Unlösbar ???

  • „Wir haben schon lange den jetzigen Besitzer in Verdacht, eine Menge Drogen mit diesem Bus aus Holland hier nach Deutschland zu schmuggeln. Immer wieder konnten wir das Fahrzeug beim Grenzwechsel beobachten. Die Fahrer waren immer wieder unterschiedliche Leute... aber, was wir wissen ist, dass sie alle die Möglichkeit haben müssen, diesen Bus zu fahren. Wir nehmen an, dass es sich um eine Band handelt, der das Fahrzeug zur allgemeinen Verfügung steht.“, erklärte er und sah, dass Ben angestrengt nachdachte. „War das so ein kleiner VW-Kleinbus, braun-silbern mit einer kleinen Delle an der Vorderseite und einem geschwungenen Notenschlüssel an der Rückseite?“ Der Zöllner nickte zustimmend. „Semir... den Wagen fahren doch unsere Bandmitglieder, in der George spielt.“, meinte er dann laut nachdenkend. Da fiel es Semir wie Schuppen von den Augen. „Du hast Recht. Stimmt, der Wagen stand doch da auf dem Hof, als wir die Erstbefragungen durchgeführt haben. Und ihr meint, dass damit Drogen nach Deutschland geschmuggelt werden?“, wandte er sich an den Zollkommissar. „Wir sind uns ziemlich sicher, doch alle Kontrollen haben bisher nichts ergeben. Aber eins haben die Fahrer immer wieder gesagt... Der Wagen war in Holland in einer Werkstatt zur Reparatur. Immer mit anderen Kleinigkeiten.“, erzählte Weber. „Interessant. Seid ihr dem Wagen mal gefolgt?“, wollte Semir wissen. „Ha... du weißt genau, dass unsere Zuständigkeit an der Grenze endet... aber ihr könntet doch der nächsten Lieferung folgen und uns Fotos machen, oder?“, fragte Tom Weber und sah Semir bittend, fast flehend an. „Wieso nicht... wenn ich dir damit einen Schritt voraus bin.“, lachte der Deutschtürke und sah Ben dann an, als dessen Handy klingelte. „Entschuldigt.“, meinte er nur und drehte sich zum telefonieren etwas weg.
    „Ben Jäger ... in der Mittagspause.“, meldete er sich. Semir sah nur, wie er einige Male nickte und dann wieder auflegte. Sein Gesicht war von einem leicht erfolgversprechenden Grinsen gekennzeichnet. „Semir... George Krüger ist aufgewacht. Das Krankenhaus hat mich gerade angerufen.“, stieß er aus. „Weiß es Frau Krüger schon?“ „Keine Ahnung... aber wir sollten es ihr schnell sagen und mit ihr dann ins Krankenhaus fahren.“, schlug Ben vor. „Okay... Tom, wir müssen los. Meld dich, wenn wir dir helfen können.“, bot Semir an und verschwand dann mit Ben zu seinem Wagen.


    Kim saß an ihrem Schreibtisch und sah sich die Berichte der letzten Woche durch. Doch konzentrieren konnte sie nicht. Nervös wippte der Kugelschreiber zwischen Zeigefinger und Daumen hin und her. Ihre Augen waren mehr am Fenster, als auf den mit Druckerschwärze und Tinte gedruckten Worten auf den Bögen Papier in den einzelnen Berichtsmappen. Ihre Gedanken waren noch immer bei ihrem Neffen. Sie wünschte sich so sehr, dass er wieder aufwachte und dass sie ihn in ihre Arme schließen konnte.


    ...

  • Sie schreckte auf, als ihr Telefon klingelte. „Krüger?“, meldete sie sich, als sie sich etwas gefasst hatte. „Hier ist Doktor Ehrlichter... Frau Krüger, ihr Neffe... er ist von uns aufgewacht worden.“, erklärte der Doktor und hörte richtig, wie die Frau am anderen Ende aufatmete. „Danke Doktor... ich komme sofort. Wie geht es ihm denn?“, fragte sie den Mediziner. „Das würde ich ihnen gerne hier vor Ort erklären.“, bat er und legte dann auf. Kim atmete erleichtert auf. Endlich... endlich war eine Besserung erkennbar. Jetzt konnte der Fall auch voran kommen. George konnte nun auch erzählen, was es mit all dem auf sich hatte... wo er da wieder hineingeraten war.
    Im Großraumbüro stieß sie fast mit Ben und Semir zusammen, die aufgeregt um die Ecke gebogen kamen. „Vorsicht, meine Herren.“, bat Kim und wollte weiter. „Chefin, wir haben gerade einen Anruf vom Krankenhaus erhalten.“, meinte Semir ihr hinterherrufend. „Ja, ich auch... was glauben sie, wo ich hin will?“, fragte sie. „Warten sie... wir kommen mit.“, rief Ben hinterher und auch Semir schnellte hinter der Chefin her. Susanne sah der ganzen Szene mit einem Schmunzeln zu. Die Beiden hörten plötzlich auf die Chefin? Nee, das war hoffentlich nur für diesen Fall so, dachte sich die Sekretärin. Sie wusste, wie viele Schwierigkeiten sich die Drei gegenseitig bereiteten. Wenn die Chefin jedes Mal einen Wutanfall bekam, weil Ben und Semir mal wieder einen ihrer Dienstwagen geschrottet hatten, an wen ließ sie es meistens aus? Meist war Susanne gerade die erste, die dann in der Schusslinie saß. Schmunzelnd darüber nachdenkend ging sie zu ihrem Schreibtisch zurück und setzte sich wieder an ihre Arbeit.


    Ben, Kim und Semir fuhren nun gemeinsam ins Krankenhaus. Auf der Fahrt dorthin wollte die Chefin der Autobahnpolizei natürlich wissen, was ihre Spürhunde schon alles herausgefunden haben. „So wie es aussieht, ist das Verbindungsstück zu Georges Unfall in der Jazzband zu suchen.“, meinte Semir durch den Rückspiegel erklärend. „Wieso denken sie das?“, fragte Kim. „Wir haben vorhin mit Zollkommissar Weber gesprochen. Er hat uns erzählt, dass der Wagen der Band immer von verschiedenen Personen nach Holland gefahren wird, um dort repariert zu werden.“, erklärte Ben. „Ah, die Kollegen denken, dass sie durch die Werkstatt Drogen in den Wagen einbauen lassen.“, dachte Kim laut. „Ja... so erklärte es uns Tom Weber jedenfalls. Sie meinen, dass entweder der Bandleader oder einige der früheren straffällig gewordenen Jugendlichen mit der Sache zu tun haben.“, entgegnete Semir und setzte den Blinker für die Ausfahrt. „Ermitteln sie in der Sache weiter und finden sie vor allem raus, was George damit zu tun hat. Das hat vor allem Priorität.“, meinte Kim mit ihrer harschen Art, Anweisung zu geben. „Ja, Chefin.“, kam es nur zustimmend von den Vordersitzen des BMWs. Endlich erreichten sie das Krankenhaus und nachdem Semir eingeparkt hatte, gingen die drei sofort zur Intensivstation.
    Doktor Ehrlicher stand in seinem grünen Kittel am Bett von George Krüger und tastete die Vitalfunktionen ab. „Puls normalisiert sich langsam wieder...“, diktierte er der Schwester, die neben ihn stand und auf ein Klemmbrett all die Werte aufschrieb, die ihr der Arzt nannte. „Herzschlag... normal.“, meinte er dann, nachdem er den Körper mit seinem Stethoskop abgehört hatte. Die Schwester drehte sich zum großen Fenster hinüber. „Die Tante des Patienten ist hier und die Herren von der Autobahnpolizei.“, meinte sie dann. Doktor Ehrlicher drehte sich um und nickte nur. „Gut... Schwester Hildegard machen sie hier bitte weiter.“, bat er und trat dann nach draußen.


    ...

  • Kim Krüger, Semir und Ben sahen den Arzt erwartungsvoll an. „Wie geht es meinem Neffen?“, wollte Kim sofort wissen. „Nun... befragen können sie ihn noch nicht, aber er ist auf dem Weg der Besserung. Er hat die Nacht gut überstanden. Was uns jetzt noch Sorgen macht, ist, wie weit das Hirn durch den Sturz durch die Scheibe in Mitleidenschaft gezogen wurde.“, erklärte der Arzt. Ben sah den Mediziner an. „Doktor, kann er sich an etwas erinnern? Hat er etwas gesagt?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. Der Arzt schüttelte den Kopf. „Bitte... wir haben ihn erst aufgewacht. Es wird etwas dauern, bis er sprechen und ihre wichtigen Fragen beantworten kann.“, meinte Doktor Ehrlicher und ging dann den Gang entlang zum nächsten Patienten.
    Kim streifte sich einen grünen Kittel über. „Bitte, meine Herren, nehmen sie noch mal diese Mitglieder von der Band und diesem Bandleader... ich wette, die Lösung des Falles befindet sich dort.“, meinte Kim und ging dann auf die Intensivstation. Ben und Semir machten sich dann wieder auf den Weg. „Wir kommen später wieder. Hoffentlich erholt sich der Junge wieder gut.“, meinte Semir und sah Ben an. „Das hoffe ich auch. Momentan ist er unser einziger Anhaltspunkt. Wollen wir vorher mal sehen, ob Hartmut schon was hat?“, fragte Ben. Semir nickte nur grinsend. „Warum nicht. Hoffentlich hat er was gefunden.“, meinte der kleine Hauptkommissar dann.


    Hartmut saß in seiner Werkstatt und brütete über den Resten des kleinen Sprengsatzes, den er gefunden hatte. „Du bist eine ganz schön harte Nuss... weißt du das?“, fragte er das kleine Ding und schmiss es vorsichtig vor sich hin. Dann ging er zu seiner Kaffeemaschine und goss sich eine Tasse des schwarzen Bohnengebräus ein. Plötzlich hörte er schon eine ihm bekannte Stimme, die nach ihm rief.
    „Hartmut... wo steckst du wieder?“, rief Semir durch die Hallen. Sofort kam Hartmut auf seine beiden Kollegen zu. „Semir... Ben, was kann ich für euch tun?“, wollte er wissen und sah die Beiden an. „Du kannst uns schnell sagen, ob du was gefunden hast. Dann sind wir auch schon wieder weg.“, meinte Ben und sah sich um. „Allerdings habe ich was gefunden. Kommt mal mit.“, meinte Hartmut und ging vor... die beiden Kommissare folgten ihm und sahen sich dann vor einer Werkbank stehen. „Hier... das habe ich aus den Trümmern der Wohnung retten können.“, erklärte der Techniker. „Was ist das?“, wollte Ben sofort wissen. „Das, Ben, ist das Teil, was dir das Benzin um die Ohren gejagt hat.“, erwiderte Hartmut grinsend. „Ach... jetzt wo du es sagst... Das flog mir doch direkt am Kopf vorbei. Daher kenne ich das.“, scherzte Ben und sah dann aber ertappt auf, als sein Handy piepste. „Oh... da ist jemand wichtig.“, stichelte Semir und sah Hartmut an, der fragend zu den Beiden sah. Ben rollte nur mit den Augen, rief die SMS auf, die er bekommen hatte und fing an zu schmunzeln. „Muss dich sehen. Sobald wie möglich. Vermisse dich unheimlich. Gina.“, las er und grinste verliebt über beide Ohren.
    „Was hat er denn?“, wollte Hartmut flüsternd wissen. „Ben hat scheinbar sein Herz verloren.“, erwiderte Semir grinsend. „Na und? Wüsste nicht, was das auch angeht?“, fragte Ben mit lauter Stimme. „Hey, es ist doch schön, verliebt zu sein.“, meinte Hartmut entschuldigend. „Das ging auch mehr Richtung Semir.“, präzisierte Ben und sah seinen Partner mit steinernem Gesicht an. Der Deutschtürke grinste immer noch und zuckte mit den Schultern. „Was denn? Lass mich doch mal.“, meinte Semir nur. Ben atmete schwer aus. „Können wir jetzt zum Fall zurückkommen... Bitte.“, bat er und sah dann Hartmut abwartend an. „Hast du noch irgendwas darauf gefunden?“, wollte der junge Hauptkommissar dann wissen. „Fingerabdrücke? Nach der Explosion und dem ganzen Löschwasser? Nee, das war nix mehr zu machen.“, erklärte er. „Gut, aber was braucht man um so etwas zu basteln?“, wollte Semir dann wissen.


    ...

  • „Das kannst du heute in jedem Internetforum nachlesen. Das ist keine Kunst mehr, aber ... ich habe da doch etwas gefunden, was eine gewisse Kenntnis voraussetzt.“, meinte Hartmut und hob den Zünder etwas an. „Seht ihr hier... den Zündkontakt? Das kann nur ein Spezialist gefertigt haben.“, erklärte Hartmut. „Auf was tippst du?“, wollte Semir wissen. „Entweder Spezialpolizei ... oder Heeresausbildung.“, entgegnete der Techniker. „Hm, dann sollten wir uns doch mal die Biographie dieses Jo Galander ansehen.“, meinte Ben und Semir nickte nur. „Danke Hartmut.“, verabschiedete sich der Hauptkommissar.


    Jo saß auf seinem Pult und studierte die Noten für den nächsten Auftritt, als Christoph reingeplatzt kam. Er schien sichtlich außer Atem zu sein. „Was ist los? Bist du die letzten Kilometer hierher gerannt?“, wollte Jo wissen, ohne dabei aufzusehen. „Ich habe den Wagen in unser Versteck gebracht. Aber ich habe noch was anderes erfahren.“, meinte der Posaunist keuchend und nach Luft ringend. „Und?“, wollte der Bandleader wissen. „George soll wohl aus dem Koma aufgewacht sein.“ Sofort sah Jo von den Noten hoch und sah ihn erschrocken an. „Was? Verdammt, das kann nicht sein.“, zischte er und ließ das Heft aus der Hand gleiten. „Doch, es ist so. Eine Freundin von mir ist Krankenschwester und hat mir erzählt, dass einer unserer Jungs bei ihr auf Station liegt und aus dem Koma aufgeweckt wurde.“, führte der junge Musiker aus. „Du weißt, wenn er redet, sind wir beide dran. Verdammt, warum habe ich mich auch auf dich eingelassen?“, zischte Christoph hysterisch und ließ sich auf die Couch fallen. „Jetzt halt die Luft an. Du brauchtest das Geld für dein beschissenes Studium an dieser teuren Privat-Uni. Ich habe dir eine Möglichkeit gegeben, leicht, locker und völlig sauber an Geld zu kommen. Du steckst genauso in der Sache drin, wie ich, mein Lieber.“, fauchte Jo und der Junge wich erschrocken in sich zusammen. „Wir haben noch eine Möglichkeit, aus der ganzen Sache rauszukommen. George darf nicht reden.“, meinte er und sofort sprang Christoph entsetzt auf. „Was? Mord? Damit will ich nichts zu tun haben.“, meinte er energisch. „Du wirst machen, was ich dir sage oder ich sorge dafür, dass du wieder bei den Junkies und Strichjungen landest, wo ich dich hergeholt habe.“, schrie der Österreicher und drohte Christoph mit der Faust.
    Bevor er weitersprechen konnte, hörte er einen Wagen auf den Hof fahren und sofort sah er zum Fenster hinaus. „Shit, das sind diese Autobahncops. Schnell, verschwinde... Wir treffen uns in der Garage und überlegen dann, was noch zu tun ist.“, befahl Jo und stieß Christoph zum zweiten Eingang hinaus. Dann nahm er seine Noten wieder in die Hand, klemmte sich seinen Rotstift hinters Ohr und den Bleistift zwischen die Zähne, um eine angestrengte Arbeit vorzutäuschen, und wartete nun auf das Eintreffen der Hauptkommissare. Ben und Semir kamen auch schon im nächsten Moment in die große Halle und sahen den Bandleader auf seinem Pult sitzen. „Herr Galander... wir müssten nochmals mit ihnen sprechen.“, rief Semir vom anderen Ende der Halle ihm entgegen. Jo sah auf und tat verwundert. „Oh... sie wieder. Das passt mir im Moment eher nicht. Ich muss noch die Noten für die Probe arrangieren.“, erwiderte er und sah zu den beiden Kommissaren rüber. „Tja, das muss dann wohl warten.“, meinte Ben und ging auf ihn zu.


    ...

  • „Herr Galander... ihre Band besitzt einen Kleinbus?“, fragte Semir und setzte sich ihm gegenüber, währen Ben sich hinter den Bandleader stellte. „Ja, das ist richtig.“ „Wer nutzt diesen Wagen?“, fragte Ben sofort. „Na.. die Band hauptsächlich... also wir alle.“, erklärte Jo. „Hatten sie jemals Schwierigkeiten mit dem Wagen?“ „Nun, er ist doch schon etwas in die Jahre gekommen, aber er läuft noch... ab und zu muss er wirklich in Reparatur.“, meinte Jo mit einem leichten Grinsen im Gesicht. „Warum lassen sie dann den Wagen in Holland, in Maastricht besser gesagt, reparieren und nicht hier?“, fragte Ben mit ernster Miene, aber einen aufgesetztem Lächeln. Jo dachte kurz nach. Ein falscher Schritt und die beiden würden vielleicht aus seinen Worten einen Hinweis lesen können.
    „Nun ja, ich kenne den Mechaniker und den Werkstattbesitzer. Er ist ein guter Freund von mir und macht mir immer einen Sonderpreis.“, erklärte Jo nach etwas längerem Zögern. Ben nickte, doch innerlich glaubte er dem Mann nicht. „Und das soll ich glauben, ja?“, fragte der junge Hauptkommissar. „Es ist die Wahrheit.“, meinte Jo. Ben lachte auf. „Wissen sie, wenn ich für jedes Mal, wenn ich diesen Satz höre, einen Euro kriegen würde, könnte ich locker in den Ruhestand gehen.“, zischte Ben und brachte Semir damit zum Schmunzeln. Jo jedoch zog nur eine Schnute. Dann jedoch schreckte er auf, als sein Handy klingelte. Er sah die Kommissare an. „Gehen sie ruhig ran... wir sind noch lange nicht fertig mit ihnen.“, meinte Semir dann trocken und mit dem Zeigefinger fuchtelnd. Jo nahm sein Handy und drehte sich weg. „Ja, hallo?“, fragte er.
    „Jo? Andreas Krause hier. Hast du das Zeug besorgt?“, wollte er wissen. Jo antwortete nicht, sondern sah zu den Kommissaren hinüber. „Jo? Hallo? Was ist?“, fragte Andreas etwas lauter. „Ist noch was, meine Herren Hauptkommissare?“, wollte Jo an die Kommissare gewandt wissen, aber so, dass auch der Gesprächspartner mitbekam, was gerade bei Jo passierte. Andreas verstand sofort und hielt kurz die Klappe. Semir und Ben sahen sich an und gingen dann zu ihrem Wagen. Als sie außer Hörweite waren, wandte sich Jo dem Telefon zu. „Bist du verrückt, so herumzuschreien?“, fauchte er und sah dann nach draußen. Der BMW war wirklich weg. „Ich wollte nur wissen, ob die Lieferung wieder angekommen ist.“, rechtfertigte sich Andreas. „Ja, ist sie. Christoph passt auf sie auf. Aber vorerst sollten wir sie noch nicht verteilen. Es gibt da ein kleines Problem... das gelöste Problem, dieser George, ist leider nicht gestorben.“, meinte Jo dann. Andreas lachte auf. „Dann löse es... nein, warte... ich werde mich selbst drum kümmern. Sonst kommen diese Bullen euch noch zu schnell auf die Schliche.“, meinte er dann. „Wo liegt er?“ „Im Marienhospital. Er liegt wohl noch auf der ITS, ist aber schon aufgewacht aus dem Koma.“, erzählte Jo. „Gut... ich kümmere mich drum.“, meinte Andreas und wollte dann auflegen. „Warte... was ist mit diesen Bullen?“, fragte Jo. „Wenn dir einer der Beiden zu dicht auf die Pelle rückt... lass ihn verschwinden.“, meinte Andreas und legte auf. Der Österreicher dachte nach. Wie würde er diese Bullen dazu kriegen, die Füße still zu halten. Da hatte er die Idee.


    ...

  • Semir und Ben gingen zum Wagen und setzten sich hinein. „Hm, ich wüsste doch zu gerne, mit wem er da telefoniert hat.“, meinte Semir nachdenklich und sah Ben an, der wieder an seinem Telefon hin und eine SMS schrieb. „Hallo? Erde an Ben... ich red mit dir.“, meinte Semir nur und rüttelte Ben kurz. „Hm... was? Ich hab doch zugehört.“, meinte er nur. „Ja klar... wem schreibst denn da wieder?“, wollte Semir wissen und riss Ben das Handy aus der Hand. „Hey, schon mal was von Privatsphäre gehört?“, fauchte Ben und kämpfte mit seinem Partner um das Handy. Beide lachten, Semir kicherte und schließlich konnte er nur einen Blick auf die letzte Zeile werfen. „Muss ja gut laufen, wenn sie dir so was schreibt?“, stichelte der Deutschtürke, als sie sich beruhigt hatten. Ben rollte mit den Augen. „Das tut es auch und wenn du jetzt fahren würdest, könnte ich pünktlich zu Hause sein, noch aufräumen und mit meiner neuen Flamme ausgehen.“, meinte Ben nur. Semir lachte kurz auf und startete dann den Wagen. „Okay, ich will ja nicht schuld sein, wenn sie mit dir deswegen Schluss macht. Muss ja sehr ernst sein, wenn du wegen ihr deine Bude aufräumen willst.“, lachte der Deutschtürke und fuhr dann los.
    „Was hältst du von der Aussage des Galander?“, wollte Semir dann wissen. „Ich glaube ihm nicht. Dass er von dem Mechaniker einen guten Preis bekommt, ist etwas zu weit hergeholt oder? Das machen die Werkstätten von hier doch auch, wenn du den Besitzer gut kennst.“, meinte Ben und Semir stimmte nur zu. „Wir müssen wissen, wo der Wagen ist. Denn, wenn unsere Freunde vom Zoll recht haben, dann ist das ein fahrbares Drogenmobil.“ „Hey, das ist doch aber eine gute Geschäftsidee. Die Junkies brauchen nur zu warten, bis ihnen der Stoff geliefert wird. Ist wie bei den Eiswagen früher.“, scherzte Ben und kassierte dafür einen Katzenkopf von Semir.


    Nachdem Semir ihn vor seiner Wohnung abgesetzt hatte, schritt Ben schnell die Stufen hinauf, entledigte sich seiner schmutzigen, verschwitzten Kleidung und sprang unter die Dusche. Schnell wechselte er die Klamotten, tröpfelte sich etwas Rasierwasser hinter die Ohren und zog sich ein frisches Hemd an. Pfeifend betrachtete er sich im Spiegel, richtete sein Hemd und seine Hosen nochmals und nickte dann zufrieden. Er wollte, dass alles perfekt für Gina war. Das Mädchen war einfach große klasse. Ben durfte sich nicht erlauben, diese Chance sich entgehen zu lassen. Dann machte er sich auf den Weg zum Rhein hinunter. Dort wollte er sich mit seiner neuen Flamme treffen.
    Gina wartete schon am Rheinufer auf ihren neuen Freund. Sie hatte schon ein Glück, dass das Schicksal ihr so einen gutaussehenden und zärtlichen Mann geschickt hatte. Wie war sie doch sonst immer an die falschen Typen geraten ... doch jetzt? Jetzt war alles anders. Jetzt hatte sie ihren Ben und er würde ihr niemals weh tun. Das wusste sie. Doch was war mit ihr? Würde sie das halten können, was sie ihrer Familie bei der Abreise aus Italien und den anderen Familienmitgliedern hier versprochen hatte? Ohne dabei Ben zu verletzen? Sie hoffte es sehr. Doch noch stand diese Sorge fern. Heute sollte sie nur die Liebe und Geborgenheit von Ben genießen und mit ihm die liebevollen Früchte des Lebens genießen.
    „Hallo, mein Augenstern.“, hauchte ihr plötzlich eine zärtlich tiefe Stimme in den Nacken. Sie zuckte zusammen und drehte sich mit ihrem zarten Lächeln um. Sie sah in die tiefbraunen Augen ihres Freundes. „Hallo Ben.“, erwiderte sie und küsste ihn mit bloßer Leidenschaft heiß und innig. „Wollen wir?“, fragte er dann und reichte seiner kleinen, süßen Italienerin die Hand. Gina nahm diese sofort und beide gingen in die Innenstadt, suchten eine der vielen Szenekneipen auf und verbrachten dort einen netten Abend mit Live-Musik. „Ich weiß eigentlich gar nicht, was du beruflich machst.“, meinte Gina plötzlich und stellte ihre Cocktail hin, stützte ihren Kopf keck auf ihre Hand und sah mit ihren aufgeweckten Augen in Bens hinein. Dieser nippte nochmals an seinem Caipirinha und lächelte, wie es seine Art war. „Ich bin Polizist bei der Autobahnpolizei.“, meinte er. „Echt?“, stieß sie aus und schien überrascht und erstaunt zugleich zu sein. Doch Ben ließ sich nichts anmerken. „Ist das nicht gefährlich?“, fragte sie mit fast kindlicher Naivität. Er lächelte nur. „Nicht anders, als Feuerwehrmann oder Bergsteiger... aber der Job gefällt mir.“, meinte er und nahm einen Schluck von seinem Cocktailglas. „Ben... ich...“, fing sie an zu stottern, doch er fiel ihr ins Wort. „Was machst du eigentlich beruflich?“, wollte er dann wissen. Gina sah kurz nach unten, so als wolle sie seiner Frage ausweichen. Er suchte ihre Blicke, hob mit der Hand das Kinn der kleinen Frau. „Ich ... bin Dolmetscherin.“, meinte sie. „Jetzt haben wir aber genug geredet.“, kam es dann bestimmend von ihr. „Lass uns tanzen gehen.“ Ben nickte, bezahlte und beide verließen die Kneipe, suchten einen nahegelegenen Tanzclub auf und schmiegten sich zu den verschiedenen Klängen der Musik eng aneinander und tanzten bis in den Morgen hinein. Ben spürte wie sein Herz Luftsprünge machte. So glücklich war er schon lange nicht mehr. Sollte es das sein? Das persönliche Glück, sein Happyend? Er hoffte es inständig und wollte nicht mehr an den Schmerz vergangener Zeiten denken. Jetzt hatte er Gina und er wusste, dass sie ihn nicht belügen würde.


    ...

  • Am nächsten Tag saßen Ben und Semir nebeneinander in ihrem Wagen und beobachteten aus der Ferne die Probehalle. „Na, war der Abend gestern schön?“, fragte Semir dann und Ben grinste nur vielsagend. „Also war es gut... siehst auch richtig verschlafen aus.“, lachte Semir, doch dann tat sich etwas vor der Lagerhalle. „Schau mal, das ist doch der Posaunist, oder?“, fragte Ben und zog sofort den Fotoapparat hervor. Schnell fotografierte er den Mann und steckte den Apparat dann wieder weg, als er in den Wagen stieg. „Okay, dann mal hinterher, was?“, meinte Semir und startete den Wagen.
    Die Fahrt ging quer durch die Stadt ins alte Industriegebiet. „Was macht ein Musiker hier in dieser verlassenen Gegend?“, wollte Semir wissen. „Hm, vielleicht gute Akustik.“, erwiderte Ben und tippte etwas auf seinem Handy hin und her. „Ja, das muss aber dann schon eine sehr gute Akustik sein.“ „Du glaubst, die Musiker hängen da mit drin?“, fragte Ben und Semir nickte nur. „Ich verwette meinen nächsten Gehaltscheck darauf.“, meinte Semir siegessicher. „Oh... du willst wetten? Ich glaube darüber wäre Andrea nicht begeistert.“, lachte er. „Ähhhh... bestimmt nicht.“, gab der Deutschtürke kleinlaut von sich. Die Fahrt endete an einer ziemlich abgelegenen und herunter gekommenen Werkstatt für alte Dieselfahrzeuge. „Was der hier wohl will?“, fragte Ben und zog sofort den Fotoapparat hervor. „Warte mal... schau mal, wer da kommt.“, meinte Semir und deutete auf die andere Seite der Straße. Von dort kam ein kleiner, unscheinbarer Wagen und daraus stieg Andreas Krause. „Was macht der denn hier?“, fragte Ben erstaunt. „Werden wir gleich wissen.“, meinte Semir und stieg aus. „Na komm schon, oder willst du nicht wissen, warum die sich hier treffen?“, fragte der Hauptkommissar. Ben grinste nur und stieg dann aus. Beide schlichen sich auf Hörweite an die beiden heran. „Was ist? Was habt ihr denn jetzt schon wieder für ein Problem?“, fauchte Andreas und stellte sich vor den Musiker hin. „Wir haben immer noch ein Problem mit diesen Bullen.“, meinte Christoph und sah sich immer wieder um. Irgendwie hatte er das Gefühl, als würden sie beobachtet werden. Doch nichts. „Ich habe ihn schon gesagt, dass es sein Problem ist und er es lösen soll.“, zischte Andreas und griff in seiner Jackentasche, holte eine Zigarette und ein Feuerzeug hervor und zündete sich den Glimmstängel an. „Wo ist der Wagen? Hier etwa?“, wollte er dann wissen. „Nein, woanders... wir wussten nicht, wie weit uns die Bullen auf den Fersen sind.“, erwiderte Christoph und erschrak plötzlich, als ein lautes Piepsen und Klingeln hinter einem Sandhaufen zu hören war.


    Ben erschrak und sprang auf... Verdammtes Teil, dachte er und sah dann, wie Krause auf ihn zielte. „Scheiße.“, stieß er aus und warf sich hin. Sofort schlugen die Kugeln in den Sandhaufen ein. „Musst du auch dein Handy anlassen?“, schrie Semir gedämpft und erwiderte das Feuer. Dann lugte er hinter dem Sandhaufen hervor und sah, wie der Musiker zu Fuß türmte und Krause zu seinem Wagen lief. „Ben... schnapp dir den Jungen. Ich hol mir Krause.“, wies Semir an und rannte zu seinem Wagen.
    Ben rannte los, die Waffe im Anschlag und sprintete hinter dem jungen Musiker her. Doch dieser hatte dank seiner trainierten Lunge eine bessere Ausdauer und schien auch früher einmal Läufer gewesen zu sein, denn er gewann immer mehr an Vorsprung vor Ben. „Ey, bleib stehen.“, schrie Ben, doch das beeindruckte den Kerl nicht im geringsten. Christoph bog in eine alte Halle ab, schlang sich durch das kaputte Fenster. Ben hinterher, doch jetzt musste er stoppen. Hier gab es zu viele Möglichkeiten, um in einen Hinterhalt zu geraten. Langsam und vorsichtig schlich er mit erhobener Waffe weiter, nicht ahnend, dass er bereits beobachtet wurde.


    ...

  • Semir beschleunigte seinen Wagen und hatte bald den Vorsprung seines Gegners aufgeholt. „So Freundchen .... keine Zukunft.“, stieß er aus und winkte frech zu seinem Ziel hinüber, doch Krause rammte ihn nur mit seinem kleinen Wagen in die Seite. „Hey.“, stieß Semir sofort aus und brachte den Wagen wieder hinter den Wagen von Krause. „Okay, du willst es nicht anders.“, meinte Semir und zog seine Waffe, um seinen Vordermann in die Reifen zu schießen. Doch plötzlich beschleunigte der Wagen vor ihm und bog urplötzlich quer über den Grünstreifen, die Straßenbahnschienen und die entgegengesetzte Fahrbahn in eine Seitenstraße ab. Sofort hupten viele Autos, die Trambahn musste eine Vollbremsung machen und Semir bremste vollständig auf null runter. „Was war das denn?“, fragte er erschrocken und ruckte sofort nach vorne, als ihn ein Wagen von hinten knutschte. „Shit.“, stieß er aus und schlug aufs Lenkrad. Sofort stieg er aus und sah in das zitternde Gesicht einer jungen Fahranfängerin, der völlig mit den Nerven fertig war. Semir winkte ab. „Alles okay bei dir?“, fragte er das Mädchen von 17 Jahren. Sie nickte nur und hielt dabei das Lenkrad krampfhaft fest. Semir sah dem Wagen nach. Er war verschwunden. „War ja klar.“, dachte er und schlug auf sein Dach. „Cobra 11 an Zentrale... verfolgter Wagen flüchtet Richtung Innenstadt auf der Gropiusstraße nach Norden. Erbitte dringend Ringfahndung... danke, Ende.“, meinte Semir und besah sich dann das Heck seines Wagen. Sah ja zum Glück nicht schlimm aus, dachte er. Damit konnte er noch weiterfahren. So machte er sich auf den Rückweg zur Fabrik, wo er Ben zurückgelassen hatte.


    Währenddessen war Jo auf den Weg ins Marienhospital, um ein Problem zu beseitigen, dass ihn und seine Geschäfte ernsthaft schaden könnte. George sah sich um und verschwand dann in eine Kammer. Schnell schlüpfte er in einen weißen Kittel, hängte sich ein Stethoskop um den Hals und ging dann zu einem der Aushängepläne. Er musste zur Intensivstation kommen und sich George entledigen. Nur dann konnte er sicher gehen, dass die Polizei keinerlei Beweise gegen ihn und seine Unternehmungen haben würde. Er stand vor einen dieser unübersichtlichen Krankenhauslagepläne und suchte sich durch. Endlich fand er sie... Intensivstation, dritter Stock. So schritt er auf die Treppen zu, der Fahrstuhl war ihm zu unsicher. Erstens wollte er so unnötige Zeugen vermeiden und zweitens hatte er doch etwas Platzangst in diesen Dingern.
    Endlich war er im dritten Stock und niemand, weder die Schwestern noch die umherlaufenden Patienten, schien ihn bemerkt zu haben. Da stand er dann... vor der Tür zur Intensivstation. Er sah sich nochmals um und ging dann hinein. Da lag er also... George. Die Geräte piepsten monoton vor sich hin und die Beatmungsmaschine hob und senkte sich wieder. „So George, du wolltest mich also verpfeifen, ja? Tja, tut mir Leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber gleich wirst du niemanden mehr etwas sagen können.“, meinte Jo still vor sich hermurmelnd und nahm das Kissen an sich, dass unter dem Kopf von George ruhte. „Leb wohl Junge, du warst sowieso ein miserabler Musiker.“, lachte er und kam auf den nun flach im Bett liegenden George zu. Dann drückte er mit aller Kraft und Gewalt das Kissen auf das Gesicht von George. Sofort fingen die Geräte wie wild an zu piepsen und die Anzeige des EKGs flackerte hin und her. Jo drückte immer fester zu, bis er das Geräusch hörte... ein langgezogenes Piepsen. Zufrieden ließ er das Kissen los und wollte den Raum verlassen, als er plötzlich in das Gesicht einer Frau sah.


    ...

  • Kim stand da und war im ersten Moment mehr als geschockt, als sie sah, wie der Mann sich noch halb über ihren Neffen gebeugt hatte. Sofort sprang sie ihn an, wollte ihn zu Boden reißen. Doch der Mann wich aus und schlug Kim mit einem gekonnten Handkantenschlag nieder. Stöhnend ging sie zu Boden und Jo verschwand nach all der Aufregung ungesehen. Schnell waren einige Ärzte im Zimmer und kümmerten sich um Beide. „Verdammt, der Junge stirbt uns weg... Schnell, Defi auf 180 ... weg vom Tisch.“, schrie der Oberarzt und drückte die Kontakte auf die entblößte Brust des Jungen. Dieser zuckte hoch und fiel dann wieder auf die Matratze zurück, doch die Linie blieb. „Shit, los... erhöhen auf 220... weg vom Tisch.“, schrie der Doktor wieder und entlud ein zweites Mal die Kontakte auf George. Wieder sprang der Körper auf und wieder ab. Dann endlich regte sich ein kleiner Impuls auf der Linie. „Da ist er wieder... wir haben ihn.“, meinte er erleichtert. Dann sah er zu Kim, die sich mit brummenden Kopf auf die draußen befindliche Bank hatte setzen lassen. „Frau Krüger... ihr Neffe ist außer Gefahr. Das war knapp... eine Minute später und wir hätten ihn nicht mehr retten können.“, meinte er und besah sich dann Kims Nacken. „Ich werde ihnen eine Schmerztablette bringen lassen.“ „Danke, Doktor. Anscheinend hat mein Neffe doch etwas gesehen, was nicht für seine Augen bestimmt war. Wann wird er wieder ansprechbar sein?“, wollte sie wissen. Er neigte den Kopf hin und her. „Frühestens morgen Nachmittag.“, erwiderte der Arzt. „Gut, ich werde ihn ab sofort unter Polizeischutz stellen lassen... Ach, und Doktor ... kein Wort zu den Eltern bitte.“, meinte Kim eindringlich und der Arzt nickte nur, verschwand dann zu seiner Visite, während Kim zu ihrem Telefon griff und Ben und Semir anrief.


    Ben schritt derweil immer noch vorsichtig durch die große Lagerhalle, jeden Schritt überprüfend und in alle Richtungen schauend. Doch sein Gegner war weder vor ihm, noch hinter ihm. Er war über ihm und Ben schien dies nicht zu ahnen, doch bald sollte er es am eigenen Leib erfahren.
    Christoph beobachtete seinen Gegner genau, folgte ihm auf Schritt und Tritt und machte dabei kein einziges Geräusch. Selbst sein Herzschlag schien auszusetzen und seine Lunge sprang ihm gegen die Brustknochen. Dann, als sein Gegner genau unter ihm war, sprang er über die eiserne Brüstung und riss den Polizisten zu Boden. Dessen Waffe schlidderte einige Meter weit über den Boden. Doch damit war es nicht getan. Der Bulle war zäh und richtete sich schnell mit einer Rolle rückwärts wieder auf. Beide machten sich für einen Zweikampf bereit. Ben schnellte mit einem gekonnten Beinschlag herum, verfehlte aber sein Ziel. Der Musiker grinste hämisch und holte dann mit seiner Faust aus... verfehlte aber auch. Sofort schnappte sich Ben den Arm und drehte ihn auf den Rück seines Angreifers. „Ahhhhh.“, stieß dieser aus, doch das war nur von kurzer Dauer. Sofort schlug er mit seinem Kopf nach hinten aus und traf Ben genau auf die Nase. Torkelnd wankte er zurück und lockerte den Griff... ein entscheidender Fehler. Denn im nächsten Moment sah er nur noch eine Faust auf sich zurasen und dann wurde alles schwarz um ihn.


    ...

  • Christoph sah völlig aus der Puste auf den bewusstlosen Polizisten hinunter. „So Freundchen, ganz schön harter Schlag gewesen, was?“, fragte Christoph und wollte gerade nach der Waffe greifen, als er die Tür zuschlagen hörte. „Ben!!!“, rief der zweite Polizist. „Shit.“, stieß Christoph aus und verschwand in die entgegengesetzte Richtung. Er hoffte, dass er entkommen würde. Doch ... Christoph stöhnte auf und fiel der Länge nach hin. Hinter einer Ecke kam Semir hervor und schüttelte seine Hand. „Man, hat der aber ein hartes Kinn.“, meinte er und sah dann seinen am Boden liegenden Partner. Sofort stürzte sich Semir zu ihm und klopfte ihm leicht auf die Wangen, damit er wieder zu sich kommen konnte. „Ben, komm schon... aufwachen.“, meinte Semir leicht besorgt und merkte dann, wie das Leben in seinen Partner zurückkehrte. „Hm... Semir... willst du mich nochmals k.o. schlagen?“, kam es stöhnend von den am Boden liegenden Hauptkommissar. Der Deutschtürke lachte auf. „Ich seh, du kannst wieder motzen... also geht es dir gut.“, lachte er und zog Ben hoch. „Der hatte einen ganz schönen Dampfhammer drauf, was?“, fragte Semir besorgt und besah sich Bens Nase. „Ahhh.“, stieß er aus. „Hm, scheint gebrochen zu sein.“ „Ach, bist du jetzt Arzt geworden, Doktor Gerkhan? Danke für die Diagnose... darauf wäre ich nie gekommen.“, stieß Ben leicht wütend aus. „Sei kein Hasenfuß.“, meinte der Deutschtürke und zog dann den bewusstlosen Christoph hoch. „Los, bringen wir ihn zum Revier.“, meinte er und legte ihm dann Handschellen an. Doch plötzlich klingelte sein Telefon.


    „Ja Semir?“, meldete er sich und zog den Verhafteten auf den hinteren Sitz, da dieser noch immer ohnmächtig war. „Was? Wir kommen sofort.“, beendete der Deutschtürke das Telefonat und sah Ben mit geschocktem Gesicht an. „Es gab einen Mordanschlag auf George. Wir fahren sofort ins Krankenhaus.“, bestimmte Semir und ging dann zum Wagen, Ben ebenfalls. „Dann kannst du dir gleich deine Nase verbinden lassen.“, scherzte der Deutschtürke und klopfte seinem Partner freundschaftlich auf die Schulter. „Haha.“ Dann drehte er sich um. „Lass uns noch mal einen kurzen Blick in die Garage werfen.“, meinte Semir und ging auf die abgeschlossene Garage zu. Ben stiefelte hinterher und half seinem Partner bei der Öffnung der Garage. Dort stand das gesuchte Fahrzeug. „Ha, wusste ich es doch.“, stieß Semir aus. „Der Wagen der Band. Deswegen hat der gleich auf uns geschossen.“, erklärte Ben nachdenklich. Semir nickte. „Komm... machen wir wieder zu. Wir wollen mal sehen, ob wir das nicht zu unserem Vorteil nutzen können.“, meinte der Deutschtürke und schloss die Garage wieder ab. „Los, ab ins Krankenhaus.“


    ...

  • Im Krankenhaus angekommen rannten sie sofort zur Intensivstation hoch und sahen schon, dass Kim vor der Station saß und sich mit einem Kühlpad den Nacken kühlte. „Chefin, was ist passiert? Sind sie verletzt?“, fragte Semir sofort und sah die Frau besorgt an. Doch Kim winkte ab. „Es geht schon, aber George hätte es beinahe nicht geschafft.“, erwiderte sie mit besorgter Stimme und zeigte auf den Innenraum der Station. Ben sah, wie die Ärzte noch an dem Jungen ihre Untersuchungen durchführten. „Was ist passiert?“, wollte Semir dann wissen, während Ben mit den Ärzten sprach. „Ich kam rein, um nach George zu sehen, als ein Mann an Georges Bett stand und ihm das Kissen aufs Gesicht drückte. Ich wollte ihn dran hindern, aber der Mann hat mich k.o. geschlagen.“, erzählte Kim und nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher, den sie in der Hand hatte. „Konnten sie erkennen, wer es war?“, wollte Semir wissen. Sie sah ihn an. „Semir, es ging sehr schnell, ich konnte nur erkennen, dass er ein Kissen in der Hand hatte.“, meinte Kim.
    Ben kam raus. „Der Arzt sagt, sie mussten ihn reanimieren. Sie wissen noch nicht, welche Auswirkungen es auf die Verletzungen hatte.“, erklärte Ben. „Okay, wir werden ihren Neffen unter Polizeischutz stellen... Notfalls bleiben Ben und ich vor dieser Tür sitzen.“, bot Semir an und sah dann, wie Ben nicht gerade erfreut darüber war. Er zog Semir beiseite. „Äh Semir... können das nicht Hotte und Dieter machen? Ich hab keine Lust, mir hier die Nacht um die Ohren zu schlagen.“, zürnte Ben leise und sah dann zu Kim hinüber. „Ben... wir haben der Chefin jegliche Hilfe versprochen, weißt du noch... Also sei kein Hasenfuß... Gib dir einen Ruck. Dein Häschen wird morgen Abend auch noch da sein.“, entgegnete Semir lachend und schlug seinem Partner freundschaftlich gegen den Oberarm. „Wenn nicht, dann bist du schuld. Aber nur diese Nacht.“, maulte Ben und ließ sich breitschlagen. „Na also... komm, wir fahren aufs Revier und verhören unseren Gefangenen.“, schlug Semir vor. „Können wir vorher was essen? Ich hab Hunger.“, stellte Ben fest und wie aufs Stichwort knurrte sein Magen. Der Deutschtürke lachte auf. „Okay, wir werden unterwegs kurz anhalten und dir was holen... nicht, dass du im Verhör noch vom Stuhl kippst.“, lachte er und verabschiedet sich dann von Kim, die ihren Bruder und dessen Frau über das Geschehene informieren wollte.


    Christoph saß nun im Verhörraum und sah stur geradeaus. Er ging nicht auf die Fragen der beiden Kommissare ein, die ihn jetzt schon über eine Stunde löcherten. „Verdammt noch mal, mach endlich den Mund auf.“, schrie Ben und war drauf und dran, die Geduld zu verlieren. Doch der Musiker blieb eisern auf seinem Stuhl sitzen, schwieg und sah die beiden Kommissare nicht einmal an. „Herr Hupfer... wenn sie uns nichts sagen, gehen wir davon aus, dass sie den Wagen manipuliert haben, den George gefahren hat. Dann sprechen wir von einem Mordversuch und da sie schon straffällig geworden sind, heißt das für sie 15 Jahre auf Staatskosten leben.“, erklärte Semir ruhig, sachlich, aber mit Nachdruck. Sofort protestierte der Musiker. „Das können sie mir niemals beweisen... Ich habe niemanden umgebracht.“, stieß er aus und stemmte sich vor Wut erregt auf den Tisch. Ben stand auf und schmiss ihn zurück. „Dann sagen sie uns, was sie wissen.“, forderte Ben ihn auf, doch der Junge stockte. Was wusste er schon? Nur, dass die Drogentransporte in dem Wagen der Band durchgeführt wurden. Mehr nicht. Wer die Hintermänner, die Lieferanten und die Abnehmer waren, wusste er nicht. Jo, Andreas und er schmuggelten das Zeug nur. „Ich weiß doch nichts.“, stieß er aus. „Das glauben wir ihnen aber nicht.“, murrte Ben mit lauter Stimme zurück. „Sie wandern für lange Zeit ein, Freundchen. Das verspreche ich ihnen.“, schrie der junge Hauptkommissar und schlug dabei mit der Faust auf den Tisch. Christoph sah ihn erschrocken an. „Wenn ich ihnen alles sage, was ich weiß, was bieten sie mir als Gegenangebot?“, fragte er nervös. „Eine schöne Zelle mit Südlage.“, erwiderte Ben. „Jetzt sagen sie uns endlich, was sie wissen.“, forderte auch Semir, der die Geduld ebenfalls zu verlieren schien.
    Christoph atmete schwer durch. „Passen sie auf. Es ist alles perfekt organisiert.“, fing er an und sah über seine beiden Schultern, als ob hinter ihm welche sitzen würden. „Der Wagen... also der von unserer Band ist das perfekte Transportmittel. Im Untergestell des Motors und unter den Sitzen sind extra Fächer eingebaut, wo die Mechaniker die Drogen verstecken und mit einer Paste für die Hunde des Zolls unkenntlich machen.“, erklärte er. Semir und Ben hörten gespannt zu. „Weiter.“, forderte Semir dann, als Christoph eine Pause gemacht hatte. „Gut... wenn dann der Wagen unerkannt über die Grenze gelangt ist, wird er in einer Spezialwerkstatt wieder auseinander genommen und die Drogen für den Weiterverkauf eingelagert.“ „Wo ist diese Werkstatt?“, wollte Ben dann wissen. „Ich weiß es nicht?“, gab Christoph zu. „Wer sind die Käufer, wer die Zusteller?“, wollte Semir wissen. „Ich weiß es nicht.“, erwiderte der junge Musiker. „Tja, dann ... gehen wir mal, was?“, fragte Semir fies grinsend und stieß Ben kurz an. Dieser nickte und beide drehten dem Musiker ihren Rücken zu, so als wollten sie sagen, dass sie ihm nicht glauben.


    ...

  • „Hey, wo wollen sie hin? Ich hab doch alles gesagt, was ich weiß.“, rief Christoph ihnen nach. „Du hast uns nur das erzählt, was wir schon wissen.“, gab Semir mit ruhiger Stimme bekannt. „Bringt ihn in die Zelle zurück... Soll er erstmal einige Stunden nachdenken. Dann sprechen wir uns wieder, mein Freund, und ich hoffe, du erzählst uns, wer deine Komplizen sind und wer auf uns geschossen hat. Und vor allem, wer George Krüger das Licht ausknipsen wollte.“, meinte Semir und nickte einem Beamten zu. Dieser packte den jungen Mann und brachte ihn in die Zelle hinunter.
    Semir sah Ben an, als er ins Büro kam. Sein junger Partner hing schon wieder an seinem Handy und gurrte wie ein liebestoller Hahn etwas in sein Telefon. Anscheinend telefonierte er wieder mit seiner Freundin. Semir schüttelte nur den Kopf und setzte sich in seinen Stuhl, arbeitete einen Bericht durch und wartete, bis Ben fertig war. „Gina, ich ... ich liebe dich.“, hauchte er ins Telefon. „Ich dich auch, Ben. Wann kommst du heute Abend?“, wollte sie wissen. Erschrocken sah er zu Semir. „Äh... du ich kann leider heut Abend nicht. Ich hab Nachtschicht.“, gab er zu und wartete auf Ginas Reaktion. „Schade Ben, aber ich warte auf dich... wenn es sein muss, die ganze Nacht.“, hauchte sie zurück und schnurrte dann zum Abschied. Ben kräuselte kurz seine Nase und drücke dann den roten Knopf. „Ist irgendwas?“, fragte er Semir, der sich kichernd hinter der Akte versteckte. „Nichts... gar nichts.“, lachte er erstickend. „Semir.. du bist blöd.“, kam es trocken von Ben. „Ich weiß.“, lachte der Deutschtürke und stand dann auf. „Wohin willst du?“, wollte der junge Hauptkommissar wissen. „Essen oder hast du keinen Hunger? Was für eine dumme Frage, verzeih.“, stichelte Semir und wich dem Radiergummi aus, dass sein Partner nach ihm warf.


    „Weißt du was?“, fragte Ben mit vollem Mund, als sie in der Kantine saßen. „Na, was denn?“, wollte Semir wissen. „Wir sollten uns heute nacht auf die Lauer legen. Du im Krankenhaus und ich bei der Garage. Mal sehen, ob die anderen Vögel uns nicht in die Falle gehen.“, schlug Ben vor und wischte sich die Mayonnaise von den Mundwinkeln ab. Semir überlegte kurz, man sah aber auf der Stirn, dass ihn dieser Plan mit Besorgnis erfüllte. „Ben, was ist, wenn die dich schnappen?“, fragte Semir sofort besorgt. Ben rollte genervt mit den Augen. „Semir, ich pass schon auf mich auf. Ich mach das sicher nicht zum ersten Mal... Außerdem hab ich einen guten Grund, gesund von der Nachtschicht wiederzukommen.“, lachte Ben und dachte dabei an seine kleine, süße Gina, die nun die halbe Nacht ungeduldig auf ihren Ben warten würde. „Okay, aber du gibst alle halbe Stunde Bericht und sollte sich bis drei Uhr nichts tun, schwirrst du ab. Verstanden?“, fragte Semir eindringlich. Wieder ein Augenrollen. „Ja Papa.“, meinte Ben nur und aß den letzten Haps seines Brötchens auf. „Doch vorher muss ich noch einmal zu Hartmut.“, meinte er dann. Semir sah ihn nur verwundert an und beide Kommissare machten auf ihre jeweiligen Wege.


    ...

  • Die Nacht kam schnell und schon lag Ben auf Posten oder auf der Lauer und wartete auf sein Opfer. Doch er schien umsonst zu warten. Er hatte sich in einem der Halle gegenüber liegenden, verrosteten, aufgebrochenen Tank gelegt und beobachtete mit einem Nachtsichtgerät die gegenüberliegende Halle. Er sah auf seine Armbanduhr... schon kurz nach Mitternacht und es tat sich immer noch nichts. Ob die wussten, dass die Polizei den Wagen entdeckt hatte?, fragte er sich. Doch dann kamen plötzlich zwei Lichter auf die Halle zu. „Na endlich.“, dachte er sich und duckte sich in den Tank hinein. Nur seine Augenpartie ließ er rauslugen und beobachtete die Straße genau. Ein kleiner unscheinbarer Wagen kam dort an und zwei Gestalten stiegen aus. Ben konnte durch sein Nachtsichtgerät erkennen, dass es sich bei dem einen um Jo Galander und bei dem anderen um Andreas Krause handelte. Er sah, wie beide in die Halle gingen. „Verdammt, da muss ich näher ran.“, dachte er und kletterte aus dem Tank, ungesehen natürlich.
    Leise schlich er sich zur aufgeschobenen Tür der Werkstatt und lugte hinein, um wenigstens die Worte zu verstehen, die beide miteinander sprachen. „Was machen wir nun... der Junge ist verhaftet worden und sicher kommen sie auch bald zu dir.“, meinte Andreas und klopfte am Wagen herum. „Keine Bange... der wird nichts verraten... er steckt viel zu tief mit drin.“, meinte Jo. Wenn du wüsstest, dachte Ben und lauschte weiter. „Was machen wir jetzt mit dem hier? Die Polizei wird doch sicherlich nach ihm suchen.“, fragte Andreas. „Keine Sorge, wenn unser dritter Mann hier ist, werden wir es erfahren. Die Ware scheint ja noch drin zu sein, oder?“, fragte Jo. „Ja, das ist sie.“, meinte Andreas. „Gut, sehr gut.“, lachte Jo und drehte sich erschrocken zur Tür, als die sich plötzlich weit öffnete.


    Ben lauschte dem Gespräch und merkte nicht, wie sich eine dritte Person von hinten näherte und eine kleine Pistole aus der Tasche nahm. Der junge Hauptkommissar sah immer noch angespannt in die Werkstatt und beobachtete, wie die beiden Männer alles abklopften. „Ganz ruhig bleiben.“, fauchte dann eine ernste Frauenstimme und stieß Ben die Waffe in die Seite. Der junge Polizist drehte sich erschrocken um und hob langsam die Hände. Er dachte, er sah nicht richtig, als er die Person erkannte, die ihn da mit einer Beretta in Schach hielt. „Elisa Wiemann... aber... was?“, stieß er aus. „Klappe Bulle und rein da.“, zischte die ältere Dame und stieß Ben vorwärts in die Halle.
    Andreas und Jo sahen erschrocken auf. „Elisa... wo kommt der denn her?“, fragte Andreas erschrocken und sah Ben wütend an. „Der stand draußen und hat euch Deppen belauscht. Wir können nur hoffen, dass er noch nicht seine Kollegen informiert hat... Hast du das schon?“, fragte Elisa Ben und stieß ihm nochmals die Waffe in die Seite, zog dabei seine Waffe raus und warf sie Jo zu. „Ich bin alleine, falls sie das meinen.“, kam es von Ben nur als Antwort. „Verdammt, was machen wir jetzt mit ihm?“, fragte Andreas aufgeregt. „Erstmal hier behalten und schafft den Wagen in unser Versteck. Los, fesselt ihn und sorgt dafür, dass er nicht weg kann.“, wies Elisa die Männer an und hatte sie voll unter der Kontrolle. Jo packte Ben, zog seine Arme vor dessen Bauch und fesselte sie mit seinen Handschellen. Dann stieß der den Hauptkommissar vorwärts. Er musste sich dann mit dem Rücken an einen Eisenträger stellen und wurde von Jo mit einer rostigen Kette daran festgebunden. Ben stöhnte auf, als sich die Kette fest um seinen Brustkorb zurrte und ihm fast die Luft zum Atmen nahm. Er sah, wie Jo zufrieden grinste, als er sein Werk betrachtete.


    „Los, schafft den Wagen raus... um den Schnüffler kümmere ich mich schon.“, meinte Elisa mit eindringlicher Stimme. Jo und Andreas setzten sich in den Kleinbus und fuhren damit vor die Tür. Elisa drehte sich zu Ben um. „So, dann wollen wir doch mal alles Spuren beseitigen.“, lachte sie und nahm einen Kanister hervor. „Oh nein.“, stieß Ben aus. „Doch... noch ein letztes Wort?“, fragte sie und schüttete das ganze Benzin rings um Ben auf die Werkstattbänke und die Stofflappenansammlungen, die in der Ecke lagen. Sie legte eine lange, lange Spur nach draußen und ging dann nochmals zu Ben. „So Junge, es tut mir eigentlich Leid um dich. Du wärst ein hübscher Fang für meine Enkelin. Schade.“, lachte sie und kniff dem jungen Hauptkommissar in die Wange. Grummelnd versuchte Ben nach ihr zu schnappen. „Na na, ich muss dir wohl noch Manieren beibringen?“, fragte sie und schlug mit ihrer geballten Faust Ben in den Magen. Dieser fuhr keuchend zusammen, soweit es die Ketten zuließen. Trotzdem sie so klein, zierlich und alt war, hatte sie doch Kraft, das musste Ben zugeben. „Tja, da staunst du, was.. Ja, ich habe noch ein Krafttraining nach meiner Pensionierung gemacht. Heutzutage kann man ja als Rentnerin nicht vorsichtig genug sein.“, lachte sie und ging dann. Sie ließ Ben zurück und entzündete die Benzinspur sofort fraß sich das Feuer auf den Boden entlang in die Halle und verteilte sich auf den Werkstattbänken und auf den Lappenhaufen. Bens Augen weiteten sich und er zerrte an seinen Fesseln, doch es war sinnlos. Sollte es dieses Mal das Ende sein?


    ...

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  • Jo, Andreas und Elisa saßen im Kleinbus und fuhren von der schon rot lodernden Halle fort. „Wohin jetzt, Chef?“, fragte Jo die ältere Frau. „Erstmal weg von hier... wir müssen diese Stadt verlassen, bevor das Feuer bemerkt wird.“, meinte sie und sah sich im Rückspiegel das Feuer an. „Die Drogen sind ja noch im Wagen... ich habe auch schon einen Abnehmer gefunden.“ „Und wen?“, fragten die beiden Männer. „Das erfahrt ihr schon noch. Auf jeden Fall reicht das Geld aus, damit wir uns alle nach Rio absetzen können. Da werde ich dann mich in der Sonne aalen und kleine Burgen im Sand bauen.“, lachte sie und wies Andreas, der am Steuer saß, den Weg. „Und du meinst, von dem da hinten bleibt nichts übrig.“, fragte Jo und deutete auf die immer weiter in der Ferne verschwindende Werkstatt. „Von der ganzen Halle wird nichts übrig bleiben, dafür sorgen schon acht große Fläschchen mit einem ganz speziellen Gemisch.“, lachte sie.


    Ben wand sich in seinen Fesseln, musste die Dinger irgendwie loswerden. Der Rauch biss bereits in seinen Lungen und in seinen Augen. Er musste sie immer wieder zusammenkneifen. Wieder und wieder sah er sich um. Plötzlich stockte sein Blick und blieb bei acht Flaschen, mit Propangas gefüllt, die auf einem Haufen Holzpaletten gestapelt waren, hängen. „Oh heilige Scheiße.“, stieß er hervor und fummelte nun noch mehr an den Ketten herum. Dann bekam er die Umrisse seines Handy in der Hosentasche zu fassen. Wenn er es schaffte, es ans Tageslicht zu fördern und es nicht fallen ließ, hatte er noch eine Chance. Hustend schob er es vorsichtig zum Taschenrand, fasste vorsichtig, aber genau mit beiden Fingern zu und ließ es sicher in seine Hand gleiten. Er atmete auf, als er sicher die Tastensperre entsichern konnte. Nun brauchte er nur noch Semir anzuwählen und er war gerettet.... jedenfalls, wenn sich das Feuer von den Flaschen fernhielt.
    „Gerkhan?“, meldete sich Semir endlich nach einigen Minuten des Wartens. „Semir, ich bin's Ben... ich werde hier gerade zum Grillhähnchen.“, stieß Ben hustend aus. „Bitte? Wo bist du?“, fragte Semir aufgeregt. „In der Werkstatt, wo wir heute morgen die Schießerei hatten. Bitte beeil dich... ich will nicht schmoren.“, flehte Ben weiter. „Halt durch Junge, ich komme sofort.“, beendete Semir das Gespräch und Ben hielt erleichtert das Handy fest. Endlich... gleich würde Hilfe kommen. Doch, das Feuer war schon dicht an den Propangasflaschen dran und fraß sich von unten die Holzpaletten hinauf. „Mensch, Semir beeil dich bitte.“, stieß Ben flehend aus.


    ...

  • Semir saß mit Dieter zusammen im Krankenhaus vor der Intensivstation, saß auf einer Bank und lugte immer wieder zu dem Jungen hinein. Die Eltern, Marcus und Alice Krüger, saßen um sein Bett herum und wachten über ihren einzigen Sohn, der durch den Zwischenfall wieder ins Koma gefallen war. „Semir, einen Kaffee?“, fragte Dieter und hielt seinem Kollegen den mit Kaffee gefüllten Thermobecher seiner Thermokanne hin. „Hm, danke.“, erwiderte Semir und nahm einen kräftigen Schluck, nachdem er etwas gepustet hat. „Boah Dieter, der weckt ja Tote auf.“, stieß Semir hustend aus und verzog das Gesicht, als den Schluck seine Kehle hinuntergleiten ließ. Dieter lachte kurz. „Den hat mein Vater immer getrunken, wenn er Nachtschicht hatte.“, erzählte er. „Was war er?“, wollte Semir wissen. „Busfahrer.“, meinte Dieter und beide schreckten auf, als Semirs Handy in dessen Tasche klingelte. Die Nachtschwester, die den beiden gegenüber saß, warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Semir hob nur beschwichtigend die Hand und ging zum Telefonieren in den Wartesaal, am anderen Ende des Ganges. „Gerkhan?“, meldete er sich. „Semir... hilf mir... ich werde hier gerade zum Grillhähnchen.“, hörte er Ben schreien. Erschrocken sah sich Semir um. „Wo bist du?“, wollte er wissen. „In der Werkstatt und sie brennt.... Semir hilf mir... hier stehen Propangasflaschen und das Feuer... die fliegen mir gleich um die Ohren.“, stieß Ben hilferufend aus. „Halt durch Junge, ich komme.“, meinte Semir und sprintete zu Dieter zurück. „Dieter, Ben steckt in Schwierigkeiten. Bleib du hier auf Wache... ich muss dem Jungen helfen.“, erklärte Semir im Eiltempo und ließ Bonrath mit verduztem Gesicht zurück. Schnell saß der Deutschtürke in seinem Wagen und raste zur alten Werkstatt, wo sie heute morgen den Wagen gefunden hatte. Hoffentlich würde er noch rechtzeitig kommen, dachte er und ließ den Motor aufheulen.


    Ben beobachtete das Feuer, wie es immer und immer näher kam und sich an den Holzpaletten hoch fraß. „Semir, bitte beeil dich.“, stieß er aus und zerrte an der Kette, doch das Schloss saß fest und sicherlich war nirgends der Schlüssel zu finden. Er konnte nur hoffen, dass Semir schnell genug kommen würde und ihn irgendwie hier rausholen konnte. Der Rauch biss ihn im Hals und Rachen und die Augen tränten ihm. Wenn er nicht bald hier raus kam, würde er von dem Rauch schon sterben. Panisch riss er weiter an den Fesseln, stemmte sich gegen die Ketten, doch es war sinnlos... ohne Hilfe. Plötzlich hörte er quietschende Reifen und eine Stimme, die ihm in diesem Moment wie die eines Engels vorkam.


    ...

  • „Ben... wo bist du?“, hörte er Semir rufen. Mittlerweile stand der Eingangsbereich mehr in Flammen, als die Ecke, wo Ben angekettet war. „Hier... Hier hinten bin ich.“, hustete Ben mit ganzer Kehle. „Ben.“, erklang Semirs Stimme und schon schoss ein weißer Strahl in die Halle. „Semir.“, hustete Ben vor sich hin und erblickte dann endlich seinen Kollegen. Dieser stand vor ihm und begutachtete die Ketten und das Schloss. „Semir, verdammt... ich dachte schon, ich werde hier zum Grillhähnchen.“, meinte Ben etwas erleichtert, aber stark hustend. „Noch sind wir hier nicht raus.“, hustete Semir zurück und schlug mit dem Griff seiner Waffe auf das Schloss ein. „Beeil dich.“, schrie Ben, da er sah, wie sich schon eine der Propanflaschen deformierte. „Verdammt, ich mach ja schon.“, erwiderte der Deutschtürke und schlug immer kräftiger auf das Schloss. Endlich brach es in zwei und die Ketten fielen zu Boden. „Jetzt aber raus hier.“, schrie Ben und schon war das bedrohliche Knirschen der Gasflasche zu hören. Die Kommissare rannten und warfen sich schließlich zu Boden. Gerade noch rechtzeitig.
    Eine gewaltige Druckwelle schleuderte einen riesigen Feuerball durch das Tor und auf Semirs BMW. „Mein Wagen.“, stieß er aus, als sich sein Lieblingsspielzeug einer flambierten Eisbombe als einem Wagen annäherte. „Ach danke, mir geht’s auch gut.“, murrte Ben und hielt seinem Partner die immer noch gefesselten Hände hin. „Könntest du mal.“, meinte er und fuchtelte damit auffällig vor Semirs Augen herum. Der Deutschtürke schüttelte sich kurz und befreite Ben von den Handschellen. „Und jetzt... schön der Reihe nach... was ist passiert?“, wollte er wissen und Ben erzählte ihm alles. Dass er um besser zu hören dichter ran ist, dass ihn Elisa von hinten überrumpelt hat und mit Krause und Galander gemeinsame Sache macht. „Was? Ben, das kann ich nicht glauben.“ „Glaub es... deine Fahrschullehrerin ist ganz schön gerissen.“, meinte er und kramte in seinen Taschen herum. „Was suchst du denn?“, wollte Semir wissen, doch Ben grinste nur. „Ich war doch heute noch schnell bei Hartmut und habe mir einen seiner kleinen Peilsender ausgeliehen. Dann, bevor ich mich auf die Lauer legte, hab ich ihn am Wagen befestigt und nun brauchen wir dem Signal nur noch folgen und können die Bande hops nehmen.“, erklärte Ben. „Und wie? Mein Wagen ist gerade zu einem überdimensionalen Marshmallow mutiert.“, schimpfte er. „Wie gut, dass andere nicht so gefährlich parken.“, lachte Ben und ging mit Semir zu seinem Wagen, den er sicher außer Reichweite geparkt hatte.


    Elisa, Jo und Andreas warteten auf einem abgelegenen Parkplatz, der nur spärlich beleuchtet war. „Elisa, wo bleibt denn nun dein Käufer?“, wollte Jo wissen. „Nur Geduld...“, sie zog die Luft kurz ein. „Riecht ihr das? Da kommt unser Geld.“, lachte sie und sah, dass sich zwei helle Scheinwerfer eines Audis TT RS näherten und in etwa hundert Meter Entfernung stehen blieb. „Okay, holt die Ware aus den Verstecken und legt sie vor unseren Wagen hin. Ich kümmere mich um das Geld.“, meinte die ältere Dame und stieg aus. Jo und Andreas taten, was von ihnen verlangt wurde und nach wenigen Minuten lagen die ganze Drogenpakete vor dem Wagen. Elisa stieg aus dem Wagen und ging auf den Audi zu. Ein großer, stämmig aussehender Mann mit Schlägervisage stieg aus dem Wagen aus. Sein Akzent klang sehr dänisch. „Habt ihr die Ware?“, fragte er und sah sich um. „Ja, es war ein bisschen schwierig, aber hier ist sie.“, meinte die kleine Frau und gab den Blick auf zehn, mehlsackgroße Pakete frei. „Sehr gut, ich bin sehr zufrieden. Meine Leute in Kopenhagen werden gerne wieder mit euch Geschäfte machen.“, meinte er und holte dann von der Rückbank zwei große, schwere Aluminiumkoffer hervor, legte sie auf die Motorhaube und öffnete beide kurz, zeigte die vielen Euroscheine, die da drinnen gestapelt waren. Elisa nickte nur und winkte Jo und Andreas zu. Diese schafften die ersten beiden Säcke zu dem Wagen hinüber. Doch die ruhige Atmosphäre sollte bald vorbei sein.


    ...

  • Plötzlich schoss der graue Mercedes von Ben durch die Böschung und raste auf die Gruppe zu. Erschrocken rannten Jo und Andreas auseinander, doch die nachfolgenden Kollegen sprangen aus den Wagen und warfen sich auf die beiden Flüchtlinge. Schnell lagen die beiden mit gefesselten Händen am Boden. Der Däne jedoch meinte, Elisa hätte ihn verraten und wollte seine Waffe ziehen. Doch die alte Dame war schneller, erschoss ihn und eröffnete auf den Wagen von Ben und Semir das Feuer. Ben musste sich quer stellen, legte den Rückwärtsgang ein und wich den Kugeln aus, die in die Seitenspiegel und in die Motorhaube einschlugen. „Verdammt, was soll den das?“, stieß Semir wütend aus und sah Ben an. „Ja... machst du vielleicht mal was oder willst du, dass die uns noch trifft?“, schimpfte Ben seinen Partner an. „Ja ja, ich mach ja schon.“, erwiderte Semir, entsicherte seine Waffe und erwiderte das Feuer. Doch Elisa ließ sich nicht so leicht einschüchtern. Sie zog die beiden schweren Koffer zum Wagen, warf sie auf die Rückbank und startete den Audi. Frech zog sie an Bens Mercedes vorbei und schoss ihm einige Kugeln auf die Reifen ab. Sie verfehlten ihr Ziel nicht.


    „Verdammt, Semir. Die hat uns die Reifen durchlöchert.“, stieß Ben wütend aus. „Los, umsteigen.“, rief sein Partner und war schon auf dem Weg zu einem der Streifenwagen der Kollegen. „Komm, oder willst du, dass sie uns entwischt?“, fragte er, doch Ben war schon längst auf den Beifahrersitz. „Fahr zu.“, meinte er nur grinsend und wies mit seinem Arm frech in die Richtung, wo Elisa hin verschwunden war. „Keine Angst, ich kriege sie schon.“ „Das hoffe ich doch.“, lachte Ben und sah dann den Audi vor sich. „Da... da ist er.“ „Ich seh, dass er da ist. Ich brauch noch keine Brille... Danke.“, zischte Semir und schlidderte mit dem Streifenwagen um die Kurve. Ben schüttelte sich nur kurz vor Lachen. „Wäre aber mal angebracht oder? Vielleicht würde dann dein Auto öfters heile bleiben.“, grinste er und fing sich einen Katzenkopf von Semir ein.
    Elisa sah immer in den Rückspiegel. Die Blaulichter kamen ihr gefährlich nahe, doch sie kannte die Tricks, die Semir drauf hatte, schließlich war sie seine Fahrschullehrerin und das Meiste hatte er von ihr. So trat sie das Gaspedal weiter durch und zischte auf der äußersten linken Spur wie ein geölter Pfeil vorbei. „Mensch Semir, ist aus der Kiste nicht mehr rauszuholen?“, fragte Ben und hielt sich am Armaturenbrett fest, als Semir den ganzen Fahrzeugen auswich, um etwas dichter an den Audi zu kommen. „Vielleicht, wenn du aussteigst. Du bist zu schwer...“, stichelte der Deutschtürke. „Was? Hey, ich habe kein Gramm zugenommen seit wir uns kennen.“ „Ach ja? Bei deinen Futterattacken unverständlich.“, lachte der Deutschtürke. Doch Ben rollte nur mit den Augen. „Nun komm... gib Gas.“, feuerte er Semir an. „Willst du lieber fahren?“, kam die Gegenfrage und sofort verstummte Ben.


    Elisa lenkte den Wagen schnell durch die Wagen, doch dann musste sie scharf bremsen. Vor ihr befand sich ein Stau. „Verflucht.“, stieß sie aus und sah in den Rückspiegel. Der Streifenwagen näherte sich immer noch. Wenn sie sich nicht was einfallen ließ, war sie geliefert. Doch da sah sie den Waldweg und bog mit quietschenden Reifen ein, Semir und Ben folgten ihr. „Verdammt, die sind ja anhänglicher als Honigbienen.“, zischte sie und steuerte den Wagen über den holprigen Waldboden. Doch der Streifenwagen klebte an ihr, wie eine Klette. „Jetzt reicht es mir...“, stieß sie aus und schoss einfach nach hinten, ohne zu zielen. „Verdammt, was macht die denn?“, schrie Semir und zog den Wagen aus dem Kugelhagel. Dann fiel sein Blick auf ein Schild, dass auf etwas sehr gefährliches hinwies. „Shit... wenn wir sie nicht stoppen, fährt sie über den Abhang direkt in den Steinbruch.“, stieß Semir aus und versuchte, zu überholen, doch bei dem Kugelhagel war das fast unmöglich. „Jetzt reicht es mir aber.“, stieß Ben wütend aus, lehnte sich aus dem Wagen und schoss zurück. Das Heck des Audis wurde nur so durchlöchert, doch er wollte eigentlich die Reifen treffen. „Nun ziel doch mal richtig.“ „Fahr du ordentlicher.“, grummelte Ben zurück. Dann traf er endlich. „Ha... siehste, so macht man das.“, lachte er, doch der Wagen kam nicht sofort zum Stehen. Er schleuderte gefährlich hin und her, verpasste die nebenstehenden Bäume manchmal nur um Haaresbreite. „Verdammt, der Abhang.“, stieß Semir aus und bremste den Streifenwagen abrupt ab.


    ...

  • Elisa hielt sich die Hände schützend vors Gesicht, als der Wagen endlich zum Stehen kam. Doch sie hatte ein ungutes Gefühl. Der Wagen schwankte so komisch nach vorne, als sie sich bewegte und dann sah sie es. Sie hing mit der Schnauze des Wagens über dem Abhang und nur eine falsche, unbedachte Bewegung und es war aus. Panik stieg in ihr auf, sie klammerte sich am Sitz fest und sah sich panisch um. „HILFE!!!“, schrie sie und ließ aber den Abhang nicht aus den Augen. Langsam neigte sich der Wagen immer mehr nach vorne.


    „Heilige Scheiße...“, stieß Ben aus und rannte los. Auch Semir rannte los und beide sahen sich hilflos vor dem kippenden Wagen. „Macht doch was.“, hörten sie Elisa schreien. Sie klang panisch. „Okay, ich stemme mich hinten auf den Wagen und du holst sie vorne raus.“, wies Ben an und stemmte sich mit ganzer Kraft auf das Heck des Wagens. Tatsächlich schaffte er es, den Wagen für einen Moment in eine stabile Lage zu bringen. Semir rannte nach vorne und öffnete die Fahrertür. „Los, komm.“, stieß er aus und reichte ihr seine Hand hinein, doch Elisa saß dort wie angewurzelt. „Verdammt, nun mach schon.“, schrie der Deutschtürke sie an und endlich streckte sie die Hand nach ihm aus. Ohne lange zu überlegen, packte Semir sie und zog Elisa aus dem Wagen, sprang mit ihr zur Seite und warf sich zu Boden, als der Wagen über den Abhang schnellte. „So... und jetzt...“, meinte Semir keuchend und zog die Handschellen hervor. „Du bist verhaftet.“ Elisa sah ihn böse an. „Verdammt.“, murmelte sie nur. „So, komm und du wirst mir alles erzählen.“, zischte er böse und zog sie zum Streifenwagen zurück. Ben grinste nur, als er sie sah. „So, und jetzt, Schätzchen, mach ich dir Feuer unterm Hintern.“, lachte er fies.


    Im Verhör kam heraus, dass es Jo war, der den Wagen von George manipuliert hatte. Er bat ihm, diesen Wagen über die Grenze zu fahren. Danach hatte er der Polizei einen anonymen Tipp gegeben. Danach habe er, auf Elisas Anweisung hin, die Bremsen und die Lenkung manipuliert. Ben und Semir hörten den drei Verhörten genau zu, doch keiner von ihnen zeigte eine Spur von Reue. Kim saß derweil im Krankenhaus und wachte am Bett, als sich plötzlich die Hände von George bewegten und über das Bett nach einer Hand suchten. Kim erschrak. „George?“, fragte sie vorsichtig und sah ihn abwartend an. Tatsächlich flatterten die Augenlider und im nächsten Moment sahen sie zwei glasige Augen an. „Tante Kim?“, hauchte es von ihm. „Ja... ja ich bin da.“, erwiderte sie und beugte sich über den Jungen. „Was... was ist passiert?“, wollte er wissen. „Shhhhht, du musst dich jetzt erstmal ausruhen.“, meinte Kim und sah dann zu der Fensterscheibe, wo Ben und Semir standen und nur freundlich nickten. „Und was machen wir jetzt?“, fragte der Deutschtürke. „Tja, wenn du mich entschuldigst, ich hab noch was vor.“, meinte Ben mit schelmischem Lächeln und ging. „Aha, aber morgen nicht zu spät kommen.“, lachte Semir und sah dann, wie Ben von einer jungen, hübschen Frau erwartet wurde. Er nickte lächelnd mit dem Kopf und drehte sich dann wieder zu Kim und George um.
    Gina ging mit Ben in seine Wohnung, doch sie blieb im Flur stehen. „Was ist denn?“, fragte er sich wundernd. „Ben... ich... ich liebe dich.“, hauchte sie und küsste ihren Freund leidenschaftlich mit ihrem italienischen Temperament. „Ich dich auch.“, erwiderte er und dann lösten sich beide. „Du, ich muss noch einmal kurz runter.. ich hab scheinbar mein Handy im Café liegen gelassen.“, meinte sie leicht verlegen. „Kein Problem, ich koch uns inzwischen was.“, erwiderte er und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.


    Gina sah zur Wohnung hinauf und dann zur Straße, als eine schwarze Mercedes-Limousine vor ihr hielt. Die junge Frau stieg ein, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Ben nicht aus dem Fenster sah. „Und wie läuft unser Plan?“, wollte der Mann wissen, der in der Ecke des Wagens sah, als sich dieser in Bewegung setzte. „Er ist mir bereits verfallen.“, meinte Gina. „Gut, dann weißt du, was du zu tun hast?“, wollte der Mann wissen. „Ja, wenn der Verräter hier kommt und von den beiden unter Polizeischutz genommen wird, schalte ich ihn aus.“, erklärte Gina und sah dann aus dem Fenster. „Sag, der Junge hat dich doch nicht etwa nachdenklich gemacht, oder?“, wollte er wissen. „Nein, nur ich befürchte, ich werde ihm weh tun müssen.“ „Gina, du bist die Beste deines Fachs. Tu, was du für richtig hältst, aber der Auftrag muss erledigt werden... unter allen Umständen. Du weißt, was für unsere Familie hier und in der Heimat auf dem Spiel steht, wenn dieses Buch veröffentlicht wird.“, kam es erklärend von dem Mann, der ununterbrochen in seiner Zeitung las. Gina sah ihn an. „Glaubst du, das weiß ich nicht... Mein Vater ist ja selbst dann betroffen.“, erwiderte sie. „Gut, dann weißt du um die Wichtigkeit. Wir werden den beiden in den nächsten Wochen einige Beschäftigung geben. Du wirst dich dann heimlich an den Mann heranpirschen und ihn beseitigen.“, er tippte seinen Fahrer an, sodass dieser anhielt. „Geh... erledige alles und notfalls schalte den Bullen aus, wenn er ein Risiko wird.“, meinte er und Gina stieg aus. „Keine Angst... überlass alles mir... Armer Ben.“, erwiderte sie lächelnd und ging dann zur Wohnung zurück. Was würde da wohl auf Ben und Semir in den nächsten Wochen zukommen?





    Ende



    Aber Ben und Semir ermitteln weiter ... „Blind vor Liebe“

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