Verletztes Vertrauen

  • Kurz darauf waren alle Drei im Büro der Chefin versammelt. Ben war noch sehr aufgewühlt, das konnte man im ansehen. “Herr Jäger, fühlen Sie sich in der Lage an dieser Besprechung teilzunehmen?” frage deshalb Frau Krüger. Ben nickte nur ohne ein Wort zu sagen. Die Erkenntnisse der letzten Minuten und das weitere Vorgehen wurde besprochen. Denn obwohl Melanie Mahler noch in Haft war wussten alle wie gefährlich sie sein konnte. Und das nicht einmal Zellengitter jemanden daran hindern seinen Willen auszuführen hatte ja Semir auch schon bei Kalvus gemerkt. Und da sowohl Nina als auch Ben damals in den Fall involviert waren, mussten sie davon ausgehen, dass es eventuell auch gegen Ben gehen könnte. So beschloss Kim Krüger, das Nina und Ben zusammen mit Dieter erst einmal doch in einer Schutzwohnung untergebracht werden. Nina protestierte lautstark und temperamentvoll dagegen, doch musste sie einsehen, dass es am sichersten war. Ben nahm alles wortlos hin.


    Abends blieb Semir noch länger im Büro, nachdem sich Ben, Nina und Dieter verabschiedet hatten. Semir hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Irgend etwas war faul und er schwor sich herauszufinden was. Er arbeitete die ganze Nacht. Er nahm sich jede einzelne Akte noch mal vor. Auch die von Nina. Bis er eine unheilvolle Entdeckung machte. Plötzlich fügte sich für ihn alles zusammen. Endlich hatte er eine Spur! Doch diese gefiel ihm ganz und gar nicht…


    In einer Wohnung in Köln dagegen stand Ben am Küchentresen mit einem Glas Wasser in der Hand. Es war schon weit nach Mitternacht. Doch die Gedanken kreisten so schnell, dass es ihn umher trieb, denn er fand keinen Schlaf. Wie sollte er mit der ganzen Sache umgehen? Wie sollte er das jemals alles bewältigen? Ein Geräusch von der Tür schreckte ihn auf. “Du kannst auch nicht schlafen, was?” flüsterte Nina leise. Sie stand im Türrahmen und war nur mit einer Short und einem T-Shirt bekleidet. Ben bewunderte ihre unglaubliche Figur. Selbst im sanften Schimmer der Dunkelheit war sie wunderschön. “Möchtest du auch ein Glas Wasser?” fragte Ben. “Ich mach uns einen Tee. Das beruhigt” gab sie zur Antwort. Beide saßen nun auf dem Sofa und tranken eine Tasse zusammen. Nina blickte Ben tief in seine braunen Augen. “Erzähl es mir” sagte sie. Ben wusste genau wovon sie sprach. Erst zögerte er. Doch dann ließ er den Worten freien Lauf und erzählte Nina von seinem Erlebnis mit Wolf Mahler. Was er ihm angetan hatte. Ben hatte es damals verweigert, zu einem Psychologen zu gehen. Doch mit jedem Wort merkte er, dass es leichter wurde. Das es gut war darüber zu reden. Und besonders bei Nina fühlte er sich sehr geborgen. Auch hatte er irgendwie keine Hemmungen seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Nina sagte nicht viel. Ab und zu strich sie ihm sanft über den Unterarm oder gab ein leises “Ich verstehe” von sich. Sie hörte geduldig zu. Und Ben redete so lange, bis er dann schließlich weinend in ihren Armen erschöpft einschlief.

  • Am nächsten Morgen kamen Ben, Nina und auch Dieter gemeinsam in der PAST an. Dieter hatte in der Nacht sehr tief geschlafen. So hatte er von Bens und Ninas Gesprächen nichts mitbekommen. Doch Ben fühlte sich erleichtert und irgendwie gestärkt. Es hatte ihm gut getan mit jemand “Fremden” darüber zu reden, obwohl ihm Nina nun nicht mehr fremd war. Als er heute morgen erwachte, lag er ihn ihren Armen. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie er eingeschlafen war, aber anscheinend war er doch noch sehr erschöpft von den letzten Ereignissen. Auf der Fahrt hierher hatte er immer wieder verlegen in den Rückspiegel geblickt, nur um sie auf der Rückbank betrachten zu können. Sie hat ihm mehrere Male zugelächelt. Er liebte ihr lächeln. Denn noch ahnte er nicht, was jetzt geschah…


    Semir kam gerade aus dem Büro der Chefin. “Nina, sofort mit in mein Büro!” Semirs Stimme klang nicht gerade freundlich. Also kam sie seiner Anweisung gleich nach. Ben folgte ihr ebenso. Er nahm auf seiner Seite des Schreibtisches platz, nichtsahnend, was jetzt auf ihn einstürmen würde. Denn Semir hatte ihn nicht eingeweiht. Doch Semir hatte sich vorgenommen, Nina gleich mit den Ergebnissen seiner Recherchen letzte Nacht zu konfrontieren. So begann er mit verschränkten Armen Nina böse anzublicken. “Möchtest du mir vielleicht irgend etwas sagen?” funkelte er sie an. “Nicht das ich es wüsste” sagte Nina nichtsahnend. “Bist du dir da ganz sicher?” frage Semir noch einmal, wobei er bedrohlich nahe an sie herantrat. “Sag mal, um was geht es hier eigentlich? Worauf willst du hinaus?” Nina wurde es langsam zu bunt.


    “Ich habe letzte Nacht lange recherchiert und bin da auf einige interessante Dinge gestoßen. Sag mal Fräulein, hältst du mich eigentlich für blöd? Meinst du ich würde nicht dahinter kommen?” Semirs Stimme wurde immer lauter. Jetzt kam sein türkisches Temperament wieder durch. “Ich weiß nicht wovon du sprichst” gab Nina genauso laut zurück. “Dann werde ich deinem Gedächtnis mal ein wenig auf die Sprünge helfen!” Semir knalle eine aufgeschlagene Akte mit Papieren vor Nina auf den Tisch. Nina sah sofort, dass es sich um ihren Fall handelte. Denn es waren Fotos von dem Unfall darunter. Ebenso Fotos aus ihrer Wohnung, die die Spurensicherung gemacht hatte, nachdem sie beide angegriffen worden waren. Und ganz oben auf lagen Kontoausdrucke. Nina nahm sie in die Hand. Es war ihr Konto. Sie überflog den Auszug mit den Augen und blieb bei einem Posten hängen.

  • “Und, was hast du dazu zu sagen?” herrschte Semir sie mit immer noch lauter Stimme an. “Ich verstehe nicht…” begann Nina, doch sie fand keine Worte. “Semir, was soll das ganze?” mischte sich nun auch Ben in die Unterhaltung ein. “Was das soll? Ich erkläre dir mal was das soll”. Semir begann im Büro hin und her zu laufen während er Nina immer noch böse anfunkelte und nicht aus den Augen ließ. “Ich habe gestern die ganze Nacht gearbeitet, weil mir das keine Ruhe ließ. Ich habe mir deine Akten noch mal durchgesehen. Durch Zufall habe ich auch deine aktuellen Konten durchforscht und bin auf eine nicht unerhebliche Summe gestoßen. Dir wurden zwei Stunden nach dem Überfall auf euch 10.000 Euro überwiesen. Der Absender ist unbekannt. Und jetzt sieh doch mal, was im Überweisungstext steht?” Er sah Nina herausfordernd an. Nina las ganz leise: “Den Rest gibt’s erst wenn der Jäger erledigt ist”.


    Nina sah Ben an. Das entsetzten war ihm ins Gesicht geschrieben. Nina begann den Kopf zu schütteln und wandte sich wieder an Semir. “Nein, das muss ein Irrtum sein”. “Ich sag dir jetzt mal, wie die Sache aussieht. Der Anschlag auf dich war nur ein Fake. Du wolltest Ben in eine Falle locken. Wieso wolltest du unbedingt in deine Wohnung zurück? Der Kerl wusste genau, wo und wann ihr zu finden wart. Ben sagte, der Mann hätte dir zugelächelt, bevor er in niedergeschlagen hat. Du kennst ihn doch, oder? Machst du mit ihm Geschäfte?”
    “Was? NEIN… ich…”. Doch schon wurde sie wieder von Semir unterbrochen. “Für mich ergibt das alles ein eindeutiges Bild. Geld verändert Leute”. Nina konnte es nicht glauben, dass sie nun verdächtigt wurde und versucht sich zu erklären. Doch Semir war so in rage, dass es für ihn gar keinen andern Schluss gab.

  • Voller Verwunderung sah sie in Semirs Gesicht. “Du glaubst mir nicht?” fragte sie ganz perplex. “Die Beweise sprechen alle Gegen dich." In Ninas Gesicht spiegelte sich immer mehr Zorn wieder. “Die Beweise? Semir, ich bin’s, Nina. Du kennst mich. Über Jahr. Wahrscheinlich besser als jeder andere hier. Und gerade DU glaubst mir nicht? Du denkst wirklich ich hätte Ben mit Absicht in Gefahr gebracht? Ich hätte zugelassen, dass er verletzt wird, dass er vielleicht so gar stirbt? Und hätte sogar Geld dafür genommen? Semir, wie kannst du das nur denken?". Ihre Stimme überschlug sich immer mehr. Sie war so aus der Fassung, dass er den Gedanken auch nur in Erwägung zog, das sie etwas mit dem ganzen zu tun haben könnte. Ben beobachtete die Situation und war von Semirs Reaktion auch etwas verwundert. Immerhin hatte er Nina schon gut kennen gelernt. Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht nach ihren Gesprächen letzte Nacht. Das wollte er sich einfach nicht vorstellen. Konnte Sie wirklich dahinter stecken? Aber wenn Semir ihr schon nicht glaubte war vielleicht etwas dran. Schließlich ist sein Gespür bisher immer richtig gewesen. Und die Beweise waren wirklich eindeutig, dass musste er zugeben.
    Ben ergriff nun das Wort und versuchte die Situation ein wenig zu entschärfen: “Nina, bitte, setz dich doch, dann können wir in Ruhe darüber reden". Er wollte ihr Handgelenk ergreifen, um sie auf den freien Stuhl zu manövrieren, doch sie zog sofort die Hand zurück und sah ihn ebenfalls voller Zorn an. “Ich werde euch beweisen, das ich nichts damit zu tun habe” schrie sie und wandte sich zur Tür. “Nina, warte! Es nützt doch nichts jetzt zu überstürzen” rief Ben ihr hinterher, doch sie hörte es schon nicht mehr, weil sie sich ihre Jacke geschnappt hatte und mit schnellem Schritt bereits aus dem Ausgang der PAST gegangen war.


    Kim Krüger kam sofort in das Büro der beiden Kommissare geschnellt. “Ich hoffe für sie, dass war jetzt nicht Frau Lechner, die da eben zu Tür rausgegangen ist. Ich sagte doch, sie sollen sie in Untersuchungshaft nehmen. Nach dem, was sie mir heute morgen noch berichtet hatten ist die Sachlage doch wohl eindeutig. Also was ist?” Man konnte deutlich sehen, dass Kim wütend war. Zuerst machte Semir so ein Aufhebens und dann lässt er sie einfach hinausspazieren. “Ja Chefin, ich kümmere mich darum.” Semir machte eine abwinkende Handbewegung. “Das will ich für Sie hoffen Gerkan!” Kim verließ wieder das Büro.

  • Ben wandte sich an Semir, der sich hatte in seinen Stuhl fallen lassen. “Du wolltest sie verhaften lassen?“ fragte Ben ganz ungläubig. “Du glaubst doch nicht wirklich, das Nina etwas damit zu tun hat?” Ben konnte es ehrlich gesagt nicht versehen, warum Semir ihr so wenig vertrauen entgegenbrachte. Immerhin kannte er sie wirklich schon über Jahre. Semir antwortete: “Ich weiß es nicht Ben. Ich weiß nur, dass der Täter genau wusste, wo ihr zu finden wart. Das er euch schon mindestes einen Tag beobachtet hatte, bevor er zugeschlagen hat. Und das Geld auf ihrem Konto. Und du sagst selbst, die Situation kam dir komisch vor. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht. Und er hat dich verletzt und ich war nicht schnell genug zur Stelle um das zu verhindern…"
    “Aber wir sind schon oft in schwierige Situationen geraten und außerdem kann ich ja auch auf mich selbst aufpassen” sagte Ben ein wenig Stolz, das sich Semir anscheinend immer noch in der Vaterrolle für ihn fühlte. Semir fuhr mit einem schmunzeln fort: “Aber du weißt nicht, was früher schon mal passiert ist. Sie hatte damals einen riesigen Fehler gemacht.” Semir begann zu erzählen.


    Nina hatte sich nach ihrer Ausbildung auf jemanden eingelassen, ohne zu wissen, das er auf der falschen Seite stand. Sie hatte sich in ihn verliebt und ihm alles anvertraut und er hat es ausgenutzt und sie hintergangen. Dann flog alles auf. Es kam damals zu einer Auseinandersetzung. “Sie hat mich angerufen und ich konnte sie gerade noch retten, bevor er…” Semir brach ab. Zu schmerzlich waren für ihn die Erinnerungen, als er in ihre Wohnung einbrach, vom SEK begleitet. Als er sah wie ihr sogenannter Freund die Waffe auf sie richtete und ein zweites Mal abdrücken wollte. Wie sie flehend vor ihm auf dem Boden saß, das Blut aus der Wunde durch ihr Finger lief und sie weinend die Augen schloss, weil sie dachte, es wäre vorbei.


    Bens Stimme riss ihn aus den Gedanken “Semir?” Ben sah Semir völlig in Gedanken versunken und dachte erkennen zu können, wie sich langsam eine Träne in seinem Auge bilden wollte. Doch Semir fuhr dann fort. “Wir konnten ihn Stellen und hinter Gitter bringen. Ich dachte Nina hat daraus gelernt. Aber sie ist immer so vertrauenswürdig. Und die falschen Leute wissen das auszunutzen. Genau wie bei Melanie Mahler. Wer sagt, das dass nicht wieder passiert sein könnte?". “Du meinst wirklich, das Nina mit diesem Kerl ein abgekartetes Spiel treibt und mich absichtlich in ein Falle gelockt hat?” sprach Ben Semirs Gedanken aus. “Das würde ich ihr nicht zutrauen” schloss er deshalb noch an. Semir nickte, doch was sollte er wirklich glauben. Er hoffte inständig, das sich seine Vorahnung nicht bestätigen würde.

  • Der Tag verging, ohne das Semir oder Ben etwas von Nina gehört hatten. Semir hatte gehofft sie würde noch mal zurück kommen. Doch leider hatte er sich geirrt. Er würde morgen nach ihr suchen, denn es war schon spät. Es war bereits Schichtende als Semir noch einen letzten Anruf von seinem Handy aus tätigte. Im entging dabei, das jemand anderes versuchte ihn zu erreichen.


    Nina stieß nur ein leises “Fuck” aus als sie auflegte und schnell die Nummer von Ben wählte. Dabei blickte sie nochmals gespannt in den Rückspiegel. Sie konnte den Kerl einfach nicht abschütteln. Bens Handy vibrierte auf seinem Schreibtisch, unter einem Stapel Akten vergraben, die Ben einfach achtlos hatte auf seinem Schreibtisch fallen gelassen. Er stand derweilen noch in der Büroküche und unterhielt sich mit Susanne. Die Mailbox sprang an. Nina musste eine Nachricht hinterlassen. “Hey Ben, ich bin´s Nina. Ich kann Semir nicht erreichen. Ich bin gerade auf einer heißen Spur und hab herausgefunden, wer bei alledem dahinter steckt. Er verfolgt mich. Wir müssen uns unbedingt treffen. Am Telefon kann ich dir das nicht sagen. Ich bin gerade auf dem Weg zu…” Auf ein mal war ein lauter Knall zu hören und Nina flog das Handy in den Fußraum. Sie verlor binnen Sekunden die Kontrolle über ihren Wagen und raste mit viel zu schneller Geschwindigkeit auf ein Leitplanke zu, die vor dem dahinterliegenden Graben schützen sollte. Das Auto durchbrach die Leitplanke und überschlug sich einige Male, bevor der Wagen auf dem Dach in dem kleinen Waldstück endlich zum stehen kam. Man sah nur noch einen schwarzen Jeep kurz anhalten. Doch als sich in dem Unfallfahrzeug nichts rührte, fuhr er weiter.


    Ben kam aus der Küche zurück, wo Semir ihm in ihrem Büro bereits die Jacke in die Hand drückte. “Feierabend Kumpel! Heute wirst du bei uns schlafen. Ich möchte kein Risiko eingehen“. Ben war von der Idee nicht begeistert, denn er konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass es gegen ihn ging. “Und ich kann mir denken, Andrea hat wieder was ganz wunderbares zu Essen gezaubert". “Damit kriegst du mich immer” erwiderte Ben nun doch lächelnd und blickte noch mal kurz auf seinen Schreibtisch, ob er irgendetwas vergessen hatte. Beide wandten sich zur Tür und verließen die PAST auf dem Weg in ihren Feierabend. Ben merkte nicht, das er unter den Akten sein Handy ganz vergaß, auf dem noch ein Anruf in Abwesenheit und eine Nachricht auf der Mailbox angezeigt wurde.

  • Nina kam langsam wieder zu sich. Im ersten Moment konnte sie nur Schmerzen fühlen. Sie lag auf dem Dach ihres Wagens. Der Wagen hatte die Leitplanke durchbrochen und sich mehrmals überschlagen, dass wusste sie noch. Dann wurde alles schwarz. Ihr Arm tat weh. Sie sah zu der Stelle und entdeckte, das ein riesiger Glassplitter von der Frontscheibe darin steckte. `Verdammt´ dachte sie sich und versuchte sich mit dem gesunden Arm aus dem Wagen zu ziehen. Sie hatte es fast geschafft, doch dann bohrte sich ein weiterer Splitter, der noch im Türrahmen verankert war in ihre Seite. Vor Schmerzen stöhnte sie auf. Nina versuchte noch sich auf den Rücken zu drehen und blieb dann völlig entkräftet liegen. Sie konnte kaum die Augen offen halten. Sie war so müde. Nina wusste nicht, ob es von dem Unfall kam oder von dem Blutverlust aus ihrem Arm. Der Boden darunter färbte sich nämlich schon rot und der weiche Waldboden sog sich immer mehr mit ihrem Lebenssaft voll. Da lag sie nun auf dem Rücken in der Dunkelheit. Die Kälte kroch ihr in die Glieder, ihr Kopf schmerzte noch von dem Aufprall und ihre Gedanken drehten sich nur noch um Eines. “Bitte Ben, komm bald” war ihr letzter Gedanke, bevor die schwärze der Bewusstlosigkeit sie endlich einholte und sie langsam abdriftete.


    Am nächsten Morgen war Semir schon im Büro und warte noch ganz ungeduldig auf Ben, damit sie endlich gehen konnten. Sie wollten sich auf die Suche nach Nina machen. Ben kam dann, gute zwanzig Minuten später, endlich aus dem Waschraum. Er hatte wie immer viel zu lange geschlafen. Aber da Semir darauf bestand die Schicht pünktlich zu beginnen hatte er keine Zeit mehr zu duschen und holte das deshalb noch nach. “Na, war wohl gestern doch ein bisschen spät? Ich hätt echt nicht gedacht, das du schon so alt wirst” fröhnte Semir als er den frisch geduschten Ben wieder erblickte. “Das liegt nur daran, das die Nachspeise so lecker war. Ansonsten wär´ ich nämlich nicht so lang auf geblieben und wär´ heute auch pünktlich gewesen… Sag mal Semir, hast du mein Handy irgendwo gesehen? Ich glaub ich muss es hier im Büro vergessen haben” sprach er und begann wie wild auf seinem Schreibtisch rumzuwühlen. Semir verzog sein Gesicht nur zu einem lächeln und schüttelte den Kopf wären Ben die Aktenberge von einer Ecke des Schreibtisches in die andere manövrierte. Als Ben sein Handy endlich fand sah er kurz auf den Bildschirm und entdeckte die Nachricht auf seiner Mailbox. Noch immer Akten stapelnd nahm er sein Handy an sein Ohr und lauschte, bis er plötzlich fast seinen Kaffeebecher umgestoßen hätte.
    Semir entging dies nicht und fragte ganz verwundert: “Ben, was ist los? Du siehst so ernst aus". “Hör mal” antwortete er nur und stellte auf Lautsprecher, dass auch Semir die Nachricht mitverfolgen konnte: “Hey Ben, ich bin´s Nina. Ich kann Semir nicht erreichen. Ich bin gerade auf einer heißen Spur und hab herausgefunden, wer bei alledem dahinter steckt. Er verfolgt mich. Wir müssen uns unbedingt treffen. Am Telefon kann ich dir das nicht sagen. Ich bin gerade auf dem Weg zu…” und plötzlich war nur noch ein lautes Krachen zu hören und dann brach die Verbindung abrupt ab.

  • Ben starrte Semir ganz fassungslos an. “Da muss was passiert sein! Hat sie sich bei dir noch mal gemeldet?” “Nein” sagte Semir auf sein Handy blickend. “Die Nachricht ist von gestern 21:13 Uhr. Wir müssen sie sofort suchen. Susanne, kannst du bitte sofort das Handy von Nina orten, wo sie sich zuletzt aufgehalten hat und uns den Standort per Funk durchgeben?” rief Ben nur noch hastig der Sekretärin zu und war schon schnellen Schrittes gefolgt von Semir auf dem Weg zu Parkplatz. “Was ist denn hier los?” fragte Kim Krüger, die nur ein Schulterzucken von Susanne als Antwort bekam.


    Mit quitschenden Reifen verließen Ben und Semir in seinem BMW das Gelände. “Gott, wenn Nina etwas passiert ist, werde ich mir das nie verzeihen” sprach Semir. Er machte sich große Vorwürfe. “Ich habe sie beschuldigt, etwas mit der ganzen Sache zu tun zu haben. Bestimmt wollte sie auf eigene Faust ermitteln und ist in irgend etwas reingeraten. Wenn ihr was zugestoßen ist…” Doch Ben unterbrach ihn “Mach die keinen Kopf, es geht ihr bestimmt gut. Wir müssen sie erst einmal finden".
    Über Funk wurden sie dann von Susanne informiert “Hey Jungs, der letzte Standort, an dem Ninas Handy Kontakt gezeigt hat ist in einem kleinen Waldstück auf der B101 Richtung Köln kurz nach einer Kurve". “Ok, danke Susanne” fuhr Semir fort und drückte das Gaspedal noch fester durch.


    Nach wenigen Minuten waren sie an beschriebenem Stück angekommen und suchten fieberhaft den Straßenrand ab. Es begann bereits zu dämmern, doch man konnte die Umgebung nur schwer erkennen. “Hier, bleib da stehen!” rief Ben auf einmal. Man konnte sehen, das in der Kurve ein Teil der Leitplanke fehlte, was so aussah, als sei hier ein Auto von der Straße abgekommen. Ben war sofort aus dem BMW gesprungen und steuerte auf den kleinen Abhang zu. Er blickte kurz hinunter und rief dann “Schnell Semir, ruf einen Krankenwagen!” Semir kam dem natürlich umgehend nach und verständigte über Funk die Rettung. Ben hatte ein wenig Mühe den kurzen Abhang hinunter zu kommen und kam dann schlitternd bei dem Wrack an. Er malte sich schon in Gedanken die schlimmsten Szenarien aus, als der das auf dem Dach liegende Auto langsam umrundete. Dann fand er sie...

  • Nina lag halb aus dem Auto lehnend auf dem Boden. Ihre Augen waren geschlossen. Die Lippen hatten sich schon ein wenig blau verfärbt. In ihrem linken Arm steckte eine riesige Scherbe. Getrocknetes Blut klebte an den Rändern. Der Waldboden war ebenfalls mit Blut getränkt. Ben war kurz geschockt von dem Anblick, besann sich aber dann und kniete sich zu ihr hinunter um den Puls zu fühlen. Zum Glück, er war da. Aber nur sehr schwach. Und ihre Haut war eiskalt.
    “Ben, was ist?” rief Semir von oben herab, da er sich große Sorgen machte. “Sie lebt, aber sie braucht dringend Hilfe. Warte oben auf den Notarzt” gab Ben zurück und begann nun, langsam an ihr zu rütteln, um sie vielleicht wach zu kriegen. “Nina, kannst du mich hören? Was machst du denn für Sachen. Nina, Nina." Er verpasste ihr immer wieder kleine Backenpfeifen und hoffte irgend ein Lebenszeichen von ihr zu erhalten.
    Dann, völlig unverhofft, begannen ihre Lieder langsam zu flattern und ihre Augen sich einen kleinen Spalt zu öffnen. “Mensch Nina” stieß Ben völlig erleichtert aus. Sie sah ihn aus glasigen Augen an. Als Antwort bekam er nicht mehr als ein ganz leises Flüstern “Ben. Wo warst du denn so lange? Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr” Dieser Satz hatte sie so sehr angestrengt, dass ihr schon wieder drohte die Augen zuzufallen, doch Ben hielt sie vehement davon ab. “Nina komm, bleib bei mir. Du darfst jetzt nicht einschlafen. Rettung ist bereits unterwegs. Halt noch ein wenig durch” Doch vergebens. Ben merkte, wie ihr Kopf wieder zur Seite kippte, den er zwischen seine Hände genommen hatte. Er zog sofort seine Jacke aus und legte sie über sie, damit sie wenigstens ein bisschen Wärme spenden konnte. Langsam strich er ihr eine verklebte Strähne aus der Stirn als er von fern schon die Sirenen hören konnte.



    Er hatte wirklich nicht damit gerechnet sie in einem solchen Zustand anzutreffen und rang ein wenig mit den Tränen. Hätte er doch nicht sein Handy im Büro vergessen, dann hätten sie sie eher gefunden, dann hätte sie nicht die ganze Nacht in dieser Kälte und verletzt liegen müssen. Ben machte sich solche Vorwürfe, dass er gar nicht merkte, wie ein Sanitäter ihn sanft zur Seite schob und der Notarzt bereits angefangen hatte, sich um die Bewusstlose zu kümmern. Wie in Trance wurde Ben wieder nach oben geführt, wo er bereits sehnlichste von Semir erwartet wurde, der sich natürlich auch schon große Sorgen um Nina machte. “ Und wie geht es ihr?” frage er voller Aufregung. “Ich weiß es nicht” sagte Ben nur ganz leise und lies sich neben dem BMW auf den Boden sinken. Semir konnte ihm den Schock und die Verzweiflung deutlich ansehen, wollte ihn aber für den Moment noch alleine lassen, damit er sich sammeln konnte.

  • Als die Sanitäter endlich ihre Arbeit beendet hatten, kamen sie mit Nina auf einer Trage nach oben. Sie war in eine Decke gehüllt, eine Kanüle steckte in ihrem Handrücken und ihr wurde über eine Atemmaske zusätzlich Sauerstoff zugeführt. “Wie geht es ihr?” frage Semir den Notarzt. Der konnte allerdings noch nicht viel sagen “Wir werden sie jetzt erst einmal in Marienkrankenhaus bringen und gründlich durchchecken. Dann wissen wir mehr. Sie können uns gerne folgen” meinte der Arzt freundlich. Semir strich noch kurz über Lenas Wange, bevor sie in den RTW geschoben wurde. Sie war so kalt und so blass.
    `Hoffentlich ist es nichts ernstes. Und ich bin an allem Schuld´ dachte Semir und wandte sich nun wieder zu Ben, der immer noch neben dem Wagen auf dem Boden saß. Er hatte den Kopf auf seine Knie gestützt und die Arme darum geschlungen. So hatte Semir seinen Partner noch nie gesehen. Langsam ging er auf ihn zu und vor ihm in die Hocke. Er strich vorsichtig mit einer Hand über seine Schulter. Trotzdem erschrak Ben von der Berührung. Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet, als er den Kopf anhob. “Du kannst nichts dafür Ben. Es ist nicht deine Schuld. Ich mache mir genauso Vorwürfe". “Wir hätten ihr einfach glauben sollen Semir. Dann wäre das alles nicht passiert". “Ich weiß” entgegnete Semir. “Komm, lass uns jetzt erst mal ins Krankenhaus hinterher fahren und sehen, was wir herausfinden können". Er packte Ben am Arm und zog ihn mit sich hoch. Dann öffnete Semir die Beifahrertür, setzte Ben auf den Beifahrersitz und schloss die Tür wieder hinter ihm. Während der ganzen Fahrt starrte Ben nur aus dem Fenster und die beiden wechselten kein Wort miteinander, bis sie am Krankenhaus ankamen.


    Sie fragten am Empfang nach Nina und wurden durch etliche Gänge geschickt, bis sie endlich an der Notaufnahme ankamen. Dort mussten sie erst einmal lange waren. Während Ben sich auf einen Stuhl gesetzt hatte, wieder die Ellenbogen auf seine Knie gestützt und das Gesicht unter den Händen vergraben, tigerte Semir ohne Ruhe den Gang auf und ab. Immer wieder. Ben wurde ganz nervös davon und bat ihn: “Semir, bitte setz dich. Davon wird es auch nicht besser". Doch als er zu Ende gesprochen hatte glitten die Türen der Notaufnahme auf und ein Mann in weißem Kittel verließ diese.

  • Semir stürmte natürlich sofort auf den Arzt zu und bombardierte ihn mit Fragen. “Doktor, unser Kollegin wurde vor einiger Zeit hier eingeliefert. Sie hatte einen Autounfall. Geht es ihr gut? Ist sie schwer verletzt? Ist sie ansprechbar? Nun sagen Sie schon!". Semir war total aufgeregt. Der Doktor antwortete in ruhigem Ton: “Dürfe ich erst kurz ihre Ausweise sehen bitte?". “Natürlich…” Semir hatte vor lauter Aufregung ganz vergessen, sich vorzustellen und kramte seinen Ausweis hervor. Ben war inzwischen auch aufgestanden, trat neben ihn und tat es ihm gleich. Nachdem der Arzt einen Blick darauf geworfen und dankend genickt hatte fuhr er fort. “Mein Name ist Dr. Gast. Ich habe ihre Kollegin, Nina Lechner, untersucht, als sie hier eingeliefert wurde. Ihr geht es soweit gut, sie ist außer Lebensgefahr". Man konnte Semir laut ausatmen hören, so ein Stein war ihm bei diesem Satz vom Herzen gefallen. Ben blickte derweilen weiter auf den Arzt. “Sie war stark dehydriert und hat ebenfalls eine starke Unterkühlung, was zu hohem Fieber geführt hat. Durch den Aufprall hat sie eine Gehirnerschütterung und einige Quetschungen. Wir konnten sie so weit stabilisieren, indem wir ihrem Kreislauf mit lauwarmer Kochsalzlösung in Gang gebracht haben. Das Fieber werden wir mit Antibiotikum in den Griff bekommen. Des weiteren hatte sie eine große Schnittwunde am Arm, sowie im Bereich der linken Hüft. Beide konnten wir nähen und es wird wahrscheinlich nur eine kleine Narbe zurück bleiben". Die Erleichterung war beiden wirklich ins Gesicht geschrieben. “Können wir zu ihr?” frage Ben nun direkt. “Wir haben ihr eine größere Dosis an Schmerzmitteln in Kombination eines Schlafmittels verabreichen müssen, auch um ihre Temperatur zu regulieren, da sie doch längere Zeit in dem Autowrack gelegen war. Durch den Schnitt am Arm wurde eine Arterie verletzt, was zu einem nicht unerheblichen Blutverlust führte. Sie ist deshalb auch noch sehr schwach. Sie schläft zur Zeit und wird auch die nächsten Stunden noch nicht ansprechbar sein. Aber wenn Sie möchten, können Sie schon zu ihr. Sie liegt auf Zimmer 327. Aber bitte nur Einer. Sie braucht absolute Ruhe". “Vielen Dank Doktor” entgegnete Semir und der Arzt wandte sich wieder zum gehen.


    Sofort ergriff Ben das Wort. “Ich werde zu ihr gehen und warten bis sie aufwacht. Am Besten du fährst zurück ins Büro und wirst bei der Krüger Polizeischutz für Ninas Zimmer beantragen. Ich werde bei ihr bleiben, bis die Kollegen eintreffen. Wir dürfen sie auf keinen Fall alleine lassen. Ich habe das Gefühl da steckt mehr dahinter. Nach dem Anruf von Nina auf meiner Mailbox… Ich glaube nicht, dass sie von alleine von der Straße abgekommen ist". “Da hast du Recht Ben. Das wird wohl das Beste sein. Aber passt bitte gut auf sie auf Partner". Ben nickte ihm zu und mit einen Schulterklopfen verabschiedete sich Semir wieder auf dem Weg zum Ausgang. Ben nahm derweilen den Aufzug in den dritten Stock und begab sich zum Zimmer 327, in dem Nina liegen sollte.

  • Er öffnete leise die Tür und schloss sie wieder hinter sich. Das Zimmer war leer, bis auf das Bett, das gleich neben dem Fenster stand. Die Wände waren nicht weiß, wie er es in einem Krankenhauszimmer erwartet hätte, sondern waren in einem leichten Mint-Grün gestrichen. Doch der Geruch war überall derselbe: Medikamente und Desinfektionsmittel. Langsam ging er auf das Bett zu in dem Nina regungslos lag. Man hörte das leise summen einer Heizdecke, die sie zusätzlich wärmen sollte. Er nahm sich einen Stuhl von der kleinen Sitzgruppe gegenüber und setzte sich direkt neben ihr Bett. Sie war immer noch so blass. Ihr linker Unterarm war eingebunden und an ihrer Stirn war ein kleines Pflaster. In ihrer rechten Hand steckte eine Kanüle, über die sie immer noch eine Infusion und wahrscheinlich auch über den anderen Beutel ein Schmerz- oder Schlafmittel erhielt. Langsam und ganz vorsichtig nahm er ihre linke Hand und strich mit der anderen über ihre Stirn. “Keine Angst, Nina. Ich bin jetzt da. Ich werde nicht zulassen, dass dir noch einmal etwas passiert” sprach er leise zu ihr. Er sagte es allerdings eher als Aufforderung an sich selbst. Denn er machte sich wirklich sehr große Vorwürfe. Immer wieder hatte er die Bilder vom Unfallwagen vor sich. Wie sie halb in diesem Auto lag, überall Blut, und sie regte sich nicht. Wie er schon befürchtet hatte, sie wäre tot und er hätte sie verloren. Und es wäre seine Schuld gewesen. Zum einen, weil er sein Handy hatte vergessen, aber auch zum anderen, weil er ihr nicht geglaubt hatte. Und das war das schlimmste. Ohne es wirklich zu merken bildeten sich wieder Tränen in seinen Augen und er lies seinen Gefühlen freien lauf. War das Zuneigung? War das Liebe? Er konnte es im Moment nicht einordnen. Das einzige, was er sich im Moment mehr wünschte als alles andere, war, das sie wieder aufwachte und ihm in die Augen sah.


    So vergingen die Stunden, in denen er unruhig im Zimmer umherging, sich wieder setzte, aus dem Fenster sah. Inzwischen war auch schon der Kollege eingetroffen, den Semir als Personenschutz bei der Chefin angefordert hatte. Der Kollege bezog vor dem Krankenzimmer Stellung.
    Ben saß nun wieder an Ninas Bett. Ihm waren schon fast die Augen zugefallen, da das lange Warten langsam seinen Tribut forderte, als er eine leichte Bewegung bemerkt. Und tatsächlich, Nina begann sich langsam zu rühren. Sofort nahm Ben wieder ihre Hand und strich ihr vorsichtig über die Wange, während er ihr aufmunternd zuredete, doch endlich wach zu werden.

  • Der Schleier hob sich langsam und sie versuchte aus dieser besitzergreifenden Dunkelheit herauszukommen. Sie hatte Angst, immer noch in ihrem Auto zu liegen, auf dem kalten und nassen Waldboden und niemand konnte sie hören. Sie wollte eigentlich nicht wieder zurück. Sie hörte ein wenig in sich hinein. Da waren keine Schmerzen. Und es war warm. Da war noch etwas. Sie konnte spüren, wie jemand ihre Hand nahm. Wie jemand zärtlich über ihre Wange strich und beruhigend auf sie einredete. Sie kannte die Stimme, konnte sie im Moment noch nicht zuordnen, aber es tat gut.
    Nina nahm all ihre Kraft zusammen und versuchte langsam die Augen zu öffnen. Das Licht war so hell, das sie zuerst ganz geblendet war und ihre Augen sofort wieder schloss. Doch sie versuchte es gleich erneut. Durch die Tränen konnte sie eine Person erkennen, die neben ihr saß und wandte daraufhin den Kopf. “Keine Angst Nina. Du bist in Sicherheit, im Krankenhaus” Jetzt erkannte sie die Stimme gleich. Es war Ben, der neben ihr saß und ihre Hand hielt. Jetzt konnte sie ihn auch klar erkennen. Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen und noch etwas benommen antwortete sie “Ben, ich hatte solche Angst du würdest nicht kommen. Ich danke dir, du hast mir das Leben gerettet". “Jetzt sind wir wohl Quitt” sage er ein wenig ironisch, doch im nächsten Moment wurde seine Miene wieder erst “Ich hätte viel früher kommen sollen. Ich hatte mein Handy vergessen, das werde ich mir nie verzeihen". “Ist schon gut, Hauptsache du bist da” sagte sie erleichtert. Seine Hand fühlte sich so gut an. Sie war so warm. Vorsichtig versuchte sie ihren linken Arm zu bewegen um sie fester zu greifen, verzog aber dann das Gesicht. “Hast du Schmerzen?” kam es sogleich ganz sorgenvoll von Ben. “Es geht schon” beruhigte in Nina “Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Was ist eigentlich passiert?”
    “Ich hatte eigentlich gehofft, das du mir das sagen könntest. Ich hatte eine Nachricht von dir erhalten auf meiner Mailbox. Da ich mein Handy im Büro vergessen hatte habe ich sie erst heute morgen abgehört. Du sagtest, du wärst einer heißen Sache auf der Spur. Hat wahrscheinlich mit dem Fall zu tun. Dann war ein lautes Krachen zu hören und plötzlich war die Verbindung weg. Semir und ich haben vermutet, das etwas passiert sein könnte und wir ließen deinen letzten Standpunkt orten. Wir haben deinen Wagen gefunden und dich auch. Du warst verletzt. Der Notarzt hat dich dann ins Krankenhaus gebracht".

  • Ben musste bei den letzten Sätzen ein paar mal schlucken. Er verheimlichte ihr, wie er sich gefühlt hatte, als er sie gefunden hatte. Wie es ihm fast das Herz zerriss, sie so hilflos und verletzt zu sehen. Das er unter Schock stand. Das er sie früher hätte finden müssen. Nina entging nicht, das Ben bedrückt war. “Danke” entgegnete sie ihm nochmals. Sie versuchte in ihren Erinnerung zu kramen, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. Es war, als hätte sich ein tiefer Schleier über sie gelegt. Sie konnte einzelne Bilder sehen, aber sie wurden nicht klar. “Ich kann mich nicht genau erinnern, was passiert ist. Es ist alles so undeutlich” entgegnete sie Ben. “Ist schon gut. Lass dir Zeit” Ben brannte es richtig, zu erfahren, was genau passiert war. Aber er konnte auch verstehen, dass sich Nina gleich nach dem Aufwachen noch nicht so richtig erinnern konnte. Es würde noch ein wenig Zeit brauchen. Schließlich war sie die ganze Nacht in einem Autowrack gelegen und war sicher immer noch sehr erschöpft. Und eine Gehirnerschütterung kann auch kleine Gedächtnislücken verursachen. Verständnisvoll sah er sie an.


    “Ich bin noch sehr müde” sagte sie dann, denn sie wollte sich über Bens Verhalten später noch Gedanken machen und war tatsächlich noch unglaublich müde. “Ist verständlich” entgegnete ihr Ben “du hast eine Menge Schmerz- und Schlafmittel bekommen. Und du hast immer noch Fieber. Ich werde dann mal gehen. Ein Polizeischutz steht vor deiner Tür und hält Wache” sprach er und löste seine Hand aus ihrer, um sich zum gehen zu wenden. “Warte!” rief Nina “Bleib doch bitte noch, dann fühle ich mich sicherer” Ben fühlte sich geschmeichelt und hatte insgeheim auch gehofft, dass sie so etwas sagen würde. Er setzte sich wieder neben ihr Bett auf den Stuhl “Ich werde bleiben. Und wenn du wieder aufwachst bin ich da” sagte er mit zärtlicher Stimme und gab ihr ganz verlegen einen Kuss auf die Stirn. Beruhigt und zufrieden schloss Nina wieder die Augen und war in wenigen Augenblicken eingeschlafen. Ben konnte ihr ruhiges Atmen und das heben und senken ihres Brustkorbes vernehmen.
    Doch sobald sie schlief holten die Erinnerungen sie wieder ein...

  • Flashback


    Voller Wut war sie nach Hause gefahren und hatte die Tür ihrer Wohnung hinter sich zugeknallt. Wie konnte Semir nur so etwas von ihr denken. Als ob sie mit irgendeinem Kerl gemeinsame Sache gemacht hätte um Ben zu schaden.
    Aber woher hat der Täter auch gewusst, wo sie sich immer aufhielten? Woher wusste er, wann sie zuhause waren? Woher wusste er, wann sie im Bad war um sich fertig zu machen und er ungehindert eindringen konnte um Ben zu überwältigen? Es musste eine undichte Stelle geben, da war sie sich sicher. Aber warum war das für Semir nicht offensichtlich? Er kannte sie doch.
    Sie musste etwas unternehmen. Als erstes rief sie bei ihrer Bank an. Nach einigen Telefonaten konnte herausgefunden werden, von wem die Überweisung stammte. Es war ein gewisser Marco Runge. Doch der Name sagte ihr noch nichts. Sie nahm sich ihren Laptop zu hand und loggte sich in die Polizeikartei ein. Doch auch hier wurde sie nicht fündig.
    Unruhig tigerte sie in ihrer Wohnung umher mit tausend Fragen im Kopf und keine Antworten. Aber sie schwor sich, sie würde die Antworten finden. Noch mehr störte sie allerdings, dass auch Ben ihr nicht geglaubt hatte. Hat er denn nicht ihre sorgenvollen Blicke gesehen, als er wieder erwacht war, nachdem dieser Typ ihn niedergeschlagen hatte? Nie hätte sie zulassen können, das ihm etwas passiert. Und dann war da noch letzte Nacht. Er hatte ihr sein Herz ausgeschüttet. Sie wollte sich ihre Gefühle für Ben zwar nicht eingestehen, aber sie waren da. Nina war die ganze Nacht wach geblieben und überlegte fieberhaft wie das alles zustande kommen konnte. Doch jetzt hatte die Wut überhand genommen.

  • Auf ein mal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen? Sie kramte die Akten hervor. Sie erinnerte sich, das ein Mann namens Marco Runge früher mal Anwalt gewesen war. Und dort stand es, schwarz auf weiß: “In dem Rechtstreit Melanie Mahler gegen Wolf Mahler wurde der Anklage des Anwalts Marco Runge stattgegeben und somit wird Wolf Mahler zu einer Haftstrafe verurteilt…”
    “Da haben wir´s ja” stieß sie triumphierend aus. Runge war damals im ersten Fall der Anwalt von Melanie. Deshalb kam ihr der Name doch irgendwie bekannt vor. Sie hatte damals schon bemerkt, dass die beiden mehr verband. Das konnte sie an ihren Blicken sehen. Doch hatte sie dem damals keine weitere Bedeutung zugemessen. Und jetzt wollte Runge sich im Namen von Melanie oder in ihrem Auftrag an ihr und an Ben rächen. Das ergab Sinn. Und da war es nur zu einfach, das beide zufällig an ein und demselben Ort waren. Er hatte den Anschlag so eingefädelt, da er wahrscheinlich damit gerechnet hat, dass sie wieder mit Semir und somit auch mit Ben in Kontakt kam. Und dann konnte er zuschlagen. Wieso war sie nicht früher darauf gekommen.
    Sollte Sie Semir anrufen? Sollte sie Ben anrufen? Nein, sie würde die Sache selbst in die Hand nehmen. Nina rief ihren alten Chef vom LKA an und berichtete ihm über die neuesten Ereignisse. Sie ahnte nicht, das immer noch ein Mikro in ihrer Wohnung installiert war.


    Runge konnte jedes Wort mithören und beobachtete die Szene auf seinem kleinen Bildschirm. “Verdammt! Wieso ruft sie nicht diesen Bullen an?” stieß er aus und warf den Kopfhörer in die Ecke. “Tut mir leid Nina, aber damit hast du deine Karten verspielt” sagte er zu sich selbst. “Nun muss ich leider dafür sorgen, das du die Beine still hältst". Er nahm den Kopfhörer wieder auf und bekam noch mit, das Nina sich am Abend mit ihrem Ex-Chef treffen wollte. Das wäre die Gelegenheit. Er musste sie noch vorher aus dem Weg räumen. `Vielleicht ein Autounfall, wie beim ersten Mal´ dachte er sich. Langsam nahm sein Plan gestalt an.

  • “Gut, dann treffen wir uns in einer Stunde bei mir zu Hause” ließ ihr ehemaliger Chef verlauten und hängte ein. Nina packte ihre Sachen und machte sich auf den Weg.


    Nach einiger Zeit Fahrt merkte Nina, dass sie von einem schwarzen Jeep verfolgt wurde. “So ein Mist” dachte sie sich und musste sich leider langsam mit dem Gedanken anfreunden, das Runge sie wahrscheinlich verfolgte. Sie steuerte den Wagen weiter die Landstraße entlang während sie nach ihrem Handy griff und Semirs Nummer wählte. Doch leider ertönte nur ein Besetzt-Zeichen.
    Nina stieß nur ein leises “Fuck” aus als sie auflegte und schnell die Nummer von Ben wählte. Dabei blickte sie nochmals gespannt in den Rückspiegel. Sie konnte den Kerl einfach nicht abschütteln. Und Ben war auch nicht zu erreichen. Auch hier ging nur die Mailbox ran und sie war gerade dabei eine Nachricht zu hinterlassen, als auf ein mal ein lauter Knall zu hören war und Nina flog das Handy in den Fußraum. Sie verlor binnen Sekunden die Kontrolle über ihren Wagen und raste mit viel zu schneller Geschwindigkeit auf ein Leitplanke zu, die vor dem dahinterliegenden Graben schützen sollte. Das Auto durchbrach die Leitplanke und überschlug sich einige Male, bevor der Wagen auf dem Dach in dem kleinen Waldstück endlich zum stehen kam.


    Flashback Ende

  • Nina schreckte Schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Ben war sofort an ihrer Seite, dann er hatte gemerkt, dass sie sich unruhig in ihrem Bett wälzte und wahrscheinlich einen Alptraum hatte. Nina zitterte am ganzen Körper und ihr Atem ging nur noch stoßweise. Ben versuchte beruhigend auf sie einzureden. “Hey, es ist ja alles gut. Das war nur ein Traum. Du bist hier in Sicherheit”.
    Er strich immer wieder langsam mit der Hand über ihren Rücken um sie zu beruhigen. Langsam fasste sich Nina wieder und sah mit feuchten Augen in Bens Gesicht. “Ich wünschte es wäre nur ein Traum gewesen”. Ben sah sie mitleidig an und schloss sie dann in seine Arme. “Es wird alles wieder gut” flüstere er ihr ins Ohr. “Es ist erst wieder gut, wenn wir diesen Kerl endlich geschnappt haben. Ben, ich kann mich wieder erinnern. Ich weiß wer er ist. Er hat mich verfolgt auf der Landstraße. Er hat mir in den Reifen geschossen, sonst wäre ich niemals von der Straße abgekommen. Ich bin mir ganz sicher, wer es ist. Er hat meine Wohnung überwachen und abhören lassen. Und das bestimmt schon seit Tagen. Er hat alles genau gewusst und geplant. Wann wir zu hause sind. Er hat immer zugehört, wenn ich telefoniert habe. Und dann hat er das mit der Überweisung eingefädelt. Ben, du weißt, ich hätte niemals zugelassen, dass dir etwas passiert". Ihre Stimme überschlug sich fast. “Das weiß ich doch” gab Ben zur Antwort.
    Nina erzählte ihm, was sie erlebt hatte. Endlich hatten sie eine Spur. “Ich werde sofort Semir informieren und deine Wohnung überprüfen lassen. Hartmut wird bestimmt etwas finden. Wir werden diesen Runge dran kriegen". Ben verließ kurz das Zimmer um mit Semir zu telefonieren während Nina sich wieder erschöpft in ihr Kissen sinken ließ. Sie wollte etwas unternehmen, aber fühlte sich so hilflos, da ihr vom Unfall immer noch jeder Muskel schmerzte und sie so unendlich erschöpft war.


    Ben betrat wieder das Zimmer. “Ich hab mit Semir gesprochen. Er holt mich gleich ab und dann fahren wir zu deiner Wohnung und werden alles überprüfen. Die Fahndung nach dem Kerl ist auch schon raus. Du solltest dich solang noch ausruhen. Du siehst noch ziemlich erschöpft aus. Gönn deinem Körper noch die ruhe, die er braucht”. Er strich Nina noch mal kurz über den Arm. “Aber Semir glaubt mir nicht” sagte Nina ganz verzweifelt. “Natürlich glaubt er dir. Du weißt doch, wie stur er manchmal ist” entgegnete er mit einem lächeln. “Ich glaube dir. Und ich werde dich beschützen!” sagte Ben stark.

  • Die Gefühle überwältigten ihn und er gab Nina einen tiefen Kuss. Sie war so überrascht von seiner Reaktion, dass sie ihn für einige Sekunden anstarrte. Doch dann besann sie sich, schloss ihre Augen und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. So ein schönes Gefühl hatte sie lange nicht mehr durchströmt. Sie hatte den Eindruck es würde ewig anhalten, bis Ben sich dann schweren Herzens von ihren Lippen löste. Auch für ihn war es ein Moment des Glücks, den er nicht beschreiben konnte. Er sah ihr noch mal tief in die Augen. “Ich bin bald zurück” sagte er zu Nina und verließ dann schnellen Schrittes das Krankenhaus in Richtung Parkplatz, wo Semir auch schon auf ihn wartete.
    Hätte Ben allerdings gewusst, was ihn in den nächsten Stunden bevorstand, hätte er sicherlich nicht eine so leichtfertige Aussage getroffen. Denn er ahnte nicht, das sein Leben von Nina abhängen würde. Unbedarft machten sie sich auf den Weg zu ihrer Wohnung.


    Derweilen verfolgte Marco Runge die aktuellen Nachrichten des Tages. “Gestern Nacht kam es auf der B101 Richtung Köln zu einem Unfall. Dabei wurde die Fahrerin zum Glück nicht schwer verletzt, als sie in einer Kurve die Kontrolle über ihren Wagen verlor und die Leitplanke durchbrach. Sie konnte am nächsten Morgen von Beamten der Autobahnpolizei gefunden und geborgen werden. Laut Aussage des Krankenhauses befindet sie sich auf dem Weg der Besserung". Voller Wut knüllte Runge die Bierdose zusammen und warf sie mit Wucht in die Ecke. “Verdammt, und ich dachte, die wär schon über`m Jordan. Das wirst du mir büßen, du Schlange. Damit kommst du nicht durch” Immer noch total in rage griff er nach dem Telefon und wählte die Nummer von Thorsten Seeger. Er hatte ihn einmal bei einer Straftat vertreten und rausgehauen. Er war ihm noch einen Gefallen schuldige. “Hallo Thorsten, Marco hier. Hör zu, du bist mir noch einen Gefallen schuldig. Ich hab da einen Spezialauftrag, bei dem du mir helfen musst. Es geht um folgendes…”


    “Und, wie geht es ihr?” fragte Semir an Ben gewandt, der sich gerade mit den Händen durch das Gesicht fuhr, um sich die Müdigkeit ein wenig zu vertreiben, was aber nicht viel half. “Sie ist noch sehr erschöpft und ziemlich mitgenommen. Aber wenn man bedenkt, das sie die ganze Nacht im Wald lag, bei der Kälte. Aber du kennst sie, sie ist zäh, sie wird es schaffen". antwortete Ben und gähnte noch mal herzhaft. “Wenn wir in ihrer Wohnung wirklich etwas finden” setzte Semir an “ich kann mir das nicht verzeihen, das ich sie beschuldigt habe sie hätte etwas mit der Sache zu tun. Ich hätte ihr vertrauen müssen". Ben sah mitleidig zu Semir rüber. Er sah, dass ihm die Sache wirklich sehr zu schaffen machte. Schließlich kannte Semir Nina ja schon so lange. “Sie wird dir verzeihen, da bin ich mir sicher” versuchte Ben ihn ein wenig aufzumuntern. “Verzeihen ja, aber vergessen?” Mit einem schweren Gefühl in Semirs Magengegend fuhren die beiden zu ihrem Bestimmungsort.

  • An der Wohnung angekommen wartete schon Hartmut auf die Beiden. “Und, hast du was?” betrat Semir den Raum und ging gleich fordernd auf Hartmut zu. Doch Hartmut musste ihn enttäuschen. “Nein, leider nicht. Hier war noch mal jemand und hat aufgeräumt. Die Terrassentür stand offen. Wahrscheinlich hat sich der Täter ein zweites Mal Zugang verschafft und die Spuren beseitigt”. “So ein Mist” stieß Semir laut aus und drehte sich nachdenklich zu Ben, dem ebenfalls die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben war. “Aber ich hab trotzdem was für euch” fuhr Hartmut fort und hatte damit wieder Semirs volle Aufmerksamkeit.
    “Im Regal ganz oben haben wir eine Kamera mit Mikrofon gefunden. Ihr Haus wurde überwacht. Leider waren aber keine Spuren darauf”. “Na super” resultierte Ben voreilig. “Aber ich konnte den Empfänger ausfindig machen”. Hartmut grinste triumphieren und wartete darauf mit Lob überschüttet zu werden. Doch die beiden Autobahnpolizisten waren so in den Fall vertieft, dass sie Hartmut nur drohend anfuhren endlich mit der Sprache rauszurücken.
    Doch Hartmut wusste auch wie es um Nina stand und wie viel daran hing, den Fall zu lösen.


    “Das Signal kommt von einem Empfänger, der über mehrere Proxys umgeleitet wurde. Aber ich konnte ihn eindeutig einer Lagerhalle etwas außerhalb von Köln zuordnen. Hier ist die Adresse. Seht euch da mal um”. “Danke Hartmut! Hast was gut bei uns” sagte Semir schnappte sich den Zettel und war schon wieder auf dem Weg nach draußen. Hartmut konnte ihnen nur noch hinterher rufen “Ja, ja. Wie wär´s mit ein bisschen Anerkennung?” Doch die beiden waren bereits wieder ins Auto gestiegen und brausten davon.

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