1. Forum
  2. 25-jähriges Jubiläum
    1. Einleitung
    2. Entstehungsgeschichte
    3. Interviews 1996
    4. Drehorte
    5. Titelmusik
    6. Faktencheck
  3. Episodenguide
    1. Staffel 01 (Frühjahr 1996)
      1. 001 Bomben bei Kilometer 92
      2. 002 Rote Rosen, schwarzer Tod
      3. 003 Der neue Partner
      4. 004 Mord und Totschlag
      5. 005 Tod bei Tempo 100
      6. 006 Der Alte und der Junge
      7. 007 Falsches Blaulicht
      8. 008 Der Samurai
      9. 009 Endstation für alle
    2. Staffel 02 (Frühjahr 1997)
      1. 010 Ausgesetzt
      2. 011 Kaltblütig
      3. 012 Shotgun
      4. 013 Notlandung
      5. 014 Das Attentat
      6. 015 Die verlorene Tochter
    3. Staffel 03 (Herbst 1997)
      1. 016 Crash
      2. 017 Generalprobe
      3. 018 Kindersorgen
      4. 019 Bremsversagen
      5. 020 Rache ist süß
      6. 021 Raubritter
    4. Staffel 04 (Frühjahr 1998)
      1. 022 Sonnenkinder
      2. 023 Tödlicher Ruhm
      3. 024 Volley Stop
      4. 025 Kurze Rast
      5. 026 Leichenwagen
      6. 027 Gift
      7. 028 Zwischen den Fronten
      8. 029 Schnäppchenjäger
      9. 030 Faule Äpfel
      10. 031 Schlag zu!
    5. Staffel 05 (Herbst 1998)
      1. 032 Ein Leopard läuft Amok
      2. 033 Die letzte Chance
      3. 034 Tödlicher Sand
      4. 035 Im Fadenkreuz
      5. 036 Im Nebel verschwunden
      6. 037 Die Anhalterin
      7. 038 Der tote Zeuge
      8. 039 Der Joker
    6. Staffel 06 (Frühjahr 1999)
      1. 040 Treibstoff
      2. 041 Tödliche Ladung
      3. 042 Brennender Ehrgeiz
      4. 043 Schattenkrieger
      5. 044 Taxi 541
      6. 045 Der Richter
      7. 046 Der Tod eines Jungen
      8. 047 Ein einsamer Sieg
  4. Fanclub
    1. Mitglieder
    2. Letzte Aktivitäten
    3. Benutzer online
    4. Mitgliedersuche
    5. Unterstütze uns
  5. Fantreffen
    1. Infos
    2. FAQ
    3. Berichte
    4. Teilnahmebedingungen
    5. Anmeldung
      1. Anmeldung
  6. Fanshop
    1. DVDs und Blu-rays
    2. DVD Specials
    3. Musik
    4. Games
  • Anmelden
  • Registrieren
  • Suche
Dieses Thema
  • Alles
  • Dieses Thema
  • Dieses Forum
  • Artikel
  • Seiten
  • Forum
  • Erweiterte Suche
  1. Alarm für Cobra 11 - Der offizielle Fanclub
  2. Fan Fictions
  3. Fan Fiction

Verrat

    • Fertig gestellt
    • Danara
  • Danara
  • 13. Oktober 2010 um 09:58
  • Geschlossen
  • Danara
    Gast
    • 29. November 2010 um 17:46
    • #61

    Susanne schüttelte den Kopf. „Nein, es ist ein tolles Team, in dem ich arbeite. Außerdem wollte er die Trennung. Soll er doch gehen.“ Jana nickte. „Stimmt. Er ist ja schon mal gegangen. Da sollte es ihm auch kein zweites Mal schwer fallen.“ Doch bei diesen Worten merkte sie, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Also versuchte sie es mit Ablenkung. „Weißt du was? Andere Mütter haben auch nette Söhne und du bist eine tolle Frau. Die Kerle werden Schlange bei dir stehen!“ Susanne lächelte. Wer weiß, vielleicht hatte Jana ja Recht. Sie würde zumindest alles versuchen, um ihre Beziehung mit Ben so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. Dass ihr dies nicht leicht fallen würde, wusste sie, aber sie hatte ja keine andere Wahl. Zu deutlich waren seine Worte gewesen. In dieser Nacht konnte sie lange keinen Schlaf finden, denn trotz ihrer Entscheidung grübelte sie weiterhin darüber nach, wie es so weit hatte kommen können.

    Ben hatte ebenso wie Susanne eine unruhige Nacht hinter sich, wenngleich aus völlig anderen Gründen. Nicht nur der seelische, sondern vor allem der körperlich Schmerz machte ihm im Moment zu schaffen. Noch im Halbschlaf bemerkte er nicht, als am frühen Morgen vorsichtig die Tür zu seinem Zimmer geöffnet wurde. Es war Andrea, die nach ihm sah. Dank ihrer Fürsorge hatte Ben schon so manches überstanden und auch jetzt tat sie alles in ihrer Macht stehende, um ihm zu helfen. Sie wusste nicht genau, was zwischen ihm und Susanne im Büro vorgefallen war, aber sie hoffte sehr, dass die beiden wieder zueinander finden würden. Vorsichtig betrat sie das Gästezimmer. Die aufgehende Sonne schien durch die nicht ganz zugezogenen Vorhänge in den Raum hinein. So leise wie möglich näherte sie sich dem Gästebett und betrachtete Ben. Sie machte sich Sorgen um ihn und wollte ihn so lange wie möglich schlafen lassen. Obwohl es nicht sehr hell im Zimmer war, konnte sie erkennen, wie blass Ben war. Sein Atem wurde immer unruhiger und gerade, als sie sich zurückziehen wollte schreckte er unvermittelt hoch. Er stöhnte und die Hand auf die Hüfte gepresst. Mit einem Schritt war Andrea bei ihm, legte ihren Arm um seine Schultern und hielt mit dem anderen seine Hand fest. Ben atmete schwer und krümmte sich vor Schmerzen zusammen. „So eine verdammte Scheiße“, fluchte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Tief durchatmen, hörst du? Du musst versuchen, ganz in Ruhe zu atmen“, kam es eindringlich von Andrea. Es war nicht das erste Mal, dass sie damit konfrontiert wurde, dass jemand starke Schmerzen hatte. „Ich versuch’s ja“, war die Antwort. Beide schwiegen und nach einer Weile beruhigte sich Bens Atmung und er schien sich wieder zu entspannen.
    „Was ist denn eigentlich passiert?“ wagte Andrea jetzt zu fragen, allerdings ohne Bens Hand loszulassen. „Der Wagen, der mich und Semir überfahren wollte, hat mich an der Hüfte erwischt. Ich hatte gedacht, es wäre nur eine Prellung, aber es tut so dermaßen weh, dass ich mir da inzwischen nicht mehr so ganz sicher bin.“ „Nimmst du etwas gegen die Schmerzen?“ fragte Andrea, die sich vornahm, noch ein ernstes Wort mit ihrem Mann zu reden, denn dass auch er in Gefahr gewesen war, hatte er ‚vergessen’ zu erwähnen.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 30. November 2010 um 15:36
    • #62

    „Nein“, antwortete Ben. „Jetzt nicht mehr. Du weißt doch, wohin mich diese verfluchten Medikamente gebracht haben.“ Er drehte sich zu ihr. Auf einmal schien ihm die ganze Situation erst bewusst zu werden. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte er Andrea. „Ich wollte nur eben nach dir sehen und da bist du plötzlich wach geworden“, erklärte sie. „Warte, ich seh’ mal im Badezimmer nach, ich glaube, da sind noch Schmerzmittel, in diesem Zustand bist du ja zu gar nichts in der Lage.“ Sie wollte sich auf den Weg machen, doch Ben hielt sie zurück. „Du, Andrea“, begann er zerknirscht. „Ich glaube da sind keine mehr.“ Schuldbewusst sah er sie an. Sie seufzte. „O.k., dann werden wir nach dem Frühstück zum Arzt fahren. Und keine Widerrede!“ ergänzte sie noch energisch, als sie sah, dass Ben zum Protest ansetzen wollte. „Du willst Semir doch helfen, die wahren Schuldigen zu schnappen, oder?“ fragte sie ihn mit ernstem Gesichtsausdruck. Ben nickte. „Dann solltest du anfangen, diesen Vorsatz in die Tat umsetzten, indem du dich behandeln lässt. Oder glaubst du, du bist Semir eine große Hilfe, wenn du die ganze Zeit mit deinen Schmerzen zu kämpfen hast?“ An seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Aber das hatte sie riskieren müssen. Er musste begreifen, dass er sein Verhalten ändern musste, wenn er wieder so wie früher mit Semir zusammenarbeiten wollte. „Also gut“, nickte Ben ergeben, denn er wusste, dass Andrea Recht hatte. Endlich hatte er wieder ein Ziel vor Augen, etwas, dass seinem Leben einen Sinn gab. Und er wollte alles dafür tun, damit das auch so blieb. „Na dann bis gleich“, sagte Andrea und verschwand, um das Frühstück vorzubereiten.

    Ben stand langsam auf und zog die Vorhänge zur Seite, so dass das ganze Zimmer von der Sonne erhellt wurde. Dieser Vorgang spiegelte sein Innenleben ziemlich treffend wieder. Ihm war, als würde nach langer Zeit der Dunkelheit wieder Licht in sein Leben scheinen. Und das fühlte sich richtig gut an. Irgendwie wusste er selbst nicht mehr so genau, wie er zu der fatalen Einstellung gekommen war, allein dazustehen. Aber so genau wollte er es auch gar nicht mehr wissen. Er war sich im Nachhinein auch nicht sicher, ob er wirklich gesprungen wäre. Als Semir ihn zur Seite gezogen hatte, war es so gewesen, als würde er aus einem Alptraum erwachen. Aber jetzt wollte er nicht weiter darüber nachdenken, sondern nur noch dafür sorgen, dass die Typen, die ihm das angetan hatten, ihre gerechte Strafe erhielten. Seine Angst um Semir war zwar geblieben, aber sie würden es schon schaffen, auf ihn aufzupassen. Er schnappte sich seine Sachen, verschwand kurz im Badezimmer, ohne dem Medikamentenschrank auch nur einen Blick zuzuwerfen und ging dann runter in die Küche, in der ihn Andrea und Semir bereits erwarteten. 
    „Also, ich bin fertig, wann geht’s los?“ fragte er statt einer Begrüßung.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 1. Dezember 2010 um 09:56
    • #63

    Mankonnte sehen, wie Andrea sich merklich entspannte. Sie war sich inzwischen unsicher geworden, ob sie die passenden Worte gefunden hatte. Aber anscheinend hatte sie die richtige Wahl getroffen. Ebenso bemerkte sie, dass sich auch der Gesichtsausdruck ihres Mannes veränderte. In den letzten Wochen war er sehr angespannt gewesen und hatte sich teilweise auch sehr abwesend ihr gegenüber verhalten, weil er mal wieder alles in sich reingefressen hatte, statt mit ihr darüber zu reden. In diesem Punkt waren er und Ben sich ziemlich ähnlich. Vor allem das, was auf dem Dach passiert war, hatte ihn ziemlich mitgenommen. „Er wollte springen, Andrea, er wollte wirklich darunter springen. Wenn ich nicht dagewesen wäre…“ Semir war so schockiert gewesen, dass kaum darüber hatte sprechen können. Sie konnte ihm jetzt ansehen, dass er Bens augenscheinlichem Sinneswandel noch nicht so recht traute. Zu traumatisch war dieses Erlebnis für ihn gewesen. Trotzdem fand er als erster die passenden Worte.

    „Dir auch einen guten Morgen“, sagte er und versuchte ein Grinsen, dass anscheinend recht freundlich ausfiel, denn auch Ben lächelte als er ein „Guten Morgen“ murmelte. „Wie wär’s mit einem Frühstück und dann retten wir die Welt vor dem Bösen?“ fragte Semir. Nun grinste auch Ben und nickte. In seinen Augen, die vorher nur trüb ausgesehen hatten, konnte man langsam wieder das Funkeln erkennen, welches seinen Blick früher immer ausgemacht hatte. Er setzte sich und seit langen schien erst einmal wieder alles in Ordnung zu sein.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 1. Dezember 2010 um 10:13
    • #64

    Nach dem gemeinsamen Essen machte sich Andrea mit Aida auf den Weg in den Kindergarten, Ben und Semir fuhren zu einer Ärztin, die die beiden schon öfter zusammengeflickt hatte. Glücklicherweise konnte sie Bens Vermutung einer Prellung bestätigen. Zudem hatte sich ein Bluterguss gebildet, der auf verschiedene Nerven drückte und so die Schmerzen verursachte. Er war ehrlich zu ihr gewesen und hatte ihr die Medikamente genannt, die er eingenommen hatte. Doch auch da konnte sie ihn beruhigen. Sie hatte ihm zwar Blut abgenommen, um seine Leberwerte zu prüfen, sie war jedoch auch der Meinung, dass sein Organismus allein damit fertig werden würde, wenn er diese Mittel nicht mehr nahm. Da er die Wirkstoffe aufgrund seiner Verletzungen tatsächlich gebraucht hatte, war bei ihm keine psychische Abhängigkeit entstanden. Die Entzugserscheinungen, die zu spüren geglaubt hatte, waren auf die Schmerzen zurückzuführen. Sie hatte ihm diverse Spritzen verpasst und andere Schmerzmittel verschrieben. Mit dem Versprechen, sich zu schonen hatte sie ihn wieder gehen lassen.

    Nachdenklich blickte Ben auf das Rezept, als die beiden am frühen Nachmittag endlich vor der Praxis auf der Straße standen. Die Untersuchungen hatten mehr Zeit gekostet, als Ben lieb gewesen war. Und mit dem, was er in den Händen hielt, war er auch nicht ganz einverstanden. „Eigentlich wollte ich so etwas nicht mehr nehmen“, sagte er leise mehr zu sich selbst als zu seinem Partner gerichtet. „Ach was“, bemühte sich Semir betont locker zu sagen. „Du hast doch gehört, was sie erklärt hat. Das ist ein ganz anderer Wirkstoff als in den Hammerdingern war, die dir dein sogenannter Freund besorgt hat. Den werde ich mir bei Gelegenheit übrigens auch noch mal vorknöpfen.“ Ben schüttelte den Kopf. „Danke, aber lass’ mal gut sein. Er wollte mir nur helfen und dafür auch ein Risiko eingegangen.“ Semir nickte und schwieg, auch wenn er da ganz anderer Meinung war. Aber die Sache war es nicht wert, deswegen jetzt mit Ben einen Streit anzufangen.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 2. Dezember 2010 um 13:03
    • #65

    Als sie dann nach einem Abstecher in die Apotheke im Büro ankamen wurden sie dort freudig begrüßt. Eine Ausnahme bildete nur Susanne, die ganz mit ihrer Arbeit beschäftigt zu sein schien. Ben bemühte sich, nicht zu ihr zu sehen. Die Chefin hatte inzwischen ganze Arbeit geleistet. Zwar wussten die Kollegen keine Details, doch das Ben kein wirklicher Verräter, sondern nur durch besondere Umstände in diese Rolle gedrängt worden war, war inzwischen bei allen angekommen.

    Vor allem Dieter war froh, dass er sich nicht in Ben getäuscht hatte. Und Hotte polterte gleich drauf los: „Na siehste, hab’ ich doch gleich gesagt, dass der Junge nicht so einer ist. Also Ben, schön, dass du wieder da bist.“ Ben freute sich zwar über diese Begrüßung, doch es war ihm auch unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen. Er war froh, mit Semir ins Büro von Frau Krüger gerufen zu werden. Nachdem sich die beiden gesetzt hatten wurden sie von der Chefin auf den neusten Stand der Dinge gebracht.

    „Also Herr Jäger, Ihren Dienstausweis und Ihre Waffe kann ich Ihnen noch nicht aushändigen, es geht doch nicht alles so schnell, wie ich gehofft hatte.“ Sie überreichte ihm einige Papiere. „Aber Sie können Herrn Gerkan trotzdem begleiten, ich habe Ihnen ein vorläufiges Dokument ausgestellt, das sie berechtigt, an den Ermittlungen teilzuhaben.“ Ben bedankte sich und war ein kleines bisschen froh, dass wieder die korrekte, sich an alle Vorschriften haltende Frau Krüger zum Vorschein kam. Ihre weiche Seite hatte nicht nur ihn sehr irritiert. Er hielt die Papiere in den Händen und war unendlich dankbar, dass er wieder in sein altes Leben zurückkehren konnte. Sie sprach weiter: „Ich kann Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, dass es den Kollegen, die mit der Aufklärung des Überfalls beschäftigt sind, anscheinend gelungen ist, weitere Beteiligte ausfindig zu machen. Es scheint sich um eine größere Organisation als ursprünglich vermutet zu handeln. Allerdings konnten sie bisher nur Indizien zusammentragen. Um an Beweise zu kommen, wurde eine Observation genehmigt.“ Sie sah Ben direkt an. „Da kommen Sie ins Spiel, Herr Jäger. Sie können zumindest diejenigen, die sie bedroht haben, identifizieren. Wir gehen davon aus, dass wir durch diese Kerle an den Anführer herankommen können. Wagner ist ja leider schon von der Bildfläche verschwunden.“ Ben nickte. Dann traute er sich, die Frage zu stellen, die schwer auf seinem Gewissen lastete: „Wie geht inzwischen den Fahrern des Transporters?“ Seine Chefin sah ihn an und sagte in ruhigem Tonfall: „Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Die beiden wurden nicht verletzt und arbeiten schon längst wieder. Sie kennen das Risiko ihres Berufes und wissen damit umzugehen.“ Ben atmete erleichtert aus. Mit diesem Wissen fühlte er sich neu gestärkt und war umso mehr bereit, den Mistkerlen endlich das Handwerk zu legen.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 3. Dezember 2010 um 11:18
    • #66

    „Was haben wir zu tun?“ fragte Semir. „Wie schon gesagt observieren die Kollegen die Verdächtigen zur Zeit. Das Sinnvollste wäre meiner Meinung nach, wenn sie dort einmal vorbei schauten. Vielleicht ergibt sich ja dort etwas Und wenn es nur ein Vorwand ist, um sie zu verhören. Wenn sie merken, dass wir Ihnen auf der Spur sind und Herrn Jäger als Zeugen haben, werden sie vielleicht nervös und machen einen Fehler.“ Sie wandte sich an Ben: „Im Moment fühlen sie sich wahrscheinlich sehr sicher, weil sie annehmen, dass von Ihnen keine Gefahr droht, weil sie selbst verdächtigt werden.“ Ben nickte. Er und Semir standen auf, nahmen den Zettel mit der Adresse und der Telefonnummer des Einsatzleiters in Empfang und machten sich auf den Weg.

    Die Fahrt dorthin verlief schweigend, beide hingen ihren Gedanken nach. Semir war froh, dass Ben wieder neben ihm saß, es war fast so wie in alten Zeiten. Zwar war er sich noch nicht sicher, wie stabil Bens Gemütszustand inzwischen war, doch da er jetzt nicht mehr diese heftigen Medikamente nahm, durfte es ihm wirklich schon bald besser gehen. Außerdem hatte er wohl endlich gemerkt, dass alle zu ihm standen und auch Verständnis für seine Entscheidung hatten. Von diesem Standpunkt aus betrachtet konnte es nur noch bergauf gehen.

    Auch Ben dachte über seine Zukunft nach. Frau Krüger hatte sich, warum auch immer, sehr weit aus dem Fenster gelehnt, um ihm zu helfen. Ob es wirklich so klappte, wie sie es sich vorstellte, stand zwar noch in den Sternen, aber allein für den Versuch konnte er ihr gar nicht dankbar genug sein. Es schien ihm so, als würde er sich von einem Abgrund entfernen und Schritt für Schritt in ein neues Leben gehen. Sein altes Leben schien weit hinter ihm zu liegen. Von außen betrachtet unterschied es sich zwar kaum vom seinem jetzigen, doch noch vor wenigen Wochen hatte ihm die Erfahrung gefehlt, wie wertvoll sein Leben eigentlich war. In gewissem Sinne war er froh darüber, dies jetzt zu wissen, auch wenn er diese Erfahrung lieber in einer anderen Art und Weise gemacht hätte. Eins war jedenfalls sicher: Er würde nie wieder so leichtfertig mit seinem Leben umgehen.

    Doch die nächste Hürde auf seinem neuen Weg ließ nicht lange auf sich warten.

    Als Ben und Semir in der Wohnung, in der sich der Beobachtungsposten befinden sollte eintrafen, waren die dortigen Kollegen bereits dabei, alles zusammen zu packen. „Ach, Sie sind doch noch gekommen?“ bekamen die beiden statt einer Begrüßung zu hören. „Ich hatte Ihrer Dienststelle doch Bescheid gegeben. Den Weg hätten sie sich sparen können.“ Fragend sah Semir den Beamten an, der hier anscheinend das Sagen hatte. „Was soll das heißen?“ wollte er wissen. „Die Observation ist abgebrochen“, erklärte der Mann genervt. „Warum?“ fragte jetzt Ben, der nicht glauben wollte, was er da hörte. Sie waren doch so dicht dran gewesen!

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 4. Dezember 2010 um 10:21
    • #67

    „Die Verdächtigen haben sich ins Ausland abgesetzt. Da wir noch keine stichhaltigen Beweise hatten, konnten wir sie nicht davon abhalten. Und es scheint so zu sein, dass sie in absehbarer Zeit nicht wieder hier auftauchen werden“, folgte nun die etwas ausführlichere Erklärung. „Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss den Abtransport der Ausrüstung überwachen.“

    Mit diesen Worten verschwand er und ließ einen perplexen Semir und einen frustrierten Ben zurück. Semir fand als erster wieder Worte „So ein verdammter Mist“, war alles, was ihm dazu einfiel. Als er jedoch bemerkte, wie enttäuscht Ben aussah, ergänzte er seine Worte. „Aber was soll’s. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, oder wie sagt ihr Deutschen?“ Als von Ben keine Reaktion kam, versuchte er es anders. „Komm schon, mach dir keine Sorgen. Die werden nicht ewig da bleiben und selbst wenn doch, bist du sie immerhin los.“ Ben sah ihn zweifelnd an. „Ich hätte sie identifizieren können, Semir“, sagte er mit bitterem Unterton in der Stimme. Semir schwieg, denn er wusste, dass Ben Recht hatte. „Dann hätten wir die Möglichkeit gehabt, sie wenigstens aufzuhalten und zu befragen. Jetzt sind sie weg und wir können nichts weiter tun, als zu warten.“ Er machte eine kurze Pause. „Fuck, wieso habe ich nicht eher die Kurve gekriegt!“ sagte er wütend. „He jetzt mach mal halblang“, versuchte Semir seinen Partner zu beschwichtigen. Aber insgeheim war er froh, dass Ben wütend wurde, statt wieder in ein tiefes Loch zu fallen. Das zeigte wenigstens, dass sein alter Kampfgeist langsam wieder zurückkehrte, auch wenn er im Prinzip recht hatte. Es würde schwierig sein, wenn nicht sogar aussichtslos, diese Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen. „Früher oder später kriegen wir sie, da bin ich mir ganz sicher“, sagte er und versuchte, dabei so optimistisch wie möglich zu klingen. „Und jetzt fahren wir zu mir und machen uns einen gemütlichen Abend.“ Da Ben nicht widersprach nahm er dessen Einverständnis als gegeben hin und ging zum Wagen. Ben folgte ihm wenig später, nicht ohne jedoch noch einmal lauthals geflucht zu haben.

    Da nun feststand, dass sich in Bens Fall erst einmal nichts Neues ergeben würde, kehrte langsam wieder der Alltag in Semirs und vor allem Bens Leben ein. Er war wieder in seine Wohnung gezogen, nicht ohne Andrea und auch Semir unzählige Male zu versprechen, keinen Unsinn zu machen.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 4. Dezember 2010 um 10:39
    • #68

    Es tat zwar gut, dass sie sich um ihn kümmerten, aber langsam engte ihn die Fürsorge ein und er brauchte auch etwas Zeit für sich. Aufgrund des laufenden Verfahrens durfte er sich noch nicht so aktiv in Ermittlungen einmischen, wie er es gerne getan hätte. Aber andererseits war er auch ganz froh, noch nicht wieder zu 100% gefordert zu werden. So blieb ihm Zeit, sich körperlich und vor allem seelisch zu erholen. Er ging Susanne, so gut es ging aus dem Weg und sie schien das Gleiche zu versuchen. Wenn sie doch einmal dienstlich miteinander zu tun hatte, beschränkten sie sich auf wenige Worte und gingen dann wieder getrennte Wege. Mit Semir, aber auch mit Andrea hatte er hingegen viele Gespräche geführt. Sie hatten lange darüber gesprochen, warum alles so weit hatte kommen können. Und sie hatten Vereinbarungen getroffen, wie sie sich in Zukunft verhalten würden, wenn einer von ihnen noch mal in eine solche Notlage geraten würde. Das Thema Ben und Susanne hatten sie allerdings ausgespart. Es hatte Andrea zwar unter den Nägeln gebrannt, sie hatte Semir auch verschiedene Vorschläge gemacht, wie man die beiden wieder zusammenbringen könnte, doch ihr Mann hatte alles abgeblockt.
    Er war froh, dass Ben überhaupt wieder auf den richtigen Weg gefunden hatte und wollte die ganze Sache nicht noch komplizierter machen. Schließlich hatte Andrea mit Susanne gesprochen, doch als sie merkte, dass auch Susanne Andeutungen in diese Richtung völlig ablehnte, gab sie sie erst einmal auf. Trotzdem blieb sie weiterhin der Meinung, dass die beiden zusammengehörten. Irgendwie musste das doch auch wieder in Ordnung kommen.

    Da Susanne ihre freie Zeit nun nicht mehr mit Ben verbrachte, traf sie sich wieder häufiger mit Jana. Meist saßen sie einfach nur zusammen und redeten, manchmal gingen sie auch essen oder ins Kino. Doch an einem Abend hatte Jana eine Überraschung für ihre Freundin.

    „Speed Dating? Bist du verrückt? Kommt gar nicht in Frage!“ kam es energisch von Susanne. Auf so eine blöde Idee konnte auch nur Jana kommen. „Na klar, immerhin entscheiden die ersten paar Sekunden darüber, ob wir jemanden mögen oder nicht. Ist wissenschaftlich erwiesen“, hielt Jana dagegen. „Es läuft über eine renomierte Agentur und ist eine ganz seriöse Angelegenheit. Glaub mir, ich habe mich ausführlich informiert“, fügte sie dann noch hinzu. „Außerdem hast du dich lange genug verkrochen“, setzte sie noch einen oben drauf. Susanne seufzte. Im Prinzip hatte Jana Recht. Sie musste wieder unter Leute.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 5. Dezember 2010 um 12:01
    • #69

    Aber es war noch nicht so lange her, dass Ben sie hatte abblitzen lassen. Etwas Ablenkung würde ihr zwar wirklich ganz gut tun, aber gleich ein Date? Jana spürte, dass Susannes Widerstand zu schmelzen begann. Sie war der Meinung, dass ihre Freundin lange genug gelitten hatte. Über Wochen hatte sie sie immer wieder aufbauen müssen, wenn sie völlig fertig zu ihr gekommen war. Susanne hatte alles versucht, um Ben zu finden und dann musste sie am Ende feststellen, dass er doch tatsächlich das Arschloch war, für das Jana ihn schon immer gehalten hatte. Dass sie eine Zeitlang deswegen unsicher gewesen war, hatte Jana längst wieder verdrängt. Er war halt doch nur ein Sohn aus reichem Hause, der Abwechslung suchte und den Polizeiberuf als Abenteuerspielplatz ansah. Da passte es gut ins Schema, mit der Sekretärin anzubändeln, die gegebenenfalls seine Fehler vertuschen konnte. Allerdings hatte sich Jana nie die Mühe gemacht, Ben richtig kennen zu lernen, zu fest gefahren war sie ihn ihren Vorurteilen, als dass sie sich hätte vorstellen können, dass Ben eigentlich ganz anders war. Insgeheim war sie sogar froh, dass diese Beziehung nach dem ganzen drunter und drüber endlich ein Ende hatte.

    „Es erwartet ja niemand, dass du gleich den Mann deines Lebens findest“, versuchte sie es weiter. „Aber vielleicht sind ein paar nette Kerle dabei, mit denen du mal ausgehen kannst.“ Susanne seufze erneut. „Ach ich weiß nicht“, sagte sie immer noch zweifelnd. „Du hast zwar Recht, ich könnte mal wieder etwas anderes unternehmen, aber gleich so etwas…“ Sie schwieg einen Moment. „Weißt du, ich habe Ben sehr geliebt“, sagte sie leise. Und wenn sie ehrlich war, tat sie das immer noch, trotz seines Verhaltens ihr gegenüber. Aber das konnte sie Jana unmöglich anvertrauen, sie wusste genau, wie ihre Freundin auf dieses Geständnis reagieren würde. Diese Diskussion hatten sie in den letzten Wochen zur Genüge geführt.

    „Ja, das weiß ich“, sagte Jana verständnisvoll. „Aber es ist langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen.“ Sie griff in ihre Tasche und zog einen Briefumschlag hervor. „Und außerdem bist du schon angemeldet.“ Sie grinste, als sie Susannes große Augen sah. Ihr hatte es förmlich die Sprache verschlagen. Manchmal war es besser, Susanne vor vollendete Tatsachen zu stellen, sonst wurde das nie etwas. „Alles schon bezahlt“, fügte sie dann noch hinzu. Susanne sagte immer noch nichts. „Ist wahrscheinlich schon zu spät, um abzusagen, oder?“ fragte sie dann resigniert. „Genau!“ strahlte Jana sie an. „Mach dich hübsch, in zwei Stunden geht es los!“ „Was, jetzt gleich?“ fragte Susanne völlig überrumpelt. „Ja klar“, war die Antwort. „Bevor du es dir noch anders überlegst. Es heißt schließlich ‚Speed’- Dating.“ „Ha ha, sehr witzig“, murmelte Susanne. Trotzdem griff sie nach dem Umschlag und machte sich auf den Weg in ihre Wohnung, um sich fertig zu machen.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 5. Dezember 2010 um 22:00
    • #70

    Jana sollte recht behalten. Entgegen Susannes Erwartungen wurde es tatsächlich ein schöner Abend. Im Gegensatz zu ihren Befürchtungen war es eine seriöse Veranstaltung, auch die anderen Teilnehmer waren ihr überwiegend sympathisch. Sie hatte den Eindruck, dass sie nicht als einzige in dieser Runde überredet worden war, hierher zu kommen. Spät in der Nacht hielt sie sogar schon die erste Telefonnummer in den Händen. Eigentlich war das gegen die Regeln, aber der Mann erinnerte sie irgendwie an Ben, so dass sie nicht nein hatte sagen können, als er sie bat, ihre Nummern auszutauschen. Wahrscheinlich hatte es daran gelegen, dass sie ihn zu auffällig angestarrt und er das als Aufforderung interpretiert hatte. Aber es war egal, wie ihr Kontakt nun zustande gekommen war, denn er war wirklich sehr nett, freundlich, höflich, witzig und ausgesprochen charmant. Sie hatte viel gelacht, während sie sich unterhalten hatten. So unbeschwert hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Fast hätte sie deswegen ein schlechtes Gewissen bekommen, doch sie versuchte, diese Gedanken zu verdrängen. Nicht sie war diejenige, die solche Überlegungen anstellen sollte, dieser Part fiel eindeutig ihrem Exfreund zu. Was er jetzt wohl machte? Nein, schalt sie sich selbst, sie wollte an diesem Abend nicht an ihn denken, sie wollte die Zeit einfach nur genießen.

    „Hallo, Erde an Susanne“, wurde sie von Erik aus ihren Gedanken gerissen. „Ich glaube, die wollen hier langsam dicht machen, wollen wir?“ Überrascht blickte Susanne sich um. Tatsächlich waren sie die letzten Gäste. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die anderen nach und nach gegangen waren, so angeregt hatte sie sich mit Erik unterhalten. Es war zwar ungewöhnlich, dass man nach den zeitlich begrenzten Gesprächen noch die Gelegenheit hatte, in lockerer Runde auch den weiteren Abend miteinander zu verbringen, aber dieser Umstand war ihr heute sehr recht gewesen. „Wollen wir noch irgendwo einen Kaffee trinken gehen, oder soll ich dich lieber nach Hause bringen?“, fragte Erik, als er Susanne in den Mantel half. „Vielen Dank, ich glaube, ich möchte jetzt nach Hause, immerhin muss ich morgen arbeiten.“ Erik nickte. „Dann begleite ich dich“, bot er dann an. „Wie teilen uns selbstverständlich ein Taxi“, ergänzte er, als er die Ablehnung in Susannes Augen erkannte. Das ging ihr dann doch etwas zu schnell. „Ich würde dich ungern allein nach Hause fahren lassen, wer weiß, wer sich um diese Zeit noch auf den Straßen herumtreibt.“ Gegen ihren Willen musste Susanne lächeln. Sie war zwar eine emanzipierte Frau, doch zur Abwechslung war es auch mal ganz schön, dass sich ein Mann so um sie sorgte. Und sich ein Taxi zu teilen, war nun auch keine große Sache. Wo sie wohnte, hatte sie ihm ohnehin schon verraten. „Also gut“, willigte sie deshalb ein. Und so dauerte es keine 20 Minuten, bis sie vor ihrer Haustür angekommen waren.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 6. Dezember 2010 um 15:38
    • #71

    Und so dauerte es keine 20 Minuten, bis sie vor ihrer Haustür angekommen waren. „Weißt du was“, sagte sie, all ihren Mut zusammen nehmend zu Erik, als sie sich verabschiedeten. „Ich habe noch so viel Resturlaub, ich könnte mir die nächsten Tage frei nehmen, dann könnten wir noch etwas gemeinsam unternehmen.“

    Erik hatte ihr erzählt, dass er am Ende der Woche zu einer längeren Geschäftsreise aufbrechen würde. Sie hatte heute Abend so viel Spaß wie schon lange nicht mehr gehabt und dieses Gefühl wollte sie sich gerne noch etwas erhalten. Außerdem konnte sie Ben dann aus dem Weg gehen und das war ihr im Moment auch ganz lieb. „Ja, sehr gerne“, stimmte Erik freudig überrascht zu. Mit einem solchen Angebot hatte er nicht gerechnet, da Susanne noch ihre letzte Beziehung zu verarbeiten schien. Zumindest hatte er das zwischen ihren Worten so rausgehört. Aber sie hatte sich wohl im Laufe des Abends dazu entschlossen, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Er war wohl doch überzeugender gewesen, als er gedacht hatte. Also wagte er es, ihr zum Abschied einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu hauchen und Susanne schien dem auch nicht ausweichen zu wollen. „Ich melde mich bei dir, sobald ich alles geklärt habe, vielleicht muss ich noch mal kurz ins Büro“, sagte sie zum Abschied. „In Ordnung, ich freue mich auf morgen. Schlaf gut“, verabschiedete sich Erik und das Taxi fuhr los. Dass es so leicht werden würde, hatte er nicht gedacht.

    Nachdenklich sah Susanne ihm nach. War es richtig, was sie da machte? Sie hatte Jana nichts gesagt und es fiel ihr auch schwer, es sich selbst einzugestehen; auch wenn der Abend schön gewesen war, hatte er doch nichts an ihren wahren Gefühlen für Ben verändern können. Die Tatsache, dass sie immer noch schrecklich wütend auf ihn war, änderte auch nichts daran. Aber sie hatte die vergangen Stunden so sehr genossen; sie hatte alles, was sie quälte, vergessen können und das hatte ihr gut getan. Sie würde es also tun und sich erneut mit Erik treffen. Sie hatte noch Anspruch auf etliche freie Tage und so würde sie der Situation im Büro auch einmal entfliehen können, um neue Kraft zu schöpfen. Denn die hatte sie dringend nötig. Es war hart, Ben so oft zu sehen und nicht mit ihm sprechen zu können. Von diesen Gedanken etwas beruhigt, schloss sie die Tür auf und ging in ihre Wohnung. Vor dem einschlafen kam ihr noch einmal ein Bild von Ben in den Sinn, doch sie schob es von sich weg und fiel in einen traumlosen Schlaf. 

    Während Susanne am nächsten Tag ihren Urlaub einreichte, ging für Ben und Semir der normale Arbeitsalltag weiter. Seit einigen Tagen war Ben wieder vollständig im Einsatz. Er war inzwischen vollständig rehabilitiert und nicht nur er, auch Frau Krüger war froh über diesen Umstand. Sie hielt es für unerlässlich, ihn in den normalen Arbeitsalltag einzubinden, damit er wieder ganz der alte wurde.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 7. Dezember 2010 um 21:35
    • #72

    Frau Krüger wartete jetzt nur noch auf die Papiere und dann würde die ganze Angelegenheit erledigt sein. Seinen Dienstausweis und die Waffe hatte Ben bereits zurück erhalten. Die Befragung zu der ganzen Angelegenheit war dank der Vorarbeit von Kim kurz und schmerzlos gewesen. Sie hatte sich vorher noch mit Ben abgesprochen und alle Aussagen waren ohne Wimpernzucken akzeptiert worden. Kim hatte abgewinkt, als Ben sich bei ihr bedanken wollte. Sie hatte ihn nur gebeten, in Zukunft anders mit seinen Problemen umzugehen. Sie hoffte, dass sich auf Grund der Ereignisse vielleicht eine andere Vertrauensbasis zwischen ihnen entwickeln könnte. So würde auch die Zusammenarbeit besser funktionieren und das war auch dringend nötig, denn sie hatten einen neuen Fall, der mehr von ihnen abverlangen würde, als einer von ihnen auch nur ahnen konnte.

    Innerhalb weniger Tage waren zwei weibliche Leichen neben der Autobahn gefunden worden. Eine der beiden Frauen war schon länger tot gewesen, die andere wohl erst kurze Zeit. Bei Eingabe und Vergleich der Verletzungen waren die Gerichtsmediziner auf ähnliche Fälle in nahe gelegenen Städten aufmerksam geworden. Nach Rücksprache mit den dortigen Ermittlern kristallisierte sich heraus, dass es sich anscheinend um einen Serientäter handeln musste, der seine blutige Spur entlang des Rheins zog.

    „Wir müssen davon ausgehen, dass er noch weitere Frauen töten wird“, erklärte Kim Krüger mit ernster Miene. „Den Ermittlungen der Kollegen zufolge werden sich die Zeitabstände sogar noch verkürzen. Das einzige, was für uns positiv an der ganzen Sache ist, dass wir etliche verwertbare Spuren des Täters gefunden haben. Wenn wir einen Verdächtigen festnehmen können, sind wir in der Lage, ihn anhand seiner DNA zu überführen.“ Ben und Semir warfen einen Blick in die Unterlagen, die ihnen die Chefin überreicht hatte. Vor allem die Fotos der Opfer machten ihnen zu schaffen. Der Täter hatte mehrfach mit großer Wucht auf die Frauen eingestochen, so dass sie verblutet waren. „Er geht äußerst brutal vor, wir müssen ihn so schnell wie möglich kriegen, bevor er noch weiter tötet“, sagte Frau Krüger. „Wie Sie den Akten entnehmen können, deuten die Spuren auf einen dunkelhaarigen Mann. Er dürfte sehr kräftig sein, darauf lassen die Tiefen der Einstichwunden schließen. Ich weiß, dass es nicht viel ist, aber wir haben noch einen weiteren Anhaltspunkt, in welche Richtung wir ermitteln können“, erklärte sie weiter. „Wenn sie sich die Opfer genau ansehen, bemerken sie die Ähnlichkeit ihres Aussehens. Wir können also davon ausgehen, dass er sich an diesen Typ Frau halten wird. Zudem waren alle Kundinnen derselben Partneragentur.“
    Semir sah seine Chefin erstaunt an. Das konnte ja was werden. Sie sprach weiter: „Diese Agentur organisiert schwerpunktmäßig sogenannte Speed Datings. Sie sollten also in diese Richtung ermitteln."

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 8. Dezember 2010 um 10:18
    • #73

    „Und? Wer darf die Damen nehmen?“ fragte Semir, nachdem sie sich gesetzt hatten. „Ach, mach du das ruhig“, antwortete Ben und griff sich den Stapel, in dem sich die Anmeldungen der Männer befanden. Semir machte sich daran die weiblichen Teilnehmerinnen durchzusehen. Danach würde er Ben helfen, denn es waren wesentlich mehr Männer als Frauen Mitglieder diese Agentur. Eine Weile blätterten sie schweigend. Von Zeit zu Zeit legten sie einige Fotos von Klienten, auf die die Beschreibung passen könnte, zur Seite. Vor allem Bens Stapel wuchs recht schnell.

    „Also, ich weiß nicht“, Semir schüttelte den Kopf. „Wieso, was ist?“ fragte Ben. „Wenn ich mir die Bilder so angucke, dann verstehe ich nicht, warum diese Frauen zu Speed Datings gehen. So wie die aussehen, könnten sie locker in jeder Kneipe jemanden kennenlernen.“ „Wer weiß“, antwortete Ben, „vielleicht haben sie ja irgendeine abschreckende Eigenschaft. Oder sie haben schlechte Erfahrungen gemacht und versuchen es jetzt mit professioneller Unterstützung. Es ist ja ach nichts Schlimmes daran, zu so einem Treffen zu gehen.“ Semir nickte. „Ich schätze, du hast Recht“, stimmte er Bens Vermutung zu und schlug die nächste Seite auf. Was er dort jedoch sah ließ seine Gesichtszüge völlig entgleisen. Ben war dies nicht entgangen, fragend sah er seinen Partner an.

    „Was ist los?“ wollte er wissen. „Steht Andrea in der Kundenkartei?“ setzte er mit einem Augenzwinkern hinterher. „Andrea nicht…“, antwortete Semir langsam und drehte das Blatt zu Ben. Man konnte dabei zusehen, wie er erblasste, als er Susanne auf dem Foto erkannte. Es war eine schöne Aufnahme von ihr aus der Zeit, in der sie noch viel gelacht hatte. Ben war sich nicht ganz sicher, aber es konnte gut sein, dass sogar er selbst dieses Foto gemacht hatte. Und nun wurde es benutzt, um einen Nachfolger für ihn zu finden, der Susanne wieder so glücklich machen konnte, wie sie es damals gewesen war. Diese Tatsache war eine sehr bittere und schmerzhafte Erkenntnis.

    „Sie passt zur Beschreibung“, wurde er von Semir aus seinen Gedanken gerissen. „Was?“ fragte er irritiert. „Sie hat die passende Haarfarbe, das passende Alter und so weiter. Sie könnte zu einem Opfer werden“, erklärte Semir. Ben wurde heiß und kalt zugleich. Das konnte doch nicht wahr sein! „Lass uns noch mal die anderen Akten durchsehen“, bat er seinen Partner, „vielleicht finden wir ja jemanden, der noch besser passt.“ Während er dies sagte, fühlte er sich ziemlich schäbig, aber er wollte nicht wahrhaben, dass Susanne in Gefahr sein könnte.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 9. Dezember 2010 um 20:59
    • #74

    Immerhin wäre er indirekt schuld daran, denn er hatte dafür gesorgt, dass sie Single wurde. „Hey, du kannst nichts dafür“, kann es von Semir, der anscheinend seine Gedanken lesen konnte. Ben zuckte die Schultern. Er hatte jetzt keinen Nerv für eine Diskussion zu diesem Thema. Also machten sie erst einmal weiter und hatten bald alles durchgesehen. Übrig blieben neben Susanne noch drei weitere Frauen.

    „Bei den Männern sind es wesentlich mehr, auf die die Beschreibung zutrifft“, erklärte Semir der Chefin. „Das Problem ist, das generell mehr Männer in der Kartei zu finden sind.“ Frau Krüger nickte. „Also gut. Fahren Sie zuerst zu den Frauen und befragen Sie diese. Vielleicht haben sie sich bereits mit jemandem verabredet, auf den die Beschreibung zutrifft. Machen Sie sich gleich auf den Weg.“ Mit diesen Worten waren die beiden entlassen. „Sollen wir uns aufteilen?“ fragte Semir. „Du zwei und ich zwei, dann sind wir schneller.“ Ben sah ihn an. Es war offensichtlich, was sein Partner mit diesem Vorschlag bezweckte. „Gut, lass es uns so machen“, stimmte er ihm zu. „Aber ich möchte zu Susanne fahren“ setzte er mit fester Stimme hinterher. Er hob die Hand, als Semir zum Sprechen ansetzten wollte. „Ich weiß, was du sagen willst, aber ich möchte es so. Bitte.“ Semir sah ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. „In Ordnung, wie du willst. Meldest du dich, wenn du bei ihr warst? Ich mach mir nämlich auch Sorgen.“ Ben nickte. „Klar, mach ich, wir sehen uns später.“

    Mit diesen Worten verschwand Ben. Zuerst fuhr er allerdings zu der anderen Frau auf seiner Liste. Er brauchte noch etwas Zeit, um sich seelisch auf den Besuch bei Susanne einzustellen. Leider wurde er bei diesem ersten Besuch ziemlich lange aufgehalten. Er musste schließlich sehr bestimmt auftreten, um endlich loszukommen. Es war ihm sehr unangenehm, wie penetrant ihn diese Frau angebaggert hatte. Hier wusste er zumindest, warum sie es bei der Partnerwahl schwer hatte. Aber sie hatte noch keine Verabredungen getroffen und schien somit erst einmal nicht in Gefahr zu sein. Also hatte er keinen Grund mehr, seinen Besuch bei Susanne aufzuschieben. Als er dort angekommen war und auf ihre Wohnungstür zuging, öffnete sich diese und Jana kam heraus. „Ausgerechnet die blöde Kuh“, murmelte Ben, der sich auch nie für Jana hatte erwärmen können. Es war ihm schleierhaft, warum sich Susanne so gut mit ihr verstand. 
    „Ach so was, der Verschollene ist wieder aufgetaucht“, wurde er von Jana anstelle einer Begrüßung bedacht. „Ich bin dienstlich hier“, war das Erstbeste, was ihm als Erwiderung einfiel. „Wieso, willst du Susanne auch noch in ihrem Urlaub belästigen?“ kam die Gegenfrage. Ben sagte nichts dazu. „Wie auch immer, du musst ein anderes Mal wiederkommen, sie ist nicht da.“ „Kannst du mir sagen, wo sie ist?“ fragte Ben. „Nein, sie ist eben weg, du weißt ja wie das ist“, kam es süffisant von Jana.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 10. Dezember 2010 um 16:47
    • #75

    Ben stöhnte innerlich, er hatte keine Lust auf diese Spielchen, auch wenn er es wohl nicht andres verdient hatte. Aber die Situation war dafür denkbar ungeeignet. „Hör zu Jana, die Sache ist ernst. Wir suchen einen Mörder, der seine Opfer wahrscheinlich bei Speed Datings kennenlernt. Susanne passt in sein Schema, also sag mir bitte, wo sie ist“, versuchte er es nun auf dem direktem Weg. Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren, er war schon vorhin lange genug aufgehalten worden. „Was? Oh nein, das ist alles meine Schuld!“ rief Jana erschrocken aus. Ben stutzte. Was sollte das denn bedeuten? Das war ja mal was ganz neues, das jemand anderes die Schuld auf sich nahm. „Was soll das heißen?“ fragte er verwundert. „Das mit dem Date war meine Idee. Ich habe sie da angemeldet, weil ich der Meinung war, sie müsse endlich mal auf andere Gedanken kommen. Sie wollte da eigentlich gar nicht hin. So ein Mist, hätte ich sie bloß nicht dazu überredet! Und jetzt trifft sie sich mit ihm!“ In gewisser Weise war Ben erleichtert, trotzdem war seine Sorge nicht kleiner geworden. „Weißt du, wie der Mann heißt, mit dem sie sich treffen wollte?“ fragte er. „Erik. Der Nachname war glaube ich Winter.“ Ben griff nach seiner Liste und seine düstere Vorahnung bestätigte sich. Als Jana den Namen genannt hatte, war er ihm gleich bekannt vorgekommen. Er merkte, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte. „Wo wollten sie hin?“ wollte er wissen. „Sie wollten essen gehen und dann ins Kino.“ Sie nannte Ben den Namen eines Restaurants, in das er schon immer mit Sausanne hatten gehen wollen, doch sie waren nie dazu gekommen. Er nickte und rannte zu seinem Wagen. Jana rief ihm noch etwas hinterher, doch das verstand er nicht mehr und es war ihm auch egal. Er hatte nicht vor jemals wieder ein Wort mit Jana zu wechseln. 

    Währenddessen saßen Susanne und Erik gemütlich im Restaurant zusammen. Sie hatten während des Essens viel erzählt und gelacht. Obwohl eine lockere, angenehme und ungezwungene Atmosphäre herrschte, fühlte sich Susanne irgendwie nicht wohl. Etwas an dieser Situation kam ihr falsch vor. Und als sie schließlich mit Erik draußen auf dem Parkplatz stand, um ins Kino zu fahren, wusste sie endlich, was ihr Unbehagen bereitete. Als Erik ihr die Beifahrertür öffnen wollte, legte sie ihre Hand auf seinen Arm und sagte: „Es tut mir leid, aber ich kann das nicht.“ Erik sah sie verblüfft an. Was war nur in sie gefahren? „Ich möchte jetzt lieber nach Hause. Ich werde mir ein Taxi nehmen.“ Langsam fand Erik wieder Worte. „Kannst du mir bitte erklären, was das jetzt auf einmal zu bedeuten hat? Der Abend war doch bisher wunderbar? Und jetzt sag mir nicht, dass du keinen Spaß gehabt hast!“ Verlegen wich Susanne seinen Blicken aus, sie konnte verstehen, dass er sauer wurde.
    „Ich… es ist…“, suchte sie nach der richtigen Formulierung. „Ich bin einfach noch nicht soweit“, war die beste Antwort, die ihr einfiel. „Ich habe einen Fehler gemacht, es tut mir leid.“

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 11. Dezember 2010 um 11:10
    • #76

    „Du hängst doch noch an deinem Exfreund, diesem Polizisten, oder?“ Susanne konnte nicht anders, als zu nicken, obwohl der Ärger in Eriks Stimme jetzt deutlich heraus zu hören war. Erst machte sie ihm Hoffnungen und dann ließ sie ihn wegen ihres Verflossenen stehen? So ließ ein Erik Winter nicht mit sich umspringen. Er machte einen Schritt auf sie zu, so dass sie mit dem Rücken zum Wagen stand. „Das kannst du mit mir nicht machen!“
    Susanne erschrak, als sie seine Worte hörte, aber vor allem sein Tonfall machte ihr Angst. Von seiner bis eben noch vorhandenen Freundlichkeit und Höflichkeit war nichts mehr vorhanden. „Erik, bitte…“, versuchte sie, zu einer Erklärung anzusetzen, doch Erik packte ihre Hand und drängte sie gegen das Auto. Susanne bekam immer mehr Angst. Sie hatte keine Chance, sich zu wehren und niemand, der ihr hätte helfen können, war in der Nähe. „Hast du gehört? Mit mir springt man nicht so um!“ Er verstärkte seinen Griff. Es schien mit einem Mal so, als würde er eine Maske ablegen und Susanne konnte zum ersten Mal sein wahres Gesicht dahinter erkennen. Sie wusste nicht mehr, was sie noch sagen konnte, sie wollte nur noch weg.

    „Lassen Sie sie los!“ vernahm sie plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich, auch wenn sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. „Und wer sagt das?“ knurrte Erik. „Der Exfreund“, kam die Antwort. Erik ließ Susanne los, die sofort zur Seite sprang und sich in Sicherheit brachte. Wütend sah er Ben an und ging auf ihn zu. „Du hast doch gehört, was sie gesagt hat, sie möchte nach Hause“, sagte Ben mit bestimmter Stimme. Er hatte sich vorsichtig an die beiden herangeschlichen, als er sie auf dem Parkplatz entdeckt hatte. Ihm war fast das Herz stehengeblieben, als er mit ansehen musste, wie Susanne bedrängt worden war, doch er hatte nicht gewagt, früher einzugreifen. Er wusste nicht, ob Erik der Gesuchte war, vielleicht hatte er ein Messer bei sich und Ben wollte nah genug dran sein, um ihn gegebenenfalls überwältigen zu können. So hatte er den Wortwechsel der beiden mit anhören können. Das was Susanne gesagt hatte, hatte ihn förmlich überwältigt. Ihre Gefühle für ihn waren immer noch vorhanden. Damit hätte er nie im Leben gerechnet.
    Von diesen Gedanken etwas abgelenkt bemerkte er zu spät, wie Winters Faust auf sein Gesicht zuschoss. Hart getroffen taumelte er einige Schritte zur Seite. Winter setzte nach und rammte sein Knie direkt in Bens Magen. Obwohl der Schmerz kaum auszuhalten war, dachte Ben überhaupt nicht daran aufzugeben. Susanne Worte hatten ihm zusätzliche Stärke verliehen. Dieser Kerl hatte sich an ihr vergriffen und dafür würde er jetzt bezahlen. Ben richtete sich auf und rammte Winter seinen Ellebogen direkt vor die Schläfe. Wie von einem Vorschlaghammer getroffen brach dieser zusammen und rührte sich nicht mehr. Als Ben klar wurde, dass von seinem Gegner erst einmal keine Gefahr mehr ausging, fiel auch er auf die Knie. Er wäre wahrscheinlich zu Boden gegangen, wenn nicht Susanne auf einmal neben ihm gewesen wäre und ihn stützte.
    „Ben, ist alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 12. Dezember 2010 um 11:05
    • #77

    Ben versuchte, zu grinsen, was mehr schlecht als recht gelang. „Geht schon, ist noch alles dran.“ Susanne sah ihn zweifelnd an. „Ruf doch bitte Semir an, damit er den Kerl hier einsammelt“, bat er sie. Susanne nickte und tat das Gewünschte. Semir versicherte ihr, so schnell wie möglich mit einer Streife zu kommen. „Wie kommst du eigentlich hierher?“ fragte Susanne Ben, nachdem sie das Telefonat beendet hatte. Inzwischen hatten sich die beiden auf den Boden gesetzt. Ben lehnte mit dem Rücken am Auto und versuchte, sich zu entspannen, damit die Magenschmerzen nachließen. „Jana hat mir gesagt, wo du bist“, antwortete er. „Jana?“ kam es verwundert von Sarah. „Ja, sie hielt es für besser, mir die Wahrheit zu sagen, nachdem sie erfahren hatte, dass wir hinter dem sogenannten ‚Speed Date Killer’ her sind. Erschrocken blickte Susanne zu dem noch immer bewusstlosen Erik. „Ist er etwa…?“ formulierte sie die Frage nicht zu Ende. Zu entsetzlich war dieser Gedanke. „Ich weiß es nicht“, antwortete Ben ehrlich. „Er passt zwar auf die Beschreibung, aber da ist er bei Weitem nicht der einzige. Aber die Opfer hatten alle Ähnlichkeit mit dir. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.“
    Susanne sah ihn an. Es war eindeutig, dass er die Wahrheit sagte. Und sie glaubte, noch mehr sehen zu können. Also wagte sie die Frage: „Warum bist du weggegangen, Ben? Warum hast du mich allein gelassen?“ Ben schwieg. Als sie schon glaubte, keine Antwort mehr zu bekommen, sagte er leise: „Ich habe Angst gehabt, dass dir etwas passiert. Diese Typen, die mich erpresst haben, haben auf Semir geschossen. Ich dachte, du bist sicher, wenn du nicht mehr mit mir zusammen bist.“ Susanne konnte kaum glauben, was sie da hörte. Das steckte also hinter Bens Verhalten. „Außerdem habe ich geglaubt, dass du mit einem Verräter wie mir nichts mehr zu tun haben willst.“ Susanne war immer noch fassungslos. „Das hast du ernsthaft geglaubt?“ fragte sie ihn. Endlich kam sie hinter seine Beweggründe. Er hatte das alles nur für sie getan, obwohl sich seine Gefühle für sie nie geändert hatten. „Ben, ich habe dich gesucht. Ich habe nie daran geglaubt, dass du einfach die Seite gewechselt haben könntest, dafür kenne ich dich viel zu gut. Warum sonst wäre ich wohl mit Semir auf diesem Fabrikgelände gewesen, wo du fast überfahren worden bist.“

    „Du bist auch dagewesen?“ fragte Ben verwundert. Davon hatte Semir ihm nichts gesagt. Aber das war auch kein Wunder, er hatte ja immer abgeblockt, wenn die Sprache auf Susanne kam. „Ja, natürlich, ich wollte dir auch helfen, Semir und ich hatten durch Helmut von dem geplanten Anschlag auf dich erfahren.“ Ben nickte. Langsam begann er, die Zusammenhänge zu begreifen. „Ich habe dich dort nicht gesehen. Ich dachte damals, Semir hätte dort dienstlich zu tun gehabt. Das Gelände bietet sich für geheime Treffen geradezu an.“ Er machte eine kurze Pause und dachte an diese Nacht zurück und daran, was danach noch passiert, nein, fast passiert wäre. „Wenn ich dich dort gesehen hätte, wäre ich vielleicht nicht auf dieses verdammte Dach gegangen“, sagte er leise.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 12. Dezember 2010 um 11:37
    • #78

    Susanne begriff zuerst nicht was er meinte. Doch als Ben ergänzte: „Wenn Semir nicht gekommen wäre, hätte das alles hier schon viel früher ein Ende gehabt“, begriff sie, worüber er redete und sie glaubte, ihr Herzschlag würde einen Moment aussetzten. Anscheinend glaubte Ben, Semir hätte ihr davon erzählt. Doch sie war viel zu schockiert über Bens Worte, als das sie diesen Irrtum jetzt aufklären konnte. Sie sah ihn an. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, aber das war ihr egal. „Ben ich liebe dich, egal, was du getan hast und daran wird sich auch nichts ändern, hörst du?“ Ben hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll… Susanne, du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe dich gar nicht verdient. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich dich liebe.“ Er drehte sich zu ihr und nahm sie fest in den Arm.

    In dieser Position fand sie dann Semir, der wenig später mit weiteren Beamten eintraf. Winter, der langsam wieder zu sich kam, aber immer noch sehr benommen war, wurde in einen Streifenwagen verfrachtet und zu einem Arzt gefahren. Ben hatte ihn gut getroffen. „Und was ist mit euch beiden?“ fragte Semir an Ben und Susanne gerichtet. „Wir fahren zu mir und Ben bekommt einen Eisbeutel für seinen Kopf“, antwortete Susanne für beide. „Zu einem Arzt kriege ich ihn ja sowieso nicht. Sagst du bitte der Chefin Bescheid, dass wir morgen etwas später kommen? Ich werde dann direkt meine Aussage machen. Den Urlaub kann ich später noch nachholen.“ Sie half Ben beim Aufstehen, der alles mit sich geschehen ließ. Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen. Zufrieden grinsend sah Semir den beiden hinterher. Trotz seiner Blessuren sah Ben so entspannt wie schon lange nicht mehr aus. Und jetzt wollte auch er schnell nach Hause. Er freute sich schon darauf, Andrea das alles zu berichten.

    Der Wagen hielt und Susanne machte den Motor aus. Ben war während der Fahrt eingedöst und öffnete jetzt die Augen. Irritiert sah er nach draußen. „Du…“, bittend sah er Susanne an. Sie wartete gespannt darauf, was jetzt kam, denn sie parkte vor ihrer Wohnung. „Würde es dir was ausmachen, mich kurz nach Hause zu bringen, bevor du ins Bett gehst? Ich traue mir noch nicht so ganz zu, alleine zu fahren.“ Susanne lächelte. Es hatte sich tatsächlich etwas geändert. Vor dieser ganzen Sache hätte Ben wahrscheinlich die Zähne zusammengebissen, um sie nicht zu beunruhigen und sonst irgendwas. Jetzt redete er offen darüber, wie es ihm ging. „Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht“, ergänzte er, als sie immer noch schwieg. „Ich fahre dich gerne nach Hause, aber einen Eisbeutel kannst du auch bei mir kriegen. Und auf der Couch ist auch noch ein Platz frei. Meinst du denn, ich würde dich so schnell wieder gehen lassen, jetzt, wo ich dich endlich wiederhabe? Außerdem müssen wir morgen früh sowieso zusammen ins Büro.“ Sie öffnete die Tür und auch Ben stieg aus, denn dieses Angebot konnte er wirklich nicht abschlagen. Nach langer Zeit betraten sie wieder gemeinsam Susannes Wohnung. Nachdem sie Bens Blessuren versorgt hatten, waren beide so müde, dass sie nur noch schlafen wollten.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 12. Dezember 2010 um 11:37
    • #79

    Susanne begriff zuerst nicht was er meinte. Doch als Ben ergänzte: „Wenn Semir nicht gekommen wäre, hätte das alles hier schon viel früher ein Ende gehabt“, begriff sie, worüber er redete und sie glaubte, ihr Herzschlag würde einen Moment aussetzten. Anscheinend glaubte Ben, Semir hätte ihr davon erzählt. Doch sie war viel zu schockiert über Bens Worte, als das sie diesen Irrtum jetzt aufklären konnte. Sie sah ihn an. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, aber das war ihr egal. „Ben ich liebe dich, egal, was du getan hast und daran wird sich auch nichts ändern, hörst du?“ Ben hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll… Susanne, du bist das Beste, was mir je passiert ist. Ich habe dich gar nicht verdient. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich dich liebe.“ Er drehte sich zu ihr und nahm sie fest in den Arm.

    In dieser Position fand sie dann Semir, der wenig später mit weiteren Beamten eintraf. Winter, der langsam wieder zu sich kam, aber immer noch sehr benommen war, wurde in einen Streifenwagen verfrachtet und zu einem Arzt gefahren. Ben hatte ihn gut getroffen. „Und was ist mit euch beiden?“ fragte Semir an Ben und Susanne gerichtet. „Wir fahren zu mir und Ben bekommt einen Eisbeutel für seinen Kopf“, antwortete Susanne für beide. „Zu einem Arzt kriege ich ihn ja sowieso nicht. Sagst du bitte der Chefin Bescheid, dass wir morgen etwas später kommen? Ich werde dann direkt meine Aussage machen. Den Urlaub kann ich später noch nachholen.“ Sie half Ben beim Aufstehen, der alles mit sich geschehen ließ. Gemeinsam gingen sie zu seinem Wagen. Zufrieden grinsend sah Semir den beiden hinterher. Trotz seiner Blessuren sah Ben so entspannt wie schon lange nicht mehr aus. Und jetzt wollte auch er schnell nach Hause. Er freute sich schon darauf, Andrea das alles zu berichten.

    Der Wagen hielt und Susanne machte den Motor aus. Ben war während der Fahrt eingedöst und öffnete jetzt die Augen. Irritiert sah er nach draußen. „Du…“, bittend sah er Susanne an. Sie wartete gespannt darauf, was jetzt kam, denn sie parkte vor ihrer Wohnung. „Würde es dir was ausmachen, mich kurz nach Hause zu bringen, bevor du ins Bett gehst? Ich traue mir noch nicht so ganz zu, alleine zu fahren.“ Susanne lächelte. Es hatte sich tatsächlich etwas geändert. Vor dieser ganzen Sache hätte Ben wahrscheinlich die Zähne zusammengebissen, um sie nicht zu beunruhigen und sonst irgendwas. Jetzt redete er offen darüber, wie es ihm ging. „Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht“, ergänzte er, als sie immer noch schwieg. „Ich fahre dich gerne nach Hause, aber einen Eisbeutel kannst du auch bei mir kriegen. Und auf der Couch ist auch noch ein Platz frei. Meinst du denn, ich würde dich so schnell wieder gehen lassen, jetzt, wo ich dich endlich wiederhabe? Außerdem müssen wir morgen früh sowieso zusammen ins Büro.“ Sie öffnete die Tür und auch Ben stieg aus, denn dieses Angebot konnte er wirklich nicht abschlagen. Nach langer Zeit betraten sie wieder gemeinsam Susannes Wohnung. Nachdem sie Bens Blessuren versorgt hatten, waren beide so müde, dass sie nur noch schlafen wollten.

    • Zitieren
  • Danara
    Gast
    • 13. Dezember 2010 um 20:24
    • #80

    Nach der ganzen Aufregung verbrachten sie zumindest eine ruhige Nacht, in deren Verlauf Susanne nur einmal kurz aufwachte und sich vergewisserte, dass Ben noch neben ihr lag. Doch sie brauchte sich keine Sorgen zu machen, er schlief tief und fest. Fürsorglich zog sie seine Decke noch ein Stück hoch, bevor sie sich wieder hinlegte. Natürlich hatte sie ihn nicht auf die Couch verbannt, sie war unglaublich froh, dass er wieder bei ihr war und dass sie sich endlich ausgesprochen hatten. Es war zwar noch nicht alles gesagt, aber sie hatten einen guten Anfang gemacht und sie war sich sicher, dass Ben ihr nach und nach auch noch weitere Einzelheiten aus der Zeit, in der abgetaucht war, erzählen würde. Im Nachhinein war sie froh, dass sie nicht eher von seinem Selbstmordversuch erfahren hatte, denn so konnte sie sich jetzt sicher sein, dass sie nicht nur aus Mitleid wieder mit ihm zusammen war. Er hatte es selbst geschafft, sich wieder zu fangen und sie war auch darüber sehr froh. Es wäre ihr sehr schwergefallen, mit jemandem zusammen zu sein, bei dem sie ständig Angst haben müsste, dass er sich etwas antut. Sie war sich nicht sicher, ob sie das überhaupt geschafft hätte.
    Als die beiden am nächsten Morgen wieder im Büro auftauchten, hatte sich die gute Nachricht bereits rumgesprochen. So etwas konnte Semir einfach nicht für sich behalten, so war das schon immer gewesen. Und so wurden sie von einem breit grinsenden Hotte begrüßt, der Ben freundschaftlich auf die Schulter klopfte: „Na, mein Junge, hat sie dich wieder zurückgenommen?“ Und an Susanne gewandt: „Hat ja ganz schön lange gedauert.“ Und Dieter ergänzte: „Also, das war wirklich seltsam, euch hier getrennt zu sehen, wo ihr doch so lange gebraucht habt, euch zusammen zu raufen.“ Ben war ziemlich verlegen, als er das alles hörte und auch Susanne erging es nicht anders. Beide waren daher froh, als die Chefin auf sie zukam. „Frau König, ich hoffe, es geht Ihnen gut?“ fragte sie besorgt. „Ja danke, es geht schon. Mir ist ja nichts passiert.“ Dabei warf sie Ben einen dankbaren Blick zu. Frau Krüger nickte und wandte sich an ihn: „Ich habe gehört, dass Sie daran nicht ganz unschuldig waren. Gute Arbeit.“ Dann sah sie erneut Susanne an. „Sie können gleich nach nebenan gehen und ihre Aussage zu Protokoll geben. Sie kennen das Verfahren ja. Und von Herrn Jäger bekomme ich diesmal vielleicht sogar pünktlich den Bericht?“ Ben wollte gerade anfangen, sich zu beschweren, als Susanne ihn anstupste und auch ihm das Zwinkern in Kims Augen auffiel. „Selbstverständlich, Frau Krüger“, war dann alles, was er sagte.
    Den weiteren Tag verbrachte er im Büro, um sich neben seinem Bericht noch andere Unterlagen vorzunehmen, denn es hatte sich herausgestellt, das Erik Winter nicht derjenige war, den sie eigentlich gesucht hatten. Rein menschlich gesehen war er zwar ein Arschloch, aber dafür konnten sie ihn nicht belangen. Susanne hatte auf eine Anzeige verzichtet, da ihr nichts passiert war und sie die ganze Sache gerne so schnell wie möglich vergessen wollte.

    • Zitieren

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!

Benutzerkonto erstellen Anmelden

Letzte Beiträge

  • [E360] Meinungen zu "Auf Bewährung"

    Cuntdestroyer69 8. Juni 2025 um 12:49
  • Fernsehpionier stirbt mit 86 Jahren - Trauer um Dr. Helmut Thoma

    PAST 7. Juni 2025 um 19:54
  • Drehorte Berlin 90er Jahre

    Chris-AFC11 30. Mai 2025 um 19:33
  • Alarm für Cobra 11 - Fortsetzung 2024

    PAST 1. Mai 2025 um 19:40
  • Ankündigung: 21. internationales "Alarm für Cobra 11" - Fantreffen

    delol 1. Mai 2025 um 19:07

Heiße Themen

  • AFC 11 Zitate/Sprüche raten

    4.078 Antworten, Vor 15 Jahren
  • 2 Neue Filme ab 14.1.2025

    22 Antworten, Vor 5 Monaten
  • Herbststaffel 2020

    763 Antworten, Vor 5 Jahren
  • [E382] Meinungen zu "Kein Kinderspiel"

    14 Antworten, Vor 5 Monaten
  • Die Person nach mir...

    3.327 Antworten, Vor 16 Jahren

Statistiken

Themen
5.432
Beiträge
153.060
Mitglieder
303
Meiste Benutzer online
16.106
Neuestes Mitglied
Cuntdestroyer69

Benutzer online

  • 1 Mitglied und 22 Besucher
  • Rekord: 16.106 Benutzer (16. März 2022 um 04:09)
  • Marco
  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Nutzungsbedingungen
  4. Unterstütze uns
Community-Software: WoltLab Suite™