Urlaub? Von wegen!

  • Als die beiden Männer alles aufgegessen hatten, rieben sie sich wohlig den Bauch. „So…“, sagte Semir und gemeinsam mit Ben brachten sie das leere Tablett zum Abstellständer. „Und was jetzt?“, fragte Schubert, als die beiden wieder zurück am Tisch waren. Semir dachte einen Moment nach. „Eine Frage habe ich noch: Wissen Sie, wann ihre Tochter entführt wurde? Also der genaue Zeitpunkt?“, fragte er schließlich und Schubert überlegte. Der Autounfall, das Krankenhaus… sollte er es erzählen? Nein! Er zuckte die Schultern. Semir beließ es erst mal dabei. „Wie wär‘s, wenn wir Hartmut noch mal anrufen und fragen, wem der geklaute Jeep gehört? Das haben wir vorhin vergessen…“, meinte er und Ben nickte zustimmend. Also wählte diesmal Semir die Nummer der KTU und Hartmut meldete sich wie vorher auch. „Ja Einstein, wir sind’s noch mal…“, sagte Semir in den Hörer. Eine lange Pause entstand. „Hartmut?“, fragte Ben diesmal und prompt kam die Antwort. „Hallo Herr Müller!“, sagte Hartmut und man konnte einen nervösen Ton erkennen. Semir und Ben sahen sich an. Was machte Hartmut denn da? Wollte er sie auf den Arm nehmen oder was? „Hartmut… wir sind’s doch. Ben und Semir!“, meinte Semir grinsend. Hartmut sagte nichts. Semir nahm dies als Auffassung zum Weiterreden an. „Also wir wollten dich noch mal wegen des geklauten Autos ansprechen. Weißt du? Der schwarze Jeep… wir haben vergessen zu fragen, wem der Jeep gehörte und deswegen rufen wir an. Kannst du uns den Besitzer des Autos nennen? Dann könnten wir zu dem fahren und ihn befragen und…“, plapperte Semir drauf los. Doch eine ärgerliche und leider auch sehr bekannte Stimme unterbrach den kleinen Deutsch-Türken. „GERKHAN!“, rief Kim Krüger höchstpersönlich in den Apparat.


    Kim sah Hartmut an. Die Stimme am anderen Ende kannte sie doch oder? Es gab nur einen der so laut in ein Telefon sprach, sodass jeder im Umkreis alles verstehen konnte… Gerkhan! Kim ging auf Hartmut zu und riss ihm den Hörer aus der Hand. „GERKHAN!“, rief sie wütend in das Telefon. „Was treiben Sie schon wieder?“ Kim wartete auf eine Antwort, doch es kam keine. „Gerkhan?“, fragte sie ins Telefon. „Gerkhan!“ „Ähm Chefin, das lässt sich alles ganz genau erklären…“, meinte Ben nun und Kim wartete schon auf eine Antwort. „Ja? Ich höre…“, meinte sie und stellte das Telefon auf laut, damit Hartmut auch was mitbekam. Um den würde sie sich später kümmern. „Also… äh…“, fing Ben an und Kim konnte sich schon denken, was die beiden angestellt hatten. „Sind Sie schon in Österreich?“, fragte sie und hoffte auf die richtige Antwort. Doch diese ließ lange auf sich warten. „Jäger, antworten Sie mir endlich!“, sagte sie streng und Hartmut stand daneben. Das würde eine richtig schöne Standpauke geben, sowohl für ihn als auch für die beiden.

  • Semir und Ben erstarrten. Schubert konnte an den Gesichtern der beiden ablesen, dass diese wütende Stimme wohl der Chefin der beiden gehörte. „Was wollen Sie jetzt sagen?“, flüsterte er und Semir zuckte mit den Schultern. „Also… äh…“, sagte Ben und schaute hilflos zu Semir rüber. „Sind Sie schon in Österreich?“, wiederholte die Chefin die Frage und Semir schüttelte den Kopf. Ben wusste nicht, was er sagen sollte. „Jäger, antworten Sie mir endlich!“, sagte die Krüger streng und Ben dachte angestrengt nach. Wenn sie alles sagen würden, gab es erst mal eine gehörige Standpauke. Allerdings… vielleicht durften sie dann offiziell in Bayern arbeiten. Aber die Wahrscheinlichkeit war ziemlich gering, deswegen tischte er die erstbeste Lüge auf, die ihm einfiel. „Also Chefin, wir wollten nur Hartmut anrufen, weil wir ihn fragen wollten, wo er den Reifenschaum hingelegt hat, mit dem man einen Reifen flicken kann. Denn unser Reifen hat plötzlich den Geist aufgegeben und da Hartmut uns das letztens noch mal gezeigt hatte und er das Ding irgendwo in Semirs BMW hingelegt hatte, wollte wir fragen, wo es liegt, denn wir finden es nicht.“ Wieder entstand eine Pause, aber diesmal war es die Krüger, die schwieg. Würde sie die Geschichte glauben? Ben kniff die Augen zusammen und hoffte auf das Beste. Ebenso wie Schubert und Semir, die beide ebenso angespannt dasaßen, wie Ben. „Okay…“, sagte die Krüger vorsichtig und Semir atmete leise aus. Geschafft! „Und was sollte das mit dem schwarzen Jeep? Das habe ich nämlich mitgekriegt!“, sagte die Krüger und diesmal antwortete Semir. „Der Fahrer hat uns geholfen von der Straße zukommen und nicht den ganzen Verkehr aufzuhalten.“ ‚Bitte, bitte, bitte‘, flehte Ben. „Aha…“, sagte die Krüger nur. „Tja Hartmut, wo liegt denn der Schaum?“, fragte sie den Techniker und der antwortete prompt: „Da wo eigentlich der Ersatzreifen liegt!“ „Okay danke, Hartmut! Ciao, ciao!“, sagte Semir und Ben legte sofort auf, bevor die Krüger noch weiteres fragte. Glück gehabt!


    Kim hörte das Tuten in der Leitung und legte den Hörer zurück auf die Station. So ganz glaubte sie die Geschichte nicht, aber solange die beiden nichts angestellt hatten, was sie beunruhigte, war es ihr egal. Die beiden wollten ja eigentlich nur in den Urlaub fahren, so wie Dorn, Bonrath und Susanne. Sie wandte sich an Hartmut. Das einzige, was sie noch verwirrte, war, dass Hartmut Semir Herr Müller genannt hatte. Warum? Das wollte sie nun fragen. „Warum haben Sie Gerkhan Herr Müller genannt, Hartmut?“, fragte sie und forschte Hartmuts Gesicht ab. Hartmut überlegte angestrengt. ‚Was soll ich sagen? Was nur?‘ „Weil… ich nicht wollte, dass Sie gleich wieder denken, dass die beiden in einem neuen Fall oder so was stecken“, meinte Hartmut und biss sich gleichzeitig wieder auf die Lippe. ‚Verrat nicht zu viel!‘, mahnte er sich selbst und versuchte sich zu entspannen. Kim sagte nichts, sie glaubte ihm wohl, was ihn selbst erstaunte, doch sofort fragte er: „Was wollen Sie denn hier, Chefin?“, damit die Krüger nicht nochmal nachforschte. „Ach ja, richtig… ich wollte Ihnen das Kennzeichen eines gestohlenen Wagens geben, damit wir es zur Fahndung schreiben können“, meinte Kim und diktierte das Nummernschild des Wagens und sie sagte auch, dass es ein blauer Ford war. Dann verschwand sie wieder und kaum war sie weg, setzte sich Hartmut erstmal. Das war ja ziemlich abenteuerlustig gewesen!

  • Oh Wunder… Mittwoch, 18:50 Uhr
    Schon so spät?!
    „Puh!“, machte Ben, kaum dass er aufgelegt hatte. „Das war knapp!“ So langsam entspannten sich alle am Tisch wieder. „Und jetzt wissen wir immer noch nicht, wem der Wagen gehört…“, murmelte Semir und Ben schüttelte den Kopf. „Das können wir Hartmut auch noch später fragen. Wer weiß, ob die Krüger noch da ist. Das Risiko würde ich nicht eingehen wollen“, meinte er. Semir schaute auf seine Uhr. „Oha! Es ist ja schon fast sieben Uhr! Wir sollten uns mal langsam nach einem Hotel oder so was Ausschau halten. Können Sie uns da irgendwas empfehlen?“, stellte Semir fest und schaute Schubert an. Der war die ganze Zeit ziemlich ruhig gewesen, doch jetzt dachte er angestrengt nach. „Hmm… Wie wäre es mit dem „Ward Hotel“? Das ist hier ganz in der Nähe…“, sagte er und musterte die beiden. „Es ist auch nicht besonders teuer.“ „Alles klar!“, sagte Ben und dachte an eine schöne ruhige Nacht. Schubert erklärte ihnen den Weg zum Hotel, es lag gerade mal 20 Minuten von dem Standpunkt der beiden entfernt, und dann machten sie noch einen Termin aus, wann und wo sie sich am nächsten Tag treffen würden. Semir und Ben gaben Schubert ihre Handynummern für den Notfall, sagten ihm, dass sie die Überweisung gemeinsam machen wollten. Sie verabschiedeten sich und gingen gemeinsam zum BMW der beiden Kommissare. „Bis morgen!“, sagte Ben noch und stieg in die Beifahrerseite ein. „Bis morgen!“, antwortete Schubert zurück, bevor er selbst zu seinem schwarzen Mercedes der E-Klasse ging. Also machten sich die beiden Helden auf dem Weg zum „Ward Hotel“, um sich zwei Zimmer zu mieten.


    Während die beiden also in Richtung Hotel fuhren, dachte Schubert den ganzen Weg nach Hause an seine Tochter. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Das Ganze hätte er vermeiden können, wenn er nur mehr auf die Straße geachtet hätte… der Streit, das Klirren des Glases, das Blut und der Schrei… Immer wieder spielte sich diese Szene in seinem Kopf ab. Der Autounfall… immer wieder. Schubert schüttelte den Kopf, um den Gedanken verbannen zu können, aber es funktionierte nicht. Der Autounfall, dann das Krankenhaus, seine Tochter allein zu Hause; sie hatte nichts davon getragen, nur ein paar Kratzer. Er selbst hatte ein paar Platzwunden und drei Finger seiner linken Hand waren angeknackst gewesen. Zwei Fragen blieben immer noch offen: Lebte die Frau noch? Wenn nicht, würde er ja schon längst vor Gericht gerufen worden oder? Ja, so musste es sein… Sie lebte noch… Und wie hieß sie überhaupt? Das wurde nie gesagt, in der Zeitung nie vom Unfall erwähnt. Niemand hatte ihn informiert. Er war doch nur eine Woche im Krankenhaus gewesen, kein Besuch von seiner Tochter. Nur am ersten und dritten Tag. Er hatte sich nichts gedacht. Zuhause hatte ein Brief gelegen. Entführung. Er hätte alles den Polizisten sagen sollen. Morgen war ja auch noch ein Tag. Aber die Albträume vergingen nicht… Er bestrafte sich so selbst für seine Vergesslichkeit.

  • „Wir hätten gerne zwei nebeneinander gelegene Zimmer, bitte!“, sagte Ben und stellte seinen Koffer vor der Rezeption ab, Semir tat es ihm nach. „Zwei Zimmer nebeneinander sagten Sie? Moment…“, murmelte die Angestellte. Sie tippte wie wild auf dem Computer vor ihr herum. Nach kurzer Zeit wandte sie sich wieder an Ben. „Also… wir hätten zwar zwei Zimmer nebeneinander, aber… Wie lange wollen Sie denn bleiben?“, fragte sie und besah sich Ben. Der schaute kurz zu Semir und wieder zurück. „Gute zwei Wochen!“, sagte er und die Frau nickte. „Okay, dann gibt es ein Problem… wie Sie vielleicht gesehen haben, ist unser Hotel nicht das allergrößte. Wir haben zwar viele Zimmer, aber es gibt nur noch zwei Zimmer, die nebeneinander liegen. Und in eineinhalb Wochen kommt eine Familie, die diese beiden Zimmer gemietet hat. Dann müssten Sie entweder hoffen, dass zwei andere Zimmer nebeneinander frei werden oder Sie gehen zusammen in eins. Natürlich können Sie auch in ein anderes Hotel gehen, aber das wären auch schon die Varianten.“ Nach ihrem Vortrag, dem beide gebannt gelauscht hatten, drehten sie sich zueinander um. Sie hatten schon mal zusammen in einem Bett geschlafen, es hatte ihnen damals auf dem Land nichts ausgemacht. Semir nickte und Ben drehte sich wieder nach vorne. Semir war ja ein Freund von ihm. Bei einem Fremden wäre das etwas anderes gewesen! „Okay, dann nehmen wir die Zimmer und wechseln dann in ein Einzelzimmer. Vorausgesetzt zwei nebeneinander werden frei“, äußerte Ben seine und Semirs Gedanken und die Empfangsdame nickte. „Okay, dann buche ich Ihnen die Zimmer. Ziehen Sie jetzt ein oder erst später?“, fragte sie und fügte noch ein „Bitte geben Sie mir doch noch Ihre persönlichen Daten“ hinzu. Als alles Formelle gemacht worden war, bekamen die beiden die Zimmerschlüssel. Zimmer Nummer 23 und 24. Die Frau meinte, dass es hier ja nicht so viele Zimmer gibt, aber das tatsächlich nur 50 Zimmer im ganzen Haus waren, überraschte die beiden doch sehr. Zum Glück hatten sie noch welche bekommen. Sonst hätten sie jetzt noch ein anderes Hotel suchen müssen oder zwei Wochen im Auto schlafen müssen! Vor der Zimmertür verabschiedeten sie sich und sagten, dass sie sich in einer halben Stunde in Bens Zimmer treffen würden, um den morgigen Tag zu besprechen. „Bis gleich!“, sagte Semir.


    „Boss?“, fragte Jim, der Leibwächter des Bosses. „Hm?“, machte dieser, während er seine Waffe polierte. Jim räusperte sich. „Musste das mit dem Schuss wirklich sein?“, fragte er und sein Herz schlug schneller. Der Boss blickte auf. „Jim… wir kennen uns nun schon so lange und du weißt doch so viel über mich. Ich erdulde nun mal keine Fehler, erst Recht will ich nicht, dass irgendwer an mir zweifelt. Zum Beispiel meine Frau…“ Sein Gesicht verfinsterte sich. „Chef?“, fragte Jim erneut, als er das Gesicht seines Bosses sah. Mist, er hatte einen wunden Punkt getroffen. „Schon gut…“, murmelte der und schweifte in der Vergangenheit herum. Sechs Wochen war es her. Genau sechs Wochen. Da war das Unglück geschehen. Seine Frau… Er schüttelte den Kopf. Er durfte keine Schwäche zeigen. Der würde es noch heimzahlen, das mit seiner Frau. Er grinste. Und wie der Verursacher des Todes seiner Frau das noch heimzahlen würde!

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  • „Was machen die drei Typen denn mit dem Mädchen? Weißt du was?“, fragte der Boss stattdessen seinen Leibwächter und der schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung! Sie haben sich heute noch nicht gemeldet! Nur Timo hat einmal angerufen. Irgendwas von altem Mann und entsorgen gefaselt“, erinnerte sich Jim und der Chef murrte. „Dann lass uns zu der Halle fahren. Ich wollte sowieso mal die Kleine begutachten, dieses Miststück!“, sagte er und steckte seine Waffe in die Hose. „Los geht’s! Hol schon mal meinen Geländewagen. Wir wollen ja nicht mit einem auffälligen Auto durch die Gegend düsen!“ und er dachte dabei an seine zwei Lamborghinis, die zwei Porsche und den alten Oldtimer. Da war der Geländewagen doch noch ziemlich unauffällig! Früher stand noch ein weiteres Auto dort. Das seiner Frau, aber jetzt war es weg. Grimmig dachte er an das Mädchen. Sie würde leiden müssen, Timo und die anderen würden das machen. Er selbst war nur der Boss, Max und Ralf seine Handlanger im Außendienst. Ebenfalls hatten die beiden Bullen nichts mit der Sache zu tun. Die sollen sich gefälligst verziehen. Aber um die würde er sich noch später kümmern, jetzt ging es erstmal nur um die kleine Göre! Mittlerweile war er nach draußen getreten und stand im Eingang seines großem Hauses. Der Geländewagen stand bereit und nach ein paar Minuten der Vorbereitung fuhren sie los. Ihr Ziel: Tanja Schubert.


    Klopf, klopf, klopf… Ben zog sich gerade seine blaue Schlafanzughose an, als es an der Tür klopfte. Sein Oberteil lag noch auf dem Bett. „Wer ist da?“, fragte er und zog sich die Hose hoch. „Ja wer wohl? Der Weihnachtsmann oder was?“, sagte genervt eine Stimme durch die Tür. Es war Semir. ‚Wer denn auch sonst?‘, fragte sich Ben selbst und schüttelte den Kopf. Er ging zur Tür und öffnete sie. Semir stand ebenfalls in Schlafsachen vor ihm, nur das die Hose, die er anhatte, nicht blau war, wie seine eigene, sondern sie war… und er staunte nicht schlecht darüber… rosa! Wirklich rosa! Kein schweinchenpink, aber immerhin. Ben presste die Lippen zusammen, um nicht laut loszulachen. „Sag nichts!“, warnte Semir ihn und drückte sich an ihm vorbei ins Zimmer. „Ich kann das alles erklären!“, meinte er. Ben schloss stark grinsend die Tür und atmete einmal tief durch. Er drehte sich um und konnte nicht anders als laut loszulachen, als er Semir ansah. Es sah einfach zu komisch aus. Das schwarze Oberteil mit der rosa Hose… einfach genial. Semir verzog das Gesicht und nahm das nächstgelegene, um es zu Ben zu werfen. Er griff nach Bens Oberteil und schmiss es auf ihn zu. Der wich jedoch lachend aus und hob das weiß-schwarze Ding hoch, um es sich überzustreifen. „Na dann… erklär… doch mal!“, japste er und setzte sich zu Semir aufs Bett. Der zwickte ihm erstmal in die Schulter, doch dann sagte er: „Du weißt, dass Andrea die Sachen gepackt hat oder?“ Ben nickte. „Und sie wollte meinen Schlafanzug noch vorher waschen und da ist ihr ausversehen ein rosa Top mit in die Wäsche geraten. Unsere großen Badehandtücher sind nun rosa, was Ayda natürlich gefreut hat. Rosa ist ihre neue Lieblingsfarbe. Na ja… so ist meine Hose dann geworden.“ Damit zupfte er an dem Kleidungsstück herum und Ben prustete wieder los. Doch diesmal lachte auch Semir mit. Er würde sich demnächst einfach einen neuen Schlafanzug kaufen.

  • So... heute mit der versprochenen Zusammenfassung! Im Feed schreibe ich nochmal was zu den einzelnen Personen.


    "Also…“, begann Semir schließlich, nachdem sich beide wieder beruhigt hatten. „Unser Plan für morgen…“ Sie schrieben alles auf eine Liste.


    1. Hartmut fragen, wem der schwarze gestohlene Jeep gehört und zum Besitzer fahren.
    2. Hartmut über Ralf Schmitt befragen, was der Computer hergibt.
    3. Ebenfalls nach Max fragen => eventuell unter Ralfs Akte, wenn denn eine vorliegt, als Freund eingetragen oder sogar Mittäter?
    4. Herr Schubert treffen und mit ihm noch mal alles besprechen, Videos anschauen, Geld aufs Konto überweisen, weiteres?
    5. Mögliche Vorgehensweise undercover, wenn überhaupt noch möglich => haben Max und Ralf einen Boss? Oder arbeiten sie allein?
    6. Ben eine Waffe besorgen.


    Fragen über Fragen häuften sich, doch das reichte erstmal für den nächsten Tag. Ebenfalls wussten die beiden noch nicht, wie sie Punkt 6 lösen sollten, aber es gab ja genug Leute, die sowas verkauften. Nach der Besprechung ging Semir wieder in sein eigenes Zimmer und Ben breitete sich auf seinem Bett aus. Der Tag war ziemlich anstrengend gewesen und nun hatte er sich den Schlaf verdient. Nach kurzer Zeit fielen seine Augen zu, es war erst kurz vor neun.


    ZUSAMMENFASSUNG:
    Die beiden Hauptkommissare kommen von einem Seminar nach Hause und verwarnen einen roten Golfraser (Ralf Schmitt), da dieser zu schnell gefahren war. Die beiden machen sich auf den Weg nach Österreich. Sie wollen in den Urlaub, bzw. sie wurden in den Urlaub von der Krüger und Andrea geschickt, da die PAST renoviert werden soll. Semir wollte sich zwischendurch für sich und Ben Brötchen und Bier kaufen, wurde dann überfallen. Bevor der Täter aber eine Kassiererin erschießen kann, kommt Ben und schießt dem Täter in den Arm, der kurz darauf von der örtlichen Polizei abgeführt wird. Sie fahren weiter und als sie in Garmisch-Partenkirchen in einen McDonalds Laden gehen, um was zu essen, wird derweil ein Mann auf dem Parkplatz erschossen. Die beiden erfahren davon nichts. Dann wird der Mecces Laden überfallen. Grund: Schubert, der Halter aller McDonalds Filialen in Bayern, hat das Geld für seine entführte Tochter diese Woche noch nicht überwiesen. Jede Woche 10.000€ an ein bestimmtes Konto (bisher sind es schon vier Wochen), kleines Video von seiner Tochter danach per Mail, unbekannter Absender. Die beiden, die den Laden gestürmt haben, heißen Ralf Schmitt (bekannt durch die Raserei am Anfang der Geschichte) und Max. Semir verfolgt sie, er verliert sie aber. Zurück im Laden erklärt Ben ihm alles, auch dass Schuberts Frau während der Geburt von seiner Tochter gestorben ist. Währenddessen erreichen Max und Ralf deren Boss und bekommen Geld von ihm. Max wird angeschossen, da er mehr Geld verlangt. Ralf muss die Kugel aus dem Oberarm ziehen und übergibt sich danach. Zwei bisher unbekannte Männer räumen den toten Mann, den Max auf dem Parkplatz vor McDonalds erschossen hat, mitsamt seinem Auto weg, indem sie ihn in einen See in einem Steinbruch schmeißen. Sie fahren zurück und man erfährt, dass die beiden zu Tanja (Schuberts Tochter) und einem gewissen Timo, der wohl ebenfalls wie sie selbst ein Überwacher von Tanja ist, wollen. Ben und Semir bekommen umsonst Essen von Schubert und rufen kurz darauf Hartmut an, um ihn als einzigen in den Entführungsfall mitreinzuziehen. Leider war genau in dem Moment Kim Krüger bei Hartmut, um ein gestohlenes Auto zu melden und sie fragt die beiden per Telefon, was sie schon wieder gemacht hätten. Ben tischt die erstbeste Lüge auf, die ihm einfiel und legt kurz darauf auf. Nachdem Kim dann das Nummernschild des geklauten Wagens aus Köln Hartmut weitergegeben hatte, um es zur Fahndung auszuschreiben, verließ sie wieder die KTU. Ben und Semir fahren los, um sich zwei Hotelzimmer zu buchen und Schubert fährt zu sich nach Hause. Am morgigen Tag wollen sie alles besprechen. Auf dem Weg nach Hause denkt Schubert an einen Autounfall zurück. Er hatte einen Streit mit seiner Tochter beim Autofahren und er baute einen Unfall. Er kam ins Krankenhaus und seine Tochter wurde nach einer Untersuchung nach Hause entlassen. Er lag dann eine Woche wegen seiner angeknacksten Finger im Krankenhaus und die Namen von der Frau, in dessen Auto er gerauscht war, oder ihm wurden nie in der Zeitung erwähnt. Währenddessen wurde seine Tochter entführt und als er zuhause ankam, lag da ein Brief mit der Forderung der Entführer dort und dass seine Tochter entführt wurde. Und davon hat er nun immer Albträume. Semir und Ben bekommen zwei Zimmer, aber in eineinhalb Wochen müssten sie in zwei oder ein anderes Zimmer gehen, da eine Familie die beiden nebeneinandergelegenen Zimmer gemietet hatte. Der Boss von Max und Ralf nimmt sich vor zum Versteck von Tanja zu fahren und denkt dabei an etwas, das sechs Wochen zurückliegt und irgendwas mit seiner Frau zu tun hat. Semir und Ben besprechen dann noch kurz den morgigen Tag zusammen in Bens Zimmer und machen eine Liste. Dann gehen sie zu Bett.

  • Donnerstag, 8:30 Uhr
    Und was ist mit frühstücken?


    „Guten Morgen!“, begrüßte Kim die Mitarbeiter des Innenstadtreviers. Sie hatte heute richtig gute Laune, was nur sehr selten bei ihr vorkam. Sie ging in ihr Büro, das solange reichen sollte, bis die PAST wieder renoviert war, und setzte sich an ihren Schreibtisch. Keine kaputten Autos, keine Unfälle, keine Massenkarambolagen. Alles lief auf Routine aus und es war mal ganz entspannend nicht immer nach neuen Dienstwagen anzufragen. Das gestohlene Auto, da war sie zwar noch nicht vorangekommen - es gab keine Augenzeugen oder sonstiges - aber das würde sich heute ändern. Sie trank einen Schluck Kaffee, den sie sich eben noch geholt hatte und wählte die Nummer der KTU. Es tutete eine Weile, bis sich eine verschlafene Stimme meldete. „Freund, KTU?“, murmelte Hartmut ins Telefon und Kim grinste. Anscheinend hatte Hartmut mal wieder dort geschlafen. Wenn er bis spät in die Nacht arbeitete und nicht mehr die Kraft hatte, nach Hause zu fahren, improvisierte er unter seinem Schreibtisch ein Bett. „Ja, Kim Krüger hier!“, meldete die Chefin sich und schon schien Hartmut putzmunter zu sein. „Morgen Chefin! Haben Sie gut geschlafen?“, fragte er freundlich und Kim überging die Frage. „Irgendwas Neues von Ben und Semir?“, fragte sie. Hartmut plapperte munter drauf los. „Wieso? Was soll ich denn Neues wissen?“, fragte er und Kim runzelte die Stirn. „Haben die beiden Sie denn nicht nochmal angerufen, wegen dem Reifenschaum und so? Ob es geklappt hat, meine ich?“, fragte sie verwundert und wartete auf eine Antwort. „Welcher Reifenschaum denn?“, meinte Hartmut sofort zurück. Kim war verwirrt. „Na… Gerkhan und Jäger hatten doch einen Platten und haben angerufen, um Sie zu fragen, wo der Schaum liegt, um den Reifen zu flicken!“ Niemand antwortete ihr. „Ach so… ja… ähm der Reifenschaum!“, meinte Hartmut nach kurzer Zeit. „Hat alles geklappt.“ Kim nickte. Irgendwas war doch faul an der Sache. Nächstes Mal, wenn sie in der KTU war, würde sie einmal nach dem Rechten sehen. „Okay, das wollte ich nur wissen. Schönen Tag noch!“, sagte sie und legte auf. Das würde ihr die gute Laune heute nicht verderben!


    Der Boss schlug die Augen auf. Wo war er? Wo war Mia, seine Frau? Sie lag doch immer neben ihm. Da kehrte die Erinnerung zurück. Seine Frau war tot. Sie wurde beerdigt, eingeäschert. Langsam setzte er sich auf. Gestern war er bei Tanja gewesen, das kleine Miststück von Sebastian. Es war alles seine Schuld, dass seine Mia nicht mehr lebte. Und die Schuld von dieser Göre. Seine Frau hatte damals grün gehabt. Sie und nicht das Auto, was ihr entgegengerast kam. Es hatte den Wagen seiner Mia erwischt, direkt an der Fahrertür. Sie hatte keine Chance auszuweichen. Sie wurde direkt erwischt. Der Fahrer des anderen Wagens mit seiner Beifahrerin, sie wurden nur leicht verletzt. Doch Mia, seine Frau, die er über alles liebte, sie war zwei Tage später gestorben. Während einer OP. Sie sollte wegen ihrer Rippen operiert werden, doch nun war sie tot. Es war alles Schuberts Schuld. Er saß damals am Steuer. Der Boss hatte einige Kontakte anspringen lassen, um herauszufinden, wie der Fahrer hieß. Nie wurden Namen erwähnt, doch er wusste, wer es war. Sein guter Freund Sebastian Schubert aus Schulzeiten.

  • Der Boss würde es Sebastian heimzahlen. Er selbst besaß sein Goldstück, seine Tochter. Es war alles so leicht gewesen. Die Entführung, die Anheuerung der Handlanger, alles ganz einfach. Gestern saß das Mädchen zusammengekauert in der Ecke in ihrem schönen kleinen Verließ. Timo, Tom und Paulhatten sich bisher um sie gekümmert und ebenfalls die Leiche des toten Mannes mitsamt Auto entsorgt. Max und Ralf kümmerten sich um Schubert. Tanja erkannte den Boss nicht, woher denn auch? Sie hatte ihn gefragt, was er von ihr will. Er meinte nur: „Es geht um deinen Dad…“ Er hatte das Wort so ausgespuckt, als wäre es ein ziemlich schlimmes Schimpfwort. Sie hatte nur heulend dagesessen und nichts verstanden. Er hatte sie leicht an ihrem Haar gestreichelt, seine Hand glitt dann weiter hinunter und berührte die Konturen von Tanjas Körper. ‚Sie war wirklich bildschön‘, hatte er sich gedacht. Sie hatte keine Anstalten gemacht, die Hand von ihren Brüsten wegzuschieben, sie hatte nur fürchterlich geweint. Tanja hatte mittlerweile schon ein paar blaue Flecken von den Jungs davongetragen. Doch das durften sie, die drei Jungs durften machen, was sie wollten. Solange es nichts mit Mord oder Freilassung zu tun hatte, war ihm alles andere egal. Aber nur einmal pro Woche durften sie sich an ihr vergreifen, wenn überhaupt. Die einzige Bedingung. Er hatte Videos, er konnte also locker einen von denen erschießen, wenn sie seine einzige Regel nicht beachteten. Nachdem er nach dem Rechten gesehen hatte, hatte ihn Jim wieder nach Hause gefahren. Er war kurz vor Mitternacht gewesen. Der Boss hatte sich nur in sein Bett geschmissen und die Augen geschlossen. Am Morgen wachte er mit diesen Gedanken des letzten Abends auf. Er musste gucken, ob Schubert das Geld überwiesen hatte. Es war schon längst fällig, dann würde er auch wieder ein Video mit der Zeit dazu an ihn schicken. Er wollte ihm seine Tochter eigentlich nie wiedergeben. Das Geld wollte er auch nicht, davon hatte er schon selbst über 3 Millionen. Er brauchte es nicht, er wollte einfach nur, dass Sebastians Tochter und vor allem er selbst leidet. Würde Sanna, Schuberts Frau, noch leben, dann hätte er sich an ihr vergriffen und sie vermutlich getötet. Aber sie war ja schon tot. Dann stand er auf, um zu frühstücken.


    „Ben!“ Klopf, klopf, klopf. „Ben!! Wach auf!“ Stöhnend schlug der junge Hauptkommissar seine Augen auf. War das hier alles nur ein Traum? Nein, er war im Urlaub zusammen mit Semir, der gerade an seine Tür klopfte. An seine Hotelzimmertür. „Komme ja schon!“, brummte er und stand mühsam auf. Zuerst musste er sich in seinem Zimmer orientieren. Vom Bett aus stand rechts an der Wand ein Schrank, geradeaus war ein kleines Badezimmer mit Dusche und links war die Tür. Er ging auf sie zu und öffnete sie. Semir stand in voller Montur vor ihm. Angezogen und die Waffe unter der Jacke, wie Ben feststellte. „Wir haben doch gestern gesagt, um halb neun fertig sein. Und wie spät ist es jetzt?“, sagte er und hängte grinsend die Frage an. Ben schaute auf seinen Wecker. Kurz nach halb neun. War mal wieder typisch, dass er verschlafen hatte. Aber dafür hatte er ja seinen Partner. Schnell sprintete er ins Bad, Semir trat ins Zimmer. Im Gegensatz zu seinem eigenen, welches genau spiegelverkehrt eingerichtet war, war das hier der reinste Saustall. Nur einen Tag hier und schon lag alles auf dem Boden rum. Die Gitarre an der Wand, der Koffer halb offen mitten im Weg und die Klamotten, die Ben gestern angehabt hatte, lagen verstreut auf dem Boden rum. Semir schüttelte den Kopf. Wie schaffte man es nur in so kurzer Zeit, so viel Unordnung zu schaffen?

  • Mittlerweile war Ben wieder raus aus dem Bad und kramte in seinem Koffer rum, um sich was zum Anziehen rauszusuchen. Schnell streifte er sich noch seine Lederjacke über und breitete die Arme aus. „Fertig!“, rief er und Semir grinste. Das ging wirklich schnell, nur sechs Minuten! „Los geht’s zu Sebastian Schubert!“, meinte er und drehte sich um, um aus dem Zimmer zu spazieren. „Und was ist mit frühstücken?“, fragte Ben und ließ die Arme heruntersinken. „Wir fahren zu irgendeinem Bäcker, holen uns ein paar Brötchen und einen Coffe-to-go. Fertig…“, sagte Semir und hängte noch ein „Während wir Hartmut zu dem Jeep, Ralf Schmitt und diesem Max befragen“ an. Ben stöhnte. Sein Magen brauchte unbedingt Beschäftigung, aber ein paar Croissants würden es auch tun. Die beiden Hauptkommissare stiegen also in den BMW und suchten den nächsten Bäcker. Nachdem sie dann auf dem Parkplatz ihre Brötchen aßen, wählte Ben Hartmuts altbekannte Nummer. „Morgen Hartmut! Wir sind’s!“, meldete er sich mit vollem Mund und Hartmut plapperte drauf los, wie das mit der Krüger gestern gelaufen war. Sie verabredeten, dass, wenn so eine Situation nochmal auftreten sollte, Hartmut dann das Wort ‚Anthrazitkohle‘ sagen sollte. Sie fragten nach dem Halter von dem Jeep und vereinbarten dort direkt hinzufahren. Da sie ja in Garmisch-Partenkirchen waren und der Wagen von dort stammte hatten sie es leicht und notierten die Adresse. Zu Ralf Schmitt stand in Hartmuts Computer leider nicht viel. Das einzige, was sie nun wussten, war: Ralf Schmitt war 20, er lebte in Kiel, lebte allein in einer 3-Zimmer-Wohnung, Verwandte waren keine angegeben. 2010 hatte er einen Diebstahl begangen, hatte die Sachen aber wundersamer Weise wieder zurückgebracht und sich ausdrücklich dafür entschuldigt. Der Halter hatte auf eine Anklage verzichtet. Zu einem gewissen Max stand allerdings nichts in seiner Akte. Semir und Ben wunderten sich: Was hatte ein bisher unauffälliger Mensch, der sogar gestohlenes Diebesgut zurückbrachte, mit einer Entführung zu tun? Zu Schmitt hatten sie also nichts neues, aber Hartmut ließ eine Fahndung zu den Kollegen in Bayern rausgeben. Sie sollten die Augen offen halten, falls sie den Übeltäter sahen. Dann legte Ben auf und Semir gab Gas. Punkt 2 und 3 von ihrer Liste hatten sie also abgehakt. Nun würden sie sich mit vollem Magen mit Schubert bei ihm zu Hause treffen, um Punkt 4 zu bearbeiten und um mit ihm gemeinsam zu Andrea Müller zu fahren, die Halterin des schwarzen Jeeps, der als gestohlen gemeldet wurde.


    Nachdem sie bei Herr Schubert angekommen waren, hatte der sie erst mal begrüßt und den beiden noch einen Kaffee gemacht. Er zeigte ihnen die Videos seiner entführten Tochter und konnte gar nicht hinschauen. Immer wieder ging er auf und ab und schaute nicht auf den Bildschirm, wo man Tanja zusammengekauert in einer Ecke sah. Rechts unten stand immer die Uhrzeit und das Datum, bisher hatte Schubert fünf Videos in jeweils der Länge von genau einer Minute. Leider konnte man in den Aufnahmen nicht viel erkennen; es war ein kleiner Raum mit einem Bett und einer Toilette.

  • Ben stand auf und nahm ein Bild von der Kommode in Schuberts Haus, die ihm gegenüberstand. „Das ist Ihre Tochter?“, fragte er und hielt das Bild von einem hübschen, jungen Mädchen mit langen, braun-gewellten Haaren hoch. Sie hatte ebenfalls braune Augen und war ziemlich schlank. „Sie hat das Aussehen von ihrer Mutter…“, murmelte Schubert und lächelte das Foto, welches Ben in der Hand hielt, an. „Haben Sie wirklich keine Feinde? Irgendwelche Gründe, warum Ihre Tochter entführt worden sein könnte?“, fragte Semir nach und klappte den Laptop vor ihm zu. Der Albtraum… Schubert schüttelte innerlich den Kopf. Das hatte doch nichts damit zu tun… oder etwa doch? Sollte er es einfach erzählen? Aber er hatte keine Namen, er wusste überhaupt nicht, was das bringen sollte. Er schüttelte den Kopf. Ben hatte aber gemerkt, wie es quasi in Sebastians Kopf gerattert hatte, denn er zog eine Augenbraue hoch. „Herr Schubert… wenn wir Ihnen und Ihrer Tochter helfen sollen, dann müssen Sie uns die Wahrheit sagen! Oder wollen Sie etwa behaupten, Sie wüssten nicht, wo oder wenigstens wann Ihre Tochter entführt wurde? Antworten Sie bitte ehrlich!“ Ben ist immer lauter geworden und ging nun auf den alleinerziehenden Mann zu. „Ich…“, fing der an und da brach alles aus ihm heraus, was sich die letzten fünf Wochen ihn ihm angestaut hatte. Der Autounfall, die Frau und dass er nicht wusste, ob sie noch lebte, der Besuch im Krankenhaus, der Brief in seinem Briefkasten über die Entführung seiner Tochter, dass Tanja nicht im Krankenhaus war, sondern allein zu Haus. Alles erzählte er und als er endlich aufhörte zu reden, sah Semir seinen Partner an. „Okay, Herr Schubert… und Sie haben wirklich keine Ahnung, wer die Frau war, wie sie hieß oder ob sie noch lebt? Wurde das wirklich nie irgendwo erwähnt?“, fragte Semir und wartete geduldig auf die Antwort. „Nein, nur kurz in der Zeitung, ein kleiner Ausschnitt mit einem Foto, aber ohne Namen. Moment…“, murmelte Schubert und ging zu einem Tisch mit Schubladen. Eine von denen zog er auf und wühlte darin herum. Ben sah ihm über die Schulter. Moment… hatte er da etwa gerade… Ja! „Ist das eine Waffe?“, fragte er erstaunt und Schubert drehte sich erschrocken um. „Ja…?“, antwortete er zögerlich. Dann hatten sie eventuell Punkt 6 der Liste abgehackt: Ben eine Waffe besorgen. Sie erklärten ihm das Problem, dass Ben keine Waffe hatte usw., weil sie ja im Urlaub waren. „Kann ich mir Ihre Waffe ausleihen?“, fragte Ben deshalb und Schubert nickte. Wieso denn eigentlich nicht? Als Polizist konnte Herr Jäger damit bestimmt besser umgehen, als er. Er hatte sie nur wegen Tanjas Entführung besorgt. Ersatzmunition hatte er natürlich auch dort. Punkt 6 war somit leichter erledigt, als gedacht. Schließlich zog Schubert den gesuchten Artikel heraus und erklärte nochmal genau die Situation. Tanja und er hatten sich gestritten, die Ampel war rot, er hatte nicht mehr bremsen können und war in den Wagen gerauscht. Die Polizei hatte ihm damals Fragen gestellt, er hatte einen guten Anwalt. Ohne sein Wissen wurde er aus dem Fall rausgeboxt, lediglich ein bisschen Kohle hatte er für seinen Anwalt bezahlt. Wie sein Anwalt dies gemacht hatte, wusste er nicht, aber nachdem er den Brief der Entführung gesehen hatte, war dieses Thema erst mal verflogen gewesen.

  • „Wir werden Hartmut befragen. Der Unfall steht sicherlich irgendwo in den Akten. Wahrscheinlich auch die Namen. Den Namen Ihres Anwalts bräuchten wir dann auch noch, um ihn zu befragen wegen des Unfalls, aber nun lassen Sie uns erst mal das Geld für Ihre Tochter überweisen!“, meinte Semir und stand von seinem Stuhl nun auch auf.


    Donnerstag, 12:30 Uhr
    Gefangen
    „Lasst mich hier raus!“, schrie Tanja und hämmerte wie wild an der Tür herum. „ICH WILL HIER RAUS!!!“, schrie sie noch einmal und wieder bildeten sich Tränen in ihren Augen. Sie sank an der Tür zusammen und kauerte sich hin. Lange hielt sie das hier nicht mehr aus. Seit guten fünf Wochen saß sie hier schon. Das bisschen Luft, was aus Klimaanlage kam, brachte in dem kleinen Raum gar nichts, es war schon längst stickig. Manchmal wurde die Tür geöffnet und zwei Männer stellten sich davor. Das war ihre Art von Belüftung in dem Raum. Beim ersten Mal hatte sie gefragt, was das soll und als einer der beiden antwortete, der Raum würde entlüftet werden, hatte sie sich halb totgelacht und gemeint: „Das ist ja super professionell hier! Keine richtige Belüftung, aber zwei Typen zum Wache stehen anordnen.“ Sie hatte sich eine schallende Ohrfeige eingefangen und danach nie wieder gelacht. Sie hatte keine Würde mehr, die war ihr schon vor, für sie ewig vorkommend, drei Wochen genommen worden. Gewehrt hatte sie sich, aber gebracht hatte es nichts. Weder beim ersten, noch beim zweiten, noch beim dritten Mal. Das einzige, was sie noch besaß, war die Hoffnung auf ihren Vater, dass er sie bald holen kommen würde. Doch die sank jeden Tag weiter. Heulend saß sie also da und wollte die Welt um sie herum einfach vergessen. Plötzlich jedoch wurde die Tür geöffnet.


    „Wo wollen Sie denn das Geld überweisen? Vom Computer aus oder sollen wir zu einer Bank fahren?“, fragte Ben Schubert und der meinte, dass der Computer bisher immer gereicht hätte. „Haben Sie die Kontonummer? Die könnten wir Hartmut schicken und der könnte uns sagen, wem das Konto gehört!“, freute sich Semir, doch Schubert schüttelte den Kopf. „Das können Sie vergessen… bisher habe ich immer Geld auf verschiedene Kontonummern überweisen müssen. Und die wurden sofort danach wieder gelöscht!“, meinte er traurig und Ben seufzte auf. Das konnte ja ein schöner Fall werden! „Haben Sie die jetzige Kontonummer denn?“, fragte er deshalb und wieder schüttelte der Gefragte den Kopf. „Noch nicht, aber das ist komisch… eigentlich bekomme ich sie immer mit dem letzten Video geschickt, doch nun war sie nicht mit dabei!“, sagte er und erschreckte sich selbst über seine Worte. Hatten die Entführer jetzt andere Maßnahmen aufgezogen? Sicher wussten sie nun von den beiden Polizisten, aber was würde denn nun aus Tanja werden? Wie sollte es weitergehen ohne Geldüberweisung? War Tanja vielleicht…? Semir gingen dieselben Gedanken durch den Kopf. Undercover war eh schon nicht mehr möglich, Punkt 5 erklärte also immerhin, dass Max und Ralf nicht alleine arbeiteten. Einer musste auf Tanja aufpassen, ein anderer die Videos schicken und so wie die verschlüsselt waren, konnten es Max und Ralf nicht gewesen sein. So klug im IT Bereich sahen die nicht aus, aber täuschen konnte man sich immer. Was war nun zu tun?

  • Nun komme ich auch wieder dazu zu schreiben. Tut mir Leid, dass ich so lange nicht mehr gepostet habe, aber momentan ist die Schule nicht so einfach. Nebenbei die Geschichte zu verfassen ist dann etwas stressig, aber heute bekommt ihr euren Teil ;)


    Kurze Zusammenfassung seit der Zusammenfassung ( ;) :(


    Hartmut verplappert sich fast und hätte so Semir und Ben verraten.
    Es wurde geklärt, dass Schuberts Autounfall der Frau des Bosses das Leben gekostet hat, doch Schubert weiß davon nichts. Sein Anwalt hat ihn rausgeboxt, er musste keine Strafe zahlen oder sonstiges machen.
    Der Boss hatte sich ein wenig an Tanja vergriffen, aber ging dann wieder nach Hause. Morgens steht er auf, denkt an seine Frau und geht frühstücken.
    Bens Zimmer sieht aus, als ob ne Bombe eingeschlagen wär, sie rufen Hartmut an (zu Ralf Schmitt leider nicht viel neues => 20, lebt in Kiel, keine Verwandte eingetragen), die Halterin des gestohlenen Jeeps heißt Andrea Müller, zu Max stand nichts bei Ralf... Bei Schubert Videos angeguckt, Schubert erzählt vom Unfall, die beiden erkennen ein Motiv, ben bekommt ne Waffe, die er bei Schubert gefunden hat, wollen Geld für Tanja überweisen.
    Tanja schreit derzeit herum, Timo will gerade Schlimmes mit ihr anstellen, als der Boss anruft. Tanja nimmt den Anruf an, es gibt Probleme, und das rettet erst mal ihre schon genommenen Würde.
    Den beiden "Helden" gehen mittlerweile verschiedene Fragen durch den Kopf. Warum war die Kontonummer diesmal nicht beim Video dabei? Andere Maßnahmen? Was ist zu tun?


    So und nun zum heutigen Teil ;)


    „Haben Sie schön gefrühstückt, Boss?“, fragte Jim und betrat den Speisesaal. Angestellte hatte der Boss keine. Höchstens mehrere Putzfrauen, die einmal in der Woche kamen. Nur Jim war ihm geblieben. Seine Frau hatte nie auf welche bestanden, sie wollte immer alles alleine machen und jetzt, wo sie tot war… wieso sollte er irgendwas daran ändern? „Ja, alles bestens…“, murmelte der Boss und ging innerlich den Tagesablauf durch. Erst mal wollte er sich um Schubert kümmern. Die Kontonummer hatte er dieses Mal bewusst nicht mitgeschickt, die Polizisten könnten ja Personalien schnell herauskriegen. Er wollte ihm einen Brief schreiben, Geldübergabe in bar sollte drin stehen. Ebenfalls wann und wo. Er hatte sich schon einen schönen Platz ausgesucht. Der Brief würde natürlich direkt abgegeben werden, das würden Max und Ralf übernehmen. Die konnten das machen, so oft machten die sowieso nichts. Jim hatte schon genug zu tun mit den verschlüsselten Mails und Videos. Der war so gut im IT Bereich, dass er eigentlich einen Nobelpreis dafür kriegen sollte. Der Boss grinste und räumte den Tisch ab. Timo, Paul und Tom mussten ihren Anteil heute kriegen und ebenfalls brauchte er die Aufnahmen und einen Tagesbericht von ihnen. Er musste ja immer auf dem Laufenden um Tanja sein. Sie würde nie entkommen können, so tief in ihrem Bunker drinnen. „Na dann mal ran an den Speck!“, sagte der Boss und erklärte Jim seinen Tagesplan, während er den Kühlschrank einräumte. „Alles klar! Dann kontaktiere ich schon mal die drei, dass wir kommen… und ebenfalls Max und Ralf“, murmelte Jim und verschwand, um Gesagtes zu tun. „Dann suche ich mal das Briefpapier und eine Zeitung…“, murmelte der Boss und verließ die Küche. Handschriftlich wollte er den Brief auf keinen Fall abgeben. Das wäre ja noch schöner!


    Klingelingeling! Max schaute auf sein Handy und stellte mit Erstaunen fest, dass es die Nummer des Bosses war. Er nahm das Gespräch an. „Ja?“, fragte er in den Hörer. „Hier ist Jim, der Leibwächter des Bosses!“, meldete sich eine Stimme und Max erkannte sie. „Was ist?“, fragte er genervt und augenblicklich schmerzte sein Oberarm wieder. Er hatte mit dem Boss noch eine Rechnung zu begleichen. Das Paracetamol half ganz gut, aber von Heilung war nichts zu sehen. Der Schuss war auch erst gestern gewesen! „Ein Auftrag für euch beide!“, murmelte die Stimme und Max verstand. Aha… also wieder die Drecksarbeit! „Was?“, fragte er und sah sich um. Er saß gerade in seiner Wohnung, kein Grund zur Aufregung! „Brief an Schubert ausliefern!“, sagte die Stimme von Jim prompt. „Wann?“, fragte Max zurück. „In einer Stunde ungefähr… wenn er allein ist“, meinte Jim und schnell teilte er Max noch die Adresse mit. „Okay… ich rufe noch Ralf an!“, meinte Max und legte auf. Drecksarbeit, aber besser als keine! So konnte er wenigstens das Adrenalin spüren. Er tippte Ralfs Nummer ein und verabredete sich mit ihm in genau einer Stunde an Schuberts Adresse. Bis es soweit war, würde er den Racheplan schmieden und ihn dann Ralf mitteilen. Der Schuss in seinen Oberarm würde für den Boss noch schlimme Folgen haben, das schwor er sich. Er grinste und machte sich schon Gedanken darüber.

  • Ralf nahm sein Handy vom Ohr und legte den Anruf auf. Ein neuer Auftrag für sie beide. Er war gerade in seinem Hotelzimmer. Im Gegensatz zu Max, der in Garmisch-Partenkirchen wohnte, lebte er in Kiel. Er war nur hierhergekommen, um den Job zu machen. Er mochte sowas nicht, aber der Boss hatte wirklich ein vielversprechendes Angebot pro Woche gemacht! Und er brauchte das Geld für seine Operation… Er hatte einen Tumor irgendwo im Bauch. Jedenfalls hatte dies sein Arzt ihm nach einer Routinekontrolle, die er oft ausfallen ließ, diagnostiziert. Die Operationen waren oft nicht billig und er als Arbeitsloser und ohne Verwandte hatte es da nicht leicht… Gelegenheitsjobs brachten einen da nicht viel weiter. Er wollte noch so viel in seinem Leben machen! Unter anderem auch eine Familie gründen… doch wenn er nicht bald das Geld für die OP zusammen hatte, konnte er diesen Traum vergessen. Deswegen machte er den Job, wegen des Geldes. Ralf seufzte. Sich der Polizei stellen, das würde er so gerne machen. Aber dann würde er im Gefängnis verrotten und wenn er wieder rauskommen sollte… bis dahin war er dann doch sowieso tot! Ralf bereitete sich also schon mal mental auf den neuen Auftrag vor. Das würde immerhin eine Extraportion Geld bringen!


    Die Tür ging knarrend auf und Tanja rückte schnell zur Seite. Sie wollte sicherlich nicht mit dem Rücken zu den drei Entführern stehen. Angstvoll schaute sie Richtung Tür und erkannte eine Gestalt. Sie meinte zu glauben, dass es Timo war. Die Namen kannte sie mittlerweile, sie duzten sich ja alle. Paul, Timo und Tom. „Tanja, wie geht’s?“, fragte Timo und trat auf das jugendliche Mädchen zu. „Lass mich in Ruhe!“, meinte sie und rutschte weiter in die Ecke. „Ist doch alles gut…“, murmelte Timo und betrat den Raum. „Ich habe deine Schreie gehört und wollte gucken, was los ist.“ Tanja bezweifelte das. Die Kamera links oben in der Ecke blinkte doch, wieso sollte sie nicht funktionieren? Sie drückte sich noch weiter an die Wand. Sie wusste, was Timo von ihr wollte. Diese Woche war es noch nicht passiert, aber diesmal wollte sie es nicht. Klingelingeling! Ein Handy klingelte und Timo griff in seine Hosentasche, zum Glück für Tanja. Ein bisschen entspannte sie sich wieder, blieb aber trotzdem in Alarmbereitschaft. „Hallo Boss… ja, sie ist hier… wann? ... okay, alles klar… ich gebe sie Ihnen.“ Damit reichte er das Handy in Richtung von Tanja. „Der Boss will dich sprechen“, meinte er nur und lehnte sich an den Türrahmen. „Ja…?“, fragte Tanja zitternd in den Hörer. „Tanja…“, kam es murmelnd zurück. „Wir haben ein kleines Problem mit deinem Vater. Leider haben sich zwei Bullen in die Sache miteingemischt, es wird einige Änderungen geben. Wir werden sehen…“ Tanja erstarrte, denn sie hörte nur noch ein schallendes Lachen. „Was wollen Sie von mir? Wann kann ich nach Hause? Was…“, fragte sie drauflos, doch man hörte nur noch ein langes ‚Tuuuut‘. Sie starrte auf das Display. So schnell, wie sie konnte, tippte sie die Nummer der Polizei, doch Timo erkannte ihr Tun. Schnell schnappte er ihr das Handy aus der Hand und legte sofort auf... Klatsch! Die Ohrfeige hatte gesessen. „Und jetzt iss was… der Boss kommt nachher!“, sagte er nur noch, bevor er ein Tablett in den Raum schob und ihn wieder verließ. Sie war wieder allein.

  • „Dann lasst uns erst mal zu der Besitzerin des gestohlenen Jeeps fahren. Vielleicht erfahren wir ja mehr über die Täter!“, meinte Semir und Ben nickte zustimmend. Gesagt, getan. Nun arbeiteten sie also offiziell im Privateinsatz für Sebastian Schubert. Doch leider erfuhren sie von Andrea Müller nicht viel mehr. Sie wiesen sich als Hauptkommissare aus, sagten, sie seien im Privateinsatz und Frau Müller erzählte, was ihr einfiel. Aber dennoch keine Beschreibungen. Enttäuscht fuhren sie also wieder zurück zu Schuberts Haus. Eine Personenbeschreibung wäre auch zu schön gewesen, da hätte die örtliche Polizei, mit der sie sich bald auseinandersetzen würden und damit auch mit Frau Krüger, sicher schon den Täter gefunden. Da würde eine schöne Standpauke geben, aber vielleicht würden sie drum herum kommen… sie würden schon sehen! Schließlich waren sie ja im Urlaub, aber der war jetzt sowieso erst mal gestrichen. „Also, wie heißt denn Ihr Anwalt?“, fragte Ben, als sie gerade die Wohnung von Schubert betraten. „Gerhard Schroth“, sagte Schubert. Er beschrieb noch kurz den Weg und Ben nickte. Als nächstes würden sie den befragen. „Wie sehen uns Morgen, Herr Schubert!“, sagte Semir und gemeinsam verabschiedeten sie sich. Beide stiegen in den BMW und fuhren los. „Also auf zu diesem Gerhard Schroth, mal gucken, was der zu dem Fall weiß!“, meinte Semir zuversichtlich und Ben hoffte inständig, dass sie damit einen Glückstreffer landen würden. Die Nachbarn hatten sie auch schon befragt, ob sie etwas gesehen hätten, aber niemand erinnerte sich an etwas. Das lag schließlich schon ein bisschen mehr als fünf Wochen zurück! Da würde sich Ben auch nicht mehr an Kleinigkeiten erinnern, obwohl er Polizist war! „Über was grübelst du nach?“, fragte Semir seinen Partner, dessen nachdenklichen Bick er erfasst hatte. „Dass wir nun hoffentlich neue Erkenntnisse bekommen…“, antwortete dieser und Semir verstand. Die Liste hatten sie also abgehakt. Das mit dem Geld würden sie später nochmal gucken. Aber momentan kamen sie wirklich nicht vorwärts, doch das würde sich bald ändern. Das sagte ihm sein Bauchgefühl!


    „Los! Lauf schnell hin!“, zischte Max und schickte Ralf zur Haustür von Schubert. Ralf spurtete los und legte rasch den Brief auf die Fußmatte vor der Tür. Sie hatten, während die beiden Polizisten im Haus waren, einen Plan geschmiedet. Sobald sie weg waren, sollte der Brief vom Boss auf die Matte gelegt werden und Ralf würde klingeln. In dem Moment tat er das auch und sprintete, so schnell er konnte, zurück zu dem Versteck hinter den Büschen. „Schneller!“, zischte Max und gerade als Ralf hinter der Hecke abtauchte, wurde die Haustür geöffnet. Schubert schaute sich verwundert um. Niemand war zu sehen. Da erst schaute er auf den Boden und entdeckte den weißen, unbeschrifteten Umschlag. Stirnrunzelnd nahm er ihn hoch und ging wieder ins Haus zurück. Die Haustür schloss sich. „Gut gemacht!“, lobte Max und klopfte Ralf auf die Schulter. „Und nun erzähl ich dir mal was…“ „Können wir das nicht später besprechen? Du weißt, der Boss mag keine Verspätungen…“, sagte Ralf und ging zu dem Wagen, der auf der anderen Seite der Straße geparkt war, aber trotzdem so, dass man ihn vom Haus aus nicht sehen konnte. Den schwarzen Jeep hatten sie natürlich schon entsorgt. Den hatte der Boss an sich genommen! „Okay…“, murmelte Max. Dann würde er den Plan halt nicht erzählen. Wieso auch? Ralf war sowieso dagegen und so wollte er ihn einfach durchziehen. „Ich komme!“ Der Boss sollte sich schon mal gefasst machen. ‚Erst das Geld und dann die Rache!‘, schwor sich Max.

  • Donnerstag, 15:45 Uhr
    Besuch ist da!

    Es klingelte an der Tür. Er ging hin. „Guten Tag. Sind Sie Herr Schroth?“, begrüßte ihn fragend ein Fremder, der ziemlich klein war und aussah wie ein Türke. „Ja…? Kann ich Ihnen weiterhelfen, meine Herren?“, fragte Schroth verwundert und beobachtete die beiden Männer aufmerksam. Er kannte sie nicht. Ein großer mit braunen, leicht gelockten Haaren und der kleine Türke. Dann sprang sein Blick auf die Waffen an den Seiten der Männer. Urplötzlich drehte er sich um und schmiss die Tür zu. Er rannte durch den Flur ins Wohnzimmer und raus auf die Terrasse. Die Terrassentür schmiss Schroth ebenfalls zu, doch er hörte schon die empörten Schreie der beiden Unbekannten hinter sich. Was wollten sie von ihm? Waren sie etwa vom Boss? Aber er hatte doch alles getan, was der Boss von ihm verlangt hatte! „Lass den Prozess um den Autounfall meiner Frau fallen. Herr Schubert muss nicht angeklagt werden, ich verzichte darauf!“, hatte der Mann ihm gesagt und ihm einen Batzen Geld in die Hand gedrückt. Es war um die viertel Million gewesen! Der Mann hatte sich nur als Dr. Sasha Thiel vorgestellt, seine Frau hieß Mia Thiel. Zuerst wollte Schroth widersprechen, so eine Anklage wegen eines Unfalls mit Todesopfer lässt man doch nicht einfach fallen! Geschweige dann nicht, wenn es um die eigene Frau geht! Aber er hatte es gelassen - der Mann hatte nicht besonders freundlich ausgesehen - und dem Gericht gesagt, dass es keine Anklage geben würde. Fall Ende. Und was wollten die Männer jetzt von ihm? Garantiert waren sie von dem Mann! Er wollte sein Geld zurück und ihn umbringen lassen! Sicher, so sah es aus! Schroth rannte um seine Stühle im Garten herum und schmiss sie nacheinander um, damit seine Verfolger es nicht so leicht hatten. Dann sprang er leichtfüßig über seinen Gartenzaun und lief auf der Straße weiter. Er drehte sich nicht um, sondern wollte einfach von den Männern weg.


    "Wir sind da!“, sagte Semir und stieg aus. Sie gingen zur Haustür und klingelten. Ein Mann machte ihnen auf. „„Guten Tag. Sind Sie Herr Schroth?“, fragte Semir freundlich den Mann, der zurück fragte: „Ja…? Kann ich Ihnen weiterhelfen, meine Herren?“ Er schaute an den Männern herunter und plötzlich drehte er sich einfach um und schmiss die Tür zu. „Was zum…?“, fragte Ben und konnte gerade noch seinen Fuß in den Türspalt setzen. „Aua…“, beschwerte er sich, doch Semir war schon ins Haus hinein gerannt und er tat es ihm licht humpelnd nach. Gleichzeitig entsicherten sie ihre Waffen. Man konnte ja nie wissen! Ben hatte zwar anfangs Probleme mit Schuberts Waffe, aber die waren schnell beseitigt. „Im Garten!“, meinte Semir und rannte in die gesagte Richtung. Sie sahen gerade noch, wie der Flüchtige alle Stühle, die ihm in den Weg kamen, umschmiss und dann war er über den Gartenzaun in Richtung Straße verschwunden. „Los, da ist er!“, rief Ben und zeigte in die Richtung. „Was rennt der denn weg?“, wunderte sich Semir und gemeinsam wichen sie den Stühlen halb gehend, halb laufend aus. „Das werden wir sicher bald erfahren!“, meinte Ben zuversichtlich und sprang schließlich über den Gartenzaun, kurz gefolgt von Semir. Wie Recht er doch hatte!

  • Ich weiß auch nicht, warum ich so früh schon wach bin, aber egal: Hier der neue Teil ;)


    Schubert machte die Haustür wieder zu. „Komisch…“, murmelte er und machte den unbeschrifteten Umschlag auf. Dann las er die Nachricht, die in dem Umschlag war.


    SIE HABEN DIE POLIZEI EINGESCHALTET.
    DAS WAR EIN FEHLER.
    GELDÜBERGABE NUN IN BAR.
    LETZTE CHANCE FÜR SIE UND IHRE TOCHTER!
    PREIS ERHÖHT: 20.000€


    Die Adresse stand ebenfalls noch drunter, alles waren Buchstaben aus der Zeitung. Ein professioneller Erpresserbrief. „Oh Mist!“, sagte Schubert und setzte sich erst mal. „Oh meine Tanja…“, murmelte er und Tränen liefen über sein Gesicht. Wer war dieser Verbrecher nur? Und was wollte er von ihm? Hoffentlich fanden Gerkhan und Jäger was heraus. Sie waren seine letzte Hoffnung Tanja irgendwann wiederzusehen. Er legte den Brief mitsamt Umschlag auf den Tisch und nahm das Telefon in die Hand. Er wollte Gerkhan anrufen, um ihn von der Forderung zu erzählen. Doch zuerst ging er nochmals zur Tür und schaute sich draußen gründlich um. Doch nirgends stand ein verdächtiger Wagen oder sonstiges. Also wählte er Gerkhans Nummer und setzte sich in die Küche.


    „Boss, wir sind da!“, sagte Jim und macht die Tür des Wagens auf. „Die gute alte Lagerhalle…“, murmelte der Boss und betrat, gefolgt von Jim, besagtes Gebäude. „Paul? Timo? Tom?“, rief er und erhielt direkt eine Antwort aus der Richtung der Überwachungsanlage. „Wir sind hier!“ Er ging, gemeinsam mit Jim in die Richtung und sah die Jungs auf ihren Stühlen sitzen. „Hier. Euer Gehalt!“, meinte er nur und Jim warf jedem einen Beutel zu. Keiner widersprach, so wie Max, jeder steckte den Beutel einfach nur weg. „Sagt Tanja, dass das Problem erst mal gelöst ist. Geldübergabe in bar, Erpresserbrief, Gelderhöhung und so weiter…“, sagte der Boss und Tom nickte. Die drei gingen in das ‚Gefängnis‘ Schuberts Tochter. „Tanja?“, trällerte Tom und betrat gemeinsam mit Timo und Paul den kleinen Raum. „Wo bist du?“ „Nein…“, wimmerte Tanja und rückte auf dem Bett an die Wand. „Bitte nicht…“ „Nein, heute nicht!“, lachte Paul schallend und machte die Tür zu. „Das Problem mit deinem Vater ist geklärt.“ Tanja setzte sich auf. „Was habt ihr mit meinem Dad gemacht?“, fragte sie vorsichtig. „Nichts… Die Übergabe verläuft nun in bar, er erhielt einen Brief! Geld hat sich erhöht. Alles ist gut!“, meinte Timo und besah sich die 16-jährige. Sie sah irgendwie abgemagert und ziemlich müde aus. Aber zu Recht! „Wann darf ich nach Hause?“, fragte sie und schaute in die Augen der Männer. „Das musst du den Boss fragen!“, meinte Tom nur noch, bevor die drei den Raum verließen. Aber Tanja wusste, dass der Boss nicht kommen würde. Er war gerade sicherlich hier, wie sie heute Morgen von Timo erfahren hatte, aber er würde nicht kommen. Sie kauerte sich wieder zusammen und starrte ins Leere.

  • „Herr Schroth bleiben Sie stehen! HERR SCHROTH!“, rief Ben, doch es half nichts. Der Mann rannte weiter wie ein Irrer. „Wir wollen Sie doch nur befragen! Im Auftrag von Sebastian Schubert!“, rief diesmal Semir, doch Schroth lief immer noch. Er drehte sich auch nicht um und so langsam bekam Ben Seitenstiche. Schroth bog scharf links in eine Seitenstraße ein, Semir und Ben folgten ihm. Dann bog er nach rechts. „Du rechts, ich geradeaus!“, meinte Semir und sprintete voran. ‚Für sein Alter ist der echt noch fit!‘, dachte Ben und riss sich zusammen. Weiterhin lief er hinter Schroth her. Schießen wollte er auf keinen Fall, aber irgendwann musste der Typ doch mal anhalten! Sie liefen nun in einer kleinen Seitengasse, wo überall Mülleimer und Container herumstanden. Plötzlich sprang Semir von links aus einer Straße herein und warf sich auf Schroth, der einen erschrockenen Schrei ausstieß. Ben bremste ab und half Semir den Mann hochzuheben. Das wurde aber auch mal Zeit! „So…“, meinte Semir und stieß den Mann gegen die Hauswand. „Was hatten wir es denn so eilig?“ Der Mann sagte nichts, sondern kniff einfach nur die Augen zu. „Bitte tun Sie mir nichts, ich gebe Ihnen das Geld auch wieder, ich tue alles, was Sie wollen, aber bitte töten Sie mich nicht!“, flehte er und Semir schaute Ben erstaunt an. „Wir werden Sie auf keinen Fall töten! Wir sind von der Polizei und arbeiten für einen Mandanten von Ihnen. Sagt Ihnen der Name Sebastian Schubert etwas?“, fragte Semir und Schroth öffnete die Augen. Erleichtert ließ er die Luft aus der Lunge, „Können Sie mich bitte loslassen? Ich mag den Körperkontakt zu Menschen nicht so gerne…“, meinte er und Semir tat gesagtes. Ben war für eine Flucht bereit, doch darum brauchte er sich, so wie es aussah nicht zu kümmern. „Ich dachte schon, Sie seien vom Boss… Glück gehabt!“, murmelte Schroth und Ben und Semir wechselten einen vielsagenden Blick. Die erste Spur! „Okay, also…“ Klingelingeling! Semirs Handy klingelte. Er nahm, nachdem er auf das Display geguckt hatte, den Anruf an. „Herr Schubert!“, meldete er sich und nach und nach runzelte seine Stirn sich immer mehr. „Alles klar! Wir sind sofort bei Ihnen!“, verabschiedete er sich und Ben sah ihn an. „Was ist?“, fragte er. „Schubert hat einen Erpresserbrief erhalten für die Geldübergabe! Der lag plötzlich vor seiner Haustür!“, meinte Semir und Ben ließ die Luft entwichen. Das wurde ja immer besser! „Herr Schroth, Sie kommen mit uns. Wir befragen Sie später bei Schubert zuhause. Alles klar?“, fragte Ben und der Mann nickte. Gemeinsam schweigend gingen sie zu Semirs Wagen zurück und fuhren los zu Schubert. Sie würden sofort Hartmut anrufen, um ihn zu fragen, wie man am besten Fingerabdrücke ohne Pulver sichern konnte!


    Routine, Routine und noch mehr Routine. Eigentlich nur eine Unterschrift hier, eine andere da. Kim saß gelangweilt auf ihrem Stuhl im innenstadtrevier. Momentan war nicht viel los, auch den Autodieb hatten sie noch nicht gefasst, obwohl so etwas eigentlich immer sehr schnell ging. Sie stand auf und schnappte sich ihre Jacke. „Richten Sie Herr Müller aus, ich bin in der KTU!“, meinte sie noch schnell zu einer Kollegin, die nickte, und betrat den Parkplatz. Es war mittlerweile etwas kühler geworden. Keine 30°C mehr, aber immer noch um die Mitte zwanzig. Die Jacke würde sie wohl nicht brauchen. Sie ging zu ihrem Wagen und startete den Motor. Vielleicht hatte Hartmut ja was herausgefunden?

  • Donnerstag, 17:30 Uhr
    Befragung Nummer zwei


    „Boss! Max und Ralf sind wieder da!“, rief Jim und machte die Tür zum Büro des Bosses auf. „Kommt rein!“, meinte Thiel und drehte sich auf seinem Stuhl herum. ‚Da saß er letztes Mal!‘, dachte sich Max freudig und seine Hände schwitzten schon. „Tag!“, meinte der Boss und schaute in die Richtung seiner beiden Handlanger. „Erledigt?“, fragte er und wartete. Ralf nickte und schaute zurück. „Niemand hat uns gesehen, weder uns noch den Wagen von Ihnen, Boss!“, meinte er und fügte noch ein „Der Wagen steht neben dem schwarzen Jeep in der Garage!“ hinzu. „Alles klar! Hier euer Extralohn!“, sagte der Boss und wies auf Jim, der wieder die Beutel überreichte. Ralf kam es vor wie ein Déjà-vu. Alles lief genauso wie vor zwei Tagen ab. Diesmal schaute er ebenfalls in den Beutel. Seine Augen wurden groß, als er den riesen Batzen Geld darin sah. Er schaute auf und der Boss grinste in seine Richtung. „Ich hoffe, dass 3000€ diesmal reichen sollten, oder etwa nicht?“, grinste er und schaute Max warnend an, der jedoch ausdruckslos dreinblickte. „Ja… ja natürlich…“, stotterte Ralf und freute sich. So viel Geld brauchte er wirklich gut für seine OP! Alles würde gut werden, ein schönes Leben lag vor ihm! Max hatte immer noch nichts gesagt. Nun standen sie da also und warteten auf irgendwas. Der Boss wartete ebenfalls. „Ist irgendwas, Max?“, fragte er warnend und schaute zu ihm. Max sagte nichts. ‚Oh, oh…‘, dachte sich Ralf und da fiel ihm ein, dass Max ja Rache nehmen wollte. Das wollte er sicherlich ihm erzählen, wie sein Plan für die Rache aussah! Oh nein… bitte nicht… ‚Bau bitte, Max, bitte keine Scheiße!‘, flehte Ralf innerlich und sah vom Boss und Max hin und her. Sie starrten sich gegenseitig fast feindselig an. Max Oberarm war immer noch mit dem Verband umbunden und hatte keine Komplikationen bisher verursacht. Was wollte Max nur machen?


    Schon wieder klingelte es an der Tür. Schubert schreckte von seinem Stuhl auf und drückte sich neben der Tür an die Wand, den Baseballschläger in der Hand. „Wer ist da?“, fragte er vorsichtig und hielt den Atem an. „Herr Schubert, wir sind’s! Herr Gerkhan und Herr Jäger!“, meldete sich dumpf eine ihm bekannte Stimme hinter der Tür. Er entspannte sich und schloss die Tür auf. „Ich dachte schon…“, murmelte er und ließ die beiden hinein. Verwundert bemerkte er, dass ebenfalls sein Anwalt mit herein kam. „Herr Schroth?“, fragte er und runzelte die Stirn. „Das klären wir gleich alles!“, meinte Herr Gerkhan nur und Schubert machte die Tür zu. „Setzen Sie sich doch bitte ins Wohnzimmer! Einen Kaffee und Kuchen?“, fragte er und alle drei nickten. Als sie gemeinsam im Wohnzimmer saßen, begann Herr Jäger an zu erzählen. Über die Flucht bis hin zur Herfahrt zu Schuberts Haus. Herr Schroth saß irgendwie zusammengesunken auf dem Sofa. Kein Wunder, das war ihm sicherlich peinlich, vor allem jetzt auch noch die Geschichte erzählen. Schubert konnte ihn schon verstehen. Ihm wäre dieser Moment jetzt wahrscheinlich genauso scheiße vorgekommen. „So… ich glaube, Herr Schroth, jetzt wollen wir alle hier Ihre Erklärung wissen!“, meinte Herr Gerkhan, nachdem Herr Jäger fertig war und alle Augen richteten sich auf den Mann.

  • „Hartmut?“, fragte Kim in die Stille hinein. „Sind Sie überhaupt da?“ Keine Antwort. „Herr Freund? Hallo?!“, rief sie etwas lauter. Immer noch keine Reaktion. Kim ging die KTU von vorne bis hinten durch. Hartmuts Experiment war immer noch auf einem der Tische aufgebaut. Überall lagen Materialien herum und auch kleine schwarze Häufchen. Das Experiment sah nicht so aus, als hätte es besonders gut funktioniert, aber was hatte sie schon Ahnung von irgendwelcher Kohle! „Hartmut!“, rief sie und da endlich entdeckte sie den Rotschopf. Er lag zusammengekauert mit einer Decke auf einer aufblasbaren Luftmatratze. Kim musste bei dem Anblick einfach schmunzeln. Leise kniete sie sich hin und rüttelte sanft an Hartmuts Schulter. „Aufwachen!“, murmelte sie und da endlich schlug Hartmut die Augen auf und erschrak sich beim Anblick der Chefin so sehr, dass er erstmal, nachdem er sich aufgesetzt hatte, kräftig husten musste. „Chefin!“, sagte er schließlich überrascht und stand zügig auf. „Was machen Sie denn wieder hier?“, fragte er überrascht und strich seine Kleidung glatt. „Ich wollte nur kurz mal nach dem Rechten sehen!“, meinte sie und grinste. Hartmut hatte wohl schon wieder so viel gemacht, dass er sich tagsüber zum Schlafen hingelegt hatte. „Schon irgendwas zu dem gestohlenen Auto?“, fragte sie und Hartmut streckte sich, bevor er sich seinen Kittel anzog und zum Computer ging. „Ich habe alle Videoüberwachungen der Gegend angeschaut, in der Zeit, wo der Wagen gestohlen worden wurde. Und da habe ich das gefunden!“ Stolz zeigte der Techniker auf die Aufnahme, die er eben geöffnet hatte. Man sah, wie der gesuchte Wagen auf eine andere Einfahrt fuhr. Kim strahlte. Sie wusste, dass der Täter bald gefasst werden würde. „Ich wollte Sie eigentlich sofort anrufen, Chefin, aber…“, fing Hartmut an. „Schon okay… jeder braucht Schlaf, stimmt‘s?“, sagte Kim und Hartmut grinste leicht. Manchmal war die Krüger echt verständnisvoll oder sie hatte einfach ausnahmsweise einen guten Tag. „Hier Adresse und Name des Täters. Der Wagen steht da übrigens immer noch!“, meinte Hartmut und nahm die Akte entgegen. „Danke!“, meinte sie und wollte gerade wieder die KTU verlassen und einen Haftbefehl ergehen lassen, als das Telefon klingelte. Hartmut vermutete Schlimmes.


    Wie trostlos das Leben doch sein konnte! Tanjas Überwacher hatten mittlerweile schon wieder „gelüftet“. Sie ging zwischendurch aufs Klo und setzte sich auf ihr Bett. So vergingen bei ihr die Tage. Ab und zu brachte einer Essen herein, aber Tanja verweigerte es. Sie wollte nichts essen. Sie wollte einfach nur nach Hause. Wenn jemand hereinkam, drückte sie sich an die Wand und wollte möglichst klein werden. Sie mochte die hier alle nicht. Nun kam Paul herein. „Hey, Tanja!“, sagte er fröhlich. „Du hast doch gerade Zeit oder?“, fragte er und lachte. „Nein…“, sagte Tanja und wollte am liebsten mit der Wand verschmelzen. Paul kam immer näher und machte seine Hose auf. „Nein…“, wimmerte sie und drehte sich weg. Paul schmiss seine Hose weg, er stand in Boxershorts vor ihr. Er drehte sie grob herum und riss ihr das T-Shirt über den Kopf. Tanja wehrte sich diesmal heftiger als sonst, aber es half nichts. Paul war einfach zu stark. Sie wollte das nicht und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sein T-Shirt lag ebenfalls schon auf den Boden, ihre Hose bald auch. Die ganze Zeit hatte sie die Augen geschlossen. ‚Es ist bald vorbei…‘, dachte sie inständig, während Paul sich an ihr vergriff.

  • Dann schnell den heutigen Teil bevor unser Internet wieder den Geist aufgibt...


    „Max?“, fragte der Dr. Sasha Thiel grimmig. „Ist irgendwas?“ Max stand immer noch mit ernster Miene vor dem Boss. Jim war ebenfalls wie Ralf angespannt, das würde nicht gut ausgehen. „Warum hast du mich angeschossen?“, brachte Max schließlich heraus. Er duzte den Boss. „Ich dulde keinen Widerspruch“, antwortete dieser und beobachtete jede Bewegung, die Max machte. So schnell wie er konnte, zog er Max eine Waffe aus der Seite seiner Hose und zielte auf den Boss. Ralf schnappte ordentlich nach Luft, Jim zog seine Waffe ebenfalls und richtete sie auf Max. „Waffe weg…“, sagte der Leibwächter drohend, „oder ich schieße!“ Max blieb völlig unbeeindruckt und zielte weiterhin auf den Doktor. „Du Arsch hast mich angeschossen!“, zischte er und machte einen Schritt auf den Boss zu. Jim folgte ihm. „MAX! Die… Waffe… weg!“ Er betonte jedes Wort mit Nachdruck, aber Max reagierte nicht. „Schon gut, Jim!“, meinte Thiel ruhig und stand auf. „Max… das können wir auch anders regeln… richtig unter Männern!“, versuchte er den Mann aufzuhalten, doch alles brachte nichts. Max war fest entschlossen den Mann vor sich bezahlen zu lassen. „Max, lass das doch! Das bringt doch nichts!“, versuchte Ralf nun sein Glück. „Ich kann dir alles geben, was du willst…“, meinte Thiel. „HALTET ALLE EUER MAUL!!!“, schrie Max wild und zuckte mit der Waffe in alle Richtungen. „Du wirst bezahlen, Boss…“, drohte er, „und zwar jetzt!“ Er drückte ohne ein Augenzwinkern ab.


    Semir und Ben saßen mit Schubert auf dem Sofa, Schroth ihnen gegenüber. Sie wollten, dass Schubert blieb, er sollte schließlich auch alles erfahren. „Also…“, begann Schroth und saß immer noch zusammengesunken da. Schubert schüttelte den Kopf, während er dem Mann zuhörte. Und sowas nennte man Anwalt! „Ich wollte gerade zu Herr Schubert ins Krankenhaus, um mit ihm alles für den Fall zu besprechen, da kamen zwei Männer auf mich zu. Der eine redete den anderen Mann immer mit ‚Jim‘ an. Kurz darauf sprach er mich. „Lass den Prozess um den Autounfall meiner Frau fallen. Herr Schubert muss nicht angeklagt werden, ich verzichte darauf!“ Genau das hatte der Mann gesagt. Ich habe gefragt, wer er sei. Er hat mir eine viertel Million in die Hand gedrückt und gemeint, er sei der Mann der verunglückten Frau. Er hieße Dr. Sasha Thiel. Dann ging er einfach wieder… Er sah nicht so aus, als ob er Fehler verzeihen würde, ebenso wenig wie dieser gewisse Jim… der sah aus wie ein Schrank!“, erzählte Schroth und schaute auf. Alle schauten ihn an, vor allem Schubert. ‚Was denkt der jetzt von mir?‘, dachte Schroth und schämte sich. Doch sein Mandant sagte nichts. „Ist die Frau also tot?“, fragte er plötzlich. Schroth nickte und wunderte sich, dass ihm keiner Bescheid gesagt hatte. „Wie hieß der Mann nochmal?“, fragte Schubert weiter und richtete sich kerzengerade auf. „Dr. Sasha Thiel, wenn ich mich nicht irre…“, murmelte Schroth und trank einen Schluck Kaffee. „Sasha…“, murmelte Schubert und Ben und Semir sahen nun den Vater an. „Sie kennen den Mann?“ „Oh Gott… Ich habe seine Frau umgebracht… Mia… oh Gott… Gott hilf mir…“, murmelte Schubert nur und stand auf. „Herr Schubert, kennen Sie den Mann?“, fragte Ben nochmal nach und Schubert nickte diesmal. „Er ist ein alter Schulkamerad. Seine Frau war mal mit mir zusammen, bevor sie sich in Sasha verliebt hat. Sie haben geheiratet…“, erklärte er und Semir und Ben nickten. „Ich glaube, wir haben den Entführer Ihrer Tochter gefunden, Herr Schubert!“, sagte Semir bestimmt und Ben nickte.

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