Ich muss sagen, jetzt, mit etwas Abstand, habe ich irgendwie meinen Frieden mit diesem Serienende gemacht, denn es ist in der Tat nur konsequent und es passt einfach. Klar ist, dass die Figur Semir Gerkhan keinen hundertprozentig passenden Abschied bekommen kann, der wirklich mehr als würdevoll ist, dafür gibt es sie zu lange und der Charakter hat einfach schon viel zu viel erlebt. Aber ich bin mir sicher, die Headwriter haben sich etwas dabei gedacht. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich der Meinung, dass das Ende weniger aus dem Grund geschrieben wurde, dass man RTL so am ehesten zu einer Fortsetzung bringen kann, sondern weil man dieses Ende tatsächlich für die beste Möglichkeit hält. RTL hat klargemacht, dass die Serie auf dem Prüfstand steht. Was hat man für Optionen?
a) Ganz normales Staffelende ohne jedwede Form von Cliffhanger mit einem "normalen" Fall mit Happy End, nach dem es jederzeit weitergehen könnte, weil nix passiert ist. Problem: Wenn's wirklich die letzte Folge ist, ist das lahm, unspektakulär und für eine 25 Jahre alte Serie unverdient.
b) Semir in einer letzten großen Actionszene sterben lassen und damit Atalays Wunsch berücksichtigen. Problem: Wenn's doch weitergehen sollte, wäre es ohne Semir und es würde niemanden mehr interessieren. Die "Ich bin doch nicht tot"-Nummer könnte man natürlich bringen, wäre aber ausgelutscht.
c) Semir seinen Dienst quittieren lassen. Er könnte bei einer Fortsetzung jederzeit wieder einsteigen, weil... Ben ihn drum bittet oder so. Problem: Gab es einfach schon so oft. Nach 376 Folgen und zig überwundenen Krisen in allen möglichen Formen ist das einfach nicht mehr glaubhaft.
d) Semir in den Knast schicken. Und hier gibt es keine Probleme. Es passt zu dem, was die Figur ausmacht (noch mehr hätte es allerdings gepasst, wenn vorher seine Familie gestorben wäre, aber ich denke, das hätte man sich maximal getraut, wäre von RTL gleich die klare Ansage eines Serienfinals gekommen), das Geständnis geht von Semir aus, d. h. er wäre um den Knast herumgekommen, kann das aber nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, weil er anderen wirklich Unrecht getan hat und das wiegt zu schwer. Und genau das ist Semir Gerkhan. So tragisch das auch aussieht, dass eine Kultserie so endet, so stimmig ist das Ganze. "Das Team 2" ist sicher nicht das beste Serienfinale, das die Serie verdient hätte (aber dass das mit Ex-Partnern und Kollegen nichts wird, wussten wir ja schon vorher und es hätte auch nicht reingepasst), aber mit dem aktuellen Konzept und mit diesen Figuren ist es das Beste, was man aus der Situation herausholen konnte. Dafür Danke an Franco Tozza.
Und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich noch einen Abschlussfilm brauche, denn dieser würde natürlich unweigerlich das jetzige Ende wieder aufheben, auf welche Weise auch immer. Und die Gefahr, dass man dann wieder Mist verzapft, die ist mir einfach zu groß. Wenn es weitergehen soll, dann hoffentlich mit einer ganzen Staffel. Und ich habe es schon erwähnt, aber ich muss es nochmal sagen: Ich hätte nie gedacht, was für eine Bereicherung Pia Stutzenstein für die Serie ist. Ich war einer der Ersten, der das Konzept scharf verurteilt hat. Und einer der Ersten, der zugeben musste, dass die Chemie stimmt. Aber das ist es nicht alleine. Schauspielerisch braucht Pia sich vor Vinzenz, René oder Tom absolut null verstecken. Mit jeder Folge sympathisiert man mehr mit ihrer Figur, es ist einfach Wahnsinn, wie krass sie sich reinhängen kann, ganz besonders in den letzten beiden Folgen. Als ich die "Comedy-Clips" auf YouTube gesehen habe, war ich davon überzeugt, da kriegen wir den nächsten Geist, von dem man nichts in Erinnerung behält. Was für ein Irrtum. Man gibt ihr teilweise fast ein wenig zu viel Raum in dieser Staffel, Semir wirkt insgesamt zurückhaltender als sonst. Das ist ganz großes Kino und ich hätte mich gefreut, wenn das Duo uns etwas länger erhalten geblieben wäre.