Die Rückkehr des Teufels

  • Kapitel 29
    Seit 2 Stunden saßen Jan, Iris und Flavio nun schon auf dem weißen Ledersofa in dem geräumigen Wohnzimmer und liesen sich von der italienischen Floristin verschiedene Blumenbuketts vorführen.
    Eigentlich war es Iris egal, welche Blumen oder welche Schleifen es waren, genauso wie es sie nicht interessierte wie ihr Brautstrauß aussah.


    Wäre es eine wirkliche Hochzeit gewesen und hätte sie jemanden geheiratet den sie wirklich liebte, dann würde sie jetzt mit Feuereifer bei der Sache sein. Doch so war es nun einmal nicht.
    Zum tausendsten Mal wandte Flavio sich an sie und fragte sie ob ihr die Blumen und die Art des Buketts gefielen. Sie tat wieder so als ob sie sich wirklich Gedanken darüber machen würde und antwortete dann „Hm sieht hübsch aus, oder?“ und wieder nickte Flavio lächelnd.
    Während Flavio sich wieder an die Italienerin wandte, musterte sie ihren „Zukünftigen“ von der Seite. Iris fragte sich, was in diesem Moment in seinem Kopf vorging? Glaubte er wirklich das es so funktionierte? War er wirklich davon überzeugt sie könnten eine glückliche Familie sein? Es gab eine Zeit da war sie ihm wirklich nah gewesen und er hatte ihr die Welt zu Füßen gelegt. Damals hätte sie sich beinahe in ihn verliebt, aber das war bevor sie wusste was für ein mieser Kerl er wirklich war. Sie erinnerte sich an Flavios letzte Worte vor Gericht „Wenn ich sie nicht haben kann, dann soll sie auch sonst keiner bekommen!“ und jetzt saß sie hier und musste mit ansehen wie ihre gemeinsame Hochzeit geplant wurde – sein Wunsch hatte sich also erfüllt.


    Jan konnte die quäkende und vor Akzent triefende Stimme der Italienerin nicht mehr hören. Er fragte sich, ob sie wohl wusste das sie hier, für die Blumendeko auf einer Zwangshochzeit verantwortlich war? Jan musterte sie und hatte irgendwie das Gefühl dass ihr selbst das egal war, wenn am Ende nur die Kasse stimmte.
    Jan versuchte ein Gähnen zu unterdrücken und warf Iris einen Blick zu, sie sah wirklich schlecht aus und dafür das sie noch gar nicht so lange in Flavios Gefangenschaft war, wirkte sie wesentlich dünner und zerbrechlicher. Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass sie schwanger war und er hoffte, nein er betete das das Baby das hier alles gut überstehen würde. Dafür musste er sorgen, das war er Ben und Iris einfach schuldig.
    Ihre Blicke trafen sich und er sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ihr wurde das alles zu viel, aber sie musste jetzt durchhalten. Schnell suchte er unter dem Tisch nach ihrer Hand und drückte sie. Als er sie umschloss, fühlte er sich endlich wieder komplett.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit, packte die Italienerin endlich ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich ihnen und Flavio strahlte sie an.
    „Fantastico, jetzt haben wir auch die Blumenfrage geklärt. Bleibt nur noch das Essen, aber der Sternekoch kommt erst heute Abend!“ stellte er mit einem Blick auf seine teure Armbanduhr fest.
    Iris nickte und versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen.
    „So, ich würd sagen wir gehen jetzt erstmal essen und dann schauen wir weiter!“ lächelte Flavio weiter vor sich hin und ging ihnen voraus in das Esszimmer.
    Jan hielt Iris zurück und flüsterte
    „Wir werden das zusammen überstehen, ich werde dich nicht alleine lassen!“ er strich ihr sanft über die Wange. Sie lächelte und nickte, aber tief in ihren Augen erkannte er das sie ihm nicht glaubte, oder besser gesagt das sie die Hoffnung beinahe schon aufgegeben hatte.


    Nach dem Mittagessen hatte der Regen wieder eingesetzt und tiefe Gewitterwolken hingen über dem Anwesen.
    Flavio hatte den großen Kamin im Wohnzimmer anheizen lassen, was wohl eher an der frostigen Stimmung als an der Temperatur etwas ändern sollte. Es war kaum vorstellbar wie sehr Stille an den Nerven nagen konnte.
    Flavio lies Maria Tee kochen und lies sich dann in dem großen Ohrensessel vor dem Kamin sinken. Iris und Jan setzten sich wieder aufs Sofa und Jan fragte sich wie lange er noch hier sitzen musste. Wann würde er endlich mit Iris alleine sein? Würde Flavio das überhaupt zu lassen? Andererseits, was sollten sie schon groß aushecken können? Er wusste doch das sie nicht fliehen konnten. Oder etwa doch?


    „Signore, può per favore venire a breve? C'è qualcuno qui che vuole parlare!“ wurde Jan, durch Maria aus seinen Grübeleien gerissen und wurde sofort hellhörig.
    „Entschuldigt mich kurz“ sagte er an Iris und Jan gerichtet und folgte dann Maria hinaus in den Flur.
    „Wer könnte das sein?“ fragte Jan an Iris genwandt und wollte gerade aufstehen um das Gespräch eventuell mithören zu können, als Iris nach seiner Hand griff und ihn zurück hielt.
    „Nein, bleib hier, bitte!“ bat sie ihn und als er in ihre Augen blickte und die Angst darin sah, lies er sich zurück in die Polster fallen.
    Iris rutschte ganz nah an ihn heran und lehnte sich an ihn. Er legte den Arm um sie und strich ihr sanft über den Rücken. Wenn Iris nicht mehr dazu bereit war etwas zu riskieren, war eine Flucht beinahe unmöglich!


    Nach ein paar Minuten kam Flavio mit einem geschäftigen Blick zurück. Einen Moment musterte er die beiden und Jan fragte sich, ob es ihn wohl störte das Iris ihm so nahe war. Auf jeden Fall lies er sich nichts anmerken uns sagte stattdessen.
    „Jan, komm bitte kurz mit. Pietro möchte dir etwas zeigen!“
    Jan spürte wie sich Iris neben ihn versteifte und in ihrem Gesicht lag Panik.
    „Ich bin gleich zurück!“ hauchte er lächelnd und küsste sie aufs Haar bevor er aufstand und mit Flavio den Raum verlies.
    Was wollte Pietro ihm zeigen? Bisher hatte er persönlich zwar nicht viel mit Flavios Halbbruder zu tun gehabt, das zweistündige Verhör einmal ausgenommen, aber er verabscheute den Typen beinahe ein wenig mehr als Flavio. :cursing:

  • „Ah, hallo Bullenschwein!“ grinste Pietro ihn hämisch entgegen und lehnte sich dabei lässig gegen die Kommode neben der Haustür.
    „Hallo Arschloch!“ gab Brenner ohne lange Überlegen zurück.
    „Pietro!“ mischte sich nun Flavio ein „Du hast was zu erledigen, Jan ist unser Gast also sei freundlich zu ihm!“
    „Komm!“ zischte Pietro zähneknirschend und stapfte hinaus in den Regen, hinüber zu einem der Nebengebäude.


    Jan war jetzt wirklich neugierig was ihn erwarten würde, denn ihm selbst durfte Pietro ja nichts antun, zumindest noch nicht. Er war sich jedoch sicher, dass er früher oder später seine Chance bekommen würde. Pietro machte seine Zigarette aus und öffnete eine Tür.
    „Nach dir!“ fauchte er und konnte es wohl nicht lassen Jan einen kräftigen Schubser zu verpassen.
    Der Raum war nur schwach beleuchtet und die Schalusien zugezogen. Anders als das Gästhaus war dieses Zimmer ziemlich spärlich eingerichtet, ein Sofa, ein Tisch und ein Stuhl mehr schien sich darin nicht zu befinden.
    „Jan!“ der Hauptkommissar traute seinen Ohren kaum, als er die Stimme seines Kollegen aus Richtung Sofa kommen hörte. Wenig später stand Thomas vor ihm und lächelte ihn an.
    Darum hatten sie ihn also nicht bei der alten villa angetroffen und deshalb war auch kein SEK gekommen. Jan war fast erleichtert das sich die ganze Geschichte nun aufklärte, auch wenn das bedeutete das, sich nun ein weiterer potenzieller Retter in Flavios Gewalt befand.
    „Alles klar bei dir?“ fragte Jan und fühlte sich nun etwas „stärker“ zusammen mit Thomas konnte es ihnen vielleicht doch noch gelingen zu fliehen.
    „Kann mich nicht beklagen!“ antwortete Thomas und Jan musste lachen, in so einer Situation noch Witze machen – typisch Thomas.


    Pietro räusperte sich und sofort hatte er die Aufmerksamkeit beider Hauptkommissare.
    „Ich unterbreche dieses herzzerbrechende wiedersehen ja nur ungern, aber Tom du weißt ja ich hab nicht viel Zeit, also lass es uns hinter uns bringen!“
    „Wovon spricht der Kerl?“ fragte Jan und blickte seinen Kollegen an.
    Thomas wandte sich mit gesenktem Blick ab und begann in dem Raum auf und ab zu gehen. Die Zeit verging und Thomas hatte noch immer kein Wort gesagt, war verdammt noch mal war hier los.
    „Jetzt stell dich doch nicht so an und sag dem Bullenschwein das du ihn verraten hast!“ meldete sich Pietro entnervt zu Wort.
    Jans Mund blieb vor Schreck offen. Hatte er wirklich richtig gehört? Nein, er musste sich verhört haben, ganz bestimmt. Doch als Thomas immer noch nichts sagte und stattdessen mit gesenktem Kopf durch den Raum lief, wurde ihm klar das Pietro die Wahrheit gesagt hatte.


    „Du hast dich von diesem Schwein kaufen lassen?“ schrie Brenner fast und es fühlte sich an, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weg gezogen. Und doch, irgendwo in seinem Inneren war er überhaupt nicht überrascht. Irgendwie hatte er Thomas doch schon längst nicht mehr vertraut, warum sonst hatte er auch ihm nichts von Iris und den Ermittlungen erzählt? Eigentlich war er doch längst nicht mehr sein Partner gewesen. Doch trotz dieser Erkenntnis traf es ihn schwer, weil er gehofft hatte sich zu irren, gehofft hatte falsch zu liegen.


    „Jan, es tut mir Leid!“ begann Thomas nun und wandte sich zu ihm um „Aber das Haus, der neue Wagen, der Urlaub und dann war Julia auch noch schwanger geworden. Ich hab mich da überschätzt und...!“ versuchte er seinen Verrat zu rechtfertigen.
    „Das waren Materielle Sachen die du überhaupt nicht gebraucht hättest und Julia wäre glücklicher wenn du dich mehr um sie und deinen Sohn kümmern würdest!“ antwortete Brenner wütend.
    „Ach was weißt du schon von dem was Frauen wollen, du warst doch all die Jahre wie besessen von Iris und ihrem Schutz!“
    „Sei vorsichtig was du sagst!“ warnte Jan mit bedrohlicher Stimme und fragte sich warum Pietro ihm ihren Maulwurf präsentierte. Warum sollte er erfahren das sein eigener Kollege ihn verraten hatte?
    „Es tut mir wirklich leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Sie drohten Emilian und Julia etwas an zu tun und ich hatte wirklich geglaubt du würdest sie schnell in Sicherheit bringen. Du musst mir glauben, ich wollte nicht das so etwas passiert!“ nervös rang Thomas seine Hände und sah seinen Partner entschuldigend an. Jan blickte ihm in die Augen und noch nie zuvor hatte er solche Verachtung gegenüber einem Menschen verspürt.


    „Woher kanntest du Iris Aufenthaltsort?“
    Thomas lachte müde „Ich hab es wie beim Ersten Mal gemacht!“
    Nun wusste Jan, woher Flavio damals wusste wo sie die Kronzeugen versteckt hielten. Er hatte Recht behalten dass sie einen Maulwurf im Revier hatten, aber das es sein eigener Partner war...
    „Am Anfang hatte ich wirklich keine Ahnung wo du sie diesmal versteckt hattest. Eine ziemlich lange Zeit sogar und ich befürchtete du hattest den Kontakt womöglich tatsächlich ganz abgebrochen. Doch dann plötzlich warst du, an jedem freien Wochenende wie vom Erdboden verschluckt und du warst nie zuhause so wie du es behauptet hattest!“ setzte Thomas seine Geschichte fort.
    „Irgendwann hab ich mich dann einfach an deine Fersen geheftet und du führtest mich auf direktem Weg zu ihr. Als du mir dann aber von diesen beiden Autobahnpolizisten erzählt hast, musste ich handeln und naja, den Rest der Geschichte kennst du ja!“
    Kam es Jan nur so vor, oder hatte Thomas überhaupt kein schlechtes Gewissen? So abgebrüht und kalt hätte er seinen Partner und besten Freund niemals eingeschätzt.
    „Du bist das Letzte und glaub mir, ich werde dich damit nicht davon kommen lassen!“ sprach der blanke Hass aus dem Hauptkommissar!“
    „Keine Angst Bulle!“ sagte Pietro und kam nun zu ihnen. „Ausnahmsweise sind wir Beide einmal einer Meinung!“
    Thomas hatte die Bedeutung von Pietros Worten wohl schneller erkannt als Jan, denn nun stand in seinem Gesicht pure Angst und er begann den Italiener regelrecht anzuflehen.
    „Nein, bitte. Ich hab doch alles getan was ihr wolltet und ich werde euch auch nicht verpfeifen, wirklich nicht. Damit würde ich ja auch mich... bitte ich hab doch einen kleinen Sohn.. ich!“ noch bevor Thomas weiter betteln konnte, richtete Pietro seine Waffe auf den Kopf des Mann und drückte unvermittelt ab.
    „Ich konnte diesen Arschgriecher sowieso nie ausstehen!“ bemerkte Pietro kühl und zündete sich eine Zigarette an.
    Jan wandte sich ab und rang nach Luft, es war alles so schnell gegangen. Pietro hatte einfach abgedrückt, ohne auch nur den Anflug einer Emotion – als wäre es das normalste auf der Welt.
    „Schau ihn dir an!“ fauchte Pietro und zwang Jan, die Leiche seines Kollegen anzusehen. Um ihn herum hatte sich bereits eine große Blutlache gebildet und das Entsetzen war bis in alle Ewigkeit auf seinem Gesicht eingemeißelt.
    „Präge dir das sehr gut sein, denn das, mache ich mit jedem der mir nicht mehr nützlich ist!“ :S

  • Nach einer halben Ewigkeit geht es nun endlich weiter und ich entschuldige mich bei all meinen Lesern für diese lange Pause... :( Aber der Nachwuchs und einige mehr oder weniger großen Probleme haben mich sehr davon abgehalten und mir eine regelrechte Schreibblokade vorgesetzt...
    Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen und habt trotzdem noch Interesse daran wie es mit Iris und Ben weiter geht!


    Kapitel 30 Teil 1


    „Fuck!“ fluchte Ben und kickte eine leere Dose über den Parkplatz!“
    Semir warf seinen Partner einen mitfühlenden Blick zu, er konnte sich ungefähr vorstellen wie er sich fühlen musste. Bisher war jede Spur
    im Sand verlaufen und auch Brenners Verschwinden war zusätzlich noch ein Problem. Er war ihre einzige Verbindung zu Iris
    Vergangenheit und somit ihrer Rettung und jetzt mussten sie sich alles mühsam zusammensuchen – was wenn die Zeit dazu nicht
    ausreichte?


    „Wir werden sie nie finden, zumindest nicht rechtzeitig!“ sagte Ben und lehnte sich erschöpft gegen den Wagen. Noch nie zuvor hatte er sich
    so leer gefühlt.
    „Jetzt steck mal nicht den Sand in den Kopf!“ sagte Semir und ging um den Wagen herum.
    Ben wollte gerade wütend etwas erwidern als Semir schnell fortfuhr „Was wir alleine nicht schaffen das schaffen wir eben zusammen!“ grinste
    er und stieg ein.


    Ben sah ihn fragend an und stieg ebenfalls ein. Mit kalten Händen saß Ben neben Semir im Wagen und wartete angespannt darauf das Frau Krüger sich meldete.


    Sie waren in einer fremden Stadt, wussten nur wenig über den Fall und hatten ihren einzigen Informanten verloren, es wäre eine unverantwortliche Aktion gewesen jetzt noch alleine zu agieren.


    „Krüger“ meldete sich nun endliche ihre Chefin und riss Ben aus seinen Grübeleien.
    Semir räusperte sich „Hallo Chefin!“ einen Moment war es auf der anderen Leitung totenstill, ehe wenig später ein Donnerwetter über die beiden Hauptkommissare herein brach.


    „Gerkhan! wo zum Teufel sind sie, ich war nur ein paar Tage weg und sie verschwinden einfach und warum mischen sie sich in einen Fall des
    LKAs ein? Ich hab schon wieder 2 Beschwerden über sie Beide auf den Schreibtisch. Reicht es ihnen nicht mehr die Autobahn in Schutt und
    Asche zu legen?Weiten sie ihr Gebiet jetzt auf andere Bereiche aus? Was kommt als nächstes? Werden sie jetzt....!“ Weiter kam sie jedoch nicht, weil Ben sie mit lauter Stimme unterbrach.


    „Das LKA hat sich über uns beschwert?“ fragte Ben nach und glaubte sich verhört zu haben. Außer mit Brenner hatten sie absolut nichts mit
    dem LKA zu tun gehabt. Also war er gar nicht entführt worden! Wut kochte langsam aber sicher wieder in dem Hauptkommissar hoch. Er
    hatte dem Penner von Anfang an nicht vertraut.


    „Ja, einmal telefonisch und wenig später schriftlich. Ich bin es langsam leid ihre Aktionen ständig irgendwie rechtfertigen zu müssen.“
    „Von wem genau kam die Beschwerde?“ hakte Semir nach. Einen Moment war es still und man hörte das Frau Krüger ihre Unterlagen
    durchsah.
    „Ein Hauptkommissar Jan Brenner vom LKA München, aber waru...!“ wieder wurde sie von Semir unterbrochen.
    „Um wie viel Uhr kam der Anruf und das Fax?“
    Kim Krüger war langsam genervt, dass sie nun plötzlich Fragen beantworten musste, suchte aber trotzdem nach der Uhrzeit.
    „17 Uhr. Warum?“ irgendwie hatte sie das Gefühl, dass mehr hinter der Sache steckte. In was waren ihre Männer da schon wieder hinein
    geraten?


    Semir sah zu Ben hinüber, aber der starrte nur mit einem hasserfülltem Gesichtsausdruck aus dem Fenster und schien gar nicht mehr zugehört
    zu haben.
    Semir räusperte sich und begann dann Frau Krüger die gesamte Geschichte zu erzählen. „Ja und dieser LKA Beamte, der angeblich die Beschwerde eingereicht hat, hat mit uns zusammen gearbeitet, zumindest bis zu dem Zeitpunkt als er spurlos verschwand. Und wir haben uns nie in irgendeinen Fall eingemischt, sondern nur nach Bens Freundin gesucht. Naja, jetzt kennen sie die Geschichte!“ schloss Semir und wartete auf die Reaktion seiner Chefin.


    „Ich werde schauen, was wir heraus finden können. Bis dahin halten sie sich bedeckt und versuchen niemanden auf die Füße zu treten. Wir
    bleiben in Kontakt!“
    Semir gab ein zustimmendes Geräusch von sich und legte auf.


    Die Last auf seinen Schultern war gerade ein klein wenig leichter geworden. Jetzt wusste ihr Team Bescheid und sie war nicht mehr auf
    sich alleine gestellt. Ihre Chancen waren gerade um einiges gestiegen.


    „Der Kerl hat uns von Anfang an nur verarscht!“ fauchte Ben neben ihm. „Er wollte uns schon die ganze Zeit loswerden und in dieser
    komischen Villa ist es ihm dann auch endlich gelungen!“ In der Stimme des Hauptkommissars konnte man deutlich hören, wie wütend er
    auf sich selbst war.
    „Ich glaub nicht das Jan uns verarscht hat!“ sagte Semir ruhig und lenkte seinen Wagen zurück in Richtung Stadt.
    „Ich weiß zwar nicht was der Typ mit dir gemacht hat, dass du immer noch auf seiner Seite bist. Aber du solltest den Fakten endlich mal ins
    Gesicht blicken!“
    „Das werde ich, sobald du deinen persönlichen Groll gegen ihn beiseite schiebst und wieder bereit bist unvoreingenommen und professionell zu
    ermitteln!“ konterte Semir mit fester Stimme. Er konnte nachvollziehen, dass Ben sich in einem Ausnahmezustand befand, aber
    trotz allem brachte sie das keineswegs weiter.


    Wie oft war Semir selbst in eine solche Lage geraten und hatte um Frau und Kinder gebangt. Aber genauso froh und dankbar war er jedes mal
    gewesen, dass sein Partner ihn immer vor Blödsinn und Kurzschlusshandlungen bewahrt hatte. Aus diesem Grund würde auch er
    Ben zurückhalten, er würde es ihm irgendwann mal danken.
    Ben gab ein unfreundliches Geräusch von sich und starrte schmollend vor sich hin. Er wusste das es jetzt sinnlos war Semir dagegen zu
    reden.


    Semir stand auf der Seite des Verräters – warum auch immer. Aber er würde ihm schon beweisen, dass er Recht hatte.

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  • Kapitel 31 Teil 2


    Schweigend fuhren die beiden Männer zurück zu Brenners Wohnung. Der Regen hatte wieder eingesetzt und tauchte die Umgebung in eine unfreundliche, kalte, graue Stimmung. Ben fröstelte und sehnte sich nach einer heißen Dusche. Er fühlte sich abgeschlagen, beinahe schon krank und die Tatsache das sie immer noch keine Spur hatten, raubte ihm die letzten Kräfte. Er sehnte sich so sehr nach Iris Nähe, dass es beinahe schon weh tat. Sie war seine Energiequelle, immer wenn er fertig von der Arbeit kam und sie ihn lächelnd umarmte, fühlte er sich schon wesentlich
    besser. Wie sehr er diese junge Frau eigentlich brauchte, wurde dem Hauptkommissar erst jetzt schmerzlich bewusst.


    Semir lenkte den Wagen auf den Hinterhof des Hauses und parkte ihn auf Brenners Parkplatz. „Hey Partner!“ sagte Semir bevor Ben ausstieg. „Wir werden sie schon finden!“ lächelte er. Ben blickte zu Boden und stellte fest, dass seine Sneakers ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden sind.„Ich habe einfach Angst, dass ich etwas übersehe und …!“ Er brauchte den Satz nicht zu Ende sprechen, Semir wusste was er meinte. Mitfühlend legte er ihm die Hand auf die Schulter „Wir werden dieses Schwein finden und alles wird wieder so sein wie früher!“


    Obwohl es nur ein paar Meter zwischen Wohnhaus und Parkplatz waren, waren Ben und Semir tropfnass als sie endlich in Brenners Wohnung ankamen. Ben zog sich die nassen Schuhe und die Jacke aus und eilte mit einem „Ich dusch als Erster!“ in Richtung Badezimmer.
    „Ben? Wo ist die Tüte mit deinem Jahresvorrat an Essen?“ rief Semir, als Ben sich gerade die Boxershorts abstreifte.
    „Irgendwo im Flur!“ antwortete er und sprang dann schnell unter die dampfende Dusche.


    Kopfschüttelnd holte Semir die Plastiktüte unter Bens nasser Jacke hervor. Jetzt verstand er mal wieder, warum Ben ohne eine Putzfrau verloren wäre. Er hatte seine nasse Jacke einfach an Ort und Stelle liegen lassen. Mit Väterlicher Fürsorge hob er sie auf und hängte sie über einen
    Bügel, dann ging er mit der Tüte hinüber ins Wohnzimmer. Jetzt hatte er einen riesen Hunger und freute sich schon auf die belegten
    Brötchen und die anderen Leckereien. Doch er traute seinen Augen kaum, als er einen Blick hineinwarf. Das konnte doch gar nicht sein!
    Ben hatte für eine Großfamilie eingekauft und alles was noch übrig war eine Breze und ein paar Wiener. Wann hatte Ben das alles auf
    gefuttert? So lange waren sie doch gar nicht unterwegs gewesen? Kopfschüttelnd biss er zuerst von dem Laugengebäck und dann von der Wiener ab, es war nicht ganz das was er erwartet hatte, aber den größten Hunger würde es vorerst stillen.


    „Semir? Weißt du wo meine Tasche ist?“ rief Ben wenig später aus dem Badezimmer. Entnervt stand Semir auf und sah sich um. Irgendwie kam
    er sich wie zu Hause vor, seine Mädchen fanden es auch wesentlich einfacher zu fragen, als selbst zu suchen.
    „Hast du sie denn überhaupt schon mit hochgenommen?“ rief Semir zurück.


    „Fuck!“ schimpfte Ben und kam mit einem bunten Handtuch um die Hüften und nassen Haaren aus dem dampfenden Badezimmer.
    „Also eins frage ich mich schon!“ sagte Semir mit nachdenklichem Ton und musterte seinen Partner „Was denn?“ fragte Ben und schaute sich
    hoffnungsvoll nach seiner Reisetasche um, obwohl er fast sicher war das sie sich noch immer im Kofferraum des schwarzen BMWs befand.
    „Wie du es schaffst so auszusehen obwohl du frisst wie eine 5 Köpfige Raupe!“
    Ben grinste und warf sich in Pose „Tja wer kann der kann!“
    „Dieses Handtuch steht dir wirklich ausgezeichnet, damit wird dich bestimmt niemand übersehen wenn du nach unten läufst und deine Sachen aus dem Wagen holst!“ antwortete Semir hämisch grinsend und lehnte sich entspannt zurück.


    Sofort wechselte Bens Gesichtsausdruck von Adonis zu Dackel. „Ach komm schon Partner, du bist ja noch angezogen!“
    Semir schüttelte energisch den Kopf „Nein nein und nochmals nein, du musst endlich lernen auf deine Sache zu achten und auch mal drüber
    nachdenken wo du wann etwas brauchst!“ belehrte er seinen Partner mit Väterlicher Stimme.


    Bevor Semir ihn noch mehr Belehrungen um die Ohren hauen würde, fiel ihm eine Möglichkeit ein, wie er an frische Klamotten kam, ohne nochmals
    nach draußen zu müssen.
    „Einen Vorteil hat es ja, dass Brenner so ein billiger Abklatsch von mir ist!“ rief Ben beim hinaus gehen. „Mir müssten zumindest seine
    Klamotten passen!“
    „Nicht so überheblich, vielleicht bist ja auch du nur eine billige Kopie von Jan, schließlich hat Iris ihn vor dir gekannt!“ konterte Semir
    grinsend und steckte sich das letzte Stück Breze in den Mund. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass auf diese Aussage gleich ein riesen Donnerwetter losbrechen würde, aber stattdessen blieb es still – zu still!


    „Ben, ich habs nicht so gemeint, war nur ein Witz!“ versuchte Semir zu beschwichtigen. Es blieb weiter still.
    „Ben?“
    rief Semir seinen Namen und erhob sich um nach seinem Partner zu sehen.


    „Das ist es!“ schrie Ben plötzlich so laut, dass Semir vor Schreck zusammen zuckte. „Hä? Was ist was? Das du eine billige Kopie
    bist?“
    Ben schüttelte den Kopf und bespritzte Semir dabei mit Duschwasser aus seinen Haaren.
    „Die Kopie, die verlassene, ausgeschlachtete Villa, dass was Brenner gesagt hat, von wegen „ Alles muss so wie früher sein!“
    Semir konnte seinem Partner immer noch nicht so ganz folgen.
    „Mensch Semir, verstehst du das nicht. Flavio hat sich irgendwo in München eine exakte Nachbildung dieser alten Villa erbaut, mit Innen und
    Außenarchitektur!“


    An Semirs Gesichtsausdruck erkannte Ben, dass nun auch sein Partner wusste worauf sie hinaus wollte. „Das ist verdammt Clever!“
    stellte Semir fest und dachte über Bens These nach.
    Doch Ben wartete nicht darauf, dass sein Kollege sich überzeugen lies, sondern griff nach dem Telefon und wählte die Nummer ihrer Dienststelle.
    „Ja hallo Susanne, ich bins Ben. Kannst du mir bitte eine Abfrage machen. Und zwar geht es um diesen Flavio, überprüf bitte ob er irgendwo
    einen Baugrund oder ein Grundstück besitzt.


    „Ok, Moment!“ sagte Susanne und man hörte wie sie ihre Finger über die Tasten ihrer Tastatur klapperten.
    Die Zeit verging und Ben fühlte sich als würde er auf heißen Kohlen sitzen, jede Sekunde schien sich endlos dahin zu ziehen.
    Doch dann, nach einer gefühlten Ewigkeit meldete sich Susanne wieder am anderen Ende.


    „Und, wo steht die Villa?“ drängte Ben ungeduldig.
    „Es tut mir Leid Jungs, aber auf Flavio ist kein Grundstück und auch keine Immobilie angemeldet. :|

  • Kapitel 31 Teil 1
    Es goss wie aus Eimern als Jan von Pietro über den Hof zum Haupthaus geschubst wurde. Er mochte es nicht geschubst zu werden, schon gar nicht von diesem Arschloch, aber im Moment war ihm alles egal. Das Gefühl von Verrat – noch nie zuvor war es so präsent, noch nie so schmerzhaft gewesen. Thomas, sein Partner und bester Freund hatte ihn verraten und nicht nur ihn. Er hatte Iris in Gefahr gebracht, ihr Leben aufs Spiel gesetzt obwohl er wusste wie nahe sie sich standen.


    Jan dachte zurück, ein Jahr nachdem er beim LKA angefangen hatte, war ihm Thomas als Partner zugeteilt worden. Nachdem sie ihre anfänglichen Startschwierigkeiten überwunden hatten, erkannte Jan das Thomas ein recht netter, bodenständiger Kerl war. Bodenständig war eine sehr wichtige Eigenschaft die jeder von seinen Freunden besitzen musste, denn Jan hasste die Sorte Mensch, die sich, nur weil sie in ein wohlhabendes Elternhaus geboren wurden, für etwas besseres hielt.
    Je länger Thomas mit ihm zusammen gearbeitet hatte um so besser verstanden sie sich, sie hatten einige Gemeinsamkeiten und verbrachten auch nach Dienstschluss viel Zeit miteinander. Durch ihn hatte Thomas Julia kennen gelernt und als dann Iris bei ihm einzog, waren sie ein unzertrennliches Vierergespann!
    Wenn er Streit mit Iris hatte, war er es bei dem er sich aus heulte. Als sie dann unbedingt „Undercover“ gehen wollte, hatte er mit ihm über die möglichen Risiken gesprochen. Er war es gewesen, der ihn dazu brachte sie vom Fall abzuziehen und er war es auch gewesen, der ihren Aufenthaltsort an Flavio verraten hatte. Aber hatte Jan ihm nicht damals schon misstraut, wenn auch nur unbemerkt. Nach diesem Vorfall hatte er mit niemanden mehr über Iris gesprochen – er hatte niemanden mehr vertraut.


    Kurz vor der Villa blieb Pietro stehe und wies auch ihn an, stehen zu bleiben.
    „Von dem da!“ er machte eine Kopfbewegung in Richtung Nebengebäude. „Braucht unser Prinzesschen nichts zu wissen, ist das klar?“ bluffte Pietro und drückte seine Zigarette mit den teuren Schuhen aus.
    „Kommt es mir nur so vor, oder kannst du deine zukünftige Schwägerin nicht besonders gut leiden?“ fragte Brenner und versuchte dabei möglichst unschuldig zu wirken.
    „Wenn dus genau wissen willst, ich würde diese Schlampe am liebsten tot sehen!“ antwortete Pietro mit relativ ruhiger Stimme.
    Brenner biss die Zähne zusammen.
    Pietro dem das nicht entgangen war, grinste „Aber wer weiß, vielleicht erfüllen sich meine Wünsche schon früher als erwartet!“
    Mit einer schnellen Bewegung hatte Brenner Pietro am Kragen seiner Gucci Jacke gepackt „Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, schwöre ich dich bis in die Hölle zu verfolgen!“
    Einige Sekunden standen sich die beiden Männer gegenüber und starrten sich wütend an. Die Luft brannte und jeder wartete nur auf den kleinsten Fehler des anderen.
    „Nimm deine Pfoten von mir, oder die Feierlichkeit wird ohne dich stattfinden!“ zischte Pietro und versuchte Brenners Hand von seinem Kragen zu lösen.
    „Sei vorsichtig was du tust!“ antwortete Jan mit drohendem Unterton und lies den Italiener langsam los.


    Zusammen betraten die beiden Männer die Villa und gingen hinüber ins Wohnzimmer. Flavio saß noch immer vor dem Kamin und Iris auf dem Sofa. Sie war in ein Buch vertieft, doch als sie aufsaß und Jan erblickte, wäre sie am liebsten aufgesprungen und zu ihm geeilt. Doch stattdessen legte sie ihr Buch zur Seite und blieb an Ort und Stelle.
    „flavio, si ottiene il tempo per favore!“ sagte Pietro und ging wieder hinaus in den Flur.
    „Entschuldigt mich bitte!“ sagte Flavio und folgte seinem Bruder.
    Brenner trat ans Fenster und tat so als würde er nach draußen Blicken, stattdessen versuchte er möglichst unauffällig mitzubekommen, was die beiden Italiener draußen besprachen.
    Doch die Zingarellis redeten so leise und so schnell miteinander, dass Jan absolut nichts verstehen konnte.
    Ein paar Minuten später kam Flavio zurück.
    Brenner blickte ihn freundlich an und lehnte sich dann lässig gegen den Fenstersims.
    „Bella, ich muss jetzt mit Pietro noch ein paar Sachen für die Hochzeit erledigen, aber bis zum Abendessen müssten wir wieder zurück sein!“ sagte Flavio an Iris gerichtet.
    „Wenn etwas sein sollte, kannst du mich jederzeit auf dem Mobiltelefon erreichen!“ mit einem warmen Lächeln beugte er sich zu der jungen Frau und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Iris nickte und lächelte ebenfalls, doch in ihren Augen konnte Jan erkennen, dass sie genauso irritiert war wie er selbst. Lies Flavio sie wirklich ganz allein und das so kurz vor der Hochzeit? So normal er es auch darstellen mochte war es nicht, ganz im Gegenteil. Entweder gab es irgendwelche Schwierigkeiten oder es war ein Test.


    „Macht euch einen schönen Nachmittag!“ verabschiedete sich Flavio, zog seinen Mantel an, griff nach einem Schirm und eilte nach draußen. Brenner sah dem Wagen nach, wie er mit quietschenden Reifen vom Hof brauste. Er war tatsächlich weg gefahren!
    „Kommt das öfters vor?“ fragte Brenner und kam langsam auf Iris zu.
    Die junge Frau stand auf und schüttelte den Kopf
    „Bisher noch nicht!“
    Nachdenklich und nervös zu gleich, kaute Iris auf ihrer Unterlippe herum.
    Jan beobachtete sie und blickte ihr in die Augen. Manchmal kam es ihm so vor, als würde er diese Augen besser, als seine eigenen kennen. Er hatte sie weinen und lachen gesehen und jetzt sah er die Sorge darin. Sorgen die er nicht nehmen konnte.
    Jan überkam eine Welle tiefer Liebe und er zog Iris fest an seine Brust.
    Er überlegte ob er ihr von Thomas erzählen sollte, oder besser nicht. Er wollte sie nicht zusätzlich aufregen, vor alle des Kindes Willen, andererseits wusste er aber auch nicht wie sich die Dinge in nächster Zeit entwickelten.
    Im Moment sah es nicht besonders gut aus. Jan konnte nicht darauf hoffen, dass Ben und Semir auf die richtige Spur kamen, eine Spur die er all die Jahre über nicht gesehen hatte. Was wenn sie nicht rechtzeitig kamen?
    Der junge Hauptkommissar war sich bewusst, dass seine Tage bereits gezählt waren, er machte sich keine großen Hoffnungen, denn wenn die Hochzeit vorüber war, würde auch sein Leben enden.
    Doch bis es soweit war, bis zu der Sekunde in der sein Herz aufhören würde zu schlagen, bis dahin würde er mit all seiner Kraft versuchen Iris zu schützen. Und das war nur möglich, wenn sie über alles Bescheid wusste.
    Er überlegte gerade, wie er am besten mit dem Thema beginnen sollte, als sie ihn schon danach fragte.
    „Was wollte Pietro eben eigentlich von dir?“ fragte sie und löste sich aus seiner Umarmung.

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  • Kapitel 31 Teil 2


    Jan räusperte sich und begann dann ihr die Geschichte zu erzählen.
    Tränen liefen der jungen Frau über die Wangen, als Jan geendet hatte. Sie konnte es kaum glauben. Thomas war früher wie ein Bruder für sie gewesen.
    Ungläubig stand Iris an Ort und Stelle und konnte es noch gar nicht fassen
    „Hat er dir nie von seinen Problemen erzählt?“
    Brenner schüttelte den Kopf und behielt es für sich, dass Thomas Probleme ihn, seit sie nicht mehr Teil seines Lebens war, eigentlich kaum noch interessiert hatten. Andererseits was hätte es geändert, wenn er Thomas ihn um Geld gebeten hätte? Er hätte es ihm nicht geben können, er besaß kein Vermögen. Für ihn stand fest, sein Partner hatte seine Freunde für unnötigen Luxus verkauft.


    „Wo willst du hin?“ fragte Iris als Jan sich nach einer Weile von ihr löste und zur Tür ging.
    „Naja, wenn die Katze schon mal nicht zuhause ist, sollten die Mäuse wenigstens auf dem Tisch tanzen!“ grinste Jan und verlies den Raum.
    „Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir alleine sind, oder?“ fragte Iris und eilte ihm hinterher.
    „Beobachtet zu werden soll angeblich ja sehr reizvoll sein, hab ich gehört!“ scherzte er weiter und entlockte Iris damit sogar ein kleines Lächeln.
    „Na gut komm, gegen eine kleine Führung ist nichts einzuwenden!“ Die junge Frau hakte sich bei Brenner unter und begann ihn durch die große Villa zu führen.
    Jetzt mit Jan an ihrer Seite fühlte sie sich wieder so viel besser, wesentlich stärker. Sie saßen immer noch in der Falle, aber egal was passieren würde, sei waren zusammen und das war alles was zählte.


    Jan hatte ganz vergessen wie viele Zimmer dieses Haus besaß und das obwohl er zahlreiche Stunden in der „Original Villa“ damit verbracht hatte, nach belastenden Beweisen zu suchen.
    Alles war beim alten geblieben, die dunklen Türen mit den aufwendigen Schnitzereien und dem Familienwappen, die hohen Decken mit den feinen Stuck Verzierungen. Die schweren moosgrünen Teppiche, die jeden Schritt schluckten, und die zahlreichen teuren Gemälde an den Wänden.
    Obwohl jedes Zimmer, bis auf das von Pietro unverschlossen waren, betraten sie keines davon. Sowohl Iris auch als Jan war klar, dass sie damit nur zu viel riskieren würden, ohne das es sie wirklich weiterbrachte.
    Stattdessen stiegen die Beiden die Marmortreppe ins obere Stockwerk hinauf, als Jan plötzlich abrupt stehen blieb.
    Etwas hatte sich doch verändert, den daran hätte er sich mit Gewissheit erinnert. An der Wand vor ihnen zog ein riesiges Ölgemälde von Iris seinen Blick auf sich.
    Mit zusammengezogenen Brauen und skeptischen Blick begutachtete er das Kunstwerk.
    Die Leinwand zeigte Iris in einem feinen, weißen Sommerkleid und wehenden Locken, auf einem Fels vor dem tobenden Meer stehen.
    Eigentlich hielt Jan nicht viel von Ölgemälden und Kunst im Allgemeinen, aber dieses Kunstwerk gefiel ihm wirklich sehr gut.
    „Nicht schlecht, dass würde sich sicher auch sehr gut in meiner Wohnung machen!“ sagte Jan und fuhr sich gespielt nachdenklich über den 3-Tage-Bart.
    „Ja, damit könntest du deine Besucher von deiner Unordnung ablenken!“ sagte Iris trocken
    „Gibs zu, du brauchst unordentliche Männer an deiner Seite. Dieser Jäger ist nämlich keinen Deut besser als ich!“ antwortete Jan und grinste als Iris entschieden den Kopf schüttelte.
    „Ben habe ich erzogen, aber das mein Lieber...!“ sagte sie und trat zu Jan, der, da er einige Stufen unter ihr Stand nun auf gleicher Höhe war.
    „Habe ich bei dir verpasst!“ vollendete sie ihren Satz, gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und machte dann einen Schritt zurück, damit er sie nicht erwischte.
    Wie sehr hatte sie diese Foppereien all die Jahre über vermisst. Natürlich hatte sie auch mit Ben viel lachen können, aber es war nie so wie mit Jan gewesen.
    „Wie geht es Ben?“ fragte Iris als sie in ihrem Zimmer angekommen waren. Jan lies sich auf dem weißen Sessel nieder.
    Er spielte mit dem Gedanken, etwas lustiges zu sagen doch Iris Frage war voll Sorge und so antwortete
    „Er vermisst dich!“
    Iris nickte und lies sich mit gesenktem Kopf auf ihrem Bett nieder. Der Hauptkommissar musterte sie und konnte es nicht ertragen sie so traurig zu sehen.
    „Ben scheint ein netter Kerl zu sein!“ sagte Jan und versuchte die junge Frau damit ein wenig abzulenken. „Zumindest wurde es mir mit ihm nie langweilig!“ er stand auf und setzte sich neben sie.
    An der Art und Weise wie Jan es gesagte hatte, machte Iris klar das da mehr dahinter stecken musste .“Was hast du ihm angetan?“ fragte sie und rutschte, genau wie früher ganz nah an ihn heran.
    Sofort setzte Jan seine Unschuldsmiene auf und begann Iris die Geschichte von seinem ersten Zusammentreffen und den erlebten Situationen mit Ben zu erzählen.


    „Traumschlumpf!“ sagte Iris kopfschüttelnd „Du bist manchmal wirklich gemein!“
    „Was? Ich und gemein?“ erboste sich Jan „Er war viel gemeiner. Ich hab dir doch erzählt wie er mich gleich angegriffen hat, als ich ins Büro kam!“ verteidigte sich Jan und er bemerkte mit Freude das Iris Augen das erste Mal wieder leuchteten! ^^

  • Ja Leute, es geht tatsächlich weiter....
    Es tut mir wirklich Leid das ich sooooo lange nichts mehr von mir hören hab lassen und möchte hier auch gar nicht mit Ausreden glänzen, stattdessen wünsch ich euch viel Spaß beim weiteren Verlauf der Geschichte und hoffe das ihr noch Interesse am Abenteuer unserer Jungs habt.


    Kapitel 32
    Als Iris an diesem Tag zum Frühstück hinunter ging erwartete sie Flavio nicht wie jeden Morgen am Fuße der Treppe.
    Die beiden Italiener waren erst sehr spät wieder in die Villa zurück gekehrt. Iris hatte bereits geschlafen und war erst durch den Streit zwischen den Beiden wach geworden.Sie hatte die Tür einen kleine Spalt geöffnet und lauschte mit klopfendem Herzen.
    Flavios Stimme war kaum mehr als ein etwas lauteres Flüstern und so konnte sie lediglich verstehen was Pietro sagte.„Non puoi farlo! Davvero si vuole portare tutta la famiglia in pericolo? Solo a causa di questa cagna? Tu sei pazzo!!“
    Wenig später wurde eine Tür zugeschlagen, dann war es still. So leise sie konnte schloss sie die Tür und eilte wieder ins Bett. Was war passiert, dass Pietro so wütend auf seinen Bruder war und warum glaubte er das Flavio die ganze Familie in Gefahr brachte? Irgendetwas musste in den letzten Stunden geschehen sein und aus diesem Grunde hatten sie sie auch alleine gelassen.Aber was hatte Pietro so nervös gemacht?


    Als sie das Esszimmer betrat war Pietros Platz leer, doch stattdessen saßen zwei Männer in Uniform am Tisch.„Buongiorno mia cara!“ begrüßte Flavio sie, stand auf und gab ihr zu Begrüßung einen Kuss auf die Wange.Iris lächelte und suchte das erste Mal seit ihrer Ankunft den direkten Blickkontakt mit ihm. Doch in seinen Augen konnte sie nicht den leisesten Anflug von Besorgnis erkennen, ganz im Gegenteil. Sie leuchten förmlich vor Aufregung. „Darf ich vorstellen..!“ richtete der Italiener nur sein Wort an die beiden Männer
    „Das ist meine bezaubernde Verlobte!


    Die beiden Männer erhoben sich und schüttelten ihr freundlich die Hand.Iris war sich nicht sicher, aber der Ältere von Beiden kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie glaubte ihn schon einmal gesehen zu haben. Doch es schien nicht so, als ob auch sie ihm bekannt vorkäme und auch das Embleme an ihren Jacken sagte ihr nichts. „Ich will ehrlich zu ihnen sein Herr Zingarelli!“ räusperte sich der Ältere als sie wieder am Tisch saßen. „Ihr Auftrag kommt sehr kurzfristig, für die Größe von ihrem Anwesen brauche ich alle meine Männer, dazu kommt das sie, rund um die Uhr, für ihre Verlobte persönlichen Begleitschutz wünschen. Dazu alle in gehobener Abendmode!“„Bis Morgen, nicht zu vergessen!“ setzte der Jüngere mit skeptischem Blick hinzu. Die verstanden ihre Arbeit, dachte Iris und wandte sich wieder ihrem Spiegelei zu. Sie würden den Auftrag übernehmen, aber dafür wollten sie jetzt möglichst viel Geld herausschlagen. Was Iris jedoch etwas wunderte, war die Tatsache das Flavio plötzlich auf einen Sicherheitsdienst von hier zurückgriff. Was war aus seinem italienischen Freund geworden, der normalerweise diese Dienste übernahm? „Sie sind der beste Sicherheitsdienst der Gegend und wie ich ihnen schon gestern erklärt habe, spielt Geld keine Rolle. Da werden wir uns sicher einig werden!“ sagte Flavio mit einem Lächeln auf den Lippen.Darum musste er gestern also weg, sie mussten einen neuen Sicherheitsdienst auftreiben. Jetzt wurde Iris auch klar warum Pietro so wütend gewesen war und an der Sache zweifelte. Er traute dem Münchner Unternehmen nicht.
    „Gut, dann zeigen sie uns doch am besten erstmal das ganze Anwesen. Damit wir uns einen besseren Eindruck verschaffen können!“ sagte der Jüngere und trank seinen Kaffee aus.
    Flavio nickte .„Bella, ist es in Ordnung wenn ich dich für ein paar Minuten alleine lasse?“ fragte Flavio und sah Iris an.
    Die junge Frau nickte und sagte lächelnd „Natürlich Liebling!“
    Die beiden Männer verabschiedeten sich und verliesen zusammen mit Flavio das Haus.


    Seit Susannes Anruf hatte Ben kein Wort mehr gesprochen, stattdessen saß er die ganze Zeit in dem kleinen Büro und blätterte jeden Ordner zum tausendsten Mal durch.
    Semir konnte ihn verstehen, in so einer Situation musste man sich beschäftigen um wenigstens das Gefühl zu haben etwas zu tun. Nur um nicht verrückt zu werden.Mit Bens Schweigsamkeit und seinen knappen Antworten wäre Semir, zumindest eine Zeit lang gut klar gekommen, aber die Tatsache das der junge Hauptkommissar schon seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr gegessen hat, bereitete Semir große Sorgen. Seit er Ben kannte, war der junge Mann eigentlich ständig am essen.
    Auf dem Weg zum Büro ne Nutella Semmel, dazwischen Gummibärchen, in der Mittagspause nen Döner auf dem Weg zu einem Zeugen mal schnell ne Banane, danach eine Packung Prinzenrollen, am Nachmittag ein Stück Kuchen auf dem Weg nachhause einen Apfel und zuhause wird dann gekocht. Ben brauchte immer was zwischen den Kiemen und jetzt hatte er schon einen halben Tag nichts mehr gegessen.


    Und da auch ihm selbst langsam der Magen knurrte, die Brezel und das Paar Wiener waren eindeutig zu wenig gewesen, begab er sich in die Küche und durchforstete Jans Küchenschränke. Nach etwa einer Stunde hatte Semir, aus Brenners Vorräten die wirklich nicht gerade üppig waren, eine passables Mahlzeit gezaubert.


    Der Duft hatte sogar Ben aus dem Büro gelockt und mit großen Augen schaute er Semir über die Schulter.
    „Hm, dass riecht ja wirklich lecker!“„Ja, da siehste mal, kannst noch was von mir lernen!“ grinste Semir und stellte den Topf auf den Tisch.
    „Die Teller sind links unten im 2ten Schrank und das Besteck in der ersten Schublade rechts!“ sagte Semir und stellte noch eine Schüssel mit Nudeln zu dem Topf.
    Ben sah Semir überrascht an und deckte dann den Tisch.„Guten Appetit!“ lächelte Semir und ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen, als er sich eine große Portion auf den Teller lud.Ben war schon dabei sich einen Löffel nach dem anderen in den Mund zu schieben, als plötzlich Semirs Handy läutete.
    „Na super!“ stöhnte der Hauptkommissar „Immer beim Essen!“ doch als er Susannes Foto auf dem Display blinken sah machte er sofort auf laut und legte das Mobiltelefon zwischen sich und Ben auf den Tisch.
    „Ja Susanne?“„
    Hallo Jungs, habt ihr es schon in den Nachrichten gehört?“ fragte Susanne und Semir sah fragend zu Ben hinüber, der nur mit vollem Mund den Kopf schüttelte.
    „Nein, was denn?“
    „Heute Morgen wurde ein Toter in der Isar, gefunden. Nicht weit weg von euch!“
    Ben schluckte und spürte sofort wieder dieses flaue Gefühl im Magen. Sie hatte „Toter“ nicht „Tote“ gesagt, beruhigte er sich selbst.
    „Weiß man schon wer es ist?“ fragte Semir
    „Ja, es handelt sich um den LKA-Beamten Thomas Beckner, er war Jan Brenners Partner!“ Semir stockte, konnte es tatsächlich sein das Ben die ganze Zeit recht hatte und seine Zweifel nicht unbegründet gewesen waren? Hatte Jan sie wirklich an der Nase herum geführt und nun womöglich seinen Partner umgebracht? Gehörte er womöglich zu den Bösen und nicht zu den Guten?Aus diesem Blickwinkel schienen Bens Einwende sogar schlüssig. Jan hatte sie nach einem Hinweis von seinem Partner zu der verlassenen Villa geführt, dann war dieser Thomas nicht aufgetaucht, Jan verschwand kurz darauf spurlos und nun fand man Thomas tot in einem Fluss.


    „Semir? Bist du noch dran?“ riss Susanne den Hauptkommissar aus seinen Grübeleien.
    „Ja, bin ich!“ räusperte sich Semir „Gab es Zeugen? Sollen wir irgendjemanden befragen?“
    „Die Chefin wird mit Jenny und Bonrath zu euch kommen, bis dahin sollt ihr euch ruhig verhalten!“
    „Was?!“ mischte sich nun auch Ben in das Gespräch ein
    „Es geht um Iris, wenn wir noch länger warten, ist dieser Scheißkerl mit ihr über alle Berge! Wir…!“


    „Jäger!“ fauchte Kim Krügers Stimme aus dem Lautsprecher „Sie werden warten bis wir da sind. Dieser Brenner ist womöglich gefährlich, außerdem wissen wir nicht ob seine Geschichte mit diesem Flavio überhaupt stimmt. Wir werden in ca. 3 Stunden in München landen, bis dahin bleiben sie in der Wohnung, haben sie mich verstanden?“


    Ben gab ein murrendes Geräusch von sich und stand auf.
    „Wir werden euch am Flughafen erwarten!“ beendete Semir das Telefonat. Kaum hatte er aufgelegt, fing Ben sich auch schon die Wut von der Seele zu reden.
    „Ich hab doch die ganze Zeit gesagt, dass der Mistkerl uns verarscht und die Krüger hat Recht, wer sagt uns ob die Geschichte mit diesem Zingarelli überhaupt so stimmt?“
    „Aber was hätte er denn für ein Motiv? Warum sollte er Iris entführen?“ fragte Semir müde und schob seinen unberührten Teller von sich weg. Der Appetit war ihm gehörig vergangen.
    „Keine Ahnung, aber schau dir doch mal all diese Fotos hier an! Der Kerl ist besessen von ihr. Es wäre doch nicht das erste Mal, dass einem Stalker das Beobachten alleine nicht mehr reicht!“ Ben war von Jans Schuld felsenfest überzeugt und obwohl vieles darauf hindeutete, gab es immer noch etwas, dass Semir störte. Er hatte bisher noch nicht sehr viel mit Stalkern zu tun gehabt, aber die die er kennen gelernt hatte waren verschrobene, seltsame Typen – ganz anders als Jan.Gut, es gab sehr sehr viele Fotos von ihr in dieser Wohnung, aber hatten Stalker nicht oft auch persönliche Gegenstände wie Unterwäsche und dergleichen bei sich?Diesen Gedanken behielt der Hauptkommissar jedoch besser für sich, denn so wie er Ben kannte, würde dieser diese Wohnung bis auf ihre Grundmauern auseinander nehmen, nur um einen Beweis für Jans Schuld zu finden. Er selbst wollte es jedoch erst glauben, wenn es tatsächlich so war, davor würde er in alle Richtungen ermitteln.Und genau das würde er jetzt auch machen!!!!
    „Wo willst du hin?“ fragte Ben, als Semir zielstrebig auf die Haustür zusteuerte
    .„Ich mache meine Arbeit!“ antwortete Semir und trat nach draußen! 8)

    2 Mal editiert, zuletzt von Summer89 ()

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