Begraben

  • Hier ist meine 1. FF von Alarm für Cobra 11. Die Story beginnt direkt nach der gleichnamigen Folge, nachdem Ben und Semir den Ferrari zurückgebracht haben! Außerdem ist meine Geschichte aus Semirs Sicht geschrieben. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Eure Becci-chan!^______^


    Warnung: Slash! Don't like it, don't read it!


    Begraben


    Wir hatten es wieder geschafft. Wir 2. Das es unendlich knapp war musste ich Ben wohl nicht noch mal sagen… Nachdem wir den Ferrari zurückgebracht hatten, sind wir natürlich nach Hause gefahren. Besser gesagt, ich habe Ben gefahren. Auch wenn er es sich nicht hat anmerken lassen, konnte ich sehr wohl sehen wie fertig er war. Schließlich hatte er ja auch mehrere Stunden in einem Sarg gelegen! Das er dann auch noch den Regen überstanden hatte war wirklich ein Wunder. Ich kann es nur noch mal sagen: Es war unglaublich knapp… Und ich wäre fast gestorben um Sorge um meinen Partner! Ob er sich dessen eigentlich bewusst war? Ich wusste es nicht…


    Als wir bei Bens Wohnung ankamen war es bereits dunkel geworden. Er schloss die Tür auf, zog sich Schuhe und Jacke aus und ließ alles achtlos auf den Boden fallen. „Ich räum das morgen weg.“, murmelte er und schlurfte ins Wohnzimmer. Dort warf er sich auf die Couch und schloss die Augen. Es dauerte keine Minute, da konnte ich schon gleichmäßiges Atmen von ihm hören, was eindeutig daraufhin wies, dass er eingeschlafen war.


    Ich lächelte und hob Bens Klamotten vom Boden auf. Da ich nicht so recht wusste, ob er jetzt bis morgen früh durchschlief oder nicht, beschloss ich, unter die Dusche zu gehen. Danach konnte ich ja immer noch nach Hause fahren. Oder ich blieb einfach hier. Ben störte das sicher nicht. Doch ich war nicht ganz sicher, also ging ich ins Bad.


    Schnell entledigte ich mich meiner Sachen und stieg unter die Dusche. Das Wasser stellte ich nur auf lauwarm, da ich weder gern kalt noch heiß duschte. Nach knapp 10 Minuten war ich fertig, schnappte mir ein Handtuch, welches an einem Haken im Badezimmer hing, und trocknete mich ab. Ich fühlte mich auf jeden Fall besser.


    Getrocknet und erfrischt zog ich mir meine Klamotten wieder an und ging erneut ins Wohnzimmer. Ben hatte sich auf der Couch zusammengerollt wie eine Katze und irgendwie fand ich das niedlich. Ich setzte mich neben ihn, lehnte mich zurück und schloss die Augen. Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich eigentlich war. Durch den ganzen Stress und das Adrenalin hatte ich dieses Gefühl einfach verdrängt. Als ich bemerkte, wie ich fast in den Schlaf driftete, fiel mir auf, dass es bestimmt in der Nacht noch etwas kälter werden würde. Schwerfällig stand ich also noch mal auf, holte zwei Decken aus dem Schlafzimmer und machte es mir wieder auf dem Sofa gemütlich. Eine der Decken behielt ich, die andere legte ich um Ben. Sofort kuschelte er sich enger an die neu entstandene Wärmequelle. Ich schaltete das Licht aus, welches nur noch von einer Lampe neben der Couch kam und schlief schließlich ein.


    Irgendwann verspürte ich starke Bewegung neben mir und ich schlug die Augen auf. Ben wälzte sich unruhig hin und her und wimmerte leise. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst halb 4 Uhr morgens… Nur einen Moment zögerte ich noch, dann umfasste ich Bens Schulter und sprach seinen Namen aus.


    Plötzlich erwachte er und sah mir direkt in die Augen. In seinen braunen Seelenspiegel sah ich Angst. Normalerweise fürchtete sich Ben vor nichts und niemandem, deswegen erstaunte es mich um so mehr. „Was ist passiert?“, flüsterte ich und ließ die Schultern meines Partners los. „Ich…lag im Sarg…im Traum…wiederholte sich die Szene… Nur…das du nicht kamst und das Wasser viel schneller…Ich dachte…ich würde sterben…“. Das Ende seines Satzes war nur noch ein Hauch, doch ich verstand ihn trotzdem. Natürlich hatte er Todesangst. „Es war zu erwarten, dass selbst jemand wie du es nicht so einfach wegsteckt, wenn man lebendig begraben wurde… Da ist es normal, dass du versuchst diese Erlebnisse zu verarbeiten.“ Ich versuchte zu verstehen wie es Ben ging, doch ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Ich lag ja auch noch nicht in einem Sarg!


    Ben erhob sich von der Couch, ließ mich aber nicht aus den Augen. Er zögerte, dann meinte er: „Ich geh jetzt duschen. Du kannst…wenn du willst in meinem Schlafzimmer schlafen. Ich komm dann in 20 Minuten nach…“ Ich sah ihn erstaunt an. „Aber nicht doch. Ich schlaf weiter auf dem Sofa. Das ist doch kein Problem.“ „Aber…“, begann Ben seinen Satz, doch er brach ab. „Was ‚aber’?“, wiederholte ich. Doch er schüttelte nur den Kopf und ging ins Schlafzimmer. Mit ein paar Klamotten unterm Arm kam er zurück. Er warf mir einen Schlafanzug zu und ging ohne ein weiteres Wort ins Bad.


    Ich war dankbar für die frischen Sachen und zog mich um. Ob ich wirklich bei Ben im Bett schlafen sollte? Was sprach denn eigentlich dagegen? Nichts, oder? Außerdem waren wir eh tierisch müde und würden sogar auf dem Fußboden schlafen, wenn es denn sein musste. Ich schnappte mir also meine Decke und ging ins Schlafzimmer. Das Bett war auf jeden Fall groß genug, dass wir beide drauf Platz fanden. Also legte ich mich auf die rechte Seite des Bettes und versuchte wieder einzuschlafen.


    Es gelang mir aber nicht. Ich war erschöpft, aber schlafen war im Moment einfach nicht drin. Innerlich war ich absolut aufgewühlt. Dann hörte ich, wie sich die Tür leise öffnete und Ben ins Zimmer kam. Er legte sich auf die andere Seite und die Decke um sich. Ich bemerkte, wie er Stück für Stück näher an mich heranrutschte und fragte mich, ob das Absicht war oder er es unterbewusst tat. Ich kam nicht drauf, also schaltete ich meinen Verstand aus, legte einen Arm um Bens Taille und zog ihn näher an mich heran. Wir waren uns so nah, dass wir sogar den Atem des Anderen spüren konnten. Und diese ganze Situation wirkte auf mich einfach nur beruhigend und ich konnte endlich wieder einschlafen.

  • Danke für die lieben Feeds!^^ *verbeug* Und Yamica: Sorry, ich hab mein Feed falsch gepostet... Ich wusste nur nicht wohin! xD


    Als ich erneut erwachte sah ich als erstes Bens Gesicht direkt vor meinem. Wir hatten uns also in den letzten Stunden keinen Zentimeter bewegt. Sogar mein Arm lag noch auf seinem Körper. Ich konnte aber in dieser Position gut aus dem Fenster sehen und stellte fest, dass es wohl schon später Vormittag sein musste. Auf meine Uhr schauen wollte ich jetzt nicht, da ich sonst meinen Arm hätte wegnehmen müssen. Also wartete ich. Es dauerte vielleicht knapp 10 Minuten bis Ben schließlich die Augen öffnete. Die Angst, die ich in der Nacht in ihnen gesehen hatte, war verschwunden und übrig war nur noch das Strahlen, das ich von ihm kannte. „Morgen…“, murmelte er und ich lächelte. „Na, endlich wach?“, fragte ich scherzhaft nach. Ben gab ein Grummeln von sich und fragte dann: „Wie spät?“ Jetzt nahm ich meinen Arm doch von seinem Körper und ich könnte schwören, dass ich dabei auch so etwas wie ein kurzes Grummeln gehört hatte. Ich sah auf meine Uhr und las die Uhrzeit ab: „3 Minuten vor 11. Ich glaube, wir sollten langsam mal aufstehen, meinst du nicht?“ „Hm…“, war die Antwort. Ich deutete sie einfach als ‚ja’ und stand auf.



    Ich zog mich an und sah zu Ben. „Du kannst noch liegen bleiben, wenn du willst. Ich geh eh noch ins Bad und dann wollte ich noch Brötchen holen gehen. „Neee, lass mal. Ich steh schon auf.“ Dann fügte er noch hinzu: „Außerdem hab ich nie gesagt, dass ich nichts zu Essen habe.“ „Das stimmt!“, lachte ich und entlockte meinem Partner ein Lächeln und das schon so ‚früh’ am Morgen.



    Es verging kaum eine halbe Stunde, da hatten wir uns bereits in der Küche beim Frühstück wiedergefunden. Ich hatte den Tisch gedeckt, als Ben im Badezimmer gewesen war. „Woher weißt du eigentlich so genau, wo mein ganzes Zeug steht?“, fragte mich Ben, als er gerade von seinem Marmeladenbrötchen abbiss. Ich grinste. „Glaubst du, ich bin zum ersten Mal hier?“ „Nö, hab ich auch nie behauptet.“, kam es scherzhaft zurück. Der Rest des Essens verlief dann schweigend, aber es war kein bedrückendes, sondern eher ein beruhigendes Schweigen und das war gut so.



    Dann räumten wir alles Geschirr in die Spülmaschine und verstauten die Lebensmittel wieder im Kühl- und Küchenschrank. „Semir?“, fragte Ben plötzlich und ziemlich kleinlaut. Ich war ein wenig verwirrt. „Ja?“ „Können wir kurz…reden?“ Mit so einer Frage hatte ich nicht gerechnet, aber bitte, wenn er reden wollte hatte ich kein Problem damit. Vielleicht tat es ihm ganz gut über seine Situation zu sprechen. Ich antwortete: „Klar. Aber ich glaub, wir setzen uns lieber auf die Couch dazu.“ Ben nickte und wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf das bequeme Möbelstück.


    „Worüber möchtest du reden?“, fragte ich direkt nach. „Hm…das ist ein wenig kompliziert. Ich will dich eigentlich eher was fragen…“ „Was fragen?“, wiederholte ich. „Ja…“ „Und was genau?“ Irgendwie hatte Ben mich neugierig gemacht. „Hab ich mich gestern, beziehungsweise heute Nacht…irgendwie seltsam verhalten?“ Es war fast nur ein Flüstern, in dem er die Frage stellte, aber ich war mir sicher, dass er jedes Wort genau so gemeint hatte, wie es seinen Mund verlassen hatte. Ich ließ die Frage kurz auf mich wirken. Der Alptraum den Ben hatte, die Angst in seinen Augen, die Anhänglichkeit…Das waren die wichtigsten Dinge die passiert waren, doch seltsam fand ich sie eigentlich nicht. Nach so einem Erlebnis würde wohl jeder Angst haben, Alpträume bekommen und nach Nähe und Schutz suchen.


    Ich schüttelte den Kopf. „Nein, da war nichts Ungewöhnliches.“ Ben sah etwas beschämt zur Seite und ich erkannte einen leichten Rotschlimmer auf seinen Wangen. „Und warum…warum hattest du die ganze Zeit deinen Arm um mich gelegt?“, fragte er kleinlaut und noch immer sah er mich nicht an. Ich dachte nach, dann zuckte ich mit den Schultern. „Hm, ich weiß nicht so recht. Du warst noch duschen und ich wollte schlafen, aber es gelang mir irgendwie nicht und dann kamst du ins Bett und bist immer näher an mich rangerutscht… Na ja…“ Ich kratzte mich verlegen am Kopf. „…ich hatte das Gefühl, dass du das mit voller Absicht machst und weil ich dir zeigen wollte, dass es mich nicht stört, hab ich dich eben selbst noch ein Stück zu mir herangezogen.“


    Wenn ich im Nachhinein so darüber nachdachte, war es schon eine sehr merkwürdige Situation gewesen…Aber ich schob diese Sache einfach auf unsere Müdigkeit. Nun sah mir Ben wieder direkt in die Augen. „Ja, es war Absicht von mir.“, gab er schließlich zu. Ich lächelte. Es störte mich wirklich nicht, ganz im Gegenteil, ich freute mich über so viel Ehrlichkeit. Ich wusste nicht was mein Partner für eine Reaktion erwartete, aber sicher kein Lächeln. Er sah mich verwundert an und als er merkte, dass ich keine Anstallten machte etwas zu sagen, fügte er seinem Geständnis noch ein „Danke .“ hinzu.




    Jetzt war es an mir noch einige Dinge klarzustellen. Ich legte meine Arme um Bens Hals und sah ihn an. „Hör mir mal ganz genau zu, mein Freund.“, forderte ich ihn auf. „Ich hab gestern Nacht einfach so gehandelt, wie ich es für richtig gehalten habe. Dafür musst du dich nicht bedanken. Und das es Absicht war…was soll’s? Du hast einen halben Tag lang im Sarg gelegen…ich glaube, jeder würde nach so einem Trauma nach Halt suchen und wenn ich das bei dir bin, dann ehrt mich das doch und schreckt mich nicht ab, falls du das gedacht hattest.“
    Wieder errötete Ben und ich war mir absolut sicher, dass er genau solche Gedanken gehabt hatte. Ich seufzte leise. „Du kennst mich doch. Bin ich etwa ein Unmensch? Hast du echt geglaubt, ich würde dich in so einer Situation von mir stoßen?“ Wenn ich vorher gewusst hätte was dieser Satz auslösen würde, dann hätte ich ihn nicht gesagt!

  • Ben funkelte mich böse an und befreite sich schließlich aus meinen Armen. Dann stand er auf. „Ich wusste es…“, sagte er und die Enttäuschung in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Was wusstest du?“, fragte ich nach. Im Moment verstand ich nämlich überhaupt nichts mehr, aber ich erhob mich ebenfalls. „Das du in jeder anderen Situation nicht so gehandelt hättest! Wenn man mich nicht lebendig begraben, sondern irgendwas anderes mit mir gemacht worden wäre, dann wärst du gestern Nacht nicht so zu mir gewesen!“, sagte er bitter. In meinem Hirn arbeite es wie verrückt. Ich wiederholte im Kopf wie ich meinen Satz gesagt hatte und machte eine schreckliche Feststellung. Ich hatte tatsächlich „…in so einer Situation…“ gesagt. So hatte ich das doch gar nicht gemeint! Was war denn bloß los?


    Als Ben anstallten machte das Wohnzimmer zu verlassen, hielt ich ihn am Handgelenk fest. „Wir sind noch nicht fertig!“, stellte ich klar. „Lass mich los.“, zischte er und ich tat ihm diesen Gefallen. Als Dank fürs Loslassen blieb Ben stehen, wenn auch mit dem Rücken zu mir. „Ben…ich hab das nicht so gemeint, bitte glaub mir. Es klang vielleicht etwas komisch, aber ich wollte nicht damit sagen, dass ich nur in so einer Situation so gehandelt hätte. Glaub mir… Ich war gestern total in Panik als du dich nicht mehr gemeldet hast! Und als ich dich dann in diesem Sarg sah…da dachte ich zum ersten Mal dran, wie es wäre, dich zu verlieren….aber es war schrecklich und in mir zog sich alles krampfhaft zusammen… Ich hab nur noch versucht dich zu finden und das so schnell wie möglich. Als wir dann endlich auf dem richtigen Gelände waren hab ich dich mit mehr Glück als Verstand gefunden. Ich hab nämlich das Kamerakabel an einem Mast hängen sehen und es hat mich dann direkt zu der richtigen Stelle geführt. In diesen paar Minuten habe ich nicht mehr nachgedacht, sondern nur noch gehandelt. Ich hätte diesen Sarg auch mit eigenen Händen ausgegraben, aber davon hielt man mich ab. Es hätte eh viel zu lange gedauert. Du kannst dir nicht vorstellen wie erleichtert ich war, als ich dich lebend rausgeholt hab…“

    Ich war über meinen Redefluss selber verwundert. So viel hätte ich, glaube ich zumindest, auch nicht erzählen müssen… Na ja, gesagt ist gesagt. Es war nicht mehr zu ändern. Ich war aber davon überzeugt, dass meine Worte zu Ben durchgedrungen waren. Es herrschte einen Moment Stille. „Ich dachte, ich würde sterben…In diesem Sarg…lebendig begraben zu sein war das Schrecklichste, was ich je erlebt habe…Und da ich ganz genau wusste, dass der Sauerstoff nicht ewig reichen und ihr mich nicht so schnell finden würdet, hatte ich mit meinem Leben schon abgeschlossen. Das der Tag beschissen werden würde, war ja am Morgen schon klar gewesen und als es auch noch anfing zu regnen, war die Chance auf Rettung gleich null. Nie hatte ich mich so sehr mit dem Gedanken des Todes beschäftigt…“

    Nun drehte sich Ben wieder zu mir um. In seinen Augen sah ich Tränen glitzern. Alles was ich wollte, war ihm zu helfen, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte. Also schlang ich erneut meine Arme um ihn und einen Moment später spürte ich auch Bens Arme an meinem Rücken. Diese Geste zeigte mir, dass er mir nicht mehr abgeneigt war und das erleichterte mich. Nach einiger Zeit lösten wir uns wieder voneinander, aber ich ließ meine Hände noch immer an seiner Taille ruhen. Erst als ich bemerkte, wie sich eine Träne aus Bens Augenwinkel stahl, nahm ich eine Hand von ihm und wischte den salzigen Tropfen weg. Jetzt hatte ich meine Hand auf seiner Wange liegen. Viel zu lange, wie ich feststellte. Als ich es bemerkte zog ich sie weg und konnte spüren, wie ich rot wurde.

    „Hey, ist doch nicht schlimm.“, lachte Ben und lächelte dann sanft. Er legte nun seine Arme um meinen Hals und sah mich eindringlich an. Unsere Gesichter waren sich so nah wie gestern Nacht, nur mit dem Unterschied, dass ich gerade hellwach war und nicht kurz vorm Eindämmern. Ich hatte eine Ahnung, was gleich passieren würde, doch ich wusste nicht, was ich machen sollte. Mich befreien? Ben wegstoßen? In den braunen Seelenspiegel die mir gegenüber waren sah ich Unsicherheit und Angst. Aber keine Angst, wie ich sie in der Nacht gesehen hatte, es war von anderer Natur. Anscheinend wartete Ben auf irgendein Zeichen von mir. Also ließ ich mein Herz sprechen.

    Ich nickte und schloss die Augen. Ben überbrückte die letzten Zentimeter und zum ersten Mal berührten sich unsere Lippen. Es war ein unglaubliches Gefühl. So etwas Intensives hatte ich noch nie gespürt. Ich war wirklich verwundert über mich selbst, aber das Gefühl war einfach zu schön, als das ich mich hätte ekeln können. Ben beendete den Kuss schneller als ich erwartet hatte und ziemlich plötzlich. Ich konnte immer noch seine Lippen spüren. Auf meinen kribbelte es, als hätte man einen Eiswürfel drauf gelegt und vergessen ihn wieder runterzunehmen. Ben berührte mit seiner rechten Hand seine Lippen. In dem Moment wusste ich, dass er wohl das Selbe gefühlt hatte wie ich. Es war schon irgendwie beängstigend…

    Ich konnte sehen, wie Ben den Mund öffnete. Er wollte sich erklären, aber ich wollte das jetzt nicht hören, also legte ich ihm zwei Finger auf die Lippen und flüsterte: „Jetzt nicht…jetzt keine überflüssigen Worte…“ Ben nickte und ich nahm meine Finger von ihm. Wir standen uns gegenüber, wollten uns einfach nah sein, aber wir trauten uns nicht. Irgendwann hatten wir wohl beide den selben Gedanken. Wir führten unsere Hände zusammen und verschlangen unsere Finger ineinander. Ich war einfach nur glücklich über diese kleine, für viele vielleicht fast unbedeutende Geste, denn sie bedeutete mir die Welt. Dann küssten wir uns wieder. Dieses Mal länger und nicht mehr wie in Trance, sondern in vollem Bewusstsein. Unser Kuss hatte so viel Gefühl, dass ich dachte, jeden Moment vor Glück zu zerspringen, doch das geschah nicht. Immer mehr drängten wir unsere Lippen aufeinander, als würde dies das erste und einzige Mal bleiben. Unausgesprochen intensivierten wir unsere Verbindung und mehr und mehr Leidenschaft kochte in uns hoch. Ben fuhr mit seiner Zunge über meine Lippen und ich öffnete sie. Es entstand der wohl mit Abstand beste Zungenkuss meines Lebens. Ich fragte mich, wie es ein einziger Mensch schaffte, mir solche Gefühle und Gedanken zu entlocken, doch ich konnte es mir nicht erklären. So vergingen unendlich erscheinende Momente, bis wir uns schließlich heftig keuchend voneinander lösten.

    Wir sahen uns an und eine Frage drängte sich in mir auf, die unbedingt gestellt werden wollte: „Wie geht’s jetzt weiter?“, fragte ich leise und es schwang ein Hauch von Verzweiflung in meiner Stimme mit. „Ich…ich weiß es nicht…“, gestand Ben. „Aber ich weiß, dass das eben…es war nicht falsch, Semir! Dafür hat es sich einfach zu richtig und zu schön angefühlt…“, sagte er mit Nachdruck. „Ich weiß was du meinst…“, stimmte ich zu. Ben nickte und meinte: „Dieser Kuss…es war etwas, was ich schon immer gewollt habe, schon als wir uns kennen lernten…Als mir im Sarg schließlich bewusst wurde, dass sich dieser Wunsch wohl niemals erfüllen würde habe ich mir etwas geschworen: Wenn ich tatsächlich lebend aus dieser Situation herauskomme…dann bin ich so unvernünftig und höre auf mein Herz. Ich hätte nie erwartet…dass du dich so auf den Kuss einlässt. Du kannst dir nicht vorstellen wie glücklich du mich damit gemacht hast.“ Mit solchen Worten konnte ich gar nicht richtig umgehen. Es war komisch. Ich fühlte mich schüchtern wie ein Teenie, der zum ersten Mal verliebt war. Stopp mal! Wer sprach jetzt hier von verliebt sein? Ich schüttelte in Gedanken den Kopf und sah Ben an. „Ich hätte es auch nicht von mir gedacht…Aber irgendwie konnte ich gar nicht anders handeln. Es heißt ja, wenn sich der Verstand ausklingt, handelt das Herz…oder so ähnlich. Und ich glaube, dass das so eine Situation war. Unterbewusst haben wir für uns das Richtige entschieden.“

    Mein Partner lächelte über das ganze Gesicht. „Das du so viel Ahnung hast von der Psyche des Menschen hätte ich gar nicht von dir erwartet.“, lachte er und ich musste auch grinsen. „Ja, man entdeckt immer wieder neue Talente in sich. Vielleicht sollte ich den Job wechseln?!“, sagte ich mit einem Augenzwinkern. „Wie bitte?“, kam es empört von Ben. Er unterstrich seine Empörung, in dem er die Hände in die Hüfte stemmte. Ich lachte und dann fragte Ben: „Wenn du vorhast deinen Job zu wechseln, was wird dann aus mir?“ Ich überlegte einen Moment. „Dann nehm ich dich eben auch mit zu meinem neuen Job.“, sagte ich bestimmt. „Partner für immer?“, fragte Ben lächelnd nach. „Mindestens.“, gab ich zurück. Schließlich besiegelten wir unser Versprechen mit einem weiteren Kuss.

    Es zählte nichts mehr, als dieser Moment der Verbundenheit. Die letzten 24 Stunden hatten uns näher gebracht, als wir jemals vermutet hätten. Diese Panik die ich hatte, als ich nicht wusste, ob Ben überleben würde, war nicht von freundschaftlicher Natur gewesen. Doch nie wäre ich darauf gekommen, was es wirklich war. Jetzt wusste ich es und ich war froh, dass es so gekommen war. Unser Leben ist die Gefahr, aber zu zweit können wir alles schaffen. Das habe ich nun verstanden.

    Ende.


    So, meine lieben Leser und Leserinnen!^^ Ich hoffe, dass euch meine FF ein bisschen gefallen hat und das ihr mir ein Review dalasst. Lob oder Kritik, was ihr möchtet. Ihr könnt mir auch gerne sagen, was ihr von dem Pairing haltet, das ich gewählt habe. Ich würde mich auf jeden Fall freuen. Man sieht sich bestimmt bald wieder! *wink* Fühlt euch alle von mir geknuddelt! Eure Becci-chan!^_________^

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