Wenn ein Engel Mutter wird [Fortsetzung von "Ben und Carla"]

  • Kyle sah starr geradeaus. Er saß im RTW und reagierte auf nichts. Alles in ihm war leer. Seine Mutter…sie war wirklich tot. Und er wusste genau wessen Schuld es war. Wolfgang…er musste sie hier begraben haben. Alles was er erzählt hatte, die Trauer die Sorge…alles war nur gespielt. Aber er würde sich wünschen nicht geboren worden zu sein. Kyle würde ihn fertig machen wie er seine Mutter fertig gemacht hatte. Irgendwo wird man ihn dann finden. Irgendwo in der Gosse. Kyle würde das Geschäft, was sein Vater aufgebaut und seine Mutter weiter geführt hatte übernehmen und das Musikgeschäft an den Nagel hängen. „Herr Thaelmann? Hören Sie mich…sehen Sie mich bitte an.“, riss ihn eine Stimme aus den Gedanken. „Herr Thaelmann…geht es Ihnen soweit gut, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten können?“, wollte der Mann vor ihm wissen. „Wer sind Sie?“, fragte Kyle tonlos. „Rubens…Kriminalpolizei. Der Besitzer des Hauses sagte mir, dass die Tote Ihre Mutter ist…können Sie das bestätigen?“, harkte der Mann nach. „Ja…und er hat sie umgebracht…“, stieß Kyle verächtlich aus. „Wen meinen Sie? Herrn Jäger?“, harkte Rubens nach. Kyle sah ihn verständnislos an. „Wer ist Jäger?“, wollte er wissen. „Der Mann, dem das Haus gehört…und der Ihre Mutter gefunden hat.“, erklärte Rubens. Kyle nickte nur unmerklich. Was tat er hier eigentlich? Er durfte diesem Polizisten nicht verraten, was er wusste. Er wollte seinen Stiefvater selbst büßen lassen. Auf seine Art. Dieser Mann durfte nicht durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen, zu denen ihnen vielleicht ein verschlagener Anwalt verhelfen könnte. „Also, wer hat ihre Mutter umgebracht?“, wollte Rubens wissen. „Was? Nein, ich...ich hab mich geirrt.“, versuchte Kyle sich rauszureden. „Das glaube ich ihnen nicht.“, erklärte Rubens nur mit lauter Stimme. Doch sofort war der Arzt bei den Beiden. „Bitte...der Mann hat einen Nervenzusammenbruch. Können sie ihn nicht in Ruhe lassen?“, fauchte der Mediziner nur. „Hören sie...“ „Nein, jetzt rede ich...ich kann das nicht verantworten. Wir nehmen ihn jetzt mit und werden ihn untersuchen. Sobald er vernehmungsfähig ist, rufen wir sie an.“ Damit war das Gespräch beendet.


    Ben hing an der Wasserflasche und trank gierig, während ihm Semir freundschaftlich über den Rücken strich. „Warum? Warum muss so etwas immer mir passieren?“, murmelte er, während er die Flasche absetzte. „Ben, das konntest du doch nicht ahnen.“, versuchte Semir ihn zu beruhigen. „Was ist mit Carla? Du hast gesagt, dass sie sich aufgeregt hat. Ich muss sie anrufen.“, stieß Ben aus und sprang von den Terrassenstufen auf, rannte ins Haus und nahm das Telefon an die Hand. „Ben...beruhige dich...mit Carla wird schon alles in Ordnung sein.“, versuchte Semir nur, doch Ben wählte die Nummer der Gerkhans und hörte dann die Stimme von Andrea. „Andrea...Ben hier...wie geht es meiner Carla? Ist alles in Ordnung?“, wollte der werdende Vater wissen.

  • „Ben, es...es geht...“ Sofort hörte er, dass irgendwas nicht stimmen konnte. „Andrea, was ist mit meiner Frau? Was ist los, verdammt noch mal...“, schrie Ben fast durch den Hörer, verfluchte sich aber sofort wieder. Als es einige Minuten still blieb, kam eine reumütige Entschuldigung von Ben. „Entschuldige Andrea, ich wollte dich nicht anschreien.“ „Ben, ich verstehe deine Sorge...“, kam es dann von Semirs Frau. „Carla hat sich vorhin aufgeregt und konnte sich eine Weile nicht beruhigen. Aber im Moment liegt sie auf der Couch und schläft. Sie war ganz schön geschafft.“, erklärte sie. Ben bedankte sich und legte dann auf. Er drehte sich um und sah Rubens auf sein Haus zukommen. „Ich wollte nur sagen, dass wir jetzt abrücken. Allerdings werde ich noch einige Fragen an sie haben.“, knurrte der Mann und wollte ins Haus rein, doch Ben versperrte ihm den Weg. „Gehen sie einfach.“, fauchte er nur. Rubens nickte und verschwand dann. Semir und Ben atmeten schwer. Sie ahnten nicht, dass dieser Fall sie noch einmal beschäftigen sollte.


    Eines Morgens im Dezember. Der Monat sollte für Ben und Carla zu einem der schönsten Monate werden. Verschlafen schlug er die Augen auf und warf ein Blick durch das Fenster draußen. Eine weiße Pracht hatte sich über die Nachbarschaft, den Garten und den nagelneuen Swimming Pool gelegt. Ein leises Lächeln huschte über seine Lippen und er drehte sich zu seiner Frau um. Diese schlief noch tief und fest. Vorsichtig zog er die Decke zurück und schlich sich aus dem Schlafzimmer. In der Küche warf er einen Blick auf den Kalender. Eine Woche vor Weihnachten. „Ich muss morgen unbedingt Carlas Geschenk kaufen.“, murmelte er vor sich her, während er sich daran machte, ein tolles Frühstück für sich und seine Frau zuzubereiten. Wie gut, dass er heute frei hatte, dachte Ben nur und wartete darauf, dass der Toast aus dem Toaster gehüpft kam. Alles war schon auf dem Tablett. Frische Wurst, Käse und Carlas Lieblingskonfitüre. Der Kaffee ließ auch nicht lange auf sich warten und mit der letzten Toastscheibe nahm Ben das Tablett und stieg langsam die Treppen hinauf, öffnete vorsichtig die Tür und lächelte dann, als Carla verschlafen den Kopf hob. „Morgen, mein Morgenstern...Frühstück...“, grinste Ben nur und legte sich vorsichtig wieder zu ihr ins Bett. Erstaunt und noch vollkommen verschlafen blickte Carla auf die vielen Köstlichkeiten. „Wow...hab ich heute Geburtstag?“, lachte sie nur. „Für meine Frau und meine beiden Kinder ist mir nichts zu teuer. Und das schönste ist, ich habe heute frei.“, grinste er und küsste seine Frau mit voller Leidenschaft. „Ben, Vorsicht....der Kaffee...“, lachte sie nur und hielt das Tablett fest. „Oh….dann stell das Tablett runter…ich habe Appetit auf dich.“, grinste Ben. „Hör auf mit dem Spielchen….du bist unverbesserlich…“, tadelte sie ihn.

  • „Warum? Ich gestehe dir meine Liebe und du magst das nicht?“, kam traurig von ihm. Carla musterte ihn. Ben sah sie traurig an. „Wenn du jetzt auch noch anfängst zu weinen, dann…oh…oh…“, stieß sie plötzlich aus. Ben sprang auf. „Ist es soweit?“, wollte er wissen. „Nein...nein…ist schon gut…sie haben sich nur bewegt…“, stieß Carla aus. Sie war etwas blass. Das Ziehen wurde stärker. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, wollte Ben wissen. „Ich weiß nicht….das zieht stark….ich….ohhh…“, stieß Carla erneut aus. „Ich fahre dich ins Krankenhaus..das ist mir nicht ganz koscher….“, legte Ben fest. Carla gab ihm Recht. Es war nur noch eine Woche und vielleicht war es ja wirklich harmlos, dass es so zog, aber das konnte man nie sagen.


    Dr. Winter war gerade an der Anmeldung, als ein junger Mann mit einer hochschwangeren Frau in die Notaufnahme kam. „Meine Frau…meine Zwillinge…sie kommen….ich glaub…sie kommen.“, stieß er aufgeregt aus. Dr. Winter sah die Frau an. „In welchen Abständen kommen die Wehen?“, wollte er wissen. „Unterschiedlich….eben kamen sie alle zehn Minuten, aber nun...ist es schon wieder zwanzig her…“, meinte Carla und sah den Arzt entschuldigend an. „Wir werden Sie untersuchen und dann mal schauen, wann die Beiden kommen wollen…“, schlug Dr. Winter vor und schob die Carla Jäger in einem Rollstuhl durch den langen Gang. Der Ehemann lief nebenher und hielt die Hand. Dr. Winter grinste leicht. Für die Männer war es die schlimmste Zeit, wenn es kurz vor der Geburt stand. „So…wollen Sie mit rein, Herr Jäger?“, wollte er wissen. Der Mann nickte. „Dann rein in die gute Stube.“, lächelte der Arzt. Er machte eine routinierte Untersuchung des Muttermundes. „Da ist noch alles zu….das Köpfchen ist auch noch zu hoch….. nein…das dauert noch…“, lächelte er und zog seine Hand wieder heraus. Der Ehemann war etwas blass geworden. „Aber wir machen auf jeden Fall noch eine Runde am Wehenschreiber und die Herztönemessung… Dann können wir ganz sicher gehen.“, lächelte der Arzt. Wenig später lag eine ganz entspannte werdende Mutter am Wehenschreiber. Es kam kein Ausschlag. Auch die Herztöne waren regelmäßig und nicht auffällig. „Also ich würde vorschlagen Sie fahren wieder nach Hause und legen sich hin. Sie sollten sich nicht zu viel bewegen, bei Zwillingsschwangerschaften ist Schonung angesagt.“ „Siehst du…was sage ich dir immer? Du sollst dich schonen…“, ermahnte der Ehemann. Dr. Winter lachte leise. „Ich denke Ihre Frau weiß genau, was sie tun kann und was nicht. Das ist das Schöne an den Frauen. Sie sind stärker als wir Männer denken.“, erläuterte er.


    ...

  • Während Ben fast am durchdrehen war, fuhr Semir auf der Autobahn seine Runde. Heute schien es sehr ruhig. Man merkte das die Weihnachtszeit kam. Die Menschen wurden hektisch und auch bei Semir ging es nicht ganz ohne Stress ab. Er hatte noch kein Geschenk besorgt und wollte es auf dem Rückweg machen. Ayda wollte eine große Puppe haben die sprechen konnte. Außerdem wollte sie einen Hund…doch da hatte Semir ganz klar Grenzen gesetzt. Noch ein Tier kam ihm nicht ins Haus. Mit Felix hatte er genug zu tun und wer weiß was der mit dem armen Hund anstellen würde? Nein...das Haus gehört Felix…und das dürfte ihm sicher nicht streitig machen. „Cobra 11 für Zentrale!“, riss ihm der Funk aus den Gedanken. „Cobra 11 hört!“, meldete Semir sich zurück. „Semir...wir haben zwei Kinder auf der Autobahn in Höhe Knappsack. Kannst du das übernehmen?“, wollte der Kollege wissen. „Ja sicher...bin eh fast dort. Melde mich sobald ich mir die Knirpse geschnappt habe...Ende...“, meinte Semir nur und setzte Blaulicht und Martinshorn in Bewegung. Er brauchte keine fünf Minuten bis er die Kinder sah. Sie waren höchstens sechs oder sieben Jahre alt. Er fuhr rechts ran und stellte sich vor die Kinder. „Einsteigen...bitte…“, forderte er die Kinder auf.


    Das Mädchen sah ihn keck an. „Meine Mama hat gesagt, wir dürfen nicht in fremde Autos steigen…“, erklärte sie naseweis. „Aber die Mama hat sicher auch gesagt, dass man an der Autobahn nicht einfach rumlaufen kann oder?“, wollte Semir wissen. „Maria….! Jonas!!“ hörte er in diesem Augenblick eine Frau rufen. Sein Kopf drehte sich in die Richtung und er sah eine ca. 30jährige Frau kommen. Sie rannte zu den Deutschtürken und nahm ihre Kinder in Schutz. „Was macht ihr denn für Sachen? Ihr solltet doch beim Wagen warten.“, meinte sie nur und sah den Mann an. „Wer sind sie?“, fragte sie dann und drückte ihre Kinder an sich. „Der Mann wollte, dass wir bei ihm einsteigen.“, kam es von Jonas. Erschrocken blickte die Frau auf und funkelte Semir an. „Nein, das...das ist ein kleines Missverständnis.“, fing Semir an und zückte seinen Ausweis. „Gerkhan, Kripo Autobahn. Man hat uns angerufen, weil ihre Kinder hier nahe der Fahrbahn waren.“, erklärte der Mann und sah, wie die Frau nickte. „Sandra Neukirch...ich...ich dachte schon...“ „Schon gut, Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.“, erklärte Semir nur. „Nehmen sie jetzt ihre Kinder und passen sie besser auf sie auf.“, erklärte der Deutschtürke und ging dann zu seinem Wagen zurück. „Susanne, ich bin es...die Kinder sind wieder bei ihrer Mutter und außer Gefahr. Ich mach mich jetzt auf den Weg zurück.“, erklärte der Deutschtürke nur. „Alles klar Semir.“

  • Mit dem Schrecken in den Gliedern hielt Ben vor seinem Haus und half seiner Frau über den neuen Schnee hinweg ins Innere. „Ben...du musst mich nicht über die Schwelle tragen. Wir sind doch schon verheiratet.“, grinste sie nur. „Doch...ehe den Kindern etwas passiert. Bei dem Schnee kann man nie wissen.“, meinte er keuchend. Seine Frau war doch etwas schwerer als gedacht. Schließlich schaffte er es doch, seine über alles geliebte Frau auf der großen Eckcouch im Wohnzimmer abzulegen. „Geschafft.“, kam es nur von ihm und strich seiner Carla vorsichtig über den Kopf. „Kann dir jetzt irgendwas bringen? Einen Tee oder einen Kaffe? Vielleicht ein Sandwich oder sonst was zu essen?“, fragte er fürsorglich und sah Carla an. „Oh ja ... vielleicht einen großen Pott Tee und eines deiner berühmten Sandwiches.“, lächelte sie und genoss sichtlich die Verwöhnung durch ihren Mann. Ben nickte und machte sich dann auf in die Küche. Während er arbeitete, sah er immer wieder zur Uhr. Verdammt, er wollte doch noch das Geschenk besorgen. Dann musste er das morgen eben im Dienst machen. „Schatz, würdest du dann noch draußen Schnee fegen.“, kam es aus dem Wohnzimmer. „Alles, was du willst, Liebling.“, erwiderte Ben nur und sah nach draußen. Noch immer fiel Schnee und türmte den schon vorhandenen Schnee weiter auf. Kurz darauf kam Ben mit Sandwich und Tee zurück ins Wohnzimmer. „Danke...“, hauchte Carla verliebt und nahm ihren Mann die Sachen ab. Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und ging dann in den Flur, zog sich seine Stiefel an, warf sich den Schal um und nahm dann den Besen und machte sich an die Arbeit.


    Kyle war in der Stadt unterwegs. Er hatte sich für seinen Stiefvater was einfallen lassen. Zu diesem Zweck hatte er sich einen Revolver besorgt. In den nächsten Tagen wollte er ihn in seinem Laden besuchen und ihn zur Rede stellen. Für ihn stand fest, dass Wolfgang seine Mutter ermordet und verscharrt hatte. Was hatte der Kommissar gesagt? Wahrscheinlich lebte seine Mutter noch, als sie eingebuddelt wurde. „Dieser verdammte Mistkerl...“, fauchte der Deutschamerikaner nur und versteckte die Waffe in seiner Tasche, wo schon eine schwarze Wollmaske auf ihren Einsatz wartete. Die nächsten Tage würden sehr schwer werden. Sicherlich war Wolfgang schon dabei, den Laden zu verkaufen. Das musste Kyle verhindern und wenn er diesen Scheißkerl töten musste. Das war ihm egal. Das sollte die Rache für den Tod seiner Mutter sein. Und warum auch nicht.... immerhin war es Kyles Laden. Das Testament war ganz deutlich. Doch es war nicht das offizielle. Wolfgang hatte ein scheinbar handgeschriebenes Testament vorgelegt, worin er der Alleinerbe des Ladens war. Das wollte Kyle verhindern. Es musste verhindert werden. „Warte nur ab...du wirst deine Rechnung schon noch bekommen.“, fluchte er und schloss alles für morgen weg.

  • Der nächste Morgen kam und dieses Mal war Carla eher auf. Sie stand am Terrassenfenster und sah auf die weiße Pracht hinaus. „Ben...aufstehen...du musst zum Dienst.“, säuselte sie und strich ihrem Mann sanft über die mit Bartstoppeln versehene Wange. Langsam flatterten die Augenlider und seine kastanienbraunen Augen kamen zum Vorschein. „Noch nicht...will noch nicht...“, murrte er. „Du musst aber..ist doch bald Weihnachten….und stell dir vor, wenn das Christkind dir deine Kinder schenkt…ist das nicht wunderbar?“, wollte sie wissen und küsste ihn. „Oh…ja…und meine wunderschöne Frau…macht es möglich. Ich liebe dich...ruf in der Station an und melde mich krank…ich habe…einen plötzlichen Anfall von Faulfieber…“, grinste Ben. „Sei nicht albern…steh auf...ich habe Frühstück gemacht…“, gurrte Carla. „Okay…du hast gewonnen. Ich komme sofort…“, lachte Ben und warf die Decke zur Seite. Er sah seine Frau seitlich an. „Weißt du, dass du ganz schön dick bist?“ grinste er. Carla warf ihn einen gespielt bösen Blick zu. „Pass auf...sonst bekommst du gleich deinen Kaffee ins Bett…“, warnte sie ihn. „Oh….das wäre nicht gut...weil ich gerade eigentlich auf der Seite liege, wo du sonst liegst…“ grinste er zurück. „Was machst du auf meiner Seite?“, wollte sie nun wissen. „Diese Seite riecht so gut nach dir...und du machst mich süchtig…nein…du bist meine Sucht…“, lachte er und stand nun endlich auf. Carla sah ihm kopfschüttelnd nach. „Männer.“, stöhnte sie leise und ging in die Küche.


    ....

  • Wolfgang eröffnete um neun das Geschäft und ging noch einmal nach hinten um seine Kaffeemaschine anzuschalten. Seit er allein lebte, war es nur noch „selbst ist der Mann“ aber solange er mit seinem Trauerspiel gewinnen konnte würde er alles dafür tun. Er nahm die Tageszeitung und schlug sie auf. Mit einem Schluck Kaffee wollte er die Zeitung kurz durchlesen und dann sich wieder ans Tageswerk machen. Der Kaffee war endlich fertig und nahm eine Tasse. Als er den ersten Schluck nahm sah er auf die Schlagzeile. „Leiche im Garten gefunden!!“, prangte in großen Lettern auf der ersten Seite. Wolfgang verschluckte sich und hustete. „Verdammt...“, stieß er nach eine Weile aus und stellte die Tasse auf den Tisch. Mit schnellem Blick las er den Text. „…die Tote ist unbekannt und wird obduziert…“, endete der Text. Schön…die wissen nicht wer es ist…aber sicher wird es nicht lange dauern. Seine Exfrau war eine sehr nervöse Frau und ging mehr als gut war zum Arzt. Sicher gab es Röntgenbilder ob nun von dem Skelett oder auch dem Gebiss. Die Gerichtsmediziner werden sicher alles herausfinden. Er musste Deutschland verlassen…schneller als ihm lieb war. Am besten direkt heute in der Mittagspause. Die Türklingel des Geschäfts ging. „Ich bin sofort bei Ihnen...“, gab er zurück. „Schon gut...ich sehe mich schon mal um.“, kam als Antwort zurück. Wolfgang packte die Zeitung zusammen und ging in den Verkaufsraum. „Guten Morgen…was kann ich für Sie tun?“, wollte er von dem jungen Mann wissen. Doch dann erschrak er. Der Mann trug auf der rechten Seite eine Waffe. „Tun Sie mir nichts...bitte...ich...ich...“, stammelte er ängstlich. Der junge Mann sah ihn an. „Bitte?“, fragte er erstaunt.


    Semir sah auf die Uhr. „Man…gleich zehn und er ist immer noch nicht da…ausgerechnet heute….“, stieß er aus. Ben glänzte durch Abwesenheit. „Ich werde ihn nicht bei der Krüger decken. Das soll er ganz allein machen. Ich bin doch nicht sein Babysitter….jetzt fangen wir schon um neun an und er kommt immer noch zu spät.“, knurrte er weiter. „Guten Morgen Semir.“, riss ihn die Stimme von Kim aus den Gedanken. „Guten Morgen Chefin.“, lächelte Semir. „Ist Ben wieder nicht da?“, fragte sie erstaunt und wies auf den Schreibtisch. „Nein…vermutlich hat er sich wieder mit Carla beschäftigt…ist ja bald soweit…nur noch wenige Tage. Da wird ein werdender Vater sehr nervös… ich weiß wovon ich spreche.“, lächelte er und deckte seinen Partner. „Schon gut…wenn er da ist, kommen Sie beide bitte in meine Büro.“, lächelte sie zurück. „Ja sicher.“, nickte Semir. Kim ging wieder in ihr Büro. „Verdammt...das wollte ich doch nicht...“, knurrte Semir nur und schallte sich dafür, dass er Ben wieder in Schutz genommen hatte. Wieso immer er, dachte er nur und ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Dann aber fiel sein Blick auf den Mini-BMW auf seinem Schreibtisch. Hm, eigentlich könnte er jetzt eine Runde drehen. Verkehrt war es ja nicht. Er schnappte sich seinen Autoschlüssel und die dicke Daunenjacke von Andrea. „Wenigstens ist die wieder sauber.“, grinste Semir nur und stieg in seinen BMW. Schon verließ er den Parkplatz und drehte seine Runde. Immer wieder fiel sein Blick auf das Handy. Ben, wo steckst du nur, dachte er und fuhr weiter über die schneegeräumte Autobahn.


    „Ihre...ihre Waffe...wollen sie mich nicht überfallen?“, stammelte Wolfgang nur und nahm langsam die Hände wieder runter. Ben lachte auf. „Also mitgehen lassen will ich schon was, aber bezahlen tu ich dafür natürlich.“, erklärte der junge Hauptkommissar. „Und...und die Waffe...sind sie von der Polizei?“, wollte der Ladenbesitzer nur wissen. Ben nickte. „Ich möchte ein Geschenk für meine Frau kaufen, bevor ich das im Stress des Berufs wieder vergesse.“, meinte der Polizist und beugte sich über die Schauvitrine. „Natürlich...kommen sie...was darf es denn sein? Vielleicht eine Kette kombiniert mit einem Armband. Hier haben wir eine sehr schöne Auswahl von Armbändern.“, meinte Wolfgang und nahm eine kleine Schatulle aus der Schauvitrine. Ben beugte sich über die Auslegestücke und sah mit interessierten Augen auf die glitzernden Sachen. Ihm stach sofort eine Kette ins Auge, dessen Stein von einem goldenen C gehalten wurde. Sofort tippte er mit den Fingern darauf. „Gibt es dazu ein passendes Armband?“, fragte er aufgeregt. Wolfgang lächelte. „Ich werde mal nachsehen.“, entgegnete er und ließ den jungen Hauptkommissar für einen Moment alleine. Schnell suchte Wolfgang im hinteren Bereich nach einem passenden Gegenstück, sah aber immer wieder verstohlen zu dem jungen Mann im Verkaufsraum hinüber. Verdammt, er war bei der Polizei. Was sollte er nun machen?, fragte sich Wolfgang immer wieder. Werde jetzt nur nicht panisch. Er will nur ein Geschenk kaufen. Verkauf es ihm und dann verschwinde, sagte er zu sich selbst und ging mit dem passenden Armband wieder in den Laden zurück. „Hier haben wir ein sehr schönes Stück. Die Diamanten sind nach Größe angeordnet. Sehen sie, die kleinsten befinden sich außen und der größte ist in der Mitte.“, meinte Wolfgang und zeigte auf eine kleine, schimmernde Linie. Ben sah gebannt hin. „Sehr schön. Das nehm ich...sagen sie, kann ich etwas in das Armband gravieren lassen?“, fragte er. Unmerklich fiel alles in Wolfgang zusammen. Doch dann kam ihm eine Idee.


    Kyle stand mit der Maske in der einen und der Pistole in der anderen Hand hinter einer Ecke und beobachtete den Laden. Er hatte gesehen, wie ein junger Mann ins Geschäft ging. Verdammt, wenn er jetzt nicht bald wieder rauskommt, dann musste er es abbrechen. Nein, das konnte er nicht... sicherlich würde Wolfgang irgendwann verschwinden. Das durfte er nicht zulassen. Nein, er musste ihn jetzt zur Rede stellen. Und lange konnte er hier draußen auch nicht mehr warten. Schon das zweite Mal war dieser Streifenwagen ganz langsam an ihm vorbei gefahren und da kam er schon wieder. Kyle lief mit gesenktem Haupt Richtung Laden. Jetzt oder nie, dachte er nur und zog sich die Maske über den Kopf, nahm die Waffe in die Hand und stürmte auf den kleinen Juwelierladen zu. Er rannte durch die Tür und sofort sahen ihn vier erschrockene Augen an. In ihm pochte das Herz wie verrückt, sein Puls raste nur so dahin wie ein außer Kontrolle geratener ICE. „Was...was soll das denn?“, fragte sein Stiefvater. „Hände...Hände hoch...das ist ein Überfall...“, kam es von Kyle. Er sah den jungen Mann an und erblickte dann die Waffe. Ben wollte danach greifen, dann ein Knall und ein stechender, feuriger Schmerz in seinem rechtem Arm. „Mach diesen Scheiß nicht noch mal...“, fauchte Kyle mit flatternder Stimme und ging dann auf den Mann zu, schlug ihn mit dem Lauf seines Revolvers zu Boden und griff sich die Waffe. „Und du Alter kommst auch her.“, forderte er dann und riskierte einen kurzen Blick auf die Straße. Dort stand der Streifenwagen, der ihn bis zum Überfall beobachtet hatte, vor dem Geschäft und schaltete mit einem Male das Blaulicht ein. Jetzt war Kyle klar. So schnell würde er hier nicht mehr rauskommen.


    Ben sah den Mann an. Er hatte das Bewusstsein nicht verloren, so hart war der Schlag nicht, aber er rührte sich nicht. Die Stimme…er erkannte die Stimme. Es war dieser Kyle. Sollte er ihn mit dem Namen ansprechen? dachte er noch. „Kyle...das bringt doch nichts.“, kam in diesem Augenblick von dem Ladenbesitzer. Sie kannten sich also, registrierte Ben sofort. Vorsichtig richtete er sich auf und hielt sich den Arm. „Hier spricht die Polizei!! Kommen Sie mit erhobenen Händen raus und werfen Sie die Waffe weg!!“, hörte er blechern von draußen. Ben schloss die Augen. Dieser Befehl wurde doch eh nie befolgt…dachte er nur. Er sah den Verkäufer an. „Sie kennen ihn?“ fragte er leise. Sofort drehte sich der Maskierte um. „Halt die Klappe!!“, schrie er Ben an. Ben schwieg. „Er ist mein Stiefsohn….ich…ich….war mit seiner Mutter verheiratet, bis sie mich verließ.“, erklärte der Inhaber. Ben sah ihn an. „Sie ist tot!! Du hast sie umgebracht!!! Aber du hast einen Fehler gemacht…..der Typ hier….das ist der neue Besitzer und er hat sie gefunden!!! Er hat sie gefunden und….“, die Stimme von Kyle erstarb. Ben glaubte ein Schluchzen zu hören. „Herr Thaelmann...legen Sie die Waffe weg und geben Sie auf…wollen Sie Ihren Stiefvater damit bestrafen?“, harkte Ben nach. Seine Wunde brannte und er spürte, wie das warme Blut seinen Arm herunterlief. Der Mann sah ihn an. „Wissen Sie wie es ist, wenn einem das Liebste von der Welt genommen wird?“, wollte er wissen. Ben schüttelte den Kopf. Plötzlich zerriss ein Handyklingeln die Ruhe.


    Semir sah auf die Uhr. „Verdammt, wo steckt er denn?“, stieß es aus und nahm das Handy um Ben zu wecken. Es klingelte, doch Ben meldete sich zunächst nicht. „Ja…“, kam dann seine Stimme. „Mensch Ben...wo steckst du denn? Die Chefin dreht schon durch!“, fauchte Semir wütend. „Semir…ich….“, hörte er noch. „Wer ist da?“, fragte eine wütend klingende Stimme. Semir stutzte. „Was soll das? Wer ist da?“, fragte er nach. „Erst sagen Sie mir, wer Sie sind!“, forderte der Mann am anderen Ende. „Ich bin Semir Gerkhan Kripo Autobahn. Wo ist mein Kollege?“, harkte Semir nach. „Es geht ihm gut…ich fordere einen Fluchtwagen! Und freies Geleit!!“, forderte der Mann. Semir lachte leise. „Wenn Sie mir noch sagen, warum, dann können wir darüber diskutieren.“, gab er locker durch. Er hörte es rascheln und dann knallte es. Semir zuckte zusammen. Das war ein Schuss! „Hey!! Okay…beruhigen Sie sich….wir können alles sicher klären, ohne dass jemand verletzt ist…“, versuchte er die Situation zu regeln. In diesem Augenblick kam auch Kim in sein Büro. Semir stellte auf Lautsprecher. „Okay….Sie haben bewiesen, dass Sie am längeren Hebel sitzen. Ich will meinen Kollegen sprechen...bitte.“, forderte Semir und sah Kim an. Sie atmete tief ein. „Semir?“. hörte Semir die Stimme seines Freundes. „Ben...bist du okay?“, wollte er sofort wissen. „Nein...nicht ganz…eine Kugel in der Schulter…“, gab Ben bekannt. „Was will der Mann?“, harkte Semir nach. „Du sollst herkommen…“, erklärte Ben. Semir sah zu Kim und diese nickte. „Ich bin schon unterwegs.“, kam von Semir und er rannte raus. Er wusste genau, dass Kim das SEK sofern es eh nicht schon vor Ort war, informierte und den Einsatz koordinieren würde. Die Frage ist nur, was wollte der Mann von ihm? Warum sollte er zu ihnen kommen. Während er fuhr rief Andrea an. „Hallo Schatz...“, fing er an als sich Andrea meldete. „Semir? Was ist los? Bist du verletzt? Liegst du im Krankenhaus?“, harkte seine Frau sofort nach .Semir musste leicht grinsen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • so da Chris derzeit nicht anwesend ist, kommt der nächste Teil auch von mir... Bald ist es soweit....


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    Carla stand am Fenster. Schon seit einigen Minuten spürte sie das Ziehen. Sie hielt sich den Bauch und machte ihre Atemübungen. „Ben…komm schnell zurück…. Es geht los.“, flehte sie leise und schleppte sich zur Couch. Sie musste jemanden anrufen. Andrea…sie wusste doch über diese Dinge Bescheid…sie musste ihre Freundin anrufen. Sie wählte mit zitternden Fingern die Rufnummer ihrer Freundin. Das Besetztzeichen ertönte. „Oh nein…“, stöhnte sie leise. Die Schmerzen wurden immer stärker. Aber sie waren unregelmäßig. Wie sie es in den Vorbereitungen gelernt hatte, zählte sie die Abstände zwischen den einzelnen Wehen. Eigentlich wären die Beiden doch erst in drei Tagen dran. Doch sie hatte von erfahrenen Müttern schon oft gehört, dass sich die Wehen über Tage ziehen konnten. Carla wünschte sich, dass es nicht so wäre. Die Schmerzen waren unerträglich. Sie machte sich auf der Couch lang und sah zur Decke hoch. Innerlich hoffte sie, dass sich gleich der Schlüssel im Schloss umdrehen würde und Ben in der Tür stand. Das Ziehen wurde stärker und stärker, doch dann hörte sie auf einmal nur ein lautes, tiefes Knarren und Röhren. Mit einem Mal hörte das Ziehen und die Schmerzen auf, dafür kam ein etwas merkwürdiger Gestank hervor. „Ups...das war dann wohl eine Fehlzündung.“, stieß sie erleichtert aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Vorsichtig erhob sie sich und blickte in die Schneemassen hinaus. Immer wieder kamen dicke, weiße Flocken hinzu und bedeckten den Boden. Dennoch wünschte sie sich, dass Ben bald zurückkam.


    Kyle nahm das Handy von Ben und zerschlug es am Eisenbeschlag der Vitrine. Toll, dachte er nur, wieder ein Smartphone im Arsch. „Du hast doch bestimmt Handschellen dabei oder?“, fragte der Deutschamerikaner und fuchtelte nervös mit dem Revolver vor der Nase des Hauptkommissars herum. Dieser nickte und zog sie mit der gesunden Hand vorsichtig aus der Vorrichtung am Gürtel heraus und reichte sie dem Bewaffneten hinüber. „Gut...los, an die Heizung dort, hinsetzen und Hände nach hinten.“, forderte Kyle nur und stieß Ben zu der großen Heizung hinüber. Dieser hielt sich die Schusswunde und wusste, was nun kam. Brutal wurden um die Handschelle um ein Handgelenk gelegt und dann um das dicke Heizungsrohr geführt. Dann schloss sich die Handschelle um das andere Handgelenk. Ben spürte wie das Schulterblatt schmerzte und Blut an seiner Jacke entlang lief. Die Kugel musste bis auf den Knochen durch sein. Ben stand ziemlich unbequem und die Fesseln schmerzten. „Und jetzt zu dir, alter Mann...“, fauchte Kyle nur und stieß seinen Vater vom Ladentisch weg, holte aus der unteren Schublade eine dicke Rolle Klebeband hervor. Aus dem hinteren Bereich zog er einen Stuhl hervor und fesselte seinen Stiefvater daran. „Geben sie auf...sie haben keine Chance.“, kam es wieder von draußen. „Die gehen mir ganz schön auf die Nerven. Sag denen, dass sie verschwinden sollen.“, forderte Kyle und drückte Ben die Waffe in die Wange. „Sie haben leider mein Handy zerstört. Wie soll ich da was den Kollege mitteilen?“, fauchte Ben und versuchte dennoch ruhig zu bleiben. „Du wirst es tun...sag mir die Nummer deines Kollegen.“, forderte der Deutschamerikaner und nahm das Telefon aus dem Laden und hielt Ben auffordernd den Hörer hin.


    „Nein, mir geht es gut...hör mal, Andrea... könntest du zu Carla fahren. Ich bin gerade auf den Weg zu einem Einsatz. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Überfall und Ben ist mittendrin.“, erklärte Semir im Telegrammstil. „Was? Und das kurz vor der Geburt... Semir, ich fahre sofort zu ihr. Du musst davor sorgen, dass Ben da wieder heil rauskommt.“, meinte Andrea nur. „Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte Semir leicht empört. „Semir, hier geht es jetzt um Carla... natürlich vertrau ich dir. Also, meld dich, wenn was ist.“, verabschiedete sie sich und Semir fuhr dann weiter in die Königsallee, die schon vollkommen von der städtischen Polizei abgesperrt war. „Hey, sie sehen doch, sie können hier nicht durch.“, fauchte einer der Polizisten, als Semir das Fenster hinunterließ. „Gerkhan, Kripo Autobahn...ist meine Chefin schon vor Ort?“, wollte Semir nur ruhig wissen und sah sich dann um. „Sie ist vorne, bei der Einsatzleitung.“, erklärte der Beamte dann in einem anderen Ton und ließ den Wagen durch. Semir setzte den BMW direkt neben den kleinen Mercedes von Kim und stieg dann aus. „Chefin...wie sieht es aus?“, schoss er seine Frage ab, als er Kim im großen Überwachungswagen des SEKs fand. „Bisher haben wir keinerlei Kontaktaufnahme mit dem Täter. Und...keinen Sichtkontakt. Der Mann hat die Vorhänge zugezogen.“, erklärte Kim Krüger nur und blickte immer wieder auf die Monitore. „Was sollen wir nun machen?“ „Im Moment geht das SEK in Stellung und wir versuchen einen Grundriss vom Geschäft zu bekommen.“, erwiderte sie. Semir ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah zum Geschäft hinüber. Wie es Ben wohl ging?


    Ben sah Kyle an. „Sag ihnen, dass sie abziehen sollen!“, forderte er. „Kyle…Sie können nicht gewinnen. Geben Sie auf und überlassen Sie ihren Stiefvater den Richtern. Für Mord geht er für immer ins Gefängnis…“, versuchte er ihn zum Aufgeben anzuregen. „Semir hier…“, hörte er die Stimme. „Semir…ich bin es, Ben.“, erklärte Ben. „Wie geht es dir? Bist du okay?“, kam sofort die besorgte Frage. „Ja...mir geht es gut….noch…jedenfalls. Wo bist du?“, wollte er wissen. „Ich stehe mit der Chefin und dem SEK vor der Tür. Wie sieht es bei dir aus?“, harkte Semir nach. „Er will, dass ihr euch zurück zieht…“, gab Ben den Befehl von Kyle weiter. „Gib ihn mir...Bitte.“, kam von Semir. Ben sah Kyle an. „Mein Kollege will mit Ihnen sprechen…tun Sie sich selbst einen Gefallen und sprechen Sie mit ihm..“, regte Ben an. Kyle nahm zögerlich den Hörer und hielt ihn sich ans Ohr. „Ich will freies Geleit...einen vollgetankten Wagen!“, forderte er. „Okay… ich bin Semir….wenn Sie einen Wagen wollen, dann lassen Sie den Ladenbesitzer gehen!“, forderte der Kollege. „Nein….keiner der Beiden wird gehen!!“, schrie Kyle in den Hörer. „Okay…okay... beruhigen Sie sich…. Wir werden tun, was Sie wollen. Wir brauchen aber etwas Zeit.“, versuchte der Kollege nun auf Zeit zu spielen. Kyle schloss die Augen. „Ich will das Auto in fünf Minuten….Sie sind ja mit etwas hergekommen…der Wagen muss Funk haben!“, forderte Kyle mit fester Stimme.


    Andrea kam bei Carla an und betrat die Wohnung mit ihrem eigenen Schlüssel. Die Ehepaare hatten sich darauf eingelassen, jedem einen Schlüssel zu geben, für den Fall das etwas passiert. Als Andrea ins Wohnzimmer trat, sah sie Carla auf der Couch liegen. „Andrea? Was machst du hier? Ist was mit Ben? Sag doch!!“, wollte Carla wissen. „Carla...nicht aufregen...das ist nicht gut...nicht so kurz vor der Entbindung. Ben und Semir sind auf einem Einsatz….sie haben mich nur gebeten zu dir zu sehen…mehr ist nicht...wirklich.“, lächelte Andrea beruhigend. Carla sah sie prüfend an. „Wirklich? Du lügst mich nicht an? Es ist alles in Ordnung?“, harkte sie nach. Andrea lächelte nervös und nickte. „Ja sicher…alles in Ordnung. Wie geht es dir?“, wollte sie wissen um von dem Thema abzulenken. „Ich habe seit einigen Stunden schon eine starkes Ziehen…aber es ist unregelmäßig…jetzt ist schon seit gute zwanzig Minuten Ruhe…“, erklärte Carla. Andrea nickte. „Hast du die Hebamme angerufen?“, wollte sie wissen. „Nein…aber ich denke auch nicht, dass es schon soweit ist…ich hab Hunger…“, lächelte Carla und stand auf. Doch kaum stand sie, bekam sie starke Schmerzen. „Andrea…es geht wieder los…“, stieß sie aus. Andrea sah auf die Uhr. „Okay….atme so wie du es gelernt hast… ein… aus…. ein…aus…so ist gut…“, redete sie auf ihre Freundin ein. Carla schwitzte. „Ich bin froh, dass du da bist.“, lächelte sie leicht. „Setz dich wieder hin...ich nehme die Zeit…“, befahl Andrea sanft. Carla nickte. Sie setzte sich und hielt sich den Bauch. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Beiden unbedingt raus wollen…Aber ich will doch, dass sie bis Heilig Abend drin bleiben… noch ein paar Stunden…“, meinte Carla und schon kam die nächste Welle. Andrea sah auf die Uhr. „Dreizehn Minuten seit der letzten Wehe...ich denke das wird nichts...wenn es schlimmer wird, werde ich dich wohl heute noch ins Krankenhaus bringen…“, lächelte Andrea. „Ich will das... das...Ben Bescheid weiß…“, stöhnte Carla. Sie sah auf die Uhr. „Morgen ist doch erst Heiligabend...vielleicht kann ich es bis Mitternacht raus zögern...“, lächelte sie. „Vielleicht…aber sicher nicht zuhause.“, gab Andrea bekannt. Sie packte einen Koffer für die werdende Mutter um auf alles vorbereitet zu sein. Die Kinder konnten jeden Augenblick zur Welt kommen, das wusste sie aus eigener Erfahrung.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Semir sah Kim an. „Was machen wir? Er verlangt einen Wagen mit Funk…und er hat Recht… wir können ihn damit nicht hinhalten einen Wagen zu besorgen…“, gab er zu. „Ja stimmt…“, bestätigte sie. „Aber wir müssen versuchen ihn hinzuhalten. Denken Sie, er würde die Geisel…also den Inhaber gegen einen von uns austauschen?“, fragte sie. Semir zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht…er hörte sich ziemlich entschlossen an…“, gab Semir bekannt. „Wir müssen es versuchen….“, meinte Kim nur und sah zum Laden rüber. Semir nahm das Fernglas. „Ich sehe Ben. Der Mistkerl hat ihn am Fenster fixiert. Scheint gefesselt zu sein. Damit ist der Zugriff über die Fenster schon mal negativ. Ben würde draufgehen…Die Hintereingänge sind sicher auch von ihm einzusehen…“, zählte Semir auf. Kim nickte nur. „Dann können wir nur warten und versuchen, die Übergabe hinauszuzögern.“, meinte sie. „Ist jemand bei Carla?“ Semir nickte. „Ich habe Andrea hingeschickt. Ich hoffe, sie regt sich nicht zu sehr auf. Immerhin können die Kinder bald kommen.“, erklärte der Deutschtürke und sah dann, wie sich ein Kamerateam aufbaute. „Verdammt, diese Schakale wittern aber auch jedes Verbrechen.“, fluchte er und wies einige Polizisten an, die Reporter wegzujagen.


    Kyle sah durch das Fenster nach draußen. Ihm war unter dieser Maske viel zu heiß. Mit einem Ruck zog er sie vom Kopf und warf sie in eine Ecke. Ben sah den Mann an und versuchte, die Handschellen zu lösen, doch sie saßen fest. Die Wunde in seiner Schulter schmerzte und mit jeder Bewegung meinte er, dass sich die Kugel noch weiter in seinen Körper bohren würde. „Kyle, bitte...lass...lass mich gehen...ich...ich hab deine Mutter nicht getötet.“, flehte Wolfgang nur und sah seinen Stiefsohn an. Doch dieser glaubte ihm nicht, kam auf ihn zu und drückte ihn die Waffe an den Hals. „So? Du hast sie nicht getötet? Du hast sie nicht getötet? Wie kommt dann die Leiche in den Garten und diese Postkarte zu ihrer Freundin? Ich habe mit der Polizei gesprochen. Sie sagen, sie hat noch gelebt, als du sie verscharrt hast.“, fauchte Kyle wütend. „Ich...ich habe sie nicht umgebracht...ich habe sie geliebt.“, stammelte Wolfgang nur. Er sah in die Augen des Jungen. Sie waren voller Hass, voller Wut auf ihn. „Du hast sie geliebt? Du hast ihr Geld geliebt, aber nicht sie.“, schrie der junge Deutschamerikaner. „Kyle...hören sie auf...das bringt doch nichts. Geben sie auf...ich verspreche ihnen, dass...“ „Jetzt halt endlich mal deine Klappe...“, stieß Kyle aus und richtete die Waffe nun auf Ben. Sofort verstummte dieser. Kyle ließ von seinem Vater ab und nahm die Rolle Klebeband, riss einen Streifen ab und presste ihn Ben auf den Mund. „Jetzt hältst du wenigstens die Klappe.“, knurrte er nur. Ben stöhnte in den Knebel und verdrehte die Augen. Seine Gedanken schweiften zu Carla. Hoffentlich würde sie nicht jetzt die Kinder bekommen, dachte er.


    Carla lag auf der Couch und strich sich über den Bauch. „Oh...oh...Andrea, ich...ich glaube da bewegt sich was.“, stöhnte sie nur und fuhr mit dem Oberkörper auf. Immer wieder atmete sie heftig und stieß kurze Schmerzschreie aus. „Carla...ganz ruhig...bitte bleib ganz ruhig...“, forderte die Freundin und hielt die Hand der Schwangeren, nahm gleichzeitig die Zeit in welchem Abstand die Wehen kamen. Es waren nur noch elf Minuten. „Andrea...ich...ich will mit Ben sprechen...bitte...ruf ihn an...“, forderte die werdende Mutter und sah mit flehenden Blicken ihre Freundin an. „Ich...ich werde es versuchen...aber du weißt, wenn sie im Einsatz sind, haben sie meist ihr Handy aus.“ Andrea nahm dennoch das Schnurlose in die Hand, durchsuchte das Telefonbuch und wählte dann Bens Handy an. „Der gewünschte Gesprächspartner ist vorrübergehend nicht zu erreichen...The person you have called is not reach...“, klang es aus dem Hörer. „Tut mir leid Carla, aber das Handy ist aus. Er muss es ausgestellt haben.“, meinte Andrea. Carla nickte mit ihrer schweißnassen Stirn. „Hoffentlich...hoffentlich kommt er noch rechtzeitig....Ahhhhhhh...“, schrie sie dann und warf sich wieder nach vorne. Andrea wusste nun, dass es nicht mehr soweit bis zur Geburt war. Die Abstände wurden immer kürzer. Nur noch neun Minuten. „Carla...ich bringe dich wohl besser ins Krankenhaus.“ „Nein...ich...noch nicht...bitte...ich will Ben...sprechen...bitte...“, flehte sie. „Carla, ich fahre dich jetzt ins Krankenhaus und dann verspreche ich dir, wird Ben auch kommen. Ich werde Susanne anrufen und die wird ihm dann über Funk bescheid sagen.“, erklärte Andrea nur. „Versprochen...?“ „Versprochen.“


    Semir sah immer wieder zu dem Juweliergeschäft hinüber. „Verdammt, wir müssen doch was unternehmen. Das geht doch so nicht.“, fauchte er und suchte nach einem Weg hinein. „Semir, wir müssen ihn weiter hinhalten und wir sollten herausfinden, wer das ist.“, kam es nur von Kim. „Aber wie? Der Kerl hat die Vorhänge zugezogen und trägt eine Maske.“ „Vielleicht war er schon vorher in der Straße. Hier sind doch überall Kameras. Versuchen sie mal an die Aufnahmen zu kommen.“, schlug Kim vor. Semir grinste und verschwand. Er musste zunächst die ganzen Läden, die hier über die Kameras verfügten, abklappern. Dafür kamen lediglich drei Läden in Frage, die auch mit ihrer Kamera diesen Juwelier beobachteten. Schon im zweiten Laden, einem Händler für antike Ware. „Gerkhan Kripo Autobahn. Es geht um den Juwelierladen. Ihre Kamera nimmt ja auch diesen Straßenabschnitt auf und ich brauche unbedingt die Bänder von gestern und heute…“, erklärte Semir. Der Mann sah ihn an. „Ach…ja sicher…warten Sie, ich hole sie und dann können Sie sie hier direkt ansehen...“, nickte der Mann und verschwand kurz nach hinten. Er kam mit drei Bändern zurück. „Das hier ist von gestern Morgen...das von gestern Nachmittag und Abend und das von heute Morgen…das von heute Abend ist ja im Gerät drin...Ich habe hier hinten noch den Videorecorder. Kommen Sie einfach durch…“, erläuterte der Inhaber. Semir nickte und ging mit nach hinten. Er sichtete das erste Band und sah sich die Personen genau an. Einer nach dem Anderen wurde von ihm intensiv betrachtet. Dann sah er einen jungen Mann, auf dem die Statur genau passte. „Das glaub ich nicht….“, stieß er aus.

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  • Andrea brachte Carla ins Krankenhaus und sie wurde umgehend in den Kreissaal gebracht. Der Arzt untersuchte Carla gründlich und lächelte beruhigend. „Das dauert noch etwas. Es ist alles in Ordnung. Ich denke Sie werden heute Nacht bei uns bleiben und sich entspannen. So wie es ausschaut wird es für Sie bis um fünf in der Früh erledigt sein und Sie werden zwei hübsche Kinder im Arm halten. Bis dahin aber liegen bleiben.“, ermahnte der Arzt sie. Carla nickte. „Aber die Wehen...sie sind…nicht weit auseinander…“, stöhnte Carla. „Ja ich weiß…damit öffnet sich der Muttermund. Der ist nicht einmal drei Zentimeter offen. Es ist ihre erste Geburt?“, harkt er nach. Carla nickte. „Dann dauert es immer etwas länger. Es ist sehr quälend, aber leider nicht anders machbar.“, lächelte er beruhigend. „Kann ich denn nicht nach Hause fahren?“, wollte sie wissen. „Nein…besser nicht. Wir können Ihnen hier helfen, sollte es Komplikationen geben. Wo ist denn der Vater der Kinder?“, fragte der Arzt nach. „Im Einsatz. Er weiß nicht einmal, dass ich im Krankenhaus bin...“, erklärte Carla. „Nun…dann sollte er den Einsatz aber bis um fünf erledigt haben, sonst spielt er nicht in der ersten Liga.“, grinste der Doc. Carla sah Andrea traurig an. „Ruf bitte Ben an. Er muss herkommen…ich will, dass er bei der Geburt dabei ist…bitte.“, flehte sie. Andrea nickte. „Wenn ich ihn an den Haaren her zerren muss... er wird dabei sein, das verspreche ich dir…“, bestätigte sie erneut. Carla wurde auf die Entbindungsstation gebracht und an den Wehenschreiber angeschlossen. Außerdem wurden die Herztöne der Kinder überwacht. Alles war in Ordnung. Erleichtert schlief Carla für wenige Minuten ein.


    „Chefin…das ist der Kerl…er hat die gleiche Statur und ich weiß sogar wer er ist. Der Stiefsohn von diesem Juwelier. Ich habe das eben herausgefunden. Der Mann glaubt, dass sein Stiefvater seine Frau umgebracht hat. Das wiederum ist die Leiche in Bens Garten, die er beim Umgraben gefunden hat…“, erklärte Semir aufgeregt. Sein Handy klingelte und er meldete sich. „Semir hier..“ „Schatz...ich habe Carla eben ins Krankenhaus gebracht. Die Wehen haben eingesetzt. Wo ist Ben verdammt noch mal?“, hörte er seine Frau fragen. „Oh verdammt..das ist nicht gut…hör zu...Ben ist als Geisel bei einem Juwelierraub. Ich versuche ihn da raus zu holen, aber …wie viel Zeit bleibt noch?“, fragte Semir nach. „Oh mein Gott…warum muss es eigentlich immer so extrem bei euch sein? Der Arzt meint bis um 5 in der Früh. Das ist das späteste…also noch von jetzt bis in 4 Stunden. Carla ist ziemlich verzweifelt, dass er nicht bei ihr ist. Aber ich kann ihr schlecht sagen, dass er da drin steckt. Also hol ihn raus und bring ihn ins Krankenhaus…möglichst unverletzt…bekommst du das hin?“, harkte Andrea nach. In ihrer Stimme war ein unmissverständlicher Befehl zu hören. „Ich gebe mein Bestes.“, versprach Semir und beendete das Gespräch. Kim sah ihn an. „Carla?“, fragte sie nur. „Ja...in den nächsten drei Stunden….wird er Vater werden...“, bestätigte Semir. „Oh...das wird knapp. Wissen wir einen Namen von dem Mann?“, wollte sie wissen und ging wieder zum Fall. „Ja..Kyle…heißt er Kyle Thaelmann…“, gab Semir bekannt. „Gut…dann werden wir ihn in die Enge treiben. Anderes bleibt uns nicht übrig. Wir müssen die Sache jetzt beenden.“, gab Kim bekannt.


    Ben sah den Mann an, der immer mehr nervöser wurde und Haare raufend durch den Laden lief. Wolfgang beobachtete den jungen Mann, der geknebelt an seiner Heizung festgebunden war. Auch Ben blickte zu dem Alten hinüber. Vielleicht war es besser, wenn Wolfgang einfach zugab, dass er seine Frau getötet hatte. „Mmmmhhhhhh...“, kam es von Ben und sofort ruckte Kyle mit seinem ganzen Körper rum. „Was willst du denn jetzt?“, fauchte er nur und zog das Klebeband mit einem Ruck ab. „Ahhh...“, stieß Ben aus und sah, dass einige Bartstoppeln im Stück des klebrigen Bandes hängen geblieben waren. „Was wollen sie eigentlich mit ihrem Vater machen, wenn er ihnen gesagt hat, dass er ihre Mutter umgebracht hat?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Was geht dich das an?“ „Kyle, sehen sie nach draußen. Sehen sie sich die umliegenden Gebäude an.“, forderte Ben nur und winkte mit seinem Kopf zum Fenster. In Kyles Augen regten sich etwas. Zögerlich tat er, was Ben verlangte, und schob einen Vorhang kurz zur Seite. Und tatsächlich. Nicht nur auf der Straße war die Polizei, sondern auf den gegenüberliegenden Dächern und Gebäuden hatten ihn schwarz vermummte Gestalten ins Visier genommen. „Wenn du hier einen auf Dirty Harry machst, fackeln die Jungs nicht lange und knallen dich ab. Willst du dein Leben so leicht wegwerfen?“, fragte Ben und sah, dass der Junge anfing zu zweifeln und nachzudenken. „Ich...ich...“ „Kyle...bitte...lass uns gehen...ich...ich schwöre dir, ich habe deiner Mutter nichts getan.“, kam es dann plötzlich von Wolfgang. Sofort flammten die alten Gefühle in dem jungen Musiker wieder auf und im nächsten Moment hatte Ben wieder den Streifen Klebeband auf dem Mund zu kleben. Verdammt, dachte er nur. Doch in diesem Moment klingelte das Telefon.


    Semir hielt sich den Hörer ans Ohr. „Semir, was haben sie vor?“, wollte Kim wissen. „Ich werde ihm sagen, was er hören will.“, erwiderte der Deutschtürke. Ein fragender und verwirrter Blick von Kim folgte. „Ich werde ihm sagen, dass wir Beweise haben, die seinen Vater schwer belastet. Vielleicht kriegen wir ihn so zum Aufgeben.“, meinte Semir nur und wartete, bis sich jemand am anderen Ende der Leitung meldete. Die Nummer ließ er sich einfach von Susanne raussuchen. „Ja?“, meldete sich am anderen Ende der Leitung der Entführer. „Semir Gerkhan hier...ich will mich mit ihnen unterhalten.“, fing Semir an und wartete einige Sekunden. „Ich will aber nicht mit ihnen sprechen. Es sei denn, sie sagen mir, dass der Wagen vor der Tür steht.“, kam es fauchend vom anderen Ende der Leitung zurück. „Ich dachte, es interessiert sie, wer ihre Mutter umgebracht hat.“, erwiderte Semir nur und wartete auf die Reaktion des Mannes am anderen Ende der Leitung. „Was? Sie wissen, wer meine Mutter ermordet hat?“, fragte Kyle nur. „Allerdings...wenn sie die Geiselnahme jetzt beenden, dann kann ich es ihnen sagen. Bitte geben sie auf.“, forderte Semir, doch dann hörte er nur das Tuten der toten Leitung. „Verdammt, ich hoffe, er dreht jetzt nicht durch...“, stieß Semir nur aus und sah dann wieder zum Laden hinüber.


    Kyle legte auf und ging zu seinem Vater hinüber. „Jetzt bist du dran, alter Mann...sie haben dich... aber ich will es von dir hören. Sag ihnen, dass du meine Mutter umgebracht hast.“, forderte Kyle nur und stieß seinen gefesselten Stiefvater zum Telefon, drückte auf die Wahlwiederholung und hielt ihm den Hörer ans Ohr. „Gerkhan...“, meldete sich jemand am anderen Ende. „Los, sag es ihnen oder ich streich die Wand mit deiner Gehirnfarbe.“, forderte Kyle nur und presste die Waffe an die Schläfe von Wolfgang. „Okay...okay...okay...ja, ich habe...ich habe Elise umgebracht...mir...mir war das...das Geld wichtiger, als...“, kam es nur von Wolfgang. In Kyle stieg die Wut hoch, sein Finger krümmte sich langsam, doch wieder kamen diese unterdrückten, dumpfen Töne aus der Ecke, wo Ben an der Heizung gefesselt und geknebelt war. Kyle drehte sich um. „Halt endlich die Klappe!!“, schrie er. Ben senkte den Kopf. Wieder wandte Kyle sich an seinen Stiefvater. „Du wirst niemanden mehr weh tun.“ Er krümmte den Finger und es knallte. Ben zuckte zusammen, als er sah wie Wolfgang zu Boden ging. Ein roter Fleck zeigte sich an der Schulter. „Oh nein…so einfach mache ich es dir nicht….du wirst den Rest deines Lebens im Knast verbringen….den Rest deines beschissenen Lebens…verstehst du…und ich werde mich daran weiden…“, versprach Kyle. Noch einmal ging er zu Ben. „Sie werden mir sicher sagen können, was mir dieser Spaß einbringt…drei Jahre? Vier?“, harkte er nach und nahm ihm den Knebel ab. „Sie können mit einer…milden Strafe rechnen, wenn Sie hier abbrechen.“, stieß Ben aus. Seine Wunde schmerzte entsetzlich. „Hören Sie mich da drinnen?“, kam erneut der Ruf von draußen. Kyle überlegte. Er griff zum Telefon und wählte Semir Gerkan an.

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  • Carla lag im Bett und versuchte zu schlafen. Verdammt warum kam Ben nicht? War alles in Ordnung? War er in Gefahr? Oder war es nur normale Überstunden? Er wollte doch eigentlich für sie da sein…und nun…Andrea musste doch wissen, wo er war. Sie griff zum Handy und rief ihre Freundin an. „Andrea…wo ist Ben? Warum meldet er sich nicht? Ich fühle, dass er in Gefahr ist…bitte sag mir die Wahrheit…bitte….“, flehte sie leise. „Carla..nicht aufregen…Ben kommt gleich mit Semir nach Hause. Sie müssen nur noch einen Bericht abliefern, weil sei wieder ein Auto demoliert haben. Du kennst die Krüger doch auch…die flippt immer aus, wenn das passiert…“, gab Andrea durch. „Du lügst mich nicht an? Es ist alles in Ordnung?“, harkte Carla noch einmal nach. „Es ist alles in Ordnung…ich verspreche dir, dass ich dir Ben vor der Geburt bringe...in einem Stück…wirklich…“, versprach Andrea. „Danke….die Wehen lassen im Augenblick nach aber die Herzen der Beiden schlagen so wild….das ich glaube es zu spüren.“, lachte Carla leise. „Was sagt der Arzt?“, wollte Andrea wissen. „Es ist bald soweit…ich soll gleich in die Wanne, damit die Wehen stärker werden und der Muttermund sich öffnet. Ich habe Angst...was wenn die Kinder nicht gesund sind?“, wollte Carla wissen. „An sowas darfst du nicht denken. Du hast sie neun Monate unter deinem Herzen getragen...es werden so prächtige Kerle werden wie dein Mann.“, lächelte Andrea durchs Telefon und versuchte ihrer Freundin Mut zu machen. In diesem Augenblick kam eine starke Wehe. „Andrea…! Es…es…geht los….aua….es…tut weh…“, weinte Carla. „Leg dich hin und atme….hörst du…atme tief ein….und aus…und ein…und aus.“, animierte Andrea sie über Telefon. Carla tat es. „Ich rufe die Schwester…es geht nicht….hol du Ben…bitte…es ist jeden Augenblick soweit…“, flehte Carla und legte auf. Nur wenig später war die Hebamme da und tastete Carla ab. „In zwei Stunden….wir werden jetzt baden gehen und dann etwas entspannen. Das Bad muss so heiß wie möglich sein, damit die Geburt leichter geht….“, erklärte sie der werdenden Mutter. Carla nickte und stand vorsichtig auf.


    Andrea legte besorgt auf. Wie sollte sie es denn schaffen Ben rechtzeitig ins Krankenhaus zu bringen. Sie rief Semir an. „Ja…?“, hörte sie die Stimme von ihrem Mann. „Carla ist bald soweit…wie weit bist du?“, wollte sie wissen. „Andrea….verdammt…ich…Ben ist immer noch als Geisel drin. Wir versuchen den Täter zur Aufgabe zu bringen, aber es sieht derzeit schlecht aus…“, erklärte Semir. „Carla zählt darauf, dass er da ist, wenn die Kinder zur Welt kommen. Also sieh zu...und pass auf dich auf…bitte. Ich fahre gleich zu Carla, damit wenigstens einer da ist, der ihr Händchen hält…“, gab Andrea zurück. „Danke mein Schatz..ich liebe dich…ich hoffe inständig, dass ich Ben gleich raus habe und dann bringe ich ihn persönlich zu Carla…versprochen...“, gab Semir durch. Andrea legte auf und fuhr zur Klinik zurück. Ihre Töchter wurden in der Zeit von ihrer Nachbarin betreut. Im Krankenhaus fragte sie sich nach Carla durch und erführ, dass sie bereits im Bad war, um die Geburt einzuleiten. Andrea sah auf die Uhr. „Das wird verdammt eng…Semir….beeile dich…bitte…beeeile dich…“ flehte sie leise.


    Eben ließ Semir den Hörer sinken, schon klingelte es erneut. „Gerkhan?“ „Hören sie, ich werde jetzt rauskommen. Halten sie ihre schießwütigen Männer zurück. Ich ergebe mich...Haben sie mich verstanden?“, wollte Kyle wissen. „Wir werden nicht schießen, aber zuerst will ich wissen, auf wen sie geschossen haben. Wenn sie auf meinen Kollegen geschossen haben, dann...“ Wieder war es still in der Leitung. „Hallo? Hallo? Verdammt...“, stieß Semir nur aus und sah zur Tür hinüber. Sie ging nicht auf. „Oh nein...nein...nein...“, schellte er sich selbst dafür. Plötzlich kam ein anderer Wagen in die Königsallee gefahren. Rubens stieg aus und ging auf den Überwachungswagen zu. „Hauptkommissar Rubens...was...was machen sie denn hier?“, wollte Semir erstaunt wissen. „Ich bin hier, um Wolfgang Fallberg zu verhaften. Wir haben dringende Beweise dafür, dass er seine Frau ermordet hat. Die Wohnungsdurchsuchung hat das auch noch bestätigt.“, erklärte er und sah auf den Laden. „Was ist denn hier los?“, fragte der Kriminalhauptkommissar dann. Ehe Semir aber antworten konnte, ging die Tür des Ladens auf und Ben kam mit einem jungen Mann ins Freie. „Was soll das denn jetzt?“, fragte er, doch Semir war anderweitig beschäftigt. „An alle Kräfte...nicht schießen...ich wiederhole...kein Feuerbefehl...“, wies Semir die Leute vom SEK nur an. „Falke 1 verstanden...Geier 2 geht klar...Adler3 verstanden“, meldeten sich die Teams per Funk. Alle sahen gespannt zur Ben und dem jungen Mann.


    Ben sah auf die vielen Polizisten und in die Lichter hinein. Noch immer spürte er die Kugel und den Druck des Revolvers in seinen Nacken. „Okay, gehen sie jetzt langsam los.“, forderte Kyle und ließ den Arm seiner Geisel los. „Sie...sie sollten die Waffe schnell wegwerfen, wenn sie nicht sterben wollen...“, gab Ben dem Jungen noch zu verstehen, ehe er dann losging und sich langsam auf die Streifenwagen zu bewegte. Als er kurz davor war, drehte sich Ben um und sah, wie Kyle langsam die Waffe auf den Boden legte und dann in die Knie ging, die Hände hinter den Kopf verschränkte. In Windeseile waren blau uniformierte Beamte bei ihm, drehten ihm die Arme brutal auf den Rücken und ließen die Handschellen einrasten. „Ben? Alles in Ordnung mit dir?“, kam es sofort von Semir, der aus dem Überwachungswagen stürmte und seinen Partner ansah. „Meine Schulter...hat mal wieder Blei zu spüren bekommen.“, erklärte er und verzog das Gesicht. „OH man .... deine Frau liegt in den Wehen. Los, die Wunde muss behandelt werden.“ „Shit...“, stieß Ben nur aus und saß im nächsten Moment schon im Wagen von Semir. Dieser schwang sich hinters Steuer und schon brausten sie ab. Was sie nicht mehr sahen war, dass Wolfgang Fallberg aus dem Laden geführt wurde und noch an Ort und Stelle Handschellen angelegt bekam. Kyle drehte sich noch einmal zu seinem Stiefvater um und grinste zufrieden. Auch wenn er im Gefängnis sitzen musste, das war es ihm wert gewesen.

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  • Der BMW schlidderte über den Schneematsch, der sich auf die Straßen gelegt hatte und erreichte das Krankenhaus noch rechtzeitig. Dass Semirs Beifahrersitz mit Blut verschmiert war, kümmerte ihn nun erst einmal herzlich wenig. Sie rannten den Flur hinunter und direkt zum Kreissaal. „Moment, wo wollen sie denn mit dem Arm hin?“, stellte sich ein Arzt ihnen in den Weg. „Ich...meine Frau.... sie liegt in den Wehen und bekommt gleich unsere Kinder. Ich muss...ich will zu ihr...“, forderte Ben aufgeregt. „Aber sie können nicht mit der Wunde und dem Blut in den Kreissaal hinein. Kommen sie, lassen sie mich die Wunde wenigstens verbinden.“ „Können sie das nicht da machen...meine Carla braucht mich jetzt.“, flehte Ben und sah dem jungen Arzt in die Augen. Dieser machte kehrt, kam mit einem Notfallkoffer zurück und ging dann mit den Männern in den Kreissaal hinein. „Ben...Gott...Gott sei dank...“, stieß Carla unter Hecheln aus, als sie ihren Mann durch die Tür kommen sah. „Ich bin da, mein Engel... jetzt kannst du loslegen...“, lächelte er. Sie lächelte angespannt, sah die Wunde kaum. „Okay...jetzt bitte pressen...“, forderte die Hebamme. Carla schrie, stöhnte und presste. Im nächsten Moment war ein lauter „Bums“ zu hören. Der Arzt drehte sich um und erblickte die beiden Männer am Boden liegen. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder der Mutter zu. „Noch mal…“ sagte er grinsend. Das erste Kind war nach guten zwanzig Minuten da und auch Nr. zwei ließ nicht lange auf sich warten.


    Ben sah Semir an als sie auf dem Flur saßen. „Ich bin nur umgekippt weil die Wunde in der Schulter weißt du…“ redete er sich raus. Semir nickte wissend. „Ja sicher…ich nur weil ich Hunger hatte..“ grinste dieser. „Nein wirklich…mir ist Schwarz vor Augen geworden…und…dann …also…das ist bestimmt die Wunde..“ erklärte Ben. Semir lachte. „Oder wir sind für diese Sache einfach nicht geschaffen. Kinder kriegen und Schmerzen aushalten...das ist doch eher was für die Frauen. Und so wie es ist… ist es gut..“ sinnierte Semir und stand auf. „Wo willst du hin?“ wollte Ben wissen. „Einen Kaffee holen…den brauch ich nämlich.“ Ein Babygeschrei war zu hören. „Da sind sie…meine Kinder….mein eigener Sohn… und meine Tochter…“ strahlte Ben und betrat den Kreissaal erneut. „aber nicht wieder umkippen..“ lachte Semir. Doch auch er vergaß den Kaffee und ging mit hinein. Carla lag völlig erschöpft aber glücklich im Bett. In jedem Arm ein kleines Bündel. „Hier sind deine Kinder...“ sagte sie leise. Ben sah auf die Kinder und auf seine Frau. Ein langer Kuss folgte. „Ich liebe dich….mein Engel…“ hauchte er ihr zu. Sanft schob er das Deckchen von Sohn aus dem Gesicht… „Er sieht mir ähnlich…“ strahlte er. Carla nickte. „Beide…sie sehen sich ähnlich…wie ein Ei dem Anderen…und wie sollen sie nun heißen?“ wollte sie wissen. Doch bevor Ben antworten konnte, kam der Arzt zu ihm. „so…und nun ist die Wunde dran..“ unterbrach er die Familienidylle. „Welche Wunde?“ wollte Carla wissen. „Nicht so wild…ist nur ne Kugel..“ lächelte Ben. Carla sah ihn erstaunt an. „Ist wirklich nicht so schlimm…versprochen…sie muss nur rausgeholt werden und gut ist…“ erklärte er erneut. „du kannst froh sein, dass ich zu müde bin, mich damit zu beschäftigen. Aber ich komme noch dahinter, was passiert ist…“ drohte Carla. Ben sah zu Semir, doch dieser grinste nur. „Willkommen in der Ehewelt...“ sagte er leise. Ben sah noch einmal zu Carla. „Willkommen auf der Welt…Bastian und Isabella..“ gab er leise von sich. Er küsste seine Kinder und seine Frau. „Ich liebe dich unendlich….“ Erklärte er erneut. Doch dann hieß es auch für ihn ab in den Röntgenraum denn der Arzt stellte fest, dass die Kugel noch drin war. „OP!“ befahl der Doc.


    Semir sah dem Familienglück der vier zu. Ben strahlte bis über beide Ohren. Aber er konnte auch glücklich sein. Seine Familie war komplett. Zwei Kinder auf einen Streich. „Sind sie nicht süß?“ riss Andrea ihn aus den Gedanken. „Ja…super süß…“ gab Semir zu. Andrea küsste ihn. „Da bekommt man direkt wieder Lust….darauf...oder?“ lachte Andrea. „Oh nein…Andrea..nein…zwei Kinder reichen...Layla ist gerade mal ein Jahr alt...noch eins..nein…lass mir etwas Zeit…bitte...“ flehte Semir grinsend. „Nun ja…nur üben können wir doch mal... ein Sohn fehlt noch…“ schlug Andrea vor. Semir umarmte seine Frau. „Das ist ein schöner Gedanke, aber im Augenblick ist es genauso wie es ist schön. Ich bin der Hahn im Korb und das möchte ich auch ne ganze Weile sein…“ grinste Semir. „Und gegen das Üben sagst du nichts?“ staunte Andrea. „Nein…das ist schließlich auch Sport…“ lachte Semir. „Dann wollen wir die Vier mal allein lassen..“ schlug sie anschließend vor. Sie verabschiedeten sich von der frischgebackenen Familie und fuhren nach Hause.


    *************************************************************************
    Ende oder Fortsetzung? Sehen wir mal…vielleicht fällt mir oder uns ja noch was ein….

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