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Vom Ende bis zum Anfang

    • Fertig gestellt
    • Danara
  • Danara
  • 9. Oktober 2012 um 11:16
  • Danara
    Gast
    • 29. Oktober 2012 um 11:37
    • #21

    Konrad blickte in die Richtung, in die der Mann gedeutet hatte, konnte jedoch nur schemenhaft eine Gestalt erkennen, die ebenso wie er auf dem Boden zu hocken schien. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, so dass er nicht genau wusste, wer hier unten bei ihm war, doch aus den Andeutungen des Mannes schloss er, dass es sich um Layla handeln musste. Und wenn sie das wirklich war, konnte das nur bedeuten, dass sie mit diesen Leuten hier kaum gemeinsame Sache machen konnte. Wahrscheinlich hatte man sie unter Druck gesetzt, aber wie war sie überhaupt hier rein geraten? Oder hatte sie vielleicht doch von sich aus den Kontakt gesucht und musste jetzt dafür bezahlen, dass sie sich mit jemandem eingelassen hatte, der keinen Spaß verstand? Hatte sie vielleicht versucht, diesen Jemand zu betrügen? Konrad seufzte lautlos. Auch wenn sie hier mit ihm fest saß, war das nicht unbedingt ein Indiz für ihre Unschuld.
    Mittlerweile konnte er seine Umgebung besser erkennen und stellte so fest, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte. Es war tatsächlich Layla, die ein Stück von ihm entfernt saß. Ebenso wie er war sie gefesselt, in ihrem Fall hatte man sich allerdings dazu entschieden, ihren Fuß mittels einer Art Kette zu befestigen. Sie würde ihm also keine Hilfe dabei sein können, wenigstens dieses verdammte Klebeband loszuwerden. Zudem schien sie ihn trotz des Lärms und des Gespräches gar nicht wahrgenommen zu haben, ihre ganze Aufmerksamkeit schien auf etwas anderes, was sich vor ihr auf dem Boden befand, gerichtet zu sein. Konrad kniff die Augen zusammen; lag da etwa jemand? Und was sagte Layla da?

    In der Zentrale stellte der Techniker die Helligkeit und Tonempfindlichkeit höher, eins der wenigen Dinge, die hier noch einwandfrei funktionierten – bis jetzt zumindest. Er hoffte währenddessen, obwohl sich dafür auch etwas schämte, dass Konrad das Klebeband vor dem Mund nicht so schnell loswerden würde, denn wenn er etwas sagen würde, käme es höchstwahrscheinlich zu einer Rückkopplung, welche der Technik schaden könnte und mit der hatten sie wahrlich schon genug Probleme. Doch das war nicht seine Schuld, auch wenn ihn alle vorwurfsvoll ansahen, wenn sie denn eines Blickes würdigten. Man hatte ihm gesagt, dass es nur ein Probelauf sein würde und er hatte auch vorher ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, dass die Geräte noch nicht ausgreift waren, aber nein; man hatte wieder mal nicht auf ihn hören wollen und das war nun das Ergebnis. Dabei sollten die Leute hier froh sein, dass sie überhaupt die Möglichkeit hatten, mitzubekommen, was dort geschah. Er würde weiterhin versuchen, alles in den Griff zu kriegen. Glücklicherweise achtete im Augenblick kaum jemand auf ihn, denn alle wollten wissen, was in diesem Keller vor sich ging. In gebannter Erwartung hatte sich so mancher nach vorne gebeugt, auch wenn das überhaupt nichts brachte. Aber der Techniker hütete sich, einen Kommentar dazu abzugeben. Die zur Untätigkeit verdammten Zuschauer bekamen nun also zu hören, was Layla sagte, auch wenn außer zweien von ihnen nicht klar war, an wen diese Worte gerichtet waren. Susannes Fingernägel bohrten sich im Moment dieser Erkenntnis schmerzhaft in Semirs Oberarm, doch dieser nahm das überhaupt nicht wahr, zu sehr war seine Aufmerksamkeit auf das gerichtet, was sich da vor seinen Augen abspielte und an dem er nichts ändern konnte.

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  • Danara
    Gast
    • 30. Oktober 2012 um 13:51
    • #22

    „Ben, komm schon, du musst wieder aufwachen, wir müssen endlich hier raus!“ Layla war völlig verzweifelt. Jetzt hatten sie auch noch Bens Vater! Warum hatte er auch nur darauf bestanden, sie zu begleiten? Hatte es denn wirklich keine Gelegenheit gegeben, ihn abzuschütteln? Warum hatte sie sich nicht noch mehr Mühe gegeben, das zu verhindern? Wie sollte das alles nur weiter gehen? Es war einzig und allein ihre Schuld, dass es so weit gekommen war. Wie hatte sie nur glauben können, so einfach die Geschäfte ihres Halbbruders hier weiterführen zu können? Ja, sie war mit Serhat verwandt gewesen, auch wenn kaum jemand etwas davon gewusst hatte, genau so wie nie jemand von der Affäre erfahren hatte, die ihre gemeinsame Mutter gehabt hatte. Nur wegen Serhat hatte sie unbehelligt ihren Laden führen können, doch auch das hatte sie nur getan, weil sie ihrer Mutter versprochen hatte, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen. Viel lieber wäre sie in Deutschland geblieben, wo sie sich fernab von all dieser Kriminalität ein gutes Leben aufgebaut hatte. Doch ihre Mutter war schwer krank geworden und hatte ihr das Versprechen abgenommen, in der Türkei nach dem Rechten zu sehen und dafür zu sorgen, dass es ihrem jüngeren Bruder gut gehen würde. Nachdem ihre Mutter dann gestorben war, hatte Layla sich verantwortlich für ihn gefühlt und war zu ihm zurückgekehrt. Im Grunde hatte sie ihn dafür verantwortlich gemacht, dass sie ihr altes Leben hatte aufgeben müssen und war im Laufe der Zeit darüber immer verbitterter geworden. Und als sie dann gesehen hatte, wie viel Geld Serhat mit seinen illegalen Geschäften gescheffelt hatte, und dass er dabei immer unbehelligt geblieben war, war sie dann irgendwann so weit gewesen, dass sie all ihre moralischen Bedenken über Bord geworfen hatte. Warum sollte sie nicht auch etwas davon haben können? Aber sie war viel zu naiv an die ganze Sache herangegangen und jetzt waren Menschen verletzt worden, an denen ihr wirklich etwas lag, das hatte sie nie gewollt. Sie hätte sich nie darauf einlassen sollen. Sie hätte einfach nur ganz normal in Konrad Jägers Firma arbeiten und sich gleich an die Polizei wenden sollen, als Antonio sie kontaktiert hatte. Doch das hatte sie nicht getan und jetzt musste sie versuchen, das alles wieder in Ordnung zu bringen.
    „Layla?“ Bens Flüstern war mehr zu erahnen als zu hören, doch es war ihr nicht entgangen. „Ben, wie fühlst du dich?“ fragte sie und bereute ihre Worte im selbem Moment schon wieder. Er war schwer verletzt und hatte wahrscheinlich große Schmerzen, wie sollte er sich da schon fühlen. „Es geht schon“, antwortete er trotzdem, doch sein Gesichtsausdruck und seine angespannte Körperhaltung straften seine Worte Lügen. „Was hat er nur mit dir gemacht?“ flüsterte sie mehr an sich selbst gerichtet und konnte dabei nicht verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. „Ich glaube, er musste irgendwelchen Frust loswerden und da ich hier grad’ so rum lag und nichts weiter zu tun hatte…“ Weiter kam er nicht, denn Layla unterbrach ihn empört. „Ben, das ist nun wirklich nicht der richtige Moment für solche Sprüche!“ Er hustete. „Ich weiß“, gab er dann leise zu und schwieg dann. „Das ist einfach meine Art, mit dem hier klar zu kommen. Ich weiß nämlich nicht, ob ich das hier schaffe“, setzte er dann noch hinterher. Früher hätte es so etwas nicht laut gesagt, aber er nach den Erfahrungen in der Türkei hatte er sich vorgenommen, solche Dinge nicht mehr zu verschweigen.
    „Ben, so etwas darfst du noch nicht einmal denken!“ kam es fast flehend von Layla, die völlig entsetzt darüber war, wie schlecht es Ben ging, damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet. „Du musst durchhalten, hörst du, du willst doch zu Susanne zurück, weißt du noch? Das hast du mir oft genug gesagt!“ Doch Ben schüttelte den Kopf. „Ich weiß doch gar nicht, ob sie mich überhaupt zurückhaben will, es ist doch schon so viel Zeit vergangen, wer weiß, was inzwischen passiert ist. Sie war so wütend, als wir uns das letzte Mal gesehen haben und ich kann ihr das im Nachhinein betrachtet nicht mal übel nehmen. Aber ich hatte gehofft, dass sie mich im Krankenhaus besuchen würde, aber es ist überhaupt niemand gekommen. Semir war nicht da und Susanne auch nicht. Ich meine, das sagt doch schon alles, oder? Ich kann froh sein, dass sich wenigstens mein Vater um mich gekümmert hat, sonst wäre ich ganz alleine gewesen. Er hat nie ein Wort über die anderen verloren und ich hatte ehrlich gesagt auch nicht die Kraft, ihn danach zu fragen. Ich hatte einfach Angst vor dem, was er mir sagen könnte.“ Erschöpft von dieser langen Rede schloss er die Augen. „Du willst sie doch nicht so einfach aufgeben, oder? Du liebst sie doch!“ kam es von Layla. „Natürlich will ich sie zurück, ich wünsche mir nichts mehr als das“, sagte er leise.

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  • Danara
    Gast
    • 31. Oktober 2012 um 09:16
    • #23

    „Ich will dich auch zurück, ich liebe dich doch, es tut mir alles so leid“, flüsterte Susanne, ohne Semirs Arm loszulassen. Es war ihr egal, dass die anderen sie anstarrten und überhaupt nicht verstanden, was eigentlich los war. Auch Semir war fassungslos angesichts der Tatsachen, die er gerade erfahren hatte. Konrad Jäger hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass Ben verschwunden geblieben war. Und nicht nur das, er hatte seinen Sohn in dem Glauben gelassen, dass sich seine Freunde von ihm abgewandt hatten. Er verfluchte sich dafür, dass er nicht intensiver versucht hatte, Ben zu finden, er hätte nie in dem Glauben sein sollen, allein da zu stehen! Auch wenn sein Vater wahrscheinlich nur das Beste für seinen Sohn gewollt hatte, konnte Semir im Augenblick nichts als Verachtung für diesen Mann empfinden, der die Menschen in seiner Umgebung nach seinem Gutdünken zu manipulieren schien.

    „Ist da noch jemand?“ fragte Ben, der ein Geräusch zu hören geglaubt hatte, das ein Stück von ihm entfernt war. Er versuchte, sich etwas aufzurichten, doch Layla brauchte nicht viel Energie aufwenden, um ihn zum Liegen bleiben zu bewegen, er hatte einfach keine Kraft mehr. Dann drehte sie sich zu Konrad um und schüttelte den Kopf, doch der hatte auch schon vorher begriffen, dass es für Ben fatal wäre, zu wissen, dass sich auch sein Vater in der Gewalt von Antonio befand. Er war fast froh über das Klebeband auf seinen Lippen, sonst hätte er Layla wahrscheinlich schon angesprochen und dann hätte Ben gewusst, dass auch er hier war. Er versuchte, sich so leise wie möglich zu verhalten, doch er konnte kaum still sitzen, so viele Gedanken schossen durch seinen Kopf. Wie war Ben nur hierher gekommen? Was war mit ihm geschehen? Er würde Antonio persönlich zur Rechenschaft ziehen, wenn Ben noch etwas passierte! Doch über allem lag auch sein schlechtes Gewissen, denn wenn er zugelassen hätte, dass Susanne und Semir seinen Sohn besucht hätten, dann wäre er wahrscheinlich gar nicht erst in dieser Lage gekommen.
    Konrad selbst hatte nie einen so engen Freund gehabt; das Geschäft hatte immer im Vordergrund gestanden. Er hatte völlig unterschätzt, welche Bedeutung die Freundschaft seines Sohnes mit Semir hatte. Und seitdem seine Frau gestorben war, hatte er auch nie wieder eine ernsthafte Beziehung gehabt, zu schmerzhaft war der Verlust gewesen. Er hatte sich einfach in die Arbeit vergraben und mit der Zeit vergessen, wie es war, jemanden an seiner Seite zu haben, den man liebte und ohne den man sich sein Leben nicht mehr vorstellen konnte. Er hatte zwar versucht, die Familie zusammen zu halten, doch Ben hatte sich immer mehr von ihm abgewandt, wahrscheinlich war ihm das alles zu viel geworden, denn Konrad hatte sich in diesem Bestreben nicht als sehr geschickt erwiesen. Doch jetzt auf einmal hatte er verstanden, was in seinem Sohn vorging und er war fest entschlossen, Ben in Zukunft besser zu unterstützen und sich nicht mehr in sein Leben einzumischen, außer er würde darum gebeten. Ben war erwachsen und er hatte eine klare Vorstellung davon, was er machen wollte und die Firma würde auch ohne ihn weiter existieren, Konrad würde schon jemanden finden, dem er sein Lebenswerk anvertrauen könnte. Er musste einfach nur versuchen, jemand anders sein Vertrauen zu schenken, auch wenn er wusste, dass ihm das nicht leicht fallen würde. Aber wenn er daran dachte, welch guten Freund sein Sohn in Semir gefunden hatte… Warum sollte ihm so etwas nicht auch gelingen? Doch wann kam nur endlich die Polizei und holte sie hier raus? Die konnten sie doch nicht so lange in der Gewalt dieses Kriminellen lassen! Das war absolut unverantwortlich!


    „Haben Sie endlich herausgefunden, wo die drei stecken?“ herrschte Semir den Techniker an, auf dessen Stirn sich inzwischen schon eine steile Falte gebildet hatte. Doch der hatte sich vorgenommen, sich nicht provozieren zu lassen. „Wir arbeiten daran“, presste er also nur zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Eigentlich hätte er mit seinen Bemühungen schon längst Erfolg haben müssen, er verstand auch nicht, was hier noch schief lief.

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  • Danara
    Gast
    • 1. November 2012 um 11:23
    • #24

    „Verdammt, das darf doch nicht wahr sein, wir müssen sie endlich da raus holen!“ Semir hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl, er sprang auf und begann, immer einige Schritte hin und her zu laufen, ohne dabei jedoch den Bildschirm aus den Augen zu lassen. „Er hat doch gesagt, dass er sich bemüht, nun lassen Sie den Mann doch in Ruhe seine Arbeit machen. Ich muss Sie sonst bitten zu gehen, wenn Sie sich nicht am Riemen reißen können; zeigen Sie doch mal ein bisschen mehr Professionalität!“ fauchte der Einsatzleiter, dessen Nerven inzwischen auch blank lagen und der mit seinem unwirschen Verhalten nur seine eigene Anspannung kompensierte. Das hier war der absolute Horrortrip! „Und jetzt setzten Sie sich gefälligst hin und lassen den Mann in Ruhe seine Arbeit machen!“ Dankbar sah der Techniker kurz zu seinem Vorgesetzten und bemühte sich noch mehr, endlich herauszufinden, wo der Fehler lag. Semir hingegen folgte der Anweisung nur widerstrebend, doch er wollte nicht riskieren, dass man ihn hier noch raus warf, er musste doch wissen, was mit Ben passierte. Doch gleich darauf wünschte er, er hätte das nächste, was sich auf dem Monitor abspielte, nicht sehen müssen.

    Die Tür zum Keller hatte sich geöffnet und Antonio betrat in Begleitung einiger anderer Männer den Raum. Mit wenigen Schritten war er bei Layla und riss sie grob am Arm hoch. Sie schrie auf, doch er kümmerte sich nicht darum. „So, du kommst jetzt mit und wirst mir all deine Kontakte nennen, die du nirgendwo schriftlich festgehalten hast. Du hast doch wohl nicht ernsthaft geglaubt, dass du einfach so davon kommen würdest, oder? Da fehlt noch einiges, was ich wissen möchte“, herrschte er sie an, während er die Fußfessel löste. Er drehte sich zu Konrad. „Zu ihnen komme ich später noch. In der Zwischenzeit wird Marco ihnen zeigen, was wir mit Leuten machen, die es vorziehen, nicht zu kooperieren.“ Er nickte dem Angesprochenen zu und verschwand dann mit Layla, die es nicht wagte, sich zu wehren, und dem anderen. Zurück blieb Marco, der fast so aussah, als freue er sich über die vor ihm liegende Aufgabe.
    Konrad, der nie in einer solchen Situation gewesen war, hatte keine Ahnung, was ihn zukam, doch Semir wusste genau, was ihn nun erwarten würde, doch er schaffte es nicht, den Blick abzuwenden. Marco ging an Konrad vorbei auf Ben zu. „Er hat Layla in dieses Land gebracht, behauptet aber, nichts über die Geschäfte zu wissen. Uns erscheint das eher unwahrscheinlich und vor allem Antonio mag es gar nicht, wenn man nicht mit ihm kooperiert.“
    Durch das Verhalten von Antonio und Marco war Ben inzwischen klar, dass da noch jemand sein musste, doch er konnte nichts Genaues erkennen. Er hoffte nur, dass Marco nicht so heftig zuschlagen würde wie Antonio. Inzwischen hatte er es aufgegeben, zu beteuern, dass er nichts wusste, sie würden ihm ja doch nicht glauben. Er war sich ja selbst nicht einmal im Klaren darüber, wie genau Layla in diese ganze Sache verwickelt war, er wusste nur, dass er sie niemals hierher hätte bringen dürfen. Seine Menschenkenntnis hatte ihn in diesem Fall so sehr getäuscht, er hatte sich schon mehrfach gefragt, wie ihm das hatte passieren können. Wahrscheinlich hatte es auch mit den Umständen, die dort geherrscht hatte, zu tun gehabt, aber es brachte ihn jetzt auch nicht weiter, darüber nachzugrübeln, er musste vielmehr zusehen, wie er die vor ihm liegende Tortour überstand, zu der Marco jetzt ansetzte.
    Doch Ben konnte die Schläge und Tritte, die nun auf ihn einprasselten kaum noch ertragen, zu viele davon hatte er in zu kurzer Zeit einstecken müssen. Nachdem Marco mehrfach in seinen Rücken getreten hatte, zog er Ben nach oben und rammte ihm mit voller Wucht das Knie in den Magen, um gleich danach noch einen Faustschlag ins Gesicht hinterher zu setzten. Dabei ließ er Ben jedoch los, der daraufhin gegen die Wand taumelte. Marco holte erneut aus und traf Ben wieder am Kopf. Die Wucht dieses letzten Schlages ließ ihn zu Boden stürzen, wo er einfach liegen blieb. Er war nicht mehr in der Lage, Marco irgendetwas entgegen zu setzten und wünschte sich nur, endlich das Bewusstsein zu verlieren, doch sein Verstand sagte ihm, dass er dann wahrscheinlich nicht wieder aufwachen würde und so klammerte er sich noch an das letzte Stückchen Realität, das er noch wahrnehmen konnte und das war der kalte, harte Boden, ein modriger Kellergeruch und glücklicherweise auch die Tatsache, dass die Schläge aufgehört hatten. Marco schien sogar ganz weg zu sein, aber das war nur ein schwacher Trost. Ben wusste nicht, wie viel Zeit ihm noch blieb.

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  • Danara
    Gast
    • 2. November 2012 um 13:14
    • #25

    „Hol ihn da raus, bitte, du musst ihn irgendwie da raus holen!“ bat Susanne Semir mit erstickter Stimme. Der wollte nichts lieber als das tun, doch wo sollte er ihn suchen?
    „Ich werde ihn finden“, sagte er trotzdem, denn was sollte er sonst antworten? Er konnte ihr doch nicht ins Gesicht sagen, dass er so lange zur Untätigkeit verdammt war, bis er endlich einen Hinweis darauf bekam, wo er hinmusste. Eigentlich musste Susanne dieser Umstand auch bewusst sein, doch Semir glaubte, dass sie diesen Gedanken nicht an sich heran ließ; zu schrecklich war die Vorstellung, dass sie nur zusehen und nichts tun konnte.
    „Ich denke, Sie sollten besser draußen warten“, sagte ein inzwischen sehr leise gewordener Martin Lauer. „Nein, ich kann hier nicht weg!“ protestierte Susanne, doch Semir stand auf und zog sie mit sich, wogegen sie sich auch nur halbherzig wehrte. „Susanne, bitte tu dir das nicht mehr an, wer weiß, was die noch mit ihm machen.“ Der letzte Satz war ihm nur aus Versehen rausgerutscht, eigentlich hatte er das vor ihr gar nicht sagen wollen, doch nun war es zu spät. „Aber so habe ich wenigstens das Gefühl, dass ich bei ihm bin“, antwortete Susanne, die auf diesen Kommentar glücklicherweise nicht einging.
    „Hören Sie auf Ihren Kollegen“, sprach sie auf einmal jemand von hinten an. „Niemand sollte mit ansehen müssen, wie ein geliebter Mensch leidet. Vor allem ein Vater sollte davon verschont bleiben.“ Susanne drehte sich rum und traute ihren Augen kaum, als sie erkannte, wer da hinter ihr stand und das gerade zu ihr gesagt hatte. Die Stimme war ihr zwar bekannt vorgekommen, doch damit hätte sie nie gerechnet und auch Semir konnte es kaum glauben, als er den Staatsanwalt erkannte.
    Als Holger Küpper sich der Tatsache bewusst geworden war, dass sich Konrads Firma im Einzugsgebiet seines neuen Wirkungskreises befand, hatte er begonnen, sich genauer mit dessen Geschäften zu befassen. Er hatte eine Liste mit Leuten erstellt, die mit Konrad zu tun hatten; in der stillen Hoffnung, in seinem Arbeitsgebiet auf einen von diesen zu treffen und so auch seinen alten Kommilitonen dran zu kriegen; Holger war sich sicher, dass er etwas finden würde. Er war allerdings sehr überrascht gewesen, als er erfahren hatte, dass der Sohn von Jäger bei der Polizei und nicht im Familienunternehmen gelandet war, aber das kam ihm sogar gelegen, so konnte er seinen Einfluss noch besser geltend machen. Es hatte sich zwar zunächst nur die Gelegenheit bei dem Partner von Konrads Sohn ergeben, aber er hatte einfach genommen, was zu kriegen war. Sogar bis zu ihm war die Tatsache gedrungen, dass dieser Gerkhan und Jäger junior nicht nur Partner, sondern auch die besten Freunde waren. Er hatte einfach angenommen, wenn er Ben schaden würde, dies auch Konrad treffen würde. Er hatte nicht geahnt, dass deren Beziehung so kompliziert war.
    Auch Konrads Firma hatte er unter Beobachtung gehabt, er war jetzt in der Position, so etwas anzuordnen, ohne dass seine Entscheidung hinterfragt wurde. Und das Schicksal hatte ihm dann auch gleich einen Treffer beschert, als das Unternehmen bei einem anderen „Kunden“ auftauchte, der des unerlaubten Waffenbesitzes verdächtigt wurde. Doch damit, dass sich das Ganze so entwickeln würde, hätte Holger nie gerechnet. Schon als er Konrad wieder getroffen hatte, hatte er festgestellt, dass die alten Gefühle zwar noch da waren, aber einiges an Intensität verloren hatten, doch er hatte sich nicht die Blöße geben wollen, wieder einen Rückzieher zu machen, schließlich hatte er einen Ruf zu waren. Doch als er dann gesehen hatte, was mit Ben passiert war und wie sehr dies auch seine Freunde schockiert hatte, hatte es bei ihm sozusagen „klick“ gemacht; es war, als wäre in seinem Inneren ein Schalter umgelegt worden, der ihm endlich klar gemacht hatte, dass die Vergangenheit abgeschlossen und das Leben längst weiter gegangen war. Sein Gewissen, welches er bis dato erfolgreich verdrängt hatte, hatte ihn förmlich angeschrien, was er da eigentlich täte und wenn er ehrlich war, hätte er auch niemals so weit gehen dürfen. Er hätte Konrad einfach in Ruhe lassen sollen, doch dazu war es jetzt zu spät. Er konnte nur noch versuchen zu retten, was zu retten war und damit würde er jetzt sofort anfangen. Ihm war klar, dass er sich dabei kaum auf die hiesigen Mitarbeiter des LKA verlassen konnte, mit dieser Überwachungsnummer hatten die sich gerade selbst disqualifiziert und wenn das Ganze hier ausgestanden war, würde das alles auch noch ein Nachspiel haben. Aber dieser Gerkhan schien der Richtige zu sein, an den er sich jetzt wenden konnte, denn er hatte da so eine Idee.

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  • Danara
    Gast
    • 3. November 2012 um 09:02
    • #26

    „Trauen Sie es sich zu, ihren Freund zu finden?“ fragte ein sichtlich betroffener Dr. Küpper. „Ich weiß es nicht“, musste Semir ehrlich antworten, als er sich von der Überraschung, den Staatsanwalt so reden zu hören, erholt hatte. „Machen Sie sich auf die Suche. Ich werde Ihnen den Rücken frei halten. Die Damen und Herren dieser Dienststelle scheinen ja nicht in der Lage dazu sein. Aber das wird noch Konsequenzen haben, das kann ich Ihnen versichern. Gehen Sie, ich kümmere mich um Frau König.“ Dann drückte er Semir einen Zettel in die Hand, auf den einige Adressen notiert waren. „Ich hoffe, dass Sie im Gegensatz zu den Beamten hier im Hause in der Lage sind, Ihre Arbeit besser zu machen. So weit ich informiert bin, ist es für sie ja auch nicht ungewöhnlich, ohne Rückendeckung zu arbeiten. Ich weiß es zwar nicht genau, aber ich vermute, dass es sich um eines dieser Häuser handelt, der Weinkeller kam mir bekannt vor.“
    Semir nickte und umarmte Susanne kurz zum Abschied, bevor es sich Dr. Küpper noch anders überlegen würde. Er hatte zwar keine Ahnung was bei dem Mann diesen Sinneswandel ausgelöst hatte, aber das war ihm im Augenblick auch egal, er hoffte nur, dass der Staatsanwalt auch zu seinem Wort stehen würde. „Ich schaff das schon, vertrau mir“, flüsterte er Susanne ins Ohr und machte sich dann auf den Weg. Seine letzten Worte waren nicht einmal gelogen gewesen, denn wenn das Schicksal ihm Dr. Küpper an die Seite stellte, musste ihm alles andere erst recht gelingen.
    Währenddessen geleitete Dr. Küpper Susanne zu einer Art Aufenthaltsraum, wo sie sich setzten. „Warum tun Sie das?“ fragte sie ihn geradeheraus, sie hatte keine Nerven mehr für ein diplomatisches Vorgehen. „Mir ist eben etwas klar geworden, etwas, was ich schon lange hätte verstehen müssen.“ Er machte eine kurze Pause. „Seit Jahren, nein seit Jahrzehnten hege ich einen Groll gegenüber Konrad Jäger. Und dieser hat sich mit der Zeit so weit verselbstständigt, dass er sich schließlich auch sogar auf seinen Sohn, dessen Freunde und Kollegen erstreckt hat; kurz gesagt auf alle, die eine Verbindung zu Konrad hatten und mich somit an das, was vor Jahren geschehen ist, erinnerten. Aber eigentlich ist diese Sache schon lange vorbei, es sollte für mich keinen Grund geben sollte, ihm das alles noch nachzutragen. Die Dinge von früher sollten längst vergeben und vergessen sein, doch das habe ich viel zu spät erkannt. Ich habe nur gesehen, dass ich plötzlich die Möglichkeit hatte, endlich mal etwas gegen Konrad zu unternehmen und dabei habe ich entgegen meiner sonstigen Art nicht genau hingeschaut. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass ihn keine Schuld an der ganzen Sache traf. Auch wenn er andere Fehler hat; seine Arbeit ist tatsächlich immer ganz korrekt gewesen. Doch ich habe diesmal meinen Job nur nachlässig gemacht und das ist nun dabei herausgekommen. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass er sich in eine solche Gefahr begibt.“
    Susanne war wie erschlagen von diesem Geständnis. Selbst wenn sie seine Motive immer noch nicht ganz nachvollziehen konnte, so hatte sie mit einer solchen Wendung doch niemals gerechnet. Dass er es ehrlich meinte, war ihm nur deutlich anzusehen. Da war nichts mehr von dem strengen Staatsanwalt zu erkennen, mit dem sie es sonst immer zu tun hatte, auch er war nur ein ganz normaler Mensch mit Sorgen und Ängsten und vor allem mit einer Vergangenheit, in der auch Konrad Jäger eine Rolle zu spielen schien.
    „Aber dann hätten wir Ben nie gefunden und ich hätte immer geglaubt, dass er mich verlassen hätte und…“, begann Susanne und eigentlich hatte sie noch viel mehr sagen wollen, doch dann versagte ihr die Stimme. Aber ihr Gegenüber schien zu verstehen, was sie ihm sagen wollte und nahm ihre Hand. Wenn diese Geste noch vor wenigen Stunden unvorstellbar gewesen wäre, so war dies jedoch für beide jetzt wie selbstverständlich. „Herr Gerkhan arbeitet zwar sehr individuell, aber bisher war er damit immer erfolgreich. Er wird das schon schaffen. Und wenn wir das alles hinter uns gelassen haben, habe ich noch einiges wieder gut zu machen.“ Susanne nickte, teilweise wusste sie, worauf er hinauswollte, und alles andere war seine Sache. Sie machte Anstalten, aufzustehen, doch Küpper hatte ihre Hand noch nicht wieder losgelassen. „Ich kann zwar verstehen, dass Sie wissen wollen, was passiert, aber ich halte es für keine gute Idee, wenn Sie sich wieder vor diesen Bildschirm setzten. Sie werden schon früh genug erfahren, was geschehen ist.“ Susanne ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und nickte. Auch wenn sie es kaum aushielt, im Ungewissen zu sein, war das wahrscheinlich doch besser als alles hautnah mit zu erleben. Zudem war sie sich sicher, dass sie es kaum ertragen könnte, Ben wieder so leiden zu sehen. Dennoch war sie sich auch sicher, dass sie sich wahrscheinlich wieder vor diesen Monitor setzten würde, wenn man sie nicht davon abhalten würde. Und so saß sie nun mit Dr. Küpper still da und wartete.

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  • Danara
    Gast
    • 4. November 2012 um 10:04
    • #27

    Konrad Jäger hatte hilflos und stumm mit ansehen müssen, was Marco mit seinem Sohn gemacht hatte und ihm war so, als hätte sich eine eiserne Klammer um seinen Brustkorb gelegt, die ihm nun das Atmen immer schwerer machte. Er wusste genau, dass es sein schon geschädigtes Herz war, das sich jetzt mit aller Macht bemerkbar machte. Er war deswegen bereits seit einigen Monaten in Behandlung, doch niemand hatte darüber Bescheid gewusst. Es machte sich auf dem Aktienmarkt nun einmal nicht gut, wenn der Firmenpatriarch eines Familienunternehmens, der immer noch keinen geeigneten Nachfolger hatte präsentieren können, schwer krank wurde.
    Er sah auf Ben, der ein Stück weit entfernt von ihm in einer Blutlache lag und sich nicht rührte. Irgendetwas musste er jetzt unternehmen, er konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie sein Sohn hier vor seinen Augen starb. Und das würde er, da war sich Konrad sicher, wenn er nicht bald Hilfe bekam. Ungeachtet seiner eigenen Schmerzen begann er, sich umzusehen, ob er nicht doch eine Möglichkeit fand, sich zu befreien. Ein Blick von ihm fiel auf eine Stelle im Gitter, die etwas höher lag, aber schon sehr verrostet aussah. Langsam stand er auf, auch wenn ihm dabei das Atmen immer schwerer fiel. Wenn es jetzt noch schaffen könnte, sich ein wenig zu recken, würde er sie erreichen können. Nach einigen Anläufen hatte er es endlich geschafft und das Gitter gab nach einigen leichten Rucken tatsächlich nach und Konrad war frei, wenn man einmal von den Handschellen absah, die noch an seinen Handgelenken befestigt waren, aber er konnte sich zumindest ungehindert bewegen. Dann biss er die Zähne zusammen und zog so fest er noch konnte am linken Ring der Fessel, welche anscheinend nicht ganz so fest geschlossen worden war, wie er allerdings erst bei seiner Befreiungsaktion bemerkt hatte und es gelang ihm tatsächlich, sich daraus zu befreien und nun auch endlich das Klebeband von seinem Mund entfernen. Mit wenigen Schritten war er bei Ben und kniete sich zu ihm. Er hätte gerne den Kopf seines Sohnes auf den Schoß genommen, damit dieser nicht auf dem kalten Betonboden liegen musste, doch es fehlte ihm dazu inzwischen einfach die Kraft; zu sehr setzte ihm das alles hier inzwischen auch körperlich zu, von seiner psychischen Verfassung ganz zu schweigen. So konnte er sich nur darauf beschränken, Ben über die Haare zu streichen und leise auf ihn einzureden, zumindest, wenn seine Luft dazu reichte.


    Susanne erschrak, als sie plötzlich auf dem Monitor Bens Gesicht fast unmittelbar vor sich sah. Sie hatte es doch nicht ausgehalten, nicht direkt zu erfahren, was mit ihm geschah und war unter Protest von Dr. Küpper, der sie aber trotzdem begleitet hatte, zu der Überwachung zurückgekehrt. Es musste Konrad inzwischen irgendwie gelungen sein, sich zu befreien und zu Ben zu gelangen. Es zerriss ihr fast das Herz, ihn so zugerichtet zu sehen, aber wenigstens war er nicht allein, auch wenn sie es lieber selbst an dieser Stelle gewesen wäre. Doch es war jemand bei ihm, von dem sie wusste, dass er alles für Ben tun würde, was in seiner Macht stand. Sie betete dafür, dass Semir die beiden schnell fand, sie wollte sich nicht vorstellen, was passieren würde, wenn ihm das nicht oder nur zu spät gelingen würde. Die Tonqualität der Übertragung schien inzwischen auch etwas nachgelassen zu haben, Konrads Stimme klang so seltsam, doch sie konnte gerade noch verstehen, was er zu seinem Sohn sagte.


    „Ben, Junge…. hörst du mich… ich bin bei dir… alles wird gut werden…die werden uns schon… hier rausholen.“ Er musste eine Pause machen, es strengte ihn einfach zu sehr an und Ben schien überhaupt nicht auf seine Anwesenheit zu reagieren. Er musste etwas anderes versuchen, etwas, dass Ben dazu bringen könnte, ihn wahrzunehmen und vielleicht auch auf ihn zu reagieren, damit Konrad wieder mehr Hoffnung haben und auch an seine eigenen Worte glauben könnte. Denn entgegen seiner Aussage war er keineswegs überzeugt davon, dass bald Hilfe kommen würde. Oder stand inzwischen ein SEK vor der Tür, bereit, jeden Moment das Haus zu stürmen? Ja, so musste es sein, anders konnte er es sich nicht erklären, dass sie immer noch hier unten festsaßen. Sicherlich würde auch ein Arzt für Ben mit dabei sein. Er klammerte sich an diesen Gedanken, um die Hoffnung nicht vollends zu verlieren und versuchte dabei weiter, zu seinem Sohn durchzudringen.

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  • Danara
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    • 5. November 2012 um 15:29
    • #28

    „Ben…du musst das hier schaffen…hörst du? Du willst doch…wieder zurück…zu Susanne…du musst…kämpfen…wenn schon nicht…für mich…dann für Susanne.“ Auch wenn die beiden sich zu lange nicht gesehen hatte, war Konrad im Unterbewusstsein inzwischen klar geworden, dass Susanne die Frau war, mit der Ben den Rest seines Lebens verbringen wollte, vielleicht schaffte es ja der Gedanke, ihm eine Reaktion zu entlocken. „Es tut mir…so leid… ich hätte sie… zu dir lassen…sollen.“ In eben diesem Moment zuckten Bens Augenlider, sie öffneten sich einen kleinen Spalt und man konnte ein leichtes Nicken ausmachen.
    Langsam war eine Stimme in sein Bewusstsein gedrungen und noch langsamer hatte Ben den Sinn der Worte begriffen. So war es also gewesen, Susanne hatte nicht zu ihm gedurft, obwohl sie es vielleicht gewollt hatte. Trotz seiner derzeitigen Verfassung verspürte er eine Welle der Erleichterung, denn die Trennung von ihr hatte ihn in der ganzen Zeit neben dem Streit mit Semir am meisten beschäftigt. Vielleicht hatte dieser auch nicht zu ihm kommen dürfen, obwohl er es vielleicht gewollt hatte? Dann wäre ja alles ganz anders gewesen, als Ben gedacht hatte. Er musste unbedingt herausfinden, ob da etwas dran war! Konnte er der Stimme Glauben schenken? Wer hatte da zu ihm gesprochen? War dieser Jemand verantwortlich dafür gewesen? Dann öffnete er die Augen ganz und erst dann realisierte er, wer da neben ihm saß. „Papa?“ fragte er dann sehr leise und in einem ungläubig klingenden Ton. „Was machst du denn hier?“ Etwas anderes fiel ihm in diesem Moment nicht ein, so perplex war er, seinen Vater hier zu sehen. Eigentlich müsste er ihn fragen, warum er Susanne nicht zu ihm gelassen hatte, doch im Moment schienen andere Dinge wichtiger zu sein. Trotzdem schweiften seine Gedanken zurück an den Tag, an dem sie in seiner Wohnung überfallen worden waren und zu dem, was danach passiert war. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, bevor im Krankenhaus wieder zu sich gekommen war, war die Tatsache, dass es entgegen seiner Erwartung tatsächlich funktioniert hatte, die Kabelbinder an Semirs Händen mit einer Glasscherbe durchzuschneiden doch dann hatte er es nicht mehr geschafft, noch bei Bewusstsein zu bleiben. Er war erst wieder im Krankenhaus aufgewacht….


    …das erste, was Ben wahrnahm, während er sich langsam wieder ins Bewusstsein kämpfte, war Vogelgezwitscher. Aber das konnte doch gar nicht sein; er wohnte mitten in der Stadt und die nächsten Bäume waren viel zu weit entfernt. Langsam öffnete er die Augen und war erst einmal geblendet von all dem Weiß um ihn herum. Verwirrt begann er sich umzusehen, bis er schließlich begriff, dass er sich in einem Krankenhaus befand. Das konnte dann doch nur heißen, dass Semir es geschafft hatte, sich und Andrea zu befreien und Ben konnte nur hoffen, dass es ihm ebenfalls gelungen war, auch Susanne und Layla aus den Händen dieser Verbrecher zu retten. Doch sein Partner würde ihm das wahrscheinlich gleich selbst erzählen, Ben war sich sicher, dass er auf dem Flur warten würde, denn auch wenn sie in der letzten Zeit so ihre Probleme gehabt hatten, war Ben überzeugt davon, dass Semir hier sein würde, so wie immer, wenn einer von ihnen verletzt war. Vielleicht hatten sie jetzt endlich einmal die Gelegenheit, in Ruhe miteinander zu reden und alles würde sich endlich klären. Doch eigentlich wollte er als allererstes wissen, wie es Susanne ging, auch hier war ein Gespräch längst überfällig. Wahrscheinlich war sie zusammen mit Semir da.
    Langsam versuchte Ben, sich aufzusetzen, was ihm erstaunlicherweise ganz gut gelang. Er ging davon aus, dass er einiges an Schmerzmitteln intus hatte, wenn er so die ganzen Pflaster und Verbände bedachte, die er an seinen Händen sah und an seinem Rücken spürte. Doch bevor er die Beine aus dem Bett schwingen konnte, öffnete sich dir Tür, doch zu seiner Enttäuschung waren es weder Semir noch Susanne, die herein kamen, sondern nur sein Vater, der ihn besorgt anblickte. Er zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und fragte: „Wie geht es dir Junge?“ Doch Ben hatte jetzt erst einmal andere Gedanken im Kopf. „Was machst du denn hier?“ wollte er also erst einmal wissen, denn mit seinem Vater hatte er überhaupt nicht gerechnet. Konrad schien leicht genervt ob dieser Frage zu sein, antwortete aber trotzdem. „Andrea hat mich benachrichtigt, sie wartet draußen“, antwortete er trotzdem. „Ach so.“ Ben schwieg. „Was ist passiert?“ fragte Konrad. Ben sah seinen Vater an. Er war hier. Andrea stand vor der Tür, aber Semir war nicht da und Susanne auch nicht. „Wo ist Semir?“ fragte er, obwohl das sein Vater wohl kaum wissen konnte, doch er überraschte mit einer Antwort. „Andrea sagte, sie seien auf dem Revier. Ben was ist hier eigentlich los?“

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  • Danara
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    • 6. November 2012 um 20:59
    • #29

    Ben atmete tief durch. Semir war nicht hier. Es war wichtiger für ihn, jetzt auf dem Revier zu sein als bei ihm. Ben hatte seine letzte Kraft aufgewandt, um ihn zu befreien, doch Semir war trotzdem nicht hier. Und Susanne auch nicht, obwohl es ihr anscheinend gut ging, Semir musste es geschafft haben, sie zu finden. Doch keiner der beiden war da, an etwas anderes konnte Ben im Augenblick nicht denken. Dann sah er seinen Vater an, den er zwar eher selten traf und mit dem er auch kein so gutes Verhältnis hatte, doch er war jetzt hier und es war ihm deutlich anzumerken, dass er sich Sorgen machte. Ben atmete noch einmal durch und traf dann eine Entscheidung. Der Mann, der jetzt hier bei ihm saß und sich offensichtlich ernsthaft um ihn sorgte war seine Familie und auch wenn sie oft im Streit auseinander gingen, so blieben sie doch immer Vater und Sohn; Freundschaften konnten zerbrechen, Verwandtschaft nicht. Und so begann Ben, seinem Vater alles zu erzählen, was in den letzten Wochen geschehen war. Oftmals schien Konrad kurz davor, etwas zu sagen, doch er hielt sich zurück, so dass Ben von Anfang bis zum Ende alles erzählen konnte. Wenn er sich selber dabei zuhörte, kam es ihm fast unwirklich vor, doch es war alles so geschehen.
    Und Ben ließ nichts aus. Die Geschichte mit der Sekte kannte sein Vater und er wusste auch , dass Semir Mike erschossen hatte, also begann Ben mit Semirs Suspendierung, denn ab da war alles schief gelaufen.
    Nachdem Ben mit seiner Erzählung fertig war schwiegen die beiden eine Weile. Dann sagte Konrad: „Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass du dich erholst und wieder ganz gesund wirst. Ich werde mal versuchen, ob ich einen Arzt sprechen kann, du siehst müde aus, schlaf doch noch etwas“, sagte er zu Ben, der inzwischen wieder sehr blass aussah. „Ist gut“, antwortete Ben, denn er war wirklich sehr müde und auch sein Rücken und sein Arm taten weh. Er schloss die Augen und Konrad ging leise zur Tür.

    Als sich die Zimmertür nach einiger Zeit erneut öffnete, hoffte Ben, dass jetzt doch endlich Semir oder Susanne da sein würden, doch er wurde noch einmal enttäuscht. Es war wieder sein Vater, der herein kam. Immer mehr begann Ben zu realisieren, dass es tatsächlich wahr sein könnte, dass sein Freund und auch seine Verlobte im Augenblick erst mal auf Abstand zu ihm gegangen waren und diese Erkenntnis erschütterte ihn mehr als alles andere. Trotzdem konnte er es nicht lassen, noch einmal nach ihnen zu fragen, doch die Antwort seines Vaters schien seinen Verdacht nur zu bestätigen.
    „Sie sind nicht hier, aber mach dir darüber keine Gedanken, es geht ihnen gut, doch erst mal ist nur wichtig, dass du wieder auf die Beine kommst“, antwortete Konrad ausweichend. „Ich habe dafür gesorgt, dass du morgen in eine andere Klinik verlegt wirst, ein Freund von mir ist dort der Leiter, da wird man sich bestens um dich kümmern.“ Ben war viel zu müde, um ernsthaft widersprechen zu können, es sah seinem Vater mal wieder ähnlich, so etwas zu regeln. Trotzdem war diesem der unwillige Gesichtsausdruck in den Augen seines Sohnes nicht entgangen. „Keine Sorge, die sind dort alle sehr nett und es besteht auch die Möglichkeit, dass dein Besuch mal länger, vielleicht sogar über Nacht dableibt.“ Konrad hatte zwar keineswegs vor, diesen Fall eintreten zu lassen, aber damit konnte er wenigstens erreichen, dass Ben nicht widersprach und er ihn so leichter von allem fern halten konnte. Denn Konrad war felsenfest davon überzeugt, dass es so das Beste für seinen Sohn wäre.
    „Bist du sicher, dass mit Susanne und Semir alles in Ordnung ist?“ fragte Ben noch einmal und sein Vater nickte erneut. „Ja, es konnten alle verhaftet werden, nicht zuletzt dank deines Einsatzes.“ Ben schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich hab’ doch gar nichts gemacht.“ Konrad konnte dieser Aussage eigentlich nicht zustimmen, aber er wollte mit seinem Sohn über so etwas nicht diskutieren, es würde sonst nur wieder darin enden, dass er ihm vorwarf, zur Polizei gegangen zu sein und ein Streit war das letzte, was Ben jetzt brauchen konnte. Konrad hatte sich fest vorgenommen, seiner Vaterrolle diesmal besser gerecht zu werden.

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  • Danara
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    • 7. November 2012 um 13:31
    • #30

    Am nächsten Tag wurde Ben in die andere Klinik verlegt, viel bekam er davon nicht mit, da er durch die Schmerzmittel immer noch ziemlich ruhig gestellt war. Aber als nach einigen Tagen die Dosierung etwas runter gefahren wurde, wurde er auch wieder etwas wacher und nahm die Umwelt um sich herum mehr wahr. Und er begann sich zu fragen, wo Susanne und Semir steckten, warum sie ihn noch nicht besucht hatten. Hatte sein Vater die Wahrheit gesagt, war mit den beiden wirklich alles in Ordnung? Doch auch nachdem er ihn erneut gefragt hatte, war die Antwort dieselbe gewesen; beide ginge es gut, er bräuchte sich keine Sorgen zu machen. Schon damals hätte Ben sich über die ausweichenden Antworten seines Vaters wundern müssen, er hätte das nicht so hinnehmen dürfen, er hätte intensiver versuchen müssen, einen der beiden zu erreichen, dann wäre es niemals so weit gekommen. Doch so hatte er nur ein paar Mal vom Krankenhaustelefon aus versucht, Susanne und Semir zu erreichen, hatte dabei aber nie Glück gehabt. Seinem Vater hatte er nichts davon gesagt, wahrscheinlich hätte der auch nicht viel davon gehalten. Was Ben allerdings nicht mitbekommen hatte, war die Tatsache dass jeweils beide versucht hatten, die unbekannte Nummer, die sie zu erreichen versuchte, zurück zu rufen. Er war zu diesen Gelegenheiten jedoch nicht im Zimmer gewesen war und sein Telefon hatte kein Display, welches die Anrufe angezeigt hätte. Wo sein Handy abgeblieben war, wusste Ben nicht, Wahrscheinlich war es bei seinem Sturz kaputt gegangen, doch sein Vater hatte versprochen, ihm ein neues zu besorgen.
    Langsam war er mehr und mehr ins Grübeln geraten. Warum meldeten sich die beiden nicht bei ihm? Susanne musste doch inzwischen begriffen haben, dass er nichts mit Layla gehabt hatte, vielleicht hatte sogar Layla selber etwas dazu sagen können. Warum war sie noch so wütend auf ihn, dass sie nichts von sich hören und sehen ließ? Ben konnte das einfach nicht verstehen, doch mit der Zeit begriff er immer mehr, dass das wohl das Ende seiner Beziehung mit Susanne sein könnte, obwohl das das Letzte war, was er wollte. Er liebte sie immer noch von ganzem Herzen und konnte sich ein Leben ohne sie kaum vorstellen. Doch er konnte sie kaum zwingen, weiter mit ihm zusammen zu sein, wenn sie das nicht wollte. Und Semir? Auch der ließ sich nicht blicken, obwohl Ben ihn auch bis zu einem gewissen Grad verstehen konnte. Wahrscheinlich musste er erst einmal selber mit all dem klar kommen; er kannte Semir, der würde sich schon wieder einkriegen und sich dann bei ihm melden. Aber mit der Zeit bröckelte auch diese Erkenntnis und Ben musste sich eingestehen, dass er seinen Partner anscheinend falsch eingeschätzt hatte. Wenn Semir mit ihm hätte reden wollen, dann hätte er sich doch längst melden müssen, von Susanne ganz zu schweigen. Es sah ihr gar nicht ähnlich, die Dinge nicht klären zu wollen, oder hatte sie für sich längst alles geklärt und ihre Abwesenheit sollte ihm ihre Entscheidung deutlich machen?
    Wie sollte das alles nur weiter gehen? Er konnte doch nicht einfach wieder ins Büro marschieren, wenn er wieder fit war und so tun, als wenn nichts gewesen wäre? Nein, das ging definitiv nicht! Er dachte lange über die Alternativen, die ihm blieben nach, aber keine wollte ihm so richtig gefallen. Letztendlich kam er dann zu dem Entschluss, dass er erst mal eine Auszeit ganz für sich alleine brauchte, weit weg von all dem hier und auch von seinem Vater, der ihn mit seiner Fürsorge zwischenzeitlich ziemlich übertrieben hatte. Fast hatte Ben den Eindruck, er wollte jetzt alles aufholen, was er in Bens Jugend verpasst hatte. Sicher war das gut gemeint, doch es war ihm auch zuviel geworden. Aber als es ihm dann besser ging, war sein Vater wieder in sein altes Schema zurückgefallen und hatte sich wieder intensiv seiner Arbeit gewidmet, was Ben einerseits erleichtert, auf der anderen Seite aber auch traurig gemacht hatte, denn so spürte er die Einsamkeit noch mehr.

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  • Danara
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    • 8. November 2012 um 16:51
    • #31

    Entschuldigung, ich habe mich vertan!

    Einmal editiert, zuletzt von Danara (9. November 2012 um 19:30) aus folgendem Grund: Zu viel des Guten!

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  • Danara
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    • 9. November 2012 um 19:25
    • #32

    Als seine Entlassung in greifbare Nähe rückte, hatte er endlich einen Entschluss gefasst. Er setzte einen Brief für Frau Krüger auf, in dem er auf Beurlaubung auf unbestimmte Zeit bat. Eigentlich wusste er nicht, ob das überhaupt möglich war, aber letztendlich war ihm das auch egal, sein Entschluss stand sowieso fest. Wenn er dadurch diesen Job verlor, sollte es eben so sein, ansonsten würde Frau Krüger schon tun, was sie für richtig hielt. Dann bat er seinen Vater, noch einige persönliche Dinge für ihn aus seiner Wohnung zu holen, Ben wollte zu diesem Zeitpunkt eine Konfrontation mit Susanne vermeiden, das war für beide sicher besser. Sein Vater war nicht begeistert darüber, dass Ben alleine losziehen wollte, doch er sah auch ein, dass er ihn nicht aufhalten konnte. Ben musste ihm versprechen sich regelmäßig zu melden, Konrad besorgte ihm noch ein neues Handy, denn das alte war in dem ganzen Trubel verloren gegangen und so machte Ben sich schließlich mit dem Motorrad auf den Weg.
    Er blieb in Deutschland und klapperte einfach alle seine Bekannten und Freunde ab, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Alle freuten sich, dass er vorbei kam und das tat ihm richtig gut und lenkte ihn vor allem ausreichend ab. Doch immer war da dieses Gefühl, dass ihm etwas fehlte und sehr er es auch versucht hatte, zu verdrängen; er hatte genau gewusst, dass es die Sehnsucht nach seinem alten Leben, vor allem die nach Susanne und seiner Freundschaft mit Semir war, die ihn quälte.

    Doch das war alles Vergangenheit, er hatte sich genug Zeit gelassen, um über alles nachdenken zu können und er war eigentlich auf dem Rückweg gewesen, um sich der Konfrontation mit allen zu stellen. Er hatte reinen Tisch machen, alles klären wollen, doch dann hatte er auf einmal Layla am Telefon gehabt, als er seinen Vater anrufen und ihn über seine Rückkehr informieren wollte. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie inzwischen tatsächlich in der Firma seines Vaters arbeitete, aber das sah seinem alten Herrn ähnlich. Sie musste gute Qualifikationen gehabt haben und er war auf der Suche nach jemandem wie ihr gewesen. Da kümmerte es ihn auch nicht, wenn das Privatleben etwas chaotisch aussah, so lange es sich nicht auf das Geschäft auswirkte, war ihm das egal. Doch diesmal hatte er gründlich daneben gegriffen, aber Ben war weit davon entfernt, schadenfroh darüber zu sein, er hoffte einfach nur, dass sie alle heil hier raus kommen würden. Er hätte sich nicht auf das Treffen mit Layla einlassen sollen, doch auch hier hatte er einfach nur gehofft, die Sache zu einem Abschluss bringen zu können. Aber dann war er betäubt worden, bevor sie ihr Gespräch zu Ende hatten bringen können und er war erst wieder in diesem Keller wach geworden und auch da hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, wirklich mit ihr zu reden. Das einzige, was ihm klar geworden war, war die Tatsache, dass Layla ihre Situation völlig falsch eingeschätzt hatte und er den Preis dafür mit zu bezahlen hatte, auch wenn er eigentlich gar nichts mit all dem zu tun hatte. Er wusste nicht einmal, was sie eigentlich von ihm bei diesem Treffen gewollt hatte, denn kurz nachdem er in diesem Keller wach geworden war, war auch schon dieser Antonio da gewesen und hatte ihn als Sandsack missbraucht. Das hatte anscheinend dazu gedient, Layla den Ernst ihrer Lage klar zu machen, auch wenn Ben keine Ahnung hatte, was sie mit diesen Typen zu schaffen hatte, schienen sie zumindest noch irgendwie auf Layla angewiesen zu sein, sonst hätten sie sich nicht ihn ausgesucht, um ihre ‚Ansichten’ deutlich zu machen. Wenigstens war sie so anständig, dass sie nicht sein Leben aufs Spiel setzten würde, sonst hätte man ihn nicht geholt, aber das war auch schon so in der Wohnung gewesen, als Susanne als Druckmittel eingesetzt worden war.
    Er hätte sich niemals mit dieser Frau einlassen dürfen, soviel war ihm inzwischen klar und wenn er hier raus käme, würde er alles daran setzen, ihr nie wieder zu begegnen. Doch dazu mussten sie es erst einmal schaffen, hier zu verschwinden, doch wie er das bewerkstelligen sollte, wusste er wirklich nicht. Allein die ganzen Gedanken machten ihn schon wieder so müde und was hatte eigentlich sein Vater hier zu suchen?

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  • Danara
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    • 9. November 2012 um 19:33
    • #33

    Konrad Jäger versuchte, so tief wie möglich Luft zu holen. „Es ist alles in Ordnung…. mach dir um mich keine Gedanken… es ist nur wichtig, das wir dich hier raus bringen.“ „Wir?“ fragte Ben irritiert. Tausend weitere, doch diesmal nicht zusammen hängende Gedanken schossen durch seinen Kopf, aber er bekam keinen davon mehr richtig zu fassen, nur zwei Dinge hatte er verstanden. Sein Vater war bei ihm und es würde Hilfe kommen, er musste nicht überlegen, wie sie hier raus kamen, diese Aufgabe würden andere für ihn übernehmen. Er schloss die Augen und nahm dann nichts mehr wahr als den kalten Fußboden.

    Semir hatte inzwischen drei Villen abgeklappert, die Küppers Meinung nach für das Versteck in Frage gekommen wären, doch er hatte bisher noch kein Glück gehabt. Zwei Häuser hatte er noch auf seiner Liste, doch wenn er da auch keinen Erfolg hätte, wusste er nicht, was er dann noch tun sollte. Er zwang sich, tief zu durchzuatmen und diesen Gedanken beiseite zu schieben. An der vorletzten Adresse angekommen, stellte er dann fest, dass sich in diesem Gebäude zumindest jemand befand. Vorsichtig näherte er sich dem Anwesen, vielleicht waren es ja auch ganz normale Leute, die hier wohnten, doch so richtig daran glauben wollte er nicht. Aber er zwang sich, nicht allzu optimistisch zu sein, er konnte sich das nicht erlauben, zu groß wäre die Enttäuschung, wenn er hier nicht richtig wäre. Aus diesem Grund verzichtete er auch erst einmal darauf, seine Kollegen zu verständigen, er musste sich zuerst ganz sicher sein, zumal die sowieso nicht wussten, dass er auf eigene Faust losgezogen war. Er fragte sich, ob sie sich wunderten, wo er abgeblieben war, doch das war ihm auch egal, solange sie nur später herkamen, um ihn zu unterstützen, aber er war sich sicher, dass Dr. Küpper dafür sorgen würde.
    Es gelang ihm, unbemerkt ins Haus zu kommen, eine Tür zur Terrasse war unverschlossen gewesen und es schienen nicht viele Personen hier zu sein. Durch eine leicht angelehnte Tür zum Flur hörte er Stimmen, er ging ein paar Schritte in diese Richtung; nicht zu nah, nur gerade so weit, dass er hören konnte, was gesprochen wurde und es reichte ihm nur ein Satz, um zu wissen, dass er hier richtig war. „Wann kommen Antonio und Layla wohl zurück, oder bringt er sie gar nicht mehr mit?“ Semir durchlief ein eiskalter Schauer. Bedeutete das, dass Antonio und Layla gemeinsame Sache machten? Oder war das Gegenteil gemeint und sie sollte ganz zum Schweigen gebracht werden?
    Wäre Semir nur wenige Minuten früher da gewesen, hätte er gesehen, wie Layla eindeutig gegen ihren Willen von Antonio zu seinem Wagen mit Fahrer gezerrt und zum Einsteigen gezwungen worden war. Kaum, dass das Fahrzeug hinter einer Kurve verschwunden gewesen war, hatte Semir das Grundstück erreicht gehabt. Jetzt machte er ein paar Schritte zurück und griff nach seinem Handy. Verdammt, in diesem Gebäude gab es kein Netz! Doch konnte er es riskieren, jetzt noch einmal nach draußen zu gehen, um zu versuchen, dort eine Funkverbindung zu bekommen? Aber was würde in der Zeit hier drinnen geschehen? Nein, er konnte nicht von hier weggehen bis er seinen Freund gefunden hatte; das war das mindeste, was er tun musste.
    Also wagte er sich vorsichtig weiter. Durch die Bildübertragung wusste er wenigstens, wonach er suchen musste und so hatte er die Tür zum Weinkeller schon wenige Zeit später ausfindig gemacht. Zu seinem Glück war nur ein simpler Riegel vorgeschoben, wahrscheinlich befürchtete man keinen ernst zu nehmenden Fluchtversuch, was nur allzu verständlich war, wenn man den Zustand von Ben und auch den von seinem Vater bedachte, doch dieser Umstand kam Semir nun zu Gute. Trotzdem war er auf unerfreuliche Überraschungen gefasst, während er sich langsam den Gang entlang bewegte. Doch hier hielt sich anscheinend niemand mehr auf, von dem ihm Gefahr drohen würde. Auch insgesamt hatte Semir das Gefühl, dass sich in dem großen Haus derzeit wenige Leute aufhielten, aber das war ihm nur Recht, so hatte er es leichter. Doch er musste sich beeilen, wer wusste schon, wie lange dieser Zustand anhalten würde.

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  • Danara
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    • 10. November 2012 um 11:38
    • #34

    Nach kurzer Zeit hatte er Ben und dessen Vater erreicht. Ben lag am Boden, genau so wie er es zuvor auf dem Bildschirm gesehen hatte. Doch diesen Anblick in Wirklichkeit ertragen zu müssen, machte Semir viel mehr zu schaffen, als er gedacht hatte. Er hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde, hatte versucht, sich innerlich dagegen zu wappnen, aber auf so etwas konnte man sich nicht wirklich vorbereiten. Während er sich Ben also fast im Zeitlupentempo näherte, fragte er sich, ob sein Partner überhaupt noch am Leben war, so reglos lag er da.
    Er wollte sich gerade zu seinem Freund herunterbeugen, als ihm bewusst wurde, dass sie wahrscheinlich immer noch beobachtet wurden. Und er war sich sicher, dass auch Susanne unter den Zuschauern war, obwohl sie sich diesen Anblick kaum antun sollte, so hatte sie wahrscheinlich doch niemand lange davon abhalten können, mitzuverfolgen, ob Semir Erfolg gehabt hatte. Doch selbst Semir hatte schon Angst vor dem, was ihn erwartete, wenn er sich Ben näher ansehen würde, und dass konnte er Susanne nicht zumuten. Sie musste es nicht miterleben, wenn er vielleicht eine schreckliche Entdeckung machen würde. Widerstrebend wandte er sich also noch einmal ab, drehte sich um und entdeckte dann erst Konrad Jäger, der sich inzwischen an der Wand angelehnt hatte und dort nun zusammengekauert saß. Sein Kopf war auf die Brust gesunken. Mit zwei schnellen Schritten war Semir bei ihm, zog die Krawattenklammer von seinem Hemd und entfernte dann auch noch den Ohrhörer, da er nicht wusste, wie genau die Tonübertragung stattfand. Er steckte beide Geräte in die Tasche, vielleicht konnte man sie später noch einmal gebrauchen, sofern sie inzwischen überhaupt noch funktionierten.
    Dann erst begann er sich zu fragen, was mit Bens Vater eigentlich los war, warum er gar nicht auf ihn zu reagieren schien, doch auf einmal hob Konrad Jäger den Kopf und sah Semir an. „Bitte… helfen Sie… meinem Sohn“, keuchte er und Semir erschrak, als er in das Gesicht des sonst so gesund und selbstsicher aussehenden Firmenbosses blickte. Er war totenbleich und tiefe Ringe hatten sich unter seinen Augen gebildet. „Was ist denn mit Ihnen passiert?“ fragte Semir, noch bevor er über eine andere Formulierung nachdenken konnte. „Mein... Herz… will nicht… mehr so… recht“, war die kurzatmige Antwort. „O.K., ich bringe Sie hier schon raus, Sie müssen nur etwas durchhalten, schaffen Sie das?“ „Weiß… nicht“, waren die einzigen Worte, die Konrad noch raus brachte. Semir wusste einen Augenblick lang nicht, was er jetzt tun sollte, doch dann drehte er sich wieder zu Ben, denn er musste sich auch noch der Tatsache stellen, was mit seinem Freund los war.
    Also beugte er sich erneut vorsichtig über seinen Partner, um nun endlich Gewissheit zu haben. Er setzte sich langsam neben ihn, fasste ihn behutsam an den Schultern und drehte ihn vorsichtig zu sich herum, so dass Bens Kopf auf seinen Beinen zu liegen kam. Erschüttert über das Ausmaß der Verletzungen betrachtete er seinen Partner, doch über allem Entsetzen stand die Tatsache, dass Ben definitiv noch am Leben war. Doch selbst darüber konnte sich Semir in dieser Situation nicht richtig freuen, denn er war sich keineswegs sicher, ob und wie er es schaffen könnte, Ben hier raus zu bringen. Aber er musste jetzt dringend etwas unternehmen, wer wusste schon, wie viel Zeit ihm noch blieb, ehe er entdeckt wurde.
    Als erstes nahm er wieder den Ohrhörer und die Kamera in die Hand und erklärte kurz, wo er sich befand und in welchem Zustand er Vater und Sohn vorgefunden hatte. Er hoffte inständig, dass die Technik ihren Geist nicht komplett aufgegeben hatte und sich die Verstärkung nun umgehend auf den Weg machen würde. Danach packte er die beiden Geräte wieder in die Tasche, denn er hatte keine Lust, Hauptdarsteller einer Überwachung zu sein.

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  • Danara
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    • 11. November 2012 um 09:49
    • #35

    Als er seinen Blick dann wieder auf Ben richtete, erschrak er erneut, denn sein Freund hatte inzwischen die Augen geöffnet und sah ihn verwundert an. „Das hätte ich nicht gedacht, dass ich dich als ersten im Jenseits sehe, aber es freut mich“, flüsterte er statt einer Begrüßung. Semir kam es fast so vor, als würde sein Herz stehen bleiben, als sein Partner auf einmal so unvermittelt und vor allem unerwartet zu ihm sprach, doch dann war ihm klar, dass er sich jetzt zusammenreißen musste, damit sie das alles hier überstehen könnten. „Ich weiß gar nicht, wie du auf die Idee kommst, ich könnte mich in dein Paradies verirrt haben. Ich bin hier im Diesseits durchaus sehr glücklich, auch wenn ich zugeben muss, dass die Lage im Moment besser aussehen könnte.“
    Ben sah ihn an und man förmlich dabei zusehen, wie er versuchte, das eben Gehörte zu verarbeiten. In seinem Kopf schossen alle möglichen Gedanken hin und her, verschiedene Erinnerungsfetzen, vor allem an seine Erlebnisse mit Semir, das heißt, es waren viel mehr die Gefühle, die er in dieser Zeit erlebt hatte, die ihn jetzt überrollten. Zuerst die Enttäuschung, die er empfunden hatte, als sein Partner ohne ein Wort zu sagen, einfach in die Türkei verschwunden war; die Sorgen, die er sich gemacht hatte, als Andrea angerufen hatte; das Unverständnis, wie Semir sich ihm gegenüber verhalten hatte; die Angst, als sie in diesen Waffendeal verwickelt waren; die Ungewissheit, ob er es alleine schaffen würde, da weg zu kommen; die Enttäuschung, als er festgestellt hatte, dass sich auch nach ihrer Rückkehr anscheinend nichts geändert hatte und seine Trauer, als er begriffen hatte, dass ihre Freundschaft anscheinend doch nicht so tief ging, wie er es immer gedacht hatte.
    Zuletzt erinnerte er sich an die unerwartete Fürsorge seines Vaters, die er nach dem all diesen Erlebnissen gerne angenommen hatte, denn auch, wenn sie ein schwieriges Verhältnis zueinander hatten; Ben liebte seinen Vater, das war trotz all ihrer Probleme nie die Frage gewesen. Vielmehr war das sogar der Grund dafür, dass sie immer wieder aneinander gerieten; es war Ben trotz gegenteiliger Beteuerungen doch immer irgendwie wichtig gewesen, was Konrad von ihm dachte, wie er zu ihm und seinen Entscheidungen stand, denn er war schließlich sein Vater.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht gewusst, was Konrad alles getan hatte, dann wären ihm die Firmenprobleme wahrscheinlich egal gewesen und er wäre auch nicht hier gelandet. So ganz hatte er es auch jetzt noch nicht verstanden, aber das sein Vater dafür verantwortlich war, dass zwischen ihm, Susanne und Semir Funkstille geherrscht hatte, so viel war ihm klar geworden. Er versuchte, seine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt zu lenken, denn er begriff immer noch nicht, wie Semir hier her kam, doch wohl kaum seinetwegen, oder? „Was machst du hier?“ fragte er ihn also einfach, auch wenn sich das wohl kaum in wenigen Worten erklären ließ.
    Semir atmete kurz durch, eigentlich war für so etwas im Augenblick keine Zeit, doch die Vergangenheit war ihm eine Lehre gewesen und er wollte sich im Nachhinein nicht wieder vorwerfen müssen, erneut eine Gelegenheit für klärende Worte verstreichen gelassen zu haben. Doch er würde es so kurz wie möglich machen, zumal Ben im Moment sowieso nicht aussah, als könne er ausführlichere Erklärungen begreifen. „Wie ich dich genau gefunden habe, spielt keine Rolle, es ist nur wichtig, dass ich jetzt da bin, wo ich schon die ganze Zeit hingehört habe. Nämlich zu meinem Freund und Partner, um mit ihm die bösen Jungs kräftig aufzumischen. Ben, es tut mir unendlich leid, ich habe mich wie der letzte Idiot, nein, wie das letzte Arschloch verhalten und du hast alles Recht der Welt, nie wieder ein Wort mit mir reden zu wollen, aber ich hoffe, dass du mir irgendwann einmal verzeihen kannst. Ich werde dir auch alles ganz genau erklären, das verspreche ich dir, aber jetzt müssen wir zusehen, dass wir schleunigst hier rauskommen, denn im Moment bin mal wieder allein unterwegs, auch wenn ich hoffe, dass die Verstärkung bereits auf dem Weg hierher ist.“
    Bei diesen Worten blickte Semir kurz zu Konrad Jäger, der ihn fassungslos anstarrte. Er hatte sich bis jetzt zurück gehalten, zum einen fehlte ihm schlicht und ergreifend der Atem dafür, zum anderen hatte er nun erst wirklich begriffen, wie falsch sein Verhalten gewesen war, auch wenn er doch nur das Beste für seinen Sohn gewollt hatte. Aber zwischen gut gemeint und gut gegangen klafften in diesem Fall wohl Welten und diesem Moment beschloss Konrad Jäger, sich in Zukunft wirklich nie wieder in das Leben seines Sohnes einzumischen, außer Ben würde ihn ausdrücklich darum bitten.

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  • Danara
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    • 12. November 2012 um 19:31
    • #36

    Von den Gedankengängen seines Vaters bekam Ben natürlich nichts mit, sogar wenn dieser laut vor sich hingeredet hätte, wäre Ben so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er es gar nicht wahrgenommen hätte.
    In seinem Kopf schossen alle weiteren möglichen Gedanken hin und her, diesmal konkretere Erinnerungen, angefangen von einem sich abweisend verhaltenden, sich mit ihm prügelnden Semir, der ihm sogar die Finger gebrochen hatte, über die Einsamkeit, die er empfunden hatte, als er hier alleine losgezogen war, bis hin zu seinem Treffen mit Layla, zu dem sie ihn regelrecht gedrängt hatte. Im Nachhinein hatte er sich zwar bereits diverse Male dafür verflucht, diesem Wunsch nachgekommen zu sein, aber es hatte so geklungen, als wäre in der Firma seines Vaters etwas nicht in Ordnung und da hatte er natürlich nicht nein sagen können. Ben hatte sich gegen Antonio nicht einmal richtig zur Wehr setzten können, er war viel zu überrascht und vor allem auch nicht mehr im Training gewesen. Außerdem konnte er mit der linken Hand immer noch nicht richtig greifen, aber er hatte einfach keinen Bock mehr auf die Physiotherapie gehabt, also war er einfach nicht mehr hingegangen, es war ja auch niemand da gewesen, der dafür gesorgt hätte, dass er seine Termine nicht so schleifen ließ. Aber wenn er das hier überstehen würde, würde er wahrscheinlich wieder Stammgast in der Praxis werden.
    Seine Gedanken sprangen weiter hin und her, es fiel ihm unglaublich schwer, sich auf einen zu konzentrieren, er musste sich wirklich anstrengen. Doch dann wurde ihm die jetzige Situation bewusst und die Tatsache, dass Semir sich gerade bei ihm entschuldigt hatte, was allein schon fast unglaublich war, doch es kam sogar noch der Umstand hinzu, dass sein Partner zugegeben hatte, dass er sich wie ein Idiot aufgeführt hatte. Doch Semir war jetzt bei ihm, um ihn hier rauszuholen und er hatte ihn auch noch um Verzeihung gebeten, das war etwas, mit dem Ben nie gerechnet hätte, Semir schien es also wirklich ernst zu meinen. Aber was am wichtigsten war: er hatte Ben als seinen Freund und Partner bezeichnet und als Ben das klar wurde, machte sich eine bisher ungeahnte Energie in ihm bemerkbar, denn auf einmal hatte er wieder eine Perspektive für sein Leben. Er musste es unbedingt schaffen, hier rauszukommen!
    „Ben? Sag doch was!“ drang jetzt die Stimme seines Partners in sein Bewusstsein. Erst durch diese Ansprache fanden Bens Sinne wieder ganz in die Realität zurück und er begann, die Umwelt um sich herum mehr wahrzunehmen. Er blickte auf Semirs besorgtes Gesicht, dann schweifte sein Blick zu seinem Vater, der immer noch schwer atmete und dessen Kopf wieder auf die Brust gesunken war und Ben wusste, was er zu tun hatte.
    „Semir, bring bitte zuerst meinen Vater hier raus“, bat er seinen Partner, ohne auf dessen andere Worte einzugehen. Das konnte er im Augenblick noch nicht, es war zuviel auf ihn eingestürmt, er musste das erst einmal verarbeiten. Semir schüttelte ob dieser Bitte zunächst den Kopf, doch damit wollte sich Ben nicht zufrieden gaben. Er wusste, dass er es sich nie verzeihen würde, wenn seinem Vater etwas passieren würde. Ja, sein Erzeuger hatte Fehler gemacht, Fehler, die Ben teuer zu stehen gekommen waren, doch das war niemals so beabsichtigt gewesen und er blieb immer noch sein Vater. Konrad hatte einfach nur auf ihn aufpassen wollen, warum auch immer er ausgerechnet jetzt damit angefangen hatte, diese Verantwortung wahrzunehmen. Zudem war es Bens Schuld, dass Layla in die Firma seines Vaters gekommen war, also lag es in seiner Verantwortung mit den Konsequenzen klar zu kommen. Seinem Vater ging es augenscheinlich immer schlechter, doch er selbst war wesentlich jünger und bei besserer Gesundheit als sein alter Herr, auch wenn sein eigener Zustand im Augenblick auch sehr zu wünschen übrig ließ. Doch das Gespräch mit Semir, vielmehr dessen Worte an ihn hatte Ben eine bisher ungeahnte Kraft verliehen, verbunden vor allem mit dem unbedingten Willen, hier raus zu kommen und in sein altes, schmerzlich vermisstes Leben zurück zu kehren. Er würde es schon schaffen, lange konnte es nicht dauern, bis Semir Konrad hier raus gebracht hatte und dann könnte er wieder zu ihm kommen.

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  • Danara
    Gast
    • 13. November 2012 um 13:52
    • #37

    „Semir, bitte tu mir den Gefallen, ich habe Angst, dass mein Vater es vielleicht nicht schafft, bitte hilf ihm. Du kannst uns nicht beiden gleichzeitig helfen, aber keine Sorge, ich geh hier schon nicht weg, ich werde einfach warten, bis du wieder kommst. Ich verspreche, dass ich nicht wieder verschwinden werde.“ Ben war klar, dass er das sagen musste, um seinen Partner zu überzeugen, zuerst Konrad zu helfen, natürlich wusste er, dass er es kaum alleine hier raus schaffen konnte.
    Zweifelnd sah Semir Ben an, doch dann hatte er seine Entscheidung getroffen. Auch wenn Ben nie ein so gutes Verhältnis zu Konrad gehabt hatte; er hatte schon seine Mutter verloren und Familie blieb nun einmal Familie, die konnte man sich nicht aussuchen, auch wenn man sich nicht gut verstand, war man aneinander gebunden, gerade Semir sollte das verstehen. Zudem wollte er seine gerade wieder auflebende Freundschaft mit Ben nicht schon gleich wieder auf neue belasten, also nickte er schließlich und sagte: „Gut, wie du willst, aber ich komme sofort zurück, wenn ich deinen Vater in Sicherheit gebracht habe. Vielleicht sind die anderen dann auch schon da.“ Erleichtert nickte auch Ben. „Danke“, mehr konnte er im Augenblick nicht mehr sagen. Semir half ihm noch dabei, sich in eine halbwegs bequeme, aufrechte Sitzposition zu bringen, so dass er sich an der Wand anlehnen konnte.
    Viel zu erschöpft, um widersprechen zu können, ließ sich Konrad von Semir in Richtung Ausgang ziehen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er hier unten geblieben, doch er wusste, dass sein Sohn das niemals zugelassen hätte. Er war schon immer der Erste gewesen, wenn es darum ging, Menschen zu helfen, deswegen war er wohl auch zur Polizei gegangen. Also musste auch er so gut wie es ihm möglich war versuchen, seinen Teil dazu beizutragen, dass sie schnell hier weg kamen, damit Semir wieder zu Ben zurück konnte. Doch das war alles andere als leicht, Semir musste Konrad fast tragen, was für ihn eine sehr anstrengende und schweißtreibende Angelegenheit war. Viel zu langsam kamen sie vorwärts, doch sie durften auch keinen Lärm veranstalten, Semir hatte keine Ahnung, wie viele Leute sich inzwischen noch in dem Haus aufhielten, oder wann ihre Flucht bemerkt werden würde. Den Riegel vor der Kellertür schob er nur augenscheinlich wieder zu; bei näherer Betrachtung würde es zwar auffallen, aber er hatte es nicht über sich gebracht, seinen Freund wieder dort unten einzusperren, auch wenn es nur für kurze Zeit war, es war ihm schon schwer genug gefallen, ihn da unten zurück zu lassen.
    Endlich hatte er es geschafft, Konrad Jäger weit genug vom Haus entfernt in Sicherheit zu bringen. Vorsichtig ließ er ihn an einem Baum zu Boden gleiten, an den sich der völlig erschöpfte Mann nun lehnte. „Holen…Sie… meinen… Jungen…“, flüsterte er unter Aufbringung seiner letzten Kraftreserven. „Das verspreche ich Ihnen!“ sagte Semir mit Nachdruck, auch wenn er sich diese Zusage eher selbst gab. Im Weggehen zog er noch einmal sein Handy hervor, um erneut zu versuchen, Hilfe zu rufen, denn jetzt hatte er vollen Empfang. Doch noch bevor die Verbindung aufgebaut worden war, hörte er bereits die Sirenen, die das Kommen seiner Kollegen ankündigten, wie Semir erleichtert feststellte. Also hatte die Technik doch so lange gehalten, dass seine Positionsangabe übermittelt worden war. Doch dann wurde ihm bewusst, dass nun auch die Leute im Haus wussten, dass die Polizei im Anmarsch war und das war das letzte, was sie gebrauchen konnten!
    Er lief auf eine kleine Annhöhe zu und machte winkend auf sich aufmerksam, woraufhin die Kolonne in seine Richtung schwenkte. Zu seiner großen Erleichterung bemerkte er einen RTW unter den Fahrzeugen, was bei näherer Betrachtung natürlich völlig logisch war, nicht nur er hatte gesehen, was mit Ben passiert war. Doch solange er seinen Partner noch nicht bei sich hatte, konnte sich der Notarzt seinetwegen auch um Konrad kümmern, auf den Semir trotz allem immer noch wütend war. Er hatte zwar geglaubt, dass er dieses Gefühl hinter sich gelassen hätte, aber nachdem er Ben gesehen hatte, war der ganze Zorn wieder da gewesen, denn wenn Konrad den Kontakt nicht unterbunden hätte, wäre keiner von ihnen jetzt in dieser Lage.
    Nach wenigen Sekunden waren die Beamten bei ihnen angekommen und Semir wies dem Mediziner den Weg zu Konrad, somit hatte er das Versprechen, dass er seinem Partner gegeben hatte, erfüllt. Also rief er den Kollegen zu: „Los, Ben ist noch da drinnen, wir müssen uns beeilen!“ und wollte losstürmen, doch er hatte Martin Lauer nicht bemerkt, der inzwischen neben ihn getreten war und ihn tatsächlich am Arm festhielt. Wut kam in Semir auf und er wollte ihn beiseite schieben, doch Lauer hielt ihn eisern fest.

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  • Danara
    Gast
    • 14. November 2012 um 09:27
    • #38

    „Verdammt noch mal, was soll das, lassen Sie mich los, ich muss zu meinem Partner, ich muss ihn da raus holen!“ Doch Martin dachte gar nicht daran, den Mann los zu lassen. Dieser Kollege war definitiv zu aufgebracht und vor allem viel zu sehr persönlich in die ganze Sache involviert, als das er jetzt noch sinnvoll handeln konnte. Dass es letztendlich nur Semir zu verdanken war, dass sie an der richtigen Adresse angekommen waren, verdrängte Martin in diesem Moment, denn es war ein viel zu großes Risiko, ihn weiterhin an dem Einsatz teilnehmen zu lassen. In diesem Zustand stellte er sowohl für sich selbst, als auch für die anderen eine Gefahr da. Womöglich würde er in dem Bestreben, seinen Freund zu retten, mögliche Gefahren übersehen und damit selbst zum Opfer werden. Gut, er hatte es geschafft, den alten Jäger da raus zu holen, dass musste Martin ihm zugestehen, aber das konnte auch nur Glück gewesen sein und er hielt es für unwahrscheinlich, dass ihm dieses Kunststück noch einmal gelingen würde, zumal man drinnen inzwischen durch ihre Sirenen gewarnt worden war. Im Nachhinein betrachtet war diese Art des Anrückens ein Fehler gewesen, doch Martin würde den Teufel tun, das hier offen zuzugeben, es waren unter seiner Leitung schon genug Dinge daneben gegangen, die diese Operation betrafen. Zudem konnte er nicht abschätzen, was man ihnen entgegen setzten würde, denn dass diese Typen einfach nur skrupellos waren, war ihm nach dem Anblick der Videoübertragung nur zu deutlich vor Augen geführt worden. Er hatte bis zu einem gewissen Grad Verständnis für den Kollegen, doch er hatte auch die Verantwortung für ihn zu tragen und diese ließ es nun einmal nicht zu, dass der Mann so einfach losstürmte.
    „Ich kann Sie jetzt nicht wieder so da rein gehen lassen, das Risiko ist viel zu groß, aber ich bin bereit, Sie an dem unter meiner Leitung durchzuführenden Einsatz teilnehmen zu lassen, wenn Sie mir im Gegenzug zusichern, sich an meine Anweisungen zu halten.“ Der letzte Satz hatte sein müssen, da selbst ihm zu Ohren gekommen war, dass sowohl Gerkhan als auch sein Partner keine Freunde von Vorschriften waren. Doch meist ließ man sie wohl gewähren, da ihre Methoden meist mit Erfolg belohnt wurden, doch ihm lag eine solche Vorgehensweise überhaupt nicht. Er hielt also Semirs Blick stand, obwohl dieser ihn ansah, als sei er verrückt.
    Ganz entgegen seiner Gewohnheit war Semir in diesem Moment tatsächlich vollkommen sprachlos. Das konnte der Mann doch nicht machen! Aber er schien keine Gelegenheit zu bekommen, seinen Willen durch zu setzten, wie er es sonst immer tat, denn um ihn herum hatte sich ein schier unüberwindbarer Wall an Spezialeinsatzkräften gruppiert, die nur auf die Anweisungen von Lauer fixiert zu sein schienen. Eines musste man ihm lassen; er war wirklich mit ausreichend Leuten angerückt. Zumindest das musste Semir, wenn auch widerwillig, zugeben, sonst war bei diesem Einsatz ja einiges schief gelaufen. „Hören Sie“, versuchte er es nun anders, „ich habe meinem Partner zugesagt, dass ich ihn da raus holen werde und normalerweise halte ich meine Versprechen.“ Er wagte sich gar nicht vorzustellen, was er für Ben bedeuten würde, wenn er nicht wiederkäme. „Sie haben mich nicht richtig verstanden, natürlich können Sie uns begleiten.“ Semir atmete erleichtert auf. „Wir müssen nur noch unser Vorgehen planen, so dass es möglichst gefahrlos vonstatten geht, ich würde daher vorschlagen…“ Doch weiter kam er nicht, denn Semir fuhr ihn an: „Wir müssen sofort da rein, mein Partner liegt schwer verletzt da unten und ich habe keine Zeit für diesen Scheiß!“

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  • Danara
    Gast
    • 15. November 2012 um 15:29
    • #39

    Wütend funkelte er den Einsatzleiter an, der gerade zu einer Erwiderung ansetzten wollte, doch dann kam Semir von unerwarteter Seite Hilfe. Dr. Küpper war inzwischen auch am Einsatzort eingetroffen, um dort direkt noch kurz mit Konrad Jäger sprechen zu können. Er hatte einfach darauf vertraut, dass die Beamten es schaffen würden, ihn da raus zu holen und er war nicht enttäuscht worden. Zum einen war er hier, um schon einmal die rechtliche Seite auszuloten, denn immerhin war es zum Teil ja auch seine Schuld, dass Konrad in diese Lage geraten war, zum anderen hatte er sich auch wirklich Sorgen gemacht. Nachdem er es nach dem Gespräch mit der jungen Frau endlich geschafft hatte, die Vergangenheit für vergeben und vergessen zu erklären, hatte er das Gefühl, seit langem mal wieder frei durch atmen zu können. Auch wenn es ihm bisher nicht bewusst gewesen war, hatte ihn diese Geschichte unbewusst doch immer sehr belastet. Er hatte nie geheiratet, er hatte immer Angst gehabt, dass sich die Geschichte wiederholen könnte, doch dass das der wahre Grund für seine Ehelosigkeit war, hatte er auch erst vor kurzer Zeit begriffen. Er war vor wenigen Wochen umgezogen und war dabei über einen Karton mit alten Erinnerungsstücken gestolpert und die Zeit war inzwischen so weit weg von ihm, dass er es geschafft hatte, sich mit all diesen Dingen auseinander zu setzten und einige seiner Handlungen zu hinterfragen. Er war mit all dem zwar noch nicht ganz durch, aber ein Anfang sollte die Aussöhnung mit Konrad sein. Und ehrlich gesagt hatte er sich auch gegenüber Ben und Semir ziemlich unmöglich benommen, obwohl die beiden gar nichts für seine Vergangenheit mit Jäger konnten. Und nun war hier seine Hilfe gefragt und er konnte langsam mit der Wiedergutmachung beginnen.
    „Sie haben den Mann gehört, er hat sein Versprechen gegeben“, sagte er nun also zu Lauer, der ihn wütend anstarrte, während es Semir vor Verblüffung schon wieder die Sprache verschlagen hatte. Was war nur los mit diesem Mann? Aber so lange er auf seiner Seite stand, konnte ihm das auch egal sein. „Ich bin hier der Einsatzleiter, Sie haben mir gar nichts zu sagen!“ fauchte Lauer nun vollends entnervt, doch er hatte nicht mit Küppers Hartnäckigkeit gerechnet. „Ich bin immer noch Ihr Vorgesetzter und in dieser Funktion weise ich Sie jetzt an, den Mann jetzt durch zu lassen. Immerhin hat er das erreicht, wozu Sie nicht in der Lage waren, aber dafür werden Sie sich noch verantworten müssen.“ Ob es nun an dem letzten Kommentar oder an der unmissverständlichen Dienstanweisung gelegen hatte, war Semir nicht ganz klar, doch Lauer zögerte nur noch einen Moment und gab seinen Männern dann das Zeichen, Semir passieren zu lassen. Er nickte Küpper dankbar zu und rannte dann los. Ihm war egal, ob er sich in Gefahr brachte, er hatte durch diese unsinnige Diskussion nur noch mehr unnötige Zeit verschwendet, hoffentlich kam er nicht zu spät!
    Während Semir schon auf dem Weg war, organisierte Lauer noch kurz seine Leute und folgte ihm dann. Das Überraschungsmoment hatten sie sowieso schon verloren.

    Sie hörten zuerst einen unbeschreiblich lauten Knall, bevor sie dann einen Feuerball anscheinend durch das ganze Haus rasen sahen. Semir wurde zuerst von der Druckwelle erfasst und zu Boden geschleudert und auch etliche von Lauers Männern wurden noch von den Beinen gerissen. In Semirs Ohren dröhnte es, sein Kopf schien in tausend Stücke zerspringen zu wollen und sein ganzer Körper tat weh. Zuerst konnte er sich überhaupt nicht rühren, doch dann kam langsam das Gefühl zurück und er begann vorsichtig, Arme und Beine zu bewegen, doch er schien nicht verletzt zu sein. Also stand er langsam auf und sah in die Richtung des Hauses und erst jetzt begann er zu realisieren, was gerade passiert war. Aus einem unerfindlichen Grund war es im Gebäude zu einer Explosion gekommen, welche die Fassade des Hauses massiv beschädigt hatte. Dicker schwarzer Rauch quoll aus Löchern, wo vorher Türen und Fenster gewesen waren. Im Inneren waren teilweise hoch aufschlagende Flammen zu erkennen.


    Noch ein kleiner Nachtag in eigener Sache: Diese Geschichte hier war schon im September fertig, es ist daher ein Zufall, dass in Lottis Story auch ein Haus abgefackelt wird; hier wird es aber auch anders weitergehen als bei ihr. So, das wollte ich nur mal loswerden, damit keiner glaubt, ich würde abschreiben, so was finde ich nämlich ätzend!

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  • Danara
    Gast
    • 16. November 2012 um 12:39
    • #40

    Ben. Ben ist noch da drin. Semir wusste nachher nicht mehr, ob er das nur gedacht oder laut gerufen hatte, er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er in diesem Moment sein bewusstes Denken angeschaltet hatte, nur noch getrieben von dem Gedanken, seinen Partner da raus zu holen. Die Möglichkeit, dass Ben diese Explosion nicht überlebt haben könnte, zog er zu diesem Zeitpunkt gar nicht in Betracht. Die vielen Stimmen, die nach ihm riefen, registrierte er zwar noch, den Sinn dieser Worte nahm er jedoch gar nicht wahr, er rannte einfach so schnell er konnte auf den Qualm zu und konnte im Näher kommen erkennen, dass der Rauch doch gar nicht überall war, sondern dass es durchaus noch Möglichkeiten gab, in das Haus hinein zu kommen, auch wenn ihm drinnen vermutlich nicht viel Zeit bleiben würde. Deswegen zog er beim Laufen seine Jacke aus und band sie als Schutz vor Mund und Nase; viel würde das zwar nicht helfen, aber da drinnen konnten auch nur wenige Sekunden entscheidend sein, denn wenn er zuviel Rauch einatmen würde, würde er binnen kurzer Zeit das Bewusstsein verlieren und dann wäre es für sie beide zu spät.
    Nachdem er schließlich durch die Überreste der Tür ins Haus geklettert war, schien doch etwas weniger von diesem Qualm in der Luft zu liegen, als es zuerst den Anschein gehabt hatte. Der Druck der Explosion schien viel davon mit nach draußen getragen zu haben, dennoch brannte es an allen Ecken und Enden und Semir wusste, dass er nicht mehr viel Zeit haben würde. Er versuchte, sich zu orientieren und wagte sich dann in die Richtung des Weinkellers. Dabei rief er immer wieder den Namen seines Partners, auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass das keinen Sinn machte, doch er konnte nicht anders.


    Erleichtert hatte Ben die Augen geschlossen, nachdem Semir mit seinem Vater verschwunden war. Es war seinem Partner deutlich anzusehen gewesen, dass ihm diese Aufteilung überhaupt nicht gepasst hatte, aber Ben hatte einfach zu große Angst gehabt, dass er seinen Vater verlieren könnte. Auch wenn er oft Streit mit ihm gehabt hatte, war und blieb er doch sein Vater, seine Familie, und an dieser Tatsache ließ sich nun einmal nichts ändern, auch wenn Konrad anscheinend mit dafür verantwortlich war, dass Susanne sich von ihm getrennt hatte. So ganz hatte Ben das noch nicht verstanden, was sein Vater gemacht hatte, aber er wusste, dass Konrad immer nur das Beste für ihn gewollte hatte, auch wenn ihrer beide Meinungen über das, was das Beste war, oft in die gegenteilige Richtung gegangen war, so dass Konrad mit seinen Aktionen so manches Mal gründlich daneben gegriffen hatte. Doch das hatte oft an der Tatsache gelegen, dass Ben und sein Vater sich nicht wirklich richtig kannten. Natürlich wussten sie viel über den jeweils anderen, aber bis zu seinem Innersten hatte Ben seinen Vater nie richtig kennen gelernt und umgekehrt war es genau so gewesen. Immer hatte ihnen die Arbeit im Weg gestanden und wenn Ben ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er sich auch nie wirklich um eine Beziehung zu seinem Vater bemüht. Er hatte immer sehr an seiner Mutter gehangen und nachdem sie gestorben war, hatte sein Vater sich in Arbeit vergraben und Ben hatte sich um seine Schwester gekümmert. Auf diese Art und Weise hatten sie nicht nur einen, sondern viele Momente verpasst, sich einander anzunähern.
    Und oft genug hatte Ben auch Grund gehabt, wütend auf seinen Vater zu sein, doch die Dimension dessen, was er anscheinend zuletzt getan hatte, erschloss sich Ben erst langsam, aber als er mitbekommen hatte, wie schlecht es Konrad plötzlich gegangen war, war ihm bewusst geworden, wie schlimm es für ihn wäre, jetzt auch noch seinen Vater zu verlieren. Sie würden reden müssen, es gab noch einiges zu klären, wahrscheinlich würden sie sich auch wieder streiten, aber er war doch sein Vater und es gab doch noch so viel, was er ihm noch sagen wollte.

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