Tödliche Folgen

  • Hallo Zusammen
    So jetzt geht's weiter mit meiner nächsten Story.
    Dieses Mal wird sie keine Milena beinhalten, sondern setzt nach dem Staffelfinale dieses Novembers an. Ich hoffe, es wird euch gefallen :)
    LG
    Jenni


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    Tödliche Folgen


    Tief schluckend stand Alex Brandt vor dem Haus der Familie Gerkan. Er hielt eine Flasche Wein sowie einen Blumenstrauss in der Hand und schlug sich die lästigen Staubläuse von der Kleidung. Er drückte kurz auf die Klingel und ein helles „Ich geh schon“, war durch die Türe zu hören, welche sich sogleich öffnete.
    „Hallo Alex!“, begrüsste Ayda ihren Besucher freundlich und Alex lächelte. Die genau gleiche, warme Aura wie ihr Vater - das konnte er nicht abstreiten. „Oh, Alex ist da!“, jauchzte auch Lilly und Alex musste sich eingestehen, dass er so viel Liebe und Wärme auf einmal nicht mehr gewöhnt war.
    „Jetzt gebt ihm doch mal n’ wenig Luft!“, lachte Andrea und erschien im Hausflur. Neben ihr stand Dana, Semirs Tochter aus einer früheren Affäre. Erst vor kurzem hatten Alex und er sie gerettet und mussten ihr sagen, dass sie nun alleine war. Doch Andrea wäre nicht Andrea gewesen, wenn sie alle rechtlichen Schritte abgeklärt hätte. Sie befand, dass Dana das freie Zimmer nehmen könnte, das eigentlich für Andrea als Büro gedacht war und lud sie herzlichst in die Familie Gerkan ein. Obwohl Dana natürlich von Trauer und Angst zerfressen war, nahm sie das Angebot wahr, weil sie wusste, so nahe bei ihrem leiblichen Vater zu sein.
    Andrea lief mit ihrem bekannten Lächeln auf Alex zu und küsste ihn liebevoll auf die Wange. „Vielen Dank für die Einladung“, begann Alex und reichte Andrea den Blumenstrauss. „Meine Güte ist der schön“, schwärmte Semirs grosse Liebe und bat den Besucher herein.


    „Du bist Papas neuer Partner oder?“, stellte Lilly richtig fest und Alex nickte. „Allerdings…wobei wir nun bald schon seit einem Jahr zusammenarbeiten.“ Lilly nahm den Besucher sanft an der Hand und führte ihn in das Esszimmer, wo Semir selbst stand und die letzten Weingläser hinstellte. „Ich hoffe du freust dich auf Andreas berühmten Braten.“, begrüsste Semir seinen Partner und ging auf ihn zu. „Schön dass du gekommen bist!“
    Alex wurde immer verlegener. Im Knast hatte er diese Wärme nie richtig gekannt und sie war gar ein wenig fremd für ihn geworden. Durch Semir und seine Familie, lernte er diese erst wieder richtig kennen.
    „Nun ja, du hast mich eingeladen“, stotterte er deshalb hervor und Andrea wendete sich zur Küche.
    „Kinder, es gibt gleich Essen! Setzt euch bitte an den Tisch!“ Ayda nickte und wies Alex sofort zu einem Stuhl. „Du sitzt neben mir und Lilly!“, bestimmte sie und Alex gab sich sofort geschlagen. Dana und Semir, nahmen auf der anderen Seite Platz.


    „Wie fühlst du dich denn hier Dana?“, fragte Alex und Dana blickte lächelnd auf Andrea und den Rest der Familie Gerkan. „Sehr wohl…“, antwortete sie warm und Ayda lachte begeistert. „Sie ist echt ‚ne tolle, grosse Schwester!“, begann sie zu erklären, „Letztens, hatte sie mir bei einer Matheaufgabe geholfen, bei der sogar Papa die Segel streichen musste!“
    Mit einem frechen Grinsen blickte Alex zu Semir, der nur mit den Schultern zuckte. „Relikt der alten Zeit, ich komme mit den heutigen Schulmethoden nicht mit!“, bemerkte er nur und Dana schüttelte mit dem Kopf. „Ach was Papa! Dein Lösungsweg war ja schon gut, du hattest einfach das Ziel nicht gefunden!“, versuchte sie, ihn aufzumuntern und Alex spürte die Freude tief in seinem Inneren, die er für Semir empfand. Denn Dana’s Aussprache des Wortes Papa, bekam immer mehr an Bedeutung.
    „Kannst du schnell helfen?“, fragte Lilly, Alex schüchtern und dieser nickte. „Natürlich Kleines, und…hopp!“ Alex hievte das kleinste Mitglied von Semirs Clan auf den Stuhl.
    „Dana, wärst du so ein Schatz und würdest das Gemüse noch holen?“ Dana nickte auf Andreas Bitte und ging in die Küche, wo sie gleich wieder mit einem grossen, silbrigen Topf zurückkam.
    „Gibt’s etwa Erbsen und Bohnen?“, fragte Dana als sie den Geruch wahrnahm und Andrea nickte. „Hattest du dir doch gewünscht!“ Dana küsste Andrea auf die Wange und setzte sich danach wieder.
    „Alex, als Gast hast du als Erster die Ehre!“ Alex nahm seinen Teller und reichte ihn Andrea.


    Nachdem sie jedem den Teller gefüllt hatte, wünschte sich man einen guten Appetit.
    Das Essen verlief friedlich. Ayda und Lilli wollten noch mehr über Alex wissen und fragten natürlich mit den ehrlichen Worten eines Kindes. Zu Semirs Überraschung aber, beantwortete Alex jede Frage in aller Ruhe und liess sich nicht beirren.
    Als das Essen beendet war, stand Andrea auf, um den Tisch abzuräumen. „Warte ich helf’ dir!“, bot Alex an und stand auf. Mit zwei Schritten war er bei Andrea und trug mit ihr das Geschirr in die Küche, und begann abzuwaschen. „Wow, einen solchen Service kenn ich ja gar nicht“, scherzte Andrea und blickte gespielt vorwurfsvoll zu Semir. „Ich was gar nicht was du meinst“, spielte diesen den Dummen.
    „Mama, spielen wir noch ein Kartenspiel?“, fragte Lilly mit dieser typischen, lieblichen Kinderstimme die einen beinahe dazu zwang, Ja zu sagen.
    „Lilli, eigentlich wäre es für dich Bettzeit“, bemerkte Semir und Lilly zog eine Schnute. „Weisst du was? Wir spielen noch eins und ich gehe dann gehen wir Beide ins Bett!“, bot Ayda an und dies schien Lilly zu beruhigen. „Aber wir gehen danach wirklich ins Bett!“ Lilly nickte. „Ja! Ein Kartenspiel!“, jauchzte sie und Alex sah Andrea zweifelnd an.
    „Das wirkt immer, und ja, Ayda geht nicht wirklich schlafen, sie lest stets noch ein Kapitel ihres Buches, dass sie gerade liest!“ Alex lächelte und setzte sich mit Andrea zurück an den Tisch.


    Und wie gesagt, als das Kartenspiel beendet war, lief Lilly brav Ayda hinterher, nachdem sie Alex verabschiedet hatten.


    „Der Vorteil eines Teenagers, längere Zeit zum Aufbleiben“, grinste Dana und Alex musste ihr mit einem Achselzucken recht geben. „Sich über seine kleinen Halbschwester lustig zu machen ist nicht fein“, mahnte Semir und Dana zwinkerte mit einem Auge.
    „Möchte jemand Kaffee?“, fragte Andrea und alle nickten. Doch Andrea sah Dana zweifelnd an. „Keine Sorge Ma…ich meine Andrea…ich bin Türkin, ich habe Koffein im Blut.“ Alle sahen sie erstaunt an, als sie gezögert hatte, das eine, bestimmte Wort auszusprechen. „Entschuldige…ich lebe nun seit einem halben Jahr hier und seit Papa vor drei Monaten eingezogen ist…und Andrea immer für mich da war…“ Traurig sah Dana auf den Boden und schniefte kurz. Andrea ging auf sie zu, kniete sich neben sie und strich ihr über die Schulter. „Du darfst mich nennen wie du willst Dana…es ist okay…“ Dana lächelte. „Wobei ich mich dann wirklich wie ‚ne alte Oma fühle weil ich mir nicht gewohnt bin, so eine alte Tochter zu haben, aber es wäre trotzdem ein schönes Gefühl.“ Dana nahm sanft Andreas Hand. „Danke…“, flüsterte sie und grinste, „Dürfte ich zur Aufmunterung einen Kaffee haben?“, scherzte sie und Andrea zerzauste ihr die dunkle Mähne als Antwort.
    „MAMA!“, schrie Lilly von oberhalb und Andrea seufzte. „Mama, ich finde meinen Pyjama wieder nicht…“, äffte sie ihre kleinste Tochter nach und Dana stand auf. „Lass nur, inzwischen weiss ich, wo er ist“, sagte sie und Andrea dankte ihr, da sie sich inzwischen zur Kaffeemaschine begeben hatte.


    „Ja, darum kommt man nicht“, stöhnte Semir und Alex grinste. „Ach komm’ gib’s zu, du hattest es vermisst!“ Semir lächelte auf Alex Kommentar. „Ein bisschen“, überspielte er sein glückliches Gesicht und Alex puffte ihn in die Seite. „Jaja, du mich auch“, kommentierte er seine Geste und Semir stand auf.
    „Kurz für kleine Türken…wehe du fasst meinen Schatz an!“ Alex rollte mit den Augen. „Au ja, euch zuerst verkuppeln und dann wieder trennen, ich bewundere, wie du meine Arbeitsmethoden einschätzt!“, witzelte er und Semir ging mit einem Lachen ebenfalls ins Obergeschoss, wo sich das Badezimmer befand.
    Er wollte gerade ins Badezimmer, als er seine drei Mädchen am Fenster stehen sah. „Lilly, wir hatten doch abgemacht…“ Doch als die Kinder sich umdrehten, waren sie alle bleich im Gesicht. „Papa, bei den Müllers wird ausgeraubt“, stiess Ayda aus und Semir blickte ebenfalls aus dem Fenster.
    „Tatsächlich…“, murmelte Semir und blickte zu Dana. Diese verstand. „Mädels, ab in die Heia!“, sagte sie und Ayda sowie Lilly, sahen sie beleidigt an. „Ich lese euch noch was vor, aber dann schlafen wir drei gemeinsam!“
    „Au ja Geschichte!“, jauchzte Lilly begeistert und rannte in Dana’s Zimmer, da sie das grösste Bett von allen hatte. Dana lief ihr hinterher, während Ayda nur langsam hinterher ging und sich nochmals zu Semir umdrehte. „Pass einfach auf Papa!“, sagte sie leise und Semir nickte. „Mach ich mein Schatz!“
    „Oh mein Gott“, stiess Andrea aus und Alex sah sie an. „Was?“, fragte er und sie wies aus dem Terrassenfenster. „Die Müllers…die…“ Alex drehte sich zur Aussicht und nickte. „Alex…“, begann Semir, der zurück ins Erdgeschoss kam. „Ich weiss, hab’s grad gesehen!“ Semir zog aus einer Schublade seine Dienstwaffe.


    Alex ging zu seiner Jacke und zog aus dem Halfter seine. „Passt auf euch auf“, bat Andrea und die Beiden nickten. „Gehen wir mal nachsehen, was da los ist!“


    Mit den Waffen im Anschlag liefen Alex und Semir auf den Hauseingang zu und Semir drückte leicht an der Tür, die sofort nachgab. Die beiden Freunde nickten sich zu und gingen langsam hinein.
    Deutlich war zu hören, wie Dinge auf den Boden fielen und zerbrachen. Alex packte Semir sofort am Arm, als er eine Blutspur sah. Sie war verschmiert und deutete die Türe der Abstellkammer. „Oh mein Gott….“, flüsterte Semir kaum hörbar und sie schritten leise weiter.
    Semir näherte sich dem Wohnzimmer und versteckte sich mit Axel an der Wand am Türrahmen.
    „Hier ist es nicht!“, hörten sie einen Mann knurren. „Es sollte aber hier sein!“, war nun eine Frauenstimme zu vernehmen. „Ey, wenn wir den Typen umsonst erschossen haben, dann haben wir einen Mord am Hals!“, zischte nun ein anderer Mann und Semir sich umdrehte sah er, dass die Türe zur Abstellkammer leicht geöffnet war. Als er durch den Spalt blickte, starrten ihn zwei neblige, leblose Augen entgegen.
    „Du warst doch der, der recherchiert hatte und gesagt hattest er und die Kinder seien im Urlaub in Sylt!“, erwiderte nun entnervt der erste Mann. „Ja, ich weiss auch nicht warum er hier ist…“, knurrte der Zweite hörbar genervt.
    Semir blickte zu Alex und dieser nickte. Sie richteten ihre Waffen in den Raum. „POLIZEI STEHEN BLEIBEN!“, schrie er lauthals und das Trio sah geschockt auf die Beiden. Sie trugen Masken und in der Dunkelheit des Abends, waren die Augen auch nicht erkennbar.


    Die Antwort der Drei bestand darin, das Feuer zu eröffnen und als Alex und Semir sich in Sicherheit bringen mussten, zu fliehen.
    „Na warte!“, knurrte Semir und rannte sofort hinterher. „Semir warte!“, schrie Alex und rannte stöhnend hinterher.
    Die Jagd ging durch die Gassen des Wohnortes und immer wieder erfüllten Schüsse die Luft, die jedoch nur das eiskalte Beton oder die Grasmatten der Gärten traf.
    Erst als Semir drohte, zu fallen, nachdem er über einen Dekorationsstein gestolpert war, und einen der Schüsse ihn am Unterarm traf (er liess vor Schreck seine Waffe fallen), drehten sich die Verbrecher um und zielten direkt auf ihn.
    Alex packte ihn sofort, schoss auf die Räuber und hechtete mit Semir hinter eine Mauer.
    Sie fielen Beide unsanft zu Boden und Alex Waffe rutschte vor Semir. „Alles okay?“, fragte Semir und Alex richtete sich mit verzogenem Gesicht auf. „Geht schon“, knirschte er und Semir packte Alex Waffe, neigte sich und traf einen der Verbrecher in die Schulter, der mit grellem Schrei zu Boden ging.
    Von weitem her, waren Sirenen zu hören. „Andrea du Goldschatz“, keuchte Semir und hörte, wie die Verbrecher fluchten und davonrannten. Als er einen weiteren Blick riskiert hatte, sah er, wie sie ihren verletzten Kollegen mitschleiften und in der Dunkelheit verschwanden.
    „Weit kommt ihr nicht!“, knurrte Semir und drehte sich zu Axel um. „Komm lass uns…“ Semirs Stimme erstarb, als er Alex leichenblasses Gesicht sah. „Alex…?“ Semir sah sich seinen Partner genau an. Alex Augen waren kaum noch geöffnet. Seine Hand drückte lose unter seinen linken Brustkorb, der sich blutrot verfärbt hatte. „Hey nein…“, flüsterte Semir, liess die Waffe fallen und packte mit beiden Händen sofort Alex Kopf, da dieser die Augen schloss und nach vorne zu kippen drohte. „Alex…nein…hey, sieh mich an!“, flehte Semir und nahm sofort eine Hand vom Kopf und drückte sie auf die Wunde, nachdem Alex Hand lasch neben ihm zu Boden gefallen war. „Nein, Alex! Hey, sieh mich an! Sieh mich an! Bleib wach verdammt!“ Semirs Stimme brach immer mehr und sie war so heiser, wie schon lange nicht mehr.
    „Nein, Alex…komm schon…bitte…“ Doch Alex Augen öffneten sich nicht. Von weitem hörten Semir Schritte. „ICH BRAUCHE HIER SOFORT EINEN KRANKENWAGEN!“, schrie er schluchzend und drückte Alex an sich. „Nein..bitte nicht…nicht schon wieder…“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Doktor Kim Brauner rannte im Eiltempo in Richtung des Notfalleinganges. Gerade hatte er einen Anruf erhalten, dass ein Polizist angeschossen wurde. Er blute sehr stark und die Kugel sei in einem kritischen Bereich eingedrungen.Als in Richtung des Ausganges rennen wollte, kamen ihm die Sanitäter mit der Trage entgegen. Sie schoben sie im Eiltempo voraus und Brauner war nicht minder erstaunt, als ein Mann mittleren Alters auf der Trage kniete und seine Hände, geschützt in Latexhandschuhe gekleidet, auf die Wunde des Verletzten gedrückt hatte. „Männlich, Mitte 30! Schusswunde unterhalb des linken Brustkorbbereiches. Schwere Blutungen, sowie weitere, innere Blutungen vermutet!“, sprach der Notarzt im Eiltempo herunter und Brauner sah in das Gesicht des Patienten Es war blutleer und die Lippen hatten jeglichen Farbe verloren Jedenfalls konnte er das unter der Atemmaske erkennen. „Komm, schon Alex! Stirb mir ja nicht unter den Händen weg!“, flehte der Mann auf der Trage. „Gerkan, sein Partner. Er hat uns unter die Arme gegriffen“, erklärte ein Sanitäter und Brauner nickte verstanden. „Gerkan, es ist gut, Sie können nun runter, mein Team und ich übernehmen!“„Er ist mein Freund, ich kann nicht...“
    „GERKAN!“ Semir sah mit Tränen in den Augen zu Brauner und dieser nickte nochmals aufmunternd. „Wir kümmern uns um ihn“, sagte er nun sanfter und übernahm mit seinen Händen das Abdrücken der Wunde. Semir sprang von der Trage und musste mitansehen, wie Alex auf der Trage in den Not-OP geschoben wurde.


    Brauner zog sich seinen Mundschutz und die Haarkappe an und sah zu der Operationsschwester. „Das Bewusstsein hat er im Krankenwagen verloren“, erklärte sie und riss Alex Pullover auf. Das Blut war über den linken Oberkörper verwischt. „Ich will sofort alle Daten. Atem, Puls, Blutdruck!“, befahl Brauner und die Schwester befestigte die EKG-Pats auf Alex Brust, anschliessend schloss sie ihn an die restlichen Überwachungsgeräte an. „Atmung 10, Puls 70 Blutdruck 80 zu 60...Tendenz fallend!“, gab die Schwester durch und Alex wurde für die Operation vorbereitet. Semir riss sich die Handschuhe von den Händen und warf sie in den Mülleimer. Er griff sich an den Kopf und irrte vor dem Operationsraum hin und her. In seine Nase drang der eklige Geruch von Plastik, dass von den Handschuhen noch immer an seinen Händen klebte.„Semir!“ Er sah auf und erblickte Andrea, die auf ihn zu gerannt kam und ihn stürmisch umarmte. Semir drückte sich sofort auf seine Frau und atmete tief durch. „Ich hatte nicht aufgepasst...ich Idiot hatte nicht aufgepasst!“ Andrea strich Semir über den Rücken. „Du hast nicht auf ihn geschossen, also ist es nicht deine Schuld!“, erwiderte Andrea und löste sich leicht von Semir, um ihm in die Augen zu schauen. Dabei drang in sein Blickfeld die blutigen Spuren, die, die befleckten Räder hinterlassen hatten.„Die Kinder?“, fragte Semir heiser und Andrea seufzte kurz. „Dana hat allen Schulkollegen von ihnen angerufen und gesagt, dass sie wegen einem Notfall morgen nicht in die Schule kommen können...seitdem passt sie auf die Kleinen auf, bis meine Eltern kommen...“, antwortete sie. „Gerkan...“ Semir und Andrea sahen Kim auf sich zukommen. Sie wirkte ebenso besorgt wie sie. „Ihre Kollegen sind nun am Tatort. Sie bleiben erst Mal hier!“ Semir hatte gar nicht die Kraft, abzulehnen. „Was Sie getan haben war nicht falsch“, begann Kim in ungewohnt sanften Ton. „Aber...“„Wenn es Alex das Leben kostet, komm’ ich trotzdem aufs Schafott!“, funkte Semir ihr ins Wort und Kim schüttelte mit dem Kopf. „Nein...das habe ich nicht...“ Semir blickte sie ernst an. „Ich meine auf mein persönliches! Ich werde mir, wenn es dazu kommt, niemals verzeihen können!“


    Die Schwester blickte besorgt auf das leichenblasse Gesicht von Alex und sah, ob die Atemmaske noch richtig sass. Danach sah sie direkt auf die Monitore. „Vitalwerte stetig fallend...“, murmelte sie besorgt. Brauner beugte sich über die geöffnete Operationsstelle. „Da ist zu viel Blut...“, knirschte Brauner und zu seiner Bekräftigung, floss ein Schwall Blut zu Boden. „Scheisse...“, zischte Brauner und blickte auf seinen Assistenten. „Absaugen!“, sagte er und der Assistent tat wie ihm befohlen. „Ich finde die Kugel nicht!“ Brauner drang tiefer ein. „Hab ich dich, du Mistkerl!“, grummelte er und streckte seine Hand aus. Eine Schwester reichte ihm die Klammer und er entfernte vorsichtig das Projektil. Trotzdem schlugen die Anzeigen aus. „Blutdruck weiter fallend!“, murmelte die Schwester besorgt und Brauner blickte auf seinen Assistenten. „Da muss es eine weitere Blutquelle geben, nahe des Herzens, dass es unter Druck setzt!“ Brauner nickte. „Du weißt was zu tun ist!“ Brauners Assistent nickte und öffnete zusätzlich die Herzgegend. „Tatsächlich.“, stiess Brauner aus und nickte seinen Assistenten zu sich. „Kümmere du dich darum, ich klemm die andere Quelle!“ Der Assistent übernahm und Brauner sah sich die Herzgegend an. „Klemme“, bat er eine Schwester und bekam sie überreicht. „Okay, zu...wir müssen uns beeilen, oder...“ Die Geräte schlugen ein weiteres Mal aus. „Kammerflimmern!“, stiess eine Schwester aus und reichte sogleich Brauner die Defibrillatoren. Brauner erinnerte sich sogleich, wie seine kleine Tochter mal scherzhaft sagte, dass die Defibrillatoren, die man direkt am Herzen ansetzte, wie überdimensionale Milchaufschäumer aussahen. „Lädt!“, kündigte die Schwester an und Brauner setzte die Pedale an Alex Herz. „Weg!“, sagte er und gab eine Ladung ab. „Immer noch Kammerflimmern!“, sagte die Schwester und Braune blickte in Alex Gesicht, während erneut geladen wurde. „Sterben Sie mir hier nicht weg!“, drohte er und schockte Alex nochmals. „Wir haben ihn wieder!“, sagte eine Schwester, als das Piepen wieder regelmässiger wurde und Brauner blickte sein Team an. „Dann sehen wir zu, dass wir ihn hier sicher rausbekommen!“


    Semir sass auf der Wartebank vor dem Saal und seine Füsse wippten nervös hin und her. Er sass zwischen Andrea und Kim, die ebenfalls nervös auf die Türe blickten. „Sollten wir nicht Felix und Alex Pflegemutter informieren?“, fragte Andrea auf einmal und Semir schüttelte mit dem Kopf. „Alex hat mich als Vertrauensperson eingetragen...weil er Felix vorerst erst Mal schützen will...die Beiden befinden sich momentan auf Sylt und Felix soll durchatmen können. Von den Therapien, den Befragungen...und Alex fragte mich eben letzte Woche, ob er mich für solle Notfälle als Kontaktperson eintragen dürfte...“ Andrea sah Kim an und diese nickte zustimmend. „Wurde auch bei mir so vermerkt“, gab sie Semir Recht. „Solange wir nicht wissen, ob es Alex schafft oder nicht, melden wir uns nicht. Das war sein Wunsch...“ Andrea nickte. „Hoffen wir nur, dass alles gutgeht...“ Kaum hatte Andrea diesen Satz ausgesprochen, ging die Türe auf und Doktor Brauner kam aus dem Raum. „Semir Gerkan?“, fragte er und der Angesprochene stand sofort auf. Fragend blickte Brauner auf die beiden Frauen. „Andrea Schäfer...meine Partnerin und Kim Krüger, Alex und meine Vorgesetzte“, stellte Semir vor und Brauner gab den Beiden die Hand. „Wie geht es Alex?“, brachte Semir das Gespräch wieder in die richtige Bahn. „Herr Brandt hatte sehr viel Glück im Unglück. Zwar erlitt er innere Blutungen und geriet ins Kammerflimmern, aber er ist ein zäher Bursche. Es wird ein wenig länger dauern und er ist momentan sehr schwach, aber er wird wieder vollständig genesen!“ Semir atmete erleichtert durch. „Zur Kontrolle, haben wir ihn auf die Intensivstation verlegt. Als eingetragene Person sind Sie natürlich berechtigt, zu ihm zu gehen. Allerdings wird er heute wahrscheinlich nicht mehr aufwachen...erwarten Sie also nicht zu viel!“ Semir nahm Brauners Hände und schüttelte sie. „Vielen Dank...“, stiess er aus und musste die aufkommenden Tränen unterdrücken. „Passen Sie gut auf ihn auf“, sagte Brauner nur und verabschiedete sich von ihnen. „Ein Glück...“, murmelte Kim erleichtert und auch Andrea legte sich eine Hand auf ihre Brust. „Ich gehe den anderen Bescheid sagen. Gerkan, ich will Sie Morgen am Tatort, um Ihre Version genau zu hören!“ Semir nickte und sah mit Andrea Kim nach. „Du solltest auch wieder zu den Kindern“, flüsterte Semir und Andrea blickte ihn besorgt an. „Ich komme klar...und melde mich. Aber dieser Platz ruft doch in dir auch keine positiven Erinnerungen hervor!“
    Tatsächlich dachte Andrea nur ungern an das Ereignis vor ein paar Monaten. „Okay, aber wenn irgendwas ist...“„Natürlich“, versicherte Semir nochmals und liess seine Geliebte ziehen. „Herr Gerkan?“ Eine Krankenschwester kam auf ihn zu. „Schwester Susanne, Intensivstation. Ich bringe Sie zu Herrn Brandt!“ Semir nickte dankend und folgte ihr. Sie brachte ihn zum Zimmer am Ende des Ganges und Semir spürte sofort erneut, wie sehr er Krankenhäuser hasste. Diese ständige Aura des Todes die in der Luft hing, drohte ihn jedes Mal zu erdrücken. „Bitte legen Sie sich noch die Schutzkleidung an.“ Schwester Susanne reichte Semir die erwähnte Kleidung und Semir zog sie sich mit der Hilfe der Schwester an. Danach öffnete sie die Türe und bat Semir in das Zimmer.


    Semir schluckte, als er Alex auf dem Krankenbett erblickte. Das gepunktete Krankenhaushemdchen konkurrierte von der Blässe her mit Alex Gesicht. Die Lippen hatten jegliche Farbe verloren und die Augenlider waren leicht rötlich. Zu der Erleichterung seiner Atmung trug Alex einer Sauerstoffbrille und durch ein paar Infusionen wurden ihm Blut und Medikamente zugeführt.Semir war eigentlich selbst von sich erschrocken, wie gut er die Geräte kannte. Pulsmesser, Blutdrucknehmer, EKG, alles war ihm nicht fremd. Leise nahm er sich einen Stuhl und setzte sich neben Alex Bett. Sanft nahm er Alex Hand. „Ich weiss nicht, wie ich dir danken soll“, flüsterte er und wusch sich mit der freien Hand eine Träne aus den Augen. „Ich schwör dir, ich kriege diese Typen Alex! Die sollen es ja bereuen, dir das angetan zu haben!“ Semir schluckte schwer. „Ich habe dir viel zu verdanken Alex...ich denke, unsere Freundschaft wächst immer mehr...ich hätte es Schade gefunden, wenn unser kleines Gebäude beim Aufbau schon eingestürzt wäre!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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  • Es war ein leichtes Piepen, was Alex aufweckte und er öffnete langsam seine Augen. Neben ihn spürte er, dass etwas lag und sich nicht rührte. „Da sind Sie ja wieder“, hörte er eine Frauenstimme und sah eine Schwester, die, die Gerätschaften kontrollierte. „Wie lange...“, Alex räusperte sich kurz, „wie lange war ich weg?“ Schwester Susanne zuckte mit den Achseln. „Die Sonne geht auf und meine Schicht ist gleich vorbei. Sie waren also die ganze Nacht ohne Bewusstsein.“ Alex kniff kurz die Augen zusammen, da ein stechender Schmerz durch seine Brust ging. „Sie wurden in die Brust getroffen und hatten innere Blutungen. Allerdings sind Sie aus dem Gröbsten hinaus!“Nach Schwester Susannes Satz, blickte Alex auf das Gewicht, dass sich neben ihm befand. Es war ein leicht schnarchender Semir, der noch immer seine Hand hielt. „Semir...“, flüsterte Alex erstaunt und Schwester Susanne lächelte. „Er wich kaum von Ihrer Seite. Bis auf die Zeit, wo er wegen Arztkontrollen raus musste, war er nie weg! “ Alex musste zugeben, dass diese Geste ihn sehr gerührt hatte. „Was ist mit seinem Arm?“, fragte er, als er den Verband unter der Schutzkleidung von Semir erblickt hatte. „Streifschuss. Er hatte ihn vollkommen vergessen und ich habe ihn dann versorgt. War nichts Schlimmes.“ In diesem Moment räkelte sich Semir und wachte mit einem Murren auf. Er rieb sich die Augen und blickte danach direkt auf Alex. „Alex“, stiess er aus und der Angesprochene lächelte. „Hey...“, begrüsste er Semir heiser zurück. „Ich komme in einer Stunde wieder“, bemerkte Schwester Susanne und Alex hielt sie kurz auf. „Kann ich Besuch erhalten?“, fragte er und Schwester Susanne nickte. „Aber nur zwei Personen pro Besuch. Und das maximal eine Stunde. Sie sind schliesslich auf der Intensivstation“, antwortete sie und verliess das Zimmer.


    „Wie geht’s dir?“, fragte Semir besorgt und Alex legte eine Hand auf seine Brust. „Schmerzen...aber es geht“, antwortete er ehrlich und Semir starrte schuldbewusst auf den Boden. „Es tut mir so leid...ich hatte nicht aufgepasst!“ Alex rollte mit den Augen. „Semir...“, stöhnte er und sah ihn direkt an, „Du hättest dasselbe getan...“ Semir musste zustimmen, doch war ihm trotzdem unwohl. „Ich habe Felix und deine Pflegemutter...“„...Semir...“, mahnte Alex ängstlich und Semir hob die Hände. „Lass mich ausreden, ich habe Sie nicht angerufen...“ „Danke...“, flüsterte Alex und Semir lächelte. „War doch klar.“ Alex versuchte sich ein wenig aufzurichten, fiel aber mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder zurück. „Lass das besser noch...“, sagte Semir besorgt und legte beide seine Hände auf Alex Schulter. „Die Ärzte haben gesagt, durch den Blutverlust und de Kammerflimmern bist du noch immer sehr schwach.“ Alex nickte verstanden und musste sich bemühen, wach zu bleiben. „Warum hast du nach Besuch gefragt...wenn du Felix und...“„Ich will Andrea fragen, wie es Ihr geht...“ Semir seufzte lächelnd. „Ich werde es Ihr sagen“, sagte er und sah, wie Alex Augen beinahe zufielen. „Schlaf ruhig wieder“, beruhigte ihn Semir, „nur noch eine Frage, soll ich dir ein paar Sachen von deiner Wohnung mitbringen?“ „Wäre nett...“, flüsterte Alex und war bereits wieder eingeschlafen. Es klopfte kurz an der Türe und Schwester Susanne, blickte durch den Türschlitz. „Herr Gerkan“, flüsterte sie und winkte ihn hinaus. Semir strich noch einmal Alex über die Schulter und ging nach draussen. „Eine junge Dame hat sich unten am Schalter gemeldet, sie holt Sie im Namen von Ihren Kollegen ab.“ Semir hob eine Augenbraue und zog seine Schutzkleidung aus. „Okay, vielen Dank Schwester Susanne...“ Er sah noch einmal besorgt durch das Fenster des Zimmers und Schwester Susanne legte eine Hand auf Semirs Schulter. „Wir kümmern uns gut um ihn Herr Gerkan. Machen Sie sich keine Sorge!“ Semir nickte dankend und lief zum Empfang herunter.


    Eine junge Dame stand tatsächlich am Schalter und blickte zu Semir, als dieser auf sie zukam. „Semir Gerkan?“, fragte sie artig und Semir nickte. „Johanna „Joshi“ Schimke. Ich bin Hartmut Freunds neue Assistentin beim KTU. Ich wohne hier in der Nähe und wurde gebeten, Sie hier abzuholen, um den Tathergang nachzustellen!“ Semir schüttelte der Frau die Hand und sah sie sich genau an. Sie hatte ein paar Wohlfühlpolster, die sie aber geschickt mit ihrer Kleidung versteckte. Sie hatte kurzes, braunes Haar und eine kastanienbraune Brille mit Schmuckdiamanten. Ihre Augen waren braungrün und klar. Er schätzte sie auf Mitte 20. „Hatten Sie eben auch „Joshi“ gesagt?“, fragte Semir und die Angesprochene lief rot an. „Nun ja, Hartmut hatte mir erzählt dass wir viel zusammen arbeiten werden. Und alle die mich näher kennen, nenne mich so, aus diesem Grund dachte ich, mache ich kein Geheimnis daraus!“ Semir lächelte. „Dann ist Joshi super. Und du kannst ruhig Semir zu mir sagen.“Joshi lächelte erleichtert. „Tut wir leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennen lernen“, sagte sie mitfühlend und Semir zuckte mit den Achseln. „Danke, aber Alex ist zäh...der wird wieder...“ „Dein Gesicht zeigt aber was anderes...“, sagte sie und lief mit Semir zum Ausgang. „Nun ja, Schuldgefühle hat man trotzdem, da kann jeder einem sagen, man habe keine Schuld daran.“ Joshi musste zustimmen. „Aber dein Partner ist ja nicht sauer auf sich oder?“ Semir schüttelte auf Joshis Frage mit dem Kopf. „Das zählt oder...?“ Semir lächelte kurz und sah, dass sie auf einen schwarzen Mini GT zuliefen. „Es ist kein Mercedes...oder BMW...aber...“ „Ich bitte dich, deiner ist sicher schon länger heil als meiner...“, scherzte Semir und stieg zusammen mit ihr ein. Als sie bei seiner Wohngegend ankamen, begaben sie sich als Erstes zu Müllers Haus.


    Andrea stand bei Kim Krüger und begrüsste Semir mit einem Kuss. „Ah, Schimke, vielen Dank.“ Joshi nickte und stellte sich Andrea vor. „Freut mich“, sagte Andrea und blickte zu Semir. Dieser berichtete über Alex und Andrea verschränkte die Arme. „Oh man, liegt selbst er schwer verletzt im Krankenhaus und fragt nach mir. Ihr zwei seid unverbesserlich. Aber ich gehe noch vorbei. Dana kümmert sich super um die Kleinen, aber nun brauchen die ihr Frühstück!“ Andrea verabschiedete sich und Kim widmete sich Semir. „Also, kommen Sie“, sagte sie und ging mit den Leuten ins Haus. „Die Familie Müller haben wir bereits informiert. Sie reisen gerade von Sylt zurück.“, begann Kim und blieb im Flur stehen. „Also...?“ Joshi stahl sich an den Beiden vorbei, um zu Hartmut zu kommen, der noch immer fleissig arbeitete. „Alex und ich sahen eben von meinem Zuhause aus, dass ein Einbruch stattfand. Wir schnappten unsere Waffen und liefen auf das Haus zu. Wir gingen hinein und ertappten die Verbrecher.“ „Konnten Sie die Gesichter sehen?“ Semir schüttelte mit dem Kopf. „Sie trugen Masken und der Raum war nur schwach belichtet“, antwortete er auf Kims Frage und sie nickte verstanden. „Als wir auf eine Gelegenheit warteten, erblickte ich in der Abstellkammer, Daniel Müller...tot...“Kim nickte und nahm ein paar Fotos aus ihren Westentasche. Sie zeigte das Foto von Müllers Leiche Semir. „Er starb aufgrund eines Schädeltraumas durch einen harten Schlag auf den Kopf. Er war sofort tot.“ Semir sah sich das Foto an und seufzte. „War ein netter Nachbar. Seine Frau tut mir leid...“, murmelte er und Kim nickte verständnisvoll. „Wir haben den Ort wo Herr Brandt angeschossen wurde, bereits untersucht. Die Kugeln und Blutspuren haben wir ins Labor gebracht!“ Sie zeigte Semir die Fotos und Alex Blutspur war deutlich sichtbar. In Semirs Kloss im Hals wurde erneut dicker. „Gerkan...“„Man könnte meinen...ich würde mich sicherlich bei all meinen Verlusten daran gewöhnt haben...aber...“Kim legte eine Hand auf Semirs Schulter, nachdem sie die Fotos wieder eingesteckt hatte. „Wir wollten die Typen verfolgen. Ich wurde am Arm getroffen, weil ich gestolpert war und Alex zog mich aus der Schusslinie. Dabei muss er getroffen worden sein...“ „Er wusste, dass Sie eine Familie zurück lassen würde, ich hätte es nicht anders gemacht!“ Semir lächelte traurig und sah, wie Hartmut und Joshi aus dem Wohnzimmer kamen. „Hey Semir“, begrüsste Hartmut ihn und umarmte ihn freundschaftlich. „Wie geht es Alex?“, fragte er nach. „Er wird wieder“, antwortete Semir und Hartmut entdeckte den verbundenen Unterarm. „Streifschuss, meine Narbensammlung wird mal wieder erweitert“, versuchte Semir zu scherzen und Hartmut zog eine Augenbraue hoch. „Ich hatte wirklich Angst, als man mich benachrichtigt hatte. Am Morgen kam ich dann mit den Vorschlag, dass Joshi dich abholen würde.“ Semir blickte Hartmut verwundert an. „Sie ist die Schwester eines Studienkollegen von mir. Deshalb kenne ich sie schon länger...aber wehe du wirfst mir Vitamin B vor!“ Semir hob die Arme. „Meine Güte, auf keinen Fall!“, grinste er und Joshi rollte mit den Augen. „War der immer so schlecht im Argumentieren?“, fragte sie Semir und dieser lächelte. „Man mag ihn trotzdem“, antwortete er, „ausserdem hat mein Feuerpinsel uns schon manches Leben gerettet!“ Joshi puffte Hartmut in die Seite und hob ihren Tatortkoffer an. „Wollen wir?“, fragte sie Hartmut und dieser nickte. „Bis später Kumpel“, verabschiedete er sich von Semir und verschwand mit Joshi aus dem Haus.


    „Wir gehen zusammen in die PAST zurück. Man will Ihre Zeugenaussage und dann muss ich mich mit anderen Behörden rumschlagen, die sich unseren Fall krallen wollen!“„Das heisst, Sie wollen den Fall nicht abgeben?“ Kim schüttelte mit dem Kopf. „Man knallt doch nicht einfach so mein Team ab und kommt damit davon!“ Semir lächelte. „Also wirklich Gerkan, Sie sollten mich langsam kennen“, empörte sich Kim und lief voraus.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Alex erwachte ab dem Klopfen an der Türe und bat den Besucher mit einem heiseren „Herein“ hinein. Der lockige Kopf Andrea’s lugte hinein. „Hey...“, sagte sie leise und schloss dann die Türe hinter sich. „Hey...“, begrüsste Alex sie zurück, „blau steht dir...“ Andrea blickte auf die Schutzkleidung hinab und lächelte. „Wusst schon immer, dass das meine Farbe ist!“, scherzte sie zurück, nahm sich einen Stuhl und setzte sich.„Wie fühlst du dich?“, fragte sie besorgt und nahm sanft einen seiner Hände. „Geht schon...“, sagte Alex und verzog das Gesicht, als eine weitere Schmerzwelle durch seinen Oberkörper fuhr. „Männer“, seufzte Andrea, „wenn ihr Schnupfen habt liegt ihr im Sterben und wenn ihr mit Sauerstoffbrille und Infusionen im Bett hängt, ist’s nur ein Kratzer...“ Alex grinste ungewollt. „Semir hat erzählt, dass du dich Sorgen um uns gemacht hattest...“ Alex nickte zustimmend. „Uns geht’s allen gut Alex“, bestätigte Andrea und nahm ihre Hand von der Alex weg, um ihre Umhängetasche hochzunehmen. „Ayda und Dana sind in eine Alter, wo sie verstehen, was passiert ist...und bei Lilly dachte ich, sie hätte es nicht kapiert, aber sie sah mich dann mit dem aber typischen „Mami ich bin doch nicht blöd“-Blick an. Deshalb...“ Sie öffnete die Aktentasche und nahm ein Blatt Papier, eine kleine Geschenkbox und eine Schachtel Praline mit einer Genesungskarte hervor. „Die Schokolade und die Genesungskarte sind von Dana. Das Päckchen ist von Ayda und die Zeichnung von Lilly.“ Alex nahm zitternd das Blatt Papier entgegen und es fühlte sich beinahe wie ein Bleigewicht für ihn an. Dennoch schaffte er es, es so zu halten, dass er es begutachten konnte.
    Dabei fiel sein Blick natürlich auf die Hände, die mit Infusionen zugepflastert waren. Auch der Pulsmesser am einen Zeigefinger, entging ihm nicht.


    „Es soll....“
    „...ist n’ Plüschhase der mir gute Besserung wünscht, oder?“, vollendete Alex, Andreas Satz und sie nickte. „Ja...absolut...“, bestätigte sie und Alex wollte sich aufrichten, um die Zeichnung auf den kleinen Tisch neben seinem Bett zu legen, doch er verzog erneut das Gesicht und Andrea nahm ihm die Zeichnung ab. „Warte...“, forderte sie ihn auf und nahm die Schokoladenschachtel als Stütze, um die Zeichnung aufzustellen. „Danke...“, keuchte Alex und legte sich wieder zurück.„Kein Ding...“ Andrea packte das Geschenk für Alex aus und reichte ihm den Gegenstand. Es war ein selbstgemachtes Armband mit einem Engel. „Ayda meinte, dass du der Schutzengel von Semir seist, da du ihn gerettet hast. Da du dabei aber verletzt wurdest...dachte sie du bräuchtest noch ein wenig Unterstützung, da dir so viel Schlimmes wiederfahren sein.“ Alex war immer wieder erstaunt, was für eine Rührung, solche Kindergeschenke in einem auslösen konnte. „Ach im Übrigen, Felix hatte versucht mich zu erreichen...“ Alex Augen weiteten sich sofort. „Was hast du...“„...ich hab gesagt dein Handy sei kaputt und du wärst mit Semir an einem Fall dran. Ich wollte ihn nicht aufregen!“Alex stöhnte kurz auf und kniff die Augen zusammen. „Haben die deine Schmerzmittel nicht richtig dosiert?“Alex schüttelte mit dem Kopf. „Doch...geht schon...sie wollen in zwei Stunden die Dosierung ändern, deshalb wird abgebaut...“, murmelte er und blickte erneut auf das Armband, die Zeichnung und die Schokolade. „Vielen Dank.“ „Ich muss mich bedanken...“, flüsterte Andrea, „ohne dich wäre Semir jetzt bestimmt tot...was ja zu meinem Glück gepasst hätte da...wir endlich wieder glücklich gewesen wären...“ Alex nahm Andreas Hand und drückte, sofern es seine Kräfte ermöglichten, zu. Andrea legte sich die Haare hinter die Ohren und winkte ab. „Tut mir leid...“, schluchzte sie kurz auf und Alex schüttelte mit dem Kopf. „Muss es nicht...“ Mit seiner freien Hand nahm er nochmals Aydas Geschenk. „Nun hab ich ja was, das mich beschützt, also kann ich meine Schutzengeltätigkeiten noch expandieren...“ Andrea musste lachen und rieb sich die Tränen aus den Augen. Ihr Lachen war ansteckend, was Alex aber schnell wieder bereute. „Oh man...ich sollte nicht lachen...“, kicherte er und legte seine Hand, mit der er das Armband festhielt, auf den Wundbereich.


    im begleitete Semir ins Büro und er sah leicht gedankenverloren auf Alex Platz. „Bald können Sie sich ja wieder herzlich keifen.“ Semir drehte sich zu Kim und lächelte. „Natürlich...“, sagte er und Bonrath kam zusammen mit Jenny herein. Sie beiden umarmten ihn herzlichst. „Man, dann wolltet ihr helfen und dann so was...“, knurrte Jenny und Semir zuckte mit den Achseln. „Kennst ja unser Glück“, entgegnete er und Bonrath fuhr sich kurz über seinen Kopf. „Wie geht es Alex denn?“„Er wird wieder...wird zwar eine Weile dauern, aber er wird wieder...“, antwortete Semir auf Bonraths Frage und Jenny verschränkte die Arme. „Ich weiss, mein Gesicht sagt etwas anderes, aber...“Bonrath und Jenny sahen sich grinsend an. „Du bist Joshi begegnet oder?“, fragten sie synchron und Semir nickte erstaunt. „Wir haben sie gestern Abend noch kennengelernt, wir waren ja an den Tatorten und sie hatte ihre erste Schicht.“, erklärte Jenny.„Und?“, fragte Semir interessiert nach.„Plappert wie ihr der Schnabel gewachsen ist, aber auf eine schöne Art und Weise. Sie ist echt lieb, aber man muss eben mit ihrer Art klarkommen“, antwortete Bonrath und lächelte. „Aber sie ist echt ‚ne Feine!“, wiegte Jenny ab und Bonrath stimmte ihr zu. „Nun ja, sie hätte mich nicht vom Krankenhaus abholen müssen, sie kennt mich ja so gut wie gar nicht.“ Es klopfte an der Türe und Semir bat den Besucher hinein. Es war Agathe Müller, Daniels Frau. „Agathe“, stiess Semir aus und die Frau sah ihn mit tränenerfüllten Augen an. „Stimmt es?“, fragte sie zitternd und Semir nickte schwach. „Leider ja...“, flüsterte er und Agathe ging weinend zu Boden. Semir kniete sich zu ihr und nahm sie in den Arm. „Er wollte heute nachreisen. Hatte noch was Geschäftliches zu tun...oh Gott...wäre er doch nur mitgekommen!“, schluchzte sie und Semir strich ihr über den Rücken. Danach half er ihr auf. „Setzt dich...“, bat er und gab ihr Alex Stuhl, worauf sie sich setzten konnte. „Sie haben gesagt, ich müsste Daniel identifizieren...“„Das muss leider sein“, stimmte Semir zu und nickte auf Bonrath und Jenny. „Meine Kollegen werden dich, nachdem ich dir ein paar Fragen gestellt habe, zur Pathologie bringen...“ Agathe nicke schniefend. „Was willst du denn mich fragen?“


    „Hatte Daniel irgendwelche Feinde?“
    „Nein...er wurde sehr geschätzt, privat und geschäftlich!“
    „Habt ihr irgendwelche wertvollen Gegenstände im Haus?“
    „Nein...jedenfalls nichts, was solch ein brutales Verbrechen erklären würde...“ Semir seufzte. Agathe war mehr als angeschlagen und ihre Antworten waren nur stockende Worte, die sich nach und nach zu einem Satz gebildet hatten.
    „Stimmt es...dass du und dein Partner es verhindern wolltet?“
    „Ja...aber wir kamen leider zu spät...“
    Agathe sah sich um. „Wo ist dein Partner?“ Semir fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Einer der Verbrecher hatte ihn erwischt...er liegt mit einer Schusswunde im Krankenhaus.“ Für einen Moment schien Agathe ihren eigenen Schmerz vergessen zu haben. „Ach du meine Güte...“, stiess sie hervor und zitterte. „Frau Müller, wir bringen Sie am Besten zur Pathologie“, störte Bonrath das Gespräch und nahm zusammen mit Jenny Agathe mit.


    Semir stützte seine Arme auf dem Schreibtisch ab und betete seinen Kopf auf seine Hände. Immer wieder hallte seine eigene Stimme in seinem Kopf. „Alex, hey, nein...sieh mich an...Alex bitte nicht...!“ Sein verzweifelter Schrei nach einem Krankenwagen, sein Flehen an Alex, nicht zu sterben. Es war alles noch sehr präsent.Er erschrak beinahe, als er eine Hand auf seinem Rücken spürte und drehte sich um. „Hey...“ Susanne nahm Alex Stuhl und setzte sich neben Semir. In ihrer anderen Hand, hatte sie eine Akte. „Ich hasse Kopfkino...“, grummelte Semir und Susanne legte die Akte auf den Tisch, um die Hand auf Semirs Schulter zu legen. „Sah es denn zunächst so schlimm aus?“ Semir nickte auf Susannes Frage. „Er hatte schwere innere Blutungen, die auch auf sein Herz gedrückt hatten...deshalb geriet er ins Klammerflimmern...oder so was...“ Susanne hob eine Augenbraue. „Kennst dich aber gut aus...“„Deine Namensschwester hatte es mir genau erklärt.“ Susanne wirkte noch verwirrter. „Die Stationsschwester heisst auch Susanne“, stellte Semir klar und Susanne nickte verstanden. „Ich spüre immer noch das Blut an meinen Händen...“ Susanne strich Semir über den Rücken. „Aber es klebt nicht...Semir ich hatte alles genau vernommen. Und es ist nicht deine Schuld! Das hätte jedem Anderen auch passieren können!“ Sie legte eine Hand auf den Verband um seinen Unterarm. „Und dich hatte es ja auch erwischt!“ Semir nickte und lehnte sich durchatmend in seinen Stuhl zurück. „Was hast du denn da eigentlich dabei?“, fragte er ablenkend und Susanne ging darauf ein. „Nur die Akte Müllers...“, erklärte sie und Semir zog eine Schnute. „Vergiss es, dem seine Weste ist weisser als Meister Propers T-Shirt...“ Susanne lächelte und schüttelte mit dem Kopf. „Nicht ganz...“, grinste sie und ging auf den Bildschirm zu, wo sie die Akte aufrief. „Euer werter Herr Saubermann...ist nicht so sauber wie du und Andrea immer gedacht habt.“„Woher...“„Bitte ich bin ihre beste Freundin, ich bekomme den Nachbarstratsch mit!“, stellte Susanne klar und rief das Strafenregister Müllers auf. „Er hatte vor drei Jahren eine Klage am Hals. Veruntreuung von Firmengelder...“
    Semir schlug die Papierakte auf und las nach. „Tatsache...“, murmelte er, „aber es kam nie zum Prozess...“
    „Weil überraschenderweise der Kläger kurz vor dem Prozessbeginn verstarb!“, erklärte Susanne und öffnete eine Bilddatei, die einen älteren Herren zeigte. „Klaus Müller, Daniels Vater. Herzinfarkt mit 65 Jahren.“
    „Nichts ungewöhnliches“, zweifelte Semir und Susanne hob triumphierend mit dem Kopf. „Das vielleicht“, sagte sie und rief eine weitere Akte auf, „was aber, wenn auf einmal eine Überdosis Viagra im Spiel ist und der Mann von den Ärzten als noch immer sehr potent beschrieben wurde...“
    Semir lächelte. „Dann sieht die Sache natürlich ganz anders aus...“
    "Und kurz darauf wurde die Klage fallen gelassen", spielte Susanne ihren letzten Trumpf aus.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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  • Ich entschuldige mich für die Verspätung - stressiger Tag gestern.


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    „Das macht natürlich die Sache verdächtig“, murmelte Semir und Susanne stolzierte vor dem Bildschirm. „Ja nicht wahr?“, bestätigte sie sich selbst und Semir konnte nur lächelnd mit dem Kopf schütteln. „Gut...Daniel selbst kann man ja nicht mehr befragen, was ist mit der Wittwe?“ Susanne nickte. „Kann ich anrufen.“„Gut dann tu das, ich erwarte sie dann morgen!“ Susanne ging zustimmend aus dem Büro und Semir sah sich nochmals die Akte an. „Staatsanwalt Böhmer...hm...“ Semir griff nach seinem Telefonhörer und wählte die Nummer, die in der Akte vermerkt war.„Staatsanwalt Böhmer?“, fragte er nach, nachdem abgenommen wurde. „Gut...Gerkan, Kripo Autobahn, ich hätte eine Frage zu einem früheren Fall.“ Böhmer versicherte ihm, dass er frei war und zuhören würde.
    „Es geht um den Fall Daniel Müller. Hier steht nur, dass er von seinem Vater angeklagt wurde. Den Grund ist aber nicht vermerkt...“ Semir hörte aufmerksam zu, da Böhmer diesen Fall noch genau im Kopf hatte.„Aha...der Vorwurf war also, dass Daniel Müller Firmengelder veruntreut hat...Müller Seniors Frau hat die Klage kurz danach zurückgezogen?“ Böhmer versicherte ihm dies. „Okay...ja...ich danke Ihnen...“ Semir hängte auf und lehnte sich in den Stuhl zurück. „Doch nicht der Saubermann wie gedacht...“, murmelte Semir und blickte auf die Uhr. Inzwischen war der Nachmittag bereits angebrochen. „Okay...wie war das? Reserveschlüssel...“ Semir ging auf Alex’ Schreibtisch zu und griff unter den Schreibtisch. „In der Kabeltrommel...“ Semir zog einmal kurz daran und schon fiel der Ersatzschlüssel für Alex Wohnung auf den Boden. „Tja...von wegen, ich höre nie zu...“, grinste er und stand auf. Es klopfte und Kim lugte hinein. „Gehen Sie noch zu Brandt?“, fragte sie uns Semir nickte. „Ja wieso?“, fragte er interessiert nach und Kim zog eine Karte und ein kleines Unterhaltungsgerät hervor. Semir sah sie lächelnd an. „Nun ja, er ist ja nicht der Typ für Blumen“, begann sie zu erklären, „also haben wir alle für so ein Spieledings zusammengespart. Ich weiss ja, wie langweilig es ist, am Krankenhausbett gefesselt zu sein.“ Semir nahm die Dinge dankend an. „Warum haben Sie mir denn nichts gesagt Chefin...? Ich meine...“„Sie tun schon genug für ihn“, erwiderte Kim und ging mit einem Winken aus dem Büro. Semir zuckte mit den Achseln, tat es ihr gleich und fuhr zu Alex Bunker.


    Semir war immer wieder erstaunt, wie penibel Alex gegenüber Ben war. Hier fand er wenigstens was er brauchte. Allerdings wusste er auch, dass er im Gegensatz zu Ben, hier nicht einfach rumwühlen durfte. Alex war ein Mann der Geheimnisse und dass er sich gegenüber Semir schon so geöffnet hatte, schätzte dieser sehr.„Okay, Trainerhosen, T-Shirts, Trainerjacken...“ Semir sah sich um. „Was zu lesen wär vielleicht nicht schlecht...“ Semir sah sich um und erblickte kein Bücherregal. „Ach, n’ lustiges Taschenbuch und der Kicker werden es auch tun.“ Tat er die Sache ab und erschrak, als das Telefon klingelte. Nach ein paar Mal, schaltete sich der Anrufbeantworter ein. „Hier ist der Anschluss von Alexander Brandt. Bitte hinterlassen Sie nach dem Piepton eine Nachricht.“ Semir schluckte, als er Felix Stimme vernahm.„Oh...hi ich bin’s nur...der Fall scheint dich wirklich zu beschäftigen...lass dein Handy reparieren und schreib mir doch mal...“ Mit diesen Worten wurde aufgehängt.
    „Tut mir leid Kleiner...“, murmelte Semir, „aber ich hab’s Alex versprochen...“ Er nahm noch einige Sachen, packte sie in eine Sporttasche und verliess dann die Wohnung wieder.


    Joshi stand über den Blutproben, die analysiert wurde und drehte sich um, als Hartmut einen kleinen Laut von sich gab. „Gott Chef“, sagte sie erschrocken, „bei der zweiten Schicht einen Herzinfarkt...das kann ich echt nicht gebrauchen!“ Hartmut sah sie grinsend an. „Sorry...“, lächelte er und winkte sie zu sich. „Ist das nicht Müllers Laptop?“, fragte sie interessiert und Hartmut nickte. „Frau Müller hatte ihn ja ausgehändigt, da sie selbst den Inhalt nicht kennt und dachte, ihr Mann wäre ja so ein Lieber...“ Joshi nickte und blickte auf den Bildschirm. „Sieht mir nach Kontoauszügen aus...“, dachte sie laut und Hartmut bestätigte sie darin. „...sieh dir mal die Überweisungen an!“ Joshi pfiff erstaunt aus.„Meine Herren! Das sind ja Zahlen, von denen ich nicht mal träume! Meine Fresse!“, fluchte sie und Hartmut konnte nicht anders als grinsen. „Alles Überweisungen von seinem Geschäft her.“„Und der hat keine rote Zahlen geschrieben? Ich muss meine Buchhaltung überdenken“, grummelte Joshi.„Jedenfalls, ist da ein Motiv...“, murmelte Hartmut und Joshi nickte zustimmend. „Toll, du zeigst mir was bahnbrechendes und ich sehe kleinen Ampullen zu, wie sie sich rumdrehen...“„Ach komm, Blutanalysen waren deine Stärken im Studium, also hab dich nicht so...ausserdem bist du meine Assistentin, sei froh, dass ich dich nicht zum Kaffeeholen verdonnere! Apropos...ich könnt einen gebrauchen!“Joshi gab Hartmut eine Kopfnuss und rubbelte ihm dann durchs rote, gelockte Haar. „Du mich auch!“, lachte sie und machte sich trotzdem auf den Weg zur Kaffeemaschine. Semir betrat den Gang zur Intensivstation, wo ihn bereits wieder Schwester Susanne erwartete. „Nanu? Ich denke, Sie haben stets Nachtschicht?“, fragte er interessiert nach und Susanne zuckte mit den Achseln. „Meine Kollegin ist früher gegangen...Migräne, auch wir Medizinspezialisten bleiben davon nicht verschont“, seufzte sie und reichte Semir die blaue Kleidung. „Herr Brandt kann sich wirklich glücklich schätzen. Wir haben oft alleinstehende Polizisten, die immer alleine sind, weil ihr Partner „keine Zeit“ für sie hat. Schön, mal eine Abwechslung zu sehen.“ Semir lächelte. „Wann wird Alex auf eine normale Station verlegt?“ Schwester Susanne wippte mit dem Kopf hin und her. „Wenn alles gut kommt, in zwei – bis drei Tagen. Aber eben, meine Entscheidung ist’s nicht!“ Semir verabschiedete sich lächelnd von ihr, klopfte kurz an Alex Tür und ging hinein.


    Alex lag nun ein wenig aufrechter im Bett, da er seine Rückenlehne ein wenig hochgestellt hatte. „Na?“, begrüsste Semir ihn und legte die Tasche neben den Stuhl, auf den er sich setzte. „Wenn ihr so weitermacht denke ich noch, ich leb in Schlumpfhausen...“, grummelte Alex und Semir zuckte mit den Achseln. „Ich soll dir was von den Kollegen bringen“, fiel ihm sofort ein und nahm die Karte, sowie das Gerät hervor. „Oh....“, stiess Alex erstaunt aus und las die Karte, die von allen unterschrieben worden war. Semir blickte auf das kleine Tischchen. „Von wem hast du denn die ganzen Geschenke?“ Alex sah seinen Partner erstaunt an. „Von deinen Kindern...“, antwortete er trotzdem. „Ich dachte, dass wäre deine Idee gewesen...oder die Andreas...“ Semir schüttelte mit dem Kopf. „Das kann von Ayda gekommen sein. Die hat immer solche Ideen.“ Alex lächelte und legte die Karte auf den Schoss. „Hast du noch ein wenig schlafen können?“ Alex rollte mit den Augen. „Gehört momentan anscheinend zu meinem Hobby...“, antwortete er und Semir nahm seinen Partner sanft an der Schulter. „Es zählt jetzt, dass du wieder gesund wirst...ich möchte nämlich bald schon wieder mit dir Autos kaputt machen...“ Alex blickte Semir in die Augen. „Ich meins ernst!“, versicherte Semir und Alex lächelte. „Aber mit den Schmerzen geht’s?“ Alex nickte. „Solange das Gerät da funktioniert“, Alex zeigte auf den Dosierer, „dann ja...“ Semir seufzte. Alex Stimme war immer noch schwach und heiser und auch seine sonstige Erscheinung, liess sein Gewissen nicht beruhigen. „Als ich in deiner Wohnung war, hatte Felix versucht dich zu erreichen...“„Semir...“„...nein ich hab nicht abgenommen...“ Alex drückte seinen Kopf ins Kissen und atmete kurz durch. Als er die Augen wieder öffnete, blickte er erneut direkt in Semirs Augen. „Ich wünschte mir würde mehr einfallen, aber die Schmerzmittel vernebeln mir das Gehirn...“„Für mich zählt, dass die Augen offen sind und du sprichst, mehr nicht...musst ja nicht mein Unterhalter spielen“, scherzte Semir und Alex lächelte. „Aber ich kann dir berichten, dass Hartmut nun eine Assistentin hat.“ Alex hob seine Augenbrauen. „Jep...eine gewisse Johanna Schimke. Junges Piepen aber laut Bonrath und Jenny eine Klappe so gross wie Hartmut selbst!“ Alex grinste. „Da kann er sich ja freuen...“, flüsterte er und Semir zuckte mit den Achseln. „Sie kennen sich anscheinend...aber nun ja, mal sehen wie das wird...“ Semir redete noch zwanzig Minuten, bis Schwester Susanne die Beiden unterbrach. „Es wäre Visite...“, entschuldigte sie sich und Semir nickte verstanden. „Kommst du morgen wieder?“, fragte Alex und Semir lächelte. „Wenn du mich ertragen magst...“, scherzte er und drückte kurz Alex Hand zum Abschied. Als er sich seinem Wagen näherte, hörte er ein Gespräch zwischen zwei Ärzten, die am Eingang rauchten.


    „Wie echt? Schusswunde in der Schulter?“, fragte der eine den Anderen und dieser nickte. „Kam so in den Notfall. Als ich ihn versorgt hatte, war er weg.“ Semir drehte sich abrupt zu den Beiden um.
    „Wann?“, fragte er sofort und zeigte, auf die fragenden Blicke der Beiden, seinen Polizeiausweis hervor.„Ach Sie sind Brandts Partner...“, sagte der eine und nickte. „Wirklich...Schusswunde in der Schulter, glatter Durchschuss. Ich versorgte die Blutung notlösend und wollte Kollegen holen, doch dann war die Person wieder weg.“ Semir rieb sich kurz über die Bartstoppel. „Hat die Person irgendwelche Personalien hinterlassen?“ Der Arzt schüttelte mit dem Kopf. „Leider nicht...aber sehr markantes Gesicht...würde ich sofort wieder erkennen“, dachte er laut und Semir zog seine Visitenkarte hervor. „Würden Sie sich morgen bitte bei mir melden? Dann könnten wir ein Phantombild erstellen.“ Der Arzt nickte. „Klar kein Problem Herr Gerkan...“„Vielen Dank Herr...“ Der Arzt lächelte. „Natürlich, wie unverschämt von mir. Junger, Markus Junger.“ Semir verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Als er am nächsten Morgen in der PAST ankam, fiel Semir als erstes die bedrückte Stimmung auf, als er das Grossraumbüro betrat. Kim Krüger stand vor seinem Büro und nickte ihn hinein und Semir folgte ihr gehorsam in das Büro, wo Kim die Türe hinter sich zuschloss.„Ist was mit Alex?“, schoss es Semir sofort in den Kopf und stellte die Frage danach laut. „Nein...Brandt freut sich schon auf Ihren nächsten Besuch...haben Sie gestern einem gewissen Doktor Markus Junger Ihre Visitenkarte gegeben?“ Semir nickte verwirrt. „Ja, er wollte heute vorbeikommen um eine Phantomzeichnung anfertigen zu lassen, da er wahrscheinlich den verletzten Täter gesehen hat. Wieso?“ Kim fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Markus Junger wurde heute Morgen aus dem Rhein gefischt. Mit eingeschlagenem Schädel!“ Semirs Augen weiteten sich. „Was?!“„Seine Leiche war schon ziemlich aufgequollen, man nimmt an, dass er noch in dieser Nacht ermordet wurde!“ Semir schluckte. Während er also mit Andrea und den Kindern über Alex geredet hatte, wurde Junger brutal von hinten angegriffen und danach in den Rhein gestossen. „Scheisse...“, stiess er aus und schlug voller Wut gegen die Fensterbank. „War auch das erste Wort, was mir in den Sinn gekommen war...“, murmelte Kim und verschränkte die Arme. „Aber nun ist der Grund klar, warum er Ihre Visitenkarte in der Jackentasche hatte...“„Moment!“, funkte Semir ihr dazwischen, „wurde ich zwischenzeitlich verdächtigt?“ Kim zuckte mit den Achseln. „Auch wenn Sie’s glauben oder nicht...ich hatte Sie verteidigt...aber Sie kennen die Typen der Mordkommission...die Quote zählt...nicht die Wahrheit. Aber nun kann ich die definitiv abwimmeln!“Semir nickte dankend und Kim öffnete das Büro wieder. „Auch das noch“, knurrte Semir und setzte sich an seinen Schreibtisch. Es klopfte und Susanne kam herein. „Semir?“ Der Angesprochene sah sie an. „Müller Seniors Frau...Ingrid Müller, hat mich angerufen und gebeten, dass du persönlich bei ihr vorbeikommen würdest!“Verwirrt hob Semir eine Augenbraue.„Nun ja, sie ist seit einem Jahr an den Rollstuhl gefesselt. Kaputte Hüfte.“ Semir nickte verstanden. „Gut...haben sich Hartmut und Joshi schon gemeldet?“ Susanne nickte. „Ja, du sollst noch vorbeikommen“, bestätigte sie und Semir stand auf. „Ja worauf warte ich denn noch?“„Ach, die Chefin bestand noch, dass du Bonrath mitnimmst.“ Semir zuckte mit den Achseln. „Gibt schlimmeres“, scherzte er und ging aus seinem Büro, klopfte Bonrath auf die Schulter und dieser verstand sofort. Er folgte Semir zu seinem Wagen und sie begaben sich zur KTU.


    Als sie dort eintrafen stand Joshi am Untersuchungspult und drehte sich zu den ankommenden Gästen um. „CHEF!“, schrie sie ins obere Geschoss, „BESUCH!“ Semir und Bonrath waren gleichermassen erschrocken, wie hart und laut die Stimme Joshis sein konnte. Doch es erfüllte ihren Zweck. Hartmut kam aus seinem Büro ins Labor hinunter. „Ah, super, Susanne hat euch benachrichtigt“, begrüsste er seine Besucher und bat sie zum Tisch. Dort lagen diverse Ausdrucke von Kontoauszügen. „Ich nehme stark an, die Daniel Müllers“, murmelte Semir und Hartmut nickte zustimmend. „Diverse Überträge von seiner Firma auf sein Privatkonto und das in Höhen, wo wir Bundesbeamten nur von träumen!“ Semir sah sich die Zahlen an und musste ebenfalls tief schlucken. „Meine Güte...“, stiess auch Bonrath aus und Semir rieb sich über den Schnauzbart. „Da haben wir jedenfalls ein Motiv...“, murmelte er, runzelte aber zur gleichen Zeit die Stirn. „Aber wieso dann in sein Haus einbrechen? Was bringt das? Sein Konto hacken oder die Karte klauen wäre wirkvoller gewesen!“Hartmuts Grinsen verschwand bei diesem Gedankengang von Semir ruckartig. „Du weißt schon, wie man einen den Tag vermiesen kann oder?“ „Sorry Feuerpinsel“, murmelte Semir und Joshi drängte sich dazwischen. „Wir haben aber noch was anderes herausgefunden!“ Sie zeigte ein Blatt mit Untersuchungsergebnissen. „Den Typen, der ihr getroffen habt, hat sich als Spender eintragen lassen, genauer gesagt als Knochenmarkspender!“ Alle sahen Joshi erstaunt an, selbst Hartmut. „Ich habe ein wenig rumtelefoniert, da die Person eine seltene Blutgruppe hat...“ „Da bekommst du aber nichts, das fällt doch unter die ärztliche Schweigepflicht!“ Joshi grinste. „Mag sein, ausser man kennt den Verwalter der Liste und der war einem noch einen Gefallen schuldig!“Sie zog aus der Hinterhand einen weiteres Blatt Papier. „Lars Nathan. 28 Jahre alt. Keine Vorstrafen, Sohn einer reichen Handelsfamilie!“ Semir nahm erstaunt das Blatt entgegen und las sich die Angaben durch. „Okay...ich und Bonrath kümmern uns darum! Gut gemacht Joshi!“, lobte Semir. Er wollte gerade losgehen, als ihn etwas in den Sinn kam. „Ach Joshi!“ Die Angesprochene sah ihn fragend an. „Ich hätte noch für Alex was im Kofferraum...könntest du ihm das bringen?“ Joshi zeigte auf sich. „Aber er kennt mich doch gar nicht“, stiess sie erstaunt aus. „Ich geh mit ihr hin“, sagte Hartmut, der verstand, was Semir vorhatte und dieser nickte dankend. „Super, du bist der Beste! Ich tu’s in den Briefkasten“, bedankte sich Semir und verliess mit Bonrath die KTU.


    „Toll...dafür krieg ich das zu hören!“, grummelte Hartmut und Joshi legte beide Hände auf Hartmuts Schulter. „Das kommt davon, wenn man die Assistentin zur Blutüberwachung alleine in der Nacht zurücklässt!“, stichelte sie und ging pfeifend zur Garderobe. „Lass uns eine Pause machen Chef, du hast sie dir auch verdient“, sagte sie nun sanfter und streckte Hartmut seine Lederjacke entgegen. Hartmut konnte nicht anders: Er lächelte, zog seinen Kittel aus und reichte ihn Joshi. „Mit dir werde ich noch mein blaues Wunder erleben...“, seufzte er grienend und Joshi zwinkerte mit einem Auge. „Passend, Blau ist meine Lieblingsfarbe!“


    Alex sah die Sonne, die schwach durch das Fenster schien. „Schon wieder morgen?“, murmelte er und blickte auf sein Tischchen, wo der Unterhaltungsapparat stand, den er von seinen Kollegen erhalten hatte. „Wenn man jetzt noch die Kraft hätte...“, seufzte er und konnte nun allmählich verstehen, wie erniedrigend dies für ältere, oder beeinträchtigte Menschen war. Er sah, dass seine Infusionen ausgewechselt waren und alles wieder fein hergerichtet war. Die Arztvisite war also dagewesen. „Der Teil der Unterhaltung, hat sich also erledigt...“ Alex kratzte sich die Haut unter dem Schlauch der Sauerstoffbrille, da sie entsetzlich juckte. Als es klopfte, atmete er erleichtert aus. Unterhaltung, endlich! Er bat den Besucher hinein und ein bekannter Rotschopf tauchte auf. „Hallo...“, begrüsste Hartmut und in seiner Begleitung war eine junge Frau. Diese erstarrte gerade, als sie Alex erblickte. „Oh mein Gott...“, stiess sie aus und die beiden Männer sahen sie fragend an. „Also wenn du ‚ne Krankenhausphobie hast, hättest du das früher sagen sollen...“, ergriff Hartmut das Wort und Joshi schüttelte mit dem Kopf. „Nein...das ist es nicht...ich...erinnern Sie sich an den fünften Januar 1999?“ Hartmut nickte auf Joshis Frage noch verwirrter, doch Alex schien nach reiflicher Überlegung zu nicken. „Mein erster Fall in der Ausbildung...ich hatte ein kleines Mädchen gerettet...es war von älteren Kindern auf der Strasse verprügelt worden...“ Joshi nickte mit Tränen in den Augen. „Das kleine Mädchen war ich...“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Hartmut sah Joshi mit grossen Augen an. "Aber ja...", erinnerte sich Alex, "Johanna richtig?" Joshi nickte. "Und nun als Assistentin von Hartmut geendet...hast einiges aus dir gemacht!" Hartmut atmete erleichtert durch. "Ich dachte schon, du nennst es einen Rückschritt...", murmelte er und Alex schüttelte lächelnd mit dem Kopf. "Würde ich doch nie tun!"
    Joshi zog aus ihrer Tasche einen I-Pod hervor. "Semir hatte gesagt, ich soll Ihnen den noch vorbeibringen!" Hartmut war erstaunt, wie vornehm Joshi mit Alex sprach. Doch als sie Alex das Gerät diesem überbrach, sagte dieser deutlich: "Ich bitte dich, Alex reicht. Sonst fühle ich mich nicht nur schwach, sondern auch alt!" Joshi lächelte. "Okay, nehme ich mir zu Herzen!"
    "Wie kommt ihr mit dem Fall voran?", fragte Alex und Hartmut nahm sich zwei Stühle und setzte sich mit Joshi zu Alex. "Meinst du wirklich, dass ist eine so gute Idee?", fragte Hartmut nach und Alex nickte. "Bitte, ich vergehe hier noch vor Langeweile und Schmerzen."
    "Nun ja, einen der Angreifer haben wir identifiziert", begann Hartmut, "den der Semir verletzt hat. Sein Blut war in der Knochenmarkdatei eingetragen!" Alex hob eine Augenbraue hoch. "Wie habt ihr die Erlaubnis dazu bekommen?" Hartmut nickte auf Joshi. "Meine Assistentin hat mehr drauf als ich dachte!" Joshi grinste. "Hast du etwa Angst vor mir?", kicherte sie und Hartmut zog eine Schnute. "Ach was...", murmelte er und Alex konnte sich ein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen.


    Semir und Bonrath näherten sich der Wohnung von Lars Nathan und klingelten an der Türe. Jedoch hatten Beide je eine Hand an ihren Waffen. "Lars Nathan? Kripo Autobahn!", kündigte Semir sich an, doch es kam keine Reaktion. "Nun, ich habe dieses entsetzliche Röcheln gehört, du nicht auch?" Bonrath zuckte mit den Achseln. "Ich habe ein höheres Alter als du, mein Gehör lässt nach, aber ich vertraue der heutigen Jugend!" Semir grinste frech, holte seinen Dietrich hervor und begann das Schloss aufzubrechen. Bonrath nahm in dieser Zeit seine Waffe aus den Halfter und nahm sie in den beidhändigen Anschlag. Als Semir die Tür langsam aufstiess, nahm er auch seine Waffe hervor und begab sich mit Bonrath in die Wohnung. Sie teilten sich auf.
    "Sauber!", schrie Semir, als er seine Räume durchforstet hatte. "Bei mir nicht", antwortete Bonrath und Semir eilte zu ihm. Er stand vor dem Badezimmer, wo Lars Nathan in der Wanne lag. Das kalte Wasser war blutrot und die Narbe der Schusswunde war deutlich zu sehen. "Lars Nathan, nehme ich an", murmelte Bonrath und Semir nickte zustimmend. Er griff in das Wasser und zog die Handgelenke hervor. "Pulsadern aufgeschnitten", murmelte Bonrath, als er das linke Handgelenk sah.
    "Mag sein...", erwiderte Semir, "doch sieh dir die Schnitte an. Sie sind wahllos und zig-zag. Das kennt man normalerweise bei einem Selbstmord nicht..." Bonrath musste Semir zustimmen. "Das ist allerdings wirklich verdächtig..." Semir atmete tief durch. "Ruf das KTU und den Leichenbeschauer an. Für den Jungen kommt jede Hilfe zu spät." Bonrath nahm sein Handy hervor und begann die nötigen Telefonate zu führen. Semir richtete sich auf und schüttelte mit dem Kopf. "Wir kommen einfach nicht weiter!", knurrte er und massierte sich die Augenlider.


    Hartmut erschrak, als sein Handy klingelte und eilte ohne ein Wort zu sagen hinaus. "Also echt...das Handy vergessen auszuschalten...", grummelte Joshi und Alex lächelte. "Du wirst schon mit ihm zurechtkommen...", ermunterte er sie. "Das sicher, er hatte mir schon Hausaufgabenhilfe gegeben. War nicht gerade das Mathe-Genie schlechthin. Aber jegliche sexistische Einwürfe sind verboten!" Alex schüttelte mit dem Kopf. "Hatte ich nie vor...", verteidigte er sich und legte seine Hand auf den Wundbereich.
    "Muss wehtun...", murmelte Joshi und Alex sah sie an. "Erinnerst du dich, dass Leute immer sagten, sich am Papier zu schneiden seien die grössten Schmerzen?" Joshi nickte. "Verdammte Lüge", scherzte Alex und Joshi konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. "Hätte ich mir fast denken können", presste sie hervor und rieb sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Schön zu wissen, dass es meinem Retter einigermassen gut geht...ich hatte nie wirklich die Möglichkeit, mich zu bedanken!" Alex zog eine Augenbraue hoch. "Ich bitte dich...das war meine Arbeit...oder ist es besser gesagt noch. Ausserdem sollte kein neun Jahre altes Mädchen auf der Strasse verprügelt werden!"
    "Nun ja, meine Klug-Scheisserei und meine grosse Klappe hatten mir schon früher grossen Ärger gebracht. Ist einfach beruhigend zu sehen, dass ich nun studiert bin und in der KTU arbeite, während meine Mobber als Kassierer und als Putzfrau arbeiten müssen, anstatt ihren Träumen als Rapper und Model nachzugehen, weil sie ihre Chance verpasst hatten." Alex nickte. "Doch manchmal, kann man für seinen Lebensweg nichts dafür..." Joshi nickte. "Habe die Geschichte gelesen...furchtbar was die mit dir angestellt hatten..."


    Die Tür ging erneut auf und Hartmut lugte hinein. "Joshi, Einsatz!", sagte er knapp und Joshi sah ihn neugierig an. "Nathan wurde tot in seiner Wohnung gefunden!" Joshi knurrte. "Nun weisst du, wie man einem den Tag versauen kann!", grummelte sie und stand auf. "Gute Besserung!", wünschte sie Alex und konnte nicht anders, sie musste ihrem Lebensretter eine Kuss auf die Stirn geben. "Nur nicht falsches reininterpretieren", plapperte sie danach sofort und Alex hob zitternd einen Arm zum Abwinken. "Käme mir nie in den Sinn", lächelte er und verabschiedete die Zwei. Und bald danach, war er erneut eingeschlafen.


    Hartmut und Joshi erreichten den Tatort pünktlich, als dieser abgesperrt wurde und junge Polizeiwächter die neugierigen Nachbaren abwehrte. "Sieht aus, als hätten wir einige Arbeit vor uns", murmelte Hartmut, hob für Joshi das Band an und diese schlich untendurch. Sie betraten die Wohnung, wo Semir im Hausflur stand. "Na?", begrüsste er sie und Hartmut reichte ihm ein paar Handschuhe. "Hattest dir bestimmt mehr erhofft...", murmelte Joshi und Semir zuckte mit den Achseln. "Das ist das Problem an unserem Job Joshi, man muss sich mit Rückschlägen abgeben können, ansonsten kommt man nie vorwärts..." Joshi nickte verstanden und begann mit Hartmut die nötigen Utensilien auszupacken.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Joshi und Hartmut begannen den Tatort zu untersuchen. Hartmut verdunkelte den Raum und übergab Joshi eine UV-Lampe. "Hofft ihr Blut zu finden?", fragte Semir und Hartmut zuckte mit den Achseln. "Sicher ist sicher", antwortete er und begann mit Joshi, durch die Räume, während Semir zurückblieb.
    "Der Gerichtsmediziner ist gerade im Badezimmer und untersucht die Leiche", berichtete Bonrath und Semir nickte verstanden. "Ich könnt kotzen..", grummelte er und Bonrath legte eine Hand auf Semirs Schulter und drückte leicht zu. "Wir sind schon durch schlimmeres...", sagte er leise und Semir nickte. "Ich weiss...trotzdem nervt es..." Bonrath musste ihm zustimmen.
    "Leute!", kam es aus dem Badezimmer und Semir ging hinein, wo der Gerichtsmediziner den Nacken des Toten genauer untersuchte, "seht euch das an!" Semir beugte sich zu dem Doktor und sah am Nacken des Toten eine kleine Einstichstelle. "Der Blutverlust tötete ihn zwar, aber er wurde betäubt..." Semir lächelte leicht. "Also ein Mord...", bestätigte er sich selbst und der Gerichtsmediziner nickte. "Jep...man wollte es geschickt anstellen...doch dann sollte man dazu eine dünnere Nadel nehmen, fällt es nicht so auf..."
    "Ich denke, das war ein Verzweiflungsakt...", dachte Semir laut und der Gerichtsmediziner wurde neugierig. "Du meinst, sie konnten ihn nicht mehr halten..." Semir nickte. "Das war nicht geplant, sollte aber so wirken..." Der Gerichtsmediziner nickte zu Semirs Theorie. "Klingt einleuchtend...", sagte er laut und packte seine Sachen ein. "Genaueres natürlich nach der Obduktion. Und ich dachte, ihr kommt mal einen Fall ohne mich aus!" Semir musste grinsen. "Wovon träumst du Nachts?", scherzte er und ging aus dem Raum, als er Joshi's Stimme hörte.


    Ihm kam Hartmut entgegen und sie begaben sich ins Schlafzimmer. "Hier müssen sie die Pulsadern aufgeschnitten haben...", begann Joshi als sie die beiden Männer reinkommen hörte und leuchtete mit der UV-Lampe auf das Bett, wo ein Blutfleck sichtbar wurde. "Tja...so gut auch Persil sein mag, Blutflecken kriegen die nicht raus", murmelte Semir und kniete neben Joshi. "Seht euch das an...", murmelte Hartmut und leuchtete unter das Bett. "Er musste sich versteckt haben!" Joshi und Semir lugten sofort unter das Bett und entdeckten die verwischte Blutspur, sowie ein blutiges, weisses Bettlaken. "Sie mussten die Dosis des Betäubungsmittels falsch eingestellt haben...aus diesem Grund konnte er noch unters Bett gehen und sich verstecken...", dachte Semir laut und Joshi schlug sich aus Versehen den Kopf am Lattenrost an. "Au...verdammte...", grummelte sie und rieb sich den Hinterkopf. "Alles klar?", fragte Semir besorgt und Joshi nickte. "Bei meinem Dickschädel...", knurrte sie und robbte wieder zurück. "Gut...ich gehe noch mit Bonrath weiter...ich hatte ja ein anderes Ziel. Ruft mich, wenn ihr was habt!" Joshi und Hartmut nickten und sahen den Beiden zu, als Semir und Bonrath die Wohnung verliessen.


    Alex erwachte, als ein Arzt neben ihm stand und zufrieden die Gerätschaften überprüften. "Das sieht doch nicht schlecht aus...", murmelte er und bemerkte, dass Alex wach war. "Oh Herr Brandt..." Alex berührte kurz sein Gesicht und bemerkte, dass die Sauerstoffbrille entfernt worden war. "Wir können Sie heute noch in die normale Station versetzen...Sie machen grosse Fortschritte...." Alex Augen erhellten sich leicht. "Wann darf ich denn mal wieder das Bett verlassen?" Der Arzt winkte leicht mit den Händen. "Langsam mit den jungen Pferden...erst mal werden sie umdisponiert und dann dürfen Sie sich endlich von diesem Hemdchen befreien. Herr Gerkan hatte ja bereits einige Reservekleidung für Sie rausgesucht. Dann können Sie es dann langsam wieder versuchen." Alex nickte verstanden. "Ich werde Herrn Gerkan Bescheid geben. Bis dahin, schlafen Sie ruhig..." Mit diesen Worten war der Doktor verschwunden und Alex rieb sich kurz die Augen. "Ich kann dieses Wort langsam nicht mehr hören...", seufzte er.


    Semir und Bonrath liefen auf das stattliche Haus von Mutter Müller, als Semirs Handy klingelte. "Oh, das Krankenhaus...", murmelte Semir nahm ab. Bonrath konnte nur zuschauen wie Semir ein paar Mal nickte und dann wieder mit einem Lächeln aufhängte. "Alex darf bereits auf die normale Station...", kündigte er freudig an und Bonrath lächelte erleichtert. "Wenigstens eine gute Nachricht...", fügte er seiner Geste hinzu und als sie das Eingangstor passiert hatte, waren Schreie und Schüsse zu hören. Die Eingangstüre öffnete sich prompt und zwei Maskierte Menschen rannten aus dem Raum in einen schwarzen Audi. "HEY!", schrie Semir und Bonrath wies zum Wagen. "Folge du ihnen!" Semir nickte, rannte zurück zum Wagen und nahm die Verfolgung auf, während Bonrath in das Haus rannte, nur um zu sehen, dass Mutter Müller, mit zwei Schüssen niedergestreckt worden war.


    Semir driftete auf die Strasse hinaus und nahm seinen Funk in die Hand. "Cobra 11 an Zentrale! Verfolge einen schwarzen Audi mit Kölner Kennzeichen! Bitte um Verstärkung, die Insassen sind bewaffnet!" Semir hängte auf und folgte dem Wagen bis auf die Autobahn, wo er immer wieder langsam fahrenden Autos ausweichen musst und nur knapp ein paar Unfälle so verhindern konnte. Doch der Audi raste ohne Rücksicht auf Verluste durch die Schlangen und auf einmal begann sich der Beifahrer aus dem Fenster zu lehnen und zielte mit einer Waffe auf Semirs Wagen. Immer wieder schlugen Kugeln auf der Haube auf und manchen konnte Semir ausweichen. Doch einer der Kugeln traf Semirs Wagen in den linken Vorderreifen und Semir verlor die Kontrolle über seinen Wagen, der sich einmal überschlug und wieder auf den Rädern landete.
    Benommen, mit einer Platzwunde auf der Stirn, taumelte Semir aus dem Auto und konnte nur noch sehen, wie der Audi in der Weite verschwand. "Scheisse...", murmelte Semir und knickte ein, da ihm kurz schwarz vor Augen wurde. "Verdammte Mistkerle..."


    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „Au...“, jammerte Semir leise, als der Notarzt ihm die Wunde mit Jod auswusch und ein Pflaster darüber legte. „Sie können froh sein, dass nicht noch mehr passiert ist!“, mahnte der Arzt und Semir nickte mit einer Schnute. „Ich weiß, ich weiß....“, murmelte er und richtete sich langsam wieder auf. „Ich vermute eine leichte Gehirnerschütterung. Aspirin sollte es tun...aber geben Sie acht auf sich...“, mit diesen Worten verabschiedete sich der Arzt und Semir hielt sich kurz an der schmerzenden Stelle „Du mich auch...“, knurrte er und sah, durch die Menschenmenge, wie sich Bonrath zu ihm drängelte. „Mensch Semir“, begann der ältere Polizist, „alles klar bei dir?“ Semir nickte langsam. „Mein Dickschädel brummt nur, sonst ist nichts passiert...und warum bist du hier? Was ist mit der Müller?“„Wurde mit zwei Schüssen niedergestreckt. Hartmut und Joshi sind bereits am Tatort und haben sich schon gefragt, ob sie noch ihr Labor sehen werden oder einfach zu Tatortpendlern werden...“ Semir kickte voller Wut gegen das Wrack seines BMWs und ignorierte den explodierenden Schmerz in seinem Knöchel. „Ich könnt kotzen! Die Typen sind uns immer ein paar Schritte voraus, obwohl man sieht, dass sie absolute Amateure sind! Ich werde hier wie ein Laie vorgeführt!“„Das werden wir Beide Semir...“, mischte sich Bonrath ein und Semir verschränkte die Arme. „Sorry...“, murmelte er, „es ist einfach...“„...glaub mir, inzwischen verstehe ich deine Angst auch...“ Bonrath ging zu Semir zu und drückte ihn kurz an sich. „Ich habe mich auch immer gefragt, was ich hätte tun können, um Hotte zu retten...und ich merkte, dass ich damit nicht alleine war. Wir alle haben uns auch starke Sorgen um Alex gemacht...aber er wird ja wieder und wenn wir unseren Kopf nun klar halten, kommen wir auch vorwärts...“
    Semir lächelte boxte Bonrath leicht in die Seite. „Weißt du, dass du langsam wie ein alter Opa klingst?“, stichelte er und Bonrath rollte mit den Augen. „Ich bitte dich...“, empörte er sich und lief in Richtung seiner uniformierten Kollegen.


    Auf der Krankenstation wartete auf Alex ein Pfleger. Natürlich kam dies immer öfter vor doch das veraltete Bild einer Krankenschwester schwirrte einem immer im Kopf, dass musste Alex zugeben.Der Pfleger war türkischer Herkunft und sein Deutsch war schöner wie dass mancher Deutschstämmigen selbst.Sein Name war Adnan und er hatte seine Ausbildung gerade hinter sich. Er war ein sehr geduldiger Mensch da er Alex in aller Ruhe half, sich umzuziehen, den Verband zu wechseln und die Infusionen neu zu legen.Und Alex musste zugeben, dass die Schritte zur Toilette einer Bergwanderung und zurück glichen. „So langsam...“, bat Adnan und Alex setzte sich langsam aufs Bett. Die Hand fest um den Infusionsständer umklammert, so dass er steht’s eine Art Stütze mit sich hatte. Alex verzog das Gesicht, als er sich einrichtete und hielt sich an der schmerzenden Stelle. „Na also, das klappt ja schon bestens...“, murmelte Adnan und schrieb sich dies auf dem Krankenblatt nieder. „Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe brauchen....“„...einfach das rote Knöpfchen drücken...“, vollendete Alex Adnans Satz und dieser nickte mit einem Lächeln. „Haargenau“, fügte er seiner Geste hinzu und verschwand aus dem Zimmer.


    Alex blickte in sein kleines Zimmer, dass aufgrund seiner Größe zu einem Einzelzimmer runtergestuft wurde. Alex konnte sich auch nicht vorstellen, wie früher zwei Betten da reingepasst hatten. Er hob seine Beine aufs Bett und lehnte sich gegens Kissen. Er musste zugeben, dass so ein schwarzes T-Shirt und eine graue Trainingshose viel bequemer waren, als dieses gepunktete, alberne Hemdchen. Außerdem waren nun seine Füße wieder in warmen Socken eingepackt. Und endlich, endlich war ein Fernseher im Zimmer! Endlich ein wenig Kontakt zur Außenwelt. Er schaltete auf einen öffentlichen Sender, wo gerade die Nachrichten liefen und Aufnahmen eines Unfalls gezeigt wurden. Es wurde von einer Verfolgungsjagd geredet und Alex konnte hinter der Reporterin deutlich einen silbernen BMW sehen. Oder war zumindest davon übrig war. „Scheisse...“, murmelte er und lehnte sich, trotzt Schmerzen, zu seinem kleinen Tisch wo sein Handy lag und tippte eiligst eine Nummer ein. „Alex?“, erklang es am anderen Ende und er atmete erleichtert durch. „Gott sei Dank...“, murmelte er, als er Semirs Stimme vernommen hatte. „Wieso rufst du an?“ Alex zog eine Augenbraue hoch. „Wieso ich anrufe?“, quiekte er beinahe ins Telefon, „Ich komme endlich auf einer normale Station, schalte den Fernseher an und sehe dann deinen Wagen...oder was du davon gelassen hast!“Alex hörte ein Schlucken. „Ja sorry...hätte ich melden sollen...“, gab Semir kleinlaut bei und Alex verzog den Mund zu einer Schnute. „Bist du verletzt?“, fragte er nachdem er tief durchgeatmet hatte.„Hab einfach n Pflaster auf dem Kopf aber ich werde es überleben...“, murmelte Semir, „ich komme heute Abend noch zu dir, dann erkläre ich dir alles!“ Mit diesen Worten hängte Semir auf und Alex schnaubte kurz. „Na klasse...“, knurrte er, verschränkte die Arme und kuschelte sich tiefer ins Kissen hinein.


    Semir und Bonrath fuhren zurück zu der Villa Müllers, wo der Gerichtsmediziner sich bereits über die Leiche gebeugt hatte. „Hast du Angst, ich sei gelangweilt?“, begrüßte der Doktor Semir und dieser stemmte die Hände in die Hüfte. „Meinst du ich hab Spaß daran?“, knurrte er zurück und der Gerichtsmediziner drehte sich nach diesem aggressiven Ton um. „Oh...“, stieß er aus als er das Pflaster erblickt hatte und Semir nickte. „Ich bin nicht zu Späßen aufgelegt...“, murmelte er und der Doc nickte verstanden. „Die Todesursache ist hier ganz klar“, begann er sofort und zeigte auf die Schusswunden, „einer ging direkt ins Herz. Sie litt also nicht lange...“ Semir nickte verstanden. „Ich halte dich nicht länger auf!“ Der Doc stand auf und nickte seinen Assistenten zu, die, die Leiche Frau Müllers zum Transport vorbereiteten. „Semir! Bonrath!“, erklang es vom oberen Bereich der Villa her und die beiden Angesprochenen folgten der Stimme, die zu Hartmut gehörte, der sich auf einer Leiter befand und ein Loch in der Decke rausgeschlagen hatte.
    „Ich weiss der Fall ist deprimierend“, begann Semir und betrat den Raum, „aber das ist kein Grund, zum Vandalismus zu wechseln...“ Hartmut blickte zu Semir und lachte falsch. „Haha, sehr witzig...das war schon drin und da drin hab ich das entdeckt!“ Er holte aus dem Loch ein Buch, dass Semir noch zu Zeiten kannte, wo sein Vater gelebt hatte. Ein altes Schreibbuch für die Buchhaltung. „Mein Gott, wer benutzt noch so was?“, murmelte er und pustete den Staub vom Buchdeckel.„Meine Oma fährt immer noch voll drauf ab. Ich habe versucht sie auf Online-Banking umzupoolen aber ich denke, bei einer 90-Jährigen Frau ist das hoffnungslos!“, erklärte Hartmut und Semir zuckte mit den Achseln. „Hat schon was...“ Er klappte das Buch auf und es viel eine Diskette aus den Seiten. „Fühlt sich beinahe wie eine Zeitreise an...“, murmelte Semir und hob sie auf. „Ich habe noch einen externen Diskettenlauf.“, murmelte Hartmut und Semir nickte verstanden. „Hoffentlich finden wir was darauf...“ Semir blätterte durch die Seiten und sah einen Umschlag. Diesen öffnete er und las ihn durch.„Oh man...“ Auf Semirs erstaunten Laut stieg Hartmut von seiner Treppe und Bonrath näherte sich ihm. „Ich denke, wir haben gerade das gefunden...was die Typen wollten...“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Sie alle blickten auf Aufzeichnungen der ehemaligen DDR. „Müller Senior war ein Stasi...“, stiess Semir aus und auf der letzten Seite waren statt Daten und Berichte, ein Art Tagebucheintrag verfasst worden.


    Mein Sohn droht mir
    Er will mich zerstören
    Er und seine Partner
    ...sie wollen Geld...sie wollen Macht...
    Doch ich werde sie mit ihren eigenen Waffen schlagen!


    „Man die Familie war ja wirklich die Verkörperung des Friedens...“, bemerkte Bonrath sarkastisch und Hartmut nickte zustimmend. „Jedenfalls...wissen wir, dass Sohnemann seinen Papa erpresst hatte...aber wieso dann noch Firmengelder hinterziehen? Besonders vor den Tod seines Vaters?“ Hartmut zuckte mit den Achseln. „Wir werden es herausfinden Semir!“, fügte er seiner Geste hinzu und alle drehten sich um, als sie Schritte gehört hatten. „Ich glaub, ich hab eure Lösung“, begann Joshi und hielt ein Tablett in der Hand. „Ich bin zwar verwundert, wie man solche gesicherten Daten nicht mit einem Passwort schützt“ sie rief einen Mailverkehr auf, „aber Papa Müller redete mit seinem Sohn nur noch durch Mails.“ Sie übergab Semir das Tablett und er las die Nachrichten durch. „Au man... „Du bist eine Schande für diese Familie...ich weiss was du mit den Firmengeldern tust!“ So eine Mail von Papa Müller. Der Sohnemann antwortete „Mag sein, aber ich kenne deine bösen Taten! Ich will kein Geld, nur weiter meine „Arbeit“ tun. Oder du wirst es bereuen!““ Bonrath zuckte leicht zurück. „Mannometer...“„Also sind die Typen die wir verfolgen...“
    „Ehemalige Mitarbeiter oder Partner Müller Juniors...ich denke, er wollte sie an der Nase herumführen...und hatte es mit seinem Leben bezahlt...wenn ich bedenke dass das mein Nachbar war!“ Semir rümpfte die Nase und überreichte das Tablett zurück an Joshi. „Jedenfalls haben wir nun unser Motiv und haben eine klarere Sicht.“ Semir nahm sein Handy hervor und wählte Susannes Nummer. „Susanne? Ich brauche eine Liste von allen ehemaligen Mitarbeitern Müllers. Sowie seine Freunde Liste...Facebook, Handy, mir egal...aber ich denke, wir finden dort unsere Antworten!“ Susanne bestätigte und hängte auf.„Und wir dachten immer, das sind externe Typen die was mitbekommen hatten...“ Semir nickte auf Bonraths Einwurf. „Ja, aber nun haben wir die Wahrheit....zumindest halbwegs...aber um die Schrankmann zu beruhigen brauchen wir mehr.“ Alle nickten auf Semirs Überlegungen. „Ich nehme an, das heißt Überstunden?“ Joshi sah zu Harmut und dieser nickte auf diese Frage. „Ich hoffe, du hast genug Red Bull im Kantinenkühlschrank!“ Joshi grinste. „Immer doch...“ Semir verzog das Gesicht und rieb sich die Schläfe. Sein Kopf schmerzte und es legte sich ein flaues Gefühl über seinen Magen. „Mach Schluss für heute“, bat Bonrath und legte eine Hand auf Semirs Schulter. „Aber ich...“
    „Wir halten dich alle auf dem laufenden! Aber gönn dir ein wenig Pause...“ Hartmut und Joshi nickten. „Wir wurden schließlich nicht im Auto zu einer Rolle gezwungen“, bemerkte Joshi warm lächelnd und Semir atmete tief durch. „Okay...danke Leute...aber haltet mich bitte auf dem Laufenden!“ Hartmut nickte. „Immer doch!
    “„Ich fahre dich nach Hause...“ Semir schüttelte kurz mit dem Kopf. „Ich möchte zuerst zu Alex. Ich kann von dort aus ein Taxi nehmen...“ Bonrath nickte und bat einen Streifenpolizisten um seinen Wagen und fuhr mit Semir in Richtung des Krankenhauses.


    Alex hatte sich in eine Klatschzeitung gelesen, die er von einer Putzkraft erhalten hatte. Zwar wusste er, dass sie einfach keinen Bock hatte, die Zeitung weiter mitzuschleppen, aber es war Ablenkung und Alex nahm sie dankend an. Die Türe öffnete sich und Semir lugte hinein. Alex senkte die Zeitung und seufzte. „Dich kann man auch keine zwei Minuten alleine lassen oder?“ Semir zuckte mit den Achseln. „Komm rein“, bat Alex und Semir setzte sich neben das Bett. „Tut mir leid, wenn ich dir Sorgen bereitet haben...“ Alex rollte mit den Augen. „Na ja...war nicht gerade angenehm, deinen verschrotteten Wagen im Fernseher zu sehen...so ohne Vorankündigung...“ Semir nickte verstanden. „Im Übrigen, danke für den IPod...hat mir auf der Intensiv wirklich geholfen.“ Semir winkte ab. „Nun ja, hoffe, Joshi hat sich nicht allzuschlimm angestellt.“ Alex grinste. „Nun ja, sie war leicht verwirrt am Anfang, aber dann ging es!“Semir zog verwirrt eine Augenbraue hoch. „Ich habe Joshi einst als Kind von Schlägern gerettet...“ Semir zog eine Schnute. „Manchmal ist die Welt schon irrsinnig klein...“ Alex nickte zustimmend und kratzte sich kurz an der Haut rum um das Pflaster, dass die Kanüle der Infusion befestigt hatte. „Wie schlimm ist eigentlich?“ Alex nickte auf das Pflaster. „Leichte Gehirnerschütterung...nicht meine erste und ich werde es überleben!“, tat Semir die Sache ab. „Pass einfach auf dich auf ok?“ Semir war erstaunt, wie besorgt Alex klang. Zur gleichen Zeit war er aber froh. Es zeigte, dass sich ihre Partner- sowie Freundschaft in eine positive Richtung entwickelte.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Semir ging in Richtung eines Taxistandes und bat einen Fahrer, ihn mitzunehmen. Während der Fahrt, unterhielt man sich mit Belanglosem und Semir wurde vor seiner Haustür abgesetzt, wo diese direkt aufsprang und Ayda rausgerannt kam. „Papa!“, freute sie sich und umarmte ihren Vater stürmisch. „Hey Süße“, begrüßte Semir seine Tochter und erblickte Andrea, die an der Türschwelle stand. „Ja...ich weiß...“, murmelte Semir und Andrea zog eine Augenbraue hoch. „Ich denke, Alex hat dir schon eine kleine Standpauke gegeben“, murmelte sie und küsste Semir zur Begrüßung. „Wie geht es Alex denn?“, fragte Ayda neugierig. „Besser, er ist nun auf der normalen Station und kann mehr Besuch empfangen!“ Ayda blickte zu Andrea. „Ja, wir gehen morgen zu ihm“, stellte sie auf die stumm gestellte Frage und ging mit allen ins Haus. Dana zeichnete mit Lilly zusammen und beide sahen auf, als Semir, Ayda und Andrea hereinkamen. „Hallo Papa“, begrüßte Dana ihren Vater und dieser nickte kurz. „Papi!“, jauchzte Lilly und hüpfte zu Semir, der sie hochhob. Und Semir musste zugeben, er hatte diese Wärme, das familiäre deutlich vermisst.„Kommt ihr voran?“, fragte Andrea leise und Semir zuckte mit den Achseln. Andrea verstand und nahm Semir Lilly ab. „Lasst Papa ein wenig ausruhen, ihr seht ja das Pflaster auf seinem Kopf.“, mahnte sie Lilly und Andrea und Dana stand auf. „Kommt Mädels, wir hatten ausgemacht, wenn Papa zurück ist, räumen wir die Zimmer auf!“ Ayda und Lilly stöhnten und Dana verschränkte die Arme. „Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen!“, sagte sie strenger und die Beiden Mädchen folgten ihrer großen Halbschwester ins obere Stockwerk. Semir setzte sich auf die Couch und legte die Füße hoch, da sich alles zu drehen begann. „Ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht“, flüsterte Andrea und setzte sich neben Semir auf den Boden. „Na hör mal, bis ich das Maß an Sorgen aufgeholt habe die du mir in den letzten Monaten bereitet hast, habe ich noch lange Zeit.“ Andrea musste kurz lächeln und nahm Semirs Hand. „Wir sollten nicht wieder beginnen, uns gegenseitig aufzurechnen...“ Semir nickte leicht und hielt sich den Kopf. „Ich hole den Eisbeutel. Und dann schläfst du mir ein bisschen...“„Andrea...“„Keine Widerrede!“, bestand Andrea darauf und begab sich in die Küche. Auch wenn es sein männlicher Stolz nicht zugab, so war Semir froh, wieder von seiner Frau verhätschelt zu werden.


    „Was ein Chaos...“, stöhnte Joshi als sie den Arbeitstisch ansah und Hartmut stemmte die Hände in die Hüfte. „Nun ja, beschwere dich nicht, dass du zu wenig Arbeit bei mir hast!“ Joshi und Hartmut sahen sich an und grinsten. „Wäre mir doch nie in den Sinn gekommen!“, lachte Joshi und blickte auf die Aufzeichnungen Müller Seniors. „Du bist die mit dem photographischen Gedächtnis, also überlasse ich dir gerne diese Arbeit!“„Nein bist du gütig“, entgegnete Joshi sarkastisch und begann die Diskette auf den Computer zu laden, während das Buch begann durchzulesen. „Scheint, als würde dich das Thema noch interessieren!“, durchbrach Hartmut die Stille, als er Joshis tiefe Falte auf der Stirn erblickte. „Nun ja, als ich auf der Welt war wurde Deutschland gerade offiziell wiedervereinigt. Ich habe die DDR also nie miterlebt...“ Hartmut nickte verstanden. „Aber schon schrecklich...ich meine, ständig überwacht zu werden...“„Entschuldige, was haben wir denn mit der NSA heute...?“ Joshi wippte mit dem Kopf hin und her. „Das schon...aber wir werden nicht mehr erschossen, wenn wir fliehen wollen...“ Hartmut musste ihr recht geben. „Jedenfalls schien Müller Senior zu den hohen Tieren gehört zu haben. Da steht allerhand Zeug drinnen...“ Hartmut zuckte mit den Achseln. „Genug damit Daniel seinen Vater erpressen konnte.“ Joshi nickte, stützte danach mit eine Seufzen ihren Kopf auf einer Hand ab. „Aber eines macht trotzdem keinen Sinn...warum töten die Daniel? Ich meine, wenn sie an das ganze erpresste und hinterzogene Geld wollen...brauchen Sie ihn doch? Man sieht ja, was jetzt passiert!“ Hartmut setzte sich neben Joshi und atmete tief durch. „Menschen sind manchmal nicht zu begreifen!“„Wohl gesprochen Konfuzius!“, scherzte Joshi und Hartmut wuschelte ihr im Haar herum. „Aha!“, rief Hartmut mitten in der Nacht und Joshi erwachte aus ihrer Trance. „Mit deinem Aha, hast du mir beinahe einen Herzinfarkt beschert!“, keuchte sie und Hartmut zeigte auf seinen Bildschirm. „Lars Nathan war Mitarbeiter bei Müller. Und als ich seinen Facebook-Account durchsucht habe, habe ich das gefunden!“ Joshi gesellte sich neben Hartmut und sah auf ein Profil. „Anja Dietrich. Die ist ja nur so alt wie ich...mal sehen...“ Joshi las das Profil durch und musste Hartmut anerkennend auf die Schulter klopfen. „Nichte von Müller Senior! Hartmut, du bist ein Genie!“, lachte sie und Hartmut schwellte seine Brust. „Jedenfalls haben wir damit sicher den Tag...oder den nächsten Tag gerettet....“


    Als Semir am nächsten Tag sich auf der Couch wiederfand, drang ihm der angenehme Geruch von Kaffee in der Nase. „Morgen!“, begrüßte Andrea ihren Schatz und reichte ihm eine Tasse Kaffee, nachdem sich Semir aufgerichtet hatte. Semir nahm sofort einen Schluck und streckte sich. „Du hättest mir sagen können...dass ich eingeschlafen bin...“„Ach, du sahst so friedlich aus“, feixte Andrea und setzte sich neben Semir. „Jaja...hat sich Bonrath gemeldet?“„Ja, er kommt dich bald abholen, Hartmut und eine gewisse „Joshi“ haben was rausgefunden...“„Seine neue Assistentin“, erklärte Semir sofort, „sie heißt eigentlich Johanna und ist ein kluges Mädchen. Große Klappe, aber ich mag sie."
    Andrea nickte verstanden und es klingelte sofort an der Türe. „Oh, das ist er wohl.“ Andrea stand auf und ging zur Türe. „Wo sind eigentlich die Kinder?“, fragte Semir nachrufend. „In der Schule!“, antwortete Andrea und ließ mit einem Lächeln Bonrath herein. „Na?“, begrüßte dieser Semir, „was macht der Brummschädel?“„Brummt vor sich hin“, antwortete Semir und stand auf. „Wo geht’s hin?“ „Zu der Nichte von Müller Senior. Sie war mit Lars Nathan befreundet!“ Semirs Gesicht erhellte sofort auf. „Na wenigstens eine gute Nachricht!“, lachte er und lief mit neuer Lebenskraft voraus. „Ehm, Hallo?“, empörte sich Andrea und Semir eilte sofort zurück, um seiner Liebsten einen kräftigen Schmatz auf den Mund zu geben. „Bis naher!“ Mit diesen Worten waren Semir und Bonrath verschwunden. Anja Dietrichs Wohnung war mitten in der Stadt und Semir pfiff erstaunt aus, als er mit Bonrath ausstieg. „Sind das nicht Altbau-Wohnungen?“ Bonrath nickte auf Semirs Frage. „Und nicht gerade billig!“, fügte er seiner Geste hinzu und ging mit Semir zur Wohnung. Er klopfte, doch es kam eine Antwort. „Hast du wieder Schreie gehört?“, fragte Bonrath und Semir schüttelte mit dem Kopf. Er stand auf seinen Zehenspitzen und guckte durch den Türspion. „Da ist jemand drin!“, murmelte Semir und er und Bonrath wichen zurück, als sich die Türe öffnete und ihnen eine Waffe entgegenblickte. „Fallen lassen!“, drohte eine Männerstimme. „Auf keinen Fall!“, knurrte Semir, der mit Bonrath seine Waffe im Doppelhändigen Anschlag genommen hatte. Die Tür öffnete sich weiter und eine zweite Person mit Waffe erschien. „Anja Dietrich nehme ich an...“, murmelte Semir und konnte die saftigen Augenringe nicht ignorieren, die diese Frau hatte. „Er sagte Waffe fallen“, schluchzte sie und schoss genau zwischen Semir und Bonrath durch, so dass die Kugel in die Wand eindrang. Bonrath erschrak so derartig, dass der Mann ihn zur Geisel nehmen konnte und die Waffe an die Schläfe hielt. „Okay, okay!“, stieß Semir aus, legte seine Waffe auf den Boden und kickte sie die Treppen hinunter. „Wir können das noch friedlich lösen!“


    Anja packte Semir, riss ihn in die Wohnung und schlug die Türe hinter sich zu. Sie stieß ihn auf den Boden. „Hände hinter den Kopf!“, drohte sie und Semir tat, wie ihm befohlen. Er spürte den heißen Lauf der Waffe in seinem Nacken. Neben ihn kniete Bonrath auf den Boden und wurde von dem Mann sogleich niedergeschlagen. „Dieter!“, stieß Semir aus und Anja schrie ihn erneut an. „RUHE!“ Der Mann beruhigte sie, nahm sein Handy hervor und wählte eine Nummer. „Und nun sagen Sie Ihrer Chefin, was passiert ist...“ Semir schüttelte mit dem Kopf. „Kommen Sie Gerkan, so schwierig ist das nicht...“ Es klopfte an der Türe und Anja schoss ohne zu zögern durch die Türe. Ein lauter Schrei war zu hören. „Oh mein Gott!“, schrie Semir und Anja ging zur Türe. „Anja, lass den Scheiss!“, mahnte auch ihr Partner, doch Anja öffnete die Türe und richtete die Waffe gegen die Leute, die sich über eine schwer verletzte Frau gebeugt hatte. „Raus hier! Alle!“, drohte sie und ein Mann hob die Frau und rannte mit ihr die Treppe hinunter. Semir hörte, wie am anderen Ende abgenommen wurde. „Krüger? Kripo Autobahn?“, erklang es am anderen Ende und der Mann drückte das Gerät leicht an sein Ohr. „Hören Sie gut zu. Wir haben Ihre Männer in unserer Gewalt. Wir wollen 2'000'000 Euro, ansonsten werden Sie Ihre Männer nicht mehr wiedersehen!“
    „HÖREN SIE NICHT AUF IHN CHEFIN!“, schrie Semir ins Telefon und wurde von Anja auf den Boden gedrückt. „Schnauze!“, zischte sie, „Ihr habt alles kaputt gemacht! Dann könnt ihr auch für den Schaden aufkommen!“ Semir schnaubte, versuchte sich zu befreien, doch Anja hatte ihr Knie zwischen Semirs Schulterblätter gedrückt und er hatte keine Chance, zu entkommen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • So, aus dem ICE nach Köln hier der neue Teil, ich habe, hoffentlich, eure Feedbacks gut umsetzten können. :)


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    Kim Krüger schoss augenblicklich hoch. „Sind Sie noch bei Sinnen?“, fragte sie geschockt. „Wie soll ich für zwei Polizisten so viel Geld auftreiben können! Außerdem, wissen Sie sich, in was Sie sich für eine Lage befinden?“„Jep“, antwortete der Mann, „meine Kollegin hat eine Bewohnerin dieses Hauses niedergeschossen und wir lassen das Gebäude gerade räumen. Sie sehen, wir wollen nur unsere Entschädigung!“Semir spürte, wie Tränen auf seine Wangen fielen. Mit großer Anstrengung konnte er aus seinem Augenwinkel heraus sehen, wie Anja weinte. Also hatte er sich das Schluchzen nicht eingebildet.„Das ist krank...“, flüsterte sie, „wir sind krank!“ „Hören Sie Anja“, flüsterte Semir, „Sie können das noch immer beenden, lassen Sie uns einfach gehen!“Mit dem freien Knie stieß Anja in Semirs Seite und dieser spuckte Galle und Speichel. „Schnauze!“, knirschte sie und blickte zu ihrem Kollegen. „Ach und neben den zwei Millionen, wollen wir einen Fluchtwagen!“ Mit diesen Worten hängte er auf und ließ Kim verdattert zurück. „Sie können diese Forderungen nicht stellen! Das ist Wahnsinn!“, keuchte Semir und erntete einen weiteren Schlag. „Hätten Sie und Ihr Partner uns nicht aufgehalten! Wären wir an unseren Anteil rangekommen!“ „Also hatten Sie wirklich mit Ihre Cousin gemeinsame Sache gemacht?“„Er wusste, dass es mir und meinen Freunden schlecht ging!“, plapperte Anja darauf los, obwohl sie von ihrem Kollegen ermahnt wurde, „Doch er wollte das ganze Geld alleine. Sei ja schließlich sein Vater! Wir haben verzweifelt danach gesucht!“Semir hörte das Zittern in Anjas Stimme und ihm kam ein Verdacht.„Sie brauchen Ihren Stoff, nicht wahr?“ „Was ist schon dabei?“, antwortete Anja auf seine Frage und Semir schluckte. Deshalb drehte sie so durch. Sie war auf Entzug!„Anja!“, mahnte ihr Partner nochmals und zeigte aus dem Fenster, wo die angeschossene Frau hingebracht wurde. Ein Ärzteteam, sowie ein Streifenwagen und ein lokaler Nachrichtensender, hatten sich vor dem Haus aufgestellt. „Scheisse“, jammerte Anja und Tränen liefen ihr über die Wangen. „Wir sind am Arsch, am Arsch verdammt!“ Der Mann schubste Anja von Semir weg und nahm den Deutschtürke auf die Beine, dabei hielt er immer die Waffe auf Semirs Stirn. „Fessle zuerst ihn, dann den Bewusstlosen!“ Anja tat, wie ihr befohlen und nahm Packetband hervor. Sie fesselte Semir so eng, dass das Plastik in seine Haut einschnitt. „Gut!“ Während Anja Bonrath fesselte, stieß der Mann Semir ans Fenster und hielt ihm die Waffe an die Schläfe. Augenblicklich wichen die Polizisten zurück und die Reporterin stiess sogar einen kurzen Schrei aus, der selbst durch das geschlossene Fenster zu hören war. „Ich denke, sie haben verstanden...“, murmelte der Mann und stieß Semir zu Boden. Dieser schlug mit dem Kopf auf und stieß einen kurzen Schmerzenslaut aus. „Ach, tuen Sie nicht so wehleidig. Schon vergessen? Ihr Partner liegt angeschossen im Krankenhaus dank Ihnen“, lachte der Mann und Semir biss sich beinahe die Unterlippe blutig. „Andreas...meinst du das klappt? Was, wenn der Bulle recht hat?“, flüsterte Anja zitternd und Andreas, zog ein Päckchen aus seiner Tasche, der mit schneeweißem Inhalt gefüllt war. Wie ein kleines Kind, klatschte Anja in die Hände, nahm das Tütchen an sich und lief auf den Wohnzimmertisch zu. „Super Vorgehensweise, so kann man Sie ruhig stellen“, knurrte Semir sarkastisch und spürte sogleich einen Tritt gegen seine Schläfe. Sein Auge schwoll augenblicklich an und der Gesichtsknochen brannte höllisch. „Wenn ich es nicht getan hätte“, zischte Andreas hasserfüllt, „hätte Sie binnen Sekunden austicken können, also halten Sie sich daraus...“ Semir kniff die Augen zusammen und spuckte Blut.


    Alex zappte durch die Sendungen und blieb am Lokalsender hängen. Darauf war eine Reporterin zu sehen, die angsterfüllt einen Livebericht herunterstammelte. Die Kamera richtete sich auf ein Fenster, wo ein Mann jemanden als Geisel hielt und diese Geisel, kam Alex sehr bekannt vor. „Semir...“, stieß er besorgt aus und stellte den Bericht ein wenig lauter. „Brandt...Ihre Medikamente...“, erklang es von der Seite und Adnan betrat den Raum. „Öh, Erde an Herr Brandt?“, fragte er und Alex schluckte. „Ich muss hier raus...“, zischte er und begann an seiner Infusion zu rupfen, worauf Adnan geschockt beide Hände schützend darüber legte und Alex streng ansah. „Sind Sie wahnsinnig?“ Alex wollte sich an Adnan vorbeidrängen, sollte der Schwung halt die Infusion rausziehen, doch der drahtige Türke war stärker, als es Alex vermutet hatte. Außerdem schoss ein unglaublicher Schmerz in seine Brust und Alex drückte seinen Kopf in das Kissen. „Haben Sie nicht mehr alle Tassen im Schrank? Sie wurden angeschossen, gerieten ins Kammerflimmern und mussten zwei Tage auf der Intensivstation bleiben! Sie können nicht einfach rausspazieren!“, mahnte Adnan und sah, dass das Ziehen von Alex beinahe gereicht hatte. Aus der Stichwunde der Nadel drang bereits Blut durch das Pflaster durch. Alex hingegen, blickte schweißgebadet an Adnan vorbei auf den Fernseher. „Das ist mein Partner...“, flüsterte er und Adnan drehte seinen Kopf zum Fernseher, wo er das Szenario sah. „Ihr Partner bei der Polizei?“ Alex nickte mit zusammengekniffenen Augen. „Ach du Scheisse...“Adnan sammelte sich kurz und legte eine Hand auf Alex Schultern. „Sie helfen ihm nicht, indem Sie hier rausstürmen, die Wunde dazu bringen aufzuplatzen, sowie irgendwo bewusstlos, blutend in einer Gasse zu liegen.“ Alex öffnete seine Augen. „Sie begreifen das nicht“, flüsterte er, „dieser Mann hat immer an mich geglaubt, selbst wenn ich ihn enttäuscht habe...ich kann ihn nicht sterben lassen...“


    Wie ein wildgewordenes Tier im Käfig, lief Kim ihr Büro auf und ab und raufte sich die Haare. Eine solch unerwartete Entwicklung hatte sie nicht berechnet. „Chefin“, erklang Susannes Stimme, als sie das Büro betrat.
    „König, sagen Sie mir bitte, dass Sie gute Neuigkeiten haben!“ Geknickt schüttelte Susanne mit dem Kopf. „Der Polizeichef sagt, selbst bei zwei so langen Mitarbeiterin wie Dieter und Semir, geht man keinen Deal mit solchen Kleinkriminellen ein!“Kims Halsader spannte sich augenblicklich. „Kleinkriminellen? Die Zwei haben mehrere Morde auf dem Buckel und haben nun eine Geiselnahme gestartet!“
    „Das habe ich auch gesagt“, erwiderte Susanne verzweifelt, „es läuft sogar im Fernsehen, aber wir sollen das alleine klären. Keine Gelder an solche Typen und die Zeit würde eh nicht reichen!“ Voller Wut trat Kim gegen ihren Mülleimer und dieser ging mit einem lauten Krachen zu Boden.


    Joshi schaltete das Radio an um ihre Konzentrationsfähigkeit durch Musik steigern zu können. Stattdessen sendete man Nachrichten, in dem von einer Geiselnahme berichtet wurde. „Das ist die Adresse dieser Anja!“, stieß Hartmut aus und Joshi schaltete sofort lauter. „Gemäß verschiedenen Quellen verlangen die Geiselnehmer 2'000'000 Euro sowie ein Fluchtfahrzeug als Austausch für die beiden Polizisten!“ „Zwei Millionen?“, stieß Hartmut geschockt aus und schüttelte mit dem Kopf, „auf so einen Irrsinn geht niemand ein! Semir und Dieter sind so gut wie erledigt!“ Joshi schnalzte kurz mit den Lippen und nahm ihr Handy hervor.
    „Ja, ich würde auch die Telefonseelensorge anrufen!“, knurrte Hartmut und Joshi ignorierte diesen Kommentar gekonnt.Sie ließ es Klingeln und wartete darauf, dass jemand abnahm. „Papa?“, begrüsste sie den Menschen am anderen Ende der Leitung. „Erinnerst du dich an Opas Fond, den er für mich angelegt hat? Ja, genau der! Ich brauche die Hälfte davon! Ja ich bin in der KTU und ich brauche es in Bar! In einer Stunde!“ Noch bevor ihr Vater etwas antworten konnte, hängte Joshi auf und legte ihr Handy auf den Tisch.Sie bemerkte Hartmuts Blick. „Mein Opa war ein reicher Mensch. Damit ich nicht das ganze Vermögen, dass ich erbe, auf einmal verprasse, hat er einen Fond angelegt, über den meine Eltern achten. Ich denke, für diesen Fall, können Sie ‚ne Ausnahme machen!“„Du sagtest was...von der Hälfte?“„Jep...auf dem Konto sind 4 Millionen drauf!“ Hartmut stand eilig auf. „Das würdest du tun?“, fragte er fassungslos und Joshi sah ihm tief in die Augen. „Meinst du ich könnte mit dem Gedanken leben, die Beiden sterben zu lassen, nur dass ich dann mal mit Mitte 30 auf mein Konto zugreifen kann? Ich bin zwar ein Dussel Hartmut! Aber nicht so einer!“, erwiderte sie und nahm erneut ihr Handy. „Ich muss der Krüger Bescheid geben!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Eilig erreichte Kim die KTU, wo Joshis Vater, Eduard, ein drahtiger Mann mit Halbglatze, am Tisch stand und einen silbernen Koffer aushändigte. „Herr Schimke nehme ich an“, begrüsste Kim Eduard und dieser nickte. „Ja, Joshi hat mir nun erklärt, wofür das Geld ist...und ich denke...es ist es wert...“ Kim war sehr gerührt von einer solchen Herzlichkeit. Sie blickte zu Joshi, die nur zustimmend nickte. „Ich denke, für Ihre zwei Dienstältesten ist es mehr als wert!“, fügte sie ihrer Geste hinzu. Kim lächelte kurz. „Damit kommen wir schon weiter. Ein Fluchtfahrzeug habe ich organisiert. Die Sache könnte dank Ihnen schneller vorbei sein, als befürchtet.“ Joshi zuckte mit den Achseln. „Hoffen wir’s...“, murmelte Hartmut besorgt und Joshi überreichte Kim den Koffer. „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll...“Joshi winkte ab. Doch war sie froh, auch die weiche Seite der Kim Krüger zu sehen. Sie hörte ja nur von einer strengen, kalten Frau die ihre Gefühle niemals zeigte. „Ein paar Jahre in der KTU und den Verlust habe ich mit viel Glück um ein hundertstel verringert!“, scherzte Joshi und Kim verabschiedete sich mit einem Winken. „Ich kann mich nur der Worten von der Krüger anschließen“, sagte Hartmut und drückte Joshi an sich. Diese drückte sich ein wenig fester an Hartmut und nickte nur.


    Adnan wollte gerade ein Beruhigungsmittel für Alex spritzen, als ihn etwas Hartes am Kopf traf und er bewusstlos zusammensackte. „Tut mir leid...“, flüsterte Alex, stellte seinen Infusionsständer hin und zog nun endgültig die Kanüle aus seiner Haut. Blut sickerte aus der Einstichwunde, doch das war Alex egal. Er beugte sich, unter großen Schmerzen, zu Adnan und durchsuchte ihn kurz. „Okay...nichts da...“, murmelte er, zog Adnan die Jeans und die Schuhe ab und streifte sich diese über. Mit einem neuen Pflaster, klebte er sich die Infusionswunde ab und zog sich noch die Jacke an, die Semir ihm mitgebracht hatte. Außerdem war seine Dienstwaffe in der Tüte, die er sich aneignete und so unauffällig wie möglich aus dem Krankenhaus schlich.


    Semir blickte auf Anja, die sich gemütlich eine Line reinzog und dann ruhiger als vorher wirkte. „Na das gefällt mir doch schon besser...“, jauchzte sie und ging auf Andreas zu. „Meinst du, die kriegen das Geld zusammen?“ Als ein silberner Mercedes vor dem Gebäude anhielt und eine Frau mit Geldkoffer ausstieg, lächelte Andreas. „Was meinst du denn, nach was das aussieht?“ Anja lachte und klatschte begeistert in die Hände. „Was machen wir denn mit den Beiden?“ Semir blickte zu Bonrath, der noch immer Bewusstlos war, dann auf sich. „Sie bekommen nun ja das, was sie wollen. Lassen Sie zumindest meinen Kollegen gehen!“ Andreas lächelte. „Warten wir erst Mal ab.“Er sah auf die Frau, die den Koffer hochhielt. „Ich gehe mit dem Kleinen hinunter, du bleibst hier mit dem Alten...“ Anja nickte und Andreas hob Semir hoch und riss ihn die Treppen hinunter zum Ausgang.


    Kim schluckte schwer, als sie Andreas sah der Semir die Waffe an die Stirn drückte. „Haben Sie die Zwei Millionen?“, fragte er und Kim öffnete den Koffer, wo druckneue Scheine in Bündeln drin lagen!“ Semir riss seine Augen auf. Er traute seiner Chefin ja vieles zu, aber das erstaunte selbst ihn. „Der Mercedes ist ihr Fluchtwagen!“, erklärte Kim, schloss den Koffer und kickte ihn Andreas zu. Dieser lächelte und drückte Semir in Richtung des Koffers. „Aufnehmen.“, bat er und Semir kniete sich nach unten, um mit seinen Händen, die am Rücken gefesselt waren, den Koffer aufnehmen zu können. „Lassen Sie meine Männer gehen!“ Andreas rief nach Anja und diese kam hinunter. „Den alten Hüne können Sie haben. Aber er“, Andreas riss Semir wieder hoch, „ist unsere Versicherung für die Flucht. Wir werden ihn dann lebend rauslassen, versprochen!“ Kim zog eine Augenbraue hoch. „Sie haben mein Wort, aber mehr kann ich Ihnen nicht geben.“ Anja stieg hinten ein, während Andreas Semir auf den Fahrersitz setzte. Als Andreas seine Position eingenommen hatte, löste er Semirs Fessel und drückte ihm die Waffe an die Schläfe. „Los...“, befahl er und Semir startete den Wagen fuhr los, unwissend, wo die Reise ihn hinführen würde. „Scheisse...“, zischte Kim und raufte sich die Haare. Sie bat einen Polizisten nach Bonrath zu sehen. Sie hörte einen leisen Pfiff und blickte in eine der dunklen Gassen, wo sie eine bekannte Person sah, die sie zu sich winkte. „Brandt?“, stieß sie erstaunt aus und machte sich unauffällig aus dem Staub. „Brandt sind Sie wahnsinnig?“, flüsterte sie besorgt, besonders, als sie Alex schweißüberströmtes Gesicht sah. „Alles zu seiner Zeit“, antwortete Alex keuchend und blickte kurz um sich. „Rufen Sie Susanne an, aber unauffällig.“ Kim zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
    „Sie soll den Wagen orten...“
    „Das macht es nicht besser Brandt, ich verstehe kein Wort!“
    „Mein Handy ist im Kofferraum... und es ist an!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „Okay“, nickte Kim verstanden und nahm Alex sanft am Arm. „Kommen Sie!“ Sie führte ihn zu ihrem Wagen, den sie ein wenig Abseits des Geschehens geparkt hatte und stieg mit ihm ein. Danach nahm sie sofort ihr Handy hervor und wählte eine Nummer.„Chefin?“, erklang Susannes Stimme und Kim legte sofort los. „Susanne, orten Sie sofort Alex Handy!“„Bitte?“, fragte Susanne verwirrt, „Ist er aus dem Krankenhaus abgehauen?“ Kim musste kurz grinsen. „Das auch, aber die Täter sind mit Gerkan und dem Fluchtauto geflüchtet. Gerkan ist noch immer eine Geisel, doch Alex hat sein Handy in den Kofferraum verfrachtet gehabt. Es ist an und sollte ortbar sein! Bitten Sie die zivilen Kollegen um Verstärkung. Sie sollen, wenn geortet, den Wagen aufspüren, aber unauffällig.“ „Alles klar Chefin!“ Kim hörte, wie Susanne die Daten eintippte. „Sie sind in Richtung Frankfurt unterwegs!“
    „Danke Susanne!“ Kim hängte auf und startete den Wagen. „Schnallen Sie sich an Brandt!“
    Alex tat wie ihm befohlen und ein kurzer, heisser Schmerz drang durch seine Brust, als er den Gurt darüber gespannt hatte.


    „Wollen Sie mit einem Flieger abhauen?“, fragte Semir und achtete stets auf den Verkehr. „Ach, man wird sehen! Wir haben unsere Kohle und können nun tun und lassen was wir wollen“, antwortete Andreas und drückte seine Waffe stärker an Semirs Schläfe. „Und nun los!“„Ach Andreas, wenn Daniel wüsste, dass wir nun doch eine Stange Geld haben, es würde ihm das Herz brechen!“, säuselte Anja und Andreas grinste. „Anja...ich hatte dir doch gesagt, dass ich das klären würde. Das mit Nathan ist traurig, ja, aber die Anderen hatten es nicht anders verdient. Immer wieder bist du aus der Familie ausgestoßen worden.“Anja nickte hinten und spielte mit ihren Fingern. „Aber nun werden wir glücklich, oder?“ Semir sah, wie Andreas verführerisch durch den Rückspiegel zu Anja sah und zwinkerte. „Natürlich, nun werden wir glücklich“, sagte er und Semir kannte diesen Unterton bei diesen Männern genau. Sobald sie ihr Ziel erreichen würden, wäre Anja eine tote Frau.


    Kim hatte den Wagen schnell eingeholt gehabt und fuhr in einem geregelten Abstand hinterher. Hinter sich sah sie die Verstärkung aus Jenny und Bonrath, der ein Pflaster auf dem Kopf hatte. Also ging es ihm einigermaßen gut. „Am liebsten würde ich Sie ohrfeigen und umarmen. Das war leichtsinnig, aus dem Krankenhaus zu fliehen!“Alex erwiderte nichts. Ihm war speiübel und die Schmerzen in seiner Brust verstärkten sich. „Brandt...“
    „Achten Sie nicht auf mich Chefin! Fahren Sie!“, knirschte Alex hervor und Kim hätte am liebsten sofort gebremst, doch sie wusste, dass dies nicht ging. Es ging nun um Semirs Leben.


    Anja blickte nach hinten und zuckte zusammen. „Andreas, die Bullen folgen uns!“, zischte sie, nachdem sie diese Frau erblickt hatte, die den Koffer überbracht haben. „Wie wissen die...?“, zischte Andreas aus und reichte Anja eine Waffe nach hinten. „Mach Ihnen Dampf!“, befahl er und sie nickte. Sie schoss durch die Rückscheibe, doch das Projektil vergrub sich nur im Asphalt. „Verdammt!“, schrie Kim und konnte gerade einer weiteren Kugel ausweichen. Der Schwung drehte Alex Magen beinahe noch weiter um, doch er konnte sich im letzten Moment fangen. Kim wollte ihre Waffe hervor nehmen, doch Alex hielt sie zurück. „Wenn wir den Wagen zum Schleudern bringen...“, murmelte er besorgt und Kim verstaute die Waffe wieder. „Ihr Magazin kann nicht ewig halten. Auch wenn ich mir beinahe den Magen auskotzen werde, weichen Sie den Kugeln einfach aus!“Kim rümpfte kurz die Nase. „Toll, ich hatte den Wagen gerade erst gestern in die Reinigung gebracht“, knurrte sie und drückte aufs Gaspedal. Sie nahm ihr Funkgerät. „An alle Kollegen: Nicht schießen! Es befindet sich eine Geisel an Bord!“, befahl sie deutlich und jeder Wagen antwortete mit einem kurzen „Verstanden!“. Kims Finger spannten sich ums Lenkrad und die Fingerknöchel hoben sich weiß hervor. „Wenn die denken, mich verarschen zu können, haben die sich aber saftig gewaschen!“, keifte sie.


    „Die gehen nicht weg!“, schrie Anja panisch und Andreas drückte Semir die Waffe stärker gegen die Schläfe. „Hol mehr aus dem Wagen raus! Na los!“ Semir blickte Andreas ernst an. „Es ist vorbei, geben Sie es auf!“, bat er und in diesem Moment knallte es und ein furchtbarer Schmerz durchzog Semirs linken Arm. Eine Kugel hatte sich durch den Unterarm gebohrt gehabt. Semir schrie vor Schmerz und krümmte sich zusammen, während Anja von hinten schrie. „ICH HAB GESAGT FAHR!“, kreischte Andreas Semir an und dieser drückte sich den verletzten Arm gegen den Bauch. „Der Wagen ist ein Automat, also komm mir nicht mit der Ausrede, dass du nicht schalten könntest!“ Semir biss sich die Unterlippe blutig und drückte aufs Gaspedal. Wenn er Andrea und seine Kinder wirklich noch sehen wollte, hatte er keine andere Wahl. „Wir fahren zum Frankfurter Bahnhof am Flughafen! Das dauert ungefähr noch eine Stunde, also gib Gas!“Semir erwiderte nichts. Der Schmerz benebelte beinahe sein Gehirn. Er musste sich konzentrieren, wach zu bleiben.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „Andreas, wir sitzen in der Scheisse!“, stieß Anja hervor, doch Andreas schüttelte mit dem Kopf. „Sei ruhig!“, knirschte er, doch Anja machte weiter. „Ich will nicht in den Knast! Das ist alles deine Schuld! Es war deine Idee! Ich könnte kotzen!“ „HALT DIE KLAPPE!“Semir konnte gar nicht richtig reagieren. Die Waffe entfernte sich von seiner Schläfe und Andreas schoss. Aus Anjas Hinterkopf schoss ein Schwall Blut an den kläglichen Rest der Rückscheibe und mit weitaufgerissenen Augen fiel Anja seitlich, leblos, auf die Rückbank.„Verdammte Quasselstrippe!“, knirschte Andreas und rieb sich das Blut von den Händen, dass ihn benetzt hatte. „SIND SIE DES WAHNSINNS?“, stieß Semir, nun wieder einigermaßen bei Sinnen, geschockt aus und Andreas hielt wieder die Waffe gegen Semirs Schläfe. „Noch ein Wort, und Ihnen passiert das Gleiche!“
    Semir sah in Andreas Augen, die von Panik, Angst und Blutlust funkten. „Wenn Sie mich erschiessen, kann der Wagen weiss nicht wie ins Schleudern geraten“, stockte Semir hervor und schluckte. Andreas sah sich um. „Fahren Sie rechts ran!“ Semir begriff nicht. „LOS!“ Semir tat wie ihm befohlen und fuhr rechts ran. Mit seiner freien Hand packte Andreas den Koffer. „Raus...los!“ Semir stieg aus und Andreas folgte ihm.


    „Semir...“, flüsterte Alex besorgt und Kim hielt sofort den Wagen an. „Halten, sofort halten!“, gab sie per Funk durch und die Verstärkung tat es ihr gleich. Sie stieg mit Alex aus, der sich am Autodach mit einer Hand festkrallte und mit der anderen seine Waffe hervorgeholt hatte. Kim hielt ihre ebenfalls im beidhändigen Anschlag. „WAFFEN RUNTER!“, schrie Andreas und ließ Semir neben sich stehen, die Waffe noch immer gegen die Schläfe gerichtet. Semir blickte auf Kim und schüttelte mit dem Kopf, als er Alex sah. Sein Partner sah schrecklich aus. Bleich, zitternd und schweißüberströmt.
    „ICH SAGTE, WAFFEN RUNTER!“, mahnte Andreas abermals und Kim, sowie Alex, hoben ihre Waffenhände, ließen die Waffe fallen und hoben die Hände. Kim blickte nach hinten, nickte den Männern zu und die ließen, zusammen mit Jenny und Bonrath, die Waffen fallen. „Das hat doch keinen Sinn mehr!“, versuchte Kim Andreas zur Vernunft zu bringen. „GEHEN SIE WEG! LOS!“ Kim presste die Lippen aufeinander. Wie machtlos sie sich fühlte. Die ganze Sache entglitt ihr komplett.Andreas packte seinen Arm um Semir und zog ihn mit sich. Über einen Schutthügel, flüchtete er in Richtung Wald.„Scheisse...“, knurrte Kim und als sie wieder nach ihren Männern sah, war Alex verschwunden.„Doppelte Scheisse...“


    „Kommen Sie doch zur Vernunft!“, bat Semir und Andreas hörte nicht auf ihn. Im Gegenteil. Er sah ein verlassenes Waldhaus und ging mit Semir dort hinein. Er schubste Semir aufs Bett und fesselte ihn mit einem Packetband daran. „Ich kann Ihre Stimme nicht mehr hören!“, zischte Andreas und holt aus seiner Jackeninnentasche eine Spritze, sowie weiteres Kokain hervor. „Lassen Sie den Scheiss!“, zischte Semir und versuchte sich loszureißen, doch das Band scheuerte die alten Wunden wieder auf. Andreas verflüssigte das Kokain und zog es mit der Spritze auf. „Da es Anja nun nicht mehr braucht!“ Andreas ging auf Semir zu, schlug ihn mit der Waffe benommen und spritze das Mittel direkt in die Vene. „Wenn ich Sie nicht noch brauchen würde, wären Sie schon längst tot, glauben Sie mir das!“Semir spürte, wie die Droge sofort wirkte. Sein Bewusstsein vernebelte sich komplett und er fühlte sich wie in einer Trance gefangen. „Alex...“, flüsterte er leise und schloss die Augen, wobei eine einzelne Träne sich ihren Weg über seinen Nasenrücken bahnte.


    Alex stützte sich an einem Baum ab und ging in die Knie. Er musste sich übergeben und dies führte zu noch weiteren Schmerzen in der Brust. „Oh Gott...“, stieß er hervor und hustete. Doch ans Aufgeben, dachte er nicht. Er konnte es nicht. „Warte auf mich Semir...“, flüsterte er und schleppte sich weiter.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Kim schlug wutentbrannt auf ihr Autodach und kickte dazu noch gegen ihren Autoreifen. „Verdammte Scheisse!“, schrie sie aus voller Kehle und drehte sich zu Bonrath und Jenny um. „Bonrath, Dorn, sofort einen Suchtrupp losschicken, allerdings mit Bedacht. Schliesslich ist Gerkan noch immer in den Händen dieses Irren.“ Jenny nickte und rannte mit Bonrath sofort zu der Verstärkung, während Kim sich dem Wagen näherte und das blutverschmierte Rückfenster sah. „Der Typ ist zu allem fähig...“, murmelte sie besorgt und sah in das verzerrte Gesicht Anjas. Ein uniformierter Polizist kam auf sie zu und Kim richtete sich wieder auf. „Benachrichtigen Sie das KTU und den Leichenbeschauer...“, flüsterte sie erschöpft und der Polizist entfernte sich mit einem Nicken.


    Andrea sass mit bleichem Gesicht auf ihrer Couch und hatte sich in den Haaren vergriffen. Susanne hatte sie angerufen gehabt und über die Situation aufgeklärt. Ihr geliebter Semir war also eine Geisel und Alex war verschwunden, aus dem Krankenhaus geflohen und nun auf der Jagd nach diesem Wahnsinnigen. Dana kam in das Wohnzimmer und setzte sich neben Andrea, die Tränen in den Augen hatte. „Andrea?“, fragte sie besorgt und Andrea begann zu weinen. „Semir wurde entführt...“, flüsterte sie und Dana drückte sich an Andrea und strich ihr über das erblondete Haar. „Sie werden ihn zurückholen...bei mir haben sie es ja auch geschafft!, versuchte sie Andrea aufzumuntern und diese versuchte zu lächeln.
    „Komm her...Mama...“ Andrea begann zu schluchzen und vergrub sich an Danas Brust, die ihre neue Ziehmutter mit voller Kraft umarmte. Nach ein paar Minuten, löste sich Dana von Andrea. „Fahr zu Frau König! Ich bleibe hier und warte Ayda und Lilly ab!“ „Aber...“„Glaub mir, ich schaffe das...mit 15 sollte man in der Lage sein, babysitten zu können!“Andrea umarmte Dana noch einmal und ging zur Garderobe.


    Hartmut schnappte sich sofort sein Handy, als dieses klingelte und Kim Krügers Nummer auf dem Display erschien. „Ja?“, begrüßte sie seine Anruferin und spürte, wie sich Joshi neben ihn hingestellt hatte. „Ja...okay....gut Frau Krüger...wir sind unterwegs!“ Hartmut hängte auf und legte sein Handy langsam auf den Tisch. „Hartmut...was is’ nun?“, fragte Joshi ängstlich und Hartmut sah sie mit einer tiefen Falte auf der Stirn an. „Einer der Geiselnehmer ist tot...von Semir, dem anderen Geiselnehmer und Alex fehlt jede Spur!“ Joshis Augen weiteten sich ins Unermessliche auf. „Von deinem Geld leider auch...“ „Scheiss auf das Geld!“, stieß Joshi aus und schüttelte mit dem Kopf. „Das ist mir im Moment so was von Egal! Ich will nur nicht, dass einer von den Beiden ins Grass beißen muss!“ Hartmut sah, wie sich Joshi beinahe die Unterlippe blutig biss und stand auf.
    „Joshi...“
    „...sorry...ich...das ist alles neu für mich...“ Hartmut legte beide Hände auf Joshis Schultern und strich mit dem Daumen sanft über die Hand. „Sie schaffen das! Und wenn wir unsere Arbeit weiterhin so gut machen...finden wir auch mehr heraus!“ Joshi nickte. „Natürlich...alles klar Boss!“ Hartmut lächelte und drückte nochmals zu. „Das ist mein Mädchen!“


    Alex stolperte über einen Steil und fiel zu Boden. Jegliche Sehne riss sich zusammen und er musste die Lippen stark zusammenpressen, um nicht zu schreien. Er sah auf seinen Arm, wo er Aidas Armband umgebunden hatte und dachte an die Metapher. „Was soll mir schon passieren?“, knirschte er, zog sich an einem Baum hoch und stieß ein kurzes Stöhnen aus. Auf dem Morast waren Fuß- sowie Blutspuren zu sehen. Alex schleppte sich diesen entlang. Jeglicher Schritt schmerzte und glich einem Marathonlauf. So langsam bereute er die Entscheidung, alleine losgezogen zu sein. Doch zur gleichen Zeit wusste er, dass sein Vertrauen in die Menschen noch immer nicht so stark war, wie es viele erhofft hatten. Semir war der Erste, dem er wieder so etwas wie ein Vertrauen schenkte. Schließlich glaubte dieser an ihn und verteidigte ihn, so weit es seine Kraft und Geduld erlaubten.


    Semir spürte, wie das Kokain sein schmerzempfinden deutlich abgeschwächt hatte. Seine Schusswunde fühlte sich nur noch wie eine dumpf, pochende Schürfwunde an. Zehn Minuten war er weg gewesen, doch nun war er inzwischen wieder zu Bewusstsein gekommen. Er sah, wie Andreas an dem Tisch saß und das Geld zählte. „Tatsächlich...zwei Millionen“, lachte er und verstaute das Geld wieder in den Koffer. Er drehte sich zu Semir um, und grinste. „Na, wie fühlt sich das an? Als Bulle, darf man sich ja diesem Zeug eigentlich nicht nähern!“ Semir erwiderte nichts. Alles wirkte wie in einem schlechten Traum und er wusste nun genau, warum er stets die Finger von solchem Zeug gelassen hatte. „Nicht gerade ein Mann der Worte hm?“, stichelte Andreas und sah aus dem Fenster. „In zehn Minuten wird deine nächste Dosis fällig sein. Zum Glück wusste Anja nicht, wie viel ich von ihrem Koks noch bei mir hatte, ansonsten hätte ich nun nicht meine Ruhe!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Nur mit großer Beherrschung konnte Kim Hartmut und Joshi dabei zusehen, wie diese den Wagen untersuchten und die Beweise einsammelten. „Sie hätten mit den Anderen mitgehen sollen“, murmelte Hartmut und Kim schüttelte mit dem Kopf. „Ich hätte mich nicht unter Kontrolle! Außerdem muss ich den Überblick behalten, da muss ich hier bleiben!“ Hartmut nickte verstanden und sah, wie der Leichenbeschauer, die Leiche von Anja abtransportierte. „Chef...“, murmelte Joshi und Hartmut ging zu ihr. Sie hielt ein kleines Gefäß hoch, dessen Flüssigkeit blau verfärbt war. „Koks...“ Hartmut nickte auf ihre Feststellung und Kim näherte sich den Beiden. „Wo?“„Hier auf dem Rücksitz, also wo diese Anja saß“, erklärte Joshi auf Kims Frage und diese rieb sich die Schläfen. „Und am Fahrersitz befindet sich ebenfalls Blut, dass unmöglich vom Opfer stammen kann.“
    „Sie machen die Sache nicht gerade besser Freund!“, stieß Kim hervor und auch Joshi kniff auch die Augen zusammen. „Tut mir leid...“, murmelte Hartmut und packte seine Beweise ein.


    Alex konnte es kaum glauben, er hatte sich bis zu einer Hütte geschleppt und diese schien sogar von Menschen besetzt worden zu sein. „Bingo...“, knirschte er und versuchte, durch die Fenster etwas zu sehen.
    Jedoch war nur eine dunkle Silhouette zu sehen, die so etwas wie eine Spritze aufzog. „Scheisse...“, zischte Alex und zog seine Waffe aus dem Gürtel. Er zog sich am Baum hoch. „Die Chefin wird mich killen...“, flüsterte er und schlich sich näher dem Haus. Als die Silhouette sich beugte, riskierte Alex einen Blick durchs Fenster und glaubte, dass ihm das Herz in die Hose rutschen würde.
    Dieser Typ verpasste doch Semir tatsächlich Drogen! An Semirs Verhalten konnte Alex sogar genau sehen, dass es Kokain war. Der ehemalige Drogenfahnder war deutlich zu spüren. „Was für ein Mistkerl...“, zischte Alex und überprüfte seine Waffe. Kugel hatte er noch genug, doch die Frage war, wie schnell der andere Typ war. Immerhin, war er nur noch ein wandelnder Geist der sich noch mit der Kraft seinen Freund zu retten, aufrecht halten konnte und der andere schien unverletzt.


    Semir versuchte durch den Nebel, der sich über seine Augen gelegt hatte, etwas zu sehen. Und tatsächlich glaubte er, einen Haarschopf beim Fenster zu sehen. War das nun eine von drogenhergeführten Illusionen? Oder war das jemand, der ihm retten wollte?„Wie schön still du mit dem Zeug bist...“, lächelte Andreas und zog die Nadel wieder aus Semirs Haut. „Fahr...zur...Hölle...“, keuchte Semir hervor und spürte den eiskalten Schweiß, der über seine Stirn lief. „Nachdem ich die zwei Millionen ausgegeben habe, werde ich das gerne tun“, erwiderte Andreas, „aber nicht vorher!“„Du....weißt....ja...nicht...mal...wie weiter...“ Andreas zuckte belanglos mit den Schultern. „Mir wird schon was einfallen, bis dahin, verbrauche ich noch den Rest dieses blöden Kokains an dir und habe dann nichts mehr von dem Scheisszeug an mir!“ Semir schloss die Augen und versuchte, sich an klaren Gedanken zu fassen. Jedoch schien dies, unter dem Einfluss diesen Teufelszeug, ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Doch wieder, tauchte kurz dieser Haarschopf auf, als Andreas dem Fenster den Rücken zugedreht hatte und nun, waren auch zwei huskyblaue Augen zu sehen. „Alex...“, flüsterte Semir unhörbar und Andreas zog die Fessel an Semirs Handgelenk stärker an. Doch dank der Drogen, verspürte Semir so gut wie keinen Schmerz, nur das warme Blut, dass ihm an der Haut herunterlief.


    Alex schluckte und schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Der Typ will Semir zum Junkie machen...“, flüsterte Alex geschockt und legte seine Hand nochmals auf seine Wunde. „Nur ein bisschen durchhalten...dann kannst du von mir aus aufplatzen und ausbluten wie du willst...“, knirschte er und entsicherte seine Waffe. Danach blickte er auf das Armband, dass Ayda ihm geschenkt hatte und atmete tief durch. „Keine Ahnung ob es so was wie dich gibt...“, sprach er zum Engel, „aber es wäre echt froh, wenn ihr Beide uns ein wenig helfen würdet!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

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  • Semir war sich nun sicher. Das war Alex – und keine bescheuerte Illusion. Wie hatte es der Junge geschafft, sich hier her zu schleppen?
    Semir krümmte sich zusammen und begann zu schreien. Andreas riss die Augen weit auf und stampfte auf Semir zu. „Halt die Klappe!“, schrie er und Semir tat weiter so, als würde er vor Pein umkommen und blickte kurz zum Fenster. Jedoch war kein Haarschopf mehr zu sehen.Andreas nahm seine Waffe hervor und zielte damit direkt auf Semirs Kopf. „Willst du es wirklich darauf anlegen?“, schrie er und Semir krümmte sich weiter zusammen. „Ich habe starke Schmerzen! Das müssen die Drogen sein...“, knirschte Semir und spürte die Waffe an seinem Kopf. „Soll ich dich davon erlösen? Hä? Willst du das?“ Semir hoffte, dass die Drogen seinen Bewegungslauf nicht zu stark eingeschränkt hatte. Er packte die Waffe und drückte stark nach oben, so dass der Schuss in die Decke einschlug. „Du Arschloch!“, zischte Andreas und sank die Waffe, dabei löste sich ein Schuss und streifte Semir am Kopf. Er spürte sofort das warme Blut seine Wange herunterlaufen. Andreas drückte Semir an die Wand und entfernte sich ein wenig, um sein Blickfeld zu erweitern. „Du willst schießen?“, fragte Semir und atmete tief durch. „Dazu hast du doch nicht den Mumm!“ Andreas linkes Augen begann zu Zucken. „Du hast keine Ahnung“, schrie er Semir an und dieser atmete tief durch. „Dann schiess! Sei ein Mann!“ Semirs Blick wich kurz zum Fenster und dann atmete er tief durch. „SCHIESS ALEX!“


    Der Angesprochene schoss hoch und feuerte direkt durch das Fenster. Mehrere Schüsse waren zu hören und Andreas ging zu Boden. Alex ging in das Haus und kniete unter Schmerzen zu Andreas hinunter und fühlte den Puls. „Nichts...“, flüsterte er und sah, wie sich eine Blutlache über den Holzboden verteilte. „Das war in letzter Minute Semir...“ Alex wartete auf eine Antwort doch er hörte nichts. „Semir...?“ Er sah hinauf und dort, wo Semir gesessen hatte, klebte ein großer Blutfleck. Eine verwischte Spur führte zu einem Körper auf dem Bett, der sich nicht bewegte.„Nein...“ Obwohl es ihn beinahe den Oberkörper zerriss, richtete sich Alex eilig auf und beugte sich zu Semir, der mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag. Seine linke Schulter war in Blut getränkt. „Semir...nein...hey...“ Alex riss das Packetband auf und hob Semirs Körper leicht an. „Durchschuss...“, murmelte er und hörte Schritte.


    „Alex! Semir!“, hörten sie bekannte Stimmen und Alex hob seinen Kopf, als sich die Türe öffnete. „Wir brauchen sofort einen Krankenwagen!“, schrie Alex und Jenny hatte ihr Handy schneller draußen, als es das menschliche Auge erfassen konnte. Bonrath ging zu Alex und übernahm das Abdrücken der Wunde von Semir. „Semir komm schon!“, bat nun auch Bonrath und Alex versuchte, Luft zu bekommen. „Das könnte meine Kugel gewesen sein...“, flüsterte er und spürte zwei Hände, die ihn langsam zurückzogen. „Alex...komm...“, bat Jenny, „der Krankenwagen ist unterwegs...du kannst nichts mehr tun...“ Sie nahm ihr Funkgerät hervor. „Chefin, wir haben sie, ich wiederhole, wir haben sie! Der Geiselnehmer ist tot und Semir schwer verwundet, ein Krankenwagen ist bereits unterwegs!“ Sie gab noch die Koordinaten durch und hängte auf.


    Hartmut und Joshi sahen auf, als Kim die Meldung bekam. „Wir sind sofort da!“, schrie sie und Joshi richtete sich schnell auf. „Frau Schimke...“ Joshi ging sofort neben sie. „Bitte Chefin...“, stieß sie aus und auch Hartmut stellte sich ungeduldig neben Kim. „Okay...kommt mit!“ Sie rannten zusammen durch den Wald und gingen den Spuren nach. Besonders dank Hartmuts GPS-App konnten sie die Richtung der Hütte bringen. Von der entgegengesetzten Richtung her waren Sirenen zu hören. Kim und ihre Begleitung rannten auf die Hütte zu. Sanitäter rannten hinein und Alex kam, von Bonrath stützend, hinaus. Das Trio ging auf sie zu. „Was ist mit Semir?“, fragte Hartmut sofort und Alex zitterte sichtlich. „Er wurde getroffen...“, stieß er hervor und klammerte sich an Bonrath. „Alex...ruhig...es war bestimmt nicht deine Schuld...“, versuchte Bonrath ihn zu beruhigen und Kim wollte in das Gebäude rennen. Als ihm die Sanitäter mit einer Trage, auf der Semir lag, entgegen kam. Jenny hielt der Infusionsbeutel und rannte mit den Männern hinterher in den Krankenwagen. Einer der Notärzte ging hinaus und kam auf Alex zu. „Sie kommen mit mir!“, bat er Alex und dieser sah den Arzt mit nebligen Augen an. Noch bevor er etwas erwidern, brach er in Bonraths Armen zusammen.

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • Eiligst rannte Andrea durch die Krankenhausgänge und stieß auf die Gruppe vor dem Operationssaal, die aus Kim, Jenny, Hartmut und Bonrath bestand, die nervös im Warteraum auf und ab gingen. Kim war die Erste, die realisierte, dass Andrea zu dem Operationsraum rennen wollte und fing sie ab. „Lass mich los Kim!“, schrie sie und diese blieb hartnäckig. „Du kannst da nicht hinein!“, sagte sie ruhig, doch Andrea wehrte sich weiter. „Du hast keine Ahnung! Lass mich durch! Bitte!“ Kim packte Andrea hart an den Schultern.„Ich habe meinen Mann in solch einem Raum verloren Andrea, ich habe mich in einem solchen Raum ausschaben lassen müssen, weil mein Kind diesen Verlust mit mir nicht ertragen hat! Ich habe also sehr wohl eine Ahnung! Und ich bin nur hier, weil ich bete, dass du deinen Mann wiederbekommst!“In Andreas Augen sammelten sich Tränen und sie begann sich an Kim zu klammern. Diese nahm Andrea wohlwollend in den Arm und strich ihr über den Rücken. Andreas Weinen war durch die ganzen Gänge zu hören. Ihre Angst war in jedem Ton hörbar und keiner wollte, dass dieses neu erblühte Glück der Gerkans so sein Ende finden würde.
    Doch es dauerte nicht lange, bis ein Arzt aus dem Raum kam und die Gruppe ansah. „Ich nehme an, Sie gehören zu Semir Gerkan!“ Alle Angesprochenen nickten und Andrea vergriff sich stärker in Kims Bluse.„Wir müssen die Nacht abwarten. Herr Gerkan hat viel Blut durch die Schusswunden verloren und die Drogen haben sein System zusätzlich geschwächt...wir wissen nicht, ob er durchhält!“ Eine bedrückende Stille legte sich über den Raum. Selbst Andrea weinte nur leise, so leise, dass es kaum zu hören war.

    Alex fand sich in einem Krankenhausbett wieder und sah, dass sein Arm wieder mit Infusionen übersäht war. „Willkommen zurück“, hörte er eine bekannte Stimme und sah Joshi, die nahe an seinem Bett saß. „Hast du etwa die ganze Zeit...“„Alle anderen haben Angst um Semir...und ich verstehe Sie...du hattest einen Kollaps...die Ärzte sagen, dass deine Wunde aber nicht aufgebrochen ist. Allerdings solltest du dich nun schonen!“ Alex erwiderte nichts, sondern blickte auf die karge Türe des Zimmers. Joshi seufzte. Doch bevor sie etwas sagen konnte, klopfte es und eine Krankenschwester kam hinein. „Herr Brandt?“, fragte sie höflich nach und Alex nickte. „Nun ja, aufgrund Ihres...letzten Ausbruches kann Adnan sich nicht um Sie kümmern...das tue ich nun...und...“ Joshi konnte Alex noch gerade zurückhalten, der aufschoss und sich der Schwester nähern wollte. „Sie wissen doch, wie es seinem Partner geht oder?“, fragte Joshi für Alex und die Schwester nickte zögerlich. „Ja...Herr Gerkan...es sieht kritisch aus...die nächsten 24 Stunden entscheiden...“, stammelte sie hervor und verließ den Raum. „Oh nein...“, flüsterte Joshi und hörte ein Schluchzen. Sie blickte auf Alex und sah, wie eine Träne über seine Wange lief. „Hey...hey der packt das...!“, versuchte sie Alex aufzumuntern, doch dieser öffnete seine schwer zitternden Lippen. „Und wenn nicht? Joshi...dann habe ich einen dreifachen Vater auf dem Gewissen...einen Freund...einen Partner...“Joshi schüttelte energisch mit dem Kopf. „Das war bestimmt nicht einer deiner Kugeln Alex! Ohne dich wäre er nun bestimmt tot!“, versicherte sie Alex doch dieser kniff die Augen zusammen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.


    Andrea wurde von Schwester Susanne auf die Intensivstation geführt. Sorgevoll brachte die erfahrene Krankenschwester die zitternde Frau zum Zimmer ihres Geliebten und half ihr, die Schutzkleidung anzuziehen. „Wenn Sie was brauchen, ich bin nicht weit weg...“, vergewisserte sie Andrea, bevor diese das Zimmer betrat, wo ihr Mann am Beatmungsgerät hing. Das Piepen des EKG’s zeigte ihr, dass Semir noch lebte, doch für wie lange? Würde er diese wirklich durchhalten? Andrea spürte erneut die Tränen aufkommen und nahm die Hand Semirs. „Du musst durchhalten, verstehst du?“, flehte sie und umklammerte ihre Finger fest um seine Hand. „Bitte Schatz...nicht jetzt...wo wir uns wieder gefunden haben klar? Außerdem...musst du mir bei Dana doch helfen, alleine komm ich doch mit einem pubertierenden Teenager nicht klar!“So sehr hoffte Andrea auf eine Antwort. Doch Semirs schlafendes Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt.„Bitte Gott...“, flüsterte Andrea, „lass dies alles keine tödlichen Folgen für meinen Mann haben!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • „Alex...“, murmelte Joshi und sie fühlte sich wirklich hilflos. Auch wenn sie es ungerne zugab, so war sie selbst nahe am Wasser gebaut und musste beinahe mitweinen, als sie Alex so sah. Besonders da sie durch die Geschichten von Hartmut Alex als knallharten Typen sich vorgestellt hatte. Sein Rettungsmanöver als sie ein Kind war, trug noch zusätzlich zu diesem Bild bei. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und strich langsam mit dem Daumen darüber. „Ich denke, in dieser Beziehung seid ihr euch Beide sehr ähnlich...“, murmelte sie und Alex sah sie mit verweinten Augen an. „Semir hatte sich auch große Sorgen um dich gemacht.“ Alex sagte nichts sondern stellte seine Rückenlehne ein wenig auf und schniefte kurz. „Danke...dass du hier bist...“, murmelte er und Joshi versuchte zu lächeln. „Ich verstehe die Anderen, dass sie bei Semir sind...aber alle baten mich, auch nach dir zu sehen. Und ich mache das gerne...auch wenn ich ‚ne große Klappe habe und rede, wie mir den Schnabel gewachsen ist, habe ich auch so was wie ein Herz...“Auf Alex Lippen entstand so etwas wie ein Lächeln, was aber sofort wieder verschwand. Er verkroch sich stärker ins Kissen und seine Lippen zitterten noch immer. Joshi nahm sie Hand von Alex Schulter und legte sie auf seinen Kopf. „Selbst wenn du ihn getroffen hast...“, begann sie und Alex sah sie an, „du wolltest ihm helfen...du wolltest ihm nichts Böses! Sonst würdest du nicht so reagieren...und ich bin sicher, Semir weiß das...“ „Was...das ich rum heule wie ein Schoßhund?“ „Nein...dass er dir was bedeutet...und hör mal, wenn ich hier liegen würde, wäre ich schon längst ertrunken, da mein Zimmer unter Wasser wäre...“Sie merkte, dass Alex ihr zwar zuhörte, aber ihren Worten kaum Beachtung schenkte. Sie atmete tief durch und fuhr sich kurz mit der Zunge über die Lippen. „Alex Brandt...du hattest ein Kind damals ohne zu überlegen von einer Horde pubertierender Prügelknaben gerettet, obwohl die dir beinahe das Bein abgebissen haben...und du bist mit einer schweren Verletzung aus dem Krankenhaus geflohen, hast dich durch eine Verfolgungsjagd und Waldwanderung geschleppt um deinen Partner zu retten! Du kannst manchmal die Dinge nicht steuern. Wenn du es könntest...dann...“ Ihr Handy piepste und sie sah kurz darauf und lächelte. „...zumindest bist du ein guter Schütze!“ Alex sah sie sichtlich verwirrt an. „Die Kugel ist von dem Täter...deine sind alle entweder in die Körper dieses Andreas...oder in die Wand eingedrungen!“ Joshi lächelte und sah, wie ein riesiger Stein von Alex Herz fiel. „Im Todeskrampf muss sich eine Kugel gelöst haben. Du hast also keine Schuld...“ Alex schloss die Augen und weitere Tränen liefen über seine Wangen. „Ich sage das nur wenig...“, schluchzte er, „aber ich könnte eine Umarmung gebrauchen!“ Joshi beugte sich zu Alex hinunter und legte die Arme sanft um ihm.


    Die Nacht verging langsam. Die Stunden fühlten sich wie Tage an. Joshi erwachte, als sie jemand an der Schulter nahm und sie leicht rüttelte. „Ich bin wach! Ich bin wach!“, stockte sie hervor und sah, wie Alex im Rollstuhl neben ihr saß. „Hast du nicht geschlafen?“, fragte sie und Alex schüttelte mit dem Kopf. „Ich konnte nicht...“, antwortete er ehrlich und Joshi wusste sofort, worauf Alex hinaus wollte. Sie stand auf und stellte sich hinter den Rollstuhl. „Ich denke, du weißt, wo es langgeht?“ Alex nickte und Joshi rollte ihn langsam voran. Sie näherten sich der Intensivstation, wo bereits die Tagschwestern den Dienst übernommen hatten. Die bedrückende Stille war furchtbar. Alex fragte sich, wie er einige Tage darin verbracht hatte. Sie näherten sich der Zimmernummer, die eine Schwester Alex nach langem Drängen genannt hatte und sahen durch das Fenster. Sahen jedoch nur ein leeres Bett, dass gerade von einer Schwester neu bezogen wurde. „Nein...“, stieß Alex hervor und Joshi blickte zum Türschild, wo auch die Namen der Patienten standen. „Semir Gerkan...wir sind richtig...“, murmelte sie leise und Alex schüttelte immer mehr mit dem Kopf. „Nein...das kann nicht sein! Das kann einfach nicht sein...!“, flüsterte er, biss sich auf die Unterlippe und legte seine Hand auf die Joshis, die sich auf seine Schulter gelegt hatte. Sie rollte Alex wieder nach draußen. „Vielleicht...“, wollte Joshi ansetzten, doch sie verstummte augenblicklich wieder. Was sollte sie bloß sagen?
    „Lass uns unten noch nachfragen...“, murmelte Alex heiser und Joshi lief mit Alex langsam die Station entlang, bis es auf einmal aus einem Zimmer schwach und leise ertönte: „Ach sieh mal...Mister Cool hat auch Gefühle!“

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
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