Freunde oder Feinde ???

  • Während Semir, Lena, Jenny, Dieter, Hotte und sogar Frau Krüger sich so schnell es ging und dicht gefolgt von einigen anderen Kollegen, die helfen wollten, auf den Weg zu der alten Kirche machten, lag Ben immer noch bewusstlos auf dem harten rauen Boden. Plötzlich öffnete sich die schwere Tür und Michael betrat den Raum und stellte sich dicht vor sein Opfer und wartete bis er die Augen öffnete, doch das geschah nicht. Daraufhin holte er einen Eimer mit eiskaltem Wasser und ohne zu zögern entleerte er dessen ganzen Inhalt auf dem halbnackten und schwerverletzten Polizisten.
    Entsetzt und überrascht keuchte Ben auf und schaute sich verwirrt um, da viel ihm alles was passiert war wieder ein und er schaute Michael direkt wütend in die Augen.
    „Schön, dass du wieder wach bist“ säuselte dieser, strich Ben sanft einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die offen stehenden Lippen.
    „Was soll das?“ fragte Ben bestürzt und drehte angewidert seinen Kopf zur Seite.
    „Sieh mich an mein Schatz“ flüsterte Michael nur und fuhr mit seinen Händen ununterbrochen über Bens Oberkörper und sein Gesicht und durch seine Haare „Du hast wunderschöne Haare“ fügte er völlig in Bens Anblick versunken hinzu und ließ seine Hand über und in die tiefe Schnittwunde gleiten, woraufhin Ben vor Schmerz aufstöhnte „Ich liebe es wenn du stöhnst“ meinte er auch noch und verteilte viele Küsse auf Bens Gesicht und auf den Wunden auf seinem Oberkörper.
    „Lass mich in Ruhe“ schrie Ben ihn wütend und mit zitternder Stimme an und spuckte Michael direkt ins Gesicht, woraufhin dieser aus seiner Trance gerissen wurde.
    „Was fällt dir ein, mich zu bespucken?“ schrie er und schlug immer wieder auf Ben ein „Ich habe dir doch nichts getan! Ich habe dich so gut behandelt!“ brüllte er und brach plötzlich in Tränen aus und schmiss sich auf Ben drauf und klammerte sich unangenehm fest um dessen Körper und heulte sich dort aus. Verwirrt und von den kassierten Schlägen keuchend lag der junge Kommissar einfach nur da und konnte sich nicht vor dem Nervenzusammenbruch seines Entführers schützen.
    „Ich brauch dich doch, ich kann dich nicht auch noch verlieren, Tom. Ich liebe dich doch!“ schluchzte Michael. Verwirrt runzelte Ben seine Stirn, doch da hatte er eine Idee.
    „Hei Michael, mach mich los, Schatz, dann kann ich dich trösten und wir bleiben für immer zusammen“ versuchte Ben den verwirrten Mann zu überzeugen. Da blickte Michael Ben aus großen Augen an.
    „Wir bleiben für immer zusammen?“ fragte er hoffnungsvoll. Mit erzwungenem Lächeln nickte Ben.
    „Aber dafür musst du mich erst mal losmachen und dann kann uns nichts und niemand mehr trennen“ säuselte Ben mit leicht zitternder Stimme, was Michael aber nicht bemerkte.
    „Ok“ flüsterte Michael und sah sich Bens gefesselte Handgelenke an „Aber Tom! Wer hat dir das denn angetan? Wieso hat dich jemand gefesselt, du bist doch ein so wunderbarer Mann!“
    „Ich weiß auch nicht wieso Menschen so etwas tun, aber bitte binde mich erst mal los“ bat Ben.
    „Ok“ flüsterte Michael wieder und nahm den Schüssel, der ihm eben aus der Tasche gefallen war und schloss die Handschellen an Händen und Füßen auf.
    „Dankeschön mein Schatz“ lächelte Ben den verwirrten Michael an, der ihn immer noch für irgendeinen Tom hielt.
    „Komm Tommy ich helfe dir hoch“ meinte Michael und half Ben dann auf die Beine.
    „Haben wir ein Auto hier oder wie kommen wir hier weg, damit wir uns noch einen schönen Tag machen können?“ fragte Ben vorsichtig.
    „Ich habe meinen Wagen hier, damit können wir zurück. Willst du fahren, Tom? Du warst immer ein viel besserer Autofahrer als ich“ erklärte Michael und hielt Ben den Autoschlüssel entgegen, welchen Ben sofort ergriff.
    „Dankeschön“ lächelte Ben ´Das läuft ja alles besser als ich gedacht hätte´ dachte er noch bei sich, bevor er mit seinem verletzten Arm ausholte und Michael dann hart den Ellenbogen an die Schläfe schlug, sodass dieser auf der Stelle ohnmächtig zu Boden sank. Laut schrie Ben vor Schmerz in seinem kompletten Arm auf, auch sein anderer Arm und sein Oberkörper schmerzten höllisch und Ben hatte nicht die leiseste Ahnung wo er noch die Kraft hernahm nicht auf der Stelle zusammenzubrechen. Als sich seine Atmung wieder ansatzweise beruhigt hatte humpelte Ben aus dem Raum, schloss die Tür hinter sich ab, sodass Michael nicht entkommen konnte und so machte er sich auf den Weg hinaus aus dem Gebäude.
    Oben angekommen erkannte er, dass er in einer alten Kirche gefangen gehalten wurde, doch mit diesem Gedanken beschäftigte er sich nicht länger, sondern versuchte möglichst schnell zu dem Wagen zu gelangen, der in der Nähe stand. Nach viel zu langer Zeit hatte er endlich sein Ziel erreicht und ließ sich völlig entkräftet auf den Fahrersitz fallen. Doch er hatte keine nicht genug Zeit sich zu erholen, also steckte er den Schlüssel ins Schloss und startete den Wagen. Sein Bein schmerzte unerträglich, doch er spürte, dass es nicht komplett gebrochen war, sondern vielleicht nur angebrochen oder ähnliches. Trotzdem stellte sich das Autofahren als schwerer als gedacht heraus. Sobald er die Kupplung oder ein anderes Pedal drücken musste, nahm er einen stechenden Schmerz in seinem Bein wahr, beim Schalten tat sein rechter und beim Lenken sein linker Arm umso stärker weh. Vor allem seine Schulter mit der Stichwunde war unerträglich und er konnte seinen Arm kaum bewegen. Doch irgendwie schaffte er es trotzdem das Auto von der Stelle zu bewegen, auch wenn er sich oft einen lauten Schmerzensschrei oder ein unterdrücktes Keuchen oder Stöhnen nicht verkneifen konnte.
    Als er fast 20 Minuten gefahren war, lenkte er den Wagen an den rechten Straßenrand und ließ sich keuchend in den Sitz zurücksinken und sah an sich herunter. Er trug nur eine dunkelblau-karierte Boxershorts und sonst nichts. Aus der Schusswunde am Arm, der Stichwunde an der anderen Schulter und den vielen relativ tiefen Wunde von dem Messer lief ununterbrochen das Blut an seinem Körper hinunter und tropfte auf den Sitz und den Boden.
    Hoffnungsvoll öffnete Ben das Handschuhfach und durchsuchte es. Nach kurzer Zeit ist er fündig geworden und hielt erleichtert ein Handy in seiner zitternden Hand. Sofort wählte er Semirs Nummer und wartete gespannt auf eine Antwort.
    „Gerkan. Was gibt’s?“ hörte er Semirs gestresste Stimme auf der anderen Seite.
    „Semir?“ fragte Ben kraftlos und mit leiser Stimme.
    „Ben!?“ hörte er seinem Partner erleichtert und überrascht aufschreien „Wie geht’s dir Partner? Hat der dir was angetan? Wo bist du?“
    „Ich sitze in einem schwarzen Geländewagen am Straßenrand, irgendwo auf der Strecke von…“ begann Ben mit gepresster Stimme zu erklären.
    „Hat er dich in so einer alten Kirche festgehalten?“ fragte Semir.
    „Ja, woher weißt du das?“ keuchte Ben, als gerade wieder ein stechender Schmerz in sein Bein trat.
    „Hartmut“ erklärte Semir „Hast du Schmerzen? Hat er dir was angetan?“ fragte Semir besorgt.
    „Nee geht schon“ versuchte Ben zu lügen.
    „Ben ich hör doch, dass du lügst“
    „Semir, schon okay. Wo bist du gerade?“
    „Wir sind auf dem Weg zu dieser alten Kirche“
    „Gut, ich komm euch entgegen, ich glaub ich weiß wo ich lang muss“ beschloss Ben.
    „Wir sind schon über 1,5 Stunden unterwegs und man braucht etwa zwei Stunden für den ganzen Weg.“
    „Ich bin auch schon 20 Minuten gefahren, dann sollten wir uns bald begegnen“ versuchte Ben möglichst ohne schmerzverzerrter Stimme zu sagen, was ihm aber nicht wirklich gelang.
    „Ben bist du verletzt?“ fragte Semir wieder.
    „Nur ein paar Kratzer“ keuchte Ben.
    „Frau Krüger, rufen sie einen Krankenwagen, Ben ist schwer verletzt“ hörte er Semir zu ihrer Chefin sagen, die sofort ihr Handy herausholte und einen Notarzt rief. Ben hatte das Handy mittlerweile schon auf Freisprecher gestellt und es neben sich gelegt, denn seine Kraft war mehr als am Ende und er zitterte am ganzen Körper und versuchte nicht seinen Schmerz einfach hinauszuschreien, um Semir nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Einige Minuten herrschte Schweigen, dann konnte Ben plötzlich blinkendes Licht zwischen den Bäumen blitzen sehen.
    „Semir, ich glaub ich sehe euch“ versuchte Ben mit möglichst fester Stimme zu sagen, doch mehr als ein krächzendes Flüstern brachte er nicht zu Stande. Da kamen auch schon mehrere Streifenwagen und allen voran ein silberner Bmw um die Kurve gerast.
    „Gott sei Dank“ rief Semir aus „Fahr an den Rand wenn du noch kannst“
    „Gut“ hauchte Ben kraftlos, lenkte den Wagen zitternd an den Rand und stellte ihn aus und ließ sich in den Sitz sinken. Nach einigen Sekunden standen auch die ganzen Polizeiwagen am Rand und aus den ersten beiden Wagen sprangen als erstes Semir und Lena heraus und rannten auf die Fahrerseite des Geländewagen und rissen die Tür auf.


    *******************


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  • Hab Langeweile ...


    Als Semir und Lena die Autotür öffneten hatte Ben den Wagen schon ausgestellt und hing schon fast vor Erschöpfung in dem großen hellen Sitz, der sich schon mit Bens Blut vollgesogen hatte. Auch der komplette Oberkörper des Polizisten war voll frischem und getrocknetem Blut und von beiden Armen liefen beachtliche Rinnsale hinunter und tropften auf den Sitz und auf Bens Beine.
    „Oh mein Gott, Ben!“ rief Semir entsetzt und löste schnell den Sicherheitsgurt und legte beide Hände an Bens Gesicht „Wie geht’s dir?“ fragte er besorgt.
    „Ging schon mal besser“ brachte Ben mühsam hervor
    „Das kann ich mir vorstellen“ grinste Semir gequält.
    „Hilfst du mir aus dem Wagen? Ich brauche dringend frische Luft“ flüsterte Ben.
    „Natürlich, Lena packst du mit an?“ meinte Semir sofort und berührte Lena leicht an der Schulter, woraufhin diese sich wieder aus ihrer Starre löste.
    „Klar“ versuchte sie mit möglichst fester Stimme zu sagen und trat dichter zum Auto. Dann hievten sie ihren Kollegen mit vereinten Kräften aus dem Wagen, Lena sich Bens Arm mit der unverletzten Schulter über ihre eigene Schulter und legte ihren Arm um seine Hüfte um ihn zu stützen und Semir half seinem Partner von der anderen Seite, möglichst ohne dessen Schulter zu berühren oder zu belasten. Trotzdem konnte der junge Kommissar sich manchmal ein schmerzerfülltes Stöhnen oder Keuchen nicht verkneifen.
    „Danke“ brachte er leise hervor, als auch schon die Chefin und die anderen Kollegen auf die kleine Gruppe zugelaufen kamen.
    „Gott, Jäger! Was haben sie getan?“ rief Frau Krüger entsetzt.
    „Ist nicht so schlimm wies aussieht“ murmelte Ben.
    „Das glauben sie doch selber nicht“ erwiderte die Chefin „Wo bleibt denn der Krankenwagen?“ schrie sie den anderen Kollegen ungeduldig zu.
    „Kommt jeden Moment, wir hören die Sirene schon“ antwortete ein Polizist. Ein paar Sekunden später kam auch schon ein Krankenwagen mit Blaulicht um die Ecke gerast und blieb einige Meter von der Gruppe entfernt stehen. Einige Sanitäter sprangen hinaus und rannte sofort auf Ben und die anderen zu und legten Ben auf die Trage.
    „Herr Jäger? Können sie mich hören?“ fragte ihn einer der Ärzte.
    „Ja“ krächzte der Gefragte.
    „Was tut ihnen am meisten weh?“ fragte er wieder.
    „Weiß nicht“ murmelte Ben „Schulter…Arm…Brust…Bauch…Bein…“ stotterte Ben nach und nach.
    „Ok, wir werden erst mal die Blutungen stoppen und sie auf innere Verletzungen prüfen. Wurden sie im Bauch und Brustbereich getreten oder geschlagen?“ wollte der Arzt noch wissen.
    Ein schwaches Nicken bekam er als Antwort.
    „Ok, dann sollten wir uns beeilen, sofort ins Krankenhaus“ befahl dieser und so verschwanden die Sanitäter, so schnell wie sie gekommen waren im Krankenwagen.
    „Es kann leider niemand mitfahren, aber folgen sie uns einfach mit dem Wagen“ sagte einer der Sanitäter noch schnell, bevor auch diese im Rettungswagen verschwand und mit Blaulicht losraste.


    „Er sah schrecklich aus“ brachte Lena nach einiger Zeit hervor, in der sie schweigend neben Semir auf dem Beifahrersitz gesessen hatte.
    „Ja“ sagte Semir nur. Dann herrschte den kompletten Weg bis zum Krankenhaus Schweigen. Im Krankenhaus wurden sie nur in einen Warteraum geschickt, dort sollten sie warten bis der Arzt genaueres über Bens Zustand wusste. Also saßen die Kollegen in dem Wartezimmer und sagten nichts, sie warteten nur bis sie endlich genaueres über den Zustand ihres Kollegen erfuhren. Frau Krüger hatte zwischendurch einmal Kaffee für alle geholt, doch mehr passierte in den ganzen folgenden zwei Stunden nicht.
    Es war schon vier Uhr nachmittags gewesen, als endlich ein völlig erschöpft wirkender Mann in weißem Kittel den Raum betrat. Sofort sprangen alle auf und sahen den Gott in weiß gespannt an.
    „Sie sind die Angehörigen von Herrn Jäger?“ frage der Arzt direkt.
    „Ja, wir sind seine Freunde und Kollegen“ antwortete Semir sofort.
    „Ok, also ihr Kollege musste ganz schön was mitmachen, er hat eine Schusswunde am Arm und eine extrem tiefe Stichwunde an der anderen Schulter. Er hatte unglaubliches Glück, dass bei beiden Verletzungen keine Knochen oder Nerven verletzt wurden. Außerdem hat Herr Jäger viele mehr oder weniger tief Schnittwunden im Bauch- und Brustbereich, die wir zum Glück alle gut versorgen konnten. Zusätzlich war ein Nerv am linken Bein eingeklemmt, was zwar nicht besonders gefährlich ist wenn man es sofort behandelt, doch unglaublich schmerzhaft für ihren Kollegen ist.“ erklärte der Arzt den Polizisten.
    „Ist er in Lebensgefahr?“ fragte Lena mit zitternder Stimme.
    „Ihr Freund hat sehr viel Blut verloren, jedoch wird er das ganze höchstwahrscheinlich problemlos überstehen. Wir haben ihm eine Bluttransfusion gelegt, sodass er schneller wieder zu Kräften kommt.“ lächelte der Arzt.
    „Vielen Dank“ sagte Semir „Können wir zu ihm?“
    „Nicht alle, höchstens zwei“ erwiderte der Arzt.
    „Ok, Semir, Lena, gehen sie beide zu ihm“ beschloss Frau Krüger.
    „Danke“ sagten Lena und Semir gleichzeitig aus vollem Herzen und folgten dem Arzt zu Bens Zimmer.


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    Feeds ....

  • :S Weiter gehts ....



    Als Semir und Lena die Autotür öffneten hatte Ben den Wagen schon ausgestellt und hing schon fast vor Erschöpfung in dem großen hellen Sitz, der sich schon mit Bens Blut vollgesogen hatte. Auch der komplette Oberkörper des Polizisten war voll frischem und getrocknetem Blut und von beiden Armen liefen beachtliche Rinnsale hinunter und tropften auf den Sitz und auf Bens Beine.
    „Oh mein Gott, Ben!“ rief Semir entsetzt und löste schnell den Sicherheitsgurt und legte beide Hände an Bens Gesicht „Wie geht’s dir?“ fragte er besorgt.
    „Ging schon mal besser“ brachte Ben mühsam hervor
    „Das kann ich mir vorstellen“ grinste Semir gequält.
    „Hilfst du mir aus dem Wagen? Ich brauche dringend frische Luft“ flüsterte Ben.
    „Natürlich, Lena packst du mit an?“ meinte Semir sofort und berührte Lena leicht an der Schulter, woraufhin diese sich wieder aus ihrer Starre löste.
    „Klar“ versuchte sie mit möglichst fester Stimme zu sagen und trat dichter zum Auto. Dann hievten sie ihren Kollegen mit vereinten Kräften aus dem Wagen, Lena sich Bens Arm mit der unverletzten Schulter über ihre eigene Schulter und legte ihren Arm um seine Hüfte um ihn zu stützen und Semir half seinem Partner von der anderen Seite, möglichst ohne dessen Schulter zu berühren oder zu belasten. Trotzdem konnte der junge Kommissar sich manchmal ein schmerzerfülltes Stöhnen oder Keuchen nicht verkneifen.
    „Danke“ brachte er leise hervor, als auch schon die Chefin und die anderen Kollegen auf die kleine Gruppe zugelaufen kamen.
    „Gott, Jäger! Was haben sie getan?“ rief Frau Krüger entsetzt.
    „Ist nicht so schlimm wies aussieht“ murmelte Ben.
    „Das glauben sie doch selber nicht“ erwiderte die Chefin „Wo bleibt denn der Krankenwagen?“ schrie sie den anderen Kollegen ungeduldig zu.
    „Kommt jeden Moment, wir hören die Sirene schon“ antwortete ein Polizist. Ein paar Sekunden später kam auch schon ein Krankenwagen mit Blaulicht um die Ecke gerast und blieb einige Meter von der Gruppe entfernt stehen. Einige Sanitäter sprangen hinaus und rannte sofort auf Ben und die anderen zu und legten Ben auf die Trage.
    „Herr Jäger? Können sie mich hören?“ fragte ihn einer der Ärzte.
    „Ja“ krächzte der Gefragte.
    „Was tut ihnen am meisten weh?“ fragte er wieder.
    „Weiß nicht“ murmelte Ben „Schulter…Arm…Brust…Bauch…Bein…“ stotterte Ben nach und nach.
    „Ok, wir werden erst mal die Blutungen stoppen und sie auf innere Verletzungen prüfen. Wurden sie im Bauch und Brustbereich getreten oder geschlagen?“ wollte der Arzt noch wissen.
    Ein schwaches Nicken bekam er als Antwort.
    „Ok, dann sollten wir uns beeilen, sofort ins Krankenhaus“ befahl dieser und so verschwanden die Sanitäter, so schnell wie sie gekommen waren im Krankenwagen.
    „Es kann leider niemand mitfahren, aber folgen sie uns einfach mit dem Wagen“ sagte einer der Sanitäter noch schnell, bevor auch diese im Rettungswagen verschwand und mit Blaulicht losraste.


    „Er sah schrecklich aus“ brachte Lena nach einiger Zeit hervor, in der sie schweigend neben Semir auf dem Beifahrersitz gesessen hatte.
    „Ja“ sagte Semir nur. Dann herrschte den kompletten Weg bis zum Krankenhaus Schweigen. Im Krankenhaus wurden sie nur in einen Warteraum geschickt, dort sollten sie warten bis der Arzt genaueres über Bens Zustand wusste. Also saßen die Kollegen in dem Wartezimmer und sagten nichts, sie warteten nur bis sie endlich genaueres über den Zustand ihres Kollegen erfuhren. Frau Krüger hatte zwischendurch einmal Kaffee für alle geholt, doch mehr passierte in den ganzen folgenden zwei Stunden nicht.
    Es war schon vier Uhr nachmittags gewesen, als endlich ein völlig erschöpft wirkender Mann in weißem Kittel den Raum betrat. Sofort sprangen alle auf und sahen den Gott in weiß gespannt an.
    „Sie sind die Angehörigen von Herrn Jäger?“ frage der Arzt direkt.
    „Ja, wir sind seine Freunde und Kollegen“ antwortete Semir sofort.
    „Ok, also ihr Kollege musste ganz schön was mitmachen, er hat eine Schusswunde am Arm und eine extrem tiefe Stichwunde an der anderen Schulter. Er hatte unglaubliches Glück, dass bei beiden Verletzungen keine Knochen oder Nerven verletzt wurden. Außerdem hat Herr Jäger viele mehr oder weniger tief Schnittwunden im Bauch- und Brustbereich, die wir zum Glück alle gut versorgen konnten. Zusätzlich war ein Nerv am linken Bein eingeklemmt, was zwar nicht besonders gefährlich ist wenn man es sofort behandelt, doch unglaublich schmerzhaft für ihren Kollegen ist.“ erklärte der Arzt den Polizisten.
    „Ist er in Lebensgefahr?“ fragte Lena mit zitternder Stimme.
    „Ihr Freund hat sehr viel Blut verloren, jedoch wird er das ganze höchstwahrscheinlich problemlos überstehen. Wir haben ihm eine Bluttransfusion gelegt, sodass er schneller wieder zu Kräften kommt.“ lächelte der Arzt.
    „Vielen Dank“ sagte Semir „Können wir zu ihm?“
    „Nicht alle, höchstens zwei“ erwiderte der Arzt.
    „Ok, Semir, Lena, gehen sie beide zu ihm“ beschloss Frau Krüger.
    „Danke“ sagten Lena und Semir gleichzeitig aus vollem Herzen und folgten dem Arzt zu Bens Zimmer.



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    Einmal editiert, zuletzt von BenFan* () aus folgendem Grund: Soory falscher Teil ....

  • O.K Hab in meine Geschichte gerade reingeschaut.Ich habe das eine Teil schon gestern reingestellt.O.K dann bekommt ihr jetzt das (hoffentlich) richtiges Teil.


    Langsam und leise betraten Semir und Lena Bens Krankenzimmer. Da lag ihr Kollege in einem dieser hässlichen Krankenhaushemden in dem viel zu großen Bett und hatte die Augen geschlossen. Beide waren entsetzt von dem Anblick. Ben, der sonst immer so stark und unerschrocken war und egal wie schlecht es ihm ging nie seinen Schmerz und seine Angst zeigte, lag fast so blass wie die Bettdecke in dem riesigen Bett, in dem selbst er schon klein wirkte. Er war an einen Tropf angeschlossen und um seine Schulter und die Schusswunde im Arm waren schneeweiße Verbände. Unsicher traten Semir und Lena dichter an das Bett und starrten ihren Kollegen sprachlos an. Nach einiger Zeit strich Lena ihm dann sanft über die Hand und nahm diese dann fest in ihre. Einige Tränen flossen ihr über die Wangen, was sie aber ignorierte.
    „Nicht weinen“ vernahmen sie plötzlich eine raues, leises Krächzen.
    „Ben!“ rief Lena erfreut und überrascht aus und umarmte ihn sanft.
    „Hätte nicht gedacht, dass du dich so freust wenn ich den Scheiß überlebe.“ lächelte Ben sie an und drückte leicht ihre Hand.
    „Natürlich freue ich mich“ schnaufte Lena.
    „Habt ihr diesen Michael festgenommen?“ fragte Ben schwach.
    „Tut mir leid, aber wo sollten wir denn anfangen zu suchen?“
    „Er ist in der Kirche, im Keller“ flüsterte Ben „Ich konnte ihn überwältigen, bin dann abgehauen und habe ihn da unten eingeschlossen, da ist ne fest verriegelte alte und dicke Tür drinne, da ist er ohne Schlüssel ganz sicher nicht rausgekommen“ erklärte Ben, woraufhin Semir sofort den Raum verließ um den Kollegen Bescheid zu sagen, sodass diese sich um Michael kümmerten, dann ging er zurück zu seinem Partner. Vor der Tür blieb er noch mal kurz stehen.
    „Lena“ hörte Semir seinen Partner sagen.
    „Was ist denn Ben? Hast du Schmerzen, soll ich den Arzt rufen?“ fragte diese besorgt.
    „Nein, geht schon“ beeilte sich Ben zu sagen „Ich mein nur, also ich konnte mich nur befreien, weil dieser Michael total verwirrt war. Er hat mich abgeknutscht und so, ist angefangen zu heulen und naja…“ erklärte Ben, begann dann aber zu zögern.
    „Was naja?“
    „Er hat mich verwechselt“ brachte Ben leise, aber dennoch laut genug hervor, sodass Semir ihn auch verstehen konnte.
    „Mit wem?“
    „Tom“ sagte Ben leise.
    „Tom?“ fragte Lena entsetzt.
    „Ich hab ihm gesagt, dass er mich von den Fesseln lösen soll und dann könnten wir zusammen sein und glücklich und ich würde ihn nie wieder im Stich lassen und so. Du glaubst gar nicht, wie ekelig dieser Kerl ist, ich kann Tom da schon verstehen, aber ich weiß nicht, was Michael mit ihm zu tun hat.“ meinte Ben nachdenklich.
    „Aber wieso redet er jetzt von Tom? Tom ist doch schon lange…“
    „Ja ich weiß es auch nicht, aber ich werde es noch herausfinden“ nahm sich Ben vor „Hilfst du mir dabei? Ich habe Semir nie von Tom erzählt“
    „Sicher helfe ich dir, aber du solltest trotzdem mit Semir darüber reden“
    „Nein“ brachte Ben angespannt und kraftlos hervor.
    „Wieso nicht?“
    „Ich kann nicht über ihn reden“ hauchte Ben leise „Tut mir leid wenn ich gleich einfach so einschlafe, aber ich kann echt nicht mehr“ krächzte Ben vollkommen erschöpft „Bitte, bleib bei mir“ brachte er noch mühevoll hervor und war im nächsten Moment schon eingeschlafen.
    „Natürlich bleibe ich bei dir“ lächelte Lena und küsste Ben sanft auf die Wange und streichelte ihm beruhigend und zärtlich über den Arm. Im selben Moment betrat Semir wieder den Raum, sodass er den Kuss auf die Wange gerade noch sehen konnte und setzte sich lächelnd neben Lena auf einen der beiden Stühle und wachte schweigend über den Schlaf seines besten Freundes und Partners.







    ///////////////////////


    Das müsste passen.Freue mich über Feeds...

  • Schweigend saßen Semir und Lena an Bens Bett und sahen ihrem Kollegen beim Schlafen zu. Irgendwann begann dieser jedoch unruhig zu werden, er drehte sich unruhig hin und her, woraufhin er ständig stöhnte, weil er seinen Arm oder seine verletzte Schulter belastet hatte. Dabei murmelte er ständig irgendwelches unverständliche Zeug, nur den Namen Tom konnte man zwischendurch raushören. Plötzlich schrie Ben laut und verzweifelt „Neeein, Toom“. Semir und Lena zuckten beide zusammen und versuchten Ben zu beruhigen, doch der Schlafende reagierte gar nicht auf ihre Versuche, er wurde nur noch unruhiger und nuschelte weiter.
    „Bitte nicht, nicht du auch noch“ schluchzte Ben irgendwann im Traum „Ich schaff das nicht nochmal“ wimmerte er bevor ihm eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel floss.
    „Sollen wir ihn wecken?“ fragte Semir nach kurzer Zeit leise, nachdem sein Partner sich immer noch nicht beruhigt hatte.
    „Ich denke das wäre besser“ antwortete Lena, erhob sich von ihrem Stuhl und legte Ben eine Hand an die Wange „Ben, wach auf, alles ist gut“ flüsterte sie ihm ins Ohr.
    „Davon wacht der doch nicht auf“ grinste Semir, der daran dachte wie Ben manchmal beim Streife fahren auf dem Sitz einschlief und nicht wach zu kriegen war.
    „Aber davon, das kann er nicht ab“ lächelte Lena und pustete Ben leicht auf die offen stehenden Lippen, woraufhin dieser zusammenzuckte und kurz darauf die Augen aufschlug. In seinen Augen war nichts von der üblichen Lebensfreude zu finden und auch das Strahlen war verblasst. Er starrte Lena einfach nur geschockt und mit starrem Blick an. Das erste Mal innerhalb von ihrer ganzen gemeinsamen Arbeitszeit sah Semir vollkommene Angst, Verzweiflung und nicht körperlichen sondern seelischen Schmerz in den braunen Augen seines Partners. Eine weitere Träne löste sich aus den dichten dunklen Wimpern Bens und lief unaufhörlich über dessen blasse Wange.
    „Ben?“ fragte Lena besorgt und gab Semir hinterm Rücken ein Zeichen, dass er still bleiben sollte, sodass Ben ihn nicht bemerkte „Hast du geträumt?“
    „Ich habe es wieder gesehen“ brachte Ben schwach hervor.
    „Was hast du gesehen?“ wollte Lena wissen.
    „Alles. Michael…Tom…dich…mich…viel zu viel Blut…sogar Mama“ flüsterte Ben und klammerte sich noch fester an Lenas Hand.
    „Das ist alles vorbei, die Kollegen haben diesen Michael festgenommen, als sie an der Kirche ankamen war er immer noch bewusstlos, du musst ihn sehr gut getroffen haben“ lächelte Lena.
    „Sie haben ihn? Wirklich? Und das sagst du nicht nur damit ich mich beruhige?“ fragte Ben.
    „Nein sie haben ihn wirklich, keine Lüge“ munterte Lena ihn auf.
    „Ok“ krächzte Ben „Aber ich will beim Verhör dabei sein“
    „Ich werde sehen was sich machen lässt“
    „Ist es wirklich DER Michael?“ wollte Ben wissen. Als Antwort erhielt er nur ein Nicken von Lena. Da klopfte es plötzlich an der Tür und der Arzt betrat den Raum.
    „Guten Tag“ begrüßte er alle und trat dann zu Ben ans Bett „Wie geht es ihnen Herr Jäger?“
    „Gut, alles fit“ meinte Ben.
    „Haben sie Schmerzen?“
    „Geht so“ antwortete Ben „Wann darf ich wieder nach Hause?“
    „Ich werde sie noch mal untersuchen, dann entscheide ich weiter“ sagte der Arzt und begann sofort mit diversen Untersuchungen. Nachdem er die Verbände an Arm und Schulter gewechselt hatte und Bens Bein in verschiedene Richtungen gedreht und gedrückt hatte, sah er seinen Patienten lächelnd an „Sie hatten riesiges Glück, es ist außerdem ein sehr großer Vorteil, dass sie so gut trainiert und körperlich sehr fit sind, so konnte sich der geklemmte Nerv sehr gut wieder regenerieren, sodass sie ihn in spätestens einer Woche nicht einmal mehr spüren. Auch bei den Schuss und Stichverletzungen hatte sie großes Glück, es wurde kein Knochen oder Nerv verletzt, sodass sie Arm und Schulter in einigen Wochen wieder problemlos benutzen können. Die Schnitte auf dem Oberkörper haben wir gut versorgt und einige genäht, also sollten sie sich mindestens eine Woche nicht körperlich belasten, dann sollte auch das verheilt sein. Durch die Tritte und Schläge in Bauch und Brust wurden zwar keine inneren Verletzungen ausgelöst, jedoch werden sich heftige und nicht sehr angenehme Blutergüsse bilden, doch die sind zwar schmerzhaft aber nicht weiter gefährlich.“ gab der Arzt seine Ergebnisse bekannt „Wenn sich jemand um sie kümmert und sie sich kein bisschen anstrengen könnten sie in ungefähr drei Tagen schon nach Hause. Und wenn ich sage kein bisschen anstrengen dann meine ich das auch, Herr Jäger, sie sind ein starker Mann, dennoch sind sie verletzt. Ich werde ihnen Schmerztabletten mitgeben, denn ohne Schmerzen werden sie nicht davonkommen. Die Verletzungen sind nicht lebensgefährlich, jedoch äußerst schmerzhaft, also zögern sie nicht und nehmen sie bei starken Schmerzen eine der Tabletten“ beendete der Arzt seinen Bericht.
    „Natürlich“ versuchte Ben mit möglichst fester Stimme zu sagen „Vielen Dank“
    „Kein Problem, ich komme später noch mal wieder und sehe nach ihnen“ verabschiedete der Mann in weiß sich und verließ den Raum.
    „Tut mir Leid Partner, aber wir müssen auch los, Frau Krüger hat gesagt wir sollen um spätestens 14 Uhr wieder da sein und jetzt ist es schon 14:30. Wenn wir jetzt nicht langsam mal antanzen kriegt die ne Krise“ grinste Semir.
    „Oh Semir!“ erwiderte Ben überrascht „Ich hab gar nicht gemerkt, dass du auch hier bist“
    „Aber Hallo, so klein bin ich auch wieder nicht“ lachte Semir.
    „Quatsch“ lachte auch Ben jetzt und drückte Lenas Hand und sah von unten zu ihr hinauf „Kommt ihr heute Abend oder morgen früh noch mal wieder?“ fragte er hoffnungsvoll.
    „Klar“ lächelte Lena „Sobald ich frei habe bin ich wieder bei dir“ versprach sie, gab Ben einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich. Dann machten sie sich auf den Weg zu Arbeit. Leise seufzte Ben als seine beiden Kollegen den Raum verlassen hatte. Verliebt schaute er Lena hinterher, die sich von der Tür noch mal zu ihm umgedreht hatte und ihm zugelächelt und gewunken hatte und dann die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Sie ist eine wundervolle Frau, dachte der junge Hauptkommissar nur bei sich, und sie sieht echt klasse aus. Dann schloss er die Augen und war augenblicklich wieder eingeschlafen.



    Feeda ???

  • Das Abendmahl ...


    Abends kam Lena noch einmal zu Ben ins Krankenhaus, Semir konnte nicht mitkommen, da er mit Andrea und den Kindern zu den Schwiegereltern musste. Ben und Lena redeten etwas miteinander und Lena fragte Ben ständig nach seinen Verletzungen und ob es ihm auch wirklich gut ginge. Dann alberten sie noch etwas herum und lachten viel.
    „Ich habe dich irgendwie vermisst“ gab Ben leise zu, nachdem sie sich wieder vom Lachen beruhigt hatten und sah dabei auf seine verschränkten Hände auf der Bettdecke. Lena lächelte nur und legte eine Hand auf Bens Unterarm.
    „Das ist schön“ sagte sie lächelnd „Auch wenn ich dich nicht ganz verstehe, du hattest doch unzählige Freundinnen, an die erinnerst du dich bestimmt nicht mehr alle. Das war schließlich dein Ruf.“
    „Warum auch immer, aber ich konnte dich nie ganz vergessen.“ meinte Ben „Das liegt wahrscheinlich daran, dass du damals das einzige Mädchen warst, was nicht hinter mir her war und du dummerweise auch das einzige warst hinter dem ich her war.“ sagte Ben mit einem charmanten Lächeln „Es tut mir übrigens Leid, was damals passiert ist. Ich war ein riesiges Arschloch“
    „Du hast recht, du warst ein riesiges Arschloch“ grinste Lena „Aber wir waren ja auch erst 18 oder so, da muss es so ein riesen Arschloch im Jahrgang geben, sonst wäre es doch langweilig gewesen“ lachte sie und erhob sich vom Stuhl und umarmte Ben sanft „Tut mir leid aber ich muss schon jetzt wieder gehen, aber ich komme morgen vorm Dienst noch mal wieder.“
    „Ok dann bis morgen“ sagte Ben und erwiderte ihre Umarmung „Und danke, dass du mir ein paar Klamotten mitgebracht hast“ fügte er noch hinzu und nickte zu der Sporttasche, die neben dem Bett stand und nur darauf wartete gebraucht zu werden.
    „Kein Problem, bis morgen dann“
    „Bis morgen“ sagte Ben noch und dann schloss sich hinter Lena die Tür. Mittlerweile war es schon kurz nach Mitternacht nachdem Ben sich die Schläuche und Kanülen auf den Armbeugen und Handrücken herausgezogen und sich die Klamotten aus der Tasche angezogen hatte. Dann schlich er sich ganz leise durchs Treppenhaus nach unten und durch eine Hintertür hinaus auf die Straße.


    Es war schon halb eins in der Nacht und Semir saß gelangweilt bei seinen Schwiegereltern am Tisch und versuchte seine Langeweile nicht allzu deutlich zu zeigen, als plötzlich sein Handy klingelte.
    „Entschuldigt mich bitte“ sagte er, stand auf und hielt sich das Gerät ans Ohr „Gerkan?“ begrüßte er seinen Gesprächspartner kurz.
    „Hallo Herr Gerkan. Ich bin Schwester Laura vom städtischen Krankenhaus und wir haben ein Problem. Sie waren als Herrn Jägers engster Vertrauter angegeben und naja, also ihr Freund ist verschwunden.“ sagte eine Krankenschwester.
    „Was?!“ rief Semir entsetzt „Was soll das heißen verschwunden?“
    „Naja als wir in sein Zimmer gekommen sind um nach ihm zu sehen, war sein Bett leer. Haben sie eine Idee wo er sein könnte?“
    „Noch nicht aber ich werde gleich da sein und dann werden wir ihn finden“ beschloss Semir, rief dann schnell Lena an, die sich sofort auf den Weg ins Krankenhaus machte und dann erklärte er seiner Familie was er vorhatte. Also machten sie sich so schnell wie möglich auf den Weg zum Krankenhaus wo Lena bereits wartete.
    „Lena!“ rief Semir „Hast du eine Idee wo Ben sein könnte?“
    „Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich habe eine Ahnung.“ sagte Lena.
    „Ja los, sag schon was deine Idee ist“ forderte Semir während sie schon im Wagen saßen und Lena ihn über die Straßen lenkte.
    „Denk doch mal nach, heute ist Bens Geburtstag“ half Lena ihrem Kollegen.
    „Wieso haut Ben an seinem Geburtstag aus dem Krankenhaus ab?“ fragte Semir verwirrt.
    „Weil es nicht nur sein Geburtstag ist, sondern auch Toms“ erklärte Lena.
    „Wer ist eigentlich dieser Tom von dem ihr ständig redet?“
    „Ben hat dir nie von ihm erzählt?“ wollte Lena überrascht wissen.
    „Nein, und jetzt raus mit der Sprache“
    „Tom ist Bens Zwillingsbruder“ erklärte Lena.
    „Ben hat einen Zwillingsbruder?“ fragte Semir und machte große Augen.
    „Ja“ sagte Lena nur und bog im selben Moment schon in eine gepflasterte Einfahrt und stellte den Wagen auf dem alten Parkplatz ab. Dann stieg sie schnell aus und lief auf das große Eisentor zu und blieb darin stehen und ließ ihren Blick schweifen. Semir kam ihr langsam und etwas verwirrt hinterher und folgte ihrem Blick. Sie waren auf einem Friedhof. Bisher hatte Semir immer gedacht, dass die ganzen Filme in denen Menschen nachts auf irgendwelchen Friedhöfen herumliefen total übertrieben waren, doch jetzt merkte er plötzlich, dass es doch echt unheimlich an solch einem Ort war. Man sah in jedem Schatten und jedem Geräusch das Schlimmste und schreckte bei jedem bisschen zusammen, was Semir natürlich versuchte zu verbergen.
    Langsam ließ Semir seinen Blick über die einzelnen Gräber gleiten, während Lena schon vorgegangen war und einem der vielen verzweigten Wege folgte. Schnell rannte Semir seiner Kollegin hinterher bevor sie um die nächste Ecke verschwinden konnte.
    „Haben sie etwa Angst Herr Hauptkommissar?“ fragte Lena lachend, als sie sah, dass Semir ihr hinterhergerannt kam.
    „Quatsch“ sagte Semir nur und sah sich um. Da sah er eine dunkle Gestalt an einem Grab sitzen.
    „Ich wusste doch, dass er hier ist“ lächelte Lena, ging auf die dunkle Gestalt, die eindeutig Ben war, zu und setzte sich neben sie und schloss ihn in ihre Arme und wischte ein paar seiner Tränen von seinen Wangen. Semir stand nur leise daneben und sah auf die beiden herab.
    „Alles Gute zum Geburtstag“ flüsterte Lena ihm ins Ohr, doch Ben reagierte nicht. Sie konnte nur das Zittern seines Körpers spüren, denn einerseits war es ziemlich kalt diese Nacht und Ben trug nur ein T-Shirt und andererseits war Ben ziemlich heftig am Weinen.
    „Es ist heute genau 10 Jahre her“ schluchzte Ben.
    „Ich weiß“ flüsterte Lena und streichelte Ben beruhigend „Wie lange bist du schon hier?“
    „Keine Ahnung ne gute Stunde ungefähr“ brachte Ben unter Tränen hervor.
    „Wir sollten zurück ins Krankenhaus fahren, du kühlst noch völlig aus.“
    „Ist doch egal“ meinte Ben und brach in einen heftigen Weinkrampf aus.
    „Ben, beruhige dich, lass uns zurückfahren, dann trinkst du eine Tasse Kakao und wir reden ein bisschen“
    „Ich will keinen Kakao und ich will auch nicht reden“ schluchzte Ben „Ich will Tom, ich brauche ihn doch, ich kann nicht mehr ohne ihn“ wimmerte Ben und dann brach auch noch der letzte Rest seiner verbliebenen Kraft, die ihn bisher wenigstens im Sitzen gehalten hatte in sich zusammen und Ben fiel seitlich auf den kalten nassen Boden und mit dem Kopf auf Lenas Schoß und begann in seinem Nervenzusammenbruch herzzerreißend zu weinen und zu wimmernd und konnte sich gar nicht wieder beruhigen. Zwischendurch brachte er immer wieder unverständliche Worte zu Stande und dann folgte wieder ein unglaublicher Schwall Tränen. Fast eine viertel Stunde und gefühlte 100 Litern geweinte Tränen später schafften Semir, welchen Ben nicht mal mehr wahrnahm, und Lena es Ben in ihren Wagen zu schleifen.
    „Ben, wir bringen dich jetzt wieder ins Krankenhaus“ sagte Semir vorsichtig.
    „Nein“ rief Ben plötzlich panisch und riss seine Augen weit auf „Kein Krankenhaus“ meinte er energisch und sackte im nächsten Augenblick schon wieder unter Tränen zusammen „Bitte nicht“ schluchzte er noch, bevor er in einen tiefen, fast Komagleichen, Schlaf fiel.

  • Ich habe jetzt schon ein Weihnachtsgeschenk für euch.Aber dann müsst ihr Feeden...


    Semir und Lena hatten ihren schlafenden Kollegen mittlerweile bei den Gerkans im Gästezimmer untergebracht und das Krankenhaus verständigt. Andrea war gerade bei ihm und zog ihm die dreckigen erdigen Klamotten aus, damit er nicht das ganze Bett mit Erde beschmutzte. Lena schlief nebenan im Zimmer und Semir lag schon in seinem Bett und war auf der Stelle eingeschlafen. Nach ein paar Minuten legte auch Andrea sich schlafen. Die beiden Kinder hatten von der ganzen Unruhe zum Glück nichts mitbekommen und schliefen seelenruhig weiter.
    Am nächsten Morgen standen Semir und Andrea etwas früher auf, um schon mal Frühstück für Ben zumachen, da dieser schließlich heute Geburtstag hatte. Andrea hatte extra Brötchen gekauft und deckte jetzt den Tisch, Aida und Leila versuchten ihr dabei zu helfen.
    Durch das klappernde Geschirr geweckt kam auch Lena um kurz vor neun die Treppe herunter und kam zu Semir, der mit der Zeitung im Wohnzimmer saß.
    „Morgen“ sagte sie und gähnte ausgiebig.
    „Morgen. Hast du gut geschlafen?“ lächelte Semir.
    „Ja danke“
    „Lena, woher wusstest du gestern eigentlich, dass Ben auf diesem Friedhof war?“
    „Ich hatte es einfach im Gefühl, es ist heute genau 10 Jahre her, dass sein Zwillingsbruder starb“
    „Oh, wie ist das passiert?“ wollte Semir wissen.
    „Ich weiß nicht, ob Ben damit einverstanden wäre, dass ich es dir erzähle. Frag ihn lieber selber mal danach. Wenn du Glück hast erzählt er es dir“ wich Lena aus. Doch bevor Semir weiter nachhaken konnte betrat Ben verschlafen und in Jogginghose und weißen Shirt das Wohnzimmer.
    „Morgen“ gähnte Ben und fuhr sich mit der Hand durch das abstehende Haar.
    „Benben“ rief Aida, die die Stimme ihres ‚Onkels‘ im Wohnzimmer gehört hatte und rannte jetzt ganz aufgeregt auf ihn zu und schmiss sich in seine Arme, woraufhin dieser schmerzverzerrt das Gesicht verzog und scharf Luft einsog, aber trotzdem versuchte sich nichts anmerken zu lassen und sogar ein gequältes Lächeln zustande brachte.
    „Guten Morgen, Prinzessin“ meinte er leise lachend.
    „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ sagte Aida und drückte Ben einen Kuss auf die Wange.
    „Danke, Süße“
    „Und jetzt musst du frühstücken“ forderte die kleine.
    „Ganz ruhig Aida, wir wollen deinem Lieblingsonkel auch noch gratulieren“ stoppte Semir lachend seine Tochter und trat zu seinem Partner und umarmte ihn, darauf bedacht keine seiner Verletzungen zu berühren „Alles Gute, alter Mann“
    „Danke“ antwortete Ben „Alter Mann“ schnaufte er „Das sagt der richtige“
    „So alt bin ich doch noch gar nicht“ meinte Semir.
    „Trotzdem 10 Jahre älter als ich“ grinste Ben. Dann wurde er von Lena in eine sanfte Umarmung gezogen und sie wünschte ihm auch noch alles Gute.
    „Wie geht’s dir?“ fragte sie dann noch ernst.
    „Alles gut, bin topfit. Ich komm nachher mit zu Past, ich will dabei sein wenn ihr dieses Schwein verhört“ beschloss Ben. Gerade wollten Semir und Lena zum Widerspruch ansetzten, doch da trat Andrea mit Leila auf dem Arm aus der Küche und nahm das Geburtstagskind in Beschlag.
    „Ben Arm“ forderte die Kleinste und streckte ihre kleinen Ärmchen nach ihrem Patenonkel aus.
    „Nein Leila nicht auf Bens Arm, der Onkel Ben hat sich ganz doll wehgetan“ meinte Andrea, wurde jedoch von Ben unterbrochen, der Leilas Blick nie widerstehen konnte und sie trotz großer Schmerzen aus Andreas Armen nahm.
    „Ben aua?“ fragte Leila sofort und sah Ben aus großen Augen an.
    „Nur ein Kratzer, ist gar nicht schlimm. Deine Mama übertreibt nur“ beruhigte Ben sie.
    „Frühstücken“ hörten sie da Aidas Stimme aus der Küche.
    „Wir sollten Aida nicht noch länger warten lassen“ lächelte Ben und war froh als Semir ihm Leila aus den schmerzenden Armen nahm. Dankend lächelte er seinen Partner an und folgte ihm dann in die Küche zum Frühstücken. Um kurz nach 10 Uhr erhob Ben sich satt vom Stuhl.
    „Ich geh noch eben duschen und komm dann mit euch zur Past“ erklärte er.
    „Ich leg dir gleich neue Verbände ins Zimmer, die Verletzungen sollten nach der Dusche neu verbunden werden“ sagte Andrea lächelnd.
    „Ok, danke“ sagte Ben und verschwand nach oben, suchte sich seine Sachen zusammen und zog sich dann ins Badezimmer zurück. Nach 15 Minuten ging er mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt zurück in sein Zimmer. Die Verbände um seine Schulter und den verletzten Arm hatte er nach dem Duschen gelöst und in den Müll geworfen. Er hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen da klopfte es auch schon wieder.
    „Ja?“ fragte Ben.
    „Ich bins Lena. Ich sollte dir das Verbandszeug bringen und dir helfen. Andrea meinte alleine kann man keinen Verband anlegen“
    „ok, komm rein“ meinte Ben und erhob sich wieder vom Bett. Da stand Lena auch schon in der Tür.
    „Oh tut mir leid, soll ich draußen warten bis du dich angezogen hast?“ fragte sie nervös.
    „Nee, die Verbände müssen ja eh angelegt werden bevor ich mir was überziehe, also lass uns anfangen“ lächelte Ben schelmisch.
    „Ok, wie du meinst“ meinte Lena und trat zu Ben „Soll ich das machen oder soll ich Andrea rufen?“
    „Mach du ruhig, Andrea hat bestimmt auch anderes zu tun“
    „Ähh ja ok“ meinte Lena immer noch etwas unsicher „Ich werde dir erst die Creme auf die Verletzungen schmieren, das könnte etwas wehtun aber dann verheilt das besser“
    „Alles klar“ sagte Ben und drehte sich so, sodass Lena einen perfekten Blick auf seine Stichverletzung in der Schulter hatte.
    „Oh mein Gott“ stieß sie aus, als sie die Wunde sah „Das muss doch höllisch wehtun“
    „Geht schon“ antwortete Ben nur, zog aber scharf Luft ein, als Lena vorsichtig die Salbe auftrug.
    „Semir hat mir von deiner Einstellung erzählt“
    „Was für eine Einstellung denn?“
    „Dass du nie Schmerz, Schwäche oder Angst eingestehen willst und auch bei Schussverletzungen nie einen Arzt aufsuchst. Ben das kann doch nicht gesund sein“
    „Na und? Bisher habe ich es immer überlebt“ widersprach Ben locker.
    „Bis jetzt, aber irgendwann kann dein Körper nicht mehr alles einfach so wegstecken. Wieso tust du das eigentlich? Was ist so schlimm daran sich bei Verletzungen vom Arzt versorgen zu lassen?“
    „Ist doch ganz egal, das ist meiner Sache“ erwiderte Ben hart.
    „Ben? Wieso tust du das?“ fragte Lena und sah Ben tief in die Augen.
    „Ich…“ begann Ben unsicher, doch dann gab er sich einen Ruck und sagte ihr die Wahrheit „Naja wenn ich im Krankenhaus bin, dann bekomme ich manchmal das Gefühl, dass Papa doch Recht hatte und der Polizeiberuf zu gefährlich für mich ist, also geh ich nicht zum Arzt und hab dann auch nicht das Gefühl, dass ich gefährdet bin. Wenn ich aber bei jedem Streifschuss oder jedem Kratzer zum Arzt renne, werde ich ständig daran erinnert was Papa mir gesagt hat und irgendwann sehe ich dann vielleicht ein, dass er doch Recht hatte.“ Versuchte Ben leise zu erklären.
    „Du bist unglaublich“ flüsterte Lena leise und legte eine Hand auf die unverletzte Schulter „Dir ist aber schon klar, dass die Verletzungen nicht weniger schlimm werden wenn du sie ignorierst oder?“
    „Ich weiß, aber mich bringen trotzdem keine 10 Pferde zu einem Arzt.“
    „Ok, dann lass mich jetzt deine Verletzungen versorgen“ lächelte Lena und begann sogleich mit ihrer Arbeit. Immer wieder schnappte Ben entsetzt nach Luft und ein paar Mal konnte er sich ein schmerzerfülltes Stöhnen oder keuchen nicht verkneifen. Jedes Mal entschuldigte Lena sich, doch Ben versicherte ihr immer wieder, dass alles in Ordnung sei. Nach 10 Minuten waren sie dann endlich fertig und Ben atmete erleichtert aus.
    „Dankeschön“ lächelte er aus tiefstem Herzen.
    „Kein Problem“ meinte Lena nur.
    „Lena?“ fragte Ben dann etwas schüchtern.
    „Ja was ist denn Ben?“
    „Können wir vielleicht einfach vergessen, was damals passiert ist und einfach Freunde und Kollegen sein?“ fragte Ben.
    „Natürlich“ antwortete Lena.
    „Danke“ lächelte Ben erleichtert und sah Lena tief in die Augen. Diese erwiderte seinen Blick und verlor sich beinahe in Ben dunklen Augen. Nach langer Zeit lösten sie ihre Blicke voneinander und liefen beide etwas rot an.
    „Ich bring Andrea dann mal die Salbe und so wieder“ stotterte sie und griff nach der Türklinke. Im selben Moment griff auch Ben nach der Türklinke und so legte er aus Versehen seine Hand auf die von Lena. Einige Sekunden ließ er sie dort liegen und sah Lena direkt an.
    „Oh schuldigung“ murmelte er dann mit gesenktem Blick und zog schnell seine Hand zurück.
    „Ähh… schon gut“ nuschelte Lena mit zitternder Stimme und verschwand dann schnell aus Bens Zimmer und ging in das anliegende Gästezimmer und ließ sich verwirrt auf das Bett fallen.
    Auch Ben fiel entsetzt über seine eigene Dummheit zurück aufs Bett. Normalerweise hatte er in so einer Situation bei jeder Frau, die er anbaggerte, einen passenden, charmanten und witzigen Spruch auf Lager, sodass jede Frau seinem Charme unterlag und sich auf der Stelle in ihn verknallte. Doch in diesem Moment hatte er einfach alles vergessen und Lena einfach nur angestarrt. Innerlich verfluchte er sich selbst für seine Dummheit, doch jetzt konnte er auch nichts mehr daran ändern. Hauptsache das passierte ihm nicht nochmal. Lena würde ihn noch für den größten Idioten halten, wenn er schon völlig aus der Fassung geriet nur weil er ihre Hand berührte. Jetzt musste er ihr nur noch das Gegenteil beweisen. Ähnliche Gedanken belasteten aber auch Lena, was Ben natürlich nicht wissen konnte. Im Moment war er einfach nur entsetzt und enttäuscht über sich selbst.












    .

  • „Jäger! Was machen sie denn hier?“ fragte Frau Krüger, als Ben zusammen mit Lena und Semir die Dienststelle betraten.
    „Ich will dabei sein wenn dieses Schwein verhört wird“ erklärte Ben.
    „Sie sollten eigentlich noch mehrere Tage im Krankenhaus liegen und nicht schon wieder durch die Gegend marschieren! Was sagen denn die Ärzte dazu?“
    „Ich kann doch noch laufen, also muss ich auch nicht mehr im Krankenhaus bleiben und die Ärzte haben nichts gesagt“ antwortete Ben.
    „Die Ärzte haben nichts gesagt, weil Ben nicht mit ihnen geredet hat. Er ist heute Nacht einfach abgehauen“ erklärte Semir.
    „Jäger!“ rief die Chefin entsetzt „Sie können doch nicht einfach abhauen!“
    „Wo ist dieser Michael?“ fragte Ben Hotte.
    „Sitzt schon im Verhörraum“ antwortete dieser. Sofort machte Ben sich auf den Weg. Lena, Semir und die Krüger folgten ihm „Wie sind noch nicht fertig miteinander!“ fügte die Chefin noch hinzu.
    „Ben, du bleibst am besten draußen stehen“ meinte Semir.
    „Natürlich“ nuschelte Ben, in dem schon die Wut auf Michael aufstieg, öffnete dann schnell die Tür zum Verhörraum und trat hinein, bevor einer seiner Kollegen ihn davon abhalten konnte.
    „Hätten wir uns denken können“ schnaufte Semir und folgte seinem Partner.
    „Ben!“ rief Michael freudig „Wie geht’s dir? Ich habe dich vermisst. Du glaubst gar nicht was alles passiert ist, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich habe Tom zufällig im Keller meiner Kirche gefunden, irgendwer hat ihn dort gefesselt und als ich ihn losgemacht habe hat er mich eingesperrt und ist einfach abgehauen. Er sah echt schrecklich aus, das kannst du mir glauben! Er war total durch!“ erzählte der Gefangene „Und dann sind ein paar Polizisten gekommen und haben mich festgenommen, aber ich habe doch gar nichts gemacht, ich habe Tom doch nur befreit und deine Kollegen glauben jetzt, dass ich ihn dort festgehalten habe. Du musst mir glauben und mich hier rausholen, ich war das wirklich nicht!“
    Verwirrt schaute Ben auf den Mann auf dem Stuhl „Bist du dir sicher, dass ich Ben und nicht Tom bin?“ fragte er dann.
    „Aber natürlich, ich werde doch wohl meinen alten Kumpel wiedererkennen“ lachte er.
    „Tut mir leid, aber das ist schon so lange her, aber wie war noch mal dein Name?“ wollte Ben wissen.
    „Aber Ben, wie kannst du mich denn einfach so vergessen? Ich bin`s Phillip, wir waren damals ziemlich die besten Freunde und jahrelang zusammen in der Schule“ meinte Michael.
    „Phillip?“ fragte Ben verwirrt.
    „Ja, hab ich doch gesagt“ erklärte der Mann.
    „Entschuldige mich einen Moment“ nuschelte Ben und verließ sofort den Verhörraum und sah seine Chefin verwirrt an „Das ist nicht Phillip“ sagte er sofort „Das ist nicht mein Kumpel, das ist Michael, ich kenne ihn von damals, er heiß Michael Meier, ganz sicher.“
    „Ok und sie sind sich ganz sicher?“ fragte Frau Krüger.
    „Hundert Prozentig“ versicherte Ben ihr.
    „Ok, entweder versucht er uns zu verarschen oder er leidet unter einer multiplen Persönlichkeit, aber meiner Meinung nach spielt er uns das nicht vor. Ich habe mal einige Jahre als Psychologin gearbeitet und bin mir ziemlich sicher, dass er psychisch wirklich nicht ganz stabil ist. Sie sollten wieder zu ihm reingehen. Als ich eben bei ihm war, war er noch dieser Michael, als sie dann den Raum betreten haben, hat er sich total verändert, seine Haltung, sein Gesichtsausdruck, seine komplette Ausstrahlung hat sich plötzlich geändert. Vielleicht wird er wieder zu einer anderen Person wenn sie ihm nochmal gegenübertreten.“
    „Ok“ sagte Ben wütend und drehte sich wieder zur Tür.
    „Partner?“ fragte Semir und legte Ben eine Hand auf die Schulter.
    „Was?“ fragte dieser gereizt.
    „Hast du dich unter Kontrolle? Es hilft uns nicht, wenn du dich gleich auf ihn stürzt. Außerdem kannst du deine Schulter und deinen Arm nicht bewegen, du hättest eh keine Chance gegen ihn“
    Ben schnaufte nur auf und betrat dann zum zweiten Mal den Verhörraum und starrte Michael an.
    „Ben! Du Schwein!“ schrie der Mann da wütend „Was fällt dir eigentlich ein, dass du mich einfach bewusstlos schlägst und dich dann verpisst“ brüllte er und sprang auf Ben zu „Ich war noch nicht fertig mit dir! Und dann schließt du mich auch noch in meiner eigenen Kirche ein!“
    Ben atmete nur immer wieder kontrolliert ein und aus. Dabei biss er hart die Zähne aufeinander, ballte die Hände zu Fäusten und spannte seine ganzen Muskeln an, sodass sein ganzer Körper vor Zorn und unterdrückter Wut zitterte.
    „Ha! Und jetzt antwortest du mir nicht mal“ lachte der Mann, der ohne Zweifel Michael war, verächtlich „Wieso bist du eigentlich hier? Habe ich dich nicht genug verletzt, dass du nicht mehr im Krankenhaus liegst?“ fügte er noch hinzu und stellte sich dicht vor Ben. Dieser konzentrierte sich immer noch voll und ganz darauf Michael nicht an die Kehle zu springen. Mittlerweile war er schon rot angelaufen und konnte sich nur noch schwer unter Kontrolle halten.
    „Aber ich bin noch nicht fertig mit dir Jäger“ flüsterte Michael Ben ins Ohr „Wenn ich fertig bin, wirst du genauso tot sein wie dein Bruder. Ärgert es dich manchmal eigentlich, dass du ganz genau weißt, dass ich deinen Bruder auf dem Gewissen habe, aber man mich nie dafür bestrafen konnte? Das ist doch total schlimm oder? Man weiß, dass der Mörder frei rumläuft und man kann nichts dagegen tun, weil man nichts gegen ihn in der Hand hat? Es muss dich doch innerlich auffressen oder? Ich habe dich die Jahre über immer wieder beobachtet, jedes Jahr um Mitternacht an eurem Geburtstag war ich auf dem Friedhof und habe dich beobachtet“ raunte Michael „Weißt du eigentlich wie sehr es mich anmacht, wenn ich dich so verzweifelt sehe?“ flüsterte Michael und trat noch dichter an Ben, sodass er fast seine Brust mit seiner eigenen berührte.
    Ben bewegte sich kein bisschen, denn wenn er sich auch nur um Millimeter von der Stelle gerührt und seine angespannten Muskeln gelöst hätte, hätte er Michael wahrscheinlich dermaßen in die Fresse geschlagen, dass dieser seine Nase von innen sehen könnte. Also blieb er wie angewurzelt stehen und versuchte nicht auszurasten.
    Genau in dem Moment zog Michael blitzschnell seine Arme hinterm Rücken hervor und griff fest an Bens Po und drückte sich fest an seinen Körper.
    Da war Bens Beherrschung auf der Stelle wie aufgelöst und er schlug seinem Gegenüber so hart wie noch nie, mehrmals hintereinander schnell und gezielt ins Gesicht und schrie ihn dabei vollkommen wutentbrannt an, sodass man ihn wahrscheinlich sogar durch die schallisolierten Wände laut und deutlich gehört hatte und schubste ihn dann entrüstet, nachdem er selber auch einige Schläge kassiert hatte gegen die gegenüberliegende Wand.
    „Ben!“ rief Semir, der in den Raum gestürmt kam und nahm Bens Hände hinter dessen Rücken zusammen und zog ihn ein Stück zurück. Genau den Moment, wo Ben sich nicht verteidigen konnte, nutzte Michael und ließ seine geballte Faust schnell und hart genau gezielt zwischen Bens Beine schnellen. Laut schrie Ben auf und sackte mit gebeugt und mit zusammengekniffenen Augen auf die Knie.
    Da stürmten auch die anderen Kollegen in das Zimmer. Lena stütze Ben und führte ihn aus dem Verhörraum und die Chefin und Semir legten Michael, der keuchend an der Wand lehnte, Handschellen an und fesselten ihn am Stuhl fest. Dann folgten sie dem nach Atem ringendem Ben und ihrer Kollegin nach draußen.

















    .

  • „Ben? Geht’s?“ fragte Lena besorgt und half Ben, der immer noch ziemlich gekrümmt ging, sich auf das Sofa zu setzten.
    „Ist glaub ich alles noch dran“ keuchte dieser und ließ sich aufs Sofa fallen.
    „Susanne, hol mal ein Kühlbeutel“ grinste Semir.
    „Ja Semir, lach du nur!“ brummelte Ben. Da kam auch schon Susanne zurück ins Büro und reichte Ben einen Eisbeutel, welchen er sich sofort zwischen die Beine legte.
    „Fuck“ stieß er dann aus und drehte sich zu seiner Chefin um „Michael wandert doch jetzt sicher in den Bau oder?“
    „Machen sie sich darum keine Sorgen, aber was meinte er eigentlich damit, dass er sie immer beobachtet hat, als sie so verzweifelt waren und was hat das Ganze mit ihrem Bruder zu tun? Er hat ja nur geflüstert, da hab ich nicht alles verstanden.“ antwortete die Krüger.
    „Ist egal, das geht keinen etwas an, Hauptsache er kommt ins Gefängnis“
    „Herr Jäger, wenn ich nicht weiß was passiert ist, kann Michael Meier auch nicht dafür bestraft werden, also sagen sie mir was los ist und dann wird er umso länger dafür sitzen.“ versuchte Kim Krüger ihren Kollegen zu überzeugen und setzte sich neben ihn aufs Sofa. Ben warf Lena einen Blick zu, den sie sofort richtig deutete.
    „Semir, Susanne? Kommt ihr mit nach draußen?“ lockte sie ihre Kollegen aus dem Büro. Widerwillig folgte Semir ihr. Er wollte Ben nicht alleine lassen, die Sache ging ihm offensichtlich ziemlich an die Nerven und ausgerechnet dann musste er seinen Partner alleine lassen und das machte ihn ziemlich wütend, trotzdem verließ er langsam aber misstrauisch den Raum.
    „Also Herr Jäger, was haben sie mit Herrn Meier zu tun?“ fragte Frau Krüger.
    „Er…“ begann Ben stotternd, zögerte dann und schwieg eine Zeit lang.
    „Ben, sagen sie mir was los ist. Sie müssen sowieso Pflichttherapiestunden nehmen. Sie können es sich aussuchen, ob sie jetzt mit mir reden oder zum Polizeipsychologen gehen und ich weiß wie sehr sie den hassen“ sagte die Chefin nachdrücklich sah Ben direkt an.
    „Ich…“ begann er einen weiteren Versuch, brach dann aber wieder ab.
    „Sagen sie es einfach gerade heraus, kommen sie einfach zum Punkt und reden sie nicht so lange um den heißen Brei herum, so ist es immer am besten. Reden sie darüber, dann können sie damit abschließen und nach vorne blicken“
    „Er hat meinen Bruder ermordet“ sagte Ben leise.
    „Erzählen sie mir mehr“ forderte sie.
    „Nein, ich hätte einfach meinen Mund halten sollen, das geht sie echt nichts an und das ist ja auch schon lange her“ widersprach Ben schnell und erhob sich, um sein Büro zu verlassen.
    „Sie werden jetzt nicht einfach so gehen“ sagte Frau Krüger ruhig. Daraufhin drehte Ben sich verwirrt um und sah seine Chefin einen Moment an, dann setzte er sich wieder neben sie aufs Sofa.
    „Sie waren eine gute Psychologin, oder?“ fragte Ben grinsend.
    „Wenn sie das meinen“ lachte seine Chefin „Und jetzt erzählen sie mir was passiert ist. Lassen sie sich Zeit“ meinte sie ruhig, stand auf und schloss die Jalousien, sodass sie nicht die ganze Zeit beobachtet wurden. Dann setzte sie sich wieder neben ihren ‚Patienten‘.
    „Tom war mein Zwillingsbruder. Er…naja…also er…er war schwul“ begann Ben leise.
    „Hatten sie etwas dagegen? Also gegen das Schwul sein?“
    „Nein, ich nicht, also anfangs war ich etwas geschockt, aber ich denke das ist ganz normal.“
    „Aber?“ fragte die Chefin.
    „Aber mein Vater hatte etwas dagegen“
    „Erzählen sie mir von ihren Familienverhältnissen.“
    „Er war vollkommen entsetzt und enttäuscht, Tom war für ihn gestorben. Dann wollte er mich zu seinem Ebenbild erziehen, ich sollte seine Firma weiterführen, jede Menge Kohle machen und alle so was, was ich gar nicht wollte. Irgendwann habe ich ihm erzählt, dass ich nicht beabsichtige seine Firma weiterzuführen und, dass ich Polizist werden will.“
    „Was hat er dazu gesagt?“
    „Er konnte mich nicht verstehen, er dachte alle Menschen leben für Geld, Ruhm, Erfolg und Besitz. Er war total enttäuscht und hat mich angeschrien, geschlagen“ flüsterte Ben „Er hat einfach nicht verstanden, warum ich unbedingt zur Polizei gehen wollte.“
    „Wieso wollten sie unbedingt zur Polizei?“
    „Das ist doch ganz egal, ich sollte jetzt einfach wieder arbeiten gehen. Ich halte sie ja auch nur von der Arbeit ab“ wich Ben nervös aus.
    „Ich mache meinen Job, also warum wollten sie unbedingt Polizist werden?“ lächelte sie.
    „Als ich in der 10. Klasse war wurde meine Freundin bei einem Banküberfall ermordet“ überwand Ben sich nach langem Schweigen „Ich habe mir geschworen, dass ich nicht zulassen werde, dass andere Menschen ihre Geliebten durch irgendwelche Verbrecher verlieren“ erklärte er.
    „Das kann ich sehr gut verstehen, aber jetzt erzählen sie doch wie das mit ihrem Bruder passiert ist. Was hat er mit Michael Meier zu tun gehabt?“
    „Sie waren ein Paar“ flüsterte Ben in seine gefalteten Hände, die er vor seinem Mund hatte.
    „Was ist passiert?“
    „Anfangs waren sie glücklich, ein ganzes halbes Jahr lang. Doch dann irgendwann hat Tom sich verändert, ich weiß auch nicht genau, auf jeden Fall war er nicht mehr so glücklich und zufrieden wie vorher. Dann kam er irgendwann zu mir und hat mit mir geredet, er meinte, dass das mit Michael vorbei ist. Er hatte sich von ihm getrennt, weil….“ erzählte Ben, stockte dann aber.
    „Warum hat er ihn verlassen?“
    „Michael wollte…naja aber Tom halt nicht…“
    „Was wollte ihr Bruder nicht?“
    „Naja also Michael hat ihn ständig gedrängt und total erdrückt und fast gezwungen…“
    „Wozu gezwungen? Denken sie dran, nicht um den heißen Brei herum reden.“
    „Michael wollte Sex, naja, Tom aber noch nicht und dann hat Tom sich irgendwann von ihm getrennt. Michael hat ihn total bedrängt und ihn gar nicht mehr in Ruhe gelassen, auch nach der Trennung noch. Er hat ihn ständig angerufen, Sms geschrieben, stand plötzlich bei uns vor der Tür, er hat sogar mir gedroht“
    „Was haben sie getan?“
    „Nichts, irgendwann hat er plötzlich aufgehört und naja, dann stand er ein paar Jahre später wieder bei uns vor der Tür. Er war total höflich, hat Tom gefragt ob sie mal miteinander reden könnten und mein Bruder hat ihm geglaubt und ist mit ihm gegangen. Aber er ist nicht wiedergekommen.“ flüsterte Ben mit brüchiger Stimme und mit seinem Gesicht in seinen Handflächen vergraben.
    „Was meinen sie damit, er ist nicht wiedergekommen?“ fragte Frau Krüger einfühlsam.
    „Michael hat mich angerufen, er meinte wenn ich nicht in zwei Stunden mit 200 000 € bei einem Treffpunkt bin, dann würde er Tom was antun. Ich habe also die Bankkarte von meinem Vater geklaut, habe das Geld von der Bank geholt und habe es ihm gebracht. Dann haben wir geredet, ich habe versucht ihn zu überzeugen Tom gehen zu lassen, dann naja ich weiß auch nicht genau was passiert ist, auf jeden Fall war Michael total durchgedreht und hat Tom dann vor meinen Augen erschossen. Er ist total pervers, er hat uns beide gefesselt und uns ausgezogen und…“ stockte er.
    „Er hat sie vergewaltigt?“ fragte Frau Krüger leise.
    „Nein, aber alles was man sich sonst ekeliges vorstellen kann“ meinte Ben, dem anzusehen war, dass er in Gedanken ganz woanders war „Kurz nachdem er meinen Bruder erschossen hat und schon seine Waffe auf mich gerichtet hatte, kamen Polizisten hineingestürmt. Schnell hat Michael noch abgedrückt, aber ich habe überlebt.“ beendete Ben leise seine Erzählung. Seine Hände waren von einigen verirrten Tränen ganz feucht. Die Chefin legte Ben leicht eine Hand auf die Schulter, woraufhin dieser aber geschockt aufsprang und seine Chefin anstarrte.
    „Es tut mir leid, ich hätte ihnen den ganzen Mist nicht erzählen sollen, ich weiß auch nicht warum ich das getan habe, aber ich habe es getan, also sollten wir das alles ganz schnell wieder vergessen und weitermachen wie bisher.“ meinte Ben völlig durch den Wind und richtete sich auf, zog sein Hemd gerade und wischte sich kurz durchs Gesicht „Ich bitte sie, vergessen sie das alles einfach wieder. Das alles ist gar nicht passiert“ forderte Ben nachdrücklich und verließ dann rauschend sein Büro.









    .

  • So der Tannenbaum steht . Und auch ein neues Kapietel.



    „Jäger, überlegen sie es sich, ob sie zu mir oder dem Polizeipsychologen wollen“ gab Frau Krüger ihrem Kollegen noch mit auf den Weg. Ben ignorierte sie einfach und machte sich auf den Weg in die Küche, machte sich einen Kaffee und setzte sich dann auf einen Stuhl an den kleinen Tisch und starrte in die Tasse mit dem dunklen Gebräu und hing seinen Gedanken nach.


    „Frau Krüger?“ fragte Jenny schüchtern.
    „Was gibt’s Frau Dorn?“
    „Wir haben ein Problem. Also ähh als wir alle den Verhörraum verlassen haben, hat der letzte die Tür wohl nicht richtig geschlossen und naja ähh der Gefangene konnte entkommen.“ erklärte sie mit leicht zitternder Stimme und gesenktem Kopf.
    „Was?!“ schrie Frau Krüger entsetzt.
    „Worauf warten sie dann noch, machen sie sich auf den Weg und suchen sie ihn“
    „Das haben wir bereits, doch weit und breit keine Spur.“
    „Verdammt“ murmelte die Chefin. Da kam Semir mit gesenktem Kopf zu den beiden.
    „Sollen wir es Ben sagen?“
    „Uns wird wohl nichts anderes überbleiben“ seufzte die Krüger.
    „Ok, dann wollen wir mal“ meinte Semir und betrat zusammen mit Jenny, Lena und ihrer Chefin die Küche, in der Ben gedankenversunken und mit gerunzelter Stirn in seine Tasse starrte. Als seine Kollegen den Raum betraten hob er den Blick und sah sie nur schweigend an. Dann stellten die vier sich nebeneinander mit verschränkten Händen und geneigten Köpfen vor Ben. Niemand sagte etwas, denn sie wussten einfach nicht wie sie Ben das beibringen sollten.
    „Was ist passiert?“ fragte Ben sofort alarmiert. Wieder herrschte Schweigen. Nacheinander sah Ben allen vieren tief in die Augen, doch niemand regte sich „Jetzt raus mit der Sprache, was ist?“
    „Ben“ begann Semir stockend „Wir haben einen ziemlich dummen Fehler gemacht“. Dann herrschte wieder lange Zeit bedrohliches Schweigen.
    „Semir“ forderte Ben mit gerunzelter Stirn „Sag mir einfach was los ist“
    „Wir…naja also…als wir den Verhörraum verlassen haben… naja dann wurde die Tür nicht ganz geschlossen und Michael… also er konnte entkommen…es tut mir wirklich Leid“
    Die Gesichtszüge entglitten dem jungen Hauptkommissar komplett, doch sonst zeigte er keine Reaktion. Er starrte nur völlig entsetzt ins Leere und man konnte immer wieder sehen, wie seine Muskeln sich anspannten und wieder lösten. Fast eine halbe Minute herrschte absolute Stille, niemand wagte es Ben zu berühren und ihn so aus seiner Starre zu befreien. Doch irgendwann hielt Semir es nicht mehr aus und berührte Ben ganz leicht am zitternden Arm, so wurde Ben zurück in die Wirklichkeit geholt. Zuerst wechselte seine Gesichtsfarbe von der gesunden Farbe zu einem extrem blassen Ton, dann lief er vor Wut und Zorn rot an und öffnete seinen Mund.
    „Wie konnte das passieren?“ brüllte Ben ohrenbetäubend laut und donnerte seine gefüllte Kaffeetasse mit voller Wucht einige Meter vor sich auf den Boden, sodass die Splitter und Scherben in alle Richtungen verteilt wurden.
    „Wir haben die Tür nicht ganz geschlossen“ meinte Jenny leise.
    „WAS?!“ schrie Ben sie jetzt an „Das ist das Allererste was man in der Ausbildung lernt, dass man nach einem Verhör die beschissene Tür zu machen soll!“ lärmte Ben völlig außer sich vor Wut „Was ist so schwer daran eine einzige fuck Tür zuzumachen?“ schrie er noch ungehaltener, sprang wie eine Furie auf seinen Partner zu, griff dessen Kragen und drückte ihn hart an die Wand „Kannst du mir sagen, was da so schwer dran ist?“ brüllte er ihm mit vor Zorn verzerrter Miene direkt ins Gesicht.
    „Lass mich los“ keuchte Semir, woraufhin Ben wirklich losließ, sich um 180° drehte, nach einer weiteren Tasse griff und sie wütend schreiend und mit voller Kraft gegen die gegenüberliegende Wand schmetterte.
    „Hilft es ihnen wenn sie unsere Tassen zerstören?“ fragte die Chefin ruhig, woraufhin Ben sich aufbrausend zu ihr umdrehte und sie mit seinem Blick fast tötete.
    „Nein, das tut es nicht“ brüllte Ben seine Chefin verzweifelt an und schlug heftig mit der geballten Faust gegen die harte Wand, woraufhin er vor Schmerz und noch mehr Wut aufschrie „Der Mörder meines Bruders ist grade einfach so aus der Dienststelle spaziert und ihr steht hier alle nur dumm rum! Da hilft es mir ganz und gar nicht die Tassen zu zerdeppern! Wahrscheinlich wird dieses Schwein jetzt auch noch mich oder irgendjemanden anderen, der mir wichtig ist umbringen! Aber das ist ja auch ganz egal, ich habe ja auch erst 5 geliebte Menschen verloren, da kommt es auf einen auch nicht mehr an und wenn er mich selber umbringt, naja, ist doch auch völlig egal!“ explodierte Ben jetzt vollkommen, trat mit voller Wucht gegen den Schrank, schlug ein paar Mal unkontrolliert auf die Wand ein. „Und das alles nur, weil ihr zu dumm seid so eine beschissene Tür ganz zuzumachen“ platzte auch noch das letzte bisschen Verstand, wie eine Fontäne, aus Ben hinaus. Nach einigen weiteren heftigen Wutausbrüchen, zerdepperten Tassen und Beleidigungen stürmte Ben völlig aufgelöst und immer noch stinksauer und vor Zorn und Wut ganz rot aus der Küche, aus der Dienststelle, sprang auf seine Harley und raste in mörderischen Tempo vom Parkplatz.



    Feeds ;( ;( ;(

  • Ein neuer Teil. Aber nur wegen einer Person. Ich will ja nichts sagen oder susanne ...


    Wütend raste Ben über die Autobahn, er fuhr viel zu schnell, wurde aber trotzdem immer noch schneller. Er holte wirklich alles aus seiner Maschine heraus und schoss so über die zum Glück ziemlich unbefahrene Schnellstraße. Nach einigen Minuten riss er den Lenker scharf nach rechts, sodass die Harley quietschend vor dem Gebäude zum Stehen kam.
    Immer noch vor Wut und Zorn kochend rannte der junge Kommissar auf das Gebäude, in dem er immer mit seiner Band probte und sich zum Trinken oder so traf, zu, schloss die Tür auf und stürmte hinein. Unentschlossen und zornig zitternd sah er sich im Raum um und sprang dann auf den an der Decke hängenden Boxsack zu und ließ diesen seine Wut spüren. Um sich die benötigten Boxhandschuhe überzuziehen hatte er allerdings keine Geduld mehr und machte sich so über ihn her und platzierte unzählige Male seine Fäuste und Knie hart in seine lebloses Opfer. Dabei keuchte und stöhnte er vor Schmerzen in Schulter und Arm immer wieder auf und schrie seine ganze Wut aus sich heraus. So ging das mindestens eine halbe Stunde, bis er mit schmerzenden, geschwollenen und an einigen Stellen aufgeplatzten Händen von dem Sack abließ und seinen verbleibenden Zorn jetzt ersatzweise an dem Schlagzeug ausließ.


    Auf der Dienststelle starrten alle ihrem ausgetickte Kollegen verwirrt hinterher. Niemand wusste was er dazu sagen sollte, also herrschte Schweigen.
    „Gerkan?“ brach die Chefin irgendwann das Schweigen.
    „Ja?“
    „Wissen sie wo Herr Jäger hingefahren ist?“
    „Ich schätze mal in den Proberaum seiner Band, da lässt er immer seine Wut an dem Boxsack oder dem Schlagzeug aus.“ Sprach Semir seine Vermutung aus.
    „Gut, wir geben ihm eine Stunde, dann fahren wir zu ihm. Dann sollte er sich wieder abgeregt haben und wir können mit ihm reden. Susanne, holen sie die Putzfrau, sie soll sich um das Chaos hier kümmern. Frau Neuer, sie machen sich auf den Weg zum nächsten Bäcker und holen einen Geburtstagskuchen für Herrn Jäger. Gerkan sie helfen Bonrath und Herzberger bei der Suche nach dem geflohenen Herrn Meier. In einer Stunde fahren ich, Gerkan und Neuer los und sehen nach Herr Jäger“ verkündete Frau Krüger das weitere Vorgehen und verschwand in ihrem Büro.


    Nachdem Ben sich eine Stunde lang völlig ausgepowert und seine ganze Wut herausgeschrien hatte, hatte er sich endlich wieder beruhigt. Jetzt lag er verschwitzt auf dem Sofa, hatte ohrenbetäubend laute Musik aufgedreht, die er auf seiner Gitarre, die auf seinem Schoß lag, begleitete. Sein Shirt hatte er ausgezogen und hatte ein Kühlpack auf seine Schusswunde am Arm und eines auf die schmerzende Stichwunde an seiner Schulter gelegt, denn nach der großen Anstrengung schmerzten beide Verletzungen wieder unerträglich. Der Arzt hatte schon Recht, dass er eigentlich noch mehrere Tage hätte im Krankenhaus bleiben müssen, das sah Ben jetzt auch ein. Aber lieber würde er hier vor Schmerzen umkommen, als noch einmal zu einem Arzt oder zurück ins Krankenhaus zu gehen. Mittlerweile hatte er auch von beiden Verletzungen die ununterbrochen juckenden Verbände gelöst und sie in den Mülleimer geworfen und hatte sich breit auf dem Sofa ausgebreitet und die Augen geschlossen.


    Semir, Lena und die Chefin hatten sich in der Zwischenzeit bereits mit einem Schokoladenkuchen auf den Weg zu Bens Proberaum. Als sie aus dem Wagen stiegen konnten sie schon die laute Musik aus dem Inneren hören.
    „Ich wusste doch, dass wir Ben hier finden werden“ meinte Semir lächelnd und ging voran. Seltsamerweise war die Tür gar nicht verschlossen, was eigentlich nie vorkam, denn die Tür war eine von einer Fabrik, also schloss sie sich von alleine und man konnte sie nur von innen oder von außen mit einem Schlüssel öffnen. Mit gerunzelter Stirn betraten die Kollegen das Gebäude und folgten den Klängen der lauten Musik. Da erkannten sie ihren Kollegen, der völlig aufgelöst, mit nackter Brust und mit Kühlkissen bedeckt und mit geschlossenen Augen auf dem Sofa lag. Langsam trat Semir zu seinem Partner, beugte sich über ihn, doch dieser reagierte nicht. Also hockte Semir sich neben das Sofa und berührte Ben leicht am Arm. Geschockt sprang Ben vom Sofa auf, die Kühlkissen flogen durch den Raum und Ben starrte seine Kollegen entsetzt an.
    „Gott, hab ich mich erschreckt“ keuchte Ben und legte sich eine Hand auf die Brust. Dann stellte er die laute Musik aus, sodass nur ein Dröhnen in ihren Ohren zurückblieb.
    „Keine Angst, wir sind es nur“
    „Wie kommt ihr eigentlich hier rein? Die Tür ist doch immer verschlossen“ meinte Ben.
    „Du hast sie vergessen zuzumachen“ grinste Semir „Und das obwohl du vor nicht mal 2 Stunden noch meintest, dass es doch nicht so schwer sein kann eine einzige Tür zuzumachen“
    „Es ist aber auch was komplett anderes eine Tür zum Verhörraum offen zu lassen oder diese hier“ meinte Ben gereizt.
    „Schon gut Ben, reg dich nicht wieder auf. Aber jetzt siehst du mal, dass das ganz leicht passieren kann. Ich weiß das beim Verhörraum war ein echt total bescheuerter Fehler und es tut mir Leid, Partner. Lass uns einfach versuchen diesen Michael wiederzufinden, ok?“
    „Alles klar, Partner“ lächelte Ben und hielt seinem Partner die Hand hin. Sofort schlug Semir ein und begann auch zu lachen.
    „Was macht ihr eigentlich hier?“ fragte Ben, legte seine Gitarre, die er immer noch in den Händen hielt zur Seite.
    „Wir wollten mit dir deinen Geburtstag feiern“ lächelte Lena Ben an.
    „Oh ok, ich ähh ich hol mir mal eben ein neues Shirt“ meinte Ben noch und deutete auf einen Schrank, der hinter seinen Kollegen stand.
    „Jäger!“ hielt Frau Krüger ihn auf „Sie sollten mit ihren Verletzungen noch mal zurück ins Krankenhaus gehen. Das sieht echt nicht gut aus, vor allem da an der Schulter nicht.“
    „Quatsch“ meinte Ben und öffnete den Schrank „Das heilt auch so wieder“ sagte er und zog sich umständlich, um seine Schulter nicht zu belasten, sein Shirt über und versuchte dann seine Frisur wieder ansatzweise zu richten.
    „So und jetzt wird Geburtstag gefeiert“ grinste Semir und deutete auf die Flaschen, die im Schrank hinter Ben standen.
    „Ahh“ grinste Ben „Du willst also richtig feiern?“ fragte Ben lachend „Wir haben immer ein paar Flaschen kalt gestellt. Lena bist du dabei?“
    „Aber sicher, ich kann euch beide doch nicht alleine trinken lassen“ grinste sie.
    „Mal sehen ob du mich heute unter den Tisch bechern kannst, das hat damals ja nicht so ganz funktioniert“ lachte Ben.
    „Oh ja, das vergessen wir lieber schnell wieder“ lachte Lena.
    „Na dann, alles Gute zum Geburtstag, Partner“ lachte auch Semir und umarmte Ben vorsichtig.
    „Danke“ grinste Ben und holte eine Flasche und ein paar Schnapsgläser und stellte die Musik wieder an, diesmal aber deutlich leiser und setzte sich dann zu den anderen aufs Sofa „Es wollten gleich noch ein paar Kumpel vorbeikommen, ich hoffe ihr habt nichts dagegen?“
    „Ich glaube daraus wird nichts“ unterbrach Frau Krüger ihre Pläne.
    „Wieso das denn nicht?“ fragten alle drei enttäuscht.
    „Weil sie morgen Dienst haben, alle drei, und da sollten sie nicht total verkatert ankommen.“
    „Quatsch, was denken sie eigentlich von uns Frau Krüger?“ meinte Ben total ernst, begann dann aber zu lachen und schenkte drei Gläser von dem Alkohol in die Schnapsgläser und reichte dann die Flasche an Lena, die auch Bens Glas füllte und die Flasche dann auf den Tisch stellte. Sofort nahmen Semir, Lena und Ben je eines der kleinen Gläser und warteten darauf, dass auch ihre Chefin das Glas ergriff, was aber nicht passierte.
    „Chefin“ sagte Ben nur und sah sie aus großen braunen Augen an.
    „Aber nur eins“ seufzte Frau Krüger und griff das Glas „Auf ihren Geburtstag Jäger“ grinste sie noch und erhob es.
    „Auf unsere Partnerschaft“ fügte Semir hinzu und erhob ebenfalls das Glas.
    „Auf unser Wiedersehen nach fast 10 Jahren“ lächelte Lena und sah Ben tief in die Augen. Ben erwiderte ihren Blick lange und verlor sich beinahe in ihren klaren blauen wunderschönen Augen. Auch Lena versank in Bens schokobraunen Augen, sodass sie sich einige Sekunden einfach nur ansahen. Semir und Frau Krüger sahen sich nur grinsend und wissend an und deuteten mit dem Kopf auf Ben und Lena und begannen dann zu grinsen. Langsam näherte Lena ihr Gesicht dem von Ben. Da löste Ben seinen Blick verwirrt wieder von Lena und erhob auch sein Glas.
    „Auf uns und einen wunderbaren Abend“ stotterte Ben, schüttelte seinen Kopf um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können und sah seine Kollegen wieder an „Zum Wohl“ lächelte Ben und prostete seinen Freunden zu. Dann kippten sie das erste von vielen weiteren Gläsern in ihren Mund.



    So ich glaube die nächsten 2 Kapietel hat jeder schon mal miterlebt.Freiwillig und auch Unfreiwillig

  • So etwas verfrüht.


    Irgendwann schlug Ben vollkommen verwirrt seine Augen auf und sah sich um. Er erkannte, dass er im Proberaum seiner Band auf dem Sofa lag, was eigentlich nichts Ungewöhnliches war. Das Seltsame war, dass Lena dabei ohne Oberteil, also nur in BH auf seiner nackten Brust lag und im gleichen Moment ihre Augen aufschlug und Ben entsetzt anstarrte.
    „Ähh…guten Morgen“ sagte Ben nach kurzer Zeit verwirrt und kletterte dann unter Lena hervor, setzte sich auf und sah sich suchend nach seinem T-Shirt um. Ungläubig starrte er auf seine Umgebung.
    „Oh, was ist hier denn passiert?“ fragte Lena überrascht, als sie das Chaos sah. Überall lagen Flaschen, Papier, Pizzakartons und noch mehr leere Flaschen herum. Der Fußboden war nass und man konnte schon sehen, wie klebrig er sein musste. Zwischendurch lagen auch mal Schuhe, Socken, Jacken oder T-Shirts herum. Plötzlich nahm Ben neben sich eine Bewegung wahr. Neben ihm auf dem Fußboden lag Timo, sein Kumpel und Bandmitglied und schlief noch, vor dem Sofa lag Simon auch mit freiem Oberkörper und auf ihm lag doch tatsächlich Bens Chefin Kim Krüger! Ben konnte die ganze Situation gar nicht einordnen und glaubte immer noch an einen seltsamen Traum aus dem er jeden Moment erwachen würde. Doch das tat er nicht.
    Da hörte er plötzlich Schritte hinter sich und nahm danach die Stimme seines Partners war.
    „Na auch endlich wach?“ meinte er laut und schaltete das Licht an, zog aber selber schmerzhaft die eigenen Augen zusammen.
    „Boar Semir! Schrei doch nicht so und mach das verdammte Licht wieder aus“ stöhnte Ben und legte seine Hände an seinen pochenden Kopf.
    „Wie? Geht’s dir nicht so gut?“ grinste Semir, machte das Licht aber wieder aus „Ich hatte schon Angst, dass es nur mir so geht“ seufzte er.
    „Was ist gestern noch passiert?“ wollte Ben wissen.
    „Das wüsstest du wohl gerne, ne?“ lachte Semir.
    „Ja das wüsste ich auch gerne“ mischte sich die Chefin ein, die sich gerade zusammen mit Simon vom Boden erhob „Scheiße“ stieß sie noch aus und kniff die Augen zu und fasste sich an den Kopf.
    „Weißt du wenigstens noch was noch so passiert ist?“ fragte Semir Lena.
    „Nee, ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht mehr.“ Stöhnte sie.
    „Simon, Timo?“ fragte Ben seine Kumpel gequält.
    „Sry Kumpel, absolut nichts mehr da, bis auf einen üblen Kater“ brachte Timo hervor und stürzte im nächsten Augenblick auch schon ins Badezimmer, woraufhin man nur noch ein ekelerregendes Kotzgeräusch hören konnte.
    „Simon?“ fragte Semir grinsend.
    „Ich glaube ich kann euch auch nicht weiterhelfen“ seufzte der Blonde.
    „Naja, vielleicht solltet ihr euch erstmal was überziehen und dann können wir ja ein bisschen hier aufräumen“ schlug Semir vor.
    „Wieso geht’s dir eigentlich so gut?“ fragte Ben mit geschlossenen Augen leise.
    „Ich hab einfach nicht so viel getrunken“ erklärte er lachend „Als ihr alle etwas angetrunken ward, konnte ich mich geschickt davor drücken jedes Mal mitzutrinken“ lachte er.
    „Boar fuck ehj“ stieß Ben aus, öffnete aber einen Spalt weit seine Augen „Ähh Frau Krüger, sie ähhm…ich glaube ihnen fehlt irgendwas“ meinte er grinsend und deutete auf ihren Oberkörper. Verwirrt sah seine Chefin an sich herunter und sah dann, dass auch sie nur in Bh vor dem Anderen saß.
    „Lena, du auch“ klärte Semir seine Kollegin auf. Woraufhin diese sofort ihr Shirt suchte und es sich , nachdem sie es endlich gefunden hatte, schnell überzog.
    „Partner, was hältst du denn davon, wenn du uns mal erzählst was los war?“ bat Ben Semir mit gerunzelter Stirn. Gleichzeitig stand er noch etwas wackelig auf und suchte sich sein Shirt.
    „Lass uns erst mal aufräumen und danach erzähl ich euch vielleicht ein bisschen was.“ Spannte Semir alle anderen noch weiter auf die Folter.
    „Semir, wir räumen das jetzt nicht auf. Das machen Timo, Simon und ich wenn ihr weg seid. Jetzt erzählst du uns aber erst mal was wir verpasst haben“ forderte Ben gereizt.
    „Jaja, beruhig dich“ lachte Semir und ließ sich auf einen Sessel fallen.
    „Semir“ sagte Ben ernst.
    „Entspann dich Ben“ lachte Semir wieder.
    „Semir ich glaube wir wollen jetzt alle ziemlich gerne wissen was wir gestern gemacht haben“
    „Na dann, also kurz zusammengefasst würde ich sagen: viel zu viel Alkohol und unterdrückte Leidenschaft“ grinste Semir und sah von Ben zu Lena und wieder zurück.
    „Was soll das heißen?“ fragte Ben noch verwirrter als vorher.
    „Naja, ihr habt ganz schön gesoffen, aber keine Angst nicht nur ihr Jungs, sondern auch Lena und unsere liebe Chefin. Bei Timo, Simon und Frau Krüger war alles noch relativ normal. Ihr habt viel Quatsch gelabert, habt gesungen und getanzt und so, anfangs. Bei dir Ben und bei Lena sah es etwas anders aus. Ihr habt zuerst auch nur gesungen, eng umschlungen getanzt und so und dann seid ihr richtig angefangen zu trinken. Ihr ward ziemlich gut drauf.“
    „Was soll das heißen, wir sind richtig angefangen zu trinken?“ fragte Lena entsetzt.
    „Das wollt ihr wirklich wissen?“ fragte Semir noch mal nach. Alle nickten gespannt.
    „Tja, dann solltet ihr euch anstrengen euch wieder zu erinnern. Ich sag nur so viel, Lena und Ben, wenn einer von euch krank war, ist es der andere spätestens jetzt definitiv auch.“ meinte Semir.
    „Was meinst du damit?“ fragte Ben verwirrt „Haben wir rumgeknutscht oder was? Sag doch einfach, was los war“ forderte Ben gereizt.
    „Nein ihr habt nicht rumgemacht“ lachte Semir „Ihr habt nur den Alkohol aus dem Mund des anderen getrunken. Aber viel mehr weiß ich auch nicht, ich war müde und ihr ward alle total besoffen und dann bin ich irgendwann nach Hause gefahren. Als heute Morgen dann keiner von euch auf der Dienststelle war habe ich mir schon gedacht, dass ihr noch hier seid und bin dann zurückgekommen. Aber wieso der Fußboden so nass ist, kann ich euch leider auch nicht sagen, als ich gestern weggefahren bin, war der noch trocken.“
    „Wie soll man denn aus dem Mund des anderen trinken?“ fragte Ben mit geschlossenen Augen und zurückgelehntem Kopf.
    „Daran müsst ihr euch schon selber erinnern“ lachte Semir.
    „Du bist total mies. Sag doch einfach wenn wir doch rumgeknutscht haben“ mischte Lena, der es auch nicht besonders gut ging, sich jetzt auch ein.
    „Nein, ihr hab nicht rumgeknutscht, wenigstens nicht direkt. Ich fahre jetzt zur Arbeit, macht euch fertig und wenn ihr das schon wieder könnt dann kommt ihr gleich nach.“
    „Das sehe ich auch so“ versuchte die Chefin mit einem strengen Ton zu sagen, was ihr aber nicht besonders gut gelang, weil der ganze Alkohol auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen ist „Jäger, sie sollten ja eigentlich sowieso noch im Krankenhaus liegen, also bleiben sie noch hier und räumen mit Timo und Simon den Saustall auf. Das was diese Nacht hier passiert ist, auch wenn wir fast nichts mehr davon wissen, sollten wir alle schnell wieder vergessen. Das war höchst unprofessionell und das obwohl wir gerade mitten in einem wichtigen Fall ermitteln, das sollte vor allem sie interessieren Herr Jäger. Also erwarte ich sie alle heute Nachmittag pünktlich und fit im Büro, ich werde mit den anderen Kollegen schon mal weiter suchen und ab heute Nachmittag werden wir alle alles dafür tun diesen Kerl zu fassen. Und dann verhalten wir uns wie sonst immer höchstprofessionell“ endete Frau Krüger und verließ etwas wackelig das Gebäude.
    „Na dann, Lena, ich bringe dich eben nach Hause und dann sehen wir uns nachher auf der Dienststelle wieder. Und Partner, du sorgst hier erst mal für Ordnung“ grinste Semir und verließ auch den Proberaum.
    „Ben, ich…“ begann Lena, unterbrach dann aber „Tut mir leid wegen gestern, ich weiß nicht wieso wir gestern so viel getrunken haben. Frau Krüger hat Recht, das war wirklich nicht professionell“
    „Schon gut Lena, du musst dich nicht entschuldigen, ich war mindestens genauso daran beteiligt wie du und ich hab schließlich die erste Flasche geholt“ lächelte Ben „Und das woran ich mich noch erinnern kann, war ziemlich witzig“
    „Ok, dann bis nachher“ lächelte Lena.
    „Bis nachher“ lächelte auch Ben und sah Lena tief in die Augen. Langsam näherte Lena ihr Gesicht dem von Ben. Immer näher kamen sich ihre Gesichter und als nur noch ein paar Zentimeter zwischen ihren Lippen waren und sich ihre Lippen fast berührten zögerte Ben, doch dann zog er sein Gesicht etwas zurück und umarmte Lena einfach nur freundschaftlich zum Abschied, wich ihrem Blick geschickt aus, drehte sich von ihr weg und begann dann zusammen mit seinen Kumpels den ganzen Müll aufzuräumen. Enttäuscht sah Lena Ben hinterher, ließ sich jedoch nichts anmerken und verließ dann schnell das Gebäude.













    .

  • Mal wieder ein Abendmahl.


    Nachdem Semir, Lena und die Chefin gegangen waren, legten Simon, Timo und Ben sich noch kurz auf die Sofas und ruhten sich etwas aus. Der ganze Alkohol war ihnen doch ganz schön heftig zu Kopf gestiegen. Vorallem Timo ging es ziemlich übel. Also beschlossen Simon und Ben irgendwann, dass dieser sich noch ins Zimmer nebenan legen sollte und sie beide wieder etwas für Ordnung sorgten. Nach einiger Zeit, in der sie über alles Mögliche gequatscht und herumgealbert hatten, stieß Simon auf eine Kamera.
    „Ben, ist das deine?“ fragte er und hielt das Gerät in die Luft.
    „Nee, die hat Lena bestimmt hier vergessen.“ meinte Ben nur mit gerunzelter Stirn „Mach doch mal an. Was glaubst du, haben wir heut Nacht wohl Fotos gemacht? Dann können wir uns wenigstens ein Bild davon machen, was passiert ist.“
    „Ich weiß nicht, kann schon sein. Ich guck einfach mal nach“ meinte Bens bester Freund und schon war ein Piepen zu hören, was zeigte, dass die Kamera nun eingeschaltet war.
    „Da bin ich aber mal gespannt“ murmelte Ben und stellte sich neben seinen Kumpel und schaute erwartungsvoll auf den Bildschirm. Da erschien auch schon das erste Foto. Es zeigte Simon und Frau Krüger, wie sich gerade gut gelaunt auf dem Sofa tanzten.
    „Das hätte ich nie von der Krüger erwartet“ lachte Ben.
    „Wieso hast du eigentlich so eine heiße Chefin und ich so ne alte Schrulle?“ fragte Simon beleidigt und sah seinen Freund direkt an „Wie hast gerade du es eigentlich geschafft die nicht anzubaggern?“
    „Ich habs doch gar nicht geschafft, ich hab sie angebaggert, aber das schon bevor ich wusste, dass sie meine neue Chefin ist“ grinste Ben.
    „Und was ist da gelaufen? Hast du sie flachgelegt?“
    „Nee, wir wurden unterbrochen, wir haben nur bisschen rumgeknutscht. Sie war auf dieser Party, wo wir gespielt haben und du schon eher wieder weg musstest, weil du noch zu deinem Vater zum Geburtstag musstest.“
    „Was? Mit der hast du rumgemacht? Und wieso ist da nicht mehr gelaufen?“
    „Wir waren draußen vor der Tür am knutschen und dann wurden wir unterbrochen, das war ganz schön peinlich, das kannst du mir glauben“ lachte Ben „War vielleicht auch ganz gut, dass nicht mehr passiert ist, wir haben uns so schon genug verjagt als die am nächsten Morgen im Büro stand“
    „Na dann“ grinste Simon „Vielleicht komm ich ja noch an sie ran“
    „Du willst wirklich die Frau flachlegen, mit der ich vor dir schon rumgemacht habe?“ lachte Ben.
    „Mal sehen“ erwiederte Simon einfach nur und klickte das nächste Bild an.
    „Oh Ben, ich glaub ich weiß jetzt was dein Partner damit meinte, dass ihr aus dem Mund des Anderen getrunken habt“ meinte Simon und brach dann in lautes Gelächter aus. Ben starrte nur weiterhin geschockt auf den kleinen Bildschirm.
    „Fuck“ stieß er dann aus und lief leicht rot an und ließ sich aufs Sofa hinter ihm fallen und starrte weiter auf die Kamera in seinen Händen. Auf dem Bild hockte Lena, nur in BH auf Bens Hüfte, hatte ihre Hände auf Bens nackte Brust gestützt und lehnte sich über Bens Gesicht. Der junge Kommissar hatte seinen Mund weit geöffnet und Lena ließ den Alkohol aus ihrem Mund herauslaufen, sodass er in dem von Ben landete. Das ganze Gesicht von Ben war vom Alkohol ganz nass und auf dem nächsten Bild konnte man sehen, dass Lena ihm diesen genüsslich aus dem Gesicht und von der Stirn leckte. Einige Bilder weiter war die Situation ähnlich, nur dass Ben diesmal auf Lena saß und lachend versuchte ihren Mund zu treffen. Davon gab es auch noch viele weitere Bilder. Auf einigen lag einer von ihnen auf dem Fußboden und der andere hatte sich breitbeinig über den Anderen gestellt und ließ die Getränke aus größerer Entfernung in den Mund fließen oder hatte sich auf den Anderen gelegt und entließ den Alkohol mit nur wenigen Zentimetern Abstand zwischen ihren Gesichtern aus seinem Mund. Auch Ben leckte das, was nicht in den Mund von Lena gegangen war vollkommen fasziniert aus ihrem Gesicht und ihrem Hals. Anscheinen hatten sie alle Hemmungen abgelegt und hatten viel Spaß zusammen. Sie waren ununterbrochen am Lachen und hatten unbeschreiblich gute Laune. Ben konnte das in diesem Moment gar nicht glauben und starrte seinen Freund aus großen Augen an.
    „Das haben wir wirklich gemacht?“ fragte er entsetzt.
    „sorry, ich kann dir das nicht sagen aber ich denke die Bilder sind eindeutig“ lachte er.
    „Ich dachte Semir hätte mal wieder übertrieben, um mir Angst einzujagen, aber anscheinend hatte er doch Recht“ seufzte Ben und besah sich die nächsten Fotos. Auf diesen war jetzt auch zu sehen, warum Ben und Lena beide kein Oberteil anhatten. Anscheinend fanden sie es heute Nacht total witzig den Alkohol aus dem Bauchnabel oder von der Brust des anderen zu trinken, das zeigten wenigstens die Fotos.
    „Oh mein Gott, das darf mir nicht noch mal passieren“ stöhnte Ben „Zum Glück weiß Lena nichts mehr davon“
    „Du weißt aber schon, dass du ihr die Kamera wiedergeben musst, oder?“ meinte Simon.
    „Ja das schon, aber ich kann die Fotos ja vorher löschen.“
    „Ben, das kannst du nicht machen. Sie will vielleicht auch wissen was diese Nacht los war.“
    „Aber Simon! Was soll sie denn von mir denken wenn sie das sieht? Sie hält mich doch für ein riesen Arschloch, wir haben uns gerade vertragen und wollten nur Freunde sein und dann machen wir sowas! Simon, das machen einfache Freunde und Kollegen nicht miteinander, das macht eigentlich kein normaler Mensch wenn seine Chefin dabei ist!“ warf Ben ein.
    „Sie bedeutet dir doch noch was oder?“ fragte Simon ruhig.
    „Quatsch! Wie kommst du da denn drauf?“ fragte Ben entsetzt.
    „Ben, ich kenn dich schon seit ungefähr 20 Jahren und ich war dabei als das mit Lena war und ich sehe dich auch jetzt, wie du sie immer anguckst und vor allem wie sie dich immer anguckt“ lächelte Simon „Du liebst sie noch und sie dich auch“
    „Nein, ich habe damals einfach alles versaut und damit muss ich jetzt leben“
    „Du hast aber schon gemerkt, dass sie ständig deine Nähe sucht, oder? Und ich habe eben auch gesehen, wie sie sich von dir versabschiedet hat.
    „Hätte ich sie küssen sollen?“ fragte Ben verzweifelt und sah seinen Freund fragend an.
    „Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann dir nur sagen, dass sie es gerne gewollt hätte, das hat man mehr als deutlich gesehen“
    „Ich weiß, ich habs ja auch gesehen, aber hätte ich es getan, dann hätte sie ja wieder nur gedacht, dass ich sie nur ins Bett kriegen will und so, und dann wäre es genau wie damals und das soll nicht noch einmal passieren“ erklärte Ben zweifelnd und sah die Bilder auf der Kamera zuende an. Irgendwer hatte unglaublich viele Fotos gemacht und das war extrem peinlich für Ben, denn auf den meisten Fotos waren er und Lena drauf. Sie hatten eindeutig zu viel getrunken, was man nur schwer übersehen konnte. Anfangs waren sie noch relativ vernünftig gewesen, sehr gut gelaunt aber noch vernünftig. Irgendwann fingen dann die Trinkspiele von den beiden Kollegen an. Wie sie den Hochprozentigen vom Bauch, Gesicht, Hals oder Armen, Schulterbeugen und Rücken vom anderen leckten oder eng umschlungen und halbnackt auf dem Tisch tanzten und dabei wie Striptänzer um den Anderen herumtänzelten und wirklich überall ihre Hände hatten. Ein weiteres schlimmes Foto war auch, dass Lena Alkohol über Bens Wunde an der Schulter gegossen hatte und diesen jetzt wieder genießerisch und verlangend ableckte. Auf dem Bild konnte man deutlich sehen, wie Ben vor Schmerz aufstöhnte, was Lena nur noch mehr anturnte und sie erstrecht mit ihrer Zunge die Wunde untersuchte, doch auch Ben fand diese Situation ziemlich anregend, was man deutlich an der leichten Beule in seiner Hose sehen konnte. Simon zog seinen Kumpel ziemlich damit auf und machte sich über ihn lustig doch Ben schaltete langsam von einem peinlichen Foto zum nächsten und ignorierte seinen besten Freund so gut es eben ging.
    „Das gefällt mir besonders gut“ grinste Simon und zeigte auf ein Foto.
    „Mhm“ machte Ben nur, musste dann aber auch lachen als er das Bild sah. Darauf stand er, mit nackter Brust und einer Flasche Wodka in der einen und einer Flasche Roten in der anderen Hand mitten im Raum und Lena kniete, ebenfalls halbnackt, hinter ihm und hatte ihre Arme um Bens Hüften geschlungen und ihre eine Hand an das beste Stück des Hauptkommissars gedrückt und die Andere verlangend auf sein Six-Pack gelegt hatte . Außerdem war die Jeans ein Stück weiter runtergezogen, sodass die zwei Muskelrillen oberhalb der Hüftknochen sichtbar wurden und Lena die Gelegenheit nutzte und ihren Kollegen dorthin küsste, wobei ihre Zunge deutlich über die Muskeln strich, und sie dabei pornomäßig zu Ben hinauf blickte. Diesem schien das eindeutig zu gefallen, was man an seinem ziemlich eindeutigen Gesichtsausdruck ablesen konnte. In diesem Moment hätte wirklich kein Blatt Papier mehr zwischen die beiden gepasst, denn Lena drückte sich verlangend von hinten an Bens Beine und Hintern, was beiden sichtlich behagte.
    „Das sollte uns nicht nochmal passieren und wenn ich noch mal so was anfange, halt mich bitte vorher davon ab“ meinte Ben ernst „Das kann eine Freundschaft ziemlich belasten“
    „Ben, mach dir nicht so viele Gedanken, wir waren alle total betrunken, da kann sowas schon mal passieren. Los, geh erstmal duschen, mach dich etwas frisch und dann bring ich dich, bevor ich zur Arbeit muss bei der Dienststelle vorbei“ schlug Simon vor.
    „Ok, danke“ meinte Ben und erhob sich langsam vom Sofa und dackelte ab ins Badezimmer.

  • Wisst ihr was ? Morgen ist Heiligabend. =D =D =D =D



    Es war schon kurz nach 4 Uhr am Nachmittag als Ben endlich mit seinem Motorrad die Arbeitsstelle erreicht hatte und jetzt in das Großraumbüro trat, wo er verwirrt von einigen Kollegen begrüßt wurde.
    „Solltest du nicht eigentlich noch im Krankenhaus sein?“ fragte Hotte seinen Kollegen.
    „Quatsch, warum das denn? Mir geht’s gut“ meinte Ben nur locker, obwohl ihm vor allem seine Schulter ununterbrochen ziemlich starke Schmerzen bereitete.
    „Wenn du das meinst, aber überanstreng dich nicht“ riet der dickliche Polizist ihm.
    „Würd ich niemals tun“ grinste Ben und trat in sein Büro. Lena und Semir waren bereits da und saßen am Computer.
    „Hei Partner, hast du es auch mal hier her geschafft?“ lachte Semir.
    „Sieht wohl so aus“ lächelte Ben, ließ seinen Blick aber auf Lena gerichtet, denn sie ignorierte ihn vollkommen.
    „Guten Tag, Frau Neuer“ sagte Ben noch mal direkt zu ihr, doch sie sagte immer noch nichts, sie nickte Ben nur einmal kurz zu und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Arbeit.
    „Lena?“ fragte Ben besorgt „Alles in Ordnung?“
    „Ja, ich muss arbeiten“ band sie nur kurz an. Verwirrt schaute Ben sie an, doch sie schenkte ihm keine Beachtung.
    „Lena? Hast du heut Morgen deine Kamera bei uns vergessen?“ fragte Ben sie trotzdem und zeigte das Gerät hoch.
    „Oh ja das ist meine, ich wusste gar nicht, dass ich die mit zu euch hatte“ meinte Lena nur „Waren Fotos von heute Nacht drauf oder hast du alle gelöscht?“ fragte Lena und brachte ein leichtes Lächeln zu Stande.
    „Ja es waren welche drauf, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass du dir gar nicht sehen willst. Wir haben die von der Kamera gelöscht, damit die Krüger die nicht zufällig sieht, die steckt ja überall ihre Nase rein. Ich wollte die Bilder eigentlich sofort löschen, aber Simon meinte ich müsste dich sie auch sehen lassen also haben wir sie dir auf einen Usb-Stick gezogen.“ erklärte er mit gerunzelter Stirn und reichte seiner Kollegin ihre Kamera und den Stick.
    „Tut mir echt leid“ meinte Ben noch.
    „Was tut dir leid?“
    „Das weißt du dann wenn du die Fotos siehst“ nuschelte Ben und vergrub seine Hände tief in seinen Hosentaschen und sah beschämt zu Boden.
    „Oh ok, Ben ich…kann ich mit dir reden?“
    „Kommst du mit aufs Dach?“ fragte Ben sofort.
    „Gerne“ lächelte Lena unsicher und erhob sich vom Drehstuhl und folgte Ben aus dem Büro.
    „Herr Jäger, schön, dass sie wieder da sind. Sie sind aber noch nicht wieder arbeitsfähig, also dürfen sie nicht intensiv mitarbeiten. Überlegen sie noch mal genau wo Michael Meier sich versteckt haben könnte. Mit wem hatte er immer Kontakt und wo könnte er sich in diesem Moment aufhalten?“ sagte die Chefin, die Ben und Lena entgegengekommen ist.
    „Ok, ich werde drüber nachdenken“ murmelte Ben und ging dann an der Krüger vorbei und stieg mit Lena die Treppe zum Dach hinauf.
    „Ben… ich ähh…also ich wollte dich was fragen…“ begann Lena nach einiger Zeit, in sie schweigend am Rand des Daches saßen und ihre Beine herunterbaumeln ließen.
    „Was möchtest du wissen?“ fragte Ben und schaute Lena von der Seite her an. Weiterhin schwieg Lena und begann dann leicht zu zittern, denn heute war ein ziemlich kalter Tag und Lena trug nur ein Top mit einer dünnen Bluse.
    „Ist dir kalt?“ fragte Ben besorgt.
    „Nee, geht schon“ murmelte Lena und schlang ihre Arme fester um ihren Oberkörper.
    „Du spinnst doch, du frierst doch, das sehe ich doch“ lächelte Ben, zog sich seine Jacke aus und legte sie Lena sanft um die Schultern und zog seine zitternde Kollegin in seine wärmenden Arme.
    „Aber du hast ja nur noch ein T-Shirt an, jetzt frierst du doch“ beschwerte sich Lena.
    „Mach dir um mich keine Gedanken“ meinte Ben nur „Was wolltest du mich jetzt fragen?“ fragte Ben dann, doch er erhielt wieder keine Antwort.
    „Warum hast du mich heute Morgen nicht küssen wollen?“ fragte Lena dann nach langer Stille.
    „Ich konnte nicht“ murmelte Ben und zog Lena, die immernoch zitterte enger an seine Brust.
    „Wieso nicht?“ fragte sie leise.
    „Ich weiß es auch nicht genau. Naja Semir hat doch gesagt, was wir nachts für Scheiß gemacht haben und er hat ständig angedeutet, dass wir rumgeknutscht haben und ich hatte Angst“
    „Wovor hattest du Angst?“ fragte sie leise und nahm Bens Hand in ihre, was diesen zuerst erschreckte doch dann nahm er auch ihre kalte Hand und wärmte sie.
    „Du solltest nicht glauben, dass ich immer noch derselbe Arsch wie vor 15 Jahren bin. Was hättest du denn im Nachhinein von mir gedacht wenn ich dich geküsst hätte? Alles wäre wie früher gewesen und das wollte ich nicht, ich wollte nicht den gleichen Fehler wie damals wieder machen“ gab Ben leise zu und zog seine Arme und Hände zurück, rückte etwas von Lena weg und verschränkte seine Finger ineinander und blickte auf den Parkplatz hinab.
    „Das ist doch was ganz anderes als damals. Du hast dich verändert, du bist erwachsen und vernünftig geworden, das weiß ich doch. Du weißt, dass ich damals in dich verliebt war und das bin ich auch jetzt noch. Ben ich habe dich so vermisst und…“ gestand Lena und rückte wieder dichter zu Ben.
    „Ich bin nicht erwachsen geworden und vernünftig schon gar nicht“ widersprach Ben heftig und versteckte sein Gesicht hinter seinen Handflächen „Du verstehst das nicht, es liegt nicht an dir, wirklich nicht.“
    Sanft zog Lena Bens Hände von seinem Gesicht, legte einige Finger an sein Kinn und drehte es zu sich, sodass sie ihm tief in die Augen sehen konnte „Küss mich jetzt“ flüsterte sie dann leise und schloss die Augen.
    „Tut mir leid, ich kann das nicht“ flüsterte Ben, wischte sich eine Träne aus den Augen und erhob sich schnell vom Dachrand „Wenigstens jetzt noch nicht, es tut mir wirklich leid“ brachte er leise hervor, küsste Lena sanft auf die Stirn und stieg dann mit Tränen in den Augen die Treppe wieder nach unten.
    „Ben?“ fragte Semir entsetzt, als Ben die Treppe heruntergestolpert kam.
    „Semir?“ brachte Ben hervor und sah Semir verzweifelt an „Können wir Streife fahren gehen, bitte?“ fragte er nachdrücklich bevor seine Stimme brach und einige Tränen aus seinen dunklen Augen über seine Wangen liefen.
    „Aber sicher Ben, komm mit raus“ meinte Semir sofort verwirrt und zog Ben mit nach draußen. Sie waren noch nicht mal ganz aus dem Büro draußen, da brach die letzte Stärke in Ben zusammen, seine Beine knickten ihm weg und er klammerte sich weinend an Semirs Hals.
    „Was ist los Ben?“ fragte Semir besorgt.
    „Ich weiß es nicht“ schluchzte Ben und kämpfte sich mit Semirs Hilfe wieder auf die Beine „Können wir…“ stotterte Ben und schluchzte wieder „…reden?“ fragte er leise.
    „Sicher, Partner“ lächelte Semir und zog Ben mit in seinen Wagen.

  • „Ben?“ fragte Semir, nachdem er an einen abgelegenen See angehalten ist und Ben die ganze Fahrt über geschwiegen hat und tief in Gedanken versunken vor sich hin starrte. Vorsichtig legte Semir ihm eine Hand auf seinen Arm, sodass Ben zusammenschreckte und seinen Partner aus großen Augen anstarrte „Lass uns aussteigen, wir können uns an den See oder auf eine der Bänke setzten“
    Ben nickte nur und öffnete die Beifahrertür und setzte sich auf eine Bank, nahe dem Wasser und ließ seinen Blick über die stille Oberfläche gleiten. Semir setzte sich schweigend neben seinen Freund, denn dieser sollte selber entscheiden wann und worüber er zu reden begann.
    „Lena und ich waren damals die besten Freunde“ begann er irgendwann leise zu erzählen „Wir waren der lebende Beweis dafür, dass Mädchen und Jungen einfach nur sehr gut befreundet sein konnten. Ich war in sie verknallt, habe es ihr aber nicht gesagt, weil ich Angst hatte dadurch unsere Freundschaft zu zerstören. Wir waren seit der 3. Klasse die besten Freunde, haben uns zwar manchmal gestritten uns dann aber immer wieder vertragen. Als wir dann beide 16 waren, haben meine Kumpels mich ständig damit aufgezogen. Sie meinten ich sollte sie doch endlich ins Bett kriegen, also haben wir irgendwann eine Wette aufgestellt. Ich hatte 2 Wochen Zeit“ erzählte Ben und atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen.
    „Hast du es getan?“ fragte Semir irgendwann leise. Ben nickte nur und ließ sein Gesicht in seine Handflächen sinken.
    „Es war total bescheuert. Ich weiß nicht mal mehr worum wir eigentlich gewettet hatten, ich weiß nur noch, dass es mir nicht um den Wetteinsatz ging, sondern ganz einfach darum was mein Kumpels über mich dachten. Sie sollten mich nicht für ein Weichei halten, also habe ich mit Lena geschlafen, aber nicht wegen der Wette, also wenigstens nicht nur. Ich hätte es auch so getan. Es war für uns beide das erste Mal und auch wenn du es mir nicht glauben willst, aber es war wunderschön.“ Fuhr Ben mit seiner Erzählung fort, ließ seinen Kopf aber noch in seinen Handflächen versteckt „Wir waren dann einige Monate glücklich zusammen und dann hat sie zufällig rausgefunden, dass unser erstes Mal nur eine Wette gewesen ist. Sie ist total wütend gewesen und hat Schluss gemacht, was ich ja schon verstehen kann, aber ich habe sie ja immer noch geliebt und habe auch nicht nur wegen dieser beschissenen Wette mit ihr die Nacht verbracht. Ich habe ihr alles erzählt und auch gesagt, dass ich sie wirklich liebe und so, aber das wollte sie nicht hören und so waren wir kein Paar und auch keine Freunde mehr. Irgendwann ist dann die Sache mit Michael passiert“
    „Was ist zwischen dir und Michael vorgefallen?“ fragte Semir sanft, denn er wusste wie gut seinem Partner das tat einfach mal über alles zu reden.
    „Michael war mit Tom zusammen“ erklärte Ben und schaute auf den See hinaus „Ja, Tom war schwul, aber das hat mich nicht gestört. Im Gegensatz zu meinem Vater, der hat ihn total verachtet und ihn dann komplett ignoriert und ist vollkommen ausgerastet. Ich glaube er hat ihn sogar enterbt. Auf jeden Fall hat Tom irgendwann mit Michael Schluss gemacht, weil dieser immer nur Sex mit meinem Bruder wollte, doch Tom war dafür noch nicht bereit. Michael hat uns dann total bedrängt und uns gedroht und sich dann auch noch an mich rangemacht und so und irgendwann ist er ganz plötzlich einfach so weggezogen. Doch nach einiger Zeit stand er wieder bei uns vor der Tür. Er hatte ein ziemlich gutes Verhältnis zu meinem Vater und Papa hat von dem ganzen Scheiß sowieso nichts mitbekommen, weil er ständig nur am Arbeiten war, also hat mein Vater ihn reingelassen. Michael wirkte total vernünftig und wollte nur mit Tom reden. Tom ist ihm also nach draußen gefolgt, aber er ist nicht wiedergekommen. Michael wollte 200 000 € dann würde er meine Bruder wieder freilassen, also hab ich die Bankkarte von meinem Vater genommen, hab das Geld geholt und mich mit Michael getroffen. Irgendwie hat er mich dann überwältigt, wir waren auf einem relativ abgelegenen Grundstück mit einer Halle. Er hat mich und Tom gefesselt, ausgezogen, uns geschlagen und dann hat er Tom vor meinen Augen erschossen. Da kamen auch schon einige Polizisten in den Raum. Schnell hat Michael auch noch mir in den Bauch geschossen, dann wurde alles schwarz“ erzählte Ben mit stockender Stimme, jetzt liefen ihm sogar wieder einige Tränen über die Wangen.
    „Als ich wieder aufgewacht bin, saß Lena an meinem Bett und hat gewartet bis ich aufgewacht bin. Einige Jahre vorher ist auch schon meine Mutter gestorben und nur Lena wusste wie schwer ich damit zu kämpfen hatte, als dann auch noch Tom umgebracht wurde hat sie unseren Streit sofort vergessen und hat sich auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Sie hat mir sehr viel geholfen und wir haben uns wieder vertragen. Zwar waren wir noch nicht wieder so gute Freunde wie vor dieser Wette aber es war schon wieder ziemlich dicht dran. Ich glaube ohne sie wäre ich wahnsinnig geworden und hätte mich wahrscheinlich früher oder später vor einen Zug geschmissen oder wäre vom Hochhaus oder ner Brücke gesprungen oder wäre verhungert. Ich war total aufgelöst, wollte nichts mehr essen oder trinken, habe kaum noch geredet und wenn dann habe ich sie nur angemeckert oder so. Aber sie ist nicht einfach abgehauen, sondern hat mir wieder geholfen auf die Beine zu kommen, ich weiß gar nicht wie sie das geschafft hat, aber nach einigen Monaten hatte ich mich wieder unter Kontrolle, wir haben unser Abitur gemacht und waren am Abend auf der Abschlussfeier. Alles war gut, wir hatten viel Spaß und dann habe ich sie irgendwann geküsst. Sie hat natürlich geglaubt, das wäre alles wieder so eine Wette und hat mir nicht geglaubt als ich das Gegenteil behauptet habe. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe. Sie ist ziemlich weit weggezogen und egal was ich versucht habe, sie hat nie wieder mit mir geredet.“ Beendete Ben seine Erzählung und lehnte sich weit auf der Bank zurück und blickte in den Himmel.
    „Jetzt kann ich eure Reaktion beim ersten Treffen auch verstehen“ meinte Semir „Und was ist eben auf dem Dach der Past passiert?“
    „Sei hat mir gesagt, dass sie mich vermisst hat und damals auch in mich verliebt war und so wie es sich anhörte wollte sie auch noch sagen, dass sie es heute auch noch ist.“ Antwortete Ben und runzelte die Stirn „Aber ich habe sie nicht mal ausreden lassen. Als wir uns heute Morgen verabschiedet haben, wollte sie mich küssen. Sie hat es nicht gesagt, aber es anders ziemlich deutlich gemacht, aber ich habe sie einfach nur kurz umarmt, mich verabschiedet und bin dann mit aufräumen angefangen. Eben auf dem Dach hat sie mich dann gefragt, warum ich sie nicht küssen wollte und, dass ich es jetzt tun soll, aber ich konnte nicht und bin dann wieder die Treppe nach unten und mit dir raus.“
    „Wieso konntest du sie nicht küssen? Du liebst sie doch“ meinte Semir.
    „Ich konnte nicht“ flüsterte Ben nur, dann herrschte lange Schweigen „Ich hatte Angst, wegen damals. Da hab ich sie beim Abiball auch nur einmal kurz geküsst und dann haben wir nicht wieder miteinander geredet, ich hatte Angst, dass sie denkt, dass ich sie nur ins Bett kriegen will und sie nur deshalb küsse. Außerdem ist es wegen Saskia und Laura“ gab Ben irgendwann leise zu.
    „Du hast ein schlechtes Gewissen wegen ihnen?“ fragte Semir empört. Ben nickte nur „Ben, Saskia ist schon fast eineinhalb Jahre tot. Sie würde nicht wollen, dass du wegen ihr deine absolute Traumfrau abblitzen lässt und auch Laura würde wollen, dass du glücklich bist. Ben nur weil du sie beide verloren hast musst du nicht leben wie im Kloster, Lena liebt dich wirklich, sonst wäre sie auch damals nicht zu dir ins Krankenhaus gekommen. Gib euch eine Chance, das würden auch Saskia und Laura so wollen“
    „Meinst du wirklich?“ fragte Ben verwirrt.
    „Ja das meine ich wirklich“ lächelte Semir.
    „Danke, Partner“ seufzte Ben sichtlich erleichtert.
    „Kein Problem“ lächelte Semir und folgte Bens Blick auf den schönen glänzenden See.
    „Und jetzt konzentrieren wir uns nur noch auf den Fall und buchten Michael endlich ein.“ beschloss Ben, wischte sich grob die Tränen aus dem Gesicht, erhob sich energisch von der Bank und ging zurück zu Semirs Dienstwagen und stieg ein.














    .

  • Frohes Fest euch allen.


    Nach über zwei Stunden, in denen Ben und Semir Streife gefahren sind und hin und wieder verdächtige Fahrzeuge angehalten haben, hatte Ben sich wieder komplett unter Kontrolle. Dann kaufte Ben noch einige Donuts und Berliner vom Bäcker und fuhr dann mit seinem Kollegen zurück zur Dienststelle.
    „Ich habe nachgedacht.“ begann Ben „Die Chefin meinte doch ich soll mal drüber nachdenken an wen Michael sich wenden würde wenn er irgendwo untertauchen wollen würde“
    „Und was glaubst du wen er um Hilfe gebeten hat?“ fragte Semir interessiert.
    „Meinen Vater“ meinte Ben nach einigem Schweigen und schluckte hart.
    „Dein Vater?“ fragte Semir verwirrt „Wie kommst du denn da drauf?“
    „Er hat sich damals ziemlich gut mit Michael verstanden und nach der Sache mit Tom hat Michael meinen Vater ziemlich davon überzeugt, dass er Tom nicht umgebracht hat. Außerdem hat mein Vater Tom sowieso noch weniger geliebt als mich, und das heißt schon was, also hätte es ihn wahrscheinlich nicht mal großartig gestört wenn Michael zugegeben hätte Tom umgebracht zu haben. Naja…auf jeden Fall hat unsere Familie viele Ferien- und Mietshäuser überall in Deutschland, aber auch in einigen anderen Ländern verteilt und da könnte Michael gut unterkommen.“
    „Wir sollten deinen Vater mal dazu befragen“ meinte Semir und parkte vor der Polizeistation.
    „Ich rede ganz sicher nicht mit ihm“ zischte Ben wütend, schnappte sich den Karton mit den Bäckereien und stieg energisch aus dem Wagen und knallte die Tür hinter sich zu.
    „Ben, beruhig dich doch, aber wir müssen mit ihm reden, vielleicht kann er uns helfen Michael zu finden“ meinte Semir und legte Ben beruhigend eine Hand auf die Schulter.
    „Ja ich weiß, ich reagier immer etwas über wenn es um mich und meinen Vater geht“ meinte Ben und brachte sogar ein Lächeln hervor und betrat ihr Büro. Nachdem er zu Lena in sein Büro gekommen war schloss er schnell die Tür bevor Semir hereinkommen konnte. Schnell warf Ben seinem Partner noch einen Blick zu, den dieser richtig deutete und Ben mit Lena alleine ließ.
    „Hei Lena“ sagte Ben leise und legte Lena, die nachdenklich vor dem Fernseher stand auf dem eine Karte mit vielen roten Punkten zu sehen war, sanft eine Hand auf die Schulter.
    „Ben“ sagte sie nur ernst und starrte weiterhin auf den Bildschirm.
    „Lena, es tut mir Leid wegen eben. Das kam nur so überraschend und es lieg wirklich nicht an dir.“ Versuchte Ben zu erklären.
    „Woran liegt es denn dann, wenn nicht an mir?“ fragte Lena, die sichtlich gekränkt war, und drehte sich zu Ben um, sodass sie dicht voreinander standen.
    „Es liegt an mir“ meinte Ben und legte Lena eine Hand an die Wange und nahm mit seiner zweiten Hand ihre in seine „Und es liegt an Saskia…und an Laura…“ gab Ben dann noch zu.
    „Und wer sind Saskia und Laura?“ fragte Lena mit zitternder Stimme, denn Bens Nähe macht sie ziemlich nervös, auch wenn sei jede noch so kleine Berührung genoss.
    „Ich habe zuerst Saskia vor etwa eineinhalb Jahren bei einem Fall verloren und dann vor einem halben Jahr etwa auch Laura. Saskia war Staatsanwältin und Laura hatte Undercover beim BKA ermittelt. Sie wurden beide umgebracht“ erklärte Ben leise.
    „Das tut mir echt Leid, das hast du nicht verdient“ flüsterte Lena und zog ihren Kollegen sanft in ihre Arme und strich ihm über den Rücken.
    „Ich hab mit Semir geredet. Er war der Meinung, ich hätte ein schlechtes Gewissen gegenüber den beiden, wenn ich eine neue Freundin haben würde. Er hat mir eingeredet, dass Saskia und Laura doch nicht gewollt hätten, dass ich mich ganz von Frauen fernhalte und, dass ich doch mein Leben weiterleben sollte und einfach glücklich werden soll. Das ist zwar gar nicht so einfach aber ich bin mir ganz sicher, dass ich nur glücklich werden kann wenn ich mit dir zusammen bin.“ Meinte Ben und machte dann eine kleine Pause und sah Lena dann direkt an „Lena, ich lie…“ begann Ben, wurde aber von Lena unterbrochen.
    „Nein Ben, wenn du noch so sehr an deinen verstorbenen Freundinnen hängst, wäre es nicht richtig was mit mir anzufangen. Du musst die beiden erst mal loslassen, sonst wird das mit uns wieder nichts. Solange bleiben wir einfach nur Freunde“ beschloss seine Kollegin und vergrößerte den Abstand zwischen den beiden wieder und löste ihre Hand aus seiner. Ben musste das erstmal verstehen. Noch vor einigen Stunden hatte Lena ihn küssen wollen und sagte ihm, dass sie ihn liebte und jetzt als er es auch erkannt hatte wollte sie nicht mehr? Das verstand der junge Kommissar ganz und gar nicht. Die Verwirrung, die Enttäuschung und der Schmerz waren deutlich in den dunklen braunen Augen zu erkennen, auch wenn Ben versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
    „Ich hab dir was mitgebracht“ versuchte Ben nach langem Schweigen möglichst locker zu sagen, was gründlich daneben ging. Dann griff er nach der Brötchentüte, die er auf den Tisch gelegt hatte, und reichte Lena einen der Donuts „Mit Schokolade und bunten Zuckerherzen“ murmelte Ben ohne ihr in die Augen zu sehen „So wie du es am Liebsten magst“ murmelte er „Wenigstens war das damals noch so, aber da hat sich ja so einiges geändert“ sagte er noch mehr zu sich selbst, wischte sich kurz durchs Gesicht, damit man die leichten Anzeichen von Tränen nicht in seinen Augen sehen konnte und verließ dann schnell das Büro und betrat das von Frau Krüger, um mit ihr die Suche von Michael weiterzuplanen. Lena blieb nur ratlos und etwas benebelt mit dem Donut in der Hand in ihrem Büro stehen und musste sich stark beherrschen, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Das war wirklich eine seltsame Situation für sie, denn sie hatte bis vor einigen Minuten noch gedacht, dass Ben in ihr auf keinen Fall mehr als eine Kollegin sah und als er ihr dann sagen wollte, dass er sie auch liebte, musste sie ihn einfach unterbrechen. Wenn er immer noch so ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen verstorbenen Freundinnen hatte konnte sie nicht mit ihm zusammen kommen. Oder etwa doch? Aus reiner Neugier schielte Lena noch in die offen stehende Tüte vom Bäcker. Was sie da sah gab ihr den letzten Rest und sie konnte eine einzelne Träne, die über ihre Wange lief, nicht mehr zurückhalten.
    „Ben liebt mich wirklich und ich habe ihn einfach so weggestoßen, schon wieder“ erkannte Lena und ließ sich auf das Sofa fallen und schloss ihre Augen, aus denen sich immer wieder vereinzelte Tränen lösten.






  • So ich hoffe der Weihnachtsmann war fleißig.


    „Frau Krüger?“ fragte Ben nachdem er ihr Büro betreten hatte.
    „Was gibt’s Jäger?“ fragte die Chefin und löste ihren Blick vom Computer-Bildschirm.
    „Sie meinten doch, dass ich drüber nachdenken sollte, an wen Michael sich vielleicht wenden würde. Mir ist da jemand eingefallen“ antwortete Ben ruhig.
    „Ja sagen sie schon, wer ist es?“ fragte die Krüger nach einigen Sekunden Schweigen.
    „Mein Vater“ sagte Ben „Er hat sehr viel Geld in Immobilien angelegt, die er vermietet. Michael hatte immer ein ziemlich gutes Verhältnis zu ihm, er könnte sich also in einem der Häuser versteckt haben.“ Erklärte Ben seinen Verdacht.
    „Und wo befinden sich die Häuser?“
    „Größtenteils überall in Deutschland verteilt, aber teilweise auch im Ausland“
    „Ok, dann machen sie sich mit ihrem Partner auf den Weg zu ihrem Vater und befragen sie ihn.“
    „Ich würde vorschlagen, dass das einige andere Kollegen übernehmen“ meinte Ben ganz sachlich.
    „Herr Jäger, ich weiß, dass sie kein gutes Verhältnis zu ihrem Vater haben, aber alle anderen Kollegen sind gerade beschäftigt, also müssen sie es selber übernehmen. Also machen sie sich mit Gerkan auf den Weg, so schlimm kann das ja nicht werden.“
    „Ok“ seufzte Ben und verließ das Büro und trat in sein eigenes. Semir hatte mittlerweile auch an seinem Schreibtisch Platz genommen und Lena saß auf Bens Stuhl. Als Lena sah, dass Ben die Tür zu ihrem Büro betrat erhob sie sich sofort von seinem Platz und lehnte sich an die Wand.
    „Du kannst ruhig auf meinem Platz sitzen bleiben“ meinte Ben nur und sah zu Semir „Semir kommst du? Wir müssen los“ sagte Ben noch und zog sich seine braune Lederjacke über.
    „Wo müssen wir denn hin?“ fragte Semir und griff nach der Brötchentüte, welche Ben ihm sofort wieder aus der Hand riss.
    „Jemanden befragen, der vielleicht weiß wo Michael sich versteckt haben könnte“ sagte Ben gereizt und nahm die Papiertüte an sich „Und lass die Finger davon“
    „Ach wir fahren doch zu deinem Vater?“ fragte Semir überrascht.
    „Ja, eigentlich sollte die Krüger zwei andere Kollegen schicken aber die sind alle unterwegs, also bleibt mir nichts anderes übrig als doch zu ihm zu fahren“
    „Kann ich mitkommen?“ wollte Lena vorsichtig wissen.
    „Nein, du bleibst hier falls die Fahndung was ergibt“ meinte Ben sofort.
    „Aber dafür ist doch noch Susanne da“ widersprach Lena, doch Ben ignorierte diese Aussage völlig. Daraufhin verließ Lena ohne ein Wort zu sagen das Büro.
    „Kommst du Semir?“ fragte Ben gereizt und wandte sich zum Gehen.
    „Klar“ meinte Semir nur und folgte seinem Partner schnell und stieg auf den Beifahrersitz von Bens Dienstwagen. Noch bevor er die Tür ganz geschlossen hatte lenkte Ben den Wagen schon schwungvoll aus der Parklücke und raste auf die Autobahn.
    „Ben?“ fragte Semir nach langem Schweigen.
    „Was gibt’s?“
    „Meinst du nicht du bist ziemlich unfair zu Lena?“
    „Wieso?“
    „Ich mein ja nur, du bist ziemlich unfreundlich zu ihr gewesen.“
    „Sie will sowieso nichts mit mir zutun haben“ sagte Ben nach langem Schweigen leise „Sie will nur mit mir befreundet sein und mit schönen Frauen kann ich sowieso nicht nur befreundet sein. Irgendwann küsse ich sie wahrscheinlich wieder und sie haut wieder ab, also verbringe ich möglichst wenig Zeit mit ihr und das geht am besten wenn ich unfreundlich zu ihr bin“ erklärte Bens eine Logik.
    „Aber sie liebt dich doch, das hat sie dir doch auf dem Dach gesagt.“
    „Ich weiß, aber eben meinte sie, dass sie sich nicht vorstellen könnte mit mir zusammen zu sein. Anscheinend habe ich noch ein viel zu schlechtes Gewissen wegen Laura und Saskia.“
    „Aber du liebst sie oder?“ fragte Semir.
    „Bescheuerte Baustellen“ schimpfte Ben plötzlich und versuchte so der Frage auszuweichen.
    „Liebst du sie Ben?“ fragte Semir wieder.
    „Die sollten die wenigstens besser ausschildern“ versuchte es Ben wieder.
    „Ben“ sagte Semir vorwurfsvoll.
    „Was ist?“ fragte Ben unschuldig.
    „Liebst du Lena oder tust du es nicht? Ich will jetzt eine direkte Antwort, also ja oder nein?“
    „Ich…“ begann Ben, doch im gleichen Moment bremste das Auto vor ihm wegen der Baustelle so plötzlich ab, dass Ben blitzschnell reagieren musste und hart auf die Bremse trat, sodass sie beide in ihre Gurte gepresst wurden. Da hörten sie etwas auf der Rückbank poltern und eine leise Frauenstimme fluchen.
    „Lena?“ fragte Semir überrascht.
    „Erwischt“ gab Lena leise zu, pellte sich aus der Decke vom Fußboden und setzte sich auf die Rückbank und schnallte sich an.
    „Lena, was willst du hier?“ wollte jetzt Ben entsetzt wissen.
    „Ich wollte dabei sein, wenn ihr mit Konrad redet“ meinte sie und lehnte sich entspannt in den Sitz.
    „Und deshalb versteckst du dich in meinem Wagen?“ fragte Ben, der schon etwas wütend wurde, laut und warf ihr einen strengen Blick durch den Rückspiegel zu.
    „Ja sonst wäre ich ja nicht mitgekommen“ verteidigte sie sich.
    „Das machst du nicht nochmal“ befahl Ben ernst und konzentrierte sich dann schweigend auf die Straße. In diesem Moment war er ziemlich froh, dass er nicht sofort zugegeben hatte, dass er Lena immernoch über alles liebte, das wäre ziemlich peinlich für ihn geworden wenn Lena das dann mitgehört hätte. Das war das erste Mal, dass er sich aus tiefstem Herzen bei den nervigen Baustellen bedankte. Ohne irgendetwas zu sagen lenkte er den Wagen mittlerweile über eine Landstraße. Auch Semir und Lena, die zuerst versucht hatten ein Gespräch in Gang zu bekommen, hatten es jetzt aufgegeben und sahen schweigend aus dem Fenster.
    Je näher sie dem Anwesen der Familie Jäger kamen, desto nervöser wurde Ben und seine Fingerknöchel traten schon weiß hervor, so fest hatte er seine Hände um das Lenkrad geklammert. Wenn man genau hinsah konnte man seine Hände manchmal sogar leicht zittern sehen, was Ben aber angestrengt zu verbergen versuchte.
    „So da wären wir“ meinte er nach guten 20 Minuten Fahrt angespannt und hielt den Wagen vor einer riesengroßen weißen Villa und stieg nach langem Zögern aus. Sofort folgten seine beiden Kollegen ihm und gesellten sich mit Ben vor die Haustür. Als Ben auch nach langem Warten nichts unternahm, streckte Lena ihre Hand aus und klingelte an der goldenen Klingel. Während Ben jeden einzelnen Muskel in seinem Körper angespannt hatte, warteten sie alle bis die große luxuriöse Haustür geöffnet wurde. Schon nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür und ein Mann im schwarzen Anzug öffnete die Tür.
    „Herr Jäger?“ fragte er überrascht „Mit ihnen hätte ich im Leben nicht gerechnet, wenn ich das so sagen darf“ sagte der Mann und neigte leicht den Kopf vor Ben.
    „Hallo John“ antwortete Ben nur „Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass ich noch mal hier stehe“ meinte Ben und lächelte gequält „Aber ich bin nicht freiwillig hier, das ist dienstlich. Können wir also mit ihm reden?“ fragte Ben.
    „Selbstverständlich“ erwiederte der Butler und hielt ihnen die Tür auf, sodass sie eintreten konnten „Treten sie ein“ fügte er hinzu und streckte seinen Arm aus. Darauf bedacht, dass man ihm die Nervosität nicht ansah, betrat der jüngere der Kommissare, gefolgt von Semir und Lena, die Villa.
    „Ihr Vater diniert gerade, gehen sie mit Ruhe zu ihm“ wies der schon etwas ältere Mann die Polizisten zurecht und deutete mit einer Armbewegung in die entsprechende Richtung.
    „Danke John“ lächelte Ben und ging durch die großen hellen und offenen Flure und blieb vor der verschlossenen Tür, die zum Speisezimmer führte stehen und atmete tief durch. Dann stieß er die Tür auf und betrat den riesigen Saal mit den hohen hellen Decken und den beeindruckenden Kronleuchtern, von denen man sich wahrscheinlich schon einen Kleinwagen leisten konnte.
    „Herr Jäger?“ sagte der Butler und verneigte kurz den Kopf „Bitte verzeihen sie, dass ich beim Speisen störe, doch sie haben unerwarteten Besuch“ erklärte John, doch Konrad Jäger schenkte ihm überhaupt keine Aufmerksamkeit, sondern richtete seinen ungläubigen Blick auf seinen Sohn.

  • Nie darf man hier so viel schreiben. Hier der 2.Teil von dem Teil davor.


    „Sohn“ sagte er nach einigen Sekunden fassungslos und erhob sich von dem langen Tisch.
    „Vater“ sagte Ben nur und blieb wie angewurzelt stehen.
    „Was machst du denn hier?“ fragte Konrad Jäger verwirrt und trat zu seinem Sohn.
    „Ich bin dienstlich hier. Wir hätten eine Frage an dich, falls du wenigstens dafür mal Zeit hast“
    „Natürlich. Wollt ihr euch setzten und etwas essen?“ bot Bens Vater an.
    „Gerne, danke“ meinte Ben „Lena, Semir setzt euch einfach irgendwo hin. John bringt gleich Geschirr“ sagte Ben an seine Kollegen gewandt.
    „Lena?“ fragte Konrad und sah die junge Frau mit großen Augen an.
    „Hallo Konrad“ lächelte Lena.
    „Du bist auch bei der Polizei?“ fragte Bens Vater.
    „Ja, ich arbeite seit kurzem mit Ben und Semir zusammen.“ Meinte Lena, was Konrad nickend zur Kenntnis nahm und sich dann zu Semir wandte.
    „Hallo Herr Gerkan“ sagte er nur und deutete auf die freien Stühle „Setzt euch.“ Dann schnipste er einmal mit den Fingern, woraufhin der Butler sofort an den Tisch trat „Bring noch drei Geschirre“ forderte Konrad und sah dann in die Runde „Die Hausfrau versucht heute neue Gerichte, wenn ihr wollt könnt ihr alles mit probieren. Es ist wichtig, wir müssen uns bald für ein Menü für ein wichtiges Geschäftsessen entscheiden.“ Erklärte Ben Vater.
    „Natürlich, du weißt doch ich probiere alles“ meinte Ben und lächelte gequält.
    „Ich weiß, mein Sohn“ lächelte der Geschäftsmann „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du irgendwann noch mal wieder herkommst“ gab er dann zu.
    „Ich hätte es auch nicht erwartet. Ich bin jedoch dienstlich hier und da sonst keine Kollegen Zeit hatten und Semir und ich die leitenden Ermittler in diesem Fall sind blieb uns nichts anderes übrig.“
    „Ich bin trotzdem froh dich noch einmal zu sehen“ sagte Konrad. Da betrat auch schon der Butler mit vier gefüllten Tellern den Raum und stellte sie vor jedem Einzelnen ab.
    „Hummer“ seufzte Ben.
    „Ich weiß, das ist nicht gerade dein Leibgericht, doch ich wusste ja nicht, dass du heute hier bist, sonst hätten wir was anderes gegessen“
    „Schon gut, wenn ich Hunger habe esse ich fast alles“ meinte Ben und begann zu essen. Bei Semir uns Lena sah das schon etwas schwieriger aus, da sie beide überhaupt keine Ahnung hatten wie sie das Getier öffnen und verspeisen sollten. Also versuchten sie es möglichst genau bei den Jägers abzugucken und es nachzumachen, was trotzdem mehr schlecht als recht gelang. Ben und Konrad unterhielten sich über alle mögliches Leute, die die beiden anderen Kommissare nicht kannten oder über die Firma, wovon sie auch nichts verstanden. Irgendwann hatte Semir das Essen aufgegeben und kam endlich zum Punkt.
    „Herr Jäger? Wir hätten da noch eine Frage an sie“ begann Semir.
    „Und die wäre?“ fragte Konrad, der sich dann das letzte Stück Hummer in den Mund steckte.
    „Du erinnerst dich doch sicherlich an Michael?“ fragte Ben, der schon aufgegessen hatte.
    „Michael Meier? Natürlich erinnere ich mich, er war doch vor kurzem noch bei mir“
    „Echt? Wann war er hier und was wollte er?“ fragte Lena sofort nach.
    „Er stand gestern plötzlich vor meiner Tür. Er wollte nicht, dass ich irgendwem verrate was er wollte, tut mir leid.“
    „Wir sind von der Polizei und ich frage sie jetzt noch mal offiziell. Was wollte Michael Meier von ihnen Herr Jäger?“ fragte Semir Bens Vater.
    „Ich darf es ihnen nicht sagen, ich habe es ihm versprochen“
    „Du sagst uns jetzt sofort was Michael wollte“ schrie Ben wütend, stand energisch vom Stuhl auf und baute sich bedrohlich vor seinem Vater auf.
    „Ich wiederhole, ich darf es nicht sagen“ erwiderte Bens Vater wütend und erhob sich ebenfalls vom Stuhl.
    „Es geht und Leben und Tod!“ brüllte Ben und packte seinen Vater am Kragen „Er hat Tom umgebracht und wahrscheinlich noch mehrere Frauen. Außerdem hat er mich entführt, angeschossen, in die Schulter gestochen, mit einem Messer bearbeitet und fast vergewaltigt, aber das ist dir ja alles komplett egal“ donnerte Ben jetzt auf seinen überraschten Vater ein „Ich dachte du hättest dich geändert, nur deshalb habe ich vorher die ganze Zeit meine Wut unterdrückt, aber du bist immernoch genau wie früher“ schrie Ben seinem Vater enttäuscht ins Gesicht.
    „Aber Ben…“ stotterte Konrad.
    „Nein! Nicht aber Ben…! Das klappt diesmal nicht!“ meinte dieser laut und stieß seinen Vater, der ihm eine Hand auf die Schulter gelegt hatte von sich.
    „Ben, mein Sohn…“ begann Konrad wieder.
    „Nein“ unterbrach der junge Kommissar seinen Erzeuger mit rotem Gesicht „Michael hat doch bestimmt einen Schlüssel für eines der Häuser geholt oder nicht?“ fragte er wieder etwas ruhiger aber immer noch mit lauter Stimme, doch Konrad antwortete nicht „Sag einfach ja oder nein!“ schrie Ben wieder etwas lauter „Tu wenigstens das, wenn du dem Mörder von Tom schon helfen musstest.“
    „Er hat Tom nicht umgebracht“ verteidigte Konrad ihn hart.
    „Ich war doch dabei. Ich weiß ja wohl besser was ich gesehen habe“ brüllte Ben jetzt wieder „Und mich wollte er auch umbringen, aber das ist dir wahrscheinlich damals entgangen“
    „Das war damals ein Unfall, sonst nichts“ meinte Konrad überzeugt.
    „Nein das war es nicht, aber darum geht es jetzt doch gar nicht. Zu welchem Haus hat Michael den Schlüssel geholt?“ fragte Ben, der sichtlich versuchte seine Wut in den Griff zu kriegen.
    „Zu einem in der Eifel“ murmelte der Geschäftsmann leise „Aber sag ihm nicht, dass du es von mir weißt“
    „Danke, mehr wollten wir doch gar nicht wissen“ meinte Ben wütend „Ich wusste es war ein Fehler, dass ich zu dir komme und das wird mir nicht noch mal passieren. Wir gehen jetzt wieder und wenn du Michael Bescheid sagst, dass wir wissen wo er ist, landest du auf der Stelle im Knast. Das nennt man dann Beihilfe zu Flucht“ klärte Ben seinen Vater energisch auf und stürmte dann aus dem Raum mit der riesigen Glastür, die in den prächtigen Garten führte, öffnete die große Haustür und schmiss sich in seinen Dienstwagen und ließ den Motor aufheulen.

  • Nachdem die drei Kollegen ziemlich schnell wieder an der Dienststelle angekommen waren stürmten sie, allen voran Ben, in das Büro ihrer Chefin. Auf der ganzen Fahrt hatte niemand ein Wort gesagt und Ben war viel zu schnell über die Autobahn gerast, worüber Semir sich ausnahmsweise mal nicht beschwert hatte. So waren sie schon nach einer guten viertel Stunde quietschend auf dem Parkplatz der Polizeistation zum Stehen gekommen.
    „Chefin! Michael hat sich einen Schlüssel von meinem Vater geholt, für ein Haus in der Eifel“ kam Ben direkt auf den Punkt.
    „Das ist doch gut. Dann machen wir uns auf den Weg und nehmen dieses Schwein fest“ antwortete die Chefin und erhob sich motiviert von ihrem Stuhl.
    „Wir haben aber mehrere Häuser in der Eifel“ gab Ben zu und fuhr sich mit gesenktem Kopf durch sein braunes Haar.
    „Wieso haben sie ihren Vater nicht gefragt welches der Häuser Michael gewählt hat?“ fragte die Chefin nach, doch Ben antwortete nicht.
    „Ben und sein Vater hatten eine kleine Auseinandersetzung, hätte er das auch noch gefragt weiß ich nicht wie das ausgegangen wäre“ klärte Semir Frau Krüger auf.
    „Oh, ich verstehe. Warten sie einen Moment“ sagte Frau Krüger und öffnete dann eine Karte mit allen Häusern in der Eifel auf dem Whiteboard und reichte Ben den Stift „Kennzeichnen sie die Häuser, die für Michaels Aufenthaltsort in Frage kommen.“ Nickend nahm Ben den Stift entgegen und markierte 4 große, teuer aussehende Häuser.
    „Eines von denen muss es sein“ sagte er dann und legte den Stift auf den Tisch.
    „Ok, wir sollten uns aufteilen. Jäger, Gerkan fahren sei schon mal mit einigen Kollegen vor zu dem ersten Haus. Frau Neuer und Herzberger werden zusammen mit anderen Kollegen ein weiteres Haus durchsuchen und für die anderen beiden Gebäude werde ich noch mehr Kollegen zusammentrommeln. Und jetzt an die Arbeit, fahren sie los. Ich bleibe hier in der Dienststelle, sobald es etwas Neues gibt sagen sie mir Bescheid“ forderte die Chefin, woraufhin die drei Kommissare das Büro verließen und sofort in ihre Wagen stiegen und sich auf den Weg machten.
    Auf dem Weg musste Semir seinen Partner immer wieder stoppen, da dieser sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtete und so einigen anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt nahm. Doch besonders halfen tat das Ganze nicht, denn Ben wollte Michael möglichst schnell festnehmen und ignorierte Semirs Anweisungen systematisch.
    Nach guten eineinhalb Stunden hatten die Polizisten gefolgt von zwei Wagen mit anderen Kollegen das Ferienhaus der Familie Jäger erreicht. Sofort zogen sie sich Schutzwesten über, nahmen ihre Waffen in den Anschlag und betraten ohne lange zu Zögern von verschiedenen Seiten das große luxuriöse Haus. Langsam und leise drangen die 10 Polizisten immer weiter in das Gebäude vor und durchsuchten jeden einzelnen Raum, doch nichts deutete darauf hin, dass in den letzten Tagen jemand hier gewesen war.
    „Verdammt“ fluchte Ben, als sie das Haus wieder verließen und sich an ihre Dienstwagen lehnten „Das war wohl nichts und ich habe gehofft Michael endlich einzubuchten“ meinte Ben enttäuscht und zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer der Chefin.
    „Hei Chefin, hier ist er nicht, wir haben alles durchsucht, aber keine Spur“ klärte der junge Hauptkommissar seine Chefin auf.
    „Ok, Herzberger und Neuer haben auch schon angerufen. In ihrem Haus war gerade eine Familie, die Urlaub gemacht hat, da kann Michael also auch nicht sein, bleiben also noch die zwei Häuser der anderen Kollegen“ brachte sie Ben auf den Neusten Stand.
    „Ok, wir machen uns dann auf den Weg zu dem nächsten Haus und hoffen, dass Michael da zu finden ist“ seufzte Ben und legte auf.
    „Gute Arbeit Kollegen, das Gleiche machen wir jetzt bei den nächsten Häusern genauso. Fünf von euch fahren zum einen Ferienhaus und die anderen drei kommen mit Semir und mir mit, so können wir alle Kollegen unterstützen“ beschloss Ben und nannte den fünf Polizisten die Adresse des nächsten Hauses und sagte den anderen Dreien, dass sie ihm folgen sollten. Dann machten sie sich wieder auf den Weg.
    Nach fast 10 Minuten kamen Ben, Semir und die Anderen bei einem weiteren Haus an, doch gerade als sie ausgestiegen waren, verließen die anderen Kollegen bereits das Gebäude und schüttelten enttäuscht den Kopf. Auch dort war keine Spur von Michael gewesen, stellte Ben enttäuscht fest.
    „Jetzt bleibt nur noch das letzte der vier Häuser oder der Kerl ist schon vor uns abgehauen“ seufzte Ben und fuhr sich müde durch das abgekämpfte Gesicht, denn auch wenn er es nie zugeben würde, merkte er doch, dass ihn seine Verletzungen, die zwar schon gut aber noch nicht ganz verheilt waren, sichtlich beeinträchtigten. „Dann lasst uns auch zum letzten Haus fahren und hoffen, dass die Kollegen ihn gefasst haben“ meinte Ben noch und wollte sich gerade auf den Fahrersitz gleiten lassen als sein Handy klingelte.
    „Jäger, Kripo Autobahn“ meldete er sich und ließ sich erschöpft in den weichen Sitz fallen.
    „Jäger, ich bins die Krüger“ meldete die Chefin sich.
    „Bei dem Haus, wo Semir und ich jetzt sind ist Michael auch nicht“ gab Ben schlecht gelaunt zu.
    „Ich weiß, deshalb rufe ich ja an. Die Kollegen haben ihn gefunden. Er ist abgehauen als er die Autos aus einem Fenster draußen gesehen hat, aber sie konnten ihn einholen und überwältigen. Die Kollegen sind jetzt auf dem Weg hier her. Sie haben gefragt ob sie auf sie und Gerkan warten sollen, aber ich habe ihnen gesagt sie sollen mit Michael direkt hier her kommen. Ich hielt es für keine gute Idee wenn sie mit dem Kerl zusammen in einem Wagen fahren würden, das würde wahrscheinlich nur in Gewalt enden und das Risiko wollte ich nicht eingehen.“ erklärte die Chefin.
    „Alles klar, wir sind auf dem Weg“ sagte Ben erleichtert und ließ den Motor aufheulen.






  • Erleichtert aber auch ziemlich nervös lenkte Ben den Wagen über die Straßen. Immer wieder versuchte Semir ein Gespräch mit seinem Partner anzufangen doch wenn überhaupt gab dieser nur einsilbige Antworten und konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr. Also gab Semir den Versuch irgendwann auf und sah schweigend aus dem Fenster. Plötzlich begann Bens Handy zu klingeln. Sofort nahm Ben eine Hand vom Steuer und zog das Gerät aus seiner Hosentasche und musste hart schlucken als er die Nummer von seinem Vater erkannte.
    „Was willst du?“ nahm er den Anruf wütend entgegen.
    „Ben?“ fragte sein Vater ruhig, fast schüchtern.
    „Ja, wer sonst?“ entgegnete dieser gereizt.
    „Ben, es tut mir Leid wegen heute Nachmittag. Willst du nicht noch mal zu mir kommen und wir reden in Ruhe und ohne deine Kollegen?“ schlug Konrad Jäger vor.
    „Nein das geht nicht, ich bin noch im Dienst“ sagte Ben ab „Und auch wenn ich Feierabend hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht gekommen. Ich habe in meiner Freizeit besseres zu tun als mir deine Vorwürfe anzuhören.“
    „Aber Ben, bitte, du bist doch mein Sohn, wir können doch nicht so im Streit weiter leben und uns immer ignorieren.“
    „Doch das geht, so ging es doch auch die letzten Jahre und so wird es auch jetzt weiterlaufen“
    „Ben, was hältst du davon wenn du in meiner Firma mitarbeitest, du hättest eine hohe Position, würdest ordentlich Geld verdienen und hättest jetzt schon Feierabend und würdest nicht um 10 Uhr abends noch über die Autobahnen fahren. Außerdem hast du Ahnung von unserem Geschäft und würdest der ganzen Firma gut tun und wenn wir zusammenarbeiten bessert sich unser Verhältnis bestimmt auch wieder.“ versuchte Konrad seinen Sohn zu überzeugen.
    „Nein, das hab ich dir schon oft genug gesagt. Außerdem arbeiten wir gerade an einem Fall und da ist das manchmal halt so, dass man etwas später nach Hause kommt. Das musst du nicht verstehen, aber ich mache das gerne“ motzte Ben seinen Vater wütend an, beendete das Gespräch ohne eine Antwort abzuwarten und schmiss sein Handy auf die Ablage zwischen den beiden Sitzen und atmete tief durch, um seine Wut unter Kontrolle zu bringen.
    „Dein Vater?“ fragte Semir einfühlsam.
    „Ja“ meinte Ben nur und schluckte seine Wut hinunter.
    „Was wollte er denn?“
    „Nichts Besonderes, so wie immer. Ich bin doch sein Sohn und wir sollten uns doch besser vertragen, ich soll in seiner Firma arbeiten, da würde ich ja viel mehr verdienen und hätte auch ein besseres Verhältnis zu ihm, ich hätte doch Ahnung von seinem Geschäft und würde der Firma gut tun und so weiter. Also so wie immer, nichts Ungewöhnliches“ erklärte Ben gereizt und biss seine Zähne zusammen, damit Semir nicht sehen konnte wie sehr ihm die ganze Sache schmerzte.
    „Du liebst ihn trotzdem oder?“ fragte Semir nach langem Schweigen, doch Ben reagierte gar nicht. Während der Fahrt klingelte immer wieder Bens Handy, doch auf dem Display erschien immer die Nummer von Bens Vater und so drückte der junge Kommissar den Anruf immer wieder weg. Er hatte einfach nicht die Nerven dafür nochmal mit seinem Vater zu sprechen. Bei den ersten beiden Klingeln versuchte Semir Ben noch zu überzeugen doch mit Konrad zu reden, doch dann sah er ein, dass keine Wirkung zeigen würde und so hielt er einfach seinen Mund. Irgendwann gab anscheinend auch Bens Vater auf und das Klingeln verstummte.
    Es war schon nach 23 Uhr gewesen als die Hauptkommissare endlich bei der Dienststelle ankamen. Drinnen wurden sie bereits von der Chefin erwartet.
    „Michael sitz bereits im Verhörraum. Gerkan sie gehen da rein und Jäger sie warten davor. Zwei Kollegen werden sie begleiten, sodass sie wirklich nicht in den Raum gelangen können. Ich glaube nämlich nicht, dass sie sich unter Kontrolle haben.“ meinte die Chefin. Da traten auch schon zwei Kollegen rechts und links neben Ben, damit sie ihn notfalls zurückhalten konnten. So machten sie sich auf den Weg zu den Verhörräumen, Semir trat zu Michael in den Raum und Ben blieb mit den Kollegen vor der Glasscheibe stehen und beobachtete das Ganze von außen.
    „Michael Meier“ sagte Semir und nahm auf dem gegenüberstehende Stuhl platz.
    „Der bin ich“ meinte der Andere grinsend „Ich gehe mal davon aus, dass sie von Konrad Jäger wissen, wo ich mich aufgehalten habe?“
    „Das liegen sie vollkommen richtig.“ meinte Semir.
    „Gut, dafür wird er nämlich bald bestraft werden. Ich habe ihm schließlich das Versprechen abgenommen, dass er den Bullen nichts von mir verrät.“
    „Wie wollen sie ihn bestrafen?“ fragte Semir weiter „Sie sitzen im Gefängnis und da werden sie auch erstmal nicht mehr rauskommen.“
    „Naja, ich sags mal so. Mit durchtrennten Bremsschläuchen lässt sich nicht besonders sicher Auto fahren. Und ich gehe mal davon aus, dass Konrad Jäger gerade jetzt im Auto sitzt um mit seinem störrischen Sohn zu reden.“ lachte Michael und grinste Semir frech an.
    „Woher wollen sie wissen, dass er auf dem Weg zu seinem Sohn ist?“ fragte Semir betont ruhig.
    „Ich gehe mal davon aus, dass die beiden sich gestritten haben als Ben bei ihm war, um sich nach mir zu erkunden. Die beiden streiten eigentlich immer wenn sie sich sehen. Und nach einigen Stunden macht Konrad sich dann immer auf den Weg um sich bei Benjamin zu entschuldigen, woraus meistens nur noch mehr Streit folgt. Aber heute wird er nicht heile an seinem Ziel ankommen.“ erzählte Michael munter.
    „Wieso sind sie so glücklich? Sie wandern in den Bau“ meinte Semir, den Michaels Verhalten sichtlich verwirrte.
    „Ich habe meine Aufgabe erledigt. Ich wollte Ben wehtun und seinen Vater aus dem Weg schaffen. Die Flucht war einfach nur ein nicht besonders ernst gemeinter Versuch. Ich meine, im Knast geht es einem doch gut, man bekommt Essen, Trinken und ein bequemes Bett, das alles wäre mir auf der Flucht nicht sicher.“ erklärte er.
    „Komische Ansichten“ seufzte Semir und begann jetzt mit dem richtigen Verhör. Doch vorher verließ er noch kurz den Raum, um den Kollegen aufzutragen, dass sie Konrad Jäger warnen sollten, dass er nicht mit irgendeinem seiner Wagen fahren sollte, bevor sie nicht alle kontrolliert wurden. Doch als er in den Flur trat, hing der Jäger-Sprössling bereits an seinem Handy und wählte verzweifelt alle Nummern seines Vaters, die private und dienstliche Handynummer, die Festnetznummer aus der Firma und die Private und sogar die aus dem Wagen seines Vaters versuchte er, doch nirgendwo nahm sein Vater ab. In der Firma nur die Sekretärin, doch auch die wusste nicht wo Bens Vater sich aufhielt. Sofort rannte Ben den langen Flur entlang und stieß dabei mit seiner Chefin zusammen, die gerade um die Ecke kam.
    „Chefin!“ meinte Ben erleichtert „Wir müssen meinen Vater finden, Michael hat die Bremsschläuche von seinen Wagen durchtrennt und telefonisch kann ich ihn nicht erreichen“ erklärte Ben mit zitternder Stimme.
    „Herr Jäger.“ Begann die Chefin nach einigen Sekunden beruhigend „Die Information kommt zu spät. Es ist ein Anruf für sie eingegangen. Ihr Vater hatte einen schweren Unfall. Er konnte wegen den durchtrennten Bremsschläuchen nicht mehr bremsen und ist frontal mit einem Lkw zusammengeknallt. Der Lkw-Fahrer ist am Steuer kurz eingenickt und ist auf die Gegenfahrbahn geraten und ihr Vater konnte nicht ausweichen, da neben ihm gerade ein Bus fuhr und bremsen und dann noch hinter den Bus ausweichen konnte er auch nicht. Sie sind mit voller Geschwindigkeit aufeinander geknallt und…“ erklärte die Chefin ausführlich, wurde aber von Ben unterbrochen.
    „Kommen sie zum Punkt“ unterbrach Ben seine Chefin heftig und mit lauter Stimme.
    „Ihr Vater ist schwer verletzt auf dem Weg ins Krankenhaus. Es sieht nicht gut für ihn aus, es tut mir leid“ sagte sie leise, doch Ben nahm jedes einzelne Wort gestochen scharf wahr. Jedes Wort versetzte ihm einen unglaublichen Stich ins Herz und er begann schneller zu Atmen und zu zittern. Dann stürmte er wie ein Besessener ohne Rücksicht auf seine Kollegen, die gerade Nachtschicht hatten, aus der Polizeistation, sprang in seinen Wagen und raste zum Krankenhaus.

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