Feind aus der Vergangenheit

  • Kim Krüger sah in das Büro wo Ben und Semir eigentlich saßen. Gerkhan war immer noch am PC und sie sah wie er sich die Augen rieb. Sie waren rot und völlig übermüdet. „Gerkhan... Sie legen sich umgehend in den Bereitschaftsraum und schlafen etwas!“ befahl sie daher. „Nein.. ich muss Ben suchen und finden... wer weiß wo er sich befindet und was er gerade durchmacht..“ stieß er leise aus. „Ich mache für Sie weiter... Sie müssen schlafen....“ ermahnte sie ihn. „Sie haben doch auch noch nicht geschlafen...ich kann nicht einfach schlafen, wenn Ben durch die Hölle geht...“ erklärte er. Kim lächelte sanft. „Ich werde mich nach Ihnen hinlegen. Sie sind seit gestern nicht mehr im Bett gewesen. Meinen Sie wirklich, Sie können Jäger so helfen?“ wollte sie wissen. Semir wusste genau, dass sie Recht hatte, doch was, wenn er genau jetzt eine Spur fand? Was wenn er... „Gerkhan?“ riss Kim ihn aus den Gedanken. „Ja...Chefin... ja... ich weiß....“ kam von ihm. „Legen Sie sich wenigstens für drei Stunden hin....Was haben Sie denn bisher?“ harkte die Chefin nach. Semir fuhr mit seinen Händen durch sein Gesicht. Der Bart kratzte bereits. „Nicht viel....“ gab er zu. „Dieser Peer van Stendal war Drogenhändler und Zuhälter… für Jungs… aber ich komme da nicht weiter. Es gibt keine Verbindung zwischen Ben und Stendal. Nichts wo ich anknüpfen kann. Ich vermute das Stendal nur ein zufälliges Opfer war.“ erklärte Semir leise. „Was sagt Ihnen Ihr Gefühl?“ wollte Kim wissen und ließ sich auf Bens Stuhl nieder. „Mein Gefühl? Sagten Sie nicht, dass man die Gefühle besser ausschalten sollte?“ stellte Semir die bittere Gegenfrage. Kim nickte. „Ja....normalerweise schon. Aber Sie können es nicht... genauso wenig wie ich. Was sagt Ihnen Ihr Gefühl, Gerkhan?“ wiederholte sie die Frage. Semir sah sie an. „Ich denke, dass Ruff was mit dem Verschwinden zu tun hat. Oder Laufwald... die Beiden hatten allen Grund sich an Esslinger und auch an Ben zu rächen. Aus verletztem Stolz vielleicht....Laufwald sicher noch mehr, als Ruff.“ erklärte Semir. „Dann setzen Sie dort an. Aber erst werden Sie schlafen...“ kam von Kim. Semir nickte. Mit müden Schritten ging er in den Keller um sich dort hinzulegen. Nur wenige Minuten später schlief er tief und fest.


    Tobias sah sich verstohlen um, als er sich dem Krankenhaus näherte. Unter seinen Arm Pralinen. Die Pralinen, die Robert am Liebsten aß. Schon in der Schulzeit, hatten die Eltern von Robert ihm diese Pralinen mitgebracht. Tobias verkleidete sich als Arzt indem er sich einen der dreckigen Kittel nahm. Und da er wusste wo Robert Esslinger lag, kam er ungehindert auf die Station. Eine der Schwesterschülerinnen begrüßte ihn freundlich. Tobias lächelte sie an und sah ihr hinterher. Dann betrat er das Zimmer von Esslinger. Auf dem Nachttisch lagen bereits Pralinen. Doch seine waren um einiges besser. Sie enthielten Strychnin. Eine tödliche Dosis und Esslinger war der erste, der sterben wird. Das bereits die gleiche Schachtel hier lag, war eine Fügung des Schicksals. Egal wer diese Esslinger geschenkt hatte.... der Verdacht würde auf ihn fallen. Tobias grinste zufrieden. Er bewegte sich so leise, das Esslinger ihn nicht einmal bemerkte. Mit schnellen Bewegungen tauschte er die Pralinen gegen seine. Wohl bekomm’s, dachte er und verließ fast lautlos das Zimmer. Mit einem fröhlich pfeifenden Lied verließ er das Krankenhaus. Nun musste er nur noch abwarten, bis die Zeitungen von dem plötzlichen Ableben des Robert Esslinger berichteten. Er fuhr nach Hause und ging erneut zu seinem vermeintlichen Feind, den er im Keller festhielt. Er war schließlich Zeit fürs Essen und Trinken. Tobias war sehr fürsorglich, schließlich wollte er sein Opfer leiden aber nicht verhungern lassen.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Ben sah Tobias müde an. „Lass das doch sein...Tobias...das ändert nichts...“ sagte er leise. „Da magst du Recht haben, Ben... aber es verschafft mir eine kleine Genugtuung. Niemand kann das ermessen, was ich durchgemacht habe und noch durchmachen werde. Ich werde dir aber einen kleinen Einblick in meine Welt verschaffen. Du kennst dich doch sicher aus, wie man sich mit Aids anstecken kann oder? Wir könnten Spaß zusammen haben, Ben.... aber das gönne ich dir nicht. Nicht auf diese Art und Weise. Aber weißt du was ich mir überlegt habe.... erst wird Robert sterben...ich habe ihm seine Lieblingspralinen geschenkt.... und weißt du wer dafür in den Knast wandert? Kai...unser lieber Kai, der im Rollstuhl sitzt und sicher auch Rachegedanken an dich und Robert verschwendet hat. Ist das nicht toll ausgedacht? Er geht für mich in den Knast. Deine Kollegen werden ihn verhaften und denken, dass er dich irgendwo versteckt hat. Bis deine Freunde wissen, dass es eine Finte ist, habe ich dich längst fertig gemacht.“ lachte Tobias gehässig. Ben schloss die Augen. Der Hass von Tobias saß verdammt tief. Nichts konnte ihn davon abhalten. „Meinst du denn, dass mein Kollege so dumm ist? Er wird herausfinden, dass Kai nicht dahinter steckt. Du wirst einen Fehler gemacht haben... einen winzigen Fehler....und dann wirst du für das und für den feigen Mord an Robert büßen...“ versprach Ben müde. Tobias lachte nur. „Iss…und dann solltest du schlafen… du siehst grausam aus.“ gab er verächtlich von sich und stellte Ben das Essen auf den Boden. „Guten Appetit…heute gibt es was ganz besonderes…. Kalte Hamburger… du liebst sie doch…nicht wahr… hast sie früher auch gegessen…“ verhöhnte Tobias seinen ehemaligen Schulkameraden. Er hockte sich vor ihn und fütterte ihn.


    Semir wachte gegen Mitternacht auf. Erschrocken setzte er sich hin und sah auf die Uhr. Er hatte fast sechs Stunden geschlafen…wie konnte er schlafen, während Ben vielleicht um sein Leben kämpfte? Mit leicht schwankenden Schritten ging er in das angrenzende kleine Bad und wusch sich das Gesicht. Dann ging er hoch. In seinem Büro vor dem PC saß Kim Krüger auf seinem Platz. Den Kopf auf der Schreibtischplatte gelegt und schlafend. Semir ging zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sofort war sie wieder wach. „Semir?“ fragte sie erstaunt. „Sie sind dran mit Schlafen..“ murmelte Semir und ging in die Küche. Er machte sich einen Kaffee. Kim kam hinterher. „Haben Sie wenigstens etwas schlafen können?“ wollte sie wissen. Semir nickte. „Ja… viel zu viel….wir müssen Ben suchen….“ Erklärte er nur. „Ja ich weiß… ich habe noch mal die Schule durchforstet. Auf der Seite von denen sind alle Schüler die mit Jäger in der Klasse waren aufgelistet. Scheint eine sehr gute Klasse gewesen zu sein. Die haben alle ein 1er Abi abgelegt. Jäger ebenfalls.“ Meinte Kim und nahm sich eine Tasse Kaffee. Semir nickte nur. Soweit war er auch schon. Er fand keine Stelle wo er ansetzen konnte. Warum war es so schwer…? fragte er sich. „Wissen Sie, Gerkhan… vielleicht hat das alles gar nichts mit der Schule zu tun und dieser Robert war nur zufällig das Opfer. Was wenn der Mann von Anfang an Jäger auf dem Kicker hatte. Immerhin hat er ja auch so eine Maschine und der Täter kann doch gemeint haben, dass es Jägers Motorrad war..“ gab Kim zu bedenken. Semir nahm einen Schluck des Kaffees. Er war etwas stark doch genau das brauchte er jetzt. „Das kann sein… ich weiß.. aber wir müssen unbedingt eine Spur finden. Es ist keine Erpressung soviel ist klar. Ich werde sobald es hell ist ins Krankenhaus fahren und Esslinger noch einmal befragen.“ meinte Semir nur.

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  • Robert Esslinger wurde um sieben geweckt. Frühstück war angesagt, doch für Robert waren die Pralinen die auf seinem Tischchen standen zu verlockend. Er nahm gleich zwei heraus und steckte sie in den Mund. Genüsslich kaute er sie und kaum hatte er sie runter geschluckt spürte er, dass etwas nicht stimmte. Er bekam keine richtige Luft...und fing an zu würgen. „Hilfe.....Hilfe...“ stieß er viel zu leise aus. Mit zittriger Hand griff er zum Klingelknopf. Mit der zweiten griff er nach seinem Hals und versuchte sich Erleichterung zu verschaffen. Es klappte nicht. Panik und Angst ergriffen ihn. Sein Körper verkrampfte sich immer mehr und er machte sich in die Hose....Die Angst hatte ihn voll im Griff. Er spürte wie Schaum aus seinem Mund trat. Nur wenig später lag er schlaff im Bett. Das eine Schwester hereinkam bekam er nicht mehr mit. Auch den Arzt, der dicht auf die Schwester folgte konnte nichts mehr für ihn tun. Robert Esslinger starb binnen zehn Minuten in einem schmerzhaften Todeskampf. „Rufen Sie Herrn Gerkhan an...und teilten Sie ihm mit, dass Herr Esslinger verstorben ist.“ sagte der Arzt und ließ den Leichnam in den Keller bringen. Hier war eine Obduktion mit Sicherheit angebracht. „Die Pralinen werden umgehend eingepackt....ich denke schon, das die Polizei daran Interesse haben wird...“ erklärte Dr. Friedfisch. Ilona, die Stationsschwester zog sich Handschuhe an und trug die Pralinen ins Schwesternzimmer. „Ilona...achten Sie bitte darauf, das niemand an die Dinger geht... Herr Esslinger zeigt Vergiftungsmerkmale...“ ermahnte Friedfisch.


    Semir meldete sich als das Telefon klingelte. „Ich bin sofort da! Berühren Sie nichts!“ stieß er aus, knallte den Hörer auf das Gerät und rannte sofort aus dem Büro. Dass Kim Krüger ihm nachsah, bemerkte er nicht. Diesmal brauchte er nur knappe zwanzig Minuten bis er im Krankenhaus angekommen war. Sofort wurde er in das Zimmer gebracht. „Wo ist die Leiche?“ wollte er wissen. „Wir haben Sie in den Keller gebracht... in eine der Kühlzellen...“ erklärt Friedfisch. „Sehr gut... die Spurensicherung ist bereits informiert. Woran ist Herr Esslinger verstorben?“ hakte Semir nach. „Er zeigte ganz deutlich Vergiftungserscheinungen. Wir vermuten, das die Pralinen, die wir jetzt erst einmal in den Kühlschrank gestellt haben, die Ursache waren.“ erklärte Friedfisch. Semir sah ihn an. „Wissen Sie von wem Esslinger die Pralinen hatte?“ wollte Semir wissen. „Schwester Ines kann Ihnen sich sagen wer zu Besuch war...INES!!“ rief der Arzt über den Flur. Eine der Schwestern sah ihn an und kam sofort hinzu. „Wer hat Herrn Esslinger besucht?“ fragte Friedfisch. „Gestern war nur ein Besucher da...im Rollstuhl und...“ erklärte die Schwestern. „Danke...mehr brauch ich nicht wissen. Die Pralinen sind beschlagnahmt. Bitte geben Sie sie den Mitarbeitern der Spurensicherung mit...“ rief Semir und rannte raus. Dr. Friedfisch sah ihm erstaunt hinterher. „Chefin...ich brauche einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung von Kai Laufwald! Außerdem brauche ich Verstärkung....Esslinger ist vergiftet worden, vermutlich mit den Pralinen, die er von Laufwald hat!“ erklärte er sachlich und lenkte den Wagen vom Parkplatz. Kim Krüger versprach das Papier umgehend zu besorgen. „Ich fahre hin und werde Laufwald vernehmen!“ gab er bekannt und beendete das Gespräch.

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  • Kai Laufwald schrak auf, als es Sturm klingelte. „Ja...ist ja gut... verdammt noch mal...“ maulte er und rollte seinen Rollstuhl in den er sich eben erst gequält hatte zur Tür. Doch kaum öffnete er sie, stürmten Polizisten in seine Wohnung. „Wo ist er?“ fragte ihn Semir Gerkhan, den er sofort erkannte. „Wo ist wer?“ wollte Kai verwirrt wissen. „Ben!! Esslinger… Er ist tot... er ist an den Pralinen gestorben, die Sie ihm gebracht haben! Halten Sie Ben hier gefangen?“ kamen die Fragen von Semir Gerkhan. „Was? Das ist doch absoluter Blödsinn! Die Pralinen waren nicht vergift!“ verteidigte Kai sich empört. „Ja sicher!! Sie sind wegen Mordverdacht verhaftet! Durchsucht das komplette Haus!“ gab Semir Gerkhan den Befehl. Er sah Kai warnend an. „Sollte sich herausstellen, dass Sie Ben Jäger hier irgendwo festhalten, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie für immer in den Knast gehen...“ drohte er ihm. Kai sah ihn erschrocken an. „Aber... ich habe doch gar nichts getan...ich...ich habe Robert die Pralinen gebracht das stimmt, aber sie waren doch ...in Ordnung...sie waren nicht vergiftet!“ erklärte er völlig perplex. Dennoch ließ Gerkhan ihn abführen. Die Durchsuchung der Wohnung erbrachte gar nichts. Die Wohnung war leer und auch im Keller fanden die Polizisten nichts. „Was für ein Gift haben Sie benutzt?“ wollte Gerkhan später wissen, als Kai Laufwald im Verhörraum saß. „Herr Gerkhan.. ich habe nichts getan...ich habe nur einen alten Freund besucht...wirklich mehr war da nicht... ich schwöre...“ kam von Kai.


    „Semir...der Obduktionsbericht liegt vor.“ sagte Susanne als sie das Verhör unterbrach. Semir nahm das Stück Papier und las es durch. „Rattengift oder auch Strychnin...So was haben Sie doch oder etwa nicht, Herr Laufwald?“ wandte Semir sich an seinen Verdächtigen. „Aber...ich ...nein... ich...das ist ein Alptraum...das ist ein Alptraum...“ stieß Kai aus. „Sie haben sich rächen wollen, rächen für den Unfall von damals... Sie denken Robert und Ben waren daran Schuld, nicht wahr? Sie hätten damals nein sagen können, aber Sie waren zu stolz... nicht wahr? Wo ist Ben Jäger?“ schoss Semir die Fragen ab. „Ich weiß es nicht... ich weiß es wirklich nicht... ich gebe den Beiden die Schuld, ja... aber das ist doch schon so lange her...ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden...“ erklärte Kai Laufwald. Semir beobachtete ihn sehr. Irgendwas stimmte hier nicht. Sein Gefühl sagte, dass Kai Laufwald Schuld ist an Bens Verschwinden, doch sein Verstand sagte, dass er nichts damit zu tun hatte. Nur wem sollte Semir nun vertrauen? „Warum bringen Sie Esslinger Pralinen ins Krankenhaus?“ wollte Semir wissen. „Ich....es waren seine Lieblingspralinen. Die hatte er damals schon als Kind gern gemocht und...als ich sie sah...da...da hab ich sie gekauft... sie waren neu....ich habe die Packung nicht einmal geöffnet...“ behauptete Kai verzweifelt.

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  • Ben hatte die Augen geschlossen als die Tür sich öffnete. Er öffnete sie und sah Tobias an. „Wann gibst du auf?“ fragte er. „Wenn du tot bist...Benni....so einfach ist das... Sobald du aufhörst zu atmen...“ erklärte Tobias stolz. Er kniete sich vor Ben und drückte ihn mit beiden Händen den Hals zu. Ben trat nach ihm und versuchte sich zu wehren, doch wie in den letzten Tagen gelang es ihm nicht. „Esslinger ist tot.....Laufwald geht dafür in den Knast... hab ich mir toll ausgedacht nicht wahr...“ lachte Tobias Herder. Ben röchelte und glaubte das Bewusstsein zu verlieren. Doch das wollte Herder nicht. Er ließ ihn los und Ben holte pfeifend Luft. Er konnte nicht mehr. Seit einigen Tagen malträtierte Herder ihn mit Schlägen, quälte ihn indem er ihn unter Wasser tauchte und in letzter Sekunde wieder raus holte oder aber würgte ihn bis er fast das Bewusstsein verlor. Ben konnte sich nicht wehren. Seine Hände waren bereits seit Tagen gefesselt und er hatte jedes Gefühl darin verloren. Seine Augen waren angeschwollen, genau wie seine Wangenknochen. Der Hals brannte und seine Beine taten ihm weh. Herder hatte ihn an den Beinen aufgehängt und in ein Wasserbecken getaucht. Und als er über dem Wasser hing fand Tobias Herder es lustig ihn ständig mit einer kleinen Kette gegen die Schienbeine zu schlagen. Jeder Schritt tat ihm weh. „Mach doch endlich Schluss...Tobias... töte mich endlich.“ krächzte Ben heiser. „Oh mein....mein Lieber... noch nicht... und wenn dann stirbst du nicht durch meine Hand. Ich habe mir überlegt, dass ein guter Freund deinen Tod herbeiführen wird. Ein guter Freund von dir....und du wirst mir helfen ihn zu finden. Ich hoffe sehr du hast Freunde...“ lachte Tobias.


    „Hören Sie.... ich habe Robert und auch Ben verziehen...ich habe ihn nicht umgebracht...ich habe auch nichts mit Bens Verschwinden zu tun. Bitte glauben Sie mir...Bitte...“ flehte Kai Laufwald regelrecht. Semir sah, dass es nicht gelogen war. Seine Erfahrung ließ ihn wirklich zweifeln. „Okay... gehen wir mal davon aus, ich würde Ihnen glauben. Wer sollte dahinter stecken? Sie sind der einzige, der Hass auf Ben und Robert hatte. Sie haben die Gesundheit verloren, weil man von Ihnen die Mutprobe verlangte. An der Pralinenschachtel sind lediglich Ihre Fingerabdrücke. Sie wussten welche Esslinger mochte und Sie wussten auch, dass er im Krankenhaus lag. Außerdem hat Esslinger keinen anderen Besuch empfangen...“ kam von Semir. Kai nickte. „Ich weiß...meine Chancen stehen schlecht. Ich habe keine Zeugen dass ich es nicht war. Aber ich schwöre ich war es nicht... ich war es nicht...“ weinte Kai verzweifelt. „Ich lasse Sie in Ihre Zelle bringen..“ stöhnte Semir und verließ den Raum. Kim Krüger erwartete ihn. „Glauben Sie ihm?“ wollte sie wissen. „Ja...ich glaube ihm. Er ist kein Killer. Auch wenn alles auf ihn hinweist. Etwas stört mich.... Chefin...er ist erschrocken gewesen, als ich ihm sagte, das Esslinger tot ist. Er war auch erschrocken, als ich ihm sagte, dass Ben verschwunden ist. Ich habe ihn und Esslinger im Krankenhaus beobachtet. Sie haben sich vertragen. Laufwald hat Esslinger vergeben. Er war es nicht.“ nickte Semir voller Überzeugung. „Gut... und wer dann?“ fragte Kim Krüger. Doch auf diese Frage wusste Semir keine Antwort.

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  • Der Abend kam und für Johanna begann die Schicht. Sie hatte in dieser Woche Nachtschicht. Zum ersten Mal seit ihrer Ausbildung musste sie nachts die Patienten versorgen. So kam sie gegen acht am Abend herein und ließ sich einweisen. Als sie das Zimmer von Robert Esslinger betrat, sah sie dass dieser nicht mehr da war. Erstaunt fragte sie nach und erfuhr, dass dieser verstorben war. Vergiftet, sagte Ilona die am Tag Dienst hatte. „Das ist ja schrecklich... Aber Dr. Welfenhaus war doch noch bei ihm gewesen...“ sagte sie erstaunt. „Welfenhaus?“ wollte Ilona wissen. „Ja... Welfenhaus...wieso?“ kam nun die Gegenfrage von Johanna. „Weil Welfenhaus hier nicht zuständig ist. Bist du sicher, dass Frau Dr. Welfenhaus es war?“ harkte Ilona nach. „Wieso Frau Dr. ...das war ein Herr Dr. ...“ widersprach Johanna. „Bin gleich wieder da!!“ rief Ilona, rannte ins Schwesternzimmer und rief Semir Gerkhan an. „Herr Esslinger wurde gestern doch noch besucht. Ich habe es eben von unserer Schwesterschülerin erfahren. Ein Mann der sich als Dr. Welfenhaus ausgegeben hat. Aber ich kenne Dr. Welfenhaus...es ist eine Frau...“ sagte sie als der Polizist sich meldete. „Ja... ich sorge dafür...ich warte auf Sie...“ hörte Johanna sagen. Sie sah ängstlich zu Ilona. „Hab ich was Falsch gemacht?“ fragte sie besorgt. „Nein.... im Gegenteil. Du hilfst gerade der Polizei bei der Aufklärung eines Mordes...“ sagte Ilona beruhigend. Nur wenig später standen Semir Gerkhan und ein weiterer Mann im Schwesternzimmer. „Hallo... ich bin Semir Gerkhan... Kripo Autobahn. Das ist Hartmut Freund. Sie haben den falschen Arzt gesehen?“ wollte der Kleinere der beiden Männer wissen. Johanna nickte schüchtern. „Können Sie ihn beschreiben?“ folgte die nächste Frage.


    „Hier Chefin! Das ist der Mann, der Esslinger in der Nacht besucht hatte. Susanne lässt das Bild gerade durch die Datenbank laufen. Kai Laufwald hat somit Recht, dass er es nicht war. Dieser Typ hat vermutlich die Pralinen vergiftet. Und wenn... dann hat dieser Mistkerl auch Ben in seiner Gewalt..“ prophezeite Semir und tippte dauernd auf das Bild. Kim sah es sich an. „Haben Sie Laufwald das Bild gezeigt?“ wollte sie wissen. „Nein... ich sehe auch keine Verbindung zwischen ihm und dem falschen Arzt.“ gab Semir von sich. „Trotzdem....vielleicht kennt er diesen Mann ja doch... Ein Versuch kann nicht schaden..“ lächelte sie. Semir nahm das Bild und verschwand. Er ging zu Kai Laufwald, den er in den Verhörraum hatte bringen lassen. „Herr Laufwald... kennen Sie diesen Mann?“ wollte Semir von ihm wissen. Kai sah auf das Bild. „Nein... das Gesicht sagt mir nichts.... hat er was mit dem Verschwinden von Ben und dem Tod von Robert was zu tun?“ wollte er wissen. Semir nickte. „Er war in der Nacht vor Esslingers Tod im Krankenhaus. Verkleidet als Arzt. Nur hat er einen Fehler gemacht, er wusste nicht, dass der Arzt dessen Kittel er trug eine Frau war. Deshalb ist er aufgeflogen. Aber ich muss wissen wer es ist...“ kam regelrecht flehend von Semir. Kai nahm sich das Bild genauer vor. „Also ich weiß nicht... dieses verlebte Gesicht...ich kenne es nicht... aber... wenn er aus der Schule ist, dann müsste er doch auch auf dem Klassenfoto sein. Ich habe alle Klassenfotos aufbewahrt. Sie sind zuhause in der Schublade... Hören Sie... ich kann Ihnen vielleicht helfen... lassen Sie mich helfen...bitte...“ flehte Kai. Semir ließ sich tatsächlich breitschlagen und fuhr mit Kai nach Hause.

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  • „Hier…. Da oben liegen die Jahrgangsbücher… Wenn der Kerl in unserer Schule war, dann ist er da drin.“ meinte Kai wenig später. Semir holte das Buch runter und schlug es auf. „Da sind alle drin?“ wollte Semir noch einmal wissen. Kai nickte. „Ja…alle…auch die die es nicht geschafft haben. Die gehören auch dazu. Es gab zum Glück nicht viele. Aber immerhin. Bei manchen war es schade aber es gab auch welche die mit Recht runter geflogen sind…“ erklärte Kai. Semir sah sich das Buch an. „Kennen Sie die Namen denn von denen die geflogen sind?“ harkte Semir nach. „Ich weiß nicht… die Namen stehen aber auf jeden Fall unter den Bildern…. Die Mühe hab ich mir gemacht, als ich im Krankenhaus lag.“ lachte Kai bitter. Semir sah ihn an. Er nahm sich die Alben und sah sich Bild für Bild an. „Das war ein reines Jungeninternat?“ kam von ihm erstaunt. „Ja….unsere Väter wollten wohl, dass wir uns völlig auf die Bildung konzentrierten. Tja…. Bildung geht eben vor.“ meinte Kai grinsend. „Das muss Ben unglaublich schwer gefallen sein.“ gab Semir zurück. Kai lachte. „Ja… Ben wollte immer nachts abhauen und rüber zum Mädcheninternat. Einmal ist er erwischt worden. Hausarrest….drei Wochen. Die Pauker waren richtig sauer….“ lachte Kai. Semir hörte zu und spürte, dass es diesem Mann gut tat von früher zu reden. Er las sich die Namen durch und verglich die Bilder mit dem Phantombild. Das erste Buch war negativ. Das zweite war ein Jahrgang vor dem Abschluss und wieder das gleiche. Die meisten die in dem Buch davor waren, waren auch hier. Semir rieb sich die Augen. „Ich weiß nicht… ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass der Typ hier drin ist..“ stieß er aus. Kai hatte einen kleinen Imbiss vorbereitet und lud Semir ein. „Warum geben Sie denn auf? Sie sind doch noch gar nicht durch… greifen Sie zu. Stärken Sie sich und dann klappt das auch…“ versprach er. Semir ließ es sich nicht zweimal sagen. Dennoch nahm er ziemlich resigniert das dritte Buch zur Hand.


    Tobias sah auf den Fernseher. Er sah die Nachrichten und es kam ein kurzer Bericht über den Toten im Krankenhaus. Auch das Bild des Verdächtigen wurde gezeigt. Sofort drehte er den Ton an. „…. Wurde bekannt, dass der Mord in der Kölner Klinik durch einen immer noch flüchtigen Mann verübt wurde. Nach Zeugenaussagen verkleidete sich der Mörder als Doktor. Die Polizei ließ den unter Mordverdacht stehenden Freund des Ermordeten noch am gleichen Tag wieder frei. Die Polizei fragt nun, wer kennt diesen Mann. Sachdienliche Hinweise bitte an die Kripo Autobahn, Semir Gerkhan… Die Telefonnummer sehen Sie unten im Bildrand.“ … Das Glas, was Tobias hielt, fiel ihm aus der Hand. Verdammt… er hatte einen Fehler gemacht…er hatte einen verdammten Fehler gemacht….Nein… sie durften ihm seine Rache nicht nehmen… es durfte nicht sein. Erst jetzt spürte er, dass er sich am Glas verletzt hatte. Der Finger blutete. Er leckte sein Lebenssaft auf. Und dann hatte er die Idee. Er würde diesen Gerkhan zu sich holen. Das schien jemand zu sein, den Ben Jäger sicher kannte… aber erst würde er…wieder sah er auf seinen Finger. Das Blut lief immer noch. Seit er Aids hatte und die Medikamente nahm, bluteten Wunden stärker und länger als früher. Dann kam ein Blitzen in seinen Augen. Er ging zu einem Tisch, den er vor einigen Tagen auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Mit Riemen und Schellen war das Ding versehen. Eigentlich aus einer Zaubershow. Tobias wusste dass über dem Tisch eine Platte angebracht war. Dort waren Pfeile eingesteckt die sich mit Seilen lösen ließen. Sobald das Seil gekappt wurde, fielen die Pfeile in den Tisch. Jeder der darunter lag, würde elendig verbluten. Genau das Richtige für Ben Jäger….

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  • Semir rieb sich die Augen. Nur noch vier oder fünf Seiten und dann war auch das Letzte Buch durch. Die letzte Rubrik. „Loser“ stand als Überschrift. „Loser?“ fragte er Kai. „Ja… das sind die, die vor dem Abschluss gehen mussten. Entweder weil sie es nicht schafften, oder aber weil sie gegen die Regeln verstoßen hat.“ erklärte Kai. „Na dann wird es ja mal interessant…“ grinste Semir und sah sich die Bilder an. Bei einem von ihnen stoppte er. Er sah auf die Zeichnung. „Tobias Herder….“ Las er den Namen vor. Kai sah ihn an. „Herder….? Ach ja…. Der Typ war Bens Stubenkamerad. Ist von ihm mit Drogen erwischt worden… tja… unser Ben war damals schon ein korrekter Mensch. Er hat ihn beim Lehrer angeschwärzt. Tobias musste daraufhin gehen. Ich glaub er ist in die Drogenszene abgerutscht. Schade eigentlich…aus dem hätte ein guter Arzt werden können. Nun ja… man kann nicht alles haben.“ Kam von Kai. Semir sah ihn an. „Wissen Sie wo er lebt?“ wollte er wissen. „Nein…warum?“ harkte Kai nach. „Weil hier alles stimmt… die Augen…das Kinn….die Haut ist scheinbar ziemlich eingefallen. Bei Drogenmissbrauch aber keine Seltenheit…darf ich das Bild mitnehmen?“ wollte Semir wissen. „Ja sicher…. Nehmen Sie es ruhig mit. Glauben Sie denn dass Herder Robert umgebracht hat und sich nun an Ben rächen will? Wegen dem Rauswurf?“ stellte Kai die Gegenfrage. „Es wäre ein Grund oder? Wenn das Leben so versaut wurde und man glaubt, es sei ein anderer daran Schuld…ja…. Bei Ihnen dachte ich es auch. Ich muss los… Danke…für ihre Hilfe….“ verabschiedete Semir sich. Er hielt lange Kais Hand. „Wenn Sie Ben gefunden haben…sagen Sie mir dann Bescheid? Ich würde einen alten Freund gern besuchen…“ kam leise von Kai. Semir nickte. „Sie sind der Erste der es von mir erfährt…“


    „Semir hier… Frau Krüger…ich brauche alles was über einen Tobias Herder bekannt ist. Er hat eine verdammt große Ähnlichkeit mit unserem Phantombild und hat gute Gründe sich an Ben zu rächen. Denn Ben hat ihn mit Drogen erwischt und Herder musste seinetwegen das Internat verlassen. Vermutlich ist er in die Drogenszene abgerutscht und auch straffällig geworden. Ich brauche Adresse und Aufenthaltsorte….außerdem sollten wir überprüfen ob zwischen Herder und Stendal eine Verbindung bestand…“ rief Semir aufgeregt Kim Krüger an. „Ich werde Susanne umgehend damit beauftragen. Sie kommen jetzt erst einmal zurück….“ befahl Kim. „Ja sicher… bin schon auf dem Weg…“ versprach Semir. Nur wenig später klingelte das Telefon. „Klaus Reiferscheidt…hier… Sie sind Herr Gerkhan?“ fragte der Anrufer. „Ja das ist richtig…was kann ich für Sie tun?“ wollte Semir wissen. „Ich habe die Nachrichten gesehen und Sie suchen doch diesen Mörder aus dem Krankenhaus… ich bin mir zwar nicht ganz sicher, aber ich glaube …das ist mein Nachbar…“ erklärte der Anrufer. „Ihr Nachbar? Wo wohnen Sie denn?“ kam von Semir die Frage. „Ich bin in der Diabolo-Strasse 12. Das ist in Düsseldorf, direkt an der A57. Also fast darunter. Eine ziemlich trostlose Gegend aber …“ erklärte der Anrufer. „Ich komme sofort hin…“ versprach Semir. Reiferscheidt legte auf. Semir rief erneut Kim Krüger an und gab durch, dass er der Spur nachgehen würde. Es dauerte nicht einmal lange bis er die Straße gefunden hatte. „Nun ja…. Trostlos ist ja wohl noch übertrieben….hier ist alles tot.“ murmelte er, während er die Straße entlang fuhr. Dann stoppte er vor Haus Nr. 12. Die Fenster waren alle kaputt. Es schien einem Penner nichts auszumachen hier zu wohnen, aber einem Normalbürger….? Nein hier würde Semir nicht begraben werden wollen. Er überprüfte die Waffe bevor er ausstieg und sich dem Eingang näherte. Man konnte ja nie wissen.

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  • Semir betrat das Haus. „Herr Reiferscheidt?“ rief er fragend als die Türe offen stand. Es kam keine Antwort. „Hallo?“ rief Semir erneut. Niemand antwortete. Semir ging in die Wohnung und sah, dass hier mit Sicherheit niemand mehr lebte. Die Wohnung war völlig verwahrlost. Alles verfallen. „Verdammt…“ fauchte Semir und wollte gehen, als er ein Geräusch im Keller hörte. Sofort hatte er wieder seine Waffe in der Hand, die er zuvor weggesteckt hatte. Er schlich die Treppe runter. Wieder hörte er wie etwas umkippte. Es hörte sich an, wie Blech…Eine Ahnung beschlich Semir. „Ben?“ rief er leise. Doch es kam keine Antwort. Semir leckte sich nervös über die Lippen. Vielleicht sollte er Verstärkung rufen sollen. Dennoch ging er weiter durch den Gang. Und dann hörte er es erneut… es war direkt vor ihm. Semir drückte sich an die Wand und sah durch die offene Tür. Niemand zu sehen, vorsichtig ging er hinein und sah sich um. Auf dem Boden sah er etwas liegen und bückte sich. „Ben….“stieß er aus, als er das Handy sah. Kein Zweifel…es war Bens Handy. Und genau in diesem Augenblick klingelte es. Semir sah sich erstaunt um. Und meldete sich dann. „Hallo?“ fragte er etwas zaghaft. „Sie sind Gerkhan?“ fragte eine Stimme. „Ja…und Sie Herder…“ stellte Semir fest. „Sehr gut…. Eine eins Plus…Sie wollen sicher Ben retten, nicht wahr…schade…aber dafür ist es zu spät. Ich hatte es mir sehr gut ausgedacht…. Im Wagen verbrannt. Ich habe die Polizei wohl unterschätzt…“ gab Herder von sich. „Wo ist Ben?“ wollte Semir wissen. Er versuchte seine Stimme fest klingen zu lassen, damit Herder die Angst nicht merkte. Es schien zu klappen.


    „Sie wollen Ben sehen? Den Wunsch kann ich Ihnen erfüllen. Fahren Sie zum alten Industriehafen in Düsseldorf und kommen Sie in den Container mit der Nummer C45-T5-Z6… er steht ziemlich verlassen. Kommen Sie allein. Wenn ich mehr als Sie sehe, werde ich Ben aufspießen…“ drohte Herder und sah zu seinem Opfer der auf einem Tisch lag. Die Hände und Beine mit Riemen festgeschnallt und den Mund verklebt. „Ich will einen Beweis, dass Ben lebt…“ hörte er Gerkhan sagen. „Das ist machbar…einen Augenblick…“ lachte Herder und ging zu seinem Gefangenen. Mit einem Ruck riss er Ben das Klebeband vom Mund. Dieser schrie heiser auf, denn am Klebeband waren einige Haare des Bartes befestigt. „Sag deinem Freund hallo…“ lachte er und drückte Ben das Handy ans Ohr. „Hallo….“ Fragte er leise. „BEN!! Wie geht es dir??“ hörte er Semir fragen. „Semir…..hilf…mir…bitte….“ fing Ben an zu flehen. Doch nur eine Sekunde später hatte er wieder das Klebeband drauf. „So…das reicht…. Hören Sie mir genau zu… Ich gebe Ihnen 45 Minuten bis Sie hier auftauchen! Keine Tricks!“ warnte er erneut. „Ja…ich mach, was Sie wollen…..ich….“ Tobias Herder legte auf. Er sah auf Ben, dem die Angst langsam auffraß. „Siehst du… du wirst durch die Hand eines Freundes sterben…genau wie ich… Soll ich dir diesen Mechanismus noch einmal erklären… Pass auf…. Dieser Tisch ist mit einem wunderbaren Trick versehen…. Dein Freund wird die Wahl haben….ich werde drei Seile spannen… und die sind mit den Spitzen über dich verbunden…. Wenn er das falsche zieht, dann wirst du sterben…denn dann sausen die Spitzen auf dich runter…..ist das nicht toll… und wenn er das richtige zieht… nun ja…. Dann stirbst du auch… denn dann werde ich dich töten…Egal was passiert…du stirbst…oder soll ich dich lieber mit Aids anstecken?“ wollte Tobias wissen.

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  • Ben sah nach oben und er sah die Spitzen der Speere blitzen sehen. Oder war es nur Einbildung? Was hatte Tobias gesagt…. Wenn das eine Seil gekappt wurde fielen die Speere auf ihn. Sie würden ihn durchbohren. Kein schöner Tod….dachte Ben. Er versuchte sich zu befreien, doch genau wie die Fesseln vorher waren sie nicht zu lösen. Ben schloss die Augen. Er war am Ende. Tobias hatte ihn in den letzten Tagen weniger geschlagen, aber er hatte ihn verhöhnt, er hatte ihn hungern lassen…dursten… selbst zur Toilette durfte er nicht mehr. Ben fühlte sich völlig matt und wollte schlafen. Doch was würde passieren, wenn er einfach aufgibt? Durfte er einfach so aufgeben? Nein…. Du bist kein Feigling… du wirst kämpfen…bis zum Ende… ermahnte er sich in Gedanken. „Na… hast du Angst? Weißt du Ben… ich hatte damals auch Angst… weißt du wie mein Leben abgelaufen ist, nachdem ich wegen dir vom Internat musste…ich werde es dir erzählen….“ kam von Tobias. Ben rollte die Augen. Er wollte diese Geschichte nicht hören. Er wollte endlich nach Hause. „Ich bin nach dem Internat nach Hause und habe meinem Vater gebeichtet, was passiert war. Er hat mich rausgeworfen… und von da an war ich auf mich allein gestellt. Ich habe dann einen Peer van Stendal kennen gelernt. Ein netter Mann. Er hat mir Drogen besorgt und dann…ging es mir sehr gut. Gott ging es mir gut… Und eines Tages…da kam Peer mit einigen Freunden zu mir…. Er sagte ich müsste ab sofort dafür arbeiten um meine Drogen zu bekommen. Erst dachte ich, ich bin im falschen Film. Doch dann wurde mir klar gemacht welche Aufgabe Peer für mich hatte. Ich musste meinen Körper an Schwule verkaufen…und dann bekam ich Aids… Ja… ich werde sterben und du bist daran Schuld…du…verstehst du… nur weil du den Mund nicht halten konntest. Robert ist schon tot….vergiftet… und Peer ist in deinem Wagen verbrannt….Auch er ist tot… du bist der nächste und dann kann ich in aller Ruhe von der Welt abtreten. Aber ich will nicht dahin vegetieren. Ich werde würdevoll aus dem Leben scheiden… Du wirst zusehen…“ lachet Tobias. Er legte die drei Seile zu Recht. „Dein Freund wird sicher gleich hier sein… Lebe wohl Ben… wir sehen uns im Jenseits..“ hängte er an.


    Semir kam im Industriehafen an. Er suchte nach dem Container und fand ihn nach längerer Suche. Er sah hinein. „Herder?“ rief er laut. „Kommen Sie herein…Das Theater des Grauens ist eröffnet…“ hörte er einen Mann sagen. Semir betrat den Container. „Ich hoffe sehr, dass Sie allein gekommen sind.“ Ermahnte Tobias Herder ihn. „Ja…bin ich…wo ist Ben?“ wollte Semir wissen. „Sie dürfen Ihre Waffe ablegen! Ich sehe alles!“ ermahnte Tobias. Semir legte seine Waffe ab und hob die Hände. „Ich komme jetzt rein!“ gab er durch. „Gern….ich erwarte Sie…gehen Sie einfach nur gerade aus. Dann kommen Sie zu mir und meinem Assistenten…Ihnen wird eine wunderbare Show geboten…“ lachte Tobias. Semir ging langsam voran. Vor ihm erschien ein roter Vorhang und er schlug ihn zur Seite. „BEN!“ stieß er aus und wollte zu seinem Freund, der auf einem Tisch lag. „Halt!!!“ fauchte ihn Herder an. Semir blieb stehen. „Mein Freund hier…. Hat eine wunderbare Aufgabe. Und Sie auch… Sehen Sie die drei Seile?“ wollte Herder wissen. „Ja… was ist mit denen?“ fragte Semir heiser. „Sie haben das Leben Ihres Freundes in der Hand. Suchen Sie sich ein Seil aus und kappen es. Das Messer liegt daneben. Aber ich warne Sie… ist es das falsche Seil, wird Ben sterben. Durchbohrt von mehreren Speeren…“ lachte Tobias. Semir sah zu Ben. Dieser hatte die Augen geschlossen, doch an der Atmung erkannte Semir, dass er Angst hatte. „Was soll der Blödsinn! Sie haben Esslinger umgebracht!! Und Sie haben auch Stendal ermordet! Wollen Sie noch einen Mord begehen?“ wollte Semir wissen und näherte sich den Seilen. „Mir kann keiner mehr was anhaben. Sehen Sie hier… ich habe hier das schönste und gefährlichste Zeug, was es gibt. An dieser Chrystaldroge werde ich sterben. Sie ist hoch dosiert. Ich ziehe diesen Tod vor. Nehmen Sie nun das Seil, welches Sie sich ausgesucht haben!!“ forderte Tobias ihn auf. Semir zögerte. „Wenn Sie es nicht tun, werde ich Ben erschießen…also…ich zähle bis drei…Eins!!! …. Zwei!!.....“ kam von Tobias. Semir sah ein, dass er keine andere Wahl hatte. Er nahm das Messer und wählte das mittlere Seil. „Also gut… Schneiden Sie es durch!“ forderte Tobias ihn auf. Semir tat es. Kaum hatte er das Seil zerschnitten rasten die Speere aus den Löchern auf Ben zu. „NEIN!!!“ schrie Semir auf.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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  • Tobias lachte gehässig als er sah wie die Sperre in den Tisch rasten. Im gleichen Moment zerbiss er die Tabletten, die er in der Hand hatte. Es dauerte nur wenige Sekunden bis er sich verkrampfte. Schaum trat vor den Mund. Er sah nicht mehr dass sechs der Speere, die eigentlich den Leib des Mannes auf dem Tisch durchschlagen sollten, nur wenige Zentimeter über dem Körper hängen blieben. Für ihn war klar, dass Ben sterben würde. Im gleichen Augenblick wie er. Seine Rache war vollzogen. Der letzte Blick fiel auf den Mann, der über Ben das Todesurteil vollstreckt hatte. Dieser rannte zum Tisch. „Er…ist tot…“ gab Tobias zufrieden von sich. Nur kurz darauf war es auch mit ihm vorbei. „Ben…….Ben…“ stieß Semir aus, als er sah was tatsächlich passierte. Sein Freund und Partner zitterte. Der ganze Körper zuckte. Vorsichtig nahm Semir das Messer und schnitt die Fesseln auf. Anschließend schnitt er ein Speer nach dem anderen weg. Langsam zog er Ben das Klebeband vom Mund… „Gott…der Mann ist krank….der ist krank…“ fauchte Ben leise. Er fing an zu weinen. „Ben… bist du soweit okay?“ wollte Semir besorgt wissen. Ben schüttelte den Kopf. „Ich…mir….tut alles weh…Semir…ich bin…bestimmt…zehn Tode gestorben…er…“ fing Ben an. Semir zog ihn vorsichtig vom Tisch zurück. Doch als Ben auf die Beine kam, stieß er einen leisen Schrei aus und brach zusammen. Semir ließ ihn zu Boden gleiten. „Bleib liegen… ich rufe einen Arzt…“ sagte er. Ben nickte nur. Er konnte keinen Schritt machen. Semir verständigte die Kollegen und den Rettungswagen. Dann ließ er sich neben Ben am Boden nieder. „Oh man…du hast es echt drauf. Als dein Wagen gefunden wurde…. Und die Leiche am Steuer… wir…wir haben… ich hab gedacht…du...“ fing Semir an. Auch ihm fiel es schwer über diese Sache zu reden. „Der Mistkerl…er hat mich für sein Scheitern verantwortlich gemacht…“ erklärte Ben leise. Vorsichtig zog er seine Jeans an den Beinen hoch. Darunter sahen seine Waden dunkelblau aus. „Das sieht nicht gut aus, Ben… das eine ist bestimmt gebrochen..“ mutmaßte Semir und wies auf das rechte Bein. „Du hast Recht… Tobias hat mit einer Eisenkette drauf geschlagen… direkt am Anfang… Ich bin müde…Semir… ich will schlafen…“ bat Ben. „Nein… warte bis der Arzt da war… bitte…“ kam von Semir. Doch Ben spürte, dass er nicht mehr lange aushielt.


    Kim Krüger und der Notarzt kamen fast gleichzeitig an. Sie sah zu der Leiche von Tobias Herder. „Schade dass er zu feige war, sich zu stellen…“ murmelte sie und sah Semir an. „Das sehe ich nicht so…. Ben hat mir erzählt, dass er Aids hatte und dass er daran auch gestorben wäre. Er wollte nicht dahin siechen und hat deshalb Crystal geschluckt. Die Dosis war tödlich.“ erklärte er. „Weiß Ben, das Esslinger tot ist?“ harkte Kim nach. „Ja… Herder hat es ihm gesagt. Ben wird es schaffen….“ Kam leise von Semir. Er sah zu Ben, der gerade von dem Arzt behandelt wurde. „Ich will nur eben wissen, was mit ihm ist..“ entschuldigte Semir sich und ging zum RTW. „Doc?“ fragte er nur. Ben lag auf der Trage und schlief. „Er scheint etwas dehydriert, aber das kriegen wir schnell in den Griff. Außerdem hat er eine gebrochene Rippe, das rechte Bein ist gebrochen….vermutlich sogar zwei mal. Die Röntgenbilder werden es zeigen. Mehrere Hämatome am gesamten Körper sowie eine schwere Prellung im Brustbereich. Alles in Allem würde ich behaupten, dass er was die kleinen Wunden angeht in einer Woche wieder aus dem Krankenhaus kann. Das Bein wird natürlich für mindestens sechs Wochen in Gips stecken, sofern der Bruch nicht zu schwierig ist.“ zählte der Arzt auf. Semir nickte. Alles in Allem hatte Ben Glück dass es nur bei diesen Verletzungen geblieben war. Eine halbe Stunde später war er bei Ben im Krankenhaus. Dieser schlief friedlich in dem weißen Bett. Doch scheinbar spürte er die Anwesenheit von Semir, denn als er gerade gehen wollte öffnete er die Augen. „Danke…Semir…“ kam leise über seine Lippen. Semir drehte sich erneut um. „Hey… wie geht es dir?“ fragte er besorgt nach. „Danke… im Augenblick ist es, als würde ich auf Wolken schweben. Das Bett ist wunderbar weich und…ich bin frei…“ lachte Ben schwach. Seine Handgelenke waren ebenfalls verbunden, weil sie durch die lange Fesselung stark gereizt waren. Die Haut war zum Teil blutig gerieben. „Ich bin froh, dass du so gut davon gekommen bist.“ lächelte Semir. Ben nickte. „Ja… ich auch….“ Ben schloss die Augen und schlief wieder ein. Für ihn hieß es nun sich erst einmal zu erholen. Semir informierte Conrad Jäger der umgehend ins Krankenhaus fuhr um an der Seite seines Sohnes zu sein.

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  • Semir löste sein Versprechen gegenüber Kai Laufwald ebenfalls ein. Als er Ben mit ruhigen Gewissen verließ fuhr er zu dem Mann, der mal Bens Freund war. Als die Tür sich öffnete sah Kai ihn hoffnungsvoll an. „Haben Sie ihn gefunden?“ wollte er wissen. „Ja… wir haben ihn gefunden. Er liegt im Krankenhaus und erholt sich von den Strapazen. Es geht ihm soweit gut. Nur zwei Rippenbrüche und einen doppelten Beinbruch. Blaue Flecke. Ein paar Tage und es geht ihm gut. Im Augenblick schläft er sehr ruhig..“ erklärte Semir zufrieden als sie bei Kai im Wohnzimmer saßen. Kai reichte Semir ein Bier. „Das freut mich. Es freut mich wirklich…Was denken Sie wird Ben sagen, wenn ich ihn besuche?“ harkte Kai nach. „Ich weiß es nicht… aber wenn ich es wäre, würde ich mich sicher freuen. Was damals war, kann man sicher nicht vergessen, aber…ich denke er wird sich freuen.“ lächelte Semir. Kai nickte nur. „Ich habe irgendwie Angst ihn wieder zu sehen. Ben war früher ein ganz schön frecher Bursche. Er hatte seine Lehrer zur Weißglut gebracht. Mal boykotierte er den Unterricht, weil er seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, oder aber er verschlief eine Stunde. Wenn die Lehrer ihn darauf ansprachen, hatte er die besten Ausreden parat. Tja… und ein Geschäftsmann war er auch…“ lachte Kai. „Geschäftsmann?“ stellte Semir erstaunt die Frage. „Ja… die anderen Schüler waren manchmal auch zu spät und Ben hat seine Ideen dann verkauft. Für fünf Mark hatte man eine recht ungewöhnliche Ausrede, warum die Verspätung eingetroffen ist. Ob die Lehrer das allerdings glaubten ist eine andere Frage. Garantie gab Ben nicht.“ lachte Kai. Semir sah ihn verschmitzt an. Man sah ihn an, dass er mit Freude verfolgte was Ben so als Kind angestellt hatte.


    Der nächste Morgen brach an. Semir holte Kai gegen zehn ab um mit ihm zu Ben zu fahren. Um halb Elf war es dann soweit. Semir schob Kai, der sich noch einen kleinen Blumenstrauß besorgt hatte, in Bens Zimmer. Dieser sah auf und zuckte etwas zusammen. „Kai?“ fragte er ungläubig und richtete sich auf. „Hey… Ben….“ gab Kai zurück. Semir sah dass Ben die Begegnung mit Kai nicht. „Tja…. Sieht nicht gerade bequem aus…mit dem Gipsbein…“ lächelte Kai. Ben nickte. „Was machst du hier?“ wollte er wissen. „Ich besuche einen Freund aus vergangenen Tagen. Ben….wir haben uns seit dem Unfall von mir nicht mehr gesehen. Ich war ziemlich enttäuscht…“ gab Kai von sich. Ben nickte. „Ja…ich weiß…aber ich…ich hab mir damals die Schuld an deinem Unfall gegeben und…ich fühlte mich echt schlecht…und… ich dachte…dass du mich und….Robert sicher nie mehr Wiedersehen willst..“ erklärte Ben und drehte seine Finger verlegen. Kai lachte auf. „Das gleiche hatte Robert auch gesagt. Ben…der Unfall war Schicksal. Weder du noch Robert hätte es verhindern können. Ich hätte nein sagen sollen, aber ich wollte euch in nichts nachstehen.“ erklärte Kai während er näher an das Bett fuhr. Auch Ben richtete sich ein wenige auf. „Kai….dieser verdammte Blödsinn von damals… ich wünschte ich könnte die Uhr zurückdrehen und alles ungeschehen machen …“ kam leise von Ben. „Das kannst weder du, noch ich, noch sonst wer. Ich habe mich mit dem Schicksal abgefunden. Ich lebe mein Leben…und du deins… Es wäre schön wenn wir dort anschließen können, wo sich unsere Wege getrennt hatten..“ meinte Kai nur. Ben nickte und reichte ihm die Hand. „Das Angebot nehme ich gerne an.“ stimmte Ben zu. Nach acht Wochen Pause war es dann soweit. Ben wurde von allen in der PAST freudig begrüßt. Und am gleichen Wochenende gab es eine kleine Party bei Kai im Haus. Ben und Kai wurden wieder die Freunde die sie in der Kindheit waren. Doch eines mussten die Beiden noch machen. Sie besuchten gemeinsam das Grab von Robert Esslinger.


    Ende
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    So das war meine letzte Story in diesem Jahr.... jetzt muss ich erstmal wieder einen Vorrat anlegen... :rolleyes:

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