Krüger.“ Andrea ging zum Büro der Revierleiterin und klopfte an. Ein freundliches „Ja“, ließ sie eintreten. „Frau Dr. Frings, darf ich Sie einmal kurz sprechen?“ Isabel Frings sah Andrea Schäfer fragend an. „Ja sicher….“ Sie lächelte und verließ das Büro. „Gehen wir in die Küche.“ Andrea nickte leicht und schloss nur wenig später die Tür der Küche. „Was kann ich für Sie tun, Andrea? Ich darf doch Andrea sagen?“ „Ja natürlich. Es geht um Dana. Das ist meine Stieftochter, also Semirs uneheliche Tochter und…“



    Isabel sah sie an. „Ich dachte es geht um Sie und Semir.“ „Nein… ich bin mir sicher, dass er schon sehr bald wieder bei uns sein wird. Jetzt geht es mir um Dana. Sie ist krank. Also seit gestern schon hat sie hohes Fieber und der Arzt konnte nichts feststellen. Sie hat zu mir „Mama“ gesagt. Ich glaube sie macht gerade sehr schwere Zeiten durch.“ Isabel nickte nachdenklich. „Nun ja, im Fieber kann man schon mal fantasieren. Wie alt ist sie?“ „Sie ist 16 und sie ist sehr schwierig. Wir haben uns bisher nie verstanden und eher angegiftet.“ Isabel lächelte leicht. „Pubertät ist nicht einfach. Aber leider sieht man das nie ein. Sie müssen es so sehen. Sie hat ihre Eltern verloren und jetzt ist ihr Vater verschwunden. Solche Dinge können einen jungen Menschen schon aus der Bahn werfen. Ich weiß nur nicht, wie ich Ihnen helfen kann.“ „Ich weiß dass die Pubertät nicht einfach ist, aber sie braucht Hilfe. Ihre Hilfe. Ich glaube, sie hat alles in sich rein gefressen und ich merkte doch, wie sehr sie Hilfe braucht.“ Andrea stöhnte leise auf. Isabel senkte den Kopf. „Andrea, sind Sie sicher, dass es hier um Dana geht? Ist es nicht eher so, dass Sie sich mit diesem Thema jetzt von der Situation ablenken lassen?“ „Nein…mir ist es wichtig, ein gutes Verhältnis zu Dana zu bekommen. Ich glaube das Mädchen hat nicht verarbeitet, das ihre Eltern tot sind. Sie braucht Hilfe. Ich möchte, dass Sie mal so ungezwungen mit ihr reden.“ Isabel nickte. „Ach so….nun, ich denke das kann ich machen. Es müsste sich ja irgendwie eine Situation ergeben, wo man ein Gespräch anfangen kann.“ stimmte Isabel zu. Andrea sah sie an und bedankte sich. „Wie geht es Ihnen?“ Andrea schluckte. „Mir? Mir geht es gut…“ Isabel hörte, dass es Andrea unangenehm war. „Wirklich? Haben Sie denn keine Gefühle Semir gegenüber?“ „Doch…ich liebe ihn sehr. Wir wollen wieder zusammen ziehen. Können Sie Dana nicht irgendwie helfen?“ Das kam sehr überzeugend von Andrea und Isabel lächelte. „Ich werde mal sehen, was ich machen kann.“ versprach sie und verabschiedete sich von ihr.



    Alex fuhr zur Bank, von wo aus Geld von Semirs Konto abgehoben wurde. 400 Euro hatte der Täter erbeutet und der Hauptkommissar hoffte inständig, dass der Automat videoüberwacht wurde. Die Bank lag im Dortmunder Norden und Alex brauchte eine Weile. bis er das Ziel erreichte. Dort angekommen parkte er den Wagen direkt vor der Bank und ließ sich nur wenig später beim Bankdirektor anmelden. „Herr Brandt, also das ist mir noch nie untergekommen. Kreditkartenbetrug? Sind Sie sicher, dass es nicht der Karteninhaber war, der das Geld abgehoben hat?“ Der Mann im Anzug sah ihn empört an. „Um das heraus zu finden. bin ich hier. Wird der Automat überwacht?“ „Ja natürlich! Kommen Sie mit, wir können uns die Aufnahmen direkt ansehen. Um welche Uhrzeit wurde die Abhebung denn getätigt?“ Alex sah kurz auf den Zettel. „Um 18:28 Uhr!“ „Ah ja….so, dann gehen wir mal an dem Platz und schauen uns die Aufnahme an.“ Der Bankdirektor lächelte leicht und nur wenig später sah Alex die Bilder. Sofort fiel ihm auf, dass es eindeutig ein Mann war, der das Geld abhob und er trug das gleiche Shirt, was auch die Frau im Internetcafé getragen hatte. „Können Sie mir eine Kopie der Aufnahme machen und mitgeben?“ „Ja natürlich…“ Der Bankdirektor rief einen der jüngeren Angestellten und gab den Befehl eine Kopie zu ziehen, die der junge Mann direkt ausführte. Mit einer neuen CD bewaffnet fuhr er zu Hartmut, der nur genervt mit den Augen rollte. Doch ohne zu fragen machte er sich an die Arbeit. Diesmal wartete Alex bei Hartmut. Nach einer Stunde kam das erste Ergebnis. „Also die Aufnahmen sind leider nicht ganz so gut, wie man es sich erhofft. Das Gesicht kann man nicht wirklich erkennen. Aber das Shirt ist ganz sicher das Gleiche, wie bei der Frau. Die Größe des Mannes würde ich auf ca. 172 cm schätzen. Allerdings kannst du die Haarfarbe nicht wirklich bestimmen, weil es Schwarz-weiß-Aufnahmen sind. Aber die Graustufe lässt darauf schließen, das es Braun sein könnte.“ „Danke Hartmut, das ist schon mal etwas. Kannst du mir von dem Mann ein brauchbares Bild machen?“ Hartmut sah ihn an. „Nun ja, aber den ersten Preis kriegst du dafür nicht.“ Alex lachte leicht auf. „Mir reicht es, wenn man das Gesicht erkennen kann.“

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  • Während Ines noch schlief, fuhr André zum Steinbruch in Hohenhagen und sah sich dort um. Moritz wollte sich daran nicht beteiligen, denn er hatte große Angst, dass die Kollegen von diesem Bullen ihn auf die Spur kamen. Er fuhr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt und suchte die nächste Spielhalle auf. André hielt seinen Wagen vor dem Steinbruch an. Er wusste, dass hier schon lange nicht mehr gearbeitet wurde. Seit fast 20 Jahren war der Steinbruch ein Naturschutzgebiet und der Schutz der Tiere, die hier heimisch waren, stand an erster Stelle. Das Gebiet war eingezäunt, um die brütenden Tiere nicht zu stören. André sah sich um und entdeckte dann eine Höhle, die nicht weit von seinem Standort war. Niemand schien von ihm Notiz zu nehmen und so ging er mit einer Zange bewaffnet in Richtung Höhle. Nach einigen Minuten hatte er sie erreicht. Das Zaungeflecht kniff er mit wenigen Handgriffen durch und schlüpfte hinein. Die Höhle sah ziemlich nass und dunkel aus. Er war nur wenige Schritte gegangen und stand bis zum Knöchel im Wasser. Doch hier konnte er auch einige Dinge sehen, die ihn dazu entschließen ließen, dass der Polizist hier genau richtig aufgehoben war. Die Bauarbeiter hatten Ringe für die Abbauwerkzeuge an die Wand angebracht und hier würde der Polizist festgebunden werden. Für wie viele Tage sie ihn hier festhielten, wussten sie noch nicht, aber es musste ausreichen, um einen guten Fluchtplan zu Recht zu legen. In der Zeit würden sie ihn mit dem Nötigsten versorgen und vor allem dafür sorgen, dass Ines nicht an ihn heran kam. Denn André wusste, wenn sie ihr Interesse verlor, dann würde der Polizist sterben und er war genau wie Moritz wegen Beihilfe dran. Doch darauf hatte er absolut keine Lust. Sollte Ines für ihre Taten ruhig einstehen, aber er und Moritz würden sich aus dem Staub machen. Er hörte ein sonderbares Geräusch in der Höhle und leuchtete hinein. Und plötzlich kam eine schwarze Mauer auf ihn zu. Lautes Geschrei folgte und schon flogen tausende von Fledermäusen auf ihn zu. André duckte sich, ließ die Tiere ohne sich zu wehren über sich wegfliegen. Doch als der Schwarm vorbei war, wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Diese Tiere konnten gefährlich werden. Immerhin sagte man doch, dass Fledermäuse eigentlich Vampire waren und Blut saugten.




    Der Mittag kam und Ines machte sich wieder auf, um zu Semir zu gehen. Dieser lag im Bett und starrte nur an die Decke. „Essen mein Liebster.“ „Ich habe keinen Hunger.“ „Oh du wirst essen. Wenn du es nicht freiwillig machst, dann werde ich dich zwangsernähren. Ich bekomme was ich will!“ Ines war wütend. Dieser Mann gefiel ihr immer weniger. Diese Gegenwehr war ihr ungewohnt, denn sonst duckte sich alles in ihrer Nähe und machten was sie wollte. Er war nicht wie ihre Brüder, nachgiebig und einfallslos. Er hier, ließ sich nichts gefallen. Er leistete Widerstand. Sie ließ das Kopfteil soweit hochfahren, dass Semir aufrecht saß. Die Gurte löste sie nicht. Semir sah sie an. „Was willst du von mir?“ Er ging in das Persönliche über, um ihr vorzutäuschen, dass er klein beigab und sie schien darauf einzugehen. „Ich liebe dich. Ich habe mich direkt beim ersten Mal, als ich dich sah, in dich verliebt. Weißt du, ich habe nicht viele Männer gehabt. Jeder hat nur mein Makel gesehen, aber nicht, dass ich eine Frau bin. Bin ich denn so hässlich? Sieh mich an!“ Semir folgte dem Befehl nur widerwillig. „Siehst du…auch du siehst nur das hier. Ich habe es mir nicht ausgesucht. Kannst du mich denn wirklich nicht lieben?“ Sie sah ihn traurig an. „Ines… du musst mich auch verstehen. Ich habe Familie und ich liebe sie. Ich will nach Hause. Bitte lass mich gehen. Bitte….“ Semir sah sie flehend an, doch Ines schüttelte energisch den Kopf. „Du gehörst zu mir! Ich werde dich nie wieder gehen lassen. Du wirst mich heiraten und dann werden wir hier glücklich sein. Hier, wo meine Eltern auch glücklich waren.“ Sie fing an ihre Haare um die Finger zu wickeln und lächelte glückselig. „Ich will nach Hause!“ widersprach Semir sofort. „Nein! Du bist hier zuhause! Damit solltest du dich abfinden!“ Ines sah ihn wütend an und stieß ihn den Löffel regelrecht in den Mund. Semir schluckte es runter, denn schon kam der nächste Löffel. „Bitte…ich muss etwas trinken. Du sagst du liebst mich, aber du behandelst mich wie Dreck! Wie passt das denn zusammen?“ Ines hielt ihm eine Flasche Wasser an den Mund. Semir trank und kaum war die Flasche weg, kam der nächste Löffel. „Wenn du mich auch liebst, dann kannst du dich freier bewegen. Ich verspreche dir das vollendete Glück auf Erden. Du musst dich nur zu mir bekennen.“ Ines lächelte sanft. Sie beugte sich über ihn und Semir ließ es diesmal ohne Gegenwehr zu, dass sie ihn küsste.



    Alex brachte Kim Krüger auf den neuesten Stand. Als er in ihrem Büro saß, kam auch Sander ins Büro. „Wie sieht es mit Herrn Gerkhan aus?“ Er sah Alex an. „Die Untersuchungsergebnisse sagen aus, das Semir gesund ist. Keine tödliche Krankheit, wenn Sie das meinen.“ „Nein, das meinte ich nicht, aber es freut mich natürlich. Es geht darum, dass Herr Gerkhan nun schon über eine Woche verschwunden ist und es keine Spur zu ihm gibt. Vermutlich denkt er immer noch, dass er sterben muss und vielleicht hat er sich auch das Leben genommen. Sie sollten sich mit dem Gedanken abfinden, dass er nicht mehr lebt. Die Akte Gerkhan wird geschlossen und Sie werden einen neuen Partner erhalten.“ Thomas Sander setzte sich. Alex musterte den Mann kritisch und sah ihn mit leicht höhnisch wirkendem Blick an. „Semir ist ganz sicher nicht tot! Von seinem Konto wurden 400 Euro abgehoben. Der Mann, der dort an der Bank war, gehört mit Sicherheit zu seinen Entführern und ich werde ihn finden. Wenn Sie nicht damit einverstanden sind, dann können Sie mich ja suspendieren!“ „Das könnte ich tun, aber ich appelliere an Ihre Vernunft. Es täte mir wirklich leid, wenn ich Sie einsperren müsste.“ „Thomas bitte. Herr Brandt und Herr Gerkhan sind sehr enge Freunde und ich bitte dich, ihn tun zu lassen, was er möchte. Herr Gerkhan gilt schließlich als vermisst.“ warf Kim nun ein. „Gut, dann soll er es machen. Aber ich gebe ihm nur noch vier Tage. Danach wird Herr Gerkhan für „im Dienst vermisst“ erklärt und Sie bekommen einen neuen Partner!“ legte Sander fest und sah Alex an. Dieser stand auf „Frau Krüger, wenn das passiert dann können Sie für den neuen Partner direkte einen neuen Partner suchen! Denn dann werde ich hier nicht mehr arbeiten.“ Er drehte sich um und ließ die Tür laut ins Schloss fallen. Kochend vor Wut ging er in sein Büro, wo Susanne ihn direkt aufsuchte und versuchte ihn zu besänftigen.

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  • Der Tag verging. Erst am späten Nachmittag erfuhr Alex von Susanne, dass der Mann scheinbar noch nie erkennungsdienstlich behandelt worden war. „Verdammt! Das darf doch wohl nicht wahr sein!! Jede Spur, die wir haben führt ins nichts! Das ist doch echt…!“ Alex tobte durch sein Büro und trat den Mülleimer in die Ecke. „Alex…wir können doch das Bild veröffentlichen lassen und die Bevölkerung um Hilfe bitten.“ Alex wandte sich zu Susanne um, die diesen Vorschlag gemacht hatte. „Meinst du das bringt was? Das Bild ist von ziemlich schlechter Qualität und das Gesicht ist kaum zu erkennen. Aber gut…und ich werde mit dem Bild ins Krankenhaus fahren und dort mal nachfragen, ob man den Mann kennt. Ich kriege fast auf dem Zahnfleisch.“ „Hast du heute eigentlich etwas gegessen?“ „Nein, bisher nicht und ich hab auch keinen Hunger.“ „Alex, wenn du hungerst oder nicht schläfst dann hilfst du Semir nicht wirklich. Du brauchst die Kraft.“ Susanne klang zuversichtlich. Alex musste ihr zustimmen. „Meinst du, wir könnten uns eine Pizza bestellen?“ Susanne lächelte und verschwand. Alex hörte wie sie telefonierte und nur knappe 50 Minuten später erfüllte der Duft von frischer Pizza das Büro. Erst jetzt bemerkte Alex, wie hungrig er eigentlich wirklich war. Gemeinsam mit Susanne verspeiste er die Pizza Salami und nahm auch noch ein Stück der Thunfischpizza von Susanne auf. Dazu gab es noch einen Salat und eine eiskalte Cola. So gestärkt machte sich Alex wieder daran die letzten Fakten zusammen zu tragen. „Wer könnte mir sagen, wie wir herausfinden, wem die Blutprobe, die angeblich von Semir stammte, gehört?“ Susanne zog die Schultern hoch. „Nun, eigentlich nur ärztliches Personal. Wenn du doch eh ins Krankenhaus fährst, dann könntest du die Schwestern oder den Arzt fragen. Ich meine, es muss ja nicht die Blutprobe vertauscht worden sein, sondern der Bericht enthielt einfach die falschen Daten. Auch wenn ich keine Polizistin bin, ist es denn nicht möglich, das eine der Krankenschwestern den Bericht gefälscht hat?“ Alex dachte kurz nach. Susanne hatte eigentlich Recht. Es konnte nur ärztliches Personal gewesen sein. Eine Krankenschwester, ein Arzt, oder auch ein Labormitarbeiter. Warum hatte er diese Spur eigentlich nie richtig verfolgt? „Alex???“ „Was? Ja…ja…sorry ich war gerade in Gedanken. Deine Mutmaßung war nicht schlecht.“ Nach dem Essen fuhr er ins Krankenhaus.



    Alex kam im Krankenhaus an. Die Erklärung von Susanne oder besser gesagt, die Mutmaßung war nicht schlecht. Sie hatte Recht. Das Blut konnte nur von dem medizinischen Personal verwechselt worden sein. Entweder wurden im Labor die Proben verwechselt oder aber der Bericht wurde manipuliert. Das Bild der Frau von den Aufnahmen aus dem Internetcafé und auch das des Mannes am Bankautomaten nahm er vorsorglich mit, auch wenn er sich nicht wirklich viel davon versprach. Im Krankenhaus traf er auf Laura, die ihn freundlich anlächelte. „Herr Brandt, nicht wahr?“ Alex sah sie an und nickte. „Schwester Laura, ich brauche ihre Hilfe. Es geht um den Bericht über die angebliche Krankheit meines Kollegen. Haben Sie den Bericht in die Akte getan?“ Alex kam ohne Umschweife auf das Thema. „Nein…für die Berichte ist meine Kollegin Ines Stender zuständig, aber die hat Urlaub. Warum fragen Sie das?“ Alex musterte sie genau und bemerkte eine kleine Unsicherheit. „Und Schwester Ines ist auch für die Blutproben zuständig?“ „Nun bei Ihrem Kollegen habe ich, genau wie bei Ihnen das Blut abgenommen, aber an dem Tag war Ines für das Versenden zuständig, ja.“ Alex dachte kurz nach und holte dann die Bilder heraus. „Sagen Sie, kennen Sie diese Personen auf dem Bild? Ich weiß dass es keine gute Qualität hat, aber vielleicht erkennen Sie dennoch etwas.“ Laura nahm die Bilder und musterte sie genau. „Uouh…die sind wirklich sehr schlecht. Aber die haben beide das gleiche Shirt an. Das erinnert mich auch an Ines. Sie und ihre Brüder tragen auch in der Freizeit immer das gleiche. Beide Brüder und sie…“ Alex merkte sich die Dinge, die sie äußerte, auch wenn sie sich dabei nichts dachte. „Und wo wohnt Ines?“ „Da müssen Sie in die Personalabteilung gehen. Ich darf darüber keine Aussagen machen. Außerdem bin ich nicht so eng mit Ines befreundet, dass ich so etwas wissen möchte. Sehen Sie, nicht das Sie den Eindruck haben, dass ich hinter meiner Kollegin rede, aber Ines ist sehr jähzornig und kann ausrasten, wenn es mal nicht nach ihrem Willen geht. Ich glaub, sie hat ein kleines Problem mit ihre Makel.“ „Makel? Welcher Makel?“ Alex sah sie ernst an. „Nun, Ines hatte als Kind eine Gaumenspalte, die eigentlich sehr gut behandelt ist. Aber es ist halt etwas, das die Männer vor ihr zurück schrecken lässt. Ist nun mal nicht sehr schön die Narbe.“ „Ich verstehe. Hat Ines denn einen Freund?“ „Nein…den hat sie sicher nicht, aber sie war verliebt.“ Alex nickte nachdenklich. „Und wer der Glückliche ist, wissen Sie wohl auch nicht.“ „Leider nein…“



    Alex ging, nachdem er mit Laura gesprochen hatte, zum Klinikleiter und trug dort sein Anliegen vor. „Sie wollen die private Adresse von Ines Stender? Nun, eigentlich würde ich Sie Ihnen ja auch geben, aber dazu brauche ich schon einen triftigen Grund.“ Der Mann, Alex schätzte ihn auf Mitte 60, sah ihn über den Rand der Hornbrille an. „Frau Stender steht im Verdacht an der Entführung von meinem Kollegen beteiligt zu sein.“ Alex wollte mit offenen Karten spielen. „Nun, das ist aber nur ein Verdacht. Darf ich fragen, wie Sie darauf kommen?“ „Das ist einfach… mein Kollege und ich war hier zu einer Untersuchung. Während der Untersuchung sind Blutproben ober aber das Ergebnis, bzw. der Bericht vertauscht worden. So wurde meinem Kollegen irrtümlicher Weise eine Diagnose gestellt, die nichts stimmte.“ Der Klinikleiter sah ihn nachdenklich an. „Das ist ein ziemlich heftiger Vorwurf. Sind Sie sicher, dass das Ergebnis verfälscht bzw. vertauscht wurde?“ „Ja, das ist sicher. Er war am Tag seines Verschwindens noch einmal zur Blutuntersuchung hier. Dieser Bericht sagt aus, dass er gesund ist. Am Tag als er verschwunden ist, hatte er einen Unfall. Allerdings ist er nach diesem Unfall in keinem Krankenhaus eingeliefert worden. Von der Kollegin weiß ich, dass Frau Stender in Urlaub ist. Sie war an dem Tag des ersten Ergebnisses für die Versendung bzw. das Wegbringen der Proben zuständig. Es sind merkwürdige Zufälle…“ Alex holte Luft. „Da muss ich Ihnen zustimmen, aber Zufälle sind immer merkwürdig. Nun, ich werde Ihnen die Anschrift von Frau Stender natürlich geben und ich hoffe sehr, dass Sie Ihren Kollegen finden, obwohl ich da keinen Zusammenhang sehe.“ Er gab Alex die Adresse und dieser bedankte sich artig. Nur wenig später verließ er das Krankenhaus und fuhr zu der Anschrift. Er klingelte, doch niemand öffnete. Vielleicht war er doch auf dem falschen Weg und diese Ines hatte nichts mit dem Verschwinden zu tun. Immerhin konnte es sein, dass sie diesen Pullover weg geworfen hat und der, der das Geld abhob, diesen gefunden hatte. Nein…nein…das war es sicher nicht. Warum sollte sie verschwunden sein? Er griff nach seinem Handy. „Susanne, ich bin es! Finde mal bitte alles raus, was du über eine Ines Stender finden kannst. Ich bin mir fast sicher, dass sie mit dem Verschwinden von Semir zu tun hat.“ „Alles klar. Wie kommst du darauf?“ „Sie ist im Krankenhaus tätig und die Kollegin meinte, dass sie es gut auf dem Bild sein könnte. Der Mann, wäre angeblich der Bruder von ihr. Sie ist nach Angaben der Kollegin neu verliebt und hat jetzt Urlaub.“ „Alles klar, verstanden. Okay, kommst du zurück zur PAST oder hast du noch eine andere Spur?“ „Ich höre mich hier in der Nachbarschaft um, ob jemand weiß, wohin Frau Stender in Urlaub ist.“ Alex beendete das Gespräch und klingelte wahllos. Der Summer ertönte und er betrat das Haus.

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  • Eine etwas betagte Frau im ersten Stock sah ihn blinzelnd an. „Was ist denn?“ „Brandt, Kripo Autobahn. Bitte nicht erschrecken. Ich habe eine Frage wegen Ihrer Nachbarin.“ Alex zeigte seinen Ausweis, den die alte Frau, Alex schätzte sie auf Anfang 80, akribisch prüfte. „Um welche Nachbarin geht es denn?“ Die Frau wurde neugierig. „Ähm…ich weiß, dass es eine dumme Bitte ist, aber könnten wir das vielleicht in Ihrer Wohnung besprechen?“ „Aber wehe, sie gehen an meine Schmuckstücke! Ich bin alt, aber ich bin nicht senil! Ich habe Tränengas immer griffbereit!“ Alex musste leicht grinsen. „Keine Angst… ich tue Ihnen nichts, das verspreche ich.“ „Nun gut… kommen Sie, junger Mann.“ Die Alte gab die Tür frei und zeigte Alex den Weg. „Also um welche Nachbarin geht es?“ „Es geht um Frau Stender…“ „Was hat sie jetzt schon wieder gemacht? Hat sie wieder ein Tier gequält?“ Alex zog die Schultern hoch. „Sie kennen Ihre Nachbarin?“ „Natürlich! Wer kennt diesen Drachen nicht. Sie ist eine herzlose Frau! Sie hat so viele Tiere gequält. Sogar meine Moorle….das ist meine Katze. Sie hat ihr den Schwanz abgeschnitten! Aber sie lebt noch. Nur seit diesem Tag kann meine Moorle nicht mehr auf Bäume klettern oder überhaupt noch raus. Immer hat sie Angst, dass diese Person sie wieder einfängt. Wissen Sie, ich bin jetzt 78 aber so eine brutale Frau, habe ich noch nie gesehen.“ Alex sah sie an. „Haben Sie denn Anzeige erstattet?“ „Was bringt das denn schon. Tiere sind nur eine Sache und ach…vergessen wir es. Also was wollen Sie von dieser Person wissen. Ich bin zwar nicht gerade eine Tratschtante, aber ich weiß was hier im Haus passiert.“ „Okay, ich bin auf der Suche nach Frau Stender. Wissen Sie vielleicht wohin sie ist?“ Alex legte seinen Kopf schief. „Ich hab gesehen, dass sie weg ist. Als würde sie für immer aus dem Haus gehen. Vier Koffer…riesig und ihre Brüder waren auch hier. Ich glaub, dass es ihre Brüder sind. Aber ich weiß es nicht genau. Also, die haben vor gut einer Woche die Sachen aus der Wohnung geschleppt und ich hoffe sehr dass sie nie wieder kommen. Nie wieder!“ Alex konnte die Alte sehr gut verstehen. „Aber Sie wissen nicht wohin sie ist oder?“ „Nein, aber ihre Brüder wissen das. Der eine wohnt nur vier Häuser weiter in der Nr. 78.“ Alex bedankte sich artig und verließ das Haus. Er ging zur Adresse des Bruders.



    Alex traf den Bruder von Ines Stender nicht an und leider wusste in diesem Haus niemand, wohin der Mann war, oder wann er zurückkam. So musste er wieder zur PAST fahren und hoffte, dass Susanne etwas über Ines Stender und dessen Familie herausgefunden hatte. Er sah die Sekretärin erwartungsvoll an, als er vor ihr stand. „Und?“ „Nun, Ines Stender ist am 19.11.1984 in Bonn geboren, sie ist eines von drei Geschwistern. Ihr Bruder André ist drei Jahre älter und der Jüngste im Bunde ist Moritz Stender. Nach dem Tod der Eltern wurden die Geschwister ins Heim gebracht, weil keiner der Verwandten mit den Dreien zu Recht kam. Ines hatte eine Gaumenspalte, die zwar sehr gut behandelt werden konnte, jedoch ist die Narbe nicht zu übersehen. Die Brüder sind beide spielsüchtig und auch schon in Behandlung gewesen, aber leider ohne jeden Erfolg.“ Susanne machte eine kurze Pause. „Hast du die Anschrift von dem zweiten Bruder?“ „Der wohnt mit dem älteren Bruder zusammen. Ines Stender war übrigens schon bei einem Psychologen in Behandlung, da sie zu unkontrollierten Gewaltausbrüchen neigt und hat auch schon so einige Dinge angestellt. Am liebsten hat sie Tiere bis aufs Blut gequält. Sie musste in ihrer Jugend einige Arbeitsstunden leisten, dadurch ist sie auch zu ihrem Beruf gekommen. Sie hat 2009 ihre Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und zwar im Marien-Hospital, wo sie danach auch übernommen wurde.“ „Und?“ „Nichts und. Mehr ist nicht darüber bekannt.“ „Weißt du woran die Eltern verstorben sind?“ „Ja…also bei Beiden waren es Krebserkrankungen. Der Vater hatte Knochenkrebs und die Mutter hatte einen Gehirntumor, der bei der OP wohl entfernt werden konnte, jedoch kamen Komplikationen auf. Die Mutter starb vier Tage nach der Operation, ohne ihr Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Als die Kinder alt genug waren, das Kinderheim zu verlassen. hat sich der große Bruder, André Stender, um seine jüngeren Geschwister gekümmert.“ „Gut, das bringt uns jetzt auch nicht weiter…“ Alex stöhnte leise auf. Jetzt hatten wir eine Spur und doch führte sie wieder ins Nichts. „Gibt es sonst noch etwas?“ „Leider nein… aber ich habe eine Anfrage auch an das Katasteramt gestellt. Vielleicht besitzen die Geschwister ja noch irgendein Grundstück.“ Alex sah auf die Uhr. Es war schon wieder sieben am Abend und noch immer gab es keine Spur von Semir.



    Ines wachte kurz nach Mitternacht auf. Die Sehnsucht nach ihrem Geliebten war unerträglich groß und so stand sie auf und schlich durch den Flur. Ihre Brüder schienen fest zu schlafen. Sie hatte lediglich ein Longshirt an und drehte fast lautlos den Schlüssel. Genauso lautlos öffnete sie die Tür und schlüpfte durch. Ihr Geliebter lag ruhig in seinem Bett und schien fest zu schlafen. Er schien nicht zu merken, dass sie bei ihm war. Sie ließ die Gitter runter. Auch jetzt wurde ihr Geliebter nicht wach. Sie legte sich langsam neben ihn und fing an ihn zu berühren. Ja, diesen Körper wollte sie spüren. Sie küsste ihm die Stirn und auch die Brust. Nun regte er sich auch und bewegte seine Hände, doch die waren immer noch gefesselt. „Hey…“ „Ganz ruhig Liebster. Ich will dich verwöhnen. Ich will dich für die ganzen Strapazen entschädigen. Es tut mir Leid, dass ich so böse zu dir war. Aber das wird sich jetzt ändern.“ Ines fühlte wie die Hitze in ihr aufstieg. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. „Ich liebe dich so! Warum kannst du es nicht auch?“ „Sie sind nicht mein Typ.“ Seine Stimme klang kühl und abweisend, doch Ines ließ sich nicht beirren. Sie liebkoste ihn weiter. „Was kann ich tun, dass ich dein Typ bin?“ „Mich freilassen.“ Nun richtete sich Ines auf. „Ich werde dich nie wieder gehen lassen. Sei lieb zu mir…komm. Es regt sich doch was bei dir…ich merke es doch.“ „Ich liebe nur Andrea. Sie werden niemals ihre Stelle einnehmen.“ Ines stand auf. „Du verdammter Mistkerl! Ich will dich lieben und du verweigerst dich? Na warte! Wenn du mich nicht liebst, dann werde ich mir Andrea holen und sie umbringen! Und diese Bälger auch!“ Sie stand auf und wollte das Zimmer verlassen. “Nein! Warte! Ines…warte…“ Sie drehte sich zu ihm um. „Okay… was hast du zu sagen?“ „Ines… bitte lass meine Kinder und meine Frau in Ruhe. Mach mit mir was du willst, aber lass meine Frau und meine Kinder.“ Ines lachte leise. „Okay, aber dann musst du was für mich tun. Liebe mich!“ Semir schluckte. Doch er hatte keine andere Wahl. Er wollte nicht dass seine Kinder oder Andrea in Gefahr gerieten und so gab er klein bei. „Okay…“

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Andrea ging am nächsten Morgen direkt zu Dana und fühlte die Stirn des Mädchens. Die Temperatur war gesunken und sie schlief tief und ruhig. „Dana…?“ „Ich komme gleich…“ „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du zur Schule gehst, oder noch einen Tag ausruhst.“ „Ich muss heute in die Schule. Englischklausur steht an.“ „Bist du sicher? Du hast immer noch Temperatur.“ „Nur keine Angst. Ich werfe mir ein Aspirin ein, dann geht das schon.“ Andrea musste lächeln. Wie oft hatte Semir diesen Satz schon gesagt. Dana hatte sehr viele Eigenschaften, die sie auch schon bei Ayda bemerkt hatte und die auch bei Semir sehr stark vertreten waren. „Dann komm, ich mache dir Frühstück.“ „Machst du mir bitte ein Kaffee?“ „Kaffee? Dana du….ja sicher…kein Problem…“ Andrea wollte es erst unterbinden, doch dann fiel ihr ein, dass Dana bereits 16 war und somit auch kein kleines Kind mehr. Sicher vertrug sie auch einen Kaffee. „Danke…“ Dana ging ins Bad und duschte. Nur wenig später saß das Mädchen bei Andrea und ihren kleinen Schwestern am Tisch. Sie machte sich ein Toast und aß es. „Hast du was gehört?“ Dana sah kurz zu Ayda und Lilly. „Nein, aber ich werde nachher mal nachfragen.“ Dana nickte. Sie wusste genau, dass Andrea das Thema Semir am Frühstückstisch und vor den Mädchen nicht ansprechen wollte. „Mama, kommt Papa am Wochenende?“ Ayda sah ihre Mutter an. „Das geht leider nicht. Papa hat sehr viel zu tun. Aber sicher wird er dann wieder bei uns sein.“ Ayda senkte den Kopf. „Schade….“ „Ja…schade…“ pflichtete Lilly ihrer Schwester bei. „Wir können ja mal was machen.“ Die Mädchen sahen Dana an. „Was denn?“ „Wir drei könnten ins Kino gehen und dann schauen wir uns einen schönen Kinderfilm an.“ Andrea sah Dana an. „Meinst du das im Ernst?“ „Ja, warum nicht. Das lenkt die Mädchen doch ab.“ Dana lächelte leicht. „Ja, du hast Recht. Danke Dana…“



    Semir wachte in den frühen Morgenstunden auf und bemerkte, dass Ines friedlich neben ihm schlief. Nachdem er versucht hatte, Ines mit Gegenwehr zur Aufgabe zu bringen, hatte er sich nun entschlossen, ihr zu Willen zu sein. Zum einen tat er dies auch um Andrea und seine Kinder zu schützen. Er wusste nicht, ob Ines wirklich den Wohnort von Andrea und den Kindern hatte, aber er traute ihr alles zu. Jetzt, nach dieser „gemeinsamen“ Nacht würde Ines ihn sicher mehr vertrauen. Vielleicht schaffte er es, sie dazu zu bringen mit ihm das Haus hier zu verlassen, damit sie allein waren. Durch die Passivität, die er an den Tag legte, hoffte er Ines davon zu überzeugen, dass sie gewonnen hatte. Ihr schien es zu gefallen, doch er selbst fühlte sich nicht wirklich wohl dabei. Es war einfach nicht seine Art, klein beizugeben. „Guten Morgen Schatz…“ riss ihn Ines Stimme aus seinen Gedanken. „Hast du Hunger?“ Semir nickte nur. Ihre Hand strich ihm sanft über die Wange. „Du warst wundervoll…“ Sie wollte ihn küssen, doch er drehte den Kopf weg. „Na…was ist das denn?“ „Ich… mir ist nicht gut…Kopfschmerzen…“ „Okay, das ist ausnahmsweise mal akzeptiert.“ Ines warf die Decke weg und stand auf. Schnell schlüpfte sie in ihr Longshirt und verließ den Raum. Er setzte sich auf und sah ihr nur kurz nach. Ines hatte ihn in der Nacht losgebunden, damit er sich im Liebesspiel frei bewegen konnte. So stand er nun auf und stellte sich zunächst unter die Dusche. Er fühlte sich dreckig und wollte die Erinnerung an die letzte Nacht einfach nur wegwaschen, aber das ging natürlich nicht. Die Erinnerungen blieben. Während er in der Dusche stand, ging er gedanklich seinen Plan noch einmal durch. Ines würde in ihrem Wahn vermutlich glauben, dass er sie wirklich liebte. Aber es brauchte Zeit. Wenn sie ihm mehr Freiheiten gab, dann konnte er sich genau umsehen und abhauen. Sobald Ines ihm vertraute, würde er die Flucht wagen. Diesmal würde sie auch gelingen, das war klar. Sicher würde es noch zwei oder drei Tage dauern. Dann würde er den zweiten Schritt durchführen. Er hatte sich überlegt, Ines zu gestehen, Sex auf andere Art und Weise zu lieben. Sobald sie sich von ihm fesseln ließ, würde er abhauen. Sie würde im Bett liegen und spüren wie es sich anfühlte, sich nicht bewegen zu können. Vorher hatte er alles ausgekundschaftet und würde auch herausfinden, wo sich der Schlüssel für die Tür befand. Ines kam zurück als er gerade aus der Dusche kam. „Hast du noch etwas für mich zum Anziehen? Der Pyjama müsste mal gewaschen werden.“ „Ja sicher. Ich hole dir gleich etwas. Weißt du was? Wir sind jetzt schon fast zwei Wochen zusammen. Zwei herrliche Wochen. Ich bin so glücklich, dass du dich endlich zu mir bekannt hast.“ Ines strahlte über das ganze Gesicht. „Ja, ich war so dumm, mich zu weigern. Das wird nie wieder passieren, Liebling…“ Semir presste die Worte heraus und versuchte sehr überzeugend, seine Liebe zu präsentieren.



    Jenny kam in den großen Speisesaal und sah sich um. „Guten Morgen, Jenny…“ Sie drehte sich um. „Manuel…ich hab dich schon gesucht. Frühstücken wir wieder gemeinsam?“ „Ich habe uns schon einen Tisch freigehalten. Draußen im Sonnenschein.“ Der junge Mann grinste leicht verschmitzt. „Das ist sehr schön, Manuel…“ Sie lächelte schüchtern und folgte ihm auf die Terrasse. „Ich habe dir schon alles geholt, was du so frühstückst. Ei, Kaffee schwarz natürlich, Toastbrot auf Stufe 3, ein Tomatensaft.“ Jenny lachte auf. „Du hast wirklich an alles gedacht.“ Sie küsste ihn sanft auf die Wange. „Du bist ein Engel.“ „Jenny…bitte, die anderen denken ja sonst was.“ Manuel wurde rot. „Sollen die doch denken, was sie wollen. Wir sind nur gute Freunde. Obwohl ich hätte nichts dagegen, wenn mehr dabei rauskommt.“ „Du weißt doch, dass es nicht so einfach ist. Ich habe eben erst alles was ich liebte verloren. Ich…ich bin noch nicht bereit.“ Jenny nickte nachdenklich. „Manuel, ich weiß das du Schweres durchgemacht hast, genau wie ich, sonst wären wir uns vermutlich nie begegnet. Du hast gesehen, wie deine Schwester und ihre Kinder starben und ich wie mein Partner starb. Es ist nicht einfach so etwas hinzunehmen, aber wir müssen auch an uns denken. Wir leben weiter.“ Manuel lächelte unsicher. „Ich weiß…du hörst dich schon wie Seifert an.“ Auch Jenny musste nun lachen. Sie verstand sich sehr gut mit Manuel, der bereits vier Wochen hier war. „Wenn wir es langsam angehen, dann ist es sicher auch nicht verkehrt oder?“ Manuel legte den Kopf schief. Seine hellblauen Augen waren wie Wasser. Sie waren nicht so wie die von Alex, aber sie waren irgendwie unergründlich. „Damit wäre ich einverstanden, Manuel. Wirklich. Wollen wir nach den Therapien ein bisschen spazieren gehen? Ich möchte mir den Wald ansehen und auch mal das andere Ufer des Sees.“ „Ja…das machen wir. Wo bist du denn gleich?“ „Ich bin gleich in der Farbtherapie.“ „Ah, ich in der Wassertherapie.“ Die Beiden verabredeten sich und Jenny fühlte sich leicht und frei wie schon lange nicht mehr. Sie hatte wirklich Schmetterlinge im Bauch. Und die schwirrten besonders herum, wenn Manuel in ihrer Nähe war.

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  • Ines bereitete in der Küche das Frühstück für sich und Semir vor. als Moritz zu ihr kam. „Was ist denn mit dir? Du siehst so glücklich aus.“ Ines nickte. „Ja, er hat sich zu mir bekannt. Er liebt mich.“ „Auf einmal?“ Moritz wunderte sich. „Das kommt schon vor. Er liebt mich. Endlich ist er mein…“ „Sag mal, du hast doch meine Blutprobe ins Labor gegeben. Hast du schon das Ergebnis?“ Ines schluckte leicht. „Nein…ich hab ja im Augenblick auch Urlaub. Aber ich fahre gleich mal hin und schau ob es da ist.“ Moritz schlug sich vor die Stirn. „Stimmt…das hab ich total vergessen. Na ich bin eh gesund. Wie soll das denn jetzt mit dir und dem Typen da weitergehen?“ Ines sah ihren Bruder an. „Er wird mich heiraten und dann werden wir Kinder bekommen. Ich habe das Brautkleid schon lange gekauft. Es ist wunderschön. Weiß wie es sich gehört, mit vielen Pailletten am Oberteil und eine rosafarbene Schleife. Der Schleier ist mit sehr schönen Stickereien versehen und mein Brautstrauß wird aus wunderschönen rosafarbenen Rosen und Dahlien bestehen. Ach Moritz…ich war noch nie so glücklich.“ Ines schloss die Augen. „Das freut mich für dich, Schwesterherz. Er ist sicher der Richtige. Aber was machst du, wenn er es nicht ernst meint?“ Ines sah ihn erstaunt an. „Wieso sollte er mich anlügen? Ich bin seine wahre Liebe. Er hat sie mir gestanden. Wenn er mich angelogen hat, dann wird er sterben. Ich werde ihn eigenhändig in die Hölle schicken. Aber er liebt mich.“ Ines war fest überzeugt und Moritz hoffte sehr, dass seine Schwester nicht enttäuscht wurde. Doch er schwor sich auch, dass er sich den Mann vornehmen würde, wenn dieser seine Schwester verletzen sollte. Er ging in das Zimmer indem sein künftiger Schwager am Tisch saß und auf Ines wartete und baute sich vor ihm auf. „Solltest du sie auch nur irgendwie enttäuschen, wirst du dein blaues Wunder erleben, das kann ich dir schon mal versprechen.“ Er hielt Ines, die nun zu ihm kam, die Tür auf und lächelte sie sanft an. „So…nun können wir frühstücken. Ich muss heute noch kurz in die Klinik, aber dann gehört uns der Tag.“


    Semir sah dem Bruder nach und Ines bemerkte den Blick. „Was hast du denn?“ „Nichts…ist alles in Ordnung. Was machen wir heute denn noch? Kann ich raus? Ich brauche frische Luft.“ „Nein!“ Die Antwort war hart und deutlich für Semir, dass er noch weit von dem Vertrauen entfernt war. „Warum nicht?“ „Weil es mir noch nicht sicher genug ist. Du könntest die Möglichkeit zur Flucht nutzen. Nur weil du einmal mit mir geschlafen hast, traue ich dir noch nicht! Außerdem bin ich gleich weg.“ „Willst du mich wieder ans Bett fesseln?“ „Nein…aber du wirst das Zimmer hier nicht verlassen. Moritz wird auf dich aufpassen.“ Semir nickte nur. Wenn dieser Gorilla auf ihn aufpasste, dann war kein Entkommen möglich. „Und was dann? Ich bin seit zwei Wochen hier in diesem stickigen Raum! Ich brauche frische Luft!“ Ines sah ihn an. „Also gut…ich werde dir eines der Fenster aufmachen. Sie sind alle vergittert und die Gitter bekommst du nur mit einem Spezialschlüssel auf.“ Sie lächelte leicht. „Ich dachte, du liebst mich?“ „Nicht schon wieder dieses Thema! Du hast mich über eine Woche hingehalten. Du hast mich angelogen und du hast mich mit dieser Schlampe betrogen! Ich vertraue dir noch nicht genug, dass ich dir weitere Freiheiten zubillige! Und jetzt iss!“ Semir nickte und aß. Er ahnte, dass wenn er jetzt weiter darauf beharrte, mehr Freiheiten zu bekommen, dass Ines ihn vermutlich wieder unter Drogen setzte, oder aber ihn ans Bett fesselte. Wenn er wenigstens hier im Zimmer war, konnte er sich die Umgebung soweit wie möglich vom Fenster aus ansehen. „Darf ich wenigstens allein im Zimmer bleiben?“ Er ließ seine Stimme etwas wütend anhören. „Natürlich mein Schatz. So ich muss los. Sei friedlich!“ Sie stand auf, legte die Serviette auf den Tisch und beugte sich zu Semir. Sie gab ihm einen Kuss. „Bist später und dann werden wir das Spiel von heute Nacht wiederholen.“ Ines verschwand und Semir sah ihr nach. Nur wenig später drehte sich der Schlüssel im Schloss. Er war eingesperrt.


    Alex betrat am Morgen das Büro. Er sah auf den leeren Stuhl seines Partners und Freundes und setzte sich dann auf den seinen. „Wo steckst du nur? Wenn du dich nur melden würdest…“ Er stöhnte leise auf. Bisher hatte er alles versucht, um Semir zu finden und die Zeit, die ihm Sander vorgegeben hatte, lief unerbittlich ab. Von den vier Tagen waren es noch zwei. Zwei lächerliche Tage, die ihm blieben, seinen Freund zu finden. Aber vielleicht hatte Sander auch Recht und Semir hatte sich das Leben genommen. Nein! Nein, Semir würde sich niemals so aus dem Leben schleichen. Und wenn er sich umgebracht hatte, dann wäre er sicher schon gefunden worden. Semir war ein Kämpfer und ein Sieger. Alex sah auf die Uhr. Es war gerade mal Neun und er wusste nicht wo er noch ansetzen konnte. Die Spuren endeten immer im Nichts. Sein Telefon riss ihn aus den Gedanken. „Brandt!“ „Hier ist Schwester Laura. Sie wollten doch, dass ich mich melde, wenn Ines wieder auftaucht.“ „Ja…“ „Sie ist heute kurz hier gewesen. Aber ihr Urlaub ist noch gar nicht vorbei. Ich habe sie angesprochen, aber sie war nur kurz angebunden und meinte, sie müsse das Blutergebnis ihres Bruders haben.“ „Ihres Bruders?“ „Ja, ich weiß, dass sie die Blutprobe ihres Bruders Moritz untersuchen lassen hat. Das war gleichzeitig mit dem von Ihnen und Ihrem Kollegen. Warum erst jetzt das Ergebnis kommt, ist mir schleierhaft.“ „Danke. Ist Ines jetzt noch da?“ „Nein, sie ist wieder weg. Ich wollte sie aufhalten, aber sie ließ es nicht zu.“ „Danke. Das hilft mir schon. Wenn Ines wieder einmal kommt, rufen Sie mich bitte an.“ „Das mache ich gern.“ Alex legte auf. Ines Stender hatte also die Blutprobe ihres Bruders analysieren lassen. Nur an dem Tag waren lediglich zwei Blutproben abgegeben worden. Das konnte doch nur heißen, dass sie die Blutprobe ihres Bruders mit der von Semir ausgetauscht hatte?


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  • Während Ines sich wieder auf den Rückweg machte, ging Moritz zu André, der eben erst aus dem Bett kroch. „Sag Ines, sie soll mir noch was vom Kaffee lassen.“ „Ines ist weg.“ André sah seinen Bruder an. „Wo ist sie denn hin?“ „Zur Klinik. Sie will meine Ergebnisse abholen.“ „Aha und er?“ „Er ist in seinem Zimmer und eingeschlossen. Ines hat ihn zwar nicht angebunden, aber er kann nicht raus.“ „Gut…lass uns mal ein bisschen frische Luft holen.“ André wies mit dem Kopf auf das verschlossene Zimmer. „Was willst du denn machen?“ „Ich will sicher gehen, dass der Junge nicht versucht durch das Gitter zu kommen.“ „Ah…ich verstehe. Ja, da hast du Recht.“ Sie verließen das Haus und gingen außen rum. Das Fenster des Zimmers ihres neuen Schwagers lag auf der Rückseite mit Blick auf den Wald. André ging rechts herum und Moritz links. Doch als sie am Fenster ankamen, war es zwar offen, aber ihr „Schwager“ war nicht zu sehen. André grinste leicht. „Ist das nicht ein herrliches Wetter? Richtig zum genießen…“ Er sah auffordernd nach oben. „Hey! Komm her und zeig dich oder wir kommen rein und fahren mit dir Schlitten!“ André ließ seine Stimme hart und drohend klingen. Es schien zu funktionieren, denn nun kam der Mann zum Fenster. „Was willst du?“ „Ich wollte nur sehen, ob du auch brav bist.“ André grinste breit. „Weißt du, ich vertraue dir nicht. Du bist ein Bulle und Bullen lügen immer.“ „Schön für Sie.“ Die Stimme des Mannes klang gleichgültig. „Ja, das ist wohl wahr. Also ich denke, Moritz hat es dir auch schon gesagt. Ich schließe mich ihm an. Solltest du Ines verletzen, weil du irgendwas im Schilde führst, dann werde ich dich töten. Langsam und schmerzhaft. Ich hoffe du hast mich richtig verstanden.“ André sah den Mann drohend an. „Voll und ganz…“ „Gut….und versuch erst gar nicht zu fliehen. Du kannst nicht abhauen.“ Moritz grinste breit bei dieser Bemerkung. Diesmal gab der Mann keine Antwort und holte sich einen Stuhl. Er stellte ihn ans Fenster und sah einfach nur auf das Grün.



    Kim Krüger sah auf, als Alex ins Büro stürmte. „Herr Brandt! Seit wann klopfen Sie nicht an?“ „Chefin, ich glaube ich weiß was passiert ist.“ „Was meinen Sie?“ „Mit Semir. Diese Blutprobe! Diese Ines hat eine Blutprobe ihres Bruders ins Labor geschickt. Vermutlich hat sie die von Semir gegen die ihres Bruders ausgetauscht. Daraus lässt sich schließen, dass das Ergebnis nicht von Semir ist, sondern von diesem Moritz Stender. Deshalb war auch die zweite Probe negativ.“ Kim Krüger setzte sich auf. „Sie meinen, diese Ines hat die erste Blutprobe von Semir gar nicht abgegeben, sondern die von ihrem Bruder?“ „Ja genau, das. Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung von Ines Stender und auch für die von den Brüdern!“ „Und mit welcher Begründung? Sie wissen, das Staatsanwalt Sander sehr triftige Gründe haben will.“ Alex nickte nachdenklich. „Ja sicher… aber ich bin mir sicher, dass Ines Stender etwas mit dem Verschwinden zu tun hat! Chefin, bitte… ich will Semir finden und ich brauche Ihre Hilfe. Egal ob Sie nun auf Wolke 7 schweben oder nicht! Bleiben Sie sachlich und besorgen Sie mir die Durchsuchungsbefehle. Bitte.“ Kim dachte kurz nach. „Also gut, ich werde ihn anrufen.“ Kim griff zum Hörer und wählte die Staatsanwaltschaft an. „Staatsanwaltschaft Büro Sander, Schäfer mein Name!“ „Frau Schäfer, hier ist Kim Krüger. Ich muss Staatsanwalt Sander sprechen!“ „Einen Augenblick, Frau Krüger.“ Es knackte und nur wenig später hörte sie Thomas Sander am Telefon. „Thomas… ich brauche bitte einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung Stender. Und zwar für die von Ines Stender und für die von André und Moritz Stender.“ „Mit welcher Begründung?“ „Herr Brandt ist sicher, dass die Drei etwas mit dem Verschwinden von Herrn Gerkhan zu tun haben.“ „Kim…den Eifer von Herrn Brandt in allen Ehren, aber es gibt keine Beweise dafür! Herr Gerkhan kann sich genauso irgendwo verkrochen haben und auf das Ende warten.“ „Bitte Thomas…“ „Nein. Tut mir Leid, aber das kann ich nicht machen.“ „Okay, Danke Thomas…“ Kim legte auf und sah Alex an. „Herr Sander sieht es nicht für erwiesen, dass die Personen damit etwas zu tun haben. Er geht weiterhin davon aus, dass Semir aufgrund seines niederschmetternden Ergebnis des Bluttests verschwunden ist.“ „Das ist so ein Arschloch! Chefin, Sander will mich und Semir aus dem Polizeidienst entfernen! Ich weiß es. Er will uns ständig Steine in den Weg legen.“ Alex war wütend. „Und warum sollte er das tun?“ Alex stützte sich auf dem Schreibtisch von Kim Krüger ab, beugte sich vor und sah sie ernst an. „Wenn ich das wüsste, dann würde ich dagegen vorgehen. Danke für Ihre Hilfe!“ Er drehte sich um und verließ das Büro.



    Alex lief in seinem Büro auf und ab. Er hatte Andrea über das Ergebnis des heutigen Tages unterrichtet und versuchte sie zu beruhigen. Doch die Hoffnung schwand immer mehr. Sander hatte ihm vier Tage gegeben und die waren fast vorbei. Solange Sander sich weigerte ihm die Durchsuchungsbeschlüsse zu geben, waren ihm die Hände gebunden. Es sei denn….“Gefahr in Verzug“ Ja….er könnte doch annehmen, dass er bei einer Zeugenbefragung Schreie aus der Wohnung von Ines Stender hörte. Das würde ihn dazu berechtigen die Räume zu betreten. Wenn es sich im nach hinein als falsch erweisen würde, war es halt ein vertretbarer Fehler und er würde im Höchstfall ein Disziplinarverfahren bekommen. Verdammt, warum hatte er es nicht gleich gemacht. Er schnappte seine Jacke und verließ das Büro, um die Wohnung von Ines Stender zu durchsuchen. Wenn er dort nichts fand, dann die Wohnung der Brüder. Ja, das war der Plan, den er verfolgen wollte. So kam Andrea nicht in Schwierigkeiten, sondern nur er und wenn er Glück hatte, dann würde er Beweise finden, dass Ines die Stalkerin von Semir war. Alex atmete tief ein. Er wusste schon, dass er das Gesetz ziemlich weit ausdehnte, aber ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen und da er nicht mit Kooperation der Staatsanwaltschaft rechnen konnte, musste er improvisieren. Selbst wenn er dafür seinen Job an den Nagel hängen müsste, so war es für Semir und für ihn hätte er alles getan. Denn er wusste auch, das Semir für ihn alles tun würde um ihn zu finden und zu retten, wenn er in einer solchen Situation wäre. Während der Fahrt dachte er darüber nach, wo Semir wohl untergebracht wurde. Wo konnte man eine Person verstecken, ohne Angst davor zu haben, dass dieser durch Schreie auf sich aufmerksam machte? Wald oder ein Landhaus wo die Nachbarn kilometerweit auseinander wohnten. Abgelegenes Fabrikgelände oder sonst eine Gegend, die nicht belebt war. Doch selbst für diese Möglichkeit gab es zu Hauf Gegenden auf die das zutraf.

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  • Ines wurde nachdem sie wieder zu Hause war, sofort von Moritz aufgehalten. „Und?“ Ines lächelte nervös. Sie kannte natürlich das Ergebnis der Untersuchung schon länger, doch sie hatte es noch geheim halten können. Sie wollte ihrem Bruder nicht sagen, dass er genau wie die Eltern an Krebs sterben würde. „Es ist alles in Ordnung. Du bist kerngesund.“ Sie lächelte ihn an. „Das ist sehr gut. Dein Freund war auch friedlich. Er saß auf einem Stuhl direkt am Fenster und hat nur stur raus gesehen.“ Ines nickte zufrieden und ging zu Semir. „Du warst brav, hab ich gehört.“ Semir nickte. Sie bedachteihm mit einem Kuss, den er nur zaghaft erwiderte. „Was hast du?“ Ines bemerkte, dass ihn etwas bedrückte. „Nichts…“ Semirs Stimme klang fast gleichgültig. „Wirklich nichts? Das sieht nicht aus, wie nichts. Du kannst mir alles sagen.“ Semir schüttelte den Kopf. „Besser nicht, sonst werden deine Brüder noch sauer.“ „Was haben meine Brüder damit zu tun?“ Doch Semir schwieg. Ines nickte. „Okay…ich finde es noch raus. Ich werde gleich für uns kochen. Hast du einen bestimmten Wunsch?“ „Nein…“ Sie sah, dass er aus dem Fenster blickte. Sehnsucht war deutlich zu sehen. „Ich weiß, dass du raus willst. Aber noch ist es zu früh. Wir werden uns einen schönen Abend machen. Also, was möchtest du essen?“ „Ich weiß es nicht. Ich esse alles, wenn es kein Schwein ist.“ Seine Stimme hörte sich resigniert an. Ines nickte und verließ den Raum, doch diesmal schloss sie die Tür nicht ab. „Wenn du möchtest, darfst du mit in die Küche kommen.“ Semir nickte, stand auf und ging hinter ihr her. In der Küche saßen André und Moritz bereits am Tisch und sahen nun auf, als Semir eintrat. „Was soll das, Ines?“ „Er gehört zur Familie und hier im Haus darf er sich bewegen. Er darf nur nicht raus. Setz dich Semir!“ Es klang wie ein Befehl. André schob einen Stuhl vor und sah ihn an. „Hier ist dein Platz!“ Semir setzte sich nur zögerlich. Er fühlte sich gar nicht wohl.



    Ines stellte Semir einen Teller vor. Es roch sehr gut und er hatte Hunger. Seit er hier war, gab es geregelte Essenzeiten und er hatte sich daran gewöhnt. „Ihr habt es schön hier...“ „Nicht reden, essen!“ Moritz sah ihn böse an. „Nun lass ihn doch...“ Ines lachte leise. „Ja, es ist wunderschön hier. Hier werden wir unsere Kinder großziehen.“ Semir hustete, denn er hatte sich verschluckt. „Kinder?“ „Ja natürlich. Ich will mindestens vier Kinder. Zwei Mädchen und zwei Jungen.“ Ines strahlte über das ganze Gesicht. „Dann hoffe ich, dass du den richtigen Mann dafür findest.“ Semir versuchte nicht daran zu denken, dass er als Vater für die Kinder ausgesucht war, doch die Antwort von Ines machte dies zu Nichte. „Du wirst sicher ein wundervoller Vater sein.“ Semir lächelte gequält. „Ich habe bereits drei Kinder. Das reicht mir eigentlich. Wo sind wir hier?“ „Du hast hier keine Fragen zu stellen! Lass nicht den Bullen raushängen!“ Nun mischte auch der zweite Bruder mit. „André hat Recht. Du solltest aufhören Fragen zu stellen. Wir sind hier und wo das ist, ist egal. Du sollst dich einfach damit abfinden.“ Ines pflichtete ihrem Bruder bei. Semir nickte. Er merkte, dass er damit nicht weiterkam. „Du bist also Moritz und du André?“ Die Angesprochenen nickten. „Ich bin Semir. Ich meine, wenn wir schon eine Familie sein sollen, dann sollten wir uns auch mit dem Namen ansprechen. Wir könnten ja mal einen Abend zusammen verbringen und uns näher kennen lernen.“ „Das wird ganz sicher nicht passieren. Wenn du Ines geheiratet hast, bist du zwar ein Familienmitglied, aber deswegen muss ich dich nicht mögen.“ André schob seinen leeren Teller weiter auf den Tisch und stand dann auf. Dann verließ er die Küche. Auch Moritz verließ den Tisch. „Du sollst essen!“ Semir schob sich die letzte Gabel in den Mund und legte es dann auf den Teller. „Ich bin satt.“ „Okay, dann geh in dein Zimmer. Ich komme gleich!“ Semir stand auf und verließ die Küche. Auf dem Flur stand André dicht an der Treppe, die zu seinem Zimmer führte und versperrte ihm so den Weg zur Haustür. Semir lächelte gequält. Er ging die Treppe rauf und setzte sich in seinem Zimmer wieder auf das Bett.



    Alex sah sich aufmerksam um. Die Straße war leer und auch im Haus rührte sich nichts. Er drückte eine Klingel und wartete bis der Türsummer ertönte. „Werbung!!“ Er hörte, ob sich irgendwo eine Tür schloss und registrierte nur wenig später tatsächlich das entsprechende Geräusch. Der Polizist stieg die Treppen hoch und war nur wenig später vor der Wohnung von Ines Stender. Mit dem Dietrich war das Schloss ein Kinderspiel und Alex war froh, dass niemand aus den anderen Wohnungen ihn dabei erwischte, denn dann konnte er sich auch nicht mit „Gefahr in Verzug“ ausreden. Er betrat die Wohnung und sah sich um. Die Wohnung war sauber. Alex ging Raum für Raum durch und sah auch die Ordner, die im Wohnzimmer im Schrank standen. Das Beste wäre, wenn er diese für Susanne mitnahm und die sich damit beschäftigte. Es waren drei Ordner und so konnte er diese unter den Arm klemmen. Nach einer guten Stunde war er fertig und verließ mit den Ordnern die Wohnung. Auch jetzt kam ihm niemand entgegen. Alex warf die Ordner auf den Rücksitz und machte sich nun auf, die Wohnung der Brüder zu durchsuchen. Hier war genau das Gegenteil. Auf dem Boden lagen alte Pizzakartons, Pappbecher und anderen Unrat. Der Ascher quoll über und der Müll stapelte sich in der Küche. Alex rümpfte die Nase, denn der Geruch war extrem, dennoch war er gründlich und durchsuchte alles. Leider war es negativ. Alex verließ enttäuscht die Wohnung und verschloss die Tür. Nur wenig später war er mit den Ordnern wieder im Büro und reichte sie Susanne. „Kannst du mal schauen? Ich hoffe dass wir darin etwas finden.“ „Ja natürlich. Mache ich sofort.“ Susanne nahm die Ordner und stellte sie zunächst auf den Boden. „Hat das Katasteramt sich schon gemeldet?“ „Nein noch nicht. Ich werde gleich noch mal anrufen und Druck machen.“ „Danke Susanne…Einen Ordner nehme ich schon mal!“ Er griff einen Ordner und ging in sein Büro.

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  • So nach einem sehr schönen Familienfest geht es hier nun weiter.


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    Nachdem Semir in seinem Zimmer war, musste er nicht lange warten bis Ines bei ihm war. „Du bist so betrübt. Kann ich etwas dagegen tun?“ Sie streichelte ihn über die Wange. Semir sah sie an. „Darf ich ein Radio haben?“ „Was willst du damit?“ „Ich bin den ganzen Tag allein in dem Raum. Ich habe nichts zu lesen, oder sonst etwas mit dem ich mich beschäftigen kann. Ich…“ Ines sah ihn ernst an. „Du beschwerst dich? Ich werde gleich für die Nacht zu dir kommen und dann können wir uns gemeinsam unterhalten. Ich hätte nichts gegen eine Wiederholung von dem was gestern Nacht passiert ist.“ „Ich will auch mal etwas anderes machen!“ Semir ließ es absichtlich fordernd klingen. „Du willst doch nicht wieder aufmüpfig werden oder?“ „Nein, aber… ich…ich bin allein hier und ich brauche auch Unterhaltung. Was kann denn ein Radio schon machen, oder ein Fernseher?“ „Du bekommst mich. Du hast mich zur Unterhaltung. Mehr brauchst du nicht!“ Ines stand auf und verließ das Zimmer. Sie schloss die Tür und nur wenig später drehte sich wieder der Schlüssel. Semir legte sich auf das Bett. Wieder musste er sich langweilen. Es ging so weitere vier Stunden. Gegen 18 Uhr kam Ines mit dem Abendessen zu ihm. „So essen!“ „Schon wieder? Wir haben doch eben erst zu Mittag gegessen!“ „Hast du keinen Hunger?“ Ines war erstaunt. „Nein…ich will nichts essen.“ Semir begehrte nun auf. „Gut, dann machen wir es uns gemütlich. Möchtest du ein Gläschen Wein?“ „Nein!“ „Semir, du bist ziemlich seltsam. Was ist los mit dir?“ Er sah sie an und druckste zunächst herum. „Ich…Ines…weißt du…ich…muss dir etwas sagen.“ Semir tat als suche er nach den richtigen Worten, was nicht falsch war, denn er wusste genau, dass er sehr vorsichtig sein musste. „Sag schon! Du kannst dich doch frei äußern. Du darfst mir sehr oft sagen, dass du mich liebst.“ Sie lachte auf. „Ines, ich… ich habe eine dunkle Seite…ich ähm…“ Semir sah sie verzweifelt an. Ines lächelte nervös. „Was ist denn?“ „Ja weißt du…also Andrea…meine Frau…sie hat mich verlassen, als ich meine sexuelle Vorlieben zu weit trieb. Sie war ja noch damit einverstanden, dass ich sie ans Bett binde, aber als ich dann noch von ihr Dinge verlangte, die…nun ja…die etwas abartig waren, da…da hat sie….“



    Ines bemerkte die Unsicherheit bei Semir. Sie lächelte sanft. „Du hast sexuelle Vorlieben? Das ist doch gut. Nur keine Angst. Diese Schlampe hat es sicher nicht würdigen können, was für einen wunderbaren Mann du bist. Aber ich bin bereit, alles was du willst, zu erfüllen. Gerade so ausgefallene Sachen sind für mich sehr erregend. Ich werde dir eine Nacht bescheren die du nie wieder vergessen wirst.“ Semir nickte und grinste insgeheim. „Du auch nicht…“ Ines sah ihn strahlend an. „Semir, ich liebe dich wie du bist. Du kannst mir alles anvertrauen. Wollen wir es heute Abend schon ausprobieren?“ Semir nickte leicht. „Aber…deine Brüder. Ich meine, sie könnten es falsch verstehen und…“ Ines lachte auf. „Das ist kein Problem. Ich werde ihnen heute jedem 200 Euro geben und dann können sie wieder spielen gehen. Ich freue mich schon riesig auf den Abend. Wir werden uns sicher sehr vergnügen. Hast du denn auch einen Wunsch, was ich anziehen soll? Soll ich mich als Schulmädchen verkleiden? Zöpfe oder als Nonne? Ich habe so viele Kostüme vom Karneval in meinem Schrank. Du darfst dir was aussuchen.“ Semir dachte kurz nach. „Ich wollte dich gar nicht darum bitten, aber wenn du von dir aus fragst ja…eine Krankenschwester. Ich würde dich dann auf das Bett werfen, dich fesseln und die Kleidung zerreißen. Das turnt mich sehr an und dann werde ich dich glücklich machen.“ Ines stand auf. „Also gut. Ich werde mich nachher als Krankenschwester verkleiden. Ich bin in drei Stunden wieder bei dir. Jetzt werde ich mich mit meinen Brüdern unterhalten und es ihnen schmackhaft machen.“ Semir nickte leicht. Ines verließ den Raum und ließ die Tür diesmal auf. Semir schlich ihr hinterher und während Ines in die Küche ging, ging er zur Tür und prüfte sie. Es wunderte ihn nicht, dass sie verschlossen war.



    Ines ging zu ihren Brüdern die ebenfalls am Essen waren. „So, ihr dürft heute wieder weg gehen.“ „Wie? Was? Seit wann bist du denn so großzügig?“ „André…mir steht meine heißeste Nacht bevor. Und da will ich sicher nicht, dass ihr etwas davon mitbekommt. Jeder 200 und dann dürft ihr wieder nach Mitternacht nach Hause kommen.“ André sah seine Schwester an. „Kommst du mit ihm klar? Ich traue ihm nicht. Seine angebliche Liebe die auf einmal aufgekommen ist, ist mir echt suspekt. Ines…er ist gefährlich. Wenn er flieht, dann wird er sicher zu seinen Kollegen gehen und dann…“ Ines strich ihrem älteren Bruder sanft die Wange. „Nur keine Angst. Er liebt mich wirklich.“ „Also gut…aber wenn er dich verletzt, dann bringe ich ihn um!“ Dies stieß Moritz aus und Ines wandte sich ihm zu. „Nur keine Angst. Es ist alles in Ordnung.“ „Wirklich?“ „Ja wirklich. Ich werde mit ihm schon fertig.“ „Also gut. André und ich werden auch feiern, dass ich ganz gesund bin. Das ist ein Grund zum Feiern.“ André nahm seinen Bruder in die Arme. „Genau, das ist ein triftiger Grund, um die Sau raus zu lassen, den Jackpot zu knacken und eine lange Reise anzutreten.“ Moritz lachte. Ines holte das Geld. „In drei Stunden seid ihr weg und lasst euch heute viel Zeit…“ André sah Moritz nur an und nickte dann. Ines ging zu Semir, der nach wie vor am Tisch saß. „So…die werden in drei Stunden abhauen und sicher nicht so schnell wiederkommen.“ Semir sah sie an. „Du bist richtig gut. Ich liebe dich Ines…du bist wirklich die erste Frau, die ich wirklich liebe.“ Ines wurde rot. „Du bist so süß…“

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Moritz und André machten sich gegen neun am Abend bereit, das Geld ihrer Schwester zu verspielen. „Was ist denn mit der Karte von dem Bullen? Hast du das Konto schon geplündert?“ „Nee…ich hab es nochmal versucht und die Karte wurde eingezogen. Vermutlich haben die Leute in der Bank etwas mitgekriegt.“ Moritz lachte leise und André zuckte zusammen. „Du hast doch wohl nicht einen üblichen Bankautomaten genutzt oder?“ „Na klar! Ich will doch unseren Schwager nicht ganz pleite machen. Die Gebühr sparen weißt du…“ André stöhnte leise auf. „Du bist ein ganz schön dämlicher Idiot! Diese Bankautomaten sind doch alle videoüberwacht! Die haben ein Bild von dir gemacht!“ „Na und…ich bin noch nie bei den Bullen gewesen. Die kennen mich doch gar nicht…“ „Die können aber auf das Melderegister zurückgreifen und dort haben die dein Bild! Verdammt wir müssen tätig werden. Wir werden heute Nacht diesen Burschen weg bringen! Wenn die Bullen dein Bild haben, dann werden sie schnell herausfinden wer du bist und dann packen sie dich. Wir müssen abhauen!“ André war wütend über die Dummheit seines Bruders. „Ines bringt uns um, wenn wir abhauen.“ Moritz hatte große Angst vor seiner Schwester, doch André konnte ihn beschwichtigen. „Nur keine Angst. Ich werde sie schon dazu bringen. Also… ich vermute das der Bursche heute Nacht fliehen will. Warum sonst sollte er darauf bestehen, das wir heute verschwinden?“ Moritz zog die Schultern hoch. „Vielleicht ist er schüchtern?“André lachte laut auf. „Ganz sicher nicht. Nein, der Junge führt was im Schilde. Er wird Ines wehtun und das können wir nicht zulassen. Wenn er abhaut, dann sind wir dran!“ Moritz dachte nach. „Okay, dann werden wir ihn umlegen.“ „Erst werden wir die Flucht verhindern, dann werden wir Ines bearbeiten, damit sie wieder auf unserer Seite ist und anschließend werden wir ihn umlegen. Bzw. wird er sich selbst umbringen. Wir bringen ihn in die Höhle. Die Sache ist mir einfach zu heiß!“ Moritz war einverstanden. Sie verließen in der Tat das Haus und versteckten sich dann nicht weit von der Eingangstür, hinter einer der großen Hecken.



    Ines hatte sich das gewünschte Kostüm angezogen und freute sich auf den schönsten Abend ihres Lebens. Ihr Geliebter wollte ihr eine Ehre erweisen und sie vielleicht heute Nacht schwängern. Schon seit Wochen hatte sie die Pille weg gelassen und hoffte, dass es endlich passierte. Dann würde sie die Hochzeit planen und alles war perfekt. Sie würde mit ihrem Liebsten die Ehe eingehen. Bis das der Tod uns scheidet…. Sie öffnete die Tür und betrat den Raum, in dem sie ihren Liebsten festhielt. Erwartungsvoll saß er auf dem Bett und sah sie an, als sie reinkam. „Whow….die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“ Ines wurde rot. Er warf mit Komplimenten um sich und sie nahm sie sehnsüchtig auf. Er schlug die Decke zur Seite. Sie sah ihn an. Die Gurte waren bereits geöffnet und sie brauchte sich eigentlich nur noch hinzulegen und sich ihm hinzugeben. „Du hast schon alles bereit gemacht?“ „Ja mein Schatz. Du wirst diesen Abend nie wieder vergessen. Das verspreche ich dir.“ Ines lachte auf. „Was hast du jetzt vor?“ „Ich werde dich jetzt mit Gewalt nehmen!“ Ines Augen strahlten und theatralisch hielt sie sich den Arm vor dem Kopf wie sie es in vielen Filmen gesehen hatte. „Oh nein! Hilfe….Hilfe…“ rief sie leise und lachte dabei. Semir packte sie, warf sie aufs Bett und fing an ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Er war froh, dass sie nicht bemerkte, wie es ihm bei dieser Tat ging. Ines bettelte wie ein Vergewaltigungsopfer immer wieder, dass er aufhören sollte. Doch Semir hörte natürlich nicht auf. Er packte ihre Handgelenke und fesselte sie an das Bett. Dann lag sie nackt vor ihm und atmete voller Erregung heftig. „Wenn du fertig bist, dann darf ich dich festbinden…Liebster…ich will ein Kind von dir…ich liebe dich so unendlich.“ Sie war vollkommen in Extase. „Alles was du willst Liebste. Aber ich bin sehr ausdauernd. Es wird sicher ein paar Stunden dauern bis ich fertig bin.“ „Das ist egal.“ Ines bäumte sich auf und schloss die Augen. Gleich war es soweit. Doch plötzlich hörte er auf. Sie öffnete die Augen. „Was machst du denn da?“ „Ich brauche noch etwas…ich bin gleich wieder da!“ Ihr Geliebter verschwand nur ganz kurz und war wieder da. In seinen Händen hielt er einen Gürtel von ihrem Bademantel. „Was willst du denn damit?“ Ines war etwas verwundert. „Ich habe nur etwas geholt, damit ich dich knebeln kann.“ Ines lachte auf, doch es erstarb, als sie seinen Gesichtsausdrück sah.



    „Was tust du denn da?“ „Ich werde mich jetzt aufmachen…hast du wirklich geglaubt, dass ich dich lieben könnte? Ines, bei dir stimmt alles was den Körper angeht, aber ich würde auch mal den Kopf überprüfen lassen.“ Semir versuchte seine Stimme neutral klingen zu lassen, dennoch schwang ein bisschen Hohn mit. „Das kannst du nicht tun! Du darfst mich nicht verlassen! Semir…ich liebe dich!! Du kannst nicht einfach gehen! Mach mich sofort los!! Hörst du nicht? Mach mich los!! Sofort!!!“ Die Stimme von Ines überschlug sich regelrecht. Die Wut schien groß in ihr. „Tut mir Leid, Ines…leb wohl!“ Semir knebelte Ines und verließ den Raum. Ines zerrte wütend an den Fesseln, doch er wusste nur zu gut, dass sie die Gurte, genau wie er, nicht lösen konnte. Nun blieb nur zu hoffen, dass er den Schlüssel fand und verschwinden konnte. Tatsächlich war der Schlüssel schnell gefunden und er öffnete die Tür, doch wie von einer Mauer gestoppt, blieb er stehen und sah in das Gesicht von Moritz Stender. Dieser erkannte sofort die Gefahr und schlug einfach zu. Semir versuchte sich unter der Faust wegzutauchen, doch es gelang ihm nicht zeitig und so striff die Faust sein Ohr. „Du willst doch wohl nicht abhauen oder? Wo ist Ines?“ Der Mann packte ihn und hob ihn leicht hoch. Semir erholte sich von der Schrecksekunde und hob sein Bein. Er traf Moritz empfindlich und dieser ließ ihn direkt los. Semir fiel zu Boden und wollte sich aufraffen, als ihn ein Tritt in die Rippen wieder zu Boden brachte. Der zweite Bruder hatte sich nun eingemischt. Der Hauptkommissar brauchte eine Weile, bis er sich erholt hatte und diese Zeit nutzten die Brüder. Sie packten ihn. André drehte ihm die Arme auf den Rücken und Moritz stellte sich, nachdem die Schmerzen abgeebbt waren, direkt vor ihn hin. Er sah ihn böse grinsend an und schlug zu. Die Faust traf Semir in den Magen und er schrie unvermittelt auf. Er wollte sich krümmen, doch da André ihn festhielt klappte das nicht. Noch zweimal schlug Moritz zu und dann griff er in die Hosentasche. Semir sah ganz kurz auf das Gerät. Es war ein Schocker und schon spürte er ihn auf seiner Haut. Er stieß einen heiseren Schrei aus als das Gerät aktiviert wurde.

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  • Ines sah auf, als die Tür sich öffnete und ihr älterer Bruder herein kam. Wütend zerrte sie an ihren Fesseln Sie war nackt und schämte sich dafür. André löste die Fesseln und sie zog den Knebel ab. „Wo ist er?“ „Nur keine Angst, er erholt sich von seiner verdienten Prügel. Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du kannst dich doch von ihm nicht fesseln lassen!“ André war wütend über die Leichtsinnigkeit seiner Schwester. „Er sagte, dass es ihn anmacht. Ich wollte doch nur, dass er mich liebt und ich dachte wirklich, dass er es auch tut. Aber das wird er bezahlen, das schwöre ich dir! Das hat er nicht umsonst getan.“ Sie stieg aus dem Bett, ging ins Bad und nahm sich eines der großen Handtücher um ihre Blöße zu verdecken. In ihren Augen loderte die Wut über diese Erniedrigung, die ihr, ihr Geliebter hatte zukommen lassen. „Wo ist er?“ „Moritz hält ihn fest.“ Ines ging aus dem Raum und sah wie Moritz Semir mit den Elektroschocker folterte. „Hör auf! Du bringst ihn ja um!“ Ines sah ihren jüngeren Bruder wütend an. „Du hast ihn verletzt? Bist du wahnsinnig? Ich liebe ihn doch!“ Moritz ließ Semir los, der zu Boden ging und zunächst reglos liegen blieb. „Ich frage mich, wer hier wahnsinnig ist. Er ist ein Bulle! Und du denkst, er liebt dich wirklich? Du bist es, die nicht ganz richtig tickt. Er wollte abhauen und was meinst du, hätte er dann getan? Glaubst du wirklich, er hätte es einfach vergessen? Er wäre mit seinen Leuten hier her gekommen und dann wären wir in den Knast gegangen!“ Moritz war außer sich. „Bringt ihn wieder in sein Bett und bindet ihn fest!“ Ines ging in ihr Zimmer, während ihre Brüder den halb bewusstlosen Semir wieder ins Bett brachten und ihn festmachten. Sie brauchte eine ganze Weile bis sie sich wieder beruhigt hatte. Nach einer guten Stunde ging sie wieder zu Semir, der die Augen geschlossen hatte, aber sie erkannte dennoch, dass er wach war. „Du bist sehr böse, Darling. Glaubtest du wirklich, so einfach entkommen zu können? Du hast mich wirklich sehr schwer enttäuscht. So lasse ich mich nicht behandeln. Von niemandem, verstehst du? Aber ich habe die richtige Strafe für dich. Meine Brüder haben Recht. Du tust uns nicht gut…“



    Semir sah Ines an. Die Schmerzen loderten im ganzen Körper. „Ines…deine Brüder sind der Grund für meine Flucht! Sie wollen mich umbringen. Sie haben es mir gesagt…sie wollten mich töten, weil sie denken, dass ich nicht der richtige Mann für dich bin. Ich habe Angst um mein Leben…“ Die Stimme ihres Geliebten klang verängstigt und schmerzverzerrt. „Bitte was? Denkst du ich glaube dir? Oh nein, der Zug ist abgefahren! Das, was du mir gesagt hast, als du mich geknebelt hattest, klang nicht nach Angst vor meinen Brüdern. Mir reicht es jetzt! Du bist wie alle anderen Männer. Aber ich werde dir zeigen, dass ich mir nichts gefallen lasse. Ich werde dich töten! Du wirst von mir solange Gift bekommen, bis du tot bist. Gefällt dir diese Option mehr? Weißt du, deine Blutprobe ist nie ins Labor gegangen. Stattdessen die meines Bruders Moritz. Er ist es, der sterben wird…nicht du. Aber das wird niemand erfahren. Niemals…“ Höhnisch lachte sie auf. „Schade, ich dachte wirklich, dass du mich liebst. Aber du hast mich auf jeden Fall zum letzten Mal angelogen. Du wirst es nie wieder tun. Nie wieder, Liebster….nie wieder…“ Ines verließ den Raum wieder. Sie war zu tiefst gedemütigt worden und das würde sie sich nicht gefallen lassen. Sie ging in ihr Zimmer. „Ines?!“ André rief sie. „Was willst du?“ „Wir müssen reden.“ Ines öffnete die Tür und ließ ihren Bruder rein. André sah sie an. „Wir müssen ihn loswerden. Ich habe von Daniel erfahren, das heute sein Kollege bei uns war und bei dir sicher auch. Moritz hat Scheiße gebaut. Er hat die Kreditkarte von ihm genutzt und Geld fürs Spielen abgeholt. Die sind uns auf den Fersen. Wir müssen abhauen!“ Ines schluckte. „Ich will ihn bestrafen!“ „Das kannst du auch. Ich habe mir etwas überlegt. Was hältst du davon ihn im Steinbruch unterzubringen? Dort wird ihn keiner finden“ Ines sah ihn an. „Und was für eine Strafe ist das? Er hat mich gedemütigt! Er muss bestraft werden! Obwohl, eigentlich hast du Recht. Von mir aus soll er im Steinbruch krepieren. Ja…das ist eine Strafe… Du musst ihn betäuben. Ich habe noch etwas Morphin hier!“ André nickte. Zufrieden verließ er seine Schwester und stieß auf dem Flur mit Moritz zusammen.



    Moritz knetete nervös seine Hände. Er wusste genau, das André jetzt Ines erzählte, was er getan hatte und er wusste auch, das Ines sicher böse werden würde. Doch als André aus dem Raum kam, sah er sehr zufrieden aus. „Und?“ „Sie ist einverstanden. Du und ich werden ihn gleich in die Höhle bringen und dort wird er sterben. Sie ist stinksauer.“ Moritz nickte nachdenklich. „Ist sie auch sauer auf mich?“ „Nein, das ist sie nicht. Sie hat selbst eine Dummheit gemacht. Mit ihrem Liebeswahn hat sie uns in Gefahr gebracht. Sie will ihm nachher Morphin geben. Damit ist er ruhig gestellt. Wir bringen ihn in die Höhle, binden ihn an. Dann bringen wir ihm einmal am Tag Trinken und Essen und er bekommt Nachschub von Morphin.“ André grinste. Moritz bemerkte, dass sein Bruder was im Schilde führte. „Was hast du?“ „Ich habe ehrlich gesagt, keinen Bock ihn zu versorgen. Ich werde ihm etwas mehr von dem Zeug spritzen und dann wird er gen Himmel fahren.“ Moritz schüttelte den Kopf. „Du darfst sie nicht sauer machen. Du weißt wie sie reagiert, wenn du nicht tust was sie will. Ich mache das für dich. Ich habe ihm eh versprochen, dass ich es ihm zeigen werde, was ihm blüht, wenn er mit ihren Gefühlen spielt. Das hat sie nicht verdient!“ André zog die Schultern hoch. „Gut, mach das. Wir bringen ihn, sobald er pennt, in die Höhle und Schluss. Danach werde ich gehen.“ Moritz nickte. „Sehen wir uns wieder?“ „Das weiß ich nicht. Du kannst mitkommen, wenn du willst.“ „Nein, ich lasse Ines nicht im Stich. Sie hat alles für mich gemacht. Den Bluttest und all das andere, wenn es mir nicht gut ging. Ich bleibe bei ihr.“ André lächelte leicht. „Wenn ich den Jackpot in Las Vegas geknackt habe, komme ich zurück und dann werden wir wieder zusammen wohnen.“ „Ich wünsche dir sehr viel Glück, André. Ich werde dich bestimmt vermissen.“ „Ich dich auch. Pass nur auf dich und Ines auf.“ Moritz lächelte leicht. „Klar. Es wird alles gut gehen und wenn der Kerl erst einmal seine Lektion gelernt hat, ist er eh nicht mehr zu gebrauchen. Bist du sicher, dass er die Fesseln nicht losbekommt? Ich meine, die Felsen sind rau und Seile lassen sich durchsäbeln.“ Sein Bruder lachte laut auf. „Seile ja…aber das Paketband ist sehr stabil.“ André hob eine Rolle Paketband aus Sisal hoch.

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  • Semir sah auf, als Ines wieder ins Zimmer kam. „Ines…bitte glaube mir. Ich hatte nur Angst. Ich liebe dich, wirklich...ich…“ „Hör auf!! Du lügst! Ich habe die Beiden gefragt. Deine Kollegen suchen nach uns und das ist gefährlich!“ Ines sah ihn mit vor Wutglühenden Augen an. Dann zog sie eine Spritze hervor. Semir versteifte sich. „Nein…nicht Ines...bitte…ich will das Zeug nicht…bitte….“ „Das ist Morphin. Weißt du, wie es wirkt? Es macht dich müde und wenn du zu viel davon bekommst, dann stirbst du…“ Semir sah sie an. „Warum glaubst du mir nicht?“ Ines stutze kurz. „Meine Brüder würden nie gegen mich arbeiten. Sie habe viel zu viel Angst vor mir. Du sagst es nur, damit ich ihnen misstraue. Aber damit kommst du nicht durch. Du wirst für deinen Verrat an mir sterben. Jeden Tag ein bisschen mehr…“ Semir erschauderte als er den Plan hörte. „Aber bevor du stirbst, wirst du erfahren, dass es sehr böse war, mich überhaupt zu hintergehen. So etwas macht keiner mit mir. Niemand darf das! Auch du nicht!“ Sie zog einen kleinen Totschläger hervor und Semir erschrak. Er wusste nur zu genau, was für Wunden so ein Gerät anstellen konnte. Es hieß nicht umsonst Totschläger. „Ines…ich…ich…“ er suchte nach den richtigen Worten, doch sie schien ihn zu ignorieren und hob langsam die Hand mit dem Schläger. Dann sauste die Hand runter und Semir spürte nur noch einen Schlag gegen sein linkes Schienbein. Er schrie auf. „Schrei nur! Ich habe auch um Hilfe geschrien! Ich habe immer wieder gebettelt, dass mein Vater aufhört, aber er hat es nicht getan! Er hat immer wieder zugeschlagen. Immer wieder! Weißt du warum? Er wollte mir so zeigen, dass ich nicht erwünscht war. Dass ich mich an Regeln zu halten habe! Ich habe mir seit damals geschworen, dass mich nie wieder ein Mann verletzten wird! Du hast mich verletzt!“ Sie schlug erneut zu. So ging es einige Augenblicke und Semir spürte nur noch Schmerzen. Er konnte seinen Kopf nicht schützen, doch Ines wollte ihn anscheinend nicht wirklich verletzen. Nur Schmerzen herbeiführen und das tat sie, indem sie ihm lediglich auf die Beine und Arme schlug. Nach einigen heftigen Schlägen wünschte sich Semir die Dunkelheit und Schmerzlosigkeit der tiefen Bewusstlosigkeit herbei, doch die ließ auf sich warten.



    André und Moritz hörten die Schreie und stürmten ins Zimmer. Sie sahen, wie Ines auf den Mann einschlug. André sprang auf Ines zu, als sie ein erneutes Mal ausholte und hielt ihren Arm fest. „Spinnst du denn total?!“ Er zwang sie ihn anzusehen, indem er an ihrem Kinn griff und den Kopf hochdrückte. „Ines… wenn er tot ist, dann hilft uns das überhaupt nicht mehr! Du musst zurück schrauben! Du musst dich beherrschen!“ Ines atmete tief durch. Sie warf den Schläger weg und verließ den Raum. André sah etwas mitleidig auf den Mann. Er beugte sich zu ihm runter und raunte in sein Ohr: „Hör zu, falls man uns erwischen sollte, will ich dass du weißt, dass ich dir geholfen habe. Ich habe dir dein Leben gerettet. Ich bin André. Verstanden?“ Der Verletzte nickte leicht. „Okay, ich werde sie gleich bitten, dir etwas gegen die Schmerzen zu geben. Sie ist die Einzige die das kann.“ „Nein…nein… sie will mich… vergiften…“ stieß der Mann angestrengt aus. André lachte leise. „Sie wird es ganz sicher nicht tun. Dafür liebt sie dich einfach zu sehr.“ „Das denken Sie, Ihre Schwester braucht Hilfe. Wenn Sie mir helfen, dann kann ich ihr helfen. Lassen Sie mich gehen, bitte…helfen Sie mir…“ André sah dem Mann an, dass er starke Schmerzen hatte, doch die hatte er sich selbst zuzuschreiben. „Wenn du sie nicht so hintergangen hättest, wäre es nicht passiert.“ Ines kam erneut in den Raum und hielt eine Spritze bereit. „Was ist da drin?“ André war doch etwas misstrauisch geworden. „Das ist Morphin. Ich hab es ihm versprochen. Er wird einschlafen und keine Schmerzen mehr haben.“ André sah den seltsamen Glanz in ihren Augen. „Willst du ihn wirklich umbringen?“ „Hat er dir das gesagt? Er hat das gleiche von euch behauptet. Er will ein Keil zwischen uns drängen und ich hätte ihn fast geglaubt. Aber er wird es nie wieder versuchen. Sobald er schläft gehört er dir!“ Ines lachte irre und ging zu Semir ans Bett, der sie flehend ansah. „Bitte nicht… Ines… bitte…“ Doch sie ließ sich nicht beirren. Mit sicheren Griffen setzte sie ihm die Spritze. Semir spürte sich seine Empfindungen veränderten. Die Schmerzen verschwanden und er wurde müde. Nur wenig später schlief er tief und fest. „Ihr könnt ihn wegbringen!“ Moritz sah seine Schwester an. „Und was machst du?“ „Ich brauche frische Luft! Ich bin für ein paar Stunden in der Stadt.“ Ines verschwand.



    Einige Stunden später brachten André und Moritz den Exgeliebten ihrer Schwester in den Steinbruch. Dieser schlief tief und fest und bekam nicht mit, was mit ihm geschah. André und Moritz ächzten, als sie endlich das Ziel erreicht hatten. Ziemlich unsanft ließen sie den Mann fallen, der hart auf die Steine schlug. Moritz packte ihn und zog ihn dicht an die Wand. Dann klemmte er eine Hand von Semir zwischen Ring und Wand, holte die Rolle Paketband hervor und fing an die Hände mit dem Ring zu verbinden. Das Paketband zog er dabei eng an. Es war reißfest und auch nicht so einfach zu durchzubeißen. André sah seinem Bruder beim Tun zu. „Ich geh schon mal raus! Wenn du fertig bist, komm zu mir!“ André drehte sich um und verschwand. Er sah nicht wie Moritz ihm hinterher grinste. „Ich bin gleich soweit.“ Moritz wartete noch ein paar Minuten und war sich sicher, dass sein Bruder bereits den Weg zum Wagen zur Hälfte abgeschritten hatte. Er sah höhnisch auf den Polizisten, der vor ihm am Boden saß. Er schlug ihm leicht ins Gesicht. „So…ich hatte dir ja versprochen, dass ich dich umbringen werde, wenn du sie noch einmal verletzt. Du hast sie mehr als verletzt. Du hast sie gedemütigt. Das kann ich nicht zulassen.“ Er holte seinen Elektroschocker, den er immer dabei hatte, hervor. Er hockte sich vor dem gefesselten Mann hin und sah ihn an. „Ich finde, du solltest dich nicht weiter fortpflanzen. Die Welt ist sicher besser dran, wenn nicht so viele Bullenkinder auf der Welt sind, findest du nicht auch?“ Doch der Mann nahm ihn nicht wahr. „Weißt du was…So macht es gar keinen Spaß. Ich will seine Angst sehen und deshalb werde ich es morgen machen. Heute wirst du erst einmal in deinem neuen Zuhause bleiben. Morgen bringe ich dir was zu essen und dann werden wir uns unterhalten. Dann bist du klarer.“ Er steckte seine Waffe wieder ein und ging zum Ausgang. Der Bulle würde sicher noch eine ganze Weile dahindämmern. „Wir können fahren“ Moritz und André verschwanden und überließen ihrem Exschwager in Spe seinem Schicksal.

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  • Alex kam ins Büro und wurde sofort von Susanne aufgehalten. „Das Katasteramt hat sich gemeldet. Es gibt ein Grundstück, was auf die Familie Stender eingetragen ist. Es liegt in Burscheid, An der Waldmühle 3. Das ist ein ziemlich abgelegener Ort.“ „Danke Susanne! Ich sehe mich dort mal um! Kein Wort zu Sander oder Krüger!“ Susanne nickte und Alex rannte raus. Endlich gab es eine Möglichkeit, wo Semir sein könnte??? und er wollte so schnell es ging hin. Nur wenig später hörte Susanne den Mercedes vom Hof rasen. Kim Krüger kam aus dem Büro. „Wo ist Brandt?“ „Er ist zu einer Zeugin gefahren, die den Unfall von Semir angeblich gesehen hat und auch den Wagen, mit dem er weg gebracht wurde.“ „Okay…wenn er zurück ist, dann soll er sich sofort bei mir melden!“ „Ich werde es ihm sagen.“ Kim Krüger verschwand wieder in ihr Büro. Susanne schüttelte nur den Kopf und fing an die restlichen Ordner von Ines zu durchsuchen. Sie fand diverse Zeitungsausschnitte und stutzte leicht. Diese Zeitung informierte über einen grausamen Kindesmissbrauch, der jahrelang dauerte. Es ging dabei um einen Mann, der seine Tochter, die mit einer Gaumenspalte zur Welt kam, mehrfach vergewaltigte und sie in den Keller sperrte, wo sie gefunden wurde. Völlig verstört und verdreckt. Nur wenig später starb der Mann im Gefängnis an einer Krebserkrankung. Die Mutter des Mädchens war schon vorher an Krebs verstorben. Susanne stutzte. Die Eltern von Ines, André und Moritz waren ebenfalls an Krebs gestorben und Ines hatte diese Gaumenspalte. Für Susanne war klar, dass es in diesen Artikeln um Ines ging. Sie war das Mädchen, welches schon als Kind die Hölle durchmachen musste. Doch wieso war nichts in Polizeiakten zu finden? Wenn die Presse davon wusste, dann musste doch eine Anzeige geschaltet worden sein. Irgendwie tat das Mädchen ihr Leid. Doch dann dachte sie wieder an Semir. Wenn die Frau wirklich Semirs Stalkerin war, dann war sie nicht zu bedauern. Für Straftaten gab es nie gute Gründe, egal was man als Kind erlebt hatte.



    Alex kam an der Hütte an. Er hatte den Wagen extra etwas weiter abgestellt, um nicht aufzufallen. Während der Fahrt, hatte er bereits festgestellt, dass es hier weit und breit keine Anwohner gab. Das perfekte Versteck für ein Entführungsopfer. Er wusste genau, dass wenn er hier keine Spuren fand, von Sander sicher kaltgestellt wurde. Er würde ihn suspendieren und ein Disziplinarverfahren anhängen. Vielleicht sogar vollkommen aus dem Polizeidienst entfernen. Damit hätte Sander dann sein Ziel erreicht. Er ging den Weg hoch und sah sich aufmerksam um. Die Hütte war recht groß und Alex zog seine Waffe, als er das Haus erreicht hatte. Er sah durch das Fenster, aber er konnte nichts erkennen. Der Raum schien nicht bewohnt zu sein. So ging er um die Hütte herum und sah in jedes Fenster. Als er die Tür erreicht hatte, sah er das dicke Schloss davor. Die Bewohner schienen nicht da zu sein. Alex zögerte nicht lange und nahm seinen Dietrich hervor. Das große Vorhängeschloss war schnell geknackt und er betrat nur wenig später die Hütte. Sie war wirklich sehr groß. Der erste Raum war die Küche. Sie war aufgeräumt. Alex ging weiter. Die Hütte hatte zwei Stockwerke. Unten war außerdem das Wohnzimmer, doch wirkliche Spuren fand er nicht. So erklomm er die Treppen und ging nach oben. Hier gab es vier Räume und Alex ging einen nach dem Anderen durch. Er horchte immer wieder, ob er jemanden kommen hörte, doch es blieb ruhig. Als er den dritten Raum betrat zuckte er zurück. Überall hingen Bilder von Semir an der Wand. Ein kleiner Schrein, auf dem das Bild seines Kollegen stand, war mit Kerzen eingerahmt. „Das ist krank!“ Alex ging weiter. Noch einen Raum hatte er. In diesem stand ein Bett, wie er es aus dem Krankenhaus kannte. Im direkt angrenzenden Bad fand er die Hygieneartikel von Semir. Also doch! Semir war hier. Aber wo war er jetzt? Was konnten die Typen mit ihm angestellt haben?



    Alex fuhr, nachdem er alles gesichert hatte, zurück zur PAST und stürmte direkt in das Büro von Kim Krüger. Auch Sander war wieder anwesend. „Brandt! Was zum Teufel haben Sie getan?“ Kim fauchte ihren Kollegen an. „Ich habe nach Semir gesucht. Ich habe die Hütte, die auf die Geschwister Stender eingetragen ist, durchsucht! Und ich habe Spuren gefunden. In der Hütte standen Semirs Hygieneartikel! Und eines der Zimmer war voll mit Semirs Bildern! Ich habe die Stalkerin gefunden! Es ist Ines Stender und ihre Brüder Moritz und André hängen sicher auch mit drin! Wir müssen etwas unternehmen!!“ Kim sah zu Sander. Dieser hatte die Beine übereinander geschlagen und besah sich seine Fingernägel. „Herr Brandt…die Zeit ist abgelaufen. Sie haben nur noch einen Tag. Soll ich Ihnen aufgrund dieser vagen Beweismittel wirklich einen Haftbefehl ausstellen? Die Hygieneartikel kann jeder gekauft haben. Die werden sicher nicht nur von Herrn Gerkhan benutzt und das so viele Bilder von ihm dort hängen, kann ja auch bedeuten das….“ Die Stimme klang gelangweilt. „Thomas! Es reicht! Es sind für mich genügend Beweise! Herr Brandt, haben Sie eine Ahnung, wo sich diese Ines Stender aufhält?“ „Nein, leider nicht. Ich bitte Sie mir ein paar Kräfte mitzugeben, damit ich die Wohnungen überwachen lassen kann. Vielleicht tauchen die Drei dort wieder auf. Die Hütte nehme ich mir selbst vor“ „Nein! Das geht nicht!“ Thomas Sander sah Kim wütend an. „Ich bin einverstanden! Nehmen Sie sich Verstärkung mit!“ Kim erwiderte den Blick von Sander ohne mit der Wimper zu zucken. „Kim, du kannst dich nicht über meine Entscheidung hinwegsetzen! Ich bin dein Vorgesetzter und ich bestimme, wer wann verhaftet wird!“ „Nein! Du hast Brandt vier Tage gegeben. Er hat noch einen Tag und ich werde ihn sicher nicht blocken! Wenn es dir nicht passt, kannst du ihn ja suspendieren und mich gleich dazu!“ Thomas Sander sah sie an. „Also gut. Die Wohnungen werden überwacht. Aber wenn wir bis morgen nichts haben, dann ist der Fall erledigt!“ Alex sah zu Kim und lächelte dankbar. Der Tag neigte sich dem Ende zu, doch diesmal konnte Alex mit dem Tag einigermaßen zufrieden sein. Er hatte endlich eine Spur zu Semir.

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  • Semir kam erst am nächsten morgen langsam zu sich und bemerkte, dass sich seine Umgebung stark verändert hatte. Er lag in keinem Bett. Der Boden hier war hart und nass. Es war dunkel hier an dem Ort, wo er sich befand. Semir erinnerte sich, dass er fliehen wollte und es sogar fast geschafft hatte. Wären die Brüder nicht aufgetaucht, dann wäre er jetzt schon wieder bei seinen Freunden und seiner Familie. Er bewegte seine Hände und spürte die festen Seile, die tief in sein Fleisch schnitten. Sie aufzubekommen würde nicht einfach werden, aber damit wollte er anfangen, wenn er sich besser fühlte. Er versuchte mit den gefesselten Händen die Umgebung zu ertasten. Alles um ihn herum war kalt und hart. Es fühlte sich wie Stein an. Übelkeit stieg in ihm auf und er ahnte schon, dass es eine Nebenwirkung von dem war, was Ines ihm gespritzt hatte. Morphin hatte sie gesagt. Semir wusste, dass es ein starkes Schmerzmittel war und dass es auch zur Betäubung diente. Doch noch etwas fiel ihm ein. Ines sagte ihm, dass er nicht krank war. Er würde nicht an dieser Krankheit sterben. Es war der jüngere ihrer Brüder, der diese Krankheit in sich trug. Vielleicht konnte er dieses Geheimnis für sich nutzen, denn Ines würde es ihrem Bruder niemals sagen. Das hatte sie ihm prophezeit. Nun musste er nur hoffen, dass ihn die Brüder versorgten. Genau in diesem Augenblick sah er ein Licht auf sich zukommen. Es war eine Taschenlampe, die ihn nun direkt in die Augen leuchtete. Semir schloss geblendet die Augen. „Hey…bist ja wieder wach. Schön…dann werde ich dich jetzt noch ein wenig bearbeiten.“ Semir erkannte Moritz und er wusste genau, was der Mann ihn damit sagen wollte. Moritz hatte ihn Rache geschworen, wenn er Ines verletzte und sie war verletzt worden. Semir zog sich zusammen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.




    Moritz hockte sich vor Semir hin. „So Semir…. Nun werden wir uns mal unterhalten. Ich habe dir ja versprochen, dass ich dich bestrafe, wenn du meine Schwester übel mitspielst und du hast ihr übel mitgespielt. Sehr übel. Sie hat den ganzen Tag geweint. Das war nicht gut.“ Er zog einen Schlagring hervor und schob ihn über seine Finger. „Hören Sie…Moritz…ich…ich…“ Moritz nahm seine freie Hand und legte Semir den Finger auf die Lippen. „Psst…nicht reden. Ich will kein Wort der Entschuldigung hören.“ „Ich will mich nicht entschuldigen. Ich will Ihnen nur sagen, dass Ihre Schwester Ihnen etwas verheimlicht. Sie können sie ja fragen.“ Moritz sah den Mann an. „Was soll sie mir denn verheimlichen?“ „Sie werden in drei Jahren sterben…das ist das Ergebnis der Blutuntersuchung.“ Moritz schluckte, doch dann lachte er. „Das war eine ganz dumme Lüge. Ines sagte mir, dass ich gesund bin. Sie würde mich nie anlügen.“ „Sie hat Sie angelogen. Sie hat es mir gesagt. Moritz ich habe keinen Grund Sie anzulügen. Ich kann Ihnen helfen. Lassen Sie mich frei. Bitte…ich werde ein gutes Wort einlegen und …aaaaaaaaaahhhhhhhrrrggg“ Moritz schlug zu. Seine Faust ging in die Rippen des Polizisten und durch den Schlagring wurde die Wirkung verstärkt. „Du sollst nicht lügen!! Du bist ein verdammter Bulle und Bullen sagen nie die Wahrheit!“ Moritz war außer sich. Der Polizist brauchte eine Weile, bis er sich von dem Schlag erholt hatte. „Ich lüge nicht…ich schwöre…..“ kam gequält hervor. Moritz holte erneut aus. Diesmal schlug er ihm in die Nieren. Semir schrie laut auf. „Du lügst!“ „Nein…nein…“ Die Faust ging ins Gesicht des gefesselten Mannes und der Kopf knallte durch die Wucht gegen die felsige Wand. Blut trat aus einer Platzwunde am Kopf hervor und lief langsam an der Schläfe runter. „Ich … lüge nicht…“ wiederholte der Mann. Moritz wurde nachdenklich. Warum sollte der Mann lügen, obwohl er ihm schlug? Nein, hier stimmte etwas nicht. Er stand auf und ging aus der Höhle.




    Semir sah dem Mann nach. Er wartete noch eine Weile und zerrte dann an den Fesseln, doch ihm war klar, dass er die nicht allein lösen konnte. Aber jetzt lohnte es sich wieder zu kämpfen. Jetzt hatte er wieder eine Zukunft. Ein paar Tage? Der Mann sprach von ein paar Tagen? Was hatte die Männer noch mit ihm vor? Wenn es nach diesem André ging, sollte er doch freigelassen werden. Aber was dieser Moritz äußerte, dann war es nicht so. Aber was hatte dieser Moritz vor? Da er sich nicht umsehen konnte, horchte er, ob er etwas Besonders hörte. Und tatsächlich gab es ein Geräusch in diesem Bereich, in dem er sich befand, es tropfte. Es klang, als würde Wasser sich den Weg durch das Gestein bahnen. Semir lehnte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die Schmerzen in seinem Körper waren so weit unter Kontrolle, dass es ihn kaum noch störte. Seine Gedanken gingen zu seinen Freunden. Was hatte Alex schon unternommen, um ihn zu suchen? Suchte man ihn überhaupt? Vielleicht hatte Ines auch hier dafür gesorgt, dass man ihn nicht vermisste. Er fing an zu frieren. Außer seinem Trainingsanzug, den er von Ines bekommen hatte, trug er nichts. Die Steine in der Höhle waren kalt, nass und es schien auch draußen kalt zu sein. Es musste jetzt früh am Morgen sein. Vielleicht sieben oder acht oder gar noch früher. Was hatte Moritz noch mit ihm vor? Was war mit Ines? Würde sie ihm das Gift wirklich spritzen? Vielleicht konnte dieser André sie davon abhalten. Aber auch von Moritz ging Gefahr aus. Wenn die Beiden sich vereinten, dann hätte er sehr schlechte Karten. Wieder zerrte er an seinen Fesseln. Doch es war einfach ohne Erfolg. Semir tastete die nächste Umgebung des Ringes ab. Den würde er sicher nicht aus der Wand ziehen können und die Fesseln schienen aus Sisal zu sein. Das konnte man durchscheuern. Es würde sicher eine Weile dauern, aber er konnte sie durchscheuern. Er fing an seine Hände soweit es ging gegen die steinige Wand zu drücken und seine Handgelenke bzw. seine Fessel daran zu reiben.

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  • Moritz fuhr zur Hütte zurück. Doch bevor er dort ankam, klingelte sein Handy. „Ja?“ „Ich bin es. Hör zu, ich war eben kurz an der Hütte und wollte mich von euch verabschieden. Aber ich habe da einen Kerl gesehen. Ich vermute, dass es ein Kollege von Semir war. Seid vorsichtig und verschwindet dort.“ Moritz hörte an der Stimme seines Bruders, dass er sich sorgte. „Okay, danke. Ich werde mit Ines darüber sprechen.“ Er parkte seinen Wagen etwas weiter von der Hütte weg und sah sich ständig um, während er auf die Hütte zuging. Dann ging er hinein. Ines war noch immer nicht zurück, doch er bemerkte, dass jemand in der Hütte gewesen war. Genau wie André gesagt hatte. Moritz atmete tief durch. Er sah sich um und stellte zufrieden fest, dass hier kein ungebetener Gast war. Dann fing er an den Frühstückstisch zu decken. Er wollte mit Ines zusammen frühstücken. Moritz dachte darüber nach, was Semir ihm gesagt hatte. Ines kam herein. „Whow… wie komme ich denn zu dieser Ehre?“ Sie lachte ihren Bruder an. „Ich möchte mit dir reden.“ Moritz sah sie an. „Klar, worüber?“ „Über Semir. Und darüber, dass du mich anlügst.“ Ines lächelte leicht. Sie zog sich eine Strähne aus dem Gesicht.„Warum? Er hat mich betrogen und belogen und dafür muss er zahlen. Die Spritze war gut gefüllt und er wird sicher eine ganze Weile damit zu kämpfen haben.“ „Ich war bei ihm und weißt du was er mir erzählt hat?“ „Im Wahn? Semir ist doch völlig high gewesen. In diesem Zustand erzählt jeder irgendwelche Dinge.“ Ines lachte leise. „Du willst ihn umbringen nicht wahr?“ Ines nickte. „Er muss verschwinden. Es ist auch in deinem Interesse. Du hast ihn entführt und misshandelt. Was meinst du, was er mit dir macht, wenn er frei ist? Du wirst ins Gefängnis gehen. Ich werde es verhindern! Ich will nicht, dass du im Gefängnis stirbst, denn er wird dafür sorgen, dass du für immer hinter Gitter kommst. Genau wie André. Er wird keine Gnade walten lassen.“ Ines wandte sich von ihm weg. Moritz lächelte verzerrt. „Du bist wieder meine Retterin nicht wahr? So wie immer. Du bist immer meine Retterin. Warum lügst du mich dann an?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Ich weiß nicht was du meinst.“ „Warum hast du mir nicht gesagt, dass ich sterben muss?“ Die Stimme von Moritz wurde leise und Ines schluckte schwer. Sie sah zu Boden. „Mo…ich… ich wollte es dir sagen, aber… ich wusste nicht wie. Von wem weißt du es?“ „Von ihm. Von deinem Geliebten. Er hat es mir gesagt, als ich ihn in die Höhle gebracht habe. Sag mir dass er lügt! Bitte… ich will nicht sterben. Bitte, sag mir das er lügt!“ Ines senkte den Kopf. „Mo… Das kann ich nicht. Ich…wollen wir essen?“ Sie wechselte das Thema und lächelte ihn an. „Nein. Ich will wissen, warum du es mir nicht gesagt hast. Oder hat er gelogen?“



    Ines schüttelte den Kopf. „Nein… er hat nicht gelogen. Die Blutprobe, die ich als die seine abgab, war in Wirklichkeit deine. Mo… es ist wahr. Du wirst sterben. Aber… ich… ich habe hier das Medikament, was dir helfen kann. Vertrau mir. Bitte… ich habe lange gebraucht diese Kapsel überhaupt zu finden. Sie wird dir helfen. Wirklich…nimm sie!“ Ines streckte ihm die Hand hin und er nahm zögerlich die kleine unscheinbare Kapsel. „Du musst sie mit viel Wasser einnehmen. Und dann solltest du dich hinlegen. Ich werde ihn versorgen.“ Ines lächelte zuversichtlich. Wieder legte sie ihren Kopf schief und sah ihn unschuldig an. „Nimm sie!“ Moritz warf sich die Kapsel ein und ließ sie mit einem großen Schluck Wasser durch seine Speiseröhre wandern. Ines nickte ihm zu. „So ist es gut. Leg dich in dein Bett und ruh dich aus.“ Doch Moritz kam nicht dazu. Er spürte eine Veränderung. „Mir ist so komisch…. Ines, was ist das? Was … was war in der Kapsel…mir ist…hilf mir!“ Moritz packte sich an den Hals und versuchte Luft zu bekommen. Ines sah ihm zu. „Es tut mir Leid, Mo. Das ist das einzige, was ich für dich tun kann. Wir werden uns eines Tages wiedersehen und ich hoffe sehr, dass du mir dann verzeihst.“ Sie fing an zu weinen, als Moritz röchelnd zu Boden ging. „Ich liebe dich!!“ Sie kniete sich neben ihn und hielt ihn fest. Sanft strich sie ihm über das Gesicht. Sie weinte und die Tränen der Trauer waren echt. „Ich liebe dich Mo….jetzt wirst du Frieden finden. Ich werde mich um unseren Freund in der Höhle kümmern und wenn du ihn wiedersiehst, dort wo du nun bist, dann sag ihm bitte, dass ich ihn wirklich geliebt habe. Mo…mach es gut…“ Sie gab ihrem Bruder einen letzten Kuss. Langsam erhob sie sich und sah auf die Uhr. Anschließend ging sie in den Keller der Hütte und holte zwei Kanister nach oben. Sie tränkte die Treppe mit dem Benzin und auch soweit sie kam, die Wände. Dann zog sie ein Feuerzeug hervor und ging zur Tür. Noch einmal sah sie sich um. Dann warf sie das Feuerzeug in eine der Pfützen aus Benzin und verließ das Haus. Sie stieg ins Auto und fuhr zum Steinbruch. Während sie das Auto lenkte, liefen ihr Tränen über das Gesicht. Sie dachte wieder an Moritz und sah wie er starb. „Es wird Zeit, dass wir unserem Freund jetzt mal zur Rechenschaft ziehen. Er durfte dir das gar nicht sagen, aber keine Angst Mo…er wird dir sehr bald folgen.“



    Alex sah Kim Krüger an. „Wir müssen auch die Hütte überwachen. Vielleicht kommen die Geschwister dahin zurück.“ „Nein! Wir werden die Wohnungen überwachen und dabei lehne ich mich schon extrem aus dem Fenster.Das ist schon entgegenkommen genug.“ Alex sah zu Sander, der ihn die Genehmigung verweigerte. „Was haben Sie gegen mich und Semir? Warum werfen Sie uns ständig Steine in den Weg?“ „Herr Brandt! Ich habe nichts gegen Sie oder Gerkhan, aber ich weiß was etwas sinnlos ist. Die Tatsache, dass Sie die Badeartikel in der Hütte gefunden haben, könnte auch bedeuten, dass Herr Gerkhan sich dort ein paar schöne Tage gemacht hat. Vielleicht hat er ja ein Verhältnis mit dieser Ines Stender.“ Kim sah von einem zum Anderen und blieb dann an Dr. Thomas Sander hänge. „Thomas, das ist doch absurd. Herr Gerkhan hat keine Freundin.“ Sander stand auf. „Kim…der Mann hat erfahren, dass er sterben muss. Keiner weiß wie er darüber denkt.“ „Er ist aber nicht krank!!“ Sander sah Alex an. „Ja, das wissen Sie und das wissen wir. Aber was macht Sie sicher, dass Gerkhan das schon weiß? Was wenn er immer noch glaubt, dass er sterben muss. Und vielleicht holt er sich dann das Vergnügen, was ihm seine Exfrau verweigert bei dieser Ines.“ Sander grinste breit und Alex verspürte die Lust darin, seine Faust in diesem breitgrinsenden Gesicht landen zu lassen. Er hielt sich zurück und amtete mehrmals tief ein und aus. „Dann werde ich die Hüte überwachen und mir ist es egal, ob Sie es erlauben oder nicht! Ich werde Semir finden, egal wie hoch der Preis für mich ist!“ Alex drehte sich um und wollte den Raum verlassen. „Brandt! Wenn Sie das jetzt machen, dann werde ich Sie vom Dienst suspendieren!“ Alex drehte sich zu Sander um und grinste. „Das brauchen Sie nicht, Sander. Frau Krüger, ich bin in diesem Fall persönlich befangen und bitte um Beurlaubung.“ Er legte seine Polizeimarke und seine Waffe auf den Schreibtisch von Kim und verließ den Raum.

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  • Alex fuhr direkt zur Hütte und sah schon die dunklen Rauchwolken, als er näher kam. „Verdammt!“ Sofort griff er zum Funk und meldete den Brand. „Brandt hier! Es brennt!! Die Hütte an der Waldmühle 3 in Burscheid! Ich brauche Feuerwehr und Rettungswagen!“ Er selbst hielt seinen Wagen an, sprang raus und wollte mit seinem Feuerlöscher bereits Hilfe leisten, aber als er die Hütte erreichte, stand sie bereits in hellen Flammen. Er konnte nichts mehr tun. Die Feuerwehr kam nur wenig später am Brandort an. „Gehen Sie davon weg!!“ Der Einsatzleiter von der Feuerwehreinheit kam zu ihm und riss ihn zurück. Er wehrte sich und wollte sich losreißen. "Sie können da nicht rein!" „ Alexander Brandt, Kripo Autobahn.“ „Heinzen…was ist hier passiert?“ „Ich weiß es nicht. Als ich ankam stand das Haus schon in Flammen. Es kann sein, dass mein Kollege noch drin ist! Wir müssen da rein!“ „Okay, bleiben Sie in sicherer Entfernung! Wir kümmern uns darum!“ Alex nickte. Das kleine Haus brach nach wenigen Minuten brennend zusammen. Die Rauchentwicklung war extrem und die Feuerwehr versuchte alles, um zu verhindern, dass die Flammen auf die umstehenden Bäume und Grünflächen übersprangen. Sie brauchten fast eine Stunde, um das Feuer zu löschen. Drei weitere Stunden später war der Brandbereich begehbar. Alex harrte in der ganzen Zeit aus und ging dann mit dem Brandinspektor durch die Ruine. In einem der Räume sah man deutlich eine menschliche Gestalt. „Oh mein Gott…!!“ Alex drehte sich angewidert um. „Tja, da ist wohl nichts mehr zu machen.“ Der Feuerwehrmann sah sich den Leichnam genauer an. „Das könnte ein Mann gewesen sein.“ „Woran sehen Sie das?“ Alex Stimme klang heiser. „ Das Gesicht…es sieht männlich aus. Sehen Sie, die Augenpartie…zu breit für eine Frau. Aber die Gerichtsmedizin wird es sicher genauer herausfinden. Aber ich bleibe dabei, das war ein Mann.“ Der Feuerwehrmann stand auf und ging weiter. Alex sah sich nun den Toten auch an. Die verbrannte Gestalt schien recht klein gewesen zu sein und so lag seine Vermutung nahe, dass es Semir war, der hier ums Leben gekommen war. Er stand einfach da und sah auf die Leiche. „Herr Brandt? Alles in Ordnung?“ riss ihn die Stimme des Brandinspektors wieder in die Gegenwart. „Ja…ja…die Leiche…ich meine…sie könnte mein Freund sein. Er wurde hier gefangen gehalten.“ „Nun, das kann ich nicht sagen. Wie kommen Sie drauf?“ „Ein Gefühl..."



    Ines fuhr zur Höhle und wollte nun mit ihrem Geliebten sterben. Gemeinsam und Hand in Hand. Sie wollte nicht mehr leben, denn sie hatte ihren jüngsten Bruder umgebracht. Nur weil ihr Geliebter Mo erzählen musste, dass er todkrank war. Sie wollte mit Mo die letzten Jahre verbringen, für ihn da sein und ihm die Hand halten, wenn es soweit war. Doch das hatte Semir nun verhindert. Er hatte sie dazu gebracht, Mo zu töten und das würde er nun bereuen. Semir wollte nicht bei ihr bleiben und sie hasste es, wenn sie etwas nicht bekam. Und wenn sie es nicht bekam, dann sollte es auch kein anderer bekommen. Sie stieg aus dem Wagen aus, als sie ihr Ziel erreicht hatte, nahm ihre Tasche und ging zur Höhle. Dort wollte sie mit ihrem Geliebten in den Tod gehen. Sie betrat die Höhle und stand nur wenig später vor Semir, der nach wie vor an der Wand hockte. Sie sah die blutigen Handgelenke und lächelte milde. „Aber Liebling….du kannst dir die Fesseln nicht lösen. Lass es lieber bleiben…“ Semir sah sie müde an. „Lass mich gehen…Ines…bitte…“ Sie streichelte sein Gesicht. „Aber Semir, ich kann dich nicht gehen lassen. Du würdest deinen Kollegen doch alles erzählen. Du hast ganz schön Mist gebaut. Du hast dafür gesorgt, dass ich Mo töten musste.“ Sie lächelte irre, als sie seinen verwirrten Blick sah. „Ja, da staunst du nicht wahr. Ich habe ihn von seiner Krankheit erlöst. Ich habe ihn erlöst, bevor er anfangen musste zu leiden. Zyankali…Es ist sehr schmerzvoll, aber für uns habe ich etwas Besseres. Ja, Semir…wir werden gemeinsam in den Tod gehen. Wie es sich für ein Liebespaar gehört. Du und ich werden sterben… gemeinsam, Hand in Hand.“ „Ich will nicht sterben.“ Semir ließ seine Stimme hart und entschlossen klingen. „Natürlich nicht. Aber darauf werde ich keine Rücksicht nehmen. Du bist mein und wenn ich dich nicht bekommen kann, dann soll dich auch keine andere haben.“ „Ines, ich habe dir nie gehört. Du kannst nicht alles bekommen, was du willst. Mach mich los und ich werde dir helfen. Der Tod ist doch keine Lösung. Ines…bitte …“ Ines lachte irre. „Du willst mir sagen, was der Tod bedeutet? Ausgerechnet du? Du bist schuld, dass Mo tot ist! Du ist schuld dass meine Familie zerbricht!“ Ines tobte wütend.



    Semir sah auf die Frau, die ihn schon über zwei Wochen festhielt. „Das ist nicht wahr. Du bist es, die an allem die Schuld trägt. Ich weiß, dass ich dich nicht davon abhalten kann, mir eine tödliche Dosis zugeben. Du solltest dir nur endlich eingestehen, dass es nicht nur nach deinem Kopf geht. Lass dir helfen. Ich kann dir helfen.“ Jetzt wurde seine Stimme sanfter. Er wollte Ines überzeugen, dass es besser war aufzugeben. „Niemand kann mir helfen. Ich bin bereit für den letzten Weg und du wirst mich begleiten. Du wirst mit mir gehen, denn du gehörst mir. Niemand wird dich mir wegnehmen. Niemand wird dir helfen. Du wirst ebenfalls sterben.“ Ines griff in ihre Tasche und holte eine Spritze hervor. „Hier ist so viel Morphin drin, dass du sanft einschlafen wirst. Ganz sanft in meinen Armen.“ Ines lachte irre auf. Semir leckte sich nervös über die Lippen. Er hatte keine Chance mehr. Wenn Ines ihm die Spritze verabreichte, dann war es vorbei. Sie war Krankenschwester und sie wusste genau wie viel zu viel war. Sie kam zu ihm und band den Arm ab. „Ines...bitte…ich will nicht so sterben. Ich will dich dabei im Arm halten. Du sagtest doch, dass wir gemeinsam gehen werden. Binde mich los.“ Er wollte nicht sterben. Er musste sich wehren. Er musste etwas unternehmen, bevor sie ihm die tödliche Dosis setzte. Er streckte seine Beine aus und hoffte auf eine günstige Gelegenheit. „Das ist eine gute Idee. Aber erst spritze ich dir das. Nicht das du noch wegläufst. Ich bin dein Todesengel, Semir…ich liebe dich.“ Er zog die Beine an, als sie die Spritze ein letztes Mal prüfte. Kichernd kam sie ihm näher. Er schloss die Augen und machte sich bereit. Er fühlte schon die Nadel am Arm und den Stich, „NEIN!“ mit aller Kraft trat er zu und Ines verlor den Halt. Sie taumelte zurück und stürzte rücklings zu Boden. Ein kurzer Schrei kam über ihre Lippen. Semir wartete einen Augenblick und versuchte dann seine Fesseln zu lösen. Immer wieder rieb er die Stricke am Felsen.

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  • Alex ging nervös im Büro auf und ab. Bei ihm waren Isabel, Kim und Susanne. Sie alle warteten auf den Bericht der Gerichtsmedizin, die die verkohlte Leiche untersuchten. „Wie lange dauert das denn noch?“ Alex war ungeduldig und sah immer wieder auf die Uhr. Das Telefon klingelte. Alex sprang zum Schreibtisch und griff sich den Hörer. „JA!!“ „Andrea hier. Alex…hast du etwas Neues für uns? Hast du endlich eine Spur?“ Alex schloss die Augen. „Andrea, wir…wir haben eine Leiche gefunden…“ Am anderen Ende blieb es ruhig. „Andrea?“ Alex wurde nervös. Er verfluchte in seinen Gedanken seine Ehrlichkeit, doch er wollte Andrea auch nichts vormachen. „Ist es Semir?“ Andreas Stimme war leise und doch schwang Hoffnung mit. „Das weiß ich noch nicht. Ich warte auf das Ergebnis der Obduktion. Ich melde mich später bei euch.“ „Okay…danke Alex…“ Es knackte. Andrea hatte aufgelegt. Alex sah seine Kolleginnen an und wollte gerade etwas sagen, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal ergriff Kim Krüger den Hörer. „Krüger!“ „Jensen hier, Gerichtsmedizin. Wir haben die Untersuchungen abgeschlossen…“ „Moment, ich mache Sie auf Lautsprecher!“ Kim drückte den entsprechenden Knopf. „Schießen Sie los!“ „Also, der Mann ist ca. 32 Jahre alt und Europäer. Das kann ich schon mal sagen. Wir haben einen Zahnabdruck genommen und ihm mit den Röntgenbildern von Herrn Gerkhan verglichen. Es ist nicht übereinstimmend. Auch die DNA die wir im Schnelltest gemacht haben, lässt nicht darauf schließen dass es Herr Gerkhan ist, der hier verbrannt auf dem Tisch liegt.“ Ein Aufatmen ging durch den Raum und man glaubte sogar die Felsen zu hören, die jedem hier vom Herzen fielen. „Danke Dr. Jensen…“ Kim beendete das Gespräch. „So….damit haben wir die Gewissheit, dass Herr Gerkhan noch unter den Lebenden weilt. Jetzt müssen wir ihn nur noch finden.“ Auch sie war erleichtert über das Ergebnis der Obduktion. Alex griff zum Telefon und wählte Andrea an. „Er ist es nicht!“ „Gott sei Dank…“ In diesen Worten lag alles, was Andrea fühlte.



    Nur wenig später klingelte das Handy von Alex. „Ja?“ „Hier ist Schwester Laura…Herr Brandt, wir haben eben entdeckt, dass mehrere Ampullen Morphin verschwunden ist. Wir sind alle ziemlich ratlos, denn normalerweise tragen wir jede Ampulle, die wir vom Betäubungsmittel nehmen in ein Buch ein. Dort stehen auch der Name des Patienten, die Menge und der Name des zuständigen Personals. Aber für sechs Ampullen gibt es keinen Nachweis.“ „Morphin? Also Morphium?“ „Genau…das Mittel wird bei uns hauptsächlich zur Schmerzbehandlung bei Patienten im Endstadium von Krebserkrankungen genutzt, oder aber auch zur Betäubung. Das Mittel macht schon nach kurzer Zeit süchtig und es ist auch tödlich. Wenn man es in einer zu hohen Konzentration spritzt. Ich weiß zwar nicht, ob es mit dem Verschwinden Ihres Kollegen zusammenhängt, aber es ist gut möglich, das Ines es genommen hat.“ Alex schloss die Augen. „Danke für den Hinweis. Hat Ines sich wieder blicken lassen?“ „Nein, bisher war sie nicht mehr hier. Wir haben versucht sie per Handy zu erreichen, aber sie meldet sich nicht.“ „Danke Laura für die Information.“ Alex beendete das Gespräch. „Ines Stender hat Morphin aus der Klinik gestohlen und sie hat es sicher für Semir gebrauchen.“ Kim schluckte schwer und auch Susanne wurde blass. „Wir müssen sie endlich finden!“ „Und wo? Sie haben doch schon alles abgesucht. Die Wohnungen von Ines und die von ihren Brüdern, die Hütte, die leider abgebrannt ist und das Krankenhaus. Welche Möglichkeit gibt es denn noch?“ Alex zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht…Ich weiß nicht wo ich noch suchen sollte. Alle Spuren führen ins Nichts.“ Resignation war deutlich zu hören.



    Semir arbeitete stundenlang an seinen Fesseln. Er war kurzzeitig immer wieder weggetreten. Aber nicht komplett. Es war, als hätte er etwas getrunken und vermutete, dass er noch etwas von diesem Morphin in sich hatte. Die Nachwirkungen ließen ihn sicher immer wieder kurz wegsacken. Auch Kopfschmerzen und Übelkeit kamen auf. Es schein schon wieder dunkel zu werden. Ines lag unverändert am Boden. Semir versuchte sie mit den Füßen anzustoßen, doch sie regte sich nicht. „Ines?!“ Es passierte nichts. Er machte sich wieder daran, die Fesseln an den Steinen zu reiben und nach einer unendlichen Zeit, hatten seine Bemühungen endlich den erhofften Erfolg. Eifrig macht er weiter und setzte seine ganze Kraft ein. Dann endlich…die Fesseln sprangen mit einem leisen Ton auseinander und fielen zu Boden. Semir stieß einen heiseren Schrei aus, als die Blutzirkulation wieder einsetzte. Seine Handgelenke bluteten, doch das war ihm egal. Nachdem er seine Hände wieder bewegen konnte, kroch er zu Ines. Er tätschelte ihr Gesicht, doch Ines regte sich nicht. Sie fühlte sich kalt an. Semir zog sie vorsichtig an sich und sah dann, was passiert war. Als er sie weg trat, schien sie genau mit dem Genick auf einen Stein geschlagen zu sein. Der Kopf fiel so zur Seite und Semir erschrak. Er suchte bei Ines nach dem Puls, doch es war keiner fest zu stellen. Ines war tot. Er vermutete Genickbruch. Er hatte sie getötet. Er hat Ines umgebracht! Er war ein Mörder. Obwohl sie ihn erniedrigt, gequält und gedemütigt hatte, spürte Semir so etwas wie Trauer und er konnte nicht verhindern, dass ihm eine Träne herunter lief. Er nahm Ines in den Arm und hielt sie fest an sich gepresst. „Es tut mir Leid…“ Leise und traurig klang seine Stimme und das, was er sagte, meinte er auch. Ihm tat Ines Leid. Es tat ihm leid, dass er nichts für sie tun konnte. Nach einiger Zeit ließ er Ines wieder zu Boden gleiten, wischte sich die Tränen weg und sah sich um. Er musste hier raus. Er musste endlich hier raus. Als er auf seinen Beinen war, schwankte er kurz und hielt sich an der Wand fest. Mehrere tiefe Atemzüge waren nötig, um seinen Kreislauf wieder einigermaßen in Schwung zu bringen und dann ging er auf das leichte Licht zu, welches er vor sich sah. Der Sportanzug den er trug, zog sich mit Wasser voll, als er durch die Pfützen ging. Dann hatte er den Eingang erreicht. Es war bereits wieder dabei hell zu werden. Semir kannte die Gegend nicht und versuchte sich zu orientieren. Um ihn herum schein alles voller Leben. Er hörte die Vögel singen und den Wind rauschen. Wunderschöne Geräusche, die er genoss. Dann ging er den kleinen Pfad entlang, der abwärts führte. Weitere fünf Minuten später, sah er ein Auto stehen. Erleichtert seufzte er und stieg ein. Nachdem er es kurzgeschlossen hatte, fuhr er vorsichtig den keinen Abhang runter.

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  • Da der Wagen vorwärts auf der kleinen Schräge gefahren und geparkt war, musste er rückwärts runter, was sich als ziemlich schwierig erwies. Zum einen fühlte Semir immer noch eine leichte Benommenheit und zum anderen war der Weg hier an manchen Stellen gerade mal so breit wie das Auto. Er war unbefestigt und es schien auch noch geregnet zu haben. Der Boden war aufgeweicht, was der Abfahrt auch nicht gut tat. Keine überflüssigen Bewegungen mit dem Lenkrad, mahnte er sich selbst, doch da war es schon zu spät. Semir hatte das Lenkrad ein kleines wenig zu weit nach rechts gedreht und schon sauste der Wagen seitlich runter. Semir hielt sich krampfhaft fest, stützte sich mit den Beinen ab und schützte sein Gesicht so gut es ging. Dann knallte es auch schon und er spürte den harten Aufprall. Semir prallte mit dem Kopf gegen die Scheibe und verlor für ein paar Augenblicke das Bewusstsein. Als er wieder klar denken konnte. bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Der Wagen stand nicht mehr, er hing. Vorsichtig öffnete er eine Tür und sofort fing der Wagen an sich zu bewegen. Semir sah nach unten. Ein Baum hatte den Wagen aufgehalten, doch der sah nicht sehr stark aus und Semir ahnte schon, dass er nicht lange halten würde. Irgendwas Feuchtes lief ihn an der Seite des Kopfes runter. Er fasste hin und als er die Finger ansah, war daran Blut. Ein Knacken ließ ihn aufhorchen. Schnell warf er sich raus. Nicht eine Sekunde zu früh, denn der Baum gab nach und sauste samt Auto den Abhang runter. Es ging gute zehn Meter runter. Semir hatte einen starken Ast des Nachbarbaumes gegriffen und versuchte sich daran hochzuziehen. Die ersten Versuche scheiterten und seine eh schon geschundenen Hände wollten den Halt verlieren. Er rief um Hilfe. Niemand kam. Nach für ihn unendlich dauernden Minuten, schaffte er es und erreichte den sicheren Rand. Erleichtert über seine eigene Rettung, atmete er tief durch. Er drehte sich auf den Rücken und sah einfach zum Himmel. Dieser war strahlend klar. Nun musste er nur noch zur Straße und einen Wagen anhalten. Semir stand auf und ging den Rest des Weges zu Fuß. Unten angekommen sah er sich einem neuen Problem gegenüber. Der Weg gabelte sich und er wusste einfach nicht welchen er nehmen sollte. Nichts wies auf eine Straße hin. Semir drehte sich im Kreis und sah sich jeden Weg an, soweit er diesen entlang sehen konnte, allerdings brachte es ihm nicht weiter. Er horchte, ob er irgendwie Geräusche von Autos hörte, doch auch das war negativ. „Okay….dann nehme ich die goldene Mitte.“ Semir stiefelte los. Der Weg ging einige hundert Meter gerade aus und der Wald wurde immer dichter. Nach einiger Zeit endete der Weg in einem undurchdringlichen Dickicht. Enttäuscht drehte Semir um und ging den Weg zurück. Wieder auf der Lichtung wählte er dann den linken Weg.



    Semir lief durch den Wald, doch immer wieder musste er zur Lichtung zurück und endlich nach guten fünf Stunden hörte er vertraute Geräusche. Immer öfter musste er eine Pause machen auch wenn seine Beine sich fast schon automatisch bewegten. Die Erschöpfung machte sich immer mehr bemerkbar. Er stolperte und fiel hin. Fluchend erhob er sich und sah die leicht erhöhte Wurzel eines Baumes über die er gestolpert war. Doch lange hielt er sich nicht damit auf, denn ein Geräusch ließ ihn zusammen fahren. Es war ein Geräusch, was er sehsüchtig erwartet hatte. Fahrende Autos. Eine Straße…endlich…seine Schritte wurden schneller und er sah, dass alles heller wurde. Er hatte es geschafft. Dann hatte er sie wirklich erreicht. Es war eine Landstraße, die recht gut befahren war, doch auch wenn Semir freundlich winkte, hielt niemand an. Enttäuscht ging er die Straße entlang und sah sich immer wieder um, um sich zu orientieren oder um einen weiteren Versuch zu starten, einen Wagen anzuhalten. Er wusste nicht, wo er hier war und er wusste auch nicht, in welche Richtung er gehen musste. Nachdem er für sich weit genug gegangen war, setzte er sich auf einen der am Straßenrand stehenden, großen Steine und ruhte sich ein wenig aus. Ein Auto hielt dicht neben ihm. Semir wandte seinen Kopf und sah ein Taxischild. Am Steuer saß eine Frau mit kurzen blonden Haaren, die ziemlich frech geschnitten waren. „Na Meister? Kann ich helfen?“ „Ähm, ja…ich...ich will zur Autobahnpolizei.“ „Autobahnpolizei? Das ist ein ziemlich weiter Weg zu Fuß. Soll ich Sie hinbringen?“ Semir nickte und öffnete die Tür, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und war erleichtert, endlich weich zu sitzen. Jetzt kam die Müdigkeit. „Okay, dann wollen wir mal.“ „Fahren Sie bitte über die A1 und A57. Bitte.“ „Aber das ist länger und teurer!“ „Das ist egal. Bitte fahren Sie die Strecke.“ „Gut, wenn Sie das wollen, dann fahren wir so.“ Die Fahrt ging los. Semir schnallte sich an und lehnte seinen Kopf zurück. Endlich…er war frei. Er hatte es geschafft. Kopfschmerzen machten sich wieder breit. Semir vermutete, dass es immer noch eine Nachwirkung des Morphin war oder aber die Folgen des Unfalls. Er war stundenlang durch den Wald gelaufen und sein Körper war eh geschwächt. „Sie sehen ganz schön fertig aus.“ Doch Semir hörte schon gar nicht mehr hin. Er war eingeschlafen.



    Das Taxi hielt auf dem Parkplatz der Autobahnpolizei und die Fahrerin drehte sich zu ihrem Fahrgast um. „So Meister. Wir sind da. Hey…aufwachen!“ Sie rüttelte vorsichtig den Mann. „Bitte?“ „Wir sind da. Sie wollten doch zur Autobahnpolizei. Wir sind da!“ „Ja…ich will zur Autobahnpolizei.“ Er öffnete die Tür und wollte aussteigen. „Macht dann 64,50 €“ „Ich habe keine Geld bei mir… ich… ich…“ Semir sah die Frau verzweifelt an. „Hey, Moment mal! Ich habe Sie zwar mitgenommen, aber ich sagte nicht dass es umsonst ist. So haben wir nicht gewettet! Entweder Sie zahlen, oder wir gehen direkt dort rein und werden den Leuten da drinnen Arbeit zuweisen.“ Nun stieg auch die Fahrerin aus und kam zu Semir. Drohend stellte sie sich vor ihm und überragte ihn um zwei Köpfe „Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mich fast 70 Kilometer fahren lässt und dann nichts zahlen will!“ Sie stieß den kleinen Mann von sich zur Eingangstür der Polizei. „Ja, gehen wir rein…dann klärt sich alles.“ Semir ging in den Raum und die Köpfe der diensthabenden Kollegen ruckten hoch. „Was kann… Semir?! ALEX!! SEMIR IST HIER!!“ schrie der Polizist und rannte wie von einem Blitz getroffen in ein hinteres Büro rein. Dort sprang ein Mann auf und kam direkt zu der Taxifahrerin und deren Fahrgast. „Semir! Gott sei Dank! Wo warst du denn? Was ist mit dir passiert?“ wollte er von dem Fahrgast wissen, der ihn jetzt erleichtert ansah. „Alex!“ Semir stieß den Namen erleichtert aus und sackte zusammen. Jetzt machte sich die Schwäche bemerkbar. Beherzt griff die Taxifahrerin und auch Alex zu und schafften es, Semir auf die Bank zu setzen. „Vorsichtig…er scheint verletzt. Frank bring mal ein Glas Wasser! Susanne, sag du der Chefin Bescheid!“ verteilte Alex die Aufgaben und kümmerte sich um Semir. „Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich muss weiter. Wer zahlt mir denn die Rechnung? Er sagte, dass er kein Geld hat“ Die Taxifahrerin sah Alex an. „Moment, ich zahle die Rechnung gleich.“ Alex legte Semir die Beine etwas hoch und wandte sich dann zu ihr. „Was bekommen Sie?“ „64,50 €!“ Alex zog 70 Euro aus der Tasche. „Stimmt so. Wo haben Sie ihn aufgegabelt?“ „Das war in der Nähe vom Steinbruchgelände Hohenhagen bei Remscheid. Er lief auf der Landstraße und sah ziemlich verloren aus. Dachte erst er wäre wahnsinnig und wollte sich das Leben nehmen. Darum habe ich angehalten und ihn gefragt ob er Hilfe benötige und er meinte, er wollte zur Autobahnpolizei.“ Alex sah sie erstaunt an. „Remscheid? Das ist fast 70 km entfernt wenn man die A 1 und die A57 fährt. Nicht aber wenn man die 46 nimmt. Warum haben Sie nicht den kürzeren Weg genommen?“ Er sah sie ernst an. „Weil er mir die Strecke vorgegeben hat, Meister. Ich wollte die kürzere Strecke nehmen, aber er wollte es nicht!“ „Okay, danke dass Sie ihn hergebracht haben. Wenn wir noch etwas wissen müssen, dann werden wir uns bei Ihnen melden. Geben Sie doch bitte die Daten an den Kollegen weiter.“ Die Taxifahrerin zeigte sich verständnisvoll.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Alex wandte sich wieder an Semir, der nun auf der Bank saß, die in dem großen Büro für die Besucher stand. Den Kopf hatte er gegen die Wand gelegt und die Augen hatte er geschlossen. Alex setzte sich neben ihn. „Semir, was ist passiert? Wo warst du?“ Sein Partner sah ihn an. „Bei Ines, Alex.“ Alex fasste seine Handgelenke und sah, die Fesselungsmale, die sich wie blaurote Streifen über die Gelenke zogen. Ein Zeichen dafür, dass er lange gefesselt war. Einige Stellen waren blutig und er ahnte schon, das Semir sich die Fesseln irgendwie durchscheuern konnte. „Woher hast du das?“ Semir sah auf seine Handgelenke. „Von Ines.“ „Ines Stender?“ „Ich weiß nur ihren Vornamen. Mir ist nicht gut…mein Kopf…“ „Okay, wir fahren jetzt erst einmal ins Krankenaus. Du musst untersucht werden. Semir nickte. Alex zog ihn auf die Beine und verließ seinen Partner stützend die PAST. „Susanne, kannst du Andrea anrufen? Wir fahren ins Marien.“ Die Sekretärin griff sofort zum Telefon. Alex brachte Semir zum Mercedes, der auf dem Hof stand und ließ ihn auf Beifahrersitz gleiten. Semir lehnte seinen Kopf zurück und schloss die Augen. „Ist alles okay?“ „Ich habe Kopfschmerzen und mir ist irgendwie übel.“ „Wir fahren jetzt.“ Alex setzte sich ans Steuer und sah noch einmal zu seinem Kollegen. „Schnall dich bitte an.“ Doch Semir reagierte nicht. „Semir! Schnall dich bitte an!“ wiederholte er. Semir tat es nur zögerlich. Alex fuhr zum Krankenhaus und brachte Semir in die Notaufnahme. Dort wartete ein ihm bekannter Arzt auf den Hauptkommissaren. Semir wurde ohne Wartezeit in den Behandlungsraum gebracht, wo ihn der Arzt bat, sich frei zu machen. Semir zog sich langsam aus und setzte sich auf die Liege. „Leg dich hin, dann kann ich dich untersuchen.“ Der Hauptkommissar führte den Befehl aus und sah nach oben. Die Lichter an der Decke erinnerten ihn wieder wo er gewesen war. Das Krankenhaus…es hatte alles im Krankenhaus angefangen. Der Arzt fing an ihn zu untersuchen. „Die Wunden an den Handgelenken sind oberflächlich. Scheinen ziemlich raue Fesseln gewesen zu sein, oder?“ Semir nickte. „Okay…wir werden dich gleich noch röntgen und ein EKG machen. Hast du Schmerzen? Wenn ja wo?“ „Ich …mir ist schlecht. Diese Krankenschwester hat mir Morphin gegeben. Mir wurde schlecht und alles war bunt..“ Semir berichtete stockend an das, woran er sich erinnerte.



    Alex wartete im Besucherbereich, als Andrea ins Krankenhaus stürmte. „Wo ist er?!“ Sie sah ihn panisch an. „Er ist noch im Behandlungszimmer.“ „Wo war er? Hat er gesagt, was passiert ist?“ „Nun er hat den Namen Ines genannt, mehr nicht. Er scheint ziemlich verwirrt. Die Wunden an den Handgelenken lassen darauf schließen, dass er sehr lange gefesselt war. Mehr weiß ich auch nicht.“ Andrea setzte sich. „Wie ist er zur Wache gekommen?“ „Eine Taxifahrerin hat ihn zu uns gebracht. Er hat ihr die Adresse genannt. Die Fahrerin sagte mir, dass sie ihn bei Remscheid aufgegabelt hat.“ Die Tür ging auf und der Arzt kam heraus. „Frank! Was kannst du sagen?“ sprang Alex auf und sah den Arzt an. „Nun, er hat so einiges durchgemacht. Fesselungsmale an Hand und Fußgelenke, Hämatome am gesamten Körper, eine gebrochene Rippe und eine Gehirnerschütterung. Er ist psychisch und auch physisch stark erschöpft und kann sich nicht an alles erinnern. Ich würde ihn gern für ein paar Tage hier behalten, damit er zu Ruhe kommt, denn die braucht er jetzt. Nach seinen Angaben wurde er mit Morphin versorgt und eine erste Blutuntersuchung zeigt ne ganze Menge davon. Das muss er erst einmal raus bekommen. Ein Kollege der Psychologie wird sich morgen mit ihm beschäftigen.“ „Darf ich zu ihm?“ Der Arzt musterte sie kurz. „Ja natürlich, aber er schläft und wird sicher nicht mitbekommen, dass du bei ihm sind. Morgen wird es ihm sicher besser gehen und dann kannst du ihm auch ein paar Sachen bringen.“ Andrea sah zu Alex und nickte dann. Sie folgte dem Arzt während Alex im Besucherbereich wartete. Nach nur fünf Minuten kam Andrea wieder zurück. Sie wischte sich eine Träne fort. „Ist okay..“ Alex nahm sie in den Arm. „Es wird alles wieder in Ordnung kommen. Ich fahre dich nach Hause.“ „Mein Auto…es steht vor der Tür. Ich kann fahren, aber es wäre gut, wenn du noch zu mir kommst. Dana wird mich sicher gleich löchern.“ „Ja sicher.“ Sie fuhren los und trafen sich dann vor Andreas Wohnung wieder. Gemeinsam gingen sie ins Haus.



    Dana sah aus dem Fenster und endlich erkannte sie Andreas und auch Alex Wagen. Sofort rannte sie zur Tür und öffnete. Ungeduldig wartete sie, bis der Kollege ihres Vaters mit Andrea in der Wohnung erschienen. „Und? Wie geht es ihm? Ist er okay?“ Sie überfiel die Beiden mit Fragen. „Dana…ganz ruhig. Deinem Vater geht es den Umständen entsprechend. Er liegt jetzt im Krankenhaus und wird versorgt. Es ist alles bestens. Wir werden morgen gemeinsam hinfahren und ihn besuchen.“ Andrea sprach beruhigend auf das Mädchen ein, doch Dana ließ sich nicht so einfach beruhigen. „Konnte er sagen wo er war? Andrea…bitte…ich muss wissen was los ist…“ Dana atmete heftig und sie war aufgeregt. „Dana…es ist alles gut. Beruhige dich.“ Alex nahm die Tochter seines Kollegen zur Seite. „Es ist alles in Ordnung. Er erholt sich.“ Dana nickte. Nur langsam kam sie zur Ruhe. „Hat er denn gesagt, wo er war?“ „Ja, das hat er. Aber das ist jetzt egal. Morgen fährst du mit Andrea ins Krankenhaus und kannst dich selbst davon überzeugen“ Dana sah ihn an. „Warum erst morgen? Warum nicht heute? Es ist doch noch früh am Tag.“ „Weil Semir Ruhe braucht. Er muss erst einmal selbst wieder zu sich finden. Andrea wird dir alles erklären. Andrea, ich muss zur PAST zurück. Die Kollegen wollen auch wissen, wie es Semir geht.“ Andrea nickte und verabschiedete den Freund und Partner ihres Exmannes. „Danke Alex…danke für Alles.“ „Schon gut…war selbstverständlich.“ Alex verließ das Haus und fuhr zur PAST zurück, wo alle ihn bereits erwarteten. Gerade als er die PAST betrat, stürmte Susanne auf ihn zu. „Was ist mit ihm?“. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Er ist psychisch fertig. Hat einige Wunden und bleibt erst einmal im Krankenhaus.“ „Gott sei Dank. Du sollst sofort zu Krüger! Sie will alles wissen.“ Nur wenig später saß Alex der Revierleiterin gegenüber. Schweigend hörte sie ihm zu. Als er endete, nickte sie nachdenklich. „Weiß er wo er war?“

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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