In the Army now

  • „Was wollen sie denn?“, fauchte der Posten am Tor, als Dieter davor stand. „Ich bin der Assistent von Herrn Hauptkommissar Jäger. Der ist hier auf dem Stützpunkt. Bei Wagenpark um genau zu sein.“, erwiderte Dieter grinsend und hielt dem Mann seinen Ausweis unter die Nase. „Aha...“, murrte er und sah den lang gewachsenen Mann mit scharfen, misstrauischen Blick an. „Den Weg entlang bis zur ersten Gabelung und dann am Schießstand nach rechts. Folgen sie dem Weg etwa vierhundert Meter. Dann sehen sie schon den Zaun mit dem Fahrzeugen.“, erklärte er und ließ Dieter passieren. Dieser nickte und folgten den Anweisungen des Mannes genau. Schon im nächsten Moment hörte er ein leises Fluchen, was beim Näherkommen immer lauter wurde. „Verdammt, könnte mir mal jemand helfen. HILFE!!!“, hörte Dieter Ben schreien. Da er aber keinen Posten sah, ging Dieter in die Umzäunung. „Ben? Wo bist du?“, rief er und sah sich um. „Dieter? Hier... hier unter dem LKW.“, stieß der Gesuchte aus. Dieter folgte dem Rufen und sah dann nach wenigen Augenblicken, Ben, der strauchelnd auf dem Boden lag. „Oh man... warte, ich mach dich sofort los.“, stieß Dieter aus und befreite Ben von den Handschellen. „Danke... hast du einen Soldaten gesehen?“, wollte Ben wissen und wischte sich das Blut von der Nase. „Außer den am Tor?“, kam die Gegenfrage. „Er ist wieder auf Posten?“, staunte Ben. „Nein, hier habe ich keinen gesehen. Nur vorne am Tor.“, meinte Dieter und sofort ahnte Ben schlimmes. „Verdammt Dieter, komm mit.“, stieß Ben aus und rannte um den LKW herum. Er sah einen leeren Parkplatz. „Shit.“, er ist weg.“, fauchte Ben und schlug gegen die Frontseite des LKWs, vor dem er gerade stand. „Das war unsere einzige Verbindung.“


    Semir steuerte seinen Automatik geschalteten Wagen zurück zum Stützpunkt und traf dort zeitgleich mit der Spurensicherung ein. „Mal was ganz neues, dass wir auf einem Stützpunkt ermitteln müssen.“, grinste Hartmut und folgte dann Semir, der nur mit einem Nicken antwortete. Als sie an dem Posten vorbei waren, gingen sie auf die Umzäunung zu, wo schon Ben stand und aufgeregt auf Semir wartete. „Ich wollte dich gerade anrufen. Der Wagen... jemand hat mich angegriffen und niedergeschlagen.“, erklärte Ben und sah schon, dass sein Partner ahnte, was passiert war. „Lass mich raten. Er ist weg.“ Ben nickte. „Shit, das war unser einziger Anhaltspunkt. Aber dann müssen wir das Geld finden.“, erwiderte Semir. Ben lachte verächtlich. „Weißt du, wie viele Soldaten hier leben? Das wird mindestens die doppelte Anzahl von Polizisten brauchen und dazu kriegst du kaum eine Genehmigung.“, meinte Ben. „Wir müssen den Wagen finden und dazu das Geld. Ich werde mal beim Posten nachfragen, ob ...“, Semir stockte. Sein Blick war auf einen anderen Wagen gefallen, der neben der Lücke stand. „Das gibt es doch nicht.“, stieß er aus und fing an, erleichtert zu lachen. Alle Anwesenden sahen sich nur an. Keiner konnte sich einen Reim darauf machen, warum der Kollege so lachte.

    Einmal editiert, zuletzt von Christopher007 ()

  • „Semir? Alles in Ordnung mit dir?“, wollte Ben wissen und sah seinen Kollegen fragend und verständnislos an. Doch Semir konnte sich vor Lachen immer noch nicht beherrschen. „Der Wagen, Ben... fällt dir am Wagen nichts auf?“, wollte der Deutschtürke vor Lachen wissen und nun sah der Jungkommissar genauer hin. „Mein Gott... das, das ist der gesuchte Wagen.“, stieß Ben aus und fing an, zu strahlen vor Glück. „Dann lasst mich mal an die Arbeit gehen.“, kam es nur trocken von Hartmut und der Techniker drängelte sich an Ben vorbei, als dieser sich erhob und wieder zu Semir ging. „Woran hast du das erkannt?“, wollte Ben dann wissen, doch Semir gab keine Antwort. „Sieh dir mal nur den Lack an.... die haben doch mit Granaten geworfen. Nun, Schießpulver hinterlässt nun einmal Rückstände. Eine von den Dingern ist doch ziemlich nahe bei ihnen hochgegangen. Tja, da siehst du das Ergebnis.“, lachte Semir und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Dann hat uns da jemand wirklich zu verarschen versucht.“, grummelte Ben. „Tja, es wäre auch fast gelungen.“, kam es von Semir retour. „Fast.“, grinste Ben und beide sahen, die der Major auf die Gruppe zuschritt.


    „Was soll denn dieser Menschenauflauf hier und was haben sie an meinem Dienstwagen zu schaffen?“, fauchte er und stemmte die Arme in die Hüften seiner Flecktarnuniform. „Wir führen hier polizeiliche Ermittlungen durch. Was glauben sie denn, was wir hier machen. Nach einen Kaffeekränzchen sieht das ja wohl nicht aus.“, fauchte Ben zurück und das in einem deutlich unfreundlichen Ton. Der Major sah Ben kurz an, schwenkte dann aber seinen Blick zu Semir. „Herr Gerkhan, würden sie mir bitte erklären, was das hier bedeutet?“, wollte er wissen. „Das hat mein Partner ihnen doch gerade erklärt. Wir führen Ermittlungen durch. Ach übrigens... hier ist der Schriebs, der uns gestattet diesen Wagen in unser Labor überführen zu lassen.“, erklärte er und reichte den vom Staatsanwalt unterschriebenen Amtbescheid weiter an den Offizier. Dieser nahm es entgegen und las sich das Schreiben mehr als ein Mal durch. „Und warum ausgerechnet meinen Wagen?“, fauchte er. „Das ist ihr Wagen?“ Semir war erstaunt über dieses Zugeständnis. „Natürlich... jeder von den höheren Offizieren hat ein... Moment mal, wie sieht denn mein Wagen aus?“, beklagte er erneut. „Das ist das Tatfahrzeug. Sehen sie die Pulverspuren hier, das ist mit großer Sicherheit von einer Handgranate.“, erklärte Semir und sah, wie von Wittgenstein große Augen machte. „Was? Das kann ich gar nicht glauben.“ „Glauben sie es ruhig. Jedenfalls werden wir diesen Wagen jetzt mit uns nehmen.“, kommentierte Ben das Ganze trocken und gab die entsprechenden Anweisungen. „Bei einem können sie uns aber dennoch behilflich sein. Wessen Wagen stand hier neben dem ihren?“, wollte Semir wissen.


    ...

  • Jens und Niels beobachteten die ganze Aktion von einem sicheren Ort aus. „Was machen wir denn jetzt? Sie haben den richtigen Wagen gefunden.“, stieß der jüngere Soldat aus und sah seinen Offizier nur an. „Keine Sorge, mein Junge, die Familie bekommt schon noch ihr Geld. Verlass dich drauf. Noch zwei Banken und dann können wir sie her holen und ihnen ein neues Leben ermöglichen.“, erklärte er und Niels nickte. „Weißt du, wenn es nicht strafbar wäre, dann müssten wir dafür einen Orden bekommen.“ Doch der Ältere konnte über die Bemerkung des Jüngeren nur den Kopf schütteln. „Nein, ich habe schon zuviel Schuld auf mich geladen, als ich dieser Familie die Existenz genommen habe. Nun wird ein höherer Richter schon sehr bald über mich urteilen. Doch bis es soweit ist, wird die Familie hier ein neues Leben sich aufbauen und dann bin ich nicht umsonst gestorben.“, erklärte er und Niels nickte mit schwerem Kopf. Es tat ihm weh, seinen Kameraden so über sein baldiges Ende reden zu hören. Doch was sollte er in einer solchen Situation auch sagen? Jede trostspendenden Worte waren wahrscheinlich überflüssig, da sie kaum nützten und Linderung verschafften. „Komm, lass uns in die Messe gehen und was essen, bevor das ganze Futter wieder von den Wehrpflichtigen verschlungen wird.“, lachte der Leutnant und beide machten sich auf den Weg zur Kasernenkantine.


    Semir sah zu Hartmut. „So, wir sehen uns dann später oder?“, meinte er und der Techniker nickte nur. „Ich wette, dass ihr in drei Stunden wieder bei mir steht und die ersten Ergebnisse haben wollt, oder?“, grinste er. „Hartmut, das würden wir nie machen. Wir kommen in anderthalb Stunden.“, grinste Ben und stupste Semir an, dies aber direkt an dessen eingegipsten Arm. „AUA!!“, schrie Semir auf und knuffte Ben in die Schulter. „Tschuldige.“, kam es nur von Ben. „Du Mimose.“, grinste der Jungkommissar. „Hey, brech du dir erstmal einen Arm.“, konterte Semir. „Warum sollte ich? Ich stell mich ja auch nicht lebensmüde auf eine wackelige, alte Leiter, die ich auf die Treppe aufgebaut habe.“, entgegnete Ben und wich Semirs Schlag aus. „So komm und hör auf, zu albern... Wo ist denn der Major jetzt hin?“, kam es knurrend von Semir. Der Hauptkommissar sah sich um. „Keine Ahnung, eben stand er noch hier neben uns.“, entgegnete Ben. „Hmmm, sehr verdächtig.“, dachte Semir laut. „Allerdings... was machen wir nun?“, wollte Ben wissen. „Sehen wir uns mal diese Liste an und...“, er stutzte, als sein Blick auf das Tor zum Fuhrpark fiel. „Schau mal, der Posten ist ja wieder da.“, kam erstaunt von Semir, der sich leicht zu Ben herübergelehnt hatte. Der Jungkommissar sah zum Tor hinüber und schon weiteten sich seine Augen. „Der war vorhin verschwunden, als ich auf den Wagen aufgepasst habe.“, knurrte Ben und ging auf den Posten zu.

  • Der junge Soldat zog an einer Zigarette, als Ben auf ihn zuschritt und keine Anstalten machte, auszuweichen. „Sagen sie mal, wo waren sie gerade?“, fauchte der Kommissar los und brachte den Soldaten zum Stehen. „Was wollen sie?“, knurrte der junge Mann in der Uniform und warf seinen Zigarettenstummel in eine der Pfützen vor sich. Zischend erlosch die Glut am Glimmstängel. „Ich will wissen, wo sie gerade vor etwa fünfzehn Minuten waren?“ „Ich stehe erst einige Minuten hier. Noch nie was von Wachablösung gehört?“, zischte der Soldat. Ben erstarrte. Daran hatte er nicht gedacht. „Okay, wo ist dann der Soldat, der vorhin hier auf Wache stand?“, wollte er wissen und merkte, wie der Soldat grinste. „Suchen sie ihn doch. Ich muss meine Wache fortsetzen.“, knurrte er und ging weiter, ohne Bens rufenden Einwand zur Kenntnis zu nehmen. Kopfschüttelnd ging der junge Kommissar zurück zu seinem Partner. „Tja, Wachablösung.“, kommentierte er nur. „Dann sehen wir uns jetzt endlich mal die Liste an, die wir schon seit einer geschlagenen Stunde ansehen wollen.“, knurrte der Deutschtürke und ging mit seinem Partner auf eines der Gebäude zu.


    Der Major hatte sich, während die beiden Kommissare über den Posten am Tor debattierten, abgesetzt und wollte unbedingt vor ihnen im Verwaltungsgebäude des Fuhrparks sein. „Kleinstedt, wo sind die Listen für die Benutzer der Zivilfahrzeuge, raunte er den zuständigen Mitarbeiter an, der hinter einem Schreibtisch in einen der vielen Büroräume saß. Der Mann im roten Tweedpullover sah auf und dachte kurz nach. „Die hängen doch immer vorne an der Tür. Jedenfalls die für heute.“, erklärte der Mann und wollte sich wieder seiner Arbeit widmen, als sich der Offizier näherte und sich demonstrativ auf Kleinstedts Schreibtisch aufstützte. „Haben sich schon welche eingetragen?“, wollte der Major mit knurrender Stimme wissen. „Seit gestern Abend nicht mehr. Alle Schlüssel sind vollständig vorhanden.“, erwiderte der Mann und hielt dem einschüchternden Militärblick stand. „Auch die für meinen Wagen? Wurden wirklich alle Schlüssel gestern zurückgebracht?“, kamen die Fragen aus dem Mund von Wittgenstein geschossen, als hätte er ein Schnellfeuergewehr verschluckt. „Herr Major, gibt es irgendeinen Grund, warum sie mich mit diesen Fragen von meiner Arbeit abhalten? Ich sage ihnen doch, alle Schlüssel waren gestern vollzählig vorhanden und sind es immer noch, da sich kein Soldat, Offizier oder Mitarbeiter einen Wagen ausgeliehen hat. Auch die privaten Autos stehen noch an Ort und Stelle.“, kam es nun von Kleinstedt mit knurrender Stimme. „Gut, denn die Polizei ist hier auf dem Gelände. Mit einem unserer Fahrzeuge soll ein Bankraub begangen worden sein. Aber ich sehe, dass das ja dann so gut wie unmöglich sein kann.“, meinte der Offizier erleichtert.


    ...

  • „Das sehen wir anders...“, stieß Semir aus, der mit Ben plötzlich im Rücken des Majors aufgetaucht war. Schlagartig drehte sich der Offizier um. „Was wollen sie denn hier?“, fauchte er und machte keinerlei Hehl, zur Seite zu gehen. „Leiden sie an Alzheimer? Wir ermitteln in einem Raubüberfall mit Fahrerflucht. Also, wir wollen jetzt diese Listen haben und dann schleunigst aus diesem miefigen Loch verschwinden.“; stieß Ben aus und schob den Offizier beiseite. „Was erlauben sie sich eigentlich?“, fauchte Ulrich von Wittgenstein. Und wollte auf Ben losgehen, doch Semir hielt den Offizier fest und schüttelte mit dem Kopf. „Das sollten sie nicht machen.“, riet der Deutschtürke dem Offizier. Ben ging zum Herren hinter dem Schreibtisch. „Herr?“ „Kleinstedt.“, entgegnete der Mitarbeiter hinter dem Schreibtisch. „Herr Kleinstedt, würden sie mir bitte die Liste geben, auf denen die Nutzer der Fahrzeuge eingetragen sind?“, fragte Ben in süffisanten Ton. Kleinstedt seufzte und sah den Polizisten vor sich mit giftigen Blicken an. „Ich sagte dem Herren Major schon, dass seit gestern keines der Fahrzeuge ausgeliehen wurde. Alle stehen noch auf dem Hof und sämtliche Schlüssel befinden sich in dieser Schublade.“, knurrte er und sah auf die drei Männer vor sich. Die Kommissare tauschten vielsagend Blicke aus. „Dennoch... machen sie uns bitte eine Kopie der Liste der letzten Woche.“, erklärte Semir und sah den Mann eindringlich an. „Natürlich.“, erwiderte er und warf seinen Kopierer an. Schnell war die Liste ausgedruckt und den Kommissaren ausgehändigt. „Ich hoffe, sie sind nun zufrieden?“, fauchte der Major.


    Die Beiden kehrten mit ihrer Liste zurück auf die PAST und machten sich sogleich an die Arbeit. „Sag mal... nur mal so spaßeshalber... sollten wir nicht die Namen, die hier auf der Liste stehen, durch unseren Computer jagen? Ich meine, so würden wir doch sicherlich schnellere Ergebnisse kriegen, als diese Listen per Hand durchzusehen, oder?“, wollte Ben wissen, als Semir aufgestanden war. „Was glaubst du, was ich gerade machen wollte?“, fragte er grinsend. „Mir einen Kaffee holen und dazu ein Mettwurstsandwich.“, grinste der Jungkommissar. „Ach so? Hör mal, ich hab mir den Arm gebrochen. Eigentlich könntest du dich um das Essen kümmern. Schließlich futterst du das meiste davon weg.“, konterte Semir. „Schon gut... ich das Essen und den Kaffee und du die Liste.“, meinte Ben und ging in die Küche. „Susanne, lässt du mal alle diese Namen hier durch den Computer laufen. Und gleiche sie doch mal mit deren Führungszeugnis ab. Ich will wissen, was das für ein Haufen ist, der sich hinter diesen Uniformen versteckt.“, bat Semir. „Alles klar. Wird sofort erledigt. Das wird allerdings zwei bis drei Stunden dauern.“, meinte sie. Semir nickte nur und ging zurück ins Büro.

  • Ben kam nach einer Weile zurück und legte seinem Partner das Mettbrötchen vor die Nase, den Kaffee stellte er daneben hin und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. „Und wie bitte... du Scherzkeks... soll ich das Papier aufmachen, wenn ich nur eine Hand frei habe?“, knurrte der Deutschtürke. Ben grummelte vor sich hin, erhob sich und wickelte die Klarsichtfolie vom Brot ab. „Man, die Halbinvaliden müssen aber auch immer eine Extra-Wurst gebraten kriegen.“, fauchte er und setzte sich wieder in seinen Sessel. Semir grinste. „Weißt du, wenn ich nicht so behindert wäre, würde ich dir jetzt deine Nase lang ziehen.“, grinste Semir und biss herzhaft in das mit Hackepeter belegte Brötchen.


    Jens und Niels sahen aus dem Fenster der Mensa wie der Wagen auf einem Transporter der KTU abtransportiert wurde. „Und nun?“, wollte Niels wissen. „Mach dir keine Sorgen. Wir haben Handschuhe getragen und alles, was sie finden könnten, wäre Fasern unserer Uniform. Aber da hier jeder Uniform trägt, müssten die den ganzen Stützpunkt verhaften.“, lachte Jens selbstsicher. „Ich bin nur froh, wenn alles vorbei ist und wir im Ausland sind.“, erklärte er und ging mit seinem Freund und Kamerad in die Unterkünfte zurück. „Hast du schon ein Ziel für den zweiten Coup ausgesucht?“, wollte der junge Soldat wissen und sah seinen Freund an, der neben ihm herging. „Hab ich. Wir werden so vorgehen, wie wir es beim letzten Mal getan haben. Ich brauche nur noch ein paar Informationen über die Beschaffenheit und die Fluchtmöglichkeiten.“, erklärte er und Niels nickte. „Ich muss jetzt zum Kampftraining. Wir sehen uns dann später beim Abendessen.“, erklärte Niels und trennte sich von seinem Freund und Vorgesetzten, der seinen Weg in das Verwaltungsgebäude fortsetzte, wo er sein Büro hatte und sich mit allerlei Papierkram rumschlagen musste.


    ...

  • Niels hatte seinen weißen Trainingsanzug angezogen, als er vor dem Spinnt in der Sporthalle stand, und nun in die Trainingshalle zu seinen Kameraden ging, die alle in zwei Reihen angetreten waren. „Achtung... fünfter Zug... Stillgestanden.“, stieß der Feldwebel und damit Zugführer aus. Sofort hatten die Männer die entsprechende Streichholzhaltung angenommen... Mann für Mann standen sie regungslos nebeneinander und sahen stur auf die graue Hallenwand. Ein Leutnant in genauso weißem Trainingsanzug betrat die Halle, die nackten Fußsohlen klackten auf dem Linoleum. „Immer zwei Mann... paarweise... wir üben die Würfe, Schritte und Schläge... also los.“, meinte er und klatschte in die Hände. Sofort waren die Soldaten in Teams zusammengestellt und warfen sich auf die Matte, wehrten die Schläge ihres Mannes mit den Unterarmen ab oder schalteten ihren imaginären Gegner sonst wie aus. Niels hatte einen vollkommenen Schrank vor sich, der ihn grinsend ansah. „Na komm schon du Würmchen.“, lachte der Schrank und hatte sich in Abwehrposition aufgestellt. Niels dacht an das, was ihm sein Lehrer beigebracht hatte... das Gewicht gegen sie nutzen. So schnell wie ein Adler seine Beute, packte einen der Arme und warf ihn über die Schulter. Der große Kerl war so entsetzt, das er sich kaum wieder aufrichten wollte. Er merkte gar nicht, wie er durch die Luft flog und dann auf die harte Matratze aufkam. „Wow, das war gut.“, stieß der Lehrer aus und klopfte Niels auf die Schulter. Alle staunten und klatschten kurz in die Hände. Nur der Schrank, der am Boden lag, sah den schmächtigen, jungen Soldaten an. Er stand auf und baute sich vor Niels auf. „Hör zu, du Würmchen, ich würde jede Nacht deine Stubentür kontrollieren, ob sie auch abgeschlossen ist.“, knurrte er und kam dicht an Niels heran. Dann ging er zu einem anderen Trainingspartner und sah immer wieder mit hasserfüllten Augen zu Niels hinüber. „Das werden schwere Nächte.“, dachte er und machte mit einem anderen Partner weiter.


    „Semir, Ben, ich hab hier was... könntet ihr mal kommen.“, rief Susanne ins Büro der Beiden und sofort standen die Beiden neben der Sekretärin am Schreibtisch. „Hast du schon die Liste abgeglichen? Das ging aber schnell...“, staunte Semir. Susanne grinste nur. „Tja, gelernt ist halt gelernt.“, lachte sie und sah die beiden Kommissare an. Semir und Ben staunten nur und sahen dann der Frau über die Schulter. „Und, was hast du für uns?“, wollte Ben wissen und biss dabei von seiner Banane ab. „Musst du immer essen und vor allem an meinem Arbeitsplatz?“, kam es empört von Susanne. Ben hielt im Kauen inne und schob sich das Stück wie ein Hamster in die Backe. „Tschuldige...“, murmelte er unmissverständlich. Semir lachte auf und konnte nicht mehr. „Man, du bist wirklich einmalig, Junge.“, lachte er und widmete sich dann wieder Susanne. „Druckst du uns die Informationen bitte aus. Sonst schmiert Ben dir hier noch alles mit Bananensaft voll, den er in seinem Mund produziert.“, grinste der Deutschtürke und schob seinen Kollegen zurück ins Büro, während er mit den Ausdrucken von Susanne nachkam.

  • „Dann schaun wir doch mal.“, meinte Semir und nahm sich die Ausdrucke vor. Ben warf seine leere Bananenschale in den Papierkorb am Ende seines Schreibtisches. Er ging um seinen Schreibtisch herum, ließ sich in den Stuhl fallen und packte lässig die Füße auf den Tisch. Semir las geduldig das Stück Papier, was ihm Susanne ausgedruckt hatte. „Hm, einer der Männer war im Kosovo... nach seiner Rückkehr wurde er von einer Spezialeinheit zu diesen Haufen dort in Köln-West versetzt.“, erklärte Semir. „Da stellt sich doch die Frage... Warum?“, meinte Ben sofort. „Das frage ich mich auch... allerdings gibt es eine Möglichkeit das herauszufinden.“, erklärte Semir und sah sich kurz um. „Och nee, nicht schon wieder zu diesen hirnlosen Affen in Uniform.“, motzte Ben wie ein Kleinkind. Semir lachte auf. „Nein, ich will dir ja nicht allzu viel zumuten.“, lachte der Deutschtürke und griff zum Telefon. „Ich meine, ich rufe im Verteidigungsministerium an und erkundige mich nach den Personalakten des Soldaten.“, erklärte Semir und hatte schon den Hörer in der Hand. „Wie heißt denn unser Kunde?“, wollte Ben wissen. Sein Kollege sah auf den Schein, den er in der Hand hielt. „Jens Kupfer.“, erwiderte er und Ben nickte nur. Semir tätigte seinen Anruf, während Ben sich den Bericht zu Gemüte führte. Hoffentlich würden sie bald weiter kommen. Im Moment traten sie auf der Stelle.


    Jens saß in seiner Stube und schrieb die üblichen Leistungsberichte seiner Kompanie. Jeden musste er zur Unterschrift dem Major vorlegen und dieser musste sein OK dazu geben. Dann und nur dann waren die Leistungen der Soldaten anerkannt und nur dann konnten sie einen Zuspruch, eine Beförderung oder eine Empfehlung für einen Auslandseinsatz erhalten. Niels brauchte noch einen Auslandseinsatz und die Bewilligung dafür war auch bereits durch, da nicht alle der Einheit gingen. Doch auch Jens hatte einen Marschbefehl bekommen. Dort unten wollte er es endlich beenden. Immer wieder schreckte er nachts hoch und sah die schrecklichen Bilder vor sich. Das alles durchdringende, markerschütternde Geschrei, das ihn selbst am Tag verfolgte, immer wenn er alleine war. Da... da waren auch wieder die Schmerzen, die er seitdem hatte. Eine heftige Schmerzattacke ließ ihn vom Stuhl kippen und hell aufschreien. Sein ganzer Körper krümmte sich und Schweiß trat ihm aus allen Poren seines zitternden Körpers. „Jens! Oh mein Gott.“, stieß Niels aus, als er plötzlich im Zimmer stand.

  • „Tabletten... oberste Schublade...“, kam es gepresst vom Leutnant. Der junge Soldat sah auf und holte die entsprechenden Medikamente aus der Schublade, drückte sie seinem Freund in den Mund und warf dessen Kopf nach hinten. Nach einigen Minuten beruhigte sich Jens wieder und konnte sich langsam wieder aufrichten. „Danke, mein Junge.“, kam es geschwächt vom Offizier. Niels nickte nur. „Vielleicht sollten wir unseren nächsten Coup verschieben, bis du wieder ganz auf dem Damm bist.“, meinte er, doch Jens verneinte. „Nein, wir müssen es durchziehen. Du weißt doch, wir fliegen in einer Woche. Bis dahin haben wir alles zusammen und können es der Familie schicken. Die Pässe sind bis dahin auch fertig. Wir brauchen uns keine Sorgen machen. Wir werden dann sicherlich schon tot sein, wenn sie uns zur Verantwortung ziehen wollen.“, stieß er zynisch und verächtlich aus. „Sag so was nicht. Du und ich, wir werden leben.“, bekräftigte Niels und drückte die Schultern seines Leutnants fest und hoffnungsvoll.


    „Verdammt, die wollen einem aber auch ganz und gar nicht helfen.“, stieß Semir aus und knallte dann den Telefonhörer mit wütender Hand auf die Gabel zurück. Ben sah ihn nur an. „Diese Bonzen da oben denken, dass uns das nichts angeht, warum der Soldat versetzt worden ist. Als ich ihnen dann erklärt habe, dass wir in einem Raubüberfall ermitteln, haben sie vollkommen abgeblockt.“, stieß Semir wütend aus und ballte seine gesunde Faust. Ben ließ die Wut seines Kollegen erst einmal verrauchen. Ihm wäre in dieser Situation auch kein passender Kommentar eingefallen. Nach einer Weile meinte er aber dann doch: „Tja, dann müssen wir ihn wohl doch persönlich befragen.“ Der Jungkommissar sagte dies mit einer abschätzigen Tonlage, versuchte dennoch ein aufgezwungenes Grinsen zu formen. Allein schon der Gedanke, dass er auf diesen Stützpunkt ein zweites Mal an einem Tag musste, trieb ihm eine Gänsehaut über Arme und Nacken. „Das müssen wir wohl, aber so wie ich den Kerl am anderen Ende der Leitung verstanden habe, sollen wir das unterlassen.“ „Semir, wir sollten auch unsere Dienstwagen nicht schrotten und tun es trotzdem. Kümmern wir uns da um eine Anweisung von irgendeinem dickbäuchigen Sekretär aus dem Verteidigungsministerium?“, konterte Ben und Semir musste lachen. „Jedenfalls wollen sie uns einen Verbindungsmann stellen, mit dem wir jegliche weitere Befragung auf dem Stützpunkt durchführen sollen.“, erklärte er. „Der wird ja dann nicht vor morgen hier sein. Dann können wir auch Feierabend machen.“, meinte Ben. „Gute Idee... mein Arm schmerzt sowieso etwas. Zeit für ein heißes Bad und eine wohltuende Massage.“, grinste Semir und warf sich seine Jacke über die gesunde Schulter.


    ...

  • Andrea kam von ihrer wöchentlichen Schwangerschaftsgymnastik zurück und fuhr noch schnell zum Supermarkt um die Ecke. Sie brauchte unbedingt frische Tomaten, ein Dutzend Eier und noch andere Sachen. Da Semir außerdem noch seine Medizin brauchte, musste sie auch noch in die daneben gelegene Apotheke. Nur gut, dass Aida in dieser Zeit bei einer Freundin war und Andrea ihre Tochter nur noch abzuholen brauchte. „Hallo Frau Gerkhan.“, wurde die Hochschwangere von der freundlichen Kassiererin begrüßt, als sie ihre Waren aufs Band legte und nach dem Einlesen wieder in ihren Korb packte. „Hallo Janine... wie geht’s ihnen?“, wollte Andrea wissen und holte ihr Portemonnaie aus der Tasche. „Och das übliche... stressige und motzende Kunden, quengelnde Kinder und lahme Rentner... der übliche Stress halt.“, meinte sie und zog die letzte Ware über das Förderband. „Wo ist denn ihre Kleine heute?“, wollte Janine wissen und druckte den Kassenbeleg aus. „Die ist bei einer Freundin und spielt dort.“, entgegnete die schwangere Frau und reichte der Kassiererin den angegebenen Betrag. „Dann bis zum nächsten Mal...“, meinte Janine und widmete sich der nächsten Kundin.



    Andrea verstaute die Sachen in ihrem Wagen und ging dann schnell in die angrenzende Apotheke, holte Semirs Medizin und fuhr dann zu ihrer Freundin. „Hallo Andrea... die Kleine war ganz brav. Wie immer.“, lächelte Hanna und reichte ihr die halbschlafende Aida. „Ein Bild für die Götter.“, lächelte die stolze Mutter und nahm ihre Tochter in Empfang. „Danke Hanna. Du hast was gut bei mir.“, lächelte sie und ging dann nur über die Straße zu ihrem Haus . Gerade in diesem Moment wurde Semir von Ben nach Hause gebracht. „Hallo Schatz... ich bin da.“, grinste er, gab seiner Frau einen Kuss und ließ auch seine Tochter nicht außer Acht. „Ben... du isst doch mit uns mit, oder?“, lud Andrea den Partner von Semir ein. Dieser grinste dankend, lehnte aber ab. „Nein Andrea... gönnt euch mal einen Abend zu zweit. Wir sehen uns dann morgen auf der Dienststelle.“, verabschiedete sich Ben und fuhr davon. „Hmm... er lehnt ein Essen ab. Ist er krank?“, wollte Andrea wissen. „Keine Ahnung... ich denke, das mit Gina sitz ihm noch in den Knochen.“, erwiderte Semir und ging dann mit seiner Familie ins Haus.

  • Ben fuhr zu seiner Wohnung. Doch so richtig Lust auf sein Singlenest hatte er nicht. Was erwartete ihn denn schon da oben? Eine leere kalte Wohnung und ein ebenso leeres, kaltes Bett, was man mit niemandem teilen konnte. Nein, das wollte er jetzt nicht. Es war ein schöner Frühlingsabend und die Bars entlang des Rheins boten so viele Möglichkeiten, sich einen netten Abend zu machen. Warum sollte er da in seiner Wohnung sitzen und das Fernsehprogramm einem stillen Verhör zu unterziehen? Ben parkte den Mercedes in seiner Tiefgarage und fuhr mit dem Fahrstuhl zur Hausflurebene hoch. Mit einem kurzen Blick in den Himmel verließ er es und schlenderte die Straßen entlang. Das Wetter war angenehm warm und passend dazu hatten die Bar- und Restaurantbesitzer schon die ersten Tische an der frischen Frühlingsluft aufgestellt. So setzte sich Ben an einen Tisch eines Restaurants, dass direkt an der Rheinpromenade lag, und bestellte sich eine erfrischende Cola. Sein Blick schweifte abwechselnd zwischen den Gästen und dem Rhein hin und her. Warum konnte er sie einfach nicht vergessen?


    „Hallo, darf ich mich dazu setzen?“, fragte plötzlich eine interessante und wohlklingende Stimme, die Ben aufsehen ließ. Er blickte in das Gesicht einer jungen Frau mit blaugrünen Augen und roten Haaren. Der Jungkommissar lächelte sie an und zog ihr den Stuhl zurecht. „Oh vielen Dank.“, gab sie mit einem englischen Dialekt von sich. In Ben regten sich plötzlich die seit langer Zeit brach liegenden Liebesgefühle wieder. Gab es denn für ihn wieder so etwas wie Liebe auf den ersten Blick? Zwei Mal hatte er sich richtig verliebt und beide Male wurde er bitter enttäuscht, dass sein Herz eigentlich einen nicht wieder zu flickenden Riss haben müsste. Er sah sie aus seinen Augenwinkeln an, während beide der Musik, sie saßen in einer Jazz-Bar, lauschten. Sein Blick fiel auf ihr strahlendes und einzigartiges Lachen. Die roten Haare, dessen Duft er in sich aufsog, als wäre es eine Droge, waren zu einem eleganten Pferdezopf gebunden, der ihr rundes Gesicht schmal und drahtig erscheinen ließ. Die kleinen, kaum sichtbaren Sommersprossen unter den Augen und auf der Nasenspitze ließen das Licht widerspiegeln. Die kleinen Grübchen, die sie beim Lachen zog, fand Ben einfach nur niedlich. „Warum sehen sie mich so an?“, wollte sie wissen und formte ihr Gesicht zu einem breiten Lachen. Peinlich berührt sah Ben zu Boden, spürte dann aber die Hand der Frau auf seinem Handrücken. Sofort schwappte eine Welle Glückshormone durch seinen ganzen Körper. „Entschuldigen sie, aber... aber... sie sehen einfach klasse aus.“, gestand er und setzte sein charmantestes Lächeln auf. Sie sah ihn an und sofort sprühten Funken in den Augen der beiden Menschen über. „Danke für das Kompliment.“, meinte sie und sah dann zu Boden. „Wollen sie einen Wein mit mir trinken?“, fragte sie und machte dem Jungkommissar verliebte Augen. Ben bejahte die Frage und bestellte zwei Gläser. Der Abend wurde lang und die Nacht kurz.


    ...

  • Jens und Niels waren früh aufgestanden und hatten sich einen anderen Wagen besorgt. Seit ihrem letzten Überfall waren drei Tage vergangen und bisher hatte die Polizei nichts herausfinden können. Jedenfalls waren das die letzten Informationen, die zu ihnen durchgedrungen waren. Sie hatten sich ihre Zivilkluft übergeworfen und sahen sich in einem Parkhaus nach einem für den nächsten Überfall passenden Wagen um. „Jens, ich finde, wir sollten uns nicht um diese Zeit hier rumtreiben. Die Polizei fährt hier öfters Streife. Was, wenn die uns nun erwischen?“, wollte Niels wissen und sah seinem Leutnant dabei zu, wie dieser einen Wagen aufbrach. „Sei nicht so ein Hasenfuß. Die werden uns schon nicht erwischen. Außerdem ist es viel zu früh, als dass sich hierher ein Ziviler, geschweige denn ein Polizist, verirren könnte.“, knurrte Jens und hebelte mit einem schmalen Eisenlineal die Tür auf. „So, und jetzt rein und nichts wie weg hier.“, meinte er. Niels war sofort auf der Beifahrerseite und stieg ein. Schnell war der Wagen kurzgeschlossen und die Beiden damit auf dem Weg zur Autobahn. Was sie nicht bemerkten war, dass der Wagen mit einem elektronischen Alarmsignal ausgerüstet war. Jetzt waren sie für jede Polizeistreife ein bekanntes Ziel.


    „Na, war wohl mal wieder eine kurze Nacht, was?“, lachte Semir, als Ben ihn abholte. Sofort sah der Deutschtürke, dass sein Partner nicht viel geschlafen hatte, aber Ben sah nicht verschlafen aus. Im Gegenteil, er sah glücklich aus. Fast zu glücklich, wie Semir fand. „Tja, ich kann es mir halt leisten.“, grinste Ben nur und startete den Wagen. Mit dem stimmt doch was nicht, dachte sich Semir und warf seinem Partner immer wieder verstohlene Blicke von der Seite her zu. „Ist was? Hab ich was an der Nase, dass du mich dauernd ansiehst?“, wollte Ben knurrend wissen. „Ich weiß nicht.“, meinte Semir nur, verstohlen grinsend. „Hast du mir nichts zu erzählen? Zum Beispiel, wie dieser Knutschfleck an deinen Hals kommt.“, grinste Semir und fasste Ben an dessen Hals. „Hey, lass das.“, fauchte der Jungkommissar und wischte Semirs Hand von seinem Hals weg. „Hast du jemanden kennen gelernt?“, fragte der Deutschtürke neugierig. Ben sah ihn nur an und hatte die Augenbraue hochgezogen. „Semir, du bist schlimmer, als eine Katze.“, lachte er und sah wieder nach vorn. „Komm, jetzt erzähl doch mal.“, forderte Bens Partner erneut. „Soll das ein Verhör werden?“, fragte der Fahrer lachend. „Jaaa...“, stieß Semir aus und gerade, als Ben zum Erzählen ansetzen wollte, funkte der Funk dazwischen.

  • „An alle Einheiten... haltet Ausschau nach einem gestohlenen Fahrzeug der Marke Ford Mondeo... amtliches Kennzeichen K-JL 950, blaue Lackierung.“, dröhnte es aus dem Funk hervor. Semir sah nach vorne, konnte aber keinen Wagen sehen. „Der muss noch hinter uns sein.“, meinte er und sah wie Ben in die Seitenspiegel sah. „Ich seh ihn. Etwa 200 Meter hinter uns.“, stieß Ben aus und Semir nickte. „Okay, das übliche?“, wollte er dann vom Deutschtürken wissen. „Klar, ist ja erst ein neuer Dienstwagen.“, lachte er. „Okay... auf drei... Eins... zwei .... drei.“, zählte Ben runter und zog den Wagen auf die linke Spur rüber, ließ die Lichtanlage aufleuchten und schaltete das „Bitte Folgen“ - Schild ein. „So, dann wollen wir doch mal sehen, was der Typ... nein, warte, es sind ja zwei... was die machen werden.“, stieß Semir aus. „Vergiss nicht, du hast einen gebrochenen Arm und das ist auch noch der, mit dem du schießt.“, mahnte Ben. „Ja, ich pass schon auf mich auf.“, kam es selbstsicher von Semir zurück. Da wusste er aber auch nicht, was gleich passieren sollte.


    „Shit, die Bullen.“, stieß Niels aus. „Verdammt, wo kommen die denn so schnell her? Egal, wir müssen sie loswerden.“ Jens sah seinen Kameraden mit fiesem Grinsen an. „Das werden wir. Keine Sorge...“, meinte er und gab Gas. „Was wird das denn?“, kam es gedämpft von Niels. „Na, ich bring uns hier raus. Was denkst du denn?“, zischte der Leutnant als Antwort. Der Ford beschleunigte und raste auf den schwarzen Mercedes zu. „Jetzt spielen wir ein bisschen Panzer.“, lachte er.
    „Was macht der denn?“, stieß Ben aus und zog seinen Wagen rüber. Der Ford blieb aber dicht hinter ihnen, fuhr immer weiter auf. „Man, jetzt macht der uns zum Gejagten. Was soll denn das?“, zischte Semir und schnallte sich ab. „Was wird das denn jetzt?“, fauchte Ben und sah erstaunt zu Semir. „Was wohl? Ich werde auf diese Stinker schießen.“, erwiderte Semir und wollte sich rauslehnen. „Hör auf damit. Du kannst dich nicht halten. Du hast einen gebrochenen Arm.“, stieß Ben aus und zog seinen Partner zurück in den Sitz. „Wie sollen wir die dann sonst los werden?“, fauchte der Deutschtürke. Ben sah in seinen Rückspiegel. „Ich hab da eine Idee.“, stieß er aus, zog über und bremste sofort ab. Das Manöver kam so überraschend, dass der Verfolger am Wagen der Beiden vorbeischoss und nun vor den Kommissaren war. „So, und jetzt sind wir wieder der Jäger.“, lachte Ben und drückte das Gaspedal erneut durch. „Dann kann ich auch mit einem Arm schießen.“, kam es vom Deutschtürken. Dieses Mal hatte Ben keinerlei Einwände.


    ...

  • „Shit, die haben uns überlistet.“, stieß Niels aus und ging in Deckung. „Hey, du bist Soldat und fürchtest dich vor zwei Bullen?“, zischte der Leutnant nur und sah auf die Straße vor ihm. Er musste den an ihm vorbei rauschenden Wagen ausweichen. „Die sind immerhin bewaffnet. Wir nicht.“, kam es von Niels zurück. „Das mach ich schon.“, versicherte Jens und zog auf die rechte Spur rüber, schnitt dabei einige andere Wagen. Der morgendliche Berufsverkehr hatte bereits begonnen und so waren die Autofahrer, die von dem Ford Mondeo geschnitten wurden, sichtlich überrascht, prallten ineinander oder wichen unweigerlich in die Leitplanke aus. „Mensch, wenn die so weiter fahren, haben die bald Menschenleben auf dem Gewissen.“, stieß Ben aus und sah nur, wie der verfolgte Wagen in einen Waldweg mit seinem riskanten Manöver abbog. „Los hinterher... denen werde ich jetzt was erzählen.“, fauchte Semir und entsicherte seine Waffe. „Semir, ich halte das für keine gute Idee...“, gab Ben zu bedenken. „Ach was... fahr zu und quatsch nicht.“, kam es nur von Semir zurück. Gewagt lehnte er sich aus dem Wagen und zielte auf die Reifen des vorausfahrenden Wagens. „Fahr doch mal ruhiger. Ich will treffen.“, rief Semir ins Auto. „Hey, du kannst ja gerne den Waldweg mit Schaufel und Hacke begradigen.“, konterte Ben. „Ja, ja...“, knurrte Semir nur aus und schoss. Die erste Kugel schlug aber in einen Baum ein und verfehlte das anvisierte Ziel um mehrere Meter. „Du hast aber auch mal besser geschossen.“, grinste Ben. „Wir können gerne tauschen.“, rief Semir nach innen. „Dann müssen wir die da vorne aber fragen, ob sie einen Moment anhalten, bis wir soweit sind.“, meinte Ben nur und lenkte seinen Mercedes hin und her. So eine Jagd kannte er nur aus Cartoons. Doch es sollte noch besser kommen.


    „Verdammt, die sind immer noch hinter uns her.“, stieß Niels aus. „Okay... Trick 17... wir werden jetzt unseren Wagen beschleunigen und dann in den Graben fahren, uns verstecken und sobald die uns suchen, fallen wir über sie her und schlagen sie nieder. Dann verschwinden wir mit ihrem Wagen.“, erklärte Jens. Niels sah ihn nur an, dann aber wurde sein Grinsen immer breiter und breiter. „Okay, der Plan ist gut... so sind wir auch immer durch den Polizeifunk auf dem Laufenden.“, stieß er aus und rieb sich triumphierend die Hände. „Fein, dann geben wir mal richtig Gas.“, lachte Jens und trat das Pedal ordentlich durch. Der Mondeo machte einen Satz nach vorne und fuhr dem Mercedes tatsächlich davon. „Das kann doch nicht sein.“, stieß Semir aus und zielte erneut, doch der Wagen war hinter der nächsten Biegung verschwunden. Sofort waren Ben und Semir hinterher, doch das gestohlene Fahrzeug war weg.

  • „Verdammt, wo ist er hin?“, stieß Semir aus und sah sich um. Auch Ben blickte durch die Gegend und konnte, außer Bäumen und herumstehenden Gestrüpp, nichts sehen. „Vielleicht da... da schaut was aus dem Graben heraus.“, kam es von Ben und sofort lenkte er den Wagen dort hin. Der Wagen stand noch nicht einmal, da sprangen Ben und Semir aus dem Mercedes und rannten auf den im Graben liegenden Ford Mondeo zu. „Vorsicht, die könnten hier noch irgendwo sein.“, flüsterte Semir seinem Partner zu. „Das glaube ich auch. Okay, ich decke dich. Sieh im Wagen nach.“, meinte Ben nur und Semir nickte. Vorsichtig rutschte der mit Gipsarm versehene Hauptkommissar der Autobahnpolizei den kleinen Hang hinunter und sah in den Wagen. Nichts, nur die Stange, mit den der Wagen aufgebrochen wurde. „Nichts.“, rief Semir seinem Partner zu und kam dann wieder den Hang hoch. Ben nickte machte, dann aber große Augen. „Semir, Achtung hinter dir.“, schrie er und hob seine Pistole. Doch im nächsten Moment wurde er von etwas schwerem zu Boden gerissen. Semir drehte sich um, hatte seine Pistole im Anschlag, doch im nächsten Moment wurde sie durch einen gekonnten und sehr schmerzhaften Schlag aus der Hand des Kommissars gefeuert.


    Jens stand genau über dem Kommissar mit dem Gipsarm und sah ihn mit erbosten Augen an. Er hatte sich seinen Rollkragenpullover so hochgezogen, dass nur seine Augen und die Haare zu sehen waren. „So, mein neugieriger Freund. Jetzt werde ich dich ins Reich der Träume befördern.“, stieß er aus und kniete sich vor Semir. Dieser hob schützend seinen Arm vors Gesicht. Doch als Jens gerade zuschlagen wollte, wurde er von Ben attackiert und den Abhang hinuntergestoßen. „Alles okay mit dir, Semir?“, wollte sein Freund vollkommen außer Atem wissen. „Jaaa... hilf mir hoch, bitte.“, bat er mit einem kleinen Schrecken in den Gliedern. „Was war los?“, wollte er wissen. „Die Kerle haben versucht uns zu überrumpeln, aber ich habe einen erwischt. Er liegt da hinten.“, meinte Ben und deutete auf den am Boden liegenden und vollkommen benommenen Niels. „Und wo ist der andere hin?“, kam die Frage von Semir und dieser sah den Hang hinunter, der in ein Meer aus Gestrüpp und dichtem Moos endete. Ben kam hinzu und sah mit ihm nach unten. „Tja, der scheint weg zu sein. Na ja, müssen wir wohl mit dem Kerlchen hier vorlieb nehmen.“, grinste er. „Oh ja, der kann was erleben.“, stieß Semir aus und beide verfrachteten Niels in ihren Wagen. „Wir müssen ihn da unten suchen oder nicht?“, meinte Ben. „Hmm, wir müssten auf die Kollegen warten und dann ist er erst recht über alle Berge. Das Kerlchen im Wagen ist ja angekettet. Los, wir gehen jetzt da runter und suchen ihn.“, bestimmte Semir. „Junge, du hast einen gebrochenen Arm und...“ „und... das war ein Befehl.“, kommandierte der Deutschtürke. Ben stand stramm und legte seine Hand waagerecht an die Augenbraue. „Aye, aye Sir.“ „Ja, du mich auch.“, lachte der kleine Hauptkommissar und beide rutschten langsam den Hang hinunter, die Waffen dicht am Körper. „Ganz vorsichtig...“, flüsterte Semir und Ben nickte. Doch sie sollten kein Glück bei ihrer Suche haben.


    ...

  • Jens hatte sich in einen dichten Busch versteckt und sah seine Verfolger in der anderen Richtung festgesucht. „Niels, mein Junge... ich hol dich da raus.“, flüsterte er und schlich sich wie ein verwundeter Tiger nach einem Kampf mit einem Rivalen davon. „Semir, er ist weg. Wir sollten zur PASt zurückkehren und das Kerlchen verhören. So richtig in die Mangel nehmen. Ich meine, warum stehlen die einen Wagen?“, meinte Ben. Semir nickte. „Gut, fahren wir zurück und tun unsere Arbeit.“ So krauchten sie wieder den Hang hinauf, stiegen in ihren Wagen und brausten davon. Niels, der mit den Handschellen an den Handgriffhalter gefesselt war, sah die beiden Kommissare schweigend an. Ben sah abwechselnd in den Rückspiegel auf Niels und dann zu Semir. „Hör mal, du da hinten, du kannst deine Situation nur verbessern, wenn du mit uns zusammenarbeitest.“, meinte Semir auf Bens Augenschlag hin. Niels schwieg. „Wieso haben dein Freund und du das Auto gestohlen? War es nur ein Jux, für eine Spritztour oder habt ihr ein größeres Ding geplant?“, schoss Semir die Fragen ab. Doch wieder schwieg der Mann auf der Rückbank nur. „Okay, willst du nicht sprechen oder kannst du nicht? Sag uns wenigstens deinen Namen?“, bat Semir mit ruhiger Stimme. Nun hatte jeder Soldat gelernt, dass er im Falle einer Gefangennahme nur Name, Rang und Dienstnummer anzugeben hatte. Das war dem jungen Bundeswehrsoldaten scheinbar so eingetrichtert worden, dass er diese Frage ohne Nachzudenken wie vom Band aufsagend beantwortete. „Niels Haferkamp, Gefreiter Pioniereinheit, Dienstnummer 735132...“, ratterte er runter.


    Semir und Ben sahen sich erstaunt an. „Was war das denn?“, kam es nur vom Jungkommissar. „Shit.“, fluchte es hörbar von der Rückbank. „Scheinbar hat sich da jemand gerade höllisch verraten.“, grinste Semir seinen Partner an. „Okay, wir haben einen Namen und einen Beruf.... Soldat... Moment mal, der Überfall von der Raststättenbank... die beiden Bundeswehrsoldaten... Gehörten sie dazu?“, zischte Ben durch den Rückspiegel den Mann an, doch dieser schwieg wieder. „Okay, dann werden wir jetzt alle schweren Geschütze auffahren, wie man bei ihnen sagt.“, grinste Semir und Ben nickte nur hinterhältig. „Bei unserem jetzigen Staatsanwalt kriege ich jeden Durchsuchungsbefehl, den ich brauche. Sie sollten also lieber mit uns zusammenarbeiten. Dann kriegen sie Straferleichterung.“ „Sie müssen mir erstmal ein Verbrechen nachweisen.“, knurrte Niels so selbstsicher, dass er von sich selbst überrascht war. „Keine Sorge, das werden wir.“, meinte Ben und hielt auf dem Parkplatz der PASt.

  • Niels wurde losgebunden und ins Verhörzimmer der Station gebracht. „So, ich fahre jetzt zur Staatsanwaltschaft und hole den Durchsuchungsbefehl. Dann werde ich mir mit Dieter und Hotte und Hartmuts kleinen Wichteln von der KTU seine Stube vornehmen. Führst du das Verhör?“, wollte Semir wissen und kratzte sich am Ansatz seines Gipses. Ben nickte nur. „Fein. Dann bis nachher. Wie lange wirst du brauchen?“, wollte Semir grinsend wissen. Ben grinste zurück. „Wie viel gibst du mir?“, lachte er. „Okay... zwanzig Euro, wenn du es unter zwei Stunden schaffst.“ „Topp.“, schlug Ben ein. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen verschwand Semir.


    Jens war zur Straße zurückgerannt, hatte einen Wagen angehalten und ließ sich zum Stützpunkt zurückfahren. Er musste das Geld holen und dann seinen kleinen „Bruder“ aus den Klauen der Polizei befreien. Schnell überwandt er den Zaun, kehrte zu den Mannschaftsunterkünften zurück. Doch da standen schon etliche Polizeifahrzeuge und andere Wagen. Vor dem Eingang standen drei Beamte auf Wache. Was sollte er jetzt tun, dachte er nur und sah sich um. Da... da kam dieser kleine Polizist raus, den er versucht hatte, zu überwältigen. „Na warte Bürschchen.“, dachte Jens nur und ging zu seiner Unterkunft zurück. Wie gut, dass man mit dem Internet heute alles Mögliche herausfinden konnte, lachte er und suchte nach für seinen Plan bestimmte Informationen.
    „Herr Gerkhan, das ... das ist eine Beleidigung, was sie hier machen.“, stieß Major Ulrich von Wittgenstein aus. Der Major hüpfte vor dem Hauptkommissar auf und ab. Doch Semir würdigte ihn keines Blickes, sondern kratzte sich nur am Gipsansatz. „Herr Major... wir haben einen ihrer Soldaten bei einer Straftat festgenommen. Er steht außerdem im Verdacht, an einem Banküberfall beteiligt zu sein. Wir sind nur hier um das zu überprüfen.“, meinte Semir trocken und widmete sich dann wieder seiner Arbeit. „Dieter, Hotte... habt ihr schon was gefunden?“, wollte er dann wissen. „Nein, noch nichts...“, meinte Hotte. „Ich meine, meinst du wirklich, dass wir was...“, plötzlich unterbrach ein Knarren Dieters Wortfluss. Interessiert sahen Semir und Hotte auf den Kollegen. „Mach das noch mal.“, bat Semir und hörte aufmerksam zu. Dieter ging noch einmal über die Stelle und wieder quietschte es. „Noch mal.“, forderte Semir und dieses Mal tat er es selbst. Das Ganze war Musik in seinen Ohren. „Los, das Bett weg und dann den Boden aufgehebelt.“, befahl er und half selbst dabei mit. Dieter und Hotte schoben das Doppelstockbett beiseite. Tatsächlich kam eine lose Diele zum Vorschein. „Na wer sagt’s denn...“, meinte Semir und beugte sich runter. Mit dem gesunden Arm nahm er die Diele hoch. Alle Anwesenden staunten nicht schlecht, als das im Versteck liegende Geld zum Vorschein kam. „So, Herr Major, und jetzt sagen sie mir noch einmal, dass sie nichts davon wussten.“, stieß der Hauptkommissar wütend aus. Erschrocken wich der Mann zurück. „Ich... ich habe nichts damit zu tun.“, meinte er. „Dann helfen sie uns endlich. Sagen sie uns, wer mit Haferkamp zusammen Dienst tut.“, fauchte Semir den Mann an und sah nur, wie dieser vor dem Polizisten zurückwich.


    ...

  • „Herrgott, jetzt sagen sie schon... was wollten sie mit dem Wagen?“, fauchte Ben den jungen Mann an, als sie im Verhörzimmer saßen. Niels saß auf dem Stuhl und regte sich nicht. „Ich sage nichts... ohne meinen Anwalt.“, murmelte er. „Haben sie einen Anwalt oder soll ihnen einer gestellt werden?“, entgegnete Ben wütend. „Ich will einen Anwalt.“, fauchte Niels und schlug auf den Tisch. „Sie kriegen erst einen Anwalt, wenn sie mir gesagt haben, wozu sie den Wagen stehlen wollten...“, schrie der Jungkommissar zurück. Plötzlich klingelte das Telefon des Kommissars. Schnell nahm er ab. „Ja, was ist denn, Semir? Ich stecke doch mitten im Verhör. WAS? Das ist ja interessant. Gut, das werfe ich ihm jetzt an den Kopf.“, grinste Ben und legte auf. „So, jetzt werden wir mal andere Seiten aufziehen.“, meinte Ben und widmete sich wieder Niels. Dieser sah ihn erschrocken an. „Was... was wollen sie jetzt tun?“, fragte er und rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her. „Ich werde dir jetzt gleich was auf die Ohren geben, wenn du mir nicht sofort sagst, was ihr mit dem Wagen wolltet. Wir haben nämlich in deiner Stube das Geld gefunden, dass du und dein Komplize beim Überfall auf die Bank an der Autobahn erbeutet habt.“, kam es von Ben. „Nein... nein, das haben wir nicht.“, log er, doch es nützte nichts. „Das glaube ich dir nur nicht. Wenn du das Geld angefasst hast, dann werden wir deine Fingerabdrücke darauf finden.“, stieß Ben aus und ließ Niels wegbringen.


    Schnell waren die Fingerabdrücke von Niels genommen und mit dem eingetroffenen Geld aus dem Stützpunkt verglichen. Semir, wieder zurück von seinem Ausflug auf den Stützpunkt Köln-West, saß im Büro und wartete nur. „Hmm, du solltest den Eiersalat von Andrea probieren... der ist wirklich gut.“, schmatzte Semir, während Ben seine Ente süß-sauer mit geschickten Stäbchen in sich hineinschlang. Ben sah kurz auf, grinste und widmete sich dann wieder dem Inhalt der Packung. „Nee, lass mal... ich bin mit meinem Essen ganz zufrieden.”, gab Ben bekannt. „Wenn nur schon die Ergebnisse da wären.“, mampfte er und sah zwischen Tür, Telefon und Fax hin und her. Semir lachte auf. „Ben, jetzt komm schon... Genieße einfach das Essen. Es ist gerade mal zwei Uhr. Die Ergebnisse, so hat Hartmut versprochen, bringt er uns persönlich um fünf Minuten nach Zwei.“, meinte Semir und schob sich die nächste Gabel voll mit Eiersalat in den Mund. Just in diesem Moment ging die Tür auf und Hartmut kam, mit einer Mappe wedelnd, zur Tür herein. „Jungs, ich hab's und das früher, als verabredet.“, grinste er. Ben sah ihn nur an. „Würdest du es mir aufgeschlagen vor die Nase legen? Dann kann ich noch schnell aufessen.“, grinste er. „Du bist ein...“, meinte Hartmut, verschluckte aber die letzten Reste des Satzes und tat, was Ben von ihm verlangt hatte. Kauend und mit Sojasoße am Kinn sah er auf die Akte, wobei der Tropfen, der sich von der Lippe zum Kinn bewegte und drohte, herunterzufallen, fast auf die Akte getropft wäre. „Pass doch auf, Ben.“, murrte Hartmut. „Semir, ich hatte recht.“, gab Ben nur grinsend bekannt, ohne auf den Einwand Hartmuts zu reagieren.

  • Jens hatte alles, was er für seinen Plan brauchte. Nur noch die richtigen Zutaten und das Spiel war perfekt vorbereitet. Mit einem schnellen Manöver war er in seine Uniform geschlüpft und ging auf das Magazin des Stützpunktes zu, das, vollkommen abgeschottet und streng bewacht, in einem etwas abseits gelegenen Gebäude am Rande der Kaserne lag. Vorsichtig näherte er sich dem Haus, das einen Posten auf jeder Seite des Hauses hatte. „Halt! Wer da?“, fauchte der junge Soldat, der sofort, als er die Schritte hörte, sein Gewehr in Anschlag nahm. „Leutnant Kupfer...“, erwiderte er und schon nahm der Soldat seine Waffe wieder runter. „Herr Leutnant, was kann ich für sie tun?“, wollte der Wehrpflichtige wissen. „Hören sie, ich muss ins Waffenlager und was erledigen. Sie haben mich hier nicht gesehen. Verstanden?“, fragte er und sah den Mann scharf in die Augen. „Sehr wohl, Herr Leutnant.“, erwiderte der Soldat und drehte sich vom Leutnant weg. So bekam er nicht mit, wie der Offizier seine Chipkarte durch den entsprechenden Leseapparat zog und dann das Waffenmagazin betrat. Jens sah sich um. Sprengstoff und Zünder... das war es, was er jetzt brauchte. Sein Plan war einfach und doch teuflisch genial. Er hatte schon alles ausgetüftelt. Diese beiden Kommissare hatten verhindert, dass seine und Niels Robin-Hood-Mission von Erfolg gekrönt sein konnte. Die Familie brauchte das Geld. Sie sollten hier das Leben führen durften, dass sie im Kosovo nicht führen konnte. Er würde sich dennoch das Geld holen. Und dazu hatte er sich das passende ausgedacht. Jetzt musste er nur noch ein überzeugendes Argument dafür herstellen. Vor ihm lagen genug Sprengstoffe, um halb Köln in die Luft zu sprengen. Er nahm ein Paket C4-Sprengstoff und steckte die vier Pakete in eine Trageweste. Alle wurden mit Elektronen verbunden, die auf eine bestimmte Auslösung reagierten. Danach präparierte er zwei schwere Gürtel mit dem gleichen Sprengsatz und verband auch diese mit Elektronen, die auf den gleichen Auslöser ausgerichtet waren, wie die Weste. Schnell war alles verstaut und an den Posten vorbei getragen. Jetzt konnte passieren, was wollte. Er würde das nicht mehr überleben, das stand fest.


    ...

  • „Also, das Geld ist also mit dem Geld aus dem Banküberfall identisch. Sehr gut.“, meinte Semir und kratzte sich erneut an seinem Arm. „Kannst du mal damit aufhören?“, fauchte Ben ihn an. „Was denn? Das juckt nun mal.“, stieß Semir aus und nahm einen Kugelschreiber, um besser unter den Gips zu kommen. „Mecker, mecker, mecker...“, lachte Ben nur und griff sich den Stift. „Komm her, du Baby.“, meinte er nur und half Semir dabei, sich zu kratzen. „Ohhhh...“, schnurrte Semir nur. „Das tut gut.“ „Braucht ihr mich noch? Ich hab heute noch was vor.“, kam es fragend von Hartmut. Semir und Ben sahen ihn an, als registrierten sie jetzt, dass er überhaupt erst im Zimmer stand und vorher noch nicht da gewesen wäre. „Nööö... du kannst dich wieder in deine Werkstatt verkriechen.“, meinte Semir und Ben grinste nur breit. „Schon klar, ich mach die Arbeit für euch und ihr streicht die Lorbeeren ein. Aber eins sag ich euch... ohne mich wärt ihr aufgeschmissen, ha.“, stieß Hartmut aus und verschwand schmollend aus dem Büro. „Was ist denn mit dem los?“, fragte sich Ben nur und drehte sich zu Semir um, der seinem Partner auf die Schulter tippte. „Du sieh mal... seine Fingerabdrücke waren im Wagen, den wir haben sicherstellen lassen.“ „Das kann aber nichts heißen. Ich meine, du hast doch gehört, dass diese Wagen von jedem auf dem Stützpunkt benutzt werden dürfen.“, erklärte Ben. „Ja, hast ja recht. Machen wir Schluss für heute. Ich gebe Susanne noch den Auftrag, alles über diesen Niels Haferkamp herauszufinden.“, entschied Semir. „Hey, das ist eine deiner besten Ideen heute.“, lachte Ben und schnappte sich seine Jacke. Während Semir Susanne die entsprechenden Anweisungen gab, ging Ben schon vor zum Fahrzeug. „Okay, morgen haben wir alles zusammen, meinte Susanne.“, erklärte Semir, als sie nach Hause fuhren. Doch da sollte ihn eine Überraschung erwarten.


    „Andrea... ich bin zu Hause.“, rief er durch das Haus, doch es kam keinerlei Antwort von seiner Frau. Der Deutschtürke vergewisserte sich noch mal, dass ihr Wagen in der Auffahrt stand. Ja, der Skoda stand vor der Tür und gleich davor Semirs seit neun Tagen ungenutzter BMW. „Andrea?“, wiederholte er sein Rufen und sah sich um. Wieder kein Ton als Antwort. Langsam machte sich Semir Sorgen und ging ins Wohnzimmer. Dort saß seine Frau, vollkommen verängstigt und sah zur Tür. „Warum antwortest du nicht, wenn ich....“, seine Worte erstickten im Hals, als er sah, warum Andrea geschwiegen hatte. Der Kommissar erkannte das Gesicht, als er die sich eben einschaltende Lichtquelle bemerkte, die das Antlitz des Mannes erhellte. „Sie?“, stieß er aus und wollte mit seiner linken Hand zur Waffe greifen, doch sie war nicht da. „Das sollten sie sein lassen, Herr Gerkhan.“, zischte der Mann und hielt den Schalter, den er in der Hand hatte, hoch.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!