Einmal Hölle und zurück ...

  • So..., eigentlich wollte ich mit dem einstellen ja noch bis Sonntag warten, sozusagen als Osterei. Aber jetzt habe ich beschlossen, dass ich den ersten Teil doch schon einstellen werde. Ich hoffe, dass die Story euch genauso gefallen wird, wie meine vier bisherigen Storys. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und nicht vergessen: FEEDS!!! ;)






    Es war ein sonniger Samstagmorgen und trotz das er und Semir Dienst hatten, hatte Ben es geschafft, zur Villa seines Vaters zu fahren, um mit ihm, seiner Schwester und deren Ehemann zu frühstücken.
    Seit Ben und sein Vater sich wieder besser verstanden, nutzten sie jede Gelegenheit, sich zu treffen, miteinander zu reden und das was sie in den vergangenen Jahren verpasst hatten, nachzuholen. Ben konnte es in manchen Momenten noch immer nicht glauben, dass Konrad Jäger nicht mehr versuchte, ihn dazu zu bewegen mit in die Firma einzusteigen. Die Ereignisse an Julias Hochzeit, die mittlerweile bereist ein viertel Jahr zurücklag, hatten seinen Vater endlich einsehen lassen, dass Ben für seinen Beruf lebte und sich von nichts und niemandem dazu bringen lassen würde, diesen aufzugeben.
    Genau deshalb hatte Konrad neuerdings, ein vor Stolz geschwollenes Herz in seiner Brust schlagen, wenn er seinen Sohn ansah.
    „Und du musst jetzt gleich los?“, richtete Julia Jäger ihre Frage, ein wenig traurig, an ihren großen Bruder. Ben sah auf seine Armbanduhr, verschluckte sich an seinem Kaffee und prustete ihn zusätzlich über den halben Frühstückstisch, als er sah, wie spät es bereits war, „Hust, hust. Scheiße, hust, Semir bringt mich um, wenn ich schon wieder zu spät komme!“
    Konrad sah seinen Sohn lachend an, er konnte sich nicht einmal mehr erklären, wie er ihn solange Zeit hatte als Enttäuschung empfinden können, „Dann beeil dich mal lieber, bevor es noch wirklich dazu kommt!“, und Julia und ihr Mann stimmten in Konrads Lachen ein.
    Ben, der immer noch ein leichtes Husten von sich gab, verzog das Gesicht, „Ja das findet ihr wohl witzig, was?“ Er ging um den Tisch herum und gab seiner kleinen Schwester einen Kuss auf die Wange, „Wir sehen uns Julia, tschau Peter.“, meinte er dann auch noch zu seinem Schwager, bevor er zu seinem Vater ging und ihm eine Hand auf die Schulter legte, „Bis dann Papa.“, dann ging er schnellen Schrittes zu seinem Dienstwagen, als Konrad ihm noch hinterher rief, „Seid vorsichtig, du und Herr Gerkhan!“
    Ben drehte sich um noch einmal kurz in die Richtung seines Vaters, „Sind wir doch immer!“, bevor er sich in den Mercedes setzte und davonfuhr.


    In der PAST saß Semir vor dem Bildschirm seines PCs und war dabei, den Bericht über den letzten Fall zu schreiben. Immer wieder ging sein Blick zum leeren Platz seines Partners rüber und sah dann wohl zum hundersten Mal auf seine Uhr.
    So auch jetzt und inzwischen war er auch ein wenig genervt. Immerhin war Ben seit anderthalb Stunden überfällig. Mittlerweile war er es ja gewöhnt, dass es sein junger Partner mit der Pünktlichkeit nicht ganz so genau nahm, aber anderthalb Stunden waren dann doch ein bisschen zu happig.
    Doch da hörte er die vertraute Stimme, die sich abgehetzt und zerknirscht anhörte, „Sorry! Hat sich Semir schon bei dir beschwert, Susanne?“
    Semir konnte hören, wie die Angesprochene lachte, „Nein noch nicht, hätte aber bestimmt nicht mehr lange gedauert.“, meinte Susanne nur.
    „Damit hat sie nicht ganz Unrecht...“, Semir öffnete die Tür einen Spalt, spähte hindurch und trat dann aus dem Büro hinaus. Ben sah ihn an, „Tut mir leid, mein Vater hat mich zum Frühstück eingeladen und darüber habe ich die Zeit vergessen.“
    Obwohl Semir keine zwei Minuten zuvor noch ziemlich, von Bens Unpünktlichkeit genervt gewesen war, so war das sofort wieder verflogen, als Ben ihn mit seinen kastanienbraunen Augen und einem Dackelblick, der seinesgleichen suchte, ansah und außerdem war er ja froh darüber, dass die Beiden sich wieder so gut verstanden, „Schon okay, jetzt sie aber zu, dass du deinen Bericht zu Ende bekommst.“, sagte Semir und Ben verschwand schnellstens im Büro, gleichzeitig folgte sein Partner ihm grinsend.
    Während Ben seinen Bericht tippte, sah er immer wieder auffällig auf Semir. Sein Gesichtsausdruck war noch immer ein wenig zerknirscht. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er Semir wieder einmal hatte warten lassen.
    Semir dem das auffiel, sah hoch, „Was ist?“ „Nichts...“, meinte Ben, sah wieder auf den Monitor und hackte weiter auf seine Tastatur ein.
    „Schlechtes Gewissen?“, erkundigte sich Semir scheinheilig und Ben nickte, „Mmh...“ „Du hast ja dieses Mal zumindest einen guten Grund, warum du zu spät bist. Ich bin ja froh, dass das Verhältnis zu deinem Vater besser wird. Wurde ja schließlich auch Zeit.“, Semir sah Ben an, „Euer Verhältnis wird doch besser?“
    Bevor Ben antworten konnte, wusste Semir die Antwort eigentlich schon, denn in Bens Augen lag ein Leuchten, das ihm sagte, dass sein Partner endlich den Vater hatte, den er sich gewünscht hatte. Den Vater, der seine Berufwahl akzeptierte und nicht ständig dagegen redete, den Vater, der für seinen Sohn da war, wenn er ihn mal brauchte.
    „Ja, mittlerweile verstehen wir uns wieder richtig gut. Er spricht das Thema Firma überhaupt nicht mehr an. Wir reden über alles möglich und nur selten über den Job. Und wenn wir miteinander über den Job sprechen, dann nur weil mein Vater mich über meinen Beruf ausfragt, aber das Wort Firma, hat er schon lange nicht mehr in den Mund genommen.“, nickte Ben zustimmend und sah sich das Bild an, welches auf Julias Hochzeit gemacht worden war, nachdem der ganze Entführungsmist überstanden gewesen war. Da stand er, mit all den Menschen die ihm wichtig waren. Man sah Julia, mit ihrem nicht mehr ganz so weißen Brautkleid und ihrem Mann, daneben waren er und Semir, und hinter den beiden stand Konrad Jäger, dessen Hand stolz auf Bens Schulter ruhte.
    „Das freut mich für dich.“, äußerte sich Semir, dann machten sich beide Hauptkommissare wieder an die Arbeit.


    Zur selben Zeit hatte sich eine Gruppe von fünf Männern in einem heruntergekommenen Haus, welches nicht mehr bewohnt war und an einem entlegenen Ort am anderen Ende der Stadt stand, versammelt. Der Älteste von ihnen hieß David Bishop, war neununddreißig und es schien als sei er der Wortführer. Als er sprach konnte man einen kleinen amerikanischen Akzent heraus hören, „Sie wird übermorgen Nachmittag erwartet, dass heißt, wir lassen den Beiden an dem Tag noch ihre traute Zweisamkeit, bevor wir das Ding am Morgen danach durchziehen.“
    Die Männer um ihn herum nickten und klatschten beistimmend in die Hände, bevor der Älteste sie mit einem Handzeichen wieder zur Ruhe brachte, „Wir müssen vorsichtig sein. Der Sohn von ihrem Lebensgefährten ist bei der Autobahnpolizei, also sollten wir sie uns in einem möglichst ungesehenen Moment schnappen, ansonsten haben wir die Bullen sofort auf unserer Spur. Wir werden sie an dem Morgen beobachten und sobald sie allein das Gelände verlässt, ist unsere Zeit reif. Ich werde hier bleiben und alles weitere vorbereiten. Ihr zwei werdet euch unbemerkt vor der Villa postieren und sie dann hierher bringen, habt ihr mich verstanden?“, auffordernd sah er auf zwei Männer, denen bei dem Gedanken daran ganz offensichtlich nicht ganz wohl war.
    Doch bevor diese Beiden antworten konnten, trat der Jüngste der Gruppe hervor, er war etwa Ende zwanzig und ein Großmaul, doch stand er loyal zu seinem Anführer, dem er vertraute und der ihm vertraute, „Wir werden dich nicht enttäuschen, verlass dich auf uns!“
    „Ich weiß das ihr mich nicht enttäuschen werdet Markus, schließlich wisst ihr alle, was mit euch passiert, wenn wegen einem von euch, die ganze Sache nach hinten losgeht. Ich will zurück, was von Rechtswegen mir gehört und dafür bin ich bereit über Leichen zu gehen, er hat es schließlich auch nicht anders gemacht...“

  • Zwei Tage später waren Semir und Ben auf der Autobahn unterwegs. Es war ein ruhiger Tag und Semir hatte sein Autoradio namens Ben angestellt. Ben sang ‚Apologize’ von Timbaland ft. OneRepublic und spielte dazu auf seiner Gitarre. Er sang es gern, war es doch neuerdings sein Lieblingslied.
    ‚…You tell me that you're sorry, Didn't think I'd turn around and say...That it's too late to apologize, it's too late!
    I said it's too late to apologize, it's too late! I'd take another chance, take a fall, take a shot for you! I need you like a heart needs a beat but that´s nothing new I loved you with a fire red…’
    Während Ben so sang, klingelte plötzlich sein Handy, schnell legte er die Gitarre auf den Rücksitz und zog das Mobiltelefon aus seiner Hosentasche. „Ben hier, wer da?“, man konnte ihm seine gute Laune ansehen und vor allem auch hören.
    „Hallo Brüderchen! Stör ich gerade?“, wurde er von einer ebenfalls fröhlich klingenden Julia begrüßt, „Ne, du störst doch nie. Was ist los?“ „Hast du heute Abend Zeit? Papa möchte uns zum Essen einladen. Er will uns jemanden vorstellen.“, Ben verzog für einen Moment das Gesicht, wenn sein Vater ihm früher jemanden vorstellen wollte, dann waren es nur irgendwelche Geschäftspartner, die ihm bei dem Versuch Ben zu überzeugen, in die Firma einzusteigen, helfen sollten.
    Aber da Ben wusste, um wie viel Grad sich seiner Vater hinsichtlich dessen gedreht hatte, so wischte er diesen Gedanken gleich wieder weg, „Sicher habe ich Zeit. Wie spät soll das ganze denn losgehen?“
    Julia lachte, „Um acht. Ach so, ich soll dir sagen, du möchtest bitte nicht in Jeans und T-Shirt kommen. Und wenn schon Jeans, dann bitte mit einem vernünftigen Oberteil.“, sie lachte immer noch, denn sie konnte sich bestens vorstellen, was für ein entrüstetes Gesicht Ben gerade machte, „Was meint er denn damit? Meine Klamotten sind nur vernünftig.“, er sah zu Semir rüber, „Sie sind doch vernünftig, oder?“
    Semir konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, nickte dann aber, während Ben hören konnte, wie Julia am anderen Ende weiter lachte.
    Dann hörte er, wie sie nach Luft schnappte, „Ach Ben, tu ihm doch einfach den Gefallen. Wer auch immer das ist, die Person scheint Papa wichtig zu sein. Er klang am Telefon nämlich ziemlich aufgeregt. Offenbar wurde der Besuch erst gestern Abend angekündigt.“
    „Na ja gut. Wenn du meinst, ich werde mal sehen, was ich in meinem Kleiderschrank so finde. Wir sehen uns um acht.“, brummelte er ein klitzekleines bisschen beleidigt ins Telefon, „Nicht sauer sein Brüderchen. Wir sehen uns um acht. Hab dich lieb!“ „Ich dich auch. Bis dann.“, dann legte Ben auf und verpasste Semir eine Kopfnuss.
    „Sag mal spinnst du?“, fuhr dieser ihn an und brachte den Wagen wieder auf Spur, über den er für den Bruchteil einer Sekunde die Kontrolle verloren hatte, weil er die Kopfnuss nicht hatte sehen kommen.
    Ben machte einen auf eingeschnappt, „Du hättest mich ja wenigstens mal verteidigen können.“, er zog eine Schmollmund und sah seinen Partner ernst an. Bei Semir war der Ärger sofort verflogen, als er dies sah und lachte laut los, und auch Bens Gesicht wurde zu einem Grinsen, bevor er selbst loslachte.


    Um Punkt acht an diesem Abend, stand Ben vor der Villa seines Vaters. Er hatte doch tatsächlich noch etwas anderes außer T-Shirts in seinem Schrank gefunden. Doch auf seine Jeans wollte er nicht verzichten, also trug er nun Jeans und dazu ein weißes Hemd, mit aufgekrempelten Ärmeln.
    Einen Augenblick später sah er, wie Julia und Peter auch schon auf ihn zukamen. Julia umarmte ihren Bruder innig, dann löste sich Ben aus ihrer Umarmung und begrüßte seine Schwager.
    „Siehst du Ben. Ich wusste doch das du noch andere Sachen zum Anziehen hast. Ich bin schon sehr gespannt, wen Papa uns vorstellen will.“, meinte sie und Ben sah sie stirnrunzelnd an, „Solange es keine Geschäftspartner von ihm sind...“ „Ben, das Thema ist für Papa erledigt. Um so etwas geht es bestimmt nicht, ich glaube ich habe so eine Ahnung...“, entgegnete sie geheimnisvoll und wieder wurde sie von Ben stirnrunzelnd beäugt, „Wie meinst du das?“ „Ach nichts, lasst uns reingehen.“, dann harkte sie sich bei ihrem Mann und ihrem Bruder unter, die mit ihr zusammen das Haus betraten.
    Als sie eingetreten waren, kam ihnen auch schon Konrad, übers ganze Gesicht strahlend, entgegen, „Schön das ihr da seid. Geht doch schon mal vor ins Esszimmer, ich komme dann gleich nach.“, bedeutete er den Dreien, nachdem er seine Tochter und seinen Schwiegersohn umarmt hatte. Als er auch Ben umarmte, flüsterte er diesem ins Ohr, „Danke das du was vernünftiges angezogen hast...“
    Ben schälte sich aus der Umarmung seines Vaters und sah ihn, mit dem gleichen entrüsteten Gesichtsausdruck an, wie er ihn an diesem Morgen auch schon gehabt hatte, als er mit Julia telefonierte. Innerlich schwor er sich das, wenn sein Vater jetzt nachdem er das Thema Firma beendet hatte, damit anfing an Bens Kleidungsstil rumzumäkeln, er nie wieder ein Wort mit seinem Vater wechseln würde.
    Julia, die zwar nicht mitbekommen hatte, was ihr Vater zu Ben gesagt hatte, es sich aber fast denken konnte, zog ihn am Arm ins Esszimmer und sah sie mit einem Engelsgesicht an, welches bei ihm schon immer gewirkt hatte. Und das seit die Beiden Kinder gewesen waren. Sobald Julia ihn mit diesem Gesicht ansah, fiel es ihm verdammt schwer, seiner kleine Schwester einen Wunsch abzuschlagen.
    „Reg dich jetzt bitte nicht auf. Das beweist doch nur, dass ihm dieser Abend sehr wichtig ist.“, flüsterte sie ihm leise zu und zeigte Ben dabei ihre großen braunen Rehaugen.
    Er musste lächeln, „Keine Panik, ich werde mich zusammenreißen. Papa zuliebe.“, dann legte er einen Arm um seine Schwester und knuffte sie in den Arm.
    Ein paar Minuten später betrat auch Konrad den Raum, im Schlepptau eine Frau Ende dreißig, mit gelockten blonden Haaren, die ihr sanft auf die Schultern fielen und tiefgrünen Augen. Lächelnd sah er seine Beiden Kinder an, „Darf ich euch vorstellen? Das ist Melinda. Seit einem halben Jahr meine Lebensgefährtin.“
    Während Julia einen begeisterten Aufschrei von sich gab, ihre Ahnung hatte sich bestätigt, sah Ben von seinem Vater auf die Frau und wieder zurück. Ihm wäre beinahe die Kinnlade heruntergefallen, als sein Vater die Wörter ‚halbes Jahr’ und ‚Lebensgefährtin’ ausgesprochen hatte. Doch in letzter Sekunde hatte er dies verhindern können. Sein Vater hatte eine Freundin? Das war erst einmal unfassbar für ihn. Doch er beschloss dieser fremden Frau eine Chance zu geben, obwohl es ihm schwer fiel eine andere Frau, als seine Mutter an der Seite seines Vaters zu sehen, ungeachtet dessen das diese schon solange nicht mehr unter ihnen weilte.


    Semir hatte es sich unterdessen zu Hause gemütlich gemacht, Andrea hatte sich an ihn gekuschelt und die Beiden sahen sich eine Liebeschnulze an. Semir wäre zwar mehr nach Action gewesen, aber wenn seine Frau das sehen wollte, so war er bereit dafür zurückzustecken und ihr den Gefallen zu tun.
    Während Andrea an einer besonders traurigen Stelle die Tränen in die Augen getrieben wurden, ließ Semir ein kleines Lachen hören.
    „Was war denn daran jetzt gerade witzig?“, fragte sie ein bisschen angenervt, „Tut mir leid. Ich musste nur gerade an heute morgen denken. Als ich mit Ben unterwegs war, hat er einen Anruf bekommen, der ihm doch nicht so gut gefallen hat.
    Andrea schaltete die DVD auf Pause und sah Semir fragend an, dass wollte sie jetzt doch wissen, also erzählte Semir ihr von Bens Telefonat mit Julia und das sein Vater quasi von ihm verlangt hatte, sich ordentlich anzuziehen. Jetzt musste auch Andrea lachen, „Na das wird Ben ja richtig gefallen haben. Jetzt ist der eine Grund für Streitereien aus der Welt geschafft, da kommt der nächste.“
    „Tja...“, meinte Semir schulterzuckend, aber immer noch lachend, „Wer keine Probleme hat, der macht sich selbst welche, oder wie heißt es so schön.“
    Andrea nickte, als sie von oben ein Geräusch hörte. Aida war aufgewacht. Lächelnd stand Semir auf, „Ich geh schon, guck du dir deinen Film zu Ende an.“, er gab Andrea einen Kuss und ging dann die Treppe zu Aidas Schlafzimmer hoch.
    Andrea hingegen kuschelte sich in die Sofakissen, schaltete die DVD wieder auf Play und schluchzte weiter in ihr Taschentuch.

  • Hallo ihr Lieben! Hier ist der nächste Teil, viel Spaß beim lesen und immer daran denken: FEEDS! ^^
    Ach so, ehe ich es vergesse, euch allen schöne Ostern!!! :)





    Zur gleichen Zeit hatten Ben und Julia schon einiges über die neue Freundin ihres Vaters erfahren.
    Melinda Clark war achtunddreißig, in den USA aufgewachsen und die Tochter eines Amerikaners und einer Deutschen. Aus dem Grunde besaß sie auch sowohl die amerikanische, als auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihr Vater führte in den USA eine erfolgreiche Firma. ‚Clark&ClarkDesign’, wie es mittlerweile hieß, designten seit fünfzig Jahren Schuhe. Von Sportschuhen über Damenschuhe und was es sonst noch alles gab. Dementsprechend war Melinda nicht gerade arm. Sie selbst führte eine kleine Zweigstelle, in der Nähe von Köln. Doch machte sie nicht viel aus dem Geld ihres Vaters, der in der Hinsicht, genau wie Konrad immer darauf bedacht war, genügend davon zu verdienen. Melinda aber betonte, dass solange sie sich von dem Geld das sie hatte ein Dach über dem Kopf leisten konnte, es ihr vollkommen egal war, wie viel Geld es letztendlich war. Sie war der Meinung, dass wenn man sich zu sehr aufs Geld verließ, dies auch sehr viel kaputt machen konnte.
    Als Ben das hörte, verschluckte er sich fast an seinem Stück Fleisch, dass er sich gerade in den Mund geschoben hatte, konnte es aber noch verhindern, zumal ihm beinahe rausgerutscht wäre, dass sie sich da ja dann nicht wirklich den passenden Lebensgefährten ausgesucht hatte. Doch er biss sich lieber auf die Zunge, als diesen Spruch rauszuhauen, er sah seinem Vater an, dass er zum ersten Mal seit dem Tod von Bens und Julias Mutter, wieder glücklich war.
    Während Melinda von sich erzählt hatte, lag ihre Hand, in der Hand Konrads, welcher sie scheinbar nie mehr loslassen wollte.
    „Und Sie arbeiten bei der Autobahnpolizei?“, wurde er von der Seite aus angesprochen, „Ähm, bitte was?“, Ben war für einen Moment mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen und hatte nicht mitbekommen, dass Melinda mit ihm gesprochen hatte, „Entschuldigung, war gerade woanders...“
    Ben sah, dass Konrad ihm einen bösen Blick zuwarf, der ihm sagte, ‚Junge, reiß dich zusammen!’
    Doch Melinda lächelte, „Macht doch nichts. Sie arbeiten bei der Autobahnpolizei?“
    Ben nickte und seine Augen strahlten, „Richtig.“ „Obwohl er ja auch einen Job in meiner Firma hätte bekommen können, wo er deutlich mehr Geld verdient hätte...“, meinte Konrad grinsend, das war dafür, dass Ben kurz vorher nicht zugehört hatte. Ben wusste das, konnte sich aber trotzdem kaum beherrschen, doch bevor er doch noch etwas darauf hätte erwidern können, ergriff Melinda erneut das Wort, „Aber Konrad...“, sie sah ihn mit leicht tadelndem Blick an, „Lass ihn. Er scheint doch Spaß an seinem Beruf zu haben. Warum soll er in einem langweiligen und stickigen Büro rumsitzen, wenn er Action auf der Autobahn haben kann. Wissen Sie Ben, lassen Sie sich von Ihrem Vater nicht ärgern. Ihnen scheint das Geld genauso wenig zu bedeuten wie mir, oder sehe ich das falsch?“
    Ben schüttelte den Kopf, „Damit liegen sie vollkommen richtig, Frau Clark.“ Melinda schmunzelte, „Wusste ich es doch. Glauben Sie mir, ich mache diesen Beruf auch nur, weil er mir Spaß macht, dass Geld ist nur eine nette Nebensache. Und übrigens, lassen Sie doch dieses alberne Siezen, bitte nennen Sie mich einfach Melinda, das gilt für Sie alle Drei.“
    Julia lachte, „In Ordnung. Dann hörst du aber auch mit dem Siezen auf, einfach nur Ben, Julia und Peter.“, darauf konnte Melinda auch nur unter leisem Lachen, „Dann machen wir es so.“, antworten und Peter und Konrad stimmten ins Lachen mit ein.
    Ben hingegen, sah sich die Freundin seines Vaters genau an. Er konnte nicht glauben, dass sein Vater mit einer Frau zusammen war, der Geld so wenig bedeutete. Okay, seiner Mutter hatte das Geld auch nicht alles bedeutet, ihr wichtigstes auf Erden waren ihre Beiden Kinder gewesen. Aber auch wie Melinda sich vor Bens Berufswahl gestellt hatte, obwohl sie ihn eigentlich nicht kannte. Er war wirklich beeindruckt und er konnte sich tatsächlich vorstellen, diese Frau an der Seite seines Vaters zu akzeptieren.


    Von einem stillen und gut versteckten Punkt aus, wurden die fünf beobachtet.
    David Bishop hatte einen guten Blick auf das Esszimmer der Familie Jäger und ihres Gastes, „Melinda Clark...“, wie das Zischen einer Schlange klang es, als er ihren Namen zwischen die Zähne hindurch presste, sein Gesicht wurde zu einer Fratze, die alles versprach, nur das alles, für Melinda nichts gutes hieß, „Genieß den Abend, denn ab morgen ist es vorbei mit dem allen hier, du wirst schon sehen. Man legt sich nicht mit David Bishop an...“
    Leise lachend, verließ er sein Versteck, lief zu seinem Wagen, den er einige hundert Meter von der Jägerschen Villa entfernt geparkt hatte und fuhr dann zurück zur Wohnung.


    Zwei Stunden später stand Ben vor der Villa, es wurde Zeit, schließlich musste er morgen arbeiten, und hatte gerade Melinda zum Abschied umarmt, „War nett dich kennen zu lernen.“ „Kann ich nur zurückgeben und wie gesagt Ben, lass dich von deinem Vater nicht ärgern. Er hat mir erzählt, dass ihr euch erst seit Julias Hochzeit wieder näher gekommen seid. Er ist froh und glücklich darüber, dass er dich wieder hat. Das wird er nicht wieder kaputt machen wollen.“, flüsterte sie ihm noch leise zu, sodass Konrad davon nichts mitbekam.
    Ben sah sie dankbar an, offenbar wusste sie schon gut über Konrad Bescheid.
    Dann umarmte ihn sein Vater, „Danke.“, irritiert sah Ben ihn an, „Wofür?“ Konrad lächelte und Ben fiel auf, dass er das in den letzten Jahren nur sehr selten bei seinem Vater gesehen hatte, an diesem Abend aber doch so oft. „Danke dafür, dass du sie nicht sofort abgelehnt hast. Ich weiß doch schließlich, wie sehr du deine Mutter geliebt hast. Aber Melinda soll ihren Platz ja auch gar nicht einnehmen, das weißt du hoffentlich...“
    „Sicher weiß ich das Papa. Ich freue mich für dich. Ehrlich.“, dann erwiderte er die Umarmung, bevor er sich in seinen Wagen setzte, zum Abschied winkte und losfuhr. Im Rückspiegel konnte er noch erkennen, wie Konrad, Melinda an sich drückte und ihr einen Kuss aufs Haar drückte. Ben konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Er freute sich sehr für seinen Vater. Konrad hatte lange Zeit gebraucht, um über den Tod seiner Frau hinweg zu kommen, doch jetzt schien er endlich wieder eine Frau gefunden zu haben, mit der er es länger als nur ein paar Wochen aushielt. Und die Tatsache, dass Melinda Geld genauso wenig etwas bedeutete wie ihm, machte sie Ben noch sympathischer.

  • Am nächsten Morgen machte sich Melinda Clark schon recht früh auf den Weg. Sie hatte sich von Konrad den silber-grauen BMW geliehen und fuhr los. Sie hatte an diesem Morgen noch ein paar Dinge in ihrer Firma zu erledigen, bevor sie sich am Nachmittag, mit Konrad zum gemütlichen Stadtbummel in der Düsseldorfer Innenstadt treffen wollte.
    Als sie vom Gelände fuhr, ahnte sie nicht, dass sich, nur ein paar Meter von ihr entfernt, am Haupteingang des Grundstücks gerade zwei Gestalten erschrocken ansahen und aufgeregt eine Nummer wählten.
    Ihre Laune war bestens. Der Abend war ein voller Erfolg gewesen, auch wenn Konrad sich ziemlich sicher gewesen war, dass seine Kinder sie als Frau an der Seite ihres Vaters akzeptierten, so war sie sich doch immer etwas unschlüssig gewesen, ob dem auch wirklich so war.
    Gerade bei Ben war sie sich unsicher gewesen, weil sie wusste, dass er sehr an seiner Mutter gehangen hatte und von daher nicht klar war, ob er sie nicht von vornherein ablehnen würde.
    Aber glücklicherweise war dem nicht so gewesen. Melinda liebte Konrad und von daher war es ihr sehr wichtig gewesen, dass seine Kinder mit ihr klarkamen.
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht war nicht wegzubekommen und ihre Augen strahlten nur so vor lauter Glück. Endlich wieder, Konrad gab ihr das Lachen zurück, dass sie für ein paar Jahre verloren hatte. Denn auch Melinda hatte vor fünf Jahren einen großen Verlust hinnehmen müssen. Ihr großer Bruder war in den USA bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Sein Wagen war damals von einer Straße an einem Berghang abgedrängt worden. Sein Leichnam konnte nur durch die Fingerabdrücke identifiziert werden, weil sein ganzer Körper durch den Fall zerschellt wurde. Man konnte den Täter bis heute nicht finden.
    Er hatte seine Ehefrau und zwei wundervolle Kinder zurücklassen müssen. Durch die mittlerweile fünfzehnjährige Nicole und den dreizehnjährigen Michael, hatte sie an manchen Tagen dennoch das Gefühl, Sam wäre noch bei ihr, denn die Beiden hatten das liebenswerte Wesen ihres Vaters geerbt.
    Melinda hatte an ihrem Bruder gehangen. Er war fünfzehn Jahre älter gewesen wie sie. Sie war ein richtiger Nachzögling gewesen und ihren großen Bruder hatte sie vergöttert, genauso wie dieser seine kleine Schwester vergöttert hatte. Wollte jemand Melinda weh tun, war es stets Sam gewesen, der sich dazwischen stellte und seine kleine Schwester beschützt hatte.
    Doch die Zeit der Trauer war nun vorbei, dass hatte sie beschlossen. Es war jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem sie ihr Leben wieder zu ihrem Leben machen musste und dadurch, dass sie sich in Konrad verliebt hatte und er sich in sie, war der erste Schritt in eine neue glückliche Zukunft getan.
    Melinda fuhr nun auf die A57 in Richtung Köln. Es war schon viel los auf den Straßen und wahrscheinlich würde sie noch in einen Stau geraten, aber sie hatte schließlich Zeit, ihre Mitarbeiter wussten, dass sie eventuell später kommen würde, sie musste sich also nicht beeilen.


    „Ihr Idioten. Wie bescheuert seid ihr eigentlich?“, David Bishop war wütend, als ihm die beiden Volltrottel vom Dienst die Nachricht überbrachten, dass sie einen Augenblick lang nicht hätten aufgepasst und Melinda ihnen entwischt war. „Seid ihr eigentlich zu nichts zu gebrauchen? Ihr solltet sie lediglich abfangen, wenn sie das Gelände verlässt und dann hierher bringen, was ist daran so schwer?“ „A...A...Aber, Boss. Wir haben doch nur zwei Sekunden nicht hingesehen, da war sie auch schon weg...“David fasste sich an die Stirn, atmete hörbar ein und ließ die Luft dann wieder zischend entweichend, „Auch zwei Sekunden sind zuviel Zeit, wie ihr bemerkt haben dürftet. Euer Glück, dass ich mich nie auf nur einen Plan verlasse. Seht zu, dass ihr wieder hierher kommt.“, dann legte er auf, wählte aber direkt die nächste Nummer.
    „Markus? Ich bin’s. Die beiden Idioten haben es nicht hinbekommen...“, am anderen Ende der Leitung lachte Markus, „Ich habe dir doch gleich gesagt, dass du diese Aufgabe, besser vor vornherein mich erledigen lässt. Aber mach dir keine Sorgen, wir sind auf Position und dank ihres weichen Herzens wird sie nicht einfach so weiterfahren.“ „Ich verlass mich auf dich Markus, enttäusch du mich jetzt nicht auch noch.“ „Keine Bange. Du weißt doch, ich führe meine Aufträge sorgfältig und zur Zufriedenheit aus.“, dann knackte es in der Leitung, gefolgt von einem regelmäßigem Tuten.
    David Bishop legte sein Handy zur Seite, „Das will ich dir auch geraten haben...“, murmelte er vor sich hin, „Noch so einen Fehltritt können wir uns nicht erlauben...“, David ließ sich in einen Sessel fallen und starrte auf ein Bild, dass auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sessel stand.
    Er nahm es in die Hand und sah es einen Moment mit einem Lächeln an, dann wurde sein Gesichtsausdruck hart und unergründlich, „Ich werde dich nicht enttäuschen. Ich hole zurück, was uns gestohlen wurde...“


    Melinda war noch immer auf der A57 unterwegs, der von ihr erwartete Stau war bislang ausgeblieben und sie kam gut voran. Sie pfiff leise vor sich hin, als ihr Mobiltelefon klingelte. Sie warf einen kurzen Blick auf das Display und nahm dann an, „Hallo mein Schatz. Auch schon ausgeschlafen?“ „Was meinst du mit ausgeschlafen? Ich bin aufgewacht, weil das Bett auf einmal so kalt wurde.“, antwortete Konrad am anderen Ende lachend. „Ich musste nun mal früh raus, weil ich zur Arbeit muss. Aber soll ich dir mal was sagen? Das nächste Mal lege ich dir einfach eine Wärmflasche auf meine Seite des Bettes, dann kühlt es dort nicht ganz so schnell aus.“, lachte nun auch Melinda.
    „Eine brillante Idee, meine Süße, wirklich. Anstatt mich in den frühen Morgenstunden an dich zu kuscheln, kuschle ich in Zukunft mit einer Wärmflasche. Die Idee solltest du dir patentieren lassen!“ „Du weißt doch, ich habe nur brillante Ideen.“ „Ja, das weiß ich.“, man konnte den Beiden anhören, dass sie glücklich verliebt waren.
    „Ich freue mich schon sehr auf heute Nachmittag Melinda, dabei bleibt es doch, oder?“ „Natürlich bleibt es dabei, nichts wird mich daran hindern den Nachmittag mit dir zu verbringen Konrad.“ „Gut, dann sehen wir uns dann. Ich liebe dich!“ „Ich liebe dich auch, bis später.“, dann legte sie auf.
    Einige hundert Meter weiter sah sie plötzlich zwei Männer, die augenscheinlich ein Problem mit ihrem Sportsroader hatten, einem Hyundai SantaFe, denn der eine von ihnen stand ziemlich dicht am Seitenstreifen, zusätzlich hatten sie ein Warndreieck aufgestellt.
    Irgendetwas in ihr sagte, dass sie weiterfahren sollte, doch dieses schlechte Gefühl verging sofort wieder. Sie war einfach ein zu hilfsbereiter Mensch, als das sie nicht wenigstens nachgefragte hätte, ob sie helfen konnte.
    Also fuhr sie heran und stieg aus, „Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“ „O danke. Sehr freundlich, dass sie angehalten haben. Das machen ja nicht viele, wie wir gerade feststellen konnten. Wir stehen hier schon seit einer halben Stunde und kein Mensch hat sich dafür interessiert.“
    Melinda lächelte den Mann freundlich an, „Manche Menschen sind nun einmal so, das darf man ihnen nicht übel nehmen. Was ist denn passiert?“
    „Wir haben ein kleines Problem mit dem Motor denke ich, kennen Sie sich mit so was aus?“ „Nein...“, begann Melinda zu lachen, „Leider nicht, aber wir können ja trotzdem mal gemeinsam schauen, manchmal sehen sechs Augen mehr als vier.“
    „Das ist wirklich freundlich von Ihnen.“, meinte Markus und führte sie ums Auto herum. Auf halbem Weg zum Motorraum des Sportroaders, packte der andere Mann Melinda plötzlich und Markus drückte ihr ein Tuch, welches mit Chloroform getränkt war, auf den Mund. In Sekunden war Melinda weggetreten, sodass sie von den beiden Männern auf die Rückbank verfrachtet werden konnte.
    Dann fuhren sie in einem Affentempo davon...

  • Auch Semir und Ben waren an diesem Morgen schon frühzeitig unterwegs. „Und wie war der Abend bei deinem Vater? Wen wollte er dir und deiner Schwester vorstellen?“, Semir sah zu seinem jungen Partner, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß.
    Auf die Frage hin konnte dieser nur grinsen, „Versuch mal zu raten, da kommst du nie drauf.“
    „Sag nicht, dass dein Vater euch tatsächlich wieder einen seiner Geschäftspartner vorgestellt hat. Ich dachte das Thema wäre aus der Welt?“, Semir sah Ben fragend an, als dieser lachte, „Nicht ganz. Geschäft nein, Partner so halb...“
    Jetzt war Semir verwirrt, „Was soll denn das bedeuten? Geschäft nicht, aber Partner halb? Wie soll denn das gehen?“ „Mein Vater hat seit einem halben Jahr eine neue Lebensgefährtin.“
    „Was?“ Ben nickte, „Das habe ich auch gedacht. Aber sie scheint sehr nett zu sein. Ihr Name ist Melinda Clark, sie ist achtunddreißig. Ihr Vater ist Amerikaner, ihre Mutter Deutsche und ihrem Vater gehört in den USA eine große Firma, von der sie hier in Köln eine kleine Zweigstelle führt, ‚Clark&ClarkDesign’
    Semir horchte auf, „Ist das nicht diese Firma, die Schuhe designt?“ „Richtig! Woher weißt du das, ich wusste ja noch nicht einmal, dass es diese Firma gibt.“, Ben war baff und Semir lachte, „Andrea liebt diese Schuhe. Sündhaft teuer und trotzdem muss sie sich immer mal wieder welche kaufen. Aber wenn sie die Tochter des Firmeninhabers ist, dann hat sich dein Vater ja genau die Richtige Frau ausgesucht. Hat mindestens genauso viel Geld wie er selbst.“
    „Das habe ich auch im ersten Moment gedacht, aber ihr scheint Geld nichts zu bedeuten. Zumindest laut ihren Aussagen und das glaube ich ihr sogar. Weißt du, als mein Vater mir einen reinwürgen wollte, von wegen, ich hätte ja schließlich auch in seine Firma einsteigen können...“, er wurde von Semir unterbrochen, „Warum wollte dir dein Vater denn einen reinwürgen?“ „Weil ich einen Moment lang nicht richtig zugehört hatte, während Melinda mir eine Frage gestellt hatte. Na ja, auf jeden Fall meinte sie nur so von wegen und ich zitiere, ‚Lass ihn. Er scheint doch Spaß an seinem Beruf zu haben. Warum soll er in einem langweiligen und stickigen Büro rumsitzen, wenn er Action auf der Autobahn haben kann. Wissen Sie Ben, lassen Sie sich von Ihrem Vater nicht ärgern. Ihnen scheint das Geld genauso wenig zu bedeuten wie mir, oder sehe ich das falsch?’, und als ich ihr sagte, dass sie damit vollkommen richtig liegen würde, ich zitiere erneut, ‚Wusste ich es doch. Glauben Sie mir, ich mache diesen Beruf auch nur, weil er mir Spaß macht, dass Geld ist nur eine nette Nebensache.’
    „Dann scheint sie ja jemand zu sein, mit der du gut klar kommen könntest.“ Ben nickte, „Wenn es wirklich stimmt, was sie sagt, dann komme ich sehr gut mit ihr klar. Außerdem scheint sie ihn wirklich glücklich zu machen. Das letzte Mal als ich ihn so habe lachen sehen, da hat meine Mutter noch gelebt...“, für einen Augenblick wurde Ben still, doch dann begann er zu lächeln, „Ich freue mich für meinen Vater.“
    ‚Cobra 11 für Zentrale bitte kommen.’, ertönte plötzlich Susannes Stimme aus dem Funkgerät, Ben nahm an, „Wir hören, was ist los Susanne?“ ‚Auf der A57 in Fahrtrichtung Köln, Kilometer 78, steht auf dem Seitenstreifen ein Wagen geparkt. Laut dem Zeugen der angerufen hat, ist es ein silber-grauer BMW und von dem Besitzer fehlt jede Spur. Könnt ihr mal nachsehen?' „Wir sind ganz in der Nähe, wir kümmern uns drum.“


    In der Zwischenzeit, waren Markus und Andrew mitsamt ihrer Geisel, in der kleinen Wohnung, die sie ihren Aufenthaltsort nannten, angekommen. Kaum das sie ihren Wagen abgestellt hatten, kam ihnen auch schon David aus dem Haus entgegen, „Habt ihr sie?“
    Markus nickte in Richtung des Rücksitzes, auf dem Melinda, mittlerweile geknebelt und gefesselt, lag. In ihren Augen war Angst zu erkennen.
    „Hattet ihr noch weitere Problem, an sie zu kommen? Hat man euch womöglich bei der ganzen Aktion auf der Autobahn gesehen?“ Markus schüttelte den Kopf, „Sehen wir wie die anderen beiden Idioten aus? Andrew und ich lassen uns nicht so leicht hinters Licht führen, wie Jeff und Zack.“
    David sah die Beiden an, er begann zu lächeln, dann öffnete er die Autotür, „Hallo Melinda. Schön das wir uns mal kennen lernen.“, er packte sie grob am Oberarm und riss sie mit einem Ruck auf die Beine und raus aus dem Wagen. Dann hob er sie hoch und trug sie in das Haus.
    Dort angekommen, stieß er sie unsanft in einen Sessel. Er beugte sich über sie, strich ihr sanft mit der Hand übers Gesicht und hauchte ihr dann einen Kuss auf die Wange, „Wirklich schön das du da bist...“
    Melinda versuchte der Hand von David auszuweichen, doch er machte es geschickt und hielt sie fest. Ihr einziger Gedanke war, ‚Was will dieser Kerl von mir?’Sein Gesicht war ihr vollkommen unbekannt. Und das dieser Typ so tat als ob er sie kennen würde, machte die Sache nicht leichter für sie.
    Schließlich nahm David ihr den Knebel aus dem Mund, hielt ihr aber gleichzeitig seine Hand darauf, „Schhhhh, versuch es gar nicht erst, hier wird dich sowieso niemand hören. Wir sind hier ganz allein und das weit und breit.“
    „Was wollen Sie von mir?“ „Was ich von dir will? Ach Gott Melinda, das jetzt alles aufzuführen wäre ein kleines bisschen zuviel für den Moment. Aber ich verrate dir was, dein Bruder hat mich das vor fünf Jahren kurz vor seinem Tode auch gefragt.“
    In ihren Augen hatten sich Tränen gebildet, „Sie haben meinen Bruder auf dem Gewissen?“, ihre Stimme war leise und brüchig. Ihr gegenüber stand der Mörder ihres Bruders, in ihr verkrampften sich sämtliche Organe, dass konnte nicht sein. Fünf Jahre lang hatte es kein Zeichen von dem Mörder gegeben und nun stand er hier direkt vor ihr?
    „Warum? Warum musste mein Bruder sterben? WARUM?“, schrie sie jetzt, doch David ließ sich nur ungern anschreien. Mit der flachen Hand schlug er ihr mitten ins Gesicht, auf ihrer Haut blieb sein Abdruck zurück, während ihr Kopf, durch den Schlag, hart auf die Seite geschleudert worden war. Sie hielt ihren Kopf gesenkt, die Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht, ‚Warum nur hatte dieser Mann ihren Bruder umgebracht und was wollte er nun von ihr?’

  • „Da vorne steht der Wagen.“, Semir deutete auf das Auto, welches am Seitenstreifen stand, „Sag mal, sieh dir mal das Kennzeichen an.“ „Das ist der Wagen von meinem Vater.“
    Semir fuhr seinen Wagen ran und die Beiden stiegen aus, „Der Schlüssel steckt noch.“, Ben schien verwirrt, „Und da vorne liegt eine Handtasche, könnte Melindas sein.“ „Warum steht der Wagen hier so rum?“
    „Ich habe keine Ahnung, aber ich werde jetzt erst mal meinen Vater anrufen.“, Ben zog sein Handy hervor und wählte die Nummer seines Vaters. Nach viermaligem Durchklingeln, ging dieser auch dran, „Ben, was ist? Ich bin gerade in einer wichtigen Sitzung.“ „Du bist in der Firma?“ „Ja sicher, wo soll ich denn sonst sein. Ben was willst du und wehe wenn es nicht wichtig ist.“
    Ben seufzte, natürlich, das liebe Geld, doch dann setzte er wieder zum Gespräch an, „Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass der Anruf wichtig ist. Papa, wo ist Melinda?“ „Sie wollte nach Köln in ihre Firma, sie hat dort noch etwas zu erledigen, was ist denn los? Kannst du mal endlich Klartext reden Ben?“ „Ist Melinda mit deinem Wagen unterwegs?“, Ben merkte, dass es am anderen Ende der Leitung plötzlich still wurde, „Papa? Ist Melinda mit deinem Wagen unterwegs?“
    „Ja ist sie.“, Konrad klang nervös, „Hatte sie einen Unfall? Ben! Hatte sie einen Unfall?“
    „Beruhig dich mal erst. Ein Unfall ist es nicht, aber dein Wagen steht herrenlos auf der A57 Richtung Köln. Der Schlüssel steckt und Melindas Handtasche liegt noch im Wagen.“
    „Ben, wo auch immer sie ist, ihr müsst sie finden! Oh mein Gott, was wenn ihr etwas zugestoßen ist?“ „Keine Angst Papa, beruhig dich bitte erst mal...“, Ben wollte sich am liebsten selbst ohrfeigen, dafür das er seinen Vater jetzt so aufregte, hatte er doch Angst, dass dieser womöglich wieder einen Herzinfarkt erlitt, „...,wir werden alles tun um Melinda zu finden. Sobald die Spurensicherung hier ist, kommen wir zu dir in die Firma.“ „Nein, kommt nach Hause. Ich werde die Sitzung beenden, jetzt ist nur Melinda wichtig.“
    Ben atmete hörbar ein. Wenn sein Vater schon wichtige Sitzungen einfach beendete, dann war ihm Melinda mehr als wichtig, „In Ordnung. Wir sehen uns nachher.“, dann legte Ben auf.
    Semir sah seinen Partner an, „Er macht sich Sorgen?“, und der jüngere nickte, „Große Sorgen, er lässt sogar sein Gespräch, welches er gerade hatte, sausen. Laut meinem Vater, sollte Melinda jetzt gerade in ihrer Firma sein. Was ist hier passiert? Warum lässt sie das Auto hier einfach stehen und lässt auch noch den Schlüssel stecken und ihre Handtasche liegen?“
    Ben zog noch mal sein Handy aus der Tasche und wählte wieder eine Nummer, „Susanne, Ben hier. Wir bräuchten die Spurensicherung. A57 Richtung Köln, Kilometer 78. Und sie sollen sich beeilen.“, dann legte er wieder auf.
    „Ben? Komm mal her.“, Semir hatte sich hingehockt, „Guck dir das mal an.“ „Das sind Reifenspuren. Sehen aus, als ob sie noch ziemlich frisch wären. Vielleicht wurde Melinda hier angehalten, überwältigt und dann entführt.“
    „Das glaube ich auch, aber warten wir ab, was die Spurensicherung sagt.“, bestätigte Semir Bens Verdacht.
    Ben sah sich weiter um, dann entdeckte er etwas im Straßengraben, „Hey Semir, hier liegt ein Warndreieck. Meinst du es könnte von den Typen stammen, die sich Melinda geschnappt haben könnten?“
    „Lass mal sehen.“, Semir stellte sich neben seinen Partner, „Wenn es so ist, dann haben wir vielleicht Glück und finden Fingerabdrücke darauf.“
    Ben lehnte sich an die Leitplanke, sein Gesicht zeigte, dass er sich große Sorgen machte, „Vielleicht...“ Semir dem dies auffiel, sprach Ben darauf an, „ Alles in Ordnung?“
    „Was ist wenn wir sie nicht finden und ihr passiert etwas, mein Vater würde mir das nie verzeihen.“ „Hey, wir werden sie finden Partner, mach dir darüber keine Gedanken.“, Semir legte ihm eine Hand auf die Schulter, als die Spurensicherung eintraf. Während Ben noch einen Moment blieb wo er war, ging Semir auf einen der Männer zu und wies ihm den Weg, wo sie das Warndreieck gefunden hatten, damit dieser es eintüten und den Beweisen hinzufügen konnte.
    „Hier können wir jetzt nicht mehr viel tun, lass uns zu deinem Vater fahren.“, schlug Semir vor, als er wieder bei Ben stand und dieser nickte zustimmend, „Lass uns fahren.“, in seinem Gesicht war nun leichte Wut zu erkennen.
    Das man Melinda offensichtlich entführt hatte, nahm er persönlich. Zwar war jeder Fall für ihn wichtig, doch in diesem Fall war es wieder einmal etwas anderes. Schließlich ging es dieses mal um seine Familie.


    Konrad war in der Zwischenzeit nach Hause gefahren, seine Geschäftspartner hatten gar nicht so schnell gucken können, wie er die Sitzung beendet und sein Büro danach fluchtartig verlassen hatte. Nervlich war er vollkommen am Ende. Von unterwegs hatte er Julia angerufen, ob sie kommen könnte. Schließlich wusste er nicht, wie lange Ben brauchen würde und er wollte nicht solange allein sein. Er brauchte jetzt seine Kinder um sich.
    Kaum das er die Haustür hinter sich geschlossen war, wurde diese auch schon wieder aufgerissen und Julia stürmte ins Haus hinein. Sie sah sich ihren Vater an, Konrad war blass, schnell ging sie auf ihn zu und nahm ihn in den Arm, „Mach dir keine Sorgen Papa, Ben und Semir werden Melinda schon finden“ „Warum ausgerechnet jetzt Julia? Warum wird mir gerade jetzt wieder jemand genommen? Jetzt wo eigentlich alles so schön war...“
    Julia führte ihren Vater ins Wohnzimmer, ließ sich ihn aufs Sofa setzten und ging dann rasch in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen.
    Sie wusste auf die Fragen Konrads auch keine Antwort zu geben. Sie konnte nichts machen, außer sich neben ihn zu setzten und einfach nur da zu sein. Denn auch Konrad wurde nun still, kein Wort verließ mehr seinen Mund.
    Etwa zwanzig Minuten nach Julias Ankunft hörte diese, wie die Haustür abermals aufgerissen wurde und wie Ben, „Papa?“, rief.
    „Im Wohnzimmer.“, im nächsten Moment betrat Ben das Wohnzimmer auch schon, „Was machst du denn hier Julia?“ „Papa hat mich angerufen, habt ihr schon was?“, fragte Julia, Konrad der die ganze Zeit den Kopf nach unten gesenkt gehalten hatte, blickte auf. In seinem Augen funkelte Hoffnung.
    „Leider noch nichts, es tut mir leid Papa...“, nun war es Ben, der seinen Blick senkte, als er sah, wie die Hoffnung in den Augen seines Vaters sich innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder in Hoffnungslosigkeit wandelte.
    Dann wendete sich Semir an Julia, „Die Spurensicherung ist dabei, nach irgendwelchen Hinweisen zu suchen. Wir haben an der Stelle ein Warndreieck gefunden. Mit ein bisschen Glück lassen sich da verwertbare Fingerabdrücke drauf finden, die uns eine Spur zu den Entführern von Frau Clark geben. Aber wir werden alles tun um Ihre Lebensgefährtin zu finden Herr Jäger, das verspreche ich Ihnen.“
    Doch Konrad reagierte nicht auf Semirs Worte, sein Blick war starr nach vorne gerichtet und in seinem Kopf spielten sich die furchtbarsten Szenarien ab.

  • Ben hatte sich in einen Sessel direkt neben dem Sofa, auf welchem Julia und sein Vater saßen, fallen lassen. Er hatte es in den Augen seines Vaters gesehen, sollte Melinda etwas geschehen, dann würde er Ben dafür verantwortlich machen.
    Er hatte Angst, Angst das mit Melindas Entführung die gute Beziehung, die er mittlerweile zu seinem Vater hatte, fallen würde. Solange Zeit hatten sie sich nur gestritten und nichts voneinander wissen wollen und jetzt, wo es wieder so gut lief, musste ja etwas kommen, dass dies auf eine harte Probe stellte.
    Sollte bei dieser Sache etwas schief gehen, so konnte er sich die ganze Familiengeschichte wieder abschminken, denn dann gab es für ihn, Julia ausgenommen, keine Familie mehr. Dann würde sein Vater nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
    Julia war aufgefallen, wie still nicht nur ihr Vater war, sondern jetzt auch noch Ben. Auch sie hatte die eisige Kälte bemerkt, die Konrad Ben gegenüber gerade führte. Sie stand auf, drückte ihrem Vater noch einmal die Hand und ging dann zu Ben hinüber. Dort setzte sie sich auf die Kante des Sessels und legte einen Arm um ihren großen Bruder.
    Den Kopf an seinen angelehnt, nahm sie nun auch seine Hand und flüsterte ihm sanft ins Ohr, „Ihr werdet sie finden Ben. Sieh dir Semir an, er wird alles tun, damit wir Melinda sicher und gesund zurück bekommen. Versteh Papa. Selbst wenn er dich jetzt verwünscht, er liebt dich, aber er macht sich nun mal Sorgen...“
    „Das weiß ich doch Julia. Ich mache ihm ja auch keinen Vorwurf...“, er seufzte leise, „...,aber was ist wenn wir sie nicht finden? Was dann?“ „Hör auf so zu denken, du und Semir werdet sie finden!“
    Sie spürte, dass es Ben nicht gut ging, also blieb sie einfach neben ihm sitzen, während sich Semir um Konrad kümmerte, „Herr Jäger, hat es in letzter Zeit in irgendeiner Form Drohungen oder Erpressungen gegen Sie?“ Der Angesprochene schüttelte kaum merklich den Kopf, „Nein, keine...“ „Wissen Sie, ob es gegen Ihre Lebensgefährtin Drohungen gab?“
    Wieder schüttelte Konrad den Kopf, „Davon wäre mir nichts bekannt. Herr Gerkhan, ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. Für mich gibt es keinen erfindlichen Grund, dass jemand Melinda entführt hat. Bitte, Sie müssen sie finden...“
    „Wir werden alles tun, was wir können.“, dann sah Semir zu Ben, „Wir fahren jetzt in die PAST, mal sehen ob die Spurensicherung schon etwas gefunden hat. Kommst du mit Ben?“ Dieser blickte zu seinem Partner hoch, „Sicher...“, dann ging er an seinem Vater vorbei und legte ihm im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter, „Wir finden sie. Ich verspreche es Papa...“, mit einem kurzen Blick auf seine Schwester versicherte er sich, dass Konrad nun nicht allein zu Hause bleiben würde, denn diese gab ihm mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen, dass sie hier bleiben würde, solange es nötig war.


    Melinda saß in dem verlassenen Haus, ihre Wange schmerzte noch immer von dem Schlag, den sie von David abbekommen hatte. Auch liefen ihr immer noch Tränen herunter. Sie konnte nicht begreifen, dass der Mörder ihres Bruders, sich nun auch sie selbst geschnappt hatte. Doch warum nur hatte ihr Bruder sterben müssen?
    In Melindas Erinnerung war er ein Mensch gewesen, der keiner Fliege etwas hatte zuleide tun können. Was konnte er diesem David getan haben, das es rechtfertigte, ermordet zu werden? Egal wie lange sie darüber nachdachte, es fiel ihr einfach nichts ein. Außer das Sam der liebevollste Bruder gewesen war, den man sich vorstellen konnte.
    In diesem Moment betraten David und Markus den Raum, in dem sie Melinda untergebracht hatten. Es schien ganz so, als ob es David mehr als gefiel, dass diese weinte.
    Langsam trat er an sie heran und umfasste ihr Kinn, „Na meine Hübsche, alles in Ordnung?“, sein Gesicht war dicht an ihrem und dann roch er an ihr, „Du riechst gut...“ „Was wollen Sie von mir? Bitte lassen sie mich gehen. Ich bitte Sie.“ Leise lachend sah er ihr tief in die Augen, „Sorry, aber das wird nicht möglich sein. Wir brauchen dich noch ein Weilchen, dann werden wir weitersehen, aber bis dahin...“, David holte aus und schlug Melinda erneut hart ins Gesicht.
    Dabei platzte ihre Lippe auf und ein kleines Rinnsaal Blut lief ihr am Kinn entlang, in ihren Augen konnte David nun panische Angst erkennen, doch das war ihm egal, er rief Markus zu sich, der eine Kamera in der Hand hielt, „Mach das Foto.“
    Markus nickte, dann fotografierte er Melinda aus verschiedenen Winkeln und verließ anschließend den Raum, während David abermals an sie herantrat, „Du wirst schon sehen, wir werden noch viel Spaß haben...“, dann ging auch er und ließ eine vor Trauer, Wut und Schmerz weinende Melinda zurück.


    Die Spurensicherung war mit dem Sammeln von Beweisen nicht wirklich weiter gekommen. Neben dem Warndreieck und den Reifenspuren, die zu allen möglichen Fahrzeugen gehören konnten, hatte man nichts weiter finden können.
    Und auch an dem Warndreieck hatten sich keinerlei Fingerabdrücke finden lassen, offenbar hatten die Entführer Handschuhe getragen und vorher sämtliche Fingerabdrücke, welche daran hätten sein können sorgfältig abgewischt.
    Als der Leiter der Spurensicherung dieses Ergebnis, oder auch nicht, an Semir und Ben weitergab, hatte sich Ben für einen Augenblick einem Wutanfall der Sonderklasse hingegeben.
    Vor Wut hatte er gegen die Wand seines und Semirs Büro getreten, war dann aus der PAST herausgestürmt und hätte dort beinahe sein Motorrad mit einem weiteren Fußtritt zu Boden befördert, wenn Semir ihn nicht im letzten Augenblick davon abgehalten hätte, „Hey, Ben ganz ruhig. Wir werden sie finden, mach dir keine Sorgen.“
    „Keine Sorgen? Wir werden sie finden? Sag mal Semir, raffst du noch was? Die von der Spurensicherung haben nichts, gar nichts! Wie sollen wir sie da finden?“, mutlos lehnte er sich an die Wand, als ihm auch noch auffiel, dass er Semir gerade nicht fair behandelt hatte, „Es tut mir leid. Ich wollte nicht so ausfallend werden. Aber wenn wir sie nicht finden... Semir, mein Vater wird damit nicht zurechtkommen, sollte Melinda etwas passieren. Er hat schon den Tod meiner Mutter nur mehr als schwer verkraftet und nach dem was ich von Julia weiß, hat er es danach mit keiner Frau länger als nur ein paar Wochen ausgehalten. Aber mit Melinda ist er seit einem halben Jahr zusammen und ich habe gesehen, wie er sie ansieht. Er liebt sie...“
    Semir hockte sich zu ihm und seine Hand legte er auf Bens Schulter, „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ist schon in Ordnung. Wir werden eine Möglichkeit finden, Melinda zu finden. Vergiss nicht, du hast deinem Vater das Versprechen gegeben, sie wieder zu ihm zu bringen, das kannst du doch nicht brechen.“, als er dies sagte stieß er Ben leicht an und dieser musste lächeln, „Du hast Recht Partner, Trübsal blasen bringt uns auch nicht weiter.“, dann standen beide auf und gingen zurück in die PAST.

  • „Mr. Clark? Dürfte ich Sie ganz kurz stören?“, eine junge Frau sah vorsichtig durch den Türspalt in das Büro von Brian Clark, „Hailey, was ist denn? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ein bisschen Ruhe benötige.“ „Es tut mir leid Mr. Clark, aber hier ist ein Brief für sie abgegeben worden, mit der Bitte um sofortige Weitergabe. Es scheint wichtig zu sein.“
    „Also schön, geben Sie ihn her. Aber von jetzt an...“, dabei sah er die junge Sekretärin fest an, „..., keine Störungen mehr, es sei den das Gebäude brennt ab. Haben wir uns verstanden?“
    Hailey nickte und ging dann zum Schreibtisch von Brian Clark herüber, „Selbstverständlich. Bitte entschuldigen Sie nochmals die Störung.“, dann verließ sie schnell das Büro, wie sie es doch hasste, wenn ihr Chef solch einen schlechten Tag erwischte und zum Arschloch wurde.
    Brian hingegen besah sich den Umschlag von allen Seiten, konnte aber nichts erkennen, was den Brief als ‚wichtig’ erscheinen ließ. Dennoch, er nahm sich den Brieföffner und schlitzte den Brief auf. Als er hineingriff zog er zunächst ein Foto heraus, als er es sich ansah, wäre er vor Schock beinahe vom Stuhl gefallen.
    Auf dem Foto war seine Tochter zu erkennen. Er sah Melinda, mit verschmiertem Make-Up, Tränen in den Augen, einer aufgeplatzten Unterlippe, aus der ihr Blut hinunterlief, mit blauen Flecken im ganzen Gesicht verteilt und durch diese Angriffe geschwächt. Dann sah er, dass ihre Hände und Füße gefesselt waren und erkannte in ihren Augen Angst.
    In seinem Hals bildete sich ein Kloß, was war bloß geschehen? Er griff erneut in den Umschlag und holte zwei weitere Bilder heraus, abermals Melinda, nur aus anderen Richtungen fotografiert, die sie noch schlimmer aussehen ließen.
    Was sollte das ganze? Wer hatte da seine Tochter in seiner Gewalt und warum tat man ihr das an? Er drehte den Brief auf den Kopf und schüttelte ihn ein wenig, als ein Blatt Papier herausfiel und auf den Boden sank.
    Schnell nahm er es auf und mit einem Gesicht, das sein Entsetzten verriet, las er ihn sich durch:


    ‚Guten Tag Mr. Clark...
    Aber was bin ich so förmlich?
    Ich denke wenn Sie die Fotos bereits gesehen haben, werden sie sich ehr die Frage stellen: „Welcher kranke Bastard tut mir, meiner Tochter und unserer ganzen Familie so etwas an?“
    Nun, diese Frage kann ich Ihnen noch nicht beantworten, nur soviel, dass gleiche haben Sie mir und meiner Familie angetan, vielleicht macht es dann ja bei Ihnen Klick?
    Bevor Sie dieser Brief erreicht, ist Ihre Tochter bereits seit vier Tagen in meiner/unserer Gewalt und die Fotos werden ganz bestimmt nicht widerspiegeln, wie es Ihrer Tochter jetzt geht...
    So weit fürs erste, ich hoffe man sieht sich in Deutschland und sollten Sie wirklich so ein schlaues Köpfchen sein Clark, wie sie immer tun, dann haben sie eine bestimmte Sache mit in Ihrem Gepäck, wenn nicht, na ja, die Fotos waren ja ein Vorgeschmack und wie gesagt, es ist bereits vier Tage her, dass sie gemacht wurden, also beeilen Sie sich lieber!
    Denn ansonsten kann ich für nichts garantieren, ebenso wie sie, gehe ich wenn es sein muss über Leichen, dass verspreche ich Ihnen und wenn ich Ihnen Ihre Tochter in Einzelteilen zukommen lassen muss!’


    Nach dem er zu Ende gelesen hatte, lehnte sich Brian schwer atmend in seinem Stuhl zurück, er wusste was der Entführer von ihm wollte, was er in seinem Gepäck nach Deutschland dabei haben sollte, doch das würde er nicht tun. Er ließ sich nicht erpressen, nicht er...
    Als er sich einigermaßen gefangen hatte, griff er zu seinem Handy und rief seine Frau an, „Emily, du musst in die Firma kommen, sofort!“, noch ehe Emily Clark etwas erwidern konnte, hatte er auch schon wieder aufgelegt.
    Nur ein paar Minuten später klopfte es an die Tür seines Büros und abermals steckte Hailey schüchtern ihren Kopf durch den Türspalt, „Bitte entschuldigen Sie vielmals Mr. Clark, ich weiß Sie haben gesagt, dass Sie nicht gestört werden wollen, aber Ihre Frau ist hier.“
    „Dann lassen Sie sie verdammt noch mal rein Hailey!“, schrie er die Sekretärin an, die sich verschreckt zurückzog und Emily Clark Einlass zum Büro ihres Mannes gab.
    Diese sah ihren Mann kopfschüttelnd an, „Warum schreist du denn das arme Mädchen schon wieder so an? Du hast ihr doch selbst gesagt, dass du keine Störung wünscht und wenn sie dann ihren Job macht, bist du auch nicht zufrieden.“ „Wenn sie ihren Job in den richtigen Momenten machen würde, dann wäre ich zufrieden.“, noch immer mit erhobener Stimme sprechend, sah Brian Clark seine Frau an, „Entschuldige...“
    Doch Emily sah ihn noch immer kopfschüttelnd an, „Bei mir musst du dich nicht entschuldigen. Hailey tut alles um dich zufrieden zustellen, entschuldige dich lieber mal bei.“, dann ging sie um den Schreibtisch herum und drückte ihrem, wie sie bemerkte, vollkommen aufgewühlten Mann einen Kuss auf die immer größer werdende Glatze, „Was ist denn los, dass ich hier so schnell erscheinen sollte?“
    Brian überreichte seiner Frau die Fotos und den Brief, welche er nur Minuten zuvor, selber noch zum ersten Mal in der Hand gehalten hatte.
    Als sie das erste Foto sah, schlug sich Emily geschockt eine Hand vor den Mund, dann sah sie mit Tränen zu ihrem Mann, „Was ist mit Mel passiert? Brian was soll das Ganze?“, dieser nickte auf den Brief und Emily las ihn sich durch, „O mein Gott. Hat es etwa damit zu tun? Bitte Brian, dann geh auf die Forderung ein, du kannst Mel nicht sterben lassen.“
    „Himmel, Emily! Ich werde meine Tochter nicht sterben lassen, aber auf diese absurde Forderung werde ich genauso wenig eingehen, das schwöre ich dir. Dieser Kerl wird sich noch wünschen, sich nicht mit Brian Clark angelegt zu haben. HAILEY!“
    Mittlerweile zitternd, sich wieder einen Anschiss abholen zu müssen, lugte Hailey nun zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit durch die Bürotür, „W...Was kann ich für Sie tun, Mr. Clark?“, sie sah das Emily in Tränen aufgelöst war, doch zu fragen was los sei, das traute sie sich dann doch nicht, es ging sie schließlich auch nichts an, abwartend blickte sie zu Brian hinüber, der am Fenster stand und starren Blickes nach draußen sah.
    „Meine Frau und ich brauchen, am besten noch für heute, einen Flug nach Deutschland. Von Washington nach Köln und zwar die Anbindung die am schnellsten ist.“
    „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ „Nein, beeilen Sie sich..., bitte!“, fügte er nach kurzem Zögern hinzu und Hailey sah zu, dass sie das Büro so schnell wie möglich wieder verließ.
    „Wir werden sie uns wiederholen und zwar ohne auf die Forderung eingehen zu müssen, das verspreche ich dir Emi.“, dann nahm Brian seine weinende Frau in den Arm, die immer noch wie paralysiert auf die Fotos ihrer Tochter starrte, „Das verspreche ich dir!“

  • „Papa?“, Julia hatte leise das Wohnzimmer betreten und sah nach ihrem Vater, welcher seit vier Tagen kaum gesprochen hatte. Wenn Konrad morgens aufstand, dann zog er sich seinen Morgenmantel über, ging ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und starrte den ganzen Tag auf ein Foto von sich und Melinda.
    Wenn Julia ihn nicht ab und an dazu zwingen würde etwas zu essen oder zu trinken, dann hätte er sogar diese Dinge, die letzten vier Tage nicht mehr getan.
    Mit Ben hatte er in der Zeit auch kein Wort mehr gewechselt. Er war in den letzten vier Tagen ungefähr sechsmal am Tag da gewesen, um mit seinem Vater zu sprechen, doch sobald Ben zugab das sie noch immer nichts hatten, tat Konrad so, als ob sein Sohn nicht anwesend wäre, er ignorierte ihn vollkommen und ließ Ben dadurch spüren, dass er eine irrsinnige Wut auf ihn hatte.
    So auch an diesem Morgen, Ben war kurz da gewesen, Konrad hatte ihn ignoriert, Ben war wieder gefahren und Julia fragte sich, wie es jetzt zwischen den Beiden irgendwann, irgendwie wieder einigermaßen gut laufen sollte.
    Doch als Julia nun das Zimmer betrat und auf ihren Vater zuging, hatte sie einen Brief in der Hand, „Papa, es wurde ein Brief für dich abgegeben.“, dennoch sah Konrad nicht auf und antwortete nur, „Na und. Interessiert mich nicht...“
    Aber seine Tochter ließ sich nicht so leicht abschütteln, „Bitte Papa, sieh doch wenigstens mal nach, was drinsteht.“ „Es interessiert mich nicht. Was von diesem Satz hast du nicht verstanden Julia?“, fauchte Konrad sie an, um sich gleich darauf dafür zu entschuldigen, als er sah, dass er Julia damit ziemlich erschreckt hatte, „Es tut mir leid, aber es interessiert mich einfach nicht.“
    „Ist schon gut.“, es war ihr ein leichtes, das Verhalten ihres Vaters zu entschuldigen, es war schwer für ihn, aber irgendetwas in ihr sagte, dass sie den Brief öffnen sollte, egal ob es Konrad interessierte oder nicht. Also ging sie zu einem kleinen Beistelltisch hinüber, nahm sich den Brieföffner der darauf lag und öffnete den Brief, sie griff hinein und zog drei Fotos und einen Brief hinaus.
    Sie sah sich die Fotos an und ein leiser Entsetzensschrei entfuhr ihr, ein Schrei, der Konrad aus seiner Trance aufwachen und sich von der Couch erheben ließ, „Julia, was ist los?“ Nur widerwillig und langsam reichte Julia die Fotos an ihren Vater weiter, welcher beim Anblick der Fotos kraftlos in sich zusammen sackte und zurück aufs Sofa fiel. Die Fotos die er in der Hand hielt, waren dieselben, die auch Melindas Eltern bekommen hatten.
    Tränen stiegen in Konrads Augen auf, „Was soll das? Wer macht so etwas?“, dabei sah er seine Tochter an, welche auf die Frage nur den Kopf schütteln konnte, „Ich weiß es nicht, aber hier ist noch ein Brief.“, sie wollte ihn Konrad geben, doch nun schüttelte er den Kopf, „Lies ihn bitte vor, ich kann das nicht...“
    Julia schluckte, dann faltete den Brief auseinander und begann ihn vorzulesen:

    ‚Guten Tag Herr Jäger.
    Aber was bin ich so förmlich?
    Da fällt mir auf, habe ich das nicht in etwa so vorhin auch schon geschrieben?
    Na ja egal...
    Sie fragen sich jetzt bestimmt, „Was soll das alles? Warum tut man das Melinda an?“
    So leid es mir tut, aber diese Frage zu beantworten, dafür bin ich nicht die richtige Person.
    Aber wenn die Person um die es mir eigentlich geht, so handeln wird, wie ich denke das sie es tun wird, dann werden Sie schon bald die Antwort auf Ihre Frage bekommen.
    Und wenn nicht, dann tut es mir leid, denn dann kann ich nicht garantieren, dass Sie Ihre Lebensgefährtin lebend wiedersehen!
    Ach so, ein letztes noch, bevor ich es vergesse:
    Wenn Sie Ihrer Lebensgefährtin die Chance geben wollen, ein bisschen Zeit zu gewinnen und nicht innerhalb der nächsten paar Stunden sterben zu müssen, dann werden Sie mir zwei Millionen Euro aushändigen.
    Sie werden das Geld auf ein Nummernkonto in der Schweiz überweisen, Kontonummer und so weiter, werde ich Ihnen in den nächsten vier bis sechs Stunden mitteilen und ich würde Ihnen raten zu zahlen, denn die Fotos die sie nun in den Händen halten, sind bereits vor vier Tagen angefertigt worden, mittlerweile sieht Melinda nicht mehr ganz so gut aus...’


    Als sie fertig war, sah Julia über den Brief hinweg zu ihrem Vater, auch ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, „Was willst du jetzt machen? Und wen meint dieser Kerl mit ‚die Person um die es mir eigentlich geht’?“
    Als Konrad versuchte zu sprechen, war seine Stimme Tränen erstickt und es fiel ihm verdammt schwer Worte zu formen, „Ich weiß es nicht...“, mehr konnte er nicht sagen. Er ließ die Fotos zu Boden sinken und vergrub sein Gesicht in seine Händen. Schnell ging Julia zu ihm herüber, nahm ihn in den Arm und ließ ihn weinen.
    Als Konrad sich weites gehend wieder beruhigt hatte, sah er seine Tochter an, „Ich werde die zwei Millionen zahlen, wenn ich Melinda damit am Leben halten kann... Und noch was, ruf bitte Ben an. Vielleicht können sie ja auf dem Brief irgendwelche Fingerabdrücke finden.“
    Julia sah ihrem Vater tief in die Augen, „Willst du ihn nicht selbst anrufen Papa? Du hast ihn in den letzten Tagen nicht gerade fair behandelt. Bitte ruf du ihn an, es würde Ben bestimmt viel bedeuten, wenn du wieder mit ihm sprechen würdest...“
    Widerstrebend nickte Konrad, auch ihm war bewusst, das er seinen Sohn mit seinem Verhalten sehr verletzt hatte, „Gib mir das Telefon, bitte.“ Er tippte Bens Handynummer in den Hörer ein und dann wartete er, während ihm das Freizeichen sagte, dass versucht wurde durchzuwählen.
    „Ben Jäger?“, Konrad musste schlucken, bevor er auch nur ein einziges Wort herausbekam, „Ben? Ich bin’s.“ „Papa? Was ist?“, man konnte hören, dass Bens Stimme ziemlich kühl war, offenbar fragte er sich, warum Konrad jetzt anrief.
    „Hör mir zu Ben. Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe, dass war nicht richtig. Du kannst schließlich nichts dafür, dass Melinda entführt wurde und ihre Entführer keine brauchbaren Beweise hinterlassen haben. Bitte verzeih mir.“
    „Ist schon in Ordnung, aber was ist los Papa? Nur deshalb rufst du doch nicht an.“ „Ben, vor ein paar Minuten wurde hier ein Brief abgegeben. Er enthielt drei Fotos von Melinda und sie sieht nicht gut aus, außerdem war da ein Brief bei, der sich nicht gut anhört. Bitte kommt hierher...“ „Natürlich, wir sind unterwegs Papa..., bitte fasst die Fotos und den Brief nicht weiter an damit, falls da Fingerabdrücke drauf sind, sie nicht verschmiert werden.“
    „Okay.“, dann legte Konrad auf und lief ziellos auf und ab, darauf wartend das Ben und Semir in der Villa auftauchten, dabei wurde er von seiner Tochter beobachtet, die sich große Sorgen, nicht nur um Melinda, sondern auch um ihren Vater machte.

  • Urlaub, Sonne und jede Menge Zeit und man kommt trotzdem zu nichts was man sich vorgenommen hat! Schlimm, man hat im Urlaub echt doch weniger Zeit, als wenn man arbeiten geht! :D
    Sorry für die lange Wartezeit auf den neuen Teil! Aber heute geht es dann mal endlich weiter, hoffe er gefällt euch!





    „Was ist los Ben?“, Semir sah seinen Partner fragend an, während Ben bereits seine Jacke übergeworfen hatte und sich in Richtung Wagen aufmachte, „Ben, warte mal. Was ist los?“
    Doch Ben dachte gar nicht daran stehen zu bleiben, „Ich erkläre es dir auf dem Weg zur Villa meines Vaters!“, war das einzige das er ihm zurief und Semir musste zusehen, dass er hinterher kam bevor Ben ohne ihn losfuhr.
    Als auch er im Wagen saß, fuhr Ben mit quietschenden Reifen los, „Könntest du mir jetzt bitte mal erklären was los ist?“
    „Mein Vater hat einen Brief zugestellt bekommen. In diesem waren drei Fotos von Melinda und ein Brief. Papa hat mir nichts weiter gesagt außer, dass Melinda auf den Fotos offenbar nicht gut aussieht.“ „Na, das ist ja wirklich nett.“, meinte Semir schmunzelnd und erntete dafür einen ziemlich bösen Blick von seinem Partner, „Entschuldige, dass war nicht so gemeint...“
    „Schon gut.“, für den Rest der Fahrt sprachen sie kein Wort miteinander, denn Semir spürte, dass Ben innerlich sehr angespannt war. Angespannt weil sich die Entführer endlich gemeldet hatten und angespannt, weil er seinen Vater jetzt nach vier Tagen hoffentlich endlich mal wieder in die Augen sehen konnte, ohne von diesem einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen zu bekommen.
    Als sie an der Villa angekommen waren, trat Ben so abrupt auf das Bremspedal, dass der Wagen noch ein oder zwei Meter über den Kies schlitterte und dieser zur Seite flog, bevor der Mercedes zum stehen kam.
    Quasi im gleichen Moment kamen Konrad und Julia rausgelaufen, sie hatten vom Fenster des Wohnzimmers aus gesehen, dass Ben und Semir angekommen waren, „Gott sei Dank seid ihr da.“, Konrad schloss seinen Sohn in den Arm, „Es tut mir leid, wie ich dich in den letzten Tagen behandelt habe.“, flüsterte er ihm zu und Ben konnte nicht anders als die Umarmung zu erwidern, er war froh darüber, dass sein Vater eingesehen hatte, dass seine Reaktion ihm gegenüber unfair gewesen war.
    „Wo ist der Brief Papa?“, fragte er seinen Vater, als er sich aus dessen Umarmung gelöst hatte, „Im Haus. Komm mit...“
    Julia lächelte Semir an, als sie ihrem Bruder und ihrem Vater hinterher sah, „Dieser Brief scheint die Beiden ja wieder zusammenzuführen...“, meinte Semir zu Bens Schwester und diese nickte, „Hoffentlich hat dieser Typ wenigstens bei dem Brief nicht an Handschuhe gedacht.“, gab sie ihm zur Antwort.
    „Lass uns mal sehen, was dein Vater da bekommen hat.“, sagte Semir noch und dann gingen er und Julia zusammen ins Haus.
    Währenddessen hatte Konrad Ben den Brief gezeigt, als Semir den Wohnraum betrat, war er gerade dabei ihn zu lesen. Semir zog sich Handschuhe über und besah sich die Fotos auf die Julia gezeigt hatte.
    „Semir, laut dem Brief hier, sind die Fotos bereits vier Tage alt und der Entführer kündigt hierin an, dass sie mittlerweile noch schlimmer aussieht...“
    Semir schluckte, Melinda sah auf diesen Fotos schon ziemlich übel aus, wie mochte sie erst aussehen, wenn sie vier weiteren Tage gequält und geschlagen worden war, „Was steht noch drin?“
    „Der oder die Entführer schreiben etwas davon, dass sie von irgendeiner Person was wollen, aber nicht um wen genau es sich handelt. Außerdem wollen sie zwei Millionen haben, wie sie schreiben als eine Art Gnadenfrist für Melinda. Sie wollen das Geld auf ein Nummernkonto in der Schweiz überwiesen haben, auf welches Konto wollen sie uns in vier bis sechs Stunden mitteilen.“, Ben setzte sich neben seinen Vater, „Wie lange ist es her das der Brief abgegeben wurde?“
    „Etwa eine Stunde.“ „Das heißt, sie werden sich in circa drei bis fünf Stunden melden.“, überlegte Ben.
    Doch Semir überlegte nicht lange, „Ben du bleibst hier. Ich nehme den Brief und die Fotos und bringe sie zur Spurensicherung. Sobald sie Ergebnisse, oder auch keine haben komme ich wieder hierher. Vielleicht hat sich der Entführer bis dahin wieder gemeldet.“, dann wandte er sich noch an Julia, „Ich brauche noch deine und die Fingerabdrücke deines Vaters, damit wir, falls noch weitere Fingerabdrücke auf den Dingen sind, eure haben um sie auszuschließen.“
    „Geht klar.“, Julia lief aus dem Zimmer und kam nur ein paar Sekunden später mit einem Wasserglas in der Hand, über die sie einen Handschuh gezogen hatte, zurück. Sie ließ ihren Vater das Glas anfassen, sodass er seine Fingerabdrücke darauf hinterließ, dann zog sie einen Frischhaltebeutel hervor und tat das Glas dorthinein. Auf ein Tischchen an der Tür, hatte sie bereits eine zweite Tüte abgestellt, in die sie ein Glas mit ihren Abdrücken hineingestellt hatte, „Hast du einen Stift?“, wandte sie sich an Semir.
    Als dieser nickte, nahm sie ihm den Stift aus der Hand und schrieb auf ihre Tüte ‚Julia’ und auf die Tüte ihres Vaters ‚Konrad’, dann übergab sie die beiden Tüten an Semir. „Dann fahre ich jetzt.“, meinte dieser.
    Ben nickte zustimmend, warf Semir den Schlüssel des Mercedes zu und legte dann eine Hand auf die Hände seines Vaters, „Beeil dich bitte.“ „Sicher!“, dann ging Semir zur Haustür und ein paar Sekunden später hörte Ben, wie der Wagen vom Gelände fuhr.
    „Wir werden was finden, da bin ich mir sicher...“, Ben versuchte ein Versprechen zu geben, bei welchem er selbst wusste, dass niemand ihm die Garantie dafür geben konnte, dass er das Versprechen einhalten konnte. Das wusste auch Konrad, also sah er seinen Sohn tief in die Augen, „Bitte Ben, gib mir keine Versprechen die du nicht halten kannst. Du weißt nicht, ob sie nicht hierbei auch wieder schlau genug waren Handschuhe zu tragen. Ohne Sicherheit, bitte keine Versprechen mehr...“, in Konrads Augen bildeten sich wieder Tränen.
    Ben ertrug es kaum seinen Vater so zu sehen, doch er wusste auch nicht mehr, was er sagen oder tun sollte, also ließ er einfach weiter seine Hand auf der von Konrad liegen. Beobachtet von Julia, die mittlerweile ebenfalls nicht mehr wusste was sie noch sagen konnte, um ihrem Vater Mut zu machen. Sie wünschte sich gerade ein starke Schulter an die sie sich anlehnen konnte, sie wäre froh gewesen, wenn ihr Mann jetzt bei ihr gewesen wäre, ihren Bruder und ihren Vater so machtlos zu sehen, brach ihr das Herz.

  • Semir war inzwischen bei der Spurensicherung angekommen. Die Spezialisten untersuchten die Fotos und den Brief, während Semir ungeduldig auf und ab ging, darauf wartend, vielleicht endlich eine Spur zu den Entführern zu bekommen.
    Es wunderte ihn eigentlich, dass Ben sich noch nicht einmal gemeldet hatte. Immerhin war er bereits seit über einer Stunde weg, doch er ging davon aus, dass er seinem Vater nicht ständig wieder von neuem sagen wollte, dass es noch kein Ergebnis gab und deshalb nicht nachfragte was Sache war.
    „Was ist jetzt? Es kann doch nicht solange dauern, ein paar Fingerabdrücke von Fotos und einem Brief zu nehmen...“, langsam wurde Semir unwirsch, es machte ihn selbst verrückt warten zu müssen.
    Niklas Segert von der Spurensicherung, der sich mit den Gegenständen die Semir ihm gegeben hatte beschäftigte, sah ihn mindestens genauso biestig an, er war neu im Team und konnte mit Semirs manchmal bissiger Art noch nicht so wirklich umgehen, „Auf den Fotos waren leider lediglich die Fingerabdrücke der beiden Personen, von denen Sie mir die Ausschlussproben gegeben haben und Fingerabdrücke von Papier zu nehmen ist nun mal keine Sache von zwei Minuten, also gedulden Sie sich bitte noch einen Moment und fragen mich nicht alle paar Minuten wie weit ich bin, dann geht es vielleicht ein wenig schneller.“
    Semir war verblüfft, es war das erste Mal das Niklas ihm, seit dieser hier angefangen hatte, Kontra gegeben hatte. Bislang hatte sich der junge Mann immer zurückgehalten und sich weiter auf seine Arbeit konzentriert, wenn Semir ihn angefahren hatte, doch langsam schien er aufzutauen und sich in seiner Umgebung wohl zu fühlen und sich dementsprechend auch mal zur Wehr zu setzen, wenn er sich unfair behandelt fühlte.
    Also ließ sich Semir auf einen Stuhl nieder und ließ Niklas seine Arbeit machen, aber trotzdem wippte er nervös mit dem Fuß, er hoffte so sehr, dass sie endlich eine Spur zu den Entführern fanden, damit er Konrad und Ben endlich eine gute Nachricht überbringen konnte.


    Währenddessen hatte sich David an einem Tisch im Wohnraum des heruntergekommenen Hauses niedergelassen, „Wie geht es unserer lieben Melinda?“, sein Blick war auf Markus gerichtet, „Als ich gerade bei ihr war, hat sie zumindest noch geatmet...“, begann er lachend und David stimmte in dieses Lachen mit ein.
    „Sehr gut. Ich denke es wird auch langsam Zeit, dass wir ihrem Herzallerliebsten den nächsten Brief zukommen lassen. Wir brauchen schließlich Gewissheit und Antrieb, dass es sich auch lohnt, sie weiterhin am Leben zu lassen, bis sich ihr Daddy meldet. Apropos ihr Daddy, sind Jeff und Zack mittlerweile am Flughafen?“ „Selbstverständlich und ich habe ihnen noch mal unmissverständlich klar gemacht, welche Konsequenzen es für sie haben wird, wenn sie diese Sache wieder versauen.“
    Davids Lachen hörte im selben Moment auf, „Mal ganz ehrlich Markus..., wenn es die beiden versauen, mir einfach nur Bescheid zu sagen, dass die Eltern unserer Hübschen gelandet sind, dann müssen sie mit noch viel schlimmeren Konsequenzen rechnen, wie denen die du ihnen versprechen konntest. Schließlich bekommen sie schon den Auftrag bei dem sie nicht allzu viel falsch machen können...“
    „Du traust ihnen nicht mehr.“, auch Markus hatte aufgehört zu lachen, er wusste das David eine Stinkwut auf Jeff und Zack hatte und bevor David antwortete, nickte er schon, „Nachdem sie es schon nicht hinbekommen Melinda am Eingang des Geländes abzupassen und ich auf Plan zwei zurückgreifen musste...? Nein, diesen beiden Schwachköpfen traue ich nicht mehr und ich traue ihnen schon gar nichts mehr zu...“, dann begann er wieder zu lächeln, „Und genau deshalb ist Andrew auch am Flughafen und passt auf, das die beiden nicht schon wieder einen Fehler machen.“
    Jetzt sah Markus sein Gegenüber verdattert an, er hatte sich auch schon gefragt, wo Andrew war, „Sag mal David, wenn du den beiden schon einen Aufpasser dazu stellst, wäre es dann nicht sinnvoller, die beiden gleich aus dem Weg zu räumen? Ich meine, was haben sie für einen Nutzen, wenn du sie keine zwei Sekunden aus den Augen lassen kannst, ohne dass sie einen deiner Pläne versauen?“
    „Vielen Dank...“, meinte David und sah zu Markus, der jetzt nicht nur verdattert, sondern auch noch verwirrt dasaß, „Wieso vielen Dank?“ „Weil du mir gerade bestätigt hast, worüber ich ebenfalls bereits nachgedacht habe und deshalb werden du und Andrew, euch um die beiden kümmern, sobald sie wieder hier sind.“
    „Alles klar.“, war die kurze Antwort von Markus, dann nahm er seine Kamera wieder zur Hand, „Was meinst du, ist die Geldforderung nicht Effektvoller, wenn wir ihr ein Foto beilegen, wie Melinda nun aussieht?“
    Einmal mehr ließ David ein Lachen hören, dann sah er zu seinem Gegenüber, „Ich weiß ganz genau warum ich dich als meine rechte Hand haben wollte. Du weißt ganz genau, wie man seine Pläne noch, wie nanntest du es gerade..., Effektvoller, macht. Gehen wir.“
    Sie standen auf und gingen auf die Tür zu, hinter der sich Melinda verbarg. Jeder ‚normale’ Mensch, der Melinda so gesehen hätte, wäre vor lauter Schock rückwärts wieder raus gegangen, nicht so David und Markus, schließlich hatten sie in den letzten Tagen alles getan um Melinda so aussehen zu lassen, wie sie es nun tat.
    Ihr eigentlich so hübsches Gesicht war übersäht von blauen Flecken. Das rechte Auge war zugeschwollen, denn Markus hatte ihr dort einen kräftigen Faustschlag verpasst. Ihre Lippe sah aus, als ob sie an mehreren Stellen aufgeplatzt wäre, so angeschwollen war sie. In ihren langen Haaren hatte sich Blut verklebt, welches offensichtlich von einer Platzwunde an ihrer Stirn stammte, aus der auch jetzt Blut trat.
    In ihrem linken Auge, war die Angst und die Erschöpfung, die die letzten Tage bei ihr hinterlassen hatten, deutlich zu sehen. Die sonst so tiefgrüne Farbe ihrer Augen war stumpf geworden.
    Als David neben ihr in die Knie ging und ihr Kinn mit seiner Hand umfasste und anhob, durchfuhr es sie wie ein Blitz, erst Recht als die andere Hand, an ihrem Bein entlang wieder unter ihren Rock rutschte. Die Angst, dass er sie nicht nur schlagen, sondern abermals vergewaltigen würde, so wie er es vor wenigen Stunden getan hatte, war eindeutig sichtbar. Eine einzelne Träne lief ihr die Wange herunter, die ihn anflehte sie in Ruhe zu lassen, doch David hatte dafür nur ein bösartiges Lachen übrig, sein Mund glitt in Richtung ihres Ohres, „Du hast doch nicht etwa Angst vor mir meine Süße? Es hat doch Spaß gemacht und versuch nicht es zu leugnen...“, flüsterte er bevor sich erhob und sich neben Markus stellte, „Jetzt lach doch mal, wir wollen schließlich nicht, dass sich deiner Liebster Sorgen um dich machen muss, oder?“, mit einer kurzen Handbewegung zeigte er Markus an, dass er erneut Fotos machen sollte, als dieser auch schon anfing.

  • Habe ich das gerade richtig gesehen, dass ich im Juni zuletzt einen Teil eingestellt habe?!? :S
    Da bleibt mir doch echt die Spucke weg, aber in den letzten Monaten hatte ich leider sehr wenig Zeit ins I-Net zu gehen, geschweige denn an meiner Story weiterzuschreiben.
    Auch jetzt habe ich noch nicht viel wieder geschrieben, aber jetzt habe ich mal wieder mehr Zeit zum lesen eurer Storys und zum weiterschreiben meiner Story!
    Ich hoffe euch gefällt der nächste Teil und ich hoffe ich schaffe, es den nächsten im Laufe der Woche einzustellen!



    Seit Semir die Jägersche Villa verlassen hatte lief Konrad nun schon, von Ben beobachtet, rastlos hin und her. Auch Julia hatte ihn die ganze Zeit mit besorgtem Blick beobachtet, doch nun setzte sie sich zu Ben, legte ihre Hand auf seine Hand und drückte sie, „Wieso dauert das solange Ben? Warum meldet sich Semir nicht?“ „Von Papier sind Fingerabdrücke schwer zu entnehmen, vermutlich sind sie noch nicht soweit.“, flüsterte er ihr leise zu, unhörbar für ihren Vater.
    „Kannst du Semir nicht anrufen?“ „Und dann? Wenn Papa das mitbekommt und ich habe nur die Nachricht für ihn, dass sie noch nichts gefunden haben und er sich noch weiter gedulden muss? Das will ich ihm nicht antun. Guck ihn dir doch an Julia, er ist jetzt schon total fertig.“
    Julia nickte und ließ ihren Kopf an Bens Schulter sinken, „Wahrscheinlich hast du recht. Aber es tut weh ihn so zu sehen.“ Ben sah sie an, „Ich weiß, glaubst du mir fällt das leicht ihn dabei zu beobachten, wie er sich Sorgen macht? Wenn wir Melinda nicht bald finden, wird er noch irgendeine Dummheit begehen. Irgendwie habe ich das im Gefühl.“
    Er griff in die Tasche seiner Jeans und holte sein Handy heraus, doch es war keine Nachricht auf sein Handy geschickt worden.


    „Ich hab was.“ Semir blickte auf und wandte sich an Niklas, „Was haben Sie?“ „Auf dem Brief konnte ich einen Fingerabdruck finden, leider nur einen partiellen Abdruck, aber vielleicht bringt uns der ja ein wenig weiter.“
    Semir nickte, „Wie wäre es dann, wenn Sie den Abdruck in den Computer einspeisen und nach einem Verdächtigen suchen würden?“ „Und würde es Ihnen etwas ausmachen, nicht so pampig mit mir zu reden?“, Niklas sah Semir wütend an und Semir merkte, dass er sich vielleicht ein wenig zurückhalten sollte.
    Niklas gab den Teilabdruck in den Computer ein und startete den Suchlauf.
    Während sie darauf warteten, ob das ganze etwas bringen würde, glitten Semirs Gedanken immer wieder zu Ben und seinem Vater hinüber. Er wurde von Minute zu Minute, die der Suchlauf länger dauerte, unruhiger. Er wusste schließlich, dass man mit einem Teilabdruck sehr, sehr viel Glück haben musste, dass er jemandem zugeordnet werden konnte.
    Doch auf einmal wurden seine Gedanken von einem Piepen des Computers und einem, „Wir haben ihn!“, von Niklas, unterbrochen.
    Semir sah auf den Bildschirm, „Zack Baylor..., fünfunddreißig Jahre alt, kommt ursprünglich aus den USA, lebt seit 1998 in Deutschland und wurde 2000 wegen schwerer Körperverletzung zu fünf Jahren verurteilt... Drucken Sie mir das aus Herr Segert und bitte schnell...“
    Innerhalb einer Minute hatte Niklas Segert die Informationen ausgedruckt und an Semir weitergegeben, dieser rollte sie zusammen, steckte sie in die Jackentasche, rannte zum Mercedes und wählte gleichzeitig eine Nummer, „Ja Susanne, Semir hier. Hör zu, du musst eine Fahndung nach einem gewissen ‚Zack Baylor’ rausgeben und zwar schnell.“, und im selben Moment hatte er auch schon wieder aufgelegt, um dann mit quietschenden Reifen loszufahren.


    Wieder einmal hatte sich Melinda in die hinterste Ecke ihres Gefängnisses gedrängt.
    Nachdem Markus die Fotos von ihr gemacht hatte, war er von David rausgeschickt worden und dieser hatte Melinda erneut vergewaltigt.
    Leise rannen ihr immer noch Tränen die Wangen runter. Sie wusste nicht, wie lange sie dies alles noch durchhalten konnte. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie sehnte sich danach endlich hier raus zu kommen und wieder in Konrads zärtlichen Armen zu liegen.
    Doch bei diesem Gedanken, schoss ihr eine Erkenntnis in den Kopf, die sie mit voller Wucht traf – bei der Vorstellung von einem Mann berührt zu werden, wurde ihr mit einem Mal übel und Ekel überkam sie. Ihr wurde bewusst, dass sie es nicht ertragen würde von einem Mann berührt zu werden, ganz gleich wer es war.
    Sie wusste, würde sie außerhalb dieses Gefängnisses von einem Mann angefasst, sie wäre wieder hier unten, mit aller Angst, mit all dem Schmerz, mit allem was David ihr hier unten angetan hatte und vermutlich auch noch antun würde...
    Die Wucht, mit der diese Erkenntnis sie getroffen hatte, war so hart, dass sie vor Schmerz noch weiter in sich zusammensackte. Sie liebte Konrad, doch würde sie ihn nie wieder so nah an sich heranlassen können, wie sie es gern wollte.


    David saß währenddessen, im Wohnzimmer des Hauses. Er hatte ein selbstzufriedenes Grinsen im Gesicht, während er auf den Anruf von Andrew wartete.
    „Die Fotos sind per Schnellbote auf dem Weg zu Jäger.“, Markus betrat den Raum, „Glaubst du er wird die zwei Millionen tatsächlich überweisen. Ich meine, was ich bislang über den Alten gehört habe hieß es immer, er sei ziemlich knauserig, ihm ginge das Geld über alles und er würde niemals einer Lösegeldforderung nachgeben.“
    „Er wird das Geld zahlen. Melinda ist ihm viel zu wichtig, als das er sie einfach sterben lassen würde.“, erwiderte David, „Und außerdem ist es noch gar nicht so lange her, dass er eine Lösegeldforderung bezahlt hat.“
    Markus sah ihn an, „Was für eine Forderung war das denn?“
    „Seine Tochter hat vor einem viertel Jahr geheiratet und wurde dabei von Jägers ‚rechter Hand’ Sven Böttcher entführt, weil dieser eine hübsche Stange Geld von seinem Boss erpressen wollte. Und wie gesagt, das Geld hat er auch bezahlt!“
    „Und deshalb bist du dir sicher, das er auch jetzt wieder zahlen wird? Bei der letzten Forderung ging es schließlich um seine Familie, da würden wahrscheinlich die meisten zahlen, aber diese Clark ist nur seine Geliebte, Freundin, wie auch immer man es nennen will, das ist...“,doch bevor er weiterreden konnte, wurde er von David unterbrochen, „Traust du mir etwa nicht mehr?“ „Aber sicher, ich weiß nur nicht, warum du dir so sicher bist...“
    David stand auf und ging auf Markus zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „Wenn du mir vertraust, dann hör auf so dämliche Fragen zu stellen. Melinda ist für ihn nicht einfach nur eine Frau, mit der er ein bisschen Spaß hat, dann aber bei der nächsten Gelegenheit wieder abschießt. Glaub mir mein lieber Freund, auch ich habe mich über den guten Konrad Jäger schlau gemacht. Seit seine Frau vor einigen Jahren gestorben ist, hat dieser Mann keine sehr festen Beziehungen mehr geführt, jedenfalls keine die über sechs Wochen hinausgingen, doch bei Melinda ist das anders. Die beiden sind seit sechs Monaten zusammen, außerdem habe ich sie lange genug zusammen beobachtet, dass ich weiß das er das Geld zahlen wird! Und nun genug davon...“, David wurde vom Klingeln seines Handys unterbrochen, „Ja?“ „David, ich bin es Andrew. Der Flieger aus Washington hat fünf Stunden Verspätung. Die werden frühestens um einundzwanzig Uhr hier auftauchen.“ „In Ordnung Andrew, du machst dich jetzt auf den Weg hierher und holst Markus ab.“ „Klar, aber wieso?“ „Das wird dir Markus dann erklären, beeil dich!“, dann legte David auf.
    „Was soll ich Andy erklären?“, fragte nun Markus.
    „Ich werde Zack jetzt anrufen und ihm einen Ort mitteilen, an dem er und Jeff, sich mit dir und Andy treffen sollen und dort werdet ihr die beiden...“, er fuhr sich mit einer schneidenden Bewegung mit dem Finger über den Hals, „Haben wir uns verstanden?“
    Markus lachte, „Aber natürlich!“

    Einmal editiert, zuletzt von Tina ()

  • Semir raste nur so über die Autobahn, damit er wieder zum Jägerschen Anwesen kam, als sein Handy klingelte, „Ja?“ „Semir, Susanne hier, die Fahndung ist raus.“ „Alles klar, danke Susanne!“
    Das einzige was Semir jetzt durch den Kopf ging war, das er hoffte, dass sie diesen Zack Baylor finden und Melinda befreien können.
    In null komma nichts, war er auf dem Jäger Anwesen angekommen, sprang aus dem Auto und lief zur Haustür.


    „Hast du auch gerade etwas gehört?“, Julia ging ans Fenster und sah hinaus, „Ich glaube Semir ist zurück, dein Wagen steht da.“
    Ben sprang auf und lief zur Tür des Wohnzimmers, als diese auch schon aufgestoßen wurde und nur knapp an Bens Kopf vorbei flog, „Geht das ganze auch etwas langsamer?“
    „O entschuldige Ben. Aber wir haben einen Fingerabdruck nehmen können und haben auch einen Verdächtigen.“
    Nur sprang auch Konrad auf, „Wer ist es?“
    „Ein Zack Baylor. Sagt ihnen der Name irgendetwas?“, fragte Semir an Konrad gerichtet, doch dieser schüttelte nur den Kopf, „Nein leider nicht. Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“
    „Haben wir auch die Adresse von diesem Baylor?“, fragte Ben Semir.
    „Logisch haben wir die.“, antwortete sein Partner daraufhin und drehte sich schon wieder Richtung Wohnzimmertür.
    „Dann denke ich, machen wir uns mal auf den Weg, damit wir diesen Dreckskerl kriegen.“, Ben umarmte seinen Vater, „Wir kriegen ihn, versprochen.“, dann nahm er seine Jacke und machte sich mit Semir auf den Weg zum Auto.


    Innerhalb einer halben Stunde hatten Ben und Semir die Wohnung von Zack Baylor erreicht.
    Ben war der erste gewesen, der an der Haustür angekommen war und Sturm klingelte, doch nichts rührte sich. Ben war sichtlich genervt, als er zum wiederholten Mal auf den Knopf der Klingel drückte.
    „Ben, es ist gut jetzt.“, Semir zog in von der Tür weg, als diese plötzlich aufging und eine ältere Dame hinaustrat, „Kann ich den Herren helfen?“, fragte sie, als sie die Beiden bemerkte.
    Semir sah sie an, „Mein Name ist Gerkhan, Kripo Autobahn und das ist mein Kollege Jäger. Können Sie uns sagen, ob ein gewisser Zack Baylor zu Hause ist?“, kaum das er den Namen ausgesprochen hatte, begann die alte Dame zu lächeln, „Zachary? Kripo? Was wollen Sie den von ihm?“
    „Wir wollten ihn zu einem Fall befragen. Sie kennen Herrn Baylor also?“
    „Aber natürlich. Ein ganz reizender junger Mann. Sehr hilfsbereit, geht jedem zur Hand der seine Hilfe braucht. Bei mir hat er vor ein paar Tagen meine Möbel umgerückt, also wirklich ganz reizend!“, begann sie zu schwärmen.
    „Ganz bestimmt ist er das...“, nuschelte Ben vor sich hin und bekam von Semir einen Stoß in die Rippen, als er bemerkte, dass die alte Dame Ben mit fragendem Blick ansah, „Wie meinen?“, fragte sie an Semir gewandt.
    Dieser lächelte und sah sie an, „Nicht so wichtig, Frau...?“ „Entschuldigung, wie unhöflich von mir. Möllheim, Sieglinde Möllheim.“ „Frau Möllheim, können Sie uns nun sagen, ob Herr Baylor zu Hause ist oder nicht?“
    Sie schüttelte den Kopf, „Ich kann es Ihnen nicht genau sagen, aber ich glaube Musik gehört zu haben, als ich an seiner Wohnung vorbei gegangen bin. Aber gehen Sie doch rauf. Wenn er Musik an hat, dann hört er das Klingeln sowieso nicht, dann muss man schon direkt an seine Wohnungstür klopfen. Sie wissen ja selbst, wie die heutige Jugend so ist...“, dabei sah sie Ben mit einem Lächeln an und Semir musste sich zusammenreißen, bei dessen Gesichtsausdruck nicht laut loszuprusten.
    „Da muss ich Ihnen so Recht geben Frau Möllheim, ich danke Ihnen.“ „Ich bitte Sie, ich helfe doch gern. Seine Wohnung ist im zweiten Stock. Schönen Tag noch die Herren.“ „Vielen Dank, Ihnen auch.“, meinte Semir noch und betrat dann den Hausflur, mit Ben im Schlepptau.
    „Da muss ich Ihnen so Recht geben...“, äffte Ben ihn nach, sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, „Na wirklich vielen Dank!“
    Semir musste lachen, „Jetzt sei doch nicht eingeschnappt. Die Frau hat das doch nicht böse gemeint und ich im Übrigen auch nicht! Aber wenn ich dran denke, wenn du deine Musik hörst, dann bekommst du auch nichts mehr mit.“
    Ben sah ihn noch immer leicht schmollend an, „Ist ja jetzt auch egal. Wir sind wegen etwas ganz anderem hier.“
    Semir nickte und so stiegen sie die Stufen zum zweiten Stock hinauf und tatsächlich, kaum das sie oben angekommen waren, konnten hören, dass aus der Wohnung ihnen gegenüber, leise Musik drang.
    Ben nahm die letzten drei Stufen mit einem Satz und klopfte gegen die Tür, „Herr Baylor? Kripo Autobahn, wir hätten Sie gern kurz gesprochen!“
    Doch auch nach dem fünften, sechsten, siebten Mal klopfen rührte sich in der Wohnung nichts. Außer der Musik drang kein Laut nach draußen.
    „Sag mal, hast du auch gerade einen Schrei aus der Wohnung gehört?“, fragte Semir seinen Partner, der ihn für einen Augenblick mit einem überraschtem Gesichtsausdruck ansah, doch dann verstand, „Stimmt, ich schätzte wir sollten mal nachsehen was da drin vor sich geht.“ Semir nickte, „Der Meinung bin ich auch.“, und schon hatte er den Dietrich hervorgezogen und machte sich am Türschloss zu schaffen.
    Nicht einmal eine Minute später, drückte er die Tür auf und betrat die Wohnung, Ben folgte ihm.
    Die Wohnung war unaufgeräumt und sah aus, als ob schon lange nicht mehr geputzt worden war und was selbst Ben, der ja auch oft nicht der Ordentlichste war, besonders ekelte, war der Teller mit Spaghetti der schon einige Tage auf dem Küchentisch stehen musste, denn es hatte sich bereits ein Schimmelflaum darauf gebildet.
    „Also so wie es hier aussieht, kann er sich hier schon eine Weile nicht mehr aufgehalten haben, oder ihn stört solch ein Dreck noch weniger als dich.“, bemerkte Semir und sah in Bens Gesicht, welches schon wieder einen entrüsteten Ausdruck angenommen hatte, „Ganz ehrlich, so schlimm sieht es bei mir nicht aus.“
    Semir lachte, „Würde es aber, wenn du deine Putzfrau nicht hättest.“, kaum hatte er ausgesprochen, da musste er sich auch schon ducken, damit er keine Kopfnuss von Ben verpasst bekam, „Pass bloß auf Partner.“, doch auch Ben brachte, nach taglanger trauriger Miene, endlich mal wieder ein Lächeln zustande, „Aber eines steht fest, die Musik läuft schon länger und Baylor war dementsprechend schon eine Weile nicht mehr hier.“
    Ben sah sich die Anlage genauer an, „Siehst du, die CD wurde auf Repeat gestellt, sollte wohl den Anschein erwecken, dass er zu Hause ist. Und da wir alle wissen wie die Jugend von heute ist...“, fügte er sarkastisch hinzu, „...hat es wohl auch niemanden gewundert, dass er die Tür nicht aufgemacht hat.“
    „Ich kann dir nur Recht geben. Die Frage ist, wo hält sich Baylor auf?“, nickte Semir zustimmend, als sein Handy klingelte, „Susanne? Was gibt’s?“ „Am Rheinufer, auf Höhe der Deutzer-Brücke wurden zwei Leichen geborgen...“ „Und was haben wir damit zu tun?“ „Sehr viel sogar.“ „Susanne, jetzt mach es nicht so spannend...“ „Eine der beiden Leichen ist Zack Baylor, der Mann den ihr gesucht habt.“ „Was...?“, Semir keuchte heiser auf und sah Ben mit entsetztem Blick an, während dieser seinen Partner nur verständnislos und fragend ansah.

  • Ich weiß es ist lange her, aber eine sehr lange Zeit ohne jegliche kreative Phase haben mich zu dieser Pause gezwungen. :S Ich weiß nicht ob überhaupt noch jemand liest, aber auf meinem Laptop soll sie dennoch nicht versauern. Dafür bedeutet sie mir zuviel! Sollte doch noch jemand lesen, dann lasst mir doch bitte einen Kommentar da. LG!




    „Was ist los?“, erkundigte sich Ben bei Semir, worauf dieser ihn mit bestürzter Miene ansah, „Ich fürchte von Baylor werden wir nichts mehr über Melindas Aufenthaltsort erfahren...“
    „Wieso nicht? Könntest du bitte mal Klartext reden, anstatt hier nur irgendwelche Andeutungen zu machen.“, Ben sah seinen Partner genervt an und dieser hätte sich am liebsten davor gedrückt, Ben die Wahrheit sagen zu müssen, denn ihm war bewusst, dass dieser seinem Vater etwas versprochen hatte, was er nun nicht mehr einhalten konnte.
    „Ben, die Kollegen haben zwei Leichen an der Deutzer-Brücke gefunden und Zack Baylor ist einer von ihnen.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?“, Semir erkannte was diese Nachricht in Ben auslöste, als er dessen versteinerte Miene sah. Alle Hoffnung die Ben darin gesetzt hatte, Baylor zu finden und den Aufenthaltsort Melindas aus ihm herauszupressen, war mit einem Schlag dahin.
    „Was soll ich denn jetzt meinem Vater sagen? Semir,... ich habe ihm versprochen, dass wir ihn kriegen und Melinda wieder frei bekommen und jetzt...?“, kraftlos ließ er sich an die Wand sacken, neben der er stand und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, „Mein Vater wird es mir nie im Leben verzeihen, dass ich ihm etwas versprochen habe und es jetzt nicht halte.“
    Semir ging auf seinen Partner und Freund zu, legte eine Hand auf dessen Schulter und drückte diese leicht, „Wir werden einen anderen Weg finden, Melinda zu helfen. Das verspreche ICH dir!“
    Ben sah ihn an und lächelte gequält, „Bitte Semir, tu mir einen Gefallen..., keine Versprechen mehr, die wir vielleicht nicht einhalten können.“, Semir lächelte ebenfalls und nickte, „In Ordnung. Wir sollten Susanne anrufen, möglicherweise wurden die Leichen bereits in die Gerichtsmedizin gebracht.“
    Ben schaffte es sich zusammen zu nehmen und sich aufzuraffen, „Alles klar!“, dann zog er sein Handy aus der Tasche und wählte...

  • Währendessen hatte Konrad neuen Mut geschöpft. Endlich wussten sie den Namen von einem der Täter, endlich konnten Ben und Semir einen von Melindas Entführern ausquetschen und vielleicht, so hoffte er, konnte er seine Geliebte schon sehr bald wieder in die Arme schließen.
    Julia beobachtete ihren Vater lächelnd, auch sie war froh, dass der Alptraum nun bald zu Ende sein würde.
    „Glaubst du Ben und Herr Gerkhan haben diesen Baylor schon festgenommen?“, wandte sich Konrad an Julia, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, „Kann ich dir nicht sagen, aber wie ich Ben und Semir kenne, sind sie ihm dicht auf den Fersen.“, Julia ging auf ihren Vater zu und umarmte ihn, „Ben hat dir versprochen, dass er den Kerl schnappt und er wird sein Wort halten. Du vertraust ihm doch, oder nicht?“ „Natürlich vertraue ich ihm. Ich weiß ja, dass er alles tut um Melinda zurückzuholen. Aber ich kann es kaum erwarten, sie wieder in meine Arme zu schließen.“, für einen Moment verstummte er und hing seinen Gedanken nach, bevor erneut zu sprechen begann, „Ich wünschte Ben würde mich nur ein paar Minuten mit dem Scheißkerl allein in einen Raum lassen, der würde seines Lebens nicht mehr froh. Wenn er das ganze denn überleben würde...“, fügte er hinzu.
    Julia sah ihren Vater einen Moment lang geschockt an, „Dann ist es ja gut, dass Ben dich nicht mit ihm allein lassen wird. Anderenfalls könnte er dich auch gleich festnehmen, wegen Totschlags, oder zumindest gefährlicher Körperverletzung.“ „Damit hast du wohl nicht ganz unrecht.“ Konrad löste sich aus Julias Umarmung und lief erneut unruhig hin und her.
    Das wurde ihr allerdings langsam zuviel, „Papa, jetzt setzt dich bitte hin. Ich mach dir einen Tee. Wir können jetzt nur noch warten.“
    Im gleichen Moment klingelte es an der Tür und Julia konnte durchs Fenster sehen, dass ein Kurier mit einem Umschlag in der Hand, davor stand...

  • Währendessen hatte Konrad neuen Mut geschöpft. Endlich wussten sie den Namen von einem der Täter, endlich konnten Ben und Semir einen von Melindas Entführern ausquetschen und vielleicht, so hoffte er, konnte er seine Geliebte schon sehr bald wieder in die Arme schließen.
    Julia beobachtete ihren Vater lächelnd, auch sie war froh, dass der Alptraum nun bald zu Ende sein würde.
    „Glaubst du Ben und Herr Gerkhan haben diesen Baylor schon festgenommen?“, wandte sich Konrad an Julia, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete, „Kann ich dir nicht sagen, aber wie ich Ben und Semir kenne, sind sie ihm dicht auf den Fersen.“, Julia ging auf ihren Vater zu und umarmte ihn, „Ben hat dir versprochen, dass er den Kerl schnappt und er wird sein Wort halten. Du vertraust ihm doch, oder nicht?“ „Natürlich vertraue ich ihm. Ich weiß ja, dass er alles tut um Melinda zurückzuholen. Aber ich kann es kaum erwarten, sie wieder in meine Arme zu schließen.“, für einen Moment verstummte er und hing seinen Gedanken nach, bevor erneut zu sprechen begann, „Ich wünschte Ben würde mich nur ein paar Minuten mit dem Scheißkerl allein in einen Raum lassen, der würde seines Lebens nicht mehr froh. Wenn er das ganze denn überleben würde...“, fügte er hinzu.
    Julia sah ihren Vater einen Moment lang geschockt an, „Dann ist es ja gut, dass Ben dich nicht mit ihm allein lassen wird. Anderenfalls könnte er dich auch gleich festnehmen, wegen Totschlags, oder zumindest gefährlicher Körperverletzung.“ „Damit hast du wohl nicht ganz unrecht.“ Konrad löste sich aus Julias Umarmung und lief erneut unruhig hin und her.
    Das wurde ihr allerdings langsam zuviel, „Papa, jetzt setzt dich bitte hin. Ich mach dir einen Tee. Wir können jetzt nur noch warten.“
    Im gleichen Moment klingelte es an der Tür und Julia konnte durchs Fenster sehen, dass ein Kurier mit einem Umschlag in der Hand, davor stand...

  • In der Zwischenzeit waren Ben und Semir auf dem Weg zur Gerichtsmedizin, wobei Semir das Fahren übernommen hatte, nachdem er Bens zitternde Hände in Augenschein genommen hatte und ihm der Gedanke gegen den nächsten Baum zu fahren, so gar nicht behagen wollte. Egal wie ruhig Ben auch tat, er war es nicht, dass wusste Semir. Und obwohl er es vehement abstritt, hatte er schlussendlich doch eingesehen, dass es besser war, wenn sie beide die Plätze tauschten.
    „Ich habe keine Ahnung wie ich das meinem Vater erklären soll.“, sagte Ben plötzlich in die Stille hinein, die sich im Wagen eingestellt hatte, seit sie die Wohnung von Zack Baylor verlassen hatten. Er dachte an Konrads Gesicht, welches so voller Hoffnung gewesen war, als Semir mit der Nachricht gekommen war, dass sie einen Verdächtigen hatten und jetzt hatten sie wieder genauso viel wie vorher, nämlich gar nichts. Er fuhr sich mit einer Hand über die Augen, er war müde, konnte nicht mehr klar denken und überhaupt waren die letzten Tag alles andere als berauschend gewesen. Zu alledem kam dann auch noch Bens Angst, dass sein Vater ihm nicht verzeihen würde, sollten sie Melinda nicht rechtzeitig finden.
    Semir musste sich indes eingestehen, dass er sich ein wenig hilflos fühlte. Er wusste nicht was er Ben sagen sollte um ihm zu helfen, schließlich hatte er momentan selbst keine Ahnung wie es weitergehen sollte, nachdem ihr Verdächtiger tot aufgefunden worden war. Außerdem war ihm bewusst, dass es nichts gab, womit er Ben Mut machen konnte, es sei denn sie würden auf die schnelle noch jemanden finden, den sie in den Verdächtigenkreis aufnehmen konnten, doch danach sah es zur Zeit ganz und gar nicht aus.

  • Ein paar Minuten später hielt er den Wagen an der Gerichtsmedizin an und beide stiegen aus. Als sie das Gebäude betraten kam ihnen auch schon Kabir, der indischstämmige Gerichtsmediziner, entgegen, „Sie kommen genau passend, bin gerade mit der Obduktion der ersten Leiche fertig geworden.“ „Wen haben Sie zuerst?“, fragte Semir und Kabir sah in seine Unterlagen, „Der Kerl hieß Zack Baylor. Die Leiche sah nicht schön aus.“ Er deutete auf sein Büro und Ben und Semir folgten ihm.
    Während Semir sich Kabir gegenüber setzte, lehnte Ben sich an die Wand neben der Tür und lauschte.
    „Was meinen Sie damit?“, war es Semir der seine Frage an den Gerichtsmediziner richtete. Dieser sah auf ein Foto der Leiche und wenn sich Semir nicht irrte, hatte er Kabir beim Anblick der Leiche erschaudern sehen, etwas was er bislang bei keinem Gerichtsmediziner gesehen hatte „Wir konnten ihn nur anhand seines Ausweises identifizieren, den er bei sich hatte. Wer auch immer für seinen Tod verantwortlich ist, wollte nicht das man seine Identität herausbekommt. Ihm den Ausweis abzunehmen, daran hat derjenige offensichtlich aber nicht gedacht.“
    Semir wurde das Vorgerede langsam lästig und er wandte sich erneut, mit deutlich erhobener Stimme an Kabir, „Was wollen Sie uns damit jetzt sagen?“
    Sein Gegenüber räusperte sich und legte Semir die Tatortfotos vor die Nase, was diesen daraufhin blass werden ließ.
    „Man hat ihm direkt ins Gesicht geschossen.“, sagte der Gerichtsmediziner und obwohl Ben das Foto nicht sehen konnte, drehte sich ihm allein bei der Vorstellung, der Magen um. „Außerdem wurden ihm die Finger abgetrennt. Das einzige was man dem Täter als, ich sage mal freundlich, zuschreiben kann ist, dass beides wohl Post Mortem geschehen ist, um die Leiche unkenntlich zu machen. Die Todesursache war das Durchtrennen der Kehle, wobei er an seinem eigenen Blut erstickt ist. Also egal wie man es dreht und wendet, einen schönen Tod stelle ich mir anders vor. Was ich zu dem anderen Opfer bislang sagen kann, dass auch ihm ins Gesicht geschossen, die Finger abgetrennt und die Kehle durchtrennt wurde. Nur unter seinen Sachen befand sich leider kein Ausweis, sodass wir mit der Identität warten müssen, bis wir die Ergebnisse der DNA-Analyse haben und müssen dann darauf hoffen, dass er sich in der Datenbank befindet.“

  • Unterdessen waren Markus und Andrew wieder in ihrem Versteck angekommen. Ihre T-Shirts waren blutverschmiert, doch das störte sie nicht weiter. Sie zogen sie aus und warfen sie in eine alte rostige Tonne, in der David ein Feuer entfacht hatte, um die heruntergekommene Lagerhalle ein wenig zu heißen. So waren diese Beweise auch gleich vernichtet.
    Kein Laut war zu hören und die Beiden dachten schon, David wäre gar nicht da, als sie mit einem Mal einen Schmerzensschrei vernahmen, der eindeutig zu Melinda gehörte.
    Andrew sag Markus grinsend an, „Unser Chef scheint sich wieder ein kleines Vergnügen zu gönnen.“ „Wohl wahr! Aber die Kleine ist auch schon ein Leckerbissen!“, fügte Markus hinzu, „Da würde ich auch nicht nein sagen.“ Andrew lachte, „Ist aber nicht ganz deine Alterklasse oder, ich meine sie geht auf die vierzig zu und du bist sechsundzwanzig?“ Wieder ertönte ein Schrei.
    „Wow, er nimmt sie aber wirklich ganz schön ran.“, Markus zuckte zusammen, über den letzten Schrei war er doch etwas erschrocken, „Aber zu deiner Frage. Ich stehe ja eigentlich auch nicht auf ältere Frauen, lieber jung und knackig. Aber die hat etwas an sich, dass sie sehr attraktiv macht. Kein Wunder das der alte Jäger auf sie steht.“
    „Apropos alter Jäger, meinst du die Fotos und der Brief sind schon bei ihm angekommen?“


    Sie waren. Vor der Jägerschen Villa stand ein Rettungswagen.
    Nachdem Konrad den Brief in die Hände bekommen hatte und ihm die Fotos von seiner Melinda in den Schoss gefallen waren, war er bei ihrem Anblick zusammengebrochen. Nun kümmerten sich ein Rettungsassistent und der Notarzt um ihn. Zumindest versuchten sie es, denn Konrad wehrte jeden Hilfsversuch ab.
    Die Bilder der geschundenen Melinda hielt er krampfhaft umklammert und wollte sie nicht loslassen, egal wie sehr Julia versuchte ihm die Bilder zu entreißen.
    Sein Blick war starr auf die Bilder gerichtet und Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet, sein Gesicht schien innerhalb weniger Minuten um Jahrzehnte gealtert zu sein und immer wieder murmelte er leise, „Melinda...“, vor sich hin.
    Julia sah ihren Vater, ebenfalls mit Tränen in den Augen an. Auch sie stand kurz vor einem Zusammenbruch, doch ihr war klar, dass sie sich für ihren Vater zusammenreißen musste und sie war auch bereit dies zu tun. Dann wurde sie vom Notarzt zur Seite genommen, der eindringlich auf sie einredete, „Frau Jäger, hier können wir für Ihren Vater nichts tun. Sie sehen ja selbst, wie er uns von sich stößt. Wenn es nach mir geht, sollten wir ihn direkt ins Krankenhaus bringen. Dem Stress dem er gerade ausgesetzt ist, wird sein Herz fürchte ich nicht mehr lange standhalten und dann muss es schnell gehen. Sie wissen ja selbst, dass es nicht sein erster Herzinfarkt wäre...“
    Julia versuchte ihre Tränen wegzublinzeln und nickte, „Glauben Sie mir, mir wäre auch wohler wenn wir ihn ins Krankenhaus bringen würden, aber das wird er nie im Leben zulassen. Ich habe Ihnen ja bereits erklärt was passiert ist und er wird das Haus nicht verlassen, bis seine Lebensgefährtin wieder hier ist.“
    Der Notarzt nickte, „Sie melden sich aber sofort, wenn sich sein Zustand verschlechtert.“ „Natürlich.“

  • Semir und Ben saßen inzwischen wieder im Wagen und fuhren Richtung PAST, „Wie krank muss man sein, um einen Menschen so zu verstümmeln?“, fragte Semir an Ben gerichtet, „Keine Ahnung. Aber wer eine Frau so zurichten kann wie Melinda auf den Fotos, der hat auch keine Skrupel jemanden so über die Klinge gehen zu lassen.“ „Damit hast du wohl Recht.“ Semir sah zu Ben rüber und der sah ihn im gleichen Moment an, beide brachten ein kleines Lächeln zustande, als Bens Handy klingelte.
    „Julia, was gibt es?“, er konnte seine Schwester kaum verstehen, etwas war vorgefallen, denn Julia schluchzte nur so vor sich hin. Ben richtete sich in seinem Sitz auf, „Julia, jetzt beruhige dich. Ich verstehe kein Wort, was ist passiert?“ Langsam aber sicher begann seine Schwester sich am anderen Ende der Leitung etwas zu beruhigen und sie fand die Kraft wieder in ganzen Sätzen zu sprechen, „Der Brief mit dem Nummernkonto in der Schweiz ist vor anderthalb Stunden gekommen.“ „Und warum hast du mir nicht schon früher Bescheid gesagt?“ „Es ging nicht Ben. Nachdem Papa den Brief geöffnet hat ist er zusammengebrochen. Bis vor wenigen Minuten war der Notarzt noch da.“
    Ben wurde bleich, „Was sagst du da? Was ist mit ihm?“
    Semir beobachtete Ben aus dem Augenwinkel heraus und spitzte Ohren.
    „Es ist nichts, noch nicht. Der Notarzt wollte ihn mit ins Krankenhaus nehmen. Er hat die Befürchtung, das Papa kurz vor seinem nächsten Herzinfarkt steht. Aber er hat es nicht zugelassen. Ben, er hat sich nicht einmal richtig untersuchen lassen. Er hatten jeden einfach von sich gestoßen. Habt ihr diesen Baylor schon gefunden?“
    Ben musste schlucken, in seinem Hals hatte sich ein Kloß von der Größe eines Tennisballs gebildet und er blieb stumm. Was Julia natürlich nicht entging, „Ben? Was ist los? Habt ihr ihn oder nicht?“ „Wir haben ihn gefunden...“, Ben suchte fieberhaft nach Worten, wie sollte er es ihr sagen, „Ist Papa in der Nähe Julia?“ „Nein. Was ist denn?“ „Tu mir bitte den Gefallen und sag ihm noch nichts von dem was ich dir jetzt sagen werde, schwör es.“, flehte er seine Schwester an.
    Ich werde Papa nichts sagen, aber was ist denn los? Sag es mir...“, Ben konnte an Julias Stimme hören, wie nervlich angespannt sie war, „Julia, Baylor wurde vor ein paar Stunden tot am Rheinufer gefunden, zusammen mit einem anderen Mann. Ob der auch was Melindas Verschwinden zu tun hatte wissen wir bis jetzt noch nicht. Aber die Vermutung liegt nahe.“
    Am anderen Ende der Leitung war es still geworden, „Julia?“, fragte Ben vorsichtig in die Stille hinein. Einige Sekunden lang, die ihm wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, hörte man nichts, dann hörte er Julias geschockte Stimme, „Bitte sag mir, dass das jetzt nur ein ganz, ganz schlechter Scherz ist.“, bat sie, doch Ben schüttelte nur den Kopf, „Es tut mir leid, aber es ist kein Scherz.“ „Das heißt ihr habt gar nichts?“ „So sieht es leider aus, Julia. Bitte sag Papa davon...“, er stockte als er das regelmäßige Tuten hörte, sie hatte aufgelegt.

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