Der Todesengel

  • Hartmut nahm die Papierrose und sah den Hauptkommissar an. „Aha….Origami. Das ist die Kunst des Papierfaltens. Wusstest du, dass diese Kunst im Jahr 610 in Japan von chinesischen Mönchen entwickelt wurde. Schon 100 v. Chr. war diese Kunst in China bekannt. Hier in Deutschland ist es eigentlich sehr selten. Aber man kann es mit Hilfe des Internets erlernen. Natürlich mit viel Geduld. Diese Rose ist nicht ganz fehlerfrei.“ Semir rollte die Augen. Es schien keinen Bereich zu geben, den Hartmut nicht kannte und zu dem er nichts sagen konnte. „Hartmut, ich will nicht wissen, was das für eine Kunst ist, sondern wer diese Rose gefaltet hat und diesen Brief geschrieben hat. Mehr will ich nicht wissen!“ Hartmut sah ihn fragend an. „Und wie soll ich es deiner Meinung nach anstellen? Vom Papier Fingerabdrücke nehmen?“ „Keine Ahnung, du bist doch der Techniker!“ Alex grinste verschmitzt. „Semir wird gestalkt und er hat darauf keinen Bock. Ich hab ihm schon Polizeischutz angeboten, aber davon will er nichts wissen.“ „Klar! Das verstehe ich sehr gut, Semir. Ich würde es auch nicht wollen. Aber leider kann ich von dem Papier keine Fingerabdrücke nehmen. Das verhält sich wie beim Stoff. Papier ist ein Naturprodukt und da kann man keine Abdrücke nehmen. Was ich dir sagen kann, ist woraus die Tinte besteht oder aber was die Person für eine Schreibschwäche hat, nur wird dir das nicht helfen.“ Semir brachte seine Stirn in Falten. „Okay, danke Hartmut. Dann muss ich anders versuchen heraus zu finden, wer mich da nervt.“Er stöhnte auf. „Wenn du vorher zu mir gekommen wärst, dann hätte ich dein Handy überwachen lassen und sie dann bekommen.“ Semir sah zu Alex, der seine Schultern hochzog. „Das hab ich dir ja gesagt, Semir.“„Das ist doch von einer Messagebox!“ beschwerte sich Semir sofort. „Na und?“ Hartmut sah ihn fragend an. „Ja was, na und? Das kannst du doch gar nicht zurückverfolgen!“ Hartmut lachte auf. „Wer sagt das denn?“ tadelte er den Hauptkommissar. „Ja das ist doch so, oder nicht?“ Semir war etwas verwirrt. „Nun ja. Wenn der Versender es von einem Handy schickt, dann kann ich die Nummer herausfinden. Wenn er es von der Box versendet, dann kann ich den Standort des PCs ermitteln. Wo ist denn das Problem? Allerdings müsste ich dann auf deinem Handy bzw. auf die alte Karte geschaltet sein, wenn die SMS kommt. Aber die werde ich einfach mit dem Computer koppeln.“ erklärte Hartmut das weitere Vorgehen.


    Sie traf sich mit ihren Brüdern vor ihrer Haustür. „Also… ihr werdet ihn morgen holen und ihr bleibt so lange bei mir, bis er mir bedingungslos gehorcht.“ André und auch Moritz zuckten zusammen, als sie den scharfen Ton ihrer Schwester hörten. „Dann musst du aber erst zahlen! Mindestens die Hälfte für jeden!“ Sie lächelte und griff in ihre Tasche. Zwei Bündel Geld hielt sie in der Hand. Diese reichte sie den Brüdern rüber, die gierig danach griffen. „Okay, und wo willst du ihn hinhaben?“ André sah seine Schwester an und steckte das Geld ein. „In der alte Hütte von Papa. Sie steht leer und abgelegen. Wir werden dort ein schönes Krankenzimmer einrichten. Die Sachen hab ich schon organisiert und dort werde ich ihn dann behandeln. Tropf, Medikamente, Essgeschirr alles wie im Krankenhaus. Sogar die Geräuschkulisse.“ erklärte sie und spielte mit ihren Haaren. „Wie willst du ihn denn festhalten? Er ist ein erwachsener Mann und keines deiner hilflosen Tiere! Und warum eigentlich?“ Sie schloss die Augen. „Er ist mein Traummann. Nur keine Sorge. Das bekomme ich schon in den Griff. Er wird sich mir unterwerfen. Wenn nicht, dann wird er bestraft werden. Ihr wisst doch wie ich, das so mache.“ Sie kicherte albern als ihre Brüder sich ansahen und verließ den Raum. „Die ist ja völlig durchgeknallt.“ André konnte seinem Bruder nur zustimmen. „Na und? Sie zahlt uns das Geld und wir tun es. Dann werden wir uns absetzen und das Geld verjubeln. Sie ist dran, wenn man sie schnappt. Und besser ihn als uns. Denk mal an die Vergangenheit. Sie hat uns immer ganz schön zugesetzt“ Moritz schluckte bei der Erinnerung an die Kindheit. „Sie sollte aber in ihrem Beruf schon klar sein. Ich habe Angst, dass sie komplett durchdreht. Auch wenn sie jetzt unsterblich in den Mann verliebt ist. Mir ist nicht wohl bei der Sache.“ André lachte. „Wann war sie denn jemals normal? Schon damals, überleg doch mal! Sie hat immer verrückte Ideen gehabt. Sie hatte sogar einen unsichtbaren besten Freund. Erinnerst du dich noch, wie sie uns immer Schläge durch ihn angedroht hat?“


    „Oh ich erinnere mich sehr genau. Mich hatte sie besonders oft auf dem Kicker. Was machen wir, wenn sie uns befiehlt auf den Mann aufzupassen? Weißt du was er vom Beruf ist?“ Moritz zog sich zusammen bei der Erinnerung.„Nein, aber ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Ich weiß nur, dass er mal verheiratet war und drei Kinder hat. Aber er ist sicher kein Millionär. Da würde sie sich nämlich anders anstrengen. Vermutlich ist er ein kleiner Bauarbeiter, den eh niemand vermissen wird, weil er jeden Abend säuft und seine Frau verprügelt.“ Andre stand auf und zog seine Jacke an.„Na egal…machen wir uns an die Arbeit. Er soll morgen schließlich einziehen. Wir müssen bis morgenfrüh fertig sein. Wenn sie will, das wir ihn beseitigen, weil sie keine Lust mehr auf ihn hat, auch gut. Dann machen wir das. Sie bezahlt uns dafür und alles andere interessiert mich nicht mehr.“ Ihre Schwester kam zurück. Gemeinsam ging es nun zur Hütte und André machte sich mit Moritz daran, das Zimmer für den Mann herzurichten. Sie strichen es weiß und legten sogar einen Linoleumboden aus. Als das Zimmer fertig eingerichtet war, sah es wirklich aus wie im Krankenhaus. Selbst das angrenzende Bad war mit einer Notrufklingel ausgestattet. „Aber irgendwie ist sie auch verdammt gewitzt. Sie weiß genau was sie will. Na von mir aus soll sie ihr Spielzeug haben. Besser er als wir.“ Moritz grinste breit und wurde direkt wieder nachdenklich. „Sie dreht durch. Hast du den Schrein gesehen? Überall hängt sein Bild. Aber du hast Recht. Besser er als wir.“ stimmte er seinem Bruder zu.


    Semir gab seine alte Karte an Hartmut, der diese in ein sonderbares Gerät steckte und es mit dem Computer koppelte. „So, damit können wir es herausfinden. Ich versuche mal die bisher gesendeten Daten vom Provider zu bekommen, damit ich schon mal den PC bestimmen kann. Wenn er nur von einem PC kommt, dann ist es sehr einfach. Du solltest nach Hause fahren und dich ausruhen. Ich werde dich anrufen, wenn ich etwas herausgefunden habe.“ Hartmut lächelte zuversichtlich. Semir und Alex verschwanden. Doch nach dem Feierabend sah Semir in den Briefkasten. Hier lagen drei Briefe drin. Zwei Rechnungen und einmal Werbung. Erleichtert legte er die Brief auf seine Ablage und ging in die Wohnung. „PAPA! Da bist du ja…ich habe eine große Bitte….“ überfiel ihn Dana. „Dennis hat morgen Geburtstag und ich habe auch schon ein Geschenk besorgt, aber wir wollen eine richtig große Party machen und das kann spät werden. Darf ich bei ihm schlafen?“ Dana legte den Kopf schief und sah ihren Vater flehend an. Semir dachte kurz nach. „Ja sicher… du darfst. Wo findet die Party statt?“ „In Siegburg. Würdest du mich morgen hinfahren?“ Wieder sah Dana ihn an. „Ja, kann ich machen. Wann willst du denn da sein?“ Dana überlegte kurz. „Um elf.“ „Ist in Ordnung. Was riecht denn hier so lecker?“ Er war sehr erstaunt. Seit einigen Tagen bemerkte er eine Veränderung in Dana. „Ich habe gekocht…für dich und für mich. Ich glaub, ich hab mich die letzte Zeit ziemlich komisch verhalten…“ Semir lächelte verlegen. „Na, dann wollen wir mal essen. Apropos Essen. Andrea hat uns für morgen Abend eingeladen, aber das hat sich dann ja erledigt, wenn du morgen Geburtstag feierst.“ Dana nickte leicht. „Tut mir Leid. Ich wäre gern mitgekommen, denn ich möchte auch mit Andrea Frieden schließen.“ „Dafür gibt es sicher noch andere Gelegenheiten.“ Sie gingen in die Küche und aßen gemeinsam. Semir stellte fest, dass seine Tochter zwar keine Superköchin war, aber sie sich immerhin Mühe gegeben hatte.

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  • Da der nächste Tag bereits der Samstag war, machten sich Dana und Semir noch einen gemütlichen Fernsehabend. „Papa… darf ich dich mal was fragen?“ fing Dana plötzlich an. „Ja sicher…was möchtest du wissen?“ „Hasst du mich?“ „Nein! Wie kommst du denn darauf?“ Semir war erstaunt über diese Frage. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich nur störe. Du, Andrea und die Kinder sind immer so glücklich. Ich passe da irgendwie nicht rein.“ Sie sah ihren Vater an. Tränen waren zu sehen. Semir nahm sie in den Arm. „Dana, du bist meine Tochter und du gehörst zur Familie, wie Ayda und Lilly. Du bist ein Teil von uns.“ „Wirklich?“ „Ja, du bist ein Teil und Andrea würde sich sehr gern besser mit dir verstehen. Du musst es nur zulassen. Es ist wichtig für dich, denn du könntest sie eines Tages brauchen.“ „Warum?“ „Nun, es gibt sicher irgendwann Themen, die du lieber mit einer Frau besprechen möchtest und nicht mit deinem Vater.“ Semir versuchte locker zu klingen, doch irgendwie schien es ihm nicht zu gelingen. Dennoch schien Dana es zu überhören. „Ich werde es versuchen. Das verspreche ich dir. Ich mag sie eigentlich doch… und auch Ayda und Lilly. Ich meine es sind ja meine Halbschwestern.“ „Deine Schwestern. Es sind deine Schwestern. Halb oder ganz ist völlig egal. Dana, wir wollen alle eine Familie sein. In einer Familie ist jeder für jeden da. Und ich würde sehr gern mit Andrea, mit dir und den Kleinen wieder unter einem Dach leben.“ Dana lachte auf. Es war selten genug, dass dieses Mädchen lachte und es tat Semir gut. Dana legte ihren Kopf an seine Schulter. „Ich fände es toll, wenn wir eine Familie wären. Genau wie damals mit Mama und Papa. Ich vermisse sie so sehr.“Semir strich sanft über die Wange seiner großen Tochter. „Das glaub ich dir. Du kannst jederzeit mit mir darüber reden.“


    Semir fuhr am nächsten Tag Dana zum Geburtstag nach Siegburg und wünschte ihr viel Spaß. Er sah ihr nach, als sie in dem Haus verschwand. Dass Dana sich mit Andrea versöhnen oder wenigstens arrangieren wollte, machte ihn stolz. Dana hatte sich in den letzten Tagen sehr gewandelt und er hoffte inständig, dass es auch nach dem Zusammenziehen mit Andrea dabei bleiben würde. Vielleicht gab es dann endlich wieder Frieden und Harmonie in der Familie Gerkhan. Er wünschte es sich sehnlichst, denn ihm fiel wieder ein, dass er nicht mehr viel Zeit hatte und die wollte er in Ruhe verbringen. Semir reihte sich zur Autobahn ein und beschleunigte, um sich einzufädeln. Während der Fahrt dachte er darüber nach, dass es nur noch drei Tage dauern würde, bis er endlich das Ergebnis der zweiten Blutuntersuchung bekam und dieses hoffentlich negativ im positiven Sinne ausfallen würde. Er lachte leise, denn er dachte daran, dass es doch schon merkwürdig war. Jeden Tag riskierte er sein Leben auf der Autobahn bei Verfolgungsjagden und nun hatte er Angst an einer Krankheit zu sterben. Was war denn da der Unterschied? Doch dann gab er sich die Antwort selbst. Der Unterschied lag darin, dass wenn er im Dienst starb, er nicht wusste wann es passieren würde, aber bei dieser Krankheit stand die Zeit fest. Drei Jahre!!! Er konnte es nicht verhindern und das war es, was ihn wurmte. Er sah kurz in den Rückspiegel und beobachtete den nachfolgenden Verkehr. Ein roter Opel fiel ihm auf. Dieser fuhr ziemlich dicht auf und blinkte ständig. Dann zog er nach rechts um Semir zu überholen. Dieser passte sein Tempo an, damit der Überholende möglichst rasch vor ihm einscheren konnte, um den Verkehr nicht aufzuhalten. Doch gerade als der Wagen auf gleicher Höhe mit ihm war, lenkte der Fahrer nach links und rammte ihn. Semir erschrak und verlor kurz die Kontrolle, doch dann spielte es sich wie gelernt ab. Er lenkte dagegen und wurde erneut gerammt. Semir stieg aufs Gas, um dem Wagen zu entkommen, doch dieser hielt das Tempo. Verdammt, ausgerechnet jetzt fuhr er seinen Privatwagen und hatte seine Waffe nicht dabei.

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  • André grinste. Er und Moritz trugen Sturmmasken und als sie auf gleicher Höhe mit dem Wagen ihres Opfers waren, sahen sie die Angst in seinen Augen. „Los ab ins Grüne mit ihm!“ forderte Moritz seinen Bruder auf. André nickte und rammte den Wagen. Tatsächlich verlor ihr Opfer die Kontrolle für Sekunden, doch dann bekam er das Fahrzeug wieder in den Griff und lenkte dagegen. „Der kann verdammt gut fahren!“ André holte erneut aus. Diesmal traf er den Wagen am hinteren Teil, denn der Mann im BMW beschleunigte. „Der entkommt uns nicht.“ Noch einmal riss André das Lenkrad nach rechts und rammte den Wagen nun in der Fahrertür, die sich leicht verbog. „Da der Parkplatz! Dräng ihn ab!“ Moritz klammerte sich an den Haltegriff fest und sah den kleinen Parkplatz zur rechten. Er hatte wieder Blickkontakt mit dem neuen Spielzeug seiner Schwester, der ihn panisch ansah. André holte aus und konnte den BMW tatsächlich auf den Parkplatz drängen. Dann überholte er ihn und stellte sich quer. Der Fahrer versuchte auszuweichen, doch er schaffte es nicht und raste gegen einen der steinernen Tische, die den Parkplatz säumten. Moritz sah wie der Fahrer durch die Wucht des Aufpralls mit dem Kopf gegen die Scheibe knallte. Er riss sich seine Sturmhaube genau wie André runter, stieg aus und zerrte die Fahrertür auf. Er holte den Mann, der benommen war, aus den Wagen und ließ ihn zu Boden gleiten. Ein weiteres Fahrzeug kam auf den Parkplatz gefahren. Moritz tat, als würde er sich um den Mann kümmern. Die Fahrerin des Wagens stieg aus. „Alles erledigt. Die Rettung ist schon informiert.“ „Kann ich irgendwie helfen?“ „Nein, alles bestens… Wir schaffen das schon!“ Moritz wollte die Frau loswerden und die schien tatsächlich keine Zeit zu haben. Sie fuhr davon. Er wandte sich wieder dem Mann zu. Eine Platzwunde an der Stirn blutete heftig, aber ansonsten schien er unverletzt. Nun nahm er die Spritze, die ihn seine Schwester gegeben hatte und setzte sie dem reglosen Mann in den Oberschenkel, wie sie es ihm gezeigt hatte. Jetzt würde er einige Stunden schlafen. Lange genug, um ihn in sein neues Zuhause zu bringen. André kam zu ihm. „Wir müssen uns beeilen!“ Gemeinsam mit Moritz schaffte er den Mann in den Wagen und fuhr davon. „So, dann bringen wir unseren Schwager in Spe mal in die Hütte.“ Sie brauchten für die Fahrt fast eine Stunde. Ihre Schwester war bereits zum Dienst und so mussten sie den Mann versorgen. Sie brachten ihn in das für ihn vorgesehene Zimmer und wollten die Tür gerade verschließen, als sie vor ihnen stand. „Sehr schön…“ Sie ging ans Bett und strich dem bewusstlosen Mann über die Wange. „Endlich bist du bei mir, Liebster.“


    Alex hatte nicht das Glück, wie Semir frei zu haben und musste arbeiten. Er fuhr gegen neun zum Dienst und nahm sich vor, Semir gegen Mittag aus dem Bett zu locken. Gegen eins wählte er seinen Partner an, doch es meldete sich nur die Mailbox. Alex grinste leicht. Semir schien gelernt zu haben, dass es sich lohnte das Handy auszuschalten. „Na gut, dann eben nicht.“ Er machte sich an die Arbeit. Da er heute allein Dienst schob, war zunächst Bürodienst angesagt. Er hatte noch einige Berichte abzuarbeiten und stand auf Abruf. Seine Gedanken gingen nach einer Stunde wieder zu seinem Freund und Partner. Sicher, Semir hatte frei und wollte bestimmt endlich mal wieder ausschlafen. Das konnte man akzeptieren, denn in den letzten Tagen war sein Partner immer sehr gereizt und müde, was nicht ungewöhnlich war, wenn man gestalkt wurde und zu jeder Tages- und Nachtzeit Liebesbekundungen bekam. Auch wenn es mit der neuen Karte scheinbar doch abgenommen hatte. Alex sah auf die Uhr. Es war gerade mal halb drei. Die Zeit wollte nicht vergehen. Er nahm sich den nächsten Bericht und wurde durch sein Handy bei der stupiden Arbeit unterbrochen. Es war Andrea. „Andrea…was gibt es denn?“ „Sag mal, hat Semir doch Dienst?“ „Nein, er hat heute doch frei. Warum fragst du?“ „Ich kann ihn nicht erreichen und ich hatte ihn doch zum Essen eingeladen und er hat auch zugesagt. Aber er ist nicht gekommen und nun wollte ich wissen warum er nicht gekommen ist. Die Kinder sind schwer enttäuscht.“ „Sorry, aber ich weiß nicht wo er ist. Hast du mal versucht Dana zu erreichen?“ „Ja, aber sie geht auch nicht ran.“ „Okay, Andrea, ich fahre mal zu ihm. Ich melde mich bei dir.“ Alex beendete das Gespräch, nahm seine Autoschlüssel und fuhr zu seinem Partner nach Hause. Gerade als er vor der Tür seines Partners stand, klingelte sein Handy. Susanne war dran. „Alex, wir haben eben die Nachricht bekommen, das Semirs Privatwagen auf dem Parkplatz an der A3 bei Kilometer 29,4 steht. Er scheint einen Unfall gehabt zu haben. Von ihm selbst fehlt jedoch jede Spur.“ „Verstanden, ich fahre sofort hin.“ Alex drehte wieder um und stieg in seinen Mercedes. Mit Blaulicht und Sirene fuhr er zu dem angegebenen Parkplatz. Als er den Wagen seines Partners sah, schluckte er. Die Blutspur am Fenster war deutlich zu sehen.

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  • Alex fuhr zur PAST zurück, wo er von Kim Krüger aufgefordert wurde, in ihr Büro zu kommen. Es wunderte ihm nicht, dass er hier auf den neuen Staatsanwalt Thomas Sander stieß, denn dieser war der derzeitige Freund von Kim Krüger. „Was ist passiert?“ „Semirs Wagen ist in einem Unfall verwickelt worden. Er selbst ist spurlos verschwunden. Die Spurensicherung ist noch dabei den Wagen zu untersuchen. Leider gab es keine Tatzeugen, aber ich vermute dass er von der Fahrbahn gedrängt und auf den Parkplatz gezwungen wurde. Hartmut wird das sicher auch rausfinden. Anhand der Farbe, die ich erkennen konnte ist es ein rotes Auto gewesen.“ Kim nickte nachdenklich. „Können Sie sich einen Grund denken?“ „Also für das Verschwinden nicht. Aber Semir hat in den letzten Tagen immer wieder Liebesbekundungen per SMS bekommen.“ Kim setzte sich aufrecht hin. „Warum hat man mir das nicht gesagt?“ „Das war eine private Sache. Ich meine, es ist sicher auch kein Grund für sein Verschwinden. Ich denke eher dass es einer ist, der eine Rechnung mit Semir aufhatte und sich nun rächen will. Wäre ja nicht das erste Mal.“ „Deshalb die neue Karte. Was ist mit dem Absender?“ „Hartmut versucht ihn herauszufinden.“ „Das sehe ich genauso Kim. Es wäre seine private Sache. Nur das die KTU dann damit beauftragt wird in einer privaten Angelegenheit einzugreifen, ist nicht in Ordnung.“ mischte sich nun Sander ein. „Nicht wenn es über das Diensthandy geht. Was genau stand in den Nachrichten?“ „Verschiedene Dinge. Meistens Liebesbekenntnisse“ „Auch Drohungen?“ Alex dachte nach. „Drohungen würde ich nicht sagen, eher Ankündigungen.“ „Wo ist das Handy jetzt? „Das lag im Wagen, die alte Karte ist bei Hartmut. Ich oder besser wir haben ihn gebeten heraus zu finden, von wo der Absender die Nachrichten geschickt hat.“ Alex sah zu Boden. „Semirs Wagen ist in der KTU?“ „Ja, Hartmut kümmert sich schon darum. Er zieht den Wagen vor und untersucht ihn akribisch. Ich werde gleich zu Andrea fahren und sie informieren. Susanne geht bereits alle Krankenhäuser durch, ob ein Unfallopfer mit Semirs Beschreibung eingeliefert wurde. Es ist ja gut möglich, dass Semir bewusstlos war und sich noch nicht ausweisen konnte.“ Kim sah Alex an. „Dann werden Sie diesen Fall übernehmen. Alle anderen Fälle sind auf Eis gelegt, bzw. können auf die Kollegen verteilt werden!“ Alex verschwand.


    Andrea sah auf als es klingelte. Sie ging zur Tür und war erstaunt, dass Alex vor der Tür stand. „Hast du Semir direkt mitgebracht?“ Sie sah sich suchend nach ihren Exmann um, doch dieser war nicht da. „Wir müssen reden, Andrea.“ Sie sah ihn erstaunt an. „Okay… komm rein.“ Sie fühlte ein Unbehagen in sich. „Ist etwas mit Semir passiert?“ „Das weiß ich nicht. Wir haben seinen Wagen gefunden. Er scheint einen Unfall gehabt zu haben, sein Handy lag im Auto, aber von ihm fehlt jede Spur. Wir sind dabei sämtliche Krankenhäuser anzurufen, die in der Nähe sind. Bisher leider ohne jeden Erfolg.“ Andrea sah den Partner ihres Exmannes an. „Das heißt, Semir ist verschwunden? Weißt du ob er verletzt ist?“ „In dem Wagen waren Blutspuren. Hartmut untersucht gerade ob sie von Semir sind. Andrea, noch ist nicht sicher, dass er wirklich verschwunden ist. Es könnte sein, dass er ohne Bewusstsein war und in einem der umliegenden Krankenhäuser liegt.“ Andrea lachte leise auf. „Denkst du das wirklich?“ Sie beobachte Alex und dieser schüttelte den Kopf. „Du denkst, es hat was mit diesen Nachrichten zu tun, oder? Du denkst dass diese Person ihn entführt hat.“ „Andrea, es ist ein Verdacht, mehr nicht… aber im Augenblick weiß ich nicht, was ich denken soll.“ Andrea sah ihn an. „Und was jetzt?“ „Er wurde zur Fahndung ausgeschrieben. Andrea, Semir hatte sich in den letzten Tagen verändert, er war nicht wie sonst. Irgendwas war anders.“ „Ja, das ist mir auch aufgefallen. Er war aber nicht um Ausreden verlegen und hat immer einen Grund gefunden.“ „Ja ich weiß es. Gestern erst fragte er mich, was ich tun würde, wenn ich nur noch drei Jahre zu leben hätte.“ „Du meinst….?“ Andrea sah Alex fragend an. „Ich meine gar nichts. Es könnte sein, dass er im Augenblick Depressionen hatte, vielleicht wegen den Nachrichten. Ich meine, er hat sie zur jeder Tages- und Nachtzeit bekommen. Er wird sich bestimmt melden, sobald er in der Lage dazu ist. Kannst du Dana informieren?“ „Ja sicher… mach ich sofort. Sag mal Alex, kann es nicht auch mit der Diensttauglichkeitsuntersuchung zu tun haben? Vielleicht….“ Alex Kopf ruckte hoch. „Glaubst du, er hat ein negatives Ergebnis bekommen? Dass er nicht mehr für den Außendienst tauglich ist und deshalb so abbaut?“

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  • Semir wachte auf und hörte einen nervigen Piepton. Er drehte vorsichtig seinen Kopf und sah die Maschine, die scheinbar sein Herzschlag überwachte. Er erinnerte sich daran, dass er einen Unfall hatte. Er wurde von der Straße gedrängt und prallte dann auf einen der Steintische auf dem Parkplatz und verlor kurz darauf das Bewusstsein. Vorsichtig richtete er sich auf und spürte sofort ein starkes Pochen an der Schläfe. Ihm wurde übel und er ließ sich wieder ins Kissen fallen und holte tief Luft. Die Schmerzen und auch die Übelkeit ließen nach. Er hob seine rechte Hand und sah, dass er einen Zugang im Handrücken stecken hatte. Von da aus ging ein Schlauch ab und endete in einem Tropf. Er sah sich um. Er schien im Krankenhaus zu liegen. Dieses Zimmer war ein Krankenzimmer. Egal wer ihn auch von der Straße gedrängt hatte, schein sein Werk nicht vollenden zu können. Vielleicht war er gestört worden und ein aufmerksamer Verkehrsteilnehmer hatte die Kollegen und die Rettung informiert. Ja, das konnte es nur sein. Er musste sobald er wieder draußen war, seinem Retter danken. Er versuchte heraus zu finden, was er an Verletzungen erlitten hatte. Sein linker Arm erschien ihm sehr schwer und als er ihn anhob, sah er den Gips. Sein Arm schien gebrochen zu sein. Am rechten Oberschenkel trug er ebenfalls einen Verband und auch um seinen Kopf befand sich Verbandsmaterial. Es schien ihn arg erwischt zu haben. Zum Glück lag er allein hier in diesem Raum, das hatte er eben schon festgestellt. Die Gardinen waren zugezogen und so konnte er zwar nicht aus dem Fenster sehen, aber es schien zu regnen, denn er hörte wie die Tropfen gegen die Scheibe prasselten. Sein Hals fühlte sich trocken an und er hustete leicht. Nur wenig später ging die Tür auf und eine Schwester kam herein. Semir sah sie an und erkannte in ihr die Schwester, die ihm bei der zweiten Blutuntersuchung das Blut abgenommen hatte. Auf dem Schild stand „Ines“ „Schwester… was ist passiert?“ Sie lächelte ihn an.„Herr Gerkhan, schön dass Sie wieder wach sind.“ Sie ignorierte seine Frage vollständig und überprüfte den Tropf. „Wie fühlen Sie sich?“ „Danke…ich habe Kopfschmerzen. Was ist passiert?“ „Man hat Sie vor drei Tagen eingeliefert. Sie hatten einen sehr schweren Unfall.“ Semir sah sie geschockt an. „Drei Tage???“ „Ja, Sie lagen zwei Tage auf der Intensivstation und sind heute hier auf das normale Zimmer gekommen. Die Vitalfunktionen sind fast wieder normal.“ „Kann ich mit einem Arzt sprechen?“ Die Schwester lächelte ihn sanft an. „Das geht im Augenblick leider nicht. Eben sind mehrere Opfer von einem Unfall gebracht worden. Aber er wird sicher später zu Ihnen kommen.“ Semir nickte. Er fühlte sich schlapp, aber er hatte außer diesem Dröhnen im Kopf, keine Schmerzen. „Haben Sie Hunger?“ „Ja…ein wenig…“ gab er zu. „Das Mittagessen kommt gleich.“ Nachdenklich sah er ihr nach, als sie das Zimmer verließ. Als sie die Tür öffnete, hörte er die Geräusche auf dem Gang. Es schien einiges los zu sein. Seine Augen fielen dauernd zu. Warum fehlten ihm drei Tage?


    André und Moritz fuhren in die Stadt und suchten die nächste Spielhalle auf. „Ich werde mir heute den Jackpot holen, das verspreche ich dir.“ André lachte auf. „Das versuchst du jetzt schon seit vier Tagen. Weißt du was du verspielt hast?“ „Ja, das weiß ich…ach ähm, wo wir gerade dabei sind, kannst du mir einen Hunderter leihen?“ Moritz streckte seine Hand bettelnd aus. „Hast du das ganze Geld schon weg?“ staunte André. „Nun ja….die Automaten werden auch immer teurer und bei dem einen hab ich das Gefühl gehabt, dass er mich sogar betrogen hat. Ich hatte den Gewinn doch schon und er hat ihn einfach nicht ausgezahlt!“ Moritz versuchte seine Wut zu zeigen, doch es ging gewaltig schief. „Ja sicher doch… die Maschinen betrügen dich. Ich hab heute noch vor, nach Aachen zu fahren. Dort kannst du dein Geld in sinnvollere Spiele einbringen. Black Jack, oder Roulette oder auch Poker. Da spielst du gegen Gegner, denen du ins Gesicht schauen kannst. Da gibt es kein Rhythmus, wann du den Jackpot kriegen kannst oder nicht. Da spielst du mit echten Gegner.“ „Du musst gerade große Reden schwingen. Du hast doch unser gesamtes Erbe beim Poker durchgebracht! Nicht einen Cent hast du gewonnen! Mit deinem angeblichen Gewinnsystem hast du mich um mein Geld gebracht!“ Moritz verschränkte wütend die Arme vor der Brust. André sah ihn schweigend an. „Das war ein gut durchdachtes System. Die müssen irgendwas verändert haben, sonst hätte es geklappt und wir wären Millionäre geworden.“ André lachte leise. „Ob unser Schwesterherz den armen Kerl wohl schon in die Mangel genommen hat?“ Moritz sah aus dem Fenster. „Das ist mir doch egal. Hauptsache wir haben unsere Ruhe vor ihr!“


    Dana tanzte mit Dennis und sie schmiegten sich eng aneinander. Immer wieder versuchte er sie zu küssen, doch Dana drehte ihren Kopf weg. „Ich liebe dich, Dana…“ sagte er während sie sich zur langsamen Musik bewegten. Ihr Handy klingelte und sie sah kurz auf das Display. „Warte...ich muss mal eben rangehen.“ bat sie ihren Tanzpartner. Sie verließ den Raum und stellte sich auf den kleinen Flur. „Ja?“ meldete sie sich kurz und knapp. „Dana, hier ist Andrea….“ hörte sie die Stimmte der Exfrau von ihrem Vater. „Was willst du, Andrea?“ „Es geht um deinen Vater…er … er hatte einen Unfall.“ „WAS??? Ist er verletzt? Wo ist er? In welchem Krankenhaus?“ Dana spürte Angst in sich aufsteigen. Erst vor kurzem hatte sie ihre leiblichen Eltern verloren und nun schlug das Schicksal wieder zu. „Das ist es ja…ich weiß es nicht. Man hat nur sein Auto mit Blutspuren gefunden.“ „Oh mein Gott. Andrea ich bin in Siegburg, ich kann im Augenblick nicht zurück, meine Freunde mit Auto haben alle was getrunken und…ich …“ „Ich kann dich abholen, wenn du möchtest.“ „Ja bitte…Ich warte auf dich. Die Adresse ist die Konrad-Adenauer-Str. 33.“ Dana wiederholte die Adresse und beendete das Gespräch. Dann ging sie wieder zu Dennis, der sie erwartungsvoll ansah. „Ich werde gleich abgeholt...“ „Was? Ich dachte dein Alter hat dir erlaubt hier zu pennen.“ Dennis sah sie enttäuscht an. „Ja, das hat er auch, aber er hatte einen Unfall und ist seitdem verschwunden. Bitte hab Verständnis dafür, dass ich nicht feiern kann, wenn ich nicht weiß was mit ihm ist. Er ist immerhin mein Vater.“ „Ein toller Vater. Erst ist er Jahrelang nicht für dich da und jetzt versaut er dir alles.“ Dana wandte sich zum gehen, doch Dennis hielt sie fest. „Warte, ich bringe dich raus und warte vor der Tür mit dir auf dein Taxi.“ Dana lächelte und nickte. Gemeinsam warteten sie auf Andrea, die nach einer guten Stunde bei ihr eintrudelte. Dana sah Dennis an. „Tut mir leid, aber das ist mir sehr wichtig…“ verabschiedete sie sich und stieg in Andreas Auto ein. „Weißt du schon was Neues? Wo ist Alex?“ Dana sah Andrea an. „Leider nein. Susanne überprüft gerade die Krankenhäuser. Wir fahren direkt zur PAST!“ „Was ist mit Ayda und Lilly?“ „Die Nachbarin passt auf.“


    Dana und Andrea fuhren zur PAST und wurden von Susanne darüber informiert, dass Semir in keinem der umliegenden Krankenhäuser eingeliefert wurde. „Wo kann er denn dann sein, wenn er nicht eingeliefert wurde? Ist die Umgebung des Unfallortes schon überprüft worden? Ich meine, vielleicht liegt er irgendwo dort im Gras oder so?“ Dana sah Alex verzweifelt an. „Das haben wir bereits überprüft. Nichts. Die einzige Möglichkeit ist, dass ihn jemand mitgenommen hat und zum Arzt, aber nicht zum Krankenhaus gebracht hat. Dana, du und ich fahren gleich nach Hause und wir schauen, ob dein Vater dort ist. Andrea, du fährst auch nach Hause, vielleicht kommt Semir zu dir.“ Alex verteilte sachlich die Aufgaben. Dana sah zu Andrea. Die Beiden nicken und schon ging es los. Alex und Dana fuhren zu Semirs Wohnung und kaum war die Tür offen, rief Dana schon nach ihm. „PAPA!?“ Sie gingen die Räume durch, doch nichts. Semir war nicht zuhause. „Wo kann er denn nur sein?“ Dana machte sich große Sorgen um ihren Vater. Ihr Handy klingelte. Ohne auf das Display zu sehen ging sie ran. „Papa??“ „Nee ich bin es, Dennis. Und hast du deinen Alten gefunden?“ Dana rollte die Augen. „Nein…mein Vater ist verschwunden. Hör mal, Dennis. Ich will mein Telefon freihalten für den Fall, dass er anruft. Ich melde mich bei dir..“ Sie beendete das Gespräch, ohne die Antwort abzuwarten und sah zu Alex. „Was kann man denn jetzt machen?“ „Das weiß ich nicht. Im Augenblick abwarten, ob er sich meldet. Er kann ja nicht verschwunden sein. Kannst du allein bleiben oder soll ich dich zu Andrea bringen?“ Dana lächelte leicht. „Ich weiß nicht, ob sie mich bei sich haben will. Ich bin 16 und könnte auch allein bleiben. Ich rufe sie an, ob ich zu ihr kommen darf.“ Sie nahm wieder ihr Handy und wählte Andrea an. „Dana, ist er da?“ „Nein, Andrea ich weiß dass wir kein gutes Verhältnis haben, aber…ich habe Angst allein zuhause zu bleiben. Darf ich zu dir kommen?“ „Ja sicher. Ich mach dir die Couch bereit und dann kannst du dort schlafen.“ Alex fuhr Dana zu Andrea.

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  • NAch einem langen und sehr regenreichen Tag geht es hier nun weiter:
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    Andrea brachte Lilly und Ayda ins Bett und setzte sich anschließend zu Dana ins Wohnzimmer. Mittlerweile war es einundzwanzig Uhr und man hatte nichts von Semir gehört. Dana stand auf und ging ans Fenster. Andrea sah ihr nach. „Dana…er wird sicher auftauchen.“ „Was, wenn er tot ist? Oder wenn er irgendwo schwerverletzt liegt und stirbt? Was, wenn ihn keiner findet? Ich….er ist doch das einzige was ich noch an Familie habe.“ Das Mädchen fing an zu weinen. Andrea stand auf und ging zu ihr. „Na komm….“ sagte sie sanft und zog das Mädchen an sich. Dana ließ es geschehen und nun weinte sie hemmungslos. „Wir werden ihn wiederfinden. Du wirst sehen, morgen wird er wieder bei uns sein.“ Andrea sprach sanft auf Dana ein und strich ihr über den Kopf. „Ich war so gemein zu ihm, es tut mir so leid…ich…ich…“ Das Mädchen schluchzte so herzzerreißend, das sogar Andrea die Tränen kam. „Na komm… setzen wir uns und dann reden wir.“ Dana nickte. Sie ließ sich von Andrea auf die Couch drücken und setzte sich neben ihr. „Dana, ich weiß dass du eine sehr schwere Zeit hinter dir hast. Ich weiß dass du Semir ein bisschen Schuld daran gibst, aber er ist daran nicht schuld. Er ist der beste Vater, den du haben kannst, auch wenn er eine andere Sichtweise hat.“ Dana sah sie mit verweinten Augen an. „Ich habe Angst….ich habe so eine große Angst…“ „Ich auch Dana, ich auch. Aber wir müssen jetzt zusammen halten. Wir müssen füreinander da sein.“ Dana nickte. Sie lehnte den Kopf an Andreas Schulter. „Es tut mir Leid….ich möchte mich entschuldigen.“ „Wofür musst du dich entschuldigen?“ Andrea war leicht erstaunt, dass das Mädchen heute so zutraulich war. „Ich war so gemein zu dir. Du bist …ich meine…ich habe dich so geärgert und…ich… ich dachte immer, dass du meine Mutter ersetzen willst, aber jetzt sehe ich es anders. Entschuldige bitte, dass ich dir manchmal so wehgetan habe.“ Andrea griff Danas Kinn und sah sie an. „Dana, es gibt nichts zu entschuldigen. Lass uns einfach das Beste aus allem machen.“ Dana nickte.


    Alex fand keinen Feierabend. Er ging den Bericht von Hartmut durch in dem stand, der Techniker, wie auch er schon erkannt hatte, rote Lacksplitter am Wagen gefunden hatte und auch fremde Fingerabdrücke an der Fahrertür. Allerdings war der Besitzer dieser Abdrücke nicht in der Kundenkartei der Polizei. Susanne hatte herausgefunden, dass in keinem Krankenhaus in der Umgebung eine männliche Person ohne Identität lag. Sollte es doch mit den Nachrichten zu tun haben? Hartmut hatte die Überprüfung der Daten nach hinten geschoben, da es bisher privat war, aber was wenn das Verschwinden seines Partners damit zu tun hatte? Was wenn Semir vielleicht von der Straße gedrängt und dann verletzt aus seinen Wagen geholt wurde. Jemand musste doch den Unfall gesehen haben. Die A3 ist stark befahren und Dana sagte, dass Semir sie gegen zehn nach Siegburg gefahren hatte. Auch wenn es ein Samstag war, so mussten mehr Fahrzeuge auf der Straße gewesen sein. Er nahm sich vor, sollte sich morgen Semir immer noch nicht gemeldet haben, die Medien einzuschalten und so an mögliche Zeugen zu kommen. Es klopfte an seiner Tür. Alex sah hoch. Kim Krüger stand im Rahmen. „Machen Sie Feierabend…“ Alex nickte leicht. „Gleich, ich will nur noch den Bericht durchgehen.“ „Gibt es verwertbare Spuren?“ „Ja, der Wagen mit dem Semir den Unfall hatte, war ein roter Wagen. Die Lacksplitter befinden sich vorn, hinten und vor allem an der Fahrertür. Es ist sehr gut möglich, oder nein, für mich ist es sicher, dass Semir von der Autobahn auf den Parkplatz gedrängt wurde. Vermutlich wollte er ausweichen und ist dann auf den Tisch gefahren. Die Fingerabdrücke, die an der Fahrertür gefunden wurden, geben keinen Hinweis auf den Täter. Er ist nicht in unserer Kartei.“ Alex holte Luft. „Herr Brandt, fahren Sie nach Hause. Im Augenblick können wir nichts machen. Wenn Semir die Möglichkeit hat, dann wird er sich bei uns melden. Mehr können wir nicht tun.“ Alex sah sie an. Kim Krüger hatte Recht, er konnte nichts machen außer abwarten. Der Abend und auch die Nacht vergingen, ohne das es einen Hinweis über den Verbleib von Semir gab.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Während Alex sich um seinen Partner sorgte und alles versuchte um ihn zu finden, lag dieser in einer Art von Dämmerschlaf und wurde gar nicht richtig wach. Erst am nächsten Morgen durch das Wecken der Schwester. „Herr Gerkhan Frühstück!“ Semir zuckte zusammen, als er sanft gerüttelt wurde und öffnete die Augen. Die Schwester ließ das Kopfteil höher fahren, so dass er in die Sitzposition kam. Sofort spürte er Übelkeit aufsteigen. „Ich glaub, ich mag nichts essen.“ „Sie müssen aber essen. Ich weiß, Ihnen ist übel, wenn Sie sich aufsetzen. Atmen Sie ein paar Mal tief ein und aus, dann legt es sich. Die Schwester beobachtete ihn und achtete darauf, dass er es richtig machte. „Besser?“ Semir nickte. Tatsächlich ging es ihm besser, als er die Atemübung ein paar Mal gemacht hatte. „Dann wollen wir essen. Ich werde Sie füttern.“ Semir war ihr dankbar, denn der linke Arm war nicht zu gebrauchen und der rechte wegen dem Tropf auch etwas behindert. Dafür war die Schwester sehr fürsorglich. Langsam fing er an zu essen. Es schmeckte wie typisches Krankenhausessen. Semir aß eine Scheibe Brot, die irgendwie abgelagert schmeckte, und trank eine Tasse starken schwarzen Tee. Anschließend wurde das Kopfteil wieder runter gefahren, bis er sich wieder wohl fühlte. Er sah zum Tropf der fast alle war und dann zur Schwester. „Was bekomme ich da für ein Mittel?“ „Das ist ein Schmerzmittel. Dr. Wiegand hat es Ihnen verordnet.“ „Aber ich habe doch gar keine Schmerzen“. „Deswegen bekommen Sie es ja…damit Sie keine Schmerzen haben.“ Semir schloss die Augen. „Das mit dem Essen müssen wir aber steigern. Haben Sie denn gar keinen Hunger?“ „Geht so. Die Übelkeit ist stärker und ich mag einfach nicht, Schwester…?“. Sie lächelte ihn an und er erwiderte es etwas zögerlich. „Ines. Mein Name ist Ines. Ja, das ist wohl wahr. Ich werde Ihnen das Kissen noch etwas aufschütteln und dann sollten Sie noch etwas schlafen.“ „Danke Schwester Ines. Das werde ich tun. War meine Frau schon hier?“ Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Sie war kurz auf der Intensivstation, aber hier war sie noch nicht. Sicher kommt sie noch.“ Semir stutzte etwas. Andrea wäre doch sonst den ganzen Tag hier, wenn er im Krankenhaus lag. Zumindest war es so, als sie noch verheiratet waren. Vielleicht musste sie einfach zu viel arbeiten. Dieser Sander schien nicht gerade ein toller zuvorkommender Chef zu sein. Er war sich sicher, dass Andrea lieber hier wäre, als im Büro. Er schloss die Augen und schlief wieder ein.


    Ines verließ den Raum und ging zu André und Moritz. „Einer von euch muss einen Arzt spielen.“ „Bitte was? Warum das denn? Das ist dein Ding da drin, nicht unser!“ „Bitte. Er ist ein Polizist und er ist schon misstrauisch. Bitte André…du bist perfekt dafür.“ „Warum nimmst du nicht Moritz?“ Ines lachte auf. „Das ist doch wohl ein Witz oder? Moritz sieht doch nicht aus wie ein Arzt. Du schon. Bitte nur ein paar Momente….“ Ines legte den Kopf schief und klimperte mit den Augenlidern. „Also gut. Was muss ich tun?“ André gab wieder nach. „Hier ich hab dir alles vorbereitet. Du musst einfach nur vorlesen.“ „Das sieht ja aus, wie eine Krankenakte.“ André sah seine Schwester an. „Ja, das soll er auch denken. Willst du es auswendig lernen?“ André schüttelte den Kopf. „Meinst du er nimmt mir so den Arzt ab? Ich hab ja nicht mal einen Kittel!“ „Doch, den hab ich auch schon…“ Ines stand auf und verschwand für einen kurzen Moment. Dann kam sie mit einem Kittel wieder. „Dr. Wiegand?“ André sah seine Schwester erstaunt an. „Ja…das ist ein Arzt bei uns auf der neurologischen Station. Er hat gerade Urlaub und wird den Kittel nicht vermissen.“ „Du hast es echt gut durchgeplant. Na gut…ich bin bereit“ André zog den Kittel an und Ines musterte ihn kurz. „Gut, dann komm!“ Sie ging vor und André folgte ihr in das Zimmer in dem Semir Gerkhan lag. Ines öffnete leise die Tür und machte das Licht an. Sofort kniff der „Patient“ die Augen zu, da das Licht ihn blendete. „Sehen Sie, Herr Dr. Ich sagte ja, dass er wach ist.“ Sie lächelte Andre an. Dieser trat ans Bett und hob die Akte hoch.„Guten Tag Herr Gerkhan. Wie schön, dass Sie sich entschlossen haben doch wach zu werden. Wir waren schon kurz davor, Sie doch wieder auf die Intensiv zu packen.“ André lächelte schief. Er blätterte in der Akte und nickte hin und wieder. „Doc…was ist mit mir?“ „Nun, Sie hatten einen sehr schweren Unfall, das hat Ihnen sicher Schwester Ines schon gesagt.“


    Alex fuhr am nächsten Morgen zu Andrea. Dana saß im Wohnzimmer und starrte einfach ins Leere. „Wie geht es ihr?“ „Nicht so gut. Sie hat große Angst, dass sie noch einen Verlust erleiden muss. Hast du was Neues?“ Alex schüttelte den Kopf. „Bisher nichts. Wir wissen, dass er vermutlich von einem roten Wagen auf diesen Parkplatz gedrängt wurde. Ich bin mir sicher, dass er nicht freiwillig verschwunden ist. Aber ich muss zunächst wissen, was gestern passiert ist. Glaubst du Dana kann mir ein paar Fragen beantworten?“ „Versuchen wir es.“ Sie gingen zu Dana und Alex hockte sich vor dem Mädchen hin. „Dana, so wie es aussieht, wurde dein Vater nachdem er dich nach Siegburg gebracht hatte, von der Straße abgedrängt wurde. Hast du auf der Hinfahrt etwas bemerkt? War dein Vater anders als sonst? Hat er öfter in den Rückspiegel gesehen?“ Dana verneinte alle Fragen. „Ich habe nichts bemerkt.“ „Okay… hat er irgendwelche Dinge im Haus gehabt, die du nicht kanntest? Einen Brief vielleicht?“ „Nein, mir ist wirklich nichts aufgefallen.“ „Okay…danke…“ Alex richtete sich wieder auf und wandte sich an Andrea. Er wies sie mit einem Blick an, gemeinsam mit ihm in die Küche zu gehen. „Ist Semir der Typ, der sich etwas antun würde?“ „Alex, wenn er Selbstmord begehen wollte, dann wäre er sicher nicht verschwunden. Er würde dann im Wagen liegen und wir müssten ihn nicht suchen.“ widersprach sie ihm. Alex nickte nachdenklich. „Hör mal, ich weiß nicht was ich tun soll. Die Mutmaßung mit der Untersuchung ist jetzt die einzige Möglichkeit, die uns bleibt. Ich würde aber keine Auskunft über das Ergebnis bekommen. Du schon, ich meine, du bist seine Exfrau und ich hoffe sehr, dass der Arzt dir sagt, was die Untersuchung ergeben hat.“ „Du möchtest also dass ich zum Krankenhaus fahre und mir das Ergebnis der Untersuchung von Semir geben lasse. Gut, mache ich. Nach dem Frühstück fahre ich sofort hin. Ich muss nur die Kinder versorgen.“ „Ich kümmere mich um die Kleinen.“ Alex und Andrea drehten sich um. Dana stand im Rahmen und hatte alles mitbekommen.


    Alex fuhr zur PAST zurück und ging direkt in Kims Büro. „Frau Krüger…haben Sie eine Minute?“ „Ja natürlich, kommen Sie rein, Herr Brandt.“ Kim Krüger lächelte ihn an. „Danke, es geht um Semir…“ fing er an. „Gibt es Neuigkeiten? Haben Sie ihn gefunden?“ „Nein… und das ist genau das worüber ich mit Ihnen sprechen will. “ Kim erwiderte seinen Blick. „Ja bitte….legen Sie los.“ „Ich glaube das Semirs Untersuchung mit dem Verschwinden zu tun hat. Kim setzte sich auf. „Wie kommen Sie darauf?“ „Semir war seit der Untersuchung anders. Ich glaube nicht, dass es nur diese Stalkerin war. Ich habe Andrea beauftragt sich das Ergebnis der Untersuchung geben zu lassen und hoffe sehr, dass sie die auch bekommt.“ „Sie glauben, dass er aufgrund der Untersuchung verschwunden ist? Was sollte das dann mit dem Unfall?“ Alex lächelte unsicher. „Das ist es ja. Ich vermute, dass es mit den SMS zu tun hat. Hartmut ist wieder dabei und ich weiß das Semir auch mit Isabel darüber gesprochen hat. Vielleicht weiß sie mehr als wir. …“ In diesem Augenblick klingelte sein Handy. „Ja?“ „Hartmut hier. Ich habe herausgefunden von wo die Nachrichten gesendet wurden.“ „Danke Hartmut, ich komme sofort zu dir!“ Kim sah ihn erwartungsvoll an. „Hartmut hat herausgefunden, von wo die Nachrichten kommen.“ Sie nickte. „Gut, fahren Sie zu ihm. Isabel ist derzeit auf einem Kongress für Psychologen und hält einen Vortrag. Sie ist erst am Mittwoch wieder da.“ „Gut, vielleicht hat es sich ja auch bis dahin erledigt und Semir ist wieder da. Mit wem soll ich denn Dienst machen? Ich meine Jenny ist in Kur, Semir verschwunden oder besser untergetaucht…“ Alex sah sie ernst an. „Dann gibt es nur einen, mit dem Sie Dienst machen können.“ „Und wer wäre das?“ „Ich…“ Kim stand auf und nahm ihre Jacke. Alex schluckte nur. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet.

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  • Semir sah den Mann im weißen Kittel an. „Ja das weiß ich. Aber was ist mit mir passiert? Wo bin ich hier?“ „Sie sind in einem Krankenhaus und ich bin Dr. Wiegand, ihr behandelnder Arzt.“ Der Mann im weißen Kittel lächelte sanft. „Das ist mir klar, aber in welchen?“ Semir versuchte sich erneut aufzurichten und diesmal blieb die Übelkeit aus. „Herr Gerkhan…Sie haben den linken Arm gebrochen, in ihrem rechten Oberschenkel haben Sie eine ca. 15 cm große Wunde. Sie konnte erfolgreich geschlossen werden, aber Sie werden wohl eine ganze Weile hier liegen müssen. Außerdem hatten Sie ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, was wir zum Glück sehr schnell beheben konnten. Alles was Sie nun brauchen, ist Ruhe.“ Semir nickte. „In welchem Krankenhaus liege ich?“ „Sie sind im St. Antonius Klinikum.“ Semir sah ihn an. „Aber Schwester Ines war doch in der Uniklinik.“ Er stutzte. Das konnte doch nicht sein. Wo lag dieses St. Antonius Klinikum? Er war schon oft im Krankenhaus und von dieser Klinik hatte er noch nie gehört. „In welchem Ort sind wir?“ Der Arzt wechselte mit der Schwester einen Blick, welcher Semir nicht entging. „Sie sind in Siegburg. Nach dem Unfall blieb leider keine Zeit, Sie nach Köln zu bringen. Aber wenn Sie so weitermachen wie bisher, dann wird es sicher nicht lange dauern.“ Semir ließ sich ins Kissen fallen. „Herr Gerkhan? Ist alles in Ordnung? Sie sehen etwas verwirrt aus.“ Der Arzt sah ihn genau an. „Ich weiß nicht.“ „Sehen Sie mal…dass Sie jetzt schon auf einer normalen Station liegen, ist wirklich schon ein Wunder. Sie sollten sich einfach ausruhen.“ „Ja, vielleicht haben Sie recht. Kann ich etwas gegen die Kopfschmerzen bekommen?“ Er sah den Arzt an. „Ja natürlich. Schwester Ines wird Ihnen gleich etwas geben und dann schlafen Sie. Morgen sieht es sicher besser aus.“ Der Arzt drehte sich um und verließ den Raum.


    Ines lächelte und verabreichte ihm die Medikametation, die sie sich für ihn ausgedacht hatte. Wie genial André doch den Arzt spielen konnte. „So….gleich werden Sie ruhiger…“ Sie sah auf ihren Geliebten und sie musste sich schwer zurückhalten ihn nicht sofort zu küssen. Doch dann sah sie wie er die Augen immer wieder schloss und konnte sich nicht mehr halten. Sie beugte sich tief zu ihm hinunter und küsste ihn. „Ich liebe dich, Semir…Niemals darfst du mich wieder verlassen.“ Immer und immer wieder küsste sie ihn. Es schien ihr nichts auszumachen, dass er ihre Gefühle nicht erwidern konnte. Als er schlief, verließ sie wieder den Raum und verschloss die Tür. „Und?“ André sah sie erwartungsvoll an. „Ja, war eine reife Leistung. Hast du echt gut gemacht.“ „Ich meine, was hast du jetzt mit ihm vor? Willst du ihn die ganze Zeit mit irgendwelchem Zeug vollpumpen? Das ist doch nicht gesund!“ Ines sah ihn an. „Das lass mal meine Sorge sein.“ Versonnen drehte sie ihre Haare um die Finger. „Ich werde ihn schon dazu bekommen, mich zu lieben. Jetzt werde ich erst einmal nur die Schwester sein.“ „Und dann?“ „Er ist sehr schwach und braucht meine Hilfe.“ Sie strich sich versonnen eine Strähne aus dem Gesicht. „Du bist echt wahnsinnig, weißt du das? Wer ist er?“ „Er ist ein Polizist…“ Moritz sah André erschrocken an. „Ein Bulle?! Du lässt uns einen Bullen entführen? Was wenn seine Kollegen herausfinden, wo er ist? Die stecken uns in den Bau!!“ Die Brüder tauschten panische Blicke aus, doch sie lachte nur. „Das ist Blödsinn. Woher sollten denn die Kollegen wissen, dass wir dahinter stecken. Die werden was ganz anderes denken.“ Sie band ihr Haar im Nacken zusammen. „Warum nimmst du dir nicht einfach einen Mann, der dich auch liebt? Ines, du kannst die Menschen doch nicht so verbiegen, wie es dir passt!“ Die Augen von ihr funkelten wütend. „Das hat dich nicht zu interessieren! Du bist nur mein Helfer! Ich werde ihn dazu bringen, mich zu lieben! Ich werde nur wenige Tage dafür brauchen. Ihr kennt mich…ich bekomme immer meinen Willen. Immer!“ Ines stampfte wütend mit ihrem Fuß auf den Boden und verschwand wieder.


    André sah Moritz an. „Die spinnt echt. Die ist total jenseits von Gut und Böse!“ André nickte nur. „Was soll es? Sie hat ihren Dickkopf. Da kannst du nichts machen und mit ihrer Behinderung hat sie es halt nicht einfach, einen Kerl zu finden. Ich meine, wenn ich in ihrer Situation wäre, dann würde ich vermutlich genauso handeln.“ André legte die Zeitung zur Seite. Moritz stand auf und griff seine Jacke. „Was ist los?“ „Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat? Der Kerl ist ein Bulle! Muss ich dir sagen, was die mit uns machen, wenn wir hier bleiben?“ André stand auf und hielt seinen Bruder am Arm fest. „Du willst abhauen? Warum machen wir das nicht anders?“ Moritz riss sich mit einer harschen Bewegung los. „Wie meinst du das?“ „Wir werden den Bullen weg bringen. Irgendwo hin, wo er uns nicht gefährlich werden kann. Wir werden ihn etwas von diesem Zeug geben, was wir ihm gegeben haben, als wir ihn hierher brachten und dann suchen wir uns einen Platz und bringen ihn weg.“ André nickte nachdenklich. „Der alte Steinbruch…das wäre doch ein guter Platz. Dort kann er dann notfalls verrecken und wenn er sich befreien sollte, auch gut. Immerhin weiß er dann nicht, wie er dort hingekommen ist. Aber wann?“ „Sobald Ines die Lust an ihm verloren hat und beim Dienst ist.“ André schüttelte den Kopf. „Das kann noch etwas dauern. Wir geben ihr drei Wochen. Bis dahin hat sie vielleicht schon das Interesse an ihren neuen Spielzeug verloren.“ „Na gut….das geht auch. Bis dahin habe ich den Steinbruch inspiziert und sicher eine Höhle oder sowas gefunden, wo er untergebracht werden kann.“ Die Brüder schienen nicht wirklich zu begreifen, dass sie hier mit einem Menschenleben spielten.


    Kim sah Alex an. „Worauf warten wir noch?“ „Chefin, wollen Sie wirklich mit mir…also ich meine…es wäre vielleicht besser wenn…“ Alex suchte nach den richtigen Worten. „Wollen wir reden oder wissen was Hartmut herausgefunden hat. Nun machen Sie den Mund wieder zu. Ich bin nicht nur auf das Büro ausgelegt.“ Kim lachte leise. „Ja…nee das weiß ich ja. Okay….Hartmut hat die Absender herausgefunden“ Kim nahm ihre Jacke und verschwand mit Alex zur KTU. „Herr Freund?!“ rief Kim Krüger, als sie in der KTU ankamen. „Hier hinten, Frau Krüger…“ Hartmut sah auf und staunte nicht schlecht als Alex hinter Kim Krüger lief. „Oh ähm….guten Abend…“ „Sie haben die Absender dieser Nachrichten gefunden?“ Kim sah ihn ernst an. „Ähm ja…und nein. Es gibt mehrere. Der Absender hat verschiedene öffentliche Computer genutzt. Ich konnte insgesamt elf dieser Cafés als Absenderorte festlegen. Hier ist die Liste. Ein Café auf der Robert-Perthel-Str. 33 in Köln Longerich und zwei in Lindenthal, einmal die Uhlandstrasse 15 und einmal die Konrad-Adenauer-Straße 495. Außerdem sind es noch acht in der Kölner Innenstadt rund um die Partymeile.“ Er reichte Alex die Liste und Kim griff zu. „Das ist ne Menge…okay…wie wollen wir vorgehen?“ Kim sah Alex an. Doch der wusste auch nicht so Recht, wie er es anstellen sollte und so übernahm Hartmut wieder das Ruder. „Das ist einfach. Ich habe hier die Liste von Semirs Provider. Da stehen die Zeiten, wo diese Nachrichten angekommen waren. Wir gehen ja davon aus, dass die Leitung sehr schnell ist und so können wir die Zeiten eingrenzen. Davon abgesehen, haben viele Cafés Videoüberwachung. Sie müssen sich also nur den entsprechenden PC in der angegebenen Zeit aussuchen.“ “Danke Hartmut…sehr gute Arbeit.“ Kim sah Hartmut an und nickte ihm zu. „Danke Chefin…ich hoffe nur, dass es zum Erfolg führt.“ „Das hoffen wir auch…“ Alex wandte sich an Kim. „Wie machen wir das jetzt?“ „Wir haben elf Cafés Sie sechs, ich fünf. Am besten fangen wir im Kölner Norden an.“

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  • Alex sah Hartmut an. „Danke Hartmut. Das war eine sehr gute Arbeit.“ „Gern und wenn du Hilfe brauchst, du weißt wo du mich findest.“ Alex nickte. „Chefin?“ „Ja…auf geht es.“ „Ich muss eben noch telefonieren. Ich will Dr. Frings davon in Kenntnis setzen und vielleicht hat sie eine Idee.“ Wieder nickte Kim. „Gehen wir!“ Gemeinsam verließen sie die KTU und Alex griff zum Handy. Er wählte Isabel an, doch leider erreichte er nur die Mailbox. „Hallo Isabel, hier ist Alex. Ich habe ein dringendes Problem und es betrifft Semir. Es wäre schön, wenn Sie mich anrufen, sobald Sie die Zeit haben. Es ist wirklich wichtig.“ Alex beendete das Gespräch und sah Kim Krüger an. „Sie ist nicht erreichbar. Ich hoffe nur dass sie sich morgen bei mir meldet.“ „Fahren wir zurück zur PAST. Ich will mir die Bilder vom Unfallort ansehen!“ „Ja Chefin..“ Alex lenkte den Wagen wieder auf die Autobahn und fuhr mit seiner Vorgesetzten zurück zur PAST. Dort sichteten sie zum x-ten Mal die Bilder des Unfallortes. Kim nahm eine Lupe zur Hand und suchte jeden Zentimeter der Bilder ab. „Gut was haben wir jetzt alles….“ Alex sah Kim an. „Das haben wir jetzt schon zigmal aufgezählt! Damit finden wir Semir nicht. Ich habe mehrere alte Fälle von ihm durchgesehen, aber die meisten sitzen noch ein.“ Alex stöhnte leise auf und rieb sich die Augen. „So…Schluss für heute. Isabel wird sich nicht vor morgen melden und Sie brauchen Schlaf!“ Kim sah ihn ernst an. Alex erwiderte ihren Blick. „Ich kann mich ja jetzt wohl kaum hinlegen. Wir müssen jeden Augenblick nutzen!“ „Das ist richtig, aber Sie helfen Semir sicher nicht, wenn Sie wegen Schlafentzug zusammenbrechen. Herr Brandt…Alex…bitte. Legen Sie sich für mindestens fünf Stunden ins Bett.“ Alex nickte kurz. Auch wenn er es eigentlich nicht zugeben wollte, aber er war sehr müde und Kim hatte Recht. Im Augenblick konnte er nichts tun.


    Am frühen Morgen klingelte Alex Handy. „Brandt!“ „Isabel hier. Was ist mit Semir?“ Die Sorge um den Kollegen war deutlich zu hören. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Semir wurde in einem Unfall verwickelt und ist seitdem verschwunden. Er scheint von der Fahrbahn gedrängt worden zu sein. In seinem Wagen wurden Blutspuren gefunden und das konnte eindeutig ihm zugeordnet werden. Wie schwer seine Verletzungen sind, weiß ich nicht.“ „Haben Sie schon die Krankenhäuser angerufen?“ „Das war das erste was wir gemacht haben. Nichts. Er wurde in keinem eingeliefert. Ich weiß nur, dass er in den letzten Tagen gestalkt wurde. Irgendwer hat ihn mit SMS, Liebesbriefen und Geschenken regelrecht bombardiert. Also von einem Liebesbrief weiß ich. Aber ich bin mir sicher, dass es da noch mehr gab.“ Alex versuchte Isabel möglichst alle Details zu berichten, die er kannte und sich dabei kurz zu fassen. „Ich verstehe, vielleicht hängt das mit dem zusammen, was er mir anvertraut hat. Er hat mir auch davon erzählt. Ich hatte ihm geraten, genau wie Sie übrigens, eine neue Karte zu beantragen. Aber da war noch etwas, Alex. Ich darf es Ihnen nicht sagen, denn es unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht, aber ich denke es könnte Ihnen helfen. Ich werde hier abbrechen und sofort zu Ihnen kommen.“ „Danke Isabel. Sollte ich etwas Neues erfahren, bekommen Sie sofort eine Nachricht.“ Alex war erleichtert und besorgt zugleich. Was meinte Isabel damit? Was konnte Semir ihr anvertraut haben, was er ihm nicht gesagt hatte? Das Semir etwas bedrückte, hatte er schon nach der Diensttauglichkeitsuntersuchung bemerkt. Sollte diese doch nicht so glatt gelaufen sein? Er stand auf und ging ans Fenster, drehte wieder um und setzte sich. Was konnte Semir so belastet haben?


    Isabel beendete das Gespräch und steckte das Handy nachdenklich ein. In Gedanken ging sie die Sitzung mit Semir durch. Auch sie hatte nicht das Gefühl gehabt, das Semir Gerkhan sich versteckte und einfach verschwand. Das war nicht der Hauptkommissar, der immer so cool durch die Welt ging. Okay, in den letzten Wochen und Monaten gab es vieles was er verarbeiten musste. Trennung von der Ehefrau, die Scheidung, dann die Trennung von seinem Partner, ein neuer Partner, der Tod von Dieter Bonrath und dann die Nachricht, dass er sterben musste. Scheinbar hatte er seinem Partner aber nichts davon erzählt. Nur dieser Unfall passte überhaupt nicht da rein. Das konnte natürlich mit der Stalkerin zu tun haben. Isabel wusste dass solche Leute bis zum Äußersten gingen, um das Objekt ihrer Begierde zu bekommen. Sie ging in ihr Hotelzimmer und packte ihre Sachen. Anschließend checkte sie aus. Sie brauchte eine gute halbe Stunde bis alles fertig war und fuhr dann zurück zur PAST, wo Alex und auch Kim Krüger sie bereits erwarteten. „Guten Morgen…“ begrüßten Kim und Alex sie freundlich und Kim wies sie auf den freien Stuhl Platz zu nehmen. Isabel setzte sich. „Gibt es irgendeine Spur zu Semir?“ Sie sah die beiden Polizisten an. „Leider nein. Was wollte Semir bei Ihnen?“ Kim Krüger sah sie an. Isabel lächelte leicht, denn die Neugier war deutlich heraus zu hören. „Ähm, wie ich schon Herrn Brandt sagte, darf ich eigentlich nicht darüber sprechen.“ wich Isabel aus. „Isabel bitte…ich mache mir Sorgen um meinen Partner und nicht nur ich. Was wollte Semir von Ihnen?“ Isabel wechselte einen Blick mit Kim, die ebenfalls sehr eindringlich schaute. „Also gut… ich sage Ihnen nur so viel, dass die Diensttauglichkeitsuntersuchung nicht so verlaufen ist, wie man es sich wünscht. Mehr kann und darf ich ihnen nicht sagen.“ Sie beobachtete Alex Reaktion und sah, dass er merklich schluckte. Auch Kim sah sie geschockt an. „Wie soll ich das verstehen? Das hilft mir nicht … bitte“ Isabel sah ihn an und atmete tief durch. Sie merkte die Sorge, um Semir und nickte ergeben. „Er sagte mir, dass er sterben muss. Das ist wohl bei der Blutuntersuchung raus gekommen. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er eine zweite Blutuntersuchung machen sollte. Das wollte er am nächsten Morgen machen.“ Alex schluckte und ihm wich alle Farbe aus dem Gesicht. Er wurde kreidebleich. Kim Krüger sah zu Boden. Auch sie war bestürzt über diese „Neuigkeit“. „Er stirbt?“ „Ja…er sagte mir, dass wohl irgendeine Zellerkrankung bei ihm festgestellt wurde und er nur noch drei Jahre zu leben hat.“ bestätigte Isabel.


    Geschirrgeklapper weckte Semir. Er schlug die Augen auf und sah in die, der Krankenschwester. Ihr Gesicht war so dicht über das Seine, dass er sich erschrak und zurück zuckte. „Und haben Sie jetzt ausgeschlafen?“ „Ich… ich weiß nicht. Wo bin ich hier?“ Sie sah ihn leicht genervt an. „Sie sind im Krankenhaus. Das habe ich doch schon erklärt. Sie waren auf der Intensivstation und sind nun hier auf der normalen Station. Geht es Ihnen nicht gut?“ „Ich… ich weiß es nicht. Ich bin so müde.“ Die Schwester nickte. „Das wird sich bestimmt legen. Essen Sie etwas.“ Es klang mehr wie ein Befehl, als ein Wunsch, doch Semir überhörte es. „Ich habe keinen Hunger. Irgendwie fühle ich mich krank.“ Ines lächelte sanft. „Das geht sicher gleich vorbei. Wir messen jetzt mal eben die Temperatur. Haben Sie Schmerzen?“ „Nein…ich hab keine Schmerzen, aber irgendwie werde ich nicht richtig wach.“ „Das liegt an dem Medikament, welches Sie bekommen haben. Sobald das aufgebraucht ist, wird es sicher besser werden.“ „War meine Frau schon hier? Oder mein Kollege?“ „Nein, bisher noch nicht. Ich werde, wenn Sie es wünschen, nachher mal anrufen.“ „Geben Sie mir einfach ein Telefon und ich mach es selbst.“ Semir lächelte leicht. „Das wird nicht möglich sein. In Ihren privaten Sachen war kein Handy vorhanden.“ „Okay…kann sein, dass ich es während des Unfalls verloren habe. Gibt es hier kein Telefon fürs Bett?“ Semir sah sich um. „Nicht auf dieser Station, aber wie schon gesagt, ich kann das für Sie erledigen. Sie dürfen noch nicht aufstehen.“ „Dann bringen Sie mir doch ein schnurloses Telefon. Sowas sollte es doch wohl geben.“ Semir spürte ein Unbehagen aufkommen. Warum wehrte sich die Schwester so, dass er ein Telefon bekam. „Nein!“ Die Antwort klang hart und Semir sah sie irritiert an. „Bitte was?“ „Sie müssen Ruhe haben! Es gibt kein Telefon.“ „Sie wollen mir verbieten meine Frau und meinen Freund anzurufen? Ich will sofort den Arzt sprechen! Sofort!!“ Er warf die Decke zur Seite und wollte aufstehen, doch direkt wurde ihm übel und er würgte. Außerdem konnte er sein rechtes Bein nicht wirklich bewegen. Die Schwester lächelte ihn sanft an. „Beruhigen Sie sich doch…bleib ganz ruhig liegen.“ Semir legte sich wieder hin. Er bekam nicht mit, dass die Frau ihn geduzt hatte. „Ich werde noch etwas Beruhigungsmittel in den Tropf geben, dann geht es gleich besser.“ „Ich will keine Beruhigungsmittel! Ich will den Arzt sprechen!“ Semir schloss die Augen und atmete tief durch. Diesmal brauchte es länger, bis sich die Übelkeit legte. Die Schwester kehrte mit einer Spritze zurück und Semir sah wie sie den Inhalt durch die Kanüle in seine Vene spritzte. Nur wenig später fühlte er sich wohl und entspannt.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Alex sah zu Kim und dann wieder zu Isabel. „Warum?“ Isabel sah ihn an. „Er ist krank und der Arzt sagte ihm wohl, dass er noch drei Jahre hat. Das kann einen schon aus der Bahn werfen.“ „Ja sicher…das ist mir klar, aber wenn er so eine Erkrankung hatte, dann müsste sie doch schon länger aufgefallen sein. Ich meine, wir machen diese Untersuchung jedes Jahr und bisher war er immer gesund!“ Alex fuhr mit beiden Händen durch das Gesicht. „Ja, das ist mir bekannt. Deshalb habe ich ihm auch zu einer zweiten Untersuchung geraten.“ Er sah sie an. „Aber wir wissen nicht, ob er die zweite Untersuchung auch gemacht hat. Was ist mit der Stalkerin?“ Isabel nickte nachdenklich. „Stalker können natürlich auch so weit gehen, dass sie das Objekt der Begierde zu sich holen. Sie müssen sich in diesen Stalker versetzen. Oder fangen wir anders an. Stellen Sie sich vor, Sie würden etwas besitzen wollen, das Sie begehren. Wie würden Sie vorgehen?“ Alex stöhnte leise auf. „Ich weiß nicht…wenn ich es käuflich erwerben kann, dann hole ich es mir.“ „Und wenn nicht?“ „Nun dann würde ich es einfach lassen. Was man nicht haben kann, bekommt man dann eben nicht.“ Isabel lächelte, lehnte sich zurück und schlug die Beine über einander. „Richtig…so würde ein normaler Mensch reagieren. Ein Stalker will aber um alles in der Welt sein Ziel erreichen. Allerdings ist es mir schon aufgefallen, dass diese Person sehr dominant ist. Bisher ist sie ja nicht in Erscheinung getreten und normalerweise machen sie ihrem Opfer nur Angst. Hier scheint sie oder er es sich in den Kopf gesetzt zu haben, Semir zu besitzen und hat ihn sich einfach geholt. Das gibt es schon. Und das macht den Gegner dann auch gefährlicher. Denn wenn ein Stalker erst einmal hat, was er will, dann lässt er es sich nicht mehr wegnehmen.“ Kim atmete tief ein und aus. „Scheint ganz so, als hätten wir ein größeres Problem. Okay, Sie, Herr Brandt fahren zum Krankenhaus und versuchen das Ergebnis zu erhalten. Frau Dr. Frings, ich benötige bitte Ihre Hilfe. Machen Sie mir ein Profil von diesem Stalker mit den Details, die Sie eventuell haben. Ich werde anfangen die Cafés zu überprüfen.“ Alex und Isabel nickten.


    Alex dachte angestrengt nach. Er sah noch einmal auf Isabel. „Semir ist doch kein Ding, was man besitzen kann!“ „Nun für die Stalkerin, und ich gehe stark von einer Frau aus, schon. Sie sieht in ihm nicht den Menschen, sondern das Objekt ihrer Begierde. Sie will es besitzen und ihr ist jedes Mittel Recht, es bzw. ihn zu bekommen.“ „Und wenn es gar keine Stalkerin ist, sondern jemand, der sich an ihm rächen will, so wie damals bei Wenger? Was wenn dieser Jemand eine falsche Spur legt, um uns in die Irre zu führen?“ Isabel zog die Schultern hoch. „Dann wird es umso gefährlicher für Semir. Dann wünsche ich ihm wirklich, dass es nur die Stalkerin ist. Wie dem auch sei. Ich würde an Ihrer Stelle ins Krankenhaus fahren und den Arzt befragen, ob Semir zur zweiten Blutuntersuchung da gewesen ist und ob schon ein Ergebnis vorliegt.“ „Die werden mir sicher keine Auskunft geben. Ich bin weder mit Semir verwandt, noch bin ich sein Arzt.“ Isabel sah ihn an. „Versuchen Sie es trotzdem.“ Kim lächelte leicht und griff zum Telefon. „Ja Thomas, Kim hier. Ich brauche dringend deine Hilfe. Kannst du mir einen Beschluss machen, dass wir die Krankenakte von Semir Gerkhan bekommen? So wie es aussieht, ist Herr Gerkhan krank und muss sterben. Wir vermuten aber, dass er entführt wurde.“ Sie sah Alex an und hörte ein paar Augenblicke zu. „Doch, ich sehe es mittlerweile als erwiesen an und ich weiß auch, dass wenn er wieder auftaucht aus dem aktiven Dienst entfernt werden muss. Aber zunächst ist es wichtig ihn zu finden.“ Wieder hörte sie einen Augenblick zu. „Danke Thomas. Schick es mir doch bitte per Mail sofort zu.“ Sie legte auf und sah Alex an. „Der Beschluss in die Krankenakte zu sehen, wird in wenigen Augenblicken hier sein.“ Alex lächelte dankbar. Und schon kam das Signal, dass auf dem Rechner von Kim eine Mail eingegangen war. „Ich drucke es Ihnen aus und dann machen Sie sich auf den Weg ins Krankenhaus.“ Alex nickte und stand auf. „Dann mache ich mich auf den Weg!“ Isabel sah ihn besorgt an. „Alex, passen Sie gut auf sich auf. Ich hoffe Sie finden Semir, denn noch einen Verlust kann niemand hier verkraften.“ Alex lächelte leicht. „Ja, das werde ich und wir werden ihn finden.“ Er verließ die PAST und fuhr zum Krankenhaus. Auf der Station, wo er und Semir zur Untersuchung waren, herrschte reges Treiben. Er sah sich suchend nach Personal um. „Brandt, Kripo Autobahn. Es geht um meinen Kollegen Herrn Gerkhan. Er war noch einmal zur Blutabnahme hier gewesen und ist seit einigen Tagen verschwunden.“ erklärte er den Grund seiner Anwesenheit. „Herr Gerkhan? Ich schaue gern mal in den Unterlagen nach, aber über alles andere müssen Sie dann mit Dr. Behnke besprechen. Ich darf Ihnen keine Auskunft darüber geben.“ Alex nickte und die Krankenschwester verschwand.

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  • Nur eine Stunde später saß Alex dem Arzt gegenüber, der Semir die Nachricht überbracht hatte. „Herr Brandt, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich kann mit Ihnen nicht über das Ergebnis von Herrn Gerkhan sprechen. Das unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht.“ „Das verstehe ich sehr gut, Dr. Behnke, aber es ist so, dass mein Kollege seit zwei Tagen verschwunden ist und ich würde gern herausfinden warum. Dass ich es darf, steht hier im Beschluss! Ich weiß von seiner tödlichen Krankheit und genau das ist mein Problem. Wir machen jedes Jahr diese Untersuchung. Kann es da nicht sein, dass da etwas vertauscht wurde?“ Der Arzt nickte nachdenklich. „Sicher ist es schon mal vorgekommen, dass Untersuchungsergebnisse vertauscht wurden, aber meistens fällt es sehr schnell auf. Bei Herrn Gerkhan wunderte es mich ehrlich gesagt auch. Er war sonst immer gesund und ist eigentlich nicht der Kandidat, bei dem solche Dinge lange im Verborgenen bleiben, weil er eben immer an diese jährlichen Untersuchungen teilnimmt. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht erklären, dass wir das nicht vorher mitbekommen haben, aber es ist definitiv sein Befund.“ Alex hatte gehofft, dass es ein Irrtum war, aber scheinbar war es nicht so. „Er war doch hier und hat noch einmal Blut abnehmen lassen, um das Ergebnis zu überprüfen. Können Sie mir da sagen, ob es sich bestätigt hat?“ Dr. Behnke schüttelte den Kopf. „Diese Blutuntersuchung benötigt schon ein paar Tage. Ich werde Sie anrufen, sobald das Ergebnis vorliegt.“ „Danke Doc für Ihre Hilfe. Sagen Sie, wer hat die Proben eigentlich genommen? Machen Sie das selbst?“ Alex sah den Mann an. „Nein dann käme ich ja überhaupt nicht zum Arbeiten. Das machen meine mir zugeteilten Schwestern. Schwester Laura und Schwester Ines.“ „Darf ich die Damen mal sprechen?“ „Glauben Sie, dass die Damen Fehler gemacht haben? Also das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Die beiden sind schon seit vielen Jahren hier im Klinikum angestellt.“ Alex zog die Schultern hoch. „Ich versuche nur meine Arbeit zu machen. Es könnte doch ein Fehler passiert sein oder?“ Dr. Behnke stand auf. „Herr Brandt, ich halte es nicht nur für ausgeschlossen, sondern für erwiesen! Die Damen machen jeden Tag einen harten Job und die kennen ihre Aufgaben und sie wissen auch, was davon abhängt. Aber ich will den Damen nicht vorgreifen. Wenn sie Ihnen Fragen beantworten wollen, dann bitte schön.“ Alex nickte und stand auf. „Vielen Dank für Ihre Kooperation“


    Alex verließ das Ärztezimmer und sah sich suchend nach den Schwestern um. „Kann ich Ihnen helfen?“ Alex drehte sich zu der Besitzerin der Stimme um. „Ah…ich hab Sie gesucht, Schwester Laura. Es geht um meinen Kollegen Semir Gerkhan.“ „Ah, die Untersuchung weshalb Sie bei Dr. Behnke waren. Gibt es denn noch offene Fragen? Ich darf Ihnen ja keine Auskunft geben.“ „Ja, das weiß ich. Nein, die Fragen haben sich erledigt. Ich wollte lediglich wissen, wer von Ihnen meinem Kollegen das Blut abgenommen hatte.“ Laura lächelte leicht. „Das war ich. Warum fragen Sie das?“ „Sie kennen sicher das Ergebnis und ich habe da meine Zweifel, ob es tatsächlich die Blutprobe meines Kollegen war.“ Alex versuchte es möglichst einfach zu erklären und Laura schien direkt zu verstehen, worauf er hinaus wollte. „Sie meinen, dass jemand die Proben vertauscht hat? Das halte ich eigentlich für ausgeschlossen.“ „Warum?“ Laura lachte auf. „Was warum?“ „Warum Sie das direkt ausschließen? Ich meine, es wäre sicher nicht das erste Mal, dass man etwas verwechselt oder?“ Laura zog die Schultern hoch. „Ja sicher ist hier immer viel zu tun und es gab sicher auch schon mal das eine oder andere Missverständnis, aber was die Blutabnahme angeht, kann ich das ausschließen. Sehen Sie…wenn wir Blut abnehmen, dann beschriften wir die Proben direkt im Labor. Dann werden sie in eine Tasche gelegt und ins Buch eingetragen. Wir können gern zusammen schauen, was an dem Tag los war:“ Alex nickte. „Gern…“ Er folgte Laura ins Schwesternzimmer wo mehrere Ordner aufgestellt waren. „So, wann war das?“ „Letzte Woche…“ Laura nickte und zog einen Ordner hervor. „Gut…dann wollen wir mal schauen.“ Sie suchte sich die entsprechende Liste und fuhr mit ihrem Finger über die Reihen. „So, da haben wir Herrn Gerkhan und Herrn Brandt…das sind dann ja wohl Sie…Sie sind beide noch in den Schwung gekommen, die an dem Tag abgeholt wurden. Alle Proben sind hier aufgelistet.“ Sie schob Alex den Ordner rüber. „Und sonst waren keine Blutproben vorhanden?“ „Nein, die werden hier immer sehr kurzfristig ins Labor gebracht.“ „Und das Labor ist auch hier im Haus?“ „Ja, das befindet sich im Keller.“ „Dann werde ich mich dort auch mal umschauen.“ Alex verließ die Station um in den Keller zu fahren.

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  • Während Alex versuchte, im Krankenhaus neue Spuren zu finden, fuhr Kim Krüger in das erste Internetcafé im Kölner Norden. Eine junge Frau kam zu ihr. „Guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?“ „Kim Krüger, Kripo Autobahn, ich hätte gern mal den Inhaber gesprochen.“ Die junge Frau sah sie erschrocken an. „Ist etwas passiert?“ „Es geht um eine Mithilfe in einem Fall, den ich gerade bearbeite. Ist der Chef da?“ Kim lächelte freundlich. „Nein, er kommt erst in einer Stunde. Sie können gern auf ihn warten.“ Kim sah sich um. Sie konnte keine Videokamera entdecken. „Sagen Sie, wird der Laden hier eigentlich überwacht?“ „Nein.“ „Okay. Wie halten Sie denn fest, wer wann an welchem Gerät saß?“ „Gar nicht. Wir lassen die Kunden vorher für eine Stunde zahlen. Und dann können sich die Kunden die Geräte aussuchen. Ah da kommt Max ja.“ Kim Krüger drehte sich um. Ein recht junger Mann kam in den Laden. „Max, das ist Frau Krüger von der Kripo. Sie möchte gern mit dir sprechen.“ Kim nickte dem Mann zu. „Was kann ich für Sie tun? Max Meyer mein Name…“ „Krüger, Kripo Autobahn. Sie können mir bei Ermittlungen helfen. Es geht um die Nutzung eines Ihrer PCs von denen belästigende Mails bzw. SMS versendet wurden. Aber ich habe eben erfahren, dass Sie die PCs nicht überwachen lassen…“ „Das ist richtig. So lange ist das Café hier noch nicht geöffnet. Die Videoüberwachung wird noch installiert.“ Max Meyer sah sie etwas traurig an. „Sie wissen also nicht, wer wann an welchem PC gesessen hat?“ „Nun wer daran saß nicht, aber wenn Sie mir sagen, was davon gemacht wurde, dann könnte ich es überprüfen. Nur bringt Sie das nicht viel weiter.“ Kim nickte nachdenklich. „Danke, das war es dann schon. Ich benötige eher Bilder…“ Sie verabschiedete sich und war sichtlich enttäuscht, doch sie konnte auch nicht davon ausgehen, im ersten Café direkt Glück zu haben. Das nächste Café, welches sie aufsuchte, war wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und auch das darauffolgende hatte keine Videoüberwachung. Der Absender der Mails hatte sich die Cafés sehr genau ausgesucht. Sie fuhr zurück zur PAST, um mit Alex das weitere Vorgehen zu besprechen und hoffte inständig, dass ihr Kollege etwas erfahren hatte.


    Für Semir hingegen verging der Tag quälend langsam. Er lag in einer Art Dämmerschlaf und fühlte nach einigen Stunden, dass er ein dringendes Bedürfnis hatte. Er nahm mit der rechten Hand den Klingelknopf und drückte ihn. Nur wenig später stand die Schwester bei ihm. „Schwester Ines…Ich muss zur Toilette und ich möchte mich frisch machen…bitte…“ „Ja natürlich ich helfe Ihnen.“ Vorsichtig zog sie ihn hoch. Zunächst überfiel ihn wieder der Schwindel, doch der war diesmal schneller weg. Ines befreite ihn von seinem Tropf und schob einen Rollstuhl dicht an sein Bett. „Setzen Sie sich bitte in den Rollstuhl, ich werde Sie dann ins Bad fahren und Ihnen beim Waschen helfen. Oder möchten Sie lieber einen männlichen Kollegen? „Darf ich nicht duschen?“ „Das wäre mit dem Gips nicht gerade sinnvoll. Es ist eher die Art „Katzenwäsche“ machbar.“ Ines lächelte und half dem Patienten in den fahrbaren Untersatz. „Möchten Sie einen männlichen Kollegen?“ Ines sah ihn an, doch Semir schüttelte dann den Kopf. Es war ihm egal, wer ihn nun wusch. Hauptsache er fühlte sich wieder sauber. Ines lächelte und half ihm beim Ausziehen. Semir entging es nicht, dass sie einen sonderbaren Glanz in den Augen bekam. Doch im Augenblick war er nur dankbar für die Hilfe, die er bekam und stellte erstaunt fest, dass es seine Hygieneartikel waren, die hier im Bad standen. Scheinbar hatte Andrea ihm doch schon alles gebracht, was er benötigte. Doch warum war sie nicht bei ihm? So tief konnte er doch gar nicht geschlafen haben, dass er nicht mitbekam wenn er Besuch kriegte, oder doch? Konnte es sein, dass ihn die Medikamente so ausschalteten, dass er es nicht merkte? „Herr Gerkhan?“ „Was? Ja…alles okay…“ „Sie beschäftigt doch etwas…“ „Ja, meine Hygienesachen. Wer hat die gebracht?“ „Ihre Frau. Sie war auf der Intensivstation und sagte mir, dass ich dafür sorgen soll, dass die Sachen zu Ihnen kommen.“ Ines Erklärung schien logisch.


    Nach einer guten halben Stunde lag Semir wieder im Bett und fühlte sich frisch. Er trug immer noch den Krankenhauspyjama. Ines stöpselte ihn wieder an den Tropf. „Wie lange muss ich dieses Medikament noch bekommen?“ Ines zog die Schultern hoch. „Diese Flasche auf jeden Fall. Danach muss ich den Arzt fragen.“ Semir gab sich mit dieser Erklärung zunächst zufrieden. „War meine Frau eigentlich die ganze Zeit noch nicht da?“ „Doch natürlich war sie da. Auf der Intensivstation war sie jede Stunde da und hat nach Ihnen gesehen. Ihr Kollege war auch da. Aber gestern war sie zum ersten Mal nicht da. Ich denke mal sie wird auch einen Job haben, dem sie nachgehen muss oder?“ Semir entging nicht der kühle Ton in der Stimme, wenn er von Andrea sprach, doch nun nickte er. Natürlich hatte Andrea ihre Verpflichtungen und seit Schrankmann nicht mehr ihre Chefin war, konnte sie nicht einfach mal so freinehmen. Sander war in der Sache etwas anders. „Wann ist denn die Visite?“ „In ungefähr einer Stunde. Dr. Wiegand kann Ihnen dann auch sagen, wie lange Sie den Tropf bekommen.“ „Und was ist mit dem Telefon? Ich möchte mit meinen Leuten telefonieren. Bitte….ich will nur wissen, wann meine Frau kommt. Danach können Sie es wieder haben…“ „Das können Sie auch den Arzt fragen. Ich halte mich nur an den Anweisungen und die sagen, dass Sie absolute Ruhe benötigen.“ Ines verschwand und schloss nur wenig später die Tür. Semir hörte Stimmengemurmel auf dem Flur. Er musste sich in Geduld üben, was den Besuch und sein Wunsch nach einem Telefon anging. Aber er würde auf jeden Fall darauf bestehen, eines zu bekommen. Wieder fühlte er eine bleierne Müdigkeit aufkommen und schloss die Augen. Eher er sich versah, lag er wieder in einem tiefen Schlaf.


    Alex fuhr zur PAST zurück, wo Kim Krüger ihn bereits erwartete. „Und?“ „Nichts. Die Blutproben scheinen nicht verwechselt worden zu sein, oder aber es ist nicht nachzuweisen. Die zweite Probe wird wohl erst in zwei Tagen ausgewertet sein. Dr. Behnke ruft mich sofort an, sobald das Ergebnis vorliegt. Und bei Ihnen?“ „Leider auch nicht sehr viel. Zwei Cafés, die ich überprüft habe, haben keine Videoüberwachung, das dritte war geschlossen. Wir sollten uns heute auf jeden Fall noch die restlichen acht in der Innenstadt vornehmen.“ Alex nickte entschlossen. „Machen wir das zusammen, oder wollen Sie hier noch etwas machen?“ „Andrea wollte gleich noch kommen und ich würde sie ungern hier warten lassen. Wir müssen sie darauf vorbereiten.“ Alex nickte erneut. „Ja, dann werde ich die Cafés allein abklappern. Sobald ich fertig bin, komme ich zurück und dann können wir die Fakten zusammentragen.“ „So machen wir das.“ Kim ging in ihr Büro und Alex fuhr los. Sein erster Weg führte ihn zu den Ringen, der beliebten Partymeile von Köln und sah sich suchend um. Das Internetcafé lag nicht weit von einer U-Bahn-Station entfernt. Alex betrat das Café und sah sich um. Auch hier schienen keine Kameras zu sein. Ein Mann in seinem Alter trat auf ihn zu. „Hi…sorry aber alle Geräte sind derzeit besetzt. Wenn Sie in einer Stunde wieder kommen, dann halte ich Ihnen einen Platz frei.“ „Nein, das ist nicht nötig. Brandt, Kripo Autobahn.“ Der Mann grinste breit. „Ich hoffe, dass keiner der Leute hier zu schnell auf der Datenautobahn waren. Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es leider nicht.“ Er lachte selbst über seinen Witz. Alex grinste nur gequält. „Sehr witzig…es geht um Ermittlungsarbeiten in einem Entführungsfall. Sind die Geräte oder die Räume hier videoüberwacht?“ „Na sicher. Wie sonst soll ich mich denn hier absichern. Ich bin ja nicht ständig in diesem Raum.“ Alex nickte. „Dann brauche ich Sichtmaterial und zwar von den letzten zwei Wochen. Kriegen wir das noch hin, Herr…?“

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  • Der Mann lächelte leicht. „Bongartz. Jochen Bongartz. Klar, die Bänder habe ich noch. Kommen Sie mit nach Hinten, dann können Sie sich die Bilder ansehen.“ bot der Mann an. Alex folgte ihm. Jochen Bongartz suchte die entsprechenden DVDs heraus. „So, das müsste es sein…“ Er ging zu Alex und legte die DVD ein. Doch zunächst hatte er nur einen schwarzen Bildschirm und in Gedanken fluchte er. Sollte es so sein, dass die Kameras ausgerechnet an diesem Tag nicht richtig funktioniert hatten? „Was ist das?“ Jochen Bongartz lächelte leicht. „Da gibt es einen kleinen Trick. Einen Augenblick…“ Der Mann drückte ein paar Tasten und schon bekamen sie ein gestochen scharfes Bild auf dem Monitor angezeigt. „So….wie Sie sehen sind vier von den PCs besetzt. Wissen Sie von wem Sie die Nachricht bekommen haben? Frau oder Mann?“ Alex sah ihn an. „Ich habe gar keine bekommen. Mein Partner hat sie bekommen und ist kurz darauf bis heute verschwunden. Ich muss nur wissen, wer sie versendet hat.“ Jochen Bongartz konzentrierte sich wieder auf die Bilder. „Nun… ich kann die Verbindungen der PCs genauer einsehen. Kleinen Moment.“ Der Mann verschwand wieder und Alex sah sich die Bilder an. Hier waren zwei Frauen und zwei Männer zu sehen. Jeder von denen hätte die Nachricht schicken können. Das half ihm im Augenblick auch nicht weiter. Die Bilder waren zwar scharf aber zwei Personen waren lediglich von der Seite zu sehen und die Anderen von hinten. Jochen kam zurück. „Also…PC Nr. 3 war auf einer Erotikseite, PC Nr. 8 auf EBay, PC Nr. 15 war auf GMX und Nr. 2 wurde gerade gestartet.“ Alex sah den Mann an. „PC 15? Okay…welcher ist das?“ Jochen tippte auf den Bildschirm und zeigte Alex den Platz. „Das ist der da!“ Alex sah genauer hin. Es war eine Frau, das war ihm anhand der Figur klar, doch sie wurde nur von hinten gezeigt. „Wie zahlen die Leute hier? Mit Karte? Gibt es irgendwie ein Nachweis dafür?“ Jochen lachte. „Sie meine, dass ich Namen und so habe? Nee…tut mir Leid. Die Leute zahlen bar und gut ist.“ Alex stöhnte auf. Wieder eine Spur die ins Nichts führte. „Das Band ist beschlagnahmt!“ legte er fest. „Klar, Meister….“ Jochen händigte ihm die DVD aus. Auch in den nächsten Cafés bekam er DVDs der Überwachung ausgehändigt. Mit dieser „Beute“ fuhr Alex direkt zu Hartmut.


    „HARTMUT!!“ Alex sah sich in der KTU suchend um. „ Hier!“ kam es aus einer Ecke. Alex ging hin und hob die DVD hoch. „Ich brauche hier sofort deine Meinung und dein Können! Hier…Nr. 1: Ich will wissen, welche Person am PC 15 sitzt! Und hier auf diesen geht es um die Leute, die die Geräte nutzen. Bei der DVD 2 ist es PC Nr. 8. Die Nummern siehst du jeweils über dem Gerät und DVD Nr. 3 geht es mir um die gleiche Person, die an PC Nr. 8 auf DVD 2 sitzt.“ Hartmut nahm die DVD und legte sie ein „Und wo steht PC 15?“ Alex zeigte auf den Bildschirm. „Das ist der PC um den es geht. An diesem Gerät saß die Person, die Semir die Nachricht geschickt hat. Ich will wissen, wer es ist!“ Für Alex war die Sache klar. Hartmut sah ihn an. „Glaubst du ich kenne alle Personen in Köln und Umgebung oder was?“ Auch der Techniker schien so langsam wütend zu werden. „Entschuldige mal! Ich will Semir finden und diese Person weiß wo er ist!“ „Ich will auch alles tun um ihn zu finden! Aber ich bin Techniker und kein Zauberer!“ setzte Hartmut dagegen. Alex nickte leicht. Ihm war klar, das nicht nur er sich Sorgen um Semir machte, sondern auch die anderen Kollegen. „Wie lange brauchst du um das Material zu sichten?“ Hartmut sah auf die Uhr. „Nun, vor morgen wird es sicher nichts werden. Selbst wenn ich Überstunden mache. Die Datenmenge beträgt nach der Anzeige allein auf der ersten DVD über elf Stunden! Bei den Anderen wird es nicht anders sein. Aber ich schau es mir im Raffer an, dann dauerte es nicht so lange. Aber bis morgen Abend brauch ich bestimmt.“ Alex sah ihn an. „Danke…bitte tu, was du machen kannst und ruf mich direkt an, wenn du ein Ergebnis hast. Direkt verstehst du?“ „Geht klar Alex.“ „Ich bin in der PAST wenn was ist!“ Alex fuhr zur PAST wo ihn eine aufgelöste Andrea ihn erwartete. „Hast du etwas herausgefunden?“ überfiel sie ihn regelrecht. „Andrea, ich…ich…habe keine guten Neuigkeiten. Wo ist Dana?“ „Dana passt auf Ayda und Lilly auf. Was ist los? Hast du eine Spur?“ „Ich weiß es nicht genau. Herausgefunden habe ich nur, dass die Nachricht von einem Internetcafé gesendet wurde. Hartmut ist dabei, die Aufnahmen zu sichten. Wir müssen einfach abwarten.“ Andrea sah ihn verzweifelt an. „Soll das heißen, wir können nichts tun?“ „Andrea, ich habe doch schon alles getan. Denkst du, dass ich nur hier herumsitze und Däumchen drehe? Ich mache alles“ Alex brauste auf. „Entschuldige…“ Andrea senkte den Kopf. „Schon gut…wir sind alle fertig.“


    Andrea fuhr enttäuscht nach Hause und auch Alex musste ohne neue Erkenntnis über den Verbleib von Semir nach Hause fahren. Die Sorge um seinen Freund und Partner wuchs ins Unermessliche. Doch zuhause bekam er keine Ruhe. Er ging auf und ab und sah sich immer wieder die ganzen Informationen, die er nun auch zuhause hatte, an. Semir bekam Nachrichten, die wohl von einer Frau, das hatte ja die Aufzeichnung in einem der Internetcafés gezeigt, kamen. Er bekam die Nachricht, dass er sterben müsste und verschwindet. Konnte es nicht doch mit dem Ergebnis zu tun haben? Nein, der Unfall passte überhaupt nicht darein. Sein Handy riss ihn aus den Gedanken. Auf dem Display stand Hartmut. „Hartmut! Hast du was gefunden?“ „Ja und nein…also die Person ist auf jeden Fall eine Frau, aber das war ja klar. Das Problem ist…ach komm einfach her!“ „Bin schon unterwegs!“ Alex beendete das Gespräch und griff seine Jacke und Schlüssel. Dann fuhr er zu Hartmut. „Okay, was hast du?“ „Also, hier siehst du die Frau ins Café kommen. Sie setzt sich an den PC und versendet wohl die Nachricht an Semir. Dann geht sie zur Kasse und zahlt. Ich habe versucht ihr Gesicht einzufangen, aber leider hat sie die Kapuze von dem Shirt so tief ins Gesicht gezogen, dass ich dir nur sagen kann, dass sie dunkle lange Haare hat. Sie dürfte von der Größe her, zwischen 168 bis 172 cm sein. Größer nicht. Vom Alter her, würde ich sie auf Ende 20 schätzen.“ Hartmut sah den Hauptkommissar an. „Konntest du ein Bild von ihr machen?“ „Leider keines, was zur Fahndung reicht. Das Bild passt auf ungefähr die Hälfte aller Frauen, die in Köln und Umgebung wohnen.“ Alex sah ihn enttäuscht an. „Verdammt… ich dachte wirklich, dass ich damit was anfangen könnte.“ Hartmut senkte seinen Kopf. „Tut mir leid, aber mehr ist nicht zu machen.“ Alex nickte. „Ich weiß, leg dich am besten hin. Du hast wirklich gute Arbeit geleistet.“ Alex nahm das Bild, was Hartmut ihn ausgedruckt hatte und fuhr wieder in die PAST.


    Semir wachte in der Nacht auf und spürte Durst. Doch die Notrufklingel war nicht mehr greifbar. Nur mühsam schaffte er es, das Licht an seinem Bett anzumachen und sah sich suchend um. Ausgerechnet auf der linken Seite lag der kleine Drücker. Semir hob die Hand mit dem Zugang und schlug die Decke beiseite. Dann setzte er sich auf und wollte den Knopf wieder aufheben, als ihm schwindelig wurde und er sackte zusammen. In seiner Verzweiflung drehte er sich so, dass er auf den linken, gebrochenen Arm fiel. Semir machte sich im Fallen schon auf heftige Schmerzen bereit, doch diese blieben zu seiner Überraschung aus. Natürlich tat die Begegnung mit dem Gips seinen Rippen nicht wirklich gut, aber der Arm, schmerzte nicht. Etwas verwundert zog er sich am Bett wieder hoch und hielt nun auch den Klingelknopf in der rechten Hand. Irgendwas stimmte hier nicht. Ihm kam ein Verdacht auf. Andrea und Alex waren heute nicht bei ihm und auch wenn beide einiges zu tun hatten, würden sie sich ein wenig Zeit für ihn nehmen. Außer dem Arzt und dieser Schwester Ines, hatte er niemanden gesehen. Keine Putzfrau, kein Pfleger, keine anderen Patienten oder Besucher. Er musste herausfinden was hier nicht stimmte. Er sah auf den Klingelknopf in seiner Hand und drückte den roten Punkt. Nur wenig später kam Schwester Ines in den Raum. „Was machen Sie denn da?“ Sie sah ihn tadelnd an. „Mir ist der Klingelknopf runtergefallen. Ich hab ihn nur aufgehoben. Schwester Ines, ich habe Durst…“ „Ja sicher, ich hole Ihnen eine Flasche Wasser.“ Sie verschwand wieder. Semir sah neugierig zur Tür und er konnte nur ganz kurz die gegenüberliegende Wand sehen. Er hatte große Blumen an der Wand gesehen. Das war der nächste Beweis. Im Krankenhaus würde nie eine Tapete mit großen Blumen verwendet. Sie erinnerte ihn an seine eigene Kindheit. Damals in den 70igern war eine solche Tapete modern und es gab kaum einen Haushalt, in denen diese Wandbekleidung nicht vorhanden war. Er beschloss in der Nacht mehr herausfinden zu wollen. Nur wenig später kam die Schwester und brachte ihm Wasser. Dann legte er sich wieder hin und tat als würde er direkt einschlafen.

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  • Semir schloss die Augen und wartete bis die Schwester das Zimmer verschlossen hatte. Er wartete noch ein bisschen, dann warf er die Decke zur Seite und setzte sich auf. Wieder überfiel ihn der Schwindel und er atmete tief durch. Da er durch den eingegipsten Arm sich den Tropf nicht selbst ziehen konnte, musste er den Ständer mitziehen. Er stand endgültig auf, ging zur Tür und öffnete sie. Seine Wunde im Bein zwickte als er es belastete, dennoch war es auszuhalten. Semir sah auf den Flur hinaus. Es war genau wie er sich schon gedacht hatte, kein Krankenhausflur. Dieser hier war kurz und mit Teppichboden ausgelegt. Er erinnerte sich, die Geräusche von einem Krankenhaus gehört zu haben, aber das passte nicht zu diesem Boden. Also konnten die Geräusche nicht echt sein. Aber was sollte das Ganze? Er ging endgültig aus dem Zimmer und sah sich um. Hier gab es vier weitere Räume, die von diesem Flur abgingen. Außerdem gab es ein Untergeschoss und genau von dort hörte er Geräusche, die die Anwesenheit anderer Personen vermuten ließ. Anhand der Stimmen, waren es scheinbar zwei Personen. In seinem Zustand war das zu viel. Außerdem steckte sein Arm ja auch in Gips. Eine Tür klappte und Semir hörte jemanden in seine Richtung kommen. Er sah einen dunklen Schopf unten am Fuße der Treppe. So schnell es möglich war, lief er wieder in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Er tat, als würde er schlafen und tatsächlich ging nur wenig später die Tür auf. Unter den halb geschlossenen Lidern erkannte er nun die Krankenschwester, die ihn hier zu betreuen schien. Was hatte das zu bedeuten? Sie trat ans Bett und Semir spürte wie ihre Hand durch sein Gesicht fuhr. „Ich liebe dich, mein Schatz. Wir werden sehr glücklich werden. Das verspreche ich dir. Ich werde dir all das geben, was du brauchst. Alles….“ Sie beugte sich über ihn und er spürte ihre Lippen auf seine. Er musste ein Würgen unterdrücken. Doch er ließ es sich nicht anmerken, dass er wach war. „Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen. Und wenn du soweit bist, dann wirst du auch nicht mehr die Medikamente brauchen.“ Semir schluckte, was bekam er da? Seine Gedanken fuhren Karussell. Er sah wie die Frau eine Spritze nahm und ihm etwas in den Zugang spritzte. „Und nun schlaf noch etwas. Ich muss jetzt leider zum Dienst. Bis morgenfrüh wirst du eh schlafen und dann bekommst du ein wundervolles Frühstück von mir serviert. Bis später Liebling.“ Diese Worte klangen zärtlich und noch einmal strich sie sanft über seine Wange. Semir ließ sich nichts anmerken und dabei musste er sich schon sehr anstrengen.


    Er machte sich Gedanken darüber, ob diese Frau von seinem Schicksal, in drei Jahren zu sterben wusste? Es konnte sein, dass sie es wusste, aber bisher dachte er ja auch, dass er wirklich in einem Krankenhaus lag. Oder lag er doch in einem? Er musste es herausfinden. Wenn er wirklich nicht in einem Krankenhaus lag, dann war das sicher kein Medikament, welches ein Arzt verordnet hatte und es hatte sicher nichts mit seiner Erkrankung zu tun. Vielleicht war das Medikament daran schuld, dass er sich so schwach fühlte. Immerhin spürte er, dass er wieder müde wurde. Wenn es so war, musste er sehen, dass er dieses Zeug aus sich heraus bekam. Aber wie sollte er das anstellen? Der linke Arm steckte im Gips auch wenn er seines Erachtens nicht gebrochen war. Aber konnte er sich darauf verlassen? Er war zwar kein Arzt, aber er hatte sich schon öfter etwas gebrochen und er kannte die Schmerzen. Sein Arm schmerzte nicht. Was, wenn dieser Gips tatsächlich nur dafür war, um ihn vorzutäuschen verletzt zu sein. Er musste den Gips entfernen, aber wie? Wasser! Immerhin war der Gips ja auch mit Wasser hergestellt worden. Wenn er weich genug war, konnte er ihn verformen und dann den Arm daraus befreien. Er würde sicher eine ganze Weile brauchen, bis der Gips weich wurde, aber es wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit. Doch bevor er seine Idee in die Tat umsetzen konnte, fühlte er sich als hätte er zu viel getrunken. Alles um ihn herum drehte sich. Er wollte aufstehen, doch irgendwie ging es nicht. Mach es morgen….schlaf lieber…schien sein Körper zu fordern und tatsächlich schlief er ein.


    Alex duschte kurz und legte sich dann ins Bett. Er versuchte einzuschlafen, doch immer wenn er die Augen schloss, sah er Semir vor sich. Er lachte und sah ihn an. „Du bist mein bester Freund“ hörte er ihn wieder sagen und musste leicht lächeln. Diesen Satz sagte Semir als sie stockbetrunken waren und er in einem Redeschwall von all seinen Expartner sprach. An diesem einen Abend war die Welt noch in Ordnung. Semir war da und er, Alex, hatte eine Menge Spaß mit ihm. Wo war er jetzt? Was musste er durchmachen? War vielleicht doch diese Nachricht, dass er sterben musste der Auslöser für sein Verschwinden? Vielleicht brauchte Semir wirklich nur ein paar Tage Zeit, um sich damit abzufinden. Aber was, wenn das Ergebnis falsch war? Was, wenn alles nur ein Irrtum war? Wie sollte er Semir dann erreichen? Wie sollte er ihm sagen, dass es nur ein Irrtum war? Er hatte kein Handy und er hatte nichts hinterlassen, wo man ihn erreichen konnte. Aber auch die Möglichkeit, dass Semir Selbstmord begangen hatte, nicht auszuschlagen. Immerhin war er nach dem Ergebnis davon überzeugt zu sterben. Was wenn er es schneller machen wollte? Was wenn er nicht dahinsiechen wollte, wenn es überhaupt so eine Erkrankung war. Alex wälzte sich von den Gedanken an Semir gequält hin und her. Gegen drei in der Nacht stand er wieder auf und setzte sich auf seine Couch. Er ging den Fall noch einmal durch. Semir verschwand nachdem er erfahren hatte dass er sterben musste. Schon der Gedanke, dass die Tage, die man noch lebte, gezählt werden konnte, war eine Folter für den Betroffenen. Alex dachte daran, wie er im Gefängnis saß. Dort starb er jeden Tag ein bisschen mehr. Doch dann sah er wieder Semir vor sich, als er und Jenny ihn nach seinem letzten Verschwinden gefunden hatten. Halb totgeschlagen hing er in Ketten von der Decke herab. Der Mann, der ihn damals entführte, war sein Nachbar. Ein Psychologe der besonderen Klasse. Doch er hatte Semir nur entführt und nicht geschlagen, dafür war ein Verbrecher verantwortlich. Ein Verbrecher den Semir schon einmal hinter Gitter gebracht hatte. Alex schüttelte sich. Diese Gedanken brachten ihn nicht weiter. Er musste Semir suchen. Er musste ihn finden. Irgendwann schlief der Hauptkommissar auf der Couch ein und wurde erst durch seinen Wecker geweckt.


    Hartmut rieb sich müde die Augen. Seit mehr als zehn Stunden sah er sich nun schon die DVDs an, die ihn Alex gebracht hatte. Auch wenn er lieber geschlafen hätte, so wusste er auch, dass er keine Ruhe fand, solange der Verbleib von Semir nicht geklärt war. Mittlerweile hatte er die vierte DVD am Laufen und sah sich soweit es möglich war, konzentriert die Bilder an. Immer wenn er glaubte eine Person zu erkennen, machte er sich ein Bild. Da er die DVDs im Raffer laufen ließ, konnte er ein wenig Zeit einsparen, dennoch dauerte es bis um neun am Morgen, bis er endlich fertig war. Er griff sein Handy. „Alex…ich bin durch…“ „Ich bin schon unterwegs!“ Hartmut legte sein Handy weg und ging schwankend in seine kleine Küche. Der fehlende Schlaf machte sich bemerkbar. Er kippte sich eine Tasse des kalten Kaffees ein und trank. Auch wenn es nicht wirklich wach machte, so konnte er sich noch etwas konzentrieren. „Hartmut?!“ „Ja, in der Küche!“ Hartmut stöhnte und ging wieder in die große Halle. Alex stand am Schreibtisch. „Und?“ „Also ich habe auf drei Bildern immer die gleiche Person. Aber es ist keine Frau. Hier…dieser Typ im Kapuzenshirt. Wie du sicher direkt bemerkst ist es genau das Shirt, was die Frau auf DVD 1 trägt. Nur eben ist das ein Mann. Ob es der gleiche ist, kann ich dir nicht wirklich sagen. Sie sind alle gleich groß, also die Männer und auch die Bewegungen scheinen fast identisch. Um das genauer zu erkunden, brauche ich Zeit, aber ich konnte dir Bilder machen.“ Hartmut sah Alex an. Dieser schlug ihm auf die Schulter. „Du siehst nicht gerade aus, als hättest du geschlafen.“ „Hab ich auch nicht, aber das werde ich jetzt nachholen. Ich kann nicht mehr. Bin jetzt seit gut 64 Stunden auf und habe Kaffee in mir für mindestens eine Fußballmannschaft.“ Alex nickte. „Dann schlaf gut. Ich werde die Beschreibung, die ich anhand der Bilder habe mal durch den PC jagen. Danke Hartmut. Eine super Leistung!“ Alex verschwand wieder. Er verließ die KTU und fuhr zur PAST, wo er bereits erwartet wurde.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Susanne sah auf, als Alex eintrat. „Alex…einen Augenblick bitte!“ hielt sie ihn auf. „Was ist denn Susanne?“ „Da ist eine Frau Weniger in deinem Büro. Sie sagt, sie könne was zu dem Unfall von Semir sagen.“ Alex sah in sein Büro. „Echt? Warum meldet sie sich jetzt erst?“ „Nun, sie war für drei Tage auf einem Seminar und deshalb nicht erreichbar.“ Alex nickte nachdenklich und ging in sein Büro. „Guten Morgen, Frau Weniger.“ Die Frau drehte sich um. Sie hatte dunkle lange Haare und war knapp 170 cm groß. Diese Faktoren registrierte Alex sofort. „Guten Morgen…“ Ihre Stimme klang sehr unsicher. „Meine Kollegin draußen sagte, dass Sie den Unfall gesehen haben?“ „Ja…ich.. ich wollte helfen und ich bin auch auf diesem Parkplatz gewesen. Aber der Mann, der dem Verletzten half, meinte ich könnte wieder fahren, weil alles schon in die Wege geleitet wurde.“ Alex sah sie an. „Erzählen Sie bitte von Anfang an.“ „Gern…also ich war auf der A3 unterwegs. Vor mir fuhren der BMW und ein roter Opel. Der hat den Fahrer des BMWs ganz schön bedrängt und ihn dann gerammt. Ich dachte erst, hier wird ein Film gedreht, aber es war wohl keiner. Ich meine, Sie haben sicher schon mal von dieser Fernsehserie gehört, die auf der Autobahn spielt und es sah wirklich aus, als sei es eine Szene aus dieser Serie. Aber jetzt …wäre ich doch nur früher zurückgekommen.“ „Allerdings. Mein Kollege ist seit diesem Tag verschwunden. Haben Sie den Mann gesehen?“ Juliane nickte. „Ja…für einen Augenblick. Nachdem er mir gesagt hat, er habe sich um alles gekümmert und bin weiter gefahren.“ „Beschreiben Sie mir den Mann bitte!“ „Er hatte blonde Haare. Das Gesicht war ziemlich hager, es wirkte eingefallen und müde. Von der Größe her, kann ich ihn nur schätzen, weil er ja neben dem Verletzten gekniet hat. Also ich würde sagen, dass er höchstens 175 cm war.“ „Konnten Sie sehen, welche Verletzungen mein Kollege hatte?“ „Nein… leider nicht.“ „Okay, schauen Sie sich doch mal diese Bilder an. Ich weiß, dass sie nicht gerade super sind, aber vielleicht erkennen Sie etwas.“ Alex zeigte ihr die Bilder, die Hartmut ihm gegeben hatte. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber der hier könnte das gewesen sein. Wenn ich sein Gesicht sehen könnte, wüsste ich es genau.“ „Danke…das hilft mir schon.“ Alex verabschiedete die Zeugin. Endlich kam Bewegung in diesen Fall.


    Semir wachte gegen sechs auf, als die Tür sich öffnete. Ines kam rein und trug das Tablett mit dem Frühstück hinein. „Guten Morgen…“ Semir nickte nur. „Der Tropf ist leer.“ „Ja, ich nehme ihn gleich ab und tausche die Flasche.“ „Muss ich denn noch eine haben?“ „Ja….“ „Aber ich habe keine Schmerzen und ich will keine Medikamente haben.“ „Herr Gerkhan, wir sind doch hier nicht in einem Wunschkonzert. Solange Dr. Wiegand nicht anordnet, dass Sie es nicht mehr brauchen, erhalten Sie es.“ Semir setzte sich mühsam auf. „Ich will keine Medikamente mehr!“ Ines sah ihn an. „Das haben Sie nicht zu entscheiden!“ „Oh doch…ich will sofort den Arzt sprechen! Sofort und wenn das nicht machbar ist, dann werde ich das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen!“ Er sah, dass die Krankenschwester unsicher wurde. „Ich werde Dr. Wiegand informieren. Aber jetzt erst einmal frühstücken.“ Semir nickte. Das Brot war entsprechend seiner Behinderung durch den eingegipsten Arm, bereits mundgerecht geschnitten. Auch etwas, das Semir noch nie in einem Krankenhaus hatte. Wie konnten die Leute auch in der Küche von seinen Verletzungsmuster wissen. Ein weiterer Punkt der seine Theorie, dass er in keinem Krankenhaus lag, verstärkte. „Sie können gehen, ich frühstücke selbst!“ Schwester Ines holte tief Luft. Semir hatte tatsächlich das Gefühl, dass sie wütend wurde. Sie zog den Tropf ab, ließ den Zugang aber noch in seiner Hand. Mit einem Stöpsel verschloss sie den Zugang und verließ das Zimmer. Die Tür fiel laut ins Schloss. Semir warf die Decke zur Seite und stand auf. Da er jetzt keinen Ständer mehr hinter sich herziehen musste, war es für ihn einfacher sich zu bewegen. Irgendwas stimmte hier nicht und er hatte nicht die geringste Lust sich weiter hier behandeln zu lassen. Er ging zum Schrank, doch hier hing nichts von ihm. Keine private Kleidung. Er öffnete alle Schränke, doch überall war das Gleiche. Sie waren leer.

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  • Ines ging wütend schnaubend ins Wohnzimmer, wo ihre Brüder vor dem Fernseher saßen. André war der erste, der merkte, dass etwas nicht stimmte. „Dieser Mistkerl!“ „Was hast du? Will er nicht so wie du? Tja…er ist eben kein willenloses Tier. Wurde eh Zeit, dass dir mal jemand die Stirn bietet.“ Moritz grunzte nur kurz und wandte sich dann dem Fernseher wieder zu. „Du musst noch mal den Arzt spielen, André. Du musst ihm sagen, dass er mehr von dem Medikament haben muss!“ André lachte auf. „Vergiss es. Außerdem ist das Zeug eh abgelaufen. Was meinst du, was das für Nebenwirkungen hat. Wenn du ihn wirklich liebst, dann solltest du ihn versuchen zu verführen. Du kannst das doch.“ Moritz lachte auf. „Genau, du kannst das doch!“ Ines schrie auf. „Ihr sollt mir helfen! Ihr müsst mir helfen!“ André stand auf. „Gut, dann helfe ich dir…Moritz komm auch. Vielleicht will der böse Junge oben, ja fliehen und das darf er natürlich nicht.“ Moritz lachte nur. „Warum denn nicht? Wenn er abhaut, dann haben wir wenigstens wieder mal ruhige Abende.“ „Weil er uns in den Knast bringen kann! Er darf nicht von hier verschwinden. Außer wenn er tot ist!“ Moritz Lachen erstarb. „Okay…gehen wir zu ihm.“ „Ihr müsst euch Kittel anziehen!“ „Warum? Er scheint ja wohl doch heraus gefunden zu haben, dass er in keinem Krankenhaus ist. Dann brauchen wir auch kein Theater mehr spielen. Du kannst ganz normal deinen Dienst machen und wir werden uns um ihn kümmern.“ André grinste breit. Ines sah ihn an. „Aber ihr dürft ihm nicht wehtun. Er liebt mich, das weiß ich…er wird mich lieben.“ Ines glaube fest an ihr Vorhaben. „Ich werde noch einmal zu ihm gehen und ihr werdet vor der Tür stehen. Ich gehe erst allein zu ihn rein.“ Die Brüder waren einverstanden. Sie kannten die Sprunghaftigkeit der Gedanken ihrer Schwester. Gemeinsam gingen sie die Treppe hoch und blieben vor der Tür stehen. Ines holte tief Luft und öffnete die Tür.


    Alex wartete darauf, dass der Computer ihm Bilder lieferte, die auf die vage Beschreibung der Zeugin passten, doch es passierte nicht wirklich etwas. Susanne kam ins Büro und stellte ihm einen Kaffee auf den Tisch. „Mach mal ne Pause…“ Alex sah sie an. „Ich muss ihn finden.“ „Ja, das weiß ich, aber hey…du musst auch an dich denken.“ „Das tue ich. Wirklich. Ich passe schon auf. Aber wenn Semir wirklich an dieser Krankheit leidet, dann zählt jede Sekunde die ich nutzen kann, ihn zu finden.“ „Was soll das heißen, er stirbt?“ Alex Kopf ruckte hoch. Im Türrahmen stand Andrea. „Andrea…ähm…also ich…“ Alex sah Susanne hilfesuchend an. „Was ist los? Und komm mir nicht mit, da ist nichts. Frau Krüger hat gestern auch schon so sonderbare Andeutungen gemacht. Also? Ich warte!“ Alex schwieg. „Alex, ich bin nur seine Exfrau, aber ich will ihn wieder für mich haben. Was ist los?“ Alex schluckte. „Semir muss sterben…“ „Bitte was?! Warum sagt mir das keiner? Was ist mit ihm? Hast du Kontakt mit dem Entführer?“ „Nein…du weißt doch diese Untersuchung. Semir ist nicht gesund. Er hat eine tödliche Krankheit. Das hat der Arzt bei der Untersuchung herausgefunden und ich weiß, dass er nur noch drei Jahre hat.“ Alex machte eine Pause. „Das ist absurd! Er war immer gesund! Das kann gar nicht so sein!“ „Ich weiß, dass er bisher immer gesund war, aber….“ „Nein nichts aber! Wer hat dir das gesagt? War das Semir?“ „Nein, ich habe es nicht von ihm. Andrea, ich will es selbst nicht glauben, aber es scheint ganz so, dass er deshalb verschwunden ist. Zumindest wollen uns dass diese Entführer vermitteln. Ich weiß nicht, ob sie es wissen, dass er krank ist, aber…“ Alex stockte. Andrea schwankte. Sofort war Susanne bei ihr und hielt sie fest. „Aber das kann doch gar nicht sein. Semir war immer gesund. Er…das geht nicht….was genau ist es?“ „Setz dich Andrea…du bist ganz blass.“ Andrea nicke und ließ sich von Susanne auf Semirs Stuhl drücken. „Alex…denkst du, dass er sich etwas angetan hat?“ „Nein, das glaube ich nicht. Denn der Unfall und auch die Zeugenaussage sprechen dagegen.“


    Während Andrea bei Alex im Büro war, fuhr Dana mit Ayda und Lilly zur Wohnung ihres Vaters. „Können wir noch ein bisschen bleiben?“ Ayda sah ihre große Schwester an. Dana hockte sich hin, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. „Ayda, das geht nicht. Ich will mir nur ein paar Sachen holen und dann fahren wir wieder nach Hause. Aber wenn ihr ganz lieb seid, dann gehen wir Eis essen. Ich hab noch Taschengeld gespart und…“ „Jaa…..Eis!“ Die Kleinen waren begeistert. Dana zog den Schlüssel hervor und ging mit ihren Schwestern in die Wohnung. Dana blieb stehen. In der Luft lag ein fremder Geruch. Ein Parfum, das sie nicht kannte. „Papa?“ Sofort ruckten auch die Köpfe ihrer Schwester hoch. „Papa….!“ Wiederholten sie alle zusammen. Dann ging Dana ins Bad und auch hier fiel ihr sofort auf, dass die Hygieneartikel ihres Vaters verschwunden waren. Sie ging zu Ayda und Lilly, nahm sie an die Hand und verließ die Wohnung wieder. „Du wolltest dir doch ein paar Sachen holen…“ Dana sah Ayda an. „Ja, das machen wir auch gleich. Aber erst muss ich eure Mama anrufen.“ „Wir haben doch gar nichts gemacht!“ Lilly sah sie erstaunt an und Dana musste lächeln. „Darum geht es doch gar nicht.“ Sie wählte Andrea an und wartete bis sie sich meldete. „Dana...hier…Andrea, ich bin gerade in Papas Wohnung und…seine Sachen sind weg. Alle Dinge die im Bad standen, sind weg.“ „Dana! Wo sind Ayda und Lilly? Hast du sie allein zuhause gelassen?“ „Nein! Die sind bei mir. Ich habe Angst….irgendjemand war in unserer Wohnung. Ich rieche das fremde Parfum!“ „Alex und ich sind unterwegs. Geht aus der Wohnung und wartet auf der Straße!“ „Ja….“ Dana legte auf und nahm ihre Schwestern an die Hand. „Alex kommt jetzt und die Mama auch. Wir warten unten auf sie.“ Gemeinsam mit ihren kleinen Schwestern ging sie auf die Straße.


    Alex und Andrea fuhren sofort zu Semirs Wohnung. Während der Fahrt starrte sie nur aus dem Fenster. „Andrea…ich werde ihn finden. Das verspreche ich dir. Morgen sind die Ergebnisse da und dann wissen wir genaueres. Ich gehe immer noch von einem Irrtum aus.“ Andrea nickte nur. Sie wandte nicht einmal den Kopf in seine Richtung. „Hey… es wird alles gut.“ „Das sagst du… ich… ich hab ihm im Zoo gesagt, dass wir wieder zusammen ziehen und… er hat sich so gefreut. Hat er es da schon gewusst?“ Alex schüttelte den Kopf. „Das hat er erst am Montag erfahren. Andrea, ich weiß dass es schwer ist, aber…wir müssen daran glauben, dass es ein Irrtum war. Wir müssen einfach. Semir war bisher immer gesund und so eine Erkrankung müsste doch viel früher aufgefallen sein. Ich meine, letztes Jahr war nix und Semir lag bestimmt schon dreimal im Krankenhaus. Da hätten die doch etwas finden müssen.“ Nun endlich sah Andrea ihn an. „Du denkst wirklich die haben im Krankenhaus einen Fehler gemacht?“ Er zog die Schultern hoch. „Das kann doch sein oder nicht?“ „Ja sicher…ich meine überall passieren Fehler. Okay… dann sollte doch wohl das Ergebnis anders ausgehen.“ Sie kamen an der Wohnung von Semir an und bemerkten dass Dana, Ayda und Lilly vor der Tür standen. Alex hielt an und sprang direkt aus dem Fahrzeug. „Bist du dir sicher, dass jemand da war?“ Dana nickte. Alex sah sich zu Andrea um. „Okay, ich gehe rein und du wartest hier. Dana, gib mir deinen Schlüssel!“ Er nahm den Schlüssel und ging nach oben. Auch ihm fiel der strenge Geruch auf. Es war ein Parfum, das er noch nicht kannte und Semir hatte das sicher nicht benutzt. Im Bad waren tatsächlich alle Dinge, die Semir gehörten verschwunden. Er ging zur Tür und sah sie sich an. Es gab keine Aufbruchspuren, also musste der oder die Täter mit einem Schlüssel oder mit einem Dietrich reingekommen sein. Er nahm sein Handy und wählte Hartmut an. Nachdem er dem Techniker erklärt hatte, was passiert war, versprach dieser sofort zu kommen. Alex ging wieder zu Andrea und den Kindern. „Es scheint wirklich jemand in der Wohnung gewesen zu sein. Aber sicher nicht Semir. Ich habe ein fremdes Parfum gerochen.“ Andrea sah ihn an und zog die Augenbrauen zusammen. „Parfum?“ Sie sah Dana an. „Das ist nicht meins!“ „Nein das ist nicht Danas, das hab ich gerochen. Das was da oben rumschwirrt ist sehr aufdringlich.“ stand Alex der ältesten Tochter von Semir zur Seite.

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  • Semir hörte die Schritte und legte sich direkt wieder ins Bett und fuhr das Kopfteil so hoch, dass er essen konnte. Er versuchte ruhig zu atmen und fing an sein Frühstück zu genießen. Ines kam wieder rein. „Ah, Sie haben schon gegessen, sehr schön. Ich habe eben mit Dr. Wiegand gesprochen. Sie werden noch eine Flasche von dem Medikament benötigen. Danach ist aber auch Schluss.“ Semir nickte nur. Er wollte noch ein bisschen mitspielen und hatte sich schon überlegt, wie er den Schlauch manipulieren konnte. Er musste nur dafür sorgen, dass dieses Zeug nicht in seinen Körper geriet. „Sie haben heute ja alles aufgegessen. Das ist sehr gut…“ Er sah Schwester Ines an. „Sorry, ich meine wegen eben. Kann ich das Telefon nun bekommen?“ „Nicht heute…“ „Aber warum denn nicht? Ich bin soweit fit!“ Semir begehrte auf. „Sie brauchen die Ruhe. Bitte, Herr Gerkhan … genießen Sie es doch einfach.“ Wieder nickte Semir. „Okay…aber morgen will ich ein Telefon.“ „Natürlich. Möchten Sie noch auf die Toilette, bevor ich Sie wieder anstöpsel?“ Semir stand auf und beantwortete die Frage. „Whow…Sie sind richtig fit. Das ist sehr gut. Wenn das so weiter geht, dann sind Sie bald topfit.“ Semir nickte. „Was ist mit der Wunde am Bein? Wir haben da noch gar kein Verbandswechsel gemacht.“ „Das mache ich noch. Aber jetzt geht es erst einmal zur Toilette und dann legen Sie sich wieder hin.“ Semir sah die Frau an. Wenn sie nicht diese Gaumenspalte hätte, dann wäre sie ein richtig hübsches Mädchen, doch überhaupt nicht seine Altersklasse. „Wie alt sind Sie eigentlich?“ „Ich? Warum wollen Sie das denn wissen?“ Ines lächelte etwas verlegen. „Nun, ich würde es gern wissen.“ „Ich bin 28“ Semir nickte nachdenklich. „Und Sie haben sicher einen festen Freund, der es wundervoll findet, was Sie so alles in ihrem Dienst machen oder?“ Mit seiner Fragerei versuchte er das Vertrauen der Frau zu gewinnen. Wer weiß, wann er das gebrauchen konnte. Seinen Fluchtplan hatte er sich nun schon zu Recht gelegt. Heute Nacht würde er damit anfangen und spätestens morgen würde er von hier fliehen.



    Ines versorgte ihren Geliebten und verließ nach einer knappen halben Stunde das Zimmer mit dem Tablett. Dann ging sie in ihr Zimmer und legte sich ins Bett. Sie hatte heute Abend noch mal Dienst und dann hatte sie eine Woche frei. Eine Woche in der sie nur für ihren Geliebten da sein wird. Doch jetzt brauchte sie eine Menge Schlaf. Als sie sich hinlegen wollte, kamen André und Moritz zu ihr ins Zimmern. „Wir sind bis Mitternacht nicht da. Kommst du mit ihm alleine klar?“ „Ja sicher. Er wird eh gleich wieder einschlafen und ich brauche auch Ruhe. Gebt aber nicht so viel Kohle aus! Ihr wollt doch wieder spielen gehen, oder?“ „Nun ja, ich hatte letztens eine Glückssträhne beim Poker und Moritz will heute mal mit mir hin. Wir sind wie gesagt gegen Mitternacht wieder da.“ Ines stöhnte leise auf. „Ihr solltet euch behandeln lassen. Diese Spielsucht ist nicht auszuhalten und wird euch noch ruinieren.“ Moritz und André verschwanden und Ines legte sich in ihr Bett. Sie nahm ein Bild unter ihrem Kissen hervor, welches ihren Geliebten zeigte. Sie küsste das Bild. „Wie schön wäre es, wenn wir uns ein Bett teilen würden. Du und ich…aber ich weiß, dass es bald soweit sein wird. Bald werden wir uns vereinen und dann werde ich von dir ein Kind bekommen.“ Sie schloss die Augen und träumte nur wenig später von einer gemeinsamen Zukunft. In ihrem Traum sah sie sich an der Seite ihres Geliebten in ihrem Haus am Meer und zwei kleine Mädchen liefen im Garten herum. Ines lächelte im Schlaf und fühlte sich sichtlich wohl. Sie ahnte nicht, dass ihr Geliebter in der Realität nichts von ihr wollte und seine Flucht vorbereitete.


    Semir grinste leicht. Ines hatte nicht mitbekommen, dass der Zugang von ihm durch Toilettenpapier, welches er im Mund zu einer Kugel geformt hatte, verstopft war. Nichts von diesem Zeug würde in seine Vene fließen und ihn wieder schwächen. Zumindest nicht solange das Papier sich nicht auflöste. Er wartete gute zwei Stunden und zog dann seinen Tropfständer mit ins Bad. Dort ließ er das Wasser auf seinen Gips laufen und hoffte inständig, dass es klappte. Nach gut einer Stunde bemerkte er, dass die Konsistenz des Gipses veränderte. Er drehte den Arm und war nicht verwundert, dass es ohne Schmerzen ging. Der Arm war in Ordnung. Immer wieder drehte er den Arm und ballte die Faust. Der Gips wurde immer weicher und nach einer weiteren halben Stunde konnte er den Arm heraus ziehen. Er trocknete den Arm ab und machte ein paar Tests. Die Hand ließ sich normal bewegen. Nun machte er sich daran, von dem Tropf zu befreien und zog die Nadel raus. Er drückte die Wunde ab. Nach einer Weile schaute er nach, ob sie noch blutete. Sie tat es nicht. Nun verließ er das Zimmer. Die Schwester schien sich sicher zu sein, dass er nichts unternehmen würde, doch da hatte sie sich geschnitten. Er betrat den Flur und ging in das nächste Zimmer. Als er dort im Raum stand, brauchte er eine Weile, um zu verstehen, was hier passierte. Überall hing sein Bild. Ein Altar über dem sein Gesicht in Übergröße hing, war mit Kerzen versehen und rote Rosen umsäumten die ganze Fläche. „Das ist krank!“ Angewidert drehte er sich weg. Diese Schwester war seine Stalkerin, das war ihm klar. Er musste hier weg! Je eher desto besser! Doch wie? Das einzige war er trug war der Pyjama. Er hatte hier keine Schuhe und auch sonst nichts was er sich anziehen konnte.


    Also gut, dann musste der Pyjama ausreichen. Hauptsache er kam von hier weg. Er sah auf die Uhr, die in dem Zimmer hing. Es war kurz nach 22:00 Uhr. Vorsichtig und sich immer wieder umsehend, ging er durch den Flur und die Treppe runter. Unten schien alles ruhig zu sein. Auch unten gab es mehrere Räume. Eine Küche, ein Wohnzimmer und ein Bad. Semir sah in jeden Raum. Er schien allein. Und noch etwas bemerkte er, seit er den Tropf nicht mehr bekam, ging es ihm immer besser. Somit war der Verdacht, dass Übelkeit und Schwindel, sowie auch die bleierne Müdigkeit durch das Medikament ausgelöst wurde, bestätigt. Die Eingangstür bestand aus schwerem Eichenholz und Semir war nicht verwundert, dass diese verschlossen war. Okay, dann vielleicht eines der Fenster im Erdgeschoss. Semir ging ins Wohnzimmer. Hier waren die Fenster alle vergittert und auch in der Küche gab es keinen Ausweg durch das Fenster. Nun hoffte er, dass es durch den Keller möglich war. Doch auch hier wurde er enttäuscht. Kein Weg fuhr hinaus. Dann blieb eigentlich nur noch das Zimmer, wo seine angebliche Krankenschwester schlief. Sicher war dort ein Handy zu finden.



    Ines wachte auf als sie Durst verspürte. Sie sah auf das Handy und stellte fest, dass es knapp 23 Uhr war. Und sie hörte, dass jemand im Haus war. Ihre Brüder konnten es nicht sein, denn die waren nie so früh zuhause. Sie stand auf und verließ das Schlafzimmer. Der erste Weg führte sie zu dem Zimmer, wo ihr Liebster eigentlich schlafen sollte, doch das Bett war leer. Ines grinste leicht. Er versuchte zu fliehen, wie süß das doch war. Aber sie war auch sicher, dass er es nicht schaffen würde. Schlüssel für die schwere Eingangstür waren bei ihr im Nachttisch und sie hatte das Handy, welches das einzige Telefon im Augenblick im Hause war. Ihre Brüder hatten ihre Handys immer bei sich. Sie horchte und hörte die Geräusche im Erdgeschoss. Er suchte also. Versuch dein Glück, mein Liebster…du wirst eh zu mir kommen. Sie ging wieder in ihr Zimmer und zog eine Spritze auf. Wenn er zu ihr kam, dann würde er sich wundern. Das schnell wirkende Betäubungsmittel, welches sie aus der Klinik hat schmuggeln können, würde ihn schnell außer Gefecht setzen und dann würde sie ihm zeigen, was für Folgen dieser Fluchtversuch für ihn hatte. Als erstes nahm sie den Hausschlüssel aus der Schublade und legte ihn unter ihr Kissen. Dann legte sie sich ins Bett und hielt die Spritze einsatzbereit. Nun sollte er nur kommen und bei ihr suchen. Sie hörte wie der Mann die Treppe hoch kam. Sicher war es nicht beabsichtigt, dass sie es hörte, aber die Treppe knarzte bei diversen Stufen und nur, wer sich hier wirklich gut auskannte, wusste genau, wie die Treppe zu nutzen war, damit sie keine Geräusche machte. Ines wartete gespannt, ob er nun zu ihr kam und schön öffnete sich leise ihre Tür. Sie sah unter den halb geschlossenen Lidern wie der Mann sich an ihr Bett schlich und anfing den Nachttisch zu durchsuchen. Ines ließ ihre Hand mit der Spritze langsam unter der Decke hervorkommen und stach sofort zu. Sie drückte den Penöpel der Spritze runter. Sekundenschnell leerte sich die Spritze. Der Mann griff ihre Hand und wollte sich selbst in Sicherheit bringen, doch schon fing er an zu taumeln.

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  • Ines lächelte zufrieden, als der Mann sie geschockt ansah und langsam zu Boden ging. „So einfach ist das nicht, mein Schatz.“ Wut war in der Stimme zu hören. Sie warf die Spritze in die Ecke und stand nun auf. Mit geübten Griffen fühlte sie den Puls und stellte zufrieden fest, dass er stark genug war. Sie drehte ihren Geliebten auf den Rücken und legte die Arme auf die Brust. Dann ging sie an seinen Kopf, richtete den Oberkörper auf und packte die Arme unterhalb der Achsel, um ihn in den Rautegriff zu nehmen. So zog sie ihn wieder in sein Zimmer. Sie musste kurz eine Pause machen, doch dann lag er wieder in seinem Bett. Schnell suchte sie sich die Gurte zusammen, die sie im Krankenhaus nutzte, um Patienten im Bett zu fixieren. Nur gute fünfzehn Minuten sah sie auf ihr Werk. Ihr Geliebter würde sich ab sofort nicht mehr wehren und auch keinen weiteren Fluchtversuch machen. Die Gurte, das wusste sie, hielten ihn sicher fest. Noch keiner hatte geschafft diese zu zerreißen. Sie ging um das Bett und sah den Tropf an. „Na, den lassen wir jetzt weg. Ich finde es besser, wenn du nun erfährst wie es wirklich ist, Geliebter.“ Sie strich ihm über das schlafende Gesicht und verließ dann das Zimmer. Sie sah auf die Uhr. In einer Stunde fing ihr Dienst an und so lohnte es sich nicht, dass sie sich wieder hinlegte. Schnell machte sie sich für den Dienst bereit und fuhr auch danach direkt los. Auch wenn ihre Brüder nicht da waren, so würde ihr Geliebter nicht fliehen können, er würde bis morgen schlafen und danach wird sie ihm zeigen, wie sie werden konnte, wenn es nicht nach ihrem Willen ging. Da sie nach dieser Schicht Urlaub hatte, konnte sie sich intensiv mit ihm beschäftigen und ihn dazu bringen, sie zu lieben. Sie würde ihren Willen durchsetzen. Nur wenig später nahm sie ihre Arbeit auf und versorgte die anderen Patienten, die bei ihr auf der Station lagen sehr fürsorglich.



    Am nächsten Morgen wartete Alex auf den Bericht von Hartmut, der die Wohnung von Semir gründlich untersucht hatte. Dieser kam gegen acht persönlich zu dem Hauptkommissar und setzte sich auf Semirs Stuhl. „Also…die Wohnung wurde nicht aufgebrochen und auch nicht mit dem Dietrich geöffnet. Also musste der oder besser die Täterin einen Schlüssel gehabt haben. Woher, ist dann ja wohl klar.“ Er machte eine Pause. Alex sah ihn fragend an. „Von Semir selbst. Klar…aber er war sicher nicht in der Wohnung. Dana und auch ich haben einen fremden Geruch in der Wohnung festgestellt. Vielleicht sollten wir die Nachbarn fragen, ob denen was aufgefallen ist.“ Alex dachte laut nach. Hartmut nickte zustimmend. „Das wäre ein Weg.“ Alex stand auf. „Danke Hartmut!“ Er verschwand, um die Nachbarn von Semir zu befragen. Im Haus seines Kollegen angekommen klingelte er zunächst bei dem direkt neben Semir wohnenden Nachbarn, der auch direkt öffnete. Alex erklomm die Treppen und sah sich dem 80jährigen Mann gegenüber. „Ah…Sie sind der Kollege von Herrn Gerkhan…“ Alex nickte. „Alex Brandt…Herr Huber… ich habe ein paar Fragen wegen Herrn Gerkhan…“ Der Alte sah ihn an. „Ist er denn krank? Ich habe ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen und gestern war seine Freundin hier. Ich glaub jedenfalls, dass es seine Freundin war. Sie war sehr hübsch…“ Der Alte lachte leicht. „Können Sie die Frau beschreiben?“ „Ja sicher…ich bin vielleicht alt, aber Schönheit kann ich noch sehen. Also…sie war vielleicht Ende 20 und hatte lange braune Haare. Die Augen waren blau-grün.“ Alex nickte. „Sind Ihnen denn besondere Merkmale aufgefallen? Eine Behinderung beim Laufen oder so?“ „Ja…ja, da war was. Wissen Sie, die Frau hatte eine Hasenscharte…“ „Hasenscharte?“ Alex sah ihn an. „Ja, so eine Fehlbildung. Ich kenne das nur unter den Namen. Mag sein, dass es heute anders heißt. Aber es war nicht so stark, dass sie dadurch hässlich war.“ Alex nickte. „danke…“ Er schenkte sich, die anderen Nachbarn zu befragen und fuhr sofort wieder zur PAST. „Susanne! Ich habe eine Beschreibung der Person, die in Semirs Wohnung war!“

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir wachte nach einem tiefen Schlaf erst gegen Mittag auf und brauchte ein paar Minuten, um sich zu Recht zu finden. Doch dann kam die Erinnerung. Er hatte herausgefunden, dass er nicht in einem Krankenhaus lag, obwohl er Medikamente bekam. Eine Krankenschwester, die er aus der Klinik kannte, hielt ihn hier fest. Er erinnerte sich auch an den Raum, den er gesehen hatte, wo sein Bild in allen Größen vorhanden war und sogar ein Schrein mit seinem Foto umrahmt mit Rosen und Kerzen stand. Ihm war klar, dass er in den Fängen seiner Stalkerin war. Ines war es! Doch die hatte er bisher nur einmal im Krankenhaus gesehen. Dann erinnerte er sich, dass er fliehen wollte. Er erinnerte sich auch an die Spritze die ihn diese Frau verpasst hatte, als er ihr Zimmer durchsuchte. Er hatte sich wie ein Anfänger verhalten. Nun lag er wieder in seinem Bett und spürte, dass seine Hände mit Gurten am Bett gefesselt waren. Aber es gab auch etwas positives was er bemerkte. Er bekam keine Medikamente mehr über den Tropf. Oder zumindest jetzt nicht. Er zerrte probeweise an den Gurten, doch er bekam sie nicht auf. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als ruhig liegen zu bleiben. Auch wenn er jetzt nichts machen konnte, so wusste er genau, dass Alex und auch Andrea alles daran setzen würden, ihn zu finden. Und er würde sich nicht klein kriegen lassen und weiterhin versuchen zu fliehen. Was hatte Ines nur mit ihm vor? Glaubte sie wirklich, dass er sie lieben könnte? Dass er sich eines Tages zu ihr bekennen würde, wenn sie ihn hier festhielt? Sein Wille war ungebrochen, doch dann fiel ihm das Ergebnis ein, welches die Untersuchung ergeben hatte. Was, wenn sie das auch inszeniert hatte? Was wenn sie dafür gesorgt hatte, dass dieses Ergebnis heraus kam? War das überhaupt möglich? Vielleicht war es das Blut eines Anderen. Er versuchte sich aufzurichten, doch es ging nicht. Die Handfesseln hielten ihn in der Liegeposition. Er schloss die Augen. Kopfschmerzen machten sich breit. Ihm blieb nichts anders übrig, als sich mit der derzeitigen Situation abzufinden.



    André brachte das Frühstück zu Semir rein und war extrem auf der Hut. Er vermied es zu dicht an den Mann heran zu gehen und stellte das Tablett auf den Tisch. „Können Sie mir die Fessel abnehmen?“ Semir sah den Mann bettelnd an, doch der schüttelte den Kopf. „Ich kann sonst nichts essen.“ André lächelte leicht. „Das ist mir ehrlich gesagt egal. Du gehörst meiner Schwester. Du bist ihr Spielzeug und sie ist für dich verantwortlich.“ Er ließ ganz klar erkennen, dass er mit dem Handeln seiner Schwester nicht einverstanden war und Semir verstand es schon richtig. „Helfen Sie mir, bitte. Ihre Schwester braucht Hilfe. Sie ist nicht gesund. Warum haben Sie mich entführt? Sie waren das doch auf der Autobahn oder?“ Semir versuchte herauszufinden, was dieser Mann von den Hintergründen wusste. „Sie haben doch keine Ahnung. Meine Schwester kann ihren Willen durchsetzen und dazu ist ihr jedes Mittel recht. Ich gebe Ihnen einen guten Rat. Tun Sie lieber was meine Schwester will. Das wäre sehr viel angenehmer. Ines kann ganz schön durchdrehen und dann ist sie unberechenbar.“ Er war wieder auf das Sie übergegangen und das zeigte Semir auch, dass der Mann schon etwas Respekt hatte. Doch bevor er weiter nachhaken konnte, trat seine Schwester ein. „Du kannst gehen, André!“ Der Mann nickte und verschwand. „Und wir werden jetzt gemeinsam frühstücken, Liebster….“ Sie sah ihn lächelnd an und strich wieder über sein Gesicht. Semir drehte den Kopf weg, doch damit erreichte er nur, dass sie wieder wütend wurde. „Schau mich gefälligst an!“ Semir ignorierte es und Ines packte sein Kinn. „Du sollst mich ansehen! Es ist nicht sehr respektvoll, wenn du dich so benimmst. Aber damit du siehst, dass ich dich wirklich liebe, werde ich dir die Fesseln abnehmen. Dann kannst du aufstehen und essen. Aber ich warne dich…wenn du auch nur einen Trick versuchst, dann werde ich sehr böse werden. Du kannst auch gern das Medikament bekommen. Du weißt ja, dass du es brauchst. So können wir die drei Jahre sehr intensiv erleben.“ Sie lächelte verklärt und schon kam André und brachte ihr eine Spritze rein. „Ich will das Zeug nicht!“ Doch der Einwand von Semir ließ sie ziemlich kalt. „Wir setzen ihn erst einmal auf den Stuhl, du weißt ja wie ich es haben will! MORITZ!!!“ Ines schrie so laut, das Semir sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Ein zweiter Mann betrat den Raum. Er brachte einen Stuhl mit Armlehnen mit und Semir ahnte, was nun passierte. Bevor er sich versah, wurde er von den beiden Brüdern gepackt und Ines löste die Gurte. André hielt seine Hände und Semir wusste genau, das Moritz seine Beine loslassen musste, damit er sich aufrichten konnte. Darauf wartete er nun, um zu einem Gegenschlag anzusetzen. Er musste hier weg, koste es was es wolle.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ines sah ihren Liebsten an. Sie schien zu ahnen, dass er sich zu Wehr setzen würde und lächelte sanft. Wenn er das tat, dann würde er sehr schnell merken, dass sie nicht mit sich spielen ließ. Ihre Brüder packten ihn und natürlich ließ Moritz die Beine los, damit der Mann sich aufsetzen konnte und just in diesem Augenblick trat er zu. Er traf Moritz sehr empfindlich und dieser ging jammernd zu Boden. Er krümmte sich vor Schmerzen und schrie laut. André hielt ihn jedoch an den Armen fest und nun kam auch Ines ins Spiel. Sie griff in ihre Jackentasche und holte eine Sprühdose mit Reizgas hervor. Schnell sprühte sie den Mann, der sich zur Wehr setzte ins Gesicht und dieser schrie auf. Die Gegenwehr war sofort vorbei. „Los auf den Stuhl mit ihm!“ André nickte und setzte den derzeit völlig blinden Semir auf den Stuhl. Sofort griff Ines zu Kabelbinder, die sie Moritz aus der Tasche zog und fesselte seine Hände auf dem Rücken. Dann holte sie eine Wäscheleine und band ihn mit dem Oberkörper an dem Stuhl fest. „Hol eine Flasche Wasser!“ Die Befehle von ihr kamen harsch und sie ließ sich anmerken, dass sie vor Wut kochte. „Warum seid ihr eigentlich so dämlich!!! Dass er sich wehrt, ist doch ganz natürlich! Er hat immer noch nicht gemerkt, dass ich nur sein Bestes will.“ Sie glaubte wirklich, was sie sagte. Moritz erholte sich langsam und kam auf die Beine. Dann stellte er sich vor Semir hin und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Kopf des gefesselten Mannes flog in den Nacken und Blut schoss aus der Nase. Ines riss ihren Bruder zurück. „Lass ihn!!“ „Ich lasse mir ganz sicher nicht die Eier wegtreten! Er wird dafür bezahlen!“ Moritz war wütend, was ihm sicher keiner übel nahm. „Lass ihn dennoch. Ich werde ihn bestrafen. Wenn ich es für richtig halte!“ Sie sah ihren Bruder an. „Lass ihn….geh und kühl dich ab!“ Moritz verließ den Raum und sah noch einmal wütend auf Semir, der immer noch mit dem Tränengas zu kämpfen hatte. André kam mit der Flasche Wasser zurück. „Wir spülen ihn die Augen aus!“ Sie packte Semirs Kopf und drückte ihn in den Nacken. André leerte die Flasche über dem Gesicht und so spülten sie auch das Blut weg, welches aus seiner Nase lief. „Okay, das reicht!“ Ines holte ein Handtuch und trocknete das Gesicht ab. Die Augen von Semir waren stark gerötet. Als auch das Blut aus der Nase gestoppt war, sah sie ihn tadelnd an. „Das war sehr böse, Semir. Wirklich sehr böse. Was soll ich nur mit dir tun? Aber darüber denken wir nach, wenn wir gegessen haben.“ Ihre Hand fuhr sanft und liebevoll über seine Wange. Die Launen der Frau schienen ständig zu wechseln.



    Susanne gab die Beschreibung in den PC ein. Doch leider gab es keine Übereinstimmungen. Alex stöhnte auf. „Das gibt es doch gar nicht. So eine Gaumenspalte ist doch ein sehr auffälliges Zeichen. Ich habe in Semirs Nähe nie jemanden gesehen, der so etwas hat. Weder Frau noch Mann. Wieder eine Spur ins Nichts. Ich verzweifle so langsam.“ Susanne sah ihn an. „Dass der PC nichts findet heißt ja nur, dass sie nicht aufgefallen ist. Das Problem ist nur, dass wir sonst nichts von der Person wissen.“ „Das weiß ich selbst!“ Alex war wütend. Bevor er jedoch antworten konnte, klingelte sein Handy. Die Nummer die darauf zu sehen war, kam ihm nicht bekannt vor. „Brandt!“ „Hier ist Dr. Behnke. Herr Brandt, ich habe das Ergebnis der zweiten Blutuntersuchung. Ich weiß nicht wie ich es Ihnen erklären soll, weil….“ Der Arzt machte eine Pause. Alex schloss die Augen. „Er hat diese Krankheit?“ „Nein…eben nicht! Herr Gerkhan ist gesund. Das Blut ist absolut in Ordnung. Ich weiß nicht wie es zu diesem schlimmen Irrtum kam, aber das werde ich herausfinden.“ „Danke Doc….endlich mal ein Lichtblick.“ Alex beendete das Gespräch und spürte eine schwere Last von sich fallen und Susanne, die immer noch bei ihm war, sah ihn erwartungsvoll an. „Semir ist gesund!“ „Gott sei Dank….“ Susanne stieß einen tiefen Atemzug aus. „Ich rufe Andrea an.“ „Nein, ich fahre jetzt eh zu ihr. Vielleicht kennt sie eine Person auf die die Beschreibung passt. Wenn jemand Semir kennt, dann sie.“ Alex schnappte sich die Jacke und verließ die PAST gerade als Kim Krüger eintrat. „Herr Brandt? Was ist los? Gibt es Neues?“ „Ja, Semir ist nicht krank. Ich habe eine Beschreibung der Frau, die in Semirs Wohnung war und ich werde den Fall allein weiter bearbeiten“ Alex verschwand und ließ eine ziemlich sprachlose Kim Krüger im Gang stehen.




    Andrea war wie immer früh aufgestanden, hatte die Kinder zur Schule fertig gemacht und Lilly in den Kindergarten gebracht. Dana fühlte sich nicht gut, denn sie hatte ihre Tage und litt stark unter ihren Beschwerden. Andrea ließ sie zuhause auf der Couch liegen und reichte ihr eine Wärmflasche. Dana war blass und Andrea glaubte, dass dem Mädchen vor allem auch die ganzen Umstände derzeit stark belasteten. „Hast du was Neues?“ Die Stimme des Mädchens war kläglich. Andrea schüttelte den Kopf. „Dana…du solltest wenigstens ein bisschen essen.“ „Ich hab keinen Hunger. Mir ist übel…Mama….bitte lass mich…“ Andrea stutzte. Dana hatte Mama zu ihr gesagt. Sie fühlte die Stirn ihrer Stieftochter und merkte, dass das Mädchen Fieber hatte. Sanft strich sie Dana eine Strähne aus dem Gesicht. „Schon gut, mein Schatz…ich bin da…“ Es klingelte an der Tür und als Andrea Alex vor der Tür stehen sah, war sie erschrocken. „Ist…hast du…ich meine…?“ „Nein…es ist alles in Ordnung. Ich habe eine gute Nachricht für dich. Semir ist gesund.“ Andreas Augen strahlten. „Gott sei Dank. Endlich mal eine gute Nachricht. Hast du denn noch eine Spur gefunden?“ „Ja, deshalb bin ich hier. Kennst du im Umfeld von Semir eine Frau mit einer Gaumenspalte?“ „Gaumenspalte?“ Andrea dachte angestrengt nach. „Ja. Dana hatte Recht, das jemand in Semirs Wohnung war. Die Person wurde von dem Nachbarn als Frau Ende 20 beschrieben, lange braune Haare und eben diese Gaumenspalte.“ Andrea dachte weiter nach. „Nein… nein so eine Person kenne ich nicht. Auch wenn Semir und ich seit gut zwei Jahren auseinander sind…aber so eine Person kenne ich nicht. Glaubst du dass das diese Stalkerin ist? Dass sie ihn in seiner Gewalt hat?“ Alex nickte nachdenklich. „Ja, das ist mehr als nur möglich.“ Andrea sah ins Wohnzimmer und Alex wurde stutzig. „Was ist denn? Bist du nicht allein? Störe ich?“ „Nein…Dana geht es nicht gut. Sie liegt auf der Couch.“ „Ist sie krank?“ „Nun ja, ich würde nicht sagen, dass sie krank ist. Ein weibliches Problem…“ Andrea nickte. Sie ging mit Alex ins Wohnzimmer.




    Ines lehnte sich zurück und tupfte ihren Mund mit der Serviette ab. „Das war ein wundervolles Essen, findest du nicht auch, Liebling?“ Sie sah Semir an, der nach wie vor am Stuhl gefesselt war und sich gefallen lassen musste, dass sie ihn fütterte. Er antwortete nicht und erwiderte auch den Blick nicht. „Du bist nicht gerade gesprächig. Ich verstehe dich nicht. Warum kannst du dich nicht einfach mit deinem Schicksal abfinden? Du gehörst mir und alles was mir gehört, gehorcht mir auch.“ Auch jetzt sagte Semir nichts und sah einfach nur an die Wand. „Du sollst mit mir reden!“ Ines schlug mit der Faust auf den Tisch, doch Semir reagierte nicht. Er ignorierte sie einfach. „Okay, du willst also nicht mit mir reden? Dann wirst du jetzt lernen, dass es besser ist, zu tun was ich dir sage!“ Sie stand auf, öffnete die Tür und rief ihre Brüder, die sofort zur Stelle waren. „Bringt ihn wieder ins Bett und bindet ihn fest!“ André und Moritz führten den Befehl aus. Nachdem sie Semir die Fesseln abgenommen hatten, wurde er gepackt und gezwungen sich ins Bett zu legen. Sie banden seine Arme wieder mit den Gurten fest. Semir wehrte sich nicht und starrte nur an die Decke. „Danke, ihr könnt wieder gehen!“ Ines sah ihre Brüder an. Diese nickten kurz und verschwanden wieder. Ines stellte sich ans Bett und brachte das Kopfteil in eine angenehme Höhe. Sie sah ihn an und diesmal hielt Semir ihren Blick stand. „Warum tun Sie das?“ Diese Frage brannte ihn schon lange auf der Zunge. „Du bist mein. Ich kann dir das geben, was dir keine Andere geben kann. Ich liebe dich und ich mag es überhaupt nicht, dass das was ich liebe, von einem anderen besessen wird. Ich hab sie gesehen diese Tussi! Und diese Bälger! Sie will dich an sich fesseln und schiebt dir diese Bastardkinder unter. Du bist ganz sicher nicht der Vater dieser Mädchen.“ Verachtung lag in der Stimme. Semir schüttelte nur den Kopf. „Welcher Tag ist heute?“ Sie sah ihn lachend an. „Mein Glückstag. Ich habe Urlaub und das heißt, ich werde dich verwöhnen und ich werde dich lieben. Du kannst dein Schicksal nicht ändern. Wir sind füreinander bestimmt.“ Semir antwortete nicht. „Semir, wir können eine wundervolle Zeit verbringen. Du und ich…gib doch zu, dass du dich mit jeder Zelle in deinem Körper nach meiner Liebe sehnst. Es ist nichts dabei. Sie sieht es doch gar nicht. Du kannst dich genau wie ich nicht gegen die Gefühle wehren. Zeig sie mir.“ Sie fing an ihn zu streicheln, doch er ignorierte es. „Warum tust du dich so gegen dein Schicksal wehren? Du bist für mich bestimmt. Du wirst mich lieben!“ Eine Drohung war deutlich zu hören. „Meine Kollegen werden mich suchen und sie werden mich finden.“ Er versuchte seine Stimme sicher klingen zu lassen. Ines strich ihn sanft über die Wange. „Heute Abend, wirst du dich benehmen. Wir bekommen Gäste und ich will nicht, dass meine Freunde übel über mich reden.“ Ines beugte sich wieder zu ihm runter und wollte ihn küssen, doch er drehte sein Gesicht weg. Wütend über diese Reaktion verließ sie den Raum.

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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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