Der Doppelgänger

  • So der Teil für Heute ;) Viel Spaß damit :D
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    Wolkenhaupt instruierte seine Männer. „Ich will Gerkhan. Wie, ist mir egal. Hauptsache, ihr bringt ihn mir lebend. Was mit dem alten Jäger passiert, ist nicht mein Problem. Klar?“ Sascha und die anderen, vier an der Zahl nickten und machten sich dann auf dem Weg zum anderen Ufer des Sees.
    „Ich wette, das wird ein Kinderspiel, dem Chef, diesen Gerkhan zu bringen.“, lachte Gregor. „Das glaube ich nicht.“, erwiderte Sascha. „Dieser Bulle hat den Chef schon einmal hinter Gitter gebracht. Er ist gefährlich und nicht zu unterschätzen.“, erklärte er und überprüfte seine Waffe.


    Dieter saß derweil vor dem Operationssaal und hielt seine Mütze fest mit seinen Händen umschlungen. Traurig ließ er seinen Kopf hängen und schaute nicht einmal auf, wenn jemand dicht an ihm vorbei ging. Er wollte einfach, dass sich diese Türe öffnet und Hotte heraustrat, alles nur ein böser Traum war. Dieter brauchte doch seinen Hotte. Er war für ihn mehr, als nur ein Kollege. Zwischen ihnen herrschten die gleichen freundschaftlichen Bande wie zwischen Semir und Ben. Das konnte doch jetzt nicht alles vorbei sein.
    Dann ging die Tür auf und ein Arzt kam auf ihn zu. Sofort sah Dieter auf, als er seinen Namen vernahm. „Wie geht es meinem Partner, Doc?“, wollte er sofort mit schwerer Stimme wissen. „Die Kugel hat das Herz nur sehr knapp verfehlt.“, erklärte der Mediziner und nahm seinen Haarschutz vom Kopf. „Wird er wieder gesund?“, fragte Dieter mit heiserer Stimme. Er rechnete mit dem Schlimmsten. Dann würde er aber auch nicht mehr wollen. Der Dienst ohne Hotte, vielleicht noch einen Frischling einarbeiten. Nein, dafür war er nun wirklich nicht der Richtige. „Ich hoffe es, aber seine Vitalzeichen sind im Moment noch sehr schwach. Wenn er die nächsten 24 Stunden übersteht, hat er es geschafft.“, erwiderte der Arzt und brachte Dieter auf Anfrage, ob er sich zu Hotte ans Bett setzen dürfe, in die Station.
    „Mensch Hotte, bitte lass mich nicht allein.“, schluchzte Dieter, als er auf seinen an die Geräte und Beatmungsmaschinen angeschlossenen Kollegen sah, wie er blass und fahl da lag und das Leben aus ihm gewichen zu sein schien. „Wir wollten doch noch so viel machen. Du kannst mich doch nicht mit den Chaoten Semir und Ben und mit der Chefin alleine lassen. Das schaffen wir doch nicht.“, meinte er und nahm die Hand seines Kollegen. „Was soll ich denn ohne dich bei der Polizei machen?“


    Ben stand am Fenster und beobachtete die Szenerie mit genau den gleichen Gefühlen. Auch ihm war der dickliche Polizist mit dem großen Magen und dem doppelt so großen Herzen mehr als nur sympathisch. Er war ein Teil der Familie und ihm in den sieben Monaten ans Herz gewachsen. Ohne ihn wäre die PASt um einen guten Beamten ärmer. Wieso waren die Beiden auch in diesem Museum? „Die Krüger.“, dachte er sofort und da war sie wieder. Die Wut gegen diese Frau mit ihren disziplinierenden Maßnahmen. Das war nun das Ergebnis davon. Wenn Hotte sterben würde, das schwor sich Ben, würde er dieser Frau das Zusammenarbeiten so schwer machen, dass sie freiwillig die Station wechseln würde. Wie, als wenn sie seine Gedanken lesen konnte, stand Kim plötzlich hinter dem jungen Hauptkommissar. „Das habe ich nicht gewollt.“, meinte sie leise, doch für Ben hörbar. Er drehte sich um und sah in die bedrückten Augen dieser sonst so kühlen und berechnenden Frau.


    ...

  • Wow, so viele Feeds. Ihr seid klasse. Mal sehen, was ihr zu diesem Teil sagt. ;)
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    „Frau Krüger, ich ...“, fing Ben an und stand nun zwischen zwei Stühlen. Einerseits vertraute ihm Semir und hoffte, dass er ihn nicht verriet. Andererseits erkannte Ben, dass er nicht alleine gegen Wolkenhaupt ankam. Er brauchte Hilfe. Bevor er weitersprechen wollte, hob sie die Hand. „Ich weiß, sie sind Herrn Gerkhan freundschaftlich verbunden.“, fing sie an. „Wir werden ihn helfen. Zu zweit sollten wir weiter kommen.“, lächelte sie ehrlich. Erstaunt sah Ben sie an und nickte nur zustimmend. „Ich hoffe, dass ist kein Spiel von ihnen.“, meinte er etwas kühl. „Bestimmt nicht.“, erwiderte sie und sah in die Augen ihres Untergebenen. Deutlich konnte der junge Hauptkommissar die Ehrlichkeit in ihren großen braunen, meist einschüchternden Augen sehen. Einschüchternd waren sie aber nicht, eher warm und zuvorkommend.
    „Gut, Chefin, ich weiß, dass sie mich dafür lynchen werden.“, meinte Ben und sah etwas bedrückt zu Boden. „Ich habe Semir wirklich zur Flucht verholfen, aber ich weiß, dass er unschuldig ist. Die Tatsache, dass Hotte angeschossen wurde, müsste bei ihnen doch auch Zweifel hervorrufen.“ „Semir würde niemals auf einen Kollegen schießen.“, sprach sie Bens Gedanken aus. Nickend stimmte er zu. „Ich habe ihn bei meinem Großvater untergebracht.“, erklärte Ben und Kim sah ihn lächelnd, aber erstaunt an. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht.“, meinte sie. „Okay, wir fahren sofort zu ihm und bereden das weitere Vorgehen.“, fügte sie hinzu und ging dann Richtung Ausgang. Ben sah ihr erstaunt hinterher. Noch immer konnte er nicht fassen, dass sie ihm helfen wollte. Aber allein gegen Wolkenhaupt, das würde er nicht schaffen. So ging er hinter der Chefin her und fuhr mit ihr zum Seehaus seines Großvaters, dessen geliebte Idylle gerade in größter Gefahr schwebte.


    Sascha und seine Männer pirschten sich langsam an das Grundstück von Jäger heran, doch lange unentdeckt blieben sie nicht. Sina, die Irish-Setter-Hündin von Bernhard Jäger schlug sofort an, als sie den Geruch der fremden Männer aufgenommen hatte. Ihr Bellen war weit bis ins Haus zu hören.
    Semir horchte auf, als der Hund zu bellen begann. „Was hat sie denn?“, fragte er und sah Bernhard an, der seine Pfeife vorbereitete, um genüsslich den Tabak in seine Lungen einzuatmen. „Wahrscheinlich eine Katze, die hier durch die Gegend streunt.“, meinte er mit gelassener Ruhe und zog an der Pfeife, während er das Feuerzeug an die mit Tabak vollgestopfte Öffnung hielt. Doch Semir ahnte, was da draußen vor sich ging. Mit runzelnder Stirn stand er auf und ging ans Fenster. Dann sah er, wie fünf bewaffnete Männer über den Gartenzaun stiegen und auf das Haus zukamen. „Wir haben ein Problem.“, stieß Semir aus und zog Bernhard zum Fenster. „Oh nein, nicht schon wieder die.“, zischte er und rannte ins Wohnzimmer. „Wer sind die?“, fragte Semir und kam hinterher. Der Deutschtürke sah, wie Bernhard einen Schrank öffnete und zwei Flinten herausnahm. „Meine aufdringlichen Nachbarn oder besser dessen Mitarbeiter.“, erklärte er und drückte Semir das Gewehr in die Hand. „Und wer ist ihr Nachbar?“, wollte Semir wissen und überprüfte, ob die Munition im Lauf steckte. „Wolkenhaupt heißt er, glaub ich.“, erwiderte Bernhard. Dem Deutschtürken fiel vor Schreck der Kiefer runter. Das hatte ihm noch gefehlt. Sein Feind war ganz in seiner Nähe, obwohl er doch eigentlich in Sicherheit sein sollte. „Na klasse.“, zischte Semir nur und ging dann mit dem Gewehr zum Fenster. „Dann zeigen sie mal, was sie können.“, rief Bernhard und eröffnete das Feuer auf die Eindringlinge.


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  • Okay, zweite, dramatische Stelle. ;) Beruhigungsmittel bereithalten
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    Sascha sprang sofort zur Seite und auch die anderen waren von den Schüssen so geschockt, dass sie sich flach auf den Boden fallen ließen. „Scheiße, sie haben uns gesehen.“, zischte Gregor und robbte zu einem der Baumstümpfe hin, nahm sein Gewehr in Anschlag und erwiderte das Feuer. „Denkt dran,“, rief Sascha seinen Leuten zu. „Wir müssen Gerkhan lebend kriegen.“ Danach robbte er weiter über den Hof und näherte sich unentdeckt dem Gebäude. Doch das Glück war nicht auf seiner Seite.
    Semir sah, wie sich einer der Kerle an das Haus ranschleichen wollte und nahm ihn aufs Korn. „Zielen sie gut. Sie haben vielleicht nur den einen Versuch.“, zischte Bernhard und schoss weiter. „Als ob ich mich von einem Jäger belehren lassen müsste.“, murmelte Semir genervt und drückte ab. Er sah noch, wie er den Mann die Waffe aus der Hand schoss. „Verdammt.“, stieß er aus. „Das Gewehr zieht leicht nach links.“, kam es von Bernhard erklärend. „Vielen Dank für den Rat.“, zischte Semir und lud erneut durch.
    Sascha schüttelte sich die Hand. „Scheiße.“, stieß er aus und tastete nach seinem Gewehr. „Jetzt aber.“, dachte er und legte auf den alten Mann an. Dann drückte er ab und sah, wie sein Ziel getroffen zu Boden ging. „Los, ab ins Haus und Gerkhan geholt.“, schrie er seinen Männern zu.


    „Ahhh.“, schrie Bernhard Jäger und ging getroffen zu Boden. Semir wendete sofort seine Blicke auf Bens Großvater, dessen Flanellhemd sich mit Blut im Bauchbereich voll saugte. „Oh nein.“, stieß Semir aus, nahm sofort sein Taschentuch und presste es auf die Wunde. „Verdammt Gerkhan, es hat mich erwischt.“, murmelte Bernhard und spürte, wie die Wunde brannte. Es brannte wie Feuer, das Feuer der Hölle. „Halten sie aus.“, meinte der Deutschtürke und holte den Verbandskasten. „Das ich mich mal von einem Türken versorgen lasse, hätte ich auch nicht gedacht.“, lachte Bernhard. „Und ich hätte nicht gedacht, dass ich jeden aus dem Jäger-Clan mal retten muss.“, entgegnete Semir lächelnd und legte eine Druckverband an. „Wir müssen hier schnell weg. Die kommen sicherlich meinetwegen.“, meinte Semir mit leiser Stimme und suchte einen geeigneten Fluchtweg. Er ahnte nicht, dass es schon zu spät war.
    Schon im nächsten Moment hörte Semir starke Schritte im Flur vorm Wohnzimmer. „Mist, sie sind schon da.“, fluchte er leise und nahm sein Gewehr wieder in die Hand und griff nach Bernhards Waffe. „Wenn sie sich hinter die Couch legen, meinen sie, sie können dann noch schießen?“, fragte Semir leise. „Machen sie sich um mich mal keine Sorgen.“, stöhnte Bernhard und zog sich vorsichtig hoch. „Wenn sie wirklich wegen ihnen hier sind, dann hauen sie durch den Keller ab. Der Zugang ist hinten in der Küche.“, meinte er leise und deutete auf die Tür hinter ihm. „Schaffen sie das wirklich?“, fragte Semir noch mal, denn er wollte den Mann nicht alleine lassen. Ben würde ihm riesige Vorwürfe machen, wenn ihm etwas passierte. Und er selbst würde sich riesige Vorwürfe machen, wenn der alte Kauz zu Schaden kam.


    ...

  • Hallo Leute, schönen 1. Mai wünsch ich. Und zur Feier des Tages, wieder ein dramatischer Teil. Feedet schön ;)
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    „Nun gehen sie schon.“, fauchte der alte Mann und stieß Semir kraftvoll von sich. „Bitte.“, flehte er noch einmal und legte sich dann mit seinem Gewehr wieder auf die Lauer. Nickend kam Semir der Bitte nach, obwohl er es nicht gern tat, und verschwand durch die Küchentür in den Keller. Er hörte noch einiges Getrampel, das Krachen einer Tür und einige Schüsse, bevor es dann totenstill wurde. Der Hauptkommissar stockte, wusste nicht, ob er zurück oder weiter gehen sollte. Dann hörte er eine Stimme, die seinen Namen rief.


    „Gerkhan, wir wissen, dass sie hier sind.“, schrie Sascha durch das Haus. „Wenn sie nicht wollen, dass dem Alten hier etwas passiert, sollten sie zu uns kommen.“ Die Anderen warteten und hielten ihre Waffen unter den Achseln geklemmt. Bernhard, durch eine zweite Schusswunde im Bein verletzt, keuchte und bäumte sich mit allerletzter Kraft auf. „Semir, bleiben sie, wo sie sind.“, rief er, doch im nächsten Moment bekam er den Kolben von Sascha ins Gesicht geknallt. Seine Nase schien gebrochen. Blut lief über seine Lippen und floss in den Mund hinein. Die getroffene Wange färbte sich langsam blau und schmerzte. Auch hatte er das Gefühl, als ob einige seiner Zähne ausgeschlagen waren.
    Semir konnte nicht anders. Er musste zurück. Schon alleine, um Bens Großvater zu helfen. Langsam kam er hinter der Küchentür und hatte die Hände hinter seinen Kopf verschränkt. Mit entschuldigendem Blick sah er zu Bens Großvater. Sascha grinste hämisch. „Sieh an, so einfach ist das.“, lachte er und griff Semir am Arm, zog ihn zu sich und warf ihn dann seinen Männern in die Arme. „Los, fesselt ihn und dann bringen wir ihn zu Wolkenhaupt.“, befahl Sascha und nahm seine Pistole hervor, während seine Männer das taten, was von ihnen verlangt wurde. Sie drehten Semir unsanft die Arme auf den Rücken, was den Deutschtürken einen kurzen, schmerzhaften Schrei ausstoßen ließ, und fesselten dann seine Handgelenke. Semir sah, wie Sascha zu dem alten Mann ging und seine Waffe auf ihn richtete.


    „Nein.“, schrie Semir und wollte sich aus dem Griff der beiden Gorillas befreien, doch diese hielten ihn wie in einem Schraubstock fest und erstickten jegliche Bewegungsversuche im Keim. „Sie hängen ja richtig an dem Alten.“, meinte Sascha und spannte den Hahn der Waffe. Semirs Augen weiteten sich. Das durfte er nicht zulassen. Es war Bens Großvater, seine einzige Verbindung zu seiner Mutter. Wenn er jetzt starb, dann verlor Ben den letzten Faden, den letzten Menschen, mit dem er sich an sie erinnern konnte. Der ihm Geschichten über sie erzählte.
    Bernhard merkte, wie sehr Semir ihn schützen wollte. Der alte Griesgram sah den Türken nur lächelnd an. „Ist schon gut, Semir.“, meinte er dann und sah dann wieder zu Sascha. „Na los. Traust dich ja doch nicht, du stinkendes Abziehbild eines feigen Huhns.“, zischte er und sah dann nur noch den Feuerschwall, der aus der Mündung der Waffe zündete und die Kugel vorwärts trieb. Das nächste, was er spürte, war ein Einschlag in seiner Brust. Bernhard stöhnte auf und kippte nach hinten. „NEEEEIIIINNN!“, schrie Semir und zerrte immer mehr an den Beiden. Jetzt reichte es auch Sascha. Er kam auf Semir zu, holte mit dem Griff seiner Waffe aus und schlug dem Hauptkommissar derart gegen die Schläfe, dass neben der blutenden Platzwunde Semir auch noch ohnmächtig wurde und nun von den Gorillas weggetragen werden musste.


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  • Zum zweiten Mai mal etwas längeres ...
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    Ben und Kim waren nicht mehr weit von der Hütte seines Großvaters entfernt. Er hatte es einfach für besser empfunden, die Chefin in alles einzuweihen. „Noch was.“, meinte er dann, während er seinen Wagen über den Waldweg lenkte. „Mein Großvater kann manchmal etwas bissig sein, wenn sie verstehen. Er hat einfach nicht gerne Menschen um sich herum.“, erklärte er. „Und dann verstecken sie ausgerechnet Gerkhan bei ihm?“, fragte sie stichelnd und Ben dachte, er hörte nicht recht. War das ein Witz? Aus dem Mund dieser Frau? Er konnte es nicht glauben. „Wie?“ „Sie müssen doch zugeben, dass nicht jeder mit Gerkhans offener und freundlicher Art klar kommt. Schon gar nicht, wenn es so ein Einsiedler ist.“, erklärte sie und sah Ben an. Er musste unweigerlich grinsen. Stimmt, Semir konnte aber auch jeder schlechten Situation immer was Gutes abgewinnen, hatte auch immer einen passenden Spruch auf den Lippen, um das Ganze aufzulockern. Und deshalb mochte er den kleinen Türken so gut. Er war einfach die pure Lebensfreude, wenn er nicht gerade wieder sein Lieblingsspielzeug verloren hatte oder Ben das Miniaturauto auf Semirs Schreibtisch in irgendeiner Form beschädigt hatte.
    Er bog in die Hofeinfahrt ein und stellte den Motor ab. „Ich hoffe, sie haben keine Angst vor Hunden?“, fragte er und schloss die Zentralverriegelung ab, nachdem Kim ausgestiegen war. „Nein, eigentlich nicht.“, erwiderte sie ein wenig irritiert. „Gut.“, meinte Ben nur und sah sich um. Merkwürdig, Sina kam doch immer gleich bellend angerannt, wenn sie ein fremdes Geräusch gehört hatte. Im jungen Hauptkommissar stieg ein ungutes Gefühl auf. Auch Semir konnte er nirgends entdecken, obwohl er sicher war, dass ihn sein Großvater irgendeine Arbeit im Garten aufhalsen würde, um ihn zu beschäftigen.


    „Gehen wir mal hinein.“, meinte Ben dann und schritt über den Kies auf die Haustür zu, die, wie er schon von weitem sah, gewaltsam geöffnet wurde. „Verflucht.“, stieß er aus und sofort war sein geübter Griff an seinem Gürtelhalfter und damit an seiner Dienstwaffe. Auch Kim hatte ihre Waffe aus dem Schulterhalfter gezogen und entsichert. Ben und die Chefin schauten sich vielsagend an und nickten einander zu.
    Langsam stieß der junge Hauptkommissar die Tür beiseite und ging langsam mit vorgehaltener Waffe durch den Flur in Richtung Wohnzimmer. Kim folgte ihm und gab, wenn nötig, Rückendeckung. Je weiter er auf das Wohnzimmer zusteuerte, desto angespannter wurden seine Nerven und seine Hände hielten den schwarzen Griff der Waffe fest umschlungen. Ohne ein Geräusch zu verursachen, schlichen Ben und die Chefin in das Innere des großen Raumes. Bens Atem stockte, als er merkte, dass er mit seinen Schuhen in einer Blutlache stand. „Oh shit.“, stieß er aus und folgte dem Schwall des roten Lebenssaftes bis er hinter dem Sofa seinen blutüberströmten Großvater fand.
    Erschrocken ließ Ben seine Waffe fallen und stürzte sich neben seinen Großvater auf die Knie. Vorsichtig nahm er dessen Kopf, nahm ein Taschentuch hervor und presste es auf die große Wunde im Bauchbereich. Ein zweites presste er auf die, die sich in der Brust befand. Kim stand nur geschockt daneben und sah zu. „Opa, komm, wach auf.“, schrie Ben mit sich überschlagender Stimme und schlug sanft auf die Wangen seines Großvaters. Doch dieser rührte sich nicht. „Er hat noch Puls.“, merkte Ben dann endlich und wandte sich an Kim. „Schnell, wir brauchen einen Krankenwagen.“, schrie er sie mit emotionsgeladener Stimme an. Kim reagierte sofort und nahm ihr Telefon hervor.


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  • Hy Leute, ihr wartet sicher schon ungeduldig auf den nächsten Teil. Hier kommt er ;)
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    Immer noch kniete Ben neben seinem Großvater und hatte dessen Kopf auf seine Knie gebettet. „Bitte, du darfst nicht sterben.“, flüsterte der junge Hauptkommissar und merkte, wie ihm eine Träne nach der anderen die Wange hinunterlief. Obwohl er wusste, dass die Chefin ihn beobachtete, versuchte er nicht, die Tränen zu unterdrücken. Es war sein Großvater, der hier schwer verwundet vor ihm lag. Sein Verwandter, der die einzige Verbindung zu Bens verstorbener Mutter war. Er durfte ihn nicht verlieren. Bernhard war ihm genau so wichtig, wie Semir, Andrea oder Aida. Plötzlich vernahm Ben ein Stöhnen und blickte in die flackernden Augenlider seines Großvaters. „Ben?“, fragte er leise hauchend und versuchte seinen blutverschmierten Arm zu heben. Sofort griff der Autobahnpolizist die Hand seines Verwandten und drückte sie fest an seinen Körper. „Opa, was ist passiert?“, fragte Ben vorsichtig, da er aus Erfahrung wusste, wie anstrengend das Reden mit einer Schusswunde sein konnte.


    „Wir wurden angegriffen.“, stöhnte er und schluckte schwer. Immer wieder schloss er die Augen und öffnete sie wieder. „Es waren ... Wolkenhaupts Männer.“ „Was?“, stieß Kim aus und Ben sah sie nur an. Jetzt wurde auch ihr langsam klar, dass Semir unschuldig sein musste. „Sie haben deinen Partner. Anderes Seeufer.“, kam es noch von Bernhard, bevor er wieder das Bewusstsein verlor. „Opa? Opa!“, Ben verlor fast die nervliche Kontrolle über sich. Er musste ruhig bleiben. Der Krankenwagen war schon zu hören. Sein Großvater würde es sicherlich schaffen. Er war ein Kämpfer, genau wie Ben. Nicht umsonst führte er ein Leben abseits allen verschwenderischen Luxus. Ben hoffte, dass er noch ein wenig durchhalten würde und dass er nicht zu viel Blut verloren hätte. Endlich kamen die Sanitäter und der Notarzt kümmerte sich sofort um Bernhard Jäger. „Er hat ziemlich viel Blut verloren.“, kommentierte der Arzt seine Untersuchung, wandte sich dann Ben zu, der auf einem Stuhl saß und seine blutbefleckten Hände auf seine Knie ruhen ließ. „Wissen sie, welche Blutgruppe er hat?“, wollte der Arzt wissen. Der Autobahnpolizist überlegte einen Moment. Er wusste es, hatte er doch die gleiche. „AB positiv, genau wie ich.“, seine Stimme war schwer und kaum zu verstehen. „Okay, sie kommen dann mit. Vielleicht brauchen wir ihr Blut.“, erwiderte der Arzt. „Ich bringe ihn ins Krankenhaus.“, meinte Kim und strich Ben aufmunternd über die Schultern. „Gut, wir fahren ins Marien.“, entgegnete der Arzt und ließ Bernhard auf die Trage schnallen und wegbringen.


    Kim und Ben folgten dem Krankenwagen ins Marien-Hospital und sofort wurde Ben in einen Untersuchungsraum geführt. Er hörte zwar, wie die Schwestern und Ärzte mit ihm sprachen, doch antwortete er nicht. Seine Gedanken gehörten einzig und allein seinem Großvater, der jetzt, einige Räume weiter, um sein Überleben kämpfte.
    „Ben?“, der Angesprochene blickte auf, seine Augen waren vom Weinen ganz rot unterlaufen. Kim stand vor ihm und sah ihn mit ihren braunen Augen an und setzte sich zu ihm. Beide schwiegen, keiner traute sich etwas zu sagen. Zu bedrückend war die Situation: Bens Großvater im Krankenhaus und Semir in den Händen dieses wahnsinnigen Zuhälters und Mädchenhändlers. Doch dann hielt sie diese Stille nicht mehr aus. „Ben, er wird es schaffen und wir werden Semir finden.“, meinte sie aufmunternd und legte ihre Hand beruhigend auf seine gefalteten, nervös zuckenden Hände. Er zuckte leicht zusammen, sah sie dann aber mit seinen großen, braunen Augen an. „Ich hoffe es.“, kam es leise von ihm und dann wendete er wieder seinen Blick gen Boden.


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  • Okay, da ich euch nicht im Dunkeln lassen will und bevor ich Schuld bin, wenn einige morgen unausgeschlafen und müde zur Arbeit kommen ;) hier der letzte Teil für Heute Abend
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    Semir stand in einem schier endlos dunkel wirkenden Raum. Wo zum Geier war er? Nur ein einzelnes Gitter in der Decke spendete ihm von außen Licht. Er drehte sich langsam, suchte nach einem Gegenstand, mit dem er sich wenigstens von den Fesseln befreien konnte. Doch er fand nichts. Wie auch, wenn er nichts sah.
    Die Tür wurde geräuschvoll aufgeschlossen und zog sofort Semirs Aufmerksamkeit auf sich. „Ah, der Herr Gerkhan.“, höhnte Wolkenhaupt und kam langsam in den dunklen, langgezogenen, schmalen Keller hineingelaufen. Semir wich langsam zurück, bis er die harte und kalte Steinmauer an seinen Händen spürte. „Was denn? Sie haben Angst?“, fragte sein Gegner und der Deutschtürke konnte förmlich das teuflische Grinsen in seinem Gesicht sehen, auch wenn es schummrig war. „Was wollen sie, Wolkenhaupt? Was soll das Ganze?“, wollte Semir endlich wissen und wagte sich einige Schritte vor.
    „Was das soll? Nennen wir es eine kleine Revanche. Dafür, dass sie mich in den Knast gebracht haben.“, erwiderte er und grinste, dass es Semir eiskalt den Rücken runterlief. „Wenn sie mich hier zu Tode langweilen wollen, dann können sie mich ebenso gut erschießen.“, zischte der Deutschtürke und wieder kam ein höllisches Lachen von Wolkenhaupt. „Aber, aber. Ich werde noch etwas viel teuflischeres tun. Ich werde sie der Staatsanwaltschaft als korrupten Polizisten verkaufen, der nachts Kunstgegenstände stiehlt und dabei einen Kollegen angeschossen hat.“, höhnte Wolkenhaupt. Semir fiel aus allen Wolken. Dieser Mann war irre. Und was sollte das Geschwafel mit einem angeschossenen Kollegen? „Was meinen sie? Wen soll ich angeschossen haben?“, wollte Semir wissen und aus seiner Stimme war deutlich die Verzweiflung zu hören.
    Wolkenhaupt kam auf ihn zu, stellte sich vor den Hauptkommissar und packte ihn dann am Kragen. „Das werden sie schon sehen.“, zischte der Zuhälter und rammte Semir kraftvoll seine geballte Faust in die Magengrube. Keuchend ging der kleine Polizist in die Knie und röchelte nach Luft. Mit solch einem wuchtigen Schlag hatte er nicht gerechnet. Als er wieder aufsah, folgte ein gehöriger Tritt gegen Semirs Brustkorb, der ihn zur Seite kippen ließ. Wieder wand er sich in Schmerzen und hoffte inständig, dass Ben ihn retten würde. Ein weiterer Tritt landete im Gesicht des Hauptkommissars, zertrümmerte ihm das Nasenbein, Blut schoss aus beiden Nasenlöchern, und Semir wurde bewusstlos. „So einfach kommst du mir nicht davon.“, meinte Wolkenhaupt und zog den bewusstlosen Körper am Kragen hoch. Dann sah er jedoch, dass es keinen Zweck hatte, jetzt mit der Rache weiterzumachen und ließ ab. „Ich komme wieder und dann habe ich etwas ganz perfides für dich.“, lachte er und schloss die Tür hinter sich. Semir war wieder allein und hatte keine Vorstellung von dem, was Wolkenhaupt mit ihm noch alles vorhatte.


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  • Gut, das ist aber der letzte Teil für heute ;)
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    Wolkenhaupt ging rauf in seine Wohnung und blickte finster durch seine Brille. „Wann kommt die Lieferung?“, wollte er von Sascha wissen. „Sie müsste morgen am Flughafen ankommen.“, erwiderte er. „Habt ihr die Zollbeamten gut geschmiert?“, wollte Wolkenhaupt wissen und spielte mit seinem Brieföffner in der Hand herum. „Jeder der Beiden mit 5000 Euro.“ „Sehr gut. Dann hol die Mädchen morgen nacht am Flughafen ab und verteil sie gleich auf die Bordelle.“, wies Wolkenhaupt seinen Untergebenen an.
    Sascha entfernte sich, drehte dann aber kurz vor der Tür wieder um. „Was machen wir mit Gerkhan und Jäger?“, wollte er wissen. „Wir machen weiter wie geplant. Zuerst werde ich mich mit Gerkhan beschäftigen. Wenn das Geschäft über die Bühne gegangen ist, kümmert euch um Jäger.“, wies er an und schickte den Mann dann hinaus. „Dann gehen wir doch mal zu Herrn Gerkhan und spielen ein wenig.“, dachte er laut und verschwand in seinen Keller, wo er Semir hatte hinbringen lassen.
    Langsam wachte Semir wieder aus seiner Bewusstlosigkeit auf und versuchte, sich zu bewegen. Doch es ging nicht. Schlagartig wurde Semir klar, dass er mal wieder seinem Widersacher hilflos ausgeliefert war.


    „Ich hoffe, sie haben es bequem.“, drang die Stimme Wolkenhaupts an sein Ohr. Semir schwenkte seinen Kopf schlagartig rum und sah in das fies grinsende Lachen von Wolkenhaupt.
    „Wolkenhaupt, lassen sie mich gehen.“, forderte Semir und zerrte an den Ketten, die seine Hand- und Fußgelenke umschlossen. Erschrocken sah er, dass er auf einer Streckbank lag. Die Strahlen der Sonne, die durch das gegenüber liegende Fenster einfiel, schien ihm direkt ins Gesicht. „Wie sie sehen, habe ich eine Vorliebe für alte, antike Dinge.“, lachte Wolkenhaupt und ging um Semirs Füße herum. Der Kriminalbeamte zerrte und zog an seinen Fesseln und hob seinen Kopf. „Sie werden dafür bezahlen, dass sie mich viele Monate meines Lebens gekostet haben.“, kam es gefährlich leise von Wolkenhaupt, als sich dieser dicht über den Kopf von Semir lehnte, dass dieser es mit der Angst zu tun bekam. „Binden sie mich los.“, forderte der Deutschtürke und versuchte sich aufzurichten. Doch Wolkenhaupt drehte an dem Rad und streckte Semir dadurch. Er stieß einen kurzen Schrei aus. „So werden sie nie das bekommen, was sie wollen.“, stieß Semir aus und wand sich in seinem Schmerz. „Warum sollte ich? Ich habe gerade erst angefangen.“, lachte er und drehte eine Stufe weiter. Wieder stöhnte Semir auf, biss die Zähne zusammen. Er wollte seinem Feind keine Freude bereiten, wenn er sich an seinem Schmerz ergötzte.


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  • So, dann will ich euch mal nicht im Ungewissen lassen ;)
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    Die Ärzte taten alles, um den alten Bernhard Jäger zu retten. Viele Stunden standen sie am OP-Tisch und schnippelten am Leib des Mannes herum. Die Kugeln waren entfernt, doch mussten sie mit einem zu niedrigen Blutdruck und zwei aufeinander folgenden Herzstillständen kämpfen. „Verdammt, er stirbt uns weg. Schnell, den Defi.“, schrie der Arzt und griff nach den beiden Impulsen. „Weg vom Tisch.“, stieß er aus und jagte die Stromschläge durch den hochzuckenden Körper. Doch wieder zeigte das EKG nur eine piepsende Linie. „Verdammt, erhöhen sie auf 200.“, fauchte der Arzt und rieb die beiden Impulse wieder aneinander. Dann entlud er die beiden Dinger erneut an Bernhards Brust. Endlich rührte sich das Herz wieder. „Puh, er ist wieder da.“, atmete der Arzt erleichtert auf und schloss die Wunden.
    Ben saß immer noch auf dem Flur. Kim kam auf ihn zu. „Ich komme gerade von Herrn Herzberger. Er ist auf dem Weg der Besserung.“, gab sie mit schwerer, aber erleichterter Stimme wieder. „Das ist gut.“, meinte Ben und starrte auf die OP-Tür, die in diesem Moment aufschwang.


    „Herr Jäger?“, fragte der Arzt vorsichtig und Ben sah ihn an. „Wie geht es meinem Großvater?“, wollte der junge Hauptkommissar sofort wissen und stand wie eine Rakete von seinem Sitz auf. Der Arzt atmete schwer und sah Ben dann vielsagend an. „Wir haben die Kugeln entfernen können, aber ...“ „Was aber? Was ist mit ihm? Nun sagen sie schon.“, fauchte Ben und packte den Arzt verzweifelt und wütend am Kragen. „Ben, beruhigen sie sich.“, forderte Kim mit sanfter Stimme und packte den Kommissar an der Schulter. Auch der Arzt, der durchaus Verständnis für Bens Situation hatte, drückte ihn von sanft von sich. „Bitte, Herr Jäger, beruhigen sie sich. Ich weiß, wie schwer diese Situation für sie ist.“, meinte der Mediziner. „Wird er es schaffen? Wird er leben?“, wollte Kim wissen, da Ben sichtlich mit den Nerven am Boden war.
    „Wir hoffen es, aber er ist sehr schwach. Er hatte zwei Herzstillstände. Wir mussten ihn reanimieren.“, erwiderte der Mediziner und ließ dann die Beiden mit ihren Gedanken alleine. Doch Ben konnte jetzt nicht hier sitzen. In ihm kochte es, gehrte der Wunsch nach Rache. Dieser Wolkenhaupt sollte ihn kennen lernen. Er sprang auf und hetzte Richtung Ausgang. „Ben, wo wollen sie hin?“, fragte Kim und der junge Hauptkommissar drehte sich um. „Ich will zu Wolkenhaupt.“, schrie Ben und ging weiter, ohne auf die Widerworte der Chefin zu warten. Kim sah ihn nur nach, ging dann in eine Ecke und suchte nach ihrem Handy. „Susanne, Krüger hier. Sagen sie dem SEK bescheid. Sie sollen dem Signal von Jägers Handy folgen und notfalls eingreifen, wenn er in Schwierigkeiten ist.“, wies sie die Sekretärin an. „Geht klar, Chefin. Wie geht es Hotte?“, wollte sie wissen. „Er ist auf dem Weg der Besserung. Bitte machen sie schnell.“, erwiderte sie.


    Ben machte sich mit geladener Wut im Bauch auf dem Weg zum Seehaus seines Großvaters. Was hatte er gesagt? Wolkenhaupts Männer ... anderes Seeufer, das waren doch die letzten Worte von Bernhard. Genau, das war es. Ben kam an der Seehütte an und lief sofort zum Seeufer. Dabei musste er an dem von Wolkenhaupts Männern erschossenen Hund seines Großvaters vorbei. „Oh nein.“, dachte er mit noch größerer Wut. Er beugte sich hinunter und nahm den Leichnam des Tieres auf, ging damit in den Garten und fing an, ein Loch zu graben. Vorsichtig legte er dann die tote Sina hinein, gab ihr einen letzten Luftkuss und schaufelte das Loch wieder zu. Er ließ die Stelle unmarkiert. Großvater würde dies eh nicht wollen und er würde wissen, wo seine Freundin aus Jugendtagen war.


    ...

  • Und wir nähern uns langsam dem Ende, aber noch nicht so schnell. ;)
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    Er machte sich danach wieder auf dem Weg zum Wasser. Der See erstreckte sich einige Kilometer in die Breite. Es würde finsterste Nacht sein, bis er das andere Ufer erreicht hatte, doch das wäre dann nur zu seinem Vorteil. Er sah mit zornigem Blick auf die andere Seite und sah hinter den Baumwipfeln schon ansatzweise das große Anwesen, wo sich Semir und der vermeintliche Mörder seines Großvaters aufhielten.
    Ben überprüfte nochmals seine Waffe. Gut, Munition hatte er auch genug. Dennoch, man konnte nie wissen. Er ging ins Haus und nahm eins von Großvaters Gewehren und die dazu passende Munition an sich. „Semir, ich komme. Halte durch.“, dachte Ben laut, schwang sich in das Boot und ruderte lautlos über den See.


    Wolkenhaupt hatte sichtlich Spaß daran, Semir zu quälen und drehte immer weiter an dem Rad herum. Mit jeder Windung stöhnte Semir erneut, biss sich auf die Unterlippe, bis diese selbst blutig war. Doch er schrie nicht laut, denn das wollte er diesem Mistkerl nicht gönnen. Mit diabolischem Lächeln beugte sich Wolkenhaupt über Semir. „Sie schreien ja gar nicht. Demnach ist es noch nicht schmerzhaft genug.“, stellte er fest. „Fahr zur Hölle.“, kam es schmerzhaft, aber deutlich von Semir. „Du zuerst.“, zischte der Zuhälter und wollte erneut am Rad drehen, als Sascha in den Raum kam. „Chef, wir müssen los. Es ist soweit.“, meinte er und Wolkenhaupt drehte sich um, nickte, wandte sich dann wieder Semir zu. „Dein Glück scheint heute ja richtig Überstunden zu machen. Aber keine Sorge, ich komme wieder und dann bist du dran.“, lachte er und ging mit seinem Schläger aus der Tür. Erleichtert sah Semir auf, ließ dann aber seinen erschöpften Kopf wieder sinken. Den Geschmack von Blut an seinen Lippen, betete er, dass Bernhard den Angriff überlebt hatte und irgendwie Hilfe holen konnte. Wenn Wolkenhaupt nachher zurückkam, das war ihm deutlich klar, würde er nicht mehr lange leben.
    Er verspürte Durst, sein Körper war ausgedorrt und sein Mund fühlte sich an, als ob er Wüstensand verschluckt hätte. Der Deutschtürke sah sich um, doch nirgends eine Möglichkeit zu entkommen. Vor allem musste er erst einmal diese Ketten loswerden, bevor er überhaupt an Flucht denken konnte. Seine Gedanken schweiften zu Andrea, die sich bestimmt große Sorgen um ihn machte. Ob sie wusste, dass er schon wieder in lebensbedrohlichen Schwierigkeiten steckte? Er hoffte es nicht. Sie hatte dann eine Todesangst um ihn, weil sie ihn so sehr liebte. „Bitte Gott, hilf mir.“, stieß er aus. Semir konnte ja nicht ahnen, dass ein Engel mit Wuschelhaaren und geladener Wut in diesem Moment den halben See schon hinter sich gebracht hatte und direkten Kurs auf das Haus von Wolkenhaupt nahm.


    ...

  • Da ich heute Abend im Kino bin, stelle ich jetzt den Teil für den frühen Abend rein und den anderen dann morgen früh ... Feedet schön ;)
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    Wolkenhaupt und Sascha standen auf einem dunklen, nebligen Rastplatz und warteten auf die Fuhre aus Tschechien. „Hast du den Geldkoffer dabei?“, wollte er wissen und Sascha bejahte dies, hielt den Koffer sogar kurz hoch. „Gut, dann werden wir uns nach dem Deal mit Gerkhan und Jäger befassen.“, meinte er, lachte und schob seine runde Brille zurück auf die Nase. „Dann müssen sie Gerkhan aber am Leben lassen.“, entgegnete Sascha eindringlich. Wolkenhaupt lachte einmal kurz auf. „Gut, ich werde mich zurückhalten.“, lachte er und sah dann, wie ein schummriges Licht durch die Nebelwand auf die zukam.
    „Es geht los.“, meinte Wolkenhaupt und drehte sich um, stellte sich selbstsicher hin. Ein schwarzer Mercedes und parkte genau neben Wolkenhaupts orangenem Flitzer. Ein kleiner, dicklicher Mann stieg aus dem Wagen aus, in seiner Hand einen Gehstock mit silbernem Knauf und in der anderen Hand eine Zigarre, die er sich vor Wolkenhaupt Augen anzündete und einen kräftigen Zug nahm.
    „Wolkenhaupt.“, begrüßte der Mann seinen Geschäftspartner. „Pavel, wie geht es?“, kam es kühl von Hans-Hinrich Wolkenhaupt. Keiner der Beiden streckte sich die Hand zur Begrüßung aus. Die Stimmung war mehr als eisig. Ein Eisberg wäre schon eine Wärmequelle bei diesem Treffen gleichgekommen. „Wo ist die Ware?“, wollte Wolkenhaupt wissen. „Wo ist mein Geld?“, kam die Gegenfrage von Pavel. Wolkenhaupt ließ Sascha den Koffer hochhalten. „Sehr gut. Alexei, hol die Mädchen.“, rief er nach hinten durch und sofort machte sich Pavels Handlanger an den Wagen auf und holte acht junge, verängstigte und zum Teil verstörte Mädchen aus dem Kleinlaster. Keiner der Beteiligten ahnte, dass schon jemand in der dichten Nebelwand auf der Lauer lag.


    Karsten Beißer, leitender Hauptkommissar der Abteilung Organisierte Kriminalität und Menschenhandel, saß mit seinen Jungs und den SEK-Truppen in den umliegenden Büschen und wartete auf eine gute Gelegenheit, um zuzuschlagen. „Die Gelegenheit ist günstig.“, meinte er zu seinem Untergebenen, einem Mann, der sich die Sporen noch verdienen wollte und so ziemlich unerfahren war. „Das denke ich auch. Sollen wir zugreifen?“, fragte Matthias seinen Chef mit zögerlicher Stimme. „Ja, und zwar alle gleichzeitig. Keiner soll entkommen.“, erwiderte der Hauptkommissar vom LKA Düsseldorf und griff zu seinem Funkgerät. „Der Adler an alle Falken ... Zugriff vorbereiten.“, gab er durch und überprüfte seine Waffe. „Zugriff!“, befahl er und rannte aus seinem Versteck. Matthias hinterher. Sein Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb. Endlich, sein erster Einsatz.
    Wolkenhaupt und Pavel schmissen ihre Köpfe rum. So schnell konnten sie gar nicht gucken, wie die schwarz vermummten Polizisten ihre Leute entwaffneten und sie zu Boden warfen, um sie festzunehmen. Wolkenhaupt und Sascha jedoch standen ziemlich abseits und schafften es im allgemeinen Durcheinander die Verwirrung auszunutzen, das Geld zu schnappen und sich zum orangenen Wagen von Wolkenhaupt durchzuschlagen. Doch die SEKler eröffneten das Feuer und erwischten den Schläger Wolkenhaupts an der rechten Schulter. „Verdammt.“, stieß dieser aus und schwang sich in den Wagen. Schnell startete Wolkenhaupt sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon. „Scheiße, der Adler an Zentrale ... Ein Wagen mit zwei Insassen flüchtet. Sofort Straßensperren aufstellen. Verdächtige flüchten.“, schrie er in sein Funkgerät. „Alles klar, Autobahn gesperrt.“, kam die Bestätigung.


    Wolkenhaupt steuerte seinen schnellen Flitzer durch den nächtlichen Verkehr auf der Autobahn. „Verdammt, wo kamen die denn her?“, zischte er und schnitt einen kleinen Peugeot, der dadurch ins Schleudern geriet. „Ich weiß nicht, Chef. Aber entweder wir oder Pavel muss einen Verräter gehabt haben. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.“, erwiderte Sascha aufgeregt und hielt sich mit schweißgebadeter Stirn die Wunde. „Geht’s?“, fragte der Fahrer und sein Helfer nickte nur schwach. „Ging schon mal besser. Was machen wir nun?“, wollte er wissen. „Erst einmal zur Hütte zurück, Gerkhan um die Ecke gebracht, das restliche Geld und die Kunstgegenstände geholt und dann nichts wie weg. Vorher lassen wir aber die Hütte in die Luft gehen, damit es den Anschein hat, wir wären mit draufgegangen.“, erklärte er und sah, wie es Sascha mit jeder Minute immer schlechter und schlechter ging. Da reifte in ihm ein perfider Plan, seinem Charakter entsprechend.


    ...

  • Was denn los mit euch? Nur ein Feed? Man man man :S 8| :S ?(
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    „Wenn ich es mir recht überlege, will ich nicht teilen.“, dachte er und öffnete auf Knopfdruck die Beifahrertür. „Was soll das?“, kam es ängstlich von Sascha. „Ich werde einen lästigen Teilhaber los.“, fauchte Wolkenhaupt und stieß den Mann ohne zu zögern aus dem fahrenden Wagen. Schreiend schlug Sascha auf dem Asphalt auf, drehte sich einige Male und blieb dann liegen. Als er sich langsam erhob, schnellte schon ein anderer Wagen auf ihn zu und schleuderte ihn über Motorhaube, Windschutzscheibe und Dach hinweg. Er blieb danach tot hinter dem Wagen liegen.


    Ben kam auf der anderen Seite des Seeufers an. Etwas außer Atem und mit schweren Armen, er hatte das letzte Mal als 18-jähriger gerudert, zog er das Boot ein Stück weiter an Land, machte es dann an einem dicken Baum fest und stürmte mit Gewehr und Pistole auf das Haus von Wolkenhaupt zu.
    Langsam schlich er die Auffahrt hoch. „Kein Mensch zu sehen.“, dachte er und pirschte sich weiter an das Haus heran. Wieder keine Wachen aufgestellt, jedenfalls waren keine in Sicht. Er war sicher an der Tür angelangt. Leise und vorsichtig drückte er die Klinke hinunter. Verschlossen. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Doch er gab nicht auf. Er nahm das Gewehr und schlug damit die Scheibe eines Fensters ein. So hatte er sich Zutritt verschafft und ging langsam durch das große Haus. „Semir?“, rief er und vergewisserte sich, dass kein anderer hier war, doch er irrte.
    Otto hatte das Klirren der Scheibe genau gehört. Der Mann, der mit einer Nachbildung von Semirs Gesicht die Verbrechen in seinem Namen und mit seinem Aussehen begangen hatte, ging mit der Waffe in der Hand ins Wohnzimmer. Ihm war so, als ob ein Schatten dort durchgehuscht wäre. Nervös ging er weiter auf die Ecke zu, die das Wohnzimmer teilte. Die Waffe immer vorhaltend. Er war fast an der Biegung, da schnellte ein Arm hervor, schlug ihm die Waffe aus der Hand und packte ihn. Nicht wissend wie ihm geschah, wurde er rumgerissen und an die Wand geschleudert. Hart traf er mit seinem Kinn auf und sank bewusstlos zu Boden. „So, da hast du’s.“, zischte Ben und trat den Körper am Boden noch mal kurz, um sich zu vergewissern, dass er wirklich ohnmächtig war. Danach durchsuchte er die Taschen und fand einen kleinen Schlüssel, nahm ihn an sich und ging mit der Waffe weiter durch das Haus.


    Semir dachte, es hätte jemand seinen Namen gerufen. Ihm war jedenfalls so. Doch sicherlich war es nur Einbildung. Doch das Poltern über ihn war sicherlich keine Einbildung gewesen. War jemand gekommen, um ihn zu retten? Vielleicht Ben? Ja, das konnte nur Ben sein. „Ben, ich bin hier.“, schrie er und bäumte sich auf. Er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss umdrehte und mit hoffnungsvollen Augen sah er zur Tür.


    ...

  • So, ich glaube, ich habe hier noch was aufzulösen ;)
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    Sein Herz schlug ihm fast bis in den Hals hinauf, drohte aus seinem Mund zu springen. Er hoffte so sehr, dass es nicht Wolkenhaupt war, der dort durch die Tür kam. Sein Glück sollte ihn nicht verlassen. Durch den Türspalt schoben sich langsam einige braune Wuschelhaare und dazu der Kopf seines Partners. „Ben!“, stieß Semir erleichtert und vor Freude aus. „Du hast mich gefunden.“ Bens Gesicht war ebenso von der Erleichterung gezeichnet. Schnellen Schrittes kam er auf seinen Partner zu. „Du lebst noch.“ „Noch trifft es genau. Wenn du mich nicht gefunden hättest, hätte mich dieser Wolkenhaupt in zwei Hälften gerissen.“, kam es erleichtert von Semir. Ben musste grinsen bei dem Gedanken. „Nun mach schon.“, riss Semir ihn aus seinen Gedanken. „Bind mich los.“, zischte der Deutschtürke und sofort tat Ben wie ihm geheißen wurde.
    Langsam floss das Blut wieder in Semirs Gelenke. Er spürte, wie sie zu kribbeln anfingen. Die normale Zirkulation setzte ein, ein Gefühl, das Semir nur begrüßte. Dennoch schmerzten die Handgelenke und auch die Füße konnte er kaum richtig vorwärts bewegen. „Ben, ich kann mich kaum bewegen.“, meinte Semir mit wehleidigem Unterton. „Vergiss es, ich trag dich nicht.“, meinte Ben und hob abwehrend die Hände. „Komm schon.“, meinte Semir und setzte seinen berühmten Dackelblick auf. Die braunen Augen wurden ganz groß und er sah damit seinen Partner eindringlich an. Dieser geriet langsam ins Wanken. „Boah, wie kann Andrea diesem Blick bloß widerstehen?“, fragte er und versuchte, nicht hinzusehen. Schließlich gab er sich geschlagen, drehte Semir den Rücken zu und meinte, er solle aufspringen. Mit Semir auf dem Buckel und dem Gewehr in der Hand machte sich Ben auf dem Rückweg zum Boot, ohne zu ahnen, dass dieser Weg bald versperrt sein sollte.


    Wolkenhaupt fuhr mit seinem Wagen vor, schnellte die Stufen zur Tür hinauf und betrat das Haus. Schnell hatte er das Wohnzimmer betreten und ging auf seinen Tresor zu. Er wollte gerade die Kombination eingeben, als er ein Stöhnen hinter sich vernahm. Schnell drehte er sich um und erblickte Otto am Boden, der sich langsam wieder aufrichtete.
    „Hey, was ist denn mit dir passiert?“, wollte dessen Chef sofort wissen. „Eindringling.“, kam es stockend vom Bewusstlosen. „Hat mich niedergeschlagen.“ „Konntest du erkennen, wer es ist?“, kam die nächste Frage von Wolkenhaupt. Doch Otto verneinte nur und kontrollierte seine Nase, aus der Blut zu laufen schien. Sie war definitiv gebrochen. „Gerkhan.“, zuckte es Wolkenhaupt durchs Gehirn. Hatte er sich losreißen können und war geflohen? Er hoffe es nicht. Doch sofort machte er sich mit der Waffe im Anschlag auf den Weg in den Keller, wo er seinen Gefangenen vermutete.
    Ben hielt inne, als er schnelle Schritte auf der Treppe hörte. „Da kommt jemand.“, zischte er zu Semir, der sofort seine Augenbrauen zusammenschob. Bevor sie weiter überlegen konnten, tauchte auch schon Wolkenhaupt am Ende der Treppe auf und richtete seine Waffe auf die beiden Autobahnpolizisten. „In Deckung.“, schrie Ben und ließ Semir ziemlich unsanft auf den Boden fallen. Schnell kroch dieser hinter einige Kisten, bevor Wolkenhaupt auf ihn schießen konnte. „Semir, nimm.“, schrie Ben hinter seinem Versteck hervor und ließ seine Pistole auf dem Boden entlang zum Deutschtürken schliddern. Schnell griff dieser danach, überprüfte das Magazin und schoss dann auf Wolkenhaupt, der immer noch oben an der Treppe stand. Auch Ben schoss mit dem Gewehr seines Großvaters auf den Angreifer. Hans-Hinrich Wolkenhaupt musste zur Seite springen, um den Kugeln zu entgehen, die ihm aus dem Keller entgegenflogen.


    Langsam und im Schutze der Nacht schlichen sich die SEK-Leute mit Kim Krüger an der Spitze näher an das Haus heran, wo sie Bens Signal aufgefangen hatten. Sie wussten weder, wie viel Gangster in dem Haus waren, noch ob sie nicht schon Ben in ihrer Gewalt hatten. Immer weiter gingen sie vor, bis sie schließlich einzelne Schüsse aus dem Haus hörten, doch dann war es totenstill. „Los, schnell. Meine Kollegen brauchen unsere Hilfe.“, stieß sei aus und wies die Männer auf die einzelnen Positionen. Sie wussten genau, was zu tun war und warteten nur auf ein Zeichen von Kim, als sie das Haus umstellt hatten.


    ...

  • Wollen wir mal nicht so sein, hier noch ein zweiter Teil ;) Übrigens, wir stehen kurz vor dem Ende.
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    „Los.“, schrie sie nur und sofort stürmten die schwarz vermummten SEK-Leute durch die Fenster und standen dann neben der am Boden liegenden Leiche von Wolkenhaupt, dessen Stirn ein großes, blutüberströmtes Loch zierte. Otto kauerte mit einer Wunde in der Schulter daneben und war schnell entwaffnet. Langsam kamen auch Ben und Semir aus ihrem Versteck und sahen in das entsetzte Gesicht von Kim. „Wer von ihnen hat ihn erschossen?“, fragte sie laut und ziemlich zornig. „Tja, ehrlich gesagt, kann ich mich nicht daran erinnern.“, meinte Ben locker. „Du etwa Semir?“, fragte er seinen geschundenen Partner. „Hey, ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Keine Ahnung, ob ich ihn getroffen habe.“, erwiderte Semir mit einem leichten Grinsen, in das auch Ben und letztendlich auch Kim einstimmten. „Gut, lassen wir es dabei. Sie sollten allerdings ins Krankenhaus fahren. Sie sehen schlimm aus.“, meinte die Chefin dann zu Semir. „Bitte nicht Chefin, ich möchte einfach nur zu meiner Familie.“, erwiderte der Deutschtürke flehend. Doch sie ließ sich nicht erweichen. „Ben, sie bringen ihn ins Krankenhaus. Ich kümmere mich um das hier und kläre das mit der Staatsanwältin.“, befahl Kim und Ben salutierte, packte Semir dann symbolisch am Arm und zog ihn zum Wagen.


    Nur eine halbe Stunde später war Semir mit allem durch. Doch der Doc wollte ihn noch zur Beobachtung einige Tage im Krankenhaus behalten. „Muss das sein?“, fragte Semir genervt. „Ja, das muss sein, Herr Gerkhan.“, zischte der Arzt. „Ihre Gelenke sind geschunden und müssen sich erst wieder regenerieren, bevor sie sich wieder umbringen lassen können.“, kam es mit harten Worten vom Arzt. Semir ergab sich seinem Schicksal und ließ sich in ein Drei-Bett-Zimmer bringen. Wenn er geahnt hätte, wer da lag und was die Gesprächsthemen dort waren, wäre er aus dem Zimmer ausgebrochen.


    „Nein, für eine Forelle sollte man einen Blinker nehmen.“, kam es aufgeregt von Hotte. „Ach was, Blinker ist doch alles überholt. Eine Leichtbaufliege. Damit beißen die Fische gut.“, erwiderte Bernhard, der im Nebenbett lag. Sein Gesundheitszustand hatte sich schnell wieder gebessert und somit war er auf die Normalstation verlegt worden.. „Sind sie sicher?“, wollte Hotte wissen und schaute ganz interessiert. „Sicher, damit erwischen sie jeden noch so großen Fisch.“, erwiderte Bernhard.
    Semir, von diesen Gesprächen sichtlich genervt, hatte sich stöhnend die Decke über den Kopf gezogen und atmete schwer aus. „Hey, was ist denn mit dir los?“, fragte plötzlich Bens Stimme. Semir schlug die Decke wieder zurück und sah in das grinsende Gesicht seines Partners. „Was los ist?“, zischte er. „Seit drei Tagen höre ich mir hier dieses Angler- und Jägerlatein an.“, erklärte er mit geplagter Stimme. „Ben, hol mich hier raus, bitte.“, flehte der Deutschtürke regelrecht. Bens Grinsen wurde noch breiter. „Keine Sorge, ich hab mit dem Arzt gesprochen. Du darfst heute wieder nach Hause.“, erklärte Ben seinem Partner, dessen Miene sich aufklarte. Sofort war er aus seinem Bett gesprungen, holte seine Reisetasche aus dem Schrank und packte seine sieben Sachen. „Tschau Hotte, Tschüss Bernhard und danke für alles.“, verabschiedete sich Semir und drückte den alten Griesgram vorsichtig. „Jetzt habe ich meine Wohnung endlich wieder für mich alleine.“, lachte er, wurde dann aber sofort wieder schwermütig. „Allerdings wird es mir ohne Sina jetzt noch leerer vorkommen.“, fügte er hinzu. „Keine Sorge Opa.“, kam es von Ben. „Ich bin sicher, dass sich da was machen lässt.“ Und mit diesen andeutenden Worten verließ er und sein Partner das Krankenhaus und fuhren auf direktem Wege zu Andrea, die schon sehnsüchtig ihren Mann erwartete.


    Sehnsüchtig stand Andrea am Fenster und sah abwartend auf die Straße. Ben müsste doch gleich da sein. Warum dauerte das nur so lange? Sie wollte endlich wieder Semir in die Arme nehmen. So lange hatte sie nichts mehr von ihrem Mann gehabt. Wenn er wieder da war, würde sie ihn darum bitten, dass er sich zwei Wochen Urlaub nehmen sollte, damit sie die verlorene Zeit wieder aufholen konnten.


    ...

  • Und der Rest ... dann bitte ich um eure Abschlussfeeds ;)
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    Endlich hörte sie einen Wagen die Auffahrt hinauffahren. Sofort sprang sie von der Couch auf und lief zur Tür. Euphorisch riss Andrea sie auf und sah, wie Semir, einen von Ben ausgesuchten Blumenstrauß in der Hand hielt, auf sie zukam, die Arme weit ausgestreckt. „Semir endlich.“, rief sie und sprang ihrem Mann in die Arme. „Meine Süße.“, stieß er unter gedrückten Tränen aus und gab ihr den Blumenstrauß. Lieblich nahm sie ihren Mann in den Arm und gab ihm einen innigen Kuss. Ben lehnte am Mercedes und lächelte erleichtert. Diese Tage würden sicherlich für alle unvergesslich bleiben. Obwohl dieses Abenteuer nicht ganz ohne Verluste über die Bühne gegangen war, hatte Ben ein gutes Gefühl im Bauch. Wolkenhaupt war tot, die Kunstgegenstände zurück an ihren Plätzen und Semir dank dem Geständnis dieses Ottos entlastet. Seine Gedanken wurden gestört, als der Wagen der Chefin hinter seinem hielt und Kim ausstieg.
    „Chefin, was wollen sie denn hier?“, fragte Semir sichtlich beschwingt, doch auch mit einem Quäntchen Misstrauen in der Stimme, das Andrea natürlich auffiel. Mit einem sachten Stoß des Ellenbogens rief sie ihren Mann wieder zur Vernunft. Kim lächelte nur, als sie das glückliche Paar sah. „Ich komme gerade von Frau Schrankmann.“, fing sie an und sofort warfen ihr alle einen erwartungsvollen Blick entgegen. „Ihre Suspendierung und der Haftbefehl ist aufgehoben. Allerdings,“, stoppte sie dann und sah ein wenig auf den Boden. „Was allerdings?“, fragte Semir sofort. „Für den Fluchtversuch findet sie, sollten sie bestraft werden.“ „Was? Aber Chefin, dann müssen sie mich auch bestrafen. Es war immerhin meine Idee.“, griff Ben ein und stellte sich schützend vor Semir. „Keine Sorge, das hat Frau Schrankmann auch gesagt. Sie beide werden abwechselnd wöchentlich die siebten und achten Klassen des Humboldt-Gymnasiums in Sachen Verkehrssicherheit unterrichten.“, entgegnete sie. „Und das zwei volle Monate lang.“
    „Och Chefin.“, kam es gleichzeitig von den Beiden, doch Kim ließ sich erweichen. Andrea musste bei dem Gedanken, dass diese beiden Chaoten kleineren Chaoten Verkehrssicherheit beibrachten, schallend lachen. Schließlich schrotteten die Beiden doch schon fast jede Woche ihre Dienstwagen. „Na gut, besser, als wenn wir Stubenarrest haben.“, meinte Semir geschlagen und ging mit seiner Frau und Ben ins Haus, während Kim wieder auf die Dienststelle zurückkehrte. Wenn die Beiden gewusst hätte, was sie da erwartet, hätten sie nicht so schnell zugesagt.


    Ende.



    doch Semir und Ben ermitteln weiter ... „Kindheit in Trümmern“

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