Das etwas abgelegene Mo ( r ) tel

  • So, ich werde mir jetzt mal die Mühe machen und die ersten Kapitel so gut es geht überarbeiten. Ich bedanke mich jetzt schon bei denjenigen, die sie weiterhin verfolgen und bin gespannt :)
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    Frau Krüger stand in ihrem Büro vor dem Schreibtisch. Sie atmete tief aus und wartete wie immer auf ihre beiden liebsten Autobahnpolizisten, die mal wieder Verspätung haben.
    Sie drehte ihren Kopf kurz zur Seite Richtung Uhr. Der Zeiger bewegte sich von Sekunde für Sekunde nach rechts und die Zeit verstrich.


    Die junge Frau war noch gar nicht so lange die Chefin der PASt und hatte schon einiges von den beiden gehört und mit erlebt. Sie hatte sich schon ihr eigenes Bild der beiden machen können. Wenn sie an bestimmte Szenen dachte, bewegte sich ihr Kopf leicht hin und her und schmunzelte.


    Die Chefin stöberte in ihrer Post herum und entdeckte einen Brief, den sie mit Freuden schnell mit einem Briefmesser öffnete.
    Während sie die Zeilen las, strahlte ihre meist kühle Mimik zu einen Lächeln.


    Sie lag den Brief auf den Schreibtisch zurück und lief zur Tür. Sie öffnete diese nur kurz und spähte zu Frau König hinüber.


    „Frau König! Wenn Herr Gerkhan und Herr Jäger es endlich mal schaffen sollten, anzukommen, schicken Sie die beiden unverzüglich in mein Büro!“
    Sie schloss die Tür, als Susanne ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, sie verstanden zu haben und machte sich derweil zurück an die Arbeit.


    „Oh! Das ist ja nichts Neues. Was haben die zwei denn jetzt schon wieder angestellt!“ fragte sie sich mit einem Grinsen und fuhr ebenfalls mit ihrer Arbeit fort.


    ***


    Semir Gerkhan und Ben Jäger parkten ihren Dienstwagen auf den Parkplatz und betraten laut nörgelnd die PASt.


    „….du bist gefahren und nicht ich! Schau mich mal an! Ich wollte den Kaffee trinken und nicht meine Kleidung…..“ kam wütend von Semir.


    Ben fiel ihm gleich ins Wort: „Ja die Raser wären uns entkommen u…“


    Und jetzt ließ Semir ihn nicht aussprechen. „Hallo? Die sind uns vielleicht entkommen? Wenn du nicht vom Weg abgekommen wärst und nicht gegen die Leitplanke gefahren wärst…. Was denkst du, was die Krüger jetzt schon wieder dazu sagt?“


    Ben wollte gerade ansetzen, wieder etwas zu sagen, mischte sich Susanne ein. „Jungs! Stopp jetzt! Ihr sollt sofort zur Chefin kommen!“


    „Siehst du? Du kannst dich mal wieder auf eine Standpauke vorbereiten. Die macht dich einen Kopf kürzer!“
    „Ja und? Dann bin ich immernoch größer als du!“ Ben zeigte ihm dabei seine Zunge und grinste böse.
    Auch Semir musste dabei schmunzeln.


    Höflich klopfte Semir an die Tür und sie beide wurden auch gleich herein gebeten.

    "Ah! Da sind Sie ja, meine Herren!“ kam von Kim Krüger und bat die zwei, sich auf die Stühle zu setzen.


    „Chefin! Also das war so….. das war nicht meine Schuld….Da war….“ begann Ben gleich verteidigend.


    „Nein, Chefin. Das war ganz anders…..“ kam es von Semir. Die beiden fingen an, durcheinander zu sprechen.


    Frau Krüger hatte wieder ihre kühle und ernste Mimik aufgesetzt und musste sich das Lachen verkneifen, als sie belustigend den zwei Streithähnen beim Reden zuschaute.


    „Schluss jetzt!“ unterbrach sie die beiden.


    „Ich habe den letzten Monat mal nachgerechnet, was Sie für Unkosten bereiten. Und ich muss sagen, so etwas habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht gesehen!“


    Ben und Semir warfen sich böse Blicke zu und wollten sich verteidigen.


    „Ruhe! Ich bin noch nicht fertig! Sie beide werden die nächste Woche dort verbringen. Und ich hoffe, der Kurs wird Ihnen helfen, dem Staat nicht noch mehr zur Last zu fallen und zumindest weniger Autos zu schrotten. Oder glauben Sie, wir bezahlen weiterhin jede Woche Tausende von Euros für neue Dienstwagen?" wies Kim Krüger die beiden darauf hin und gab Semir den Brief in die Hand.
    Sie fuhr fort: „Lesen Sie sich das Schreiben in aller Ruhe nochmal durch und machen am besten jetzt Feierabend. Nicht, dass Sie noch zu spät kommen. Und am Montag sehe ich Sie beide in aller Frische und vor allem pünktlich zur Spätschicht! Nicht wahr, Herr Jäger?"


    "Hmm? Ja, ja. Habe verstanden!" kam es nur von ihm und strich über seinen Bart.


    Während sie nach draußen gingen, las sich Semir das Schreiben grob durch.


    "Was? Nach Berlin? Morgen um 8 Uhr? Hat die nicht mehr alle Tassen im Schrank?" regte sich Semir auf. „Ja vielen Dank auch Ben. Wegen DIR müssen wir jetzt dahin und Andrea wird wieder sauer auf mich sein. Sie wollte mit den Kindern zu ihren Eltern fahren!"
    "Jetzt galt mal den Ball flach. Wegen mir bestimmt nicht! Die letzten Wochen waren es deine Dienstwagen...."
    „.... die du, mein lieber Ben, gefahren bist! Erinnerst du dich oder hast du Alzheimer, du alter Mann!? Der da draußen ist doch auch wieder total verbeult!"
    "Hey!"


    Weiter kamen die beiden Streithähne nicht, denn Susanne hat sich das belustigend mit angehört und schreitete jetzt doch ein. "Ihr seid schlimmer als wir Frauen! Das ist doch jetzt egal! Geht lieber nach Hause und packt!"


    „Ja!“ Der Klügere gibt nach, dachte sich Semir. "Ben, ich hole dich später gegen 20 Uhr ab!"

    Einmal editiert, zuletzt von Kathrin_1985 ()

  • Vielen lieben Dank für eure Kommentare und die Hilfe. Aber ich verspreche, im weiteren Verlauf wird das alles besser :)
    Lasst euch überraschen :)
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    „Ähm, Semir! Was regst du dich denn so wegen der Uhrzeit auf!? Du weißt schon, dass wir keine Weltreise machen?! Oder warum willst du so früh losfahren? Raub mir jetzt ja nicht noch die paar Stunden Schlaf. Das reicht locker, wenn wir um 8 Uhr morgens losfahren. Länger als 5 Stunden sollte die Fahrt nicht dauern! Oder hast du noch Lust, Däumchen zu drehen und warten, bis es endlich anfängt!? So geht’s gleich los, wenn wir ankommen!“


    „Nein. Aber nachts ist so wenig los auf den Straßen, wenig Verkehr. Und so viele Baustellen. Da kann man ganz gemütlich durchfahren und vorher noch was frühstücken. Oder willst du auf leerem Magen dir so ein Geschwafel antun!?“


    „Nein, aber 20 Uhr ist zu früh. Dann hol mich um 0 Uhr ab!“
    "Gut. Ich muss das eh noch Andrea beibringen.“




    Gesagt, getan. Und so verließen beide die PAST.
    Semir mit seinem Auto und Ben mit seinem silbernen Mercedes. Sein Baby. Er wusste schon warum Semir`s Autos geschrottet wurden. Er wollte sein Baby schonen.
    Aber jetzt fuhr er nach Hause und fing an, seine Sieben Sachen zu packen.




    Semir dagegen hatte ein mulmiges Gefühl durch die Tür hindurch zu gehen. Wie sollte er ihr das auch beibringen? Dass sie einen Kurs besuchen müssen, weil sie zu viele Autos schrotten? Dafür würde sie kein Verständnis aufbringen. Aber da musste er durch.


    „So, auf geht’s. In die Höhle des Löwen!“ sagte er leise zu sich. Die Hand schon am Türgriff. Einmal tief einatmen und wieder ausatmen und mit einem „Fluooom!“ rein. Wie Ben immer sagte.


    „… Semir. Das ist jetzt nicht dein Ernst! Du willst mir sagen, die Krüger verdonnert euch nach Berlin zu einem Kurs, damit ihr weniger Autos schrottet? Was ist das? Fahrschule für Rowdys?“ Andrea konnte sich kaum in Zaum halten. So sehr hatte sie sich gefreut.


    „Andrea, mein Schatz! Bitte sei nicht sauer! Sobald wir wieder zurück sind, nehme ich mir frei und wir fahren mit den Kindern dahin, wo du möchtest. Du darfst das aussuchen. Egal, wohin.“ versuchte er, sie zu besänftigen und hatte zu ihrer großen Überraschung ihre Lieblingspralinen hervor gekramt. Und tatsächlich, es funktionierte. Was sollte sie auch anders tun!? Sie nahm ihn, so wie er ist und das wusste sie.


    Andrea half ihm sogar noch, ein paar Sachen zu richten und machten es sich noch gemütlich. Dann musste er los und gab den Kindern noch schnell einen Kuss und streichelte ihnen über den Kopf. Seine beiden Töchter schliefen schon tief und fest und bekamen Gott sei Dank von der Auseinandersetzung nichts mit.


    „So, mein Schatz. Ich gehe jetzt zu Ben und hole ihn ab. Ich melde mich. Tschau!“ und küsste und sie und umarmte sie noch zuletzt.




    Ben hatte seine Sachen gepackt und war startklar. Wenn er sich doch nicht noch für einen kurzen Moment auf sein Sofa gesessen und die Augen nur für Sekunden geschlossen hätte.


    Durch das Sturmklingen schrak Ben hoch und musste sich erst einmal wieder orientieren, wo genau er war. Er war doch nur kurz eingenickt. Für einen Moment dachte er, er wäre in einem Märchen. Er runzelte die Stirn. „Ja, Semir. Ich komme gleich!“ rief er und nahm noch einen Schluck des kalten Kaffees von heute Morgen. „So ein blöder Traum!“ und mit diesem Gedanken verließ er seine Wohnung.

  • Nachdem Semir Ben wohl hoffentlich wach geklingelt hat, ist er wieder ins Auto gegangen, um dort auf ihn zu warten.



    So ganz warm ist es nun auch nicht mehr. Zumal schon Anfang November war und nachts auch recht kühl. Und wenn man müde ist, friert man eh noch viel stärker. Das Auto war durch die Fahrt zu Ben schon warm gelaufen und somit für ihn wollig warm.



    Ben kam etwas nachdenklich die Treppe hinunter, legte seine Tasche in den Wagen und setzte sich hinein.


    „Was ist denn mit dir los? Hast du einen Geist gesehen?“ wollte Semir wissen. Er wusste nicht, ob er sich nun Sorgen machen oder darüber lachen sollte.


    „Ich?...Nö, so was gibt es nicht!“ meinte Ben und wollt gleich vom Thema ablenken. „Was dagegen, wenn ich als Erster fahre?“ Er hatte nicht vor, Semir jetzt von dem „Märchen-Traum“ zu erzählen. So konnte wenigstens seinen Kopf wieder frei werden.


    „Nein, im Gegenteil. Durch die Auseinandersetzung mit Andrea hatte ich überhaupt keine Verschnaufpause. Und dann mussten wir uns ja irgendwie wieder versöhnen!“


    So tauschten sie die Plätze und es konnte endlich losgehen.



    Nachts fahren war etwas Schönes. Auch für jeden Autobahnpolizisten. Denn in der Regel sollten da alle normalen Menschen schlafen und bei ihren Familien sein.


    In dieser Nacht waren die Straßen leer und ruhig. Ab und an fuhr ein weiteres Auto im Gegenverkehr, aber das störte sie nicht weiter. Nur hatte es zu regnen begonnen und deshalb musste Ben die Geschwindigkeit etwas herunter drosseln, um nicht von der Fahrbahn abzukommen. Er selbst liebte schnelles Fahren und da er selbst Polizist ist, wusste er genau, auf was er alles zu achten hatte.


    Semir bemerkte das etwas andere Verhalten von Ben. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Nur wenn er nicht von selbst anfing, konnte er gleich gegen eine Mauer reden, so stur war Ben.



    Je mehr Zeit verging umso müder wurden beide. Sie hatten jetzt erstmal 115 km geschafft. Durch den Regen hatten sie nicht ganz so viel fahren können, wie sie wollten.


    „Du, Semir! Such doch bitte mal im Navi das nächstgelegene Motel heraus. Ich bin Hunde müde und will nur noch pennen. Wir haben ja noch alle Zeit, bis wir dort sein sollen und können uns bestimmt ein paar Stunden Schlaf gönnen! Meinst du nicht?“


    „Ben, das nächstgelegene Motel ist ca. 38 km von hier entfernt und scheint auch etwas abseits zu liegen!“ „Egal – Hauptsache pennen! Mach dir keinen Kopf. Bis 13 Uhr ist noch ne Zeit hin. Wir werden schon pünktlich sein. Das reicht allemal!“


    „Ja, ja. Mit dir und pünktlich? Das kann ja nur schief gehen!“ nuschelte Semir vor sich hin. „Die Krüger macht uns alle nen Kopf kleiner! Dann muss ich mich auf ´n Stuhl stellen, dass ich so groß bin wie Ben…!“ dachte sich Semir und stellte das Navi um und musste dabei schmunzeln.


    Aber auch Semir kam das gelegen. Auch er war sehr müde und sehnte sich nach einem Bett. Vor allem, wenn seine Frau neben ihm lag. 'Ach, ein wenig Schlaf und dann geht’s gleich munter weiter!' dachte er sich und war mit seinen Gedanken bereits schon im warmen Bett.

  • Es war bereits 3 Uhr in der Früh. Der Regen wurde immer stärker und es prasselte nur so auf die Frontscheibe herab, was die Regenwolken von sich her gaben. Wie aus Fässern, so stark. Für Ben wurde die Sicht auch immer unklarer und hatte große Mühe, alles genau zu erkennen.
    Der Weg wurde auch immer holpriger.


    Ben fuhr, wie ihn das Navi leitete. Bevor sie links in einen Feldweg abgebogen waren, angeblich laut Navi, die schnellste Strecke zum Ziel gewählt, schien es dennoch, als hätten sie jeglichen Faden verloren.
    Der letzte Gegenverkehr war auch schon eine Weile her.


    Die Gegend wirkte so verlassen und irgendwie so schauderhaft. Das Wetter passte wie die Faust aufs Auge, um jemanden zu Tode zu erschrecken oder das perfekte Verbrechen zu begehen.


    Auf einmal stoppte das Auto und Ben war wütend. "Semir, so langsam müssten wir doch da sein! Mensch! Bist du sicher, dass wir hier richtig sind!?" kam es etwas zaghaft von Ben.
    "....ja ich weiß doch auch nicht. Ich war auch noch nicht hier, wie du weißt! Da, lass uns da vorne nochmal abbiegen. ..." schlug Semir verzweifelt als letzten Vorschlag vor.
    "Wenn nicht, dann Schlaf ich im Auto!" gab Ben genervt von sich und startete das Auto.
    Im Schritttempo schlich es fortan.


    'Wie konnte sich denn auch nur in so einer Gegend ein Motel befinden? Wo will uns denn das Navi hinführen!?' das fragten sich beide und keiner wollte zeigen, dass sie sich fürchteten.
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    Ich weiß, es ist zu kurz. Ab dem nächsten Kapitel wird es spannender und auch länger.

  • Und da, Tatsächlich. Ca. 500 Meter weiter vorne sahen sie eine Laterne flackern.


    „Na, endlich!“ kam es gemeinsam von den beiden und atmeten tief aus. Pure Erleichterung war daraus zu hören.


    Ben fuhr Semirs Wagen auf den Parkplatz. Zumindest sah es so aus, als wäre es einer, man müsste ihn nur mal wieder richtig pflegen und bearbeiten. Das konnten sie sogar im Dunkeln sehen.


    Der Regen wollte einfach nicht aufhören und so blieben Ben und Semir vorerst im Wagen sitzen und schauten sich das Gemäuer mal an.


    „Also von außen sieht das nicht gerade einladend aus!?“


    „Ach komm, Ben. Ich erinner` dich, du wolltest dich doch ausruhen, weil du so müde warst. Den Luxus, den du normal gewohnt bist, wirst du hier wohl nicht erleben. Fahr mal deine Ansprüche etwas herunter. Ist doch nur für ein paar Stunden….!“ Semir selbst wollte Ben nicht zeigen, dass sein Bauch ihm etwas anderes sagte. Er redete sich das selbst nur schön. Am liebsten wäre er gleich wieder weg gefahren. Aber auch er wollte dringend seinen Kopf ins Kissen betten und endlich in den erholsamen Schlaf versinken.


    „Na gut. Für die paar Stunden muss das wohl genügen. Aber Essen und Trinken dürfte da hoffentlich noch drinnen sein. Ein Bett und ne Dusche natürlich auch. Den Luxus genehmige ich mir dann in Berlin – auf Krügers Kosten, die wollte das schließlich.“ Ben grinste.


    Semir zog sein Handy aus der Jackentasche, denn es piepste mehrmals. Sie hatten wohl die ganze Zeit keinen Empfang und so hatte er nicht sehen können, dass Andrea 2x und sogar Kim Krüger 1x angerufen hatte.


    Wahrscheinlich wollte sie nur auf Nummer sich gehen, dass sie auch rechtzeitig losgefahren waren. Immerhin wirft das Verhalten der beiden Polizisten ein schlechtes Bild auf sie und das mochte sie gar nicht. Nun denn, erziehen konnte sie die beiden nicht. Sie machten ihr Ding und sind dennoch die Besten, wenn sie die mit Dieter und Hotte verglich….


    Semir schrieb derweil Andrea eine kurze SMS, dass sie sich keine Sorgen machen brauchte:


    „Hallo Andrea. Der Empfang ist sehr schlecht. Sind müde. Wollen erstmal ein paar Stunden schlafen und dann weiter. Rufe dich an, wenn wir in Berlin sind. Kuss“


    Ben drehte sich um und holte die Taschen hervor. So schnell es ging, rannten sie die 3 Stufen hoch und wollten dir Tür öffnen.


    Zur großen Verwunderung der bei beiden war sie geschlossen.


    „Geschlossen? Was soll das denn bitteschön!?“ „Semir, dafür gibt es bestimmt ne simple Erklärung!“


    „Ich klingel einfach mal. Dann sehen wir, was passiert!“


    „Ich höre Schritte! Da kommt doch wer!?“


    Sie hörten, wie sich der Schlüssel im Loch drehte und sahen, wie sich die Tür quietschend öffnete.
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    So :) jetzt dürft ihr wieder loslegen ^^

  • „Guten Abend, die Herrschaften! Was kann ich für Sie tun?“ ein großer Mann um die 35 Jahre alt, schlank und sehr gepflegt in einem schwarzen Anzug stand vor ihnen.


    `Wie ein Hotelier eben – aber in einem Motel? So nobel war das hier doch auch nicht` fragte sich Semir und musterte den Mann von oben nach unten.


    Der „Herr“ musterte die beiden ebenfalls und setzte seine Mundwinkel nach oben, als er Ben sah.


    „Wir sind auf dem Weg nach Berlin. Sind aber so müde und wollten einige Stunden schlafen. Hätten sie denn noch ein Zimmer frei?“ kam es von Ben.


    „Aber natürlich!“ und bat sie herein. „Kann ich Ihnen etwas zu Trinken oder Essen anbieten? Sie dürften bestimmt ausgefroren sein!“


    „Ja, gerne!“ antwortete Ben prompt und kassierte gleich von Semir eine in den Rücken. „… ähm… aber es ist besser, wenn wir uns erstmal aufs Ohr hauen. Wir haben nicht viel Zeit. …später vielleicht!“


    „Aber natürlich! Das ist kein Problem. Das verstehe ich.“


    Der Herr war etwas angesäuert, blieb aber dennoch freundlich. Er ging an die Rezeption und holte den Schlüssel.


    „Im ersten Stock, dritte Tür links. Ich begleite Sie auf Ihr Zimmer. Bitte folgen Sie mir!“
    „Wenn Sie irgendetwas brauchen, wählen Sie die „0“! Angenehme Träume!“


    Ben warf sich sofort aufs Bett, Semir auch. So müde waren die beiden gewesen. Noch nicht mal über das Verhalten und den Ausdruck in dem Gesicht des „Herren“ wollte und konnte sich Semir jetzt Gedanken machen. Einfach nur schlafen.


    Der „Herr“ ging langsam die Stufen der Treppe hinab, rieb seine feuchten Hände und freute sich.
    `Der Große war perfekt – wie hieß er noch gleich? Auf einen Ben Jäger war das Zimmer gebucht. Aber der Kleine!` Auch wenn er so müde war, er hatte ihn mit Adlers Augen angeschaut. Das war ihm nicht entgangen.


    Dennoch, `der würde mir keine Probleme bereiten!‘ dachte sich der „Herr“ und ging in sein Kämmerlein im gegenüberliegenden Korridor.

  • „… NEIN…!“ rief Ben und wachte aus seinem Alptraum auf. Das war derselbe, wie in seine Wohnung bevor sie losfuhren. Er wusste nicht, warum und wieso. Warum er ständig in diesem „Märchen“ war. Er wollte ihn einfach nur vergessen.


    „Durst!“ er musste etwas trinken. Er schaute zu Semir. Der schief noch tief und fest. Die Uhr zeigte 6:43 Uhr. `Noch ist Zeit genug. Warum Semir auch immer gleich denken muss, dass wir zu spät kommen?` dachte sich. „…tz, tz…..“ und musste leicht grinsen.


    So, jetzt stand er, streckte sich ausgiebig und rieb sich über seinen etwas versteifen Nacken. Er ging Richtung Fenster. Draußen scheint es immer noch zu regnen. Alles trüb und nass. ´Brrrrr, da bleib ich doch lieber hier.´ dachte sich Ben, verschränkte seine Arme und drehte sich um.


    Klein, aber gemütlich war das Zimmer. Wenn er draußen mit innen verglich, hätte er das nie gedacht. Ok, vielleicht müsste hier einfach renoviert werden.


    „Durst! Ich brauch was zu trinken“ sagte er leise und fragte sich im selben Moment, warum hier kein Wasser war. Das war doch Standard! „Was war`s noch gleich? Die „0““ Aber nein. Er war ja im Auto so lange gesessen und würde wohl auf der weiteren Fahrt dann auch nicht mehr zum Laufen kommen. Wenn Semir fährt, dann aber ohne Pause – ja keine Zeit verlieren. So entschied er sich, seine Beine etwas zu vertreten und sich ein wenig das Motel anzuschauen.


    Er öffnete ganz leise die Tür, um Semir nicht zu wecken. Sah nach links, `nein, da wohl nicht.´ Er sah nach rechts, ´nein, da wohl auch nicht. Bestimmt unten.´


    Er lief und unter seinen Füßen knacksten die Holzbretter. Das war ihm vor ein paar Stunden gar nicht aufgefallen. ´Ja, renoviert müsste hier ganz dringend werden.´ Aber was er sah, als er genauer hinsah, brachte ihn völlig aus dem Ruder. „Oh mein Gott!“


    Dass das überhaupt noch stand, grenzt an ein Wunder. Denn jetzt sah er genau, dass das hier einer baldigen Ruine glich.


    Verfallene Wände, die Schränke aufgerissen, herumliegende Kabel, abfallender Putz und mit Klebeband verriegelte Türen.
    Die Fensterrahmen fielen fast auseinander. Sie sind extrem verschmutzt und draußen sieht man wieder herunterhängende Leitungen und völlig vermooste Dächer.
    Der Zugang ist auf der Rückseite des Gebäudes angrenzend an einem Waldstück. Der Boden gespickt mit Stolperfallen und Schlaglöchern.
    Das Ambiente ist extrem dunkel, bedrohlich wirkend und überall sieht man den Grad der Verrottung. Holzplanken fehlen in der ca. 40 Jahre alten Sitzbank. Einige Gemälde hingen schief und fielen auch bald herunter.
    Der Putz bröckelte und man ist froh, wenn man diese Ruine wieder verlassen konnte.
    Der Anblick schockierte Ben völlig und warf ihn noch immer komplett aus der Bahn. Er hatte das Bild von seinem Zimmer vor Augen und findet außerhalb so eine Bruchbude!? Wie konnten sie DAS übersehen!?


    ´Ob es unten auch so aussah?` dachte er sich und versuchte, sich in diesem Chaos durchzuringen.


    Sein Verlangen nach Wasser war immer noch so stark und ging zur Treppe.


    Die drittletzte Stufe hinab,


    die vorletzte Stufe hinab


    und bei der ersten Stufe hinab, bekam er von hinten einen Hieb auf den Hinterkopf und ging zu Boden.


    Der „Herr“ hatte ihn gehört und schlich ganz leise hinter ihm her.


    Jedes noch so kleine Geräusch in seinem Motel kannte er haargenau. Er wusste gleich, wo derjenige sich befand.

  • So, hier noch ein letztes für heute - weil ich so gut gelaunt bin. ;)
    Eins meiner gelungenen Kapitel :) viel Spaß :)
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    Es war ein Leichtes für ihn, ihn zu überwältigen. `Dieser junge Mann sieht einfach verdammt gut aus.´ dachte er sich. Seiner Spielgefährtin würde er sicher gefallen und malte sich schon aus, was er alles machen würde.


    Der „Herr“ lächelte und freute sich dermaßen. Er war erleichtert. So lange hatte er auf jemanden wie Ben gewartet.


    Die schwere Kindheit hatte an ihm äußerlich schwere Spuren hinterlassen:
    Weißhaarig, ein eingefallenes mit Falten überzogenes Gesicht, gezeichnet durch dunkle Ringe unter den Augen. Aber dennoch sehr gepflegt. Er schien höchstens 2 – 3 Jahre älter als Ben und wirkte äußerlich, wie ein Greis.
    Er sah in Ben sein Traumbild von Mann: Jung , groß braune Haare und Augen und attraktiv!
    Und jetzt? Was hatte er? Keine Frau. Wenn er welche ansprach, wandten sich die Frauen seines Alters ab. Nichts hatte er mehr. Alles verloren.


    Schwere Erinnerungen aus seiner Kindheit kamen zurück. Bilder tanzten vor seinen Augen.
    Eigentlich hätte er nur so von Mädchen und Frauen umschwärmt werden müssen, doch stattdessen war das Gegenteil passiert. Er wurde in der Schule ständig hin und her geschubst, gehänselt und gemobbt. Ohne jeglichen Grund.
    Einmal hatten einige Mitschüler ihn auf der Toilette aufgelauert, gepackt, geknebelt und an ein Rohr in einer Toilettenkabine gefesselt. Erst die Putzfrau fand ihn geschockt auf.
    Und dann, das Mädchen. Manuela. So bildhübsch war diese Frau. Seine Traumfrau. Und war doch so böse zu ihm. Hatte mitgemacht. Er war so enttäuscht und doch liebte er diese Frau. Er hätte sie auf Händen getragen.
    Irgendwann fing er an, sich zu wehren und schlug seinen Mitschüler Daniel krankenhausreif. Angezeigt wurde er aber dennoch nicht. Seinen Schülern war klar, dass auch er dann auspackte.
    Seit her ließen sie ihn in Ruhe. Sie bekamen Angst vor ihm. Er war ein anderer Mensch geworden und nannte sich der „Herr“.


    Das Motel gehörte seiner Mutter. Es war sehr schön hergerichtet, damals. Vor 20 Jahren. Es war das letzte Geschenk von ihr. Ein Erbstück.
    Er war 14 Jahre alt als seine geliebte Mutter tragisch verstarb. Sie wollte doch nur die Glühbirne wechseln. War von der Leiter gestürzt und fiel die Treppe hinunter. Alles voll Blut. Sie war sofort tot, wohl an den schwerwiegenden inneren Verletzungen und ein Genickbruch. Sein Vater kam abends nach Hause und fand den „Herr“ auf seiner Mutter liegend vor. Tot. Er gab ihm die Schuld. Sein Vater selbst war nicht viel besser als seine Mitschüler und ließ diese an ihm immer und immer wieder aus. Seine Frau war einfach alles für ihn. Der „Herr“ hätte so ein Verhältnis wie zu seiner Mutter seinem Vater nicht aufbringen können.
    Der Vater konnte den Anblick nicht mehr ertragen und verließ die Stadt und ließ SEINEN Sohn hier einfach alleine. Ihm war egal, was mit ihm geschah, aus ihm wurde. Das war ein sehr großer Schmerz für ihn, dass SEIN Vater, sein Fleisch und Blut, ihn mit Füßen trat, wie Dreck behandelte. Nein, das hatte er nicht verdient.
    Er hatte keine Hilfe und war auf sich selbst gestellt. Er war einfach nur allein und einsam und traurig. Er wollte hier in diesem Motel bleiben, das seine Mama, ihm geschenkt hatte. Bis zuletzt.



    Schon einige Wochen zuvor war er seiner „Frau“ aufgelauert wie ein Stalker. Manuela wollte zu einer Geburtstagsfeier und war nie angekommen. Als vermisst wurde sie gemeldet. Die Polizei tappte noch immer im Dunkeln. Und jetzt hatte er sie. Endlich.


    Wut stieg in ihm auf als er daran dachte, was sein Vater mit ihm alles gemacht hatte und sah diesen jungen Mann vor sich liegen. Er musste sich noch zusammenreisen und packte ihn huckepack auf den Rücken und brachte ihn in den Keller in eine Zelle. Wie seine „Frau“.


    Sie weinte und hoffte jeden Tag, jede Stunde, auf Hilfe. Auch diesmal wurde sie enttäuscht, als sich die Tür öffnete .Sie blinzelte leicht nach oben und sah, wie der „Herr“ rein kam und einen jungen Mann zu ihr in die Zelle brachte. Er war bewusstlos. Sie wusste nicht, was er mit ihr vorhatte. Und warum jetzt dieser Mann?


    „ …. Martin….Warum?“ „Schnauze. Bald. Bald, meine Liebe!“ und verließ ohne Weiteres oder genauer auf ihre Frage einzugehen den Raum.


    Als sich die Tür von außen schloss, eilte sie zu ihm. Ja, er war bewusstlos und sah seine Haare blutverschmiert. „Oh Gott! Was hat er nur gemacht? Was will er von dir? Von uns?“ Sie streichelte ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich hoffe, du kannst uns irgendwie hier heraus holen….“ Weinend zog sie sich in ihrer Ecke zusammen. Ihren Kopf auf ihre Knie gestützt und vergoss Träne über Träne.


    Niemand konnte ihm und ihr helfen und dem Kleinen oben im Zimmer müsste er sich noch etwas einfallen lassen. Dann kann er beginnen und sein ganzes Leid „ausschreien“. Er hatte sie. Er hatte ihn. Er hatte beide. Der richtige Zeitpunkt war gekommen.

  • „Nein, nein, nein. So geht das nicht. DAS geht so nicht!“ schrie er und lief nervös in seinem Zimmer auf und ab. „Ich muss das anders machen. Aber wie?“. Er überlegte. Immer und immer wieder hämmerte er seine Handfläche gegen seinen Kopf und schüttelte sich. „Der Verdacht darf nicht auf mich fallen. Der Kleine scheint mir zu intelligent. Ich muss das anders machen – auch wenn ich noch warten muss.“ Seine Augen hielt er geschlossen. Jetzt streichelte er über die Schläfe und auf einmal blieb er stehen. Ein Geistesblitz durchrang seine Gedanken. „Ja. So mach ich das.“ Bösartig lachte Martin auf. ´Der junge Mann musste alleine sein.´


    Er musste schleunigst wieder kehrt machen, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Wer weiß, wie lange der oben noch schlief?


    Manuela konnte dem Geschehen nicht ganz folgen und war völlig perplex als Martin den noch immer bewusstlosen Mann wieder huckepack nahm. Er ging ganz leise in ein Zimmer, das ein paar Türen entfernt von Semir und Bens lag . Zur Sicherheit spickte er kurz hinein. „Ah. Gut. Schlaf du nur.“ Und grinste wieder hämisch. Semir schien wohl noch immer tief und fest zu schlafen. So konnte er in aller Ruhe alles machen.



    Ganz sanft lag er Ben auf das Bett, saß einfach nur so daneben und beobachte den jungen Mann.
    Ein leises Stöhnen ertönte aus seinem Mund. „..Argh… w…was…. Wo bin ich… was ist passiert…?“
    „Sehen Sie, diese alte Lampe ist heruntergefallen und muss sie wohl getroffen haben. Ich hatte ein Poltern gehört und bin sofort zu Ihnen geeilt. Was wollten Sie denn?“
    „Ich…äh… ich hatte Durst und da wollte ich mir die Beine vertreten und mir etwas holen!“ Mit dem was er gesehen hatte, war das auch kein Wunder. Nicht mehr lange und hier würde sowieso alles in Trümmern liegen.
    Nur hatte er keinerlei Erinnerung, was sich wirklich abgespielt hatte.


    Ben versuchte, sich langsam aufzurichten. Ein leichter Drehschwindel überkam ihn und ließ sich wieder zurück aufs Bett fallen. Übelkeit stieg in ihm auf und würgte. Er stöhnte wieder, fasste sich an seinen Hinterkopf und bemerkte, dass seine Hand leicht feucht wurde. „Na super!“ sagte er zu sich und hatte ziemlich starke Kopfschmerzen bekommen. ´Bestimmt ne Gehirnerschütterung, so wie sich das anfühlt.´ Er hielt kurz inne. Öffnete langsam wieder seine Augen und schaute sich dieses Zimmer an. Auch dieses war sehr gepflegt – von innen.


    „Hier, trinken Sie.“ Wurde Ben aus seinen Gedanken gerissen. „Und hier, für Ihre Kopfschmerzen. Bleiben Sie noch etwas liegen. Ich mache Ihnen beide eine kleine Stärkung für die Fahrt.“
    „Oh! Mist! Wir müssen ja schleunigst weg! Stimmt. …. Ach, darf ich Sie etwas fragen?“
    „Natürlich. Fragen Sie nur!“
    „Ich will Ihnen ja nicht zu Nahe treten. Aber wie kommt das, dass hier in den Räumen alles so gepflegt und draußen so aussieht, als würde jeden Moment die Decke herunterfallen?“
    „…Ähm… ‚also ich wollte sanieren und auf einmal gab mir die Bank den Kredit nicht mehr. Da hatte ich mit den Arbeiten schon begonnen. Und solange ich das nötige Kleingeld nicht habe, wird es hier auch nicht anders aussehen…..!“ kam von ihm und ging. Das stimmte schon, wenn er das nötige Geld hätte, hätte er hier schon lange renoviert. Somit musste er noch nicht einmal lügen.



    Während Ben wieder seine Augen schloss, machte der „Herr“ einen kurzen Halt in dem Zimmer von Semir und Ben und wollte sehen, was er über diesen Ben Jäger alles herausfinden konnte.


    ´Er hat so schön ausgesehen, beim Schlafen. Ob man träumt, wenn man bewusstlos ist? Oder ist man da schon halb im Jenseits?´ überlegte er.


    Der „Herr“ war der Meinung, so viel Zeit noch zu haben. ´Bislang hat alles so gut funktioniert, dann werde ich auch die letzte kleine Sache auch noch überstehen können.`


    Er stand vor der Tür. Leise und langsam den Türknauf hinunter gedrückt und betrat den Raum.


    Da lag er. Tief und fest schlummerte er vor sich hin. `Träum nur gut. Wenn du nur wüsstest…´
    Er machte sich an die Arbeit. `Auf dem Nachttisch liegt nichts. Hmmmm, in der Tasche? …. Da. Der Geldbeutel. … na dann zeig mir mal, wer du bist!´ dachte er sich und lachte wieder vor sich hin.


    ´Du bist wohl kein Kind von Traurigkeit! Pah, Sohn eines Millionärs. Eines Mulit-Millionärs. Na da könnte sich doch auch noch was machen lassen!?


    Wen haben wir denn da? Deine Schwester? Julia? Hübsches Ding, aber für mich uninteressant.


    Oh, du bist n Autobahnbulle in Köln? Naja, davor lass ich mich nicht einschüchtern.´


    So tief in seinen Gedanken versunken der „Herr“ war, bekam er gar nicht mit, dass sich Semir bewegte.


    „…..hmmm…Ben? Nicht schon wieder……!“ flüsterte Semir vor sich hin.


    Erschrocken und starr bewegte er sich nicht. ´Mist! Was jetzt?´


    Semir drehte sich auf die andere Seite. ´Puh, nochmal Glück gehabt. Beeil dich und schnell raus…!´ ermahnte er sich. ´Oh, was ist denn das? ´ Er fand unzählige Bilder von Ben und diesem kleinen Türken.


    ´Ihr beide scheint wohl auch privat viel miteinander zu tun zu haben. Seid wohl ziemlich gut miteinander befreundet. Der könnte mir gefährlich werden!´ und warf auf den noch immer schlafenden Mann einen Blick zu.


    Er hörte auf zu atmen. Seine Kinnlade bis nach unten offen. Sein Herz fiel nach unten. Schlug ihm bis zum Hals. Versteinert blieb er stehen.


    Semir schaute ihn mit offenen Augen an.

  • ´War er jetzt wirklich hier im Raum? Spinn ich?.... nein… das ist Blödsinn…Das kann nicht sein….! Oder doch? Kann das sein?’ so viele Gedanken durchströmten sein Gehirn. Energisch rieb er sich über Gesicht und Augen. Sah noch einmal hin.
    Tatsächlich. Er stand bei ihm im Raum. Wie angewurzelt. ´Was mach ich jetzt? Schnell, ich brauche eine Idee!´ Semir sprang erschrocken aus dem Bett war plötzlich hell wach.
    „….ähm…. was…. tun ….Sie ….hier?“ stotterte er. „Können Sie nicht anklopfen? Ben, komm mal her!“ er war ziemlich wütend geworden und wollte ihn schon zur Tür befördern.
    Der „Herr“ wusste keine Worte „Ihr…ich…! Ich wollte Ihnen eine kleine Notiz da lassen.“ fand er schließlich den Faden wieder. „Ihr Freund hatte einen kleinen Unfall und liegt ein paar Zimmer weiter! Entschuldigen Sie bitte! Ich wollte Sie nicht wecken!“


    Wie ein Wind stürmte er mit diesen Worten aus dem Zimmer in Richtung Küche.


    ´Wie konnte das passieren? So leichtsinnig, du Vollidiot. Das war knapp. Aber die Aussage war ziemlich gut.´ lobte er sich.´Obwohl, stimmen tut´s ja!´


    ´Wie? Wo?´schoss es ihm geschockt durch den Kopf. Was hatte er da eben gerade gehört? Ben, ein Unfall? Er war erschüttert über diese Aussage. Konnte er dem Gesagten Glauben schenken?
    Er vergewisserte sich und schaute schnell unter der Dusche nach. Nichts. Auf dem Nachttisch, ob eine Notiz da lag. Nichts! `Vielleicht war er so geschockt und kam nicht mehr dazu!?´dachte er zeitgleich. „Oh Gott, BEN!“ und stürmte ebenfalls die offene Tür hinaus.


    „Was zum Teu…!?“ weiter kam er nicht. Er brach abrupt ab. Auch ihn erschütterte der Anblick, der sich ihm bot. Das konnte er nicht glauben. Wie Tag und Nacht – nur noch viel schlimmer. So krass war der Unterschied.


    „Semir! Ein paar Zimmer nebenan!“ hörte er rufen. Er eilte zu ihm. „Was…. Wie… wie geht das! Hier so, da so!?“ er schaute energisch hin und her, zeigte immer wieder geschockt nach draußen. „… und warum liegst du hier? Was ist passiert? Ach du Scheiße! Du blutest!“ „Halb so wild. Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen und hab mit der Lampe da Bekanntschaft gemacht. Aber der nette Hotelier hat mich gut versorgt und macht uns sogar ´ne Kleinigkeit zu Essen für die Fahrt.“ „Stimmt, wie spät ist es?“ Seine Handy-Uhr zeigte 7:58 Uhr. Aller höchste Eisenbahn. „Wir müssen los!“.



    Just in dem Moment kam der „Herr“ herein und brachte 2 belegte Brötchen, etwas Obst mit 2 Wasserflaschen. „Hier, bitte. Zur Stärkung. Und hier, für Ihre Kopfschmerzen.“ Er gab Ben noch 2 Schmerztabletten mit auf dem Weg. „Vielen Dank!“ kam es von beiden. Der „Herr“ zog sich zurück.


    In Semir machte sich bisschen das schlechte Gewissen breit. Sollte er sich bei ihm entschuldigen? Ihm selbst war das sehr unangenehm. Aber er hatte ihn in seiner Privatsphäre verletzt und sah sich bedroht. Also beließ er es. Tat er ihm Unrecht?


    So gastfreundlich er auch war, dennoch so seltsam. Er traute diesem Mann nicht über den Weg. Wusste nicht warum. „Auf, Ben. Wir gehen! Sonst….“ sagte er bestimmend. „Ja, ja…“


    „Geht’s?“ kam besorgt von Semir. „Ja, Semir. Meine Beine sind noch dran!“
    Ja, der Über-Vater kam wieder in ihm durch. Auch wenn es ihn nervte, war er doch froh, dass er Hilfe bekam.
    „Wie wäre es, wenn du schon mal mit dem Proviant ins Auto gehst und ich die Taschen hole?“ Dies ließ sich Ben kein zweites Mal sagen und ging langsam über das ganze Getümmel, darauf bedacht, nicht zu stolpern. Auch sein Kopf schmerzte doch schon sehr.



    Semir lief schnell nach nebenan und holte die Taschen als der „Herr“ plötzlich hinter ihm stand. Ihm wäre beinahe das Herz in die Hose gerutscht, so erschrocken hatte er sich.


    „Ich bekomm noch 30 € von Ihnen. Ihr Freund sitzt ja schon im Auto.“ „Ja. Hier, bitte.“ und legte seine Geldbörse auf den Nachttisch. „Sagen Sie ihm noch gute Besserung und Ihnen eine gute Fahrt.“ „Ja, ja“ kam nur von ihm, während sich der „Herr“ wieder von dannen machte.


    ´Muss der mich so erschrecken? Hat ihm das vorhin noch nicht gereicht? Mann. Das macht man doch nicht. Wie, wenn ich das Ben erzählen würd. Das war doch nur Heuchelei.. ..tz.tz..´dachte er sich und ging mit den Taschen zu Ben.


    Und wieder fragte er sich, ob er ihm in Unrecht tat! Er war stets zuvorkommend und sehr höflich. Es gab keinen Grund! Sein Kopf spielte sehr verrückt.



    „Ach, Mist. Ich hab was vergessen, Ben. Meine Geldbörse hab ich wohl noch auf dem Nachttisch liegen lassen, als ich gezahlt habe. Ich bin gleich wieder hier.“ Und somit musste er zurück in die Ruine.


    Ben drehte die Musik etwas leiser. Einfach nur die Augen zu machen und zu lassen. Ausruhen. Erholen. Seine Kopfschmerzen waren doch unerträglich. ´Und das von einer Lampe!´



    „Ach, da bist du ja.“ Semir nahm sie und steckte sie sofort in die Hosentasche. Irgendetwas zog ihn in das Zimmer, in dem Ben lag und das ließ er sich nicht nehmen, nochmal hineinzugehen.


    Tatsächlich lag da eine Lampe. Er besah sie sich etwas genauer – HALT! ´Wo ist das Blut?´ völlig aufgelöst stürmte er hinaus und beeilte sich hektisch durch das Chaos die Treppe hinunter. Gleichzeitig sah er nach oben und stockte. ´Niemals kann da eine Lampe gehangen haben! Was geht hier vor?´


    Er wollte einfach nur noch raus hier. Er musste weg. SIE mussten weg. Sein Bauchgefühl. Der Magen zog sich zusammen. Schreckhaft wurde er.


    „Puh. Endlich die Tür!“ Irgendwas. Er wusste nicht, warum. Er blickte nochmals hinter seiner Linken zurück. Da war etwas im Gange. Etwas Böses. Irgendwas. Sein Blick stierte auf etwas, woraufhin er sich voller Entsetzen umdrehte und beinahe die Außentreppe herunter stolperte.


    Ja, er hatte Angst. ´Das ergab doch keinen Sinn!?´


    Ben war das nicht entgangen und war über Semirs Verhalten derart überrascht, ihn so aufgelöst und aufgebracht zu sehen. So nervös.
    „Semir! Was ist?“ „… Ach nichts! In der Ruine kann man doch nur stolpern, mit dem, was da alles herumlag und kaputt das alles ist. Oder?“


    Er wollte ihn nicht beunruhigen. Ihm nicht von seinem Bauchgefühl berichten. ´Nochmal tief durchatmen. Vielleicht hilft Bens Fluom´ ihn körperlich und pysisch wieder etwas ruhiger zu werden zu lassen. Sein Herzschlag war noch immer deutlich erhöht.


    Er startete den Wagen und sauste davon.


    Noch immer prasselte der Regen herab. Man konnte schon blaue Stellen hinter den dunklen Wolken hervor spicken sehen.



    Der „Herr“ besah sich das ganze Szenario aus dem Fenster. Das Verhalten des Kleinen diesbezüglich interessierte ihn keines Wegs. Nur der junge Mann.


    „Bald, mein Lieber. Bald.“ Grinste er hämisch und ging hinunter in den Keller zu "seiner Frau“.


    Er brauche etwas Liebe.

  • "Was ist? Du bist so ruhig! Oder bist du jetzt derjenige, der einen Geist gesehen hat?“ musste der Dunkelhaarige einfach fragen, als er immer wieder einen Blick auf den Fahrer warf.


    „Nein! Ich hab mich nur gerade gefragt, wie so ein Mensch in so einer Ruine hausen und sein Leben so aufs Spiel setzen kann! Das Gebäude sieht aus, als würde es jeden Moment zusammen fallen. Und noch dazu ist er alleine! Ohne Frau!“ gab der Ältere zu Bedenken und versuchte, sich weiter auf den Verkehr zu konzentrieren.


    Ben berichtete ihm von dem Gespräch, das er mit dem „Herrn“ führte.
    „Aha! Und ? Hat der „Herr“ auch einen Namen genannt? Oder sonst irgendwas erzählt? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, dass er sich in irgendeiner Art vorgestellt hat! Wir waren doch bestimmt die ersten Gäste, seit langem.“
    „Nein.“
    „Kam dir der Mann nicht irgendwie sonderbar vor?“
    „Ach, was. Semir. Nein. Was du dir wieder einbildest! Kann ja auch sein, dass er schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat und deshalb nicht sofort alles von sich preisgeben will. Solls auch geben. Ist doch nichts Ungewöhnliches!? Hättest ihn einfach selbst gefragt!“
    „Ja, hast wohl Recht!“ und ließ Ben im Glauben, das Thema wäre vom Tisch und hatte seine Hände fest um das Lenkrad geschlossen.


    Seine seltsame Beobachtung vor einigen Stunden hatte er immernoch im Hinterkopf behalten und ließ ihn auch nicht los. Der Mann konnte ihm, Semir Gerkhan, nichts vormachen. Der hatte Dreck am Stecken und sobald sie wieder zurück in Köln sind, nahm er sich vor, Nachforschungen anzustellen. `Warum verschwand er mit einem blutigen Vierkantholz in einen der noch bestehenden Nebenräume? Das war mit Sicherheit Bens Blut.´ Nur ergab das für ihn alles keinen Sinn!


    Ohne weitere Verzögerungen hatten sie es geschafft, wirklich pünktlich in Berlin anzukommen und am Kurs teilzunehmen.



    ***



    Kilometer weiter südöstlich der Landkarte nahm das Grauen seinen Lauf.


    Martin war bereit. Noch ein letzter Strich über die Haare und ein letzter Blick in den Spiegel.
    Es war perfekt.
    Er war perfekt.
    „Viel Spaß!“ wünschte er sich selbst.


    Er nahm die als bereitgestellten Utensilien, einen Eimer mit warmem Wasser, einen Schwamm, eine Haarbürste und Strickseile. Es konnte losgehen und sich seine lang ersehnte Zuneigung und Liebe holen.


    Der Schlüssel drehte sich nach links. Die eiserne Stahltür öffnete sich. Schritt für Schritt betrat er den Raum und näherte sich seinem Opfer.
    Manuela starrte ihn geschockt und mit großen Augen an. Ihr Herz begann schneller schlagen. Ihre Angst wuchs um Sekunde an, weil sie nicht wusste, was kam.
    `Was kam jetzt? Was soll das? Was hat er damit vor?´


    „Entkleide dich!“


    ´Bitte was?´ Was hatte sie da gerade gehört – entkleiden? ´Das war doch nicht sein Ernst!´ Ihre Kehle schnürte sich zu als sie das irre Leuchten in seinen Augen aufblitzen sah. Er meinte das wirklich ernst.
    Kalter Schweiß trat aus all ihren Poren. Immer noch geschockt von diesen Worten.


    „Ja,wird’s bald? Oder soll ich dir helfen?“ kam gereizt von ihm und wollte auf sie los und unterdrückte die aufkommende Lust.


    „Nein!“ sagte sie leise mit zittriger Stimme.


    Wie durch einen Schleier, völlig geschockt und taub begann sie, sich ganz langsam zu entkleiden. ´Das war doch jetzt nicht wahr!?Ich bin in einem Alptraum! Kann mich jemand wecken?´


    Welch eine Blöße sie sich geben lassen musste. Sie war beschämt. Wollte so nicht gesehen werden. So groß war der Pein. Mit ihrem linken Arm über ihre Brust verschränkt und die rechte Hand vor die Genitalie, versuchte sie, so gut es ging, ihre ganze Nacktheit zu verstecken. Doch vergebens. Ihren Kopf zur Seite hängend konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.


    Martin hatte das ganze sehr erregt mit angesehen. Er konnte nicht mehr warten, dich er musste, denn sie musste noch zu Recht gemacht werden. Gierig eilte er zu ihr, nahm ihren rechten Arm und band die Hand an das Gitter der Zelle. ´Wie schön zart sie doch ist!´ dachte er sich, als er die Hand anband. Er ging zur linken Seite. ´Und diese erst!´ nahm sie und strich ihm mit ihrer Hand über seine Brust und Oberkörper. Welch eine Lust überkam ihn. Und dann band er auch diese fest. Mit den Füßen tat er es gleich.


    „Nein“ ein Flüstern kam aus ihrem Mund und zerrte an den Seilen.


    Dann nahm er den Schwamm und begann, sie gründlich zu waschen. Wenn er was nicht leiden konnte, dann war es jeglichen Hautkontakt mit Schmutz, egal in welcher Form. In seinen Augen war das einfach wider.
    Immer wieder beobachtete er sie dabei.


    Zu guter Letzt, bürstete er ihre Haare.


    Jetzt war sie perfekt. Er betrachte sein Werk und war begeistert.


    Manuela hielt den Atem an. Das konnte sie nicht ertragen. Sie konnte aber auch NICHTS dagegen tun.


    Er ließ seine Hose nieder und begann, sie zu sanft streicheln. Ekel überkam sie. ´Nur nicht brechen´ ermahnte sie sich. Sie zitterte am ganzen Leib. Martin legte sich auf sie. „Du bist so wunderschön.“ Sein Körper schmiegte sich an ihren. Völlig erregt, liebkoste er sie.


    Immer und immer wieder drang er in sie ein. Zu fest. Zu tief. Seine ganze Lust ließ er heraus.


    ER war das Alpha und das Omega.


    Der „Herr“.


    Diese Macht machte ihn unberechenbar und genoss es in vollen Zügen. Sein Höhepunkt war gekommen.


    Sie wollte schreien, doch sie war stumm. Sie wollte wegrennen, doch sie war gelähmt.
    Sie betete nach Erlösung.



    Auf einmal hörte er auf. Er hörte einfach auf.


    Er starrte sie hasserfüllt an. Die rechte Hand hob sich. Kam ihr immer näher. Die Stille wurde urplötzlich von einem lauten Knall unterbrochen. Er traf ihre Wange. Voller Entsetzen schrie sie auf und merkte, wie heiß sie wurde. Sie wollte ihre darauf legen, doch sie war gefesselt. Hilflos.



    ´Was machst du da?´fragte diese Stimme. ´Hör auf! Sieh sie dir an! So wunderschön! UND du schlägst SIE? Hör sofort auf. SOFORT! LASS SIE SOFORT LOS!´schrie die Stimme. „NEIN!“ der „Herr“ schrie ebenfalls wütend.


    Manuela zuckte zusammen. ´Mit wem sprach er da? ihre Augen suchten wild den kalten Keller ab. Niemand. Außer sie beide.


    "NEIN! SIE WIRD BÜßEN, FÜR DAS, WAS SIE MIR ANGETAN HAT!" schrie er.


    ´NEIN. DU LÄSST SIE JETZT LOS! UND KOMMST MIT. ICH HAB EIN ERNSTES WORT MIT DIR ZU REDEN. AUF DER STELLE! …..VERSCHWINDE……. GEH.´


    „Jawohl!“ gehorchte er und ließ von ihr ab. Er löste die Strickseile und verließ mit den ganzen Utensilien ohne Weiteres den Raum.


    Zurück blieb eine völlig verstörte und zutiefst geschockte junge Frau.
    'Was war das? Wer ist er?´


    Bittere Tränen liefen aus den Augen. Apathisch lag sie da. Auf dem kalten, steinigen Boden. ´War das ein Traum?´ Sie konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Sie war nackt, gepeinigt. Körperlich lebte sie, aber ihr tiefstes Inneres wurde soeben herausgerissen. Die Seele geraubt. Blut lief aus ihrer Genitalie, doch das nahm sie nicht wahr.
    Sie krümmte sich zusammen und weinte. Hatte keine Kraft, war unfähig, sich zu bewegen, war noch immer gelähmt. Ihr Atem ging stoßweise. Gänsehaut bildete sich am ganzen Körper und sie bebte. Die flehte, abzudriften. …. egal wie…..




    Der „Herr“ schlug sich gegen den Kopf!


    ´Was zum Teufel ist in dich gefahren?´


    „…ich…“ ´


    ´DAS machst du NIE WIEDER! Sonst… du weißt, was dir blüht, wenn du dich mir widersetzt! Willst du das?´


    „Nein!“ kam es leise.


    ´Ich hab es nicht gehört! SAG ES! Lauter!´befahl die kleine mächtige Stimme.


    „NEIN!“ schrie er.


    ´Gut. Brav. Dann weißt du, was du jetzt zu tun hast und dann bring den jungen Mann zu mir. Konzentriere dich NUR auf ihn. ICH WILL IHN. MEINE Sehnsucht muss gestillt werden!´

  • Martin öffnete die Stahltür erneut. Noch immer lag sie unbekleidet und zusammengekrümmt auf dem kalten Boden. Ihre Augen waren geschlossen, aber man konnte erahnen, dass sie geweint hatte.


    „Manuela, mein Schatz!“ und eilte besorgt zu ihr. Er berührte sie und wollte sie umarmen. „…NEIN…… bitte….nicht!“ flehte Manuela panisch und versuchte, sich aus ihre Starre zu lösen, dabei schlug sie um sich. „Zieh´dir doch was an. Du bist ganz kalt!“


    In ihr vermischte sich Verzweiflung mit purer Angst und Panik, dass sie es noch einmal über sich ergehen lassen musste. Es gelang ihr nicht.


    „Es tut mir leid! Ich weiß, dass ich das nicht darf….! Er wird sonst böse… Es tut mir leid!“ wiederholte er für sie verwirrend.


    Immer wieder versuchte sie, sich wegzudrehen, sich aus der Umarmung zu befreien.


    „…. Martin…. Bitte. …..Bitte lass mich gehen!“


    Er bewegte sich nicht, dabei wurde seine Mimik immer düsterer. Er warf sie auf den steinigen Boden zurück, stand auf und brauste sich vor ihr auf. „NEIN! DU BIST MEIN!“ schrie er wütend und verließ nun endgültig den Raum. Vorerst.




    ***




    Er hoffte, der kleine Mann hatte seine Gedanken ihretwegen nicht gehört. Sonst könnte er sich auf etwas gefasst machen.


    ´Immer funkt er mir dazwischen. Was fand er an diesem Weib nur? Ich will sie leiden sehen, so richtig. Um ihren Tod soll sie betteln. Das Miststück. JA. Und du da oben!? Dich bring ich schon noch dazu, dass du es mir erlaubst. Erlauben… Pah. … dass ich nicht lache! Ab sofort änder ICH die Regeln. Deine Regeln zu MEINEN.´ ihm war ganz mulmig zu Mute, sich ihm so zur Wehr zu setzen.


    Bislang hatte der kleine Mitbewohner sich noch in keinster Weise dazu geäußert. Es interessierte ihn, welche Gedankengänge Martin verfolgte und hielt sich zurück, was Martin nur noch rasender machte.


    `Gleiches Recht für alle! Also. Nur wie bringe ich ihn dazu?´er hatte große Angst, sich im zu widersetzen und musste daran denken, was er für schreckliche Dinge für ihn machen sollte, die er nicht wollte, wenn er nicht gehorchte.


    „Nein, ich bin der „Herr“ und kein Sklave. VERSTEHST DU DAS? ICH führe die ganzen Tätigkeiten aus, NICHT DU. Du kannst nichts – außer mich irre machen. Aber das hört jetzt auf. Hörst du? Hörst du, du da oben?“ schrie er wutentbrannt und zeigte mit dem Finger an den Kopf.


    „Hör du mir jetzt mal genau zu: Du willst diesen Kerl! Ich will diese Frau! Beide sollen leiden. Zusammen hätten wir das größte Vergnügen! Also, was sagst du?“


    Immernoch herrschte völlige Stille in seinem Kopf. Ihm wurde anders, beinah schlecht. Hatte er es übertrieben? Mit was müsste er nun büßen?


    Noch nie hatte er gegen ihn auch nur ein einziges Wort gesagt. Doch er wollte diese Frau. Das war es ihm wert.


    Erneut startete er einen Versuch. „Du darfst mit ihm alles machen. Ich mach alles, was du willst, mit ihm. Aber lass mir diese Frau! ….. was sagst du…..?“ und wiederholte die Frage.


    Nichts.


    Er musste schlucken, so trocken war seine Kehle. Er getraute sich kein weiteres Mal danach zu fragen. Er hatte wieder verloren. Noch nicht mal ein einziges Wort dazu gesagt.


    Ein leises Flüstern erklang in seinem Kopf und seine Mimik ging erst in Schrecken und Entsetzen, dann in ein diabolisches Grinsen über. Erleichterung machte sich in ihm breit und atmete diese tief aus und verschwand.

  • Bei ihrer Ankunft waren Ben und Semir herzlichst empfangen worden. Man hatte schon auf sie gewartet. Frau Krüger hatte wohl gut vorgesorgt und die Leute in Berlin vorgewarnt, dass vor allem Ben es mit der Pünktlichkeit nicht ganz so korrekt nahm.


    Die Hälfte des Seminares hatten sie bereits bewältigt. Mit Semir und Ben waren es noch 12 weitere Personen, die wohl, wie die beiden, die Autos gern zu Totalschaden fuhren.


    Sie mussten jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen, Frühsport machen, duschen, dann ein kleines Frühstück und um 8 Uhr war dann der erste Unterricht bis um 14 Uhr. Dann gab es Mittagessen und je 1 Stunde Freizeit. Danach war ab 16 Uhr bis 19 Uhr nochmals der zweite Unterricht.


    Ben hatte so seine Schwierigkeiten und wenn Semir nicht wäre, wäre er jeden Tag zu spät. Semir konnte sich fast vor Lachen nicht mehr halten. Aber auch er wollte keinen auf den Deckel. Hier galten andere Regeln und haben ihre eigenen Verfahren fürs Zuspätkommen.


    „Mann! Schon wieder so ein blöder, langweiliger Tag! Dass die Krüger uns dahin geschickt hat… Das ist nicht mehr auszuhalten!“ kam es sichtlich genervt von Ben. Auch Semir gefiel das Ganze nicht. Das war echt wie eine Fahrschule. „Ich kenn´den ganzen Mist doch schon!“


    „Ja, ich auch. Aber die Krüger will halt, dass wir uns an die Regeln halten!“ „Und dann sollen wir die Bösen Buben auf der Autobahn mit 120 km/h jagen? Das kann die dann schön selbst machen…“


    „Nur noch 2 Tage und am Sonntag geht’s nach Hause und Montag sind wir wieder auf der Past.“
    „Gott sei Dank auch. Das wird höchste Zeit. Ich will meinen Mercedes wieder schrotten – hab schon Entzugserscheinungen.“ Kam von Ben und dachte an das Gesicht von Kim Krüger, wenn sie das wüsste.
    „Ich auch. Aber ich hab ja Andrea nur so besänftigen können, weil ich ihr gleich im Anschluss Urlaub versprochen hab. Das heißt dann erstmal 12 Tage ohne mich. Andrea hat auch schon den Urlaub für mich bei der Krüger eingereicht und ich solll erst gar nicht am Montag antanzen. Sie hat sich auch schon sehr damit befasst.“ „Und wo solls hingehen?“ „Nach Dubai. Für sie ist das perfekt: Städtetrip mit Strandurlaub.“ „Ja, Mensch. Freu dich doch. Du hast doch auch schließlich Familie und die Arbeit schaff ich schon die paar Tage ohne dich. Ich lass dir was übrig. Nur keine Angst.“ „Ja, ja.“


    Semir hatte schon gar nicht mehr an das Motel gedacht. So viele Informationen hatte er wieder neu erlernen und neu aufnehmen müssen.


    Die letzten beiden Tage versuchten beide, so gut es ging durchzuhalten.


    Der erlösende Sonntag brach an. Die beiden Kommissare gingen mit gepackten Taschen Richtung Ausgang.


    „Werte Kollegen. Ich hoffe auf kein baldiges Wiedersehen und dass sie das Seminar als neue Chance betrachten werden. Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise und grüßen Sie mir Frau Krüger ganz lieb.“ sagte Herr Bauer, der Leiter, freundlich.


    Und so machten sie sich wieder zurück nach Köln. Diesmal blieben sie direkt auf der A4 und wollten nicht vom Weg abkommen, dachte sich Ben, der wieder fuhr. Sie drehten die Musik lauter und sangen mit.


    Semir hatte die Augen geschlossen.
    Dass er dann Urlaub hatte, war gut. Ben gönnte ihm das. Außerdem wollte er ihm seine Gedanken nicht mitteilen. Er dachte an das Motel. `Ob es noch steht?`fragte er sich.


    ***


    Zur selben Zeit im Motel lief Martin unruhig auf und ab in seinem Zimmer. Er hatte nur einen Gedanken. Er wollte diesen Ben. Musste ihn zu sich holen.
    Ob sie schon wieder zurück und in Köln sind? Wie sollte er das herausfinden?
    Er erinnerte sich, was er in dessen Geldbeutel fand. Er arbeitete bei der Autobahnpolizei in Köln. Er musste dort anrufen.


    Er schrieb sich die Nr. der Autobahnpolizei heraus und überlegte. ´Soll ich oder soll ich nicht? So erfährst du nie, ob er zurück ist!´ Er prüfte sein Handy. Ja, es war ein Prepaid-Handy.
    Unsicher wählte er die Nr.
    Es läutete. Tut, tut, tut, tut. „Au…“
    Aufgelegt. Er war zu nervös.
    ´Du Feigling! Traust dich nicht? Auf! Los! Nochmal!´ sagte diese Stimme in seinem Kopf zu ihm. ´Jetzt ruf verdammt nochmal an!´ ertönte die Stimme wieder.


    „Jetzt lass mich doch mal in Ruhe! Du machst mich noch ganz kirre. Hör´endlich auf damit! Sonst kannst du zusehen, wie du diesen Kerl bekommst!“ schrie er und lief immernoch auf und ab.


    Er konnte es einfach nicht leiden, wenn er von ihm ständig bevormundet wurde. Ihm immer sagte, was er tun sollte.


    Aber der kleine Freund im Kopf ließ ihn jetzt einfach mal machen. Er wollte ihn nicht noch mehr verärgern.
    Martin hatte Recht. Ohne ihn hatte er keine Chance. Bislang tat er die ihm gestellten Aufgaben stets zu seiner größten Zufriedenheit.


    Erneut wählte er die Nr.
    Es läutete wieder.
    Tut. Tut. Tut.
    Und diesmal legte er nicht auf.
    „Guten Morgen. Autobahnpolizei Köln. Susanne König am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“
    „…ähm…. Nun ja……. Ähm…“ stotterte er und bekam kein richtiges Wort zustande. „Ganz ruhig.“ versuchte sie ihn zu beruhigen. „Ganz langsam und versuchen Sie es von Vorne! Was kann ich für Sie tun?“ „… Bei… Ihnen…. arbeitet… ein… Ben…Jäger!? …Ist….er… denn…. zu….. sprechen…?“ „Nein, leider nicht. Er kommt erst am Montag von einem Seminar zurück. Kann ich ihm etwas ausrichten?“ „ Und… sein Kollege?“ „Sein Kollege Semir Gerkhan ist mit ihm auf dem Seminar und dann in Urlaub!“ gab die nette Dame ihm zur Kenntnis. „…Nein… danke. ….Ich….melde…..mich….dann…nochmal…!“ und legte auf.


    Susanne war irritiert. Ob Susanne Ben oder Semir davon berichten sollte? In seiner Stimme klang Angst. „Hmmm!“ murmelte sie, machte eine kurze Notiz und fuhr mit ihrer Arbeit fort.


    ´Super, du Genie.´lobte ihn sein kleiner Freund im Kopf.
    „Am Montag also. Was haben wir heute? Freitag? Gut. Das ist gut. Dann kann es endlich losgehen. Bald bin ich am Ziel! Jetzt heißt es – warten. Und dieser Türke ist im Urlaub. Das kommt mir sehr gelegen!“ sagte er und lachte teuflisch auf.


    Martin hatte alle Informationen beisammen, die er brauchte. Er ging an den Schrank und holte eine kleine Schatulle hervor und bereitete alles vor. Zuletzt hielt er ein kleines Fläschchen in der Hand und grinste diabolisch.


    `Ich hoffe für dich, du weißt, was du da tust!` fragte die kleine Stimme sicherheitshalber.


    Martin nickte leicht und nahm die wichtigen Utensilien und ging. Es konnte beginnen.

  • Das Wetter schien es diesmal gut mit ihnen zu meinen. Es wurde der Jahreszeit entsprechend kühler und der Wind wehte. Vereinzeln wirbelten sogar einige Schneeflocken durch die Luft.


    Mittlerweile war Semir wieder wach geworden und bemerkte Bens nachdenkliche Gesichtsausdrücke. Er zog seine Augenbraue leicht nach oben. ´Hmmmm….. ob wir wohl an diesem Motel wieder vorbeifahren?´überlegte auch er. Aber er wollte diese Gedanken an das Motel lieber für sich behalten. Die Beobachtung schlich zurück und durch den Gedanken, dass das womöglich Bens Blut gewesen sein konnte, begann er zu zittern.
    „Semir? Was ist los mit dir? Du zitterst! Ist dir nicht gut? Bist du krank?“ kam besorgt von dem jüngeren Polizisten. „Wird Zeit, dass wir wieder nach Hause kommen!“
    „Ähm… keine Ahnung. Aber so schnell haut mich wohl nichts um. Ja, meine Familie wartet sicher schon.“ Er freute sich, seine Andrea und seine Töchter Ayda und Lily wieder zu sehen.


    Ben musste grinsen. Andrea bat ihn, dass er fahren und direkt auf die PASt kommen sollte. Sie würde dort mit den Kindern auf ihn warten und wollte von da direkt weiter zum Flughafen fahren.
    ´Ja, Semir musste man immer die Pistole direkt auf die Brust setzen, dass er, diesbezüglich, in die Gänge kommt.´ urteilte er. ´Andrea freut sich schon so sehr auf den gemeinsamen Urlaub. Ihre Augen strahlten bestimmt.´ und lächelte vor sich hin, als er ihr glückliches Gesicht vor Augen dachte.


    Nur noch einige Kilometer und sie waren wieder in ihrer Heimat. Wie sie sie doch vermisst haben. Ihr gutes, altes Köln.


    „Ben, warum bist du denn nicht abgebogen? Ich wohne in der anderen Richtung!“ „Wir müssen erst noch wo vorbei.“ gab der Braunhaarige zu und grinste. Semir war nicht dumm, noch dazu ein guter Polizist. Er kannte den Weg nur zu gut. Jeden Morgen fuhr er ihn.


    Das Auto von Semir wurde auf seinem Parkplatz der PASt abgestellt. Die halbe Mannschaft wartete draußen. Die beiden stiegen zusammen aus und passierten langsam hinüber zu ihren Kollegen.


    „Papa!“ riefen Ayda und Lilly und stürmten auf ihn los. „Hallo, meine Süßen!“ gab ihnen einen Kuss und nahm Lilly in den Arm. Ayda rann weiter zu ihren Ben. „Benben!“ „Hallo, meine kleine Prinzessin!“ Ihre kleinen braunen Augen strahlten ihn an und drückte ihn so gut es ging. „Hallo Andrea, mein Schatz! Was macht ihr denn hier?“ „Wir haben auf dich gewartet. Unser Flieger nach Dubai hebt in knapp 3 Stunden mit uns ab. Koffer sind gepackt und der Urlaub kann losgehen. Susanne hat für uns noch einen kleinen Umtrunk hergerichtet.“


    Frau Krüger begrüßte ihre beiden Kollegen. „Und, Herr Jäger, Herr Gerkhan! Bei Ihrem nächsten Einsatz will ich von Ihnen beide sehen, dass das Seminar Früchte trägt.“ meinte sie nur.


    Die beiden Herren nickten, grinsten dabei und stürmten in die Menge.


    Seit Kim Krüger hier in der PASt die Leitung übernommen hatte und die beiden kannte, hoffte sie, die beiden irgendwie umzuerziehen, was die Autos und Pünktlichkeit anging.


    „Du, Susanne!“ Semir zog sie aus der Menge.
    „Semir, was ist?“
    „Du, auf der Hinfahrt hatten wir uns in einer etwas abgelegenen Gegend ein Motel genommen. Ich weiß, dass ich in Urlaub bin, aber kannst du mir ALLES, was du über das Motel herausfindest per Mail zukommen lassen? Ich bin der Meinung, da geht was nicht mit rechten Dingen zu.“


    Susanne kannte Semirs Bauchgefühl nur zu gut. Sie schätzte das.
    „Okay. Einen Namen oder Adresse?“
    „Nichts!“
    „Irgendein Anhaltspunkt?“
    „Nein, gar nichts ….ich weiß, es ist nicht viel…. Außer dass die Gegend an ein Waldgebiet angrenzt und das Motel einer einzige Ruine gleicht. Aber Ben sagte, dass eine Bank dem Eigentümer erst einen Kredit gewährte, ihn aber doch ablehnte. Weiß aber auch nicht, welche Bank. Such mir einfach alles über die Motels im Umkreis und den Eigentümern heraus. So schnell, wie möglich!“
    „Okay. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
    „Danke, und Susanne. Könntest du…“
    „Ja, Semir. Ich behalte ein Auge auf Ben!“
    „Danke!“ kam es leise von ihm.
    „Und du, sieh zu, dass du mit deiner Familie einen schönen Urlaub verbringst. Schau sie dir an! Enttäusche sie nicht, vor lauter Arbeit!“ gab sie ihm den Rat.
    Andrea war mit Susanne sehr gut befreundet. Aber er wusste, dass sie so professionell war, beruflich von Privatem zu trennen. Darauf konnte er sich verlassen.


    „Semir, wir müssen. Ben hat das Gepäck schon ins Auto gebracht. Wir fahren ihn aber noch nach Hause.“ äußerte sich Andrea.


    Die Töchter seines besten Kumpels spielten und belagerten ihren Lieblings(paten-)onklel die ganze Zeit. Er mochte sie beide und es war ihm eine Ehre, Aydas Patenonkel zu sein. Jetzt drängelte Andrea. ´Frauen. Immer diese Drängelei.´dachte sich Ben belustigend.


    Vollgepackt fuhr das Auto los.


    Begleitend von Semir marschierten sie nach oben.
    „Semir, hab Spaß mit deiner Familie. Und denk nicht ständig an die Arbeit!“ Semir schlug Ben an die Schulter.
    „Und du versprichst mir, dass du keinen Unsinn machst, wenn ich nicht da bin und auf dich aufpassen kann. Fang die bösen Buben lieber mit mir!“ Er hatte noch immer dieses beklommene Gefühl, seit sie in diesem Motel waren. „Ciao, Partner!“
    ´Hoffentlich findet Susanne was!´


    Während Semir sich jetzt endgültig in den Urlaub verabschiedete, schlenderte Ben müde in seine Wohnung.


    Er ließ seine Tasche fallen und schaute sich erstmal um. ´Alles beim Alten.´
    Er müsste hier echt mal wieder aufräumen. ´Vielleicht morgen…..!´ lief an den Kühlschrank und holte sich ein großes Glas Wasser. Nahm es mit, stellte es auf den Tisch und ließ sich auf sein Sofa nieder. Füße hoch und mit einem „Aaaahmmmm, schön!“ machte er es sich bequem. ´Ob Semir schon im Flugzeug saß? Was er sich immer gleich so viele Gedanken machen muss, wenn er mich alleine lassen muss…tz, tz, tz…´und schloss dabei langsam seine Augen. Der Tag war doch anstrengender, als angenommen. Müde und ausgelaugt kippte er zur Seite und war eingenickt.

  • So. Jetzt bin ich an meinem Lieblingskapitel angelangt. Ich hoffe, es gefällt euch, für das, dass das letzte doch nicht ganz so gut gewesen war. Sorry für die ganzen (unlogischen) Fehler!
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    ***Traum***


    Der Boden war feucht, meine Schritte darauf dumpf.
    Ich ging einen Waldweg entlang.
    Normal würde man die unglaublichen Farbtöne, die das Laub im Herbst mit sich brachten, hindurch sehen können.
    Mein Kopf erhob sich und ich sah mir die Gegend an.
    Der Wald wirkte dämonisch.
    Dunkel und düster.
    Erschreckend waren auch die plötzlichen Lichtungen übersät mit Baumstümpfen, bewachsen mit weichem Moos, Farnen und pieksig, langem Gras.
    Kletterpflanzen umschlungen die Baumstämme.
    Der Weg wurde immer schmäler, enger.
    Dornen zerkratzten meine Beine.
    Blutige Risse im Grund wurden mit dem grellen Effekt des Blitzes gefüllt, als sich die Spannungen der heißen Luft unter dem Druck entluden und die Welt bis zum Horizont erhellt wurde.
    Mit jedem Schlag des Blitzes,
    jedem Ertönen des Donners,
    jedem Schritt tiefer in den Wald,
    wuchsen meine Angst und der Schrecken.
    Der Puls schnellte mir bis zum Hals hoch.
    Bei jedem noch so kleinen Geräusch, das in meinen Ohren erklang, zuckte ich zusammen.
    Was war das?
    Ein Tier?
    Ein Mensch?
    War mir jemand auf den Versen?
    Ich musste hier raus.
    Nur wo?
    Wie?
    Ich hatte mich verlaufen.
    Ziellos irrte ich herum.
    Das Gewitter zog weiter. Gott sei Dank.
    Ruhe.
    Erschreckende Ruhe.
    Da, der Weg.
    Darauf war eine Spur zu erkennen!
    Was nun?
    Sollte ich ihr folgen?
    Mir bleib keine andere Wahl.
    Es gab kein Zurück.
    Mühsam folgte ich ihr weiter.
    Was war das?
    Was war das unter meinen Füßen?
    Ich bückte mich und hielt eine goldene Kette in der Hand.
    Ich besah sie mir genauer und wischte mit meiner Hand den Schmutz weg.


    Eine Gravur:
    Bis in alle Ewigkeit
    M.R.

    Ich nahm sie an mich und lief weiter.
    Meine Nase zuckte und beizte.
    Irgendwas lag in der Luft.
    Verdorbenes.
    Ein verwesender Gestank drang in meine Nase.
    Mein Magen drehte sich um.
    Übelkeit rückte auf.
    Wieder erklang der Zorn des Himmels durch die Nachtruhe.
    Er hatte wohl noch immer nicht genug.
    Er ließ mich zusammenschrecken.
    Mit so einer Energie schlug er diesmal zu, dass der Blitz in einen Baum zerschmetterte und ihn ächzen und aufstöhnen ließ und sich in der Mitte spaltete.
    Sofort ging er in Flammen auf und brannte Lichterloh empor.
    Meine Pupillen weiteten sich und starrten in die Flammen.
    Wütend schlugen sie um sich und zogen alles mit sich.
    Panik flatterte in mir auf.
    Ich musste hier weg.
    Sofort.
    Meine Füße begannen endlich, sich fortzubewegen.
    Schneller.
    Ich rannte um mein Leben.
    Zum Glück hatte es wie aus Eimern zu regnen begonnen.
    Meine Rettung.
    Ich blickte kein einziges Mal mehr zurück.
    Meine Füße wurden langsamer.
    Nur warum?
    Nass und durchgefroren stand ich vor einem Gebäude.
    Ich räusperte mich.
    Kenne ich das nicht woher?
    Nein.
    Das kann nicht sein.
    Ich stürmte die Stufen hinauf und läutete hektisch.
    Die Tür öffnete sich langsam.
    Quietschend!
    Diese Augen stierten mich an.
    Dunkel und kalt.
    Gefühllos.
    Ich schauderte, als das Gesicht näher in mein Blickfeld rückte.

    Wieder dieser Traum. Diesmal bekam er ein Gesicht. Einzelheiten schienen immer ersichtlicher und klarer zu werden. Was hatte das nur zu bedeuten?


    Ben schreckte aus seinem Alptraum hoch und befand sich bäuchlings auf dem Boden.
    Er war wohl vom Sofa gefallen.
    Er atmete schwer.
    Langsam und völlig verwirrt drehte er sich zurück auf den Rücken.
    Sein Herz blieb stehen.
    Er hielt die Luft an.
    Er konnte nichts sagen,
    nichts denken,
    nichts machen,
    war paralysiert.


    Er sah genau diese angsteinflößenden, psychotischen Augen direkt vor seinem Gesicht in seine blicken.


    Seine Sicht wurde immer verschwommener bis seine Augen voller Elends schwerer wurden und geschlossen blieben.

  • „Hier…Ach.. Du bist ja wieder angezogen!?“ Bei dieser Aussage war ihr die Angst ins Gesicht geschrieben. Versuchte so gut es ging, diese nicht an sich ran zu lassen.
    „So… hier…. da…. Hast ein bisschen was zu essen und zu trinken. Eine Flasche Wasser und trocken Brot sollte reichen. Damit sollst du auskommen UND teile es dir ja gut ein. Meine Liebe….wenn ich das nächste Mal komme, bekommst du Gesellschaft. Also, mach es hier mal ein bisschen schön! Hast ja sonst den ganzen Tag nichts zu tun.“ lachte Martin hämisch und verschloss abermals die Tür.


    ´Dass ich der noch was zu essen und trinken gebe…. Das braucht sie doch eh bald nicht mehr. Das war ihre Henkersmahlzeit!´ dies und noch viel mehr spielte sich gerade in seinem kranken Hirn ab.


    „Was hat der denn nur vor!?“ keuchte Manuela nur vor sich hin. Sie konnte mit ihm nicht mehr reden.Bettete ihren Kopf auf ihre Beine und machte sich ganz rund. Den Tränen nahe, versank sie wieder in den Schlaf.


    Zumindest kam ihr das zugute, dass er sie in Frieden ließ. Vorerst.


    ***


    Es war mittlerweile Sonntag Spätnachmittags und der große Weißhaarige war auf dem Weg zu der Adresse dieses Ben Jägers. Er war von seiner Wohngegend ganz überrascht. Sein Vater war Multi-Millionär und er könnte in einer Villa hausen. Und wo war er gelandet? In einer Mietwohnung!? ´Naja. Jedem das Seine.´ dachte er sich und erblickte Bens silbernen Mercedes. Langsam marschierte er den Weg zu dessen Wohnung.


    Er zog sich seine schwarzen Lederhandschuhe über. Mit einem Dietrich öffnete er die Eingangstür und ging Stockwerk für Stockwerk nach oben. Bis er sein Ziel erreicht hatte.
    ´Ah, da haben wir es also. Da wohnst du! Im dritten Stock!´
    Sorgfältig und mit großem Geschick brach Martin diese Tür ebenfalls mit dem Dietrich auf. Ganz leise und langsam öffnete er sie und wollte sich erst mal vergewissern, dass auch wirklich niemand da war. ´Feie Bahn. Na dann kann´s ja losgehen!´


    Er hatte genügend Zeit, sich die Wohnung genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit dem was er sah, war er ganz begeistert. Da sah man schon, dass er zumindest Papis Geld in Mobiliar und Gitarrensammlung ausgab.
    ´Aber dieses Chaos!? Sieht man dir gar nicht an! So unrein. Das muss ich ein andermal prüfen, ob du wirklich so gepflegt bist oder du so schmutzig wie deine Wohnung bist…tz..tz….´
    Zuerst nahm er sich das Schlafzimmer vor und entdeckte sofort Bens Dienstwaffe und Handschellen, die er bedenkenlos an sich nahm. `Man weiß ja nie..!´


    Nun begab er sich Richtung Küche und schaute sich nach einer Flasche Wasser um. Die er auch gleich ausfindig machen konnte und öffnete diese. Er zog aus seiner Tasche sein kleines Fläschchen und ließ einige Tropfen hinein tröpfeln und stellte sie in den Kühlschrank. Wie er es bei den meisten Menschen kannte, hoffte er inständig, dass Ben, wenn er nach Hause käme, sich auch zu erst etwas zu trinken holte.


    Es war bereits Nacht geworden und warte ungeduldig in dessen Wohnung. Die Zeit verging ihm viel zu langsam. Er würde bald irre werden, wenn er nicht endlich auftauchte. So beschloss er, seinen Plan nochmals ins kleinste Detail zu überdenken.


    Er hörte Stimmen im Treppenhaus und lauschte. ´Ah. Na endlich.´ dachte er freudig. Sofort versteckte er sich im Schlafzimmer. Er hörte die Tür öffnen. Dezent blickte Martin hinter der Tür hervor und beobachtete sein Auftreten.


    ´Ja. Nur zu. Geh. Geh und hol dir was zu trinken!´ dachte er und verzog diabolisch seine Mundwinkel. Er tat es den Menschen, die er kannte, gleich. ´Puh.´


    Er sah ihn aufs Sofa setzen und wie er wenige Minuten später in einen unruhigen Schlaf fiel.


    Langsam schlich er zum Sofa hinüber und fand ihn am Boden liegend wieder. Der junge Mann am Boden schien große Mühe zu haben, sich auf den Rücken zurück zu drehen.


    Seine Augen waren voller Panik, Schock.


    Auf einmal wurde er immer schläfriger und endlich bewusstlos.


    Martin nahm Bens Handschellen zur Stelle und legte sie um seine Hände. Seine Füße band er mit einem Strick fest und steckte ihm einen Sandsack über den Kopf. Er nahm Bens Autoschlüssel.


    Zum Glück war er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Das Auto würde er später in irgendeinem See in der Nähe entsorgen. Alles war perfekt geplant!


    Auf leisen Sohlen trug er ihn wieder huckepack die Treppen hinunter, darin hatte er ja bereits Übung.


    Sein Kopf spähte hinaus. ´Menschenleer. Ruhe. Wie gut.´


    Der Bewusstlose wurde in den Kofferraum geladen.


    Martin lief nochmals zurück in die Wohnung, um sicherzugehen, keine Spuren hinterlassen zu haben und um die bereits Bestehenden verschwinden zu lassen. Er schüttete das Wasser aus dem Glas und der Flasche in den Abfluss der Spüle aus. Sah sich noch ein letztes Mal um und verließ Bens Wohnung, ging ins Auto, startete den Motor und fuhr mit seiner wertvollen Beute davon.


    Sein kleiner Freund jubelte vor Freude und machte ihm die schönsten Komplimente. Martin fühlte sich gut. Besser denn je und war stolz auf sich selbst. Dass er von dem mächtigen Insasse so gelobt wurde, machte ihn noch berechenbarer und zeigte ihm, dass er optimal handelte und nichts zu befürchten hatte.

  • ´Ich hab Durst.´ schoss es ihr durch den Kopf. Sie krabbelte zur Flasche hinüber und prüfte nach, ob sie tatsächlich schon leer war. Als sich die Stahltür öffnete, ließ sie vor Schreck diese fallen und zersprang in zig Einzelteilen. Der kalte Boden war übersät mit Scherben. Schnell verzog sie sich in ihre Ecke zurück und hatte große Angst, was nun kam.


    „Hallo, Hübsche! Du bekommst die versprochene Gesellschaft!“ lachte er zynisch auf und verließ für kurze Zeit den Raum, um sein Werkzeug zu prüfen und zu schärfen und die weiteren Vorbereitungen zu treffen. Er konnte sich einfach nicht entscheiden, mit was er anfangen sollte. So überlegte er weiter. ´Mann, ist das schwer….!´


    ***



    Manuela ließ das Ganze erst mal auf sich wirken und eilte dann schnell zu dem bewusstlosen Körper. Sie nahm ihm den Sandsack vom Kopf. „Du? Warum du?“ stellte sie sich die Frage, als sie ihn wieder erkannte.


    Sie begutachtete ihn nach Verletzungen. „Gott sei Dank! Dir fehlt nichts! Hallo? Hörst du mich? Aufwachen?“ und tätschelte ihm auf seine Wangen und versuchte, ihn so wach zu rütteln.
    Ein Stöhnen entwich ihm aus dem Mund. Langsam bewegte er sich. Seine Augenlider flackerten und blinzelten auf und zu, bis der Nebel vor seinen Augen vollends verschwunden war.
    „W…wo bin ich? W… wer sind Sie?“ kam leise von ihm. Übelkeit stieg in ihm auf. Er fühlte sich wie gerädert.
    „Ich bin Manuela. Sie erinnern sich bestimmt nicht mehr. Da waren sie auch bewusstlos. Sie waren schon mal hier!“ klärte sie ihn auf.
    „W… Was? Wie schon mal?“ fragte er verwundert und in seinem Kopf begann es, zu rattern. Er versuchte, sich aufzusetzen. „Wo….. bin…… ich?“
    „Sie sind, wie ich, in einem Keller. Er hält mich schon lange fest. Ich weiß nur noch, dass ich auf einem Geburtstag eingeladen war und seitdem bin ich hier. Ich hab kein Zeitgefühl mehr, weiß nicht, wie lange schon. Dann kam er rein und brachte dich her. Ich dachte, du könntest mich hier rausholen! Dann hat der Kerl dich wieder mitgenommen. Und jetzt bist du wieder hier. Ich hab keine Ahnung, warum du oder was er von dir will. BITTE!!! Bitte bring mich hier raus! Mach irgendwas! Aber hol uns hier aus der Hölle raus!“ kam panisch und aufgewühlt von ihr.
    Sie setzte all ihre letzte Hoffnung in diesen jungen Mann. Ben musste diese Worte erst einmal verarbeiten und sich sortieren.
    Er sah sie an. Jung und grazil. Sie war blass und ihre Lippen spröde und aufgeplatzt. Ihre langen dunkelblonden Haare waren fettig und die Kleider waren beschmutzt. Sie lächelte ihn müde an und ihre dunklen Ringe unter den Augen und das geschwollene Gesicht zierten ihr schönes, makelloses Gesicht. Blaue Hämatome schimmern an der Schulter hervor. Ließen ihn nur erahnen, was mit ihr geschehen war.
    ´Oh mein Gott! Was ist mit ihr nur passiert? Warum? Was meinte sie damit, ich war schon mal hier!? Das kann nicht sein!´


    Seine Gedanken wurden von der stählernen Tür unterbrochen, die sich ganz leise öffnete. Angst stieg in beiden auf. Wieder betrat der große Weißhaarige den Raum. Mit einigen gefährlichen Gegenständen in der Hand, die er in der Ecke erst mal ablegte, bevor diese zum Einsatz kamen. Manuela und Ben graute es davor. Der Schauder blieb leider nicht aus.


    Martin musterte den Mann. „Na! Wieder wach?“ Ben sah ihn genauer und war völlig verwundert.
    „Sie?“ völlig geschockt und irritiert konnte er das nicht glauben. „Sie sind doch geisteskrank! Was wollen Sie von mir und der Frau? Was soll der ganze Scheiß?“ wollte er wissen und wollte sich so gut es ging schützend vor Manuela stellen. Was ihm aber schwer viel, da seine Bewegungsfreiheit durch die Fesseln noch ziemlich eingeschränkt war.


    ´Endlich.´ freute sich der Kleine in Martins Kopf. Er beachtete die junge Frau nicht und ging ohne zu zögern zu Ben hinüber. Da er noch gefesselt war, band er ihn, wie Manuela einst, an den Gitterstäben mit Händen und Füßen nur um. Gestreckt vom Körper weg, gespreizt lag er da. Hilflos.


    Ben war völlig perplex und konnte sich keinen Reim darauf machen. Er wusste nicht, was mit ihm geschah. Er verstand es einfach nicht.
    Martin klebte ihm mit Klebeband seinen Mund zu und verband ihm die Augen.
    Schweiß trat ihm aus allen Poren und immer wieder bewegte er sich panisch hin und her. Kalt. Seine Muskeln vibrierten und durchzuckten seinen Körper. Er konnte sich nicht wehren. War ihm schutzlos ausgeliefert.


    „Nur, dass du es weißt. ICH bin der „Herr“! Und es gelten MEINE Regeln! …. Ach…. Und du hast es richtig erkannt: ICH BIN GEISTESKRANK!“ lachte er laut, dass man nur Angst bekommen konnte.
    Entsetzen machte sich in ihm breit. ´Oh Gott!´ dachte er und zog noch kräftiger an den Seilen, die den ganzen Blutfluss nur noch mehr zuschnürten.


    ´Warte. Martin, lass ihn!´ erklang es wieder in seinem Kopf. Martin verstand und band sicherheitshalber Manuela an.


    ´So! und jetzt lass uns anfangen und Spaß haben. Martin. Fang an. Ich kann nicht mehr warten. ICH WILL IHN LEIDEN SEHEN. JETZT.´ sagte die Stimme ganz erregt und freudig.

  • Ben drehte wie wild den Kopf hin und her und erstarrte sogleich, als er den Atem dieses Mannes dicht an seinem Gesicht spürte. Er zitterte.
    Knopf für Knopf öffneten Martins Hände Bens Hemd. Seine Augen strahlten, als er seinen blanken Oberkörper sah. Von Unreinheit oder Schmutz war nichts zu finden.
    „Nicht wegrennen. Ja? Ich bin gleich wieder hier.“ Er war entzückt.


    Als er den Oberkörper sah, hatte er sich für eine andere Methode entschieden, die er erst ausprobieren wollte. Das andere könnte er dann immernoch machen. Das lief ihm ja nicht weg.


    Schnell zog er sich ein paar Handschuhe über, denn er selbst wollte sich ja nicht verletzen. Das wäre ja noch schöner. Er nahm dieses etwas in die Hand und ging damit freudig zurück.


    Manuela sah entgeistert zu und war so geschockt. Konnte ihm gar nicht richtig folgen, was sich in den nächsten Minuten abspielten sollte.


    Auf einmal merkte Ben um sich herum eine unglaubliche Wärme.
    ´Oh nein. Bitte nicht. Ich seh nichts!? Ich kann mich nicht bewegen! Was soll das nur! ….spinn ich oder warum ist es jetzt auf einmal so warm!? …..hoffentlich bin ich in meinem Alptraum gefangen. Ich will nicht wissen, was kommt. Bitte. BITTE NICHT. Ich habe schreckliche Angst!´ die schrecklichen Gedanken kreisten in Bens Kopf umher. Erhört wurden diese leider nicht.


    Das glühend heiße Eisen, das Martin in der Hand hielt, kam Bens Oberkörper immer näher. Für wenige Sekunden ließ er es direkt auf seiner Brust nieder. Erhob und senkte es erneut. Die ganze Prozedur machte er allerdings nur 2-mal. Er hatte ja noch mehrere Sachen zum Ausprobieren und wollte mit dem Eisen nicht schon komplett alles Reine und Gesunde verunreinigen.


    ´Ahhh, gut. Das hast du gut gemacht. Herrlich, ihn so zu sehen. Lass gut sein für heute. Das war nur ein klitze kleines Vorspiel. Er soll sich für das große Spektakel morgen schonen. Die Kräfte wird er noch brauchen und die will ich ihm nicht heute schon alle rauben. Und für morgen musst du noch einiges vorbereiten. Pack deine Sachen und gut ist für heute. Das war SEHR gut.´ wurde er wieder gelobt.
    "Jawohl".



    Mit weit aufgerissenen Augen musste Manuela sich das ansehen. Sie konnte es nicht glauben, zu was dieser Martin alles fähig war. Sie erkannte ihn so nicht wieder. Von Unsicherheit und Zurückhaltung einst in der Schule war nichts mehr zu sehen und zu spüren. ´Was in alles in der Welt ist in ihn gefahren, dass er so geworden ist? Ob wir damals mit unseren Streichen zu weit gegangen sind?´ Sie versuchte, sich ein Bild davon zu machen.
    Schlecht wurde ihr. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag bereits in der Luft und nahm ihr diese zum Atmen.
    Sie sah zu ihm hinüber. Wollte am liebsten sofort zu ihm stürmen und ihm helfen, doch sie konnte nicht. Auch ihr konnte keiner helfen. Nicht einmal dieser junge Mann, der gerade wohl seine erste Folter seines Lebens durchmachen musste. Und die Hoffnung auf eine baldige Rettung war nur noch aussichtsloser und platze wie eine Seifenblase.


    Sein Oberkörper war hochrot. Glühend heiß. Wie qualvoll. Es entstanden schon reversible Schäden durch die Einwirkung des heißen Eisens. Man konnte der Blasenbildung bei ihrer Entstehung zusehen. Wie sich die klaren Flüssigkeiten darin sammelten. Der Schweregrad der Verbrennungen bedarf mindestens Status II.


    „Aaaauuuuuuuaaaaaaa!!!!! Hör auf damit? DAS IST HEISS. Bist du blöd? Ich mach dich fertig, wenn ich mich irgendwie befreien kann.“ nuschelte er unter dem Klebeband schmerzvoll in unvollständigen Sätzen. Man konnte kein Wort verstehen. Martin musste nur lachen. „Wolltest du mir irgendwas sagen?“ und ging zu ihm zurück und sah ihn an.


    „Hey, du da!“ er gab ihm einige Tritte. „Ist was? Hast du nicht genug? Ich kann gern noch weiter machen. Aber da hab ich ja keinen Spaß mehr, wenn du schon jetzt halb tot da rum liegen würdest. ….nun denn. Das war erst der Anfang.“ Ließ er ihn wissen und machte sich an seine Aufräumarbeiten und drehte ihm den Rücken zu.


    Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Sein schmerzverzerrtes, blasses Gesicht und die dumpfen Schreie sagten alles. Ein leises, kraftvolles Wimmern konnte man unter dem Klebeband wahrnehmen. Tränen ragen unter der Augenbinde hervor.


    ´Bleib mir bloß weg vom Leib. Lass mich ja in Ruhe. …… Mann. Ich brauch Wasser. Kaltes Wasser. …was hat der Irre nur gemacht? Was ist mit dieser Manuela? Ich muss ihr doch helfen!? Mach die Augen zu und denk nach!´überlegte er verzweifelt und mit großen Schmerzen.
    Man konnte nur erahnen, welch große Qual er über sich ergehen lassen musste.
    Hilflos lag er da. Der Kopf hing einfach so herunter. Apathisch. Seine Atmung beschleunigte sich, stand bestimmt noch unter Schock. Sein Kreislauf sank rasch in die Tiefe. Er wurde immer leiser.
    ´Ob er schon bewusstlos war?´ Das konnte sie nicht erkennen.


    ´Kümmere dich nun um Manuela. Das Highlight darf er nicht verpassen!´ erteilte der mächtige Insasse den nächsten Auftrag.


    Martin nickte einvernehmlich und ging kurz nach draußen und veräumte die Utensilien ganz ordentlich zurück an ihren Platz. Schnell huschte er zurück und stand direkt vor Manuela.


    Langsam erhob sie ihr verweintes Gesicht und schaute ihn bettelnd an, sie endlich frei zu lassen.


    „Schau mich nicht so mitleidend an. Es ist deine Schuld, dass es soweit kommen musste. Ich habe dich geliebt. So. Schluss mit dem sentimentalen Gerede. Auf geht’s. Du darfst nun mit mir mitkommen. Dein letztes Stündlein hat geschlagen!“

  • So, ich melde mich auch mal wieder zurück ;)
    Könnt euch gern wieder auslassen :)



    Es war bereit später Nachmittag. Minute um Minute, Stunde um Stunde vergingen, in denen sich Ben jetzt schon in der Gewalt dieses Mannes befand.
    ´Es ist frisch! Aber schön! Diese kleine Brise! Das fühlt sich gut an. Wie angenehm. War das alles doch nur ein böser Traum?’ Langsam öffnete Ben für einen Spalt breit seine Lider. Und sofort wurden sie klar.


    ´Wo war ich!?´Er befand sich nicht mehr im Keller. Energisch durchsuchte er mit seinen Augen die Gegend ab. Wieder konnte er sich nicht bewegen. Er fühlte mit seinen Händen einen Baumstamm. Wohl war er an einen gefesselt.


    Er war total panisch und voller Angst und Furcht. ´Was soll das Ganze? Kann es noch schlimmer kommen?`


    Er versuchte nochmals mit seinen Augen die Gegend abzusuchen. Er war in einem Wald. Er sah so düster aus wie in seinem Traum. Seine Augen machten einen Halt und starrten etwas Fürchterliches an. Geschockt und mit weit aufgerissenen Augen sah er sich das an. Das Grauen direkt vor seinen Augen. Es stockte ihm der Atem. Er schrie und schrie. „MANUEEEEELLAAAAA! NEEEEEEEEEIIIIIIIIIINNNN!“ erklang heiser aus seiner Kehle.


    Manuela war an ein Kreuz genagelt und war dabei, zu verbrennen. Sie war schon tot.


    Wieder lag der Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft. Es stank erbärmlich. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Es war zu spät. ´War das das Feuer in meinem Traum!?´ Immer wieder wollte er weg sehen. Es gelang ihm nicht. Wieder blickte er an den verkohlten Körper und sah etwas Kleines aufblitzen, das auf den Boden hinab fiel. ´Aber das gibt es doch nicht!? Das sieht aus, wie die goldene Kette in meinem Traum!?´


    Das alles war zu viel.
    Der Traum, der drohte, real zu werden,
    ein Mensch gekreuzigt und verbrannt, wie in der Antike,
    die Entführung des Irren.
    Hilflosigkeit.
    Das Gefühl, versagt zu haben.
    Das war psychische Folter.


    Ihm wurde schlecht. Er konnte und wollte sich nicht dagegen wehren und ließ es geschehen. Er erbrach sich und der faule Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. Er schloss seine Augen, in der Hoffnung, die Bilder und das Geschehene aus seinem Gedächtnis zu verbannen.



    „Ahhh. Gut, lieber Ben. Dass du endlich aufgewacht bist. Ich dachte schon, du würdest das Beste verpassen wollen! Ich hoffe, du hast das Feuer ebenso genossen, wie ich.“ sprach Martin höhnisch, der sich das ganze Geschehen versteckt angesehen hatte. Er grinste und beobachte genüsslich, wie dieser Mann an seinem Gewissen zehrte.


    ´Wie gut, dass dieses blöde Miststück weg ist. Hast du das gesehen? Sie wollte mir die Augen auskratzen. Mensch…. Aber sie hat ihre gerechte Strafe für alles bekommen und das war gut so! Und du erzähl mir mal, wie ich mit diesem Mann weiter fortfahren soll!´ fragte er in seinen Kopf hinein und lauschte gespannt den Erzählungen und Wünschen des Kleinen.


    ***


    Wie jeden Abend um diese Zeit machte sich der 64-jährige Förster Harald Götz auf den Weg in den Wald, um den Holzeinschlag für den kommenden Winter anzusehen. Nur heute war er etwas verspätet, da er alleine war und sein einziger Mitarbeiter und Gehilfe Urlaub genommen hatte. Schlimm war es auch nicht für ihn, da niemand auf ihn Zuhause wartete. Er war leider schon früh verwitwet. Nur seine Schmusekatze „Kakao“. Auf die freute er sich, wenn sie sich abends vorm Ofen auf ihn legte.


    Er nahm seine Schlüssel und seine Taschenlampe und fuhr mit seinem olivfarbenen Van los.


    ´Alles war soweit in Ordnung. Nur noch da hinten und dann ab nach Hause. Oh…ja…! Nanu? Was ist denn das? Das sieht aus, als wären das Rauchwolken! Hatte da jemand unbefugt ein Feuer gemacht? Na das gibt Ärger! Na warte…´eilig ging er mit seiner Taschenlampe weiter und wollte ohnehin die Teenager, die sich mal wieder einen Streich erlaubten, endlich zur Rechenschaft ziehen. Das würde er diesmal nicht auf sich sitzen lassen. ´Was war denn das? Sind das etwa Hilferufe? War da jemand in Gefahr? Ich muss mich beeilen. Igitt. Was stinkt denn da!? …wie eklig…. bäh….!´und musste dabei würgen. ´Das stank nach verbranntem Fleisch? Was ging hier vor?´ stelle er aufgeregt fest.


    Durch das Feuer machte er die Taschenlampe wieder aus. Das Gehölz unter ihm knackten und es war bereits dunkel. Er kam der immer leiser werdenden Stimme näher und die verzweifelten Rufe wurden deutlicher.


    Er blieb starr stehen und stieß vor Entsetzen ein „Oh mein Gott!“ aus. Was er da sah, schnürte ihm die Kehle zu und würgte. Er hörte den Mann, der vor sich hin jaulte. Er löste sich aus seiner Starre und hetzte binnen kurzes zu ihm hinüber.



    Ben war noch immer so geschockt, von dem Anblick, dem sich ihm bot. Noch nie in seiner ganzen Laufbahn hatte er je so etwas Schreckliches gesehen. Schlaff und ohne Kräfte ließ er sich hängen. Die Schmerzen von den Verbrennungen auf seinem Oberkörper kehrten bei jedem Atemzug zurück. Noch immer rang er mit seinem Gewissen und wimmerte leise vor sich hin. „….warum…!“ immer und immer wieder. „Warum konnte ich dir nicht helfen? Ich habe versagt und ein Menschenleben auf dem Gewissen…..“


    Plötzlich blieb sein Herz vor Schreck stehen, als etwas hinter ihm seine Hände ertastete. Er hielt die Luft an. ´Nein!´ betete er in sich hinein.


    „Bleiben Sie ganz ruhig. Ich bin Harald Götz, der Förster. Und binde Sie vorsichtig los. Bleiben Sie ganz ruhig. Gleich bin ich fertig! Und dann erzählen Sie mir, was passiert ist!“


    Harald bemerkte, wie ihn jemand auf seine Schulter tippte. Ihm selbst blieb sein Herz stehen und drehte sich um und sah diese angsteinflößenden Augen.

  • Ohne dass ein Laut über seine Lippen entweichen konnte, sah Harald einen armdicken Ast auf sich zurasen. Er hatte keine Chance auszuweichen. Der Holzknüppel traf ihn an der Stirn und die Dunkelheit hüllte ihn ein. Sein Körper fiel zu Boden.


    Martin packte ihn am Kragen seiner Jacke und schliff ihn über den kalten und feuchten Waldboden hinter sich her. Weit genug entfernt von seinem Richtplatz fesselte er ihn an einen Baumstamm. Über das Gesicht des Bewusstlosen rann Blut aus der Platzwunde und der Stirn. Mit einem Klebeband verschloss ihm der Weißhaarige den Mund.
    Selbstzufrieden grinste er vor sich hin, als er zum Abschluss noch einen Sack über den Kopf stülpte. „Jetzt machst du mir keinen Ärger mehr! Hier kannst du dich langweilen, bis du verrottest!“



    "Was denn? Ja, hey! Was sollte ich denn tun! Denkst du, ich bringe jetzt jeden um? Du hast jetzt diesen Ben ganz für dich alleine. Ich hatte mein Spektakel. Aber der blöde Förster kann doch nichts dazu. Der hat mich noch nicht mal gesehen. Also belass es dabei. So, wie es ist und lass mich in Ruhe!" wollte er sich seinem kleinen Freund erklären und Martins Stimme klang sehr aggressiv.


    Der Mitbewohner hielt den Mund und verstand. ´Vielleicht hatte er Recht!´


    ***


    Ben hörte einen dumpfen Aufschlag. Er wusste nicht, was geschehen war. Er wurde wieder unruhig. ´Warum hat der Förster einfach aufgehört!? Wo war er? ….NEIN… der Irre hatte ihn entdeckt!’ „Hallo? Herr Götz? Sind Sie noch da?“ fragte Ben leise mit zittriger Stimme. Er konnte es nicht glauben. Kurz davor und wieder erlosch jegliche Hoffnung auf Rettung. Die Einzige.


    ´Dieser Irre hatte ihn. Er hatte ihn. Nein… das darf nicht sein. Ich hab gehört, wie er ihn über den kalten Waldboden geschliffen hat….NEIN…..´der junge Mann war den Tränen nahe. Fassungslos.


    Er hatte es so gehofft. Widerwillig und mit großen Schmerzen senkten sich seine Augenlider, um dem ganzen Grauen zu entkommen. Doch er wusste genau, dass dies unmöglich war.


    Wie Recht er doch hatte!


    Plötzlich stand der weißhaarige Irre vor ihm.


    Seine Selbstvorwürfe wurden jäh unterbrochen. „Na? Hat dir das gefallen?“ Ben würdigte ihn keines Blickes. „Hey, sieh mich an, wenn ich mit dir rede! Das ist ungezogen und gehört sich nicht. ... Das war doch ganz großes Kino, nicht wahr?“ Wieder schenkte Ben ihm keine Aufmerksamkeit.


    Ben schwieg weiterhin und ließ seinen Kopf einfach zur Seite herunterhängen. Die Augen behielt er geschlossen.


    „Wie du willst…..! Wir machen jetzt mit dir weiter! Mein kleiner Freund will es so.“


    Langsam kam Martin Ben immer näher.


    ´Oh nein. Er kommt auf mich zu! Bringt er mich jetzt hier auf der Stelle um? Was hat er jetzt wieder vor?’ schwirrte in seinem Kopf ängstlich umher.


    Wie in Trance gab er sich seinem Schicksal hin. Er war sowohl körperlich als auch seelisch nicht in der Lage, irgendwas oder irgendjemand zu überwältigen.


    Martin löste die Strickseile und sofort gaben Bens Beine nach und kippte vorwärts auf den kalten, nassen Waldboden weg. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Zu sehr sehnte er sich nach der Dunkelheit, in die er wenigstens für einen Moment abtauchen könnte. Ein erlösender Schrei ging dabei über seine Lippen. Martin packte beide Arme und verschränkte sie auf den Rücken, um sie in Ketten zu legen.


    „So! Los! Auf die Beine! Wir müssen zurück. Ja wird`s bald? Es geht doch noch weiter!“ wieder lachte dieser Irre boshaft auf. Dieses Gelächter klang in Bens Ohren, wie vom Teufel höchstpersönlich. Er hatte vor dieser Gestalt einfach pure Angst. Kommentarlos folgte er seinen Anweisungen. Er hatte keine andere Wahl.



    Auf dem Weg dorthin musste Ben aufpassen, nicht zu stolpern. Er hielt kurz inne und sah um sich. Alles war erschreckend dunkel. Manche verwachsene Bäume jagten erneut Angst durch ihn hindurch. Dann bewegten sich seine Augen Richtung Himmel. Sternenklar. Der Mond schien grell und wirkte ungeheuer groß auf ihn.


    Martin zog an den Ketten. „Nicht trödeln! Marsch!“


    Er lief weiter. Er fühlte sich schrecklich. Nicht, dass er eine Frau auf dem Gewissen hatte. Er hatte keinen blassen Schimmer, was ihn noch alles erwartete. Seine Angst stieg immens und der eklige Geschmack der Galle stieg ihm erneut nach oben. Die Magensäure brannte fürchterlich in seiner Speiseröhre. Guten Glückes konnte er sie hinunter schlucken.


    Martin schwieg die ganze Zeit. Wechselte keinen Satz mit ihm. ´Warum auch!?´Zumindest ihn schwieg er an. Ben hörte ihn immer leise vor sich hin reden. Er sah, wie dessen Miene sich verzog und immer düsterer wurde. ´Oh je! Der Kerl scheint wütend zu sein! Na hoffentlich nicht auf mich!´ und im darauf folgenden Moment sah er ihn wieder zustimmen und sah den Kopf hin und wieder nicken. ´Mit wem sprach er da nur? Da ist doch niemand!?´das machte ihn nur noch furchteinflößender.


    ´Das ist echt ein Psychopath! Und ich wieder mittendrin´ Ben musste bei diesen Gedanken einfach schelmisch auflachen.



    „Oh komm schon. Ich bin müde und will mich jetzt auch endlich ins Bett legen! Ich bin die ganze Zeit am Tun und Machen, was du von mir verlangst und dann kommt noch so ein Blödian dazwischen und macht mir nur noch Mehraufwand. Ich hab die Schnauze echt voll für heute.“ flüsterte er leise.


    ´NEIN! NEIN! NEIN! Ich sag dir, wann du Feierabend hast! Und ich sage dir, für heute musst du noch die Messer schärfen und sämtliche alte Zeitungen zusammensuchen! Dein Chaos im Motel ist für mich und meine Gesundheit auch nicht mehr tragbar. Und du hast ja jetzt die Möglichkeit, dies zu ändern. Lass dir ja nicht zu viel Zeit und sieh zu, dass es endlich voran geht! Dann darfst du schlafen! Und lass dir was mit dem Förster einfallen. Bring ihn weg. Und jetzt, Schnauze halten! Ich will jetzt nichts mehr hören!´ befahl er.


    Wieder einmal musste er sich von dem kleinen mächtigen Mann nieder machen lassen und sich geschlagen geben. Er besaß einfach solch eine Macht. Das war echt erschreckend.



    Ben und auch Martin selbst hatten gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit verging und sie im Motel angekommen waren.


    „So, du bist wieder Zuhause!“ sagte er freudig zu dem jungen Mann und stieß ihn unsanft in den Keller zurück.


    Der hochgewachsene, schlanke Mann öffnete ihm die Ketten und nahm sie ihm ab. Ein bisschen Bewegung wollte er ihm doch irgendwie gönnen. Er wusste, dass er keine Möglichkeit hatte, zu entkommen. Außerdem besaß er noch genügend anderes Spielzeug, das bereits auf ihn wartete.


    „Bis später!“ meinte er zu ihm und schloss die Eisentür von außen ab.


    ***


    Der Schlüssel machte Ben deutlich, dass sie verschlossen war und an Flucht nicht zu denken war. Jegliche Fluchtversuche schwanden. Er war ein Gefangener. Vor Elend musste er in sich hinein lachen. So schrecklich, dass es ihm doch für einen Moment lustig vorkam. Ein erleichterter Erschöpfungsschrei schrie er hinaus, bevor er sich langsam an der kalten, feuchten Mauer hinunter gleiten ließ. Jede Bewegung konnte er nur mit Mühe bewältigen und es bereitete ihm solche Schmerzen. Er sah an sich hinunter und wollte seine Verbrennungen am Oberkörper begutachten. Leuchtend rot und fleckig. Die Blasen waren mit klarer Flüssigkeit gefüllt. ´Na hoffentlich entzündet sich das nicht!´ Es brannte höllisch.


    Erlöst schloss er für Sekunden seine Augen. Einmal tief durchatmen und öffnete sie. Er blieb sitzen und sah sich um.


    Marode. Kalte, feuchte Wände. An der Oberfläche entdeckte man einen grün schimmernden Schleier und Schlieren. Abgestufte Risse zeigten sich im mit Klinkersteinen besetzten Mauerwerk. Leichter Schimmel überzog vereinzelte Stellen an der Wand. So miefte es auch. Der Putz bröckelte. Verrostete Rohre. An einem plätscherten im Rhythmus die Tropfen herab.


    Ben zog seine Nase nach oben. Ihm wurde dabei wieder ganz anders.


    Ablenkung.


    Sein Blick machte an der kleinen Luke einen Halt. ´Hmmm. Ob ich da durch passe? Das muss ich morgen versuchen!´
    Noch etwas entdeckte er, eine alte, schmutzige Matratze.


    Ben nahm all seine letzte Kraft zusammen und kroch langsam und zu ihr hinüber. Entkräftet ließ er sich fallen und starrte an die Decke.


    Nur ein kleines Licht einer alten Glühbirne, die wohl auch bald den Geist aufgeben würde und ständig flackerte, ließ den ungemütlichen, kahlen Raum erhellen. Er konzentrierte sich dennoch auf das Licht. Wärme, die nicht zu ihm durchrang. Dazu war er zu weit weg. Tränen übermahnen ihn und liefen hinunter. Immer wieder schossen ihm die Bilder von Manuela vor Augen. Der Schock saß tief. Kalt wurde ihm und seine Muskeln begannen zu zittern. Wollten Wärme produzieren. Gänsehaut bildete sich und seine kleinen, feinen Härchen stellten sich auf. Er wollte einfach diese grauenhaften Bilder werden. Es gelang ihm nicht. Er schrie und schüttelte seinen Kopf. Die Müdigkeit war so groß und wollte ihn mit sich reißen. Doch er ließ es nicht zu. Zu groß war die Angst. Wo war er wohl, wenn er wieder aufwachte? Wieder woanders?


    ´Denk an was Schönes. Denk an Urlaub. An Semir. An die kleine Ayda. Denk an Semir. Oh, Semir. Wie schön du es doch im Urlaub mit deiner Familie hast? Meer, das kühle Nass, die Sonne…. Herrlich…..Oh ja….wie schön………´mit diesen Gedanken schweifte er doch in einen unruhigen Schlaf und erlag seiner Müdigkeit.

    Einmal editiert, zuletzt von Kathrin_1985 ()

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