Beiträge von Mikel

    OMG Susan, was machst du denn?
    wie kann man da aufhören ;(;(;(
    Ben will weiterleben und erkennt es, als es zu spät ist!!!
    schon allein wenn ich mir die Szene vorstelle, wie er da hängt!!
    Bitte schnell weiter schreiben

    Der dunkelhaarige Ex-Polizist hatte die Finger seiner Rechten in der Jackentasche vergraben und spielte mit seinen letzten verbliebenen Geldscheinen herum. Sein Blick wanderte zu der dunklen Holztür, neben der ein Zwei-Meter-Muskelprotz Wache hielt. Aus eigener Erfahrung wusste er, dahinter wurde in den Hinterzimmern in illegalen Pokerrunden ohne Limit gezockt. Er kämpfte, wie bereits in den letzten Tagen gegen die Versuchung an, dort sein letztes Geld zu verspielen. Es kribbelte in seinen Fingern. In einem Zug trank er seinen Whiskey aus und bestellte sich ein neues Glas in der Hoffnung, die Wirkung des Alkohols würde langsam seine Sinne benebeln.
    Ein heftiges Streitgespräch an der bewussten Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Ein grauhaariger Mann, so um die Mitte Vierzig, der einen Maßanzug trug, brüllte den Muskelprotz und einen dunkelhaarigen Typen, der in etwas Bens Größe hatte, wütend an. Auf seinem hellblauen Hemd zeichneten sich deutliche Schweißspuren ab. Auch sonst war die Erregung des Mannes unübersehbar. Scheinbar hatte er in den letzten Stunden ein kleines Vermögen in einer der Pokerrunden verloren und beschwerte sich lauthals darüber, betrogen worden zu sein. Auf Weisung des Dunkelhaarigen packte der Muskelprotz den aufgebrachten Mann brutal an den Aufschlägen seiner Anzugjacke, beförderte ihn Richtung Ausgang und warf ihn rücksichtlos auf den Gehsteig. Ohne sich davon zu überzeugen, ob der Wütende tatsächlich die Gegend verließ, drehte der Zwei-Meter-Mann sich um und verschwand in Richtung der Toiletten.
    Der Anzugträger kam nach einigen Minuten wieder ins Lokal getorkelt. Sein einst so schickes Sakko und auch die Hose trugen deutliche Schmutzspuren des Gehsteigs. Sein Gesicht war vor Zorn gerötet und der Ausdruck seiner Augen spiegelte eine wilde Entschlossenheit wieder. Die rechte Hand hielt er unter der Anzugjacke verborgen, dennoch war Ben die verdächtige Ausbeulung nicht entgangen.
    Der Dunkelhaarige kehrte ihnen den Rücken zu und blickte durch einen Spalt der geöffneten Hintertür. Er schien auf etwas zu warten. Unbemerkt vom Rest der Kneipenbesucher zog der Mittvierziger die Pistole und drückte dem dunkelhaarigen Mann an der Tür die Mündung in die Nierengegend.
    Ben war es allerdings nicht entgangen. Irgendwo in seinem Inneren regte sich ein Gefühl, das ihm sagte, er könne nicht einfach zu schauen. Vorsichtig glitt er von seinem Barhocker herunter und trat seinerseits hinter dem grauhaarigen Mann. Er drückte mit seinem Zeigefinger ebenfalls in dessen Rücken auf Höhe der Nieren und flüsterte dem Mann kaum hörbar ins Ohr
    „Mein Freund, vergiss es! Lass die Waffe fallen und such ganz schnell das Weite, wenn man dich nicht mit den Füßen voran aus der Kneipe ins nächste Leichenschauhaus tragen soll!“
    Der Anzugträger atmete noch hektischer, Schweißperlen tanzten auf seiner Stirn. Der Dunkelhaarige blieb stattdessen ruhig stehen, als wäre er gar nicht beteiligt.
    „Also! Ich warte!“ sprach ihn Ben bestimmend an und hielt ihm seine andere Hand auffordernd hin. Der Grauhaarige bewegte den Kopf leicht rauf und runter … machte sich steif und übergab Ben die Pistole. Fluchtartig stürmte er aus dem Lokal ohne nochmals einen Blick über die Schulter zu werfen.
    Der Dunkelhaarige drehte sich langsam zu Ben um. Er war etwas älter als der ehemalige Kommissar und hatte in etwa die gleiche Größe. Nur seine Statur war etwas kräftiger und muskulöser. Er musterte mit seinen blauen Augen den Ex-Polizisten eingehend, der seinem Blick ohne mit der Wimper zu zucken Stand hielt. In seinen Augen flackerte etwas auf.
    „Jetzt muss ich mich wohl das zweite Mal bei dir bedanken.“, meinte er trocken. „Hast du einen Augenblick?“
    „Ich habe gerade nichts Besseres vor?“ erwiderte Ben mit einem interessierten Ausdruck im Gesicht. Er folgte dem Dunkelhaarigen in den Bereich der Hinterzimmer. Jedoch betraten sie keine der Spielhöllen, in denen Poker gespielt wurde, sondern einen kleinen Raum, der wie ein kleines Büro wirkte.
    „Ich heiße Ben Jäger … oder einfach nur Ben!“, stellte sich der Ex-Polizist vor.
    „Ich weiß! Setz dich!“ forderte Erik Ben auf, während er selbst auf der Schreibtischkante Platz nahm. „Ich bin Erik Hauser!“, stellte er sich ebenfalls vor, „und kein Mensch, der lange Reden hält. Ich beobachte dich seit einiger Zeit und habe einige Erkundigungen über dich eingeholt, nach dem Vorfall vergangene Woche. Um es auf einen Nenner zu bringen: Du bist ein Ex-Bulle, der nur noch darauf wartet, dass sein Rauswurf bei der Polizei amtlich ist und mit einem Fuß bereits im Knast sitzt. Von deiner Familie hast du wohl nichts mehr zu erwarten.“ Erik schwieg einen Moment und ließ seine Worte auf Ben wirken, der mit keiner Wimper zuckte. „Mut hast du und die Kostprobe deines Könnens, die du gerade abgeliefert hast und auch das letzte Mal, als du dich zu meinen Gunsten eingemischt hast, haben mir gezeigt, dass du Fähigkeiten besitzt, für die ich Verwendung hätte. Es gibt nur zwei Bedingungen: Ab sofort Finger weg von den Spielkarten und Alkohol in Maßen! Ich brauche Leute, die jederzeit einsetzbar sind!“
    Überrascht blickte Ben auf und überlegte. „Und die Kohle? Schließlich muss der Mensch ja von was leben.“
    „Bezahlt wird nach Leistung!“
    Mit knappen Worten erläuterte ihm der Dunkelhaarige, was seine zukünftigen Aufgaben waren. Ben nickte zustimmend und schlug in die dargebotene Hand ein und dachte bei sich, irgendwie kriege ich das schon hin mit meiner Spielsucht.


    *****
    …Einige Wochen später …


    Semir konnte es gar nicht glauben, dass seine vier Wochen Urlaub schon wieder vorbei waren. Er bog gerade in die Zufahrt zur PAST ein, als im Radio einer seiner Lieblingssongs gespielt wurde, den er fröhlich mitsang. Er trommelte mit seinem Fingern auf dem Lenkrad den Rhythmus des Songs mit. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich vorstellte, wie Ben, wenn er neben ihm sitzen würde, wegen seiner Gesangskünste lästern würde.
    Ben ….
    Er freute sich schon drauf seinen Partner und Freund wieder zu sehen. Andrea, die Kinder und auch er waren gestern Nachmittag bei ihrer Ankunft zu Hause ein bisschen enttäuscht gewesen, dass Ben sie zur Begrüßung nicht besucht hatte. Er schmunzelte, na wer weiß, dachte er be sich welche heiße Flamme gerade wieder seine Freizeit in Anspruch nahm. Als er auf den Parkplatz einbog, stand Bens Dienstwagen schon am gewohnten Platz.
    Wow, dachte Semir, zur Abwechslung mal pünktlich.
    Voller Tatendrang und gut gelaunt vor sich hin pfeifend, betrat er die Dienststelle und begrüßte den Kollegen am Empfang. Abrupt verstummten alle Gespräche im Großraumbüro und eine fast schon unheimliche Stille breitete sich aus. Alle Augen richteten sich auf den kleinen Türken.

    oh ... oh .. das Tal der Tränen hört für Ben nicht auf, er ist ja regelrecht gefangen in seiner Vorstellung, dass er als Rollstuhlfahrer zu nichts mehr zu gebrauchen ist
    er ist ja regelrecht darauf fixiert .. und sein Plan ... ;(;(;(
    Susan, du machst aber nicht wirklich ernst oder?
    Weck mal die gute Sarah auf!!!
    So ein kleines Telefonat mit seinen Kindern ... die ihren Vater brauchen .. ein bisschen Hoffnung wecken

    Mit diesen Worten löste der Glatzkopf, der hinter Ben stand, den Klammergriff um dessen Arme. Der Dunkelhaarige sackte in sich zusammen und fiel wie im Zeitlupentempo bäuchlings auf den Boden. Die beiden Schläger beachteten ihr Opfer nicht weiter und verließen die Wohnung.
    Ben brauchte ein paar Minuten bis er einigermaßen zur Besinnung kam. Überall in seinem Körper tobte der Schmerz. Verzweifelt versuchte er sich hoch zu stemmen … auf die Füße zu kommen … Es ging nicht … ihm war speiübel …. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte kroch er mühsam auf dem Fußboden entlang ins Bad.
    Immer wieder kam ein Stöhnen über seine Lippen. Jeder Meter bedeutet eine Tortur für seinen geschundenen Körper. Irgendwann kam er bei der Toilette an, übergab sich gallenbitter und verlor erneut das Bewusstsein.
    Stunden später …. Langsam lichteten sich die Schleier. Ben kam wieder zu sich. Es fühlte sich alles so kalt an. Wo war er? … Er überlegte, was war passiert?
    Mit einem Schlag erinnerte er sich daran, was geschehen war. … Bohm … die Suspendierung … die verächtlichen Blicke seiner Kollegen, als er die PAST verlassen hatte … die Schläger von diesem Geldverleiher … Ein verzweifeltes Stöhnen entrang sich seinen Lippen.
    Der junge Mann merkte, dass er in seinem Badezimmer vor der Toilette am Boden lag. Mühsam stemmte er sich hoch, versuchte sich hinzusetzen und lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Fliesenwand an. Alles drehte sich, er presste seine Handflächen seitlich gegen seinen Kopf, schloss die Augen und wartete, bis das Schwindelgefühl nachließ. Nach einigen Minuten blinzelte er und schaute sich um. Durch die geöffnete Badezimmertür fiel ein schummriger Lichtschein herein und spendete ein bisschen Helligkeit. Vor der Toilette war eine getrocknete Blutlache. An seiner Stirn fühlte sich was klebrig an. Vorsichtig taste er mit den Fingern nach und merkte, dass er sich wohl beim Sturz eine Platzwunde zugezogen hatte. Seine lädierten Rippen stachen bei jedem Atemzug. Er bemühte sich, so flach wie möglich zu atmen. War nur noch die Frage, wie er so endgültig auf die Beine kommen sollte. Langsam richtete er sich auf und kam im Zeitlupentempo auf die Füße. Verzweifelt klammerte er sich am Waschbecken fest, um nicht gleich wieder das Gleichgewicht zu verlieren. Er knipste das Licht an und riskierte einen vorsichtigen Blick in den Spiegel. Der Dunkelhaarige erschrak bei seinem Anblick vor sich selbst. Das Auge unter dem Cut war zugeschwollen und schimmerte in allen Regenbogenfarben. Sein Gesicht und seine Kleidung waren blutverschmiert. Das zerrissene Shirt erlaubte einen Blick auf seinen Oberkörper, wo einige Körperstellen blutunterlaufen waren. Aus kleinen Risswunden war Blut gesickert, das mittlerweile getrocknet war und sich mit seinem Shirt verklebt hatte. In seinem Kopf hämmerte ununterbrochen jemand im Takt seines Herzschlages auf ihn ein. Er stöhnte auf. Langsam hörte der Boden auf, unter seinen Füßen zu schwanken, das Schwindelgefühl ließ etwas nach. Mit seiner linken Hand suchte er im Medizinschränkchen nach ein paar Schmerztabletten. Es störte ihn nicht, dass einige Packungen einfach raus auf den Boden fielen. Er schluckte mit Hilfe eines Glas Wassers zwei Aspirin- Tabletten. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte schleppte er sich in sein Schlafzimmer. Kaum hatte er diese betreten, fing erneut alles an sich zu drehen und Ben fiel quer über sein Bett und tauchte ab ins Reich der Dunkelheit, ohne sich zu entkleiden.
    Das nächste Erwachen war weit weniger schmerzhaft. Seine Rippen fühlten sich deutlich besser an, als noch vor ein paar Stunden, auch wenn jeder Atemzug noch schmerzte. Gebrochen ist also scheinbar nichts, stellte er lakonisch fest und wälzte sich auf den Rücken.
    Ben blieb noch einige Zeit mit geschlossenen Augen auf seinem Bett liegen und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, die durch das Fenster auf sein Gesicht fielen und dachte über seine augenblickliche Situation nach.
    Mühsam schob er sich aus dem Bett und wankte in sein Bad. Zwei weitere Schmerztabletten trugen maßgeblich dazu bei, dass es ihm mit jeder Minute ein bisschen besser ging, so dass er es wagen konnte, sich zu duschen. Das kalte Wasser prasselte auf seinen schmerzenden Körper ein und weckte endgültig seine Lebensgeister.
    Nachdem er sich frisch eingekleidet hatte, stand er wie verloren in seiner Küche, eine Tasse Kaffee in der Hand haltend, schaute er sich in seiner Wohnung um. Sein Blick fiel auf die Gitarrensammlung. Ein Gefühl der Wehmut überkam ihm, es half nichts.
    Zuerst musste er sich diesen Geldverleiher vom Hals schaffen und deshalb traf er einen folgenschweren Entschluss. Es gab für ihn keinen Weg mehr zurück.


    *****
    Einige Tage später …
    Ben starrte in das Whiskeyglas, das vor ihm auf der Theke stand. Die Eiswürfel schmolzen langsam dahin und vermischten sich mit der goldfarbenen Flüssigkeit. Er hob das Glas an und nippte daran. Dabei betrachtete er sich im Spiegelglas, welches hinter der Theke angebracht worden war. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe und sein Gesicht zierte ein dunkler Bart, da er sich seit Tagen nicht mehr rasiert hatte. Die Schwellungen und Verfärbungen waren kaum mehr sichtbar. Er dachte nach, was ist nur aus dir geworden alter Junge?
    Sein altes Leben war futsch. Innerhalb weniger Tage war alles den Bach runter gegangen.
    Mit seinem Vater hatte er sich ebenfalls endgültig überworfen. In seiner Not und um seine Schwester zu schützen, hatte er den schweren Gang angetreten und seinen Vater um Geld angebettelt, um seine Spielschulden zu begleichen. Was er zu dem Zeitpunkt nicht ahnen konnte, als er an der Haustür von Konrad Jäger klingelte, die Schuldeneintreiber des Geldverleihers hatten seinen Vater bereits Tage vorher aufgesucht. Dieser hatte die Kerle von seinem Sicherheitsdienst aus dem Bürogebäude werfen lassen. Zwischen Vater und Sohn entbrannte ein heftiges Streitgespräch, das mit einem Eklat endete. … Taugenichts … war noch die harmloseste Beschimpfung gewesen, die er Ben an den Kopf geworfen hatte. Angewidert hatte Konrad Jäger das Gesicht verzogen und seinem Sohn erklärt, dass seine Anwesenheit in seinem Elternhaus zukünftig nicht mehr erwünscht sei.
    Als letzter Ausweg blieb ihm nur noch seinen geliebten Porsche zu verkaufen, um so an das nötige Geld zur Zahlung seiner Schulden zu kommen. Er fand tatsächlich einen Liebhaber, der seine Notlage nicht schamlos ausnutzte und einen angemessenen Preis bot. Er hatte sich seine Tränen verkneifen müssen, als er den Autoschlüssel an den neuen Besitzer aushändigte. So weit war er also runter gekommen.

    Irgendwie nimmt das Verhängnis seinen Lauf ... Ben sieht alles nur noch negativ und seine Pläne können einem wirklich Angst machen ;(
    bin nur verwundert, dass Sarah nicht merkt, was hinter dem Stimmungswechsel steckt ... ich hoffe mal auf Semir, dass Ben Semir nicht täuschen kann

    Hallo Susan,
    nachdem ich mich dazu entschossen habe, einige von meinen Geschichten reinzustellen, konnte ich natürlich nicht widerstehen, auch mal in andere Geschichten hier rein zu lesen. Deine war die Erste.
    Ben hat Familie ... Frau und Kinder ... ok sollte wahrscheinlich bei deiner ersten Geschichte anfangen, um das vom familiären Hintergrund alles zu verstehen.
    Aber trotzdem ich bin fasziniert ... habe bisher noch keine Geschichte gelesen, die so detailiert ins Medizinische geht ... Alle Achtung :thumbup::thumbup:
    und zum letzten Kapitel .... Ben am Rande der Verzweiflung, weil er sich ein Leben im Rollstuhl nicht vorstellen kann ;(;(;(
    seinen Alltag mit seiner Familie nicht vorstellen kann ;(;(;(
    seine Beziehung zu seiner Frau ... ok ... muss ich nachlesen
    ok ich bin ja auch so eine kleine Dramaqueen ... und liebe solche Geschichten
    LG
    Mikel

    Diese Worte von Bohm hallten förmlich in Bens Kopf wieder, sie hämmerten regelrecht auf ihn ein. Er merkte, wie es ihm schwarz vor Augen wurde und er einen Moment bedrohlich wankte.
    Mit zittrigen Fingern legte er die geforderten Gegenstände auf den Schreibtisch von Frau Krüger und vermied es, sie dabei anzuschauen. Er konnte es einfach nicht. Sein Blick klebte förmlich am Boden.
    „Und jetzt verlassen Sie sofort die Dienststelle und beschmutzen Sie diese nicht länger mit ihrer Anwesenheit, Herr Jäger!“ kam es verächtlich über die Lippen von Bohm.
    Ben hielt sich krampfhaft an seinem Motorradhelm fest. Das Schlimmste hatte er ja noch vor sich. Er musste an den Kollegen vorbei zum Ausgang. Es war wie der Gang durch einen Tunnel an dessen Ende das Licht der Eingangstür schimmerte. Leises Geflüster, ungläubige Blicke, die ihn wie Nadelstiche seinen Rücken trafen. Kein Mensch sagte was zu ihm, es war schlimmer wie ein Spießrutenlaufen.
    Er wusste nicht wie, aber irgendwann hatte er den Ausgang erreicht. Nur das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, das ging nicht weg. In ihm war alles nur noch grenzenlose Leere. Einsamkeit, an welcher er selbst die Schuld trug. Die Seifenblase war geplatzt.
    Was würde jetzt kommen? Er hatte doch nichts mehr, keine Perspektive, nichts mehr… Alles was ihm im Leben wichtig war, hatte er durch sein Verhalten innerhalb der letzten halben Stunde verloren. Mechanisch setzte er sich auf sein Motorrad und fuhr davon.
    Frau Krüger stand an ihrem Bürofenster und blickte hinter ihm her, während Hauptkommissar Bohm seinen Triumph auskostete und die Mitarbeiter der Dienststelle über die Suspendierung des ehemaligen Hauptkommissars Ben Jäger informierte.


    ****
    … Montagabend…
    Nach einer Irrfahrt über die Autobahnen und Landstraßen rund um Köln, kam Ben vor dem Haus, in dem sich seine Wohnung befand, an.
    Das Gefühl der Leere war immer noch da, doch die Zeit ließ sich nicht anhalten, das Rad der Zeit ließ sich nicht mehr zurückdrehen. Was geschehen war, war geschehen und ließ sich nicht mehr ändern.
    Was hätte er in diesem Moment darum gegeben, wenn Semir da gewesen wäre? Alles, alles um nicht allein vor dem Scherbenhaufen seines Lebens zu stehen.
    Er parkte seine Maschine in der Garage. Beim Verlassen hatte er irgendwie das Gefühl beobachtet zu werden. Suchend schweifte sein Blick umher. Aber er konnte nichts Auffälliges an den Häuserfassaden und Eingängen oder parkenden Autos entdecken.
    Unwillig schüttelte er den Kopf, wahrscheinlich hatte er sich getäuscht. Mit müden Schritten schlurfte er auf die Haustür zu. In dem Moment, als er den Schlüssel ins Schlüsselloch steckte, spürte er die Mündung einer Waffe in seinem Rücken.
    Der junge Mann erstarrte förmlich.
    „Hallo korrupter Bulle, mach ja keine falsche Bewegung! Wir sollen dir von unserem Boss ein paar schöne Grüße übermitteln!“ hauchte ihm jemand von hinten ins Ohr. Ein weiterer Mann, mit kahl rasiertem Schädel und einem Boxergesicht, trat aus dem Schatten des Busches neben der Eingangstür. Im fahlen Licht der Leuchte, die über der Eingangstür angebracht worden war, konnte Ben den Mann näher betrachten und erkannte ihn. Pietro Mastra, der Geldeintreiber und Schläger von Mafia Größe Emilio Contento. Barsch befahl der Glatzkopf: „Los schließ auf und dann rauf zu deiner Wohnung!“
    Auf dem Weg nach oben überlegte Ben fieberhaft, wie er sich ohne Waffe gegen seine Angreifer wehren sollte. Denn dass diese nichts Gutes im Schilde führten, hatte er aus den Augen des Schlägers ablesen können.
    Kaum hatte Ben die Wohnungstür aufgesperrt, bekam er einen unbarmherzigen Schlag in den Rücken, der ihn stolpern lies. Er torkelte, verlor das Gleichgewicht und fiel im Eingangsbereich seiner Wohnung zu Boden. Der Größere schlug die Wohnungstür ins Schloss und knipste das Licht an.
    Bevor er sich besinnen konnte, war Pietro Mastra schon bei ihm und trat mit den Füßen auf ihn ein, wo immer er ihn treffen konnte.
    Ben schrie auf, krümmte sich vor Schmerzen zusammen, aber sein Peiniger kannte keine Gnade. Auch sein Körper tat ihm nicht den Gefallen, ihn durch eine Ohnmacht von den Schmerzen zu erlösen. Als der Schläger von ihm abließ, hatte er schon die Hoffnung, dass es vorbei ist. Doch stattdessen wurde er rücksichtslos an den Armen nach oben gerissen und auf die Füße gestellt. Er stöhnte auf vor Schmerzen, sein Körper protestierte gegen die brutale Behandlung. Er bekam keine Luft und röchelte nur, seine Rippen fühlten sich an, als seien sie gebrochen.
    Wie durch einen Wattebausch hörte er die Stimme des Schlägers. Mit einem eisernen Griff umfasste er Bens Kinn und zwang ihn direkt ins Gesicht zu blicken.
    „Lass dir das eine Warnung sein, du korruptes Bullenschwein. Den Boss bescheißt man nicht. Seit Mittwoch sind deine 10.000 Euro Schulden fällig, zuzüglich 1.000 Euro Verzugszinsen. Das war nur der kleine Vorgeschmack zu Hölle! Entweder du zahlst innerhalb von 48 Stunden oder wir knöpfen uns das nächste Mal deine Schwester vor! Die kann ja gerne deine Schulden in einem der Bordelle vom Chef abverdienen. So ein hübsches Vögelchen hat bestimmt reichlich Kundschaft.“

    Hallo Valentina,
    so zwei Kapitel auf einmal gelesen ... das Dream Team Berger/Hübner ist also wieder vereint.
    nur was ist das zwischen Sander und Caro???
    zu Alex und Semir sage ich nur ein Wort "Männer" :D:D:D
    die denken doch glatt nur an das eine und das Frauenpower auch einiges bewirken kann, werden die Herren schon noch merken
    kurz um ... ich liebe einfach deinen Humor ... :):)

    Ben holte tief Luft, sein Blick wanderte wieder zurück zu Bohm.
    „Was werfen Sie mir denn vor, Hauptkommissar Bohm?“
    Er versuchte seiner Stimme ein bisschen Festigkeit zu geben, doch er ahnte, was jetzt auf ihn zukommen würde. Ewig hatte dieses Spiel nicht gut gehen können, er wusste es. Er war aufgeflogen.
    „Sie sind ein elender Verräter, Herr Jäger…!“ schleuderte ihm Bohm ins Gesicht. „…Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Sie haben wichtige Ermittlungsergebnisse, Termine für Razzien wegen Drogenhandel und illegaler Prostitution gegen Geldzahlungen an kriminelle Subjekte weitergegeben. Wie kann man nur so tief sinken? In meinen Augen sind sie nur noch Abschaum!“ Es fehlte in dem Moment nur noch, dass Bohm vor ihm ausspucken würde.
    Ben wollte dagegen aufbegehren, doch er kam gar nicht zu Wort.
    „Vergessen Sie es! Sie brauchen mir hier nichts vorzulügen. Schon seit Wochen suchen wir den Maulwurf aus unseren Reihen. Wir haben eindeutige Beweise in ihrem Computer gefunden. Die Kollegen von der IT haben ein bisschen gebraucht, um ihren Rechner als denjenigen zu identifizieren, der unerlaubt Zugriff auf Datenbanken der Drogenfahndung genommen hatte. Und die Passwörter, die wir in Schreibtisch gefunden haben, schließen die Beweiskette! Dazu die Aussagen eines Informanten … sie sind so was von am Ende und geliefert!“ legte Bohm nach.
    Jedes Wort von Bohm traf Ben wie ein Schlag ins Gesicht. Der junge Polizist fiel regelrecht in sich zusammen. Seine Schultern, seine ganze Körpersprache brachten zum Ausdruck, dass er weder ein noch aus wusste... Sie bedeuteten das Ende … das Ende seiner Laufbahn als Polizist … was noch kommen würde, das wagte er sich gar nicht in seinen Gedanken auszumalen.
    Frau Krüger hatte sich erhoben und stand mit verschränkten Armen in einer Ecke ihres Büros und wirkte total emotionslos. Ihr Gesicht war wie zu einer Maske erstarrt.
    „Haben Sie noch irgendwas zu ihrer Verteidigung zu sagen, Herr Jäger?“
    Ihre Stimme hörte sich total heißer und belegt an, als sie den jungen Kommissar aufforderte sich zu rechtfertigen. Sie konnte es einfach nicht fassen … nicht glauben …. Aber die Beweise waren eindeutig und ließen keine Zweifel zu.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Bewegung in den Körper des dunkelhaarigen Polizisten. Er hob im Zeitlupentempo langsam den Kopf und mit unsagbar traurigen Augen schaute er Frau Krüger an. Er kämpfte innerlich darum, seine Fassung zu bewahren und die richtigen Worte zu finden. Mit einer Stimme, die er selbst nicht wieder erkannte, wisperte er leise.
    „Es tut mir leid! … Einfach nur leid, aber es ist die Wahrheit Frau Krüger, die Vorwürfe sind gerechtfertigt. Ich … ich …!“ Er schloss die Augen, rang mit sich und atmete mehrmals tief durch. „Bringen wir es hinter uns… Sie können meine Aussage gleich hier und jetzt zu Protokoll nehmen!“
    Bei diesen Worten huschte ein hämisches Grinsen über das Gesicht von Hauptkommissar Bohm, der es sich natürlich nicht nehmen ließ, die Aussage von Ben persönlich zu protokollieren. Nur mühsam konnte er seine Freude unterdrücken, wie viel Spaß es ihm bereitete, Ben zu befragen, ihn zu quälen und ihn nach allen Regeln der Verhörkunst richtig fertig zu machen.
    Frau Krüger saß machtlos daneben und konnte nichts mehr für ihren jungen Kommissar tun, um ihm zu helfen. Gleichzeitig wuchs ihre Wut auf Bohm und dessen Verhalten.


    „Sie sind sich über die Tragweite ihrer Aussage bewusst, Herr Jäger?“ kam von Bohm, als Ben seine Unterschrift unter das Protokoll setzte.
    „Ja!“ antwortete Ben ganz leise mit belegter Stimme.
    „Gut, dann fordere ich Sie hiermit auf, ihren Dienstausweis, ihre Dienstwaffe, Handy und den Wagenschlüssel auf den Schreibtisch zu legen. Sie sind ab sofort ohne Bezüge vom Dienst suspendiert. Auf Grund der gegen Sie erhobenen Vorwürfe dürfen Sie bis auf weiteres, keine Dienststelle der Polizei ohne Vorladung mehr betreten. Das Verfahren wird an die Staatsanwaltschaft für die weiteren Ermittlungen übergeben. Allerdings kann ich ihnen heute schon versprechen, Sie werden nie mehr als Polizist arbeiten! Und wenn es nach mir geht, wandern Sie für ein paar Jahre in den Knast!“

    Hallo zusammen,
    zum einen freue ich mich, dass meine Geschichte hier Gefallen findet
    @Mrs Murphy und Trauerkloß ... schön dass ihr als Ben Fans dabei seid und hoffe, ihr seid nicht enttäuscht
    @harukaflower ... schöne Namenverwirrung ... aber ich muss ja auch aufpassen, dass ich dich hier nicht mit deinen anderen Nicknamen anschreiben :D :D :D
    und Mikel .. ist doch schön .. oder nicht
    @ Susan ... ja ich zähle trotz des männlichen Nicknamen zur weiblichen Gattung, wie du bereits richtig erkannt hast
    und dass dir mein Schreibstil zusagt .. danke .. freue ich mich ...
    LG
    Mikel :)

    Hallo Valentina, :)
    "Sodala" ... dein Lieblingswort ...
    was soll ich sagen, hatte doch glatt schon so viel vom Anfang der Geschichte wieder vergessen
    ich liebe deinen Humor :thumbup: , die Art des Schreibens :thumbup: und wie du manche Situationen :thumbup:
    sag nur Alexs Missgeschick mit kleinen Hundehaufen rüber bringst
    freue mich auf die Geschichte
    LG
    Mikel

    Hallo zusammen, :)


    nicht wundern, ich bin als Schreiberling neu hier. Einige Autoren haben mich ermuntert, doch meine Geschichten auch hier einmal zum Lesen reinzustellen.
    Was soll ich sonst noch sagen, bin ein riesiger Cobra Fan von Anbeginn ... und mein Favorit beim Schreiben ist das Partner Duo Ben und Semir.
    Ansonsten viel Spaß beim Lesen und ich freue mich schon auf eure Meinung
    LG
    Mikel

    Semir kehrt aus seinem wohlverdienten Urlaub zurück und nichts ist mehr so wie es war. Was ist nur mit Ben Jäger geschehen?


    …Viele Wochen zuvor…
    Es war Freitagnachmittag kurz vor Dienstschluss auf der PAST, Semir war ganz eifrig dabei seinen Schreibtisch aufzuräumen. Morgen früh würde er mit seiner Familie in seinen wohlverdienten Jahresurlaub in die Türkei starten.
    Sein Blick fiel auf Ben, dem jungen Polizisten, der ihm gegenübersaß und sich mit Berichte schreiben rumplagte. Immer wieder warf der kleine Türke einen kurzen Blick auf Bens Schreibtisch, schüttelte den Kopf und meinte mit leichtem Spott in der Stimme: „Deinem Schreibtisch würde ein wenig Aufräumen auch nicht schaden!“
    „Ich….. aufräumen? Wieso?“ Ben schaute Semir dabei mit gespieltem Entsetzen durch seine braunen Locken an und setzte zu seinem schelmischen Grinsen an.
    „Aussichtsloser Fall…!“ lachte Semir amüsiert.
    Der türkische Polizist machte sich Sorgen um seinen jungen Kollegen. Er wirkte in letzter Zeit so zerstreut, so fahrig, fast schon ein bisschen nachlässig bei der Arbeit. Auch hatte er den Eindruck, dass Ben nachts wenig Schlaf zu finden schien. Ihm waren des Öfteren die dunklen Augenringe am Morgen zu Dienstbeginn aufgefallen. Auf seine Nachfragen hatte sein Kollege von irgendwelchen nächtlichen Partys erzählt, auf denen es einfach ein bisschen später geworden war. Der Türke verwarf die trübsinnigen Gedanken jedoch gleich wieder, die ihn gerade überfielen hatten. Wahrscheinlich ging es Ben genauso wie ihm, er war einfach urlaubsreif.
    „Kommst du heute Abend noch vorbei, um dich von den Kindern und Andrea zu verabschieden?“ fragte er sein Gegenüber.
    „Ähm… kurze Frage… Wann und was gibt‘s zum Abendessen?“
    „Vielfraß! Kannst du auch mal an was anderes denken als Essen?“
    „Neee!“ Ben lachte kurz belustigt auf und fügte dann hinzu: „Natürlich komm ich, was denkst du denn?“
    Die zwei Polizisten alberten noch ein wenig übermütig miteinander rum. Semir verabschiedete sich gut gelaunt von Susanne und seinen Kollegen, bevor er in den wohl verdienten Urlaub startete.


    ******


    … Der Montag danach ……
    Etwas wehmütig dachte Ben während der Fahrt zur PAST daran, dass er ab heute allein Dienst auf der Autobahn schieben musste. Semir war mit Andrea und den Kindern wohl behalten in Izmir angekommen. Sie hatten am Freitagabend noch einen lustigen Abend im Haus der Familie Gerkan zusammen verbracht.
    Als er sein Motorrad auf dem gewohnten Parkplatz abstellte, fiel sein Blick auf zwei Pkws, die nicht zum Fuhrpark der PAST gehörten. Er wunderte sich, so früh am Morgen schon Besucher hier. Ein Blick zur Uhr zeigte ihm, dass er wieder einmal zu spät kommen würde. Die Ansprache von Frau Krüger, hörte er jetzt schon in seinen Ohren läuten.
    Nachdem er das Büro betreten hatte, kam eine leicht verstörte Susanne auf ihn zu.
    „Guten Morgen Ben! Du sollst sofort zur Chefin kommen, Ben!“
    „Was ist denn hier los?“ fragte Ben total irritiert Susanne.
    Denn genau in diesem Moment hatte er erkannt, dass zwei ihm unbekannte Männer, die Handschuhe trugen, seinen Schreibtisch durchsuchten. Sein Pulsschlag beschleunigte sich, ihm wurde auf einmal ganz anders. Was hatte das zu bedeuten? Sein Blick wanderte zwischen den anwesenden Kollegen im Großraumbüro hin und her. Er konnte förmlich spüren, wie diese ihn fassungslos betrachteten.


    Die Tür zum Büro der Chefin öffnete sich. „Herr Jäger, kommen sie bitte sofort in mein Büro!“
    In diesem Augenblick erkannte Ben durch den Türspalt, wer sich im Büro der Chefin befand, Hauptkommissar Bohm, der mittlerweile Abteilungsleiter bei der Internen Ermittlungsabteilung war. Seine Beine fühlten sich an, als hingen Bleigewichte dran, als er langsam auf Frau Krüger zuging. Ihm wurde gleichzeitig warm und kalt. Der kurze Weg war ihm noch nie so lange vorgekommen. Aber die Katastrophe nahm ihren Lauf und ließ sich durch nichts und niemanden mehr aufhalten.
    Hauptkommissar Bohm, korrekt gekleidet im dunklen Anzug, weißen Hemd und passender Krawatte, stand lässig an Frau Krügers Schreibtisch gelehnt. Seine Arme hielt er vor der Brust verschränkt. Auf dessen Gesicht spiegelt sich die pure Schadenfreude wieder.
    „Schön Sie zu sehen, Herr Jäger!“ begrüßte ihn Bohm mit einem spöttischen Unterton, als Ben das Zimmer von Frau Krüger betrat und die Tür hinter sich schloss. Kim saß mittlerweile wieder auf ihrem Stuhl und hatte ihre Hände auf der Schreibtischplatte ineinander verschlungen.
    „Ich habe ja schon immer gewusst, dass sie Dreck am Stecken haben!“ fuhr Bohm in seinem überheblichen Ton fort. „Aber das, was sie sich geleistet haben, übertrifft selbst meine Erwartungen!“
    Ben schaute hilfesuchend zu Frau Krüger. Deren Mimik wirkte wie versteinert. Kein Gefühl ließ sich daraus lesen.