Zur Verlobung alles Böse

  • „Und du sagst gar nichts?“, wandte sich Ben dann, als er sich ein wenig beruhigt hatte, an Semir. „Junge, im Moment ist es wichtiger, den wahren Täter zu finden, als sich mit den englischen Kollegen anzulegen. Pass auf, ich denke mal, dass wir demjenigen eine Falle stellen, der deinen Vater erpressen will.“ „Semir, sag mir, was du vorhast. Ich bin sofort dabei.“, kam es eifrig von Ben als Antwort zurück. „Pass auf. Sobald der Typ anruft, wird dein Vater ihm sagen, dass er zahlt. Wenn er uns den Übergabeort nennt, werden wir uns dorthin begeben und auf den Erpresser warten. Sollte er sich versuchen, das Geld zu holen, schnappen wir ihn uns.“, endete Semir mit seinem Vortrag. In diesem Moment schrillte auch das Telefon. Semir nickte Konrad zu. Dieser ging an den Apparat und meldete sich. Er hörte zu und sagte dann: „Ja... ich zahle, aber ich will auch hieb- und stichfeste Beweise haben, das Julia nicht die Täterin ist. Die Polizei ist ganz schön hartnäckig, was das betrifft.“, erklärte er mit fester Stimme. Er hörte zu. Dann legte er auf und wandte sich an Ben und Semir. „Er will mich an der hinteren Weide treffen. Dort steht ein alter Schuppen und er sagt, dort finde ich den Hinweis auf den wahren Täter...“, gab er bekannt. „Okay...wo ist das genau?“, harkte Semir nach. „Sie müssen ungefähr einen Kilometer nach Osten gehen, dort ist eine ziemlich große Koppel und da steht ein ziemlich alter schon verfallener Schuppen. Dort werden die Beweise liegen, die ich brauche um Julia zu retten. Ben...du weißt, es kommt mir nicht auf das Geld an. Ich will nur Julia hier wieder raus haben.“, erklärte Konrad. Ben nickte. „Ja sicher...ich werde schon aufpassen...“, lächelte er seinem Vater zu und drückte ihn an sich.


    Konstantin Rubens lächelte zufrieden, als er auflegte. So einfach war es Geld zu bekommen. Und das ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Der Plan, den er sich ausgedacht hatte, war so einfach...er würde den Verdacht von Julia Jäger auf Ben Jäger lenken...jetzt musste er nur noch etwas finden, was ihn schwer belastet. Und als er so nachdachte, griff er in seine Tasche. Was war das? Er nahm das Etwas, was er in der Tasche gefunden hatte, in die Hand. Es war ein Ring. Jetzt wusste er, was er verstecken musste, doch erst einmal musste er das Korpus Delicti bekommen und das würde nicht sehr einfach sein. Also gut...noch einmal schnell zum Haupthaus zurück und ins Zimmer von Jäger schauen...er musste das kleine Ding bekommen. Tatsächlich kam er ungesehen ins Haupthaus und sah, wie Ben Jäger in den Stall ging. Er war allein. Das war die Gelegenheit. Er ging in Bens Zimmer und wollte den Ring, der Franka gehörte, in eine der dort herumliegenden Hosen stecken und wollte gerade wieder verschwinden, als er ein Stück Papier sah. Sofort nahm er den Ring wieder an sich und grinste. Er besah sich das Stück Papier. Es waren nur sonderbar zusammen gewürfelte Worte. „Habsucht kann tödlich sein“, stand dort hingeschrieben. Konstantin grinste. Das war perfekt....er nahm das Stück Papier und sah dann auch die Grundlage für die Worte. Ein Silbenrätsel. „Silbenrätsel können einem das Genick brechen...“, murmelte er, packte den Zettel in die Tasche und verschwand ungesehen aus dem Haus. Er fuhr zum Treffpunkt zurück. Nun musste er noch dafür sorgen, dass die Polizei zur rechten Zeit am rechten Fleck war. Er legte den Zettel so in den alten Schuppen, dass es direkt auffiel, dann nahm er eine Schaufel und fing an ein Loch zu graben. Dort legte er den Zettel und den Ring hinein und packte eine Schaufel Sand rauf. Dann wartete er. Fünf Minuten vor dem Treffen rief er bei der Polizei an und behauptete etwas sehr wichtiges beobachtet zu haben. Die Beamten versprachen möglichst schnell vor Ort zu sein.


    Konrad nahm den Koffer mit dem Geld und fuhr zum Schuppen, um den Erpresser zu treffen. Er wusste, dass Semir und Ben bereits dort waren und sicher gut versteckt auf den Mann warteten. Konrad stellte den Koffer wie befohlen ab und wartete. Es kam niemand. Er sah sich um. Doch auch nach einer halben Stunde war keiner aufgetaucht. „Er kommt nicht, was soll ich denn tun?“, fragte er in das kleine Mikro. „Gehen Sie wieder nach Hause. Ben und ich werden uns hier umsehen und kommen dann nach. Es scheint allerdings so, als würde man Sie nur ärgern wollen.“, hörte er Semir sagen. Konrad nickte und fuhr mit den Koffer voller Geld nach Hause. Resigniert ließ er sich dort in den Sessel sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Was sollte nun aus Julia werden?, fragte er sich nicht ahnend, dass nun auch gleich Ben in der Falle saß. Denn dieser machte sich gerade auf den Schuppen zu inspizieren. Semir begleitete ihn hinein und entdeckte das kleine Loch. „Sieh mal...scheint jemand vor kurzem gegraben zu haben...“, murmelte er und schon packte Ben die Schaufel an und suchte das Loch ab. Er stieß auf das Papier und auf den Ring. Semir sah ihn an. „Was ist das denn?“, fragte er, als er die Worte las. „Eine Lösung von einem Silbenrätsel, was ich gestern Nacht gelöst habe, aber wie kommt es hier her...und was ist das für ein Ring?“, fragte Ben leise. „Ich denke, das können wir Ihnen sagen, Herr Jäger....der Ring gehörte Franka Kirschbaum. Und was ich eben gesehen habe, reicht aus. Sie wollten wohl die letzten Beweise loswerden, was? Aber so leicht lasse ich mich nicht ins Boxhorn jagen....“, grollte Moore in dessen Rücken. Die Köpfe der Kommissare ruckten in seine Richtung. „Das sehen Sie aber völlig falsch...“, versuchte Semir. „Ach, meinen sie, Mister Gerkhan...Ich denke, wir haben von Anfang an, die Falsche in Verdacht gehabt. Sie sind der wahre Täter, nicht ihre Schwester.“, kam es von Moore und dieser nickte dann seinem Sergeant zu. „Mister Jäger, nehmen sie bitte die Hände auf den Rücken. Sie sind verhaftet.“, gab Sergeant Andrews bekannt. Unbemerkt dessen sah sich Semir um und erblickte ein altes Motorrad neben dem Schuppen stehen. Er tippte Ben nur an. Dieser verstand sofort. In der Haft, das wusste er, würde er den wahren Täter nicht mehr ausfindig machen können.

  • Moore konnte die Gestik der beiden erst in dem Moment deuten, als Ben herumwirbelte, Sergeant Andrews auf den Boden stieß und dem Chief Inspector einen Kinnhaken verpasste. „Los komm.“, stieß der Deutschtürke aus und sprang durch das kleine Fenster in der Wand. Ben hechtete hinterher und schwang sich auf die alte Maschine. „Na komm...“, rief er Semir zu, als er die Kupplung und den Anlasser betätigte. Der Deutschtürke schwang sich auf den hinteren Bock, schwang die Arme um Ben und hielt sich fest, als sein Partner durchstartete. „Wohin?“, rief Semir durch den Fahrtwind. „Erstmal weg von hier...“, erwiderte Ben und brauste über den Acker. Doch schon im nächsten Moment hörte er die aufheulende Polizeisirene hinter ihnen. „Verdammt Ben, wir müssen die abschütteln.“, kam es von Semir. „Keine Sorge, das schaffen wir schon... ich kenne zwar das Gelände nicht, aber mir wird schon was einfallen.“, entgegnete der Jungkommissar. Mit dem alten Motorrad brauste er den Feldweg entlang, bremste dann ab und schnitt den Verfolgern ein Schnippchen. Ben war in eine schmale Schneise eingebogen, in der ihre Verfolger nicht mehr zu passen schienen. „Tja, das war's dann wohl.“, lachte Semir, als er sich umsah. „Wir müssen weiter... wir müssen den Täter finden.“, kam es von Ben.


    Konrad sah auf, als er eine knatternde Maschine hörte. „Okay, hör zu... ein Freund von mir hat mir bestimmt schon eine Mail über diese Franka Kirschbaum gesendet. Du musst herausfinden, wer mit ihr in Verbindung steht und was das alles mit meinem Vater zu tun hat.“, erklärte Ben, während er das Motorrad abstellte. „Und was machst du?“, wollte Semir wissen. „Ich will mit diesem Verwalter reden. Vielleicht weiß er was und mich interessiert außerdem, mit wem er vorhin gesprochen hat.“, erklärte Ben und rannte zum Stall, während Semir das Motorrad nahm und in die Stadt fuhr. Zum Glück hatte Ben ihm seine Maildaten gegeben. So konnte er, ohne lange zu überlegen, die Mail abrufen. Was er dort fand, war aufs Äußerste interessant. Franka Kirschbaum wurde 2000 wegen Scheckkartenbetrugs mit ihrem damaligen Freund Angus Furgeoson zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Danach schien sie nur noch solo aufzutauchen. Semir las weiter, dass sie 2005 mit Konstantin Rubens das erste Mal einen reichen Witwer ausnahm, ein weiteres Jahr dann einen weiteren... die Opfer schienen so pikiert gewesen zu sein, dass sie lieber bezahlten, als das Ganze zur Anzeige zu bringen. Interpol vermutet, dass Franka Kirschbaum immer noch in Kontakt mit Konstantin Rubens und Angus Furgeoson steckte. „Sehr interessant.“, dachte Semir laut, druckte sich sämtliche Informationen aus und stutzte, als er das Bild von Furgeoson sah. Mit einem Stift malte er einen Bart und längere Haare dem Mann an. „Bingo...“, stieß Semir aus und sah sich nach etwaigen Polizisten um. Als keiner zu sehen war, fuhr er mit dem Motorrad zur Villa zurück.


    Angus Furgeoson harkte gerade das Stroh in einer Pferdebox zusammen, als Ben zu ihm trat. „Sind sie der Verwalter meines Vaters?“, wollte er wissen. „Würde ich sonst diese Arbeit machen?“, kam es retour. „Okay, sie haben vorhin mit einem Fremden gesprochen. Wer war das? Hieß der vielleicht Konstantin Rubens?“, kam es direkt von Ben. Er sah sofort, dass Furgeoson stockte und angestrengt nachdachte. „So, Mister Jäger, jetzt reicht es.“, stieß plötzlich eine Stimme aus. Erschrocken drehte sich Ben um. Vor ihm standen Andrews, Moore und vier weitere Polizisten. „Los...“, fauchte der Chief Inspector. Die Vier gingen auf Ben zu, der sich umsah. Keine Fluchtmöglichkeit...verdammt...Zwei Mann stießen ihn gegen die Wand, drückten ihn fest und drehten ihm die Arme auf den Rücken. Ein Dritter legte ihm die Handschellen an. „Dreht ihn um!“, befahl Moore. Er hatte sich mittlerweile genähert und sah Ben nun grinsend an. Dann holte er aus und schlug ihn mit der Faust ins Gesicht. Ben flog nach hinten gegen die Wand und ging in die Knie. Blut schoss aus der Nase. Er brauchte eine Weile bis er wieder klar denken konnte und spürte, wie er hochgezogen und aus dem Stall gezerrt wurde. Das nächste was er wahr nahm, war das Auto in dem man ihn verfrachtete. „HEY!!! was soll das denn?!“, hörte er Semir schreien. „Mister Gerkhan...Sie sollten sich da raus halten! Ich warne Sie zum letzten Mal, wenn Sie sich in meinen Fall einmischen, dann werde ich Sie ebenfalls einsperren und ausweisen lassen! Haben Sie mich verstanden?“, fauchte Moore zurück. „Aber....“, versuchte Semir, doch er wurde sofort von Moore gestoppt. „Sie werden die Füße still halten. Glauben Sie mir...hier herrschen andere Gesetzte als in Deutschland...und die werde ich gegen jeden durchsetzen, der mir in die Quere kommt.“, drohte Moore weiter, setzte sich ins Auto und raste davon.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah dem Fahrzeug nach. Konrad kam aus dem Haus. „Wir können Julia abholen...Semir...können Sie mich fahren? Ich...ich kann nicht.“, bat der Alte Mann. Semir sah ihn an. „Ich würde gern...aber...ich komme mit dem Linksverkehr nicht zurecht.“, gab Semir zu. „Also gut...dann muss ich...Semir....was ist mit Ben? Was wird mit ihm geschehen?“, wollte Konrad wissen, der mitbekommen hatte, wie Ben abgeführt wurde. „Ich werde den wahren Mörder finden...ich habe sogar schon ein Verdacht...aber ich will diesem erst einmal nachgehen.... Sie holen Julia ab und setzen sie mit Peter am Besten ins nächste Flugzeug Dann sind sie aus der Schusslinie.“, schlug Semir vor. Konrad nickte. „Ich bin gleich mit ihr zurück, sie soll packen und schnell nach Köln zurück. Die Aufregung ist zu viel für sie...“, bestätigte Konrad besorgt. „Aber wie wollen Sie Bens Unschuld beweisen? Sie dürfen hier nicht ermitteln und dieser Moore hat doch gesagt, dass er Sie einsperren wird, wenn Sie es tun...“, gab er noch nachdenklich von sich. Semir lächelte. „Er wird mich nicht bekommen...und ich werde diesem arroganten Kerl den Killer präsentieren... darauf können Sie sich verlassen. Ben ist mein Freund...und wer gegen meine Freunde vorgeht, der geht auch gegen mich vor....ich nehme so etwas sehr persönlich...“, grollte Semir wütend. Er sah nicht, das Angus ihn anstarrte. Semir wartete bis Konrad abgefahren war und ging dann auf Angus zu. „Ich hätte da ein paar Fragen an Sie...“, fing er lächelnd an.


    Julia sah auf, als es klopfte. „Ja bitte....?“, kam leise fast zaghaft von ihr. Doch dann strahlten die Augen. Ihr Vater trat ein. „Komm mein Kind...du bist frei...du kannst gehen...“, lächelte er. „Ist das wahr? Ist der Alptraum endlich vorbei? Haben die den wahren Täter gefunden?“, wollte Julia wissen. Konrad nickte traurig. „Sie denken....das Ben es ist...“, kam von ihm. Julia sah ihn erstaunt an. „Ben....?“, fragte sie leise. „Ja...es ist ein verdammter Alptraum....erst stirbt meine Lydia, die nicht Lydia hieß und tatsächlich nur hinter mein Geld her war, dann wirst du verhaftet....verlierst dabei fast deine Kinder und nun....Ben....ich kann nicht mehr...es....ich weiß nicht wie es weiter geht...“, klagte Konrad. „Was ist mit Semir?“, wollte Julia wissen und zog sich langsam an. „Er sagt, er wird den wahren Täter finden, aber Moore wird ihn sicher beobachten lassen und ihm Steine in den Weg legen wo er nur kann...“, stöhnte Konrad. Julia nahm ihren Vater in den Arm. „Peter kommt sicher gleich...wir fahren gemeinsam nach Hause und dann werden wir uns darum kümmern, das Ben wieder frei kommt...“, lächelte sie zuversichtlich. „Nein...du und Peter werdet umgehend nach Deutschland zurück fliegen. Ich will dich außer Gefahr sehen...solange ich nicht weiß, wer mich fertig machen will, bist du nicht sicher. Du und Peter, ihr nehmt die nächst mögliche Maschine nach Köln...“, befahl Konrad. Seine Stimme verriet, dass es für Julia besser war, nichts dagegen zu sagen.


    „Yes, was wollen sie von mir?“, wollte Angus nur wissen. „Kennen sie diese Frau?“, fragte Semir und hielt ihm das ausgedruckte Foto von Franka Kirschbaum unter die Nase. Der Verwalter sah mit einem flüchtigen Blick drauf. „Nein, die...die Frau kenne ich nicht.“, gab er kurz und knapp wieder. „Sicher? Aber das ist doch die Verlobte ihres Chefs gewesen. Sie müssen sie doch wenigstens hier auf dem Gelände ab und zu gesehen haben.“, kam es erstaunt, aber ruhig von Semir zurück. Keine seiner Mimikzüge verriet seinem Gegenüber, was er vorhatte. „Mein Chef geht gerne in die Ställe, aber seine Verlobte habe ich hier nie gesehen. Wenn, dann nur im Garten und da auch nur von hinten.“, erklärte Furgeoson kühl und zurückhaltend. Semir nickte nur. „Ich habe hier einige Informationen über die Frau und sie.“, erklärte der Hauptkommissar und sah, wie sein Gegenüber ihn mit groß werdenden Augen ansah. „Das...das kann nicht sein.“, stieß er aus und sah leicht auf den Boden. Für Semir alles Indizien dafür, dass er sich damit auf der richtigen Spur befindet. Er warf einen kurzen Blick beiseite. War da etwa? „Schnell runter...“, stieß Semir aus und warf sich gemeinsam mit Furgeoson zu Boden. Ein Schuss durchzog die Luft und schlug in einen Holzstapel, direkt neben den Beiden ein. „Sind sie verletzt?“, wollte Semir wissen, doch Angus verneinte das nur mit einem erschrockenen Kopfschütteln. Der Hauptkommissar riskierte einen kurzen Blick und sah dann, wie der Schütze mit einem Wagen zu verschwinden versuchte. „Na warte, dich kauf ich mir.“, knurrte er, schwang sich auf und rannte los. Der Wagen hatte jedoch einen zu weiten Vorsprung, als das Semir ihn mit einem gekonnten Sprint zu Fuß einholen würde. Da erblickte er in einem neben dem Gartentor stehenden Fahrzeug einen steckenden Schlüssel. Schnell hatte er die Tür aufgezogen, sich hinter das Steuer des Wagens geschwungen und brauste hinter dem Wagen her. Seine Bedenken hinsichtlich des Linksverkehrs schienen fürs Erste vergessen zu sein.

  • Ben saß in einer Zelle und wartete nun darauf, dass er zum Verhör gebracht wurde. Doch da schienen sich die britischen Kollegen sehr viel Zeit mit zu lassen. Dieser Moore, dachte Ben nur...wenn ich hier raus komme, kriegt er noch einen Kinnhaken von mir verpasst. Knurrend fuhr er sich mit der Zunge über die Blutspur, die sich aus seiner Nase ergossen hatte. Der fahle Geschmack von Metall, typisch für Blut. Immer wieder sah er zur Zellentür auf, konnte die Schritte von draußen deutlich hören. Vorsichtig stand er auf und verschaffte sich etwas Bewegung. Die Zelle war, wie alle Zellen, spärlich eingerichtet, verfügte aber über einen Spiegel, der hinter einer Plastikhülse aufgehangen war. Scheinbar achteten die britischen Polizisten darauf, dass es keine Möglichkeiten für einen Selbstmord in diesen Zellen gab. Ben ging auf den Spiegel zu und betrachtete sich. Seine Nase hatte einen leichten Knick, so nahm er es jedenfalls wahr, und das verkrustete Blut zog eine lange Linie über Oberlippe, Kinn bis runter zum Hals. Selbst auf seinen Pullover war ein großer, rotbrauner Fleck zu sehen. „Den kann ich dann wohl wegwerfen.“, knurrte er und wischte sich mit den Händen durchs Haar. Plötzlich hörte er wieder Schritte und dieses Mal auch einen Schlüssel, der sich im Schloss umdrehte. Sergeant Robert Andrews erschien in der Tür. „Der Chief Inspector will mit ihnen reden.“, gab er bekannt und schon im nächsten Moment wurde Ben aus der Zelle gezogen. Was dieses Arschloch wohl mit ihm zu bereden hatte, dachte er sich nur.


    Semir folgte dem Wagen so gut er konnte. Die Fahrt ging über eine Schnellstraße Richtung Stadt. Immer wieder musste Semir aufpassen, dass er nicht aus Gewohnheit an Abzweigungen in den Gegenverkehr rüber zog. „Du entkommst mir nicht...auch wenn du einen Heimvorteil hast.“, knurrte der Deutschtürke nur und gab immer mehr Gas. Der Motor heulte auf und das Auto machte einen Satz nach vorne. Die Distanz zum Verfolgten verringerte sich immer mehr. Doch dann verließ Semir das Glück. Hinter ihm tauchte plötzlich eine Polizeistreife mit eingeschaltetem Blaulicht ein. „Oh Shit...“, stieß er aus. „Bitte nicht jetzt...“ stieß er flehend aus. Die Streife fuhr an ihm vorbei und Semir sah die Kelle, die er kannte. Mit einem leichten Stöhnen blieb er hinter dem Wagen und hielt an, als dieser hielt. Ein alter dicklicher Mann in Uniform stieg aus und Semir glaubte, Hotte vor sich zu haben. Die Ähnlichkeit war schon frappierend. „Sir...Sie sind etwas zu schnell unterwegs. Das mögen wir hier gar nicht....Sind Sie mit einem Strafzettel einverstanden?“, fragte der Mann. Semir sah ihn an. Wie nett die Engländer doch sind, hier durfte man sich aussuchen, ob man einen Strafzettel bekommt oder nicht? Er musste lachen. „Sie finden das lustig, Sir?“, kam sofort die Frage. „Nein... nein...entschuldigen Sie... ich...ich bin zum ersten Mal in England und...ich dachte, weil der Wagen vor mir so schnell fuhr, ich dürfte das...“ erklärte er schnell. Der Beamte sah ihn etwas skeptisch an. „Das war dann wohl ein Fehler...Sie müssen 15 Pfund bezahlen...Sie können es jetzt vor Ort machen, oder aber überweisen.“, wies ihn der Mann zu Recht. „Ich zahle direkt.“, knurrte Semir, zog die Banknoten hervor und zahlte die Strafe. Nur wenig später fuhr der Polizeiwagen weiter.


    „Mr. Jäger...nehmen Sie bitte Platz!“, forderte Moore Ben auf. Dieser nickte, drehte den Stuhl um und setzte sich verkehrt drauf. Moore sah ihn pikiert auf. „So....Sie haben jetzt die Möglichkeit ein Geständnis abzulegen....“, meinte er nur wenig später. Ben stieß einen verächtlichen Laut aus. „Was bitte soll ich gestehen?“, wollte er wissen. „Den Mord an Frau Kirschbaum...Sie wissen schon...die Dame die ihren Vater den Kopf verdreht hatte. Sie sind ihr doch auf die Schliche gekommen....ist es nicht so, dass Sie sich mit der Frau aussprechen wollten und dann in der Kammer haben Sie zugeschlagen?“, fauchte Moore. „Nein...das ist nicht so...“, kam ruhig und besonnen von Ben zurück. „Sie...haben sie erschlagen...dieser Zettel und Sie sagten ja, dass es Ihrer ist, haben Sie verstecken wollen...und den Ring!! Der gehörte doch Frau Kirschbaum!! Also hören Sie auf zu leugnen!“, gab Moore bissig zurück. „Mr. Moore...in Deutschland ist es das Recht eines Verdächtigen einen Anwalt zum Verhör hinzu zu ziehen...ich will einen Anwalt!!“ sagte Ben. „In Deutschland... ja dort mag es stimmen, aber wir sind nicht in Deutschland...hier gelten andere Gesetzte...also was ist an dem Abend passiert?“, harkte Moore nach und steckte sich eine Zigarette an. Er blies Ben den Rauch ins Gesicht. „Sie wissen was gewesen ist...mehr hab ich nicht zu sagen...“, meinte Ben nur. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Moore stand auf. „Wie Sie wollen....wie ich schon sagte, in England herrschen andere Gesetze als in Deutschland. Ich weiß, dass Sie als Polizeibeamter täglich mit Verdächtigen zu tun haben und sie ja auch vernehmen. Sie machen es lasch und ohne jeden Druck...hab ich Recht?“ wollte Moore wissen. Ben nickte. „Sehen Sie. Und hier führe ich das Verhör...“, grinste Moore. Er tat einen Schritt auf Ben zu und packte ihn fest in seinem Nacken. „Warum haben Sie Frau Kirschbaum getötet?“, fauchte er ihn an.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir durfte nachdem er mit dem Ticket einverstanden war weiterfahren. Der Schütze war natürlich über alle Berge. Mit leisen Flüchen fuhr er zurück zum Gelände von Konrad Jäger und stellte den Wagen wieder an der Ecke ab, wo er ihn gefunden hatte. Er stieg aus und wollte gerade das Haus betreten, als er einen Lichtschein in der Scheune sah. Von der Neugier getrieben ging er hin. Doch kaum hatte er die Tür durchschritten, legte sich ein Arm um seinen Hals und drückte erbarmungslos zu. Semir versuchte sich mit Tritten zu befreien. Seine Hände versuchten den Druck von seinem Hals zu bekommen. „Ich sage es jetzt nur ein einziges Mal...halt dich zurück...fahr zurück nach Deutschland und vergiss deinen Freund. Wenn nicht...dann fliegst du im Zinksarg zurück...ist das angekommen?“, raunte ihm eine männliche Stimme zu. Semir konnte nicht antworten. Er spürte wie er schwächer wurde und ihm die Sinne schwanden. Er hing nur noch im Griff des Mannes. Unvermittelt ließ dieser los. Semir ging in die Knie und holte keuchend Luft. Doch bevor er sich zu seinem Gegner umdrehen konnte bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf und streckte sich. Er verlor das Bewusstsein und spürte nicht wie er in den hinteren Teil der Scheune gezogen und dort achtlos zu Boden geworfen wurde. Die Figur ließ Semir in der Scheune zurück und verschwand ungesehen vom Gelände.


    Langsam kam aber Semir wieder zu sich. Stöhnend fasste er sich an den Kopf und den Hals. „Wie ein Anfänger...“, schallte er sich selbst und zog sich an einem Balken hoch. Plötzlich nahm er einen starken Geruch an sich wahr. Vorsichtig schnupperte er an sich herum und blieb dann am Jackenärmel hängen. Den hatte er sich an dem Angreifer gerieben, um dessen Arm loszuwerden. Was war das nur? Auf jeden Fall ein deutliches Indiz. War das der Schütze, der auf Furgeoson geschossen hatte? Oder war das nur ein Komplize? Auf jeden Fall schien er jemanden in die Quere gekommen zu sein, dachte er sich. Langsam verließ der die Scheune wieder und ging zurück ins Haus. Konrad war noch nicht da und so konnte er sich im Zimmer der Toten ansehen. Mit seinem kleinen Taschenmesser durchschnitt er das britische Polizeisiegel und verschaffte sich Zutritt zum Zimmer. Vorsichtig schloss er die Tür wieder, versuchte, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Nun musste er was finden, was ihn zum wahren Täter führte. Mit seinen Fingerspitzen nahm er jedes Blatt Papier hoch, durchforstete jedes Regal, nahm sich jedes Schubfach vor. Plötzlich zog er eines der durchgesehenen Fächer erneut auf und dieses Mal kam was ganz anderes zum Vorschein. Wundernd tat er es noch einmal und dann wieder und wieder. Schließlich war Semir vollends überzeugt, dass dieses Fach einen doppelten Boden hatte und sich erst mit einer gewissen Technik öffnete. „Sehr interessant.“, meinte der Deutschtürke nur und nahm das, was in dem zweiten Fach, dem eigentlichen Versteck, war, heraus. Ein Umschlag, aber was konnte da nur drin sein? Es war auf alle Fälle schwer.


    Ben schluckte. Sein ganzer Hals war gespannt und der Adamsapfel deutlich zu sehen. Dass ihn der Chief Inspector brutal anpackte, schien seinen Assistenten, der lässig am Türrahmen lehnte, nicht zu interessieren. „Ich...ich habe sie nicht umgebracht.“, stieß Ben aus und versuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Doch es war aussichtslos. „Ach nein...das sehe ich aber ganz anders und der Staatsanwalt wird das auch so sehen.“, knurrte Moore und ließ wieder von Ben ab, warf ihn aber mit einem starken Ruck auf den Tisch. Ben konnte sich nicht mehr abfedern und so schlug seine Nase auf die harte Tischplatte auf. Sofort schoss wieder das Blut aus der Nase und tropfte erneut auf den Tisch und den Pullover. „Versauen sie mir gar nicht den Tisch.“, fauchte Moore und zog Ben erneut an den Haaren hoch. Das Blut spritzte dabei einige Meter durch den Raum, der Mann schrie auf. „Lassen sie mich doch endlich ...“, kam es von Ben, doch so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben. „Ich habe sie nicht umgebracht.“ „Das will ich nicht hören...“, kam es harsch von Moore und ließ ihn wieder los. Überheblich warf er dann ein Taschentuch auf den Tisch und schob es achtlos zu Ben hin. „Hier wischen sie sich das Blut ab. Und dann...gestehen sie endlich.“, knurrte Moore und zog erneut an seiner Zigarette. „Das werde ich sicherlich nicht tun.“, kam es erneut und mit neuen Kräften von Ben. „Dann werden sie hier noch eine ganze Weile mit mir das Vergnügen haben. Denn ich habe Zeit.“, grinste er und wischte sich mit einer kurzen Bewegung seiner Hand den auftretenden Schweiß von der Stirn. In Ben arbeitete es. Das würde ein Psycho-Duell werden.

  • Langsam fuhr das Messer durch die Lasche und schnitt den Brief damit auf. „So, und nun wollen wir doch mal sehen, was diese Frau so aufbewahrt hat.“, kam es nachdenklich von Semir. Vorsichtig und mit einem Taschentuch bewaffnet griff er in den Umschlag und zog die dichte Blattansammlung hervor. Auf dem ersten Blick waren es nur unscheinbare Ansammlungen von Zahlen und Fakten, aber auf dem zweiten Blick offenbarte sich Semir die ganze Tragweite dieser Dokumente. Das Ganze war ein ausgetüfteltes System für den hundertprozentig gelingenden Schwindel. Am Ende standen zwei Namen, doch das war noch nicht alles, was Semir fand. Fotos...besser gesagt Gruppenfotos aus vergangenen Zeiten. Und eine Person kannte Semir ganz genau. Konstantin Rubens. „Ich hab's doch gewusst!“, stieß er freudig aus. Er packte das Foto ein und verschwand aus dem Zimmer. Doch kaum stand er auf dem Flur stieß er mit Konrad Jäger zusammen. „Was machen Sie denn da?“, fragte er erstaunt. „Ich sichere die Beweise, die Bens Unschuld beweist...“, strahlte Semir. „Aber Sie haben das Siegel zerstört...und Sie wissen doch, das man das nicht darf...“, empörte sich Konrad etwas. „Keine Sorge...ich bin aus der Branche und weiß, wie ich das wieder repariere.“, grinste Semir und fügte das Sigel tatsächlich so zusammen, das man den Bruch nicht finden konnte. Konrad sah ihn an. „Glauben Sie wirklich, dass Sie etwas so gewichtiges gefunden haben?“, wollte er unsicher wissen. „Nein...aber das Puzzle setzt sich so langsam zusammen. Und das wirft Zweifel an Bens Schuld auf...das wird auch Moore einsehen müssen.“, kam überzeugt von Semir. „Sie kennen die englischen Kollegen nicht...“, stieß Konrad aus. „Nein aber wenn ich weitere Beweise finde, dann kann Moore ihn nicht mehr festhalten. Haben Sie Ben einen Anwalt besorgt?“, wollte Semir wissen. „Ja...Mr. Holmes hat mir jemanden empfohlen.“, nickte Konrad.


    „Also noch einmal! Warum haben Sie Frau Kirschbaum umgebracht?“, fragte Moore müde. „Ich habe sie nicht ermordet...ich wiederhole mich gern noch einmal...aber ohne Anwalt sage ich gar nichts..“ kam genauso müde von Ben zurück. „Herr Jäger...ich habe Familie und will auch irgendwann nach hause...Nennen Sie mir doch einfach einen Grund. Ich sehe doch, dass Sie auch müde sind...“, stöhnte Moore. Ben erhob sich. „Mr. Moore...ich habe nichts getan. Der Zettel stammt von einer Rätsellösung. In meinem Zimmer habe ich sicher das dazugehörende Rätsel....Warum fahren wir nicht hin und holen es uns?“, wollte Ben wissen. Moore sah ihn an. „Das ist doch Blödsinn...wie sind Sie denn an den Ring gekommen?“, harkte Moore erneut nach. Ben schüttelte den Kopf. „Jetzt weiß ich, warum ein Privatdetektiv wie Sherlock Holmes so erfolgreich sein konnte...“, stöhnte er gekonnt. Moore ignorierte die Ironie, die hinter diesen Worten steckte. „Gut...wir machen Schluss für heute...Schade nur, dass Sie das Abendessen verpasst haben.“, grinste Moore. Ben sah ihn an. „Hören Sie....Ich kann, nachdem ich hier raus bin, ihren Vorgesetzten informieren, wie Sie mit Verdächtigen umgehen...oder wie wäre es wenn ich Christopher Holmes davon unterrichte?“, fauchte Ben ihn wütend an. Moore stutzte. Dann lachte er und hielt Ben sogar das Handy hin. „Na dann rufen Sie ihn mal an...wenn sie so ein guter Freund von ihm sind.“, schlug er vor. Ben nickte und nahm das Handy. Er wählte die ihm bekannte Nummer und nur wenige Augenblicke später die Stimme seines Freundes zu hören. „Hey...Chris...hier ist Ben....hör mal...“, fing Ben an. Moore sah ihn völlig entgeistert an und schluckte. „Ja...soweit schon...hör mal...hast du mit meinem Vater schon gesprochen?“, wollte Ben wissen und hörte einen Augenblick zu. „Ähm...nun ja...unter Mordverdacht zu stehen und dann von Moore verhört zu werden, ist schon ein Problem...“, gab Ben durch.


    Moore atmete tief ein. Er kannte Christopher Holmes und war nicht gerade gut Freund mit ihm. Der Diplomat war ein ganz harter Brocken und hatte ihn schon mehrmals in seine Schranken verwiesen. Diesmal schien es genauso zu sein, denn Jäger grinste ihn an und hielt das Handy hin. „Herr Holmes würde gern mit Ihnen sprechen.“, meinte er nur. Moore nahm das Handy, räusperte sich und sprach: „Hallo...hier ist Detective Chief Inspector Oliver Moore...“ „Mr. Moore...Christopher Holmes hier....Sie haben einen triftigen Verdacht Herrn Jäger festzuhalten?“, hörte er den Mann sprechen. „Mr. Holmes.. Herr Jäger steht unter Mordverdacht und ich denke, ich habe das Recht ihn hier zu verhören... und...“, gab Moore mit fester Stimme durch. „Sie wissen aber schon, dass Herr Jäger einen Rechtsbeistand haben darf?“, hörte er Holmes fragen. „Ja...sicher...Sir...ich...versichere...“, versuchte Moore. „Sie sollen mich nicht unterbrechen! Sie behandeln ihn wie einen Schwerverbrecher und so wie er mir eben sagte, verweigern Sie ihm die Nahrung!“, fauchte Holmes so laut durch das Telefon, das Moore das Gerät vom Ohr weghielt. „Sir...ich...das hat...“ fing er erneut an. Ben sah nur, wie der Polizist vor dem Gesprächspartner kuschte. Er grinste und erfreute sich an der Situation. Hoffentlich würde sich jetzt etwas ändern, dachte er und hörte deutlich das Klacken in der Leitung. Moore drehte sich wieder zu Ben um und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Wir machen jetzt eine Pause, bis ihr Rechtsbeistand da ist und dann geht es weiter.“, knurrte Moore nur und knetete brutal das Telefon in seiner Hand hin und her. Ben grinste nur. „Nehmen sie mir dann die Dinger hier ab?“, kam es fordernd vom deutschen Kollegen. Doch Moore winkte nur ab. „Sie können damit schon essen. Sie sind ja vorne gefesselt und so umfangreich wird die Mahlzeit auch nicht.“, keifte der Chief Inspector, knallte mit seiner flachen Hand gegen die Tür und ging hinaus, als diese geöffnet wurde.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir ging erneut zu den Ställen hinaus und suchte nach Angus Furgeoson. „Hallo? Ist da wer?“, rief Semir in den Raum hinein, als er in dem langgezogenen Gebäude stand. Als er keine Antwort bekam, ging er weiter ins Gebäude hinein und hörte plötzlich Stimmen. Eine davon kam ihm verdächtig bekannt vor. War das nicht die Stimme von Rubens? Semir lauschte weiter und schlich leise immer mehr in das Innere des langgezogenen Stalles. „Hör zu, ich habe kein Geld...und ich werde auch nicht zahlen. Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, fauchte die Stimme, die der Hauptkommissar als Stimme von Furgeoson identifizierte. Vorsichtig pirschte sich der Deutschtürke vorwärts und horchte dann weiter. „Du hast mein Vorhaben torpediert...Dafür wirst du bluten. Und jetzt gib mir das Geld.“, forderte Rubens knurrend. Semir stand bereits an der Ecke und horchte auf das Gespräch. „Vergiss es... ich habe sie umgebracht, damit sie mich nicht verrät, da werde ich auch keine Schwierigkeiten haben, dich um die Ecke zu bringen.“, fauchte Angus und hob seinen Arm. Erschrocken erkannte Semir die Gefahr. Der Verwalter würde diesen Mann erschießen...gerade ihn, der doch der Schlüssel zu dem Ganzen war. Wenn ich jetzt nicht eingreife, dann haben wir noch einen Toten und Ben sitzt womöglich für immer auf dieser Insel fest, dachte Semir nur und instinktiv griff er nach einer Waffe, die er nutzen konnte. Ein kleiner Handspaten kam ihm ihn die Finger. Er atmete tief ein und machte sich fertig für den entscheidenden Schlag in diesem Fall.


    Ben saß auf seinem Stuhl im Verhörraum, die Hände mit den Handschellen auf die Tischplatte gebettet, und wartete auf sein Essen und den Rechtsbeistand. Immer wieder sah er sich um und horchte an der Tür vorbei. Doch es war nur das typisch englische Polizistengeschnatter zu hören. Dann jedoch rührte sich ein Schlüssel im Schloss und ein beleibter Polizist, der, wie Ben fand, Hotte wie aus dem Gesicht geschnitten war, kam in den Raum, in der einen Hand ein Tablett, in der anderen eine Kanne mit aufgestülpter Tasse. „Hier ist ihr Essen... Fish and Chips und Tee.“, kam es überheblich von dem beleibten Polizeibeamten. Ben konnte nicht anders. Er starrte den Beamten die ganze Zeit an, während dieser ihm das Essen hinstellte, den Tee einschenkte und dann wieder das Zimmer verließ. Der Jungkommissar sah ihm noch eine ganze Weile hinterher, schüttelte sich dann und ließ es sich munden. Auch, wenn es nur englisches Fastfood war, aber es füllte doch wenigstens den Magen und dieser Dipp war außergewöhnlich lecker. Wo nur der Anwalt blieb, dachte sich Ben und sah sich wieder um. Er wusste ja nicht, dass Moore den Pförtner veranlasst hatte, den Anwalt nicht durchzulassen. „Hören sie mal, ich bin gelernter Jurist und das hier beweist doch wohl, dass ich kein Schwindler bin, oder?“, knurrte Mark Rufenstahl den Pförtner an, doch der schaltete nur auf taub. „Der Chief Inspector hat mir gesagt, ich solle niemanden durchlassen und das mache ich auch.“, kam es nur dienstlich ernst von dem Mann hinter der Scheibe zurück. Mark war kurz vor einem Tobsuchtsanfall und ballte die Fäuste. Liebend gerne hätte er die Scheibe eingeschmissen oder sie zumindest mit seinen Fäusten entzwei geschlagen, diesen Pförtner dann bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und dann diesen Chief Inspector. Noch nie hatte er einen Beamten, der ihm so viele Steine in den Weg der Gerechtigkeit warf.


    Semir schlich sich an. Er nahm Blickkontakt mit Konstantin Rubens auf und holte aus. Doch nun wurde er wieder einmal der Lektion unterrichtet, das wenn zwei Verbrecher sich streiten und ein Polizist sich einmischte, sie sich verbrüdern. „Achtung!! Hinter dir!! Der Bulle!“, schrie er. Angus drehte sich augenblicklich um. Sofort ging er in den Angriff und wehrte den Schlag von Semir ab. Gleichzeitig griff auch Rubens ein und packte Semir von hinten. Semir versuchte sich zu befreien und fing an, um sich zu treten. Doch Rubens erwies sich als hinterhältig. „Schlag zu!!“, schrie er Angus an. Dieser tat es. Er holte mit der Schaufel aus und schlug diese gegen Semirs Kopf, der direkt nach dem Schlag zusammensackte. Konstantin grinste und ließ den Mann fallen. Schwer schlug Semir auf. Angus sah Konstantin an. „Was machen wir jetzt mit ihm?“ wollte er von Konstantin wissen, der sich nun sicher fühlte, denn Angus hatte die Waffe fallen lassen. Dann sah er sie und sah Angus an. „Nun...ganz einfach...wir werden ihn im Sumpf entsorgen...“, schlug er vor. Angus stellte die Schaufel weg. Er sah auf den reglosen Semir und wieder zu Konstantin, der nun seine Stelle gewechselt hatte. Angus bekam große Augen, als er die Waffe erblickte. „Los...fessele ihn!“, befahl Konstantin ihm. „Aber...?“, wollte Angus aufbegehren. „Quatsch nicht!! Fessel ihn und dann wirst du ihn zum Wagen tragen...wir werden ihn entsorgen.... und dich auch!“, lachte Konstantin laut. Angus tat, was der Mann wollte. Er kannte Konstantin lange genug um zu wissen, das dieser Mann nicht scherzte.

  • Moore ging zum Pförtner, der sich mit einem Mann unterhielt. „Wer ist das?“, wollte er unfreundlich von dem Mann im Häuschen wissen. „Das ist der Rechtsanwalt von Herrn Ben Jäger...“, gab er zurück. „Und warum ist er dann noch nicht bei ihm?!“, fauchte Moore den armen Mann an. „Aber... Sie sagten doch.....!“, verteidigte sich dieser. „Es ist egal, wer was gesagt hat...ich warte schon auf ihn!!“, fauchte Moore zurück. Er ließ Mark Rufenstahl ein. „Kommen Sie!“, kam unfreundlich von Moore und er ging vor. Der Anwalt folgte schweigend. „Sie werden mich zunächst mit meinem Mandanten sprechen lassen...danach können wir mit dem Verhör anfangen...“, schlug Mark vor. Moore nickte nur. Er wusste ja, dass Holmes dahinter stand und mit dem wollte er sich gar nicht anlegen. „Danke....öffnen Sie bitte...“, kam von Mark als sie vor der Tür standen. Moore tat was befohlen war und der Rechtsanwalt trat in den Raum. Sofort stand der junge Mann vor ihm auf. „Mark Rufenstahl...“, stellte sich dieser vor. „Ben Jäger...“, kam als Antwort. Moore starrte die Beiden an. Mark wandte sich zu ihn um. „Danke...Sie dürfen nun einen Kaffee trinken...“, lächelte der Anwalt süffisant. Moore warf wütend die Türe zu und stiefelte den Gang hinunter. Was dachte sich dieser Paragraphenreiter eigentlich dabei, sich so aufzuspielen...wusste er nicht, wen er vor sich hatte? Moore ging in die Kantine und holte sich einen Kaffee. „Der schmeckte auch schon mal besser!!“, fauchte er die Bedienung an. „Entschuldigung...ich mache Ihnen einen neuen.“, entschuldigte sich die junge Frau. „Ich will keinen neuen!!“, blaffte Moore sie an und verließ die Kantine wieder. Wütend trat er gegen einen Getränkeautomaten, um seine Wut über die Überheblichkeit des Anwalts rauszulassen. Der Automat schluckte den Tritt jedoch ohne Schaden.


    Konrad konnte nicht schlafen...er musste noch einmal raus...Was für ein Alptraum. Erst war seine Tochter unter Verdacht und nun... sein Sohn. Er hatte eine Braut, die ihn nur ausnehmen wollte und nun war er hier ganz allein. Allein? Nein...vielleicht sollte er Gerkhan mal besuchen und ein Gespräch führen. Dieser Mann war ja doch irgendwie ein Familienmitglied und er hatte die besondere Gabe, er konnte zuhören. Ja... er musste einfach nur jemanden zum reden haben. Entschlossen ging er in das Nebengebäude wo Semir Gerkhan untergebracht war. Er kam nicht weit, denn er sah wie sich zwei Männer daran zu schaffen machte, etwas in den Wagen zu packen. Konrad erkannte seinen Verwalter und wollte ihn erst zu Rede stellen, doch dann kam die Vorsicht. Was wenn dieser Typ doch etwas damit zu tun hatte? Konrad sah vorsichtig auf die Beiden und ging hinter einer Futtertonne in Deckung. Der eine Mann hielt etwas glänzendes in der Hand. Sicher eine Waffe, dachte sich der Bauunternehmer und ging zurück in sein Haus, nahm das Gewehr von der Wand. Schnell überprüfte er, ob sich auch genug Munition im dem Ding befand. Es war genug drin. Konrad eilte wieder nach draußen und sah nur noch, wie der Wagen wegfuhr. So ein Mist, dachte er und sah sich um. Da...da stand eines dieser Quad-Bikes und der Schlüssel schien zu stecken. Glück muss man haben, dachte Konrad, schwang sich auf das Gerät, ließ die Zündung kommen und brauste dem Wagen in gebührendem Abstand hinterher.


    Konstantin ließ Angus fahren. Er selbst hatte auf dem Beifahrersitz einen Platz gefunden und zielte mit der kleinen Handfeuerwaffe immer weiter auf den Fahrer. „Was...was soll das, Konstantin? Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen... und vor allem, warum willst du den Bullen umbringen?“, zischte der Mann besorgt in gebrochenem Deutsch. „Hey, du hast mir einen Batzen Geld versaut. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Und was den Bullen angeht, so habe ich noch eine offene Rechnung mit ihm abzuarbeiten.“, grinste Konstantin und sah kurz nach hinten zum gefesselten Semir. „Okay, bieg hier ab und dann immer weiter gerade aus.“, knurrte er. Angus tat, was der Mann verlangte. Im Moment konnte er sich sowieso nicht wehren, doch sicherlich ergab sich bestimmt bald eine Gelegenheit, es diesem Mistkerl heimzuzahlen. Konstantin schien jedoch den Gedankengang seines Fahrers zu erraten. „Versuch es gar nicht erst, mich aufs Kreuz zu legen. Ich bin viel zu gerissen für dich. Immerhin hab ich dich auch hier gefunden. Wie kann man nur so dämlich sein und in seiner Heimat ein neues Leben beginnen wollen.“, lachte der Mann und sah einen Moment auf seiner Seite hinaus, war in diesem Moment unachtsam. Angus riss das Lenkrad rum, fuhr über einen großen Stein. Das Fahrzeug wackelte hin und her, Konstantin verlor für einen Moment die Orientierung und die Waffe. Schnell bremste Angus ab und griff in den Fußraum. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet. Mit grollenden Augen sah der Engländer den Deutschen an. „Du hat Recht, es war dumm, mich hier zu verstecken...aber das Problem werde ich gleich nicht mehr haben. Wie du vorhin schon sagtest, der Bulle ist ein Sicherheitsrisiko und du bist es nun auch.“, knurrte Angus und fuhr, nachdem er Konstantin einen Schlag auf den Schädel verpasst hatte, weiter.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Mark Rufenstahl sah Ben an. „Was ist ihnen denn zugestoßen?“, wollte er wissen, als er sich die blauen Flecke, die leicht verkrümmte Nase und den mit Blut verschmierten Pullover besah. „Dieses Wildschwein da draußen hat mich überfahren. Er wollte mich zu einem Geständnis zwingen und das auf seine ganz eigene Art.“, erklärte der Kommissar. „Verstehe...“, meinte der Anwalt nur. Dann nahm er sich einen Stuhl, rutschte ihn so zurecht, dass er Ben direkt in die Augen sehen konnte und ließ sich darauf nieder. „Haben sie es getan?“, wollte der Anwalt wissen. Geschockt über diese Frage fuhr Ben herum, sah den Mann tief getroffen an. „Nein, natürlich nicht...man, sie sind mein Anwalt.“, stieß Ben wütend aus. „Ich glaube ihnen ja. Ich wollte nur sehen, wie sie reagieren und wie ihre Körpersprache ist. In meinem Beruf habe ich schon viele Verdächtige gesehen, auch einige Mörder, aber deren Sprache war eine ganz andere. Ich glaube ihnen, Ben. Jetzt ist es aber erstmal wichtig, dass wir diesen sturen Bullen davon überzeugen, dass sie es nicht waren. Können sie irgendwas zu ihrer Verteidigung beisteuern?“, fragte Rufenstahl und setzte sich wieder neben Ben hin, nachdem er vor dessen Verbalattacke aufgesprungen war. „Okay, ich werde ihnen sagen, warum ich hier bin.“, meinte Ben und fing dann an, alles, aber auch wirklich alles zu erzählen. Gespannt hörte der Anwalt, der schon Julia Jäger vertreten hatte, zu.


    Angus hielt am Rande des großen Whyler-Sumpfes, der sich über die Gegend erstreckte. Eine stinkende, dickflüssige, braune Brühe, die alles Lebende verschlang, was sich nich Halt verschaffen konnte. Er sah zu Konstantin hinüber, der gerade wieder zu sich kam und sich seinen angeschlagenen Hinterkopf hielt. „Los, raus mit dir und den Bullen von der Ladefläche geholt.“, knurrte der Verwalter. Konstantin stieg vorsichtig aus und ging zur Rücktür des Wagens. Er zog den immer noch bewusstlosen Semir von der Ladefläche und schulterte ihn. „Hör mal...wie wäre es, wenn ich verschwinde...du wirst nie wieder was von mir hören...ich schmeiße den Bullen rein und dann...“, versuchte er Angus umzustimmen, doch dieser ließ sich nicht darauf ein. „Weiter!! Du kennst ja den Weg, wo du uns entsorgen willst...jetzt wird es dein Grab!“, fauchte Angus und winkte mit der Waffe. Konstantin ging unsicher weiter. Mit dem Bullen auf der Schulter konnte er Angus nicht überwältigen, aber wenn er ihn fallen ließ...ja...warum eigentlich nicht....vielleicht sollte er ihm Angus einfach vor die Füße werfen und dann rennen...er kannte sich hier ja aus und sicher würde er schnell … „Weiter!! los!!“, riss Angus ihn aus den Gedanken.


    Semir kam langsam zu sich und vernahm, dass er getragen wurde. Er wollte sich auflehnen, doch die Hände ließen sich genauso wenig bewegen wie die Beine. Dann sah er auf. Hinter dem Mann, der ihm trug, lief Angus. „Hey...was soll das? Was haben Sie vor?“, fragte er leise. „Ich werde mich meiner Vergangenheit endgültig erledigen. Leider wissen Sie zu viel von mir und sind ein Risiko, welches beseitigt werden muss...genau wie Rubens...“, fauchte Angus ihn an. „Was ich weiß, weiß auch mein Kollege...es bringt ihnen also nichts...“, versuchte Semir. „Sie lügen!! Ihr Freund ist in Polizeigewahrsam und wird wegen dem Mord an dieser Schlampe für immer hinter Gitter verschwinden...“, fauchte Angus weiter. Semir sah ihn an. „Sie können keinen Mord mit weiteren Morden verdecken. Wenn Sie mir helfen, dann schaffe ich Ihnen Konstantin ganz legal vom Hals...er wird in Deutschland...Aaaaah...“, stieß Semir aus. Konstantin hatte ihn in die auf dem Rücken gebundenen Hände gebissen. „Halt deine Klappe!“, fauchte er ihn an. Angus sah Semir an. „Das ist mir zu unsicher...nur hier im Sumpf werden die Probleme wirklich für immer versinken...“, kam als Antwort. „Verdammt! Tun Sie es nicht!! Lassen Sie mich runter!!“, fauchte Semir und wandte sich auf den Schultern von Konstantin. „Verdammt! Halt Still, oder ich werfe dich direkt hier rein!!“, schrie Konstantin und hob Semir hoch, der sich sofort versteifte. „NEIN!!!“, schrie Semir verzweifelt. „Tu es!! Wir sind weit genug..! Los wirf ihn rein und dann wirst du ihm folgen!“ forderte Angus auf. Konstantin sah ihn an und schluckte, doch dann versuchte er einen letzten Trick Angus zu überwältigen.

  • Ben sah Mark an. „Und? Wie stehen meine Chancen?“, wollte er wissen. „Nun...ich sehe es sehr gelockert. Die Beweise sind eine Farce...damit kann man Sie nicht einsperren. Es fehlen die wirklich fesselnden Hinweise, dass Sie es waren. Der Zettel sagt gar nichts aus und der Ring kann Ihnen zugespielt haben. Moore scheint unter Leistungsdruck zu stehen. Er will unbedingt nach oben und da geht er auch über Leichen. Es hat übrigens noch nie geschadet, eine Anzeige gegen Moore wegen Körperverletzung im Amt zu machen. Ihre Nase ist gebrochen, das kann ich Ihnen schon mal sagen...“, murmelte Mark. „Was würde es denn bringen? Ich will keinen Kampf...ich will den Mörder finden, genau wie Moore...nur ist dieser Mistkerl so stur, dass er keine Hilfe annimmt.“, knurrte Ben und verschränkte die Arme. „Also gut... ich hole Moore jetzt rein und dann werden wir sehen...“, lächelte Mark, stand auf und klopfte an der Tür. Sekunden dauerte es nur bis sie aufging und Moore eintrat. „Also? Wird Ihr Mandant gestehen?“, wollte er wissen. Mark lachte leise. „Warum sollte er gestehen? Weil Sie ihm die Nase gebrochen haben? Sie wissen doch, wie die englischen Richter darauf reagieren...“, grinste er den Chief Inspector an. „Das... mit der Nase...das...wollte ich nicht... es tut mir Leid.“, murmelte Moore leise. Bevor Ben antworten konnte, ergriff Mark erneut das Wort. „Sie werfen meinem Mandanten Mord vor...aber die Beweise sind doch wohl mehr als dürftig oder?“, wollte er wissen.


    Konrad folgte dem Wagen ins Sumpfgebiet. Wussten die denn nicht, dass es hier verdammt gefährlich werden konnte? Nur wer sich hier auskannte kam auch wieder hier raus. Konrad kannte sich aus. Er würde hier wieder raus finden, doch er konnte die Beiden nicht allein hier lassen. Vor allem wollte er wissen, was sie dort mit sich schleppten. Er stieg in die Bremsen, als der Wagen von den Männern vor ihm auftauchte. Nur kurz darauf hörte er einen Schrei. „Semir?“, fragte er verwundert. Verdammt...die haben Semir...und wollten ihm im Sumpf versenken?...Konrad griff das Gewehr und rannte den Weg sicher entlang. Hinter dem großen Findling suchte er genügend Deckung. Das schummrige Abendlicht reichte gerade noch so, um die Silhouetten der beiden Männer zu erkennen. Konrad wusste nun nicht, auf wen er anlegen sollte. Auf den, der etwas über seinen Kopf hielt oder auf den, der die Waffe hatte. Plötzlich ging alles ganz schnell... der Mann drehte sich um und warf das, was er über den Kopf hatte, auf den anderen Schatten. Ein Aufschrei ertönte und ein Platschen war danach zu hören. Konrad sah dann, wie der Schatten, der geworfen hatte, die Waffe nahm und auf Semir richtete. Schnell nahm der Bauunternehmer sein Gewehr, legte an und schoss. Erneut ein Aufschrei. Eilig verließ Konrad seine Deckung und kniete sich neben Semir. „Semir? Sind sie okay?“, wollte er wissen und befreite den Mann von seinen Fesseln. „Ja...ja, soweit schon.“, kam es erschrocken vom Deutschtürken, der froh war, Bens Vater hier zu sehen. „Helft mir doch... um Gottes Willen helft mir...ich will auch alles gestehen.“, hörten sie die panische Stimme von Angus Furgeoson aus dem Sumpf. „Was...was wollen sie gestehen?“, fragte Konrad. „Ich war es...ich habe Franka erschlagen und es so aussehen lassen, als wäre es einer aus der Familie gewesen. Jetzt holt mich hier raus.“, schrie er und versank immer weiter. Bis zur Brust war er schon in der braunen Brühe versunken. Semir und Konrad fackelten nicht lange, nahmen die Seile, die um Semirs Handgelenke und Füße gebunden waren, und warfen sie Angus zu. Dieser packte sie und zog sich mit ganzer Kraft und den dagegenstemmenden Kräften von Konrad und Semir aus dem Whyler-Sumpf. „Dann rufe ich mal den Chief Inspector an.“, gab Konrad bekannt.



    6. Kapitel – Spukende?


    Bevor Oliver Moore zur Antwort ansetzen konnte, kam Robert Andrews, sein Sergeant, zur Tür reingestürmt. „Chef, eben kam ein Anruf rein. Konrad Jäger scheint den wahren Mörder von Franka Kirschbaum gestellt zu haben. Der Mann ist scheinbar geständig.“, erklärte Moores Assistent. „Was sagen sie da?“, knurrte Moore nur und drehte sich unbeherrscht um. „Wie können sie es wagen, in ein Verhör zu platzen?“, knurrte er und kam auf Andrews zugelaufen, schob ihn immer weiter an die Wand. „Damit wäre dann wohl die Anklage gegen meinen Mandanten hinfällig oder?“, wollte Rufenstahl wissen. Man hörte richtig, wie der Chief Inspector mit den Zähnen knirschte und wie ein angriffslustiger Wolf knurrte. „Sie können gehen. Aber bis zur Aufklärung des Falles bleiben sie in England.“, zischte er und schlug dann die Klinke der Tür runter, sah aber den Beiden nicht in die Augen, als sie an ihm vorbei gingen. „Andres, holen sie den Wagen. Wir fahren sofort raus.“, schrie er seinen Mitarbeiter an, dann verließ auch Moore den Verhörraum und knallte derart mit der Tür, dass die Scheibe fast einen Riss davon bekam. „Warum muss er sich nur immer so in einen Fall rein steigern?“, tadelte Andrews seinen Chef und ging dann hinaus auf den Hof zum Fuhrpark, ließ noch zwei weitere Streifen kommen. Als dann Moore im Auto saß, brauste die Kolonne mit Blaulicht davon. Ben stand vor dem Polizeirevier in Chelmsford und sah der abfahrenden Kolonne nach. „Kommen sie, wir fahren hinterher.“, meinte Rufenstahl und zeigt auf seinen Wagen, einen alten Jaguar. Ben nickte, stieg in das Auto und schon brausten sie der Kolonne von Polizeiwagen hinterher.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir und Konrad verfrachteten Angus in den Wagen. „Wo ist der Andere?“, wollte Semir wissen und sah sich nach Konstantin aus. „Ich befürchte, dass ich ihn tödlich getroffen habe... er ist scheinbar im Sumpf versunken...“, kam leise von Konrad. Semir sah ihn an. „Sie haben mir das Leben gerettet....danke...“, antwortete er. Konrad lachte leise. „Das war nur zu meinem Vorteil. Bei ihnen weiß ich, dass Sie auf Ben aufpassen....“, meinte er nur. „Dann sollten wir es begießen...ich habe Durst....“, schlug Semir vor. Sie fuhren zum Haus von Konrad. „Was machen wir mit ihm? Er ist mir etwas zu schmutzig...“, klagte Konrad. „Dann wird er sich in der Scheune umziehen....er hat doch ne eigene Wohnung...und ich glaub, er hat mir die Erlaubnis erteilt mich dort umzusehen...ist doch so Angus...oder ?“ grinste Semir den Mann an. Dieser nickte nur. Gemeinsam mit Semir ging Angus in seine Wohnung und sah Semir an. „Ich musste es tun...sie…sie hätte mich fertig gemacht...“, erklärte er. „Schon klar...was war denn so extrem?“, wollte Semir wissen und sah sich um. Dabei ließ er Angus nicht aus den Augen. „Sie wusste von meiner Vergangenheit und ich ….“, erklärte Angus weiter. „Sie wollte ihren Anteil vom Scheckbetrug?“, harkte Semir nach. Angus nickte. „Ich wusste nicht, wie ich mich sonst von ihrer Raffgier befreien sollte...“, kam klagend. Semir lachte verächtlich. „Warum haben Sie es dann so brutal gemacht? Hätte es nicht gereicht, wenn Sie ...“, fragte er nach. Angus sah ihn an. „Ich musste es wie eine Tat aus Wut und Hass und Eifersucht aussehen lassen. Franka war eine sehr hübsche Frau....aber das war mir egal...ich dachte, sie wollte mit mir das Leben verbringen als sie in England auftauchte...aber sie wollte nur das Geld von Jäger...und sie wollte mich dafür benutzen... ich wollte wirklich abschließen mit diesem verbrecherischem Leben...“, knurrte Angus. Semir sah ihn an. Ihm tat der Mann irgendwie Leid, dennoch musste er ihn vor dem Kadi bringen. Sein Freund war wirklich unschuldig und das war das Beste.


    Ben und Rufenstahl kamen an. „BEN!!“, schrie Konrad überglücklich und drückte seinen Sohn fest an sich. „Mein Gott... wie siehst du denn aus?“, wollte er wissen, als er das etwas bunte Gesicht sah. „Das ist nichts...hatte eine kleine Auseinandersetzung mit dem Chief Inspector...“, lächelte Ben und winkte ab. „Das wird der Mistkerl aber noch bereuen...dich zu behandeln wie ein Schwerverbrecher...ich wusste...nein...ich muss zugeben, dass ich meine Zweifel hatte...ich dachte manchmal wirklich, dass du einen guten Grund gehabt hättest.“, lächelte Konrad entschuldigend. Ben nickte. „Ich dachte auch....dann vergessen wir es einfach...wo ist Semir? Und wo ist der wahre Mörder?“, wollte er wissen und sah sich suchend um. „Angus...Furgeoson...er ist mit Semir in seinem Zimmer um sich umzuziehen... er hat gestanden als er bis zum Hals im Moor steckte, was ein gewisser ...warte...Semir sagte mir den Namen....Rubens...oder so.....Semir und Angus zugedacht hatte....ich musste Rubens erschießen um Semir zu retten...ich bin ein Mörder...ich...“, klagte Konrad. Andrews sah ihn an. „Das ist ganz klar Notwehr...und ich denke wir können das unter dem Tisch kehren...ohne Leiche kein Mord...“, lächelte der Polizist. Ben sah ihn an. „Wieso sind Sie eigentlich nicht Chief Inspector? Sie sind wesentlich kompetenter dafür...“, meinte er. Andrews sah ihn an und wurde tatsächlich rot. „Ich...ähm...Sir...danke...“, stammelte er. „Ich werde mal ein gutes Wort einlegen...So gute Leute sollten eine bessere Stellung haben, als Fußabtreter von diesem Lack...“, fluchte Ben hielt allerdings inne, als Konrad ihn anstieß und mit dem Kopf ein Zeichen machte.


    Auch Oliver Moore kam am Grund an. „Wo ist ihr angeblicher Mörder?“, fauchte er Konrad an. „Dort kommt er...“, gab dieser an und wies hinter Moore. Dieser drehte sich um und sah Semir mit Angus Furgeoson an. „Ach...Sie...Sie sollten sich doch aus dem Fall raushalten!! Ich werde dafür sorgen, dass Sie zur Rechenschaft gezogen werden! Mein Täter wäre nämlich geständig gewesen!!“, fauchte Moore ihn an. Rufenstahl sah ihn an. „Ich war dabei, meinen Mandanten bei ihnen raus zu holen und es sah für ihn nicht schlecht an...warum geben Sie es eigentlich nicht zu, dass Sie sich irren?“, wollte er wissen. Moore sah ihn an. „Ich irre mich nie!!“, fauchte Moore zurück. „Schon klar.“, grinste Semir und übergab Angus an Andrews. „So, und da er geständig ist, würde ich sie ersuchen, mein Haus sofort und umgehend zu verlassen.“, forderte Konrad den Polizisten auf. Knurrend rührte sich dieser aber nicht vom Fleck. „Haben sie ein unterschriebenes Geständnis?“, wollte er zähneknirschend wissen. Wie auf den Startschuss wartend, hob Semir ein handgeschriebenes Blatt hoch und reichte es an dem Chief Inspector weiter. Mit einer kurzen Bewegung hatte er das Blatt dem Deutschtürken aus der Hand gerissen und las es sich durch. „Haben sie das in guten Wissen und Gewissen geschrieben?“, wollte er von Angus Furgeoson wissen. Dieser nickte nur. „Ich war es...und ich bin froh, dass es vorbei ist.“, gestand er. „Hm, sie werden mir das alles noch einmal auf dem Revier erklären.“, fauchte Moore und schob den Verdächtigen vorwärts. Andrews grinste kurz zu Ben und Semir hinüber und ging dann hinter seinem Chef her. „Weißt du, irgendwie mag ich diesen Kerl.“, grinste Semir nur und sah zu Ben. „Das soll wohl ein schlechter Witz sein, oder?“, kam es nur von Ben. „Nö, der hat das Zeug zu einem echten Inspector....dieser Andrews.“, kam es überzeugt vom Deutschtürken. Ben grinste nur kurz. „Das habe ich ihm auch schon gesagt. Egal, jetzt will ich mich erstmal duschen und dann...“ „Dann wirst du dich ärztlich untersuchen lassen.“, befahl Konrad und sah seinen Sohn eindringlich an. „Genau.“, bekräftigte auch Semir. Murrend über so viel Überstimmung zog sich der Jungkommissar in sein Zimmer zurück und stieg unter den heimischen Wasserfall.


    Der Whyler-Sumpf lang friedlich da und blubberte vor sich hin. Heulend pfiff der Wind über die Knie hohen Wipfel der vielen Gräser und Blumen. Kein Mensch war hier...oder doch? Plötzlich schnellte eine Hand aus dem Sumpf und packte eine Wurzel. Die kleine Verästelung eines einzeln stehenden Baumes hielt dem starken Zug stand und nach und nach kam ein Körper zum Vorschein. Mit einem Kraftschrei ließ sich Konstantin Rubens auf das Gras fallen, drehte sich erschöpft auf den Rücken und verschnaufte einige Augenblicke. Wie er es geschafft hatte, mit der Schusswunde in seiner Schulter so lange die Luft in diesem Sumpf anhalten konnte, wusste er selbst nicht. Jetzt galt es erstmal, sich neue Kleider zu verschaffen und sich die Wunde versorgen zu lassen. Moment mal, er kannte doch einen alten Arzt, der hier ganz in der Nähe seine Praxis hatte. Da konnte er sich die Kugel entfernen lassen und dann...Ja, was eigentlich und dann? Er hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Eigentlich galt er ja jetzt als tot. Das hieß, er brauchte Geld, Papiere und eine komplett neue Identität. Und wo sollte er dann hin? Vielleicht nach Russland? Da waren doch immer noch gute Geschäfte zu machen, oder? Oder sollte er hier bleiben? Warum eigentlich nicht... hier ließe sich doch auch Geld verdienen. In den slumähnlichen Londoner Vorstädten waren doch noch immer seine besonderen Talente gefragt. Aber jetzt musste er erstmal zur Straße und in die Stadt fahren. Schleppend machte er sich auf dem Weg, zog seinen verstauchten Fuß hinter sich her und hielt sich mit einem Arm die durchschossener Schulter fest. Es musste ein Wunder sein, wenn Konstantin von jemanden mitgenommen wurde. Im Moment sah er mehr wie ein Waldschrat als ein Mensch aus. Doch er sollte Glück haben.

  • „So, bitte jetzt ganz ruhig bleiben.“, meinte der Arzt und fasste mit seinem Finger an Bens Nase. „Ganz ruhig bleiben... das tut jetzt ein bisschen weh, aber das muss sein.“, erklärte der Mediziner auf englisch und richtete dann die Nase wieder. Ein Knacken durchzog den Raum, gefolgt von einem Aufschrei, der das ganze Haus erfüllte. „Ist ja schon vorbei.“, kam es vom Arzt. „Ja, danke... das habe ich auch bemerkt.“, knurrte Ben und wollte sich an die Nase fassen, doch schon hielt ihn die Hand des Arztes fest. „Bitte nicht... ich werde ihre Nase jetzt fixieren und dann sollten sie sich vier bis fünf Tage lang nicht allzu stark belasten.“, erklärte der Arzt. „Und wie soll ich das machen? Eigentlich müsste ich schon längst wieder im Dienst sein.“, kam es von Ben zurück, als der Arzt sich entfernte. Doch Semir grinste nur. „Weißt du, eigentlich bin ich doch noch suspendiert. Da wäre es doch nur richtig, wenn du deine Nase und die Auswirkungen des Verhörs so richtig auskurierst. Ich hab da auch schon eine Idee, wie wir das am Besten machen.“, grinste der Deutschtürke und Ben ahnte schon übles dabei. „Und was ist das? Wirst du es mir vorher verraten oder erst wenn ich drin sitze?“, wollte Ben wissen. Seine Stimme klang heiser. Semirs Grinsen wurde breiter. Er genoss es bei Ben die Unsicherheit zu spüren. „Weißt du...ich bin ja ein Naturfreund und als ich einmal mit meinem damaligen Kollegen Tom Kranich mal campen wollte, war es mehr ein Alptraum... mit dir kann es doch besser sein...“, grinste Semir. „Du willst hier in England....campen??“, stieß Ben aus. Konrad sah von einem zum anderen „Das ist eine ganz tolle Idee... ich hab noch einen Campingwagen in der Scheune stehen...der ist mit allem ausgerüstet, was man braucht...Ben...das solltest du tun...du kannst dich in der Natur sehr gut erholen... Ruhe....Abgeschiedenheit.....das ist wirklich eine sehr große Idee...und ...“, schwärmte Konrad. „Ja...also gut...und wo wollen wir das machen?“, stöhnte Ben, der sich nicht wirklich dafür begeisterte. „Ich dachte im Wald von Robin Hood...“, schlug Semir vor. Konrad lache... „Der Sherwood Forrest...der ist wirklich sehr schon....allerdings nicht so dunkel wie man es aus den Filmen kennt...dennoch wunderschön... da gibt es einen großen See. Dort könnt ihr mit dem Wagen fast ans Ufer fahren...wirklich geniale Idee... Semir...das ist klasse...“, wiederholte Konrad.


    Toni Smith öffnete die Tür mit schlurfenden Schritten. Wer konnte jetzt noch klingeln? fragte er sich. Er öffnete und sah die dunkle, voller Schlamm bedeckte Gestalt. „Mein Gott... was ist denn mit Ihnen passiert?“, stieß er aus. „Hallo Toni....ich bin es...“, kam mit stöhnender Stimme von dem Mann. „Konni?“, harkte Toni nach. Der Mann nickte. „Verdammt...komm rein....“ Toni zog den Mann in seine Wohnung. „Ich brauche deine Hilfe...“, stieß Konstantin aus. „Ja sicher...ich sehe schon... wer hat dich angeschossen?“, wollte Toni wissen. „Ein Bulle....oder eher gesagt, der Bullenvater, als ich den Partner des Bullen im Sumpf versenken wollte. Aber das schwöre ich dir...das zahl ich diesen Mistkerlen heim...dem Vater, dem Bullen und dem Partner...keiner von ihnen wird sich wünschen geboren zu sein...wenn ich mit ihnen fertig bin.“, versprach Konstantin. „Du wirst dich waschen und dann seh ich mir deine Wunde an...“, befahl Toni. Konstantin ging ins Bad. Es dauerte fast eine Stunde bis er wieder raus kam. Toni ließ ihn auf der Liege platz nehmen und untersuchte die Schulter. „Die Kugel ist scheinbar durchgegangen...hinten sehe ich die Austrittswunde....also muss ich nur desinfizieren und nähen...das wird schnell heilen...“, lächelte Toni. „Kann ich ein paar Tage hier bleiben?“, wollte Konstantin wissen. „Ja sicher....ich wohne allein....aber keine Dummheiten...ich will nicht ins Visier der Polizei geraten...“, ermahnte Toni ihn. „Ich auch nicht...noch nicht....“, versprach Konstantin. Toni nickte. Er legte seinem Freund fachmännisch einen Verband an und verpasste ihn noch eine Spritze. „So...du wirst jetzt schlafen... ich zeige dir dein Zimmer....und dann wirst du sicher schon müde werden....nur keine Angst...das ist zur Entspannung.. ich denke in einer Stunde wirst du wieder bei mir sein... hast du schon was gegessen?“, wollte Toni wissen. Konstantin schüttelte den Kopf. „Nein...aber da mach dir mal keine Sorgen... ich hab kein Hunger... Whow...was für ein Zeug war das?“, stieß Konstantin aus, der sich fühlte als hätte er drei Flaschen Whisky getrunken.


    „Okay... warum sagen Sie mir nicht, das Gerkhan Sie unter Druck gesetzt hat... was hat er Ihnen angetan, das Sie den Mord auf sich nehmen?“, wollte Oliver Moore von Angus wissen. „Nein....ich war es!! Warum glauben Sie mir denn nicht!! Ich war es...ich habe Franka getötet...ich schwöre...“, kam müde von Angus. Moore ließ resigniert den Kopf hängen, wischte sich über die Augenpartie und sah dann zu Andrews hinüber. „Was soll ich noch machen, Robert? Er will sein Geständnis nicht zurücknehmen...“ „Sir, warum auch, wenn er immer wieder beteuert, dass er es war.“, erklärte der Sergeant und sah dann zur Tür, als diese aufging. „Mister Oliver Moore...“, fragte eine großgewachsene, streng aussehende Person mit kurz geschorenen, dunkelblonden Haaren. Der Sergeant deutete mit dem Finger nur auf die aufrecht am Tisch stehende Person. „Dann sind sie Chief Inspector Oliver Moore?“, fragte die Person erneut. „Ja, und sie stören gerade ein Verhör. Wenn ich sie bitten dürfte, zu gehen.“, fauchte der Polizist nur und drängte den Mann förmlich nach draußen. „Das werde ich nicht. Mein Name ist Roger Miller, Chefstaatsanwalt der Grafschaft Essex.“, erklärte sich der Mann und zog aus seiner Tasche seinen Ausweis hervor. „Oh Gott...“, kam es nur von Moore und schon im nächsten Moment ließ er sich auf die Tischplatte sinken. „Mir ist ihr unprofessionelles Verhalten schon länger zu Ohren gekommen, Moore, aber, dass sie einem geständigen Mörder jetzt auch noch die Worte in den Mund legen, dass er widerrufen soll, weil es ihnen nicht in den Kram passt, ist einfach empörend. Ebenso unverantwortlich ist es, dass sie einem Deutschen fast zum Geständnis nötigen.“, fauchte Miller den Chief Inspector an. „Ich habe nur ...“ „Sie haben genug getan, Moore. Sie geben ein schlechtes Licht auf die Polizei.“, fuhr der Staatsanwalt dem Mann in die Worte. „Tut mir Leid, aber ihr Verhalten wird ernste Konsequenzen nach sich ziehen. Ab nächstem Monat werden sie bei der Verkehrspolizei ihr Gemüt ein bisschen abkühlen können.“, zischte der Jurist und verließ dann wieder den Raum. „Was soll ich?“, schrie Moore hinterher. „Gehen sie, machen sie die restlichen drei Wochen Urlaub.“, kam als Antwort von Miller zurück, der auf den harschen Tonfall noch einmal zurückgekommen war. „Und jetzt verschwinden sie hier. Sergeant, bis auf weiteres sind sie für diesen Fall verantwortlich.“, gab der Staatsanwalt bekannt und verließ dann, mit Moore im Schlepptau, endgültig den Raum.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
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    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • „Okay, dann wollen wir uns mal das Wohnmobil ansehen.“, meinte Ben. Semir nickte und ging dann mit seinem Partner Konrad hinterher, der sie in die große Scheune führte und tatsächlich stand dort eines dieser alten, amerikanischen Wohnmobile, die mehr oder weniger an große Schlachtschiffe erinnerten, als an Autos. „Ich habe das noch vom Vorbesitzer übernommen. Ich weiß allerdings nicht, ob es noch fährt.“, musste Konrad eingestehen und reichte Ben den Schlüssel. „Das werden wir ja gleich sehen.“, meinte er nur, schloss die Tür auf und setzte sich hinter das Lenkrad. Schnell war der Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Zündung umgedreht. Mit einem lauten Blubbern meldete sich der Motor, ein Knall ertönte und schwarzer Rauch stieg aus dem Auspuff hervor. Einige Hühner, die sich scheinbar unter dem Wohnmobil ausgeruht hatten, kamen schreckhaft unter dem Wagen vor, der sich langsam in Bewegung setzte. Konrad und Semir mussten zur Seite gehen, als das große Gefährt sich an ihnen vorbei schob. Doch schon im nächsten Moment kam das Mobil mit einem lauten Knall und einem Zischen zum Stehen. „Was ist los, Ben?“, rief Semir nach vorne. „Ich glaube, das Ding hat kein Benzin mehr.“, rief dieser zurück. „Na klasse. Nur gut, dass wir es ausprobiert haben. Vielleicht sollten wir auch den Motor nachschauen lassen.“, entgegnete der Deutschtürke und ging aus der Scheune raus. Ben stieg aus und klopfte gegen das Ding. „Bist du sicher, dass wir damit Urlaub machen sollten?“, kam es skeptisch von Ben. „Warum nicht? Das Ding braucht nur ein bisschen Pflege, ein paar Schrauben hier und da nachziehen und dann können wir damit schon fahren.“, entgegnete Semir nur euphorisch und schlug ein paar Mal gegen die Karosserie. „Hey, mach mir da keine Beule rein.“


    „Okay, dann werde ich gleich mal meinen Mechaniker anrufen. Er soll sich das Wägelchen mal ansehen und dann lasse ich euch was einpacken.“, meinte Konrad und ging ins Haus zurück, um alles vorzubereiten. „Mal was anderes, das Essen wird sicher nicht ewig reichen...“ „Bei deinem Appetit sicher nicht, Ben.“, grinste Semir. „Sehr witzig... aber wie wollen wir uns dann versorgen?“ „Angeln.“, lachte der Deutschtürke nur. „Ja klar.. und dann ziehen wir Nessie aus dem Wasser...schon klar..“, murrte Ben nur. In diesem Augenblick kam Konrad rein. „Ben...Nessie ist in Schottland und nicht in England...außerdem erinnerst du dich nicht an die Wochenenden, wo wir beide fischen gegangen sind? Du konntest gar nicht genug bekommen...“, erinnerte er seinen Sohn. „Da war ich sieben oder acht...das ist schon Jahrhunderte her...“, gab Ben zurück. „Also gut...dann angle ich eben..“, lachte Semir, der sich köstlich amüsierte. „Semir...du kannst ja nicht einmal eine Muschel von einem Kieselstein unterscheiden...wie willst du wissen, ob der Fisch, den du an der Angel hast, essbar ist...“, knurrte Ben. „Also gut...bevor ihr gar nicht fahrt... ich lasse euch etwas nach bringen, wenn es nicht reicht..“, schlug Konrad vor. Ben lachte auf. „Das ist eine Lösung, die mir gefällt...“, nickte er. Konrad schüttelte nur den Kopf. „Du tust gerade so, als würde nichts in den Kühlschrank passen, der dort im Wagen ist...da können Esswaren für vier Wochen und für vier Personen eingelagert werden.. und ihr fahrt doch gerade mal eine Woche...“, tadelte er seinen Sohn. „Papa...ich bin erwachsen und....da brauche ich sehr viel Energie und...“, erklärte Ben sein Konsum an Nahrung. „In einer Stunde ist der Mechaniker da, bis dahin hat Rosa euch einiges vorbereitet....“, lachte Konrad nur.


    Konstantin erwachte zur gleichen Zeit. Er sah sich zunächst verwundert um, doch dann kam die Erinnerung. Sein Freund Toni trat mit einem Tablett ein. Es roch nach leckerem Essen. „Hier... stärke dich mal...was hast du eigentlich vor, wenn du wieder fit bist?“, wollte er von Konstantin wissen. „Dann...werde ich diesem Bullen das heimzahlen...ich werde sie einen nach dem Anderen holen und dann....“, knurrte Konstantin. Toni sah ihn an. „Ja...das tust du...du bist ziemlich zielstrebig. Das warst du schon immer... und darum habe ich dich immer beneidet. Aber denk daran, dass die Bullen immer ziemlich sauer werden, wenn du einen von ihnen abschlachtest...“, erinnerte Toni ihn. Konstantin nickte. „Nur keine Sorge...der hiesige Bulle ist sicher froh, wenn die beiden verschwinden. Und der Alte der wird von allein sterben...er wird seinen Sohn quasi ins Unglück schicken...das weiß ich...“, lachte Konstantin. Er aß mit Genuss, was Toni ihn vorgesetzt hatte. Toni nickte nachdenklich. „Was meinst du … wie wirst du sie dir schnappen? Ich denke nicht, dass die Deutschen sich so einfach haschen lassen...“, kam von ihm. Konstantin lachte auf. „Nur keine Sorge...die Beiden werden sicher irgendwann absetzen wollen...und dann werde ich mir erst diesen Zwerg schnappen...sein Freund wird dann von ganz allein kommen. Mit den Beiden werde ich dann in den Sümpfen sicher eine Gelegenheit bekommen die Beiden zu entsorgen...aber erst werde ich ihnen zeigen, was es heißt sich mit Konstantin Rubens anzulegen...“, drohte der Mann.

  • Andrews sah den Beiden hinterher. Doch Miller schien hinten Augen zu haben. Er kam zurück. „Habe ich mich irgendwie undeutlich ausgedrückt?“, wollte er von Andrews wissen. „Nein...Sir...ich...ähm...ich...bin nur Sergeant...und...“, erklärte der Mann schüchtern. „Oh...Sie sehen sich nicht in der Lage den Fall zu lösen?“, harkte Miller nach. „Doch... natürlich... ich könnte schon.... aber...verstehen Sie mich nicht falsch... es gibt Kollegen die im Rang höher stehen als ich und...die könnten dann denken...das ich...“, versuchte er sein Situation zu erklären. Miller lächelte. „Nun wenn das ihre einzige Sorge ist....Chief Inspektor Andrews...“, meinte er. Andrews stutzte. „Wie? Ich? Aber...das...“, stammelte er völlig verwirrt. „Machen Sie ihren Job gut...so schnell, wie Sie den Rang haben, kann ich ihn auch wieder weg nehmen...“, lächelte Miller und schlug dem Mann vor ihm auf die Schultern. „Ich weiß, dass Sie es können...aber ich fordere Beweise...“, forderte er ihn erneut auf. Andrews glaubt sich in einem Traum. „Sir...könnten Sie mich bitte einmal kneifen?“, bat er Miller. Dieser nickte und tat es. „AUA...“, stieß Andrews aus und lachte dann. „Danke Sir...es ist kein Traum...“, strahlte er und verabschiedete Miller. Dann wandte er sich Angus Furgeoson zu. „Okay, noch mal von vorn.“, forderte er und schaltete dann das Tonbandgerät ein. „Warum haben sie Franka Kirschbaum ermordet?“, wollte er wissen. Stöhnend ließ Angus seinen Kopf auf den Tisch fallen. Ging das alles schon wieder los?



    7. Kapitel – Kurzurlaub mit Schrecken


    Die alte Köchin kam mit drei bis oben hin vollgestopften Fresskörben aus dem Haus und brachte sie in den Wohnwagen. „Okay, das Auto ist soweit wieder flott. Nur mit dem Kompressor müssen sie ein bisschen aufpassen. Sollte das Ding zu heiß werden, könnte es passieren, dass ihnen der Motor durchknallt.“, meinte George, der von Konrad gerufene Mechaniker, und wischte sich die mit Öl verschmierte Hand ab. „Was, wenn das passiert?“, wollte Semir wissen. „Tja, dann können sie nur noch beten und zu Fuß gehen.“, erwiderte George und packte dann sämtliche Werkzeuge in den dafür vorgesehenen Koffer und diesen dann in den Mechanikraum des Wohnmobils. „Ben, bist du endlich soweit?“, rief Semir nach oben ins Haus. „Ja, ich bin gleich unten.“, kam es nur aus einem der oberen Zimmer zurück. „Na hoffentlich...Konrad, sie wollen wirklich nicht mitkommen?“, fragte Semir Bens Vater, doch dieser verneinte. „Ich werde mich daran erinnern, was für eine schöne Zeit ich in den letzten Tagen hatte. Auch, wenn sie eine Hochstaplerin war, ich habe sie innig geliebt.“, meinte Konrad leise und ließ den Kopf hängen. Nickend fasste Semir dem Mann freundschaftlich auf die Schulter und sah ihn an. „Es werden auch wieder bessere Tage kommen. Glauben sie mir...“ Konrad nickte und zog sich zurück. In diesem Moment kam Ben die Treppe runter. Sein Partner drehte sich zu ihm um. „Was...was soll das sein?“, kam es prustend von Semir, als er die Kleidung seines Freundes sah. Ben hatte sich vollkommen in Grün eingekleidet und trug eine Art Tropenhelm mit Mückennetz. „Willst du in den Dschungel gehen?“, lachte der Deutschtürke. „Hey, immerhin schleppst du mich in die Wildnis. Und ich will nicht von den Mücken zerstochen werden.“, knurrte Ben und zog sich den Hut vom Kopf. „War ein Witz...denkst du wirklich, ich bin so von der Natur angewidert?“, lachte er nur und zog sich die Sachen aus. Zum Vorschein kamen seine Lieblingsjeans und sein graues Shirt. Die grüne Jacke hing über dem Treppenpfosten. „So, können wir dann?“, wollte er nur wissen. „Du bist immer für Überraschungen gut.“, lachte Semir und klopfte seinem Freund auf die Schultern.


    Nach einer weiteren Stunde war alles verladen, alle Speisen im Eisschrank verpackt und auch die Angeln hatten ihren Platz in einer Ecke gefunden. „Hey, das Ding hat sogar ein Sonnendach.“, staunte Ben, als er wieder von der Leiter runter geklettert war. „Wow, dann kannst du die Liegestühle gleich nach oben bringen.“, grinste der Deutschtürke und reichte Ben zwei Klappstühle. „Hättest du das nicht eher sagen können?“, knurrte er und erklomm erneut die Leiter nach oben. Wenige Augenblicke später saßen beide im Wagen und die Fahrt ging los. „So, und wo wollen wir jetzt hin?“, fragte Ben nur. „Dein Vater hat mir eine alte Landkarte gegeben und mir die Strecke zu dem kleinen See genau aufgezeichnet.“, erwiderte Semir nur und steuerte das riesige Gefährt die Auffahrt hinauf, auf die Schnellstraße und diese immer weiter entlang. „Und das soll also nun unser verdienter Urlaub sein?“, meinte Ben und war immer noch nicht überzeugt von der ganzen Idee. „Komm schon...hol uns mal lieber was zu Essen.“, bat Semir nur und deutete auf den Kühlschrank im hinteren Teil. „Fein...endlich kommt der entspannendere Teil.“, grinste Ben und verschwand nach hinten. Wenige Minuten später kam er mit einer großen Hühnerkeule zurück. „Semir, hier habe ich was für dich.“, grinste Ben nur und hielt seinem Freund und Partner die lecker duftende und kross gebratene Keule vor die Nase. Dieser biss hinein. „Whow...lecker...“, strahlte er. „Ja nicht wahr...absolute klasse...ich hab schon zwei gegessen.“, kam von Ben. „Was? Hör mal...du sollt nicht alles essen...wir müssen es uns einteilen..!“, stieß Semir erschrocken aus. Ben grinste nur. „Hey...das war früher schon so...wenn wir auf Reisen waren, dann musste ich essen...willst du noch einen Pudding?“, wollte er wissen. „Nein...will ich nicht...und du bleibst jetzt hier...ich übernehme den Küchendienst...“, lachte Semir. „Gut...wenn du willst... wie heißt denn der See, den mein alter Herr empfiehlt?“, wollte Ben wissen. „Bassenthwaite Lake....“, murmelte Semir. Ben nickte wissend, doch er hatte genauso viel Ahnung von dem See wie Semir. Es hieß einfach abwarten...


    Toni besah sich die Wunde von Konstantin. „Sieht sehr gut aus...ich wundere mich immer wieder. Deine Haut erholt sich unglaublich schnell...“, staunte er leise. Konstantin lachte nur. „Ich weiß...aber das ist ein großer Vorteil, denn dann kann ich mich an die Arbeit machen. Du musst mir einen Gefallen tun...bitte.“, Konstantin sah seinen Freund flehend an. Toni nickte. „Was denn?“, wollte er wissen. „Ruf für mich bitte bei Jäger an und verlange Semir Gerkhan...“, bat Konstantin. Toni sah ihn an. „Wieso? Wer ist das?“, harkte er sofort nach. „Mein Schlüssel...wenn du so willst...“, kam geheimnisvoll von Konstantin. „Also gut...ich rufe an...“, stimmte Toni zu und griff zum Telefon. Er wartete bis sich jemand meldete. „Kann ich bitte Semir Gerkhan sprechen?“, bat er freundlich. Er hörte wieder zu und sein Blick wanderte zu Konstantin. „Ich danke Ihnen...am Bassenthwaite Lake...ich verstehe....kann ich ihn da irgendwie erreichen?“, harkte Toni nach. Wieder horchte er. „Danke....dann muss ich wohl warten bis er zurück ist...“ Toni legte auf. „Mr. Gerkhan ist nicht da...“, lächelte er Konstantin an. „Das ist sehr gut...ich brauch ne Karte... wie komme ich zu diesem Blaa....lake...?“, wollte er wissen. „Ich hab eine Karte in der Praxis....kannst du haben. Aber Konstantin...pass auf dich auf...okay?“, bat Toni seinen Freund. „Klar doch....“, lachte Konstantin. Er zog sich an. „Hast du noch ein Auto für mich?“, wollte er von Toni wissen. „Ja sicher...du kannst den alten Rover nehmen.“, nickte dieser.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir und Ben kamen an. „Whow....ist der schön...“, schwärmte Semir, doch nun wurde er auch melancholisch, denn dieser See, sah fast so aus, wie der, an dem er mit Tom Kranich, seinem guten Freund und Expartner Urlaub gemacht hatte. Vier Jahre waren seit dem Tag vergangen, an dem Tom von einem feigen Mistkerl erschossen wurde und in Semirs Armen starb. Eine Träne lief ihm über das Gesicht. „Hey...alles okay?“, riss Ben ihn aus den Gedanken. Semirs Hand wischte sich die Träne weg. „Ja...sicher...mir ist wohl was ins Auge geflogen...“, lächelte er nervös. Ben sah ihn prüfend an. „Du hast an diesen Tom Kranich gedacht oder?“, harkte er nach. Semir sah ihn an und nickte nur. „Ich weiß...es ist schon so lange her...aber....ich....ist schon gut...ist schließlich schon vier Jahre her...“, lächelte Semir erneut. Ben legte Semir eine Hand auf die Schulter. „Semir... Die Trauer um einem guten Freund ist nicht zeitlich begrenzt...“, erklärte er. „Ja stimmt...nun ja...Tom und ich waren die besten Freunde und...“, erzählte Semir. Ben hörte zu, als Semir ihm sagte, wie sie sich verstanden und auch wie er gestorben war. „Weißt du...es ist vielleicht wirklich Blödsinn...aber...dieser See...er hat mir die Erinnerung an einem Urlaub gebracht, den ich mit Tom hatte...wenn auch nur ein paar Stunden...Tom wurde damals entführt und ich dachte damals schon, ich hätte ihn verloren...er dachte das gleiche, denn diese Mistkerle hatten mich durch den Wald gehetzt und...“, Semir stockte. „Und was dann?“, fragte Ben, denn er spürte dass es Semir gut tat, darüber zu sprechen.


    Andrea sah ihre Tochter Aida an. „Ich finde, der Papa könnte sich wenigstens mal melden...“, knurrte sie leise. „Papa...telefonieren...“, kam ebenfalls von Aida. Andrea nickte „Du hast Recht...wir werden ihn anrufen...“, meinte sie nur und wählte Semir an. Wenig später hörte sie die Stimme ihres Mannes. „Semir! Wie sieht es aus?“, wollte sie wissen. „Andrea...mein Schatz...ja...wir haben es fast geschafft...Julia ist frei und wieder nach Deutschland, dafür stand Ben jetzt unter Verdacht und...nun ja... ich hab den wahren Mörder gefunden und verhaften lassen und er hat auch gestanden, aber die lassen uns derzeit nicht gehen...es wird sicher noch ne Woche dauern, bis wir ausreisen dürfen...“, erklärte Semir. Andrea sah stutzig auf das Telefon. „Noch eine Woche? Aida und ich vermissen dich....“, klagte Andrea. „PAPA!!!“, rief Aida dazwischen. „Ich vermisse euch auch. Ich liebe euch....“, kam von Semir. „Komm bitte schnell wieder. Wir brauchen dich hier.“, meinte Andrea eindringlich und gab ihrem Mann einen Luftkuss durchs Telefon. „Ich brauche euch auch. Ich verspreche, ich komme so schnell nach Hause, wie es möglich ist.“, meinte Semir und legte auf. Ben sah ihn nur grinsend an. „So, wir werden also noch hier festgehalten, ja?“ „Hey, wenn ich ihr gesagt hätte, dass wir uns hier einen faulen Lenz machen, hätte sie sich doch gleich mit den Kindern ins nächste Flugzeug gesetzt und wäre hergekommen.“, meinte Semir nur. „Schon klar...oder sie hätte dich wieder rausgeworfen.“, grinste Ben nur weiter. „Du weißt ja dann, an wem das hängen geblieben wäre.“, lachte Semir und sofort verschwand das Grinsen aus dem Gesicht des jungen Hauptkommissars, denn Ben ahnte, was Semir damit sagen wollte. „Du wärst doch nicht wieder bei mir eingezogen? Semir, das ging schon beim ersten Mal nicht gut.“, meinte er. „Schon gut, hier...geh lieber Feuerholz sammeln, während ich diesen Campingtisch aufbaue und die Stühle runter hole.“, bat Semir und reichte Ben die kleine Axt. „Wieso muss ich Holz hacken gehen?“, kam es nun bockig von Ben. „Willst du lieber angeln?“, grinste Semir. „Bin dann mal weg.“


    Konstantin fuhr mit dem Rover die enge Landstraße entlang. Toni hatte ihm noch ein bisschen Geld zugesteckt. Damit hatte er sich eine Campingausrüstung, ein Fernglas und einige Waffen besorgt. Er folgte einfach der Karte und fand sich nach wenigen Stunden Autofahrt an besagtem Bassenthwaite Lake wieder. Nun musste er schauen, wo sich die beiden Polizisten verkrochen hatten. Seinen Wagen stellte er in einem uneinsichtigen Seitenweg ab, lud alles aus und ging dann mit dem Fernglas zum See hinunter, suchte die andere Uferseite ab. Nach einigen Minuten hatte er gefunden, was er suchte. „So, da habt ihr euch also verkrochen.“, lachte er teuflisch und sah, wie Gerkhan sich mit einem Campingstuhl schwer tat. „So ist es richtig, macht es euch nur gemütlich. Schon sehr bald werde ich kommen und euch holen.“, lachte Rubens, ging zurück und suchte sich nun seinerseits einen geeigneten Zeltplatz, aber ein solchen, den kein Wanderer oder verirrter Läufer so schnell finden konnte. Unter einem kleinen Felsvorsprung baute der das kleine Ein-Mann-Zelt auf, legte das Gewehr außer Sichtweite, die Pistole und das Messer befestigte er aber am Gürtel. Von den nahegelegenen Bäumen und Sträuchern schnitt er sich Äste und Zweige ab, sammelte herumliegende Holzreste auf und baute aus faustgroßen Steinen einen Feuerkreis, in dem er das gesammelte Holz entzündete. In wenigen Tagen würde er seine Rache bekommen, so dachte er sich. Vorerst würde er die beiden beobachten und ihnen einige Streiche spielen, bis sie sich stritten und der eine nicht mehr auf den anderen achtete. Dann würde er zuschlagen. Ja, das war ein guter Plan.

  • Ben hatte derweil einen ganzen Arm voller Brennholz gesammelt und wollte schon den Rückweg antreten, als seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen Strauch mit Brombeeren fiel. „Hm, die würden super zum Nachtisch passen.“, dachte Ben nur und ging langsam auf die prachtvoll aussehenden Leckerbissen zu. Das gesammelte Holz packte er neben sich und zog dann einen kleinen Beutel hervor. Mit schnellen Bewegungen seiner Hand pflückte er Beere um Beere. „Man, Glück muss der Mensch haben.“, dachte er, als er fertig war und sich erheben wollte. Plötzlich hielt er inne. Ein Knurren... er hatte gerade deutlich ein Knurren gehört. War das jetzt ich?, dachte er und hörte erneut hin. Doch wieder ertönte das bedrohliche Geräusch und dieses Mal war sich Ben sicher, dass es nicht sein Magen war. Vorsichtig bückte er sich nach dem Holzstapel, nahm ihm auf und ging langsam wieder zum Wohnmobil zurück, ohne jedoch die Büsche aus den Augen zu lassen. „Semir...“ „Hey, da bist du ja wieder...und was bringst du da?“, wollte der Deutschtürke sofort wissen, als er sich nach seinem Partner aus dem Liegestuhl umdrehte. „Beeren für den Nachtisch...Ich habe da hinten so ein komisches Knurren gehört.“, meinte der junge Hauptkommissar nur. Semir lachte auf. „Glaubst du nicht, dass das nur dein Magen war?“, fragte der Deutschtürke und holte eine Schüssel für die Beeren. „Hör mal, ich habe das deutlich gehört...außerdem hab ich vorhin doch was gegessen. So schnell kann ich nicht wieder Hunger haben.“, maulte Ben. „Schon gut, aber findest du das nicht übertrieben? Ich meine, wer weiß, was das war.“, spielte Semir das Ganze runter. „Es kann doch ein Fuchs gewesen sein, dem du Unbewussterweise zu Nahe gekommen bist.“ „Das hörte sich aber nicht wie ein Fuchs an. Es war deutlich tiefer.“, entgegnete Ben. „Aber du hast keinen mitgebracht, oder? Ich meine, hast du nachgesehen?“ grinste Semir. Er fand es ziemlich lustig, das Ben Angst hatte. „Nein natürlich nicht... hast die Stühle ja schon aufgestellt....wer kocht heute?“, wollte Ben wissen. „Na du...ich bin gefahren und hab aufgebaut...du hast nur Holz gesammelt und gegessen....“, lachte Semir vernehmlich.


    Konstantin sah alles durch seinen Feldstecher. Er sah, wie die Männer sich den Bauch voll schlugen, kaltes Bier genossen und machten Scherze. Verdammt, wenn er ein Richtmikro hätte, dann könnte er sogar hören was sie dort sagten. Vermutlich machten sie sich über ihn lustig...ja sicher....sie lachten über ihn. Diese eingebildeten miesen Bullen...dachte er und diese Gedanken steigerten seinen Hass auf die Beiden. Er musste näher ran...aber ohne gesehen zu werden....dachte er weiter und machte sich daran, näher an den Campingwagen zu kommen. Er versuchte sich möglichst leise zu bewegen, doch es klappte nicht immer. Zum Glück waren aber die beiden Bullen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das sie die Geräusche von ihm wahrnahmen. Er kam bis auf wenige Meter heran. „Und....das war sicher ein Bär...“, lachte dieser Gerkhan. Der Andere nickte. „Das hab ich doch gar nicht gesagt...nur dass es sich gefährlich angehört hat...in den Wäldern von England gibt es sicher wilde Tiere...“, entgegnete dieser. Konstantin grinste.. „Ja...sogar zweibeinige...“ murmelte er leise. „So....ich werde mich jetzt in den Stuhl legen und die Ruhe genießen. Du wäscht ab...“, befahl Gerkhan und machte es sich in Stuhl gemütlich. „Hey... was ist denn mit deinem Nachtisch? Magst du ihn nicht?“, wollte der Andere wissen. Jäger...ja stimmt er hieß Jäger....Ben Jäger.....erinnerte sich Konstantin. „Den esse ich später...und das meine ich auch so....“, ermahnte Gerkhan seinen Freund. „Da haben wir dann doch schon mal einen wesentlichen Hinweis.....wie wir eure Freundschaft etwas aus den Fugen bekommen...“, unterhielt Konstantin sich selbst. Er musste nur warten, bis Jäger im Wagen verschwand oder sonst irgendwie abseits war....der Nachtisch wird als erster dran glauben...lachte Konstantin in Gedanken und wartete.


    Robert Andrews lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte sein eigenes Büro....dachte er als die Tür aufging und Oliver Moore vor ihm stand. „Sir!!“, rief er aus und stellte sich sofort stramm hin. „Sie können sitzen bleiben...ich bin nicht mehr Chief...“, kam leise von dem Mann. „Sir...ich ...Sie sollten wissen, dass ich....es nicht gut finde...also....ich meine...was Miller getan hat und...“, stammelte Andrews. „Schon gut... er hat ja auch irgendwie Recht. Ich hätte nie gedacht, das dieser Holmes so einen großen Einfluss auf Miller hatte... denn wenn ich es gewusst hätte, dann wäre dieser Jäger nie in die Nähe eines Telefons gekommen.... ich bin immer noch davon überzeugt, das Jäger die Frau getötet hat....Raffgier ist das bessere Motiv, als die Angst davor aufzufliegen...“, grollte Moore. Andrews schüttelte den Kopf. „Was hat Jäger ihnen getan, dass Sie so auf ihn fixiert sind?“, wollte er wissen. „Das kann ich dir sagen....ich hasse Leute, die sich auf dem Geld ihrer Eltern ausruhen und nur darauf warten, dass sie krepieren...das ist der Grund...“, stieß Moore aus. Andrews sah ihn an. „Aber dieser Jäger scheint doch anders zu sein. Er ist Polizist...und er arbeitet für sein Geld, außerdem hat Furgeoson sein Geständnis unterschrieben. Er hat mir auch gesagt, dass er es genossen hat. Das ist Fakt und das Gesetz sieht vor, dass wir gegen Furgeoson vorgehen. Die Anklage wird bereits vorbereitet...“, kam bestimmt von Andrews. „Sehen Sie.... es ist so einfach nicht wahr... Sie heimsen nun den Erfolg ein, der mir zusteht. Ich habe den Stein ins Rollen gebracht....“, fauchte Moore. Er wandte sich zum Gehen und drehte sich dann noch einmal zu Andrews um. „Was ist eigentlich mit dem Mann, den Jäger sen. erschossen hat?“, wollte er wissen Andrews lächelte. „Das ist nicht ihr Fall...sondern meiner.. und nun stehlen Sie mir nicht meine Zeit...ich hab zu tun...“, gab er kühl zurück.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Konstantin wartete in seinem Versteck und beobachtete Jäger genau. Dieser schien aber keine Anstalten zu machen, den Liegestuhl auf Dauer zu verlassen. Man, musst du nicht mal austreten, knurrte Rubens nur und knabberte vor Wut an seinen Fingern herum. Dann aber schienen seine Gedanken doch erhört worden zu sein, denn er sah, wie Ben aus dem Stuhl sprang und in einen der nahegelegenen Büsche verschwand. „Jetzt aber schnell.“, meinte Konstantin, sprintete zum Tisch und fischte mit einem Griff sämtliche Brombeeren aus der Schale raus, die auf dem Platz von Semir stand. Nur eine einzige ließ er zurück. Dann machte er sich wieder auf in sein Versteck und wartete ab. Jäger war der erste, der zum Tisch zurückkam und sich wieder in den Stuhl fallen ließ. Er schien die leere Schale nicht zu bemerken. Wollen doch mal sehen, was sich die beiden an den Kopf werfen, dachte Rubens nur und rieb sich vor Vergnügen die Hände. Im Laufe der nächsten Minuten kam Gerkhan aus dem Wohnwagen und ließ sich ebenfalls in den Stuhl fallen, griff mit einer Hand in seine Schüssel und schien nur noch eine Brombeere rauszufischen. „Ben...was hatte ich dir vorhin gesagt?“, hörte er schon die leicht gereizte Stimme von Gerkhan. Jägers Kopf erhob sich und sah zu seinem Partner hinüber. „Du wolltest deinen Nachtisch später essen...dann iss doch jetzt.“, meinte dieser vollkommen unschuldig. „Das würde ich ja gerne, aber jemand hat mir meinen Nachtisch aufgefressen.“, knurrte der Deutschtürke nur und hielt ihm die mit der letzten Brombeere gefüllten Schüssel hin. „Hey, schau mich nicht so an. Ich hab deine Beeren nicht aufgefuttert.“, kam es trotzig von Jäger. „Ach nein? Vielleicht war es der Waldschrat, der dir vorhin was vorgeknurrt hat.“, zischte Gerkhan zurück. „Semir, ich habe deine Beeren nicht gegessen. Man, warum sollte ich...“ „Weil du verfressen bist, deswegen.“, kam es prompt von Gerkhan zurück. „Sag mal, hast du jetzt nicht mehr alle...“, schrie Jäger zurück. „Läuft ja, wie am Schnürchen.“, dachte Rubens nur und zog sich vorerst zu seinem eigenen Zelt zurück.


    „Semir, ich hab deine dämlichen Brombeeren nicht gegessen.“, fauchte Ben und sprang aus seinem Stuhl auf. Semir tat es ihm gleich. „Und wer soll es sonst gewesen sein? Etwa der Osterhase oder wie?“ „Zum Beispiel...man, ich war nur kurz in den Büschen und habe deinen Nachtisch nicht angerührt.“, erklärte Ben fauchend. Semir wollte schon zum Gegenschlag ausholen, als er plötzlich eine Elster auf den Tisch fliegen sah, die mit ihrem Schnabel die letzte Brombeere klaute. Mit offen stehenden Mund sah der Deutschtürke dem Vogel nach. „So, und jetzt sag mir nochmals, dass ich es war.“, knurrte Ben und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ben, ich...es...es tut mir Leid.“, kam es zögerlich von Semir. „Ist das alles?“, wollte der beleidigte Ben wissen. „Komm schon, ich habe doch gesagt, es tut mir Leid.“, meinte Semir nur und fasste seinem Partner auf die Schulter. „Du brauchst jetzt nicht kuscheln kommen.“, meinte Ben und grinste schon wieder. Auch Semir musste lachen. „Komm, wir suchen uns neue Beeren. Ich will nämlich meinen Nachtisch haben.“, grinste Semir nur und beide gingen in den Wald hinein. „Hier...hier hab ich die Beeren gepflückt.“, meinte Ben und wieder hörte er das Knurren. „Semir, da ist es wieder...hör doch.“, kam es angespannt von Ben. Der Deutschtürke trat zu seinem Freund heran und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ben, das ist dein Magen.“, lachte er, doch dann hörte auch er das Knurren, dass sich langsam in ein Fauchen verwandelte. „Okay, das ist nicht dein Magen.“, meinte der Deutschtürke und ging langsam in die Knie. „Semir, was hast du vor?“, wollte Ben wissen. „Na nachsehen oder hast du eine bessere Idee?“ Immer weiter kniete sich Semir runter und sah dann, was dort so knurrte.


    „Nun guck dir das mal an.“, lächelte der Deutschtürke und griff mit beiden Händen unter den Busch. „Was...was ist es?“, wollte Ben wissen und hielt sich auf Abstand. „Sieh doch selbst.“, grinste Semir und hob das Etwas hoch. „Ein Luchs...“, lachte er. „Semir...ist das okay, wenn du das Vieh anpackst? Ich meine....er könnte die Tollwut haben und dich beißen...“, kam besorgt von Ben. Semir lachte. „Nein...der ist doch ganz lieb...weißt du was...ich glaub er hat Hunger und deshalb ist er so wütend und knurrt....sieh mal...ich kraule ihn und er ist ganz ruhig.“, meinte Semir. „Ja, der riecht den Felix...das ist alles...das ist doch auch ne Katze...und die riechen sich hat gegenseitig...“, nickte Ben. „Ben...ich bin jetzt schon ne Woche hier und die Wäsche ist gewaschen...von daher kann der Luchs Felix gar nicht riechen...“, berichtigte Semir. „Ja und was willst du jetzt machen? Ich meine, du hast doch gesehen wie die Tiere hier sind...die Elster klaut deine Beeren und der hier will sicher meine Schnitzel haben oder so...“, gab Ben zu bedenken. Semir lachte auf. „Du hast Angst, dass du nicht genug bekommst...“, meinte er. „Nun ja...das ist ein Raubtier...und die fressen Fleisch...wer weiß, wann er das letzte Mal was bekommen hat und wir haben hier ja nur für zwei was zu essen...“, maulte Ben leise. „Nur keine Sorge... ich werde für den niedlichen Kerl Fisch angeln...“, lachte Semir. Der Luchs fauchte kurz auf und wollte weg. „Na...mein Kleiner...ich tu dir doch nichts...aber ich sehe schon...du willst runter...bist ja auch ein Wilder...“, sprach Semir mit dem Tier. Ben stand da und schüttelte nur unverständlich den Kopf. Semir setzte das Tier runter und schnell war es im Gebüsch verschwunden. „Weißt du was...ich werde das Tier zähmen...dann hat Felix auch einen Spielgefährten...“, dachte Semir laut nach. „Semir... du kannst das Tier nicht einfach mitnehmen....wir sind doch nicht ….“, widersprach Ben. „Ist ja gut....ich finde schon einen Weg...“, grinste Semir. Sie fingen endlich an, das zu tun, weshalb sie hier waren und pflückten die Beeren vom Strauch.

  • Konstantin fluchte verhalten. Das war zwar ein schöner Anfang, aber es reichte nicht aus...also gut...was hatte Gerkhan denn da auf dem Arm? Ob das....oh...er kleine Bulle schien ein Tierfreund zu sein...also gut...wenn das mit dem Nachtisch nicht klappt, dann sollte er sich vielleicht an etwas Anderem halten. Aber er durfte auch nicht übertreiben. Ein wenig Zeit musste vergehen....und dann würde er auch etwas finden, was die Beiden auseinander reißen wird. Konstantin ging zu seinem Zelt zurück und setzte sich davor. Er machte sich an seinen Rucksack heran und holte eine kleine Box mit Essen heraus. Schnitzel und Kartoffelsalat...nicht gerade sehr nahrhaft, aber immerhin stillt es den Hunger. Er aß mit wenig Appetit und überlegte sich eine neue Strategie. Er musste die Beiden auseinander bekommen. Wenn sie zusammen waren, war es zu gefährlich. Konstantin würgte das Essen herunter. Der Salat schien bereits einen Stich zu haben und schmeckte säuerlich. Das Schnitzel war trocken und hatte sicher schon ein paar Tage hinter sich. „Toni...du warst auch schon mal gastfreundlicher...“, knurrte er wütend und warf ein Stück des Fleisches ins Gras. Er nahm die Wasserflasche und trank einen großen Schluck. Wenigstens das Wasser schien frisch zu sein. Er sah auf die Uhr. Es war gerade mal sechs Uhr durch. Viel zu früh um zu schlafen, auch wenn es schon dunkel wurde. Vielleicht sollte er sich noch mit dem Plan beschäftigen, aber er brauche ja auch etwas zu essen. Konstantin stand auf und stieg in seinen Wagen ein. Er musste noch was einkaufen, bevor die Läden schlossen. Anschließend konnte er sich weiter Gedanken machen.... wie er die Beiden zu fassen bekam. Eines war klar...er würde sich einen nach dem Anderen holen.


    Semir sah Ben an. „Whow.. die waren lecker...du solltest dir allerdings den Mund putzen, du Ferkel....siehst aus, als hättest du samt Nase in der Schale gehangen...“, lachte Semir. Ben grinste, ging zum See und hockte sich hin. Er wusch sich kurz das Gesicht und sah Semir an. „Besser so?“, wollte er wissen. Semir nickte. „Ist das nicht herrlich. Ich wäre echt dafür, dass wir hier die ganze Woche verbringen....so richtig entspannen...wann kommen wir schon dazu...?“, meinte er nachdenklich. „Was hält uns denn davon ab?“, kam es von Ben nur zurück, der sich ein weiteres Bier öffnete. „Ich meine, du bist suspendiert und solange der Fall hier noch nicht aufgeklärt ist, muss ich ja auch hier bleiben.“, grinste er nur. Semir sah seinen Partner an. „Also okay, aber dann gehe ich mal ein bisschen angeln.“, meinte Semir und schnappte sich eine Angel aus dem Wohnmobil. „Dann mal Petri heil.“, grinste Ben und prostete seinem Partner zu. „Danke...und du...was willst du machen?“, wollte Semir wissen. „Ich schau dir aus sicherer Entfernung zu und unterstütze dich mental.“, grinste Ben nur und machte sich dann auf dem Stuhl lang. „War ja klar.“, kommentierte der Deutschtürke nur und begab sich dann zum See. Schnell war der Köder fertig gemacht und die Angelsehne verschwand, mitsamt Köder und Schwimmer, im See. Nun hieß es warten, warten und nochmals warten. Geduldig saß Semir auf einem Baumstumpf und starrte auf den See hinaus. Schon wenige Minuten später hörte er das Schnarchen seines Partners. „Der Kerl ist doch unmöglich.“, grinste der Deutschtürke und hörte im nächsten Moment ein Rascheln aus dem nahegelegenen Busch.


    Angespannt und neugierig saß er da und starrte auf den Busch. „Hey, mein kleiner Freund.“, stieß Semir erleichtert aus, als er sah, dass es der kleine Luchs war. Das Tier konnte nicht viel älter, als drei bis fünf Wochen sein. Ohne eine Spur von Scheu hüpfte das Kleine auf den Stamm und kam Semir immer mehr zu nahe. Mehr und mehr roch er an dem interessant duftenden Mann und setzte sich schließlich neben ihn. „Du hast wohl mächtigen Hunger, was?“, grinste Semir nur und sah auf, als die Rute aufzuckte. „Oh, da hat was angebissen.“, stieß er aus und zog an, kurbelte immer mehr die Schnur zurück und zog dann tatsächlich einen dicken Fisch an Land, auf den sich aber sofort der kleine Luchs stürzte. „Hey, das war aber jetzt meiner.“, grinste Semir nur und sah dem Tier dabei zu, wie es genüsslich den noch zappelnden Fisch mit seinen kleinen Tatzen schlug und dann hinein biss. Was für ein Schauspiel der Natur, dachte der Deutschtürke und holte aus seiner Weste seine kleine Digitalkamera hervor. Das musste einfach festgehalten werden. Kurze Klicke waren zu vernehmen und schon waren drei, vier Bilder im Kasten. Auch so schnell, wie er fotografiert hatte, hatte sich der kleine Luchs über den Fisch hergemacht, zwar blieb die Hälfte liegen, aber er schien gesättigt zu sein. „Tja, was machen wir jetzt mit dir?“, wollte Semir wissen und sah sich um. „Ich weiß, du wirst bei uns bleiben.“, dachte sich Semir, nahm das kleine Tier und ging zurück zu Ben.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Konstantin kam mit allerlei vollen Tüten zurück zu seinem Schlupfwinkel und verstaute die Sachen sicher in einer Kühlbox, für die er noch extra Kühlakkus gekauft hatte. Diese band er, damit sie besonders kühl blieben, mit einem Seil zusammen und schmiss sie in den See. Das Seil befestigte er an einem Baum am Ufer, damit er die Akkus bei Bedarf rausholen konnte. Noch einmal schlich sich Konstantin zum See und sah durch den Feldstecher. „Ach, sieh mal an...“, grinste er und sah dann nur zu Jäger. Dieser schien aber noch unbeweglich im Liegestuhl zu liegen. „Dich werde ich sehr viel leiden lassen, mein lieber Junge.“, fauchte Rubens nur und ging wieder zu seinem Zelt zurück. Wie spät mag es jetzt wohl sein? Sieben, halb acht? Vielleicht...sein Handy lag noch im Zelt und bisher hatte er es auch noch nicht geholt. Die Sterne standen schon am Firmament und leuchteten auf den See hinunter. „Morgen würde die Rache beginnen. Morgen werdet ihr die ersten Stiche spüren.“, fauchte Konstantin und zog sich in sein Zelt zurück. Die Waffe hatte er unter seinen Schlafsack versteckt, doch die Pistole und das Messer trug er immer bei sich. Er nahm sein Handy an sich und rief sich die neuesten Nachrichten via Bluetooth ab. „In dem Fall mit der erschlagenen Frau ist die Polizei aus Chelmsford kurz vor der Lösung.“, las er murmelnd. „Tja, aber noch habt ihr mich nicht.“, zischte er triumphierend, legte dann das Handy weg und seinen Kopf auf das Kissen. Wenige Minuten später war er weggetreten und schlief tief und fest.


    Der nächste Morgen brach für Semir und Ben mit heftigem Regen an. „Oh nee....das ist doch ein Mistwetter...verdammt noch mal...“, fluchte Semir und schloss das Fenster über sein Bett. „Maul nicht rum.... wir können uns dennoch erholen....keine Autobahn...keine Autos... keine Verbrecher....gar nichts.“, murmelte Ben und drehte sich noch einmal um. Semir schwang sich aus der Koje und machte Wasser heiß. „Willst du auch Kaffee?“, wollte er von Ben wissen. Doch dieser antwortete nicht. „BEN!!!“, rief Semir. „Was denn? Ich will schlafen....man.....ich hab Urlaub...“, knurrte Ben. Semir lachte auf. „Ich hab Hunger und will frühstücken und zwar mit dir...also raus aus der Koje...oder ich mach dich nass!“, drohte er seinem jungen Kollegen an. „Das wagst du ja eh nicht..“, murmelte Ben verschlafen. Doch in den nächsten Sekunden sprang er raus. „Man!!! Spinnst du denn?“, fauchte er wütend. Semir hatte ihm ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet. „Ich mache immer was ich ankündige...“, lachte Semir. Ben sah aus wie ein begossener Pudel. „Das zahl ich dir heim...das schwöre ich dir...irgendwann willst du schlafen und dann...ist meine Stunde gekommen..“, drohte Ben nun auch lachend. „Das wird ja nie eintreffen.“ Semir fand die Situation verdammt lustig. „Ich kann dich ja aus dem Wagen sperren....mal sehen wer dann nasser ist...der englische Regen ist nämlich heftig...“, grinste Ben. „Na komm.... die Brötchen sind auch schon fertig...“, schlug Semir vor. „Oh ja... ich hab einen Hunger... sag ich dir...“, strahlte Ben. Wenn es ums Essen ging, war er der erste der am Tisch saß. Semir schüttelte nur den Kopf. Sie aßen und dann zog Semir sich seine Jacke an. „Wo willst du denn hin?“, fragte Ben überrascht. „Ich hab noch einen Freund zu versorgen...“, grinste Semir, nahm sich den Rest eines Fisches aus dem Kühlschrank und packte ihn in die Tüte. Nun schüttelte Ben unverständlich den Kopf und sah Semir nach.


    Auch Konstantin wurde wach und steckte den Kopf aus dem Zelt. Doch im Gegensatz zu Semir genoss er den englischen Regen. Er war warm und angenehm. Konstantin ließ sich völlig nass regnen und zog sich anschließend um. Mit einen Regenmantel bekleidet ging er sein Frühstück an. Fish and Chips....wie für England üblich, dachte er. Es schmeckte grauenhaft aber es stillte den Hunger und das war gut so. Er brauchte seine Kraft für die Rache, die er ab heute richtig auskosten wollte. „Hey... wo bist du denn miez...miez...“, hörte er Gerkhan rufen. Er glaubte zunächst nicht richtig zu hören und sah sich um Mit dem Feldstecher fing er seinen Feind ein. Konstantin lachte leise, als er sah, wie der deutsche Polizist durch die Büsche kroch. „Mieze...wo bist du denn?“, hörte er. Das darf doch wohl nicht wahr sein....dachte Konstantin, aber dann lachte er leise. Das war eine Möglichkeit diesen Mistkerl einen kleinen Denkzettel zu verpassen.. aber wie....wie …..Konstantin dachte nach. Er musste es irgendwie schaffen, Misstrauen zwischen den Beiden zu säen... was zum Teufel suchte dieser Bulle dort. „Mieze....hey....da bist du ja...sieh mal...ich hab dir Frühstück mitgebracht...“, hörte er den Mann sagen und wenig später sah er was der Mann suchte.

  • Während Semir nach dem Luchs suchte, machte Ben im Wagen sauber. Allerdings nicht so, wie Semir es machen würde, sondern stopfte die Sachen die im Weg lagen, einfach unter seine Koje. „So...sieht doch niemand...“, murmelte er und sah nach draußen. Es regnete Bindfäden, also war heute nichts mit im Liegestuhl faulenzen. Ben sah sich um. Verdammt wieso hatte er kein Buch mitgenommen oder seine Playstation? Was sollte er denn beim Regenwetter machen? Er suchte in den Schubladen der Schränke die sich im Wohnwagen befanden. Doch mehr wie ein altes abgegriffenes Kartenspiel. „Na super....die Langeweile lässt grüßen...“, stöhnte er. Er suchte weiter. In einem anderen Schrank sah er ein Buch. „Whow....Sherlock Holmes und der Bann der Geister.“, las er den Titel. „Na...mal sehen wie der Kollege Holmes einen Fall löst...“, grinste er und fing an zu lesen. Leise pladderte der Regen gegen die Fensterscheibe. Ben hatte sich vollkommen in seine Lektüre vertieft und vergaß vollkommen die Zeit. Schneller und schneller wanderten seine Augen über die Buchseiten und raschelnd blätterte er um. Mit seinen Augen folgte er den Buchstaben, aber in Gedanken sah er Holmes und Watson durch die nebelverseuchten Straßen Londons schleichen, auf der Suche nach dem Mörder. Vollkommen über die Lektüre vertieft, vergas er vollkommen, dass Semir noch draußen bei dem Sauwetter unterwegs war.


    Der kleine Luchs knabberte vergnügt an dem Fisch, den Semir ihn gebracht hatte. Mit seiner Digitalkamera bewaffnet, fotografierte der Deutschtürke sämtliche Bewegungen des kleinen Tieres. Selbst, als dieser seine Krallen an Semirs Schuhe ausprobierte, hielt der Hauptkommissar die Kamera drauf. „Ich würde dich ja liebend gerne meinen Töchtern mitnehmen.“, lachte Semir nur und sah dem kleinen Tier hinterher, als es ins Unterholz verschwand. „Och, ist das nicht niedlich...Gerkhan spielt mit ner Wildkatze...“, kam es verächtlich hinter Semir hervor. Schlagartig drehte er sich um, ließ erschrocken die Kamera fallen, als er sah, wer dort vor ihm stand. „Rubens...aber...sie...sie sind doch tot.“, stieß Semir erschrocken aus und wich einige Schritte zurück. Konstantin lächelte ihn mit einem falschen Grinsen an. „Tja, ich habe mehr als ein Leben. Und jetzt werde ich dir deins nehmen.“, knurrte er und legte das große Gewehr auf Semir an. Geistesgegenwärtig machte dieser einen Satz zur Seite, als der Schuss ertönte. „Hey, bleib gefälligst stehen.“, schrie Rubens, als Semir los sprintete und die Flucht ergriff. Sofort rannte er ihm nach und gab weitere Schüsse ab. Jedoch verfehlten diese ihre Wirkung. Der Regen wurde dichter und Semir lief quer durch den Wald. Er musste diesen Mann loswerden. Wer konnte denn ahnen, dass er hier auftauchen würde? Außer Puste blieb Semir kurz hinter einem Baum stehen, ging in die Hocke und wagte einen verstohlenen Blick auf seinen Verfolger. Doch in keiner Richtung, in die Semir sah, war etwas zu sehen. Hatte er ihn abgeschüttelt? Nein, so schnell ließ sich dieser doch nicht aufhalten, oder? Vorsichtig erhob sich der Deutschtürke und wollte gerade weiter, als ein Knacken ihn zusammenzucken ließ.


    Konstantin war in diesem dichten Blattwerk der vielen Sträucher und Bäume mit seiner grünen Kleidung kaum zu sehen. Ein unglaublicher Vorteil. Wie eine Schlange bewegte er sich lautlos über den Waldboden und sah sich immer wieder nach seinem Opfer um. Plötzlich hörte er ein starkes Atmen. „Da bist du ja...“, grinste Konstantin und stellte sich an einen Baum, das Gewehr immer im Griff. Deutlich konnte er das Atmen hören...langsam ging er um den Baum herum. Jedoch verließ ihn sein Glück und ein Ast knackte unter seinem Schuhwerk. „Shit.“, dachte er nur und fuhr dann schnell rum. Mit dem Kolben holte er aus und erwischte den Bullen an der Schläfe. „Träum schön...“, lachte er nur und sah auf den bewusstlosen und auf dem feuchten Waldboden liegenden Deutschtürken. Schnell war das Gewehr umgehangen und der kleine Körper des Mannes geschultert. Wohin jetzt mit ihm, dachte Konstantin. Doch dann fiel ihm eine alte Tropfsteinhöhle ein. Die war doch hier ganz in der Nähe und der Eingang war doch so schön schmal und uneinsichtig. Außerdem war da drinnen ein Labyrinth aus Gängen und Sackgassen...da würden ihn nicht einmal die Suchhunde der Polizei finden. Das war eine sehr gute Idee. Schnell lief Konstantin zurück zu seinem Wagen und seinem Lagerplatz, packte alles zusammen und lud alles in den Wagen. Mit den Schnüren vom Zelt fesselte er Semirs Hände und Füße, verband diese mit einem weiteren Seil. „Wir wollen ja nicht, dass du mir stiften gehst.“, grinste er, schmiss den Deutschtürken dann auf die Ladefläche und brauste davon. Nur wenige Minuten später war er an einem der Eingänge. Wieder brachte er seine Sachen in die Höhle und schleifte dann seine bewusstlose Geisel mit hinein. Als er ein weiteres Seil in der Hand hatte, kam ihm eine geniale Idee. Er machte am einen Ende eine Schlaufe, legte sie dem Polizisten um den Hals und band das andere, straff gezogene Ende an einen von der Decke hängenden Tropfstein. Wenn sich der Bulle jetzt wand oder zu befreien versuchte, würde er sich selbst umbringen. Eine geniale Idee.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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