Verlorene Zeit

  • „Hallo Hartmut.“


    „Frau Engelhardt…? Was machen sie denn hier. Ich dachte Tom und Semir holen die Daten von Pharma Con?“ Das Technik-Genie wirkte verwirrt.


    „Die beiden haben noch etwas Wichtigeres zu tun. Und ich war gerade in der Gegend. Wenn sie mir jetzt also bitte alle Daten geben würden?“


    „Natürlich…“ Er suchte schnell alle Sachen zusammen und reichte sie der Polizistin.


    „Und das sind wirklich alles?“ fragte sie noch einmal.


    „Klar… warum sollte ich ihnen nicht alles geben?“ Sie lächelte. „Jeder kann doch mal etwas vergessen…“ Hartmut wirkte beleiding. „Aber nicht ich.“


    „Natürlich nicht. Wenn sie mich jetzt entschuldigen?“ Anna drehte sich um und verließ die KTU.


    „Vergessen…“ Hartmut sah ihr kopfschüttelnd nach und fing dann an „Lucy“ zu bearbeiten.



    „Hallo Hartmut! Wo sind denn jetzt die Sachen?“ Der rote Schopf kam unter dem Auto hervor.


    „Wollt ihr mich jetzt verarschen?“


    „Äm, nein?“ Tom sah zu Semir.


    „Ich hab die Sachen doch vor 10 Minuten schon eurer Chefin gegeben! Die Kommunikation bei euch scheint ja nicht gerade gut zu sein…“


    „Die Engelhardt war hier?“ Tom war hellhörig geworden.


    „Das sagte ich doch schon.“


    „Und sie hat die Daten von PharmaCon mitgenommen?“


    „Auch das habe ich schon gesagt…“


    „Jetzt reicht es mir… Hier ist was ober faul….“ Semir nickte zustimmend.


    „Ich glaube es ist Zeit, dass uns deine neue Flamme Rede und Antwort steht.“ Ohne sich zu verabschieden machten sie sich auf den Weg.

  • Ungeduldig klopfte Tom gegen die Tür. „Ja doch, ich komme!“ tönte es unfreundlich von innen. Keine 5 Sekunden später öffnete sich die Tür. Christina stutzte. „Ihr? Hier?“


    Tom hatte sich schon an ihr vorbei geschoben und lief ungeduldig im Wohnzimmer auf und ab.„Klar kannst du reinkommen Tom… Ist überhaupt kein Problem“ leicht verärgert verschränkte sie die Arme vor der Brust.


    „Was ist da jetzt los?“ fragte Tom schließlich.


    „Wo los?“ Christina legte den Kopf schief.


    „Hör auf mit den Spielchen, Christina. Es ist ernst! Ich verwette meine Rente, dass deine Schwester gerade einen gefährlichen Alleingang gestartet hat!“ Christina sah ihn jetzt fragend an.


    „Semir und ich haben nur leider überhaupt keine Ahnung warum und weswegen! Vor allem haben wir keine Ahnung wo sie ist! Fakt ist allerdings dass sie nach einem Anruf, mit ihrer Waffe, die sie eigentlich nie trägt, in die KTU gefahren ist und Beweismaterial mitgenommen hat! Das muss natürlich nichts zu bedeuten haben und kann ein dummer Zufall sein. Für mich sieht es im Moment aber so aus, dass sie die Beweise aufgrund des Telefonates unterschlagen hat… Und ich glaube auch, dass das wiederum mit dem Grund zusammenhängt, wegen dem sie schon die letzten Tage am Rad gedreht hat.“ Er machte eine kurze Pause und sah Christine eindringlich an. „Also?“
    Semir hatte bis jetzt schweigen dabei gestanden. Jetzt mischte auch er sich ein. „Es ist wirklich wichtig. Wir wollen ihr nur helfen… Es kann sein, dass sie sich in große Gefahr begibt“
    Christina setzte sich auf die Couch. „Okay… Sie ist wegen Leon so durch den Wind…“


    „Das haben wir uns schon fast gedacht.“ Semir lächelte sie freundlich an.


    „Warum?“ fragte Tom weiter.


    „Leon… Er ist ihr Sohn…“ Tom und Semir rissen gleichzeitig die Augen weit auf und brachten ein lautes „Was?“ hervor.


    „Ja. Anna ist seine leibliche Mutter…“ Bestätigte Christina. Tom fuhr sich durchs Haar. „Also ich habe mit allem gerechnet… Aber damit.“ Er stieß hörbar die Luft aus.


    „Ich wusste es bis gestern auch nicht.“ Christina lächelte matt.

  • Anna wartete jetzt seit gut zehn Minuten auf dem Parkdeck. Immer wieder sah sie sich nervös um. „Frau Engelhardt?“ Sie zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Vor ihr stand ein hochgewachsener blonder Mann. Sie erkannte ihn sofort. Es war der Mann, mit dem sie im Treppenhaus zusammen gestoßen war!


    „Sie?!“


    „Ich bin ihnen also in Erinnerung geblieben. Das schmeichelt mir wirklich.“ Er grinste abfällig. Etwas in seinem Blick lies der Polizistin einen eiskalten Schauer über den Rück laufen.


    „Also?“ fragte sie schließlich.


    „Wenn sie erst einmal so freundlich wären ihre Jacke abzulegen. Das Wetter ist doch wunderbar.“ Zögernd kam sie der Aufforderung nach. Wie hatte sie glauben können damit durch zukommen? Das waren schließlich keine Anfänger…


    „Dachte ich es mir doch…“ pikiert schüttelte der Mann den Kopf. „Wenn sie mir jetzt bitte ihre Waffe geben würden? Langsam!“ Anna holte die Waffe mit zwei Fingern aus dem Holster, legte sie auf den Boden und schob sie dann in seine Richtung. Schnell hob er sie auf und steckte sie ein.


    „Wenn sie jetzt bitte zum dem Wagen gehen würden?“ Er deutete auf einen silbernen Land Rover hinter sich. Ohne ihn aus den Augen zulassen ging Anna zielstrebig zu dem Wagen.


    „Stop. Die Hände aufs Dach.“ Auch jetzt tat sie was er sagte. Langsamer und gründlicher als es nötig gewesen wäre suchte er sie nach Wanzen und Kabeln ab. Dabei grinste er dreckig.


    „Wow, ich bin beeindruckt. Sauber. Das hatte ich bis jetzt auch noch nicht. Einsteigen!“
    Gibt es hier überhaupt noch Leser????;(

  • „Schön… denken wir nach.“ Jetzt war es Semir, der auf und ab ging. „Gehen wir davon aus, dass die Chefin wirklich Beweismaterial unterschlagen hat. Freiwillig würde sie so etwas nie tun. Ergo sie wird von jemandem gezwungen.“ Tom nickte. „Wahrscheinlich wird so was wie ein Austausch stattfinden.“ Tom nickte noch ein Mal. „Und ich befürchte, Leon wird das Druckmittel sein. Das würde erklären, warum wir ihn nicht finden…“


    „Korrekt. Und ich kenne nur ganz wenige Leute, die was mit den Formeln anfangen können.“ Jetzt nickte Semir grimmig. „PharmaCon. Die Daten scheinen wirklich einiges Wert zu sein… Vielleicht mehr als wir ahnen.“


    „Das ist ja alles ganz nett…“ mischte sich Christina ein. „aber wie finden wir Anna so?“


    „Das ist das Problem… Ihr Handy ist aus. Orten können wir sie also nicht.“


    „Na toll… Und jetzt?!“


    „Wir könnten bei PharmaCon eine riesen Show abziehen… Wenn von denen jemand hinter allem steckt, könnten wir sie so allerdings in noch größere Gefahr bringen. Beide.“ Tom biss unruhig auf seiner Unterlippe herum. Dann griff er plötzlich zu seinem Handy.


    „Andrea, Tom hier. Hör zu: Kannst du rausfinden, von wo dieser Meyer die Chefin angerufen hat?“


    „Ich kann es versuchen… ja. Das dauert aber einen kleinen Moment….“


    „Beeil dich bitte…“ Tom legte auf und wandte sich an Semir. „Wenn wir glück haben, dann ist sie jetzt bei dem Mann, der sie vorhin auch angerufen hat…“ Semir nickte anerkennend.
    ***
    Die Fahrt endete an einer verlassenen Lagerhalle ein Stück außerhalb von Köln. In dieser Halle wartete schon ein zweiter Mann. Entspannt lehnte er an einem der Stahlträger und rauchte eine Zigarette. „Ah schau an… Hoher Besuch. Haben sie die Daten?“ wurde Anna begrüßt.


    „Ja. Wo ist der Junge?“


    „Keine Sorge, Mami. Dem geht es gut. Wenn ich jetzt also bitte die Daten bekommen könnte?“


    „Ich will ihn erst sehen.“


    „Dazu hast du gleich noch lange genug Gelegenheit!“ Der blonde, der sie hergebracht hatte, griff nach dem Umschlag in ihrer Hand und riss sie an den Haaren ein Stückchen nach unten.


    „Also wirklich! Das du gleich immer so grob werden musst! Sie entschuldigen meinen Partner doch sicher, oder?“ Der andere drückte seine Zigarette aus. „Bring sie zu dem Jungen.“ Dann lächelte er Anna an. „Wir wollen nur kurz sicher gehen, ob auch wirklich alle Daten in dem Umschlag sind. Dann können sie gehen“ Der blonde zerrte sie unsanft in einen kleinen Raum, der wohl früher mal als Büro gedient hatte, und stieß sie grob hinein. Anschließend verschloss die Tür wieder sorgfältig.


    Auf dem Boden, an eine Wand gelehnt saß Leon. Er starrte sie ungläubig an. „Sie haben denen also die Sachen gegeben?“


    „Natürlich… Ich kann doch nicht zulassen, das sie dir…“


    „Ach?“ Leon war aufgesprungen „Bin ich ihnen plötzlich doch so wichtig, ja? Ärgerlich, dass ihnen das erst nach 16 verdammten Jahren auffällt!“ In seiner Stimme lag unendlich viel Häme und Bitterkeit.


    „Das bringt doch jetzt nichts! Ich kann verstehen das du wütend und verletzt bist…“


    „Sie verstehen gar nichts! Sie habe keine Vorstellung davon, wie es ist wenn sich die eigene Welt innerhalb von wenigen Tagen mehrere Male um 180° dreht und man feststellen muss, das man gar nicht die Person ist, die man 16 Jahre geglaubt hat zu sein!!“


    „Ich kann es dir versuchen in Ruhe zu erklären…“


    „Ich will es gar nicht wissen! Und noch was: Sie sind bestimmt nicht hier, weil ich ihnen so wichtig bin. Sie wollen nur ihr schlechtes Gewissen beruhigen! Das ist alles!“

  • Nach drei Minuten, die Tom, Semir und Christina wie 3 Stunden vorkamen, klingelte endlich Toms Handy. „Hast du ihn Andrea?“


    „Ihr habt glück. Der Mann hat von einem Handy aus telefoniert. Es ist noch eingeschaltet. Das alte Industriegebiet an der A1.“


    „Danke dir! Du bist ein Schatz! Melde dich bitte, wenn das Signal den Standort wechselt!“


    „Mach ich! Viel Glück!“ Andrea legte auf.


    „Wir haben sie vielleicht!“ Tom und Semir rannten los.


    Gerade als Tom den Wagen startete wurde die hintere Tür geöffnet und Christina lies sich auf die Rückbank fallen.


    „Was soll das denn jetzt?“


    „Ich komme mit!“


    „Christina… das geht nicht…“


    „Ach? Aber das Kindermädchen darf ich spielen, ja? Entweder wir diskutieren hier noch ne Ewigkeit, oder du fährst endlich los!!“ Tom sah hilflos zu Semir. „Ich habe dich ja gewarnt… Engelhardt- Sturheits-Gene….“ Tom gab Gas.

    Auf der Fahrt klingelte Semirs Handy.


    „Ja, Gerkhan?“


    „Diller hier… Ich habe mir gerade die Daten angeschaut, die mir ihr Kollege zugeschickt hat.“


    „Und? Was ist damit?“


    „Da muss ein Fehler vorliegen… Mit der chemischen Zusammensetzung stimmt etwas nicht.“


    „Was genau bedeutet das?“ Semir hatte keine Lust auf eine weitere Chemiestunde bei der er nichts verstand.


    „Unter ungünstigen Bedingungen könnte die Einnahme von dem Dargestellten Stoff zum Tode führen.“ Das war keine Chemie. Semir begriff sofort worum es ging. „Ist es möglich, dass Herr Wächter genau das heraus gefunden hat?“


    „Wenn ich mir seine Notizen anschaue… wahrscheinlich schon. Er hat einen Prototypen der neuen Substanz untersucht…“


    „Herr Diller das ist jetzt sehr wichtig. Wer konnte davon gewusst haben? Von seinen Nachforschungen?“


    „Herr Gerkhan ich weiß es nicht… theoretisch jeder.“ Semir fluchte. Das brachte sie nicht weiter.


    „Okay… wem würde es am meisten Schaden, wenn das raus gekommen wäre?“


    „Äm…“ Diller überlegte kurz. „Allen hier… das Unternehmen kann dicht machen, würde sich das hier bestätigen… Aber am meisten würde es vermutlich Herrn Schreiber schaden. Ein großer Teil seines privat Vermögens steckt in der Firma…“


    „Danke Herr Diller. Wir melden uns ihnen.“ Semir legte auf und wandte sich an Tom.


    „Schreiberkönnte hinter allem stecken.“


    „Schreiber?“ Tom warf ihm einen kurzen Blick zu.


    „Herr Diller hat sich die Daten alle angeschaut und Fehler in der chemischen Zusammensetzung des neuen Supermittels von Pharma Con gefunden. Wächter hat das vermutlich auch rausgefunden und musste deswegen sterben. Und Schreiber hat am meisten zu verlieren… Sein privat Vermögen steckt in der Firma.“

  • Neumann und Gruber waren aufgestanden. Die Mercedes S-Klasse von Schreiber war gerade vorgefahren. „Habt ihr die Daten?“ fragte er noch während er aus dem Auto stieg.


    „Ja. Eine von den Bullen war so freundlich und hat sie uns vorbei gebracht.“ Gruber hielt seinem Auftraggeber den Umschlag entgegen. Als dieser danach greifen wollte, zog er ihn allerdings zurück. „Wo ist unser Geld?“


    „Im Kofferraum“ Neumann ging um das Autoherum und entnahm ihm die Tasche mit dem Geld. Er warf kurz einen Blick hinein und nickte seinem Komplizen dann zu. „Wunderbar.“ Gruber reichte Schreiber den Umschlag.


    Der breitete dessen Inhalt auf einem nahestehenden Tisch aus und besah ihn sich aufmerksam. Nach einer Weile nickte er zufrieden. „Es ist vollständig.“ Nach dem er die Sachen wieder verstaut hatte, zögerte er kurz. „Was passiert jetzt mit dem Jungen der Wächters und der Polizistin?“ Neumann hob die Brauen. „Der Junge kann nichts für die Taten seines Vaters.“ Neumann hob die Brauen noch weiter. Gruber meldete sich zu Wort.


    „Gut das Wächter nicht sein Vater ist. Also wird es niemanden stören, wenn wir ihn umlegen!“


    „Was? Wie meinen sie das?“


    „Er ist halt nicht sein Vater!“ Gruber machte eine eindeutige Bewegung mit den Händen.


    „Aber das können sie trotzdem nicht machen!“ Schreiber starrte ihn an.


    „Der Junge und vor allem die Polizistin, haben unsere Gesichter gesehen…“

    Während Gruber und Schreiber noch diskutierten, hatte sich Neumann schon auf den Weg gemacht Leon und Anna aus ihrem Gefängnis zu holen. „Und? Habt ihr euer Wiedersehen, nach all der Zeit, schön mit viel heulen und sich in die Arme fallen gefeiert?“ Er grinste so dreckig wie eh und je. Leon funkelte ihn wütend an, während Anna ihn keines Blickes würdigte. Ihre Aufmerksamkeit galt den beiden anderen Männern, die immer noch heftig diskutierten. Der Neuankömmling warf einen raschen Blick in ihre Richtung. Dann wich er ihrem Blick aus und sah schuldbewusst zu Boden, ehe er nickte und sich zum Gehen wandte. Anna schluckte. Vermutlich war das ihr Todesurteil. Wie hatte sie auch nur so töricht sein können, und geglaubt das alleine durchziehen zu können? Jetzt hätte sie mehr den Je die Hilfe von Tom und Semir gebraucht.


    „Wenn ich bitten darf?“ Neumann schubste sie ein Stück vor sich her, seine 9mm fest im Anschlag. Gruber tat dasselbe mit Leon. „Noch irgendwelche letzten Wünsche oder sowas?“ Sie waren fast am Ende der Halle angekommen. Leon funkelte Gruber an. „Ja… ich will deine hässliche Visage nicht mehr sehen!“


    „Den Wunsch kann ich dir ohne weiteres erfüllen“ grimmig lud er seine Waffe durch.

  • Was als nächstes Geschah, nahm Anna in Zeitlupe war.Von draußen hörte man wie ein Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen kam. Männer brüllten etwas und der dritte Mann legte sich mit den Händen über dem Kopf auf den Boden. Leon neben ihr tat etwas sehr törichtes und sehr unüberlegtes. Mit aller Kraft warf er sich gegen seinen Kidnapper, der herum gewirbelt war und in Richtung Tor sah. Der Mann geriet ins Stolpern und landete unsanft auf seinen Knien. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung war. Der andere Mann hatte sich umgedreht und seine Waffe auf Leon gerichtet. Instinktiv stellte sich Anna vor den Jungen. Ein Schuss durchbrach die Stille in der Halle.
    Tom und Semir ließen von Schreiber ab. Gemeinsam feuerten sie in Richtung seiner brutalen Handlanger. Diese erwiderten das Feuer erbittert. Es gelang ihnen schließlich durch eine kleine Hintertür aus der Halle zu fliehen. Das aufheulen eines Motors war zu hören.
    „Semir! Sie hauen ab!“ Der hatte schnell gehandelt und saß bereits hinter dem Steuer des Mercedes. Während Tom einstieg, hechtete Christina aus dem Fahrzeug. Von weitem waren schon die Sirenen der zur Verstärkung angeforderten Polizisten zu hören. Ohne zu zöger rannte sie in die Halle. Etwa in der Mitte angekommen, blieb sie wie angewurzelt stehen. Anna lag auf dem Boden und rührte sich nicht. Leon kniete neben ihr und presste seine Hände mit aller Kraft auf ihren Bauch. Blut sickerte unaufhaltsam zwischen seinen Fingern hervor. „Hilf mir!“ Christina löste sich aus ihrer Erstarrung. Sie überwandt die letzten Meter und lies sich ihrerseits neben ihrer Schwester auf die Knie fallen. „Es blutet so stark…“ Leon sah sie panisch an.


    Christina presste nun ebenfalls ihre Hände auf die Wunde. Ein Blick in Annas Gesicht zeigte ihr, das sie wach war. „Was tust du für Sachen, wenn man ein Mal nicht auf dich aufpasst?“ Anna lächelte schwach. Ein dünner Faden Blut lief ihr dabei aus dem Mund. „Hey! Mach keinen Scheiß, ja? Du hast mir und Leon noch einiges zu erklären!“ Der älteren der Schwestern fielen die Augen zu. „Hey! Du kannst dich jetzt nicht einfach aus dem Staub machen, hörst du! Das erlaube ich dir nicht!!“ Panisch sah Christina sich um. Die Verstärkung war eingetroffen. Polizisten und auch ein Arzt kamen auf sie zu gerannt…

    „Dieses Mal schnappen wir sie uns!“ um dem gesagten Nachdruck zu verleihen, fuhr Semir dem Opel hinten auf. Sein Fahrer schaffte es allerdings nun schon zum zweiten Mal diese Attacke geschickt abzufangen. Semir gab noch mehr Gas. Beim nächsten Mal war der Aufprall noch härter. Beide Autos gerieten ins Schlingern.


    „Verdammt noch mal! Die müssen doch irgendwie von der Straße zukriegen sein!“ fluchte Tom. Er zog seine Waffe und lies das Fenster herunter. Wind schlug ihm ins Gesicht, als er sich heraus lehnte und anfing auf die Heckscheibe des Opels zu feuern. Sekunden später zerbarst diese in tausend Stücke. Nun tat Tom etwas, was er normalerweise nicht tat. Eigentlich versuchte er immer Reifen, Motor oder ähnliches zu treffen, um so das Fahrzeug zu stoppen. Dieses Mal zielte er auf den Fahrer…


    Bei Semirs rasanter Fahrweise brauchte er mehrere Kilometer und auch die ein oder andere Kugel, bis er endlich das gewünschte Ergebnis erzielt hatte. Das Auto vor ihnen geriet uns Trudel und überschlug sich schließlich mit hoher Geschwindigkeit mehrfach, ehe es nach mehreren hundert Metren in einer Böschung zum liegen kam. Die beiden Polizisten stoppten neben dem Wrack und stiegen hastig aus. Die beiden Männer in dem hingen leblos in ihren Gurten. Tom tastete nach dem Puls des Fahrers.


    Nichts.


    Er hatte der Mann erschossen. Scharf zog er die Luft ein.


    „Ruf einen Krankenwagen! Der hier lebt noch!“ Semir sah zu ihm herüber.




    Tja, da ich ab morgen für zwei Wochen unter der kubanischen Sonne liege, überlege ich noch immer, ob ich den Rest der Story heute Abend noch reinstellen soll, oder ob ihr zwei Wochen warten müsst..... ?(

  • Da ich ja kein Unmensch bin, hier also der Rest der FF, bevor ich in ein paar Stunden in den Flieger steige! Viel Spaß damit!!!! :D 8)






    „Sie sind verwandt?“ Der Arzt rannte schon fast neben der Trage her, wobei er gleichmäßig einen Ambubeuten betätigte.


    „Schwestern…“ Christina hatte Mühe, mit dem kleinen Trupp mitzuhalten.


    „Wissen sie, welche Blutgruppe sie hat?“


    „B- Negativ… Genau wie ich.“


    „Gut. Hören sie mir jetzt zu: Fahren sie so schnell es geht in das Uni-Klinikum, um Blut zu spenden. Melden sie sich in der Ambulanz. Die Ärzte dort werden informiert sein. Das ist nicht der übliche Weg, aber es ist warm und die Blutbanken sind so gut wie leer. Und B- Negativ ist grundsätzlich sehr selten.“ Währen Anna in den RTW geschoben wurde, blieb der Arzt kurz stehen und sah Christina eindringlich ein.„Vielleicht hat ihre Schwester so noch eine Chance. Es tut mir leid“ Er kletterte ebenfalls in den Wagen und die Türen wurden verschlossen. Christina starrte dem abfahrenden RTW nach. Das durfte einfach nicht sein!


    Leon, der nur wenige Schritte hinter ihr gelaufen war, zog sie allerdings in Richtung eines Streifenwagens.„Du hast gehört, was er gesagt hat! Also komm!“ Christina starrte jetzt den Jungen an. Wie konnte er nur einen so kühlen Kopf bewahren? Hastig sagten sie einem der Polizisten bescheid und fuhren dann so schnell es ging in Richtung Uni- Klinik.


    Während der Fahrt stierte Leon mit ausdruckslosem Gesicht auf die vorbeisausende Straße.Er kannte diese Frau nicht. Sie waren sich völlig fremd. Und doch waren sie zutiefst verwandt. Kurz bevor sie das Klinikum erreichten, wandte er sich Christina zu.


    „Ich bin auch B- Negativ…“

    Tom und Semir eilten durch die hellerleuchteten, weißen, trostlosen Flure. Den Weg in den Wartebereich vor dem OP kannten sie leider bereits von zahlreichen anderen Besuchen. Und beide mochten sie ihn überhaupt nicht. Als sie auf dem Flur ankamen, in dem sich der Wartebereich befand, entdeckten sie Leon und Christina sofort. Als Christina sie erblickte, stand sie vom den Stuhl, auf dem sie bis hetzt gesessen hatte auf und kam ihnen einige Schritte entgegen.


    Tom war erst etwas perplex, als sie sich müde in seine Arme fallen lies. „Hey…“ Er strich ihr beruhigend über den Rücken. „Wie sieht es denn aus?“ Christina zuckte mit den Schultern. „Es war noch niemand hier… Aber der Notarzt sagte schon, dass ihre Chancen nicht gut stehen… Sie hat so viel Blut verloren. Wir haben vorhin beide soviel gespendet wie es maximal möglich war… Aber das reicht vermutlich nicht!“ Tom fühlte, wie eine Träne seinen Hals herunter kullerte. „Sie wird das schaffen! Da bin ich mir ganz sicher!“


    Semir war schon zu Leon weiter gegangen. Das Kind lehnte an einer Wand und sah stur gerade aus. „Und wie geht es dir? Alles in Ordnung?“„Ich weiß nicht wie es mir geht… In meinem Kopf tobt das Chaos.“ Er wusste wirklich nicht wie es ihm ging, oder was er fühlte.


    Vermutlich erwartete man jetzt von ihm, dass er fürchterlich traurig war, weil die Ärzte hinter der schweren Metalltür gerade um das Leben seiner Mutter kämpften. Natürlich war es ihm nicht egal ob sie starb! Aber er bezweifelte auch, das er in Tränen ausbrechen würde, wenn es so wäre. Im Moment noch, war sie für ihn nur eine Frau, von der er den Namen kannte und die er vor wenigen Tagen kennen gelernt hatte. Sicher wollte er, dass sie überlebte. Er hatte soviele Fragen, die nur sie ihm beantworten konnte! Und sollte sie sterben, so fürchtete er würde da immer eine Wissenslücke in ihm klaffen! War er jetzt ein gefühlkaltes, egoistisches Monster? Immerhin hatte sie sich ohne zu zöger vor ihn gestellt, und ihm somit das Leben gerettet…

    Es war schon dunkel, als endlich ein Arzt auf sie zutrat.


    „Sind sie die Angehörigen von Frau Engelhardt?“ Christina sprang sofort auf und löste sich von Tom. „Wie geht es meiner Schwester?“ Auch Tom war jetzt aufgestanden und stellte sich abwartend hinter Christina.


    „Wir konnten die Kugel entfernen…“


    „Aber?“ Christina schluckte schwer. Toms Hand auf ihrer Schulter nehm sie kaum wahr.


    „Die Kugel hat ihre Leber schwerverletzt, so dass wir ein Stück entfernen mussten. Und auch ihre Lunge hat einiges abbekommen. Die größte Sorge bereitet uns aber der hohe Blutverlust ihrer Schwester…“


    „Was genau heißt das? Ich will nur wissen ob sie es schafft und wieder gesund wird!“ Christina sah den Arzt flehend an.


    „Wir werden alles Menschenmögliche tun, damit sie überlebt. Aber es sieht nicht gut aus. Während der OP hat es mehrere Komplikationen gegeben und wir mussten sie reanimieren. Wenn sie die nächsten 30 Stunden überlebt, dann stehen ihre Chancen ganz gut, dass sie es schafft. Im Moment können wir nur warten und hoffen, dass es nicht erneut zu Komplikationen kommt. Es tut mir wirklich leid.“


    „Kann ich zu ihr?“


    „Aber nur kurz. Wir haben sie in ein künstliches Koma versetzt.“


    „Könnte ich sie kurz sprechen?“ Semir hatte mit gesenktem Kopf zugehört und wandte sich jetzt an den gehenden Arzt.


    „Was gibt es denn?“


    „Können sie mir sagen, wie es dem Mann geht, der kurz nach Frau Engelhardt hier eingeliefert wurde? Der mit meinen Kollegen hier ankam?“


    „Ein Kollege hat ihn operiert. Er hat einige Knochenbrüche, aber sonst nichts wirklich Ernstes. Er ist vor knapp zwei Stunden zur Beobachtung auf die Intensivstation gebracht worden“ Semirs Miene verdüsterte sich noch weiter. „Danke für die Auskunft.“ Der Arzt nickte und eilte dann davon. Der Polizist machte sich auf den Weg zur Intensiv Station. Vor einer der Glasscheiben wartete bereits Tom.


    „Wir sollten langsam ins Präsidium zurück. Schreiber kann dort vernommen werden“ Sein Partner nickte finster. „Fahr du schon vor. Ich bringe Leon und Christina noch nach Hause.“


    „Weißt du was? Ich kann Schreiber auch alleine vernehmen.“ Tom sah Semir dankend an. „Würdest du das tun?“


    „Klar. Kümmer dich um die beiden“ Semir klopfte seinem Partner kurz auf die Schulter und machte sich dann auf den Weg zur PAST.


    ***


    „Haben sie wirklich gedacht sie würden damit durchkommen?“ Semir sah Schreiber mit wütend zusammen gekniffenen Augen an. „Spätestens bei den ersten Tests wäre doch raus gekommen, das ihr Wundermittelchen Leute nicht heilt, sonder tötet!“


    „Herr Gott! Es sollte doch nie jemand das Mittel nehmen! Ich wollte das alles nicht!“


    „Dann versuchen sie mir doch mal zu erklären, was sie wollten.“ Semir lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Schreiber fuhr sich fahrig durchs Gesicht. Er atmete noch ein paar Mal tief ein und aus und begann dann zu erzählen.


    „Mein gesamtes privates Vermögen steckt in der Firma. Ich hätte Hartz 4 beantragen können, wenn rausgekommen wäre dass das Mittel gar nicht so wirkt wie wir es immer gedacht hatten. Durch einen Zufall ist mir der Fehler in der Zusammensetzung aufgefallen. Das Mittel wirkte nicht reversibel, wie wir immer dachten, sonder nach mehrmaligem Einnehmen irreversibel… Es kommt zu einer Dauerreizung der Muskeln die letzten Endes zum Tod durch Herzstillstand führen. Ich konnte diesen Fehler ohne große Probleme vertuschen. Die Tests hätten eh noch über ein halbes Jahr gedauert und ich gehe in drei Monaten in Rente. Damit kann ich dann auch mein privates Vermögen aus der Firma ziehen… Das Präparat hätte bis dahin niemandem geschadet!“ Semir schnaubte kurz. „Aber dann ist Herr Wächter ihnen auf die Schliche gekommen…“


    „Ja. Dieser Idiot musste sich in Dinge einmischen, die ihn nichts angingen.“


    „Also habe sie beschlossen ihn aus dem Weg zu räumen.“ Schreiber sah zu Boden. „Ich wollte wirklich nicht, dass es soweit kommt.“


    „Das ist ja wirklich schön für sie. Aber merken sie sich eins:“ Semir beugte sich über den Tisch. „Sollte meine Kollegin sterben, dann werde ich dafür sorgen, dass ihr Knastaufenthalt die Hölle auf Erden für sie sein wird!“ Er stand auf und verließ den Raum. Im Türrahmen hielt er kurz inne.


    „Sie hätte doch lieber Hartz 4 beantragen sollen!“
    ***********


    Im Himmel über Köln entlud sich ein heftiges Gewitter. Draußen prasselte der erste Regen seit gut drei Wochen gegen die Scheibe. Das gleichmäßige Prasseln der Regentropfen machte es Christina noch schwerer wach zu bleiben. Sie hatte das letzte Mal vor 40 Stunden für etwas weniger als 2 Stunden geschlafen. Das war gewesen, nach dem Anna aus dem OP gekommen war. Tom hatte sie und Leon nach Hause gebracht. Dort hatte sie es allerdings nicht lange ausgehalten. Seit dem saß sie fast durchgängig an der Seite ihrer großen Schwester.


    Sie hatte immer gewusst, dass Anna viel für sie getan hatte und sie ihr unendlich dankbar dafür war. Das ihr Opfer so groß gewesen war, hätte sie sich niemals erträumt. Sie hatte sie, ihre Schwester, dem eigenen Kind vorgezogen. Je länger sie darüber nachdachte, desto größer wurde ihr schlechtes Gewissen Leon gegenüber. Wenn sie sich damals vielleicht nicht so quergestellt hätte und nicht so egoistisch gewesen wäre, dann hätte Anna ihn vielleicht gar nicht weggegeben… Sie traf auf jeden Fall eine Teilschuld. Ein Summen lies Christina zur Seite blicken. Tom hatte die Schiebetür ein wenig geöffnet und lugte herein.


    „Ich habe hier frischen Kaffee. Wenn du also für ein paar Minuten mal rauskommen würdest, dann muss ich den nicht alleine trinken“ Er lächelte. Christina lächelte zurück, stand leise auf und ging hinaus auf den Flur.


    Dort wartete nicht nur der angekündigte frische Kaffee, sondern auch Leon.


    „Gibt es etwas neues?“ fragte er Tom währen er ihr einen Becher reichte. Christina schüttelte den Kopf. „Nein… es ist nichts Schlimmes passiert, aber sie können immer noch nicht sagen ob sie es schafft. Der Arzt meint sie sei einfach noch zu instabile. Eine Kleinigkeit kann ihren Organismus völlig aus dem Gleichgewicht bringen.“ Erschöpft lies sie sich gegen eine Wand fallen und fuhr sich dabei über die roten Augen.


    „Du solltest wirklich mal für ein paar Stunden schlafen, Christina.“ Tom sah sie besorgt an.


    „Nein… Ich will nicht das sie alleine ist wenn…“ Sie schüttelte den Kopf. „Das bin ich ihr schuldig.“

    Leon hatte die sich ihm bietende Szenerie schweigend beobachtet. Christina sah wirklich nicht gut aus. Sie hatte rote geschwollene Augen und war so blass wie ihre Schwester. Lange würde sie das nicht mehr durchstehen. „Ich kann mich zu ihr setzen“ sagte er deshalb nach einer Weile, in der Tom und Christina ihren Kaffee tranken. Die beiden Erwachsenen sahen ihn verblüfft an.


    Seit sie das Krankenhaus nach der OP verlassen hatten, hatte niemand ihn auf die Vorfälle und das Faktum, dass Anna Engelhardt seine leibliche Mutter war angesprochen. Alle hatten sie ihn in Watte eingepackt und freundlichen angelächelt. Ganz am Anfang war es ihm nur recht gewesen. Mittlerweile fand er ihr Verhalten lächerlich. Er war schließlich keine drei mehr. „Dann kannst du ein bisschen schlafen“ Er grinste Christina kurz frech an. „Du siehst nämlich ziemlich scheiße aus.“


    „Das musst du wirklich nicht… Ich kann noch…“


    „Ich möchte es aber.“ Unterbrach der Junge sie.


    „Wenn er es möchte, und es ist nebenbei sein gutes Recht, dann sollte er das tun.“ Mischte Tom sich ein. Christina sah Leon zweifelnd an. Der nickte aber bekräftigend und verschränkte die Arme vor der Brust.


    „Naja… wenn ihr meint.“ Christina zuckte mit den Schultern. In Wirklichkeit war sie sehr froh, endlich für ein paar Stunden schlafen zu können. Lange hätte sie es nicht mehr durchgehalten.


    „Ja, das tun wir. Ich frage dann mal eine der Schwester ob sie eine Schlafmöglichkeit für die haben“ Tom zwinkerte und verschwand.

    Als Leon eine Vierten Stunde später in dem Zimmer seiner leiblichen Mutter saß, sah er fragend zwischen den vielen Monitoren und ihrem aschfahlen Gesicht hin und her. Was genau hatte er zu bezwecken geglaubt, als er Christina angeboten hatte, sich hier an das Bett zu setzen? Er würde wohl keine Antwort auf seine Fragen bekommen. Wieder machte sich diese Unruhe in ihm breit. Keiner wusste genau, ob Anna Engelhardt über den Berge war oder die nächste Nacht nicht überlebte. Wäre dies der Fall, würden die vielen Fragen auf die nur sie ihm Antwort geben konnte, nie beantwortet werden. Für eine ganze Weile sah er sie einfach nur an. Seine Augen musste er wohl von seinem Vater haben. Seine Gesichtszüge ähnelten allerdings ihren. Die Zeit verstrich langsam und Leon grübelte darüber nach, welche Charakterzüge er vielleicht von seinen Eltern hatte.

    Plötzlich wurde die vorherrschende Ruhe durch ein lautes und beständiges Piepen unterbrochen. Der Junge schreckte hoch. Die bis vor wenige Sekunden gleichmäßig verlaufenden Linien auf den Geräten waren nicht mehr ruhig und gleichmäßig. Sie flimmerten und bildeten unregelmäßige Zacken. Er wandte den Blick von den Geräten ab und sah panisch in das blasse Gesicht der dunkelhaarigen Frau. Er war sich nicht sicher, da die Geräte recht laut waren, aber Leon glaubte ein leichtes Würgen oder etwas der gleichen aus ihrer Kehle wahrzunehmen. Zeit darüber nach zudenken blieb ihm nicht. Die Tür flog auf und zwei Frauen stürmten herein. Eine der beiden schubste ihn zwar lächelnd, aber sehr bestimmend aus dem Raum. In der Tür stieß er mit einem herbeieilenden Arzt zusammen.


    Auf dem Flur herrschte völlige Stille.


    Leon sah sich mit schnell klopfendem Herz um. Wo waren Tom und Christina? Hektisch sah er von Links nach Rechts. Von den beiden war nichts zu sehen. Leise Panik stieg in ihm auf. Was sollte er tun? Was genau passierte gerade mit Anna Engelhardt? Starb sie? Wenn ja, dann musste er Christina so schnell wie möglich finden! Aber wo sollte er suchen? Links? Rechts?In welche Richtung war Tom gerade noch verschwunden? Den Gang runter oder rauf? Leon lief nach Links. Fünf Schritte später überlegte er es sich allerdings anders und eilte in die andere Richtung. Auch nach der nächsten Ecke fehlte von Tom und Christina jede Spur. Also rannte er wieder in die andere Richtung.


    Die Tür, aus der er gerade hinaus geschubst worden war, öffnete sich und die schubsende Schwester kam heraus. Der Junge blieb wie vom Blitz getroffen stehen. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Die Frau ging kurz lächelnd an ihm vorbei und holte etwas aus dem Nebenraum. Auf dem Rückweg hielt sie für wenige Sekunden an.


    „Deine Mutter kämpft gerade etwas mit dem Tubus.“ Leon guckte wie ein Auto. Was tat sie??


    „Sie versucht wieder eigenständig zu atmen. Deswegen der Würgreflex gegen den Beatmungsschlauch. Aber ihre Lungen sind noch nicht so weit.“ Leon starrte die Frau noch immer an. War das gut oder schlecht?


    „Ich glaube sie ist über den Berg“


    Na bitte! War das so schwer gewesen? Das war doch alles was er wissen wollte! Nicht gegen wen oder was auch immer Anna da drinnen kämpfte oder auch nicht! Er wollte nur wissen ob sie lebte oder nicht! Und sie tat es! Das allein zählte! Erleichtert lies er sich an einer Wand herunter sinken und schloss die Augen. Es dauerte keine zwei Sekunden und Tom und Christina kamen um die Ecke gerauscht. Klar… Jetzt wo er sie nicht mehr suchte….


    „Leon stimmt etwas nicht?“ besorgt kniete Christina sich neben ihn. „Ist etwas mit Anna?“ Sie sah ängstlich in Richtung Tür. Leon nickte und Christina sprang auf. „Sie kann fast schon wieder alleine atmen“ Die jüngere Engelhardt wirbelte herum. Leon nickte erneut und öffnete die Augen. „Ja. Die Schwester hat gesagt das sie vermutlich über den Berg ist.“


    ***

    Der mittelgroße, schlanke Junge mit den strahlend blauen Augen schlenderte durch die Straßen. Er war auf dem Weg von der Schule nach Hause. Er mochte die neue Schule. Genau so wie er mittlerweile den Rest von der Stadt, in der er lebte, mochte. Seine Mutter hatte ihm die schönen Seiten von Köln gezeigt, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Wachsam wanderte sein Blick über den Rhein. Dabei strich er sich, wie er es andauernd tat, eine widerspenstige braune Strähne aus seinem Gesicht, dass aus denselben weichen, freundlichen Zügen wie das seiner Mutter gezeichnet war. Auf der anderen Seite des Flusses waren nicht viele Leute unterwegs. Kein Wunder, bei dem Wetter. Es war Ende Dezember und das Thermometer zeigte fast -11°C an.Grinsend ging Leon Engelhardt weiter. Kurze Zeit später bog er in die Straße ein, in der er jetzt mit seiner Mutter wohnte. Sie hatten eine Wohnung ohne Aussicht gegen eine größere Wohnung mit Aussicht auf den Rhein getauscht. Er hatte sie mit Christina und Tom ausgesucht und dann von dem geerbten Vermögen seiner Adoptiveltern kurzerhand gekauft. Leon stutzte und beschleunigte seine Schritte ein wenig. War das da vorne schon Annas Audi? Eigentlich müsste sie doch noch arbeiten… Von weitem sah er, dass sie eine Tasche ins Auto lud. Wollten sie verreisen? Als seine Mutter ihn erkannte, winkte sie ihm grinsend zu. Die letzten Meter überwand er im Laufen. „Ich hab dir doch versprochen, dass wir Skifahren gehen. Pack deine Tasche. Die Piste ruft.“ Sie zwinkerte ihm zu. Leon grinste sie breit an.Silvester in den Bergen! Was konnte man mehr wollen? The End



    So, das wars dann wohl.... Aber wer weiß.... Vielleicht fallen mir ja noch ein paar Geschichten mit und um Leon ein ;) Hoffe es hat euch gefallen und ihr schreibt mir zum Abschluss alle eine nettes Feedback *grin* LG PP

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