Spuk in der Eifel [Fortsetzung von "Eiskalt"]

  • Semir sah Andrea an. „Wie wäre es, wenn wir schwimmen gehen? Oder einfach nur durch den Wald?“, wollte er wissen. Andrea nickte. „Aber erst nach Dr. Friedlich...“, lächelte sie. Semir schien wirklich eine gute Nacht gehabt zu haben. „Ich könnte Bäume ausreißen….oder besser noch…… Nico hat doch gesagt, dass hier ein Pferdehof ist….wie wäre es, wenn wir ausreiten?“, lachte er. Er bemerkte nicht, wie Ben ihn skeptisch betrachtete. Nach dem Frühstück kümmerte Semir sich um Aida. Er spielte mit ihr Fußball und das Mädchen lachte vergnügt. Ben und Andrea sahen sich an. „Ben…das ist doch nicht normal…er….er ist wie ausgewechselt….das kann doch nicht nur an dem Schlaf liegen oder?“, wollte sie wissen. „TOR!!! TOR!!!“, hörten sie Semir schreien und sahen hinaus. Wie ein kleines Kind mit viel zu viel Energie tobte Semir über das Grundstück. „Ich werde Dr. Friedlich fragen….schade, dass er noch nicht hier ist…“, gab Ben von sich. In diesem Augenblick trat Dr. Martin Friedlich ein. „Entschuldigung die Tür stand offen...“, lächelte er und sah aus dem Fenster. „Oh…..was ist das denn?“, fragte er, als er Semir spielen sah. „Genau das macht uns auch Sorgen. Bis gestern war er völlig deprimiert und heute ist er…so euphorisch so….verwandelt…das kann doch nicht gesund sein…“, klagte Andrea. Dr. Friedlich beobachtete das Spiel zwischen Semir und Aida. Dann lachte er. „Nun….wie lange hat er geschlafen?“, wollte er wissen. „Guten zehn Stunden. Tief und fest….ruhig…“, erklärte Ben. „Okay...ist gestern noch etwas Außergewöhnliches passiert?“, harkte der Psychologe nach. „Ja…wir waren angeln...und er hat einen verdammt großen Hecht raus gezogen… wirklich sehr groß…“, erklärte Ben. „Nun ja…ein Erfolgserlebnis ist immer sehr schön…“, lächelte Dr. Friedlich. „Ja…aber wenn er anfängt und den Fisch mit seinem schlimmsten Feind zu vergleichen, dann….“, ging es bei Ben weiter. Martin Friedlich sah ihn an. „Was hat er?“, harkte er nach. „Er hat mir gesagt, dass der Fisch wie Sander Kalvus aussieht und er ihn besiegt hätte…dass er ihm nie wieder etwas antun würde…“, kam leise von Andrea. „Hatte er zu dem Zeitpunkt schon die Medikamente eingenommen?“, harkte Friedlich nach. „Nein….nach dem Essen hat er die Tablette genommen und ist vielleicht eine Stunde später zu Bett gegangen. Seit dem Aufstehen ist er völlig verändert. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe meinen Mann, aber diese Schwankungen können nicht gut sein…“, gab Andrea besorgt von sich.


    Dr. Martin Friedlich nickte. „Das ist bedenklich.“, murmelte er und atmete kurz tief ein und wieder aus. „Ich werde mit ihm reden.“, erklärte er und ging dann zu Semir, der immer noch mit seiner Tochter spielte. „Semir...“ „Ah, guten Morgen Doc...sehen sie mich an, ich bin wieder wie neu geboren.“, stieß Semir aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Kann ich sie einen Moment sprechen.“, bat der Arzt und sah seinen Patienten eindringlich an. Dieser merkte, dass es ernst war und stieß Aida den Ball zu. „Papa kommt gleich wieder, meine Kleine.“, versicherte er und setzte sich dann mit dem Psychologen auf einen umgekippten, dicken Baumstamm vor der Lagerfeuerstelle auf dem Hof.

  • „Semir, ihre Frau und ihr Freund haben mir erzählt, dass sie gestern einen Fisch gefangen haben.“ „Ja, das war ein großes Vieh...so lang, wenn nicht noch mehr... mit meinen eigenen Armen hab ich ihn...“, fing Semir gleich an und war vor Euphorie aufgesprungen, doch der Arzt zog ihn wieder zurück auf den Baumstamm. „Semir, ganz langsam...das meinte ich auch gar nicht, sondern eher, dass sie den Fisch mit Kalvus verglichen haben, den Mann, der sie so gequält hat. Sie sagten, er sieht aus, wie Kalvus.“, erklärte Dr. Friedlich. „Das war doch nur so dahingesagt.“, wiegelte Semir ab. „Nein, das glaube ich nicht.“, entgegnete Martin mit ernster Stimme. „Semir, ich werde ihnen helfen, aber sie dürfen das Erlebte um keinen Fall verdrängen. Und schon gar nicht so runterspielen. Sonst schlägt sich das bald auf ihren Alltag nieder und sie könnten zu einer Gefahr für sich...und andere werden.“, erklärte der Psychologe. Der Deutschtürke erschrak. „Wie...wie meinen sie das, Doc?“, kam es leise von Semir.


    Martin stand auf und stellte sich direkt vor Semir. „Was haben sie gefühlt, als sie den Fisch an Land gezogen haben?“, wollte er wissen. „Nun ja...nichts besonderes...es war ein Glücksgefühl...weiter nichts...“ „So? Nicht etwa auch Genugtuung? Genugtuung, einen andern zu quälen, für das, was man ihnen angetan hat...“, fragte Friedlich eindringlich. „Nein...“, stieß Semir erschrocken aus. „Oh doch Semir...deswegen haben sie gesagt, der Fisch sieht Kalvus ähnlich. Sie wollten ihm das Gleiche antun. Und das gestern war ein erster, ein gefährlicher Schritt in diese Richtung.“, erklärte der Arzt. Semir schluckte und erkannte, was er für ein Monster in diesem Moment war. Hilfesuchend blickte er den Psychologen an. Martin lächelte. „Nur keine Sorge Semir, ich werde nicht zulassen, dass es soweit kommt, aber sie sollten immer und immer wieder über ihr Erlebtes reden. Nicht nur mit mir, auch mit ihrer Frau, ihrem Partner. Glauben sie mir, es in sich hinein zu fressen, bewirkt nur das Gegenteil. Irgendwann werden die Hassgefühle herausbrechen und sie werden damit andere Menschen verletzen...vielleicht auch körperlich.“ „Was kann ich tun, Doc? Bitte helfen sie mir...“, forderte Semir. „Sie brauchen Zeit für sich, Semir. Eine vollständige Genesung lässt sich nicht mit Gewalt erreichen. Und es ist völlig normal, dass sie nachdem, was sie erlebt haben, viel Zeit zum Nachdenken brauchen, um zu versuchen, sich selbst wieder zu finden.“, erklärte Martin Friedlich. Semir nickte nur. „Es ist wohl besser, wenn ich mich jetzt wieder in eine Ecke verkrieche und versuche, mich selbst zu finden.“, meinte er knurrend. Martin lachte. „So habe ich das nicht gemeint, aber sie sollten sich helfen lassen. Von ihren Freunden, ihrer Familie. Verbringen sie die nächste Zeit mit ihnen und...reden sie. Je mehr sie über das Erlebte reden, desto besser werden sie es verarbeiten können.“, gab er bekannt.


    ...

  • Ben und Andrea sahen zu den beiden Männern rüber. „Was er ihm wohl gesagt hat?“, wollte Andrea wissen, als ihr Mann auf sie zugeschritten kam. „Das werden wir gleich wissen.“, meinte Ben nur und sah dann, wie Aida zu ihrem Papa rannte und dieser sie auf den Arm nahm, während Dr. Friedlich auf dem Stamm sitzen blieb. Semir drückte seiner Tochter einen dicken Schmatz auf die Wange und ging mit ihr zu Andrea und Ben. „Andrea…Ben….ich…“, Semir sah zu Dr. Friedlich. Dieser nickte ihm zu. „Ich…er hat gesagt...das ich…in Gefahr bin…ich…“, versuchte Semir zu erklären, doch ihm ging es nicht so wirklich von den Lippen. Martin Friedlich kam ebenfalls dazu. „Ich habe ihm erklärt, was in ihm vorgeht. Wenn er ein Tier wie den Fisch jetzt mit seinem Feind vergleicht und den Fisch regelrecht zerlegt, ist es ein Zeichen dafür, dass er seinem Feind das antut was ihm angetan wurde. Wenn er nicht über das Erlebte redet und ich meine wirklich reden…dann könnte es so werden, das er anderen gegenüber ebenfalls unfair wird und ihnen wehtut.“, erklärte er. Andrea fuhr unbewusst über ihren Arm, an dem Semir sie kürzlich hielt. Er hatte fest zugedrückt. Vermutlich wäre jedem, der hier stand diese Bewegung unbemerkt geblieben. Nicht so Dr. Friedlich. „Es ist also schon was passiert?“, harkte er nach. „Nein...das wollte ich nicht...ich...ich…“, versuchte Semir. „Schon gut...er hat etwas härter zugefasst ja…aber das ist nicht seine Natur…“, erklärte Andrea. „Nein…das nicht, aber er hat es getan…die Schwelle wird überschritten. Semir…reden Sie…erzählen Sie Ihrem Partner und Ihrer Frau, was Kalvus mit Ihnen getan hat…!“, forderte Friedlich Semir auf. „Aber…das war so schlimm…so….grausam...so…“, jammerte Semir. „Ihre Frau und Ihr Freund sind hart im Nehmen….tun Sie es!“, forderte Martin ihn erneut auf.


    Georg sah sich den Film noch einmal an. „Sehr gut…..bald ist es soweit…und dann wird die Legende wieder ein Opfer finden…ein Opfer, was es nicht gibt….kein Blut, keine Leiche…die Polizei wird im Dunkeln tappen….dachte er bei sich. „Georg!!“, hörte er seinen Vater rufen. „Ja..ich komme!!“, gab er zurück. Heute hatte sein Vater einen kleinen Empfang für seinen Gegner einberufen. Er wollte mit Fritz Reuther reden. Georg wollte diesen Abend ebenfalls nutzen um seinen Vater etwas aufzumuntern. „Vater…du solltest Fritz heute sagen, dass du etwas gegen den kopflosen Reiter unternimmst. Hast du die Geschichte von dem alten Rolf gehört? Er hat gesehen, wie der Reiter sich einen Angler holte…“, lachte Georg. Hans sah seinen Sohn an. „Das ist nicht witzig….jede Legende hat ihren wahren Ursprung. Ich habe von dem Erlebnis gehört. Und ich muss sagen, dass es grausam genug ist. Die Polizei hat ja geschaut…nur es gab keine Leiche….kein Blut…gar nichts. Ich finde es auch nicht gut, wenn Rolf deswegen zum Gespött des Dorfes wird!“, gab Hans wütend zurück. „Aber …das ist doch nur ein Saufbold…Rolf hat zu tief ins Glas geschaut und erzählt nun, dass er ein Mord gesehen hat. Ist das okay? Er verjagt damit die Gäste….die sich hier erholen wollen.“, maulte Georg. Insgeheim lachte er sich über die Naivität der Menschen hier auf dem Lande. Dennoch wollte er hier seine Fäden spinnen. „Georg…das Problem mit den Sichtungen des kopflosen Reiter hat schon oft zu noch größeren Problemen geführt. Wir sollten die Legende ruhen lassen. Ich werde mich nicht in die Gefahr begeben und in den Wald gehen. Schon gar nicht in einer Vollmondnacht…und Fritz wird es sicher auch nicht tun…“, gab Hans mit fester Stimme von sich.


    Fritz Reuther sah seine Frau an. „Nun hab dich nicht so…. immerhin ist er noch der Bürgermeister. Wir müssen zu ihm gehen. Wenn ich den Job habe, dann ist es besser…viel besser. Das Haus muss vollständig renoviert werden und der Garten umgegraben….er ist total verwildert…“, klagte Fritz. „Ja aber….dieser Kerl…er zieht mich mit Blicken aus. Das ist schon immer so gewesen….ich fühle mich nackt, wenn ich vor ihm stehe… kann ich nicht Zuhause bleiben? Sag doch einfach, dass ich Kopfschmerzen habe oder….eine Magenverstimmung, denn die bekomme ich sicher wenn ich nach Hause fahre…“, erklärte Sabine. „Bienchen…..hab dich nicht so. Als zukünftige Firstlady dieser Stadt kannst du dir deine Gäste nicht immer aussuchen. Du wirst sehen…. So schlimm ist Hans nicht.“, lachte Fritz. „Ich rede nicht von Hans…..der Alte hat doch nichts drauf. Ich rede von seinem Sohn…diesem Georg…“, stieß Sabine aus. Fritz sah sie an. „Du hast Angst vor einem Knaben?“, fragte er etwas verwirrt. „Georg ist kein Knabe mehr…er ist erwachsen….und ja….ich habe Angst vor ihm!“, bestätigte Sabine. Fritz nahm seine Frau in den Arm und drückte sie sanft an sich. „Es wird schon nicht so schlimm und wenn doch...ich bleib in deiner Nähe.“, meinte er und küsste sie auf die Stirn. Sie lächelte ihn an, nahm ihr Seidentuch und warf es sich über beide Schultern. „Na komm...bald ist es ja vorbei.“, gab er bekannt.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Georg stand im Türrahmen und sah sich um. Hier waren wirklich viele gut aussehende Frauen in dem Alter, dass er bevorzugte. Unbeobachtet rieb er sich über die Beule in seiner Hose und sah sich die Frauen genau an. Oh, was würde er dafür geben, wenn er eine dieser Frauen vernaschen dürfte. „Da ist er...“, meinte sein Vater plötzlich und deutete auf den Eingang zu seinem Wohnzimmer. Georg drehte sich um und sah dann den Konkurrenten seines Vaters. Aber er interessierte sich nur für dessen weibliche Begleitung. Mit lüsternen Blicken auf die Frau leckte er sich über seine Unterlippe, während er einen Schritt auf die beiden zu machte. „Hallo Herr und Frau Reuther...“, begrüßte der junge Mann die Beiden und streckte ihnen die Hand hin. Fritz ergriff sie, sah aus den Augenwinkeln jedoch zu seine Frau, die den Jungen mit bösen Blicken ansah und eine Hand vor ihre Brüste schob. „Georg...“, kam es nur knapp von dem Mann und dann führte er seine Frau weiter. „Dieses kleine Früchtchen...ich wette, er wäre über mich hergefallen, wärst du nicht dabei gewesen.“, knurrte sie und sah ihren Mann an. „Ich wette, der starrt dir jetzt noch auf den Hintern...Hallo Hans...“, begrüßte er dann den Bürgermeister. „Hallo Fritz...wir sprachen gerade über den Kopflosen...“, erklärte der Bürgermeister. Man merkte ihm an, dass es ihm sichtlich unangenehm war. „Stimmt das denn überhaupt? Das ist doch nur ein Hirngespinst eines alten Säufers.“, wiegelte Sabine ab. „Oh nein, das ist mehr, als man sich vorstellen kann:“, kam es nur von Hans und begann die Legende mit einer typischen Erzählerstimme zu erzählen, die jeden in den Bann zog, der in Hörweite war. Georg stand abseits und grinste sich verstohlen eins.


    Die Party war kaum zu Ende und sein Vater noch nicht einmal im Bett, als Georg mit einem kleinen Rucksack das Haus verließ. Leise schlich er durch die Straßen des Dorfes. Immer wieder sah er sich um, doch zu dieser Zeit war niemand mehr auf den Straßen und so konnte er sich unbemerkt dem Haus von seines Vaters Konkurrenten nähern. Vorsichtig schwang er sich über den Zaun und kniete sich hinter eine Hecke. Im oberen Fenster war noch Licht und er konnte die Silhouette von Sabine Reuther sehen. „Oh ja...Baby...“, stöhnte er und strich sich immer wieder über die erregte Beule in seiner Hose. Georg war vollkommen schwarz eingekleidet und sogar Vaters alte Wollmütze diente ihm dazu, seine Absichten zu verschleiern und sich noch dunkler zu machen, als er schon war. Diese zog er sich über und schlich weiter in Richtung Garten. Er wusste, dass hinten ein Eingang zum Keller war und dort die Wäschetrommel lagerte. Georg musste nur in den Keller gelangen...da ein offenes Fenster. Glück muss der Mann haben, dachte er nur und stieg langsam ein, so leise wie nur irgend möglich. Endlich war er drin und näherte sich dem Wäschekorb. Doch plötzlich hörte er ein Geräusch.

  • Schnell warf er sich hinter einen alten Satz Reifen und blickte verstohlen durch die Lücke zwischen den einzelnen Stapeln. „Ich komme gleich Schatz...ich will nur noch die Maschine aufsetzen.“, rief Sabine nach oben. Bitte nicht, dachte Georg nur. „Schatz, mach das doch morgen.“, hörte er Fritz von oben rufen. Die Frau stand dort, nur mit einem leichten, halb durchsichtigen Nachthemd bekleidet. Zu gerne wäre der Junge jetzt aus seinem Versteck gesprungen und hätte sie vernascht, aber er musste sich beherrschen. „Okay...dann eben doch erst morgen.“, meinte sie und ging wieder nach oben, schaltete das Licht aus und schloss die Tür. Georg atmete auf, kam aus seinem Versteck und ging zu dem großen Wäschekorb, der dort vor seiner Nase stand. Mit seinen Fingern grub er sich in den Berg hinein und fischte ein, zwei Slips heraus, presste sie an seine Nase und saugte den Geruch ein. Was für ein herrlicher Duft, dachte er und merkte, wie sich seine Hose weiter spannte. Schnell packte er einige Gegenstände ein und verschwand durch das offene Fenster wieder hinaus in die Nacht.


    Semir hatte seine beiden Töchter auf den Arm und trug sie nach oben ins Bett. Es war zwar erst sieben Uhr, aber die beiden hatten ihren Rhythmus. „Papa, liest du uns noch was vor?“, wollte Aida mit großen, bettelnden Augen wissen. „Wenn du es so willst mein Schatz….“, lächelte er. Sofort griff Aida zu dem Märchenbuch, was Semir Andrea mal zum Geburtstag geschenkt hatte. „Die mit Aladin…und der Prinzessin…“, strahlte sie. Semir nickte und nahm das Buch. Er las vor und versuchte sie spannend vorzulesen. „…und Aladin nahm sein Äffchen auf die Schulter und rannte durch das Städtchen. Er schlug mit seinem Fäusten auf die Soldaten des Sultans ein und konnte ihnen entkommen…Als er um die Ecke bog, nahm er sein Schwert und ließ es auf den Soldaten Kalvus niedersausen….der Kopf des Mannes….“, las er. In die Kampfszene legte er soviel Gefühl, dass Aida ihn erschrocken ansah. „Papa…das macht mir Angst…“, klagte die Kleine. „Ich mach weiter…“, unterbrach Ben, der eben ins Zimmer kam. Semir übergab ihm wortlos das Buch und küsste seine Töchter noch schnell. Dann verließ er das Zimmer. Er stieg runter und setzte sich auf die letzte Treppe und fing an zu weinen. „Semir? Was ist denn?“, fragte Andrea besorgt, als sie ihren Mann hörte. „Ich…ich kann nicht einmal Märchen vorlesen ohne das dieser Kerl in meinem Kopf spukt!“, stieß Semir schluchzend aus. „Semir…..bitte…..es ist…“, versuchte Andrea. „Alles gut? Wolltest du das sagen? Es ist alles gut? Nein...das ist es nicht!!! Meine Kinder haben Angst vor mir!! Vor mir…ihrem Vater!!! Was soll daran gut sein?“, schrie Semir wütend. Er war dabei so laut, dass sogar Gregor herbei kam. „Jungchen!! In meinem Haus schreit niemand, außer mir! Beruhige dich!!“, ermahnte er ihn. „Ihr könnt mich alle mal!“, stieß Semir aus und verließ mit zuknallender Tür das Haus. Andrea wollte hinterher, doch Gregor hielt sie fest. „Lass ihn einen kleinen Moment Zeit…“, bat er.


    ...

  • Auch Ben hörte oben im Zimmer der Mädchen wie Semir schrie. Besorgt sah er auf die Mädchen, doch die lagen schon im tiefen Schlaf und bekamen nichts mit. Sofort ging er raus und schloss die Tür zum Schlafzimmer. Er ging die Treppe runter und sah gerade noch wie Semir aus dem Haus ging. „Lass ihn einen kleinen Moment Zeit…“, hörte er seinen Opa zu Andrea sagen. Doch was wenn Semir diese Zeit für Dummheiten nutzte? „Andrea… ich geh zu ihm.“, sagte er leise und verschwand ebenfalls durch die Tür. Er sah sich suchend vor dem Haus um. Keine Spur von Semir. Dann ging er zum Stall, wo die Pferde standen. „Verdammt…warum kann ich nicht einfach alles vergessen und alles ist wie früher….kannst du mir das sagen? Nein….natürlich nicht…bist halt nur ein dummes Tier…“, hörte er Semir scheinbar zu einem der Pferde sagen. „Die Tiere können dich sicher nicht so gut verstehen, wie wir. Sie deshalb dumm zu nennen ist nicht fair.“, kam leise von Ben. Semir sah ihn an. Die Augen waren verweint. „Ben…ich weiß nicht mehr weiter…ich drehe durch…… was soll ich tun…?“, fragte sein Partner. „Erzähle mir, was alles passiert ist. Ich weiß…du hast es Dr. Friedlich erzählt, aber….rede darüber….bitte….“, versuchte Ben. Semir nickte. „Also gut…ich hoffe du hast Zeit…das ist eine lange Geschichte…eine sehr lange Geschichte.“, gab Semir von sich. Ben nickte und setzte sich mit Semir ins Stroh. „Alles fing an, als ich mit den Kindern und Andrea am See war. Es war so schön. Aida und ich sind morgen schwimmen gegangen und…wir haben den ganzen Tag gespielt. Sie war so fröhlich…so unbeschwert. Es ging einige Tage so, dass ich nur faul im Liegestuhl lag und meinen Kindern zusah. Eines Tages….da sah ich, das gegenüber vom See ebenfalls ein Camper war und dieser schien mich zu beobachten. Ich dachte erst, dass es paranoid ist das zu denken, doch ich spürte es irgendwie. Und dann sah ich ihn. Kalvus… er war es, der sich dort auf der anderen Seite eingenistet hatte. Ich dachte wirklich ich träume…aber…er war es. Er war es…er der eigentlich tot war… beobachtete mich.“, erzählte Semir.


    Ben sah seinen Partner an. „Was geschah dann?“, wollte er wissen. „Es vergingen einige Tage und ich passte sehr intensiv auf meine Kinder und Andrea auf. Ich ließ sie nicht wie sonst unbeschwert baden. Andrea bemerkte natürlich sofort, dass etwas nicht stimmte. Aber…dann….ich hatte eines Morgens den Drang zu laufen….und das tat ich dann auch. Es tat mir sehr gut. Nur schien es Kalvus sehr bald herausgefunden zu haben…und….als ich…“, Semir stockte. Ben saß daneben und hörte genau zu. „Sie...sie haben mich...gepackt und mich weg geschleppt...“, kam es dann von Semir. Immer wieder musste er inne halten, mit den Tränen kämpfen. Vorsichtig legte Ben ihm die Hand auf die Schulter, forderte so, dass sein Partner weitersprechen möge. „Sie sperrten mich in einen feuchten Raum, fesselten, knebelten mich und verbanden mir die Augen. Diese Dunkelheit...diese ungewisse Stille war das Schlimmste...vorerst. Dann kam Kalvus und er...er stellte mich auf einen Stuhl...legte mir eine Schlinge um den Hals und ließ mich auf dem wackeligen Stuhl in vollkommener Dunkelheit zurück.“, kam es nur von Semir und dann drehte er sich weg. Er musste das für einen Moment verarbeiten, sehen, wo er in diesem Moment war. Alles kam wieder hoch, die Erinnerungen und die Stimme...immer wieder diese höhnende Stimme. „Semir...es ist gut...rede weiter...komm!!!“, forderte Ben vorsichtig aber mit Nachdruck. „Der...der Stuhl fiel um, die Schlinge zog sich zu...ich...ich hatte bereits mit meinem Leben abgeschlossen...doch...das... Seil riss...es riss, Ben...er...wollte mich nur zu Tode erschrecken.“, stieß Semir aus und ballte die Fäuste. Semir erzählte weiter. Wie er in den Raum mit den Skeletten und Ratten gesperrt wurde, wie ihn eine biss und wie er dann verschleppt wurde. Und immer, immer wieder diese Dunkelheit. „...und dann...dann haben sie mich auf die Schienen gebunden. Ben, sie wollten mich überrollen lassen...ich...ich war ihnen so ausgeliefert...ich...“, schluchzte Semir und schmiegte sich dann gegen Bens Schulter. Er ließ die ganze, bedrückende Last ab und Ben ließ ihn gewähren. „Semir, er kann dir nichts mehr tun, aber du musst aufhören, ihn überall zu sehen. Er ist tot, verstehst du?“, fragte der junge Hauptkommissar und strich seinem Freund fürsorglich über den Rücken. Semir sah ihn an und nickte nur. „Ich...ich will es versuchen.“, kam es nur von ihm. Beide gingen dann zurück zum Haus.


    Georg war wieder in seinem Zimmer, warf den Rucksack in eine Ecke und horchte nach seinem Vater. Doch dieser schien schon fest zu schlafen. Leise zog sich der Junge um und versteckte die Klamotten weit hinten im Schrank. Dann nahm er sich seine Beutestücke und ging mit ihnen zum Bett hinüber, ließ sich einfach fallen und nahm den ersten Slip. Langsam führte er ihn zu seiner Nase, strich ihn über sein Gesicht, während er mit der anderen Hand die immer mehr erregte Stelle in seiner Hose bearbeitete. Oh, was für ein süßer, verführerischer Duft. Wieso liebte er diese Frau nur so? War es, weil sie für diesen Kerl viel zu schade war? Ja, sie sollte mit ihm leben. Das wäre es doch...Sabine sollte mit ihm leben. Immer wieder zehrte er von diesen Gedanken, rieb sich über sein Glied und träumte. Er versiegte in diesem Traum und wachte erst kurze Zeit später wieder erschrocken auf. Draußen wurde es fast schon wieder hell. Schnell nahm er den Slip und die anderen und warf sie in die Kiste, die er unter seinem Bett versteckt hatte. Dann legte er sich wieder hin und schlief binnen weniger Minuten ein.


    Auch für Semir hieß es, die nächtliche Ruhe anzutreten. Er hatte die Tablette in der Hand, doch dann überlegte er, ob er es ohne versuchen sollte. Nein, das war ihm zu riskant und auch noch nicht mit dem Doktor abgesprochen. Er hoffte inständig, dass es sich bald bessern würde. Noch nie hatten seine Kinder solche Angst vor ihm und das war für den zweifachen Vater eines der schlimmsten Dinge. Warum...warum passierte das mit ihm? Er wollte, dass es aufhörte. Wieder ein ganz normales Leben führen, das war alles, was sich Semir wünschte. Nur nicht mehr diese Alpträume und diese Angstzustände. Er warf sich die Tablette ein, spülte sie mit Wasser runter und legte sich dann ins Bett. Ben war schon eingeschlafen, jedenfalls lag er eine ganze Weile schon ruhig da. „Ben? Schläfst du?“, fragte Semir leise, doch Ben antwortete ihm nicht. Seufzend legte sich Semir schlafen und war binnen weniger Minuten weg. Dass draußen ein Unwetter aufzog, merkte er nicht. Blitz und Donner wechselten sich ab und der Regen peitschte gegen die Scheibe. Semir erschrak als es sehr laut knallte. „NEIN!!“, schrie er. Sofort stand Ben bei ihm. „Was ist?“, wollte er wissen. „Was? Nichts…nein...ich...ich…“, stammelte Semir. „Hast du wieder von ihm geträumt?“, harkte Ben nach. „Was? Nein…diesmal warst du in meinem Traum….du…standst auf der Wiese und…ein Blitz…er hat dich getroffen…volle Kanne...und…dann knallte es so laut.“, erklärte Semir und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Oh…bin ich gestorben?“, wollte Ben grinsend wissen. „Keine Ahnung...ich bin ja vorher wach geworfen.“, gab Semir etwas nachdenklich zurück. Doch dann lachte er. „Es war seit langem der erste Traum ohne ihn.“, gab er leise zurück. „Das ist doch schon mal ein Vorteil…“, meinte Ben. Semir nickte und legte sich wieder hin. „Ich will noch etwas schlafen.“, gab er von sich und schloss die Augen. Auch Ben legte sich wieder hin.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D


  • Sabine ging am nächsten Morgen früh in den Keller um die Wäsche zu machen. Sie nahm den Korb den sie gestern einfach abgestellt hatte und packte die Wäsche in die Maschine. Ihr fiel zunächst nicht auf, dass etwas fehlte. Ihr Mann kam ebenfalls runter. „Sag mal…denkst du das an der Legende von diesem kopflosen Reiter was dran ist?“, wollte er wissen. Sabine zuckte mit den Schultern. „In jeder Legende steckt ein Fünkchen Wahrheit. Ich denke, dass die Geschichte sicher auf etwas anderes basierte…sicher..dieses Liebenspärchen gab es aber…ich kann mir nicht vorstellen, dass der Fluch von damals immer noch auf dem Dorf liegt. Rolf hat sicher wie immer einen über den Durst getrunken und dann im Suff diese Gestalt gesehen. Auf das, was er erzählt, solltest du dir nichts einbilden. Warum fragst du?“, harkte sie nun nach. „Ich denke, dass es gut in den Wahlkampf passt, wenn ich gegen diesen Reiter etwas tue. Ich meine….das könnte die Wähler, die noch unentschlossen sind, doch dazu bewegen mich zu wählen.“, mutmaßte er. „Ja sicher...die werden dich für verrückt erklären und dann verlierst du auch die anderen Wähler. Dann kannst du das Bürgermeisteramt direkt vergessen…“, gab Sabine zurück. „Meinst du wirklich? Oh warte…du denkst das Georg das nur macht um mich schlecht dastehen zu lassen?“, fragte er erstaunt. „Wäre das so verwerflich? Immerhin ist sein Vater der Bürgermeister und Hans will sicher wiedergewählt werden…“, mutmaßte sie. „Aber….ja sicher… du hast Recht…dennoch..ich werde in zwei Tagen, wenn Vollmond ist, mit ein paar Leuten in den Wald gehen…vielleicht sehe ich ja doch etwas…“, grinste er. Sabine schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt…ich meine….du setzt dir selbst die Flöhe ins Fell.“, gab sie nur von sich und machte sich an die Wäsche.


    Semir war bereits zwei Stunden vor Andrea aufgestanden und mit Ben durch den Wald gelaufen. Das erste Mal seit seinem Urlaub, der so grausam endete. Als sie zurück kamen war Semir sichtlich entspannter als sonst. Am Wegesrand standen ein paar Vergissmeinnicht-Sträucher und Semir bückte sich. Er pflückte ein paar und sah Ben grinsend an. „Für Andrea…“, gab er bekannt. Sie betraten das Haus, wo Andrea, die Kinder und Gregor bereits am Tisch saßen. „Guten Morgen Andrea…ich…ich wollte mich für gestern…entschuldigen…“, kam leise von Semir und er reichte ihr das kleine Sträußchen. Andrea sah ihn an. „Semir….das….“, lachte sie leise und verlegen. „Das ist wirklich ein schöner Strauß…“, lobte sie ihn.

  • Es folgte ein inniger Kuss und die Beiden schienen zu vergessen wo sie waren. „Ähhm….“, machte Ben und räusperte sich. Semir und Andrea lösten sich. „Entschuldigung…“, murmelte Semir und sah seine Frau schelmisch an. „Du scheinst eine gute Nacht gehabt zu haben…was ist sonst passiert?“, wollte sie wissen. „Nichts…als ich gestern gebrüllt habe..ich bin in die Scheune und…“, erklärte Semir. „Er hat mir alles erzählt…seit dem geht es ihm scheinbar viel besser.“, lächelte Ben. Andrea sah ihn eindringlich an. „Lasst uns essen...die Kinder haben großen Hunger…“, knurrte Gregor dazwischen. „Ja sicher…“, lachte Semir und setzte sich an den Tisch. Ab sofort, das spürte er, würde er das Leben wieder in den Griff nehmen und es auch bekommen. Er war auf dem Weg der Heilung. „Also wenn du dich besser fühlst, können wir ja mal zu Nico rüber. Ich bin doch mal gespannt, wie der Familienvater so lebt.“, grinste Ben nur. „Kein Problem...danach gehen Aida und ich zu diesem Reiterhof hinüber und schauen uns dort mal um.“, erklärte Semir. „Au jaaaaaaa...“, kam es freudig von dem kleinen Mädchen. Lächelnd strich Semir ihr über den Kopf.


    Nico stand mit schwerem Kopf auf. Irgendwas war heute morgen mit ihm los. Hatte er gestern zu viel von dem Wein getrunken, den ihn sein französischer Freund schenkte? Pierre Leon Barrièue lernten Elena und Nico auf ihrer Hochzeitsreise kennen und freundeten sich sofort miteinander an. Immer wieder schickte er ihnen Wein von seinem eigenen Weingut. „Oh man...dabei war der Jahrgang doch so gut...“, knurrte er und schwang sich aus dem Bett. Elena schlief noch tief und fest und so schlurfte er über den Flur zum Kinderzimmer, klopfte kurz und trat dann ein. „Mia...aufstehen...es ist Zeit.“, meinte Nico und rüttelte kurz an der Schulter seiner Tochter. „Mhhhhhhmmm...“, kam es nur verschlafen von der Kleinen. „Na komm, aufstehen.“ Er zog das Bettdeck weg und sofort krümmte sich Mia zusammen. „Ich will nicht...“, quengelte sie. „So, du willst nicht? Dann kitzele ich dich eben wach...“, lachte Nico und fing an, die Seiten seiner Tochter mit seinen Fingerspitzen abzukitzeln. Das Mädchen fing an, lauthals zu lachen und war binnen weniger Minuten wach. „Man Papa...“, grinste sie und schwang sich dann aus dem Bett. Nico lächelte zufrieden und ging dann in die Küche, um den Tisch zu decken. Elena kam herunter und war frisch geduscht. „Mhhhm, mein Mann hat seinen Extrastarken Kaffee gemacht.“, lächelte sie und setzte sich an den Frühstückstisch. Nico grinste, gab ihr einen innigen Kuss und trug den Brotkorb zum Tisch. Als Mia endlich da war konnte die Familie auch essen. „Ich frag mich, wie es Semir inzwischen geht...“, kam es nachdenklich von Nico, während er sich ein Brötchen mit Marmelade schmierte. „Ich werde nachher zum Hof rüberfahren und nach Sina sehen.“, erklärte Elena. Ihr Mann nickte nur. „Dann grüß schön...“, bat er.


    ...

  • Georg rannte durch den Wald. Er musste seine Gedanken über diese Frau loswerden. Am Besten, er konzentrierte sich auf sein Vorhaben. Ja, das war gut...er musste schon unauffällig den Beamer positionieren und die Leinwand so verstecken, dass er sie schnell fand. Morgen war es ja soweit. Dann war Vollmond und dann sollte sich die Legende wieder erfüllen. Schnell rannte er weiter und suchte sich eine passende Stelle, wo er alles aufbauen wollte. Er rannte am Weiher vorbei. Nein, das war nicht gut...hier war es schon das letzte Mal. Georg atmete schwer und der Sand knirschte unter den Laufschuhen. Abrupt stoppte er, als er die große Linde vor sich sah. Eigentlich perfekt. Diese Lichtung war der ideale Schauplatz für seine Inszenierung. Durch das Licht würde es noch gruseliger wirken. Und dann war die Illusion perfekt. „Ja...das ist gut...“, lachte er nur und rannte zum Hof seines Vaters zurück. Doch da wurde er schon von jemandem erwartet. Fritz Reuther stand vor der Tür. „Hallo Georg...ich wollte eigentlich zu deinem Vater, aber der scheint im Moment nicht zu Hause zu sein.“, gab der Mann nur bekannt. „Er ist in die Stadt gefahren und will neue Wahlplakate drucken lassen. Kann ich ihnen helfen?“, wollte der junge Mann, vollkommen außer Atem wissen und schloss die Tür auf. „Vielleicht...habt ihr ein Buch mit der Sage vom Kopflosen Reiter im Haus?“, fragte Fritz und ging mit dem jungen Mann ins Haus. Etwas entsetzt drehte sich Georg um. Doch dann lächelte er. „Wieso interessiert sie das?“ „Nur so...vielleicht könnte er sich zu einer Bedrohung auswirken, gegen die was getan werden muss und da will ich vorbereitet sein.“, erklärte Fritz nur. „Ich schau mal nach, aber ich glaube nicht.“, meinte der junge Student und ging in das Arbeitszimmer seines Vaters. Als Fritz außer Sichtweite war, fluchte er verhalten. Verdammt, dieser Kerl hatte die gleiche Idee. Aber sein Vater sollte doch diesen Geist jagen. Er überlegte, was er nun tun sollte und dann kam ihm die Idee.


    Gegen Mittag traf Elena bei Gregor Jäger ein um sich den Hund noch einmal anzusehen. „Hallo Gregor…“, begrüßte sie den Jäger. „Oh...Elena….schön, dass du da bist.. Sina ist wieder voll in Ordnung, als wäre nie etwas gewesen.“, strahlte der Alte. Elena sah sich um. Im Wohnzimmer stand das Reisebett von Layla. Diese schlief tief und fest. „Wo ist denn der Rest der Familie?“, wollte Elena wissen. „Die sind zum Reiterhof….die Kleine ist ja dafür noch nicht alt genug und ich kümmere mich gern um den kleinen Wurm. Sie ist so lieb…“, strahlte Gregor. „Ah...dann geht es Semir besser?“, harkte sie nach. Gregor nickte. „Der Junge kann einem ziemlich Leid tun. Ben hat mir erzählt was er durchgemacht hat. Da wäre jeder abgedreht, glaub mir…stell dir vor…Semir war an den Schienen gebunden und ein Zug fuhr nur Millimeter an ihm vorbei...er muss Todesangst gehabt haben…“, erzählte Gregor. Elena sah ihn erschrocken an. „Und von einer Ratte wurde er gebissen…also ich meine, diese Vierbeinigen….“, erklärte Gregor weiter. Elena lächelte. „Sind sie zum Hof von Mia?“, fragte sie weiter. „Elena...es gibt nur den einen hier…Ben ist übrigens auch da…er will auf Semir aufpassen…dabei ist er ein Hasenfuß, wenn es um Pferde geht.“, lachte Gregor. „Wo ist Sina? Ich will sie mir auf jeden Fall noch anschauen….“, bat Elena. „SINA!!!“, rief Gregor und sah erschrocken auf Layla, doch diese schlief weiterhin tief und fest. Elena bemerkte den Blick des Alten. „Sie scheint taub zu sein….bei dem Brüllen und sie wird nicht wach?“, lachte sie. „Na…die kommt dem Vater ziemlich gleich. Wenn der schläft, dann kann das Haus zusammen fallen. Er würde es nicht hören…“, gab Gregor zurück. Der Hund kam herein und begrüßte Elena schwanzwedelnd. „Hey…meine Süße…na dir geht es ja wirklich gut…gib mir mal deine Pfote…damit ich nachsehen kann.“, bat Elena. Sina setze sich vor ihr hin und hob die Pfote, wo sie sich vor kurzem einen Dorn eingetreten hatte. Elena untersuchte sie und lobte die Hündin, die so kooperativ war. Ein kleines Leckerchen rundete die Behandlung ab. „Sie alles sehr gut aus…“, bestätigte sie. „Ich bin dann mal wieder weg…sag doch Andrea, Semir und Ben, dass sie heute Abend mal reinkommen sollen. Nico möchte sie gern sehen.“, bat sie. „Klar…oh…das wäre toll….die Kinder bei mir…ich als Märchenonkel…..ja…das ist gut…sie sollen doch ohne Kinder kommen oder?“, fragte Gregor hoffnungsvoll. Elena lachte leise. „Wenn du es so willst…“, bestätigte sie.


    „Aida…will reiten….da…..das Pferd.“, kam von der Fünfjährigen. Sie wies auf den großen Schecken, der neugierig auf sie zukam. „Der ist etwas zu groß für dich…aber guck mal…da vorn ist die Miniaturausgabe…“, grinste Semir seine Tochter an und wies auf ein Shetlandpony. „Au ja…da will ich hin…“, bettelte die Kleine. Semir lachte und hob sie auf das Tier. „Hallo Onkel Semir!“, rief ein Mädchen. Semirs Kopf ruckte herum. „Hey… Mia….schön, dass du hier bist…“, begrüßte Semir die Stieftochter seines Freundes. „Soll ich deiner Tochter mal helfen?“, bot sich das Mädchen an. Semir nickte. Dies war eine Gelegenheit, dass er auch mit Andrea sprechen konnte...ohne das Aida in der Nähe war. Während Mia das Pony mit Aida im Sattel an der Longe führte setzten sich Andrea und Semir auf die Bank. „Andrea…die letzten Wochen….waren für dich und die Kinder nicht leicht. Ich war wie ein Idiot und hab mich ziemlich daneben benommen…aber ich schwöre dir…ab sofort wird es anders…Sander Kalvus ist tot. Er wird nie wieder etwas gegen mich oder sonst wen unternehmen. Ich weiß es jetzt…kannst du mir verzeihen?“, wollte er leise wissen. Nervös knetete er seine Hände und sah seine Frau mit einem traurigen Blick an. Er war unsicher, obwohl er genau wusste, dass Andrea ihn heiß und innig liebte. Sie würde ihm alles verzeihen. Andrea lächelte ihn an. „Semir…du warst krank…nervlich am Ende. Egal, was du getan hast...ich liebe dich und deine Kinder lieben dich auch. Das, was du durchgemacht hast, ist auch für dich nicht einfach weg zu stecken. Und genau das ist es, was dich ausmacht. Du zeigst Schwächen und das ist gut so. Vielleicht kannst du auch mir eines Tages erzählen, was der Kerl mit dir getan hat…“, meinte sie sanft. Semir stiegen die Tränen in die Augen. „Ich…liebe dich….ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn du oder die Kinder nicht mehr bei mir wären…“, gab er zu. Andrea zog ihn an sich heran und küsste ihn.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Was ist nun?“, wollte Fritz wissen, als Georg schon eine Weile im Arbeitszimmer war. „Tut mir Leid, ich kann es nicht finden.“, meinte der Junge und zog entschuldigend die Schultern hoch. „Dann muss ich eben googeln.“, knurrte der Mann und verschwand. Georg sah ihm nur hinterher. Verdammt, der Kerl durfte seinen Vater nicht ausbooten. Vielleicht...ja, das würde gehen. Sollte Reuther wirklich ihm in die Quere kommen, dann würde er ganz einfach die Beweise bei ihm lagern. So einfach war das. Wie leicht man einen Computer manipulieren konnte, wusste er und so konnte er doch gleichzeitig seinem Vater helfen und der Weg zu Sabine war endlich frei. Wie Georg so nachdachte, merkte er nicht, wie Hans zurückkam. „Junge, ich hab dich drei Mal gerufen...wieso hörst du denn nicht?“, fragte der Vater mit wütenden Blicken. „Was? Oh, ich hab dich gar nicht gehört...ich war gerade in Gedanken...“, erklärte Georg hastig. „Das seh ich...los, hilf mir die Einkäufe reinzubringen und dann kannst du dir das Holz im Garten vornehmen. Das muss unbedingt geschlagen werden.“, meinte der Bürgermeister und sein Sohn nickte nur. Während er die Einkäufe hineintrug und auch nachher beim Holzschlagen waren seine Gedanken immer wieder bei seinem Plan und seiner Idee. Ja, so würde er doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sein Vater blieb Bürgermeister und er konnte sich an Sabine ranmachen. Das war gut. Dann würde sie endlich wissen, was für ein Mann er war.


    „Papa, schau mal, ich kann reiten...“, rief Aida Semir entgegen, als sie auf dem Pony immer wieder im Kreis lief. Semir lächelte glücklich. „Ganz fein machst du das...wie ein Profi...“, lächelte er ihr zu. Wieder sah er zu Andrea, die ihm liebevoll den Rücken und die Hand streichelte. „Semir, es wird noch eine Zeit dauern, aber ich bin mir sicher, dass du wieder ganz der Alte wirst.“, lächelte sie. Langsam näherte sie sich mit ihren Lippen den seinen und presste sie zärtlich aneinander. Beide Zungen verfingen sich in einem heißen, leidenschaftlichen Liebestanz. „Ähm hallo...hier sind Kinder anwesend...“, hörten sie dann nur Ben murren. Semir sah ihn grinsend an. „Wusste gar nicht, dass du dich so jung machen willst.“, lachte er. Ben konterte das nur mit einem kurzen Zungenstrecker. Innerlich aber atmete er auf. Wenn Semir einen Witz oder eine Stichelei machen konnte, war er auf dem Weg der Besserung. „Ben, tust du mir einen Gefallen?“ „Welchen?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen und sah seinen Freund und Partner an. „Passt du auf Aida auf, während Andrea und ich einen kleinen Ausritt wagen.“, bat Semir ihn.

  • „Klar...auf diese vierbeinigen Dinger kriegt mich so schnell keiner und ihr habt auch mal wieder ein bisschen Zeit für euch nötig.“, entgegnete er grinsend. Andrea lächelte und folgte Semir in den Stall, wo sie sich die entsprechenden Pferde aussuchten. „Ihr Pferd heißt Dhastan...“, meinte Alex, der Stallbursche zu Semir. „Und meines?“, wollte Andrea mit leicht zittriger Stimme wissen. Eigentlich hatte sie noch nie auf solch einem Tier gesessen. „Das ist Samora...eine ganz liebe, zahme Stute.“, versicherte der Mann und streichelte den Hals des fuchsfarbenen Pferdes. „Was ist für uns eine gute Reitstrecke?“, fragte Semir den Stallburschen, als er sie nach draußen ins Freie führte. „Sehen sie die drei Bäume dort hinten? Da führt ein Weg direkt durch den Wald, am Weiher entlang. Sie kommen ins Dorf und dann immer wieder die Dorfstraße entlang, bis wieder hierher. Ist gar nicht zu verfehlen.“, meinte Alex. „Wie lange dauert das?“, wollte Andrea wissen, die sich Sorgen, um Aida machte, aber das Mädchen schien von dem Pony gar nicht mehr weg zu wollen. „Etwa um die anderthalb Stunden...wenn sie keine Rast unterwegs machen.“, lachte der Junge. „Gehen sie, ich pass schon auf ihre Tochter auf.“, fügte er dann hinzu. Semir und Andrea ritten los.


    Ben sah den Beiden hinterher. „Scheint, als hätte er sich wieder einigermaßen erholt, was?“, hörte er dann eine Stimme hinter sich, die ihm ziemlich bekannt vorkam. „Ich hoffe es sehr Nico….hallo…“, lachte Ben leise und reichte seinem Freund die Hand. „Ich wollte Mia abholen...aber wie ich sehe, ist die Reitlehrerin schwer beschäftigt.“, grinste Nico. „Nun mal im Ernst….macht er große Fortschritte?“, hängte er an. „Ja...ich denke schon. Lästern kann er schon wieder….ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht…er war so sonderbar…so matt….aber als er mir erzählt hat, was dieser Kerl mit ihm gemacht hat…ist mir klarer geworden, dass er ziemlich viel durchmachen musste…“, kam leise von Ben. „So schlimm?“, harkte Nico nach. „Schlimmer Nico….viel schlimmer…aber es ist vorbei und Semir ist dabei, es zu verstehen…und das ist genau das, was er machen musste, er musste es verstehen.“, lächelte Ben zufrieden. „Wie wäre es, wenn du, Andrea und Semir zu uns kommt…heute Abend zum Essen?“, schlug Nico vor und wusste nicht, das Elena das bereits getan hatte. „Nun ich hab nichts dagegen….nur meinst du, ich kann meinem Opa Aida und Layla überlassen?“, wollte Ben wissen. „Dein Opa ist der beste Babysitter den ich kenne.“, lachte Nico. „Hast du das schon getestet?“, harkte Ben nun nach und sah ihn skeptisch an. Nico lachte nur. Doch das reichte Ben schon. „Du hast es getestet...na, wenn Opa Mia erträgt, dann meine Engel sicher erst recht.“, hängte er an. „Mia!! Wir müssen nach Hause!“, rief Nico. „Papa…ich will noch etwas hier bleiben...bitte!!! Ich hab auch meine Hausaufgaben schon fertig…ich schwöre!!“, rief Mia bettelnd.


    ...

  • „Semir…dieses Tier ist wirklich sanft wie ein Lamm…“, strahlte Andrea und ritt neben ihren Mann her. „Es ist einfach herrlich hier. Es ist so ruhig….und…ich kann mit dir allein im Wald reiten…allein auf diesen Weg ohne, dass ich bei jedem Rascheln zusammen zucke. Morgen will Gregor mit mir und Ben in den Wald auf die Nachtpirsch…ich weiß nicht, ob ich mitgehen soll?“, kam von Semir nachdenklich. „Wenn es für dich zu früh ist, dann lass es doch einfach. Niemand wird es dir übel nehmen. Niemand. Hast du mit Martin noch einmal gesprochen?“, wollte Andrea wissen. „Nein…ich habe morgen den Termin. Aber diesmal in seiner Praxis. Ich bin mir sicher, dass es bald vorbei ist und dann werde ich auch wieder ohne Tabletten und bei dir schlafen können.“, grinste Semir. „Das wäre sehr schön. Du fehlst mir…“, gab Andrea zu. „Na komm…die Pferde schlafen ja ein, wie wäre es, wenn wir etwas schneller machen?“, schlug Semir vor. Andrea nickte. „Gern…..wer zuerst wieder auf dem Hof ist?“, lachte sie. „Dann gewinne ich...Hüh!!!“, rief Semir und gab dem Tier die „Sporen“. Dhastan stellte sich als richtiges Rennpferd heraus. Semir ließ dem Tier freie Hand und es trug ihn sicher durch das Gelände. Andreas Stute hatte es etwas schwerer auf Touren zu kommen, doch auch sie holte langsam auf und zeigte Semir das ihre Stute auch schnell war. Semir war Gentlemen und ließ sie einfach überholen. Doch er spielte mit ihr und galoppierte an sie vorbei, dann war wieder Andrea vorn. So ging es weiter bis sie kurz vor dem Hof waren. Denn nun gingen sie wieder in den leichten Schritt nebeneinander. Semir beugte sich zu Andrea rüber und küsste sie. „Ich liebe dich…mehr als mein Leben.“, erklärte er ihr erneut.


    „Da sind Papa und Mama…“, rief Aida und wies auf den Weg. Ben sah hoch. „Oh ja….prima…dann können wir nach Hause…“, grinste er. „Ich bin müde…“, meinte Aida und gähnte herzhaft. Das steckte Ben an und auch er musste gähnen. „Oh ja…ich auch….ich will schlafen….trägst du mich nach Hause?“, grinste er das Kind an. „Du bist doch viel zu schwer…“, lachte Aida. „Ich mach mich leicht…“, versprach er. „Onkel Ben ich bin doch nur ein Kind…“, kam von Aida zurück. „Willst du damit sagen, dass du mich nicht tragen kannst?“, wollte Ben wissen und sah sie traurig an. „Ja…das kann ich nicht…frag doch Papa…der ist ganz stark…“, nickte Aida. Ben lachte. Die Kleine war wirklich pfiffig. „Du hast den Papa richtig Lieb…“, strahlte er. Aida nickte. „Ja...und heute ist ganz toll…“, strahlte die Kleine. Wieder musste Ben lachen. „Na komm...gehen wir zu den Beiden...“, grinste er nur und hob sie hoch. Gemeinsam gingen sie auf Semir und Andrea zu, die sich im diesem Moment vom Pferd schwangen. Alex kam dazu und hielt die Zügel, half Andrea beim Absteigen. „Danke...das war wunderbar und die Pferde sind ganz ruhig geblieben.“, lächelte sie den jungen Stallburschen an, den sie auf gerade mal 25 Jahre einschätzte. Kleine Grübchen formten sich, als er anfing zu lächeln. „Wenn sie wollen, buche ich die Pferde wieder für sie...ich meine, nur, wenn sie noch ein paar Tage hier sind.“, erklärte er und sah Semir dabei an. „Warum eigentlich nicht? Ich denke, Aida macht es auch Spaß zu reiten und wir können uns dann von Gregor einen Picknickkorb fertig machen lassen und einen ganzen Tag ausreiten...“, lächelte er seine Frau verliebt an. Ben schluckte. „Und was ist mit mir?“, fragte er vorsichtig. Semir lachte auf. Er wusste, wie Ben zu Pferden stand. „Keine Sorge, sicher gibt es ein Pony in deiner Größe.“, grinste er. „Sehr witzig.“ „Wir haben auch kleine Wagen...mit denen können sie ihren Freunden hinterher fahren, wenn sie wollen.“, meinte Alex. „Lassen sie mal...sollen die Beiden einen Tag auf dem Rücken dieser Vierbeiner verbringen. Aida und ich haben auch unseren Spaß.“, grinste Ben nur. Die Familie ging zu Gregor zurück. Nico und Mia waren schon vor der Ankunft von Semir und Andrea gegangen.


    Gregor hatte Layla auf seinen Arm und wiegte sie vorsichtig hin und her. Wie süß die Kleine doch war und so friedlich. Sie erinnerte ihn so sehr an Julia, wie sie klein war. Man, war das ein süßes Würmchen früher. Was sie wohl machte, fragte sich Gregor und wie aufs Stichwort klingelte das Telefon. „Jäger?“, meldete er sich flüsternd. „Hier auch...Hallo Opa...“, hörte er die Stimme von Julia durchs Telefon. „Hallo mein Schatz...wie geht es dir und den Zwillingen?“, wollte Gregor sofort von seiner Enkelin wissen. „Uns geht es gut...danke. Die Babys treten so langsam gegen meinen Bauch, ich glaube, sie wollen bald raus.“, lachte sie durch das Telefon. „Schön, dass zu hören...dann werde ich also endlich Uropa...“, lachte er und hielt dabei Layla mit einem Arm so fest er konnte, aber auch so, dass die Kleine nichts merkte. „Genau...sag mal, ist Ben in deiner Nähe? Er wollte doch zu dir fahren...“, kam es nur von der schwangeren Frau. „Nein, im Moment ist er noch...“ Doch dann drehte sich der Schlüssel im Schloss um. „Warte mal...ich glaube, da ist er...BEN...deine Schwester...“, rief er mit lauter Stimme durch das Haus, sah dann aber erschrocken auf Layla, doch wieder schien diese es nicht wahr zu nehmen. Sofort rannte Ben ins Wohnzimmer und nahm den Hörer seinem Opa aus der Hand. Dieser ging in den Flur und sofort kam Andrea auf ihn zu. „War sie ruhig und lieb?“, wollte sie wissen und nahm ihre Tochter an sich. „Ganz, ganz brav. Sie hat mich so an meine Enkelin erinnert.“, erklärte er und sah dann Semir an, der vollkommen zufrieden auf seine Tochter sah. „Na Junge, wie geht es dir?“, wollte der Brummbär wissen. „Danke...es war ein herrlicher Tag. Hab mich super erholt. Ähm Gregor...wir wollen heute zu Nico und Elena...könntest du...“ „Klar, pass ich auf die Kinder auf...“, lachte der Mann und griff damit Semir vor. Dieser sah erstaunt auf seinen Gastgeber und lächelte. „Danke.“ „Kein Thema.“

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  • Gegen acht Uhr kam Nico, brachte Mia und holte seine Freunde ab. „Wie geht es deiner Schwester?“, wollte Semir von Ben wissen, als sie durch das Dorf gingen. „Sehr gut...der Arzt meinte, es könnte nur noch ein paar Wochen dauern, bis die beiden ihre Mutter verlassen.“, lächelte Ben voller Stolz. „Und dann bist du Onkel...“, lachte Semir nur. „Oh ja...und das von Zwillingen. Ich hoffe, es werden Junge und Mädchen, ansonsten kann ich die doch nie auseinander halten.“, grinste er. „Wirst du etwa alt?“, grinste Nico nur. „Quatsch...ich doch nicht. Ich bin die Jugend in Person...“, lachte Ben nur und schlug sich wie ein Gorilla gegen seine aufgeblähte Brust. „Autsch...“, kam es dann leise von ihm. Alle lachten. „Ich hoffe, mein Hähnchen Cacciatora wird euch schmecken. Es ist ein altes Rezept meiner Mama.“, meinte Nico, als er die Tür aufschloss. „Wird es auch dein berühmtes Tiramisu geben?“, fragte Ben mit tropfendem Zahn. „Oder Elenas Schokoladenmousee?“, setzte Semir nach. Nico lachte. „Heute müsst ihr euch mit dem Schokoladenmousee meiner Frau zufrieden geben…. Wie geht es dir? Heute bist du lockerer als vor ein paar Tagen.“, lobte Nico Semir. „Danke…mir geht es viel besser…ich kann wieder lachen und…es ist schön…entspannend hier. Zum Schlafen nehme ich zwar noch die Tabletten, aber ich denke auch die werde ich bald an Ben weitergeben können. Schließlich wird er in wenigen Wochen Onkel…das ist fast genauso stressig wie Papa werden…“, grinste Semir. „Das sagt der, der bei jeder Geburt in sich zusammen fällt…“, lachte Ben laut. „Hey….das ist männlich….weißt du, wie das ist? Also...ich meine…das Blut...die Schreie deiner Frau und dann….wie es…“, erklärte Semir sachlich. „Semir…du hast es nie gesehen…weil du schon vorher umfällst.“, lächelte Andrea ihn an. „Das ist ne Vorsichtsmaßnahme….“, lachte Semir. Der Abend war sehr lustig und gegen Mitternacht fuhren die Drei zu Bens Opa zurück.


    Fritz sah gespannt auf den PC. Er hatte tatsächlich die Geschichte vom Reiter ohne Kopf gefunden. Gebannt las er die Geschichte. „Sabine...hör mal….ich habe die Geschichte gefunden. Im Rheinland waren die kopflosen Reiter häufig Wiedergänger, die nach dem Glauben der Menschen für eine bestimmte Sünde büßen mussten. Entweder waren sie Selbstmörder, deren Leichen bis ins 17 Jahrhundert vom Henker geköpft und an einem Kreuzweg oder einer anderen ungeweihten Stelle eingegraben wurden, wobei man sie oft mit einem langen Hagedornpfahl unter der Erde festnagelte. Die andere Gruppe waren Grenzsteinversetzer, die sich am Ackerland ihrer Nachbarn bereichert hatten. Bei einem uralten, wenn auch nur selten vollzogenen Hinrichtungszerremoniell durfte der Geschädigte den Betrüger bis zum Hals an der Stelle, an der sich der Grenzstein ursprünglich befunden hatte, eingraben und den Pflug so oft über den Übeltäter lenken, bis von dessen Kopf nichts mehr übrig blieb. Nach seinem Tod musste der Kopflose nach Ansicht der Menschen in der Nacht umgehen, wobei der den Lebenden nicht mehr primär Schaden zufügte, sondern sie durch seine erschreckende Erscheinung davon abhielt, ebenfalls eine Todsünde zu begehen….", meinte er nur.

  • "Und hier…. Da der kopflose Reiter in seiner westdeutschen Ausprägung in erster Linie ein Büßer war, konnte er erlöst werden. Oft reichte ein Gebet oder ein Gruß in dem Gott oder Christus genannt wurde. Dann verwandelte sich der meist in schwarzer Kleidung umgehende Kopflose, zeigte sich in einem weißen Leichentuch und bedankte sich bei dem Lebenden. Doch durfte dieser keinesfalls die Hand des Wiedergängers ergreifen, sondern ihm allenfalls einen Stock hinhalten. Dieser wurde durch die Berührung des Toten morsch, was bedeutete, dass der Lebende, der den Toten berührte, trotz seiner Erlösungstat hätte sterben müssen…“, endete Fritz und sah seine Frau an. „Nun ja…also müsstest du in der Vollmondnacht mit Zeugen in den Wald gehen….wenn er auftaucht „Gott zum Gruße“ sagen und ihm einen Stock hinhalten? Ist ziemlich komisch oder? Ich meine…du glaubst doch nicht was dort steht. Das sind alles Hirngespinste…“, entgegnete Sabine ihn.


    Georg wachte gegen acht am nächsten Morgen auf. Heute musste er seine Show abziehen. Doch wie sollte er seinen Vater überzeugen in den Wald zu gehen. Noch dazu um Mitternacht. Sein Vater behauptet immer, dass er keine Angst hatte von dem kopflosen Reiter. Was, wenn Fritz es machte und aufgrund dessen zum neuen Bürgermeister gewählt wird? Dann war Schluss mit dem schönen Leben. Schluss mit allen Annehmlichkeiten, die er als Sohn des Bürgermeisters genoss und auskostete. Nein…sein Vater musste mitgehen. „Morgen Georg…“, murmelte sein Vater. „Hallo Papa...sag mal...wollen wir heute Nacht nicht mit dem alten Förster auf die Jagd gehen? Ich hab gehört, dass Vollmondnächte immer sehr erfolgreich waren, wenn es um die Jagd ging. Du könntest ein Reh schießen oder eine Wildsau…“, schlug er vor. Hans dachte nach. „So ohne Flocke? Ich weiß nicht….aber ….ich werde es mir überlegen….“, versprach er. Georg nickte nur. Für ihn war es enorm wichtig, dass er Fritz daran hinderte, in den Wald zu gehen, aber wie sollte er das schaffen? Dieser Mann war von der Legende genau so fasziniert, wie er. Wie sollte er das nur schaffen? „Papa...es würde doch sicherlich Eindruck auf die Wähler machen, wenn du etwas gegen diesen Geist tust. Ich meine, wer weiß, was da noch alles passiert.“ Hans sah seinen Sohn an. „Was soll ich denn tun? Außer Rolf hat ihn doch noch nie einer gesehen.“, erklärte der Mann. „Fritz war vorhin hier und wollte sich dein Legendenbuch ausleihen. Ich glaube, er will den Geist befreien und so die Wähler beeindrucken.“, erklärte Georg. Jetzt schien Hans Kampfgeist erwacht zu sein. „Was? Dem werde ich es zeigen...“, knurrte er.


    ...

  • Semir und Ben rieben sich die Bäuche, als sie mit dem Essen fertig waren. „Boah...man war das lecker...“, stöhnte Semir nur und lehnte sich nach hinten. Ben schleckte den letzten Rest vom Schokoladenmousee aus der kleinen Schüssel. „Hey, lass das Geschirr ganz, Ben. Da ist nichts mehr drin.“, lachte Nico nur und stellte seinen Freunden jeweils ein Glas mit selbstgebranntem Grappa vor die Nase. „Nico, das Essen war ausgezeichnet. Wo hast du so gut kochen gelernt?“, wollte Andrea wissen, sie sich nicht so hatte gehen lassen, wie die Jungs. „Meine Mutter hat es mir beigebracht. Sie war eine große, leidenschaftliche Köchin.“, erklärte er mit Freude und nahm dann das Glas in die Hand. „Also, auf unsere Freundschaft...“ „Auf die Freundschaft...“, riefen alle im Chor und leerten ihre Gläser. Elena zog ihren Mann dicht an sich und küsste ihn. „Ich liebe dich...“, hauchte sie. „Ja, ich dich auch...“, erwiderte er und sah sie mit verliebten Augen an. Andrea nahm ihren Mann in die Arme und machte es den Beiden nach. Nur Ben saß alleine da und sah den Pärchen nur zu. „Hey Leute...das wird ja langsam...ne...“, meinte er keck und klopfte ein paar Mal auf den Tisch herum, bis sich alle vier wieder ihm widmeten. Nico grinste nur. „Wärst du nicht so ein Beziehungsmuffel, dann könntest du das auch machen.“, stichelte er. „Was heißt denn hier Beziehungsmuffel?“, knurrte Ben nur und genehmigte sich noch einen Grappa. „Ja, Ben hat es schon nicht leicht mit den Frauen...“, kam es nur von Semir. Ben rollte nur mit den Augen. „Na kommt...genießen wir den Abend unterm Sternenhimmel.“, meinte Elena und führte die Gäste zu der kleinen Feuerstelle im Garten, neben den großen Teich.


    „Ihr habt ein wirklich schönes Grundstück...“, meinte Andrea, als sie sich umsah und die ganzen Blumen betrachtete. „Ja, wirklich ein schöner, ruhiger Flecken Erde.“, fügte Semir hinzu und sah in das knisternde, rasselnde Feuer hinein. Ihm wurde erst jetzt bewusst, was er in den letzten Tagen und Wochen alles verpasst hatte, wen er mit seiner Lethargie angegriffen und wem Angst gemacht hatte. Ben bemerkte dies und stieß ihn vorsichtig mit dem Fuß an. „Denk nicht so viel nach, Semir...alles kommt wieder ins Lot.“, meinte sein Freund mit flüsternder Stimme. Der Deutschtürke nickte nur und sah dann auf, als Nico zurückkam. „Ben, ich hoffe, du kannst das noch...“, grinste er und hielt eine Gitarre in der Hand. Bens Augen strahlten, als er das gute Zupfinstrument sah. „Wow...okay, was wollen wir spielen?“, fragte er, als er sah, dass Nico seine Gitarre auch dabei hatte. „Schlag was vor...ich bin ganz Ohr.“, meinte Nico nur und stimmte sein Instrument. Auch Ben drehte an den kleinen Schrauben am Kopf und überlegte inzwischen, was man spielen könnte. Dann fing er an etwas auf den Saiten zu zupfen. Nico erkannte das Stück und stieg mit vollem Einsatz ein. Die Töne der beiden ließen jeden Zuhörer alles vergessen, was er je schlechtes erlebt hatte. Semir schmiegte sich an seine Frau und lauschte den Klängen des Instrumentes. „Ich liebe dich...und danke dir, für all deine Geduld mit mir...“, hauchte er und küsste sie innig. Andrea erwiderte die Zärtlichkeiten und nachdem Ben und Nico eine weitere Zugabe gegeben hatten und das Feuer langsam seinem Ende entgegenprasselte, endete der Abend mit dem nächtlichen Spaziergang durchs Dorf. Nico ging mit einer Fackel voran und leuchtete seinen Freunden den Weg. „Weißt du, ich gehe doch mit auf die nächtliche Pirsch.“, meinte Semir dann zu seiner Frau. „Wer weiß, so eine Gelegenheit kommt vielleicht nicht so schnell wieder und ich denke, ich bin schon ganz fit.“, meinte er. Andrea nickte nur und nach wenigen Minuten lagen alle erschöpft, aber sichtlich entspannt im Bett und schliefen.


    „So….damit alles klar ist...wir bleiben zusammen. Niemand macht sich selbstständig. Der Wald ist in der Nacht gefährlicher als am Tag. Und damit meine ich nicht den kopflosen Reiter!“, ermahnte Gregor die Gruppe, die sich langsam einfand. Die Leute lachten leise. „Kopfloser Reiter?“, wollte Semir wissen, der eben aus dem Haus kam. „Eine Legende hier in der Gegend. Angeblich soll ein Reiter ohne Kopf den Wald unsicher machen. Aber vor dem braucht man keine Angst haben…eher vor den Wildsäuen und ihren Frischlingen, die nämlich dann von den Keilern beschützt werden. Wenn ein Keiler euch angreift…dann bleibt nicht viel übrig von euch. Rennt…sag ich euch…und klettert auf einen Baum, wenn ihr es schafft.“, riet Gregor und lief los. „Ben, Semir...ihr macht das Schlusslicht und sorgt dafür, dass niemand zurück bleibt! Und passt mir auf den Bürgermeister und seinen eventuellen Nachfolger auf.“, lachte Gregor und begrüßte Hans und Fritz persönlich. „Sabine…du wirst immer schöner…“, lächelte er der Frau von Fritz entgegen. „Danke und du bist der gleiche Charmeur wie vor zehn Jahren…“, konterte sie. Der Zug ging los. Langsam geführt von Sina der treuen Hündin wurden die Leute in den Wald geführt. An einer Lichtung hielt Gregor die Gruppe an. „Ich werde mir mal vom Hochsitz aus die Lage ansehen….bleibt bitte alle zusammen!“, bat er erneut und erklomm die Leiter nach oben. Sina fing an zu bellen und rannte los. „SINA!!! KOMMST DU WOHL!!“, rief Gregor zurück. Doch er wollte nun auch nicht runter kommen. „Semir!! Kannst du sie mal zurückholen?“, bat er von oben.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah Ben an. „Traust du dir das zu, oder soll ich lieber?“ wollte Ben wissen. Semir rieb sich nervös die Hände. Er wollte nicht als Angsthase vor Ben erscheinen, auch wenn er im Augenblick große Angst hatte. „Ich mach das schon… ich schaffe das…ich muss nur den Hund holen...mehr nicht…“, lächelte er nervös. Ben nickte. „Also gut…aber wenn du in fünf Minuten nicht wieder hier bist, dann komme ich dich holen…“, ermahnte Ben ihn. Semir nickte und ging los. „Sina….hey…wo steckst du denn…?“, wollte er wissen und rief leise nach dem Hund. Er hörte es rascheln und zuckte zusammen. „Sina? Bist du das…?“, fragte er. Ein leises Knurren war die Antwort. „Na gut…komm zu mir...sonst schnappt dich noch eins der Schweine….komm zu mir….komm…“, lockte er den Hund. Tatsächlich kam Sina zu ihn. „Hey…brav….sehr brav…“, lobte er das Tier und atmete tief ein. Er hielt Sina am Halsband und wollte sich gerade wieder abwenden, als sein Blick auf eine kleine Reflexion, die er vernahm, fiel. Nicht weit von ihm, sah er eine Frau durch den Wald rennen. Sie sah panisch aus. „Gerkhan…Kripo Autobahn…kann ich Ihnen helfen?“, bot er sich an. Die Frau reagierte nicht. Sie rannte weiter. Und dann sah Semir den Grund. Ein Reiter….ohne Kopf. „Kommen Sie her!! Machen Sie schon…kommen Sie!!“, schrie Semir und wollte der Frau entgegenrennen, als der Reiter das Schwert erhob und zuschlug. Die Frau ging ohne Kopf zu Boden. Der Reiter drehte um und verschwand. „Gott…verdammt…!“, stieß Semir aus und rannte in die Richtung, wo die Gruppe gewesen sein musste. „SINA!!!“, hörte er laut rufen. „Wo ist Herrchen…schnell Sina...wir müssen Hilfe holen...schnell!“, sagte er zum Hund und rannte in die Richtung. „Semir…da bist du ja endlich!“, stieß Ben aus, als er wieder vor ihm stand. „Ben…schnell…da hinten..da ist ein Mord….ein Reiter…ohne Kopf…hat…hat…einer Frau…den Kopf ….abgeschlagen…ich...ich hab….ich hab es gesehen.“, stieß Semir etwas atemlos aus. „Bitte was?“, harkte Ben ungläubig nach. „Ich hab…einen Mord…gesehen…Ben...wir müssen die Kollegen informieren…wir…müssen…schnell…“, stieß Semir aus.


    Ben sah Semir skeptisch an. „Du glaubst mir doch...?“, harkte Semir nach. „Semir….ich weiß, dass es der Legende nach einen Reiter ohne Kopf geben soll, der hier herum spukt, aber….ich meine….warum sollte er….“, versuchte Ben ihn zu beruhigen. „Ich hab es gesehen…sie hatte Angst…aber….sie hat nicht reagiert…ich glaube, sie hat mich nicht gesehen…vielleicht hat er mich aber gesehen. Wir müssen die Kollegen informieren…“, bettelte Semir regelrecht. Fritz Reuther stellte sich zu den Beiden. „Sie sind ja ganz schön durch den Wind…“, murmelte er. Semir sah ihn giftig an. „Ich bin nicht verrückt, falls sie das meinen.“, knurrte er und blickte dann zurück zu Ben. „Bitte Ben...du glaubst mir doch?“ „Natürlich Semir und wenn da wirklich eine Frau ist, dann werden wir sie finden.“, meinte er und ging mit seinem Freund los.

  • Fritz und Hans folgten den Beiden, ebenso Gregor mit Sina. Sie kamen schnell an die Stelle, wo Semir den Reiter gesehen hatte. „Hier...hier war es...sie müsste hier irgendwo liegen...“, stieß Semir aus und deutete immer wieder auf die Stelle. Alle sahen sich um und suchten auch die nähere Umgebung ab, doch nichts war zu sehen. Weder Kopf noch Körper waren aufzufinden. „Semir, hier ist nichts...“, kam es nur von Gregor. „Aber ich habe mich doch nicht geirrt. Es war hier und der Reiter hat der Frau den Kopf abgeschlagen.“, stieß der Deutschtürke aus. Ben sah, wie sich sein Freund in die Sache hineinsteigerte. Doch er wollte nicht an Semirs Worten zweifeln. „Vielleicht war hier was...der Reiter kann zurückgekommen sein und die Leiche und den Kopf mitgenommen haben.“, meinte er. „Bitte Ben...“, knurrte Gregor und leuchtete mit der Taschenlampe auf das Gras und die Bäume. „Hier ist nichts...wenn er der Frau den Kopf abgeschlagen hat, dann müsste hier Blut sein, aber hier ist nichts...gar nichts.“ „Also...ich...“, kam es nur von Semir. „Vielleicht sollten wir nach Hause gehen.“, dachte Ben laut. „Geht ihr...wir bleiben...schließlich sind wir zum Jagen hier.“, meinte Gregor. Ben nickte und ging mit Semir zum Haus zurück.


    „Ben, ich habe mir das wirklich nicht eingebildet. Das musst du mir glauben.“, ging es weiter, als sie im Zimmer waren. „Hey Semir...ich glaube dir, nur leider bin ich damit der Einzige.“, erklärte er und legte sich in sein Bett. „Aber ich habe den Typen gesehen...“, kam es wieder von Semir. Jetzt reichte es Ben. Er fuhr auf, ging zu seiner Schublade und holte Block und Bleistift hervor. „Okay Semir, dann beschreib ihn mir mal und ich zeichne ihn nach.“, erklärte Ben, setzte sich ans Fußende und hielt den Stift schreibbereit. Skeptisch wurde Ben von seinem Partner beäugt. „Na los, ich warte...“, kam es nur von dem müden, jungen Hauptkommissar. „Also schön...er hatte keinen Kopf...seine Jacke war grün mit einer weißen roten Brustseite. Die Jacke war schon zerrissen und ebenso die grauweiße Hose. Schwarze Reitstiefel...und ein grün leuchtendes Schwert...“, zählte Semir auf und Ben schrieb und malte nach seinen Angaben. Dann drehte er den Block um und zeigte ihm das Bild. Semir erkannte es. Es war der Reiter aus Gregors Legendenbuch. „Das...das ist der Geist...“, stieß er aus. „Semir, es war bestimmt nur ein alberner Streich, den sie uns spielen wollten. Ich meine, die gehen mit Stadtmenschen auf die Jagd. Was würdest du da machen?“, fragte Ben nur. Semir überlegte einen Moment. „Vielleicht...vielleicht hast du Recht...“, meinte er und nahm dann seine Tablette, schluckte sie mit Wasser hinunter und legte sich schlafen. Der junge Hauptkommissar klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter und legte sich dann selbst schlafen. Doch diese Sache sollte Semir nicht so schnell in Ruhe lassen.


    ...

  • „Kikeriki...“, schrie der Hahn vom Dach der Scheune über den ganzen Hof. „Ich bring dieses Vieh um.“, knurrte Ben nur und drehte sich um, zog die Decke über den Kopf. Doch dann...Moment, war Semirs Bett leer? Er blickte auf die Schlafstelle neben sich. Tatsächlich...Semir war schon aufgestanden. „Semir?“, rief er ins Bad, doch keine Antwort. Auch, als Ben das ganze Haus abgesucht hatte, fand er keine Spur von seinem Freund. Er wird doch nicht, dachte er und zog sich schnellstens an. Sina lag schnaufend in ihrem Körbchen unterhalb der Treppe, doch als sie die Schritte von Ben hörte, hob sie den Kopf und kam mit wedelnder Rute auf ihn zu. „Hey Maus...hilfst du mir mal...Semir ist im Wald...und falls uns ein Wildschwein begegnet, brauche ich dich.“, meinte er zu der Hundedame, nahm die Leine von der Wand und legte sie ihr an. Dann öffnete er die Tür und ging mit Sina hinaus. Es dauerte nicht lange, bis er an der Stelle war, wo sie gestern Nacht waren und wirklich...Semir kauerte am Boden und drehte förmlich jedes Blatt um, in der Hoffnung, etwas zu finden. „Semir …. Was tust du da?“, fragte er leise. Semir sah ihn an. „Ich weiß, das hier etwas sein muss….hier ist es passiert...es muss Blut hier sein…es muss einfach...ich bin nicht verrückt!“, kam verzweifelt von ihm. „Semir….Semir…hör auf damit…hier ist nichts. Es hat hier nichts stattgefunden….bitte steh auf.“ Ben zog seinen Freund hoch. „Nein..hier muss was sein...hier muss was sein!!“, schrie Semir verzweifelt. Er riss sich los und suchte weiter im Gebüsch.


    Georg wachte ebenfalls auf. Er war zufrieden. Das, was gestern im Wald abgelaufen war, war besser als alles, was er bisher mit seiner Vorführung erreicht hatte. Einfach nur genial. Der Typ ist völlig ausgerastet. Einfach nur klasse… Niemand wird dem Kerl glauben….und alle würden denken die Legende hat wieder zugeschlagen. „Georg…bist du wach?“, hörte er seinen Vater rufen. „Ja…komm rein…“, gab er zurück. Er ließ seine Stimme etwas verschlafen klingen. Sein Vater öffnete die Tür. „Hast du das gestern eigentlich mitbekommen…. Der arme Kerl kann einem Leid tun…“, gab sein Vater von sich. „Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich witzig. Der glaubt wirklich den Reiter ohne Kopf gesehen zu haben. Ob er was getrunken hatte, bevor es auf die Jagd ging?“, mutmaßte Georg. „Georg….ich stand direkt vor dem Mann. Da war nichts mit Alkohol. Gregor sagte mir kurz darauf, dass er wohl Tabletten nimmt, zur Beruhigung…na die hatte er gestern sicher nötig. Es war schlimm genug….“, meinte sein Vater nun. „Ja schlimm…warum tust du nichts dagegen? Wenn es wirklich so ist, dass der Typ den kopflosen Reiter gesehen hat, müsste es doch eine Spur der angeblich geköpften Frau geben oder?“, harkte Georg nach. Sein Vater sah ihn an. „Du hast Recht….es müssen Spuren da sein. Ich werde mit Paul, dem alten Dorfscheriff mal nachsehen. Willst du mitkommen?“, wollte Hans wissen. „Nein...ich muss noch was für meine Klausur lernen. Die Semesterferien sind ja bald um….noch zwei Monate und ich muss wirklich lernen. Heute ist ein schönes Wetter um das draußen zu machen. Geh du nur….mit Paul…“, meinte Georg.


    Fritz sah seine Frau nachdenklich an, als sie am Tisch saßen. „Was war das grausam. Der arme Kerl….er ist völlig durchgedreht. Da war nichts…aber er behauptet eine Frau sei vor seinen Augen geköpft worden.“, tadelte der Bürgermeisterkandidat Semir, den er nicht kannte. Sabine zog die Schultern hoch. „Er denkt es wäre so….irgendwie schien er wirklich zu glauben diese Legende gesehen zu haben. Ich stelle es mir schrecklich vor, solche Halluzinationen zu haben. Niemand glaubt einem…aber ich selbst wüsste es war so…zumindest denke ich das. Nur was geht es uns an…“, kam etwas gelangweilt von Sabine. „Ich weiß nicht….der Mann machte mir nicht den Eindruck als sei er verwirrt. Vielleicht hat er wirklich was gesehen. Ich werde gleich zu Paul dem Dorfsheriff fahren und mit ihm mal die Gegend durchsuchen. Vielleicht finden wir wirklich etwas. Außerdem kann es für meine Kandidatur doch sehr wichtig sein. Immerhin tu ich etwas gegen diese Legende. Auch wenn ich nicht an sie glaube…“, lächelte Fritz. „Gut…mach das. Kommt sicher gut an, wenn der zukünftige Bürgermeister sich um Hirngespenste kümmert.“, bestätigte Sabine. „Was machst du?“, wollte Fritz wissen. „Ich werde etwas shoppen gehen. Könnte mal wieder was gebrauchen…“, lächelte sie und hielt die Hand auf. Fritz lachte leise. „Aber kauf etwas, von dem ich auch was habe.“, lachte er sie an. Sabine küsste ihn und nickte. „Ganz sicher….“, versprach sie.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir wühlte immer noch. Ben stand hilflos daneben. Er wusste nicht, was er tun sollte. In seiner Verzweiflung rief er seinen Opa an, der schnell zur Stelle war. „Semir…komm schon…lass gut sein. Du wirst hier nichts finden…“, redete Gregor auf ihn ein. „Aber … ich hab es doch gesehen..mit meinen eigenen Augen...ich hab es gesehen.“, kam verzweifelt von Semir. „Ich weiß… du hast ihn gesehen. Warum redest du nicht mit Martin darüber….?“, schlug Gregor vor und zog Semir mit sanfter Gewalt von der Stelle weg. „Ihr glaubt mir nicht...“, zischte Semir ängstlich und sah die beiden Jägers an. „Semir, du hast selbst gesagt, es ist eine Legende gewesen, die du gesehen hast. Bitte, rede mit Martin...“, flehte Ben regelrecht und war zu Semir hinunter gekommen. Dieser blickte seinen Partner nur an und nickte dann. „Okay, ich rede mit ihm.“, kam es dann leise von Semir. „Gut, komm...Andrea und die Kinder warten mit dem Frühstück.“, erklärte Ben und klopfte seinem Freund auf die Schultern. „Ich habe ihn gesehen Ben...er war wirklich da...“, erklärte Semir nur und sah seinen Freund an. „Ich weiß Semir...“, erklärte Ben nur und alle gingen zurück. Gregor stapfte hinter den beiden her und sah nur mit Sorge auf den Deutschtürken. War es wirklich schon soweit mit ihm?


    Hans und Paul gingen durch den Wald und kamen bald zu der Stelle, wo der Mann den Kopflosen Reiter gesehen hatte. „Hans, ich weiß, du bist der Bürgermeister, aber ich habe auch noch besseres zu tun, als hinter Geistern herzujagen.“, maulte der Polizist, als er mit einer UV-Lampe das Gras und die Rinde des Baumes ableuchtete. „Ach ja? Etwa die vielen, vielen Autosünder zu jagen, die es ja so unzählig bei uns gibt...“, knurrte der Mann mit Verachtung in der Stimme. „Ich weiß zwar nicht, was du hier zu finden glaubst, aber hier ist jedenfalls nichts...“, meinte der Beamte und sah dann auf Hans, als dieser auf den Boden sah. „Es muss doch eine Erklärung dafür geben.“, kam es nachdenklich vom Bürgermeister. „Ich hätte da eine...ihr jagt einem Hirngespinst nach. Soviel ist schon mal sicher...Man überleg doch mal...du willst wiedergewählt werden und bist auf so eine alte Legende reingefallen.“, knurrte der Polizist. „Du bist nicht von hier...du kannst das gar nicht verstehen.“, fauchte Hans und drehte sich um, als er ein Geräusch vernahm. „Oh, ich scheine gerade richtig zu kommen.“, lächelte Fritz nur. „Was wird das denn? Seid ihr jetzt alle wahnsinnig geworden?“, fauchte Paul nur, als er sah, dass auch Fritz eine UV-Lampe bei sich hatte. „Paul, es kann durchaus sein, dass uns dieser Reiter noch sehr arge Schwierigkeiten bereitet. Ich will dafür sorgen, dass es aufhört.“, erklärte der Herausforderer. „Was? Du?“, stieß Hans nur aus und sah seinen Gegner verächtlich an. „Ja, ich...das Dorf braucht Veränderungen und nur ich kann ihm das bieten.“, fing Fritz an.

  • Ben, Semir und Gregor kamen wieder auf den Hof an, ließen sich am Frühstückstisch nieder und nahmen gemeinsam mit Andrea und den Kleinen das Frühstück ein, schweigend. Die Frau blickte abwechselnd zwischen Ben und Semir hin und her. Dann lehnte sie sich zu Gregor rüber. „Ist mit den Beiden alles in Ordnung?“, wollte sie wissen. Semir hatte ihr noch nichts von seinem nächtlichen Erlebnis erzählt. „Semir hat heute Nacht etwas gesehen, was sich die Leute hier in der Gegend als Gespenstergeschichte erzählen und...“, fing Gregor an. „Es war kein Gespenst. Der Mann hat der Frau im vollen Galopp den Kopf von den Schultern gehauen. Ich habe es gesehen.“, schrie Semir auf einmal und war aufgesprungen. „Hör auf, in meinem Haus zu schreien...“, fauchte Gregor zurück und stand ebenfalls. Mit seiner einnehmenden Größe und den breiten Schultern wirkte er doch einschüchternd auf Semir, der sich sofort wieder in den Stuhl fallen ließ. „Jedenfalls behauptet dein Mann, es wäre echt gewesen...“, erklärte er, wieder mit ruhiger Stimme. „Vielleicht solltest du mit Dr. Friedlich sprechen.“, meinte Andrea besorgt zu ihrem Mann. „Wir haben den Doc schon angerufen. Er müsste jede Minute kommen.“, erklärte Ben und ehe das letzte Wort seinen Mund verlassen hatte, klingelte es auch schon an der Tür. „Ich geh hin.“, erklärte Ben und stand auf. Nur wenige Minuten später standen Martin Friedlich und er im Türrahmen. „Semir…hallo…“, begrüßte der Arzt seinen Patienten. „Doc…egal, was Ben Ihnen erzählt hat...ich weiß, was ich gesehen habe!“, stieß Semir aus. Martin wechselte mit Ben einen Blick. „So ist er seit der Sichtung…“, erklärte er.


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