Taub (Teil 1)

  • Hallo!
    Hier ist der Versuch meiner zweiten Fanfiction. Ich hoffe wieder auf zahlreiche Feeds und nehmt ja kein Blatt vor den Mund ;)
    Los geht´s!


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    TAUB TEIL 1


    Langsam ging die Sonne unter, der Tag neigte sich dem Ende zu. Die letzten Sonnenstrahlen zeichneten ein Glitzern auf den Rhein. Es war ein wunderschöner Sonnenuntergang an einem sommerlichen Abend.
    Ben saß auf einer Parkbank an der Rheinpromenade und beobachtete das Naturschauspiel. Leicht wehte der Wind durch sein Haar. Ein paar Strähnen flogen in sein Gesicht. Mit einer gewohnten Bewegung fuhr er sich durchs Haar und sein Gesicht war wieder frei. Er saß einfach nur da und dachte nach. Er wusste auch nicht, wie lange er schon dasaß, es war ihm auch egal. Er hätte für immer dasitzen können. Alles war gleich. Nur in einem Punkt war er sich sicher: So konnte es nicht mehr weitergehen. Er stütze seine Ellenbogen auf den Knien ab und legte seinen Kopf auf die gefalteten Hände.
    Er merkte nicht, dass sich ihm jemand näherte. Dazu war er schon wieder viel zu sehr in seinen Gedanken versunken.


    Semir legte ihm eine Hand auf die Schultern. „Hier steckst du. Ich hab dich schon überall gesucht.“ Seine Stimme klang nicht vorwurfsvoll. Eher mitfühlend und in gedämpfter Lautstärke. Ben reagierte nicht. Er blickte weiterhin Richtung Horizont.
    Semir ging um die Bank herum und setzte sich, wie Ben, auf die Rückenlehne der Bank und stellte seine Füße auf die Sitzfläche ab.


    So saßen sie eine Weile, bis Ben leise zu sprechen begann. „Glaubst du, es ist alles schon vorbestimmt in unserem Leben?“ ein Schweigen kam auf. Semir wog den Kopf leicht hin und her. „Ich glaube, dass alles seinen Sinn hat, was wir erleben.“ Antwortete er schließlich. Er wusste genau, von was Ben sprach. „Ja aber ich glaube, dass wir immer noch die Zügel in den Händen halten und unser Leben selbst lenken.“ Sprach der 30 Jährige weiter. „Und ich… ich hab mich gründlich Verlenkt…“ endete er. Semir blickte zu Ihm. In seinem Gesicht sah man noch einen langen Kratzer, der die linke Backe zierte. Rot schimmerte er im Licht der untergehenden Sonne. „Ben… ich verstehe, dass du an dir zweifelst… Aber du solltest nicht vorschnell Urteilen. Das dich die letzten Wochen aus der Bahn reißen, ist vollkommen verständlich.“ „ NEIN IST ES NICHT!“ schrie Ben auf einmal und sprang von der Bank auf. Ruckartig drehte er sich zu Semir um, der noch immer auf der Bank saß und ihn etwas erschrocken über seine Reaktion anschaute. „ICH BIN POLIZIST! ICH SOLLTE NICHT ZWEIFELN!“ tränen rannten ihm die Wange herunter, benetzten die Haut und die Blessuren. „Ich war mir immer sicher! Was ich dachte und was ich tat! Und jetzt? Ich weiß nichts mehr!“ Semir versuchte es erneut, seinen Partner und Freund zu beruhigen. „Ben, was du durchgemacht hast… da ist es kein Wunder, das nichts mehr wie zuvor scheint…“

  • Semir dachte nach. Er hatte viel erlebt, auch einige Partner verloren. Aber das war unbeschreiblich, was er in den letzten Wochen durchmachen musste.
    Vor einem Monat waren die beiden Autobahnpolizisten einer Autoschieberband auf die Spur gekommen. Ben war, nach langer Überredungskunst, Undercover in die Gang eingeschleust worden. Natürlich war sich jeder der Gefahr bewusst, die sich Ben aussetzte. Aber es schien die letzte Möglichkeit zu sein, den Kopf dieser Bande endlich zu schnappen. Ben verkaufte sich gekonnt in der Szene. Binnen weniger Tage bewies er sich und war dann in der oberen Rangordnung, was die „Jobs“ anging. So lernte er nach ca. 10 Tagen den wahren Kopf der Organisation kennen.
    Semir machte sich wie immer große Sorgen um seinen Partner. Immerhin kannte er Ben jetzt auch schon knapp über ein Jahr, er wusste, dass er manchmal erst handelte und dann nachdachte. Das könnte ihm zu Verhängnis werden. Doch bei jedem Kontakt beschwichtigte Ben seinen älteren Partner und Freund, sagte ihm, dass alles reibungslos klappte. „Mittlerweile hab ich den Bogen raus und bin kein Anfänger mehr!“ sagte er eines Abends bei einem geheimen Treffen grinsend zu Semir.
    Das war das letzte Mal, dass der Deutschtürke ihn wohlauf gesehen hat.

  • Nach diesem Treffen an der Raststätte „Köln Nord“ hörte man von Ben nichts mehr. Kim Krüger, die Dienststellenleiterin und Chefin der Beiden sah die Sache zunächst als harmlos an, als Semir aufgebracht am nächsten Nachmittag wie eine Furie durch ihr Büro tigerte. „Chefin! Wir haben seit Stunden nichts von Ben gehört! Die Abmachung war, dass er immer zwischen 12:00 und 15:00 Uhr ein Lebenszeichen abgibt! Jetzt ist es schon 16:30. Ben ist in so Sachen genau, er weiß was los ist, wenn er sich nicht an solche Abmachungen in einem Undercovereinsatz hält. Außerdem hat er nichts gesagt, dass sie heute einen Coup hätten, sodass er sich nicht melden könnte! Ich hab doch gestern Abend noch mit ihm gesprochen!“ Semir lief in Kim´s Büro auf und ab. „Ja eben! Jetzt beruhigen Sie sich mal Gerkan! Immerhin ist Herr Jäger mittlerweile ein erfahrener Kollege, es ist ihm sicher nur etwas dazwischen gekommen und er wird sich noch melden.“ In diesem Moment klingelte das Handy von Semir. Hecktisch wühlte der Familienvater in seiner Jeansjacke um das Mobiltelefon ans Tageslicht zu befördern. Doch als er auf das Display schaute, verflog sein Grinsen.


    „Hi Andrea!“ Grüßte er seine Frau weniger freudig. „Hey Semir! Sonst freust du dich mehr über meine Anrufe…“ sprach die blonde Ehefrau. Sie hatte Semirs Tonfall sofort erkannt. „Nein nein, das ist es nicht… es ist nur…“ Semir gab Kim ein Zeichen, dass er noch mal kommen würde und verließ ihr Büro. Er zog die Glastür hinter sich zu und ging zu seinem Büro. „.. Ben hat sich heut noch nicht gemeldet. Ich mach mir Sorgen.“ Kam es, als er den Flur entlang zu seinem Dienstraum ging. „Jetzt warte doch erstmal ab!“ beruhigte Ihn auch die Ehefrau. „Du hast ihn doch gestern gesehen. Da hat er doch gesagt, dass alles super läuft.“ „Ja schon… aber dennoch!“ kam es von Semir. „Wie auch immer… was wolltest du denn?“ fragte er weiter, schon mit den Gedanken halber wieder bei der Autoschiebergruppe und seinem Partner. „Nicht so wichtig! Wir reden heute Abend, wenn du zu Hause bist, gut?“ kam es mitfühlen von Andrea. Sie wusste, dass Semir sich vorschnell Sorgen machte. Aber immerhin hatte er schon genug Schlimmes mitmachen müssen, was seinen Job und seine Partner betraf. Seine Reaktion war für Sie verständlich.
    „Gut dann reden wir heute Abend in Ordnung?“ sprach Semir und war schon halber am Auflegen. „Ist gut, bis dann.“ Sprach seine Ehefrau. „ja Ciao.“ Semir legte auf, setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte auf den leeren Platz ihm gegenüber. „Wehe du hast es nur vergessen!“ sprach er zu sich. „Naja… eigentlich hoffe ich das ja…“ endete er seinen Gedankengang.

  • Natürlich meldete sich Ben an diesem Nachmittag nicht mehr. Je mehr die Zeit verstrich, desto unruhiger wurde Semir. Er musste sich sehr zusammenreißen, nicht zu dem bekannten Versteck(getarnt durch ein Auto-Tuning-Laden) der Schieberbande zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. „Gerkan! Sie gefährden den Gesamten Einsatz und setzten das Leben ihres Partners auf Spiel, wenn sie da jetzt auftauchen oder ihn anrufen!“ fauchte Kim Krüger, als Semir den Vorschlag aussprach. „Jetzt hören sie endlich auf sich so gluckenhaft zu benehmen und gehen Sie endlich wieder an ihre Arbeit!“ sprach sie barsch aus.
    Mit hängendem Kopf verließ der Deutschtürke das Büro der Chefin. Doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er hatte ein komisches Gefühl…


    Am nächsten Morgen kam Semir hundemüde und sehr früh in der PAST an. Kein Auge hatte er die Nacht zugemacht, immer mit einem Ohr gehorcht, ob nicht doch sein Handy oder das Haustelefon klingelte.
    Kaum was er angekommen, da ging er auch schon zu Hotte und Dieter, die von der Nachtschicht noch an ihren Schreibtischen saßen. „Und? gibt’s was Neues?“ fragte er die Beiden ohne Begrüßung. Dieter schüttelte den Kopf. „Dann hätten wir dir sofort bescheid gegeben.“ Antwortete er. „Da stimmt was nicht, das sag ich euch!“ sprach Semir und schritt in sein Büro. Hotte und Dieter sahen ihm hinterher. „Oh man!“ sagte Dieter. „Wärst du nicht so aufgeregt, wenn du in seiner Haut stecken würdest?“ kam es von dem rundlichen Polizisten. „Doch klar! Aber Ben kann doch auf sich aufpassen…“ entgegnete der Dünne. „Hoffen wir es mal…“ erwiderte Hotte und sah traurig Semir hinterher, der gerade die Tür seines Büros hinter sich schloss.

  • Währenddessen bei Ben:


    Langsam flackerten seine Augenlider, er wurde wach. Das erste was er fühlte war sein dröhnender Kopf. Zudem bemerkte er, dass seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Schlagartig öffnete er die Augen und sah Timm vor sich stehen, ein muskulöser, dunkelhaariger Mann ende 30. Er war ein „Kollege“ in der Gang, ein hohes Tier. Die letzten Tage war Timm sozusagen sein „Mentor“ er wies ihn in alles ein und erklärte die Spielregeln der Schieberbande. Ein Stöhnen verließ Bens Lippen. Er sah sich um. Er war an einen Holzstuhl gefesselt, irgendwo in einem verlassenen Gebäude wie es schien. Es roch alt und modrig. Sein Mentor lies ihn erstmal zu sich kommen.


    „Timm, was zum Teufel soll das?“ sprach der Gefangene seine Gedanken aus. „ Tja weißt du John, das selbst könnte ich dich fragen!“ Entgegnete sein Kontrahent. „Oder soll ich dich doch lieber Ben Jäger nennen?“ setzte er mit einem fiesen Grinsen hinterher. Scheiße! Meine Tarnung ist weg, dachte sich der Autobahnpolizist. „Wieso Ben Jäger? Du kennst doch meinen Namen.“ War das erste, was ihm in dem Moment in den Sinn kam.
    Timm kam auf Ihn zu, holte mit der Faust aus und schlug Ben direkt in die Magengrube. Wieder war ein Stöhnen von Ben zu hören. „JA SCHEINBAR NICHT!“ Schrie sein Entführer. Er holte einen Zettel aus seiner Jeans, faltete ihn auf und las laut vor: „Ben Jäger, Hauptkommissar bei der Autobahnpolizei Köln, vorher eingesetzt beim LKA. Hast du zu deinem Lebenslauf noch was zu ergänzen?!“ „Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst.“ Entgegnete Ben. „Ja natürlich!“ fuhr ihn Timm wütend an. „Hast du das gehört Bernd? Der arme Junge hier weiß nicht wovon wir sprechen!“


    Eine weitere Gestalt kam aus einer dunklen Ecke des Raumes zum Vorschein. Bernd, ein blonder Mann etwa gleichen Alters wie Timm, ging zu Ben hin und blieb vor ihm stehen. Er war die rechte Hand des Chefs der Gang. Er zückte ein Messer und spielte mit der Klinge vor Bens Gesicht rum. „Überleg dir besser genau, was du als nächstes sagst du abartiger Spion!“ stieß er aus und legte die glänzende Klinge an Bens linke Wange. Der junge Hauptkommissar nahm all seinen Mut zusammen als er sprach „Seh ich so aus, als wäre ich ein Bulle?!“ „Wenn ich ehrlich bin…Ja!“ Entgegnete Bernd und zog schnell die Klinge über Bens Wange. Dieser schrie auf vor Schmerz und sofort floss Blut seinen Hals entlang. Er atmete schwer um die Schmerzen zu ertragen.

  • „Du wirst uns erzählen, was du den Bullen schon über uns berichtet hast und was sie alles über uns wissen. Sonst hast du hier ein Ende zu erleben, davon träumst du nicht mal in deiner miesesten Nacht!“ kam es drohend von Bernd. Ben hörte das nur durch eine Art Schleier. Zu groß war der Schmerz den er derzeit spürte. Als er keine Antwort gab kam Timm auf ihn zu und zog ihn brutal an den Haaren nach hinten, sodass Bens Kopf überstreckt wurde und er seinen Entführer ansehen musste. „Hast du uns etwas nicht verstanden?“ der Hauptkommissar schluckte hart. „Ich hab… keine Ahnung.. wovon ihr redet!“ kam es stockend von ihm. „Dann erzähl uns doch mal, wer der Typ von gestern Abend war, mit dem du dich an der Raststätte Köln Nord getroffen hast!“ entgegnete Timm. Bernd hatte sich wieder in seine Ecke verzogen und beobachtete das „Verhör“.


    Sie sind mir also gefolgt und könnten es von daher wissen, scheiße man! Dabei bin ich einen Riesen Umweg gefahren und habe geschaut, ob mir jemand folgt. Was für ein Bulle bin ich eigentlich? dachte sich Ben.
    „Das war ein alter Bekannter, wir haben uns zufällig getroffen.“ „Und dein alter Bekannte ist zufällig Bulle bei der Autobahnpolizei oder was?“ stieß Timm aus und ließ mit einem Ruck von Bens Haaren ab. „Ja er ist bei den Bullen! Aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich auch Bulle bin!“ versuchte Ben seine Tarnung doch noch zu retten.


    Ich muss sie nur dazu bringen, den Köder zu schlucken und dass sie mich losbinden und dann nichts wie weg hier, dachte sich Ben. Doch leider ging dieser Versuch nach hinten los. Wieder holte Timm aus und traf mit der Faust diesmal Bens rechte Flanke. Er schrie auf vor Schmerz und glaubte seine Rippen knacken gehört zu haben.
    Timm stellte sich wieder vor ihn hin und schrie den Gefesselten an: „Zu dumm, dass der Kollege von dem Herrn Gerkan, mit dem du dich gestern getroffen hast, genau so aussieht wie du!“ wieder zückte er den Zettel und Ben erkannte den Steckbrief der Polizei, den jeder Polizist hatte, mit seinem Foto. Scheiße, woher auch immer die meine Daten haben, jetzt ist es aus, dachte sich Ben.
    „Also?“ kam es von Bernd aus der Ecke. „Ihr könnt mich mal!“ erwiderte Ben. Das war zuviel für Timm, sofort fing er an seine Geisel mit den Fäusten zu bearbeiten. Der 30 Jährige bekam bald nicht mehr mit wie oft sein „Mentor“ zuschlug, oder wohin. Bald sank er bewusstlos in seiner gefesselten Position zusammen.

  • Derzeit in der PAST


    Kaum betrat die Chefin pünktlich um 8:00 Uhr die PAST, da schoss Semir aus seinem Büro heraus und folgte Kim Krüger.
    „Chefin es ist mir egal was Sie dazu sagen! Er hat sich heute wieder nicht gemeldet und es ist bereits 8:00 Uhr. Da stimmt doch was nicht! Geben Sie es doch endlich zu!“ Semir war außer sich vor Sorge um Ben. „Was schlagen sie vor Gerkan?“ langsam bekam auch die Chefin ein mulmiges Gefühl. „Ich werde mich als Interessent für Tuning- Artikel ausgeben. Vielleicht finde ich in dem Laden irgendwas.“ Kam der Vorschlag. „ Sie wissen, dass man auch bei einem Undercovereinsatz erst nach 48 Stunden des Verschwindens handelt. Aber gut. Mit Vorschriften brauch ich bei Ihnen ja nicht zu kommen. Aber seien Sie vorsichtig! Noch ist nicht gesagt, dass mit Jäger etwas passiert ist und mit dieser Aktion bringen wir ihn vielleicht in Schwierigkeiten.“ Endete die Dienststellenchefin. Semir nickte und verließ die PAST.


    Auf dem Weg zu dem Tuning-Geschäft überlegte er sich, wie er am besten Vorging. Auf der einen Seite konnte er nicht schnell genug Ankommen, auf der andern Seite wollte er dort gar nicht hin. Er hatte Angst, was er dort finden könnte. Aber: Was wäre, wenn er nichts finden würde? Semir wusste nicht was besser war. Nervös trommelte er mit den Fingern auf dem Lenkrad umher, als er an einer roten Ampel stehen bleiben musste. Im Radio wurde gerade das Lied „Oh happy Day“ angestimmt. Sofort drückte der Hauptkommissar barsch den Ausschaltknopf. Doch auch die Stille was nicht zu ertragen. Nichts war gut, das fühlte Semir. Jetzt war er sich sicher. „Oh werd doch endlich grün!“ schimpfte er die Ampel an. Als diese seinen Wunsch erfüllte drückte er das Gaspedal durch und für mit durchdrehenden Reifen davon.

  • Kai stand hinter dem Tresen von „Tuning-Now“, dem Autoschieberversteck, getarnt als Tuning-Werkstatt. Was heißt getarnt. Sie verkauften ja wirklich Autoteile. Aber wäre das der einzige Verdienst, so hätte der Laden schon seit Jahren dicht machen können. Von dem Nebenverdienst wüsste Kai zwar, jedoch war er nur ein „kleiner Fisch“ in der Gang. Diese Tatsache machte ihm nicht unbedingt etwas aus. Manchmal was es besser, ein kleiner Fisch zu sein, als ein Delfin in einem Haifischbecken.
    So stand er hinter der Verkaufstheke und polierte gerade eine Stoßstange, welche neu geliefert Wurde, als ein Mann das Geschäft betrat. Zielstrebig ging der Deutschtürke auf ihn zu. „Hallo! kann ich ihnen helfen?“ fragte der Verkäufer freundlich. „Ja gerne!“ spielte Semir mit. „ich fahre einen 3er BMW und hätte da gerne ein paar Spoiler dran.“ „Ok. Welche Größe dachten sie denn? Welches Material?“ war Kai sofort in seinem Element. „Puh! ich muss sagen, ich mach das zum ersten Mal.“ Semir kratze sich unwissend am Hinterkopf. „Ah, ok, ist doch kein Problem! Ich hol einfach mal ein paar Teile aus dem Lager und dann können sie mal schauen in Ordnung?“ bot der Verkäufer freundlich an. „Ja das wäre super!“ kam es prompt von dem Hauptkommissar. „Gut, dann schauen sie sich hier noch etwas um und ich bin sofort wieder da.“ Sprach Kai und war auch schon aus dem Laden verschwunden. Und wie ich mich hier umschaue Freundchen, dachte sich Semir und lugte vorsichtig hinter die Ladentheke und in den angrenzenden Raum wo die Tür einen spalt weit offen stand. Leise schlich er an die Tür und lugte vorsichtig hinein. Keiner hielt sich in dem Raum auf. Der Autobahnpolizist betrat den Raum und sein Blick viel sofort auf Bens Jacke, die über einer Sofalehne lag. Schnell nahm er sie und musste erkennen, dass der gesamte Rücken der Jacke mit Blut verschmiert war. Scheiße! Ich wusste da ist was faul dachte sich Semir. In dem Moment hörte er Kai wieder vom Lager zurückkehren. Schnell zog er sich Bens verblutete Jacke unter seine und knöpfte anschließend die Jeansjacke zu, sodass man nichts erkennen konnte.


    „Also, ich hab hier ein paar schöne Stücke gefunden, die können sie sich ja mal ansehen.“ Sprach der Verkäufer. „Hm.. ja also wenn ich ehrlich bin werde ich die ganze Sache noch mal überdenken…“ kam es von Semir. „Gut wie sie meinen…“ da ging Semir schon mit einem „Wiedersehen und Danke“ aus dem Geschäft. Kai sah ihm hinterher und zuckte mit den Schultern. „Dann eben nicht.“ Sprach er zu sich selbst, schnaufte tief durch und räumte die eben gebrachten Spoiler wieder in das Lager zurück.

  • [color=#ffffff]Auf dem schnellsten Weg fuhr Semir zur KTU. Hartmut musste sich die Jacke genauer ansehen, wobei Semir sich schon zu 99% sicher war, dass es sich um Bens Blut handelte. Aber Fakten schwarz auf weiß mochte die Chefin lieber, als bloße Vermutungen. Dann konnte er endlich handeln.


    Wie immer wenn er es sehr eilig hatte lief Semir in die Untersuchungsräume von Hartmut und brüllte einfach drauf los. „Hartmut? HARTMUT?!!!“ „Ja Mensch Semir was ist denn los, schrei doch nicht immer so“ kam es grummelnd unter einem aufgebockten Auto her. „Ich brauch deine Hilfe, jetzt!“ „Was denn los? Muss ich wieder die Welt retten?“ kam die Gegenfrage des Technikers, der mittlerweile Stirnrunzelnd auf Semir zukam. „Ne du musst nur Ben retten, reicht das?“ kam es sarkastisch von dem Deutschtürken. Er hielt dem Rotschopf die Blutverschmierte Jacke hin. „Ben? Ist was mit ihm passiert?“ „Das weis ich erst 100%ig wenn du mir sagst, von wem das Blut hier stammt.“ Hartmut nahm die auch ihm bekannte Jacke entgegen. „Oh mein Gott! Das ist ne Menge Blut!“ sagte er mit belegter Stimme. „Ich weiß, fängst du jetzt bitte an?“ Semir wurde immer ungeduldiger. Er wollte Ben endlich helfen!


    Ca.20 Min. später hatte Semir das Auswertungsprotokoll in den Händen. Natürlich war das Blut von Ben. Ein „Scheiße“ verließ seine Lippen, als er den 100%igen Beweis in den Händen hielt. Hartmut sah traurig von seinem Mikroskop auf. „Tut mir leid, ich hätte dir gern eine andere Person identifiziert.“ Sagte der Größere. Semir zückte sein Handy und wählte die Nummer von Kim Krüger. Auch sie war bestürzt über die neuen Informationen über das Verschwinden von Ben und verfluchte sich innerlich, nicht gleich auf Semir gehört zu haben. Sie vereinbarten das weitere Vorgehen und Semir legte auf und war schon wieder auf dem Weg zu seinem Auto. „Viel Glück!“ rief ihm Hartmut noch hinterher, aber das hörte er bereits nicht mehr.


    Semir fuhr mit Blaulicht durch die Stadt, rote Ampeln wurden ignoriert, Autofahrer in Staus wurden durch Hupen Aufmerksam gemacht, eine „Rettungsgasse“ zu bilden. Semir raste durch die Kölner Innenstadt um schnell wieder bei dem Tuning-Laden anzukommen. Kim Krüger hatte im am Telefon Verstärkung zugesichert, diese war bereits eingetroffen als der Deutschtürke wieder auf den Hof des Geschäftes fuhr.

  • Drei Streifenwagen noch mit blinkendem Blaulicht standen vor dem Laden. Semir rannte in das Geschäft, direkt auf Kai zu. „Tut mir leid, ich hab im Moment wirklich keine Zeit für Sie“ rief er Semir entgegen als er ihn sah. „Doch das glaub ich schon!“ Schnellen Schrittes ging er auf Kai zu, der mal wieder hinter dem Tresen stand und gerade von einem uniformierten Kollegen befragt wurde. Semir knallte seinen Ausweis auf die Theke. „Gerkan Kripo Autobahn! Ich suche John Müller!“ kam es barsch von dem Deutschtürken. „Wie jetzt? Die Autobahnpolizei will Spoiler?“ kam es fragend von Kai. „Wo ist John Müller?“ Fragte Semir etwas wütender. „Ja keine Ahnung! Ich hab ihn das letzte Mal Vorgestern Mittag hier gesehen. Was wollt ihr denn von ihm?“ kam die Gegenfrage des Verkäufers. „Wir haben einen Tatbestand gegen ihn. Mehr geht Sie nichts an.“ Antwortete der Autobahnpolizist. „Sind Sie alleine hier im Laden?“ fragte Semir weiter. „Ja bis heute Abend.“ Gab der Verkäufer die Information weiter. „Gut. Durchsucht den Laden, ruft mich an, sobald ihr was findet.“ Sprach Semir an den uniformierten Kollegen. „Und Sie kommen mit mir.“ Endete er mit seinem Plan und zog den jungen Verkäufer hinter sich her. „Heeeh was soll das? Wo gehen wir hin? Ich kann den Laden doch nicht alleine lassen!“ protestierte dieser. „Sie werden verhört! Und machen Sie sich um den Laden keine Sorgen, soviel Polizisten wie da gleich rumlaufen, da kommt bestimmt kein Räuber vorbei!“ schloss Semir seine Ausführung.



    Zur selben Zeit bei Ben


    „Na super hast du das gemacht, Timm! Bring ihn doch gleich um, damit wir gar keine Informationen mehr bekommen!“ sprach Bernd sauer aus seiner Ecke. Er bewegte sich auf Ben und den daneben stehenden Timm zu, stieß Ben, der bewusstlos mit dem Kinn auf der Brust auf seinem Stuhl zusammengesunken war, den Kopf nach hinten und fühlte nach dem Puls an seinem Hals. Er war gut zu tasten, schnell aber kraftvoll. „Dacht ich mir, dass der hart im Nehmen ist. Der verträgt eine paar ordentliche Tracht Prügel.“ Kam es trocken von Bens Mentor. „Ja aber so dauert alles viel länger! Wenn du ihn nach jedem zweiten Satz den er sagt bewusstlos schlägst, dann sitzen wir hier übermorgen noch! Du weist doch, der Chef will Antworten!“ sprach Bernd sauer. Timm winkte nur ab. „Was soll’s! Pizza?“ fragte er seinen Kollegen. „Pizza!“ antwortete dieser. Beide verließen den Raum und schlossen die Tür hinter sich zu. Ben war alleine.

  • Selber Tag um 12:00Uhr in der PAST im Verhörraum


    „Noch mal von Vorne: Ich kenne John nur flüchtig, ich habe ihn das letzte Mal Vorgestern Mittag gesehen und da war er putzmunter!“ Mittlerweile hatte Kai die Faxen dicke. Immer dieselben Fragen des kleinen Bullen. Zudem nervte es ihn, dass derselbe Bulle im Raum immer auf und ab ging und sofort wütend wurde bei der winzigsten Kleinigkeit. Man hatte ihm die Jacke von John gezeigt und ihn mit dem Blut auf dem Rücken konfrontiert. Dazu wusste er aber wirklich nichts zu sagen. Er hatte keine Ahnung, was vor sich ging, oder was mit John passiert war. Der junge Verkäufer fühlte sich wie in einem falschen Film. Eigentlich wollte er mit den Machenschaften der Gang nichts zu tun haben. Er stand doch immer nur hinter dem Tresen und bekam nur flüchtig hin und wieder einen Coup mit, den die „größeren Fische im Teich“ vollzogen. Wenn er dann geklappt hatte, kamen sie immer in den Laden und tranken ein Bier auf den erfolgreichen Autodiebstahl. Wortfetzten bekam Kai dann mit. Aber mehr auch nicht. Natürlich hatte er das dem Autobahnbullen nicht erzählt. Sonst könnte er gleich seine Sachen für den Knast packen, oder aber seine Kollegen verraten. Aber dann wäre er tot, denn den Chef bekam man nie zu fassen. Das haben die Bullen schon oft genug versucht. Immer hatte er Leute von sich über die Klinge springen lassen, er selbst wurde nie geschnappt. Er wusste nicht mal wer der Chef war, er hatte ihn noch nie gesehen. Man erzählte sich nur viel und einiges bekam Kai dann eben mit. Aber eins wusste Kai: Der Chef verzeiht einem Verräter nicht. Wenn er jetzt auspacken würde, so wäre er ein Spion. Da könnte er sich gleich einen Grabstein aussuchen…


    „ BEKOMM ICH HEUT NOCH NE ANTWORT?!“ brüllte Semir. Kai schreckte hoch. Er war so in seinen Gedanken verstrickt, dass er die Frage des Bullen nicht mitbekommen hatte.
    „Wie bitte?’“ kam es gelangweilt aber doch respektvoll von ihm. „Ob es Streit zwischen den Kollegen und John Müller gab hab ich gefragt.“ Harschte Semir. „Nein, der war doch immer locker drauf.“ Kam die Antwort. In diesem Moment klopfte es an der Tür und kurz darauf stand Hotte im Verhörraum. „Semir, kommst du mal bitte kurz.“ Sprach dieser. Der Deutschtürke folgte dem rundlichen Polizisten. „Das haben die Kollegen in dem Geschäft gefunden. Ich hab die Adresse bereits überprüft, das ist eine verlassene Lagerhalle im Süden der Stadt.“ Er hielt Semir das Post-it mit der genannten Adresse hin. „Die Kollegen sind schon auf dem Weg.“ Sprach er weiter. Sofort schnappte sich Semir den Zettel und seine Jacke und verließ mit den Worten „Verhör den Typ weiter“ die PAST.

  • Endlich hatte er einen Hinweis. Vielleicht hält die Gang Ben in der Lagerhalle fest. Könnte ja gut möglich sein, immerhin wäre es im Geschäft oder in der näheren Umgebung zu riskant. Außerdem hätte man Ben dann schon gefunden. All diese Sachen gingen dem Autobahnpolizist durch den Kopf, als er mal wieder mit Blaulicht über die Kölner Autobahn raste.
    Dort angekommen waren zwei Streifenwagen schon vor Ort. Semir parkte seinen BMW daneben und betrat die leer stehende Lagerhalle. Die Kollegen mussten wohl auch erst vor wenigen Minuten eingetroffen sein, schnell hatte Semir diese eingeholt. „ok, ihr zwei nehmt euch den linken Raum vor und ihr beiden den rechten. Ich werde die Treppe runter gehen.“ Wies er die Uniformierten Kollegen an, als sie an einer Gabelung zum stehen kamen. Die Lagerräume waren völlig ausgeräumt, nicht mal leer stehende Regale sah man. Aber der Gebäudekomplex war sehr verwinkelt, viele kleine aber auch einige größere Räume waren zu finden. Die fünf Beamten arbeiteten sich vorsichtig Raum für Raum vorwärts. Immer bedacht, man könnte aus dem Hinterhalt angegriffen werden. Noch stand nicht fest, ob der Zettel nicht vielleicht eine Falle war.

  • Semir ging in die untere Etage. Hier war es nicht nur Kalt sondern auch dunkel. Er fischte seine kleine Taschenlampe aus der Jacke und hielt sie neben seine gezogene Waffe, damit er sich gut verteidigen konnte, wenn es denn zum Fall käme. Sein Herz trommelte fest gegen seinen Brustkorb. Immerhin war er hier ohne Rückendeckung unterwegs und er konnte jeder Zeit angegriffen werden. Aber er dachte sich immer wieder, dass es hier um Ben ging. So ging er Schritt für Schritt weiter
    Er fand sich in einem Korridor wieder, wo links und recht immer wieder Türen waren, die in kleine Räume gingen. Raum für Raum klapperte er ab. Dabei musste er immer nur die Tür öffnen und einen Blick hinein werfen. die Räume waren klein und von daher schnell gesichtet. An der vierten Tür merkte er, dass sie verschlossen war. Langsam zog er sein Bündel Dietriche hervor und bearbeitete die Tür. Als er sie endlich geöffnet hatte traute er seinen Augen nicht. Er hatte das Gefühl sein Herz würde stolpern und dann stehen bleiben…


    In dem kleinen Raum war eine Person auf einem Stuhl gefesselt, Semir erkannte sofort seinen Freund und Partner. Auf der einen Seite war er sehr froh, ihn endlich gefunden zu haben. Aber so wollte er ihn eigentlich nicht wieder finden. Schnell ging er auf Ben zu und sah sofort die große Wunde auf seiner linken Backe. „Scheiße, Ben.“ Sprach der Deutschtürke und suchte mit zitternden Fingern vorsichtig den Puls des Jüngeren an dessen Hals. Er fühlte ihn. Und das war für Semir im Moment das schönste Gefühl in seinen Fingerspitzen. Das gleichmäßige Pochen des Pulses. Vorsichtig gab er Ben Klapse auf die rechte Wange und mit den Worten „Ben bitte wach auf, Ben? Hallo, Ben bitte mach die Augen auf.“ Unterstützte er seine Tat.

  • Langsam flatterten die Augen des jungen Polizisten. „Ben? Ben!“ rief Semir als er das Flattern sah. „Bitte… nicht so laut.“ Kam es flüsternd von dem 30 Jährigen. „Mensch bin ich froh, dass du wach bist! Ich hab mir solche Sorgen ge…“ in dem Moment hörten die Beiden Schüsse aus den oberen Räumen. „Was ist da los?“ kam es leise von Ben, der immer noch damit beschäftigt war, wach zu werden. „Ich glaub deine Gang-Kollegen sind zurück und unsere Leute brauchen wohl Hilfe“. „Ja dann mach mich mal besser los.“ Kam die Idee von dem Gefesselten. Semir zückte sein Taschenmesser und schnitt die Kabelbinder, mit denen sein Freund gefesselt war, los. „ahhh oh man!“ kam es von Ben, als er endlich seine Arme wieder bewegen konnte und seine Handgelenke massierte. Sofort durchzuckte ihn ein Schmerzreiz, seine Rippe meldete sich zurück. Dies entging natürlich auch Semir nicht. „Geht? wenigstens einigermaßen?“ kam es sorgenvoll von dem älteren. „Ja klar. Timm Schneider, mein Mentor gehört mir, verstanden?“ kam es von Ben der sich langsam aufrappelte. „Du spinnst doch! Sie dich mal an! Du bringst dich in Sicherheit, hast du mich verstanden?“ konterte Semir. Wieder waren Schüsse zu hören. „Vielleicht sollten wir die Diskussion auf nachher verschieben?“ sprach Ben und hielt sich die Flanke als er losging. Semir folgte ihm und beide gingen die Treppe hinauf.

  • Als die Beiden im Erdgeschoss ankamen, ging bereits ein heftiger Feueraustausch zwischen den Fronten von statten. „Ben geh in Deckung! Verdammt noch mal was ist an den Worten bring dich in Sicherheit eigentlich so schwer zu verstehen?“ flüsterte Semir, als sich die Autobahnpolizisten dem Geschehen näherten. „Rache ist süß Partner! Das sag ich dir!“ flüsterte Ben zurück und deutete demonstrativ an seine Wange. „Du bist doch verrückt! Wie willst du dich verteidigen? Du hast nicht mal ne Waffe! Seh zu, dass du zum Auto kommst, das ist ein Befehlt! Immerhin bin ich der Dienstältere.“ Zischte Semir. Er konnte es nicht fassen, dass Ben so von seiner Rache übermannt war. Aber wenigstens gab sie ihm die nötige Kraft um sich auf den Beinen zu halten. „Na los jetzt!“ sprach Semir und eröffnete das Feuer von seiner Seite. Ben ging widerwillig geduckt Richtung Auto. Das blieb Timm Höfer, seinem Mentor, nicht entgangen. Er hatte die Beiden beobachtet und sah nun John, bzw. Ben Jäger flüchten. Nicht mit mir Jäger! Dachte er sich und schoss sich einen Weg zu Ben um ihm unauffällig zu folgen. Semir war derzeit damit beschäftigt den Kollegen Hilfe zu leisten. Denn bereits waren zwei von Ihnen angeschossen und verstecken sich hinter den Feilern aus Beton, die die Halle stützen.


    Ben war wären dessen in dem Geschehe entflohen. Er verlangsamte seinen Schritt, denn nach dem Adrenalinstoß kamen nun die Schmerzen wieder zum Vorschein. An der Wand lehnend atmete er ein paar Mal stoßweise ein und aus, um wieder halbwegs zu Kräften zu kommen. Vielleicht hatte Semir Recht und er wäre einem Kampf wirklich nicht gewachsen gewesen. Aber sein Ton passte ihm dennoch nicht. Darüber wollte er bei Gelegenheit mal mit ihm sprechen, das nahm er sich vor.


    Timm verfolgte Ben weiter. Als dieser stehen blieb und sich an eine Wand lehnte suchte er Deckung um eine Ecke um von dem Spion nicht erkannt zu werden. Wenn du denkst, dass du hier heil raus kommst dann hast du dich geschnitten! Dachte er sich.


    Ben ging langsam weiter. Seine rechte Hand hatte er in seiner linken Flanke gestützt um die Schmerzen zu lindern. Der nächste Raum den er betrat, war groß und offen zum Keller hin gebaut. Ein Eisengeländer trennte die beiden Ebenen. Nach der Trennung ging es gut 8 Meter in die Tiefe. Ben lief weiter um zum Auto zu gelangen. So ganz passte ihm die Situation nicht, Semir alleine im Feuergefecht zu lassen. Er dachte noch darüber nach, als er plötzlich Schritte hinter sich hörte…

  • Ben blieb stehen und horchte. Dann drehte er sich um und sah Timm vor sich stehen. böse Grinste er ihn an aber es war auch Schmerz in seinen Gesichtszügen zu sehen. Dann erkannte Ben warum: Sein rechter Arm blutete. Wohl ein Streifschuss, vermutete Ben. „Du hättest wirklich einen klasse Ganoven abgegeben! Es ist eigentlich eine Verschwendung, dich gleich zu töten.“ Kam es grausam aus dem Mund des Angeschossenen. „Spar dir deine Abschlussworte!“ kam es von Ben, der sich ausgeliefert vorkam. Sein Kontrahent, bewaffnet und lang nicht so verletzt stand vor ihm und fuchtelte mit der Pistole umher. Ben musste schnell etwas einfallen, sonst war er binnen der nächsten Sekunden tot.
    Langsam näherte sich Timm dem Autobahnpolizist, immer mit der Waffe Ben ihm Visier. „Willst du mir zum Abschied nicht noch sagen, was du den Bullen schon erzählt hast?“ kam es provokant von ihm. Da kam Ben ein Gedanke. Er setzte alles auf eine Karte und nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Willst du mich jetzt wirklich so erschießen? Lachen deine Kollegen dann nicht über dich, wenn du erzählst, dass du einen Polizist, der verwundet und Waffenlos ist einfach so niedergeknallt hast?“ kam es nun provokant von dem 30 Jährigen. Das schien gesessen zu haben. Mit einer Handbewegung schmiss Timm die Waffe in den Abgrund zum Keller hinunter. Jetzt standen sich beide Männer Waffenlos gegenüber. „Ich mach dich auch ohne Knarre kalt.“ Kam die Drohung von Bens Mentor.


    Darauf hin rannte Timm los und stürzte sich auf Ben. Den ersten Fausthieb konnte der Junge Hauptkommissar noch ausweichen, doch dann spürte er seine Flanke wieder und erhielt somit den Hanken von Timm in die Magengrube. Ein Stöhner ging über Bens Lippen und ihm wurde kurz schwarz vor Augen, als er den zusätzlichen Schmerz in seinem Körper verspürte. Doch schnell hatte er sich wieder gefangen und ging zum Konter über. Seine beiden Fauststöße gingen treffsicher in Timms Gesicht. Auch dieser Stöhnte laut auf. So ging der Kampf hin und her. Trotz Bens Verletzungen hielt er sich wacker. Seine Ehre wollte er verteidigen. Die beiden Kontrahenten bewegten sich im laufe des Kampfes immer näher auf den Abgrund zu… Ben musste einen Faustschlag an seine eh schon geschundene linke Rippenseite einstecken. Er schrie auf und ihm wurde wieder schwarz vor Augen. Zuckend atmete er durch und jetzt hörte er ein zusätzliches Rasseln beim Ein- und Ausatmen. Geschockt von dieser Situation merkte der 30 Jährige nicht, wie sich sein Mentor mit einem „Leb wohl, Drecksbulle“ näherte, ihm einen Tritt vor das Sternum versetzte und Ben taumelnd nach Hinten gestoßen wurde. Er prallte an dem Geländer ab, welches die beiden Ebenen voneinander trennte, jedoch waren die Eisenstangen nicht sehr fest in den Betonboden verankert. Sie gaben nach und Ben viel mit einem Schrei die 8 Meter in die Tiefe und blieb dort regungslos liegen.

  • [color=#ffffff][color=#ffffff]Derweilen ging der Feueraustausch weiter bei Semir und den Kollegen. Der Typ, der auf sie schoss war einfach nicht klein zu kriegen. Auf einmal hörte Semir einen Schrei, den er zweifelsfrei als Bens identifizierte. Zwar hatte er Ben noch nie so hilflos schreien gehört aber der Deutschtürke erkannte sofort seine Stimme. Ihn fuhr es durch Mark und Bein. Sofort rannte er in die Richtung, in der das furchtbare Geräusch gekommen war. Zwar ließ er damit seine Kollegen im Stich, doch das war ihm im Moment egal. Er musste nach Ben sehen!


    Als er in dem Raum ankam, sah er Timm Höfer vor sich, der gerade in einen Abgrund schaute. Semir blieb stehen. Sollte er das so deuten, wie er es dachte? Nein! Das durfte nicht sein! „Höfer! Hände hoch! Keine Bewegung und weg von dem Abgrund!“ kam es in einem rauen Ton von dem Autobahnpolizist. „Ach der Herr… Gerkan richtig? Wollen Sie sich nicht auch mal ihren Kollegen ansehen, wie er da unten so friedlich liegt und schlummert.“ Höfer grinste bestialisch fies. Hatte doch dieser junge Autobahnbulle doch allen Ernstes gedacht, er könnte es mit ihm aufnehmen! Aber er hatte Jäger ja gewarnt, das hatte er jetzt davon. Semir blieb wie angewurzelt auf der Stelle stehen. Nein das durfte doch nicht Wahr sein! er zögerte. Rechts von Semir führte eine Wendeltreppe in die unterste Etage. Er sah zwischen Höfer und der Treppe hin und her. Das entging natürlich auch dem Autoschieber nicht. „Na was machen Sie jetzt? Ihren Kollegen beistehen, wie er seine letzten Atemzüge vollendet oder einen Bösewicht verhaften?“ wieder war das Grinsen auf seinem Gesicht. Die Situation schien für ihn immer schöner zu werden. „Beides!“ rief Semir und schoss augenblicklich Höfer gekonnt ins rechte Bein. Dieser sackte zusammen und schrie auf vor Schmerz. Blut benetzte seine Jeans. Somit könnte er nicht mehr davon rennen. Dafür rannte Semir los und zwar auf die Wendeltreppe zu. Schnell war er in der unteren Etage angekommen und zu Ben hingerannt. doch kurz vor ihm blieb er stehen. Der Anblick ließ ihn versteinern…

  • Ben lag auf dem Rücken da. Seine Arme und Beine waren von der Körpermitte ausgestreckt. Semir vermutete, dass er direkt auf dem Rücken und Kopf gelandet sein muss. Blut begann aus seinem Mund, Nase und Ohren zu laufen. Ben machte keine Regung mehr. Nicht mal ein Heben und Senken des Brustkorbes war zu sehen. Semir zückte in Windeseile sein Handy und wählte die Nummer der Rettungsleitstelle. Das Telefon zwischen Ohr und Schulter klemmend setzte er den Notruf ab, als er sich zu Ben Kniete um mit zitternden Finger seinen Puls tastete. Nichts… NICHTS! Schnell sprach der Deutschtürke den Notruf für seinen Freund und Partner ab, legte das Handy dann bei Seite und begann Ben zu reanimieren. Semir kniete neben Ben, drückte regelmäßig immer wieder seinen Brustkorb mit den zu Fäusten übereinander gefalteten Händen und versuchte während dessen mit Ben in Kontakt zu treten. „Bitte Ben tu mir das nicht an! Das kannst du nicht machen! Bitte komm zurück! Ben bitte!“ während er immer wieder auf Ben einredete liefen ihm die Tränen über die Wangen. Semir wechselte zwischen Beatmen und Drücken hin und her, die Zeit schien ihm wie eine Ewigkeit vorzukommen. Ben gab nichts von sich, keinen Zucker, keinen Ton, nichts. „Wo bleibt der verdammte Notarzt?!“ schrie Semir in seiner Verzweiflung, doch ließ er von Ben keine Sekunde lang ab. Konnte das möglich sein? Würde er heute seinen Partner verlieren? Mal wieder einen Partner sterben lassen müssen?


    Semir wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sich endlich ein Notarzt neben ihn kniete. Routiniert griff er in seinen Rucksack wären Semir von Ben durch einen Sanitäter getrennt wurde. „Wir kümmern uns um ihren Kollegen, Sie haben alles getan was Sie konnten!“ kam es höflich aber bestimmt von ihm.

  • Semir wurde beiseite geschoben und konnte nun nichts für seinen Freund und Partner tun, außer zusehen und hoffen. Ein weiterer Sanitäter kam mit einer Trage auf die Gruppe zu. Semir beobachtete, wie der eine Sanitäter routiniert eine Glasampulle öffnete und die durchsichtige Flüssigkeit mit einer Spritze daraus zog. In der Zeit hatte der Arzt Ben weiter reanimiert, gerade gab er den Befehl des eben eingetroffenen Sanitäters den Defi zu laden. Zwei Venenverweilkanülen wurden Ben gelegt, sofort wurde an die eine Braunüle eine 1000ml Ringerlösung angehängt. In die zweite spritzte der Helfer das eben aufgezogene Medikament.
    Semir bekam die ganze Situation nur durch einen Schleier mit. Als wären die Stimmen des Arztes sehr weit entfernt hörte er nur Wortfetzen wie „… Adrenalin aufziehen….Hirnblutung… hoher Blutverlust… „ .Der Junge Hauptkommissar war derzeit schon an einen Monitor angeschlossen worden. Der andauernde Piepton des Gerätes sagte Semir, dass Bens Herz bisher noch nicht wieder zu schlagen begonnen hatte. Der Arzt schockte gerade Ben, gut zwei Zentimeter wurde der 30 Jährige von dem Stromstoß in die Luft gedrückt… wieder der Piepton. „Noch mal eine Ampulle Adrenalin!“ kam es im routinierten Ton vom Notarzt. Einer der Sanitäter zückte wieder Spritze und Glasampulle, während der Andere an Bens Kopf war um ihm mit einem Ambubeutel zu beatmen.
    Der Deutschtürke stand ein paar Meter entfernt und beobachtete die Situation. Die Zeit konnte er nicht mehr zuordnen, stand er jetzt schon Stunden hier oder waren es erst Sekunden? Alles schien so grotesk zu sein…


    Plötzlich spürte er eine Hand auf seinen Schultern. Erschrocken zuckte er zusammen und sah… Kim Krüger. Semir war nicht in der Lage ihr auch nur ein Wort entgegen zu sprechen geschweige denn einen Satz. Beide standen wortlos da und beobachteten die Situation der Rettungskräfte weiter. Die Zeit schien nun für beide stehen zu bleiben.

  • Auf einmal hörte man einen noch nicht ganz regelmäßigen aber immerhin einen mit Pausen versehenen Piepton aus dem Monitor. Alle drei Rettungskräfte hielten inne und starrten abwechselnd auf den Monitor und dem noch immer am Boden liegenden Ben. Mittlerweile hatte sich eine richtige Blutlache um den 30 Jährigen gebildet. Er blutete zusätzlich aus dem Kopf, scheinbar die Stelle, wo er aufgeschlagen war. „Er scheint sich zu stabilisieren, gib mir den Tubus.“ Wies er Arzt einen der Sanitäter an. Dieser kramte wieder in seiner Tasche und zog einen längeren steril eingepackten Schlauch heraus sowie ein Laryngoskop. Der Weißkittel nahm ihm die Gegenstände ab, gab noch den Befehl ab, den Patienten zu sedieren und positionierte sich an Bens Kopf. Er überstreckte dessen Kopf und schob gekonnt den Tubus in Bens Luftröhre. Dann befestigte er den Ambubeutel am Tubus und beatmete Ben weiter.


    Semir konnte derweilen sein Glück kaum fassen. Hatte Ben wirklich überlebt? Vorsichtig näherte er sich der Gruppe als er sah, dass Ben auf die Trage platziert und scheinbar für den Abtransport vorbereitet wurde. Seine blutende Kopfwunde wurde nur provisorisch versorgt.
    „Heißt das, dass er überlebt?“ kam zögernd die Frage des Deutschtürken. Der Arzt atmete schwer durch als er mit Ben schon auf dem Rückweg war. Weiterhin beatmete er den 30 Jährigen per Ambubeutel. „Das heißt, dass er im Moment nicht tot ist, aber es steht sehr schlecht um ihn. Wir müssen ihn sofort in ein Krankenhaus bringen, sonst verblutet er uns hier auf der Stelle.“ Mehr war im Moment nicht aus dem Notarzt heraus zu bekommen. Aber das wollte er auch nicht, er sollte sich um Ben kümmern. Sehen, dass sein Freund und Partner wieder gesund wurde. Der Deutschtürke und seine Chefin folgten der Gruppe in Richtung Rettungswagen. „In welches Krankenhaus bringen sie ihn?“ fragte Kim kurz bevor die Tür des RTWs zuging. „Krankenhaus Merheim“ kam die Antwort. Der Rettungswagen fuhr ab und Semir und Kim blieben alleine zurück
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