Das Gold der Mönche

  • Mai 1636


    Sie stürmten in das Kloster Heisterbach, durchbrachen das große, schwere Eichentor und schrieen wie die Furien. Die Soldaten schossen wild um sich, ließen die Säbel über ihren Kopf kreisen und schlugen unbarmherzig auf die Priester ein. Europa befindet sich im großen Krieg, dem Dreißigjährigen Krieg, der längste religiös motivierte Konflikt in der Geschichte der Menschheit. Bernhard sah aus dem Fenster und schloss es schnell wieder, als eine Kugel in die Fensterscheibe einschlug. „Herr, beschütz uns und unsere Brüder vor den Wüten der Soldateska.“, betete der Mönch und sah auf den Wandschmuck, das goldene Kruzifix und der goldene Bibelständer. Das und die vielen Goldmünzen, die in den beiden Truhen unter dem Altar versteckt waren. „Schnell Antonius,“, rief er seinem jungen Novizen zu, „wir müssen die ganzen Sachen Gottes in Sicherheit bringen.“ Schnell griffen sie sich die Truhen, das andere Zeug und schafften alles in den Klostergarten hinaus. Keine Minute zu früh, denn im nächsten Moment kamen kaiserliche Söldner in die kleine Kapelle und legten Feuer. Sie durchsuchten alles, doch dann sahen sie durch das Fenster den Mönch und den jungen Novizen. „Die verschwinden. Hinterher.“, schrie der Hauptmann und sofort verschwanden die Soldaten wieder, rannten hinter den Mönchen her und sahen den jungen Novizen. Beide kamen aus den Wald. „Schnell Pater, laufen sie.“, forderte der Junge und nahm eine Schaufel, um sich gegen die drei Soldaten zu wehren. „Nein, lauf du, Junge.“, forderte der Pater und riss dem Jungen den Spaten aus der Hand. „Lauf... Lauf.“, rief er ihm nach und der Junge lief, geriet außer Reichweite der Soldateska, versteckte sich in ein Erdloch. Doch er konnte den Blick nicht vom Pater wenden. Den ersten Soldaten konnte der alte Mann in der Kutte noch abwehren, doch dann wurde er von einer Hellebarde, einer langen Stangenaxt mit großer Spitze, durchbohrt und der Kopf wurde ihm von den Schultern geschlagen. Damit nicht genug. Die Soldaten banden den Körper an ein Pferd und schleiften ihn um das ganze Klostergelände. Er wurde mit den anderen Erschlagenen in die Bäume gehängt oder an große Kreuze geschlagen. Das Kloster brannte vollkommen aus. Zurück blieben nur Ruinen. Der junge Novize konnte entkommen und schrieb später seine Erlebnisse nieder. Und er zeichnete eine Karte von dem vergrabenen Schätzen.


    September 2009

    Max Baumbach war damit beschäftigt, die Akten aus dem verschütteten Kölner Stadtarchiv zu bergen und zu rekonstruieren. Dabei fiel ihm ein kleines, verschlossenes Lederbuch in die Hände, dass er in den Seiten einer alten Dürerbibel gefunden hatte. Die Seiten der Bibel waren so durchtrennt, dass man darin das Buch versteckt hatte. Der Verschluss der Bibel schien lange nicht geöffnet worden zu sein und hatte sich durch die Verschüttung deformiert. „Dies ist ein Buch des Schreckens. Es birgt ein großes Geheimnis. Wer es lüftet, ist ein gemachter Mann.“, las er in der Einleitung. Sofort schlug der das Buch wieder zu. Das war eine Sensation. Eine Handschrift aus dem Dreißigjährigen Krieg, das war eine Sensation und dann noch mit einer Karte. Der junge Student konnte es noch gar nicht fassen. Er musste sofort seinem Professor davon berichten.
    Arthur Herrmann, Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit, saß in seinem Büro und sah auf, als die Tür aufsprang. „Herr Professor, ich muss sie dringend sprechen.“, kam es keuchend von Max. „Langsam, langsam, junger Freund.“, stieß der Professor aus und legte sein Monokel weg. „Was haben sie denn?“, wollte er wissen und polierte sein Augenglas. „Hier... das habe ich gefunden.“, erwiderte er und legte ihm das kleine Buch auf den Tisch. Voller Freude wartete der junge Historiker auf die Reaktion seines Chefs. Dieser nahm das Buch in die Hand und schlug es auf. Auch er las das Vorwort. Schlagartig schloss er es und drückte den Verschluss wieder zu. „Das ist eine Sensation. Sehr gut... Sehr, sehr gut.“, erwiderte der Historiker und legte das Buch in den Tresor. „Jetzt machen sie mir ihrer Arbeit weiter. Wir werden uns darum nach Feierabend kümmern. Machen sie im Archiv weiter. Wir müssen noch viele Akten durchsehen und rekonstruieren.“, bat er seinen studentischen Mitarbeiter und dieser ging zurück an die Arbeit.


    ...

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  • Semir und Ben standen am Wagen und hatten die Papiere des Fahrers in der Hand. „Gehen sie mal auf der Linie lang... mit ausgestreckten Armen.“, forderte Ben und hatte den Führerschein des Mannes in seiner Hand. Dieser verdrehte nur die Augen und lief, wie der Beamte es verlangte, auf der Linie des Standstreifen entlang und wieder zurück. Semir überprüfte die Papiere und war damit am Funk beschäftigt. „Ja Susanne... ich bin's. Überprüf doch mal bitte folgende Adresse...“, Semir gab die Daten durch und ließ seinen Partner und den Mann alleine. „War es das? Kann ich weiterfahren?“, knurrte der Mann und sah Ben wütend an. Dieser grinste nur, nahm die Fahrzeugpapiere und den Führerschein und hielt sie ihm vor die Nase. „Wissen sie, warum wir sie angehalten haben?“, wollte er wissen und dem Mann wurde es alsbald zu bunt. Er sah zu Semir, der beschäftigt am Funk hing und nicht sonderlich auf ihn und seinen Kollegen achtete. „Nein und es ist mir auch egal... hören sie, können wir das nicht vernünftig regeln?“, fragte er und wollte seine Brieftasche hervorholen, doch Ben packte ihn am Arm. „Soll das ein Bestechungsversuch sein? Darauf reagiere ich sehr allergisch. Also weiter... machen wir doch gleich eine Alkoholkontrolle.“, grinste Ben und zog das berühmte Blasgerät hervor, doch das war ein Fehler.
    Jetzt reichte es dem Mann. Er packte Ben am Arm und schlug mit geballter Kraft zu. Bens Kopf, sein ganzer Körper flog nach hinten und landete auf dem Asphalt. Der Mann nahm seine Papiere und ging zur Fahrertür, doch Ben ergriff sein Bein und hielt ihn daran fest. „Lass mich los.“, fauchte er und trat mit dem Fuß gegen Bens Kinn. Dieser schrie auf und jetzt erst bemerkte Semir, was vor sich ging. „Hey!!“, schrie er und schmiss das Mikro zurück auf den Sitz. Doch es war zu spät. Der Mann war schon in seinen Wagen gestiegen und brauste davon. „Hast du was verloren oder was suchst du da auf dem Boden?“, wollte Semir wissen und streckte die Hand nach seinem Partner aus. „Ne Semir, eigentlich ist mir nur mein Euro fürs Mittagessen runtergefallen und ich wollte ihn suchen.“, meinte Ben mit lässiger Stimme, dann packte er die Hand und zog sich an Semir hoch. „Los schnappen wir ihn uns.“, fauchte er und beide rannten zum Wagen. Sofort startete der Wagen und sie holten den unverschämten Raser schnell ein.


    Der Fahrer sah schnell, dass die Polizei näher kam. „Shit.“, stieß er aus und trat weiter aufs Gaspedal. Sein Wagen schnellte vorwärts und er überholte die vielen Wagen des Feierabendverkehrs. Viele Wagen hupten, als sie von dem Opel geschnitten wurden und der BMW hinterher kam. Semir lenkte links, wich den Wagen rechts aus. „Vorsicht, Vorsicht.“, rief Ben aus. „Ich weiß, wie ich zu fahren habe. Ich frag dich schon, wenn ich ein Navi brauche.“, zischte Semir und sah seinen Partner nur an. „Wirklich?“, fragte Ben und sah seinen Kollegen mit schiefem Kopf an. „Jaaa.“, meinte Semir nur und verfolgte den Mann weiter. Doch dieser schien sich bestens mit Fahrkünsten auszukennen. Gekonnt schlängelte er sich auch durch die kleinste Lücke, die sich ihm bot und die Fahrzeuge, die von ihm bedrängt wurden, stellten sich meist quer oder bremsten abrupt ab. „Verdammt, der Junge ist gut. Weshalb haben wir ihn noch einmal angehalten?“, wollte Semir wissen und zog seinen Wagen scharf nach rechts links rüber, wobei Bens Kopf gegen die Scheibe flog. Stöhnend vernahm er den kurzen Schmerz und sah Semir nur an. „Weil dir sein Rücklicht nicht gefiel.“, erwiderte Ben nur. „Hey, ich hab nicht die Kelle rausgehalten.“, erwiderte Semir und riss wieder das Lenkrad rum. „Klar, du musstest ja auch fahren. Weißt du, früher hat man ja beides gekonnt.“, stichelte Ben zurück. „Ach ja.... wenn die Krüger erfährt, dass wir wegen einem defekten Bremslicht wieder die halbe Autobahn geschrottet haben, dann können wir uns den Urlaub über das Wochenende abschminken.“, knurrte Semir. „Auch wieder richtig.“, musste Ben klein beigeben. „Dann sieh mal zu, dass du unseren Urlaub rettest. Apropos, was hat den eigentlich Andrea dazu gesagt, dass wir übers Wochenende in die Wälder fahren?“, wollte Ben wissen. Semir sah ihn nur schiel an. „Nichts, sie ist bei Schwiegereltern und das Haus steht dann sowieso alleine.“, erwiderte er. „Du hast ihr also quasi nicht gesagt, was wir vorhaben, oder?“, kam es schlagartig von Ben. „Hey, ich bin der Herr im Haus, klar? Ich hab zu Hause die Hosen an. Da werde ich ja wohl noch ein Wochenende in der Natur verbringen dürfen, ohne meine Frau gleich um Erlaubnis fragen zu müssen.“ „Klar.“ „Ja... klar.“, knurrte Semir und damit war die Diskussion beendet.


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  • Der verfolgte Wagen war nur noch wenige Meter vor ihnen und sah, dass die Polizei ihm immer näher auf die Pelle rückte. „Verdammt, die sind aber hartnäckig heute.“, zischte er und sah dann vor sich, dass eine Baustelle kam und sich schon die Autos stauten. „Verdammt, kommt aber auch immer alles zur selben Zeit.“, fluchte er und schlug aufs Lenkrad. Jetzt machte sich langsam Panik in ihm breit. Denn es war ihm klar, dass er, sollte er die Baustelle erreichen, von der Polizei geschnappt wurde. Er zog seinen Wagen auf die rechte Spur und fuhr auf dem Standstreifen weiter. „Verdammt, was macht der denn? Da kommt doch gleich die Baustelle.“, zischte Semir und lenkte seinen Wagen ebenfalls auf die rechte Spur, versuchte an dem Wagen vorbei zu kommen. Doch er schaffte es nicht. „So, jetzt reicht es mir.“, zischte Ben und kurbelte das Fenster runter. Er entsicherte seine Waffe und zielte auf den hinteren, rechten Reifen des Wagens. „Ich hoffe, du weißt, was du da tust.“, kam von Semir und Ben schoss. „Verdammt, daneben...“, fluchte er. „Kannst du nicht mehr richtig schießen?“, lachte Semir. „Kannst du nicht mehr richtig fahren?“, erwiderte Ben und legte erneut an. Wieder schoss er und dieses Mal saß der Schuss. Der Wagen kam ins Schliddern und rutschte in den Grünstreifen ab, durchschoss einige Sträucher und kam an einem Sandhaufen zum Stehen. „Na also, das war's dann.“, meinte Ben und kletterte zurück in den Wagen. Semir brachte seinen Wagen an der Böschung zum Stehen. „Los, holen wir uns das Schwein.“, knurrte Ben und war als erster unten am Sandhaufen. Der Fahrer hatte sich aus seinem Auto befreit und sah verschwommen, er hatte Blut in den Augen und kniff sie zu, dass sich zwei Gestalten näherten, die eine davon war ziemlich groß und schien sehr, sehr wütend zu sein. „Oh je.“, meinte er nur und sah etwas schnelle auf sich zukommen. Dann ging er wie ein gefällter Baum zu Boden. „So, das war's, Junge.“, fauchte Ben und schüttelte sich seine Faust. „Man, du bist aber wütend.“, bemerkte Semir und klopfte Ben auf die Schulter, während er dem Mann die Handschellen anlegte. „Oh ja... demoliert mir einfach meine Nase.“, fauchte er und zog den Mann hoch. „Und das vor unserem Wochenende.“, lachte er und brachte ihn zum Wagen. Semir schüttelte den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass dieses Mal nichts ernsteres passiert war. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dachte er noch und sah zum verunglückten Wagen. Doch dann ... ein Feuerstoß und der Wagen überschlug sich abermals, blieb dann auf dem Dach liegen und brannte völlig aus. „Ups, da habe ich mich wohl geirrt.“, dachte er und hatte die Augen weit aufgerissen, ebenso wie Ben, als er sah, dass das Auto sich in einen fliegendes Feuerwerk verwandelt hatte. „Na wenigstens ist es nicht unser Wagen.“, meinte Ben dann schulterzuckend und Semir konnte nur zustimmen.


    Max Baumbach und Arthur Herrmann hatten am Abend endlich Feierabend und das Buch vor der Nase. „Das ist eine wahre Sensation, mein Junge. Wir müssen sehr vorsichtig damit sein, es ist sehr zerbrechlich.“, meinte der alte Mann und zog sich seine weißen Handschuhe an, damit der Schweiß der Handflächen nicht das Papier und die schwarze Tinte beschädigte. „Was könnte das hier sein, Professor?“, wollte Max wissen und deutete mit seinen ebenfalls in Handschuhen gehüllte Finger auf eine Kritzelei am Rande. „Das?“, wollte der Mann wissen und sah sich die Federführung genauer an. „Oh mein Gott... eine Sensation mein Junge, wir haben hier eine wahrhaftige Sensation vor uns.“, stieß er aus und jubelte so laut, dass die halbe Bibliothek wackelte. „Was ist es, Professor?“, wollte sein Student wissen. „Eine Schatzkarte. Der Autor beschreibt hier die Ereignisse vom 05. Mai 1636, als das Kloster Heisterbach von kaiserlichen Söldnern überfallen und geplündert wurde. Einer Legende nach, soll der Abt des Klosters den gesamten Schatz genommen und im Klosterwald, unter einer alten Linde vergraben haben. Er rettete seinen Novizen, indem er sich den Söldnern entgegenstellte. Trotzt der Folter, die sie ihm unterzogen, gab er den Schatz nicht frei und man glaubte, dass all die Kostbarkeiten für immer verloren seien. Doch nun können wir sie heben. Mit dieser Schrift und dieser Karte können wir auf Schatzsuche gehen.“, freute er sich und auch der junge Student war voller Begeisterung, denn es würde sich positiv auf seine spätere Karriere auswirken.
    „Herr Herrmann, sehen sie mal, was hier am Ende steht.“, machte Max seinen Professor auf einige letzten gekritzelten Zeilen am Ende der Seite aufmerksam. Sofort setzte sich der Mann wieder seine Brille auf die Nase und las die letzten Zeilen. „Das scheint ein Hinweis zu sein. Pass auf... Höret, jeder, der den Schatz, der mit Blut gerettet wurde, versucht, aus niederen, gierigen und geldhungrigen Gründen zu bergen, wird mit seinem Blut bezahlen. Lasset die Gier euch nicht regieren. Sucht das Gold, aber lasst es nicht euer Herz regieren. Führt dem Schatz einen guten Sinne zu. Lasst unseren Tod nicht sinnlos gewesen sein.“, las der Professor und nahm dann wieder seine Brille von der Nase. „Das ist eine Warnung. Wir sollten sie genau befolgen. Aber komm, wir wollen uns morgen um alles weitere kümmern.“, meinte der alte Akademiker und strich seinem Studenten kurz und kollegial über den Kopf. Dieser nickte. Keiner der beiden ahnte, dass sie belauscht worden waren. Die Gestalt verbarg sich schnell wieder, als beide an den Regalen vorbei gingen. „Hier, bewahre du es auf. Du hast es gefunden.“, meinte Herrmann und verabschiedete seinen Studenten, der das Buch vorsichtig in seine Umhängetasche gleiten ließ. Der Zuhörer bekam davon aber nichts mit. Er wählte eine Nummer auf seinem Handy und sah den beiden mit gefährlichem Blick nach. „Ich bin's. Hast du Lust, dir eine Menge Geld zu verdienen? Gut, dann treffen wir uns in einer halben Stunde vorm Uni-Café.“, meinte er zu seinem Gesprächspartner und legte dann wieder auf. Das würde noch ein sehr unfeiner Abend für jemanden werden.


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  • Kim sah Ben und Semir an, als sie bei ihr im Büro standen und die Berichte vorgelegt hatten. „Nun, meine Herren... was soll ich davon halten?“, fragte sie und nahm sich einen Bericht vor. Sie schlug ihn auf. „Wir überprüften einen Wagen aufgrund eines defekten Rücklichtes... und dann hier am Ende... der Wagen überlebte die Begegnung mit uns nicht... Was war das für eine Begegnung?“, wollte sie unverzüglich wissen und lehnte sich weit nach hinten. Ben sah zu Semir und Semir zu Kim. „Nun, wie es im Bericht steht. Eigentlich nichts besonderes.“, meinte er mit lässigem Gesicht und Ben grinste nur. „Ich will von ihnen sofort wissen, was das heißt... er hat die Begegnung nicht überlebt. Haben sie etwa auf den Wagen geschossen und ihn in den Graben gedrängt?“, fauchte sie und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Nun ja... was sollten wir machen? Da war die Baustelle und der Kerl wollte ums Verrecken nicht anhalten.“, meinte Ben und zuckte nur mit den Schultern. „Ach und da schießen sie einfach auf ihn ja?“, schnaubte Kim und sah die beiden Kommissare nur an. „Was wollen sie, Chefin? Wir haben ihn doch in Gewahrsam genommen und jetzt kann er nicht einmal mehr Auto fahren.“, lachte Semir nur und Ben stimmte grinsend ein. Die Chefin schüttelte nur den Kopf. „Was soll ich jetzt ihrer Meinung nach machen?“, wollte sie wissen und warf den Bericht zurück auf den Tisch. Sie seufzte laut und lehnte sich erneut im Sessel zurück. „Was soll ich jetzt machen?“, fragte sie erneut. „Sie haben schon wieder einen Wagen demoliert...“ „Aber es war nicht unser eigener.“, warf Semir ein. Kim wurde still und wenn sie still wurde, hieß es, dass sie wütend war, sehr wütend. „Raus... und genießen sie ihr freies, verlängertes Wochenende... Danach werden ich mir jeden Tag eine Strafe für sie einfallen lassen... von Verkehrsüberwachung in Uniform bis zu alten Rentnern über die Straße helfen... ist das klar?“, fauchte sie und die Beiden nickten geknickt, verließen dann das Büro und schlossen vorsichtig die Tür.
    „Na wenigstens hat sie uns unser Wochenende gelassen.“, grinste Ben. Semir nickte zustimmend. „Ich hol dich morgen um punkt acht ab. Dann fahren wir los.“, meinte er und beide gingen in ihr Büro. Der Tag war noch nicht zu Ende. Noch ging ihr Dienst dreieinhalb Stunden und in diesen verbleibenden Stunden sollten sie auch noch so manche unangenehme Überraschung erleben.


    Arthur Herrmann fuhr auf der Autobahn Richtung Leverkusen, unweit von Köln. Er war müde und sah dabei weder in den Rückspiegel noch anderweitig hinter sich. Er hätte sicherlich seinen Verfolger bemerkt, doch er tat es nicht. Herrmann schaltete das Radio ein und ließ sich durch die Musik mitreißen. Ach, gleich war er zu Hause und dann konnte er mit seiner kleinen Enkelin spielen. Das Mädchen war doch zu süß. Gerade vor acht Monaten hatte seine Tochter ihm eine Enkelin geschenkt. Das war das größte, seitdem ihm seine Frau vor acht Jahren weggestorben war. Sie war eine derjenigen, die als Korrespondenzhelferin in den USA war, als die Flugzeuge in die Twintowers geflogen sind. Sie konnte ihre Kollegen noch rausbringen, doch sich selbst schaffte sie nicht mehr zu retten. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Immer wenn er an diesen Schreckenstag im September 2001 zurückdachte, überkam ihm die Wut und die zornige Traurigkeit, die ihn von da an beherrschte. Er dachte viel an seine Frau und er wusste, dass sie immer bei ihm war. In ein paar Monaten würde er sich in die Pension und in allen Ehren von der akademischen Laufbahn verabschieden. Dieses Buch, was Max Baumbach gefunden hatte, war eine Sensation und ein guter Karriereabschluss für ihn, dachte er und merkte nicht, wie sich ein schwarzer Mercedes schnell von hinten genähert hatte.
    „Okay, wir halten ihn an und nehmen ihm das Buch ab.“, lachte Boris und sah seinen Kumpel an. Oliver nickte. „Wie wollen wir das machen? Kugel in den Kopf und dann durchsuchen oder was?“, fragte er nur. „Nein... ich hab doch diese Kelle hier im Internet erworben. Und dazu die falschen Ausweise. Das klappt schon.“, lachte Boris und ließ das Fenster runter. Oliver überholte den Wagen des Professors auf der linken Seite. Boris hob die Kelle und der Professor reagierte, wie es die Beiden erwartet hatten. „Verdammt, was hab ich denn falsch gemacht?“, fluchte Herrmann nur und sah auf die Kelle, die vor seiner Nase herumwedelte. Er fuhr mit dem Wagen auf den nächsten Rastplatz und beide Fahrzeuge kamen langsam zum stehen. Oliver und Boris stiegen aus, gingen auf den Wagen des Professors zu.


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  • Zur gleichen Zeit kamen Ben und Semir auf demselben Rastplatz an. „Man, ich bin froh, wenn wir morgen in den Urlaub fahren können.“, stöhnte Ben und stieg aus, setzte sich auf eine Bank und nahm sein letztes Sandwichbrötchen in die Hand. Er biss mit herzhaftem Hunger hinein. Semir kam zu ihm und nahm seine Thermoskanne hervor. Der Deutschtürke konnte seinem Partner nur zustimmen. „Nur noch 45 Minuten und dann haben wir es hinter uns gebracht.“, meinte er und drehte den Deckel auf. Das braune Gesöff ergoss sich in den Trinkdeckel und beide teilten sich brüderlich ihre Speisen. Semir biss in das Brötchen von Ben, dass dieser ihm hinhielt und Ben ließ sich von Semir das Trinken zum Mund führen. Es sah witzig aus. Wie zwei Kinder, die durch dick und dünn gingen. „Und, was werden wir morgen machen?“, fragte Ben und sah Semir mit kauendem Mund an. „Wir? Also, ich hole dich morgen früh ab. Dann laden wir die Sachen ein und auf geht’s.“, erklärte Semir kauend. Ben verschluckte sich fast. „Bitte, was war das? Früh?“, kam es stockend von Ben und er hustete. „Ja sicher oder hast du gedacht, ich warte, bis der Herr ausgeschlafen hat?“, lachte Semir und schluckte seinen letzten Rest Kaffee hinunter. „Womit hab ich das verdient?“, stöhnte Ben nur und sah dann zu einem Wagen hinüber, der dort stand.
    „Was kann ich für sie tun, meine Herren?“, wollte Herrmann wissen und ließ das Fenster runter. Die beiden angeblichen Polizisten kamen auf ihn zu und sofort sah der Mann in die Mündung einer Pistole. „Keinen Mucks oder ich blase dir das Hirn weg.“, stieß Boris aus und öffnete die Fahrertür, zerrte den Mann raus. „Los, wo ist es?“, schrie er und stieß den alten Herren an das Auto. „Wo ist was?“, zitterte der Akademiker und hob erschrocken die Hände. „Das Buch mit der Schatzkarte. Los, wo ist es?“, fauchte Boris wieder und drückte die Mündung brutal in den Hals des Professors. Oliver hatte inzwischen das ganze Auto durchsucht, doch er konnte nichts finden. „Verdammt, hier ist es nicht.“, stieß er aus. „Wo ist das Buch? Wir wissen, dass du es hast.“, schrie Oliver den Mann an und schlug ihm mit der Waffe gegen den Kopf. Der Mann ging benommen zu Boden. „Verdammt, es war vorhin noch jemand bei ihm. Ein Student... ich weiß glaub ich auch, wie er heißt.“, meinte Boris und die beiden wollten schon verschwinden, als der Professor einen der beiden am Bein packte. „Nein.“, schrie er und ließ den Mann nicht los. „Verdammt, lass mich los, du alter Sack.“, schrie Oliver auf und legte auf den Mann an. Eiskalt schoss er auf den Mann und schüttelte die Hand von seinem Bein.
    „Scheiße.“, stieß Ben aus und ließ vor Schreck das Brötchen fallen. Sofort hatten er und Semir ihre Waffen gezückt und rannten auf den Wagen zu. „Polizei... Bleiben sie stehen und Waffe weg.“, schrie Ben und sofort hechtete er hinter einer Parkbank in Deckung, als ihm die ersten Kugeln entgegengeflogen kamen. „Verdammt.“, stieß er aus und wartete eine Schusspause ab, dann eröffnete er selbst das Feuer. „Shit, die Bullen.“, hörte Semir sagen und dann nur noch quietschende Reifen eines wegfahrenden Wagens. „Schnapp sie dir Semir.“, schrie Ben und rannte zu dem am Boden liegenden Mann. „Shit.“, stieß Ben aus, als er die Schusswunde des Mannes sah. Dieser schlug kurz die Augen auf und sah Ben röchelnd an. „Hey, ganz ruhig liegen bleiben.“, forderte Ben, doch der Mann sah ihn nur an. Er ahnte, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. „Hören.... sie... mich?“, kam es stockend von ihm. „Ja, ja ich höre sie.“, erwiderte Ben, zog seine Jacke aus, knüllte sie zusammen und legte sie vorsichtig unter den Kopf des Mannes. „Hören... sie... sie müssen... warnen... Max ist in ... Gefahr.“, stieß der Mann noch aus. „Max? Welcher Max? Können sie mich hören?“, fragte Ben nach, doch der Mann konnte ihn nicht mehr hören. Er hatte die Augen für immer geschlossen. „Verdammt.“, stieß Ben aus und ballte seine Faust. Hoffentlich erwischt Semir diese Schweine, dachte er nur und schloss dem armen Mann die Augen.


    Semir raste in seinem BMW hinter dem schwarzen Mercedes her. „So, meine Freunde. Jetzt komm ich.“, lachte er gehässig und schaltete die Blaulichtanlage an seinem Wagen ein. Doch der Mercedes machte keine Anstalten, anzuhalten. Im Gegenteil, der Wagen beschleunigte noch mehr und schob einen kleinen Corsa brutal zur Seite. Dieser drehte sich und schrammte an der mittleren Leitplanke entlang. „Verdammt.“, stieß Semir aus und sah beim Vorbeifahren, wie ein weiteres Fahrzeug, dass nicht mehr ausweichen konnte, frontal den kleinen Corsa zusammenschob. „Cobra 11 an Zentrale... schwere Unfall auf der A1 Höhe Abfahrt Leverkusen Ost. Schickt Feuerwehr und Rettungswagen. Danke...Ende.“, gab Semir durch und trat das Gaspedal weiter durch. Er musste diese Schweine einfach kriegen, was bei dem Berufsverkehr leichter gesagt, als getan war.
    „Verdammt, der Bulle kommt immer näher.“, schrie Oliver Boris an. „Dann tu doch was gegen ihn. Wozu hast du sonst die Knarre in deiner Hand?“, fauchte dieser zurück und lenkte den Wagen immer wieder nach rechts und nach links, wich den anderen Verkehrsteilnehmern gekonnt aus. Oliver ließ das Fenster runter und lehnte sich nach hinten raus, zielte auf den silbernen BMW. Dieser schien jedoch zu ahnen, was der Kerl vorhatte und wich mit seinem Wagen gekonnt den auf ihn zufliegenden Kugeln aus. „Shit, ich treff den nicht.“, fluchte Oliver und sah dann eine andere Möglichkeit. Er schoss wahllos auf die Reifen der anderen, an ihm vorbeiziehenden Wagen, um so den Bullen in den Weg zu kommen. „Yes.“, stieß er vor Freude aus, als sich ein grüner Jaguar so querstellte, dass der BMW nicht mehr ausweichen konnte. „Scheiße.“, schrie Semir und ging in die Eisen. Die Reifen quietschten und die Bremsen taten ihr möglichstes, doch er schaffte es nicht mehr. Sein über alles geliebter BMW schrammte in das Heck des Jaguars und drückte sich in das Fahrzeug hinein. Der schwarze Mercedes entkam natürlich. Semir, der sich an sein Lenkrad geklammert hatte, sah auf und erblickte das Chaos. Die Schnauze seines Wagens war nach oben gebogen und die Motorhaube lachte ihn förmlich an. „Oh verdammt... der Urlaub ist dann wohl gestorben.“, dachte er nur und versuchte sich aus seinem Wrack zu befreien. Die Tür fiel ihm förmlich aus der Hand, als er den Griff zog. Langsam kletterte er aus seinem Wagen und besah sich das Chaos um sich herum. Der Jaguar, den er gerammt hatte, war verlassen, der Fahrer hatte sich auf die andere Seite retten können und sah Semir mit Blut überströmten Kopf an. Sofort ging der Hauptkommissar zu ihm und half ihn dabei, sich vorsichtig zu setzen. „Susanne, ich bin's. Schick bitte Notarzt und Feuerwehr zu meiner Position. Danke.“, gab Semir durch und holte aus seinem nicht demolierten Kofferraum den Erste-Hilfe-Koffer, versorgte den Mann sporadisch, bis der Notarzt eintraf. Was für ein Schichtende, dachte er nur und ließ sich von Kollegen zurück zu Ben fahren.


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  • Ben saß auf der Bank gegenüber des Wagens vom toten Professor und sah auf die verdeckte Leiche des Mannes, als Semir eintraf. „Verdammt.“, meinte der Deutschtürke erschrocken, als er das Leichentuch sah, dass mit dem darunter befindlichen Menschen von den Bestattern in einen Sarg gepackt wurde. „Ich konnte ihm nicht mehr helfen, Semir.“, kam es kaum hörbar von Ben. Man merkte, dass ihm der Tod in solchen Momenten sehr nahe ging. „Konntest du die Schweine erwischen?“, fragte der junge Hauptkommissar dann, um Semir von unnötigen Gefühlsphrasen abzuhalten. Doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf und sah noch einmal zu dem Leichentuch hinüber. „Hatte er irgendwas noch gesagt?“, kam dann die Frage von Semir und Ben sah ihn überlegend an. „Ja, ja... er sagte etwas von einem Max, der in Gefahr sein soll.“, gab Ben die letzten Worte des Akademikers wieder. Semir nickte nur und beide horchten auf, als sie aus dem Wagen das Klingeln eines Handys vernahmen. Beide gingen rüber zum Wagen, Semir beugte sich durch die noch geöffnete Fahrertür in das Fahrzeug und nahm das Handy, welches am Armaturenbrett festgemacht war, in die Hand, drückte auf den grünen Knopf. „Hallo?“, meldete er sich. „Hallo? Papa?“, kam ihm eine sanfte Stimme entgegen. Semir wusste im ersten Moment nicht, was er erwidern sollte. Doch er musste seine Pflicht als Polizist erfüllen. „Hier ist Semir Gerkhan, Kripo Autobahn.“, gab er sich zu erkennen. „Was? Was ist mit meinem Vater, Arthur Herrmann? Hatte er einen Unfall?“, kam es sofort erschrocken von der Stimme am anderen Ende der Leitung. „Frau...?“ „Wagner, Joana Wagner... Was ist mit meinem Vater?“, wollte sie mit flatternder Stimme wissen. „Frau Wagner, ihr Vater ist tot. Es tut mir Leid.“, gab Semir bekannt und hörte einen Augenblick nichts mehr. „Das kann ich nicht glauben. Tot? Wie?“, kam es dann schluchzend von Joana Wagner wieder. „Frau Wagner, sind sie zu Hause?“, wollte Semir wissen. Die Frau bejahte und gab dem Kommissar die Adresse durch. In einem Wagen der Kollegen machten sich die beiden Autobahnkommissare sofort auf den Weg.


    Joana Wagner stand an der Tür und sah den Polizeiwagen die Straßen hinunterkommen und vor ihrem Haus parken. Sie knetete nervös und vollkommen geschockt ihre Hände. Wieso? Wieso musste ihr über alles geliebter Vater sterben? Gerade jetzt, wo ihre Tochter ihren Opa so lieb gewonnen hatte und er nur noch einige Wochen bis zum Ruhestand vor sich hatte. Was hatte er jemandem getan? „Frau Wagner?“, riss sie plötzlich ein kleiner Mann aus ihren Gedanken. Sie nickte erschrocken. „Semir Gerkhan... Kripo Autobahn. Mein Kollege Ben Jäger.“, stellte sich Semir vor und die Frau sah nur flüchtig auf den Ausweis. „Es tut mir Leid. Mein aufrichtiges Beileid.“, meinte er betrübt und sie bat die beiden Kommissare in das Haus hinein. Sie folgten ihr, doch sie hatten ein ungutes Gefühl bei der Sache.
    Joana ließ sich auf die Couch niederfallen und sah die beiden Kommissare nur an. „Ist es wirklich wahr?“, wollte sie wissen und hatte Tränen in den Augen. Die Kommissare konnten nur nicken. Zu emotionsgeladen war diese Szenerie. „Gott, was wollte man nur von ihm?“, fragte Frau Wagner und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ben und Semir warteten ab, sahen sich immer wieder um und warteten. Als die Frau sich soweit gefangen hatte, begann Ben mit der Befragung, die sicherlich schwer war, aber auch sehr, sehr nötig war. „Frau Wagner... wir müssten ihnen einige Fragen stellen. Schaffen sie das?“, wollte Ben wissen. Die Frau bejahte dies durch ein kurzes Kopfnicken und schon zog Ben seinen Notizblock hervor. „Allem Anschein nach wurde ihr Vater überfallen. Können sie sich vorstellen, was die Täter gesucht haben könnten?“, wollte Semir wissen und die Frau sah ihn an. Das Rouge und der Lidschatten waren ganz verwischt. „Nein, er sprach so gut, wie nie über seine laufenden Projekte, wenn er sie noch in der Entwicklungsphase hatte.“, erwiderte sie. „Sagt ihnen der Name Max etwas? Ihr Vater hat diesen Namen noch gesagt, bevor er...“, Ben stockte, als die Frau ihn ansah. „Das ist sein Hiwi.“, erwiderte sie. „Sein was?“, fragte Semir nach. „Seine studentische Hilfskraft... im Fachjargon auch Hilfswiesel genannt... kurz Hiwi.“, erklärte sie und musste lachen. Sie kannte den jungen Mann. Ihr Vater hatte ihn einige Mal mit nach Hause gebracht.
    „Und wissen sie seinen vollständigen Namen?“, kam es dann von Ben. „Sicher. Max Baumbach. Er hat ein kleines Zimmer in einer WG in Köln-Mühlheim.“, erwiderte sie und sah auf die Kommissare, die sich zum Gehen entschlossen hatten. „Glauben sie, die Täter könnten auch Max etwas antun?“, wollte sie erschrocken wissen. „Wir wissen es nicht, aber fest steht, dass die Kerle etwas bei ihrem Vater gesucht haben. Wenn sie ihn und Max zusammen gesehen haben, dann können sie daraus gefährliche Schlüsse ziehen.“, erklärte Semir und schob dann Ben zur Tür hinaus. Als beide wieder im Wagen saßen, sah Ben Semir an. „Du bist dir sicher, dass die Kerle auch auf diesen Max Baumbach losgehen, oder?“, wollte er wissen. „Hm, mein Bauchgefühl sagt mir, dass da mehr hinter der Sache steckt, als ein verkappter Überfall und nur dieser Studiosus kann uns Antwort geben. Also, komm, wir wollen noch vor Schichtende und unserem Urlaub die Sache zu Ende bringen.“, entgegnete er und startete den Wagen. „Na dann los.“, meinte Ben und setzte sich lässig seine Sonnenbrille auf, wie auch Semir es tat. Die Abendsonne schien beiden ins Gesicht und so war die Sonnenbrille angebracht. Sie sahen wie zwei Cowboys aus, die lässig mit ihren Pferden in den Sonnenuntergang ritten.


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  • Max Baumgarten saß in seinem Zimmer in der verlassenen WG. Seine Mitbewohner waren ausgeflogen, Party machen oder noch arbeiten. Kaum einer konnte sich heutzutage ein Studium ohne Nebenjob leisten, sofern er nicht bei Mama und Papa noch wohnte. Doch das war für Max nichts mehr. Er war aus dem entlegendsten Winkel Mecklenburg-Vorpommerns nach Köln gekommen, um hier zu studieren und neue Leute kennen zu lernen. Hier wollte er vor allem auch seine große Liebe treffen, so hoffte er. Doch er und die Liebe... das war etwas vollkommen unvereinbares. Bisher hatten ihn die Mädels noch nicht einmal angesehen, wenn er an ihnen in der Bibliothek vorbeilief, mit seinen zehn Büchern unter dem Arm. Vielleicht war er auch zu wissbegierig. Vielleicht sollte er mehr auf Partys gehen, wie seine Mitbewohner. Vor allem Oliver, er war ein echtes Partytier. Ob er heute wieder eine Maus mit nach Hause brachte, dachte Max und ließ seine Gedanken schweifen. Er vergas vollkommen, dass er das Buch vom Professor noch in seiner Jackentasche hatte. Er ahnte auch nicht, dass sich Oliver gerade unbemerkt Zutritt zur WG verschaffte und das in bewaffneter und gewalttätiger Begleitung.
    „Psst, sein Zimmer ist gleich hier vorne.“, meinte Oliver zu Boris und überprüfte seine Waffe. „Glaubst du wirklich, er hat das Buch?“, wollte Boris wissen. „Klar, wer sollte es denn sonst haben? Schließlich ist er das Hilfswiesel vom Professor.“, erwiderte er und schlich weiter vorwärts. Keiner der beiden ahnte, dass sich auf der Straße Besucher der besonderen Art versammelten.


    „Und hier soll der wohnen?“, fragte Semir ungläubig. „Ja, warum denn nicht?“, erwiderte Ben mit einem Grinsen. „Na ja, Altbau, beste, zentrale Lage... welcher Student kann sich so was schon leisten?“, wollte Semir vorurteilsvoll wissen und sah schon, dass ihr Zeuge mit Drogen oder ähnliches handelte oder wenigstens von seinen reichen, versnobten Eltern durchgefüttert und durch Studium getriezt wurde. „Semir... schon mal was von WG-Wohnen gehört? Diese Häuser sind doch mit den großen Wohnungen ideal für junge Leute, die sich keine eigene Wohnung leisten können.“, meinte Ben und schüttelte mit einem Grinsen den Kopf über die zurückschreitende Denkart seines Kollegen. Aber Semir war halt noch nie mit diesem Leben konfrontiert worden, dachte sich Ben, während die Hälfte seiner Freunde und Abiturkameraden sich um ein Studienplatz bemüht hatten. Manche von ihnen zog es sogar in ganz andere Bundesländer wie Bayern, Sachsen oder in die großen Städte mit den tollen Eliteunis wie Hamburg und Berlin. „So, wollen wir oder willst du hier unten als Baumimitat festwachsen?“, fragte Semir, der schon am Klingelregister stand und auf seinen Kollegen wartete. „Komme ja schon...“, murrte Ben nur und beide wollten gerade auf den entsprechenden Namen drücken, als ihn eine junge, bildschöne Frau die Tür öffnete. „Wow, was für ein Anblick.“, meinte Ben nur pfeifend und die junge Frau sah ihn nur kurz mit einem Schulterblick an. „Komm, du Herzensbrecher.“, meinte Semir grinsend und zog seinen Kollegen die Treppen hoch.


    Oliver und Boris schlichen den Flur entlang und postierten sich vor Max Tür, als dieser gerade den Flur betrat, um sich aus der Küche ein Bier zu holen. Erschrocken fuhr er zusammen, als er den Lauf der Waffe vor seiner Nase sah. „Was zum Kuckuck...“, doch weiter kam er nicht. „Keinen Ton.“, zischte der Mann vor ihm, den Max so um die 30 schätzte. „Was wollt ihr von mir?“, kam es zaghaft vom Studenten. „Das Buch... nur das Buch und dann sind wir wieder weg.“, kam es nun von Oliver und schlagartig drehte sich Max um. „Olli, was soll der Scheiß?“, fragte Max wütend, doch sein Mitbewohner hielt ihm nur eine zweite Waffe ins Gesicht. „Das Buch .... und zwar sofort, wenn dir dein Leben lieb ist.“, forderte er. „Nur über meine Leiche.“, knurrte Max und merkte, wie ihm der Angstschweiß über die Stirn lief. „Deinem Wunsch komm ich gerne nach.“, fauchte Boris, packte Max an der Schulter und riss ihn zu sich herum. Er drückte dem Jungen die Pistole in den Bauch und krümmte seinen Finger, als es an der Tür klingelte.


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  • Semir und Ben standen vor der WG-Tür. „Dann bin ich mal gespannt, wie Studenten so zusammenleben.“, meinte der Deutschtürke nur und drückte erneut den Klingelknopf. Ben rollte genervt mit den Augen. „Du musst wirklich mal so was mitmachen.“, lachte er und sah nur kurz zu seinen Partner. „Hey, ich bin verheiratet. Ich habe die beste WG der Welt.“, erwiderte Semir stolz. „Hm, ich erinnere nur an die Tage, wo dich deine Mitbewohnerin rausgeschmissen hat, weil du ihren Geburtstag vergessen hast.“, lachte Ben und sah, wie Semirs Ohren einknickten. „Musst du immer diese alten Kamellen wieder aufwärmen?“, fauchte er und klingelte erneut. „Hm, scheint keiner da zu sein.“, meinte Semir und Ben nickte nur. Sie wollten schon wieder gehen, als sie von drinnen erst ein Klirren und dann einen Schuss hörten.


    „Das wird dir noch sehr, sehr Leid tun.“, schrie Oliver und hob Max auf, der sich auf Boris gestürzt hatte, ihn zu Boden warf, dabei allerdings die gute Vase von Tanjas Oma umriss. Boris versuchte sich zu befreien, beide hatten um die Waffe gekämpft. Dabei löste sich ein Schuss. „Du bist genauso stur wie dein Professor. Sollen wir dich auch erschießen?“, fauchte Boris. Max hörte nicht recht. Sein Professor – tot? Das konnte er nicht glauben. „Das habt ihr nicht gemacht?“, kam es leise und beängstigt von ihm, doch Boris und Oliver lachten nur. „Was glaubst du denn, was wir mit diesem alten Sack gemacht haben?“, lachte Oliver. „Das gleiche, was wir mit dir machen werden.“, fügte Boris hinzu und packte Max am Kragen, drückte ihm die Waffe an den Hals. War das jetzt sein letztes Stündchen, dachte er bei sich und hatte Furcht in den Augen.
    Plötzlich barst die Tür und zwei Männer drangen in den Flur ein. „Polizei... Hände hoch.“, schrieen die Beiden und sofort eröffneten Oliver und Boris das Feuer, von Max ließen sie ab. Doch Ben und Semir gingen sofort in den Türrahmen der jeweiligen Zimmern in Deckung und erwiderten das Feuer. „Shit, hauen wir hier ab.“, zischte Oliver nur und Boris antwortete nicht. Er war schon längst weg. „Verdammter Mistkerl.“, schrie er und sah dann zu Max. „Wir sehen uns wieder.“, prophezeite er nur drohend und gab noch einige Schüsse in Richtung der beiden Polizisten ab, bevor er verschwand. „Ich schnapp mir die Kerle.“, zischte Semir und sprintete los, den Kugeln immer ausweichend. Als er den Balkon erreichte, sah er nur noch, wie die beiden in die Dunkelheit des nahegelegenen Parks verschwanden. Er zielte noch einmal, doch für einen guten Schuss waren die beiden einfach schon zu sehr in die Dunkelheit verschwunden. „Verdammt.“, fluchte er nur und ging zurück in den Flur, wo Ben dem Jungen aufhalf.
    „Hey, alles in Ordnung mit dir, Kleiner?“, wollte Ben wissen und streckte die Hand nach dem hinter dem Bauernschrank kauernden jungen Mann aus. Dieser sah ihn nur an. „Ich bin alles andere, aber nicht klein.“, fauchte er und zog sich nur am Schrank hoch, während er sich den Angstschweiß aus dem Gesicht wischte. „Schon klar.“, meinte Ben nur und steckte seine Waffe weg. „Was ist? Hast du sie?“, fragte er dann Semir, als dieser wieder zurückkam. Doch der Deutschtürke schüttelte nur den Kopf. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte Semir dann von Max wissen. „Wie würden sie sich fühlen, wenn ihnen zwei Typen erst eine Waffe an den Kopf halten und sie dann von Kugeln fast durchlöchert werden?“, fauchte er nur und ging langsam auf die Garderobe zu. „Beschissen... das kann ich dir sagen.“, erwiderte Ben nur, da er das Gefühl leider aus manch schlechter Erfahrung kannte.


    „Bist du Max Baumbach?“, wollte Semir wissen. Der Junge sah ihn an und nickte nur. „Was wollten denn diese Kerle von dir? Kanntest du sie?“, kamen die Fragen von Semir, doch der Junge schien ihn nicht verstanden zu haben. „Max... mein Kollege hat dich etwas gefragt.“, verdeutlichte Ben noch einmal und erst jetzt schien der Student zu reagieren. „Sie haben meinen Professor umgebracht... und beinahe wäre ich der Nächste gewesen. Ich weiß nicht, was sie gesucht haben.“, fauchte er und sah die Kommissare erbost an, so als ob sie Schuld hätten, dass diese beiden Wahnsinnigen ihn fast umgebracht hätten.. Ben und Semir sahen sich nur an. Beide schienen zu spüren, dass der Junge ihnen nicht die Wahrheit sagte. Er wirkte nervös und angespannt, was aber auch durchaus von dem Stress kommen konnte, dem er bis jetzt ausgesetzt war. „Würden sie mich jetzt bitte alleine lassen.“, bat Max dann. Semir nickte und ging mit Ben zur Tür raus, doch dieser drehte nochmals um. „Falls dir irgendwas einfallen sollte... meine Karte. Ich bin jeder Zeit erreichbar.“, meinte Ben. Irgendwas hatte der Junge an sich, was Ben imponierte. Doch er konnte es nicht genau definieren. Beide fuhren zur PASt zurück und gaben einen Bericht bei der Chefin ab.


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  • Kim sah auf, als die beiden in ihrem Büro saßen und einen kompletten Bericht abgaben. „Also, ich fasse zusammen... wir haben einen toten Professor und einen überfallenen Studenten. Und was haben sie?“, wollte Kim wissen. Semir und Ben sahen sich nur an. „Nun, wir haben eine sehr notdürftige Beschreibung der beiden erhalten. Susanne überprüft gerade die Dateien und der Wagen des Professors ist in der KTU und wird von Hartmut auf Fingerabdrücke und sonstige Spuren untersucht.“, erklärte Semir seiner Chefin. „Dann hoffe ich, dass sie was finden werden.“, erwiderte Kim und sah auf die Uhr. „Haben sie etwas über das Opfer herausfinden können?“, wollte sie dann wissen. „Leider nicht sehr viel... die Tochter stand noch unter Schock und der Hilfsassistent wollte uns auch nichts sagen.“, meinte Ben. „Gut, dann machen sie nach ihrem langen Wochenende weiter. Hartmut wird sicher diese Zeit brauchen, um alles auszuwerten und wir können noch nichts tun. Machen sie für heute Feierabend und wir sehen uns dann am Dienstag in alter Frische wieder.“, kam es von Kim.
    Semir und sein Partner verließen das Büro ihrer Chefin. „So, und nun machen wir Feierabend. Du solltest noch packen gehen, wenn du nicht schon hast.“, meinte Semir und Ben grinste nur. „Semir, ich habe schon gepackt... keine Sorge. Meine Koffer stehen bereit. Wann fahren wir morgen los? Ich hoffe doch nach dem Ausschlafen, oder?“, kam es fast naiv von Ben. Semir prustete laut los. „Was? Nach dem Ausschlafen? Das schon, das ausschlafen wird auf sieben Uhr festgelegt.“, meinte Semir und Ben fiel aus allen Wolken. „Was? Das kannst du nicht machen? Semir, ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Bitte, ich tue auch alles, was du willst, aber lass mir meinen Schlaf.“, forderte Ben. Doch Semir war unerbittlich. „Nein... ich hole dich punkt sieben Uhr ab und wen ich dich aus dem Bett holen und selbst ankleiden muss.“, lachte er und sah Bens betretenes Gesicht. „Na komm, ich gebe dir ein Abendessen aus.“, meinte Semir dann und zog Ben zum Wagen. „Oh... aber ich hoffe, du kochst nicht.“, kam es von Ben. Semir sah ihn betreten an. „Na hör mal, in den nächsten Tagen werden wir uns nur noch von Dosenravioli ernähren können.“, kam es von Semir. „Die schmecken hoffentlich besser, als das, was du kochst.“, lachte Ben nur. „Hey, wenn du unbedingt willst, kannst du ja für die Verpflegung sorgen.“, schnaubte Semir nur und sah zu Ben auf, der grinsend vor ihm stand. „Warum nicht gleich so.“, grinste Ben und er und Semir fuhren dann essen und dann in ihre Wohnungen, um alles für morgen vorzubereiten.


    Max stand an seinem Fenster, dass genau zum Park hinausführte. Er hatte seinen Professor vor Augen, sein Gönner und fast... ja, sein vielleicht einziger Freund an der Universität. Er musste etwas tun, um seinen Tod nicht ungesühnt zu lassen. Ja, das war es. Er musste nur den Schatz finden und ihn dann im Namen des Professors der Forschung übergeben. Das war sicherlich ein sensationeller Fund und dann konnte er sogar seine Abschlussarbeit auf diese Forschungsergebnisse aufbauen. Danach würde er die Stadt verlassen, sogar die Uni wechseln. Es war einfach nicht seine Stadt. Vielleicht sollte er nach Hamburg gehen oder aber nach Berlin – dort waren sicherlich mehr Möglichkeiten, um sein Leben wieder auf normalen Füßen zu stellen. Er nahm sich das Buch aus der Jackentasche und setzte sich unter seine große Leselampe in seinem Zimmer. Er sah sich die Karte genau an. Das Kloster existierte heute nicht mehr und der Wald hatte sich bestimmt der Ruinen bemächtigt. Immer wieder hatte Max in alten Reiseberichten von den Ruinen gelesen, die irgendwo in der Eifel sein sollten. Doch die Eifel war groß. Wo sollte er da nur anfangen? Da kam ihm die Idee. Er hatte die Kopien dieser Berichte hier. Das würde eine sehr, sehr lange Nacht werden, dachte er nur und machte sich eine extragroße Kanne Schwarztee, denn er hasste dieses scheußliche Gesöff, das sich Kaffee nannte. Bald sah der Boden seines Zimmer wie ein Schlachtfeld aus und mittendrin... Max, der die Zettel, die er nicht brauchte, nur so um sich warf.


    Punkt sieben Uhr stand Semir vor Bens Wohnungstür und klingelte Sturm. Von drinnen waren keinerlei Geräusche zu hören. „Ben... Hallo, ich bin's.“, rief Semir durch den Türspalt. Plötzlich öffnete sich die Tür und Ben stand vor ihm, triefend und mit einem Badehandtuch um die Hüften. „Du kannst einem aber auch die schönste Dusche vermiesen.“, knurrte er und zog seinen Kollegen in die Wohnung hinein. Semir lachte nur, als er den nassen Boden und die nassen Spuren sah, die vom Bad durch den Flur zur Tür gingen. Eigentlich hätte sich sein Ordnungssinn gerade wieder gemeldet und er hätte sie schnell weggewischt, aber das ließ er dann doch. „Du kannst dir ja schon einen Kaffee machen ... und mir einen mit... ich bin gleich fertig.“, kam es nur aus der Dusche. Semir nickte nur und ging in die Küche, nahm alles, was er brauchte aus den Schränken, wie gut, dass er mal bei Ben gewohnt hatte, so wusste er noch, wo alles stand, und setzte den Kaffee auf. Semir sah eine Tüte vom Bäcker auf dem Küchetresen liegen und lugte hinein. „Ach übrigens... die Brötchen sind für die Fahrt. Vielleicht kannst du sie ja schon mal schmieren.“, hörte er nur erneut aus dem heimischen Wasserfall. „Klar... ich mach die Arbeit und er verspachtelt sie alle.“, knurrte Semir vor sich her. Er fing an, die Verpflegung vorzubereiten. Just in diesem Moment kam Ben, frisch geduscht und wohl duftend aus der Dusche, die feuchten Haare noch an seinem Kopf klebend und mit einem frechen Grinsen.
    „Und, wo soll es hingehen?“, wollte Ben wissen und nahm sich eines der fertigen Brötchen, biss davon herzhaft ab und wich dem Schlag mit dem butterverschmierten Messer von Semir aus. „Hörst du auf unserer Verpflegung zu futtern.“, meinte er nur. „Ach komm, ich hab seit gestern nichts mehr gegessen.“, erwiderte Ben. „Wie hast du das nur ausgehalten?“, stichelte Semir lachend und schmierte weiter die Brötchen, legte abwechselnd Wurst, Käse und eine Salat-, Gurken- oder Tomatenscheibe darauf. Ben nahm derweil zwei Becher aus seinem Schrank, stellte sie hin und goss sie voll Kaffee. „Sag mal, was gibst du mir denn für eine Tasse?“, staunte Semir, als er die lustige Kindertasse vor sich sah. „Sorry, meine anderen sind im Moment... ähm, noch in der Spüle.“, meinte Ben kurz verlegen hustend. „Hey, sei doch froh. Niemand sonst hat die Ehre, aus meiner persönlichen Lieblingstasse zu trinken.“ „Hm, darauf würde ich vielleicht verzichten.“, kam es nur von Semir, doch er nahm die Mickey Maus-Tasse und trank seinen darin befindlichen Kaffee. „Motzkopf.“, murmelte Ben nur vor sich her und biss wieder in sein Brötchen. Nachdem die Verpflegung und Bens Koffer soweit verstaut waren, ging die Fahrt ins Vergnügen dann auch los. „Jetzt sag schon, wo geht es hin?“, forderte Ben von seinem Partner, doch der Deutschtürke grinste nur schelmisch. „Lass dich überraschen.“, meinte Semir singend. „Oh je... das war gerade schief. Semir, deine Überraschungen enden doch nie gut.“, erwiderte Ben. „Tja, dieses Mal aber schon. Glaub mir, du wirst begeistert sein.“, freute sich Semir nur. „Ich ahne schlimmes.“, murmelte Ben nur in seinen Bart hinein und lehnte sich zurück, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Semir grinste nur und konzentrierte sich auf die Straße. Er ahnte nicht, was ihm und seinem Kollegen an diesen vier Tagen noch bevor stand.


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  • Die Fahrt ging zügig voran. Die Autobahn war ruhig und weder Semir noch Ben achteten auf die, die an ihnen zu schnell vorbei rauschten. „Ach ja... darum brauchen wir uns heute nicht zu kümmern.“, meinte Ben und sah Semir an, dass es ihm schon wieder in den Fingern juckte. „Semir... lass es.“, mahnte er nur. „Was denn? Hey, das ist immerhin unser Job oder?“, kam es nur von Semir zurück. „Halloooo? Auf dieses Wochenende freust du dich schon seit drei Monaten. Du hast selbst jeden Tag im Kalender abgestrichen und mich immer wieder damit genervt, wie viele Tage es noch bis zu diesem Wochenende seien und jetzt willst du arbeiten?“, beschwerte sich Ben lauthals und sein Partner sah ihn erschrocken an. „Aber... aber... ich wollt...“, stammelte Semir. „Was denn? Arbeiten? Semir, wenn wir zurückkommen, verspreche ich dir, dass du den erstbesten Raser rausfischen darfst, der uns über den Weg läuft.“, meinte Ben mit väterlicher Stimme. Gespielt schniefte Semir kurz, zog eine Schnute und sah Ben mit einem hundeähnlichen Blick an. „Versprochen?“, meinte er nur. Ben lachte laut los. „Okay... versprochen. Aber lass uns jetzt das Wochenende genießen.“, bat er. „Okay, aber ab Dienstag geht es wieder richtig los.“, jubelte Semir und nahm die nächste Ausfahrt und verließ ihr Revier, die Autobahn.
    Ihr weiterer Weg führte sie über Landstraßen und Serpentinen die Berge hinauf, immer tiefer in das bewaldete Gebiet der Eifel hinein. „Hm, ich hoffe, dein Navi kennt den Weg.“, meinte Ben, als er sich die Umgebung ansah, die für ihn völlig identisch war. Sollten sie sich hier verirren würden sie keinen Weg zurück finden, nicht ohne Hilfe. „Keine Sorge, wir Türken haben einen ausgeprägten Orientierungssinn. Ich finden den Weg sogar im Dunkeln zurück.“, brüstete sich Semir. „Ah ja... na hoffentlich kommt es nicht dazu.“, meinte Ben nur. Semir bog alsbald in einen kleinen Waldweg ab, der ziemlich holprig war. „Hoffentlich halten die Stoßdämpfer.“, klagte Ben und wippte hin und her. „Das werden sie schon. Der Wagen ist das gewohnt.“, kam es nur verzerrt von Semir. Nach wenigen Minuten stand der BMW und beide Insassen stiegen aus. „Ist das nicht eine herrliche Aussicht von hier oben?“, wollte Semir wissen und zeigte mit ausgestrecktem Arm über die Landschaft. Sie standen auf einem erhöhten Plateau, dass an einer Klippe endete. Darunter befand sich ein tiefer Waldsee und Bäume soweit das Auge reichte. „Na hoffentlich muss ich nicht angeln.“, kam es nur von Ben, als dieser sich die Gegend betrachtete. „Naturmuffel.“, schnaubte Semir nur mit rollenden Augen und fing an, das Gepäck zu entladen. „Komm, das Zelt muss aufgestellt werden.“, verkündete er. „Wie? Zelt? Semir, ich dachte eigentlich hier gib es eine kleine Hütte. Von Zelten war nie die Rede.“, kam es erschrocken aus Bens Mund. „Was dachtest du, was Urlaub in Mutter Natur Schoß heißt?“, fragte Semir und warf Ben seinen Rucksack an den Bauch. „Ich dachte, wir machen es uns in einer alten Hütte bequem, faulenzen und vertreiben uns dort die Zeit. Von Zelten... Semir, ich brauche ein weiches Bett.“ „Ohhh... ist der Bubi nicht hart genug.“, stichelte der Deutschtürke. „Pass auf... ich schmeiß dich gleich in den See.“, lachte Ben und fing an, Semir um das Auto zu jagen. „Kriegst mich nicht.... kriegst mich nicht.“, lachte dieser nur und Ben jagte ihn weiter. Das Spiel ging so weit, bis sich beide Jungs im Laub wühlten und sich damit, wie zwei kleine Kinder, bewarfen.


    Max hatte inzwischen alles zusammengesucht, was er über das Kloster und dessen Verbleib erfahren konnte. Die ganze Nacht hatte er zwar nicht geschlafen, aber das war er gewohnt. Schließlich war er am Abend meist noch irgendwo arbeiten und kam erst spät nach Hause. Er sammelte die Blätter und Abschriften ein, die er brauchte und steckte sie in einen Ordner. Jetzt brauchte er nur noch einen fahrbaren Untersatz und würde dann in die Eifel zur Schatzsuche aufbrechen. Moment... Spaten und Kompass brauchte er ja auch noch. Wie gut, dass sein Cousin hier Archäologie studierte. Schnell schnappte sich Max seine Sachen, stieg in das Auto seiner Mitbewohnerin, natürlich fragte er sie vorher um Erlaubnis und brauste dann ab. Er merkte in seinem Eifer nicht, dass er bereits jetzt einen Schatten hinter sich sitzen hatte.... einen sehr bedrohlichen Schatten.
    „Da ist er.“, kam es von Oliver, der mit Boris in dessen Auto in einer kleinen Seitenstraße gewartet hatte. „Okay, folgen wir ihm. Soll er den Schatz suchen und uns die Arbeit abnehmen. Wir werden das Geld dann mit Vergnügen für ihn ausgeben.“, lachte Boris und Oliver startete den Wagen. Sie setzten sich an die Verfolgung des kleinen Toyotas und ließen genug Abstand, um nicht gesehen zu werden. „Wo fährt er nur hin?“, zischte Boris und sah Oliver an. „Frag mich nicht... soll ich ihn fragen?“, fauchte er zurück und konzentrierte sich darauf, den kleinen Wagen nicht zu verlieren. Doch bei dem dichten Berufsverkehr, der jeden Tag um diese Zeit herrschte, war das mehr als schwierig. „Verflucht, wo ist er hin?“, stieß Oliver plötzlich aus, als er sein Opfer verloren hatte. Boris und er sahen sich in alle Richtungen um, doch nirgends war eine Spur von ihm. Wie konnten sie auch wissen, dass Max gleich wieder in eine kleine Seitenstraße abgebogen war, nachdem er an der Kreuzung nach rechts fuhr. „Verdammt, er ist weg.“, schrie Boris aus und schlug aufs Armaturenbrett.


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  • Max ahnte von der Verfolgung nichts, obwohl er seit dem gestrigen Angriff sehr, sehr vorsichtig war. Immer wieder hatte er in die Spiegel des Fahrzeugs gesehen, ob er einen Wagen sah, der ihm lange folgte. Doch im Kölner Berufsverkehr gab es mehrere Wagen, die in seine Richtung mussten. Wie hätte er da einen bestimmten raussuchen sollen? Endlich erreichte er die Wohnung seines Cousins, parkte den kleinen Toyota und klingelte an dem entsprechenden Klingelschild. „Jaaa?“, kam es Max verschlafen aus dem Lautsprecher entgegen. „Thomas, ich bin's. Ich brauche mal kurz deine Hilfe.“, entgegnete Max nur und horchte dann, ob Thomas ihm Antwort gab. „Okay, was brauchst du?“, kam es dann nur aus dem Lautsprecher zurück. „Dein Grabwerkzeug und dein GPS-Gerät.“, erwiderte Max und im nächsten Moment ertönte der Summer. Sofort sprintete der junge Geschichtsstudent die Treppen in den vierten Stock hinauf und sah in ein tieffaltiges, mit Augenringen und zerknautschten Wagen verziertes Gesicht. Die Haare seines Cousins schienen auch über Nacht eine Party ohne ihn gefeiert zu haben, denn sie standen nach allen Seiten ab. „Muss das denn so früh sein?“, fauchte Thomas und stand in Boxershorts und T-Shirt vor Max, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. „Lach nicht... hier, die Sachen sind im Keller... Aber du weißt ja, wiedersehen macht Freude. Wirf mir den Schlüssel einfach in den Briefkasten.“, knurrte er und schloss wieder die Tür ohne nach dem Grund für das Borgen der Sachen zu fragen.
    Max fing den Schlüssel auf und lief in den Keller hinunter. Eins hatte ihm Thomas nicht gesagt. Nämlich, was für eine Kellernummer er hatte. So musste der Junge eine ganze halbe Stunde damit zubringen, den Schlüssel an sämtlichen Schlössern auszuprobieren, bis er endlich die richtige Tür gefunden hatte. Mit Schweiß auf seiner Stirn trug er die Sachen nach oben, verstaute sie in seinem Wagen und legte den Schlüssel brav in den Briefkasten. „So, dann wollen wir mal... Herr Professor, das tue ich jetzt nur für sie.“, meinte Max und startete den Wagen.

  • „Semir, hilf mir mal... wo sind denn die Heringe?“, rief Ben nach draußen, als er das Zelt versuchte aufzustellen. Semir suchte im Kofferraum nach den Dingern. „Ben, ich finde sie nicht.“, erwiderte er und sah noch einmal in der großen Tasche nach, wo das Zelt drin eingepackt war. Sofort kam Bens wütender Kopf aus der Plane hervor und sah mit funkelnden Augen zu Semir hinüber. „Jetzt sag nicht, du hast die Heringe vergessen?“, fauchte er. „Die Angeln hab ich bei... da kannst du dir nachher welche fangen.“, lachte er. „Haha... der war flach, mein Lieber.“, knurrte Ben nur und kam aus dem halbfertigen Ding herausgekrochen. „Du hast noch nie ein Zelt aufgebaut, oder?“, stichelte Semir und holte die Heringe aus einem Beutel hervor. „Ich bevorzugte immer den Komfort einer Pension oder einer Waldhütte. Ich muss besoffen gewesen sein, als du mich dazu überredet hast.“, murrte Ben nur und sah Semir dabei zu, wie er die Schnüre straff zog, sie um die Heringe legte und mit einem Stein in den Boden einschlug. Ben setzte sich auf einen Baumstumpf, nahm sich aus dem Fresspaket einen Apfel und beobachtete, das Obst dabei genüsslich kauend, Semir dabei, wie er die Arbeit machte. „Na, da passiert doch gleich was.“, dachte Ben und holte seinen kleinen Camcorder hervor, den er eingesteckt hatte. Unauffällig richtete er ihn auf Semir und tatsächlich passierte etwas, was Ben vor Lachen den Atem verschlagen sollte. „AU...VERFLUCHTE SCH...“, schrie Semir auf, tänzelte wie ein Wichtel herum und hielt sich den Daumen. Ben verschluckte sich fast vor Lachen an seinem Apfel, als er die Szene sah und ließ fast den Camcorder fallen. Mit voller Wucht hatte sich Semir mit dem Stein auf den Daumennagel geschlagen. „Lach nicht... Idiot.“, schrie er seinen Partner wütend an. „Hast du das etwa gefilmt? Gib mir sofort die Kamera.“, schrie Semir und schmiss eine Kastanie nach seinem Kollegen. Ben wich ihr aus. „Sorry Kumpel, aber das sah gerade zu komisch aus. Das musste ich für Andrea festhalten.“, kicherte Ben aus sicherer Entfernung. „Komm her und hilf mir. Ich will das Zelt aufstellen, bevor es dunkel wird.“, knurrte Semir. Das war auch Bens Wunsch. Mit vereinten Kräften schlugen sie die restlichen Heringe in die Erde und nach einer Rekordzeit von viereinhalb Stunden stand das große, geräumige Zelt endlich.


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  • „So, und nun?“, wollte Ben wissen und sah Semir, völlig aus der Puste gekommen, an. „Jetzt? Jetzt geht einer von uns Brennholz sammeln und der andere holt das Gepäck aus dem Auto, baut die Matratzen und so was auf und kocht.“, erwiderte Semir nur und wollte schon die Sachen aus dem Wagen laden. „Ey moooooooment mal, wieso muss ich jetzt Feuerholz sammeln gehen?”, fragte Ben und stellte sich seinem Partner in den Weg. „Na, weil ich das Zelt bestücke und dann koche.“, erwiderte Semir. „Du kochst? Nee, da such ich mir doch gleich die Angel und überred ein Fisch an Land zu kommen.“, erwiderte Ben nur grinsend. Semir nickte, ging zum Wagen. „Hier, du Prahlhans, dann mach mal, aber vorher Feuerholz sammeln.“, lachte der Deutschtürke nur und hielt Ben die Angel hin. „Haha... ne, so einfach mach ich es dir nicht. Los, komm... wir losen.“, schlug Ben vor. „Aha und wie? Hm, Schere-Stein-Papier. Der Verlierer muss Holz sammeln.“, erwiderte Semir. „Super Idee... Auf drei. Eins ... Zwei... Drei.“, stieß Ben aus und beide holten ihre hinter dem Rücken versteckten Hände hervor. Ben zeigte mit seinen Fingern einen Brunnen, Semir hatte seine Hand zu einem Stein geformt. Triumphierend grinste Ben. „Tja, dann geh mal auf die Suche. Soll ich dir ein Seil anbinden oder findest du so zurück?“, lachte er. „Danke, den Weg werde ich ja wohl noch finden. Ich folge dann einfach deinem Geruch.“, meinte Semir und verschwand dann im Wald. Ben machte sich über das Auspacken der Sachen und das Aufblasen der Luftmatratzen her. Mit einigen Steinen umringte er die vorgesehene Feuerstelle und sah sich dann um. „Nun sieh mal einer an.“, meinte Ben grinsend und ging einige Meter weiter. Scheinbar hatte er da was entdeckt, was ganz und gar seine Aufmerksamkeit forderte.
    Semir ging pfeifend in den Wald hinein und sammelte einige dicke Stöcke und Äste auf, die sich gut als Brennholz eigneten. „Was haben wir denn hier?“, stieß er staunend aus und sah plötzlich eine kleine Gruppe von Pilzen an einem Baumstumpf stehen. „Hm, die passen doch gut zu den Fleisch in der Kühlbox.“, dachte er nur und griff in seine Tasche, holte sein kleines Messer hervor und sammelte die Pilze ein. Ob sie giftig waren oder nicht, das kam ihm überhaupt nicht in den Sinn danach zu fragen. „Hm, heute Abend... Steak mit Pilzsoße und morgen Fisch... Lecker.“, schwärmte Semir, nahm seinen Pullover so zwischen die Zähne, dass sich ein Beutel gebildet hatte. Mit der freien Hand legte er die Pilze hinein und ergriff wieder sein gesammeltes Feuerholz. Stolz über seinen Fund schlenderte der Deutschtürke zum Lagerplatz zurück. Was Ben wohl dazu sagen würde?

  • Max fuhr inzwischen tief in die Eifel hinein. Er hatte nun alles, was er brauchte. Ein Schlafsack, Werkzeug, ein GPS-Gerät und die Notizen von seinem Professor. Damit musste sich doch Forschergeschichte schreiben lassen oder? Er merkte nicht, wie sich jemand wieder an seine Fersen geheftet hatte. „So, was wollen wir denn hier draußen? In dieser gottverlassenen Gegend?“, fauchte Boris. „Was wohl? Hier irgendwo muss der Schatz sein. Wir werden ihm bei der erstbesten Gelegenheit die Notizen und die Materialen abjagen und ihn dann irgendwo im Wald begraben. Sollen sich die Wildschweine über ihn hermachen.“, lachte Oliver und blieb am kleinen Wagen dran. Der Toyota fuhr in einen Waldweg hinein und humpelte über die Unebenheit der Straße. „So, jetzt müsste ich eigentlich gleich da sein.“, dachte Max und hielt nach einer alten Linde mit einem Holzkreuz Ausschau, wie es in der Beschreibung stand. Er stoppte den Wagen und ließ seine Blicke schweifen. Da entdeckte er sie... genau schräg vor sich stehen. „Was für ein Baum.“, stieß er nur aus und sah sich die prachtvolle Linde an, die nun im fortgeschrittenen Herbst alle Blätter von sich warf und damit den Boden benetzte. Auch war das Holzkreuz an ihr noch befestigt. Die Witterung hat es nicht verrotten lassen. Langsam stieg Max aus, nahm seinen Rucksack mit den Sachen und ging auf die Linde zu. Er merkte nicht, wie seine Verfolger hinter seinem Wagen parkten und sich langsam an Max heranschlichen.
    „Los, schnappen wir ihn uns.“, fauchte Boris und entsicherte seine Waffe. Bevor Oliver reagieren konnte, hatte sich Boris schon auf den Weg gemacht und schlug dabei solch einen Lärm, dass sich Max erschrocken umdrehte. „So, jetzt haben wir dich, Freundchen.“, fauchte Boris und richtete die Waffe auf den Studenten, doch dieser warf ihm nur den Spaten entgegen und rannte dann los. „Bleib stehen.“, schrie Boris und schon im nächsten Moment fielen Schüsse. „Hey, denk dran, wir brauchen ihn lebend. Wer soll sonst den Schatz für uns finden?“, fauchte Oliver seinen Kumpel an. „Na und? Jetzt ist er weg. Los, suchen wir ihn.“, erwiderte Boris nur und sah sich um. Wo war Max hin?

  • Ben sah auf, als Semir wieder zurück zum Lagerplatz kam. „Wow, er hat den Weg zurück gefunden.“, lachte der junge Hauptkommissar und sah, dass Semir vollbepackt ankam. „Könntest du mir mal das Holz abnehmen?“, fragte dieser nur erschöpft und konnte nicht über die große Ansammlung von Ästen sehen, die vor sich her trug. „Klar doch.“, meinte Ben nur und griff mit beiden Armen nach dem Holz. Erleichtert nickte Semir nur und sah dann, dass dort schon ein prasselndes Feuer im Steinkreis loderte. Unverständlich klappte bei Semir der Unterkiefer runter und mit seinen Fingern deutete er auf das Feuer. „Was...woher...wie?“, stammelte er nur und Ben sah ihn an. „Och, das lag da hinten so rum. Ich hab’s einfach nicht gesehen.“, meinte er und sah Semir an, dessen Augen nun funkelten. „So, du hast es nicht gesehen? Du schickst mich in den Wald rein, um Feuerholz zu suchen und machst dir hier einen faulen Lenz, während ich den Gefahren der Natur trotze.“, fauchte der Deutschtürke seinen Partner an. „Gefahren der Natur? Hat dich ein Waschbär angesprungen und wollt Nüsse von dir oder wie?“, lachte Ben nur und wich vor Semir ein Stück zurück. Dieser wäre seinem Partner am Liebsten in diesem Moment an die Gurgel gegangen. Doch langsam beruhigte sich Semir wieder, ging zum Campingtisch und schüttelte seinen Pullover aus, den er die ganze Zeit unter sein Kinn geklemmt hatte.
    Neugierig sah Ben ihm über die Schulter und staunte nicht schlecht, als er bemerkte, was Semir da angeschleppt hatte. „Boah Pilze.“, staunte er und sah die vielen Dinger auf den Tisch liegen. „Ja, die habe ich bei der unnützen Suche nach Feuerholz gefunden.“, knurrte Semir. „Dann war deine Suche ja nicht ganz erfolglos.“, konterte Ben und nahm einen der Pilze in die Hand. „Und woher wissen wir jetzt, ob die nicht giftig sind?“, fragte der junge Hauptkommissar. „Tja, keine Ahnung. Hast du ein Pilzbuch bei?“, wollte Semir wissen. Ben sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Sonst immer, aber gerade heute habe ich es natürlich nicht bei.“, konterte Ben nur mit ironischem Unterton. „Tja, probieren geht über studieren.“, bestimmte Semir und ging zur Kühlbox, um das Fleisch raus zu holen. „Ben? Wo ist die Box?“, fragte Semir, als er vor dem leeren Kofferraum stand. Ben sah seinen Partner fragend an. „Was für eine Box?“, wollte Ben wissen. „Na, unsere Box mit dem Essen. Ich hab extra das Fleisch zwei Tage eingelegt und Andreas Kartoffelsalat war auch drin. Oh nein...“, kam es dann von Semir und sofort schlug er sich an die Stirn. „Sag jetzt nicht, du hast das Essen vergessen?“, fauchte Ben und kam auf Semir zu. „Leider... ich Idiot.“, stieß Semir aus und hatte ein betretendes Gesicht aufgesetzt. „Tja, bist halt doch nicht mehr der Jüngste.“, kam es nur von Ben. „Sehr witzig, sag mir lieber, was wir jetzt die nächsten drei Tage essen sollen?“, knurrte der Deutschtürke nur.

  • „Tja, da du die Box vergessen hast, würde ich sagen, dass du Angeln gehst.“, bestimmte Ben und reichte seinem Partner. „Was? Ich soll...“, doch weiter kam Semir nicht, denn Ben sah ihn bestimmend an und streckte nur die Hand in Richtung See aus. „Du bist grausam.“, knurrte der Deutschtürke nur. „Nein, nur gerecht. Ich habe die Kühlbox schließlich nicht vergessen.“, lachte er. „Was machst du eigentlich in der Zwischenzeit?“, wollte Semir wissen und fühlte sich ungerecht behandelt. „Die Pilze sauber machen und schon mal anbraten. Es kann sein, dass das unser einziges Abendessen heute ist. Wer weiß, ob du je was fängst.“, lachte Ben. „Idiot.“, knurrte Semir nur und machte sich auf einen kleinen Trampelpfad zum See hinunter.


    Max hechtete weiter durch den Wald. Das Gepäck war zwar schwer, doch er rannte und rannte. Seine Lungen brannten zwar höllisch, aber er musste entkommen. Immer wieder hörte er die Schüsse und das Surren der Kugeln, die an ihm vorbeizischten und in die Bäume einschlugen. Er wagte es nicht, stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Immer weiter.... in Sicherheit bringen, das waren seine einzigen Gedanken. Max Beine wurden schwerer, dennoch trugen sie ihn vorwärts. Stolperte er, rappelte er sich schnell wieder auf und hechtete weiter durch den Wald. „Bleib stehen, Max.“, hörte er die Stimme seine ehemaligen Freundes Oliver hinter sich. „Wir wollen nur den Schatz und dann lassen wir dich am Leben.“, versuchte er seinen Mitbewohner aus dem Versteck zu locken. „Ja klar, und ich bin der Weihnachtsmann.“, knurrte Max zu sich und hatte sich in einen ausgetrockneten, mit Laubzweigen überwucherten Graben rutschen lassen. Er horchte nach den Schritten seiner Verfolger. Sein Herz pochte und schlug gegen seine Brust und das so laut, dass er dachte, es würde ihn auf Dauer verraten. „Verdammt, wo ist er hin?“, fauchte Boris laut und schien am Rand des Grabens zu stehen. Max konnte ihn atmen hören und dachte, er würde sich durch seinen eigenen Atem verraten. Vorsichtig sah sich der Student um und tastete am Boden nach einem Stein. Als er ihn fest in der Hand hatte, warf er ihn weit von sich weg und hoffte so, die beiden Mörder von sich fort zu locken. „Da drüben ist er.“, fauchte Boris und rannte los. Oliver rannte hinterher und die beiden entfernten sich, schossen mit ihrem Pistolen den Stein hinterher. Max atmete auf. Endlich hatte er halbwegs freie Bahn. Vorsichtig streckte er den Kopf aus dem Graben und sah sich um. Keiner war zu sehen und nichts war zu hören. Jetzt ganz vorsichtig aus dem Graben und zurück zum Wagen. Doch, wo war der Wagen? Max war in den letzten Stunden so oft kreuz und quer gerannt, dass er vollkommen die Orientierung verloren hatte.


    ...

  • Vor sich hingrummelnd saß Semir am See, hatte die Angel ins Wasser geworfen und versuchte nun schon seit geschlagenen zwei Stunden Fische an Land zu ziehen. „Man, vielleicht hätte ich doch mit Dynamit fischen sollen.“, knurrte Semir und musste dabei lächelnd an den Angelausflug mit Tom denken, der ja auch so ins Wasser gefallen ist, als sie von drei Gangstern überfallen wurden. „Na, das kann uns hier ja nicht passieren.“, kam es sicher von Semir und im nächsten Moment waren deutliche Schüsse im Wald zu hören. „Hm, jetzt schon Jagdsaison?“, kam es nachdenklich von Semir und er angelte ruhig weiter. „Komm schon, ich hab Hunger.“, fauchte er das Wasser an und im nächsten Moment zuckte die Angelrute auf. „Ja....ja, komm schon.“, freute sich Semir und zog die Angel an. Der Fisch, es musste ein Mordsbrocken sein, zog und zerrte an der Angelschnur und Semir fast mit ins Wasser. Doch dieser ließ sich nicht durch einen Fisch fertig machen. „Du schaffst mich nicht. Die Natur kriegt Semir Gerkhan nicht in die Knie.“, lachte er und zog weiter an, holte die Schnur mit Hilfe der Winde ein. „Los, ich hab Hunger.“, zischte Semir und zerrte die Angelschnur mit bloßer Hand an Land, bis seine Handflächen durch die Sehne blutig waren. Doch endlich hatte er den Fisch an Land gezogen. „Wow, was für ein Prachtexemplar. Hotte wäre sicherlich neidisch auf mich.“, lachte er und schulterte seine Beute. Er ging mit dem Fisch zurück zu Ben, der schon sehnsüchtig auf das Abendessen wartete.


    „Jetzt sag bloß, du hast was gefangen?“, fragte sein Partner, als er sah, dass Semir wieder zurückkam. Semir sagte nichts, sondern hielt nur den großen Fisch in die Luft. „Wow.“, staunte Ben und merkte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. „Jetzt gibt es Fisch mit Waldpilzen.“, lachte er und nahm das Prachtexemplar und legte es auf den Tisch. Nun war aber ein neues Problem da. „Ähhh, wie kriegen wir den jetzt zerlegt?“, wollte Ben wissen und sah Semir an. Dieser schien davon auch keine Ahnung zu haben und sah nur fragend zu Ben. „Du keine Ahnung. Normalerweise sind die Dinger schon vollkommen fertig, wenn ich die vor die Nase serviert bekomme.“, entgegnete er. „Tja, bei mir auch. Und nun?“, wollte Ben wissen. Semir kratzte sich am Hinterkopf und war dementsprechend ratlos. „Tja, ich würde sagen, die Pfanne ist groß genug. Wir schmeißen das Ding so rein und futtern einfach den Kopf und die Greten nicht mit.“, entgegnete er. „Und was ist mit den Eingeweiden und den Därmen?“, wollte Ben wissen und Semir sah ihn an. „Was soll damit sein?“, kam die Frage von ihm. Ben lachte auf. „Semir, selbst ich weiß, dass man einen Fisch vorher ausnehmen muss, bevor man ihn essen kann.“, kam es nur von ihm. Grinsend nahm Semir den Fisch an der Schwanzflosse hoch und hielt ihn, mitsamt seinem Messer, Ben hin. „Tja, da du so gut bescheid weißt... Mach mal. Ich hab ihn gefangen.“, grinste Semir, nahm sich einen Apfel und setzte sich auf den Baumstumpf, während er Ben dabei zusah, wie er den Fisch mit zwei Fingern anpackte und mit verzogenem Gesicht ansah.

  • „Wieso soll ich denn bitte den Fisch... Ach, weißt du was, ich mach es. Und dann bekomm ich das Königsstück.“, lachte Ben und setzte das Messer auf Fisch an. Semir mampfte genüsslich den Apfel, während er Ben schimpfen und das Messer über die Schuppen schaben hörte. „Sag mal, hast du vorhin auch die Schüsse gehört?“, wollte Semir wissen und biss wieder in den Apfel. Ben nickte und verzog das Gesicht, wollte den Geruch nicht wirklich einatmen. Ihm schien mehr und mehr schlecht zu werden. „Jetzt wo du es sagst. Hm, wahrscheinlich nur ein Jäger.“, meinte Ben und schluckte schwer. „Wird dir etwa schlecht?“, stichelte Semir und sah Ben nur an. „Willst du weitermachen?“, fauchte er nur und sah den Deutschtürken an. „Nö, nö... du machst das super.“, lachte Semir und biss wieder in den Apfel. Nach einer Weile war der Fisch soweit gesäubert und ausgenommen, dass er in die Pfanne wandern konnte. Mit einem stetig steigenden Wasserpegel im Mund sahen die beiden Chaoscamper den Fisch dabei zu, wie er in der Pfanne braun brutzelte. Die Pilze wurden von Ben dazu geworfen, der langsam wieder Farbe im Gesicht bekam. „Man, das riecht ja lecker.“, meinte Semir und hielt seine Nase über die über dem Feuer hängenden Pfanne, in welcher der Fisch brutzelte und vor sich hin köchelte.


    ...

  • Langsam kam die Nacht und während es sich beide Kommissare am Lagerfeuer bequem machten, irrte Max in der Dunkelheit umher. Wieso hatte er nicht seine Stirnlampe mitgenommen? Dann könnte er jetzt wenigstens etwas sehen. Max stolperte einfach weiter und achtete auf jedes Geräusch. Waren Oliver und Boris noch in der Nähe? Hatte er mit seiner Täuschung Erfolg? Waren sie ganz abgezogen? Wo befand sich Max überhaupt? Sein GPS-Gerät half ihm hier auch nicht weiter. Ohne Licht. Moment, sein Handy hatte doch eine eingebaute Lampe. Wieso war er darauf nicht früher gekommen? Er nahm sein Handy hervor und leuchtete auf sein GPS-Gerät. „Ah, hier bin ich also.“, dachte er laut. Er war etwa fünf Kilometer von seinem Wagen entfernt. Dann holte er seinen Kompass hervor und sah auf das kleine Gerät. Er musste es nur abstimmen und dann... Was war das? Er zuckte zusammen. Ein Knacken... er hatte deutlich ein Knacken gehört. War das nur ein Tier oder seine Jäger, die ihn wieder gefunden hatten? Boris und Oliver schlichen ebenfalls durch den Wald. „Psst, war da nicht Licht?“, kam es plötzlich von Boris und beide verhielten sich still. Sie lugten durch die Dunkelheit und sahen wirklich ein Licht. „Da ist er.“, lachte Boris und legte an. Der Schuss hallte durch den Wald und Boris sah nicht, ob er getroffen hatte. Max duckte sich und sah in die Richtung, aus der der Schuss kam. „Verdammt.“, zischte er und ließ vor Schreck sein Handy und den Kompass fallen. Durch den Sturz gab die Lampe den Geist auf. „Shit.“, stieß er aus und tastete auf den Boden nach den beiden Sachen. Doch er fand nur das Handy wieder, der Kompass war verloren. Jetzt aber musste er weg, bevor sie ihm noch mehr mit Blei voll pumpen wollten und dabei vielleicht noch erfolgreich waren. Max stand auf und rannte wieder los. Boris und Oliver horchten auf. „Da... da drüben ist er.“, fauchte Boris. Oliver rannte los und schoss einige Male in die Richtung, wo er Max vermutete. Auch Boris sparte nicht mit der Munition und schoss sein halbes Magazin in die Dunkelheit ab. Ob beide getroffen hatten?

  • Semir und Ben horchten auf. „Sag mal, ist heute Freiwild unterwegs?“, wollte Ben wissen und schob sich seinen letzten Rest Fisch mit Pilzen vom Teller in den Mund. „Hm, keine Ahnung, aber wenn das die ganze Nacht so geht, dann geh ich mich beschweren. Nicht mal in der Natur hat man seine Ruhe.“, kam es von Semir. Ben lachte auf. „Ja klar, bei wem willst du dich denn beschweren? Etwa beim Oberforstmeister?“, stichelte der junge Hauptkommissar nur. „Warum nicht?“, kam es nur mit trockenem Humor von Semir zurück. Wieder hörten sie die Schüsse. „Man, wie oft schießen die denn auf das Wild? Also essen können sie das danach nicht mehr, wenn sie keine Bleivergiftung haben wollen.“, knurrte Ben nur und legte noch mehr Holz nach. „Na komm, legen wir uns schlafen, bevor die uns hier noch für Bären halten.“, meinte Semir. „Ähhh... dich dann eher für einen Teddybären... bei der Größe.“, kam es kichernd von Ben. Semir ignorierte diesen Kommentar und legte sich auf seine Luftmatratze in der linken Hälfte des Zeltes, während Ben sich in seinen Schlafsack in der anderen Ecke des Zeltes verkroch. Schon nach einigen Minuten war bei den beiden Campern Ruhe und das laute, gleichmäßige Atmen zu hören. Keiner der beiden ahnte, dass sie diese Nacht unverhofften Besuch bekommen sollten.


    ...

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