Mord, Jagd und Eifersucht

  • XX. Annelie und Julia


    Julia hatte allmählich ihren Kampf aufgegeben. Sie würde hier zusammen mit ihrem Kind sterben, dass wurde ihr allmählich klar. Jegliche Versuche, sich zu befreien, waren gescheitert. Die Tränen kullerten dem verdreckten Gesicht entlang und die Schluchzer verfingen sich im Knebel. Die Zweifel wurden immer grösser und das Vertrauen in ihr Bruder brach. Nicht dass sie nicht an ihn glaubte, aber die Angst und die Verzweiflung begannen die optimistischen Gefühle zu überschlagen. Sie lehnte sich an die eiskalte Betonmauer und glitt langsam zu Boden. Sie liess ihrer Verzweiflung freien Lauf und weinte lauthals. Die Angst um ihr Baby wurde immer stärker und die Furcht vor dem Tod immer grösser. Sie wusste, dass wenn sie sich nicht beruhigen würde, sie ihrem Kind nur schaden zufügte, doch sie konnte einfach nicht. Sie zitterte am ganzen Leibe. Bitte lieber Gott, dachte sie, bitte hilf mir! Sie schloss die Augen und versuchte, der grauenhaften Wirklichkeit zu entfliehen.


    Annelie fuhr dem Wagen hinterher und sah, dass dieser in einem Fabrikenviertel anhielt. Sie hielt ein paar Meter weiter hinten und stellte ihr Motorrad in einem sicheren Versteck ab. Schliesslich musste sie das Ding wieder zurückgeben, hatte sie es doch schon unter einem falschen Vorwand in Beschlag genommen.
    Flink und geschickt, schlich sie dem Verdächtigen hinterher und klebte sich an ihn. Der Mann ging auf eines der leeren Lagerhäuser zu, sah sich kurz um und ging hinein. Annelie schaffte es, knapp durch den Türspalt zu schlüpfen, ohne dabei gesehen zu werden. Tja, dass sie ein paar Kilo abgenommen hatte um Ben zu gefallen, zeigte auch andere, positive Seiten. "Wie geht es ihr?", hörte sie jemanden fragen. "Nicht so gut, sie scheint wirklich verzweifelt. Aber wir brauchen die Kohle!" Annelie schlich sich näher heran. Konnte die Menschen aber nicht sehen. "Nun ja, ich muss los, die Förster hat eingestimmt. Die Übergabe findet statt. Du bleibst hier und bewachst das Mädchen!" "Alles klar!" Annelie hörte Schritte auf sich zukommen und versteckte sich. Sie sah eine Frau an sich vorbeigehen. Sie ging auf die Tür zu und verschwand. Als Annelie sich wieder dem Mann widmete sah sie, wie dieser sich an einen Tisch setzte und eine Zigarette in den Mund steckte. Verzweifelt schien er nach einem Feuerzeug zu suchen. Da sah Annelie ihre Chance. Sie zückte ihr Feuerzeug hervor und schlich sich an den Kerl ran. Mit einer leichten Geste hielt sie das Feuer hin. "Oh danke", hörte sie den Mann sagen der zu schalten schien und sich umdrehte. Annelie holte aus und traf mit der gestreckten Hand den Mann direkt in den Nacken.


    Mit einem Ächzen ging dieser zu Boden und rührte sich nicht mehr. Annelie durchsuchte seine Taschen und fand einen Schlüssel. Sie zog ihn heraus und ging zur Türe. Mit einer Bewegung steckte sie den Schlüssel und öffnete die Türe. Sie sah eine zierliche Gestalt am Boden die zitterte und sich langsam aufrichtete. Annelie sah ihn die verweinten Augen Julias. Sofort ging sie auf sie zu und erlöste ihre Vielleicht-Schwägerin vom Knebel. "Annelie, du?", keuchte Julia hervor und die Deutschschweizerin lächelte. "Ich weiss du wärst mit deinem Bruder zufriedener gewesen, aber nun musst du mit mir vorlieb nehmen!" Annelie löste die Fesseln und Julia glitt in ihre Arme. Sie weinte bitterlich. Annelie liess sie gewähren. "Geht's wieder?", fragte sie nach einer Weile und Julia nickte. Langsam stand sie auf und liess sich von Annelie stützen. "Lass uns von hier verschwinden, bevor mir dein Bruder den Kopf abreisst!"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XXI. Ein Unglück kommt selten allein


    Während Annelie bei Julia war, kümmerten sich die Männer aufgeregt um die Formalitäten der Übergabe. Semir und Ben saßen in ihrem Wagen, bereit den Entführern zu folgen, wenn sie mit dem Geld verschwanden. Marianne Förster und Emanuel saßen in einen dieser berühmten, großen Lieferwagen und trafen die letzten Vorbereitungen. "Alles in Ordnung mit ihnen, Frau Förster?", wollte der Portugiese wissen. Sie nickte nur, doch ihre Hände zitterten stark vor Aufregung. "Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, mit dem Sender. Was, wenn die das Geld prüfen und ihn finden?", warf sie als Einwand ein. Doch Emanuel beruhigte sie. "Ganz ruhig, Frau Förster. Der Sender ist zwischen den Scheinen versteckt. Keiner kann ihn dort finden. Nur so können wir aber sicher gehen, Entführer und Julia Jäger zu finden.", beruhigte er sie. Sie nickte und stieg dann aus. Nervös sah sie sich um und ging dann auf den Platz vor den Dom zu. Sie sah sich immer wieder nervös um, sah die Leute an, ob ihr einige davon bekannt waren, doch die meisten waren nur Touristen. Jedoch beobachtet wurde sie.


    "Da ist sie und sie hat das Geld dabei.", meinte Mario zu seiner Frau Anatevka. Beide hatten sich unter eine Touristenmenge gemischt und beobachteten die Gegend durch ein kleines, aber weitreichendes Opernglas. "Siehst du irgendwo Polizei?", wollte die Deutsch-Russin wissen, doch ihr Mann schüttelte den Kopf. "Nirgends einer zu sehen.", meinte er. "Gut, dann wollen wir doch mal die Anweisung geben.", fügte er hinzu und holte eine dieser Freisprechanlagen hervor, die man von MP3-Kopfhörern kaum unterscheiden konnte und wählte die Nummer von Marianne Förster. "Haben sie das Geld?", fragte er barsch, als sie sich meldete. "Ja, hier bei mir und die Software auch. Was ist mit Julia Jäger?", wollte sie wissen. "Sobald wir Geld und Software haben... kriegen sie das Mädchen zurück. Wenn sie uns jedoch verarschen wollen, ist die Frau tot.", zischte er und sah sich um. "Nein, bitte... ich mach alles, was sie sagen, aber tun sie dem Mädchen nichts.", bat die Frau verzweifelt. "Gut, sehen sie den Brunnen in etwa dreißig Metern Entfernung?", fragte Mario. "Ja, sehe ich." "Dahinter ist ein Mülleimer und dort hinein werfen sie den Koffer. Und keine Tricks.", damit legte er auf und beobachtete nun die Frau.


    Langsam ging Marianne auf den Brunnen zu, um ihn herum und sah den großen, breiten Papierkorb. Langsam und unauffällig ließ sie den Koffer in den Abfalleimer gleiten. "So, jetzt brauchen wir nur noch warten, bis sich die Gangster das Ding holen, und .... Verdammt, was ist das?", fauchte Emanuel und sah auf den Bildschirm. Eine riesige Menschenmenge hatte sich vor den Brunnen versammelt und blockierte den Blick auf den Mülleimer. "Shit, geht da weg.", schrie er in den Bildschirm. Dann ging die Menge weiter und der Koffer war immer noch da. "Puh.", atmete der Polizist aus, doch es sollte ein böses Erwachen geben.


    Annelie und Julia wollten gerade vorsichtig den Raum verlassen, als sie sah, dass der Typ nicht mehr am Boden lag. "Verdammt.", stieß sie aus und sofort spürte sie das kalte Metall eines Pistolenlaufes im Nacken. "Das war sehr unvorsichtig, Kleine.", zischte Clemens und riss Annelies Kopf an den Haaren nach hinten. Sie schrie kurz auf und Julia blieb wie angewurzelt stehen. "Kümmer dich nicht um mich. Lauf weg.", stieß Annelie aus, doch Julia konnte nicht. "Blieb hier, du kleines Miststück.", schrie Clemens und riss Julia am Arm wieder zurück. Dafür hatte er Annelie losgelassen, die sich natürlich auf den Mann stürzte. Bei dem Gerangel passierte das unausweichliche. Ein Schuss hallte durch die große Halle. Julia schrie auf und sah, wie Annelie sich die Hand auf die Seite presste.


    ...

  • XXII. Flucht nach vorne


    Sofort wollte sich Bens Schwester auf Annelie stürzen und sie beschützen, doch diese stand wieder auf und spürte den Mann hinter sich. Sie holte mit dem Ellbogen aus und traf ihn mitten ins Gesicht. Clemens taumelte nach hinten. Annelie blieb nicht viel Zeit. "Julia lauf!", schrie sie und die junge Frau zitterte sichtlich. Ihr Blick war auf Annelies Seite gerrichtet. Wo das Kurzarmtop ein wenig aufgerissen war und aus einer länglichen Wunde Blut floss. "Es ist ein Streifschuss Jula", Annelie sicherte die Waffe und nahm das Magazin heraus, "und nun lauf! Hol Ben und die Anderen!" Nun lösten sich endlich Julias Füsse vom Boden und sie rannte los, in dem Moment stürzte sich Clemens über Annelie und nahm sie in den Schwitzkasten. "Du blöde Schlampe!", zischte er und legte den Arm fester um Annelies Hals. Sie schnappte nach Luft und keuchte. "Du bist nur eine junge Frau, wer immer du auch bist, gegen einen Mann kommst du Schmalwurf doch niemals an!" Annelie lächelte. "Sei dir da mal nicht so sicher", zischte sie und stiess mit den Absätzen ihrer Stiefel auf seine Zehen. Clemens schrie auf und lockerte seinen Griff, so dass Annelie sich lösen konnte und mit einem gezielten Tritt den Angreifer in das Land der Träume schicken konnte. Doch dieses Mal, kettete ihn Annelie mit einen seiner eigenen Fesseln an einem Rohr fest und lehte sich an die gegenüberliegende Wand. Langsam liess sie sich hinuntergleiten, die Hand, fest auf die Wunde gepresst.Es floss nur noch wenig Blut aus der Wunde, die Kugel musste sie wirklich nur gestreift haben. Annelie sah die riesige Beule an Clemens Stirn. "Kumpel", begann sie stöhnend und keuchend, "niemand schiesst mich an und beschimpft mich dann auch noch als Schlampe! Das kann Böse enden!"


    Julia rannte, so schnell es ihr geschundener Körper erlaubte. Am Ende der Strasse fand sie eine Telefonzelle. Doch zuerst musste sie nach Luft holen. Ihr war schlecht. Ziemlich schlecht. Der Stress, die Angst und der Anblick der blutenden Annelie waren einfach zu viel gewesen. Ohne es zu wollen übergab sie sich und konnte nur noch rechtzeitig die Haare aus dem Gesicht wischen.
    Nach diesen Strapazen, ging sie in die Telefonzelle und wählte Bens Nummer. Sie kannte sie auswendig. Schliesslich telefonierten die Beiden regelmässig miteinander. Lange klingelte es.



    Emanuel und Semir sahen auf, als Bens Handy klingelte und er abnahm. "Julia?", stiess er hervor und die Augen der beiden Anderen rissen weit auf. In Bens Augen hatten sich Tränen der Erleichterung gesammelt. "Schwesterherz wo bist du? Was ist passiert?" Bens Gesicht verdunkelte sich zunehmendst. "Du hast dir schon ein Taxi bestellt? Dann bleibe nicht alleine zuhause, geh zu einer Freundin bitte!" Julia versicherte Ben dies zu tun und hängte auf. Semir sah sofort im Gesicht seines Partners, dass etwas nicht stimmte. "Annelie hatte den Kidnapper gesehen und ist hinterhergegangen! Sie sind in der alten Lagerhalle im Industrieviertel." "Bitte?", fragte Emanuel entsetzt nach und Ben nickte. "Es kam zum Kampf und es löste sich ein Schuss!" Semirs Augen rissen sich ins Unermessliche auf. "Das kann nicht dein Ernst sein!" Ben zitterte. "Sie hatte geblutet aber sie schrie Julia an dass sie flüchten sollte, sie habe nur ein Streifschuss!" Voller Wut warf Ben das Handy auf den Boden. Emanuel sah zu seinem Funkgerät. "Die Tasche ist immer noch auf seinem Platz jedoch", Emanuel nahm das Gerätan sich, "jedoch ist nichts mehr drin!" Semir blickte auf den Bildschirm und durchsuchte Leute, die einen Koffer hatten. Und er wurde fündig. "Da ist er!" Emanuel und Semir entluden ihre Waffen während Ben still stehen blieb. Semir nahm sein Handy. "Susanne schick sofort eine Truppe ins alte Industrieviertel. Beim stillgelegten Lagerhaus! Genau das!" Mit diesen Worten hängte ab und ging los. Emanuel erkannte aber sofort, dass Ben wie in Trance war und scheuerte ihm eine.



    "Spinnst du?", fragte Ben entsetzt und hielt sich die schmerzende Wange. "Semir hat einen Trupp zu Annelie geschickt. Deine Arbeit ist hier und Annelie geht es sicher gut. In solchen Dingen hatte sie noch nie gelogen oder? Wir sollten ihr vertrauen!" Ben wollte zu Erwiderung ansetzten, sah aber wie Emanuel davon ging und lief hinterher.
    Sie sprinteten durch die Massen des Bahnhofes. Semir hatte ihnen eine Beschreibung der Person gegeben. Alle hatten ihre Waffen auf Anschlag. Ben versuchte seine Gedanken frei zu halten. Auch wenn er Emanuel immer noch nicht so mochte, hatte er doch Recht. Was sollte denn Annelie sagen? Immerhin musste sie auch mitansehen, wie Ben beinahe gestorben wäre. Doch sie hatte sich nie beschwert. Er hatte sich wirklich wie ein Trottel benommen.
    Gerade als er zu dieser Einsicht gekommen war, sah er die Person. Sie blickte ihn mit grossen Augen an. Jägers Sohn! Sie erkannte ihn sofort. Sie nahm ihre Waffe und zielte auf ihn. "Runter!", schrie Ben und die Passanten gehorchten, wenn auch mit voller Panik. Die Frau schoss und Ben versuchte auszuweichen. Jedoch verspürte er einen stechenden, brennenden Schmerz im Knie und ging zu Boden, während die Frau die Panik ausnutzte und verschwand. Doch Semir sah sie, und ging hinterher.
    Emanuel machte sich sofort zu Ben auf und kniete sich über ihn. Annelies Freund hatte seine Hände fest auf das Knie gepresst, jedoch sickerte Blut hindurch. "Ben!" Emanuel löste seinen Gürtel und band diesen an Bens Oberschenkel um. "Kumpel, kannst du mich hören?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XXIII. Gefunden?


    Ben wachte urplötzlich wieder auf, als Emanuel zu einer erneuten Ohrfeige ansetzte, um ihn aus der Ohnmacht herauszuholen. "Hey, ich bin schon wach.", rief er aus, als Emanuel ausholte. Dieser lächelte nur und ließ seine Hand sinken. "Gehts?", fragte er und zog Ben vorsichtig hoch. "Ja, ging mal besser. Lass mich einfach hier. Schnapp dir diese Typen.", forderte Ben und ließ sich mit gestrecktem Bein auf eine der Bänke nieder. "Wirklich? Kann ich dich wirklich hier zurücklassen?", wollte Emanuel wissen. "Ja, nun geh schon.", zischte Ben und nahm sein Handy hervor. Er rief sich einen Krankenwagen und sah dann den Beiden, Emanuel und Semir, nach, wie sie in das Innere des nahe gelegenen Hauptbahnhofs rannten.
    Semir sah sich um. Seit dem Schuss auf Ben waren die beiden Gangster nicht mehr zu sehen. "Was ist? Siehst du sie?", fragte Emanuel und sah sich um, doch auch er konnte das Gangsterpärchen nicht entdecken. "Nein, keine Spur.", erwiderte Semir und sah sich in alle Richtungen um. Doch sie waren weg. Wie vom Erdboden verschwunden. Der Hauptbahnhof war groß und hatte mehrere Ein- und Ausgänge. Die Gleise konnte man leicht erreichen und auch zur U-Bahn war es nicht weit. Sie brauchten nur eine genug große Menschenmenge und dann waren sie weg. Wie sollten sie zwei Menschen in diesem Gewühle von anderen Menschen finden?


    Anatevka und Mario waren gar nicht so weit von den Kommissaren weg. Hinter den Schließfächern lugten sie hervor und beobachteten die Polizisten. "Verdammt, die stehen genau vorm Ausgang und versperren uns den Weg zur Bahn.", stieß Mario aus. Anatevka sah sich um. "Wir müssen hier weg.", zischte er. "Lass mich nur machen. Ich bin schneller, als du.", meinte sie, reichte ihm den Koffer und küsste ihren Mann leidenschaftlich auf den Mund. "Warte, was ist mit unserem Baby?", fragte er. "Du hast Recht, aber was sollen wir denn sonst machen?", fragte sie und hielt sich ihren Bauch. "Lass mich machen. Nimm das Geld. Kümmer dich um unser Baby, wenn ich nicht durchkomme.", meinte Mario und nahm Anatevka die Waffe aus der Hand. Dann küsste er seine schwangere Frau leidenschaftlich und rannte in Richtung Semir und Emanuel.


    "Hey, bleiben sie stehen.", schrie Semir, als er Mario erblickte, dieser aber kurz in die Richtung der beiden Polizisten schoss und dann in die andere Richtung floh. Semir und der Portugiese duckten sich, auch die anderen Reisenden. Zum Glück wurde keiner getroffen. Durch die Schüsse wurden einige Bundespolizisten auf die Situation aufmerksam und rannten mit gezückten Waffen auf den Flüchtigen zu. Dieser rannte auf einen der Bahnsteige und als er sah, dass es kein Entkommen gab, sprang er in das Gleisbett und rannte dort weiter über Schienen und Schwellen. "Verdammt, der wird sich noch umbringen.", stieß Emanuel aus, als er den schnell einfahrenden ICE bemerkte. Semir sah mit aufgerissenen Augen, wie der Mann vor dem ICE den Bahnsteig erklomm und hinter den einfahrenden Zug verschwand. "Verdammt, er hats geschafft.", stieß Semir aus und rannte mit Emanuel die Treppen runter und nach drei Aufgängen wieder hinauf. Dort sah er nur noch, wie vier blau uniformierte Polizisten den Mann mit ihren Knien am Boden festnagelten und ihn Handschellen anlegten. "Wo ist die Frau?", fragte Semir sofort mit Wut im Bauch. Doch der Mann lächelte nur teuflisch.


    ...

  • XXIV. Hoffnung und Tod



    Annelie sah flackernde Lichter, die den Raum zu beleuchten anfingen. Schützend hielt sie sich die Hand vors Gesicht. "Annelie Zaugg?", fragte eine tiefe Männerstimme. "Ich bin hier!", rief sie und erkannte sofort drei uniformierte Polizisten. Der Eine trug einen Erstehilfekasten bei sich. "Sind Sie verletzt?" Annelie richtete sich auf und hob das Top. Sie zeigte den Streifschuss. "Nur ein Kratzer", murmelte er und verband die Wunde. "Da hatten Sie ja noch richtig Glück!" Annelie stand auf und konnte sich wieder freier bewegen. Der Polizist hatte die Wunde mit Jod versorgt gehabt und ihr ein übliches Mittel gespritzt, dass lokal betäubte. So fühlte sie keinen Schmerz mehr. "Wer hat euch geschickt?", fragte sie verwundert. "Semir Gerkhan. Sie hatten einen Anruf von Julia Jäger erhalten. Dort hatte sie gesagt wo Sie sind!" Der Anführer der Polizisten blickte auf den gefesselten Clemens. "Das ist einer der Entführer", erklärte Annelie, "am Besten nehmen Sie diesen mit!" Der Polizist nickte seine Kollegen an und diese verstanden. Tauschten die Fesseln mit Handschellen aus und führten ihn ab. Annelie, hörte jedoch von hinten ein Geräusch. "Haben Sie eine Pistole?" Der Polizist nickte ein wenig perplex und überreichte Annelie seine silbern, schwarze Waffe. Sie nahm Sie in Anschlag und deutete dem Polizist an, er solle aussen rum gehen. Er nickte und tat wie ihm befohlen. Mit leisen Schritten ging sie weiter. Und das Geräusch wurde immer lauter. Als sie sich einmal zu laut bewegte, prallte sofort ein Geschoss an ihr ab. Die Person musste einen Schalldämpfer benutzten. Annelie folgte dem schnellen Getrampel. Dieser Keller war gross. Ein tyischer Lagerhauskeller. Sie fand sich in einem Raum wieder. Der mit diesen Plastikvorhängen bestückt war. Und wieder zog knapp an ihrem Gesicht eine Kugel vorbei. Annelie sah nichts, der Raum war einfach zu dunkel. Doch sie musste reagieren und feuerte dorthin, wo das Licht der Kugel herkam. Und sofort war ein Stöhnen zu vernehmen.



    Ben legte sich auf die Bank. Er fühlte sich elend. Nicht nur der körperliche, nein auch der seelische Schmerz hatte ihn übermannt. Er hörte, wie sich jemand von hinten an ihn näherte. Aber er kannte die Schritte genau. Sie waren kurz, schnell nacheinander. "Semir", flüsterte er und spürte sofort die Hände seines Partners auf seinem Rücken. "Ben...", murmelte der Deutschtürke besorgt. "Habt ihr sie?" Semir musste verneinen und erzählte, wie es gekommen war. "Emanuel hat mir erzählt was passiert ist. Gott, was machst du auch für Sachen?" Ben lächelte gequält und sah, wie Semir sich vor ihn kniete. "Ich hatte einfach nicht aufgepasst...", murmelte er und verzog das Gesicht. Das verletzte Bein wirkte taub, doch die Stelle, wo die Kugel eindrang, brannte noch immer höllisch und der Schmerz war nicht zu ignorieren.
    "Der Polizist hat mich vor kurzem angefunkt. Annelie geht es gut. Es war wirklich nur ein Kratzer!" Semir sah, wie sich auf der Stirn seines Partners, Schweissperlen sammelten. "Gott bin ich froh", flüsterte Ben und die Augen schlossen sich. "Ben...Ben!"



    Annelie folgte dem Geräusch, die Waffe noch immer auf Anschlag. Sie hörte, wie ihre Füsse in etwas nasses traten. "Frau Zaugg?", hörte sie eine Stimme. "Hier!", rief sie und der Polizist näherte sich. In seiner Hand, die Taschenlampe. "Leuchten Sie bitte in meine Richtung." Annelie beschlich ein ungutes Gefühl. Der Mann tat wie ihm befohlen. Und was Annelie sah, liess sie nach hinten auf den Boden fallen. Zum ersten: War ihre Angreiferin eine Frau, zweitens: war dieser in froher Erwartung. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass Annelie der Frau in den Hals geschossen hatte. Sie war inner kurzer Zeit verblutet. Zu allem Überfluss, war die Deutschweizerin auch noch in den Lebenssaft getretten. Annelie konnte nicht anders, ihr flossen Tränen über die Wangen und sie richtete sich zitternd auf. "Grosser Gott....", hörte sie den Polizisten neben sich sagen. Auch er hatte eine Hand vor den Mund geschlagen. "Was habe ich getan?", flüsterte Annelie und ging noch ein paar Schritte zurück. Der Polizist handelte sofort und wies ein paar Männer an, ihnen nachzufolgen und eine Decke mitzubringen. Er wollte Annelie wegbringen. Er war ein erfahrener Polizist doch er sah der jungen Frau an, dass diese zwar schon einen Menschen getötet hatte, aber noch nicht mit einer solche seelischen Belastung fertig werden musste. Annelie spürte, dass ihre Beine wieder nachgaben und sie kniete zu Boden. Sie krümmte sich und begann zu schreien. Jeglicher Frust, Schmerz und jegliche Trauer mussten diesen Körper verlassen. "Krämer?" Annelie kannte diese Stimme, die das Funkgerät des Polizisten verliessen. "Semir!", schrie sie und riss dem Polizisten das Funkgerät weg. "Annelie, Ben ist ohnmächtig. Er wurde getroffen! Du musst sofort zum Hauptbahnhof kommen..." Annelie wollte antworten, doch sie wusste nicht wie. "Annelie, kannst du mich hören? Was ist los?"

    Semir: Du blutest übrigens!
    Alex: Ich blute?! Ja, ich blute! Ich habe mir 'ne Kugel für dich eingefangen! Man ich stehe hier vielleicht auf der Fahndungsliste!
    Semir: Alex...
    Alex: Weisst du wie Knast hier aussieht?
    Semir: Alex...
    Alex: WAS?!
    Semir: Ich hab dich lieb...
    Alex: Ja schönen Dank auch!

  • XXV. Ende gut, alles gut?


    Annelie starrte immernoch auf die jetzt zugedeckte Leiche der schwangeren Frau und hörte gar nicht das Geschrei von Semir über das Telefon. Erst als ihr ein Polizist die Hand auf die Schulter legte, merkte sie, dass sie völlig neben sich stand. "Semir?", fragte sie dann nochmals. "Annelie, was ist mit dir?", wollte er wissen. "Ich... ich... die Frau... Semir ich musste schießen und... sie ist... war schwanger.", kam es stockend von Annelie und sie merkte, wie sich in ihren Augen die Tränen sammelten und sie alles von sich schreien wollte. "Wir kommen sofort zu dir.", meinte Semir und legte auf. Annelie hielt das Handy fest, ließ jedoch erschöpft die Hand sinken und ging... einfach raus hier. Sie musste an die frische Luft.
    Endlich stand sie draußen und atmete die leichte Brise ein, die durch die verwinkelten Gassen und Straßen des Industrieviertels führte. Ihr ganzer Körper zitterte und sie spürte, wie ihre Beine nachgaben. Schnell musste sie sich setzen. Ein großer Findling kam ihr jetzt genau richtig. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte still in sich hinein. Sie hatte Julia und ihr ungeborenes Baby gerettet, doch dafür hatte sie eine werdend Mutter erschossen. Innerlich machte sie sich Vorwürfe... große Vorwürfe.


    Semir sah geschockt zu Emanuel, der mit ihm vor dem Krankenwagen stand, in den Ben gerade geschoben wurde. "Was ist?", fragte der Portugiese sofort und rüttelte dem Deutschtürken an der Schulter, als dieser ihn nur verträumt ansah. "Annelie... sie hat die Flüchtige erschossen... sie war schwanger.", kam es leise von Semir. Entsetzt riss Emanuel die Augen auf und schob seinen Hut ein Stück nach oben, atmete dabei schwer aus. "Wir müssen sofort zu ihr.", kam dann aus dem Krankenwagen. "Ben... du hast eine Kugel im Bein." "Ist nur ein Kratzer... Ich muss zu Anne. Sie braucht mich jetzt.", meinte er und wollte sich erheben. "Bleiben sie liegen oder ich schnall sie an der Trage fest.", zischte der Arzt drohend. Ben sah ihn erschrocken an. "Das wagen sie nicht." "Wetten?", lachte der Mediziner fies. "SEMIR!!!", schrie Ben aus den Krankenwagen raus. "Ben, du fährst ins Krankenhaus... wir jümmern uns um Annelie.", bestimmte der Deutschtürke und ging mit Emanuel zum Wagen, während Ben, noch immer unter Protest, auf dem Weg ins Krankenhaus war.


    Semir und Emanuel sahen, wie sich ein Arzt um Annelie kümmerte und ihr eine Schockdecke um den Hals legte, als sie bei der Fabrik vorfuhren. "Annelie... alles okay bei dir?", fragte Emanuel sofort und legte seiner Kollegin die Hand auf die Schulter. Sie sah auf und man merkte sofort, dass sie geweint hatte. "Sie hat auf mich geschossen... ich konnte doch nicht wissen, dass sie schwanger war.", meinte sie, als würde vor ihnen ihre Ankläger stehen. "Annelie... wenn sie auf dich geschossen hat, hast du richtig gehandelt.", meinte Semir, doch er konnte spüren, dass sie diese Worte nicht wirklich beruhigten. "Semir, ich habe ein ungeborenes Leben ausgelöscht... eine werdende Mutter mit ihrem Kind erschossen. Wie kann ich da sagen, ich habe richtig gehandelt.", meinte sie mit etwas lauterer Stimme. Semir und Emanuel sahen sich hilfesuchend an. "Komm, wir fahren dich ins Krankenhaus.", meinte Annelies Partner und sie nickte nur. Bloß weg von diesem Ort, dachte sie bei sich und ließ sich in Semirs BMW nieder.


    Ben lag im Krankenhausbett. Seine OP war nun einige Stunden her und nun lag er in einem Drei-Bett-Zimmer und nicht ganz alleine. Neben ihn seine Schwester und ein Bett weiter sein Vater. "Junge, ich bin froh, dass die Sache vorbei ist.", meinte Konrad und lächelte beide Kinder an. "Ja, das bin ich auch.", meinte er und sah auf das leere Bett neben sich, da Julia gerade zur Schwangerschaftsuntersuchung war. Annelie kam ins Zimmer und sah Ben an, dieser wusste durch Semirs Erzählungen, was passiert war. Vielsagend lugte er kurz zu seinem Papa rüber, dieser verstand den Blick sofort. "Ich geh mir mal einen dieser scheußlichen Automatenkaffees holen.", meinte er, legte Zeitung und Brille beiseite und verschwand aus dem Zimmer, jedoch nicht, ohne Annelie eine Umarmung und einen schwiegerväterlichen Kuss auf die Wange zu drücken.
    "Ben, ich..." "Ich weiß, Semir hat mri davon erzählt. Mach dir keine Sorgen... du hast Julia gerettet. Auch wenn du diese Frau dafür töten musstest, aber... Annelie, sie hat auf dich geschossen.", meinte er mit sanfter beruhigender Stimme. Sie nickte nur, ging dann auf ihren Liebsten zu und ließ sich in seine Arme fallen. "Halt mich fest Ben, bitte.", meinte sie leise und Ben tat es, er umarmte sie und strich ich vorsichtig über den Rücken.


    Die Tür ging wieder auf und Julia wurde mit einem Rollstuhl herein geschoben. Sofort erblickte sie ihre Lebensretterin. "Annelie.", rief sie erfreut aus und streckte die Arme nach ihr aus. Die Schweizerin reagierte sofort und umarmte ihre Schwägerin in spe. Auch Julia wusste, was Annelie für sie getan hatte. "Danke... ich danke dir von ganzem Herzen... oder besser wir danken dir." "Geht es deinem Kind gut?", wollte Annelie wissen und sah dabei den Arzt an. "Mutter und Kind haben keine weiteren Schäden davon getragen. Einige Tage müssen beide jedoch noch hier bleiben.", meinte er und ließ dann alle wieder alleine. Julia setzte sich mit Annelies Hilfe in ihr Bett und bat sie neben sich Platz zu nehmen. "Annelie... ich... Danke.", meinte Julia nur und Annelie nickte. Sie wusste, dass sie diese Sache noch eine ganze Sache beschäftigen würde, doch mit solch einer großen Familie würde die Zeit schnell vergehen, so hoffte sie.


    ENDE

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