Sein oder Nichtsein

  • Ben kam auf dem Uni-Gelände an und fragte sich gleich zu dem Wagenmeister des Fuhrparks durch. Er gelangte schließlich zu einem großgewachsenen, jungen Mann von Mitte dreißig. „Kann ich ihnen irgendwie helfen?“, fragte er Ben freundlich und wischte sich mit einem großen Tuch, dass er aus der Tasche seines Overalls zog, die mit Öl und Wagenschmiere verschmutzten Hände ab. Ben grinste und reichte ihm die Hand zur Begrüßung. „Ben Jäger, Kripo Autobahn. Mir wurde gesagt, sie überwachen den gesamten Wagenpark der Universität?“, fragte Ben und sah den sympathischen Mann in dessen graugrüne Augen. „Das ist richtig. Bei mir können Dozenten, Studenten und Mitarbeiter einen Wagen ausleihen und ihn privat oder im Auftrag der Uni benutzen.“, erklärte er und nahm aus einer zweiten, weiten Tasche seine kleine Thermoskanne und goss sich einen stark dampfenden Kaffee ein. „Wollen sie auch einen?“, wollte er wissen, doch Ben verneinte. „Wer hat denn als letztes diesen Wagen benutzt?“, fragte Ben und reichte ihm die Notiz mit dem Nummernschild. Der Mann nahm den Zettel an sich und sah hinauf. Ben wartete einige Minuten und ließ den Mann überlegen. Zeit genug, sich umzusehen. Doch auf dem Hof war nichts interessantes. „Tut mir Leid, aber der Wagen ist in der Werkstatt. Folgen sie mir bitte.“, meinte der Mann, der sich beim Gehen als Simon Wels vorstellte. Ben ging Simon nach und beide betraten die in einem unscheinbaren Gebäude befindlichen Werkstatt des Automechanikers. „Hier, sehen sie selbst.“ Er deutete auf die Hebebühne, die nach oben gefahren war. Ben sah auf das Nummernschild. Es war das gleiche, was er heute gesehen hatte. „Verdammt.“, stieß er aus. Aber wie konnte er dann das Nummernschild heute am Tatort gesehen haben, wenn der Wagen defekt war?


    Der Kommissar ging dichter heran und besah sich die Schrauben, mit denen das Nummernschild am Wagen festgeschraubt war, genauer. Sie schienen verrostet, doch da erkannte Ben einige rostfreie Stellen. Er fing an, zu grinsen. Die Nummernschilder wurden abgeschraubt und vertauscht. Schnell griff er in seine Tasche und holte sein Handy hervor. „Der Wagen muss in die KTU und auf Spuren untersucht werden.“, meinte er zu Simon und rief Hartmut an. „Hartmut, ich bin's Ben. Pass auf, ich brauch dich und dein mobiles Spielzeuglabor in der Fuhrwerkstatt der Universität Köln. Frag nicht, warum. Das sage ich dir dann, wenn du hier bist.“, erwiderte Ben und klappte sein Handy wieder zu. Dann wandte er sich an Simon. „Wurden heute irgendwelche Wagen ausgeliehen?“, wollte er wissen. Der junge Automechaniker sah in die an der Wand hängende Liste, wo sich alle Nutzer eintrugen und er gegenzeichnete. „Nein, heute hat niemand einen... Moment mal, die Liste von heute fehlt.“, stieß Simon Wels aus und erkannte deutlich die Abrisse des Papiers. Ben stieß einen wütenden Fluch aus. Damit war er wieder keinen Schritt weiter. Gegen was für einen Gegner hatte er da nur wieder zu kämpfen?


    ...

  • Rolf Schneider stand in einem sauberen, sterilen Raum, in dem sich mehrere Laboratoriengerätschaften und Reagenzgläser befanden. „Chef? Ist was passiert?“, wollte Ulf Heller wissen. „Ja, unser Dealer ist tot und ich befürchte, irgendwer will uns vom Markt drängen. Was ist mit der nächsten Lieferung?“, wollte Schneider wissen und ging mit deinem Mitarbeiter in einen weiteren Raum. Dort arbeiteten noch mehr Menschen, ließen das weiße Pulver in große Beutel fließen und verschlossen sie luftdicht. „Sie ist in wenigen Tagen fertig. Sollen wir sie dann gleich für den Verkauf rausschicken?“, wollte er wissen. Rolf Schneider sah ihn erbost an. „Nein, lassen sie dann alle Arbeiten einstellen. Bewachen sie nur die Ladung. Die Polizei macht uns wieder einige Schwierigkeiten und ich muss erst dafür sorgen, dass sie die Füße stillhalten.“, erklärte er und drehte sich wieder um. Ulf Heller sah ihm nach. „Wollen sie ihm einen Knallfrosch ins Auto legen?“, wollte er wissen. Rolf Schneider drehte sich grinsend um. „Lass das mal meine Sorge sein. Auf jeden Fall wird sich Herr Ben Jäger sehr, sehr umgucken und sich wieder in seinen Schlupfwinkel zurückziehen.“, erwiderte er und stieg die Treppen rauf, ging wieder zu seinem Wagen. Jetzt brauchte er sich nur noch um Ben Jäger kümmern und alles würde sich wieder von alleine regeln.


    Er fuhr zur Firma zurück und, als ob er es heraufbeschworen hätte, stand ein bekannter, silberner Mercedes auf dem Parkplatz der Firma. Rolf Schneider lachte leicht auf. „Wenn man vom Teufel spricht.“, lachte er gehässig und stieg aus. Frau Jung kam ihm aufgeregt entgegen. „Herr Schneider, ich... ich konnte nichts machen. Er ist wieder an mir vorbeigerauscht und hat einfach die Tür aufgebrochen.“, meinte sie völlig aufgelöst. „Schon gut, Frau Jung. Ist schon okay.“, erwiderte Schneider und betrat dann sein Büro. Dort sah er, wie Ben frech in seinem Sessel saß und sich hin und her drehte, den Blick starr auf die Tür gerichtet. „Herr Jäger... sie werden mir langsam lästig.“, grinste Rolf Schneider und sah Ben nur an. „Herr Schneider, was wissen sie von einem Jochen Mahlzahn?“, wollte Ben wissen und warf dem Mann ein Foto des toten Jungen zu. „Mahlzahn?“, kam es erstaunt von Rolf Schneider und sah den Jungkommissar nur an. „Das ist der Name und sagen sie jetzt nicht, dass sie ihn nicht kennen.“, erwiderte Ben und stand auf. Schneider sah sich das Bild an und stellte still, ohne jegliche Regung in seinem Gesicht, fest, dass es der junge Student war, der bei ihm einen Nebenjob der besonderen Art nachging. Er war einer seiner neuesten Verteiler. Was sollte er nun sagen? Würde er Ben verschweigen, dass er den Jungen kannte, würde er nur weiter bohren und bohren und bohren, bis er etwas gefunden hatte. Sollte er aber sagen, was er wusste, was würde dieser Bulle dann tun?

  • „Also, ich warte.“, stieß Ben aus und wurde mehr als ungeduldig, als er keine Antwort erhielt. „Nun, ich muss gestehen, dass ich es nicht hundertprozentig weiß.“, erwiderte er und sah etwas verlegen zu Ben. Es war gespielt, keine Frage. Das konnte er gut, doch er hoffte, dass es für diesen Autobahnbullen gut genug war. „Sie wollen mich verarschen, ja?“, kam es wütend von Ben. „Hören sie mal, ich habe mehr als dreihundert Mitarbeiter in meinem Betrieb und noch etliche, die sich nur um einen Aushilfsjob beworben haben. Da kann ich mir nicht alle Namen und Gesichter merken. Können sie das etwa?“, fauchte Schneider und sah den Polizisten nur an. „Ich komme wieder. Verlassen sie sich darauf.“, erwiderte Ben und stürmte aus dem Büro. „Susanne? Ich bin's. Ich fahre jetzt zur Wohnung von Mahlzahn. Hat sich Hartmut schon gemeldet?“, wollte Ben wissen, doch Susanne verneinte nur. Ben fuhr los, merkte nicht, dass er aus dem Fenster des Büros beobachtet wurde.
    Rolf Schneider sah dem Mann nach. Er nahm sein Handy hervor. „Heller, ich habe einen Auftrag für dich und die Leute. Der Auftrag muss noch heute Abend über die Bühne gehen. Ihr müsst einen neugierigen Schnüffler ein bisschen die Flügel stutzen.“, erklärte er und sah dem abfahrenden Mercedes nach. „Wie schwer?“, wollte Heller nur wissen. „Nur so, dass er merkt, er soll die Finger von dem Fall lassen.“, erwiderte der Spediteur. „Okay, wie heißt er und wo wohnt er?“, wollte Heller wissen. Schneider nannte ihm den Namen und die Adresse des zu Verprügelnden. Ob sich Ben wirklich so leicht von der Spur bringen ließ?


    Semir verließ die Cafeteria und hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Lange würde er diesem Kaffee nicht stand halten können, das stand fest. Ihm wehte der kalte, eisige Wind um die Nase und sofort schlug er sich den Kragen seines Jacketts hoch und zog den Schal noch enger. Er ging durch den Schnee und stand plötzlich vor der Uni-Bibliothek. „Warum eigentlich nicht?“, murmelte er. Dort war es wenigstens warm und bis zu seiner nächsten Vorlesung hatte er ja gut und gerne noch drei Stunden Zeit. Also machte sich Semir auf, ging die Bücherregale entlang. Man, solch alte Bücher kannte er nicht mal vom Sehen her. Da standen einige Bücher, die bestimmt über achtzig, neunzig Jahre auf dem Buckel hatten und dementsprechend behandelt werden mussten. Vorsichtig wollte er sich aus der Geschichtsabteilung ein Buch herausnehmen, als ein wildes Gespräch durch die Weiten der Bücherregale an seine Ohren drang. Neugierig ging er den langen Gang entlang, näherte sich den Stimmen mit vorsichtigen Schritten.


    ...

  • „Was hast du dir dabei gedacht?“, fauchte eine Stimme. „Man, ich brauch das Zeug. Wie soll ich sonst durch diese beschissene Prüfung kommen.“ Semir versuchte, durch die Schlitze im Regal und durch die Bücher zu erkennen, wem die Stimmen gehörten. Die erste klang für ihn vollkommen fremd. Er brauchte ein Gesicht dazu. Ohnedem war er verloren. „Hör zu Sascha, du brauchst das Zeug nicht. Hast du mich verstanden? Du brauchst diese Spritzen nicht mehr. Ich werde dafür sorgen, dass du sie nie wieder brauchen wirst. Vertrau mir.“, stieß die andere Stimme aus. Diese kam Semir doch bekannt vor, doch woher? Verdammt, wenn er nur die Gesichter sehen konnte. Doch, alles was er sah, waren wild destingulierende Hände, die sich mal überschlugen und mal in dem Pullover des anderen Gesprächspartner verfingen. „Lass mich los.“, fauchte die erste Stimme und riss sich los. Semir musste sich einige Meter in die Regalreihe zurückziehen, um nicht gesehen zu werden, als er schnelle Schritte hörte. „Sascha, bleib hier, verdammt.“, fauchte die zweite, folgte aber nicht. Der Hauptkommissar warf einen Blick aus der Reihe und konnte nur noch die Rückansichten der beiden Männer sehen. Fuck, dachte er nur und sah sich um. Jetzt war sein Spürsinn erweckt und er rannte der ersten Stimme nach, wollte so wenigstens das Gesicht erkennen, doch der Stimmenträger war verschwunden. Verflucht, kam es grummelnd von Semir, der mit den Füßen auf dem Boden aufstapfte. Schnell nahm er sein Handy hervor. Er musste Ben von diesem Gespräch erzählen.


    Ben saß in seinem Büro und hatte eben den Anruf von Semir erhalten, als noch ein Anruf seine Aufmerksamkeit verlangte. „Ja... was gibt’s?“, meldete sich Ben ungeduldig und warf sich schon seine Jacke über. „Ben, Hartmut hier. Ich wollte dir nur sagen, dass das Heroin, was wir gefunden haben, vollkommen rein ist. Nicht gestreckt oder vermischt. Wer das inhaliert oder spritzt hat eine lange Zeit was davon.“, erklärte Hartmut. „Okay, noch etwas?“, wollte Ben dann wissen. „Ja, die Kugeln aus den beiden Mordopfern sind identisch. Das heißt, wir suchen eine Waffe.“, erklärte der Techniker. „Okay Hartmut, danke... habt ihr schon Ergebnisse aus der Werkstatt?“, kam dann die nächste, ungeduldige Frage von Ben. „Leider noch nichts. Die Tests laufen noch. Nur soviel kann ich dir schon sagen. An den Schrauben wurde wirklich mit einem Schraubenzieher herumhantiert, aber mehr erst morgen.“, erklärte Hartmut. Ben legte auf. Die Mordwaffe ist also identisch, dachte er. Dann müsste es auch ein Täter sein. So dachte er jedenfalls. Er ahnte noch nicht, dass die Struktur dieses Falles wesentlich komplexer war, als es auf den ersten Blick zu sein schien. Mit einem leicht wegrutschenden Schwung setzte er sich in seinen Mercedes und fuhr zum Treffpunkt mit Semir.

  • „Das scheint er zu sein.“, meinte Ulf Heller zu seinen drei Begleitern, die mit ihm im Wagen, etwas abseits geparkt, saßen und den Eingang der Polizeistation beobachteten. „Okay, wir warten, bis er alleine ist und dann schlagen wir ihn zusammen. Er muss kapieren, dass er in diesem Fall seinen langen Rüssel nicht rein zu stecken hat, verstanden?“, wollte er von seinen Leuten wissen. Diese nickten nur und Heller startete dann den Wagen, fuhr unauffällig hinter Ben her. Würden sie es schaffen, den Kommissar davon zu überzeugen, von dem Fall die Finger zu lassen?


    Ben fuhr durch den Schnee und klebte an der Windschutzscheibe. Die Nebelsuppe und der frisch fallende Schnee war so dicht, dass er an einigen Stellen kaum schneller, als vierzig fahren konnte. „Man, ich hasse Winter.“, stieß Ben aus und sah nicht in die Rück- oder Seitenspiegel. So bemerkte er auch nicht den Wagen, der ihm seit der PASt verfolgte. Er bog Richtung Innenstadt ab und traf sich mit Semir in einem Café, nahe der Universität. Seinen Wagen parkte er in der Tiefgarage eines Parkhauses. Er war verschwunden, ehe der zweite Wagen reinfahren konnte. Ben stieg die Treppen hoch und war im Nu auf der Straße. Er überquerte oder besser rutschte die Straße entlang und kam dann endlich im Café an. Semir saß in einer abgeschiedenen Ecke des Studentencafés. Ben sah ihn sofort an dem einzigen, aufleuchtenden Anzug, den er unter all den Studenten trug. „Ah, der Herr Professor... und, wie geht es dem Herren?“, fragte Ben grinsend und sah ihn an. Semir lächelte nur und ließ sich wieder in den großen Ohrensessel zurückfallen, in dem er saß, und bot Ben dem ihm gegenüber an. Die junge Bedienung mit den rotblonden Haaren zog sofort Bens Blicke auf sich. „Kann ich dir was gutes tun?“, fragte sie den Jungkommissar und lächelte. „Joa, einen starken Kaffee und ... deine Telefonnummer.“, lächelte er und sah die junge Frau grinsend an. Sie lächelte zurück. „Den Kaffee kannste haben, Schätzchen.“, erwiderte sie und grinste. „Aber, was meine Telefonnummer angeht, würde mein Verlobter doch ganz schön Stunk machen.“, lächelte sie und ging wieder. Semir lachte lauthals auf. „Ben, du kannst es wohl nicht lassen.“, meinte er grinsend. „Hey, ich bin eben ein Mann. Ich kann nix dafür.“, erwiderte er und sah der Frau nur noch nach. Es folgte noch ein verstohlener Blick, als ihm der Kaffee gebracht wurde.


    ...

  • „So, was hast du denn neues?“, wollte Ben wissen und sah Semir an. „Also, pass auf. Ich scheine auf eine heiße Spur gestoßen zu sein. Vorhin war ich in der Unibibliothek und...“ „Moment mal, was hast du in der Bibliothek zu suchen? Sag nicht, dass du nach Büchern gesucht hast?“, lachte Ben. „Ähhh ja, deswegen geht man normalerweise in eine Bibliothek. Man, ich wollte mir die Zeit vertreiben, was denkst du den.“, fauchte Semir zurück. „Schon okay... es ist nur etwas ungewöhnlich, dich in einem Raum voller Bücher zu sehen, die sich nicht um Autos oder Technik drehen.“, erwiderte Ben grinsend. Semir sah ihn scharf an. „Bist du jetzt fertig? Kann ich weitermachen?“, wollte er erbost wissen. „Klar, schieß los.“, meinte Ben und nahm einen Schluck Kaffee. „Also, jedenfalls hab ich da ein Gespräch mitbekommen...“, und Semir erzählte seinem Partner, was er gehört hatte. Ben hörte interessiert zu und wog jedes kleinste Detail ab. Vielleicht war es für den Fall relevant genug, dachte er.


    Als Semir endete, blickte Ben den Deutschtürken nur an. „Semir, das kann sonst einen Hintergrund haben. Aber du hast Recht, interessant ist es sicherlich. Nur Mist, dass du die Gesichter nicht erkannt hast.“, meinte Ben. „Jedenfalls geht einiges an der Uni nicht mit rechten Dingen zu. Es wäre besser, wenn wir einen Maulwurf dort hätten.“, dachte der Deutschtürke laut und sah Ben an. Dieser verstand den Blick sofort. „Oh nein, mein Lieber.... ich gehöre nicht mehr auf die höhere Schule. Nee nee... vergiss es.“, kam es ablehnend vom Jungkommissar. „Mensch Ben, das ist vielleicht die einzige Möglichkeit, sich zwischen den Studenten unbeobachtet umzuhören.“, meinte Semir. „Als bekannter Polizist und Dozent ist das mehr als schwierig. Die vertrauen einem nicht alles an und wenn, dann wollen sie mit dir über deine Arbeit reden.“, bei diesen Worten ging Semir ein Licht auf. Jetzt wusste er, woher er die Stimme kannte. „Semir, alles in Ordnung mit dir?“, wollte Ben wissen, als er sah, dass sein Partner vollkommen in Gedanken war. „Oh, ich dummer Idiot. Wieso fällt mir das jetzt erst ein.“, fauchte er und schlug sich die flache Hand an die Stirn. Verwundert und irritiert blickte der junge Hauptkommissar seinen Freund und Partner an. „Alles Roger da oben?“, kam es nur von Ben. „Ja... jetzt weiß ich wieder, wo ich diese zweite Stimme gehört hab. Ha, bin eben doch noch nicht verkalkt.“, meinte Semir und sah sich triumphierend um. „Pass auf... ich ruf dich an, sobald ich meinen Verdacht bestätigt habe.“, erklärte er, schnappte sich seinen Mantel und verschwand. „Äh Semir... die Rechnung.“, rief Ben hinterher, doch Semir war nicht zu bremsen und so musste Ben wohl oder übel die Rechnung selbst bezahlen. „Keine Chance?“, fragte er die Bedienung noch einmal und sah sie mit einem kurzen Hundeblick und seinem smartesten Lächeln an. „No Go.“, erwiderte sie nur und räumte den Tisch ab. „Schade.“, kam es von Ben und er machte sich auf zu seinem Wagen.

  • Ulf Heller und Axel Weinhaupt hockten versteckt hinter einem in der Nähe von Bens Mercedes geparktem Wagen. „Shhht. Da kommt er.“, stieß Heller aus und warf einen kurzen Blick über die Motorhaube des Wagens. Tatsächlich kam Ben die Treppe runter und sah auf seine in der Hand befindlichen Autoschlüssel. Pfeifend kam er seinem Wagen immer näher und näher, drückte die elektronische Entriegelung und stand nun direkt vor der Fahrertür. „Jetzt.“, zischte Heller und sprang aus seinem Versteck. Mit einem Hechtsatz griff er Ben an, riss ihn zu Boden und schlug mit der Faust auf den Jungkommissar ein. Erschrocken über diesen Angriff vergas Ben sich fast zu wehren, doch dies währte nur kurz. Schnell hatte er sich wieder gefasst und versuchte die Schläge seines Gegners zu parieren und zu kontern. Dann aber sprang Axel Weinhaupt aus seinem Versteck und traktierte Ben mit Fußtritten in die Magen- und Lebergegend. Gegen zwei und auf dem Boden liegend, hatte Ben kaum eine Chance, sich effektiv zu wehren. Er versuchte nur noch, sein Gesicht und seine empfindlichsten Stellen zu schützen und ließ alles über sich ergehen.


    So, der hat genug.“, meinte Ulf dann und ließ von ihm ab, beugte sich zu dem am Boden liegenden und vor Schmerzen stöhnenden Mann hinunter und riss dessen Kopf an seinen Haaren hoch. „Pass auf, Freundchen, du solltest die Finger von dem Fall lassen. Es ist besser für deine Gesundheit. Das hier war nur eine kleine Kostprobe. Solltest du weiter deine Nase in Dinge stecken, die dich nichts angehen, wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein.“, fauchte er und gab Ben einen letzten Tritt in die Magengrube, bevor sich dann beide Angreifer aus dem Staub machten und den verletzten Mann wie ein weggeworfenes Papier auf dem Betonboden der Tiefgarage liegen ließen.


    ...

  • Semir war schnell zurück an der Uni und hielt nun Ausschau nach Steven. Wo konnte sich der junge Student nur verstecken?, dachte er und sah in den beiden Bibliotheken nach, im Lesecafé, in der Cafeteria und in der vollkommen überfüllten Mensa, doch nirgends war eine Spur von Steven zu finden. „Ahhh... Herr Gerkhan. Sie sehen aus, als ob sie jemanden suchen.“, erklang plötzlich eine Stimme hinter dem Deutschtürken und sofort drehte sich Semir um. Sein Blick fiel in das verschmitzt grinsende Gesicht des jungen Doktors, den er heute morgen in der Cafeteria kennen gelernt hatte. „Kann ich ihnen helfen?“, wollte Dr. Christian Acker wissen und stoppte seinen schnellen Schritt neben Semir. Dem geübten Blick des Kommissars entgingen nicht die Bücher, die der Mann unter dem Arm trug. Semir lächelte freundlich, soweit er das Gesicht des Mannes unter dem hochgezogenen Schal und dem tief in das Gesicht gezogenen Hut erkennen konnte. „Allerdings. Ich suche einen Steven... leider habe ich nur den Vornamen. Kennen sie einen solchen Studenten?“, wollte der Hauptkommissar wissen. Der Kopf des Akademikers warf sich derart nach hinten, dass fast der Hut in den Schnee fiel. „Wenn sie den meinen, den ich meine, dann kann das nur Steven Liniek sein. Groß, kantig-rundes Gesicht, mit einem Drei-Tage-Bart, einer eckigen Brille und dunkelblonden Haaren?“, beschrieb Christian Acker seinen Studenten. Semir hörte ihm zu und verglich die Angaben vor seinem inneren Auge.


    „Ja... ja, ich glaube, das ist der, den ich suche.“, meinte Semir dann und sah den Dozenten abwartend an. Dieser wischte die Schneeflocken von seiner Brille, hob seinen Hut und kratzte sich am Kopf. „Tja, ich glaube, den werden sie im Moment nicht am Historischen Institut finden.“, meinte er und sah auf seine Uhr. „Er müsste jetzt eigentlich bei der Orchesterprobe sein.“ „Und wo ist die? Ich müsste dringend mit ihm sprechen.“, erklärte Semir ungeduldig und hüpfte von einem Fuß auf den anderen, weil ihm so kalt war. Christian sah ihn erstaunt an. „Tut mir Leid, aber das weiß ich nicht.“, meinte er knapp, verabschiedete sich und ging dann. Mit aufgerissenen Augen sah Semir dem Mann nach, der nach wenigen Sekunden hinter einem dichten Schneeschleier verschwunden war. Sicher wusste er, wo dieser Steven Liniek war, aber warum sagte er es ihm nicht? Was ging in dieser Uni nur vor?

  • „Hallo? Geht es ihnen gut?“, drang plötzlich eine Stimme zu ihm durch. Langsam regten sich seine Augenlider und verschwommen konnte er die Umrisse eines Menschen vor ihm erkennen. „Bitte... nicht...“, kam es nur schwach über seine Lippen. „Ich tu ihnen nichts.“, erwiderte die Stimme. „Helfen... sie ... mir...“, hauchte Ben nur und driftete dann wieder ab. Der junge Mann, der ihn gefunden hatte, holte sein Handy hervor und rief einen Rettungswagen. In Windeseile waren die Sanitäter vor Ort und versorgten Ben mit einer aufbauenden Spritze und allem, was für die Erstversorgung nötig war. „Hallo, sind sie ansprechbar? Wie ist ihr Name?“, wollte der Notarzt wissen, als er Ben untersuchte und nach inneren Verletzungen abtastete. „Ben... Ben Jäger.“, kam es zaghaft vom Jungkommissar. „Gut, Herr Jäger, wir werden sie jetzt in ein Krankenhaus bringen und dort untersuchen. Was ich sagen kann ist, dass sie großes Glück hatten. Scheinbar sind die Rippen nur geprellt und nicht gebrochen. Sie werden einige Tage Schmerzen haben. Aber zur Sicherheit werden wir sie noch röntgen und dann haben wir Gewissheit.“, erklärte der Notarzt und ließ Ben in den RTW schieben.


    Nur wenige Minuten später waren sie im Krankenhaus und der Arzt hatte auch Bens Dienststelle informiert, sodass Kim Krüger sofort Bescheid wusste. „Wie geht es meinem Kollegen?“, wollte sie wissen, als sie im Behandlungszimmer stand und sich nach Bens Befinden erkundigte. Der Arzt, ein gewisser Dr. Roland Albrecht, drehte sich mit seinen kleinen, stechenden Augen, mit denen er gerade noch die Röntgenaufnahmen begutachtet hatte, um und sah sie durch seine dicke Brille an. „Nun, es ist zum Glück nichts gebrochen und keine inneren Organe wurden verletzt. Bis auf das Nasenbein und die blauen Flecken wird er wohl keine bleibenden Schäden davontragen. Die Kerle waren aber dennoch äußerst brutal.“, meinte der Arzt. Kim nickte. „Also, drei Rippen nur geprellt, das Nasenbein gebrochen und kleine und größere Schrammen.“, rekapitulierte sie. Der Arzt nickte. „Sie scheinen mit schlimmerem gerechnet zu haben?“, harkte er nach und lächelte etwas. Kim nickte. „Dieser Kollege und sein Partner beenden eigentlich kaum einen Fall, wo nicht wenigstens einer von beiden im Krankenhaus landet.“, erklärte sie und der Arzt musste grinsen. „So schlimm?“, wollte er wissen. Die Kriminalrätin lachte. „Nun ja, nicht ganz.“, erwiderte sie und ging dann zu Ben, der sich im Nachbarzimmer wieder ankleidete und dabei verhaltene, dumpfe Flüche ausstieß, als er die in Mitleidenschaft gezogenen Rippen zu sehr strapazierte.


    ...

  • „Ben?“, sprach sie ihren Kommissar an. Dieser drehte sich schlagartig um. Sofort war ein Knacken zu hören. Schmerz machte sich auf seinem Gesicht breit und seine Augen waren ungewöhnlich weit aufgerissen. „Oh, das hörte sich nicht gut an.“, meinte Kim und hatte ein anteilnehmendes Gesicht aufgesetzt. „Danke, ging mir auch schon mal besser.“, stöhnte er und entkrampfte sich langsam wieder. „Ben, konnten sie sehen, wer die Angreifer waren? Können Sie sie beschreiben?“, wollte Kim wissen. Vorsichtig zog sich Ben seinen Pullover über den Kopf, blieb aber im Rollkragen stecken. „Kommen sie, ich helfe ihnen.“, kam es fürsorglich von Kim und vorsichtig zog sie Ben den Pullover am Körper herunter, ohne ihn etwaige Schmerzen zuzufügen. „Danke.“, meinte Ben verlegen und sah Kim mit seinem smarten Blick an, wobei dieser gerade durch bläuliche Flecken in seinem gesamten Gesicht und einem weißen Pflaster über der Nase deutlich getrübt wurde. „Okay, haben sie die Kerle nun erkannt?“, wollte Kim wieder distanziert wissen.
    Ben sah sie an. „Diese Kerle werde ich so schnell nicht vergessen und das darf ich auch nicht. Ich werde sie jagen und sie dafür zur Rechenschaft ziehen.“, fauchte er und sah mit verbitterndem Gesicht zu Kim rüber. „Ben, sie werden nichts außerhalb des Gesetzes unternehmen. Wir werden jetzt zur PASt zurückfahren und sie werden von den Angreifern Phantombilder anfertigen, die wir dann zur Fahndung ausschreiben werden.“, ordnete Kim an. „Nein Chefin, diese Kerle arbeiten für Rolf Schneider, da bin ich mir sicher. Und den werde ich mir jetzt schnappen.“, zischte er. Als er seine Jacke überwerfen wollte, machten sich wieder die Schmerzen bemerkbar. Sofort sackte er etwas zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Keine Schwäche zeigen, nein, das wollte er nicht. „Herr Jäger, sie haben keinerlei Beweise gegen Schneider. Wenn sie auf bloßem Verdacht hinfahren, dann werden sie ihn nur aufscheuchen, wenn er wirklich etwas mit dem Fall zu tun hat. Aber warum sollte er seine eigenen Dealer ermorden?“, wollte Kim wissen und sah den Jungkommissar fragend an. „Das weiß ich nicht, aber ich werde es herausfinden.“, knurrte er und war im nächsten Moment zu seinem Wagen verschwunden. Kim schüttelte nur den Kopf und folgte ihm zum Parkplatz. „Herr Jäger, ich werde mitkommen.“, gab sie bekannt und stieg au der Beifahrerseite ein. Ben nickte und fuhr los. „Sie wissen, dass sie das nicht machen brauchen.“; meinte Ben nur und sah Kim an, während er über die Autobahn fuhr. „Ich weiß, aber sie sind verletzt und es wäre unverantwortlich, sie in dieser Situation ohne Begleitung arbeiten zu lassen.“, erwiderte sie und sah den Jungkommissar nur an. Ben erwiderte ein Lächeln und machte sich auf dem Weg zur Spedition von Rolf Schneider. Als sie vorfuhren, fuhr der Inhaber gerade weg. „Aber hallo, wer hat es denn da so eilig?“, rief Ben aus und tauchte unter. Kim tat es ihm gleich und beide warteten, bis der große, schwarze Wagen an ihnen vorbei war. „Und nun hinterher. Bin doch gespannt, wo Herr Schneider um die Zeit hin möchte.“, kam es lachend von Ben. Sofort setzte sich der Mercedes in Bewegung und folgte dem schwarzen Geländewagen.

  • Christian Acker sah aus seinem Büro auf den Campus hinaus. Der Schnee fiel noch immer sehr dicht und bedeckte die kahlen Bäume und hüllte alles in eine weiße Masse. Er sah auf seine Hand und drehte den Ring am Mittelfinger, ebenso gleichzeitig seinen Ehering. Was wollte dieser Polizist nur von Steven?, dachte er und sah dann, wie Steven mit seinem Posaunenkoffer über den Campus von der Musikaula zum Historischen Institut kam. Sofort stürzte er aus seinem Büro, die Treppen runter und fing den jungen Mann an der Tür ab, als er gerade das Haus betrat. „Herr Liniek, kommen sie bitte einmal mit in mein Büro.“, bat der Dozent aus Brandenburg den Jungen eindringlich. Dieser sah seinen Dozenten erschrocken an und folgte ihm in das Büro, wo einige alte Schwerter, Degen und Säbel an der Wand hingen und einige alte Helme aus dem frühen 17. Jahrhundert den Staub als neues Zuhause dienten. „Ist irgendwas nicht in Ordnung, Herr Doktor?“, wollte Steven wissen und ließ sich in den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken. „Herr Liniek, unser spezieller Gast, Herr Gerkhan, hat nach ihnen gefragt. Sollte ich da etwas wissen, was sich in unserer Bruderschaft negativ auf ihre derzeitige Stellung auswirkt?“, fragte er und sah den jungen Mann scharf an. Dieser zuckte zusammen und blickte sich ertappt in der Gegend umher. „Also hab ich es mir doch gedacht.“, murmelte Christian Acker und setzte sich auf seinen Chefsessel. „Wollen sie es mir nicht erzählen? Sie wissen, unsere Bruderschaft hat ein Schweigegelübde für alles, was ein Bruder einem Mitbruder erzählt. Also, was beschäftigt sie oder besser dich, denn im Moment sprechen wir als Brüder der alten Burschenschaft miteinander.“, erklärte er und sah, wie sich Stevens Gesicht erleichtert aufhellte.


    ...

  • Sascha hatte sich inzwischen mit seiner Theatertruppe getroffen. Noch immer zitterte er am ganzen Körper und Schweiß stürzte von seiner Stirn wie ein Wasserfall hinab. Die Entzugserscheinungen waren ganz deutlich spürbar. Doch der junge Student hatte sich fest vorgenommen, sich nichts anmerken zu lassen. Er ging in die große Aula, wo sie sich alle zu Shakespeares Hamlet versammelt hatten. „Mensch Sascha, da bist du ja endlich.“, knurrte ihn Cedric mit funkelnden Augen an. „Du weißt schon, dass du unser Hamlet bist und wir dich das ganze Stück über brauchen?“, giftete er. Mit glasigem Blick ging Sascha an diesem Großkotz, wie er fand, nur vorbei und begab sich auf die Bühne. „Okay... Schauspieler.“, stieß Cedric nur aus und ging dann zu seinem Regiepult vor der Bühne. „Gut, meine Lieben, wir probieren jetzt einmal Hamlets Monolog. Also Hamlet, dein Auftritt und bitte, dieses Mal ohne Pause und Aussetzer oder ich suche mir einen neuen Hauptdarsteller.“, drohte Cedric leise und sah auf die Textstellen in seinen Heft. „Okay Hamlet. Dein Auftritt.“, rief er auf die Bühne und sah mit professionellem, scharfen Blick jeglichen Schritt sich an. Sascha taumelte mehr oder weniger in seinem schwarzen Umhang, den er sich für die Probe übergeworfen hatte, auf die Bühne, trat dicht an den Rand und begann den Monolog. „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage: / Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil’ und... und ... und Schleudern / Des wütenden Geschicks erdulden, oder.. oder... oder“, er stockte und ließ den Kopf hängen zum Überlegen. Jeder sah, wie Cedric das Blut in den Kopf schoss. „oder / Sich waffnend gegen eine See von Plagen, / Durch Widerstand sie enden.“, vervollständigte der Amateurregisseur den Monolog von Sascha. „Genau... oder / Sich waffnend gegen eine See von Plagen, / Durch Widerstand sie enden. / Sterben – schlafen – / Nichts weiter! – und zu wissen, dass ein Schlaf / Das Herzweh und die tausend Stöße endet“, wieder ein Aussetzer und dieses Mal dauerte es aber Cedric zu lang. „Schluss! Genug! Man, es sind nur noch fünf Wochen bis zur Premiere und du kannst den wohl wichtigsten Monolog in der Theaterwelt nicht.“, schrie er Sascha an, der sich anschreien ließ. Wieder überrollte ihn eine Schmerzwelle. Sein ganzer Körper schien sich zerreißen zu wollen.

  • „Halt endlich die Klappe.“, schrie dann der junge Student und Schauspieler vor Schmerzen und mit Tränen in seinen Augen aus. „Du mit deinen ewigen Weisheiten und Vorschriften. Weißt du, was du mich kannst? Du kannst dir deinen Hamlet sonst wo reinschieben.“, fauchte Sascha, warf den Umhang von sich und rannte von der Bühne, ließ die anderen Schauspieler, Komparsen, Masken- und Bühnenbildner und eben Cedric den Regisseur mit einem verdutzten Gesicht zurück. Sascha rannte aus der Aula und suchte seinen Lieblingsort auf. Dort war er immer ungestört und hier lag auch immer was zur Nervenberuhigung. Er tastete in das kleine Versteck, doch es war leer. „NEIN!“, stieß er vor Schreck aus und tastete mehrmals, hastig und unkontrolliert. Doch es kam ihm nichts weiter in die Finger als kalte, eisig bissige Luft. Geschafft und vollkommen ohne jegliche Kraft ließ er sich in den Schnee sinken und kauerte sich zusammen. Was sollte er jetzt nur tun?


    Ben und Kim folgten dem Wagen bis zu einer verlassenen Werkhalle. In gebührendem Abstand hielten sie an und schalteten sofort die Lichter aus. „Und was jetzt?“, wollte Kim wissen. „Was wohl? Reingehen und nachsehen, wohin er geht.“, erwiderte Ben, als sie sahen, dass Rolf Schneider ausstieg und in die Werkhalle ging. „Ben, wir wissen nicht, wer da noch alles drin ist. Ich rufe Verstärkung und dann gehen wir rein.“, bestimmte sie und griff zum Funkgerät. Genervt verdrehte der Jungkommissar nur die Augen und stieg dann aus. Er wollte sich diesen Kerl bestimmt nicht entwischen lassen. Vorsichtig rannte er zur Tür vor und presste sich gegen die dreckige Ziegelmauer. Kim sah ihn hinterher. „Ben! Verdammt, dass der Kerl auch nie warten kann.“, stöhnte sie wütend und entsicherte ihre Waffe, nachdem sie den Funkspruch abgesetzt hatte und ging hinterher.


    ...

  • „Ben, sind sie sich eigentlich bewusst, dass wir hier ohne jegliche Beweise arbeiten?“, flüsterte sie und sah sich um, als sie Schneider ins Innere der Halle folgten. Der Jungkommissar verdrehte die Augen und sah sie nur an. „Frau Krüger, sie müssen wohl immer nach dem Gesetz arbeiten, oder?“, fragte er nur und ging dann weiter. „Es sichert uns immerhin die Grundlage, ihn später anklagen zu können.“, zischte sie zurück. Wieder verdrehte Ben die Augen und antwortete nicht sondern griff nur nach seiner Waffe und stieg die Treppe hinunter. Langsam kamen sie des Rätsels Lösung immer näher und näher, dachte er. „Macht schon... wir müssen uns ein anderes Versteck suchen. Ich will nicht riskieren, dass uns die Bullen hier doch noch aufstöbern.“, schimpfte Rolf Schneider seine Männer an und trieb sie vorwärts. Immer wieder sah er sich um. Der Laster war schon so gut wie voll. Dennoch galt es, alle Beweise zu vernichten. „Geht das nicht ein bisschen schneller?“, zischte er und sah immer wieder auf die Uhr. Ben und Kim standen hinter einem Stapel Kisten und beobachteten das Treiben, als plötzlich die Hölle losbrach. „Polizei... runter auf den Boden.“, schrieen schwarz gekleidete und vermummte Gestalten, die durch die Garagenöffnung und den anderen Eingängen in das Versteck strömten. Rolf Schneider flüchtete in den Gang, wo Ben und Kim warteten. „Den schnapp ich mir.“, fauchte er und machte sich bereit, ihn zu packen. Wie ein Tiger sprang er aus seinem Versteck und packte Schneider beim Kragen. „Na, wohin denn so eilig, Schneiderlein? Wolltest dich aus dem Staub machen?“, fragte Ben gehässig und siegessicher, doch so leicht ließ sich der Spediteur nicht festnehmen. Er warf seinen Kopf nach hinten und traf den Jungkommissar mitten auf die Nase. Benommen wich dieser zurück und ließ Schneider los. Da auch Kim dazukommen wollte, wehrte sich der Mann mit einem gekonnten Faustschlag und schaffte sich auch diese Gefahr vom Hals. Er rannte nach oben und sprang in seinen Wagen.

  • Ben rappelte sich auf und sprang die Stufen hinterher. „Schneider, bleiben sie stehen.“, schrie er und zielte mit der Waffe auf den wegfahrenden Wagen. Doch er war schon zu sehr außer Reichweite, als dass Ben ihn noch hätte erwischen können. „Verdammt.“, fauchte er nur, sprang dann aber, alle Schmerzen ignorierend, in seinen Wagen und folgte dem Flüchtigen auf die Autobahn. „So Freundchen, du entkommst mir nicht mehr.“, stieß Ben aus und fuhr einen rasanten Fahrstil. Da um diese Tageszeit viele Autos unterwegs waren, musste der Jungkommissar immer wieder abbremsen, beschleunigen und den anderen Autos durch Lichthupe zu verstehen geben, dass er im Einsatz war. Rolf Schneider waren die anderen Verkehrsteilnehmer vollkommen egal. Er zog wild nach links oder nach rechts rüber, schnitt die anderen Wagen und verursachte so manchen Crash. Blech kreiste und Metall schepperte, doch Ben wich gekonnt der gelegten Stolperfallen aus, die ihn sein Gegner absichtlich in den Weg legte. „So, jetzt pass mal auf, Schneiderlein.“, stieß Ben aus, zog seinen Wagen nach rechts auf den Standstreifen und stemmte sich regelrecht auf das Gaspedal rauf. Rolf Schneider sah nur noch, wie der Mercedes des Polizisten nach rechts verschwand. „Ha, dich hab ich wohl abgeschüttelt.“, lachte er, sah aber nicht in seinen rechten Außenspiegel. Triumphierend ließ er sich ein wenig im Tempo zurückfallen.
    Doch dann die Überraschung. Ben kam wie aus heiterem Himmel in die rechte Seite des großen Geländewagens geprescht und schaffte es, dass er sich zu drehen begann. Vollkommen überrascht von diesem Manöver, versuchte Rolf Schneider sein Auto wieder unter Kontrolle zu bringen. Es gelang ihm nicht und er landete mit der Motorhaube an der Mittelleitplanke und mit dem Kopf auf dem Lenkrad. Ben stellte sich mit seinem leicht beschädigten Mercedes vor dem Geländewagen quer, stieß seine Tür auf und rannte mit gezogener Waffe um den Wagen herum. „So, Schneiderlein, aussteigen und zwar ganz langsam.“, forderte der Jungkommissar, als er die Tür aufgerissen hatte und den vollkommen geschockten Spediteur ansah. Dessen Kopf war durch den Aufprall mit einer großen Platzwunde versehen und Blut rannte ihm über die Nase durch das Gesicht. Mit ausgestreckten Händen stieg er aus dem demolierten Wagen und ließ sich von Ben an die Seite drücken und die Hände auf den Rücken ziehen. Ben genoss es, diesem Mistkerl die metallischen Armbänder anlegen zu dürfen. „So, und jetzt werden wir uns über einen Doppelmord und schwere Körperverletzung unterhalten.“, meinte der Jungkommissar und stieß Schneider zum Mercedes vorwärts.


    ...

  • „Und so hab ich dann das getan, was ich getan hab.“, endete Steven mit seinem Bericht. Sein Dozent sah ihn nur an. „Und sie sind sich nicht über die Konsequenzen bewusst?“, wollte der Doktor wissen. Steven hob nur die Augenbrauen und sah seinen Gegenüber mit ratlosem Blick an. „Darüber hab ich mir keine Gedanken gemacht. Ich meine, es ging schließlich um das Leben meines Freundes. Für ihn würde ich alles tun. Wir sind so etwas wie Blutsbrüder. Das gleiche hätte er auch für mich getan.“, erwiderte Steven. Christian Acker lachte nur auf und sah seinen Studenten verständnisvoll an. „Gut, dann müssen sie damit leben.“, meinte er nur und stopfte seine Pfeife. „Ja, aber wo soll ich jetzt das Methadon herbekommen? Ich kann ihn doch nicht einen kalten Entzug durchstehen lassen.“, stieß Steven aus und sah seinen Verbindungsbruder nur flehend an. Dieser erwiderte den Blick und überlegte kurz. „Vielleicht kann ich da was für sie tun. Kommen sie in drei Tagen wieder.“, meinte er nur und brachte den jungen Mann zur Tür. Dankend blickte dieser den Dozenten an und verabschiedete sich und ging seines Weges.
    Christian Acker überlegte nun, wie er dem Jungen helfen konnte. Eigentlich war er ja nur Dozent und sollte diese jungen Menschen auf ihren späteren Beruf vorbereiten und so gut ausbilden, wie er nur konnte. Doch schon immer hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Schützlingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Und dieses Mal würde es genauso ablaufen. Er griff zum Telefon und wählte einen alten Freund aus Studientagen an. „Ja Robert, ich bin's. Ich brauch mal bitte deine Hilfe.“, meinte er und sah in den tiefgrauen, schneefallenden Himmel hinauf. „Christian, ich hab ja schon lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir Brandenburger Jung?“, wollte der Mann am anderen Ende der Leitung wissen. „Was kann ich für dich tun?“ „Tja, das ist ein bisschen schwierig zu erklären, aber ich brauche etwas von dir.“, erklärte der Dozent und fing dann an, alles zu erklären. „Okay, pass auf. Ich kann dir das Zeug besorgen. Kein Thema, aber dafür bist du mir was schuldig.“, meinte Robert nur. „Kein Ding. Danke, mein Freund.“, erwiderte Christian und legte auf, nachdem beide sich an einem Treffpunkt verabredet hatten.


    ...

  • „So, und jetzt will ich alles wissen, was sie mir zu sagen haben.“, fing Ben an, als er den Verhörraum in der Station der Autobahnpolizei betrat und sich Rolf Schneider, der inzwischen durch den Erste-Hilfe-Koffer verarztet wurde, gegenüber setzte und das Aufnahmegerät einschaltete. „Ich werde ihnen bestimmt nichts sagen, Jäger.“, schnauzte Schneider den Jungkommissar an. Doch Ben grinste gelassen und sah dem Festgenommenen nur in dessen Gesicht. „Och Schneiderlein, ich weiß, dass sie mich mögen und dass sie mir auch alles erzählen wollen.“, lächelte Ben falsch und griff ihn nur am Kragen, zog ihn zu sich ran und dröhnte dann mit tiefer, grollender Stimme. „Hören sie, wir wissen, dass sie in der alten Lagerhalle Drogen hergestellt haben und mit Sicherheit waren Konstantin Nieder und Jochen Mahlzahn zwei ihrer Lieferanten oder Vertreiber oder wie immer sie diese Arbeit auch nennen wollen. Also, es ist besser, sie kooperieren mit mir oder ich werde sehr, sehr ungemütlich.“ Seine Augen funkelten erbost und zürnend, doch das schien Schneider nicht allzu sehr zu beeindrucken. Er lächelte nur und lehnte sich im Stuhl zurück. „Wissen sie was, Herr Jäger, sie sind wie ein zahnloser Bluthund. Sie bellen nur und beißen tun sie nicht.“, stichelte Schneider. Ben packte den Kerl wieder am Kragen und zog ihn mit dem Gesicht auf den Tisch. „Hör mal zu, ich hab hier eine Menge Beweise, dass du für mindestens zehn Jahre in den Bau wanderst.“, fauchte Ben und sah auf, als Kim ins Zimmer kam. „Jäger, kommen sie mal bitte.“, forderte sie und ging mit Ben in den Nachbarraum. Von dort aus konnten sie sehen, was Schneider tat.


    „Ben, sie können ihm kein Geständnis aus dem Bauch herausprügeln.“, meinte Kim zu ihrem Kommissar. Ben atmete nur schwer durch und wischte sich durch den Haaren. „Frau Krüger, wir haben doch genug Beweise gegen ihn. Die Aussagen der festgenommenen Männer bestätigen, dass sie dort unten alle möglichen Drogen hergestellt haben und in dieser Minute durchsucht das LKA die Büros von Schneiderlein.“, erwiderte Ben mit gedämpfter, emotionsgeladener Stimme. „Das weiß ich, Ben. Doch für die beiden Morde werden sie ihn kaum belangen können, denn eines haben sie vollkommen übersehen.“, meinte sie und sofort sahen sie zwei wutgeladene, braune Augen an. „Das wäre?“, wollte der Jungkommissar mit tobender Stimme wissen. „Das Motiv. Warum sollte er seine beiden Dealer umbringen? Oder hat die Wohnungsdurchsuchung etwas ergeben, dass sie dem Mann Geld unterschlagen haben?“, fragte Kim. Nickend musste Ben doch zustimmen. Bisher hatte die KTU nichts dergleichen bei den beiden Toten gefunden. Doch wo war dann der Mörder zu suchen, wenn nicht in der Drogenszenerie?

  • Vollkommen in Gedanken versunken, stand Semir an seinem großen Fenster im Wohnzimmer und sah in den fallenden Schnee hinaus. Tiefe, eisige Dunkelheit hatte sich um das Haus der Gerkhans gelegt. „Schatz, du bist heute so still gewesen. Ist irgendwas oder grübelst du schon wieder über einen Fall nach?“, wollte Andrea wissen, als sie sah, dass ihr Mann vollkommen geistesabwesend vor dem Fenster stand. Semir drehte sich um und sah die verliebten Blicke seiner Frau. „Eigentlich dachte ich, das werden entspannte Tag an der Uni. Doch irgendwie scheint das Leben einiger Studenten mit einem Doppelmord zusammenzuhängen, so denke ich jedenfalls.“, meinte Semir und sah in das entsetzte Gesicht seiner Frau. „Semir, du solltest doch eigentlich eine Vorlesung in Kriminologie halten und den jungen Leuten beibringen, wie die Polizei arbeitet und nicht, wie sei einen Mord begehen können.“, lachte sie dann scherzhaft. Grinsend wischte Semir seiner Frau durch das Gesicht. „Hey, ich bin mir keiner Schuld bewusst.“, lachte er und dachte wieder an den Fall, während er seine Frau in den Arm nahm. „Was meinst du, kann der Fall hier unten bleiben, während wir ins Bett gehen und türkisch kuscheln?“, wollte Andrea mit schelmischem Grinsen wissen. Erstaunt zog er seine Augenbraue hoch. „Meinst du, das dürfen wir noch?“, fragte er und legte seine Hand auf ihren schon leicht sichtbaren Bauch. Sie nahm nur seine Hand und führte sie zu ihrer Wange, ließ sie an ihr entlang streichen und führte ihren Mann dann die Treppen in das gemeinsame Schlafzimmer.


    Der nächste Morgen kam und Semir fuhr, bevor er in die Universität wollte, noch ins Büro fahren und sich mit Ben über den Fall unterhalten. Er parkte seinen BMW auf dem großen Parkplatz, direkt vor der Tür der Polizeistation und ging mit schnellen, hastigen Schritten durch den Schnee ins Büro hinein. Er kam in das leere Büro und grinste. Ben war scheinbar noch nicht aus den Federn gesprungen. „Morgen Semir.“, ertönte es dann aber hinter dem Deutschtürken und dieser drehte sich schlagartig um. „Was machst du denn hier?“, wollte Ben wissen, als er mit einem frisch gebrühten Kaffee und einem verpackten Sandwich ins Büro zurückkam. Semir sah ihm hinterher, wie er sich in seinen Stuhl setzte und ihn dann ansah. „Ben, was ist mit dem Fall? Habt ihr schon einen Täter?“, wollte er wissen. Der Jungkommissar stöhnte auf und nippte an seinem Kaffee. „Ich komm einfach nicht weiter.“, stieß er genervt aus und packte mit genervten Griffen das Sandwich aus der Umhüllung aus und biss herzlichst hinein. Semir nickte nur. „Erzähl mir doch mal, was du schon gefunden hast?“, wollte Semir wissen.


    ...

  • Ben lehnte sich zurück und fing an, zu erzählen. „Okay, pass auf. Hartmut meint, dass die Opfer mit ein und derselben Waffe erschossen wurde, wir also einen Täter suchen. Aber ich habe keine Ahnung, wo wir ihn suchen sollen.“, gestand der Jungkommissar. Semir nickte nur kurz. „Was ist mit dem Gespräch, von dem ich dir erzählt habe? Ich bin sicher, dass es eine Verbindung zu den Morden und diesem Gespräch geben muss.“, erklärte Semir nur. Ben zog beide Augenbrauen hoch, schaute seinen Partner ungläubig an. „Die einzige Verbindung, die wir haben, ist, dass Jochen Mahlzahn Student an der Universität Köln war.“, gab er bekannt und warf die Notiz achtlos auf einen Aktenstapel zurück.


    Semir stutzte und nahm die Notiz in die Hand. „Moment mal, den Namen hab ich doch schon irgendwo gelesen.“, meinte er nur und nahm seine Unterlagen aus seiner Tasche, wühlte darin aufgeregt herum. Ben sah dem ganzen Treiben seines Kollegen mit verwunderten Blicken zu. „Semir, hast du irgendwas?“, wollte Ben wissen und sah, wie Semir grinste. „Ich hab's. Ben, ich hab's.“, stieß er aus und warf Ben eine Liste hin. Dieser nahm sie interessiert auf und las die aufgeschlagene Seite durch. Es war eine der Listen, die Dozenten austeilten, um die Anwesenheit ihrer Studenten zu überprüfen. Wirklich las der Jungkommissar dort den Namen Jochen Mahlzahn. „Schön, das ist aber kein Beweis dafür, dass es der Tote ist.“, erwiderte er und sah nur, dass Semir mit den Augen rollte. „Habt ihr einen Ausweis, eine Chipkarte von der Uni bei ihm gefunden?“, wollte er wissen. Sein Partner lehnte sich nach hinten, griff in eine untere Schublade seines Schreibtisches und holte eine Plastiktüte mit den persönlichen Sachen des toten Jochen Mahlzahns hervor. „Hier, das ist alles, was wir gefunden haben.“, meinte Ben und biss wieder in sein Sandwich hinein. Sofort griff der Deutschtürke zu, schüttete die Tüte vor sich auf dem Tisch aus und nahm das Portemonnaie heraus. Als er fand, was er suchte, strahlte er über beide Wangen. „Ich hab's. Man, ich bin so gut.“, stieß er aus und hielt einen Ausweis in die Luft.


    ...

  • „Sag mal, hat dich der Teufel geritten oder was ist lost?“, stieß Ben erschrocken aus, als Semir aufgesprungen war und wie ein Verrückter um seinen Tisch herumtanzte. „Man, hier die Matrikelnummer... Vergleich die mal mit der Liste.“, forderte der erfahrene Kriminalhauptkommissar von seinem Partner. Dieser rollte mit den Augen und verglich den Lichtbildausweis der Uni mit der Liste. „Gut, also, er war an der Uni. Moment mal...“, stieß Ben aus und kam auf Semir zu. „Du meinst, die Lösung des Falles ist an der Uni zu suchen und Schneiderlein hat mit den Morden gar nichts zu tun.“, meinte er und nickend stimmte Semir zu. „Überleg doch mal. Das Gespräch, von dem ich dir erzählt habe, da ging es um einen Gefallen, dem ein Freund einem anderen getan hat, der aber nicht darüber glücklich war. Was, wenn dieser zweite, also, der, der dem Freund den Gefallen getan hat, die beiden Dealer umgebracht hat?“, schlussfolgerte Semir. „Das sind Vermutungen. Konntest du rausfinden, wer das in der Bibliothek war?“, wollte Ben wissen. „Ich hab da eine Vermutung, konnte aber noch nicht mit ihm sprechen. Pass auf, ich habe gleich Vorlesung. Wir treffen uns wieder um 16 Uhr hier im Büro. Vielleicht weiß ich bis dahin schon etwas.“, meinte Semir und verließ die PASt.


    Steven saß mit einem komischen Gefühl in der Vorlesung. Immer wieder hatte er das Gefühl, von Semir beobachtet zu werden oder irrte er sich da? Ahnte der Polizist etwas? Was hatte er in der letzten Veranstaltung gesagt, man entwickelt einen sechsten Sinn für die Unwahrheit. War er so ein offenes Buch? Er nahm sich vor, gleich im Gewimmel der Studenten unterzugehen und schnell aus dem Raum zu verschwinden. „Und damit, meine Damen und Herren, will ich es für heute gut sein lassen. Wir sehen uns dann in alter Frische nächstes Mal wieder.“, beendete Semir die Sitzung und das Plenum klopfte auf die Tische. Schnell machte sich Steven daran, seine Sachen zu packen und in der Masse unterzutauchen. Doch dann packte ihn eine Hand und zog ihn zur Seite. „Steven, ich würde mich gerne mal mit dir unterhalten.“, meinte Semir mit ernstem Gesicht. Der Student stand da und fühlte, wie ihn sein Schweiß die Stirn entlang rollte. Sein Herz pochte und das Auge zuckte verdächtig auf. „Gibt es einen besonderen Grund?“, fragte er dann, als er endlich seine Stimme wiedergefunden hatte. Doch Semir ließ ihn nicht los und er ließ sich auch nicht durch das Lächeln des jungen Mannes erweichen. Sie warteten, bis alle aus dem Vorlesungssaal waren. Mit einem Blick versicherte sich Semir, dass niemand mehr da war und schloss dann die Tür, bevor er zu Steven zurückging, der sichtlich nervös und sich die Hände knetend, am Pult stand und auf ihn wartete.

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