Gerichtstermin

  • Vor über einem Jahr hatten Ben und Semir die Bekanntschaft mit zwei äußerst schwarzen Gestalten gemacht...Günther Brenner und dessen Anwalt Benjamin Andresen. Semir wurde von dem Exporthändler gekidnappt und fast bei lebendigem Leibe verbrannt, hätte Ben nicht den Anwalt ein bisschen bearbeitet, der sich daraufhin als Kronzeuge zur Verfügung stellte. Nun stand der Prozess bevor. Semir war neben Dieter, der damals einen brutalen Mord beobachtet hatte, an dem Brenner beteiligt war, einer der Hauptbelastungszeugen. Doch noch liefen die Vorbereitungen und die Befragungen der Kollegen stellten die Aktualität und Richtigkeit der Aussage noch einmal fest. Semir war dies alsbald leid. „Man, wenn ich noch einmal erzählen muss, wie ich fast eine kostenlose Bräunung bekommen habe, dann platzt mir der Kragen.“, knurrte Semir nur, als er mit Ben auf Streife war. Dieser sah nur kurz zu seinem Kollegen und grinste. „Na komm...in zwei Tagen ist alles vorbei und dann kannst du mal mit deiner Familie wieder ein freies Wochenende genießen.“, meinte Ben nur und sah immer wieder in den Rückspiegel. Der Berufsverkehr schlängelte sich so flüssig über die Autobahn, dass den Kommissaren ein Wagen drei Reihen hinter ihnen verborgen blieb. „Da...da vorne sind sie.“, stieß Hinze aus. Greifer sah nach vorne und nickte nur. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Hinze. „Wir beobachten ihn. Der Auftrag lautet ihn ohne viel Aufsehen davon zu überzeugen, seine Aussage zu überdenken. Wir werden ihn beobachten und erstmal den anderen Zeugen holen.“, erklärte Greifer. Hinze nickte nur. Ein gefährlicher Schatten schwang seine gierigen Krallen nach Semir aus.


    „Los Brenner, sie haben Besuch. Ihr Anwalt.“, knurrte der Wachmann, als er die Tür aufschloss. Günther Brenner lag auf dem Hochbett und würdigte den Vollzugsbeamten keines Blickes, sprang nur vom Etagenbett hinunter und richtete seine Sachen ehe er dann in den Besucherraum mitging. „Brenner...ich habe gute Neuigkeiten für sie.“, begrüßte ihn sein neuer Anwalt, Oliver Fuchs. Der Angesprochene sah den Juristen eher skeptisch an. „Das denken sie? Ich sitze schon seit achtzehn Monaten in Untersuchungshaft und sie kosten mich jeden Tag ein Vermögen. Ich will hoffen, dass sie auch alles Geld wert sind, was ich ihnen in den Rachen werfe.“, knurrte Günther Brenner nur und ließ sich auf den knarrenden und wackeligen Gefängnisstuhl fallen. Der JVA-Beamte zog sich gelangweilt aus dem Raum zurück und erst als sich die Tür hinter ihm schloss, wandelte sich der freundliche Blick und das aufgesetzte Lächeln von Oliver Fuchs in ein dunkles und kaltes Abbild, dass einem eiskalten Schauer den Rücken hinuntertrieb.

  • „So Brenner, wir haben noch zwei Tage Zeit und es sieht im Moment verdammt schlecht aus.“, fauchte er und sah sein Gegenüber an. „Was wollen sie damit sagen? Sie haben doch wohl meinen Auftrag ausgeführt oder?“, wollte der Gefangene wissen. Der Anwalt griff nur in seine Jackentasche und förderte einen kleinen Ring hervor, blutverschmiert. „Das ist alles, was von ihm übrig blieb, ehe das Fahrzeug in Flammen aufging.“, meinte Oliver Fuchs nur und lehnte sich langsam zurück. Brenner nahm den Gegenstand und besah ihn genau. „Das ist der Ring von Benjamin Andresen, kein Zweifel.“, meinte er und sah dann zu Fuchs hinüber. „Wie ist er gestorben?“, wollte der Mann dann wissen. Doch Fuchs zuckte nur mit den Schultern. „Er ist tot. Das sollte ihnen doch genügen. Ihre Männer sind inzwischen hinter den beiden anderen Zeugen her. Diesem Bonrath und dieser...“ „Gerkhan.“, zischte Günther Brenner und quetschte seine Faust eng zusammen, bis ihm durch den spitzen Edelstein im Ring, den er noch immer in der Hand hatte, Blut aus der Hand lief. „Schalten sie beide bis zum Prozess aus. Ich will, dass sie mir was persönliches bringen, mit deren Blut daran.“, forderte Brenner.


    „Ben, da...da brennt doch ein Wagen...“, stieß Semir aus, als sie an einer Wiese vorbei kamen. „Verdammt...“, kam es nur von dem jungen Hauptkommissar. Sofort lenkte er den Mercedes mit waghalsiger Lenkbewegung von der mittleren Spur auf den Standstreifen hinüber. Das Manöver ging nicht ohne ein gewisses Hupkonzert einher. „Cobra 11 an Zentrale...brennendes Auto bei Kilometer 54 nahe dem Rastplatz Derenfeld. Schickt sofort Feuerwehr und RTW.“, forderte Semir durch das Funk, bevor er dann aus dem Wagen sprang und Ben, der schon mit dem Feuerlöscher zum Wrack unterwegs war, folgte. „Ben...das schaffst du nicht...die Flammen sind zu stark.“, schrie Semir nur, als er sah, wie sein Kollege und Freund versuchte, das brennende Wrack zu löschen. Doch Ben hörte nicht. Er hielt den Feuerlöscher auf den Wagen und begann zu löschen. „Ben...geh da weg. Das Wrack explodiert gleich...“, stieß der Deutschtürke nur aus und sah, wie die Flammen sich zum Tank durchfraßen. Semir sprintete los, zog seinen Partner vom Wrack weg. Die Druckwelle der folgenden Explosion schleuderte die beiden Kommissare einige Meter weit in den herbstlichen Dreck hinein. Regungslos blieben die Autobahnpolizisten liegen.


    ...

  • Der erste, der langsam wieder zu sich kam, war Ben. „Semir...Semir...Hey Kumpel...“, kam es erschrocken von ihm. Sofort drehte er seinen Freund auf den Rücken, doch es waren keinerlei erkennbare großen oder gefährlichen Wunden zu entdecken. „Hey, komm schon...Semir...“, forderte Ben und tätschelte, schlug auf die Wangen seines Kollegen. Plötzlich sauste Semir hoch und sah sich verwirrt um. „Was...was ist denn los? Warum schlägst du mich?“, kam es klagend vom Deutschtürken. Ben musste leicht grinsen. „Hey, wach küssen kannst dich Andrea. Ich werde es sicherlich nicht machen.“, meinte er nur und half seinem Freund dann wieder auf die Füße. Endlich traf auch die Feuerwehr ein. Diese konnten dann den Wagen letztendlich löschen, aber ob die Kommissare dort noch verwertbare Spuren finden konnten, war fraglich.


    Die Feuerwehr war schnell fertig. Viel zu löschen gab es nicht mehr. Wie bei diesem Fall üblich war die KTU und der Gerichtsmediziner vor Ort. Pathologe Dr. Wegener untersuchte die drei zum Teil verbrannten Leichen des Wagens und Hartmut untersuchte die Technik. Semir und Ben waren derweil am Krankenwagen, um sich untersuchen zu lassen. „Halten sie bitte still.“, forderte der Notarzt, als er die Kopfschramme von Semir mit einigen Pflastern verarzten wollte. „Ist ja gut. Machen sie schnell. Ich hab noch was vor.“, kam es zischend vom Deutschtürken. Ben grinste nur. Seine Schrammen waren von einer liebreizenden Notärztin versorgt worden. Doch immer wieder schallte es in seinen Gedanken...Emily wartet auf dich. „Ben, Semir, kommt ihr mal. Der Doc will euch was zeigen.“, meinte Dieter nur. Sofort sprang Semir von der Pritsche und ging mit seinem Kollegen auf den Gerichtsmediziner zu, der neben einer verkohlten Leiche stand.
    „Hallo Doc, was gibt es denn?“, wollte Semir sofort wissen und blickte angeekelt von den verkohlten Überresten weg. „Du solltest es dir schon ansehen. Der Mann hier, das war noch zu erkennen, ist ermordet worden. In der Stirn ist ein Einschuss zu erkennen und zwar auf der rechten Seite.“, erklärte Dr. Wegener. Sofort drehte sich Semir um und begutachtete die Leiche mit akribischer Genauigkeit. Ben musste sich zusammenreißen, um sein Frühstück am Mann zu behalten. Der Anblick dieser und der anderen zwei, noch stärker verbrannten Leichen schlug ihm zusehends auf dem Magen. „Wissen wir schon, wer dieser Mann ist?“, fragte Semir und sah sich nach Gegenständen um, die bei der Identifizierung hätten helfen können. „Leider noch nicht...die Visitenkarten oder Personalausweise dürften bei der Explosion verbrannt oder vernichtet worden sein.“, erklärte der Doc. „Wann bist du mit der Obduktion und Identifizierung durch?“, fragte der Deutschtürke. „Frühestens heute Abend, spätestens morgen früh.“, entgegnete Wegener, sah dann aber Semir leicht enttäuschtes Gesicht. Der Pathologe lächelte. „Für dich werde ich versuchen, schneller zu sein.“, meinte er nur und packte seine Sachen zusammen. Semir nickte zufrieden nur und sah dann zu Ben hinüber. „Junge, alles klar mit dir?“ „Ja, geht schon...schauen wir mal, ob Hartmut was gefunden hat.“, entgegnete der junge Hauptkommissar.

  • Hartmut seufzte vor sich hin, als er die Trümmer durchwühlte um irgendwas verwertbares zu finden. „Hier ist es unordentlicher als bei Ben zu Hause...“, knurrte er nur und erinnerte sich an den letzten Grillabend in Bens frisch renovierter Wohnung. Auf der Terrasse war nicht viel Platz gewesen und jeder musste sich so gut es ging verteilen. Dabei wurde besonders der ordnungsliebende Hartmut auf eine große Probe gestellt, nicht alles umgeworfene oder auf dem Boden liegende aufzuheben und in die Schubladen zu packen. Der Techniker sah sich weiter um, hob mit seinen behandschuhten Händen einige Wrackteile hoch und suchte nach verwertbaren Spuren. „Na hallo...sieh mal einer an.“, murmelte er nur. „Hartmut, hast du was gefunden?“, hörte der Feuerpinsel schon die Stimme von Semir quaken. „Und ob...hier...damit könntet ihr wenigstens wissen, wem das Fahrzeug gehört.“, entgegnete er nur und hielt das Nummernschild in die Luft. „Das ist doch mal was.“, meinte Ben nur und griff sofort zum Handy, wählte die PASt an und drehte sich weg. Semir besah sich den noch leicht qualmenden Wrackhaufen. „Semir, das wirst du jetzt nicht glauben, wem das Auto gehört.“, stieß Ben nur aus und sah seinen Kollegen mit entsetzten Blicken an.


    Der Angesprochene wartete, bevor er nachfragte. „Ben, was ist los? Wem gehört der Wagen?“, kam es dann ruhig von ihm. „Das war der Wagen der beiden LKA-Beamten, die Benjamin Andresen bewachen sollten.“, erklärte der junge Hauptkommissar. Sofort klappte bei Semir der Unterkiefer runter. „Dann...dann sind die drei verbrannten Leichen...“ „Ganz genau...“, kam es nur von Ben. Langsam ließ sich Semir auf die Knie hinunter. „Das heißt, Brenner sorgt dafür, dass sämtliche Zeugen zum Schweigen gebracht werden. Und ich bin einer davon.“ Die Erkenntnis war derart erschütternd, dass er sein Gesicht in seinen Händen vergrub und verharrte so einige Augenblicke. Ben konnte nur regungslos daneben stehen und seinen Freund ansehen. Als sich Semir wieder einigermaßen gefangen hatte, stand er auf und blickte sich um. „Okay...fahren wir ins Revier zurück und berichten der Chefin. Die Jungs hier kommen ja alleine klar.“, meinte er etwas niedergeschlagen und setzte sich dann auf den Beifahrersitz. Die ganze Fahrt über schwiegen sie, bis Semir dann die Initiative ergriff. „Vielleicht sollte ich Andrea und die Kinder in Sicherheit bringen. Ich meine, diese Typen sind zu allem fähig.“ Ben nickte nur. „Wäre vielleicht besser. Wie wäre es, wenn du sie zu meinem Vater bringst. Er fühlt sich sowieso im Moment etwas einsam, jetzt wo Julia mit Peter zusammenlebt.“, schlug der junge Hauptkommissar vor. „Warum eigentlich nicht, aber ich will sie nicht beunruhigen. Vielleicht passiert ja auch nichts.“ Innerlich jedoch konnte Semir seinen eigenen Worten nicht glauben. Wenn diese Kerle schon das Leben von zwei Polizisten und einem Zeugen so leicht ausschalten konnten, was würde dann erst ihm und Dieter passieren?


    ...

  • Kurze Zeit später saßen sie im Büro von Kim Krüger. Doch sie waren nicht alleine. Auf dem Besuchersessel saß Karsten Turm, leitender Direktor des LKAs. „Das ist eine Katastrophe. Zwei meiner Leute tot und Andresen ebenfalls. Jetzt sind Gerkhan und Bonrath die einzigen, die gegen Brenner noch aussagen können.“, erklärte er. „Ich weiß was sie meinen, Herr Turm. Jedoch, was schlagen sie vor?“, wollte Kim wissen. Turm sah zu Semir und Ben. „Ich würde vorschlagen, dass wir Herrn Gerkhan und Herrn Bonrath unter Personenschutz stellen.“, schlug er vor. Semir stieß einen verächtlichen Laut aus. „Das glauben sie doch selbst nicht, oder? Sie sagten doch selbst, zwei ihrer Kollegen wurden erschossen und einer der drei Zeugen ist tot. Glauben sie, sie könnten Bonrath und mich besser beschützen?“, wollte er mit einem bissigen Unterton wissen. „Ich denke, das kriegen wir hin. Herr Gerkhan, bitte haben sie Vertrauen zu uns.“ „Ein bisschen schwierig, wenn zwei ihrer Männer im Leichenschauhaus liegen.“, knurrte Semir nur zurück. „Semir, ich verstehe sie ja, aber es wäre wirklich besser, wenn sie...“, wollte Kim einschreiten, doch der Deutschtürke fuhr ihr ins Wort. „Nein Chefin, wenn Brenner dafür verantwortlich ist, dann müssen wir es beweisen, damit er nie wieder einen Fuß aus dem Gefängnis setzen kann. Ich werde mich nicht vor diesem Kerl verstecken.“ Ben wusste von vornherein, dass Semir so reagieren würde. Immerhin hatte dieser Brenner ihn damals arg zugesetzt und das ließ sein Partner nicht auf sich sitzen. Kim seufzte nur. „Na gut, aber passen sie auf sich auf. Von jetzt an werden sie keinen Schritt mehr ohne Jäger machen. Er wird ihr persönlicher Bodyguard sein. Um Bonrath kümmere ich mich schon.“, meinte Kim und entließ damit ihre beiden Kommissare aus der Besprechung.


    „Wie soll das gehen? Ich als dein Leibwächter? Wir machen doch sowieso immer Dienst zusammen.“, kam es nur von Ben, als sie wieder in ihrem Büro saßen. Semir grinste. „Tja, vielleicht hörst du dann mal auf mich.“ Ben lachte auf. „Keine Chance...“ „War mir klar. Aber jetzt mal zu unserem Fall. Wir sollten Brenner sofort damit konfrontieren. Ich bin sicher, dieses Aas weiß etwas. Womöglich hat er den Mord sogar in Auftrag gegeben.“, knurrte Semir nur und wollte hochfahren. „Moment, Moment...denkst du allen Ernstes, er wird es uns freiwillig sagen? So dumm ist er nicht.“, meinte Ben nur. „Dennoch...los, lass uns fahren.“, meinte Semir nur und schon waren sie auf dem Weg in die JVA Ossendorf. Beiden war klar, dass Brenner nicht so einfach singen würde, aber was für eine andere Wahl hatten sie denn? Die Obduktion würde doch noch bis zum Abend dauern und totschlagen konnten sie die Zeit auch nicht.

  • Brenner saß in seiner Zelle am Gruppentisch und las die Morgenzeitung. In der Zeit im Knast hatte er viele Kontakte geknüpft, konnte sich gegen die anderen Bosse durchsetzen und war nun selbst ein Boss. Einer, der von anderen, die ihre Laufburschen und Verbindungen nach draußen hatten. Deshalb genoss er hier auch Komfort. Doch das war kein Ersatz. Kein Ersatz für das Leben, dass er vorher geführt hatte. Vorher besaß er eine große Villa, ein florierendes Unternehmen und gewinnbringende Nebeneinnahmen. Doch das war jetzt vorbei...jedenfalls fürs Erste. Er würde schon wieder auf die Füße kommen. Dafür würde Fuchs schon sorgen. Immerhin war er einer der Toppanwälte der Stadt und auch einer der Teuersten. Wenigstens war das Meiste seines Vermögens auf einem geheimen Konto in der Schweiz. „Brenner...mitkommen!“, knurrte ein Wärter, als die Zellentür aufgeschlossen wurde. „Wie war das, Klopfer?“, kam es nur provozierend von Brenner, der sich nicht aus seiner Ruhe bringen ließ. Gemächlich packte er die Zeitung zusammen, faltete sie und legte sie auf den Tisch. Mit einer ebensolchen Ruhe trank er seinen Mokka, keinen gewöhnlichen Gefängniskaffee, aus. Dem Wärter pulsierte langsam die Halsschlagader. Doch dann stand Brenner auf und ging mit dem Wärter mit, der ihn wütend vorwärts stieß.


    Semir und Ben saßen im Besucherraum. Der Deutschtürke scharrte nervös mit den Füßen. „Ich hoffe, der Brenner weiß was. Ansonsten dreh ich am Rad.“, stieß der Deutschtürke aus und schmiss seinen Stuhl um. Polternd krachte das Ding gegen die Tür. In diesem Moment ging die Tür auf und der Wärter kam mit Brenner im Schlepptau herein. „Herr Gerkhan...hören sie bitte damit auf, das Mobiliar der JVA zu beschädigen.“, forderte der Wärter und setzte dann Brenner auf den Stuhl, den Semir ungestoßen hatte und ging dann wieder. „Gerkhan...sie hier...was für eine Ehre...“, grinste Brenner höhnisch und spielte mit seinem Ring, den er um den Finger hatte. Semir pulsierten sämtliche Adern, die er hatte. Seine Stirn war ein einziger, wallender Draht. Dieses Arschloch wusste, warum sie gekommen waren. „Herr Brenner...“, fing Semir an und musste sich stark beherrschen, nicht zuzuschlagen. „Wir haben vor nicht einmal eineinhalb Stunden die verbrannte Leiche ihres ehemaligen Anwalts Benjamin Andresen von der Autobahn abgekratzt. Haben sie da irgendwie die Hände im Spiel? Wollten sie ihn vielleicht zum Schweigen bringen?“, fauchte der Deutschtürke nur und ging hinter Ben, um sich besser beherrschen zu können. Brenner lehnte sich im Stuhl zurück und schwieg. „Sie kennen doch das Sprichwort, der, der sich verteidigen muss, verbirgt meist was. Also warum sollte ich ihnen zu einem Sachverhalt etwas verraten, womit ich gar nichts zu tun haben kann?“, wollte der Mann wissen. Ben beobachtete den Mann genau. Jegliche Regung konnte etwas verraten. Log der Mann oder sagte er die Wahrheit?


    ...

  • „Weil es einer der Hauptbelastungszeugen war. Deswegen mussten sie ihn beseitigen. Deswegen sind zwei Kollegen gestorben. Und deswegen habe ich sie in Verdacht.“ Mit jedem erneuten Satz steigerte sich Semirs Stimmlage, wurde höher und schriller und wütender. Seine Adern pulsierten immer mehr und mehr. Brenner fing an zu grinsen, zog seine Mundwinkel immer weiter nach oben, bis ein hässliches, höhnisches Lachen hervorkam. „Sie haben doch keine Ahnung Gerkhan. Die nächsten beiden Tage werden alles andere als rosig für sie und ihre Kollegen. Vielleicht sogar...für ihre Familie...“, kam es mit einer leisen unterschwelligen Drohung von Brenner. Jetzt platzte dem Deutschtürken der Kragen. „WENN DU MEINE FAMILIE ANFASST, DANN BRINGE ICH DICH UM, DU SCHWEIN!!!“, schrie Semir und wollte über den Tisch hechten, doch Ben konnte ihm noch im letzten Moment packen und festhalten. „Hey...hey...hey... Partner, komm wieder runter.”, stieß Ben nur aus und hatte Mühe, Semir zu bändigen. Brenner stand lässig auf und klopfte gegen die Tür. „Sie sollten sich besser auf die Gerichtsverhandlung vorbereiten, als ihre Zeit hier zu verschwenden.“ Mit diesen Worten ging Brenner zurück in seine Zelle, ließ die Beiden einfach im Regen stehen.


    „Diesen Kerl bring ich um, wenn er meiner Familie auch nur zu Nahe kommt.“, stieß Semir aus, als sie das Gefängnis verließen. Wütend blies er die eingeatmete Luft aus. „Dieser Kerl wird in 36 Stunden im Gericht sitzen. Bis dahin müssen wir bewiesen haben, dass er mit diesem Mord zu tun hat.“, meinte er weiter und ließ sich dann auf den Autositz fallen. Ben hatte während der ganzen Zeit nichts gesagt, doch er wusste, was in Semir vorging. Dieser Kerl, das wusste er selbst gut genug, war gefährlich und auch im Gefängnis schien er nichts an seiner Schärfe eingebüßt zu haben. „Wir müssen herausfinden, wer von der Fahrt wusste. Sicherlich wird das keine eingetragene Fahrt im Kollegenbuch gewesen sein, oder?“, meinte der junge Hauptkommissar und Semir sah ihn an. „Wir sollten dringend mit Karsten Turm noch einmal unterhalten.“, grinste der Deutschtürke nun wieder. Ben schnipste kurz zustimmend mit den Fingern und startete dann den Wagen.

  • Karsten Turm saß hinter seinem Schreibtisch und wälzte Berge von Akten, als es an der Tür klopfte. Ein genervtes „Herein“ huschte laut über seine Lippen. Er hörte die Tür ins Schloss fallen, sah aber nicht auf. „Stellen sie das Paket auf den Tisch ab und gehen sie wieder.“, bat er nur. „Tut mir Leid, das wird nicht machbar sein.“, erklang plötzlich eine Stimme. Turm sah auf. „Ach Herr Gerkhan und Herr Jäger...entschuldigen sie bitte, aber ich erwarte einige Asservate, die ich noch für einen Bericht abfertigen muss.“, erklärte er. Semir nickte nur. „Wir müssten mit ihnen sprechen. Sagen sie, wer wusste eigentlich von der Fahrt ihrer Kollegen?“, wollte der Deutschtürke wissen und sah den LKA-Mann an. Karsten Turm sah auf und blickte etwas verwirrt die Kollegen der Autobahnpolizei an. „Wieso ermitteln sie in diesem Fall? Das ist Sache des LKAs.“, erklärte er dann mit eindringlicher, lauter Stimme. Semir sah Ben geschockt an. Dieser verstand auch nicht, was der LKA-Leiter jetzt auf einmal hatte. „Herr Turm, die Autobahn ist unser Revier....“ „Es waren meine Kollegen und meine Operation.“, fauchte er und sah die beiden mit funkelnden Augen an. Doch dann schien sich etwas zu wandeln in ihm. „Vielleicht...es wäre sogar besser, wenn sie ermitteln.“, meinte er. Semir atmete erleichtert auf, doch Ben schien mehr Interesse an dem trügerischen Funkeln in Turms Augen zu haben.


    „Dann dürfen wir also erfahren, wer von der Tour wusste.“, fragte der Deutschtürke nur. „Ja, das war zum einen ich und dann noch der Chef der beiden Kommissare, Freddy Dellmann.“, meinte Turm nur. „Wo finden wir diesen Dellmann?“, fragte Ben nach. „Ich nehme an, in seinem Büro. Er müsste jetzt eigentlich dort sein. Dritter Stock...Zimmer 3.12...“, entgegnete er nur und widmete sich dann der Arbeit. Ben nickte und sah dann zu Semir, der schon fast an der Tür war. Der junge Hauptkommissar folgte ohne sich noch einmal umzusehen. Als sich die Tür schloss huschte ein verstecktes Grinsen über Turms Lippen. Es war ein zwielichtiges Grinsen. Verbarg der Mann etwas?


    ...

  • Die beiden Hauptkommissare fuhren vom fünften in den dritten Stock hinunter und sichten dann das Zimmer mit der Nummer 3.12. „Ah, da ist es ja.“ Semir klopfte an, doch es meldete sich keiner von drinnen. Er klopfte erneut und dieses Mal kräftiger. Wieder keine Reaktion. Jetzt drückte Semir die Klinke hinunter und siehe da, die Tür öffnete sich. Die beiden Autobahnkommissare traten ein und sahen sich um. Zwei Schreibtische standen sich verwaist gegenüber, durch eine Glastür kam man in einen weiteren Raum, doch auch hier nur ein leerer Drehstuhl vor einem leeren Schreibtisch. „Ist ja leerer als bei uns zur Mittagspause.“, kam es nur von Ben, doch dann hörten sie hinter sich die Tür ins Schloss fallen. „Kann ich ihnen helfen oder betrachten sie gerne die Aktenberge?“, wollte jemand wissen. Sofort drehten sich die Kommissare um und blickten in das Gesicht eines recht jung aussehenden Mannes mit gelockten, schwarzen Haaren und einem getrimmten Kinnbart. „Ja, wir suchen Freddy Dellmann...den Leiter dieser Abteilung.“, erklärte Semir. „Wir sind von der Kripo Autobahn...Ben Jäger und Semir Gerkhan.“, fügte Ben nur hinzu und zeigte seinen Ausweis. „Ich bin Freddy Dellmann...um was geht’s?“
    „Es geht um ihre Kollegen, die heute morgen verunglückt sind.“, erklärte Semir nur und sah, wie die Gesichtszüge des Mannes zusammenfielen. „Bitte? Meine beiden Männer sind tot?“, wollte Freddy Dellmann wissen. „Leider, allerdings wissen wir, dass es kein Unfall war. Einer ihrer Männer hatte eine Kugel im Kopf.“, erklärte Ben nun und beobachtete jegliche Reaktion des Mannes. „Oh mein Gott....das...das ist...wie geht es dem Zeugen?“ „Tut mir Leid, aber auch Herr Andresen hat es nicht geschafft.“ „Dann wird dieser Brenner als freier Mann aus dem Gericht spazieren?“ „Sicherlich nicht...immerhin sind da noch mein Kollege Bonrath und ich.“, erklärte Semir. „Das ist gut. Halten sie mich bitte auf dem laufenden. Sie ermitteln doch, oder?“, fragte Dellmann vollkommen aufgelöst. „Jedenfalls haben wir die Zustimmung ihres Chefs. Also werden wir ermitteln.“, erklärte Semir nur. Ben wollte etwas erwidern, doch sein Handy klingelte nur. „Entschuldigung...“ Der junge Hauptkommissar wandte sich kurz ab, nickte einige Male und ging dann wieder zu Semir und Dellmann zurück. „Der Doc ist mit der Obduktion durch. Wir sollen sofort zu ihm kommen.“, erklärte Ben. Semir nickte und beide verabschiedeten sich dann von Dellmann. Als er allein im Büro war, ging er um Hörer und wählte eine Nummer. „Ich bin's ... Hör zu...“


    Fuchs war inzwischen in seinem Stadthaus von Brenner angekommen, dass er nun als Insolvenzverwalter bearbeitete. Hinze und Greifer saßen schon im Wohnzimmer. „Da sind sie ja endlich.“, fauchte Greifer nur und stand sofort auf. „Sie beide sind mir noch eine Erklärung schuldig.“, fauchte Oliver Fuchs und warf seinen Koffer in die Ecke des Sofas. „Ich habe gesagt, unauffällig beseitigen...und was machen sie und ihre Leute?“, knurrte der Jurist. „Wir konnten das nicht kontrollieren...wir waren an Gerkhan und diesem Jäger dran.“, erklärte Hinze. „Das stimmt. Pietsch und Klaue waren diejenigen, die sich die beiden LKA-Typen und Andresen vorgenommen haben.“, fügte Greifer hinzu. „Ich hoffe für sie, dass ihre nächste Aufgabe von besserem Erfolg gekrönt ist.“ Fuchs zog ein Foto aus seiner Tasche. „Das ist Dieter Bonrath. Der nächste Zeuge auf der Liste. Sie werden ihn dieses Mal nicht umbringen. Machen sie ihm klar, dass er besser nichts sagen sollte, was ihn, sein Leben oder das seines Sohnes gefährdet.“, erklärte Oliver Fuchs den anwesenden Männern, zu denen sich auch in diesem Moment Holger Pietsch und Frank Klaue gesellten. „So, wer steht jetzt auf der Liste, den wir abschießen sollen?“, knurrte Klaue und knackte mit seinen Fingern. „Jetzt ist erstmal jemand anderes dran. Und damit meine ich diesen Semir Gerkhan. Spielen wir etwas Psychokrieg mit ihm. Passt auf, findet heraus, wo er wohnt und dann brauche noch seine Handynummer.“, erklärte Fuchs. Sofort machten sich die zwei Angesprochenen an die Arbeit. Was für Pläne hatte dieser Anwalt des Teufels mit Semir?


    ...

  • Dieter saß an seinem Schreibtisch und blickte auf, als die Chefin auf sie zukam. „Bonrath, würden sie mal bitte mit mir mitkommen.“, forderte sie mit freundlicher Stimme. „Ist was nicht in Ordnung, Chefin?“, fragte er, als sie in ihrem Büro standen. „Bonrath, vielleicht haben sie schon gehört, dass Benjamin Andresen durch einen Unfall ums Leben kam.“, fing sie an. „Was? Das...das war doch dieser Brenner...wegen dem ich diese Amnesie hatte.“, kam es nur knurrend von Dieter. „Ganz genau. Und jetzt scheint es, als hätte er seine Hände wieder im Spiel. Ich würde sie gerne unter Personenschutz stellen lassen und...“ „Chefin, bei aller Liebe...aber ich bin Polizist und ich möchte das noch lange sein. Dennoch halte ich das für überflüssig.“ „Herr Bonrath...ich würde mich wohler fühlen, wenn wenigstens Herr Herzberger bei ihnen für die nächsten Tage einzieht. Könnte denn nicht auch noch ihr Sohn vielleicht...“ „Mein Sohn...Jochen hat im Moment etwas anderes zu tun und ist momentan in Österreich unterwegs.“ „Ich verstehe, aber dann passen sie bitte auf sich auf.“, meinte Kim resignierend und entließ den langen Polizisten wieder. „Susanne, Herzberger soll mal bitte zu mir kommen.“, bat sie durchs Telefon. „Sofort Chefin...“, erwiderte die Sekretärin. Kim ließ den Hörer zurück auf die Gabel fallen und strich sich dann durch ihr Gesicht. Irgendwie konnte sie die Reaktion des Mannes verstehen. Sie würde genauso handeln. Das wusste sie. Sicher würde Herzberger schon auf Bonrath aufpassen.


    Der Wagen wurde auf den Parkplatz abgestellt und die beiden Kommissare gingen in den Glasbau hinein, fuhren in die Kellergewölbe hinunter. „Was meinst du, was uns der Doc zu sagen hat?“, fragte Ben neugierig. „Vielleicht wie die Drei gestorben sind. Das wäre doch mal ne Möglichkeit.“, grummelte Semir nur. Ben sah ihn etwas geschockt an. „Entschuldige, ich bin etwas angespannt. Komm, wir gehen einfach zum Doc und hören, was er für Ergebnisse hat.“, erklärte Semir nur, klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter. Ben nickte nur und ging dann mit seinem Partner weiter. Wenig später erreichten die Polizisten die Katakomben, wo sich die Untersuchungsräume befanden. Dr. Wegener stand vor einer der drei verbrannten Leichen und zog sich geräuschvoll die Einweghandschuhe von den Fingern. „Ah, da seid ihr ja schon.“, begrüßte er die Autobahnkommissare. „Und Doc, was sagen denn unsere Briketts hier?“, fragte Ben mit einem leichten Grinsen. „Tja, die Briketts wurden allesamt erschossen. Kommt mal mit...Hartmut war so freundlich mir bei der Rekonstruktion zu helfen.“, erklärte er und führte die beiden Polizisten in einen Nebenraum, wo ein Projektor und eine Leinwand vor einer Reihe von Unterrichtsstühlen und Bänken aufgestellt waren. „Setzt euch...“, bot er an. Semir und Ben nahmen gleich die ersten Plätze in der ersten Reihe. Der Doc widmete sich dem Projektor und mit Knopfdruck ging es los.


    „Also, ich habe aus den Wundkanälen die genaue Schussposition des Täters berechnet. Die Kugeln stammen aus einer HK MP7. Folgender Tatablauf...der Wagen des Täters fuhr neben dem Pkw der Beamten. Die Schüsse wurden durch das hintere Fenster, diagonal in die Kopflehne abgegeben und durchlöcherten den Schädel des Fahrers.“ „Wow, bei so einer Waffe ist das Gesicht aber nur noch...“ „Beschreib es nicht, Ben...“, meinte Semir angewidert und ließ dann den Doc weiterreden. „Dann schien der Beifahrer das Auto unter Beschuss genommen zu haben und zielte wahrscheinlich auf Motor und Reifen, während der Hintermann auf die Rückbank des Pkws feuerte. Drei trafen den Brustkorb des Mannes. Andresen war sofort tot.“, erklärte er, schaltete den Projektor aus und vergrub seine Hände in den Taschen seines Kittels. „Der Rest ist dann das, was ihr auf der Autobahn gesehen habt.“, erklärte er mit matter Stimme.
    Ben sah Semir an. „Eine HK MP7...die bekommt man nicht auf dem Schwarzmarkt. Das waren Profis.“, meinte er nur. Semir nickte resignierend und sah den Doc an. „Wie kam es zu dem Brand im Wagen?“, fragte er. „Das solltet ihr Hartmut fragen. Er wartet schon auf euch.“, meinte Wegener und ging dann aus dem Raum. „Gute Idee...fahren wir zu Hartmut.“, bestimmte Semir nur und erhob sich aus der ersten Reihe.


    ...

  • Hartmut saß gerade mit Jovanka bei einem Kaffee zusammen. „Ich hoffe, er schmeckt dir.“, lächelte er sie an. Sie nippte an der Tasse und blickte mit ihren großen Rehaugen in die eisblauen Augen des Rotschopfs. „Ja, er...er ist sehr lecker. Aber Hartmut, ich...ich muss dir was sagen.“, fing sie an und wusste nicht, wie sie es ihm sagen sollte. Dieser Mann war in den letzten Wochen so freundlich und so zärtlich zu ihr gewesen. „Was möchtest du mir sagen?“, fragte er nach und beugte sich noch verliebter vor. „HARTMUT! Wir sind’s.“, hörte er nur zwei nervende Stimmen aus dem Vorraum. „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“, zischte er, wollte nach vorne eilen, sah dann aber Jovanka an. „Warte hier...geh nicht weg.“, bat er und schnellte dann durch die Tür.
    „Was wollt ihr beiden denn?“, knurrte er nur und sah die beiden Autobahnpolizisten an. „Wir wollen die Ergebnisse vom Unfall und zwar etwas pronto.“, grinste Semir nur und sah sich um. „Jovanka ist hinten und bearbeitet einige Testergebnisse. Also dann, ihr ward schon in der Pathologie, schätze ich.“ Die Beiden nickten nur und Hartmut brachte sie dann zu dem Computerterminal. „Also, der Wagen explodierte, weil eine Granate im Innern explodierte. Die Kerle wollten auf Nummer sicher gehen.“, meinte der Techniker nur und sah dann Ben und Semir an. „Gut danke Hartmut, das wird uns helfen. Sehr aufschlussreich.“, knurrte Semir nur und sah dann auf den Techniker. „Entschuldigung, aber mehr hab ich nicht. Diese Kerle haben keinerlei Rücksicht genommen.“, erklärte Hartmut. „Aber was ist mit der Waffe? Das war doch keine 08/15-Waffe.“, kam es nur von Ben. „Ah okay...die Waffe ist nicht gestohlen oder als vermisst registriert. Aber sie ist registriert.“, erklärte der Techniker. Die Beiden atmeten auf. „Und? Nun raus mit der Sprache.“, forderten Ben und Semir. „Es ist eine Waffe, die unter anderem von der Bundeswehr und von der norwegischen Armee benutzt. Und bei den GSG9. Die Waffe ist auf einen Holger Pietsch zugelassen. Hier die Adresse.“, meinte Hartmut nur. Dankend nickten Semir und Ben und gingen zu ihrem Wagen zurück. Plötzlich klingelte das Handy des Deutschtürken. „Ja Hallo?“, meldete er sich. „Sie haben zwei bezaubernde Töchter.“


    Der BMW schnellte über die Straßen. Das Blaulicht blitzte auf. Ben saß nein klammerte am Sitz und sah immer wieder zu seinem Partner hinüber. Dieser hatte ein tief finsteres Gesicht gezogen und schaltete mit aller Macht am Steuerknüppel herum. Sie brauchten keine halbe Stunde und sie waren in der Auffahrt von Semirs Haus. „Andrea...“, schrie Semir durchs Haus, als er mit gezückter Waffe in das Haus stürmte. Ben sah sich unten um, doch er fand nichts. „Ben...“ „Semir, hier ist niemand...“, erklärte er und steckte seine Waffe ein. Nur die Tür war sperrangelweit offen, aber sonst war alles beim Alten. So wie es Semir am Morgen verlassen hatte. Nur mit der Tatsache, dass seine Frau und die beiden Töchter nicht da waren. „Sie...Sie haben sie entführt.“, stieß Semir aus. Ben nickte resignierend, wandte dann aber den Kopf zur anderen Straßenseite. „Semir...Semir...da...Andrea...“, kam es vom jungen Hauptkommissar. Schlagartig drehte sich der Deutschtürke um und stürzte, ohne auf die Straße zu achten, auf die andere Seite zu seiner Frau und seiner jüngsten Tochter. „Andrea!!!!“


    ...

  • Semirs Frau drehte sich erschrocken um. „Semir, was machst du denn hier?“ „Ich...ich wollte...wollte nach euch sehen.“, erklärte er erschrocken, als er merkte, dass er keine passende Erklärung hatte. „Und deswegen lässt du dich fast überfahren und wieso steht Ben dort vor unserer offenen Haustür?“, fragte Andrea und hielt dabei Layla auf den Arm. „Ähm...das ist so...“, fing er an, doch eine Erklärung konnte er nicht wirklich finden. „Was machst du eigentlich hier und wo ist Ayda?“, wich er dann aus. „Du erinnerst dich doch noch an Maria oder? Nun, sie hat letzte Woche ihr Baby bekommen und heute war große Babyschau.“, erklärte Andrea nur. Jetzt erst sah Semir auf die Frau mit dem kleinen Sohn auf dem Arm, die in der Tür stand. „Ah natürlich, Maria...Herzlichen Glückwunsch...und wo ist Ayda?“ „Noch im Kindergarten, aber du kannst sie gleich abholen, wenn du möchtest.“, grinste Andrea nur. „Klar, mach ich sofort.“, erklärte Semir und ging dann zu Ben zurück, atmete erleichtert auf. „Okay, alle sind noch da. Ich will wissen, wie die Täter in mein Haus gekommen sind.“, knurrte der Deutschtürke und gemeinsam mit Ben machte er sich dann an die Arbeit. Doch sie fanden nichts, bis dem jungen Hauptkommissar dann das Telefon auffiel. Schnell drückte er die Wahlwiederholung und im nächsten Moment klingelte es nebenan. „Ja Hallo...“, meldete sich Semir. „Ben hier...ich denke, ich weiß, wie sie es gemacht haben.“, fing er nur an. Sofort war Semir bei ihm. „Sehr witzig Ben.“ „Nein warte doch mal... ich denke, sie wollten dir nur einen Schrecken einjagen. Sie sind hier eingestiegen, haben dich angerufen und dann die Tür aufgelassen. Thats it.“, endete Ben. Semir konnte das nicht fassen. „Die wollen mich fertig machen. Aber das wird nicht klappen. Semir Gerkhan ist stärker als die. Jetzt muss ich Ayda abholen. Wir sehen uns dann morgen.“, verabschiedete er Ben. „Und wie soll ich nach Hause kommen? Du hast mich hergefahren.“, kam es von Ben. „Okay, hüpf rein...ich setz dich zu Hause ab.“


    Semir holte Ayda vom Kindergarten ab. „Papa....“, stieß das Mädchen aus, als sie Semir auf sich zukommen sah. Der Deutschtürke fing sie auf und wirbelte sie in die Luft herum. Ben grinste und sah dem Ganzen mit freudiger Miene zu. „Hey meine Kleine...hattest du einen schönen Tag?“, fragte der stolze Vater. „Wir haben mit Ton gebastelt. Guck mal...das ist meins.“, meinte sie und hielt ein unerkennbares, verformtes Ding gebrannten Ton in die Luft. Semir nahm es am einen Henkel hoch und betrachtete es. Ein Henkel war noch gerade, der andere bog sich in einer unerklärlichen Form. Die ganze Tonansammlung sah aus wie der Turm von Pisa, den man in der Mitte geknickt hatte. „Hm, weißt du, was das ist?“, fragte er Ben. Dieser sah es sich an und machte ein großes, nachdenkliches Auge. „Ist doch ganz klar. Ein modernes Trinkgefäß...oder doch er die antike Nachbildung davon.“, grinste er nur. „Das ist eine Vase.“, kam es von Ayda. „Aaaaah...“, machten beide Kommissare. „Jetzt, wo sie es sagt.“, lächelte Ben nur und Beide gingen mit Ayda zum Wagen zurück. Ben wurde zu Hause abgesetzt und dann fuhren Semir und Ayda nach Hause. Vergessen konnte Semir aber den Vorfall von heute Nachmittag nicht. Die Gefahr für seine Familie war doch zu groß. „Semir?“, riss seine Frau ihn aus den Gedanken. „Hast du mir zugehört?“ „Was? Nein, ja...vielleicht...ehrlich nein...“, gestand Semir. Andrea lachte auf. „Ich habe gesagt, dass ich morgen in aller Frühe mit den Kindern zu meinen Eltern muss. Du hast doch nichts dagegen, oder?“ „Nein, gar nicht...fahr ruhig und grüß schön.“, entgegnete er und war beruhigt, als er das von Andrea hörte. Jetzt war wenigstens die Familie in Sicherheit.


    Ben sah in die wunderbaren, smaragdfarbenen Augen seiner Emily, die neben ihm auf dem Sofa saß. Verliebt sahen sie sich in die Augen und verschossen ein Feuerwerk an emotionalen, liebeshungrigen Küssen. „Wollen wir nicht was essen?“, fragte sie zwischen zwei Küssen. „Wieso? Stille ich deinen Heißhunger etwa nicht?“, grinste er und sah seine kleine Engländerin dann an. Sie lachte auf. Es war eines dieser herrlichen Lachen, die sie jedes Mal machte, wenn sie bei Ben war. „Komm, lass uns gemeinsam kochen und dann erzähl ich dir was wundervolles.“, schnurrte sie und zog ihn in die Küche. „Oh, da bin ich aber gespannt.“, meinte er nur und ließ sich von seiner Freundin verführen. Sie schnippelten das Fleisch und die Kartoffeln klein, warfen es zu den schon brodelnden Zwiebeln in die Pfanne und gaben noch ein paar Stücken Paprika und etwas Creme fraiche hinein. Alles köchelte so vor sich hin. „Und, was wolltest du mir erzählen?“, fragte Ben und schlang seine starken Arme um den zierlichen, fast zerbrechlichen Körper seiner Freundin. „Nächstes Wochenende kommen meine Eltern zu Besuch und ich möchte euch gerne bekannt machen.“, erklärte sie. Ben blieb einen Moment die Spucke weg. Ging das nicht etwas zu schnell, dachte er bei sich. „Wa...warum nicht. Wann kommen sie? Dann nehme ich mir das Wochenende frei.“, erklärte er schließlich. Emily drehte sich erfreut um. „Danke...danke...danke.“, rief sie aus und überschüttete ihren Freund nur so mit Küssen. Ben wusste nicht, ob er das gut finden oder eher schreien sollte. Doch er behielt seine Bedenken für sich. Nachdem sie gegessen hatten, verschwanden sie und durchlebten eine lange, heiße und intensive Liebesnacht.


    „Okay Hotte...ich verbringe ja gerne meinen Feierabend mit dir. Aber ist das wirklich notwendig, dass du hier schläfst?“, fragte Dieter, als er das Bett für seinen Freund vorbereitete. „Glaub mir, Dieter, bis dieser Brenner nicht hinter Schloss und Riegel sitzt, wäre es besser so. Du weißt doch, zu was er fähig ist und ich möchte auf keinen Fall, dass dir etwas passiert.“, stieß Hotte aus. Dieter nickte nur. Er wusste, dass die Chefin daran Schuld war, dass nun seine Couch von seinem Freund belagert wurde. Aber so hatte er auch etwas Gesellschaft, während Jochen nicht da war. „Okay, willst du noch ein Bier?“, fragte der lange Polizist, nachdem er das Bett fertig gemacht hatte. „Nur wenn du dir auch eins holst.“, grinste Hotte. „Klar doch...“ Dieter ging in die Küche und warf einen kurzen Blick nach draußen. Er stutzte. Heute war doch kein Wind und dennoch hat sich sein Buchsbaum gerade bewegt. War da vielleicht wieder der Hund der Nachbarn auf nächtlicher Tour?
    Dieter nahm das geöffnete Bier und ging zurück ins Wohnzimmer. „So Hotte...hier ist das Bier...schön ka...“ Er stockte mitten im Satz. Die beiden Flaschen glitten ihm aus der Hand, als er Hotte bewusstlos am Boden liegen sah. „Hotte...um Gottes Willen...“ Sofort ließ sich Dieter zu Boden fallen und fühlte den Puls seines Freundes. Er war da...nur ohnmächtig. Eine große Beule zeichnete sich auf dem Hinterkopf des Brummbären ab. Plötzlich merkte Dieter einen Schatten hinter sich. Er wollte sich umdrehen, doch schon hatte er eine Faust im Magen. Sämtliche Organe in dieser Region krümmten sich vor Schmerzen, zogen sich krampfartig zusammen. Die Luft blieb ihm weg. Wie ein Klappmesser faltete sich der lange Polizist am Boden zusammen. „Du wirst deine Klappe halten...hast du verstanden? Wenn du was sagst, bist du und dein Freund tot.“, hörte er nur durch den Schleier von Schmerzen, die immer wieder durch kräftige Faustschläge und Fußtritte geschürt wurden. Das Blut schoss Dieter aus Nase und der aufgeplatzten Lippe, benetzte den Pullover und den Teppich, bevor er in die Dunkelheit der Ohnmacht abdriftete.


    ...

  • Brenner saß in seiner Zelle, als die Tür aufgeschlossen wurde. „Kommen sie...ihr Anwalt ist da.“, knurrte der Schließer und führte den Geschäftsmann in den schon bekannten Besucherraum. Es war kurz nach halb zehn am Abend, als Brenner und Fuchs aufeinander trafen. Günther Brenner ließ sich lässig auf den Stuhl nieder, leckte sich ein paar Mal über die Unterlippe und fasste dann unter den Tisch. Wie durch Zauberhand zog er zwei Zigaretten hervor. „Möchten sie auch eine, Anwaltsbursche?“, fragte er mit rauchiger, tiefer und kratzender Stimme. Oliver Fuchs verneinte. Brenner zündete sich eine an, inhalierte den Rauch tief und stieß ihn dann genüsslich wieder aus. Die zweite Nikotinfalle wanderte in seinen Ärmel. „Also?“, fragte er dann. „Es ist soweit alles erledigt. Wir haben mit Plan Alpha angefangen, aber sollte das nichts bringen, brauchen wir einen Ausweichplan.“, erklärte er. „Sollte das wirklich nichts bringen, machen wir Nägel mit Köpfen. Besorgen sie für meine vier besten Männer diese Sachen und überlassen sie alles weitere Greifer. Er wird wissen, was zu tun ist. Bis dahin kümmern sie sich um meine Verteidigung. Alles muss ja ein wenig in die Länge gezogen werden.“, lächelte Brenner mit teuflischem Gesicht. „Klar...schließlich bezahlen sie mich dafür.“, kam es nur von Fuchs. „Und nicht zu knapp. Wenn ich wieder hier raus bin und mein Geld noch vollständig vorfinde, werden sie fürstlich belohnt, keine Sorge.“, meinte Brenner und drückte den Stummel auf der Tischplatte aus. Zischend erlosch der Glimmstängel und der Inhaftierte wurde in die Zelle zurück geführt. Fuchs verließ das Gefängnis und gab die erhaltenen Anweisungen weiter.


    Das Telefon schrillte mitten in der Nacht. „Au verdammt...“, stieß Semir aus, als er mit seinem nackten, großen Zeh gegen die Kommode von Andreas Großmutter stieß. Immer wieder stieß er dagegen, wenn er des Nachts durch das Haus schlich. „Ja Gerkhan...“, meldete er sich schließlich am Telefon und rieb sich humpelnd den großen Zeh. „WAS? Wann ist das passiert? Gut, ich komme sofort.“, meinte er und ließ langsam den Hörer wieder sinken. Verdammt, wie konnte das passieren? Sofort ging er in sein Schlafzimmer zurück und zog sich an. „Semir? Was ist denn los?“, fragte Andrea verschlafen, als sie ihren Kopf hob und sah, wie Semir sich anzog. „Dieter und Hotte wurden überfallen. Hotte ist schwer verletzt worden. Von Dieter fehlt jede Spur. Ben hat mich gerade angerufen.“, erklärte Semir knapp, warf die Pyjamajacke in die Ecke und zog sein Sweatshirt über. Die Hose saß schnell und der Gürtel war schnell um den Körper geschlungen. Die Socken und die Schuhe wurden erst gar nicht angezogen. „Ich meld mich, sobald ich was weiß.“, erklärte er nur, gab Andrea einen kurzen Kuss und verschwand dann. Hüpfend lief er den Flur entlang, zog seine Socken an und rannte dann die Treppen runter. Noch ehe er die Haustür verließ, war er in seinen Schuhen und entsicherte die Sicherheitssperre seines BMWs. Er raste los, fuhr dabei fast die eigenen Mülltonnen auf der Straße um, die er noch vorhin rausgebracht hatte. Es ging um das Leben eines Kollegen, den er schon lange kannte. Was war da nur passiert?


    „Und Hotte, wie geht es dir? Hat dein Schädel etwas abbekommen?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen, als er bei seinem älteren Kollegen stand, der ein großes Pflaster auf seinem Hinterkopf hatte. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah Hotte zu Ben auf und blickte ihn an. „Ich fühle mich wie ein Amboss, auf dem man ständig draufhaut.“, erklärte er nur und hielt sich den verbundenen Brummschädel. Aufmunternd klopfte Ben ihm nur auf die Schulter und drehte sich dann um. Draußen hörte er eine Bremse quietschen und konnte sich schon denken, wer das war. „Semir, da bist du ja.“ „Habt ihr schon was gefunden? Was ist mit Dieter?“, fragte Semir sofort. Die Sorge schwang in seiner Stimme mit. „Wir wissen es nicht. Als die ersten Kollegen hier ankamen, fanden sie nur Hotte hier bewusstlos auf dem Boden.“, erklärte der junge Hauptkommissar. Semir nickte nur. Dann ging er zu seinem Kollegen. „Hotte, alles klar mit dir?“, fragte er. „Ja, geht schon. Hab nur Kopfschmerzen.“, erklärte Hotte nur und wollte aufstehen, doch sofort griff ihm Semir und Ben unter die Arme, als er schwankte. „Sie sollten mit ins Krankenhaus fahren. Sie haben eine Gehirnerschütterung, das ist sicher.“, meinte der Arzt. Ohne zu murren oder zu meckern, ging Hotte mit, warf den beiden Hauptkommissaren aber einen vielsagenden Blick zu. „Keine Angst Hotte, wir werden Dieter schon finden.“, versprach Ben nur. Doch Semir war da etwas skeptischer, nur durfte er es nicht zeigen.


    ...

  • „Ben, kannst du dir denken, wer Dieter entführen will?“, fragte er, nachdem Hotte abtransportiert worden war. Dieser nickte nur. „Aber ich verstehe nicht, warum. Ich meine, der Gerichtstermin ist in weniger als zwanzig Stunden. Wie soll er da noch...“ Mitten im Wort klingelte Bens Handy. „Jäger...“, meldete er sich und stieß dann Semir an. „Hey, was ist denn?“ Doch statt zu antworten, schaltete Ben nur den Lautsprecher an. „Ben...Ben...hörst du mich?“, kam Dieters matte Stimme aus dem Lautsprecher. „Dieter, was ist mit dir? Bist du in Ordnung?“, fragte Semir sofort. „Zugehört, ihr Bullen. Wenn ihr euren Freund und Kollegen wiedersehen wollt, dann sollte der Türke seine Aussage vor Gericht zurückziehen. Erst dann kommt ihr Kollege frei. Keine Minute vorher. Haben sie mich verstanden?“, wollte eine metallisch verzerrte Stimme wissen. „Hören sie...Hallo? Hallo? Verdammt.“ Der Anrufer hatte aufgelegt. „Okay, was haben wir bisher? Gibt es irgendwelche Spuren? Wie sind die Kerle reingekommen?“, stieß Semir wütend aus. Die KTU-Leute drehten sich zu ihm um und blickten kurz von ihrer Arbeit auf. „Semir, wir haben doch erst mit der Arbeit angefangen. Bisher konnten wir nur feststellen, dass die Terrassentür aufgebrochen wurde.“, erklärte Ben. Semir atmete schwer ein. „Gut, dann fahren wir mal ins Büro zurück. Irgendwas müssen wir doch rausfinden. Wie wäre es, wenn wir diesen Holger Pietsch vornehmen? Ich meine, den hatten wir beinahe vergessen, weil dieser scheiß Anruf dazwischen gekommen ist.“, kam es sofort von Semir. Ben nickte nur und ging dann mit seinem Partner zum BMW zurück. Schnell waren die Schutzwesten übergeworfen und ein SEK-Team zu der Adresse bestellt, die ihnen Hartmut nannte.


    Holger Pietsch lag in seinem Bett und schlief. Die Waffe immer in Griffnähe. Sein Schlaf war nicht fest, aber so konnte er hören, ob jemand kam. Immer wieder schreckte er hoch, doch dann blieb er einfach liegen und schob die Waffe einfach unter sein Kissen. Binnen weniger Minuten war er doch eingeschlafen. So hörte er nicht, wie seine Tür aufgebohrt wurde und eine Menge Leute in Schwarz in seine Wohnung eindrangen. Plötzlich packten jemand seine Hände und drehte sie mit ihm selbst auf den Rücken. „Polizei...keine Bewegung...sie haben das Recht zu schweigen. Jetzt komm hoch, du Mistkerl...“, knurrte Semir nur und zog Pietsch hoch auf die nackten Beine. „Was wollen sie denn von mir?“, stieß er nur aus und versuchte, sich zu wehren, doch die Handfesseln saßen fest. „Sie sind für den Mord an zwei LKA-Beamten und Benjamin Andresen verantwortlich. Außerdem stehen sie in Verbindung mit Günther Brenner. So und jetzt werden wir uns unterhalten. Wo ist mein Kollege?“, stieß Ben aus und packte den Mann am Kragen. Pietsch lächelte auf. „Der steht doch neben ihnen.“, lachte er.
    Sofort packte Semir diesen Kerl am Kragen, schleuderte ihn herum und warf ihn aufs Bett. „Glaubst du, wir spielen hier kleine Spielchen? Wir wissen, dass auf deinem Namen eine MP5 zugelassen ist, mit der auf die beiden LKA-Beamten geschossen wurde. Sicher warst du nicht so schlau und hast sie weggeworfen.“, knurrte Semir nur und sah zu den Leuten. Ein Nicken genügte und die Polizisten begannen, sich in der Wohnung zu verteilen und das ganze Ding auf den Kopf zu stellen. Wieder sah Semir zu Pietsch und diesem verschwand das Lachen aus dem Gesicht. „Nun Pietsch, sie lachen ja gar nicht mehr. Was ist los? Hat es ihnen die Sprache verschlagen?“, kam es nun verächtlich von Semir. Doch Pietsch sah ihn an. „Immer langsam Gerkhan...noch ist er nicht verurteilt und bisher haben sie mir nichts nachweisen können.“, kam es nur von seiner verkratzten Stimme. Semir sah den Kerl nur an und packte ihn dann am Kragen, zog seine Waffe und hielt sie unter das Kinn des Mannes. „Jetzt pass mal auf, ich will wissen, wo mein Kollege ist.“, schrie er. „Und es wäre besser, wenn du was sagst oder ich verpass der Decke einen neuen Anstrich.“ „Hey...Semir...nimm die Waffe runter...“, schrie Ben und packte seinen Partner vorsichtig an der Hand, schlug ihm förmlich die Pistole aus der Hand. Erschrocken sah Semir seinen Partner dann an, nickte aber. Er deutete Ben an, dass er vorübergehend die Kontrolle über sich verloren hatte. „Danke Partner...führt den Kerl ab...wir vernehmen ihn auf der Wache weiter.“


    Dieter wachte langsam auf und sah alles verschwommen vor sich. Wo war er hier? Es roch modrig und nach Fisch. Ein kleiner Kellerraum, der dazu noch niedriger war, als Dieter selbst. Er konnte sich nur hinhocken und mehr nicht. „Hallo Herr Bonrath...ich hoffe, sie haben es gemütlich?“, ertönte eine computergesteuerte Stimme. „Was wollen sie von mir?“, fragte Dieter und hatte sich soweit hingehockt, dass er in einer Art Flitzebogenstellung saß, die Knie angewinkelt und der Kopf leicht nach vorn gebeugt. „Das werden sie noch früh genug erfahren oder können sie sich das nicht denken?“, fragte die Stimme mit höhnischem Grinsen. „Ich ahne es...“, kam es leise von Dieter. „Sehr gut...jetzt machen sie es sich gemütlich. In eine Stunde gibt es was zu essen. Aber teilen sie es sich ein, es wird für zwei Tage die einzige Mahlzeit sein.“, kam es von der Stimme und dann erlosch sie, so plötzlich wie sie gekommen war. Dieter kauerte nur vor sich hin und blickte in eine trostlose Zukunft. Wer auch immer diese Kerle waren, sie würden ihn töten, wenn er seinen Zweck für sie erfüllt hatte. Was auch immer das war.


    ...

  • Semir schwieg auf der ganzen Fahrt zurück zum Revier. Ben ebenfalls. Es herrschte eine so eisige Stille, dass selbst der härteste sibirische Winter zu einer leichten Sommerbrise wurde. Nicht einmal das kleinste Geräusch war zu hören. Nur das Motorgeräusch, das Setzen des Blinkers oder das Rauschen der Räder auf der Autobahn. Doch dann brach Ben endlich das Schweigen. „Semir, das vorhin war Scheiße. Und nicht nur Scheiße sondern Oberscheiße. Was, wenn er seinen Anwalt davon erzählt? Dann bist du noch heute Abend deinen Job los. Verdammt, denk doch mal an deine Familie.“, fing Ben an. Semir sah ihn mit einem harschen Blick an, als ob er ihn gleich ins Gesicht springen würde. Doch dann hellte sich die Miene des Deutschtürken langsam auf. „Du hast recht, mir ist vorhin eine Sicherung durchgebrannt. Aber daran ist nur dieser Brenner schuld. Er schreckt vor nichts zurück und jetzt...jetzt ist auch noch Dieter verschwunden. Mir...mir brannten einfach die Lampen durch.“, verteidigte sich Semir. „Ich weiß...ich weiß...wir werden Dieter schon finden, aber du solltest dich jetzt auf den Prozess vorbereiten. Ich werde mir diesen Pietsch vornehmen. Du kümmere dich darum, dass dieser Brenner nicht mehr aus dem Gefängnis kommt.“, erklärte Ben und hielt Semir die Hand hin. Lächelnd schlug dieser ein. „Danke Ben...du bist ein Freund, wie man ihn schwer findet.“ „Das will ich hoffen. Immerhin riskier ich ja einiges für dich.“, grinste er nur und lenkte den Wagen dann auf den Parkplatz der PASt, stellte den Motor ab und schritt mit Semir aufs Büro zu.
    Susanne sah von ihrem PC auf, als sie Schritte hörte. „Ah Jungs, ihr sollt sofort zur Chefin kommen. Scheinbar ist da was im Gange.“, erklärte die Sekretärin nur und wies mit einem Stift auf die Tür von Kims Büro. „Ob sie es schon weiß?“, kam es nur von Semir. „Das wären die schnellsten Buschtrommeln, die ich je gesehen hab. Wahrscheinlich geht es um Bonraths Entführung.“, erklärte Ben nur und beide betraten dann das Büro von Kim, nachdem sie angeklopft haben. „Meine Herren, da sind sie. Ich bin sofort hergekommen, nachdem ich das mit Bonrath gehört hab. Wie geht es Herrn Herzberger?“, wollte sie wissen. Doch ehe die beiden Hauptkommissare antworten konnten, klingelte Kims Telefon. „Krüger? Ja, sie sind hier. Ich stelle auf laut.“ Sie betätigte den Knopf. „Hallo Jungs... Hartmut hier. Die Kollegen haben die Waffe bei Pietsch gefunden und ich hab sie bereits analysiert.“, tönte die Stimme des Technikers aus den Lautsprecher. „Und? Stimmt sie als Tatwaffe mit den Kugeln überein?“, wollte Semir sofort wissen. „Es ist die Tatwaffe, mit der auf die beiden LKA-Beamten geschossen wurde, ja. Aber Semir...sie stammt nicht aus Bundeswehrkontingent.“ „Sondern?“, fragte Ben.


    „Es wurde aus einem norwegischen Trainingslager der königlich norwegischen Armee gestohlen. Das war vor über einem Jahr. Und vor einem Jahr gab es einen Flug von Brenners Firma von Oslo nach Köln. Angeblich war es eine Ladung Quadersteine.“, erklärte der Rotschopf. „Was haben denn Quadersteine damit zu tun?“, kam es knurrend von Ben. „Ben, das ist hartes Granit. Dadurch gehen keinerlei elektronischen Abtastungsgeräte. Für einen Schmuggel von Waffen ist das ein ideales Versteck.“, kam prompt die Erklärung. „Aber du hast doch gesagt, sie ist auf Holger Pietsch registriert. Was lief da falsch?“, wollte Semir wissen. „Irgendjemand hat die Datenbank gefälscht. Bisher konnte ich noch nicht herausfinden, wer, aber eins ist sicher. Die Registrierung wurde nachträglich eingefügt. Die Waffe war in der Datenbank von Interpol. Erst dadurch konnte ich sie finden.“, erwiderte der Feuerpinsel. „Ah, danke Hartmut. Hast du sonst noch was für uns?“, fragte Semir nun. „Leider noch nicht. Fingerabdrücke und so stehen noch aus. Im Moment bin ich wieder alleine.“, kam es traurig aus dem Hörer. „Wieso das denn?“, ma es scherzend von Ben. „Lange Geschichte...ich halte euch auf dem Laufenden zwecks der Ergebnisse.“, erklärte Hartmut nur und war dann aus der Leitung verschwunden.
    Kim sah auf die beiden Hauptkommissare. „Ich hoffe, sie haben diesen Pietsch im Gewahrsam?“ „Sicherlich. Wir sind gerade auf den Weg, um ihn zu befragen.“, erklärte Ben nur. Semir nickte. „Ich werde mich weiterhin mit Brenner und dem Gerichtstermin befassen. Meine Aussage noch einmal durchgehen.“, erklärte Semir nur und beide machten auf dem Absatz kehrt. Kim sah ihnen nach. „Viel Glück meine Herren.“ Dann widmete sie sich wieder ihrer Arbeit. Ein kurzer Blick wanderte zur Uhr. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. Es war kurz vor fünf Uhr in der Früh.


    ...

  • Ben machte sich auf den Weg in den Verhörraum. „Semir, willst du wirklich nicht dabei sein?“, fragte er, als sein Partner ins Büro abschwenkte. Der Deutschtürke blieb kurz stehen. „Ben, ich bin vorhin zu weit gegangen und wenn ich diesen Mistkerl noch einmal sehe, dann...dann...“, kam es nur von Semir. Sein junger Kollege machte einen Schritt auf ihn zu, legte freundschaftlich den Arm um seine Schulter und zog ihn mit sich. „Weißt du was? Ich werde dich einfach daran hindern, auszuflippen.“, grinste Ben nur und schob seinen Partner mehr oder weniger vorwärts. „Danke Ben...“, kam es nur von Semir. Schon waren sie im Verhörraum. Holger Pietsch saß auf dem berühmten Holzstuhl und blickte fies lächelnd zur Tür. „Na was denn? Wollen sie mir jetzt noch eine Abreibung verpassen? So werden sie ihren Freund niemals finden.“, höhnte er und sah, wie Semir beinahe dabei war, ihn anzuspringen. „Sehr witzig, sie haben wohl ein bisschen zu viel an Lachgas geschnüffelt.“, grinste Ben nur und stemmte sich dann auf den Tisch. „Hören sie mal Pietschi, wir haben ihre Waffe gefunden. Und raten sie mal, es ist eine gestohlene Waffe des norwegischen Militärs. Und jetzt fragen sich mein Kollege und ich, wie die zu ihnen in die Wohnung kommt.“ „Das...das stimmt nicht...das...das ist meine Waffe...“, begehrte der Mann auf. Scheinbar war er nicht sehr helle, dass er auf die Falle von Ben reinfiel. „Oh, guck mal Semir, ein Geständnis.“, grinste Ben nur. Semir nickte. Holger Pietsch weitete die Augen. „Verdammt...“, stieß er aus und ließ sich in den Stuhl zurückfallen.
    „So, und jetzt werden sie uns erzählen, wo unser Kollege ist. Und wenn wir hier den ganzen Tag sitzen. Wir haben Zeit.“, knurrte Semir nur und sah seinen Partner an. Dieser deutete kurz auf die Uhr. „Okay, ich überlasse es meinem Kollegen, sie auszuquetschen.“, kam es dann von ihm und schon war der Deutschtürke verschwunden. Ben sah ihm nur nach und ging dann, mit einem aufgesetzten Grinsen, zu Pietsch, der nun grummelnd und schweigend in seinem Stuhl saß. „So, für den Mord kommst du sicher lebenslänglich hinter Gitter. Du kannst deine Lage nur verbessern, wenn du redest.“, fing Ben an. Doch Holger Pietsch schwieg eisern. „Gut, dann fangen wir anders an. Wissen sie, was Brenner mit ihnen macht, wenn er erfährt, dass sie es vergurkt haben und bei uns im Gewahrsam sitzen? Da wird wohl bald eine Stelle auf dem Kölner Zentralfriedhof für sie frei.“, zählte Ben auf und schien damit was zu erreichen. Pietsch dachte angestrengt nach.


    Semir ging in sein Büro und sah sich noch einmal seine Aussage durch. Susanne kam ins Büro. „Semir, da möchte dich ein Freddy Dellmann sprechen. Auf Leitung drei.“, erklärte die Sekretärin und zog ihren Kopf wieder aus der Tür zurück. Semir dankte und nahm den Hörer in die Hand, drückte auf den Knopf und lauschte. „Herr Dellmann, was kann ich für sie tun?“, fragte der Deutschtürke etwas gereizt. „Herr Gerkhan, ich glaube, ich weiß, wer meine Leute verraten hat. Können wir uns irgendwo treffen?“, wollte der LKA-Beamte wissen und wartete. Der Autobahnkommissar überlegte kurz. „Okay, sagen wir in einer halben Stunde auf dem Rastplatz Düsseldorf Süd.“, erklärte Semir nur und legte dann auf. Er sah kurz auf den Telefonapparat. Irgendwas war doch faul daran. Da waren zwei Männer im LKA, die von diesem Einsatz gewusst haben könnten. Zwei Möglichkeiten mit zwei Gleichungen. Entweder war dieser Freddy Dellmann oder dieser Karsten Turm, beide hätten die Möglichkeit gehabt, die eigenen Männer zu verraten. Nur, wer stand auf der Gehaltsliste von Brenner? Semir bliebe keine andere Wahl. Wenn er es herausfinden wollte, musste er wohl oder übel dahin fahren. Bis zum Prozessbeginn waren es noch 15 Stunden. „Susanne, ich bin am Rastplatz Düsseldorf Süd. Sag bitte der Chefin bescheid.“, bat er, als er sein Büro verließ. Susanne versprach es und Semir machte sich auf den Weg. Was würde ihn vor Ort erwarten? Ein ungutes Gefühl schwang mit.


    ...

  • Karsten Turm klappte das Telefon zusammen. „Sehr gut, Dellmann. Das war ja wirklich überzeugend.“, lachte er nur und sah dann zu Greifer, der seinen Kollegen im Schwitzkasten hatte. „Du mieses Schwein...wie konntest du das nur tun?“, fauchte Dellmann nur und wand sich im Griff des starken Mannes. Turm lachte nur auf. „Was fragst du so dämlich? Du weißt doch, wie beschissen unser Job bezahlt wird und hier bekomme ich wenigstens ein paar Scheine extra. Was meinst du, warum Brenner so lange unbehelligt war? Weil ich ihm immer Tipps gegeben habe. Bis dieses Streifenhörnchen von der Autobahnpolizei alles versauen musste. Aber jetzt wird sich alles wieder einrenken. Wenn wir, mit deiner Hilfe, Gerkhan beseitigt haben, fehlen nur noch die Beweise.“, grinste Turm und sah dann Greifer an. Dieser fing an zu grinsen. Hinter Greifer und Turm stand Oliver Fuchs, der dubiose, seinem Herren gehorchende Anwalt von Günther Brenner. „Jetzt machen sie schon. Gerkhan kann bald hier sein und wir müssen noch die Falle aufbauen.“, zischte der Advokat. Turm nickte nur. „Okay...bringen wir es zu Ende. Greifer, du weißt, was du zu tun hast.“, erklärte Karsten Turm. Greifer wusste, was er zu tun hatte. Er nahm den Kopf von Dellmann und im nächsten Moment war ein tödliches Knacken zu hören. Mit dem Kopf in einer undefinierbaren Stellung sackte Freddy Dellmann zu Boden und war tot. „Gut, bereiten wir die Falle vor. Unser Kaninchen wird bald da sein.“, zischte Fuchs. Alle anderen nickten.
    Semir kam am Rastplatz an und sah sich noch im Wagen um. Irgendwas kam ihm hier spanisch vor. Es war ruhig. Kein anderes Auto war zu sehen. Sonst war hier doch Betrieb ohne Ende. Sein Bauchgefühl sagte ihm, er solle sofort wieder den Motor anstellen und davon fahren, doch die Neugier war stärker und so stieg er aus, zog den Schlüssel ab und sah sich um. „Herr Dellmann? Hallo? Hören sie mich?“, ließ Semir seine Stimme über den Platz hallen und drehte sich in jede erdenkliche Richtung. Plötzlich sah er zu den Mülltonnen und nahm dort ein Geräusch wahr. Vorsichtig näherte er sich den Entsorgungsbehältern und stieß ein erschrockenes „Shit“ aus, als er die gebrochenen Augen im gebrochenen Kopf von Freddy Dellmann sah. Hier den Puls zu fühlen, war wohl mehr als sinnlos. „Da ist er...los auf ihn.“, kam es plötzlich hinter Semir hervor. Er drehte sich um und erblickte zwei Männer, einen davon kannte er gut genug.


    „Karsten Turm...sie sind also der Verräter.“, fauchte Semir. „Ganz recht, das Geld hat mich sehr glücklich gemacht.“, grinste er nur und wollte nach Semirs Waffe greifen, doch dieser drehte ihm nur den Arm auf den Rücken und stieß ihn auf den Anderen rauf. Er wollte zum Wagen zurück, doch da stand bereits ein anderer und kam auf Semir zu. „Verdammt, jetzt bleibt mir nur der Wald.“ Sofort setzte sich der Deutschtürke in Bewegung und rannte in den Wald hinein. Die drei Gangster folgten ihm, konnten aber nicht so richtig aufholen. Semir sah sich nicht um. Er rannte immer weiter. Im nächsten Moment wusste er aber, warum sie ihn nicht einholten. Direkt in den Baum vor ihm schlug eine Kugel ein. Eine andere zischte an seinem Ohr vorbei. Verdammt, die schossen auf ihn. Die wollten ihn eiskalt abknallen. Immer wieder schlug der Hauptkommissar Haken und duckte sich in einer Erdkuhle, doch das schien alles nichts zu nutzen. Immer wieder lief er im Zickzack und versteckte sich hinter dicken Bäumen. Die Kugeln verfehlten ihn meist nur um wenige Millimeter und eine streifte sogar seine Jacke, erwischte aber nicht seinen Arm. Plötzlich verstummten die Schüsse, aber Semir rannte weiter und blieb erst nach einigen Minuten stehen, verschnaufte kurz und sah sich um. Wo war er hier gelandet?


    „Man, was für ein langweiliger Dienst. Kontrolle auf einer kaum befahrenen Straße. Der Chef hätte uns aber auch besser einsetzen können.“, knurrte Mark nur und hielt die Kelle hinter seinem Rücken fest. Der junge Streifenpolizist verstand nicht, warum er hier in der Pampa in einem Waldweg stehen und darauf warten musste, dass einer in die Radarkontrolle einem Kilometer weiter unten geriet. Thomas, der erfahrenere Beamte, sah nur zu ihm und grinste. „Hey, so schlecht ist das doch gar nicht. So haben wir frische Luft und können entspannen.“ „Ach ja...ich hätte mich doch bei der Autobahnpolizei bewerben sollen. Da ist bestimmt mehr Action, als hier.“, knurrte Mark und stützte sich auf seinen Ellbogen. „Das wird überbewertet. So viel Action haben die da auch nicht. Die stehen genauso wie wir jeden Tag an irgendwelchen Rastplätzen und kontrollieren Lkws und Pkws. Was meinst du, was die alles an Berichten schreiben müssen? Nee, da sind wir hier auf dem Land doch deutlich besser dran.“, grinste Thomas nur und ließ seine Blicke schweifen. Plötzlich kam vor ihm ein vollkommen außer Atem scheinender Mann aus dem Wald gehechtet und stolperte mehr oder weniger auf die beiden Streifenpolizisten zu. Ein irritierter Blick verschwand sofort von Thomas Antlitz und routiniert wanderte die freie Hand vorsichtshalber an die Waffe hinunter. Man konnte ja nie wissen.


    ...

  • „Hey Kollegen...ihr...ihr müsst...müsst mir helfen.“, stieß Semir keuchend aus, als er auf die beiden Streifenpolizisten zuging. Unbedacht griff er in seine Jackentasche. „Nehmen sie bitte die Hände da wieder raus.“, forderte einer der Polizisten und hatte die Sicherungslasche seines Waffenhalfters geöffnet. Semir zuckte über den harschen Ton des Mannes doch etwas zusammen. „Hey, ganz ruhig. Ich bin ein Kollege. Ich werde verfolgt.“, erklärte Semir nur und nahm vorsichtig seinen Ausweis hervor, reichte ihn dem Kollegen rüber und dieser sah mit einem kurzen Blick drauf. Die Hand war noch immer auf dem Knauf der Waffe. Thomas sah auf den Ausweis und lachte dann auf. „Hey Mark, du wolltest doch einen von der Autobahnpolizei kennen lernen. Hier ist einer.“, kam es lachend von Thomas. Mark kam auf den Exoten zu und sah ihn mit erstaunten Augen an, so wie ein Kleinkind zum ersten Mal einen Elefanten sah. „Und wie...wie können wir ihnen helfen?“, wollte der junge Streifenpolizist wissen. Doch ehe Semir antworten konnte, zischten Kugeln durch die Luft und schlugen links und rechts in die Bäume und die Motorhaube des Wagens ein.


    „Verdammt...“, stieß Thomas aus, als ihn eine Kugel am Unterarm streifte. Sofort gingen alle Drei in Deckung und Mark saß zitternd am Wagen. „Hey Kleiner, gib mir deine Waffe und versuche, in den Wagen zu kommen. Du kannst doch fahren?“, redete Semir mit ruhiger Stimme auf den jungen Kollegen ein. Dieser nickte nur blass und kletterte vorsichtig auf den Fahrersitz, immer in Deckung, und ließ die Zündung an. Semir schoss einige Male auf die Angreifer, die sich noch immer im Schutze der Bäume verbargen. „Geht’s?“, wollte er von Thomas wissen. Dieser nickte nur und presste den Unterarm an seinen Körper, sah kurz über den Kombi und schoss dann ebenfalls. „Wir müssen hier weg. Kann der Junge wirklich fahren?“, fragte Semir nochmals. „Keine Sorge, er ist der beste Fahrer hier auf dem Land.“, erklärte Thomas angestrengt und wuchtete sich mit der freien Hand auf den Rücksitz. Semir schlug sich auf den Beifahrersitz durch und duckte sich. Mark fuhr los und scherte gleich auf die Landstraße ein. Einige Kugeln erwischten noch die Seitenwände, doch sie drangen nicht ins Fahrzeug ein. Semir war aus dieser Falle nochmals entkommen.


    Bonrath saß noch immer in seinem Loch und hatte sich soweit hingesetzt, dass es für seine alten Knochen einigermaßen bequem war. Das Essen war karg und kaum so, dass man sich es hätte einteilen können. Wie lange würde diese Kerkerhaft noch dauern? Waren seine Kollegen auf der Suche nach ihm? Wie ging es Hotte? Als er ihn das letzte Mal sah, war er bewusstlos. Geschlagen von diesen Kerlen, die ihn hier festhielten. Sicherlich waren Semir und Ben schon auf der Suche nach ihm. Plötzlich meldete sich die Stimme wieder. „Ich hoffe, unserem Gast geht es gut?“, höhnte die Stimme. „Es ist ein bisschen eng hier.“, kam es von Bonrath. Die Stimme lachte auf. „Das hier ist kein Hotel. Und sie werden diesen Raum eh nicht mehr lebend verlassen. Sehen sie diese kleinen, vergitterten Löcher?“, fragte die Stimme nur und Bonrath drehte so gut es ging den Kopf. „Ja...was ist mit den Löchern?“ Irgendwie ahnte Dieter, dass dies nichts gutes sein konnte. Eins war klar...diese Kerle waren eiskalt. „Nun, sie sollten tief Luft holen, wenn es soweit ist. Mal sehen, wie lange sie die Luft anhalten können.“, höhnte der Mann. Das gab es doch nicht...diese Kerle wollten ihn ersäufen. Und dieser Raum war winzig. Es würde nicht lange dauern, bis er voll mit Wasser gefüllt war. Ben...Semir, kommt und holt mich hier raus, flehte Dieter regelrecht.


    Hotte schreckte auf. Wo zum Teufel war er? Das letzte, was er vorher gesehen hatte, war eine geballte schwarze Faust, die auf seinen Kopf hernieder sauste und ihn bewusstlos schlug. Verwirrt sah sich der beleibte Polizist um und registrierte, wo er war. Das war das Krankenhaus, wo Semir oder Ben immer lagen, wenn sie im Dienst schwer verletzt wurden. „Ooooh, mein Kopf...“, knurrte er nur und hielt sich den brummenden Schädel. Er hatte noch immer seine Privatkleidung an. Vorsichtig schwang er sich aus dem weißen, sterilen Krankenhausbett und sah sich um. Er musste zurück in die PASt und sich an der Suche nach seinem Freund Dieter beteiligen. „Herr Herzberger, wo wollen sie denn hin?“, fragte die Oberschwester, als sie Hotte auf dem Gang sah. „Raus hier...ich kann nicht im Krankenbett liegen, wenn mein Freund irgendwo in einem Erdloch oder sonst wo gefangen gehalten wird.“, knurrte er und rannte se fast um. „Aber...aber sie haben doch eine Gehirnerschütterung. Sie müssen strenge Bettruhe halten.“, zischte sie und versuchte, den großen Mann aufzuhalten. Doch das gelang ihr nicht. Ein Arzt kam dazu. „Was ist denn das für eine Aufregung hier?“, fragte er nur und die Oberschwester erklärte, was Hotte vorhatte. „Das können wir auf keinen Fall zulassen.“, meinte er nur. „Ich werde gehen...auf meine eigene Verantwortung. Jetzt geben sie mir das Papier schon her.“, stieß er wütend aus und riss dem Arzt förmlich das Papier aus der Hand. Widerwillig ließ dieser es zu und Hotte stapfte tatendurstig zum Ausgang.


    ...

  • „Wenn ich ihnen sage, wo sie ihren Kollegen finden, was springt da für mich raus?“, wollte Pietsch von Ben wissen und sah ihn nur an. Doch vom jungen Hauptkommissar kam nur ein verächtliches Lachen. „Sie können froh sein, wenn wir sie nicht in eine Urne auf einer Wiese beerdigen müssen.“, knurrte Ben nur. „Sollte Brenner herausfinden, dass sie ihn verraten, wird er sie eiskalt und besonders brutal zu den Fischen befördern.“, malte Ben dem Verbrecher seine Zukunft aus. Pietsch kaute nervös auf seiner Unterlippe und der Polizist sah regelrecht, wie es in dem Verbrecher arbeitete. „Na? Wird’s bald mit einer Antwort? Oder soll ich dich erst zu Brenner in die Zelle zum Nachdenken bringen?“, fauchte Ben und schlug mit der Faust auf den Tisch, wollte in seiner Wut sogar den Tisch umwerfen. „Okay...okay...okay...ich sag ihnen alles, was ich weiß.“, erklärte Holger Pietsch nur und zog sich vor dem Wutausbruch des Hauptkommissars. „Dann packen sie endlich aus.“, forderte der Polizist mit dem Dreitagebart.
    „Der ganze Plan war Brenners Idee. Er hat Kontakte nach außen und seine Organisation funktioniert tadellos. Greifer und noch ein weiterer Mann haben ihren Kollegen an den Rhein gebracht.“, erklärte Holger Pietsch nur. „An den Rhein? Der Fluss ist ein bisschen lang. Wo da genau. Pack aus, wenn du deine Vorderzähne behalten willst.“, zischte Ben nur und packte den Mann am Kragen. „Ist ja gut...also, es gibt unter der Promenade einige Hohlräume, die zur Wartung der Rohrleitungen und der Anlegestellen dienen. Direkt neben der Hohenzollernbrücke gibt es mehrere solcher Räume. Dort hält Greifer ihren Kollegen gefangen.“, erklärte Pietsch und ließ dann den Kopf hängen. „Was passiert jetzt mit mir? Ich werde doch nicht nach Ossendorf gebracht oder? Brenner macht mich kalt, wenn er sieht, dass ich erwischt wurde.“, erklärte Holger Pietsch nur. „Keine Sorge, du wirst eine hübsch Bleibe bekommen und darfst dann im nächsten Prozess gegen Brenner aussagen.“, lächelte Ben und verließ den Verhörraum. „Nein, bitte. Das...das können sie nicht mit mir machen.“, rief Pietsch ihm nach, doch Ben hörte ihn nicht mehr. Schon war er auf den Weg in den vorderen Teil der Station und machte gleich einen Haken in Kims Büro.


    „Jäger, haben sie ihn weich klopfen können?“, fragte Kim sofort, als Ben ins Büro schneite. „Allerdings, ich bräuchte eine SEK-Einheit und dann eine Verbindung zur Stadt. Ich muss wissen, wo ein Einstieg zu diesen Räumen ist.“, bat Ben nur und sah dann, wie Kim zum Hörer griff und alles anforderte. Nach einigen Minuten und einigen Kopfnicken legte die Chefin wieder auf. „Alles klar Ben, das SEK wird bereitstehen und ein Mitarbeiter der Stadtwerke wartet am Opernplatz auf sie.“, erklärte Kim nur. Ben nickte und rannte dann aus dem Büro hinaus, stieß dabei aber mit Hotte zusammen. „Hotte, was machst du denn hier?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Ich will Dieter finden. Ben, ich mache mir große Sorgen um ihn. Habt ihr schon eine Spur?“, wollte der beleibte Polizist wissen und sah den jungen Hauptkommissar mit besorgten Augen an. Ben lächelte nur und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter. „Wir sind gerade auf dem Weg um Dieter rauszuhauen.“ „Gut, ich komme mit.“, kam es prompt von Hotte. „Ich halte das für keine gute Idee. Immerhin bist du eben erst aus dem Krankenhaus entlassen worden und...“ „Ben. Ich kenne Dieter schon länger als dich und ich respektiere dich als Freund, aber Dieter ist mein ältester Kollege und bester Freund. Würdest du für Semir nicht das gleiche machen?“, fragte Hotte nur. Ben musste zugeben, dass der beleibte Polizist recht hatte. „Also gut, komm mit. Aber du hältst dich im Hintergrund. Ich will nicht, dass dir was passiert. Okay?“ Hotte nickte heftig und ging schnell zu den Umkleidekabinen um seine Waffe aus dem Tresor zu holen. „Alles klar, wir können los.“, meinte Hotte nur. Ben nickte und wollte durch die Tür stürmen, als von dort jemand kam, den er nicht so schnell wieder erwartet hatte.
    „Semir, was ist denn mit dir passiert?“, fragte Ben nur, als er sah, wie sehr Semir außer Puste war und sein Haar verschwitzt am Kopf klebte. „Ich hatte eine Begegnung mit einem Toten. Dellmann ist tot und weißt du, wer der Verräter ist?“, knirschte Semir mit den Zähnen. „Dellmann sicherlich nicht...dann bleibt ja nur noch...“ Ben hielt inne, als er darüber nachdachte. „Turm...dieser Mistkerl...verdammt...aber Semir ,wir haben Dieters Standort. Hotte und ich sind gerade auf dem Weg dorthin.“, erklärte Ben nur. Semir nickte. „Ich geh zur Chefin. Das muss sie wissen.“


    ...

  • Ben rauschte mit seinem Mercedes nur so über die Autobahn. Hotte, der sich sonst an den Haltergriff klammerte, saß ruhig auf dem Beifahrersitz und blickte auf die Fahrbahn. Jede Muskel seines großen, beleibten Körpers war angespannt. Ben merkte natürlich, was sein Kollege durchmachte. „Keine Sorge Hotte, wir werden ihn finden.“, versuchte der junge Hauptkommissar seinem Kollegen und Freund Mut zuzusprechen. „Ja, aber in was für einem Zustand wird er dann sein? Ben, ich...ich will ihn nicht verlieren. Ich kenne Dieter schon mein halbes Leben lang. Wir sind zusammen auf der Polizeischule gewesen und haben jeden Diensttag und fast jeden freien Tag miteinander verbracht.“, erklärte der beleibte Polizist. Ben verstand das gut. „Keine Sorge, wir finden ihn. Gleich sind wir da und dann kommt Dieter wieder zu dir.“ Hotte nickte und sah dann nach vorn. Der Mercedes fuhr ab und brauste durch den Kölner Stadtverkehr. Nach wenigen Minuten standen sie neben der SEK-Einheit und dem Mitarbeiter der Stadtwerke.
    „Herr Jäger?“, fragte der Mann. Ben nickte nur. „Zeigen sie uns den Eingang und dann, wo wir lang müssen. Einer unserer Kollegen sitzt da unten fest.“, erklärte der junge Hauptkommissar und sah den Mann an. Er faltete eine Karte auseinander und legte sie auf die silberne Motorhaube. Sie gehen von der Leiter nach rechts weg. Wenn sie zur ersten Biegung kommen, müssen sie nach links und dann gleich wieder rechts. Die Räume befinden sich auf der linken Seite. Aber seien sie vorsichtig. Es ist ziemlich glatt auf den Steinen und die Ratten sind angriffslustig.“, erklärte der Mann. Ben schluckte. „Ra...Ratten?“, kam es von ihm. „Natürlich...die Tierchen sind da unten ganz...nun ja...passen sie auf. Vielleicht sollten sie ihre Hosenbeine vorläufig in die Schuhe stecken. Nur um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.“, grinste der Man. „Das finden sie komisch oder?“, knurrte Ben nur, tat aber, was der Mann ihm geraten hatte. Noch schnell die schusssichere Weste angelegt und schon stieg er als erstes die Leiter hinunter. Die Taschenlampe angeknipst und los ging es. Das SEK stieg als nächstes hinunter und auf ging es zu Dieters Rettung.


    Hans Greifer und Rolf Hinze saßen im Vorraum und sahen immer wieder auf den Monitor vor ihnen. Sie sahen, wie der Polizist versuchte, sich besser und bequemer hinzusetzen. Doch es wollte ihm nicht gelingen. „Verdammt, wo bleibt nur Pietsch? Er sollte uns doch vor einer Stunde schon ablösen und jetzt?“, knurrte Hans nur und blickte auf seine Uhr. Rolf zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung...aber du solltest jetzt endlich mal legen oder eine ziehen. Ich will das Spiel hier noch gewinnen und mein Geld zurück haben.“, knurrte Rolf Hinze nur und sah auf das Blatt. Plötzlich hörten sie ein Geräusch im Gang. „Was war das?“, fauchte er und sprang auf, entsicherte seine Maschinenpistole. Hans blickte in den Gang und hatte seine Pistole gezogen. Er lauschte mit spitzen Ohren und zum Zerreißen gespannten Nerven. Die Stille kehrte aber bald zurück und so ließen die beiden Gangster ihre Waffen wieder sinken. „Sicher nur eine Ratte.“, lächelte Greifer. „Ich hasse Ratten. Widerliche Nager.“, zischte Hinze nur und ließ sich wieder auf dem Sitz fallen. „Okay, ich bin dran...hier hast du, was du wolltest...drei Asse.“, grinste Greifer dann und legte seine Karten auf den Tisch. Hinze blickte nur auf die Asse und sah dann seine Karten an. „Verdammt...“, stieß er aus und Greifer zog sich die Scheine schon zu sich rüber, doch Hinze hielt ihn auf. „Aber leider nicht gut genug...hier eine Straße...“, lachte er dann und ließ sein Blatt eins nach dem anderen auf den kleinen Tisch niederfallen. Greifer klappte der Kiefer runter. „Sieht wohl so aus, als ob ich gewonnen hab.“, grinste Hinze nur und zog das ganze Geld zu sich ran. „Kommt her meine Schätzchen.“ Plötzlich wieder ein Geräusch, dieses Mal mehrere hinter einander. Erschrocken fuhren die Gangster herum.
    „Polizei...die Waffen weg....“, schrie einer. Sofort eröffneten die Gangster das Feuer in die Richtung, wo die Stimme herkam. „Verdammt...sofort in Deckung...“, kam es aus der Richtung. Greifer sah seinen Kumpel an. „Pass auf...die sind nicht allein. Lass uns hier verschwinden. Der Bulle kann da drin verrecken. Ich dreh das Wasser auf. Gib mir Deckung.“, fauchte er nur und ging nach hinten. Rolf Hinze nickte nur und schoss unkontrolliert in den Gang hinein. Plötzlich schrie jemand auf. Er schien wen getroffen zu haben. Doch darüber konnte er sich nicht freuen. Die bleierne Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Shit...Greifer, beeil dich...die sind nicht gerade zimperlich.“, knurrte er nach hinten. „Alles klar... schon erledigt. Lass uns hier verschwinden.“, zischte Greifer nur und beide verschwanden dann in einen Nebengang, konnten den Kugeln noch ausweichen, ehe sie um die Ecke bogen.


    „Ist es schlimm?“, fragte Ben nach, als er sah, wie einer der SEK-Männer am Arm getroffen worden war. „Nein, nicht schlimm...es hat mich nur am Arm gestreift.“, erklärte der Mann unter Helm und Maske hervor. Ben nickte und alle Männer gingen weiter. „Hier rauscht doch was...“, stieß einer plötzlich aus. „Sichert den Raum.“, forderte Ben nur, doch als sie um die Ecke bogen, fanden sie nur noch leere Hülsen und einige Einschusslöcher. „Keiner mehr da.“, erklärte einer. Resignierend ließ Ben die Waffe wieder ins Halfter verschwinden. Seine Blicke schweiften umher und blieben am Bildschirm haften. „Dieter...verdammt...wo ist die Tür? Hier muss eine Tür sein.“, fauchte Ben nur und sah sich um, entdeckte dann eine kleine Eisentür. Sofort sprintete er hin, zog sie auf und bekam sofort einen Schwall Wasser ab. „Verdammt...Dieter, bist du hier?“, rief Ben hinein. Statt einer Antwort fiel Dieter selbst hinaus. Sichtlich nass und vollkommen erschöpft fiel der lange Polizist dem jungen Hauptkommissar in die Arme. „Man Dieter...ist alles...alles in Ordnung?“, wollte Ben wissen und fing seinen Kollegen auf. „Ben...ihr...ihr seid gekommen...“, hauchte der lange Polizist. Vorsichtig schlug er die Augen auf und sah dann in das besorgte Gesicht des Jungen. „Ja Dieter, sind wir. Komm, Hotte wartet oben.“, meinte Ben erleichtert und zog seinen Freund hoch.


    Greifer und Hinze rannten und rannten durch die Gänge. Erst an der übernächsten Kreuzung verschnauften sie kurz und kletterten dann an der nächsten Leiter nach oben. „Das war nichts...verdammt, Brenner wird uns die Hölle heiß machen.“, knurrte Rolf nur. Hans nickte. „Dann werden wir eben den üblichen Plan nehmen. Wir werden uns falsche Uniformen besorgen und dann den Gerichtssaal stürmen.“, erklärte Hans nur. „Gut, dann müssen wir aber zurück und schauen, ob noch genug von uns da sind.“, stimmte Rolf in den Plan ein. „Wir müssen den Anwalt kontaktieren. Er muss uns die letzten Daten geben. Dann wird es sehr, sehr ungemütlich für die Zeugen und besonders für diesen Gerkhan.“, knurrte Hans nur und sah sich dann um. Entfernt waren die ersten Martinshörer zu hören. „Verdammt, schnell...holen wir uns einen Wagen und verschwinden von hier. Einmal sind wir den Bullen entkommen. Noch mal schaffen wir das sicher nicht.“, knurrte er nur. Hinze nickte und sah sich nach einem fahrbaren Untersatz um. „Da...der ist fällig.“, knurrte er nur und die beiden Verbrecher gingen auf einen Kombi zu, dessen Fahrer gerade beim Ausladen war. „So, du bist jetzt deinen Wagen los.“, stieß Greifer aus, zog den Mann weg und verpasste ihm einen Schlag mit der Waffe auf den Hinterkopf. Hinze setzte sich ans Steuer und Greifer setzte sich neben ihn. Schnell waren sie weg und verließen die Kölner Innenstadt. Ein zweites Mal waren sie gescheitert. Würden sie auch ein drittes Mal scheitern?


    ...

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