Betrogen


  • „Okay, wann wollt ihr Freitag kommen, du und Emily?“, wollte Semir von seinem Partner wissen. Ben sah ihn nur an. „Hmm, Emily hat noch bis sechs Uhr Probe und dann will sie sich bestimmt auch noch frisch machen und umziehen.“, erklärte Ben und sah den vorbeirauschenden Fahrzeugen nach. „Gut, dann werdet ihr so gegen acht Uhr bei uns sein.“, mutmaßte Semir und richtete das Blitzgerät neu aus. „Andrea macht ihren berühmten Kartoffelsalat. Da werdet ihr euch alle Finger nach lecken.“, grinste er und ging zum Fahrzeug zurück. Ben nickte und reichte Semir seinen Kaffeebecher. „Warum können das eigentlich nicht Hotte und Dieter machen?“, kam es müde von Ben. „Du weißt doch, sie sind im Urlaub. Gönn es ihnen einfach.“, entgegnete Semir und nahm seinem Kollegen den Kaffeebecher ab. „Na ja, sollen sie ja auch mal haben.“, grinste Ben nur und sah den Fahrzeugen wieder nach. Einige merkten gar nicht, dass sie in eine Radarkontrolle der Polizei fuhren. „Warum müssen die es eigentlich immer eilig haben?“, tadelte Ben nur und aß einen Apfel, während sie auf die Ablösung warteten. „Sei doch froh, sonst hätten wir keine Arbeit.“, entgegnete Semir nur grinsend, rutschte im Sitz weiter runter und schloss die Augen. „Hey, was ist denn mit dir los? Hast du nicht gut geschlafen?“ Semir nickte. „Die Kleine hat die halbe Nacht geschrieen und ich hab sie versucht zu beruhigen.“, erklärte der Deutschtürke nur. „Hat nicht geklappt, was?“ „Nicht wirklich...ist erst gegen vier Uhr wieder eingeschlafen.“, entgegnete Bens Freund und Partner. „Na dann, hol mal ein bisschen Schlaf nach...aber du solltest mich dann fahren lassen.“, entgegnete Ben. Semir war einverstanden und wenige Minuten später ratzte er auf dem Beifahrersitz.


    Sir Christopher Holmes saß auf dem Rücksitz seiner Limousine und ließ sich von seinem Chauffeur zum Konsulat bringen. Während der Fahrt studierte er einige Akten und Vorgänge, die er am späten Abend noch erhalten hatte. „Das ist ein Papierkram, kann ich dir sagen, Oliver.“, meinte er zu seinem Chauffeur. Dieser sah ihn nur durch den Rückspiegel an und lächelte. „Also manchmal wünschte ich mir, ich wäre einfacher Unternehme geblieben, anstatt mich von Ihr zum Ritter schlagen zu lassen und diesen Posten übernehmen zu müssen.“, knurrte er und meinte damit die englische Königin, sein Staatsoberhaupt. Plötzlich wurde er zur Seite geschleudert. „Verdammt, was war das denn?“, stieß er aus und versuchte, sich wieder aufzurichten. Doch ein erneuter Stoß warf ihn wieder auf die Seite. „Sire, wir werden von einem Kleintransporter gerammt.“, stieß Oliver aus und versuchte, das Fahrzeug ruhig zu halten. „Worauf wartest du denn noch? Sieh zu, dass du sie los wirst.“, zischte Holmes und versuchte, sich ruhig zu halten.

  • „Wow, wow, wow...“, stieß Ben aus und Semir schreckte aus seinem Schlaf hoch. „Was ist?“, wollte er erschrocken wissen. „Na da...“, kam es nur von Ben und schon startete er den Wagen. „Was machen die denn da?“, knurrte Semir und zog seine Waffe, schaltete das Blaulicht ein. „Dann wollen wir mal die Jagd eröffnen.“, meinte Ben grinsend und beschleunigte den BMW vorwärts. Der Kleintransporter schob den Wagen immer noch zur Seite und dieser wehrte sich dagegen, doch drohte er bald in eine weiter entfernte Baustelle geschoben zu werden. „Verdammt, wir müssen was machen oder die gehen uns hops.“, stieß Semir aus und hatte dann eine Idee. „Okay, fahr dicht ran. Ich werde rüber gehen.“, meinte der Deutschtürke nur. „Was?“, stieß Ben aus und sah seinen Partner an. „Du hast richtig gehört. Nun mach schon.“, entgegnete der erfahrene Kommissar. En nickte nur und holte den Abstand zum Transporter auf.


    „Verdammt, die machen uns bald fertig...“, stieß Christopher Holmes aus und hielt sich am Tür- und Haltegriff fest. „Oliver? Bremsen sie ab und lenken sie nach links rüber.“, wies der Engländer an. Doch es rührte sich nichts. „Oliver, nun machen sie schon.“, forderte er erneut. „Ich...ich kann nicht...“, kam es zitternd vom Chauffeur. „Oh man... rutsch rüber, ich fahre.“ „Was?“, stieß der Mann am Steuer aus. „Nun mach schon.“, zischte der Engländer und kletterte durch die schmale Ritze zwischen Hinter- und Vordersitze. In einem riskanten Manöver wechselten die beiden Männer die Plätze und Oliver wurde von seinem Chef auf den Beifahrersitz gestoßen. „So, und jetzt pass auf.“, knurrte der Mann, stieg auf die Bremse und riss das Steuer nach links. Der Fahrer des Kleintransporters war überrumpelt, aber auch der silberne BMW, der gerade hinter ihnen anfuhr, musste nach rechts ausweichen. „So, und nun wird die Maus zur Katze...“, zischte Holmes und schaltete in den nächsthöheren Gang. Der Motor heulte auf und der Wagen machte einen Satz nach vorne. Nun war er schräg hinter dem Transporter, der sein Tempo drosselte, um wieder neben die Limousine zu kommen. Doch jetzt wurden die Angreifer gerammt und drehten sich um sich selbst. Der Transporter raste durch die Leitplanke und schnellte auf die Grünfläche. Mit einem metallknirschenden Krach schlug er in einem Zementhaufen ein. „So, jetzt hab ich euch.“, stieß Holmes aus und brachte sein Auto ebenfalls zum Stehen, wollte aus dem Wagen steigen, doch schon schlugen mehrere Kugeln um ihn ein. „Holy shit.“, fluchte er und sprang in den Wagen zurück.


    ...

  • „Scheiße Semir, die schießen...“, kam es von Ben, der sich sofort kleiner machte, aber dennoch den Wagen weiter hinten zum Stehen brachte. Sofort sprangen die Kommissare aus dem Auto und gingen mit gezogenen Waffen auf die Angreifer zu. „Polizei...Waffen weg.“, schrie Semir und musste sofort in Deckung springen ,als die drei Gangster das Feuer auf sie eröffneten. Ben sprang zu Boden und feuerte einige ungezielte Schüsse ab. Doch er hatte Glück. Getroffen fiel einer der Gangster zu Boden und die anderen verschwanden auf die nahe gelegene Landstraße, kaperten ein Auto und flüchteten. „Ben?“, rief Semir mit besorgter Stimme nach seinem Kollegen. „Ich bin okay...wie sieht's mit dir aus?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Geht so...überprüf die Insassen des Fahrzeugs. Ich sehe nach dem bösen Buben.“, meinte der Deutschtürke und rannte mit der Waffe im Anschlag den Hang hinunter. Er sah mit angespannter Miene auf den Körper, der vor ihm lag. Schnell schob er mit dem Fuß die Waffe weg, ging in die Knie und überprüfte den Puls des Mannes. „Verdammt...“, stieß der Deutschtürke aus, als er feststellen musste, dass der Mann keinen Puls mehr hatte. Mit einem kurzen Griff zog der Polizist noch die Maske vom Kopf des Mannes. Er erschrak, als er die Jugendlichkeit des Täters sah. Der Tote konnte höchstens nicht viel älter, als 25 sein. „Semir, komm mal... das solltest du dir ansehen.“, rief Ben plötzlich seinen Kollegen herbei. Semir sah wieder auf den Jungen und schloss dann die Augen des jungen Mannes, bevor er zu Ben ging.


    Semir traute seinen Augen nicht, als er sah, wer da stand. „Was...was machst du denn hier?“, kam es in einem rüden Ton von Semir. „Entschuldige mal, ich wurde gerade fast von der Straße gedrängt und auf mich wurde geschossen.“, knurrte der Engländer. „Ja, ja...ist ja gut...also, was könnten die Kerle von dir gewollt haben?“, wollte Semir dann wissen und stemmte seine Arme in die Hüften. „Wie soll ich das wissen? Ich hatte keine Zeit, sie zu fragen.“, entgegnete Christopher Holmes. „Es wäre besser, wenn sie uns helfen.“, meinte Ben mit abfälliger Stimme. Er konnte diesen Kerl immer noch nicht riechen, obwohl er Semir schon einige Male geholfen hatte. „Wie soll ich das machen, wenn ich nicht weiß, was die Kerle von mir wollten.“ „Schon okay... wir lassen dich zum Konsulat bringen.“, beendete Semir die Befragung und ließ den Engländer ziehen. „Semir, was machst du denn da? Der Kerl verschweigt uns was...“, knurrte Ben. „Ach komm...lass ihn. Er ist ein ganz netter Zeitgenosse, aber was wollten diese Kerle von ihm?“

  • „Äh Semir...hallo...Der Kerl ist britischer Konsul. Da fallen mir gleich ein Haufen Motive ein.“, kam es nur von Ben. „Ja, da magst du Recht haben. Okay, überprüfen wir mal die Personalien unseres Mannes.“, meinte Semir. „Hat er überlebt?“, wollte Ben wissen. Doch als Semir ihn mit einem resignierenden Kopfschütteln antwortete, stockte dem jungen Hauptkommissar der Atem. „Verdammt...“, kam es mit schwerer Stimme von Ben. „Komm, machen wir unserer Arbeit.“, meinte Semir nur und legte die Handaufmunternd auf Bens Schulter. Dieser nickte nur und ging mit seinem Kollegen zu der inzwischen schon abgedeckten Leiche. Ein Beamter hielt den Beiden die persönlichen Gegenstände hin. Ben nahm sie und sah auf die Altersangabe. „Oh man...ich...ich habe einen 25jährigen erschossen.“, kam es geschafft von Ben. „Junge, er hat auf uns geschossen.“, versuchte Semir seinen Partner zu beruhigen. „Ja klar...aber es...ich...Verdammt, er war noch ein halber Junge.“, stieß Ben aus und ging zum Wagen zurück, um sich zu erholen. Semir ging ihm nach. „Komm, wir fahren zu der Adresse, wo er gemeldet ist. Und bitte...nimm es nicht so schwer.“, versuchte Semir, doch er wusste, dass dies noch lange an seinem Partner nagen würde.


    „Shit, das lief schief. Und Oleg ist tot.“, fauchte Sven im gestohlenen Opel und zog sich die schwarze Maske vom Kopf. „Ja, verdammt und unser Auftrag ist auch gefährdet. Wir müssen ihn kriegen. Wie sollen wir das nun machen?“, wollte Vasilis wissen. „Warte mal, ich hab da glaub ich eine Idee. Wir werden uns eine Hilfe holen, die wir auch kontrollieren können.“, meinte der Russe und nahm sein Handy hervor, wählte eine Nummer und redete etwas in seiner Heimatsprache. Vasilis, gebürtiger Grieche, verstand von diesem Kauderwelsch rein gar nichts. Für ihn ging es nur um eins...sie hatten einen Auftrag übernommen und diesen mussten sie ausführen oder sie würden selbst zur Zielscheibe werden. Nach wenigen Minuten kehrte Sven wieder zu seinem Partner zurück. „Okay, ich habe einen Plan. Wir werden uns einfach Hilfe holen. Unsere Leute Zuhause wissen da jemanden. Ich werde ihn sofort anfordern.“, grinste er. „Und wie willst du mit ihnen Kontakt aufnehmen? Die stehen doch allesamt unter Beobachtung.“, kam es neugierig vom Griechen. „Lass das mal meine Sorge sein. Ich krieg das schon hin.“, erklärte Sven. „Auf jeden Fall müssen wir es schnell durchziehen. Und vor allem...den Tod von Oleg rächen.“, knurrte Vasilis und Sven nickte zustimmend. „Der, der das getan hat, wird sich wünschen, nie geboren worden zu sein.“, fauchte er und schlug auf das Armaturenbrett. Der Opel brauste weiterhin über die Landstraße und erreichte bald den Schutz der Großstadt. Nun waren sie bald in ihrem Versteck und überlegten sich schon, wen sie für ihre Zwecke einspannen konnten. „Es kommt doch nur jemand an diesen Kerl ran, der ihn auch gut kennt, der genau weiß, wie er tickt und was er den ganzen Tag macht.“, überlegte Sven laut. Vasilis nickte. „Da haben wir doch schon jemanden drin. Das weißt du doch.“, schlug er vor. Sven war damit einverstanden.


    ...

  • „Sieht ziemlich steril aus, meinst du nicht?“, wollte Semir wissen, als sie in der Wohnung des Toten standen. Ben nickte nur. „Das heißt, er muss erst vor kurzem diese Wohnung gemietet haben. Suchen wir mal nach allem, was uns weiterhelfen könnte.“, meinte der junge Hauptkommissar. Semir nickte nur und beide begannen sofort, mit der Suche nach allem möglichen. Ben nahm sich jegliches Mobiliar vor, doch es war nichts zu finden. „Verdammt Semir, hier ist nichts.“, kam es von Ben. „Ich hab auch nichts gefunden. Soll Hartmut sich um die Wohnung kümmern.“, meinte Semir nur und ging dann mit Ben aus der Wohnung. Semir befestigte noch das Polizeisiegel und beide fuhren dann zur PASt zurück. Da wurden sie schon von Kim erwartet. „Meine Herren...kommen sie bitte mal in mein Büro.“, bat die Chefin mit Nachdruck und ging dann wieder in ihr Büro. „Oh, das klang aber nicht sehr freundlich...dabei haben wir doch gar nichts angestellt.“, meinte Ben. „Hmm, wollen wir mal sehen, was die Chefin von uns will.“, entgegnete Semir nur und folgte der Chefin. Ben war dicht hinter und so standen sie beide wenige Augenblicke später im Büro ihrer Revierleiterin.


    „Darf ich ihnen Tobias Neumann vorstellen? Er ist vom Wirtschaftsministerium hergekommen und Sicherheitsbeauftragter der Wirtschaftskonferenz, hier in Köln.“, erklärte Kim und der Mann, dunkler Anzug, nervöser Blick durch kleine, graue Augen, dunkle, nach hinten gegelte Haare, nickte den Kommissaren nur zu. „Semir, Ben...Herr Neumann ist hier, um sich unserer Hilfe zu versichern. Die Konferenz findet in den neuen Tagungszentrum statt, dass am Rande Kölns gebaut wurde.“ „Meinen sie das, mit der eigenen Autobahnzufahrt?“, fragte Ben nach. „Genau das. Und da dies somit unser Einsatzgebiet einschließt, hat der Polizeipräsident uns mit den Sicherheitsfragen betraut.“, erklärte Kim. „Und was sollen wir da machen? Eigentlich habe ich keine Lust, Wachhund für einige vollgefutterte Industriebosse spielen.“, kam es abwertend und gelangweilt von Semir. „Genau das ist ihre Aufgabe. Die Bundesrepublik und auch die englische Regierung wollen sich hier mit einem wichtigen russischen Wirtschaftsmagnaten treffen. Das Treffen ist sehr wichtig. Immerhin beziehen wir siebzig Prozent unseres Erdgases aus Russland.“, erklärte Neumann. „Aha, und damit wir alle es in Zukunft weiterhin warm haben, sollen wir auf diesen Boss aufpassen?“, kam es lässig von Ben. „Genau, das ist Sinn und Zweck ihrer Hilfe.“, entgegnete der Wirtschaftssekretär. „Fein, dann machen wir das doch mal...allerdings wartet jetzt ein anderer Fall auf uns.“, meinte Semir nur und verließ mit Ben das Büro.

  • „So, und wie wollen wir nun weiter vorgehen?“, fragte Ben, als er sich in seinen Stuhl hatte fallen lassen. „Ehrlich gesagt...ich hab keine Ahnung. Vielleicht hat Hartmut schon was gefunden. Fahren wir gleich zu ihm.“, schlug Semir vor und erhob sich wieder aus seinem Sessel. Ben folgte ihm und schon eine halbe Stunde später standen sie in der großen Werkhalle der KTU. „Hartmut? Wo steckst du denn wieder?“, rief Semir durch die Halle und im nächsten Moment tauchten die leuchtend roten Haare des Technikers hinter einem Wagen auf. „Ah, ihr seid es...Wer auch sonst?“, begrüßte Hartmut die beiden Hauptkommissare. „Hast du schon was über die Waffe und den Wagen herausgefunden?“, wollte Semir wissen und schritt weiter auf den Techniker zu. „Hab ich...dann kommt mal mit.“, meinte er und schon gingen alle drei nach hinten in den Laborteil. „Also die Waffe wurde schon einmal bei einem Überfall auf ein Waffenlager der tschechischen Armee benutzt.“, erklärte Hartmut. Semir und Ben sahen ihn erstaunt an. „Was sagst du da? Das kann doch nicht sein.“ „Leider doch...ein Soldat wurde dabei getötet und der andere schwer verletzt.“, entgegnete der rothaarige Techniker. „Oh man... und was wurde gestohlen? Wurde denn irgendwas gestohlen?“, wollte Ben wissen und sah erst Hartmut dann Semir an. „Es wurden Waffen im großen Styl gestohlen. Eigentlich alles, was man für eine schlagkräftige Guerillaeinheit braucht.“, erklärte der Techniker. „Okay, weiß irgendwer, wo die Waffen abgeblieben sind?“, fragte Semir mit gedämpfter Stimme. Ihm war es unverständlich, wieso sie keinen Hinweis erhalten hatten. Die Behörden mussten doch Alarm schlagen, wenn eine derartige Waffenladung aus einem offiziellen Armeearsenal verschwunden ist. „Das ist es ja gerade...die Waffen sind nie aufgetaucht. Weder auf dem Schwarzmarkt noch sonst wo. Also, wenn ihr meine Vermutung hören wollt...“, fing Hartmut zaghaft. „Klar, schieß los...“, meinte Ben nur lässig. „Die Waffen sind noch irgendwo und warten auf einen Käufer. Das wäre die eine Möglichkeit. Die andere wäre, dass sie schon an irgendeine Terrororganisation weitergereicht wurden.“ „Welche kämen da in Frage?“, wollte Semir wissen. „Eigentlich alle, die in Europa und auf der Welt aktiv sind. Es gibt immer Möglichkeiten, solche Waffen zu verschieben, ohne, dass jemand davon etwas merkt.“


    ...

  • Diese Schwarzmalerei gab den Kommissaren erst einmal zu denken. Es verging eine gewisse Zeit, bis sie sich wieder fingen und dann ihren weiteren Ermittlungen nachgingen. „Was ist mit dem Wagen? Habt ihr da was erfreulicheres?“, fragte Ben den Techniker mit den roten Haaren. „Wie man’s nimmt... der Wagen gehört einem gewissen Hans Werner Pfeiffer.“, erklärte Hartmut. „Susanne soll das mal recherchieren. Ich rufe sie gleich an.“ Ben verschwand um zu telefonieren. „Sonst noch etwas?“, wollte Semir wissen. „Nein, das war's eigentlich. Reicht ja auch an Informationen. Findest du nicht?“, lächelte der Rotschopf. „Joa, da haste eigentlich recht.“, grinste Semir, nahm die Akte an sich und ging dann Ben hinterher, der bereits auf dem Hof stand und telefonierte. Er schien gerade fertig zu sein, als Semir aus der Werkstatt ins Freie trat. „Und? Hat Hartmut noch irgendwas gesagt?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Nee, eigentlich nicht. Weißt du was, wir sollten jetzt mal eine Pause machen, bis Susanne alle Ergebnisse hat.“, schlug Semir vor. „Eine sehr gute Idee. Ich hab ihr auch gleich gesagt, dass sie unseren Toten mal unter die Lupe nehmen soll. Vielleicht war er gar nicht der, für den er sich ausgab.“, entgegnete Ben. Semir nickte zustimmend. Möglich war ja bekanntermaßen alles. So fuhren die beiden Autobahnkommissare zu ihrer Stammraststätte und bestellten dort für jeden drei belegte Brötchen und je eine Koffeinbombe im Mitnehmbecher. Sie setzten sich an einen freien Platz und fingen an, die Brötchen zu verspachteln, ließen dabei aber nicht das eben erfahrene außer Acht.


    „Was meinst du? Was hat das mit den Waffen auf sich? Könnte das mit unseren Fall zu tun haben?“, fragte Semir seinen Partner. Ben musste mit den Schultern zucken. „Es ist möglich. Ich meine, die Waffe, mit der auf den Engländer geschossen wurde, ist registriert und gerade bei diesem Überfall. Und dann die Verbindung mit der Wirtschaftskonferenz. Hm, also Semir, das sind mir ein paar Zufälle zuviel. Ich denke, diese Waffen werden noch eine größere Rolle spielen.“, mutmaßte der junge Hauptkommissar. Semir hatte ihm gespannt zugehört. „Du könntest Recht haben, aber die konkrete Verbindung fehlt. Wir sollten auf alle Fälle mit Holmes sprechen. Vielleicht ist ihm doch noch was eingefallen.“, schlug Semir vor und ignorierte das genervte Knurren von Ben. Nachdem sie gezahlt hatten, machten sie sich auf dem Weg zum britischen Konsulat.

  • Sir Christopher saß in seinem Sessel vor seinem Schreibtisch und ließ die geschehenen Minuten auf der Autobahn Revue passieren. Was sollte das Ganze? Warum sollte man ihn aus dem Weg räumen wollen oder wollte man ihn entführen? Was für ein Sinn hatte das alles nur? „Sir?“, riss ihn plötzlich die Stimme seiner Sekretärin aus den Gedanken. Erschrocken sah sich der Mann nur um und betätigte dann die Sprechanlage. „Ja, was ist denn, Frau Möser?“, fragte er mit knurrender Stimme. „Entschuldigen sie die Störung, aber hier ist ein Tobias Neumann vom Wirtschaftsministerium, der sie dringend sprechen möchte.“, erklärte die strenge Stimme. „Ich lasse bitten.“, meinte der Engländer dann nach einer Weile und richtete seine gelockerte Krawatte wieder, knöpfte die schwarze Weste zu und strich sich die Bügelfalten seiner Hose glatt. Wenige Augenblicke später ging die Tür auf und ein Mann in Anzug und Krawatte trat in den Raum, lief zielstrebig auf den Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers zu und blieb davor in aufrechter Haltung stehen. „Tobias Neumann, Beauftragter des Bundes zur Pflege wirtschafssozialer Beziehungen in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt.“, stellte er sich vor, verneigte sich kurz und nahm dann, nach Aufforderung durch seinen Gastgeber, in einem Sessel vor dem Tisch Platz. „Was kann ich für sie tun?“, wollte der Engländer wissen.


    „Es geht um das bevorstehende Wirtschaftstreffen.“, meinte der Mann und lehnte sich weit in den Sessel zurück. „Aber ich dachte, da wäre alles geklärt. Was gibt es da noch zu besprechen? Bitte, ich habe wichtigere Dinge zu tun.“, meinte Sir Christopher und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er spürte, wie sein ganzer Kopf pochte und jeder Nerv in seinem Körper schien diesen Schmerz wie einen elektrischen Schlag weiterzuleiten. „Ja aber...die Details?“, stammelte Tobias Neumann. „Verschonen sie mich mit den Details.“, schrie Sir Christopher und schlug dabei dermaßen mit der Faust auf den Tisch, dass alles darauf einen Sprung in die Luft machte. „Hören sie, ich habe in den letzten Tagen und Wochen nichts anderes getan, als diese verdammte Wirtschaftskonferenz mit diesem Wolgakosaken zu planen. Meine Familie kam dabei zu kurz, meine Frau knurrt mich jedes Mal beim Frühstück an und meinen Sohn kenne ich nur noch von Bildern. Also verschonen sie mich mit ihren verdammten Details. Wenn die Sache hier vorüber ist, dann können...“, der Engländer verstummte. „Ach was, verschwinden sie.“, forderte er und wies auf die Tür. Ohne ein weiteres Wort, verschwand der deutsche Diplomat und zog die Tür kräftig und protestierend hinter sich zu.


    ...

  • Der Wagen schrammte über den Kies und kam kurz vor der Marmortreppe zum Stehen. „Oh man...schon wieder so ein Protzladen.“, knurrte Ben und sah an dem großen, dreistockigen Gebäude hoch, dass sich wie ein Schloss in die dazu passende Umgebung einfügte. Dichtgewachsene Tannen standen schattenspendend vor den großzügigen Fenstern und eine kleine Treppe führte zum rückwärtigen Park hinaus. „Du kannst auch in Wagen warten, wenn es dir lieber ist.“, grinste Semir nur. Ben blickte ihn mit einem beißenden Blick an. „Eher schreibe ich Berichte für die Krüger.“, meinte er nur und schob sich dann aus dem Wagen raus. „Braver Junge.“, lachte der Deutschtürke und beide schritten auf den Eingang zu, wo hinter der Glastür ein Mann in einer komischen Montur stand. Er war mit einer Frackjacke in einem Royal-Blau und einer schwarzen Hose bekleidet. Die Ärmelumschläge und die Knopfleiste waren in einem leuchtenden Rot gehalten. Sein weißes, wallendes Haar passte sich perfekt der Montur an. „Sie wünschen bitte?“, fragte er und öffnete die Tür. Die Kommissare traten vorsichtig in den großzügigen Korridor ein. „Gerkhan und Jäger, Kripo Autobahn. Wir würden gerne mit dem Konsul sprechen.“, bat Semir und zeigte seinen Ausweis vor. „Bedaure, das ist im Moment unmöglich.“, gab der Mann von sich. „Dann machen sie es möglich.“, bat Ben mit zusammengepressten Zähnen. „Das kann ich nicht. Aber gehen sie doch vor zum Sekretariat.“, bat der Mann und gab den Weg frei. Dankend nickte Semir kurz und zog Ben mit sich.


    Die Beiden gingen durch den Korridor, der nach rechts wegbog und dann vor einem Rondell endete, in dem ein gläserner Tisch in Halbmondform stand, auf dem ein Flachbildschirm, eine Telefonanlage und ein kleiner Strauß Frühlingsblumen stand, der Rechner befand sich, geschickt getarnt, in einem hölzernen Aktenschrank unter dem Tisch. Eine Frau mit dunklem Hosenanzug saß hinter dem Tisch und tippte hörbar auf ihrer Tastatur herum. Die Kommissare gingen mit schnellen Schritten auf sie zu, merkten nicht, dass noch jemand in dem Rondell stand. „Hallo, mein Name ist...“ „Semir Gerkhan...bist du das wirklich, Tiger?“, tönte plötzlich eine Stimme fragend hinter Semirs Rücken hervor. Verwundert und erschrocken drehte sich Semir um. „Nein, das kann doch nicht sein. Du hier?“, stieß der Deutschtürke aus und fiel dem Mann, der ihn angesprochen hatte, in die Arme. Ben und auch die Sekretärin standen ratlos daneben und beobachteten das Treiben. Auf den fragenden Blick meinte Ben nur lässig: „Die Frühlingssonne...ich sollte ihn nicht mehr ohne Kopfbedeckung gehen lassen.“ Doch auch er fragte sich, wer das war, den sein Partner da so herzlich umarmte.

  • „Äh...Semir? Hallo, willst du uns nicht vorstellen oder soll ich einen Personalabgleich machen?“, fragte Ben mit ungeduldiger Stimme. „Was?“, kam es nur vom Deutschtürken, als er sich aus der Umarmung löste. „Oh entschuldige...das hier ist ein alter, alter Freund von mir. Den kenn ich schon seit meiner Jugend.“, erklärte er und ließ Ben einen Blick auf den Mann im dunklen Anzug werfen. „Hallo, ich bin Peter Nussbaum.“, stellte er sich vor und gab Ben Jäger die Hand. „Ben Jäger, der Partner von Semir.“, erklärte er und sah, wie die Augenbrauen des Mannes hochschnellten. „Partner? Bist du etwa ans andere Ufer gewechselt?“, wollte er lachend wissen. Bens Lächeln, und auch das von Semir, wich aus dem Gesicht. „Nein, nein, Partner im Sinne von Kollegen. Er ist mein Kollege bei der Autobahnpolizei.“, stellte Semir schnell richtig. „Ach so, ich dachte schon...okay...“, lächelte Peter nur. „Was machst du hier? Erzähl mal.“, forderte Semir mit neugierigen Blicken. Peter lächelte, stemmte seine Arme in die Seite. Dabei streifte er das Jackett nach hinten und brachte seine Waffe zum Vorschein. Sofort waren die Hände der Hauptkommissare, wenn auch nur vorsichtshalber, an den Waffen. „Hey...ganz ruhig.“, redete Peter auf sie ein. „Ich bin hier Sicherheitschef und daher zum Tragen einer Waffe verpflichtet.“, meinte er nur. Nickend nahm Semir seine Hand zurück. „Außerdem bin ich der persönliche Leibwächter von Sir Christopher Holmes.“ „Sehr gut...wir wollen nämlich zu dem Herren.“, kam es plötzlich von Ben und das mit einem ziemlich boshaften Unterton, den er unter die letzten beiden Worte legte. Peter sah von Ben zu Semir und wieder zurück. „Was wollt ihr von Sir Christopher? Geht es um die heutige Begegnung auf der Autobahn?“, fragte er nach. Semir nickte. „Wir wollen wissen, ob er sich denken kann, wer ihn da angreifen wollte.“, erklärte Semir nur. Peter nickte. „Wo waren sie eigentlich heute morgen?“, kam es plötzlich von Ben. Semir und auch Peter sahen den jungen Hauptkommissar erstaunt an. „Ich meine, wenn sie sein persönlicher Wachhund sind, dann hätten sie eigentlich mit im Wagen sitzen müssen, oder?“, präzisierte er.
    „Schon, aber...“, Peter machte eine lange Pause, die Ben komisch vorkam. Hatte der Mann etwas zu verbergen? Würde er gerade eine Geschichte erfinden? „Aber Sir Christopher hat es nicht gerne, wenn die Leibwächter in seinem Privatleben eine große Rolle spielen. Für ihn beginnt seine Arbeit erst im Konsulat und das verlangt er von uns auch.“, erklärte Peter und setzte dann ein gekünzeltes Lächeln auf. Ben lächelte nur zurück. „Das war nur eine halbe Antwort...wo waren sie heute morgen?“, wollte er wissen. „Ben!“, zischte Semir nur. „Nein Semir, lass deinen jungen Kollegen ruhig.“, beschwichtigte Peter seinen Freund. „Ich war auf dem Schießstand und wollte meine Trefferquote verbessern...und bevor sie fragen, etliche meiner Kollegen und auch der Standleiter hat mich dort gesehen.“, entgegnete Peter. „So, ich muss mich wieder an meine Arbeit machen und ihr euch an eure. Semir, wir sehen uns.“, verabschiedete sich Peter und ging dann den Gang entlang, verschwand hinter der Ecke, von der Semir und Ben gekommen waren.

  • „Sag mal, spinnst du? Was sollte denn das?“, knurrte Semir und hatte sich schlagartig zu Ben umgedreht. „Was denn? Ich habe ihm nur ein paar Routinefragen gestellt, wie wir es bei jedem machen, der mit einem Fall in direkter oder indirekter Verbindung steht.“, erklärte Ben. Semir stöhnte auf. „Komm, verschon mich mit deinem LKA-Weisheiten. Peter ist ein alter Freund und ich kenne ihn.“, erklärte Semir nur. „So, und wenn du erlaubst, würde ich jetzt gerne unsere eigene Tätigkeit fortsetzen.“, zischte der Deutschtürke und ging dann zum Schreibtisch vor, an der die streng dreinblickende Frau saß. Scheinbar hatte sie die ganze Zeit das Gespräch der beiden Polizisten verfolgt. Ihr Lächeln war unverkennbar. „Wenn sie uns schon zugehört haben, dann können sie uns sicherlich sagen, ob wir Herrn Holmes sprechen können?“, knurrte Semir und stemmte sich auf den Tisch vor. Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht und die Frau setzte ihre Brille auf, genau wie den dazu passenden strengen Blick. „Herr Holmes ist nicht zu sprechen. Tut mir Leid.“, erklärte sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit. „Davon überzeuge ich mich gern selbst.“, knurrte der Deutschtürke und ging geradewegs auf die Tür zu. Ben folgte ihm. „Aber...Moment mal, sie können da nicht rein.“, zischte sie und wollte sich in den Weg stellen. Doch das gelang nicht wirklich. „Gehen sie mir aus dem Weg.“, knurrte der Deutschtürke und wollte die Sekretärin zur Seite schieben. Ben wollte helfen, wusste aber nicht wie. Plötzlich ging die Tür auf und die drei Menschen fielen fast in den Raum hinein.
    „Kann man denn hier nicht ein einziges Mal seine Ruhe haben, ohne gleich überrannt zu werden?“, knurrte Sir Christopher Holmes, als er auf die Polizisten und seine Sekretärin sah, die sich von der Tür abstützten. „Herr Holmes, diese Herren haben versucht, in ihr Büro zu stürmen. Ich wollte sie nur dran hindern.“, verteidigte sich die Frau. „Christopher, wir haben nur einige Fragen an dich.“, wollte sich Semir rechtfertigen. „Schön...für euch oder aber Pech. Ich will keine Fragen beantworten.“, knurrte er und warf die Tür wieder zu. „Das ist doch...“, kam es von Ben und sofort ergriff er die Türklinke und stürmte den Mann hinterher, gefolgt von Semir.


    „Sonst geht es ihnen noch gut, ja?“, fauchte Ben den Mann an, der sich hinter seinen Schreibtisch zurückzog und den jungen Hauptkommissar kaum beachtete. „Wir arbeiten an diesem Fall und wollen die Täter zur Strecke bringen.“ „Dann viel Glück.“, kommentierte Sir Christopher nur zynisch. Semir konnte gerade noch rechtzeitig vor Ben treten und ihn davon abhalten, dem Mann an die Gurgel zu gehen. „Christopher, wir wollen dir helfen. Aber dazu musst du uns einige Fragen beantworten, wenn möglich.“, versuchte Semir in einem freundlicheren Ton, den er sich ebenfalls abringen musste. Er kannte Sir Christopher, aber manchmal war er ihm auch zuwider. Und dieser Moment war einer von ihnen. Der Engländer atmete tief durch. „Schön...ich beantworte eure Fragen, soweit ich kann.“, meinte Sir Christopher dann endlich.

  • Semir und Ben setzten sich in die vor dem Schreibtisch stehenden Stühle. „Fangen wir an...kanntest du die Angreifer?“, wollte Semir wissen und hatte aus seiner Jacke das kleine Notizbuch genommen. „Nein, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich sie je zuvor gesehen habe.“, entgegnete Sir Christopher. „Haben sie Feinde? Feinde, die sie entführen oder ermorden wollen?“, kam die nächste Frage von Ben mit knirschenden Zähnen. „Sie meinen, außer sie?“, entgegnete der Engländer. „Ich würde ihnen nur zu gerne die Zähne neu zurechtrücken.“, fauchte Ben und musste sich arg zurückhalten, seinen Worten nicht Taten folgen zu lassen. Semir sah seinen Partner mit einem strengen, verwarnenden Blick an. Doch Sir Christopher lächelte, zwar war es ein trügerisches Lächeln, aber ein Lächeln. „Ich schätze Ehrlichkeit. Aber, zurück zur Frage. Ein Konsul hat immer Feinde, politische wie unpolitische. Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland steht im Krieg mit dem Terrorismus. Wir versuchen, in Nordirland, in Afghanistan und im Irak Frieden zu schaffen. Das gelingt uns nur mäßig und immer wieder werden wir durch terroristische Anschläge zurückgeworfen, aber wir geben nicht auf. Das bringt uns nicht nur Freunde ein.“, erklärte der Konsul.


    „Und, was heißt das für sie?“, knurrte Ben nur los. Sir Christopher blickte den jungen Hauptkommissar mit warnenden Blick an. „Es gibt viele Leute, die mich lieber tot sehen wollen, weil ich Brite bin.“, erklärte er. „So, und wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe noch zu tun.“, fauchte der Engländer und deutete dann auf die Tür. Semir nickte nur und zog Ben mit sich nach draußen. „Na, das war ja sehr aufschlussreich.“, fauchte der junge Hauptkommissar nur. „Es war gar nichts, da hast du recht. Vielleicht finden wir auf einem anderen Weg Informationen.“, meinte Semir und fing an zu grinsen. „Was? Wie denn? Kannst du mir das mal verraten?“, fragte Ben erstaunt und konnte sich nicht vorstellen, was sein Freund und Kollege vorhatte. „Semir, was hast du vor?“, stellte er die Frage. „Lass das mal meine Sorge sein.“, grinste er. „Wir fahren jetzt erstmal zur Station zurück und sehen uns die Sache mit den Waffen an.“, meinte der Deutschtürke und stieg in seinen Wagen.


    ...

  • Wenige Minuten später waren sie in der PASt und recherchierten über die damaligen Ereignisse, doch weit kamen sie nicht. „Verdammt, das gibt’s doch nicht. Alle Akten, Dateien oder sonstige Unterlagen, die damit zu tun haben, sind gesichert und für uns nicht zugreifbar.“, fauchte Semir. Ben sah hoch. „Und was machen wir nun? Sollen wir Hartmut darauf ansetzen?“ „Einen Versuch wäre es auf alle Fälle wert.“, entgegnete er und griff sofort zum Telefon. „Ja Hartmut, wir brauchen deine Hilfe...“, fing Semir an, als sich der Techniker am anderen Ende der Leitung meldete, und erzählte dann, was sie vorhatten. „Äh Semir, so einfach ist das nicht...Das sind Unterlagen vom BKA und vom BND. Das werde selbst ich nicht rankommen.“, erklärte der Techniker. „Das ist ja interessant. Aber Hartmut...du wirst dich doch davon nicht abhalten lassen, oder?“, fing Semir an, am Stolz des Technikers zu kratzen. „Ich meine, du lässt dich doch von einer Maschine nicht...also Ben hat gesagt, du würdest es nicht schaffen.“, grinste der Deutschtürke nur. Ben sah irritiert hoch. „Was hat er? Ich...ich...Semir, ich ruf an, sobald ich etwas habe.“, beendete Hartmut das Gespräch. „Das war jetzt aber nicht ganz fair, oder?“, grinste Ben nur. „Es hat doch seinen Zweck erfüllt, oder?“, entgegnete Semir nur ebenso grinsend.


    Sven und Vasilis warteten in ihrem Versteck auf eine Nachricht des Mannes, der ihnen helfen sollte. „Warum müssen wir das eigentlich machen? Ich meine, wir könnten ihn doch einfach...“ „Nein, das werden wir nicht. Wir gehen genau nach Plan vor.“, stieß Sven aus. „Du weißt, dass unsere Leute die Waffen dringend brauchen und unser Mittelsmann wird sie nach Hause schaffen.“, erklärte der Russe. „Okay, aber warum müssen wir dann das ganze Theater veranstalten?“, wollte Vasilis wissen, doch ehe Sven antworten konnte, klingelte dessen Handy. Nach einem kurzen Austausch von Informationen legte der Russe wieder auf und sah dann seinen Freund an. „Los geht’s. Jetzt müssen wir nur noch rausfinden, wer Oleg ermordet hat.“, grinste er und beide stiegen in den Wagen, fuhren zum Flughafen Köln-Bonn. Als sie vor dem Terminal vorfuhren, wartete schon eine komische Gestalt auf sie. „Da seid ihr ja schon. Ich hatte noch nicht so schnell mit euch gerechnet.“, krächzte die gebückte Gestalt und stieg ins Auto. Vasilis machte große Augen und sah den alten Mann mit dem zugekniffenen Auge an. „Das ist er...das ist dein Experte?“, zischte er Sven an. „Hey, Vorsicht. Daniil weiß, was er tut.“, kam es von der rauen Stimme. „Ich weiß, Daniil...deswegen haben wir dich auch geholt. Wir brauchen deine Fähigkeiten.“ „Und ich brauche erstmal einen guten Wodka und ein anständiges Essen.“, knurrte der alte Mann. „Sollst du haben.“, lachte Sven und schon setzte sich der Wagen wieder in Bewegung.

  • Der Tag brachte weiter keine neuen Erkenntnisse und so machten sich die beiden Hauptkommissare auf, nach Hause. Semir fuhr zu seiner Familie und Ben in die Stadt. Er wollte seine Freundin, Emily, vom Theater abholen. Heute war Probe und die Kostüme wurden den einzelnen Darstellern angepasst. Der junge Hauptkommissar bremste seine Harley ab, ließ den Ständer mit einer lässigen Fußbewegung ausrasten und stellte die Maschine ab. Er zog sich den Helm vom Kopf und die Hörer seines MP3-Players aus den Ohren. Mit der Hand fuhr Ben sich durch die Haare und ging dann in das Theater hinein. Der Portier hielt ihn auf. „Moment mal, sie können hier nicht so einfach rein.“, fauchte der Mann mit dem weißen Schnurrbart und hielt Ben vorsichtig am Ärmel fest. „Ich bin mit Emily Christie verabredet. Sie hat doch heute Probe, oder?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Ja...ja, das ist richtig, aber...“ „Danke...“, entgegnete Ben und ging weiter zur Bühne. Schon als er den Zuschauerraum betrat, hörte er Emilys Stimme, die dröhnend durch die Reihen nach hinten geworfen wurde. Er setzte sich in die Reihe, wo sich auch der Arbeitsplatz des Regisseurs befand.


    „Der Königin von England bringt meinen schwesterlichen Gruß – Sagt ihr, dass ich ihr meinen Tod von ganzem Herzen vergebe, meine Heftigkeit von gestern ihr reuevoll abbitte – Gott erhalte sie, und schenk’ ihr eine glückliche Regierung!“, sprach sie die Rolle der Maria Stuart im gleichnamigen Drama von Schiller, und das mit so eindringlicher Stimme, dass Ben wie gefesselt im Theatersessel saß und sie ansah. Ein weiterer Schauspieler kam auf sie zu, hob seinen Finger und sprach seine Rolle des Anklägers. „Sprecht! Habt ihr noch nicht bessern Rath erwählt? Verschmäht ihr noch den Beistand des Dechanten?“, dröhnte die Stimme und Emily wandte sich erst dem Publikum zu, dann wieder dem Mann. „Ich bin mit meinem Gott versöhnt – Sir Paulet! Ich hab’ euch schuldlos vieles Weh bereitet, des Alters Stütze euch geraubt – O lasst mich hoffen, daß ihr meiner nicht mit Hass. Gedenket“, stieß sie aus und ließ dann theatralisch den Kopf sinken. Ben war fasziniert und zugleich in den Bann dieses Dialoges gezogen. „Gut, danke...machen wir Schluss für heute. Bitte bringt die Kostüme zurück in die Garderobe...“, bat der Regisseur und stand mit seinem Kaffeebecher auf, lief an Ben vorbei, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Dieser stand nun auf und ging auf Emily zu, die sich von der Bühne beugte und ihrem Liebsten einen Kuss gab.


    ...

  • „Du warst wunderbar.“, lächelte er sie an und küsste sie wieder und wieder, zog sie dabei fast von der Bühne. „Warte hier, ich ziehe mich nur um und dann können wir gehen.“, meinte sie, gab Ben noch einen Kuss auf dessen Stirn. „Okay...ich warte...aber nicht mehr lange...“, lachte er und sah ihr nach, wie sie die Bühne entlang ging, das lange, schwere Renaissancekleid mit der Schleppe zog sie leicht und grazil hinter sich her. Wie wunderschön sie doch war, dachte Ben und lehnte den Kopf schief. Was für ein Fahrgestell, dachte er nur und ging wieder auf den Platz zurück und sah ihn die Runde. Der Tag hatte ihn geschafft. Sein Kopf fiel schwer nach hinten und der junge Hauptkommissar schloss kurz die Augen. Es war ja nur für einen Moment, dachte er. „Ben? Hallo Ben?”, hörte er plötzlich und Ben merkte, wie an ihm gerüttelt wurde. „Hm?“, kam es nur von ihm. Emily lachte auf. Es war ihr typisches, lautes und fröhliches Lachen. „Du bist eingeschlafen, Darling? War wohl sehr anstrengend dein Tag heute?“, fragte sie und strich über Bens Wuschelkopf. „Komm, gehen wir und dann verwöhne ich dich.“, schlug sie vor, gab ihrem Freund einen langen, intensiven Kuss auf die Lippen. Ben genoss die Liebkosungen seiner Freundin. Gemeinsam verließen sie das Theater, schwangen sich auf Bens Harley und brausten in den sommerlichen Abend davon.


    Semirs Abend verlief wesentlich aufregender. Nachdem er über eine Stunde lang das große, sprechende Reittier für seine beiden Töchter gegeben hatte, lag er erschöpft auf der Couch und wartete darauf, dass Andrea die ebenso müden und vollkommen fertigen Kinder ins Bett gebracht hatte. „Oh je...ich werde zu alt dafür...“, jammerte Semir und verdeckte mit den Arm seinen Augen. Leidend seufzte er und stieß den Atem mit einem riesigen Seufzer wieder aus. Andrea setzte sich auf die Lehne und strich ihrem „geschundenen“ Mann über den Oberarm. „Tja, da kannst du dann wohl auch nicht mehr mit mir nach oben kommen und ein bisschen türkisch kuscheln?“, fragte sie lächelnd. Abrupt drehte er sich um. „Moooment, das habe ich nicht gesagt. Dafür bin ich nie zu kaputt.“, meinte er und wollte sich erheben. „Ahhhhh...aber einen Augenblick bleibe ich noch liegen.“, stöhnte er dann und ließ sich wieder auf das Sofa fallen. Andrea lachte laut los.

  • „Unser kleiner Engel ist wohl schon zu groß für dich, was?“, stichelte sie. „Ach was...ich bin mit einem Reiter ganz gut fertig geworden, nur als sie beide auf mir herumkrabbeln wollten, hat das Pferd schlapp gemacht.“, kam es von Semir. „Soll ich dich massieren?“, wollte sie wissen. „Danach kann ich dich ja von meinem Liebhaber hoch tragen lassen.“, lachte sie. Erschrocken drehte sich Semir um, erkannte aber dann, dass es nur ein Spaß seiner Frau war. „Du...sollte ich je den Kerl finden, dem die langen Hosen passen, bring ich ihn um.“, grinste er und gab seiner Frau einen Nasenkuss. „Du...ich glaube, die gehören Ben...“, stichelte sie weiter und sprang auf, rannte durch das Wohnzimmer. „Ich werde dir helfen...“, rief Semir ihr im Spaß nach, jagte ihr hinterher und hatte sie nach kurzer Zeit eingeholt, umschlang ihre Hüften mit seinen Armen und zog sie auf den Teppich hinunter. Beide Eheleute verfingen sich in einem geheimnisvollen, leidenschaftlichen Spiel der Sinne und der Gefühle der Liebe.


    Auch Sir Christopher verließ das Konsulat und machte sich auf seinen Heimweg. „Wie wollen sie jetzt nach Hause kommen, Sir? Ihr Wagen ist noch bei der Polizei und ein Taxi halte ich für zu unsicher.“, meinte Peter Nussbaum. Der Engländer sah ihn mit gestressten Augen an. „Was schlagen sie vor? Soll ich nach Hause laufen?“, fauchte der Mann. „Es wäre vielleicht besser, wenn sie heute Nacht hier bleiben würden.“, schlug der Sicherheitschef vor. „Das glauben sie wohl selber nicht. Ich will endlich nach Hause und meine Familie sehen. Die kennen mich ja kaum noch. Also los, schließen sie ihren Wagen auf. Sie werden mich nach Hause fahren.“, knurrte der Engländer, schmiss seinen Koffer auf die Rückbank und stieg vorne ein. „Natürlich Sir...“, gab Peter nur knirschend von sich. Er nahm auf der Fahrerseite Platz und schon ging die Fahrt los. Wenige Augenblicke später waren sie auf der Autobahn und kamen an der Stelle vorbei, wo heute morgen der Überfall stattgefunden hatte, nur in entgegengesetzter Richtung. Sir Christopher sah nur aus dem Fenster. Noch immer war er nicht dahinter gekommen, was diese Typen von ihm wollten. Hatte es mit seiner Arbeit zu tun? War es, weil er Brite war? Oder war es wegen der Wirtschaftskonferenz? Das könnte er sich noch zwingender vorstellen, als alles andere. Verdammt, er musste unbedingt sehr, sehr gut aufpassen. Nur wenige Augenblicke später war er zu Hause und schickte Peter wieder zurück, wies ihn an, ihn morgen abzuholen.


    ...

  • „Daddy...!!“, rief George aus, als er seinen Papa durch die Fensterscheibe auf die Haustür zukommen sah. „Hey, mein Großer...“, freute sich der Engländer, warf seine Tasche von sich und hob seinen Sohn hoch in die Luft. Er war sieben Jahre alt und ein blondgelockter Junge mit strahlend grünen Augen. „Wo ist Mum?“, wollte Sir Christopher wissen und nahm den Jungen auf den Arm, hob seine Tasche auf und ging in das alte, restaurierte und modernisierte Jagdhaus, einige hundert Meter im Wald gelegen, hinein. „In der Küche...Sie macht Hühner-Champignon-Pastete mit Kartoffelbrei und Erbsen.“, meinte der kleine Mann und schleckte sich die Schnute mit seiner kleinen Zunge. „Hm, das klingt lecker...“, kam es auch vom großen Engländer und er merkte regelrecht wie sein Magen knurrte. Seit der Teestunde, wo er nur drei Sandwichecken zu sich nahm, hatte er nichts mehr gegessen. „Komm, wir decken mal den Tisch.“, meinte er und ging mit seinem Sohn in die Küche, wo seine Frau gerade vor dem Herd stand und in den einzelnen Kochtöpfen rührte. „Hallo Darling...“, begrüßte er seine Frau und gab ihr einen langen Kuss. „Schön, dass wir dich auch mal wieder zu sehen bekommen.“, entgegnete sie in ihrer lakonisch sarkastischen Art. „Tut mir Leid, dass ich so viel gearbeitet hab in letzter Zeit, aber bald ist es vorbei und dann nehmen wir einen langen, langen Urlaub.“, versicherte Sir Christopher seiner Maggie und küsste sie. „Vorsicht...die Erbsen.“, meinte sie, als er fast zu dicht an die Flamme des Gasherdes kam. „Wir decken den Tisch. Gibt es auch einen Nachtisch?“, wollte Christopher wissen und grinste verschmitzt. „Lass dich überraschen.“, meinte sie nur und schob ihn dann aus der Küche raus.


    Während Maggie in der Küche werkelte und Christopher den Tisch deckte, beschäftigte sich George mit dem hauseigenen, faulen Hund namens Hugo. „Hallo Hugo...komm, wir spielen...“, forderte er den am Boden liegenden Labrador auf. Dieser sah ihn nur mit verschlafenem Blick an und blieb auf seinem Bauch liegen. „Komm schon...“, forderte der kleine Mann auf und hielt einen Gummiknochen vor die Schnauze, doch wieder blieb der Hund regungslos liegen. „Och man...“, klagte George und stand wieder auf. Erst jetzt regte sich der Labrador und lief um die Beine des kleinen Engländers herum, wedelte mit dem Schwanz und schnappte nach dem Knochen. „Ah, jetzt wirst du munter, was?“, lachte George und zog den Knochen immer wieder hoch, wenn Hugo nach ihm schnappte. Der Junge lachte und kicherte, während der Hund mit seiner Rute wedelte und nach dem Gummiknochen schnappte.

  • Der Hund bellte und sprach hoch, doch so, dass er weder den Jungen berührte oder ihm weh tat. „Haha, du kriegst ihn nicht...du kriegst ihn nicht...“, lachte der Junge, doch irgendwann hatte Hugo das andere Ende des Knochens und nun zogen beide fest in die jeweils entgegengesetzte Richtung. „Ich lasse nicht los...“, kam es protzig von George. Hugo knurrte nur als Antwort und zog weiter. „Essen ist fertig...“, kam es nur aus der Küche und sofort ließ George los. Darauf nicht vorbereitet, rutschten Hugo alle vier Beine weg und der Hund lag einige Momente auf dem Bauch, bis er dann, stolz seine Eroberung in der Schnauze tragend, dem kleinen Engländer an den Essenstisch folgte.


    Der Abend der kleinen Familie wurde entspannend und alle Speisen wurden mit Genuss gegessen. „Hugo nein...George, bitte füttere nicht den Hund.“, forderte Maggie mit strenger, nachdrücklicher Stimme. „Aber Mum...“, quengelte der Junge. „Hör auf deine Mutter, mein Sohn...am Tisch wird der Hund nicht gefüttert.“, entgegnete Sir Christopher und strich George aufmunternd über den Kopf. Der Junge nickte nur und aß seinen Kartoffelbrei mit Erbsen weiter. Die Pastete hatte er schon längst aufgegessen. Hm, was war das doch sein Lieblingsessen. Die frischen Champignons, die in dem Blätterteig mit einer Mischung aus Frischkäse und Fleisch in ihrem eigenen Saft schmorten, waren einfach ein Hochgenuss. Und seine Mutter war die beste Köchin, die er je gesehen hatte. „Weißt du, wer heute bei mir im Konsulat war?“, fing plötzlich sein Vater an. Jetzt ging es um Erwachsenenkram. Da flüchtete er sich doch lieber in seine kindlichen Gedanken, dachte er.
    „Nein, wer denn?“, fragte Maggie und schob sich die Portion, die sie gerade auf ihre Gabel geschoben hatte, in den Mund. „Semir Gerkhan und sein Kollege Ben Jäger.“, kam es abwertend von Sir Christopher. Schnell nahm er einen Schluck Rotwein und spülte damit die restlichen Erbsen seine Kehle hinunter, die er sich gerade auf die Gabel getan hatte. „Nanu, was wollten denn die Beiden von dir?“, fragte Maggie und nahm ihrerseits einen Schluck Wein. Christopher stockte in seinen Bewegungen. Daran hatte er nicht gedacht. Wenn er jetzt von dem Vorfall erzählte, dann würde sie sich große Sorgen machen. Andererseits konnte er es ihr nicht verschweigen. Immerhin war der Wagen nicht da und wenn Nussbaum ihn morgen abholen würde, dann würden sehr unangenehme Fragen folgen. „Ja, weißt du...heute morgen auf der Autobahn gab es einen kleinen Zusammenstoß.“, fing er mit verlegener Stimme an zu erzählen. „Oh man...hat Oliver wieder mal geschlafen und einen Kratzer in den Wagen gefahren?“, kam es besorgt von Maggie zurück.

  • „Nein, nicht ganz...ich...ich wurde angegriffen. Irgendjemand hat versucht, meinen Wagen von der Straße zu drängen.“, erklärte der Engländer. Die Frau verschluckte sich fast, prustete ihren Wein beinahe über den ganzen Tisch. „Bitte...was wurdest du?“, wollte sie hustend wissen. „Wir wurden attackiert. Ich konnte die Angreifer soweit abdrängen, doch erst durch Semirs Hilfe wurden Oliver und ich dann vollständig gerettet.“, erklärte er. „Und weißt du auch, wer und warum man dich angegriffen hat?“, wollte Maggie wissen. Doch darauf konnte er keine Antwort geben und mit seinen Vermutungen wollte er sie nicht verunsichern. So schön der Abend angefangen hatte, endete er mit einem düsteren Schatten der Vorahnungen und Angstzuständen.


    Daniil, Sven und Vasilis saßen in ihrem Versteck und aßen zu Abend, wenn man dies Essen nennen konnte. Es waren eigentlich nur Reste vom vorherigen Abendessen. Dennoch genoss der alte Mann das karge Mahl und biss in die Hartwurst hinein. „So, ihr habt also ein Problem, weil euch ein Mann erschossen wurde und jetzt wollt ihr die ganze Sache abblasen?“, wollte Daniil dann wissen. „Das haben wir nicht gesagt, aber vielleicht kannst du uns helfen. Wir müssen immerhin unserem Mittelsmann etwas verkaufen. So lautet unser Auftrag.“, gab Sven bekannt und grinste den Mann an. Daniil verstand sofort, aß aber dennoch unberührt weiter. Er nickte nur. „Das ist nicht meine Sache. Ich bin dafür zuständig, dass ihr euren Auftrag erfüllt. Ich werde euch helfen, mehr nicht.“, entgegnete der alte Mann lachend. „Und außerdem...euer Mann war ein V-Mann des BKA, der die Bullen zu eurem Waffenversteck führen sollte. Ihr könnt also froh sein, dass er tot ist.“ Sven und Vasilis schluckten. „Man, da hatten wir aber Schwein...so eine miese Ratte dieser Oleg. Aber egal. Wir haben da jemand internes, der eine Stange Geld braucht. Kurzerhand haben wir ihn einfach engagiert.“, meinte Vasilis und holte ein Foto aus seiner Tasche hervor. Er legte das Bild vor den alten Russen hin und schob es in seine Richtung.


    ...

  • Da die Augen des Mannes nicht mehr so gut waren, wie früher, zog er die Fotografie noch näher an sich, nahm seine Brille und sah sich die Person auf dem Bild an. „Das ist er also?“, fragte er und sah die Beiden an. Sven nickte nur und sah Vasilis an. „Er ist zuverlässig. Leider ist seine Vergangenheit etwas undurchsichtig. Wir wissen nicht alles. Können sie uns da helfen?“, wollte Vasilis wissen und war dem Ganzen eher skeptisch eingestellt. „Nun, das dürfte kein Problem darstellen. Gebt mir nur etwas Zeit und einen Internetzugang und ihr habt alles, was ihr wissen müsst.“, meinte Daniil. Vasilis lachte verächtlich auf. „Wir haben nicht viel Tage zur Verfügung. Höchstens drei Tage...mehr nicht, wenn wir ihn morgen früh gleich holen.“, knurrte Vasilis. Daniil nickte. „Das reicht, mehr brauch ich nicht...ein Tag, höchstens zwei...dann weiß ich über alles Bescheid. Sorgt ihr nur dafür, dass die Waffen an ihren Bestimmungsort gelangen und nicht von diesen kapitalistischen Mistkäfern gefunden werden. Unsere Leute brauchen diese Waffen für ihren Kampf.“, entgegnete er. „Wissen wir, dann fangen wir gleich morgen an...“, meinte Sven und alle stießen mit Wodka auf ihr Vorhaben an.


    Peter Nussbaum stand am nächsten Morgen in seiner Wohnung vor dem Spiegel und band sich seine Krawatte. „Warum muss ich dieses scheußliche Ding eigentlich tragen?“, knurrte er und betrachtete sich in seinem Spiegel. Plötzlich klingelte es. „Auch das noch...“, knurrte er und ging zur Sprechanlage. „Ja, bitte...“, zischte er und wartete ab. „Hallo...könnten sie für ihren Nachbarn ein Paket annehmen?“, wollte eine Stimme am anderen Ende wissen. „Wenn es sein muss...“ Peter betätigte den Summer und lehnte die Tür an. Wieder ging er zum Spiegel zurück und konnte endlich die Krawatte binden. Als er wieder zur Tür zurückging, stand dort ein netter, freundlicher Mann in blau-gelber Kleidung. „Bitte hier unterschreiben...“, bat er. Ohne groß zu überlegen, ging Peter auf den Mann zu und wollte gerade unterschreiben, als er von hinten gepackt wurde und man ihm einen Lappen auf Mund und Nase drückte. Peter trat aus, versuchte sich zu wehren, doch mit jedem Atem inhalierte er nur noch mehr von dem Chloroform. Der Postbote packte indes Peters Beine und fing an, sie zu verschnüren. Peter versuchte noch, sich gegen die Fesseln zu wehren, doch es war sinnlos. Das bereits eingeatmete Chloroform ließ ihn vollkommen erschlaffen und bald hing er nur noch in den Griffen seiner Entführer und merkte nicht mehr, wie er aus seiner Wohnung, aus seinem Haus in einen alten, mit Verdeck ausgerüsteten Pickup verfrachtet wurde. „Okay, das wäre geschafft...jetzt geht es ab zu Daniil...“, lachte Sven und zog sich den falschen Schnurrbart ab. „Sehr gut...dann werden wir ja bald alles in der Tasche haben.“, kam es nur von Vasilis.

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