Tödliche Inschrift

  • Semir schlief fest und dennoch unruhig. In Gedanken sah er immer wieder Andrea und den Bildschirm, der ihn mit großer, piepsender Grausamkeit den Tod seiner Frau anzeigte. „Semir... Semir, ich bin immer bei dir.“, rief ihm eine Stimme durch eine Nebelwand zu. „Andrea?“, erwiderte er, erst leise und dann lauter. „Andrea! Bitte geh nicht.“, stieß er aus und schreckte dann aus dem Schlaf hoch. Das gleichmäßige, rhythmische Piepsen der Geräte zeigte ihm, dass es seiner Frau den Umständen entsprechend gut ging. Mit verschwommenen Blicken sah er auf die Uhr. Gerade mal halb sechs. Vollkommen benebelt vom Schlafmittel, was ihn der Arzt in den Arm gejagt hatte, stand er vorsichtig auf, zog sich seine Schuhe an und schlurfte den Gang entlang. Sein Hals war vollkommen ausgetrocknet und fühlte sich wie zugeschnürt an. Ein Bein nachziehend schaffte er es schließlich bis zum Getränkeautomat, warf eine Münze ein und zog sich einen dieser Instandkakaos aus dem Automaten. Kaffee würde ihn sofort munter machen oder seinen ohnehin schon leeren Magen umstülpen. Das wollte er im Moment tunlichst vermeiden. Mit seinem heißen Getränk in der linken Hand ging er weiter und kam an einem der Behandlungsräume in der Notaufnahme vorbei. Sein umher schweifender Blick fiel kurz auf eine blutgetränkte, olivefarbene Jacke. Semir hielt in seinem Schritt inne, ging zurück und warf erneut einen Blick in den verlassenen Raum hinein. Die Jacke... sie kam ihm so bekannt vor. Doch woher? Vorsichtig näherte er sich dem Kleidungsstück, hob es an und ließ es gleich wieder sinken, als das Handy aus einer der Taschen auf die Liege plumpste. Ein böser Verdacht keimte in ihm auf. „BEN?!!“, schrie er plötzlich. Ein Arzt, der sich gerade zum OP fertig machte sah ihn an. „Sie kennen den Mann?“, wollte er wissen. Semir nickte. „Mein Kollege...wo ist er? Was ist mit ihm?“, fragte er leise. „Er... wird gerade operiert... es... es sieht nicht gut aus...“, erklärte der Arzt. Semir sah mit weit aufgerissenen Augen durch das kleine klare Glas in der Tür. Hektik kam auf und Semir sah, wie die Ärzte und Schwestern sich um Ben kümmerten. „Nein... das geht nicht... das kann nicht sein...“, murmelte er. „Er wurde angeschossen. Wir werden alles versuchen... aber... Sie sollten seine Familie benachrichtigen.“ Der Arzt legte Semir die Hand auf die Schulter. „Aber... das geht nicht...“, murmelte Semir erneut.


    Langsam öffnete Konrad eine weitere Tür. Doch kaum hatte er sie geöffnet schossen Pfeile auf ihn zu. Er schaffte es nicht sich wegzudrehen und aus dem Gefahrenbereich zu kommen. Drei Pfeile drangen in seine Brust. Wieder hatte der Fluch zugeschlagen. Konrad sank tot zu Boden. „Der Weg ist frei für uns....“, meinte einer der vier Verfolger und nun betraten sie das heilige Zimmer worin ein sagenumwobener Schatz sein sollte. Sie sahen sich bereits vor Bergen voller Gold und Silber. Doch sie wurden eines besseren belehrt, denn vor ihnen war nichts außer kleine Fässer. Damiano war der erste, der eines der kleinen Fässer öffnete und seine Hand hineinsteckte. Nur Sekunden später schrie er auf und zog seine Hand wieder heraus. Daran hing ein Skorpion der immer wieder mit dem Schwanzende zustach. Damiano sackte zu Boden. Er fing an zu röcheln und starb einen qualvollen Tod. Salvatore war sofort bei ihm. „Das ist der Fluch... verdammt... er bewahrheitet sich. Wir müssen das Buch verbrennen... wir müssen es endlich vernichten.“, schrie er auf italienisch. Angelo nickte. „Wir werden es tun... aber erst muss das hier entsorgt werden....“, stimmte er zu. Er nahm den Behälter, den er mitgebracht hatte und stellte das kleine Fass, was den Tod für Damiano brachte hinein. Der Behälter war recht groß und er musste auch die anderen hinein tun. Insgesamt neun kleine Fässer, deren Inhalt unbekannt war. Aber so wie der Tod von Damiano gezeigt hatte, tödlich sein konnte. „Wir müssen vorsichtig sein. Nicht das wir noch eines der Fässer öffnen...“, ermahnte er Alessandro, dem vierten Mann im Bunde. Dieser nickte und packte das nächste Fass, ohne es zu öffnen, doch er kam nicht weit. Mit einem Röcheln ging auch er zu Boden. Angelo sah ihn an und ging hin. „Sie... sind.... Curare....“, stieß Alessandro aus und schloss die Augen für immer. Angelo sah zu Victorio der erst jetzt in den Raum kam. „Nichts anfassen!“, schrie er, um wenigstens Angelo vor dem Tod zu retten. Dieser tat einen Schritt zur Seite und stellte sich an die Wand. „Der Fluch ist verdammt stark...“, stieß Angelo aus. Victorio nickte. „Wir dürfen nichts anfassen...das Buch? Wo ist das Buch?“, wollte er wissen. Angelo wies an die Tür. Victorio nahm das Buch und zündete es mit seinem Feuerzeug an. Nur wenig später stand es in Flammen und die Beiden Männer glaubten einen Schrei aus dem Feuer zu hören. Angelo machte eine Schritt nach vorn. „NEIN!! ANGELO!!“, schrie Victorio.


    Andrea öffnete sie Augen. Wo war sie hier? Alles sah aus wie ein Krankenhaus, aber warum sollte sie in der Klinik sein? War etwas mit dem Kind? Sie fühlte über ihren gewölbten Bauch. Nein... hier schien alles in Ordnung. Warum dann? „Mama....?“, rief sie leise in den Raum. Doch niemand kam. „Hallo?“, rief sie etwas lauter. Eine Schwester trat ans Bett. „Frau Gerkhan... schön, das Sie wieder wach sind.... das ist wirklich sehr schön... wir werden die Temperatur messen... bitte bleiben Sie ganz ruhig liegen...“, empfahl die Schwester. Andrea spürte dass etwas nicht mit ihr in Ordnung war, aber sie konnte nicht sagen was es war. „Ich werde Dr. Rippenschlag holen...“, schon war die Schwester verschwunden. Andrea merkte erst jetzt, wie schwach sie war. Wie lange hatte sie geschlafen? Andrea richtete sich ein wenig auf. Doch nur vorsichtig. Ihr wurde sofort schwindelig, als sie zur Seite sah. „Oh Frau Gerkhan, schön sie wieder unter uns zu haben.“, meinte der Arzt erleichtert, als er die Tür aufschwang und er die bei Bewusstsein befindliche Frau sah. „Doktor, was ist mit mir passiert? Warum liege ich denn im Krankenhaus?“, wollte sie wissen und sah den Mediziner mit großen, fragenden Blicken an. „Nun, sie hatten eine starke Viruserkrankung... Leishmania donovani heißt sie. Auch setzte kurz ihr Herz aus, aber scheinbar hat der große Himmelsvater seine ganze Kraft auf ihre Genesung gerichtet.“, erklärte Dr. Rippenschlag und lächelte. Andrea sah ihn dennoch erschrocken an. „Was... was heißt das konkret? Werde ich mein Kind verlieren?“, wollte sie wissen und strich sich erschrocken über den Bauch. Doch der Arzt hob beschwichtigend die Arme. „Nein, ihrem Kind geht es, soweit wir das beurteilen können, gut. Es hat keine bleibenden Schäden davongetragen.“, beruhigte er sie. Erleichtert sackte Andrea in ihr Kissen zurück. „Schlafen sie jetzt ein bisschen. Ich werde ihren Mann holen. Er hat sich sehr große Sorgen um sie gemacht.“, meinte Dr. Rippenschlag und zog die Tür leise hinter sich zu. Als er vor der Tür stand, atmete er tief durch. Gerettet... es war fast ein Wunder, das diese Frau überlebt hatte... aber sie hatte überlebt. Nun musste er diese frohe Nachricht nur noch ihrem Mann überbringen.

  • „Er ist wieder da, Doktor.“, stieß die Schwester aus, als das regelmäßige Piepsen den Raum erfüllte und alle Anwesenden aufatmen ließ. „Sehr gut, dann suchen wir jetzt diese Kugel und machen ihn zu.“, meinte Dr. Werther und widmete sich dann wieder der eigentlichen Bauchwunde. Nach einem kurzen Suchen fand er die Kugel. „Ah, endlich.“, zischte er und ließ sich danach den Schweiß von der Stirn wischen. Das war schon das fünfzehnte Tuch, das durch seinen Schweiß vollkommen durchtränkt war. „So, zunähen und dann ab auf die Intensivstation.“, wies er sein Team an, legte die blutigen Instrumente in die mit Desinfektionsflüssigkeit gefüllte Schale ab und ging aus dem OP raus, riss sich schon in der Tür Handschuhe und Mundschutz ab. Semir sah ihn erwartungsvoll an. Dr. Werther sah ihn an, ging dann aber ohne ein Wort zu sagen weiter. „Doktor, was ist mit meinem Partner? Ist er...“, rief Semir ihm nach und stoppte ihn so. Der Mediziner drehte sich um, kam mit schnellen Schritten auf Semir zu und stoppte kurz vor ihm. „Ihrem Kollegen... es ist ein Wunder, dass er überlebt hat. So eine OP hatte ich noch nie. Die Kugel ist entfernt und wenn er die nächste Nacht glimpflich übersteht, hat er es geschafft. Er hat einen starken Willen, aber er ist auch sehr schwach.“, erklärte der Chirurg und ging wieder. „Jetzt brauch ich erst mal einen Kaffee und eine Zigarette.“, hörte Semir ihn noch sagen, bevor er um die Ecke verschwand. Eine Schwester betrat den Raum vor dem OP-Saal. „Herr Gerkhan? Ihre Frau ist bei Bewusstsein.“, sprach sie ihn vorsichtig an. „Was?“, stieß er aus und sofort rannte er an der Krankenhaushelferin vorbei, hätte sie beinahe zu Boden gerissen, und suchte sich den Weg zur Station, wo Andrea lag.


    Angelo warf sich sofort auf den Boden und entging so den aus der ihm gegenüber liegenden Wand schießenden Giftpfeilen, doch nur einer traf ihn im Arm. „Ahhh.“, stieß er aus und zog die kleine Spitze mit der Ampulle am Ende aus seinem Arm. Sofort war Victorio bei ihm. „Komm, schnell raus hier... wir müssen die Sachen vernichten.“, meinte er und nahm seinen Freund hoch, stützte ihn und zog die Kiste mit den ganzen Fässern hinter sich her. „Was... was ist mit der Kammer? Wir... wir müssen sie sprengen.“, stöhnte Angelo und merkte, wie das Gift in seinen Blutkreislauf gelangte. „Das mach ich schon. Du musst erstmal ins Krankenhaus. Das ist das wichtigste.“, meinte Victorio. Doch in Wirklichkeit wollte er nichts dergleichen tun. Er würde Angelo zwar ins Krankenhaus bringen, doch die Fässer vernichten würde er nicht. Das Buch war zwar vernichtet, aber das brauchte er auch nicht mehr. Er wusste schon lange, dass dort nichts mehr war. Seit dem Einmarsch der Franzosen in Köln war dort nichts mehr. Der Bischof hatte alles beiseite schaffen wollen, doch die Franzosen hatten den Transport abgefangen und so ließ er dort nur noch diese alten Fässer mit den Fallen und giftigen Tierchen aufstellen, um jene abzuschrecken, die dort nach Gold suchten. Nein, aber in den Fässern war dennoch etwas viel wertvolleres. Und genau das wollte er haben. Aber erst musste er Angelo wegbringen. „Na komm... ich bring dich weg. Kannst du aufstehen?“, wollte er wissen und tat ziemlich besorgt. Angelo nickte. Tatsächlich kam er mit Hilfe von Victorio auf die Beine. Es ging zum Wagen und sie fuhren los. Die Fahrt zum Krankenhaus dauerte knappe fünfzehn Minuten. Angelo spürte wie das Gift wirkte. „Ich... schaff es nicht...“, stieß er aus. Victorio sah ihn von der Seite an. Angelo hatte Schaum vor dem Mund. „Ich kann dich erlösen...“, kam etwas weinerlich von ihm. Angelo sah ihn an. Blut trat aus der Nase. „Ich... sterbe eh. Ob durch deine Hand oder durch das Gift...“, lächelte er leicht.


    „Andrea...“, weinte Semir überglücklich als er ins Zimmer kam. Seine Frau sah ihn müde an. „Semir... was ist passiert?“, wollte Andrea von ihm wissen. „Das ist nicht so wichtig... ich hab dich wieder... das ist... das tut gut...“, kam schluchzend von Semir. „Warum weinst du denn?“, harkte sie nach. „Weil... weil ich so glücklich bin... ich hatte große Angst um dich... es sah manchmal gar nicht gut aus und... ich... egal... ich liebe dich... Andrea...“, erklärte Semir etwas umständlich. „Aber ich sehe, dass dich noch etwas belastet... was ist es?“, wollte Andrea wissen. Sie kannte Semir und wusste jeden Ausdruck zu deuten. „Nein... ja.... also... ich....“, stammelte Semir. Andrea nahm seine Hand. „Was ist los? Ist was mit Aida? Oder mit Mama?“, harkte Andrea nach. „Nein.... es ist Ben... er... er wurde angeschossen und ist gerade aus dem OP gekommen. Es sieht nicht gut aus... und ich renne hier von einem Bett zum Anderen...“, versuchte Semir zu scherzen. Doch Andrea sah ihn ernst an. „Er liegt hier?“, fragte sie nach. Semir nickte. „Und es sieht nicht gut aus? Es ist also kein Schulterschuss, oder ins Bein?“, kam heiser von ihr. Semir schüttelte den Kopf. „Okay... Semir... sag mir sofort, was los ist!“, forderte Andrea ihn auf. „Er hat einen Bauchschuss... aber sie haben ihn erfolgreich operiert. Andrea... du darfst dich nicht aufregen. Du warst sehr krank...“, versuchte Semir sie zu beruhigen. Andrea nickte und lehnte sich zurück. „Ich bin noch müde... irgendwie kann ich mich nicht einmal erinnern was passiert ist. Warum sagt mir keiner was?“, harkte Andrea nach.

  • Julius war längst aus dem Dom gelaufen. Er hörte die Schreie aus dem Raum und machte nur, dass er weg kam. Er sah, wie von den ganzen Männern nur noch zwei… nein eigentlich nur einer aus dem Gebäude kam. Dieser trug einen zweiten Mann mehr, als dieser ging. Der Fluch hat alle geschafft... dachte er bei sich und roch das Feuer. Er schloss die Augen. So konnte der Fluch auch beendet werden. Mit leicht schleppenden Schritten ging er zum Auto und fuhr nach Hause. Dort wartete Lisa auf ihn. „Opa... Gott sei Dank... ich hab mir solche Gedanken gemacht...“, stieß das Mädchen aus. Julius sah sich erschrocken um. „Wo ist der Mann? Er war verletzt... wo ist er? Ist er...?“, wollte er wissen. Lisa sah ihn traurig an. Er liegt im Krankenhaus. Die Polizei war hier und… wusstest du, dass es ein Polizist war?“, kam erstaunt von Lisa. Julius nickte. „Ja... ich dachte er wäre tot... ich wollte ihm helfen, aber dieser Dieb... der...“, erzählte Julius stockend. „Warum wolltest du mich hier haben?“, fragte Lisa. „Das hat sich erledigt... zum Glück. Der Spuk ist vorbei. Aber sag mir... in welchem Krankenhaus ist der Mann gebracht worden? Weißt du das?“, wollte Julius wissen. „Ins Marien...“. nickte Lisa. „Bitte... ich muss hin.. ich bring dich heim und fahre dann ins Krankenhaus... ich muss dort nach dem Rechten sehen...“, erklärte Julius. Lisa streichelte ihn. „Ja sicher... Opa... ich versteh es... ich hoffe wirklich, dass der Mann überlebt... der Doktor sah nämlich gar nicht zufrieden aus...“, gab sie zurück. Julius fuhr Lisa heim und anschließend direkt ins Krankenhaus, wo er sich durchfragen musste, wo Ben Jäger lag.


    „Geh schon zu ihm... du musst nicht bei mir sitzen. Ich sehe doch welche Sorgen du dir machst...“, stieß Andrea Semir an. „Aber... du bist mir doch auch wichtig... du bist das Wichtigste in meinem Leben... neben Aida und....“, Semir stockte. „Und Ben... Semir mir geht es gut... sogar sehr gut... also geh.... und sieh nach ihm...“, lächelte Andrea. „Aber du...?“, versuchte Semir erneut. „Ich laufe dir nicht weg. Ich werde etwas zu schlafen... bin doch ziemlich müde...“, lächelte Andrea. Semir sah sie an, küsste sie und verschwand dann in Richtung Intensivstation. Als er gerade klingeln wollte sah er Julius Henker reinkommen. „Was tun Sie den hier?“, fragte Semir verwundert. „Das Buch... es ist verbrannt... wie geht es Ihrer Frau?“, wollte Julius wissen. Semir musterte den Mann noch einmal und blickte dann zu Julius hinüber. „Sie ist aufgewacht. Aber das wird nicht daran liegen, dass dieses Buch verbrannt ist.“, erklärte Semir gleich. Julius nickte nur und dennoch ließ er es sich nicht nehmen, seine Meinung zu sagen. „Dennoch müssen sie eingestehen, dass es doch seltsame Vorfälle waren. Und ihr Kollege... war das kein Unglück?“, wollte Julius Henker wissen. „Mein Kollege wurde angeschossen und das hat nichts mit dem Fluch zu tun.“, zischte der Deutschtürke und öffnete die Tür zur Intensivstation. Ben lag im Bett, die Bettdecke bis zum Bauch hochgezogen, und war vollkommen bleich im Gesicht. Die Geräte, an denen er angeschlossen war, piepsten monoton vor sich hin. „Ach Ben, bitte... du darfst uns doch nicht so hängen lassen.“, meinte Semir und strich über Bens Schulter, als er neben seinem Partner stand und den Geräten lauschte. Julius Henker stand draußen. „Auch wenn sie es nicht glauben, aber es ist noch nicht vorbei.“, meinte er zu sich selbst.


    Victorio griff in seine Tasche und holte ein Klappmesser hervor. Zischend fuhr es aus der Umhüllung, als der Italiener auf den Knopf drückte. Er umfasste es mit seiner Hand und kam langsam damit dem Körper von Angelo zu nahe. Doch dann hielt er inne. „Ich... ich kann das nicht. Nein, du warst immer wie ein Bruder für mich. Wir sind zusammen aufgewachsen, weißt du noch?“, wollte er wissen. Angelo, dessen Kinn schon vollkommen von Blut verschmiert war, hob schwach den Kopf und formte unter all dem Blut ein Lächeln. „Komm Junge, erlöse mich. Er wird es dir nicht übel nehmen. Du musst unseren Auftrag zu Ende führen.“, meinte Angelo, umfasste Victorios Hand und das Messer. Dann beugte er sich zu ihm rüber, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stieß sich selbst Victorios Hand mit dem Messer in die Brust. „NEIN!“, stieß Victorio aus und ließ das Messer los. „Was... was hast du getan?“, zischte der junge Mann und ließ das Messer los. Was sollte er nun mit dem Leichnam machen? Ja, das Beste wäre, er würde ihn auf einem Friedhof ablegen. So fuhr Victorio los und suchte sich einen geeigneten Platz. Auf einem frisch aufgehäuften Blumengrab legte er seinen Freund ab, drückte ihm noch einmal einen Kuss auf die Wange und verschwand dann, so unauffällig, wie er gekommen war. Nun musste er nur noch die gefährlichen Sachen im Fass loswerden und die wertvollen zu Geld machen. Dann würde er aus dem kirchlichen Orden austreten und irgendwo in der Toskana seinen Traum leben. „Dann mal los.“, meinte er zu sich selbst und startete den Wagen.

  • Julius stand immer noch an der Fensterscheibe und sah in die Intensivstation hinein. Semir stand immer noch am Bett von Ben und wartete auf eine Reaktion von ihm. Doch die blieb aus. Immer wieder sah Semir vom bewusstlosen Torso seines Freundes und Kollegen. Dann blickte er zu den Geräten und wieder zu Ben. Er musste doch einfach aufwachen. Semir brauchte ihn. Seine ganze Familie brauchte ihn. Für einen Außenstehenden klang es egoistisch, aber Semir wollte keinen neuen Partner haben. Nein, eher würde er aus dem Polizeidienst für immer ausscheiden. Doch was sollte er dann machen? Vielleicht konnte er als Sicherheitsberater für eine der nationalen oder internationalen Botschaften arbeiten. Das war doch mal die Idee... aber dann kamen wieder die vielen, vielen wunderbaren Erinnerungen hoch, die er mit Ben, Tom und all den anderen Partnern auf der Autobahn und privat hatte. Wollte er das je aufgeben? Wollte er wirklich die vielen, vielen Autojagden missen, bei denen er meist seine geliebten BMWs verlor? Wollte er die Anpfiffe der Chefin aufgeben oder das spezifische Erklärungsgesäusel von Hartmut? „Ben.... bitte... ich brauche dich...“, sagte er leise und drückte die Hand seines Partners. Es kam keine Reaktion. Semir sah zu Julius. Vielleicht war ja doch etwas an dem Fluch dran. Er musste zugeben, dass es sonderbar war, das Andrea, nachdem das Buch verbrannt war, plötzlich gesund war. Nein... nein... das ist Dumm... das ist nicht so... das kann nicht so sein... widersprach er sich selbst. Er sah noch einmal auf Ben, der tief schlief. Dann verließ er den Raum. „Sie glauben, dass es nur eine Verkettung von Unfällen zu Zufällen ist oder?“, wollte Julius wissen. Semir nickte. „Ich glaube nicht an Flüche... aber ich hoffe sehr, das Ben es schaffen wird... wenn nicht... dann...“, schwor Semir leise. „Sie würden Ihren Job aufgeben, wenn er stirbt?“, harkte Julius nach. Semir nickte nur. „Sie brauchen Ihren Job nicht aufgeben... Sie und er... sind reine Seelen und die werden alles überstehen, was durch das Buch verursacht wurde.“, lächelte Julius und verschwand einfach. Semir sah ihm nach.


    Natürlich erfuhr Kim Krüger von dem, was vorgefallen war und eilte ins Krankenhaus. Sie sah Semir an. „Wie sieht es aus?“ wollte sie wissen. „Nicht gut... glaub ich... Ben schläft und... die Ärzte sagen er muss diese Nacht überstehen dann könnte er es packen aber... ich...“, erklärte Semir als plötzlich Aufruhr entstand. Semir und Kim sahen wie die Ärzte mit einem Defibrilator in das Zimmer von Ben rannten. „NEIN!!“, stieß Semir aus und wollte die Station betreten, doch sofort stellten sich zwei Pfleger ihm in den Weg. „Sie können jetzt nichts tun.... bitte warten Sie draußen!“, wurde er abgewiesen. „Was ist denn mit meinem Kollegen? Sagen Sie mir doch was... ich muss zu ihm... bitte...“, versuchte Semir. Doch die Pfleger blieben eisern. „Sie können nicht helfen... bitte gehen Sie... wir tun alles was in unserer Macht steht.“, kam nun von einem Arzt. Semir sah ihn an. „Aber... was...?“, fragte er erneut. „Ihr Kollege hat einen Herzstillstand.... wir.... Herr Gerkhan... wir versuchen alles... bitte warten Sie hier... bitte...“, beruhigte der Arzt ihn. Semir wurde von Kim zurück gezogen. „Kommen Sie... wir werden zu Ihrer Frau gehen... und dann nachher wieder her kommen... lassen Sie die Ärzte ihren Job tun... kommen Sie...“, sagte sie sanft und zog Semir weg. „Aber ich muss bei ihm bleiben....“, stieß Semir wieder aus.


    Julius fuhr nach Hause. Er musste den Fluch beenden. Für immer. Gedankenverloren saß er in seinem Arbeitszimmer und wälzte in einem dicken Buch. „Verdammt... wenn ich nur die Formel wüsste... dann könnte ich diesen Leuten helfen...“, stöhnte er nach einer guten Stunde. Es klingelte an der Tür und erstaunt sah Julius auf. Es war fast Mitternacht. Wer sollte ihn denn jetzt noch besuchen? Er erwartete keinen oder doch? Julius erhob sich und ging zur Tür. Er sah diesmal jedoch durch den Spion und sah einen recht jungen Mann vor der Tür stehen. „Ja bitte?“, fragte er vorsichtig an. „Herr Henker.... ich brauche Ihre Hilfe...bitte...“, hörte er den jungen Mann sagen. „Wer sind Sie?“, harkte Julius nach. „Ich bin Victorio Cineco... ich bin vom Vatikan ausgesandt worden um den Fluch des „blutigen Buches“ zu beenden. Ich habe bereits drei meiner Freunde verloren... es reicht... wir müssen es stoppen, aber ich schaffe es nicht allein...“, erklärte der Mann, der immer noch vor der Tür stand. Julius überlegte. Es war also einer der Vier, die diesen Konrad verfolgt hatten, und ihn vermutlich sogar in den Tod trieben. „Wissen Sie denn, wie man den Fluch beendet?“, wollte er wissen. „Ich kann es nur mit Ihrer Hilfe... soweit hat es mir das Buch verraten. Ich brauche Ihre Hilfe... bitte...“, kam regelrecht flehend von dem Mann. Julius atmete tief durch und öffnete. Er erschrak, als er das ganze Blut auf dem Shirt des Mannes sah. „Sind sie verletzt?“, fragte er deshalb. „Nein... das ist Blut meines Freundes... aber ich darf mein Shirt erst ausziehen, wenn der Fluch beendet ist. Das Buch oder besser der Autor fordert von den Frevlern einen Reuebeweis. Sie wissen doch was man verlangt.... und... ich...“, erklärte der Mann, als sie beide beim Tee saßen. Julius nickte. „Ja... die Passage habe ich auch übersetzen können... aber es kann nur jemand machen, dessen Seele rein und unverbraucht ist....“, stieß er aus. „Und, warum wollen sie das dann nicht machen?“, wollte der Italiener wissen. Doch Julius schüttelte nur den Kopf. „Ich... nein, ich kann das nicht. Aber dafür weiß ich jemanden, der uns helfen kann. Doch zuerst müssen wir herausfinden, wie wir den Fluch brechen können. Das Buch ist verbrannt, sagen sie?“, fragte der Historiker dann noch nach. Victorio nickte. „Seltsam, dass der Fluch dann nicht aufgehoben wurde.“, meinte er und widmete sich dann den Büchern. „Bringen sie mir die Asche des Buches. Die ist sicher sehr nützlich.“ Victorio versprach es und ging davon.

  • Gerade wollte Kim Semir von zwei Pflegern auf das Zimmer zu seiner Frau bringen lassen, als der Arzt zur Tür raus kam. Wieder stand ihm der Schweiß auf der Stirn und die Haare klebten an seinem Kopf. „So knapp war das noch nie.“, stieß er aus und ging an Kim und Semir vorbei. „Doktor, was ist mit unserem Kollegen?“, wollte der Deutschtürke wissen und hielt den Mann in weiß am Arm fest. Dieser sah Semir nur an. „Ihren Kollegen konnten wir stabilisieren. Wenn er jetzt die Nacht übersteht, hat er es geschafft.“, meinte der Doktor und ging seiner Wege. „Er wird es schaffen Semir, sie kennen doch Ben. Er ist eine Kämpfernatur.“, versicherte Kim. Semir nickte nur. „Ich werde kurz nach ihm schauen und dann wieder zu Andrea gehen.“ „Was ist mit ihrer Tochter? Sollte die nicht mal wieder ihren Vater sehen?“, rief Kim ihm seine kleine Prinzessin ins Gedächtnis. Semir hielt in seinen Schritten ein. Aida hatte er vollkommen vergessen und Margot konnte sich nicht immer um die Kleine kümmern. Er musste wieder nach Hause. „Sie haben recht. Ich kann Aida nicht mehr so oft alleine lassen. Aber nach Ben werde ich noch gucken.“, meinte er, zog sich einen Kittel über und ging auf die Station, wo sein Partner lag. Wieder piepsten die Geräte monoton vor sich hin. Wenn ich den kriege, der dir das angetan hat, schwor sich Semir insgeheim und drückte dabei fest die Hand seines Partners. „Ben, ich verspreche dir, ich werde das Schwein finden.“, stieß Semir aus und strich seinem Partner eine der nassen Strähnen von der Stirn weg.


    „Ich hab's.“, stieß Julius Henker aus und hielt eines der alten, verstaubten Bücher hoch über den Kopf, als wäre es die Heilige Schrift persönlich und er der Papst. Gerade in dem Moment kam Victorio wieder zurück. „Hier ist die Asche des Buches.“, meinte er und hielt einen großen, durchsichtigen Plastikbeutel hoch. „Haben sie was gefunden?“, wollte er dann wissen und Julius nickte nur. „Kommen sie her... sie können doch Latein oder?“, wollte der Historiker wissen und hielt dem Mann das Buch hin. „Ist der Papst katholisch?“, fragte der Italiener nur schnippisch. „So genau weiß man das nicht.“, konterte der Mann und ließ seinen Gast die alte Schrift lesen. „Wer immer den Fluch des Blutigen Buches und damit den Geist des alten Mönches für immer ins Fegefeuer verbannen will, solle sich an die Stelle der Entstehung begeben, das Buch dort verbrennen und dessen Asche mit dem Blut einer reinen Seele beträufeln, die vorher den katalonischen Weihetanz um das geheiligte Feuer getanzt hat. Danach muss die Asche in gesegnetes Wasser aufgelöst werden. Dann weicht der Teufel aus dem Buch und das Fegefeuer kettet den Mönch an sich, der die leidliche Schrift verfasst hat.“, las Victorio. „Was ist mit den Gegenständen?“, wollte er dann wissen. „Darüber wird gar nichts gesagt.“ „Sie müssen auch verbrannt werden. Alles Böse und alles Wertvolle, was das Buch hervorgebracht hat, muss vernichtet werden, um den Fluch zu brechen.“, gab Julius bekannt. Victorios Augen weiteten sich. Nein, das durfte er nicht zulassen. Die Wertgegenstände wollte er doch haben. Sie waren sein Besitz. Der Blutzoll seiner Freunde. Warum sollte er sie nicht behalten dürfen? Er würde sie behalten, koste es, was es wolle.


    Margot sah auf als Semir herein kam. „Semir? Wie geht es Andrea?“, kam sofort besorgt von der Mutter. „Entschuldige... ich... hab dich gar nicht informiert. Andrea geht es wieder gut... sie ist über den Berg.“, lächelte Semir fahrig. Margot sah ihn an. „Aber es stimmt was nicht... ist was mit dem Kind?“, harkte Margot nach. „Nein... alles Bestens...“, erwiderte Semir. „Semir... lüge mich nicht an... irgendwas stimmt nicht... sag mir bitte die Wahrheit!“, forderte Margot erneut. „Ja okay... aber mit Andrea ist wirklich alles in Ordnung. Sie schläft, aber sie ist fast gesund. Alle Ärzte staunen über die schnelle Heilung, aber es ist wirklich alles okay...“, versprach Semir erneut. „Dennoch belastet dich etwas. Was ist es?“, wollte Margot wissen. Semir lächelte leicht. „Dir kann man genauso wenig vormachen wie Andrea... aber es ist richtig... es ist noch was. Ben ist angeschossen worden... und... und... er... er kämpft um sein Leben...“, kam leise von Semir. Margot nahm ihn in den Arm und drückte ihren Schwiegersohn. „Du machst verdammt viel mit...“, kam leise von ihr. „Wo ist Aida?“, wollte Semir wissen und befreite sich. „Sie schläft denke ich... zumindest ist sie sehr leise...“, erklärte Margot und sah ihrem Schwiegersohn nach, wie er die Treppe nach oben schritt. Sie selbst ging in die Küche und bereitete ein Abendessen für Semir vor. Vermutlich hatte der Arme die ganze Zeit nicht gegessen und ist vor Sorge fast vergangen. Sie hörte ihn die Treppe herunterkommen. „Ich bin in der Küche...“, gab sie bekannt. Semir kam ebenfalls. „Sie schläft tief und fest...“, lächelte er. „Komm setzt dich und iss was... und dann gehst du ins Bett und schläfst... und ich will jetzt kein Gegenwort hören!“, ermahnte Margot ihn und wies auf den Tisch. Semir lächelte. „Ja Mama...“, grinste er. Er hatte großen Hunger und Margot kochte einfach nur super gut.

  • Victorio überlegte, wie er an die Kostbarkeiten kam, ohne das Julius etwas bemerkte. Sie waren wieder in der Kammer und legten alles, was sie dort fanden in einen kleinen Schuber. „Was machen Sie denn da?“, fauchte Julius, als Victorio einen Diamantring aus der Schatulle nahm. „Alles muss verbrannt werden, um den Fluch endgültig zu vernichten...“, erklärte Julius noch einmal und nahm ihm den Ring wieder weg. Victorio fluchte verhalten. Solange der Kerl hier ist, konnte er nichts einstecken. Er musste ihn irgendwie ablenken. „Wer ist denn Ihrer Meinung nach die richtige Person?“, fing er ein Gespräch an. „Nun... er ist Polizist und er hat eine reine Seele... Allerdings ist er ungläubig, aber genau das ist etwas, was ihn dafür auszeichnet.“. erklärte Julius und packte eine weitere Schatulle in den Sack. Victorio sah ihm zu. „Was denken Sie, wird bei dem Verbrennen passieren. Wird alles in Asche aufgehen?“, fragte er nach. „Nun... zumindest wird alles was vergänglich ist verbrennen. Danach wird alles andere im geweihten Wasser vernichtet....“, kam von Julius. „Ja aber... was ist mit dem Schmuck? Verbrennt er auch? Es wäre doch schade, wenn man ihn verbrennt...“, versuchte Victorio. Julius sah ihn an. „Es ist genau das, was den Fluch leben lässt. Die Gier nach dem Besitz nach Geschmeide... sind nicht schon genug Menschen dafür gestorben?“, wollte Julius wissen. Victorio sah betreten zu Boden. Der Mann hatte Recht. Es waren genug Menschen gestorben. Doch was sollte er, wenn er eines Tages vor dem höchsten Gericht steht, seinen verstorbenen Freunden sagen? Würden sie ihn dennoch aufnehmen, wenn er...nein...ganz sicher nicht... er musste davon Abstand nehmen. Er musste für die Schmuckstücke die Gräber zahlen, die Familien versorgen...es war eine Ausnahme. Und er wusste genau, wann er zuschlagen würde. Julius wird dem Polizisten, der dafür vorgesehen war, sicher einiges beibringen müssen und dann konnte er zugreifen und das Meiste davon beiseite schaffen. Mit einem leichten Grinsen packte Victorio die Sachen erst einmal mit Julius zusammen und schaffte sie aus dem Dom. Der Wagen war schnell beladen. Julius konzentrierte sich auf den Verkehr, während Victorio seinen Plan in Gedanken ausführte.


    Andrea stand schwankend auf. Sie öffnete die Tür und sah sich verstohlen um. Sie musste nach Ben sehen...auch wenn sie sich so schwach fühlte. Langsam ging sie an der Wand gestützt auf die Intensivstation. Sie klingelte und nur wenige Minuten später stand eine Schwester an der Tür. „Frau Gerkhan....? Was machen Sie denn hier?“, fragte die Schwester, die am Morgen bei ihr selbst im Zimmer war. „Ich möchte zu Herrn Jäger sehen... bitte....“, flehte Andrea leise. Die Schwester sah nur kurz zum Patienten rüber. „Okay, aber nur ein paar Minuten.“, meinte sie und gab den Weg frei. „Kommen sie, er schläft.“ Andrea näherte sich dem Körper und sah mit tränenerfüllten Augen auf Ben hinunter. „Ach Ben... komm, werde schnell wieder gesund. Wir brauchen dich doch alle. Wer soll denn sonst der Patenonkel werden?“, wollte sie wissen und spürte plötzlich einen Druck auf ihrer Hand. „Andrea...?“, kam es kaum hörbar vom Patienten. „Ben? Ben, rede mit mir... sag doch was?“, forderte sie erneut und beugte sich zu Ben hinunter. „Andrea, ich... ich habe Hunger.“ Sie war sichtlich erleichtert, als sie die Stimme des Jungkommissars hörte. „Ach Ben... endlich.“, weinte sie und rieb ihm über die Stirn. „Mir... mir ist so warm und auch so kalt.“, kam es von Ben langsam öffnete er die Augen. Die Frau seines Freundes fasste Ben an die Stirn. „Junge, du glühst ja. Doktor... Doktor...“, rief sie zur Tür hinaus und nach wenigen Augenblicken war Dr. Rippenschlag bei ihnen. „Ah Herr Jäger... sie sind aufgewacht. Wie geht es ihnen?“, wollte der Arzt wissen. „Mir ist heiß und kalt und ich habe Hunger.“, kam es stöhnend von Ben. „Doktor, er ist ganz heiß.“, fügte Andrea hinzu. Sofort nahm der Mediziner ein Thermometer und maß Ben die Temperatur. „Hmm, das gefällt mir nicht... 39, 5°. Da machen wir sofort kalte Umschläge und sie kriegen von mir ein temperatursinkendes Mittel verabreicht.“, gab der Arzt bekannt und sah in die fiebrigen Augen von Ben. „Bitte... ich verbrenne fast. Einen Schluck Wasser...“, bat er.


    Semir aß genüsslich den selbst gefertigten Gemüseeintopf und nahm sich sogar noch einen Nachschlag. Margot sah das Ganze mit sehr erfreuten Blicken. „Endlich isst du wieder vernünftig, Junge. Ich hab mir schon Sorgen gemacht.“, meinte sie und ging in die Küche, holte den Nachtisch. „Schokoladenpudding? Man, du verwöhnst mich.“, lachte er und hielt sich den vorgestreckten Bauch. „Tja, das muss ich auch.“, lachte sie und stellte den Pudding vor Semir ab. Dieser schaufelte sich auch noch diesen in sich hinein. „So, ich denke, ich werde mich jetzt eine Stunde hinlegen, obwohl... eigentlich muss ich ja ins Krankenhaus, um nach Ben zu sehen.“, meinte Semir, doch Margot stellte sich in die Tür. „Semir, du musst dich ausruhen. Wie lange bist du denn schon auf den Beinen?“, wollte sie vorwurfsvoll wissen und drückte ihn auf die Couch, legte sie auf die Lehne und drückte den Oberkörper von Semir in die Waagerechte. „Aber... aber ich muss...“, kam es von Semir. Doch bei Margot war jedes Widerwort zwecklos. „Nein Semir, das ist nun wirklich genug. Mal musst du dich auch ausruhen.“, zischte Margot und nahm die Stiefel und die Autoschlüssel ihres Schwiegersohns an sich. „Aber... ich muss doch arbeiten.“, versuchte er zu erklären. „Du musst jetzt erstmal an dich und deine Familie denken. Schlaf dich aus. In zwei Stunden weck ich dich und erst dann darfst du wieder weg.“, meinte sie lächelnd, aber mit Nachdruck. Ergeben nickte Semir nur und machte sich auf dem Sofa lang. „Und du kommst jetzt mal mit mir. Stör dein Herrchen nicht, während er sein Nickerchen macht.“, meinte Margot zum Kater, den sie aus dem Sessel hochhob. Fauchend ließ er sich das nicht gefallen und wollte ihr vom Arm hüpfen. Was dachte sich diese Frau eigentlich? Er wurde einfach aus seinem Lieblingssessel verbannt und nach draußen verfrachtet. Das würde er sich nicht gefallen lassen. Er wollte doch zu seinem Herrchen auf den warmen Bauch. Na, ich finde schon einen Weg, dachte er und lief mit erhobenem Schwanz um das Haus herum.

  • „Die Schwester bringt ihnen gleich etwas und ich werde ihnen jetzt etwas gegen das Fieber geben.“, meinte Dr. Rippenschlag und zog eine Spritze mit Antibiotika auf. Ben merkte kaum, wie das Mittel in seine Vene gelangte. Danach kam noch ein Schlafmittel hinterher. „So, sie schlafen gleich wieder ein. Es wird sicher noch ein paar Tage dauern, aber das Fieber werden wir schon n den Griff bekommen.“, meinte er und ging dann mit Andrea aus dem Zimmer. Ben nahm kaum noch wahr, dass ihm eine Schwester ein Glas Wasser an den Mund hielt, Dennoch trank er gierig das kühle Nass und schlief alsbald ein. „Herr Doktor... was ist mit ihm? Warum hat er jetzt Fieber?“, wollte sie wissen. „Das ist nicht ungewöhnlich. Die OP war nicht ganz ohne und der Körper zahlt meistens mit Fieber. Aber keine Sorge...das bekommen wir auch in den Griff. Herr Jäger muss viel schlafen. Sie sind übrigens auch noch nicht ganz fit...also ab ins Bett!“, befahl Dr. Rippenschlag mit einem leichten Lächeln. Andrea sah auf Ben. „Aber ich kann ihn doch nicht allein lassen...“, sagte sie leise. „Frau Gerkhan...denken Sie an Ihren Zustand. Sie sind geschwächt und Sie müssen schlafen....legen Sie sich wieder in ihr Bett. Wir werden uns um Herrn Jäger kümmern und sobald sich was ändert werde ich Sie sofort benachrichtigen...“, schlug die Schwester vor. „Also gut....“, gab Andrea klein bei und ließ sich von der Schwester wieder in ihr Zimmer bringen. Erst als sie wieder lag, spürte sie, wie erschöpft sie doch noch war. Nur wenige Augenblicke später schlief sie tief und fest.


    Felix lief auf seinen Samtpfoten um das Haus und fand tatsächlich ein offenes Kellerfenster. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang der Stubentiger hinein. Natürlich war die Kellertür nach oben offen. Super...ich wusste doch, dass ich meinen Lieblingsplatz einnehmen kann...der Kater schlich die Treppe hinauf und sah sich vorsichtig um. Diese Person die ihn eben noch von seinem Platz getragen hatte war nirgends zu sehen. Also war der Weg frei. Felix ging mit schnellen Pfoten in Richtung Wohnzimmer, wo die Tür nur angelehnt war. Er zwängte sich durch den kleinen Spalt und sprang mit einem Satz auf das Sofa, wo sein Herrchen schlief. Er drehte sich etwas auf dem Bauch herum und legte sich dann hin. Sanft schnurrend leistete er seinem Herrchen im Schlaf Gesellschaft. Doch diesem schien es irgendwie nicht zu gefallen, denn sein Herr drehte sich auf der Couch und Felix brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit. Allerdings hielt es den Kater nicht davon ab, erneut sein Glück zu versuchen. Diesmal zwischen Herrchen und Sofa auf der Seite der Lehne. Felix legte sich lang hin und ließ seinen Schwanz wedelnd durch Semirs Gesicht fahren, welcher sofort mit der Hand da war, um das Kitzelnde wegzuwischen. Dann landete die Hand auf Felix, der sich anschmiegte. Wie automatisch fing die Hand an ihn zu streicheln. Da ist sie ja...meine Streicheleinheit, dachte sich der Kater und schnurrte lauter.


    Julius stand nun vor dem Haus des Polizisten. Victorio sah ihn an. „Sie wollen jetzt klingeln und den Mann raus holen?“, fragte er. Julius nickte. „Ja...ich hoffe, er wird mir folgen. Er ist leider sehr ungläubig...“, stöhnte er. „Ich kann ihn überreden...wie wäre es, wenn wir ihn zwingen wird er sicher gern helfen.“ lächelte Victorio. „Wie wollen Sie ihn zwingen? Mit vorgehaltener Waffe?“, harkte Julius nach. „Wenn es sein muss, ja...wir müssen den Fluch beenden und wenn es sein muss, werde ich den Einzigen, der uns davon befreien kann, notfalls zwingen, uns zu helfen...“, drohte Victorio. Julius nickte. „Ich hoffe, dass ich ihn überzeugen kann. Ich gehe allein rein, wenn ich ohne ihn raus komme, werde ich über Ihren Vorschlag nachdenken...“, gab er zurück, stieg aus und klingelte an der Haustür. Eine ältere Frau öffnete. „Ich möchte zu Herrn Gerkhan...“, bat Julius. „Aber der schläft gerade...ist es denn so dringlich?“, wollte die Frau wissen. „Ja, es ist sehr dringlich...es geht um Herrn Jäger...“, nickte Julius. Sofort gab die Frau die Tür frei und wies Julius den Weg. Dieser sah Semir auf dem Sofa liegen und tippte ihn an. Semir ruckte erschrocken hoch. „Was...?“, stieß er aus. „Oh...Sie sind es...“, stöhnte er gleichzeitig. „Es tut mir Leid, dass ich Sie wecke, Herr Gerkhan.... aber ich brauche ihre Hilfe....es ist sehr wichtig...auch für ihre Frau und Herrn Jäger...“, bat Julius. „Hören Sie, Herr Henker...bitte fangen Sie nicht wieder mit dem Fluch an. Meine Frau ist auf dem Weg der Besserung und Ben wird es auch schaffen. Es ist nichts von einem Fluch eingetreten...absolut nichts...“, stieß Semir aus. „Sie verstehen mich nicht....Herr Gerkhan... Nur Sie können den Fluch für alle beenden. Bitte helfen Sie mir...“, flehte Julius regelrecht. „Nein...und nun gehen Sie...ich werde gleich ins Krankenhaus fahren und will nichts mehr von diesem Fluch hören...!“, forderte Semir den Mann auf. Julius musste nachgeben. Er verließ das Haus und setzte sich in seinen Wagen. Victorio sah ihn an. „Er will nicht oder?“, fragte er nach. „Leider nicht. Ich befürchte Sie müssen ihren Plan umsetzen. Aber bitte nicht zu brutal...“, bat Julius.

  • Semir begab sich wieder zu seinem Sofa und wollte sich gerade wieder hinlegen, als er Felix sah, der sich frech und breit auf Semirs Kissen gelegt hatte. „Hey, du freche Katze... da will ich noch ein bisschen meinen Kopf ausruhen.“, zischte er und nahm den Kater auf, hielt ihn vor sein Gesicht und blickte den Stubentiger fest in beide Augen. Gelangweilt sah der Kater sein Herrchen nur in die Augen. „Na komm, du kannst woanders dein Nickerchen machen.“, meinte Semir, setzte das Tier ab und schmiss sich selbst wieder aufs Sofa. Doch so leicht ließ sich der Kater nicht verscheuchen. Wieder kam Felix zurück, sprang an das Ende, wo der Deutschtürke seine Füße geparkt hatte, und fixierte regelrecht die in den Socken steckenden und sich im Schlaf bewegenden Zehen. Die sehen lecker aus, dachte sich der kleine Kater und schlug dieses Mal mit seiner kleinen Pranke zu. „Hey, lass das.“, zischte Semir nur und drehte sich um. Jetzt blickte die Sohle direkt auf Felix. Wieder holte der kleine Kater aus und fuhr mit seinen Krallen auf dem Fuß von Semir lang. „Ahhh.“, stieß dieser aus und war schnell aufgesprungen, als er den Schmerz spürte. Der Kater schien zu ahnen, dass er etwas falsch gemacht hatte und wollte flüchten, aber sein Herrchen war schneller. „Du Kater... was findest du eigentlich an meinen Füßen?“, zischte Semir und hielt den kleinen Tiger in die Luft. Dieser mauzte nur kurz und wollte dann wieder auf die Erde gesetzt werden. „So, ich hab noch eine halbe Stunde Zeit. Lass mich also in Ruhe schlafen. Also, was mach ich jetzt mit dir?“, fragte Semir sein Haustier. „Ich weiß was, ich nehm dich auf meinen Bauch und drück dich fest an mich.“ So legte er sich wieder hin, legte seinen Kater auf den Bauch und hielt ihn mit beiden Händen fest. Felix tat nichts. Im Gegenteil... jetzt war es schön warm unter ihm und er wurde auch noch gekrault.


    Victorio sah auf das Haus und das silberne Auto. Er würde diesen kleinen Polizisten schon holen. In seinem Handschubfach hatte er ein Fläschchen Chloroform. Das würde ihn schon gefügig machen. Wann kam er nur raus, grummelte der Italiener und blickte immer wieder schweigend auf seine Uhr. Dann, nach einer guten dreiviertel Stunde kam der Mann heraus und stieg in seinen BMW. „Na also.“, kam es von Victorio und dieser startete ebenfalls seinen Wagen. Die Fahrt ging langsam und vorsichtig voran. Der Italiener wollte um keinen Preis auffallen. Die Fahrt endete in einer Tiefgarage in der Nähe des Marienkrankenhauses. Okay, und wieder warten, dachte Victorio und zog sich schon die schwarzen Handschuhe an. Nun musste er nur noch warten und das tat er auch. Dann war nur noch die Frage, wie er die Wertgegenstände vor dem Feuer retten würde. Dieser Historiker passte doch auf wie ein Luchs. Da musste er sich etwas einfallen lassen. Vielleicht sollte er diesen kleinen Polizisten... dann kam ihm die Idee... Er würde einfach das Meiste gegen gefälschte Sachen vertauschen. Das war einfach die Idee. Und so würde er es auch machen. Nun musste er aber seinen „Gast“ einsacken. Doch die Minuten verstrichen langsam und zähflüssig. So nahm er sich eine Zeitung hervor und las. Doch seine Geduld sollte auf eine harte Probe gestellt werden.


    „Doktor, wie geht es meinem Partner?“, wollte Semir sofort wissen, als er das Krankenhaus betrat. „Soweit ganz gut. Er ist aufgewacht und hat das Schlimmste überstanden.“, lächelte der Mediziner. Doch Semir merkte sofort, dass da noch etwas war, was ihm verschwiegen wurde. „Sie haben doch noch etwas oder? Sagen sie schon, was mit meinem Partner. Ich bitte sie, sagen sie es mir.“, forderte der Deutschtürke hartnäckig und packte den Arzt sogar am Kragen. Doch dann merkte er sein Fehlverhalten und ließ den Kittel sofort wieder los. „Entschuldigen sie... das... das war nicht meine Absicht.“ „Schon in Ordnung.“, entgegnete Dr. Rippenschlag und führte Semir zur Station, wo Ben lag. „Er hat ein wenig Fieber und schläft jetzt. Aber ansonsten ist alles zu unserer Zufriedenstellung.“, erwiderte der Arzt und ging dann. Semir warf sich einen Kittel über und ging dann auf Bens Bett zu. „Ach Ben...“, stieß Semir besorgt aus und strich seinem Partner über den Arm. Erst jetzt merkte er, wie vollkommen überhitzt er war. „Oh man... ich mach dir einen neuen Umschlag.“ Semir ging und machte den Lappen wieder nass. Dann legte er ihn auf Bens Stirn, blieb noch eine Weile und ging dann, als er sah, dass er nichts mehr tun konnte, zu seiner Frau. „Semir... wie geht es Ben?“, wollte Andrea wissen, als die Tür aufging und ihr Mann zu ihr ans Bett trat. „Nicht so gut... das Fieber scheint doch relativ hoch zu sein. Der Doc meinte jedoch, dass er bald wieder ansprechbar sein wird.“, erwiderte Semir. Andrea nickte. „Und wie geht es dir?“, wollte sie wissen. „Felix scheint irgendein Problem mit meinen Füßen zu haben. Er will immer reinbeißen oder sie mit seinen kleinen Krallen aufschlitzen.“, grinste er. Andrea lachte auf. „Vielleicht mag er deinen Fußduft.“, entgegnete sie und ließ sich von ihrem Mann liebkosen. Schon lange hatte Semir gehofft, seine Frau wieder in die Arme schließen zu dürfen. Jetzt war es endlich soweit. Er dankte Gott dafür, dass er ihn nicht so hängen gelassen hatte.

  • Victorio sah auf, als er Schritte im Parkhaus hörte. „Da bist du ja.“, dachte der Italiener nur und stieg leise aus seinem Wagen aus. Mit dem Chloroform und den Handschuhen bewaffnet, schlich er sich an den kleinen Mann heran. Jetzt nur nichts überstürzten, dachte er und ging immer näher an sein Opfer heran. Doch er übersah die Spiegelung in der Scheibe. Erschrocken fuhr Semir rum und wollte sich zur Wehr setzen. Victorio presste ihm den Lappen aufs Gesicht. „Ganz ruhig und wehr dich nicht. Sonst machst du nur alles schlimmer.“, flüsterte er. Doch Semir ließ sich nicht so einfach ins Boxhorn jagen. Er drückte seinen Gegner weg, holte mit der Faust aus und hieb ihm die in die Magengrube. Victorio sackte zusammen, doch dann warf er sich auf den Mann, riss ihn zu Boden und wollte ihn festnageln. Doch der Kommissar zog sein Knie an, traf den Gegner empfindlich, aber nicht hart genug, um ihn kampfunfähig zu machen. „Na warte, du kleiner Mistkerl.“, stieß der Italiener aus und schlug mit seinem Ellbogen gegen die Schläfe des Mannes. Benommen blieb Semir liegen und spürte schon im nächsten Moment den chloroformgetränkten Lappen auf Mund und Nase. „Atmen sie schön tief ein.“, hörte er nur noch durch Watte, bevor er vollkommen weg dämmerte. Er konnte sich nicht mehr wehren und schlief ein. Victorio zog den schlafenden Polizisten hoch und schleppte ihn zu seinem Wagen. Er suchte nach Fesselungsmaterial und fand Kabelbinder im Kofferraum. Er zerrte dem Mann die Arme auf den Rücken und fesselte ihn. Anschließend nahm er seinen Seidenschal und knebelte ihn auf der Rückbank. Anschließend stieg er selbst ein und fuhr los. Es dauerte keine halbe Stunde bis er das Haus von Henker erreicht hatte. Er klingelte und als Julius öffnete schleppte er den immer noch schlafenden Mann ins Haus. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“, fragte Julius uns sah den schlafenden Mann an. „Er wollte nicht so, wie ich...aber er ist nicht schwer verletzt...“, grunzte Victorio. „Aber warum ist er gefesselt?“, harkte Julius nach. „Weil er sonst abhaut...Sie selbst sagten doch, dass wir ihn brauchen...also müssen wir etwas härter durchgreifen...“, fauchte Victorio.


    Langsam kam Semir zu sich. Er schlug die Augen auf und spürte dass er auf etwas Weichem lag. Was zum Teufel sollte das? Wer hatte ihn entführt? Vor allem warum? Er sah sich um. In den Regalen waren Bücher gestellt und er erkannte den Raum. Es war die Bibliothek von Julius Henker. Steckte der Historiker dahinter? Seine Frage wurde schnell beantwortet, als Henker eintrat. „Machen Sie mich sofort los!“, forderte Semir wütend. „Herr Gerkhan...es tut mir wirklich Leid...ich wollte es nicht so, aber mein neuer Freund hat etwas härter zugegriffen als ich es ihm aufgetragen habe...“, säuselte Henker. „Was wollen Sie von mir?“, stieß Semir die nächste Frage aus. „Sie werden den Fluch beenden. Nur Sie können es...Sie müssen uns und auch Ihrem Freund helfen...Nur Sie können es....wenn Sie mir versprechen zu helfen, dann löse ich Ihnen die Fesseln...“, versprach Henker. Semir rollte die Augen. „Das ist doch verrückt...“, stieß er kopfschüttelnd aus. „Nein es ist nicht verrückt. Herr Gerkhan...Sie haben doch gesehen, dass nachdem das Buch verbrannt ist, ihre Frau wieder gesund wurde. Denken Sie wirklich, dass die Ärzte daran einen Anteil hatten? Denken Sie wirklich, dass es Zufall war, dass ihr Freund so schwer verletzt wurde und mit dem Verbrennen des Buches die OP sehr gut überstanden hatte, obwohl bereits Herzstillstand gewesen ist?“, wollte Julius wissen. „Ja das denke ich...Ich glaube nicht an so einen Schwachsinn. Und nun binden Sie mich los, dann sehe ich von einer Anzeige ab...“, fauchte Semir. „Das wird er nicht!“, kam von der Tür. Julius Kopf ruckte herum. „Wir können ihn nicht zwingen...“, sagte er leise. „Oh doch...ich werde nicht an dem Fluch sterben und wenn er der einzige ist, der ihn beenden kann, dann werde ich ihn schon dazu bringen uns zu unterstützen. Sie lassen mich einfach zwei Stunden mit ihm allein... danach wird er alles tun, was wir wollen.“, fauchte der Mann. Semir erkannte die Stimme des Entführers.


    Ben schlug die Augen auf. „Ich habe Durst...“, flüsterte er leise. „Sie bekommen gleich etwas. Wie geht es Ihnen?“, wollte die Schwester wissen. „Soweit ganz gut...ich fühle mich nur so heiß...ich verbrenne innerlich...“, gab er zur. „Das Fieber ist schon etwas runter....Sie werden es schaffen, aber die Hitze ist natürlich unangenehm. Ich werde die Umschläge gleich erneuern. Haben Sie Hunger?“, harkte die Schwester nach. „Ein wenig...“, kam von Ben. „Ich werde Ihnen gleich eine Hühnersuppe geben...“ Nur wenig später roch es nach Brühe und Huhn. Ben spürte den Hunger und ließ sich verwöhnen. „Die ist sehr gut...aber ein Hamburger oder Kekse, während besser...“, gab Ben zu. „Es scheint Ihnen wirklich besser zu gehen...“, lachte die Schwester. „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Ben. „Ich bin Liane...“, stellte sich die Schwester vor. „Schwester Liane...das klingt sehr schön...“, kam leise von Ben. „Danke...ich bin Schwester mit Herz und Seele...“, lächelte die junge Frau beschämt und bekam rote Flecken im Gesicht. Ben lächelte schwach. „Ihnen scheint es sehr gut zu gehen...Sie fangen an zu flirten...“, lachte sie . „In Ihrer Nähe, kann man nur gesund werden....“, säuselte Ben weiter. Er spürte erneut die Müdigkeit. „Ich fühle mich wie ein Hundertjähriger und schon wieder müde...“, lächelte er leicht. Liane streichelte das Gesicht. „Es ist gut....schlafen ist gesund...“, erklärte sie, machte ihm das Kissen zurecht und deckte ihn sogar zu. „Danke...“ murmelte er und schloss die Augen.

  • Andrea wurde mitten in der Nacht wach. „Semir?“, fragte sie erschrocken und sah sich um. Sie hatte geträumt....es war nur ein Traum...Gott sei Dank....dachte sie nur und ließ sich zurück ins Kissen fallen. Sie dachte über den Traum nach. Sie sah wie Semir auf einem Altar lag und um ihn herum waren Flammen. Er drohte zu verbrennen und sie konnte nichts machen. Sie stand bei den Anderen und sah nur zu. Sie wollte ihm helfen, aber irgendwie gehorchte ihr der Körper nicht. Und dann schlugen die Flammen zusammen. Sie hörte Semir schreien und wachte auf. „Frau Gerkhan? Alles in Ordnung?“, wollte die Nachtschwester wissen, die von dem Schrei alarmiert war. „Ja...ich...ich hab nur schlecht geträumt.“, nickte Andrea. Die Schwester schloss langsam die Tür und ging dann wieder in ihr Zimmer zurück. Während Andrea sich die Decke bis zum Kinn zog, überlegte sie, was dieser Traum wohl zu bedeuten hatte. War es eine böse Vorahnung? War ihr Mann schon wieder in Lebensgefahr? Was sollte dieser Traum bedeuten, wenn es keine böse Vorahnung war? Langsam driftete sie im ganzen Grübeln ab und schlief alsbald dann wieder tief und fest ein. Doch an einen ruhigen Schlaf war diese Nacht nicht mehr zu denken. Immer wieder warf sie sich hin und her, schreckte für einen kurzen Moment auf und verfiel dann wieder in einen Dämmerzustand, den man kaum Schlaf hätte nennen können. Was war nur mit Semir?


    „Sie werden ihm nichts tun.“, begehrte Julius Henker auf und stellte sich vor Semir. Doch Victorio machte einen direkten Schritt auf den alten Historiker zu, packte ihn am Kragen. „Hören sie zu, ich habe drei Freunde durch den Fluch verloren. Ich will nicht sterben und wenn er uns helfen kann, dann wird er das auch tun.“, zischte er nur und sah zu Semir runter, kniete sich neben ihn und packte ihn an den Haaren im Nacken. Semir schrie auf. „Du wirst uns helfen, oder?“, wollte Victorio wissen. „Sie können mich mal.“, stieß Semir nur aus und spürte im nächsten Moment, wie seine Wange brannte. Der Mann hatte ihm eine kräftige Ohrfeige verpasst. „Wie war das?“, wollte er wissen. „Ich werde ihnen nicht helfen, auch wenn sie mich hier zu Mus schlagen.“, zischte er und sah den Italiener an. „Gut, dann werde ich sie überreden müssen.“, lachte Victorio und zog Semir zu dem Sofa mit den hohen Seitenlehnen. Mit einem Ruck war der Deutschtürke drauf geworfen, die Fesseln um seine Handgelenke gelöst, doch schnell wurden sie wieder gefesselt und über seinen Kopf hinweg an der massiven Lehne festgebunden. Das gleiche geschah mit seinen Füßen. Erschrocken sah Semir seinen Peiniger an. „Was... was soll das werden? Sind sie Fußfetischist?“, fragte er nur, als ihm nun auch die Socken ausgezogen wurden. „Sie werden gleich sehen, was ich mit ihnen mache.“, entgegnete Victorio nur und zog dann eine Feder hervor, grinste dabei teuflisch. „Na, ahnen sie, was ich mit ihnen machen werde?“, lachte er nur. „Das... das können sie gerne machen... ich... ich bin nicht kitzlig.“, stammelte Semir nur, doch es war eine seiner schlechtesten Lügen, die er jemals einem seiner Gegenspieler aufgetischt hatte. Und wie kitzlig er war. Besonders an den Fußsohlen. Lange, da war er sich sicher, würde er diese Tortur nicht durchstehen. „Na dann haben sie ja nichts zu befürchten. Noch mal... sind sie bereit, mit uns zusammen zu arbeiten und den Fluch aufzuheben?“, wollte Victorio wissen. Doch Semir verneinte nur durch kräftiges Kopfschütteln. „Wie sie wollen. Ich hatte sie ja gewarnt.“, lachte der Mann und führte die Feder langsam zu Semirs blanken Fußsolen. Obwohl noch nichts passiert war, trat dem gefesselten Mann schon der Schweiß auf die Stirn.


    Margot saß mit dem Essen da und wartete auf ihren Schwiegersohn. „Wo ist Papa?“, wollte Aida wissen und rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her. „Der Papa wird gleich kommen. Keine Sorge, mein Schätzchen.“, versuchte Margot ihre Enkelin zu beruhigen. Doch sie war selbst angespannt und sah immer wieder auf die Uhr. Mittlerweile war es halb acht durch. So spät hatten sie noch nie gegessen, wenn sie hier war. Da musste doch etwas passiert sein. Entschlossen stand Margot auf und wählte Semirs Handynummer. Doch da meldete sich nur die fröhliche Stimme des Mannes auf der Mailbox. Danach rief sie in der PASt an. „Nein, tut mir Leid, Frau Schäfer, aber Semir ist schon die letzten drei Tage hier nicht aufgetaucht.“, gab ihr dort eine nette, freundliche Frau zu verstehen. „Danke.“, kam es nur wundernd von Margot zurück. Wieder eine Niete. Sie sah auf die Uhr. Im Krankenhaus wollte sie nicht anrufen. Wenn Andrea erfuhr, dass Semir nicht nach Hause gekommen war, würde sie sich nur unnötig aufregen und vielleicht einen Rückfall erleiden. Das musste unter allen Umständen vermieden werden. Doch wen... wen konnte Margot nur anrufen? Sie wählte Kim Krüger an. „Frau Krüger...ich bin Margot Schäfer, die Schwiegermutter von Semir...ich wollte mal fragen, wo er ist? Er ist nicht nach Hause gekommen und...seine Tochter ...und...wir warten schon so lange...“, erklärte Margot leise. „Was soll das heißen, er ist nicht zuhause? Er ist nicht im Dienst.....haben Sie sich im Krankenhaus umgehört?“, kam die Gegenfrage. „Ja...dort sagte man mir, dass er vor gut drei Stunden weg ist, aber er ist nicht zuhause...“, wiederholte Margot. „Ich werde mich darum kümmern....“, versprach Kim Krüger und legte auf. Margot sah den Telefonhörer fragend an.

  • Semir lachte laut und stöhnte dabei. „Nicht...bitte....hören Sie auf...bitte....“, flehte er. Er hatte bereits Kopfschmerzen und dadurch, dass er versuchte, die Fesseln los zu werden, waren seine Handgelenke bereits wund. Julius stand aus seinem Sessel auf und stellte sich zu Victorio, der die Feder auf und nieder führte. Immer wieder an der Fußsohle stoßend. „Hören Sie auf.... Sie dürfen ihn nicht so quälen...das entspricht nicht das, was ich wollte...“, bat Julius Henker. Er sah den Mann, der sich auf der Couch wandte und versuchte, sich aus der misslichen Lage zu befreien. „Er muss uns helfen...und wenn er es nicht freiwillig macht, dann werde ich ihn zwingen...“, kam wütend von Victorio. „Das ist aber....“, Julius versuchte einen Weg zu finden, den Polizisten aus der Situation zu retten. „Hilf uns...oder ich werde brutaler!“, hörte er Victorio drohen. Doch der Polizist blieb hart. Julius griff nach einem Buch und las. Irgendwo hier musste etwas stehen. „Hören Sie auf...er muss es freiwillig tun...er darf nicht gezwungen werden....“, stieß er plötzlich auf und wies auf das Buch. Victorio hielt inne. Diese Zeit musste Semir nutzen um sich zu erholen. Er hatte bereits Bauchweh vor lachen, obwohl es nichts zu lachen gab. „Sie müssen ihn bitten...ohne Gewalt und ohne Folter.....es steht hier im Buch....“, wiederholte Julius. „Er wird uns helfen....“, fauchte Victorio. „Aber nicht so...bitte...nicht so...das ist ...“, erklärte Julius erneut. „Holen Sie Wasser und Salz...Das Wasser muss kochen....“, befahl Victorio. Julius sah ihn an. „Wofür denn?“, fragte er. „Er wird diesen katalanischen Tanz durchführen....das verspreche ich Ihnen....er wird tanzen....“, lächelte Victorio grausam. Julius bekam Angst vor diesem Mann und tat was ihm befohlen wurde. Als er in der Küche war, hörte er einen schmerzerfüllten Schrei.


    Kim fuhr zum Krankenhaus und sah im Parkhaus Semirs Wagen stehen. Daneben lagen die Schlüssel. Sie beugte sich hinunter und nahm die Schlüssel mit Hilfe eines Kugelschreibers hoch. „Verdammt....“, stieß sie aus. Mit Sicherheit hatte Semir die Schlüssel nicht einfach so verloren. Sie erhob sich und rief die Spurensicherung an. Was sollte sie nun sagen, wenn Andrea sie fragte, wo Semir blieb? Sie musste ihn schnell finden. Vermutlich hatte es alles mit diesem verdammten Buchdiebstahl zu tun....aber wo sollte sie anfangen... Sie sah sich um. Als sie in eine Ecke sah, musste sie grinsen. Eine Kamera war genau in ihre Richtung eingestellt. Und wenn sie es bereits bei Semirs Entführung war, dann konnte sie dies aufgenommen haben und einen Hinweis auf den Täter geben. Sie ging sofort auf die kleine Kabine zu. Natürlich war sie unbesetzt. Dafür hing eine Telefonnummer an der Tür. „Ein toller Wachdienst, da fühlt man sich doch sofort sicher...“, knurrte sie und wählte die Nummer an. „Wachdienst Tröpper...was kann ich für Sie tun?“, hörte sie eine harte Männerstimme. „Krim Krüger, Kripo Autobahn...ich stehe in der Tiefgarage des Marienkrankenhaus und benötige für Ermittlungszwecke eines der Kamerabänder...“, gab sie bestimmt durch. „Dazu müssen Sie sich bitte an die Hauptverwaltung wenden. Wir dürfen keine Band einfach ausgeben...“, erklärte die Stimme. „Es ist Beweismaterial in einem Entführungsfall...also können Sie es nicht verweigern...ich kann auch einen Beschluss besorgen...also bewegen Sie sich hier her und geben es raus, wenn Ihnen Ihr Job lieb ist...“, fauchte Kim wütend hinein. „Okay, ich bin sofort bei ihnen.“, stieß der Mann aus und legte auf. „Wieso muss ich eigentlich immer erst laut werden, damit die Leute verstehen?“, wollte sie von sich selbst wissen und blieb dann am Pfeiler neben Semirs Wagen stehen.


    Julius kehrte ins Wohnzimmer zurück und sah, wie Victorio dem Mann mit einem Messer über den linken Arm fuhr. „Was machen sie da?“, fauchte er und zog den Italiener von Semir weg. „Was glauben sie denn? Er wird uns helfen und dafür sorge ich gerade.“ „Aber doch nicht so... Herr Gerkhan muss, damit der Fluch wirksam entkräftet wird, vollkommen freiwillig mit uns zusammenarbeiten.“, stieß Henker aus und riss Victorio zu sich rum. Doch dieser wollte sich nichts von dem Mann bestimmen lassen. „Ich hab allmählich genug von ihnen. Lassen sie mich los.“, fauchte er nur und stieß ihn kraftvoll von sich weg. Julius strauchelte, fiel unglücklich über seinen kleinen Fußhocker. Mit einem lauten Knall landete er auf der harten Kante seines massiven Schreibtisches. Regungslos blieb Julius Henker am Boden liegen, während sich sein roter Lebenssaft über den rot-weiß-schwarz karierten Teppich ergoss. „Sie... sie haben ihn umgebracht.“, stieß Semir erschrocken aus. Victorio stand wie angewurzelt da. „Das... das habe ich nicht gewollt.“, zischte er nur erschrocken und ging zum Mann, der vollkommen leblos am Boden lag. Victorio fühlte seinen Puls und musste erschrocken feststellen, dass er den Mann ermordet hatte. „Nein...nein...nein...“, stieß er aus und fasste sich an den Kopf. Erschrocken sah er jetzt erst, dass er Blut an den Händen hatte. „Binden sie mich los... Nun machen sie schon... Ich...“, plötzlich verstummte Semir nur noch und stieß unidentifizierbare Laute aus. Der Italiener hatte Semir ein Handtuch in den Mund gestopft. „Halt doch mal deine Klappe.“, fluchte er nur und hielt Semir das Messer an den Hals. Sofort verkrampfte sich der Deutschtürke und blieb ganz ruhig liegen. „Du wirst mir helfen, den Fluch zu beenden, ob du willst oder nicht.“

  • Tröpper kam mit dem Band in die Tiefgarage gelaufen und sah schon von weitem, wen sie das Band zu geben hatte. „Frau Krüger?“, wollte er von einer hochgewachsenen, schlanken Frau mit einem unbeweglichen Gesicht wissen. „Ja... haben sie das Band?“, kam sofort die Frage und die ausgestreckte Hand forderte sofort das Band. „Hier bitte... wollen sie es sich gleich ansehen?“, fragte er nur und schwitzte vor sich hin. „Sicher... gehen wir in ihre Kabine. Dort ist doch eine Abspielmöglichkeit, oder?“, fragte sie schroff. Der Mann nickte nur und ging voraus. Kim folgte nur und sah sich noch einmal nach den Männern der Spurensicherung um. „Bitte kommen sie.“, bat Tröpper und hielt für die Kriminalrätin die Tür auf. Sie nickte nur dankend und ging vor. „Dann legen sie mal los... ich will das Band sichten und dann den Täter finden.“, knurrte sie. Der Wachmann legte das Band ein und ließ die Minuten ablaufen. Kim folgte dem schnell vorspulenden Band und hob plötzlich die Hand. „Stopp.“, befahl sie und nahm den Mann dann die Fernbedienung aus der Hand. Langsam ließ sie das Band abspielen und sah dann, wie Semir am Wagen stand, sich über sein Schloss in der Tür beugte und sich dann rasch umdrehte. Ein Mann im schwarzen Anzug, der einem Priester ähnlich sah, kam auf den Kommissar zu, drückte ihm einen Lappen aufs Gesicht und wollte den Mann überwältigen. Doch Semir wehrte sich und konnte einen kurzen Moment lang seinen Gegner überwältigen. Aber das Glück war ihm nicht hold und so sah die Chefin, wie wieder einmal ihr bester Mann von einem unbekannten Angreifer verschleppt wird. „Okay, ich nehme das Band mit. Gibt es noch andere Kameras außer die eine?“, wollte sie dann wissen. „Nur noch die am Eingang. Aber die kontrolliert nur die Ein- und Ausfahrt.“, erklärte Tröpper. „Genau die will ich sehen.“, gab sie bekannt.


    Victorio setzte sich in den Sessel und starrte auf den Toten. „Verdammt...ich weiß nicht wie ich den Fluch beende...ich weiß nicht, in welchem Buch er gelesen hat....katalanischer Tanz....mit Feuer. Wir müssen den Schatz verbrennen, damit er aufgehoben ist...Sie müssen mir helfen...“, stieß er aus. Er sah zu Semir, der immer noch gefesselt war und nun auch geknebelt. Dieser sah ihn an. „Ich werde dich dazu bekommen....oder tust du es nun freiwillig?“, fragte er drohend und hob erneut das Messer. Semir nickte. „Ich werde dir den Knebel abnehmen und dann werden wir das Buch suchen, du wirst es lesen und dich mit dem Ritual bekannt machen....wenn nicht...werde ich die blutige Art des Rituals durchziehen...“, drohte Victorio. Semir nickte ergeben. Was sollte er auch anderes tun? Victorio nahm ihn den Knebel ab. „Lösen Sie mir die Fesseln...bitte...ich....ich ...werde nichts unternehmen...“, kam mit heiserer Stimme von Semir. Victorio nickte. „Sie müssen mir glauben...ich ..ich wollte ihn nicht töten...ich wollte nie töten...“, erklärte Victorio. „Es war ein Unfall...ein Unfall...“, bestätigte Semir. Victorio löste die Fesseln an den Füßen und dann an den Händen. Langsam setzte Semir sich auf. „Sie werden keine Tricks wagen...“, warnte Victorio. „Warum geben Sie nicht auf? Es gibt keinen Fluch... nur der Aberglaube daran hält ihn aufrecht....wenn Sie...wenn Sie nicht daran glauben, dann kann er Ihnen nichts tun...“, erklärte Semir leise. „Nein....das ist nicht wahr. Ich habe gesehen, was der Fluch anstellen kann. Ich hab gesehen, wie meine Freunde starben...alle drei...einen musste ich durch meine Hand von seinen Qualen befreien...“, stieß Victorio aus. „Sie haben also noch einen Menschen getötet?“, fragte Semir nach. Victorio nickte. „Er hat mich gebeten...er hatte starke Schmerzen und...er...ich konnte nicht anders. Aber mich wird dafür keiner zur Rechenschaft ziehen können. Wissen Sie....dort wo ich eigentlich wohne, herrschen Gesetzte, gegen die Ihre ein Babykram ist. Wir werden eingeschworen zu gehorchen und die Gesetzte zu befolgen. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, was gegen die heiligen Gesetzte verstößt.“, lächelte Victorio. Semir stand langsam auf und kniete sich neben Julius Henker. Er fühlte den Puls. Irrte er sich? Oder fühlte er tatsächlich ein leichtes Pochen?


    „Okay...halten Sie das Band an...!“, forderte Kim, als der Wagen des Entführers die Garage verließ. Man konnte deutlich das Kennzeichen sehen. Sie griff zum Handy. „Susanne...ich will den Halter von folgendem Fahrzeug wissen: K – BM 1145, es ist ein dunkler Kombi...die Farbe kann ich nicht genau erklären, weil es eine Schwarz-Weiß-Aufnahme ist...“, gab sie durch. Es dauerte keine zehn Minuten bis sie einen Rückruf bekam. „Der Wagen gehört einem Julius Henker...“, kam von Susanne. „Julius Henker? Das ist doch der Historiker, der Ben und Semir helfen wollte....mit dem Buch...“, meinte Kim erstaunt. Sie schrieb sich die Adresse auf und forderte das SEK an. „Danke für Ihre Hilfe und ...entschuldigen Sie meinen harschen Ton.“, lächelte sie Tröpper an. „Schon gut...ich hoffe Sie finden den Mann...“, gab dieser zurück. Kim stieg in ihren Wagen und fuhr zur Adresse von Henker. Es dauerte eine Weile bis sie dort war, denn sie musste ohne Blaulicht und Sirene hinfahren. Wenn dieser Henker da mit drin steckte, dann musste sie aufpassen. Doch was steckte dahinter? Warum belastete der Mann sich mit einer Geisel? War Semir hinter etwas gekommen und Henker wollte....nein der Entführer war nicht Henker...der Mann war höchstens 30. Wer konnte es sein? Und was wollte er von Semir? Kim hielt vor dem Haus an. Sie sah, das Licht brannte und ging vorsichtig mit der Waffe im Anschlag in den Garten und um das Haus herum. Sie hoffte irgendwie einen Hinweis zu bekommen, was mit Semir war. Wenn er wirklich hier festgehalten wurde, konnte sie ihn befreien. Sie kam an der Terrasse an und sah durch die Glasscheibe. Am Boden lag eine Person. Kim hielt den Atem an. Aber außer der dort liegenden Person war niemand in dem Raum. Sie probierte ob sie die Tür öffnen konnte. Tatsächlich war die Glastür nicht verschlossen. Kim holte tief Luft und machte sich bereit.

  • „Da lang!“, forderte Victorio und richtete seine Waffe auf Semir. Dieser saß am Steuer und nickte nur. Seit einer guten Stunde fuhren sie durch die Gegend. Victorio sah wieder in das Buch. Er hatte Vorsorge getroffen, das Semir ihn nicht angreifen konnte. Denn dessen Hand war mit dem Lenkrad verbunden. Er hatte erneut Kabelbinder benutzt um den Mann wehrlos zu machen. Bisher verhielt er sich sehr zufriedenstellend. „Was haben Sie mit mir vor, wenn es vorbei ist?“, wollte Semir wissen. Er war sich sicher, dass der Mann ihn nicht laufen lassen wird. „Sie dürfen, nachdem der Fluch aufgehoben ist, zu Ihrer Familie zurück. Ich werden nach Italien fliegen und wir werden alles vergessen. Ich wohne wieder im Vatikan und versorge die Familien meiner Freunde.... unsere Wege werden sich trennen und nie wieder zusammentreffen...“, sinnierte Victorio. „Warum machen Sie mir was vor? Sie können mich nicht laufen lassen...“, stieß Semir wütend aus. „Sie können nichts machen....glauben Sie mir...ich werde Sie für einige Zeit ruhigstellen, damit ich verschwinden kann. Der Schatz, den ich mitnehme, gehört dem Vatikan und niemanden sonst...ich bringe ihn also nur zu seinem rechtmäßigen Besitzer...“, lächelte der Mann. Semir schüttelte den Kopf. „Der rechtmäßige Besitzer ist bereits seit vielen Jahrhunderten tot... Sie wollen sich lediglich selbst bereichern... was wenn der Fluch genau das verhindern will?“, stichelte Semir. „Sie sollten ihre Klappe nicht so weit aufreißen, ansonsten könnte ich darüber nachdenken, dass ich sie wirklich nicht gehen lasse.“, zischte der Mann und sofort war Semir ruhig, obwohl es innerlich in ihm brodelte. Zu gerne hätte er diesem Kerl die Meinung gesagt oder wäre ihn angefallen, aber da seine Hände mit dem Lenkrad verbunden waren, konnte er nichts anderes unternehmen, als weiterzufahren. „Okay, parken sie hier. Wir sind da.“, stieß Victorio aus und wies auf einen freien Parkplatz ganz in der Nähe des größten Bauwerkes der Stadt hin.


    „Ist alles in Ordnung mit ihnen?“, hörte Julius plötzlich eine weibliche Stimme durch einen Nebelschwall von Schmerzen auf ihn zuströmen. „Mein... mein Kopf... ich... ich kann mich nicht bewegen.“, stieß Julius vor Schmerzen aus und öffnete langsam die Augen. Eine junge Frau in dem Alter seiner eigenen Tochter wurde vor ihm sichtbar und langsam formten sich die verschwommenen Umrisse zu dem scharfen Bild, das er gewohnt war, wahrzunehmen. „Bleiben sie ganz ruhig liegen. Der Arzt kommt gleich.“, meinte sie und sah sich um. „Wo... wo sind die anderen?“, hörte sie dann heiser von dem am Boden liegenden Mann. „Wen meinen sie? Meinen sie meinen Kollegen... Semir Gerkhan? War er hier?“, schoss Kim die Fragen ab, unbeachtet, dass der Mann schwerst verletzt war. „Ja... er... er ist... mein...“, das Sprechen fiel Henker schwer. Die Luft zum weiteren Sprechen fehlte ihm einfach, sodass er mitten im Satz aufhörte. „Was... was ist mit ihm?“, wollte Kim wissen, doch im nächsten Moment wurde sie von den Rettungskräften zur Seite geschoben. „Bitte machen sie Platz, sie sehen doch, dass er schwer verletzt ist.“, knurrte der Notarzt nur und schob Kim beiseite. „Lassen sie mich doch nur einige Augenblicke mit ihm reden.“, entgegnete sie barsch. Doch der Notarzt ließ das nicht zu. „Sehen sie denn nicht, dass er schwer gestürzt ist. Wir müssen ihn erst stabilisieren. Jede weitere Bewegung könnte seine letzte sein.“, fauchte der Mediziner. Damit war das Gespräch beendet.


    „So, Herr Jäger... es sieht alles sehr zufriedenstellend aus. Die Wunde ist gut verheilt und das Fieber ist auch auf Normaltemperatur zurückgefallen. Wenn sie nicht noch ein akutes Leiden haben, können wir sie in zwei Tagen schon entlassen.“, verkündete Dr. Rippenschlag. „Wieso erst in zwei Tagen?“, wollte Ben ungeduldig wissen. „Nun, dann wird Frau Gerkhan auch entlassen. Ich dachte nur, das dies doch auch in ihrem Interesse wäre, wenn sie beide gleichzeitig entlassen werden, oder? Ich meine, dann ist doch die Familie komplett. Denn so, wie ich gesehen habe, wie ihr Kollege um sie trauern wollte, gehören sie scheinbar mit zum engsten Familienkreis der Gerkhans.“, lächelte der Arzt und ging dann wieder aus dem Zimmer. Ben sah zur jungen Krankenschwester hinüber, die lächelnd in der Ecke stand. „Schwester Liane, würden sie mit mir ausgehen, wenn ich wieder ganz fit bin?“, wollte Ben wissen. Sie kicherte verlegen und rückte Bens Kopfkissen zurecht, kam dabei unweigerlich mit seiner Hand in Berührung, die er hinter seinen Kopf verschränkt hatte. War das gerade ein Funke? „Warum nicht... ich gebe ihnen gleich meine Nummer. Doch jetzt muss ich mich um meine anderen Patienten kümmern.“, meinte sie und verließ das Zimmer mit einem feurigen Lächeln auf den Lippen. Ben Jäger, du bist doch ein echter Glückspilz, dachte er nur zufrieden und ließ sich ins Kissen fallen.

  • „Was wollen wir im Dom?“, wollte Semir wissen, als ihm die Kabelbinder von den Handgelenken entfernt wurden. Die dünnen Plastikschnüre hatten sich schon in sein Fleisch geschnitten und so sah man schon die roten Hämatome an den Handgelenken. „Hier muss der Fluch beendet werden. Henker sagte, nur am Entstehungsort darf und kann das Buch vernichtet werden.“, erklärte Victorio und steckte die Waffe in die Innenseite seines Mantels, drückte sie so Semir in die Seite. „Denken sie daran, eine falsche Bewegung und ich drücke ab. Los, nehmen sie alles aus dem Kofferraum, was wir brauchen und dann los.“, kommandierte der Italiener. Semir nickte ergeben. Was sollte er schon ohne Hilfe machen, dachte er. Vorerst würde er mitspielen. „Los...verdammt...wir haben nicht viel Zeit...“, stieß Victorio aus. Semir nahm, was er tragen konnte und wurde unbarmherzig voran getrieben. Der Deutschtürke taumelte und tat erschöpft. Er war es nicht wirklich, aber er hoffte so seinen Gegner zu überrumpeln. „So...die Treppe runter...los doch..!“, befahl Victorio und gab ihm einen Stoß. Semir stolperte vorwärts. Er musste aufpassen, es nicht zu übertreiben, sonst würde es zu seinem Nachteil gehen. Er durfte die Treppe nicht runter fallen. Vielleicht gab es unten eine Möglichkeit den Mann zu überwältigen. „Wohin?“, fragte er, als sie unten angekommen waren. „Links!!“, fauchte der Mann. Semir schleppte die Kiste in einen kleinen Raum. Doch hier folgte nur ein langer schmaler Gang. „Geradeaus!! Los doch!!“, kam der nächste Befehl. Semir sah sich langsam in die Enge getrieben. Er musste den Weg auch wieder herausfinden und hier unten schien ein wahres Labyrinth zu sein.


    Kim stand im Gang des Krankenhauses, wo Julius gerade behandelt wurde. Sie wartete auf den Arzt. Immer wieder sah sie auf die Uhr. Die Ungewissheit, was nun mit Semir war, nagte in ihrem Kopf. Sie musste wissen, wo er war und der einzige, der es wusste, war Henker...sie musste ihn fragen und er musste ihr helfen. Nach guten fünfzehn Minuten kam der Arzt heraus. „Wie sieht es aus...kann ich ein paar Fragen stellen? Es ist wirklich sehr wichtig...das Leben meines Kollegen hängt davon ab...bitte...“, bat sie inständig. Skeptisch sah der Arzt sie an. „Aber wirklich nur ein paar Minuten...der Mann hat eine ziemliche Kopfverletzung. Es ist schon außergewöhnlich, dass er das überlebt hat.“, stimmte der Arzt zu. „Danke....vielen Dank...“, lächelte Kim und betrat das Krankenzimmer. Julius Henker lag mit einem dicken Kopfverband im Bett. „Sie müssen Ihren Kollegen retten...“, kam leise von ihm. „Ja, aber ich weiß nicht, wo er ist....helfen Sie mir bitte... sagen Sie mir, wo ich ihn finde...“, flehte Kim regelrecht. Julius leckte sich über seine trockenen Lippen. „Sie müssen den Fluch beenden...er ist der Schlüssel dafür...Victorio wird ihn dazu zwingen, aber er muss es freiwillig machen...nur dann ist...es möglich...“, kam leise von ihm. „Wo sind sie? Wo muss der Fluch beendet werden?“, harkte Kim nach. „Im Dom...dort sind...“, stieß Julius aus, doch plötzlich verdrehte er die Augen und fiel in die Bewusstlosigkeit. „Herr Henker...bitte...wo sind sie im Dom? Wo?“, forderte Kim eine Antwort, doch es war nichts zu machen. Verdammt... dachte sie. Sie durfte den Dom nicht einfach stürmen...das verbot das Gesetz. Der Dom war wie eine Kirche zu behandeln...sogar noch höher...sie brauchten dafür die Erlaubnis des Bischofs. Sie erhob sich und verließ den Raum mit einem letzten Blick auf den alten Mann.


    Kim ging zu Ben, um ihn zu informieren was passiert war. Dieser saß im Bett und langweilte sich. „Herr Jäger...schön, dass Sie wieder soweit fit sind...“, lächelte sie nervös. „Wo ist Semir eigentlich? Er wollte mir doch noch was zu trinken bringen...“, maulte Ben. Kim sah zu Boden. „Er...ist...verhindert...“, suchte sie nach den richtigen Worten. „Verhindert? Hat er wenigstens Andrea besucht?“, wollte Ben wissen. Kim schüttelte den Kopf. Ben nickte. „Okay...was ist mit ihm?“, harkte er nun nach. Kim sah ihn an. „Ich...weiß es nicht...Herr Henker konnte mir nur sagen, dass er im Dom ist....“, erklärte sie. „Im Dom? Warum? Will er beten?“, kam ungläubig von Ben. Kim musste Ben nun sagen, was mit seinem Partner passiert war. „Er...er ist entführt worden. Scheinbar von einem Mönch, der sich bei Henker eingenistet hatte. Wir wissen nur, dass er ein Ritual durchführen soll, welches den Fluch bricht.“, erklärte sie. Ben warf die Bettdecke von sich. „Okay, das genügt mir. Ich hol ihn da raus. Fluch hin oder her.“, knurrte er nur und wollte sich erheben. „Ben, was machen sie denn da? Sie sind noch nicht vollständig genesen.“, stieß Kim aus und versuchte den Jungkommissar zurück auf die Matratze zu drücken. Doch so einfach war dies nicht. „Frau Krüger...bitte gehen sie mir aus dem Weg. Ich werde Semir helfen. Wer weiß, was er dort machen muss. Vielleicht ist er schon in größerer Gefahr, als angenommen.“, stieß Ben aus und stemmte sich mit aller Kraft gegen Kim. Doch mit dem Bauchschuss und der frischen Narbe war das nicht so einfach. Mit Schmerzen auf seinem Gesicht musste sich Ben wieder ins Bett zurückfallen lassen. „Ben... sie müssen sich noch etwas ausruhen. Die Wunde ist noch zu frisch, als dass sie schon wieder Purzelbäume damit schlagen könnten.“, mahnte Kim nur. „Ich will auch keine Purzelbäume schlagen, sondern Semir helfen. Wer weiß, was dieser Irre mit ihm macht.“, knurrte Ben erneut und versuchte, ein weiteres Mal aus seinem Bett aufzustehen.

  • Semir musste die Sachen in dem kleinen Raum ablegen. Angeekelt hielt er sich den Ärmel seiner Jacke vor die Nase. Der Brechreiz, der ihn im Angesicht der halb verwesten Leichen überkam, war stark und dennoch konnte er sich einigermaßen beherrschen. „Sehen sie genau hin... das hat der Fluch mit meinen Freunden, mit meiner Familie gemacht. Nur sie können ihn brechen. Also, beginnen wir.“, fauchte Victorio und sah auf den Zettel, den er noch von Henkers Schreibtisch entreißen konnte, als sich die Polizei genähert hatte. Semir legte die Sachen ab und betrachtete sich die drei Leichen. Einer war durch einen Stich eines Tieres getötet worden. Deutlich war noch die verfärbte Stelle auf der langsam grün werdenden Haut erkennbar. Die anderen starben durch irgendwelche Mechanismen, die in der Wand verborgen waren. „Ha, nichts mit Fluch...nur gute, alte Mechanik.“, dachte Semir nur und sah zu Victorio. „Los, sie machen das Feuer an. Und dann werden sie tanzen.“ „Ich soll was?“, fauchte Semir überrascht. „Sie werden tanzen... den katalanischen Weihetanz. Damit muss das Weihwasser vorbereitet und das Feuer als ein reinigendes eingestuft werden.“, erklärte der Italiener und zog die Waffe aus seinem Mantel hervor. „Wie... wie soll ich das machen? Ich meine, ich kenne diesen Tanz nicht.“, erklärte Semir und hob beschwichtigend die Arme. „Shit... sie haben Recht. Aber wie gut, dass ich die Notizen mitgebracht habe.“, lachte Victorio nur und zog einige Blätter hervor. „So und nun werden sie loslegen. Ich sage ihnen, was zu tun ist.“ „Hören sie mir doch zu. Den Fluch gibt es nicht. Das alles hier waren von Menschenhand eingebaute Mechanismen, die den Schatz oder was auch immer hier war, sichern sollten.“, versuchte Semir zu erklären, aber es war sinnlos. Er stieß bei dem Mann auf taube Ohren. „Quatschen sie nicht. Machen sie lieber das, was ich ihnen sage.“


    „Ben, sie dürfen noch nicht aufstehen. Bitte, lassen sie mich das machen. Kurieren sie sich aus.“, meinte Kim, stieß dabei aber scheinbar auf taube Ohren. „Nein, Frau Krüger, ich bin Semirs Partner...ich kann ihn doch nicht alleine lassen. Das werden sie doch verstehen, oder?“, kam es nur von Ben, der nun vor dem Schrank stand und seine Hose, Jacke und Schuhe hervor nahm. „Ich werde Semir garantiert nicht der Willkür eines fanatischen Mönches aussetzen. Ich weiß jetzt selbst, dass dieser Fluch nichts bedeutet.“, kam es nicht sehr überzeugend von ihm, jedenfalls der letzte Teil seiner Aussage. „Ben, ich bitte sie, so etwas wie einen Fluch gibt es nicht und gab es nie. Jetzt nehmen sie Vernunft an und gehen zurück ins Bett.“, schrie Kim lauthals. Ben erstarrte, das währte allerdings nur einen Moment. Seufzend fuhr sich die Chefin durch die Haare. „Okay, wenn sie schon mitkommen, dann halten sie sich aber im Hintergrund. Ich will sie nicht noch einmal in der nächsten Zeit auf dem OP-Tisch sehen. Und jetzt geben sie ihre Hose her.“, knurrte sie, nahm die Hose entgegen und half Ben dabei, sie sich vorsichtig anzuziehen. „Sonst ziehen mir die Frauen das Ding immer aus.“, lachte er und räusperte sich nur, als er den stechend scharfen Blick von Kim kassierte. „Okay...meinen Sie, dass Sie es schaffen?“, wollte Kim wissen. „Kann ein Vogel fliegen?“, stellte Ben die Gegenfrage und verzog das Gesicht, als er aufstand. „Sie bleiben im Hintergrund...es reicht, wenn Sie danach wieder im Krankenhaus liegen...ist das klar?“, warnte sie ihn erneut. Ben nickte. Auch wenn er es nicht wollte, aber er musste Kim recht geben... er war noch lange nicht fit...doch für Semir tat er alles. „Gehen wir...“, stieß er schwer atmend aus. Kim sah ihn skeptisch an. „Also gut...aber wenn es nicht mehr geht, dann sagen Sie was.“, ermahnte sie ihn. Ben nickte nur.


    „Sie sollen links herum um das Feuer gehen...mit leicht tänzelnden Schritten und dabei sagen Sie folgende Worte... Turumlu....kundumlu....sakrileka....tramum...!“, las Victorio vor. Semir lachte verächtlich. „Bitte was?“, fragte er. Victorio las erneut vor. Semir schüttelte den Kopf und setzte sich auf den kalten Boden. „Ich mach mich doch nicht lächerlich...“, stieß er aus. Victor hob die Waffe und richtete sie auf Semir. „Tu was ich sage!“, fauchte er. „Nein... machen Sie das doch selbst!!“, gab Semir von sich und blieb sitzen. Victorio drückte ab. Die Kugel schlug dicht bei Semir ein, der sofort aufstand. „Hören Sie... das ist totaler Blödsinn... Sie können keinen Fluch aufheben, den es nicht gibt...er existiert nur in Ihrem Kopf.... lassen Sie uns einfach rausgehen und gut ist...“, versuchte er erneut. Doch Victorio war verblendet. Er drückte ab und traf Semir am Arm. „Tanz!!“, schrie er. Semir sah ein, dass er keine Chance hatte. Er kam sich lächerlich vor, als er um das Feuer ging und dabei die Worte wiederholte, die Victorio ihm vorsagte. Doch als er es viermal gemacht hatte, wurde das Feuer heller. Semir sah zu Victorio. „Das ist es...sehen Sie...die Flammen werden weiß...weiß ist die Farbe der Unschuld,... der Reinheit...und nun...werfen Sie das Zeug dort ins Feuer!“, befahl Victorio weiter. „Was ist mit dem Weihwasser?“, wollte Semir wissen. „Oh verdammt... du hast Recht... das hab ich fast vergessen...das muss alles erst im Wasser gewesen sein... und dann ins Feuer...na los!! Mach schon!!“, trieb Victorio ihn an. Semir zuckte mit den Schultern und tat, was der in seinen Augen irre Mann von ihm wollte. Er ließ die Sachen ins Wasser fallen. Semir war zwar kein Kenner von Schmuck und Edelsteinen, aber das was hier im Wasser war, war sicher nicht echt. Wusste Victorio das? Klar...das machte Sinn....der Kerl wollte sich bereichern und den angeblich darauf liegenden Fluch betrügen.... „Ich warne dich...sagst du ein Wort über die Steine wirst du sterben...“, drohte Victorio ihn. „Glauben Sie... das jemand uns hier hört?“, lachte Semir. Wieder fiel ein Schuss und die Kugel schlug dicht über seinen Kopf ein. „Schon gut....schon gut...“, beschwichtigte Semir und warf das falsche Zeug ins Feuer. Mit einem Zischen wurde es von den Flammen verschluckt. „So...und nun den Tanz in die andere Richtung und die Worte rückwärts sagen!!“, forderte Victorio ihn auf. Semir tat es erneut. Das der Raum sich langsam mit dem Rauch füllte spürte nicht nur er. Hustenanfälle überkamen ihn. Auch Victorio musste husten. „Okay...das war es...der Fluch ist beendet...“, lachte Victorio und hustete. „Lassen Sie uns hier raus....der Qualm bringt uns um...“, stieß Semir hustend aus. „Ja...du hast Recht...ich sollte gehen....setzt dich dort hinten in die Ecke!“, forderte Victorio ihn auf. Semir sah in die Richtung. Dort war ein ziemlich stabiles Gitter befestigt. „Sie wollen mich also auch töten?“, fragte Semir heiser.

  • Kim und Ben kamen gleichzeitig mit dem SEK am Dom an. Der Bischof, der für den Dom zuständig war, hatte ebenfalls sein Kommen angekündigt. Kim musste auf ihn warten, bevor sie in den Dom eindrangen. „Hoffentlich schafft Semir das, was Henker gesagt hat....dann wird alles wieder so werden wie es war...“, stieß Ben aus. „Ben...Sie werden nicht mit rein kommen...wir wissen nicht was uns erwartet, aber ich brauche dort funktionierende Männer....“, befahl Kim. Ben nickte. „Ja sicher...Sie holen Semir da schon raus...“, lächelte Ben und schloss die Augen. „Setzen Sie sich in den Wagen...ich werde Sie informieren, wenn wir ihn gefunden haben...“, lächelte sie ihn an. Ben nickte. Er ließ sich im Wagen nieder und brachte den Sitz auf Liegestellung. Nur so konnte er wenigstens etwas entspannen. „Sehr schön, jetzt müssen wir nur noch auf den Bischof warten.“, stellte Kim fest und sah sich um. Doch schon kam eine schwarze Limousine um die Ecke gefahren, hielt vor dem Eingang und ein hochgewachsener Mann stieg aus. Dieser ging um den Wagen und öffnete die hintere Tür. „Frau Krüger?“, fragte ein alter, gebeugter Mann und reichte ihr die Hand. Kim verneigte sich kurz und beugte sich über den Ring, so als würde sie ihn küssen wollen. „Herr Bischof Gruber... wir bräuchten ihre Erlaubnis, um im Dom polizeiliche Ermittlungen durchführen zu können. Einer unserer Kollegen ist hierher verschleppt worden und wir wissen nicht, wie schwer es um ihn steht.“, erklärte sie. Der Mann hörte aufmerksam und gewissenhaft zu. Wie würde er sich entscheiden? „Frau Krüger, wenn es um das Leben eines Menschen geht, darf und kann ich nicht im Wege stehen. Doch sie müssen bedenken, dass dies kirchlicher Boden ist.“, erklärte er. Kim verstand nicht ganz, ob das jetzt ein Widerspruch oder eine Erlaubnis war. „Ich verstehe nicht ganz, Exzellenz.“, gestand sie ihm ein. Er lächelte. Es war ein warmes Lächeln, so wie es man von einem guten Großvater oder alten Herren nun einmal erwartete. „Gehen sie, mit Gottes Segen, mein Kind. Retten sie ihren Kollegen.“, meinte er und segnete die Kriminalrätin und die anwesenden Polizisten mit einer kurzen Bekreuzigungsgeste. Dann stieg er wieder in seinen Wagen und fuhr davon. Kim blickte dem Wagen nicht nach, sondern ging gleich mit dem SEK auf den Dom zu und ließ die große Tür öffnen. Langsam schlichen sie sich durch die große Kirche. Plötzlich stockte Kim. Hier brannte es irgendwo. Würden sie ihren Kollegen rechtzeitig finden?


    „Was bleibt mir anderes übrig. Du kennst mein Geheimnis. Die Regeln meines Ordens sagen: lasset niemals Zeugnisse eurer Existenz zurück.“, lachte er und band Semir am Gitter fest. „Tut mir Leid für dich.“ Stöhnend und hustend hing Semir im Gitter und konnte kaum etwas gegen den Rauch tun. Die Schusswunde im Arm schmerzte nun umso mehr, da dieser Irre ihn die Arme über den Kopf ans Gitter gebunden hatte. „Binden sie mich los, verdammt oder...“, er hielt in seinen Worten inne. Wie konnte er diesem Mann nun drohen, dachte Semir nur. Schon beugte sich Victorio zu Semir runter. „Was dann, du kleiner Wicht? Du kannst mich nicht mehr aufhalten. Mach es gut und habe einen angenehmen Tod.“, lachte er und verschwand mit einer Tasche aus der Gruft. Doch als er wieder im Innern des Domes war, hörte er Schritte und sah, dass schwarz vermummte Polizisten bereits unterwegs waren. „Halt, Polizei, bleiben sie stehen.“, schrie plötzlich eine Frau. „Verdammt.“, dachte Victorio und sah dann seine Chance zur Flucht nur einige Zentimeter von ihm entfernt war. Eine kleine Seitentür, die irgendwo hinführte, nutze er zur schnellen Flucht. Ein eichenholzstarker Balken diente als Verriegelung der Tür. Schon hörte er, wie einige der Polizisten gegen die Tür schlugen. „So leicht kriegt ihr mich nicht.“, lachte er und ging zur nächsten Tür. Die Sonne blendete ihn, als er ins Freie trat. Das währte aber nur kurz. Nun musste er nur noch weg von hier. Ben, der im Wagen ein bisschen gedöst hatte, schreckte auf, als eine schwere Tür ins Schloss fiel. Er sah sich um und erblickte dann einen Mann. Sofort zogen sich die Augenbrauen nachdenklich zusammen und er nahm die Beschreibung hervor, die ihnen Henker im Krankenhaus gegeben hatte. Das war er... das war dieser Mönch, der Semir entführt und den Historiker fast ermordet hätte. Was sollte er nun tun? Shit, wenn ich jetzt nichts unternehme, ist er weg, dachte Ben bei sich, schnallte sich ab und ging auf den Mann zu. Zum Glück ahnte dieser nicht, dass er Polizist war, und so konnte er einige Meter als harmloser Tourist an den Mann ran kommen.


    „Hallo....?“, fragte er und tat auf harmlos. Der Mann drehte sich um. „Ich suche die Domgasse...die muss doch hier irgendwo sein...können Sie mir helfen?“, wollte er wissen. „Das tut mir Leid...ich kenne mich hier nicht aus...ich bin nicht von hier...“, gab der Mann zurück. Ben nickte. Unbemerkt konnte er seine Waffe ziehen. „Schade...verdammt....ich sehe hier auch keinen Stadtplan.....“, fluchte er wie ein Rohrspatz. „Da kann ich Ihnen nicht helfen...tut mir Leid...“, lächelte der Mann und drehte sich um. Genau darauf hatte Ben gewartet. Er presste dem Mann die Waffe in den Rücken. „Okay...Meister...wo ist mein Kollege?“, fauchte er wütend. „Fuck....!“, stieß sein Gegner aus und hob die Hände. Sofort kamen zwei Polizisten zu Ben und legten dem Mann die Handschellen an. Ben lehnte gegen den Wagen. „Wo ist Semir? Was haben Sie mit ihm gemacht?“, harkte er weiter nach. Doch nichts außer dem Lächeln war dem Mann zu entlocken. „Bringt ihn schon mal zum Wagen...ich muss...der Krüger helfen...“, meinte Ben und ging mit unsicheren Schritten zum Dom. Er schaffte drei Schritte und brach zusammen. Sofort waren die Kollegen bei ihm und zogen ihn vorsichtig auf die Beide. „Sie gehen nirgends hin....“, kam von dem rechten Mann. Ben sah ihn an. Verschwommen erkannte er nur eine weiße Jacke. „Ich...muss aber....“, stieß Ben aus. „Sie müssen gar nichts....Sie werden mit mir zu dem RTW gehen und dann fahre ich Sie ins Krankenhaus...“, war die Antwort. „Nein...nein...ohne meinen Freund fahre ich nirgends hin...warten Sie bitte...ich lege mich auf die Trage, aber...ich...ich will ihn sehen...bitte...“, flehte Ben und legte sich brav auf die Liege. „Also gut....das kann ich vertreten...“, lächelte der Mann.


    Semir hustete. Er sah vor lauter Qualm gar nichts mehr. Das Zerren an den Fesseln hatte er aufgegeben. Mit der Schusswunde war das eh nicht zu schaffen. Langsam wurde ihm Schwarz vor den Augen. Der Qualm brannte in den Augen und ließ die Tränen wie von Selbst laufen. Dann versank er in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit. Er hörte nicht wie nur wenige Augenblicke später die Tür geöffnet wurden und einige Männer mit Feuerlöschern in den Raum drangen. Er bemerkte auch nicht, das Kim Krüger in den Raum kam, ihn eine Sauerstoffmaske auf das Gesicht drückte und ein Mann ihm die Fesseln durchtrennte. Er spürte nicht, wie er aus dem Raum und aus dem Dom getragen wurde. Das nächste was er sah, war ein besorgtes Gesicht über ihn. „Hey... Partner...das es klar ist...ich hab ein Einzelzimmer gebucht...deine Frau wird es sicher nicht gut heißen, dass du auch im Krankenhaus liegst...“, knurrte Ben ihn an. Semir wollte antworten, doch mehr wie ein Krächzen war nicht drin. Ein Hustenanfall jagte den nächsten. „Hey...bleib einfach ruhig liegen und atme tief ein...es ist einfach herrlich, dass du keine Wiederworte gibst...“, grinste Ben. „Freue dich nicht zu früh...was ist...mit hust...hust...hust...dem Kerl...“, stieß Semir nach einer Weile aus. „Den hab ich festgenommen...“, prahlte Ben stolz. „Angeber...der Kerl hat Henker...hust...hust...hust...hust....“, wollte Semir erzählen, als ihn erneut ein Hustenanfall überkam. „Semir....bitte...Henker geht es gut...er liegt auch im Krankenhaus...“, beruhigte Ben ihn. Semir sah blass aus. „Okay...meine Herren...ab ins Krankenhaus...alle Beide... Sie Semir haben eine mittlere Rauchvergiftung und werden sicher eine Weile behandelt werden müssen...“, unterbrach Kim die Beiden. Sie hatte ein Ruß geschwärztes Gesicht. Semir sah sie an. „Sie haben mich raus geholt?“, wollte er heiser wissen. „Meine Pflicht als Vorgesetzte...“, lächelte sie ihn an. „Danke...Chefin...auch im Namen meiner Familie...“, stieß Semir aus und ließ sich auf die Liege fallen. Er schloss die Augen. „Wir fahren jetzt....er musst behandelt werden...“, kam von dem Arzt. Kim nickte und ließ den Wagen fahren.


    Ende
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    Danke Leute für die vielen Feeds. Die nächste Story gibt es dann, wenn Elli wieder vollständig auf Empfang ist ;) Daher möchte ich auch in ihrem Namen Danke fürs Lesen und für eure klasse Feeds sagen. Ihr seid einfach die besten Leser, die man sich als Schreiberling wünschen kann. Und, damit ihr beruhigt seid, wir haben noch eine Menge Storys auf Vorrat. ;) Keine Sorge :D


    Liebe Grüße,
    Elli und Chris

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