Ein neues Leben [Fortsetzung von "Auf Leben und Tod" (umgeschrieben)]

  • „ Schon klar.. also schieß los.“ Semir setzte sich bequem hin und nahm einen Schluck Bier.
    „ Ich war bei dieser Psycho-Tante, die du ja auch kennst. „ Tom machte eine kurze Pause, wusste nicht genau wo er ansetzen sollte.
    „ Es kommt alles wieder hoch, jede Nacht aufs neue. Ich wache schweißgebadet auf, sehe alles vor mir.... der Gedanke an die Verhandlung war der Punkt, an dem ich gemerkt habe, es geht nicht mehr..... „
    Stille.
    „Chris war hier, er hat mir von sich erzählt, mich aufgerüttelt. Ich war so ein Idiot, der gedacht hat, er könne das verdrängen und gut ist. Aber das hat es nur schlimmer gemacht. Das ist mir vorhin in der Praxis so richtig bewusst geworden. Petra, Du , Andrea..... die Sorgen, die ihr euch gemacht habt und noch macht…. Dann kommen wieder diese eiskalten Blicke, der Schuß, das tote Mädchen.....“ Tom schluckte, konnte nicht weiter......stand auf und sah aufs Feld hinaus.
    Semir sass wortlos auf dem Terrassenstuhl,hatte das Bier abgestellt und schwieg ebenfalls. Tom drehte sich wieder zu ihm um.
    „Die Zeit im Krankenhaus…dieser Moment,als ich erfahren habe,was los ist! Ich hab gedacht, alles wäre vorbei,zuende…Ja, da gab es einen Augenblick,in dem ich dachte,es wäre besser gewesen,wenn….“
    Semir sprang auf. „Tom!“
    Sie sahen sich an. Tom nickte.
    „So war es aber!“
    Wieder Schweigen. Dann ging Tom auf Semir zu und ihre Blicke trafen sich.
    „Semir….Als ich dich angerufen habe an diesem Abend,da….“
    Semir wich seinem Blick aus,sah zur Seite. Tom nickte.
    „Dann hat sie Recht…“
    „Recht? Wer?“
    „Die Psychologin….Sie hat Recht, mit dem was sie gesagt hat. „
    So langsam verstand Semir,worauf Tom hinaus wollte und schnell ging er ein paar Schritte in den Garten. Tom folgte ihm.
    „Oh nein, mein Lieber! Du läufst mir jetzt nicht weg, verstanden?...Jetzt ist genau der richtige Moment dafür….“
    Semir blieb stehen, sah ihn an. „Der richtige Moment wofür, Tom?...Dafür, um dir zu sagen, das ich nicht da war? Dafür, um dir zu sagen, dass ich zu spät gekommen bin?! Was willst du hören? ….Weisst du wie oft ich in den letzten Monaten darüber nachgedacht habe, was gewesen wäre,wenn ich diese verdammten türkischen Würstchen nicht gekauft hätte und mit dir zu diesem Kinderheim gefahren wäre?!“
    „ Das konnte niemand wissen. Solche Zufälle passieren,Semir…Hätte ich die Jacke und das Foto des Mädchens nicht gefunden., wäre ich nicht gefahren. ... Was aber viel wichtiger ist und ich erst jetzt begriffen habe, dass ich dir viel eher hätte sagen müssen, Du bist nicht Schuld. Ich habe nicht an dich gedacht, wie es in dir aussieht.....als du mich dort gefunden hast, Dann Chris, er kämpft auch mit der Erinnerung an diesen Abend. ..... was ihr über ihn gedacht habt.... er... er war hier. Hat mich aufgerüttelt auf eine ziemlich grobe Weise, aber er hat damit sein Ziel erreicht. -.....“
    Tom stellte sich Semir gegenüber, nahm seine Schultern mit beiden Händen.
    „ Ich will, dass du das weisst Semir. Nie, aber auch nie, hatte ich den Gedanken, dass du mich im Stich gelassen hast oder zu spät gekommen bist......!“
    „Ja….du nicht, ich weiss….“ In Semirs Augen waren Tränen zu sehen und schnell drehte er sich weg.
    „Semir….“
    „Verdammt Tom,ich selber mach mir diese Gedanken aber! Wie oft in den ganzen letzten Jahren war es knapp?! Und immer hast du mich da rausgeholt!“
    „Ja,und?! Du mich genauso!“
    „…Trotzdem….ich hätte da sein müssen!“
    „Unsinn!“
    „Ich tanze im Garten mit Andrea, während du….“ Er stockte. Tom schüttelte immer wieder den Kopf.
    „Semir,scheisse…hör auf mit dem Quatsch!“

  • So, ihr Lieben, melde mich mit diesem Teil jetzt für fünf Tage ab. :baby:, da ich mit meinem Sohn auf Fussballreise fahre.
    Aber morgen Abend ist ja Steffi zurück und versorgt euch mit "Futter"! =)
    Dann bis Freitag, liebe Grüße, Dagmar.



    Tom fuhr sich mit den Händen durchs Haar, während Semir weiter ein paar Schritte von ihm wegging. Erneut folgte er ihm.
    „Mensch,echt! Am besten kommst du mal mit zu dieser Psychotante!....Wir haben ja beide nen Knall!“
    Nun musste Semir lachen, sah Tom an und wischte sich eilig die Tränen aus den Augen.
    „Mann….ich lebe ja noch,Semir.“
    „Ja….“
    „Und ich bin froh darüber!...Jetzt muss ich nur noch diesen ganzen Kram in meinem Kopf loswerden.“ Er machte eine Pause.
    „ Ich habe leider keinen blassen Schimmer, wie ich diese Verhandlung durchstehen soll...
    „ Tom? Nicht du.... wir! Wir stehen das gemeinsam durch. Du bist nicht allein ... und ich... ich bin froh, dass wir endlich drüber geredet haben. Partner. Denn das wirst du immer für mich sein.“ Semir schlug ihm aufs Kreuz „ Und wehe, du reitest mich morgen mit deinem blöden Kurs in den Schlamassel...“ Er grinste


    Als die beiden Frauen mit Aida kamen, saßen die beiden lachend über Toms Kursunterlagen .
    „ Na, euch geht’s ja gut, die armen Schüler. Wissen die, was ihnen blüht?“ Andrea sah Tom fragen an.
    „Nö, aber Semirs Ruf eilt ihm voraus, also denken können sie sich sicher schon ihren Teil.“ Er grinste.
    Semir erwiderte sein Grinsen und stand auf. „Wir werden ja sehen, mein Lieber,wessen Ruf da wem vorauseilt….So, und jetzt hol ich uns noch ein Bier und dann fahren wir,Andrea. Unser junges Glück hier braucht Ruhe.“



    Es war kurz nach neun am nächsten Morgen,als Chris,am Fenster stehend, nach Semir rief.
    „Hey, da kommen sie! Sieh dir das an!“ Er grinste zufrieden und Semir sprang von seinem Schreibtisch auf,eilte ebenfalls zum Fenster.
    „Das gibt’s ja nicht! Sind ja fast alles Frauen….“
    Chris nickte und griff bereits nach seinem Jackett. „Na dann….wollen wir die Damen mal nicht warten lassen! Komm!“
    „Davon hat Tom aber nichts gesagt!“Semir sah immer noch staunend nach draussen. Dann folgte er eilig Chris in den Flur, der gerade vor einem kleinen Spiegel seine Haare in Ordnung brachte.
    „Noch ein bisschen Rasierwasser?“ Semir grinste ihm zu.
    Gerade kam die Chefin aus ihrem Büro und lächelte.
    „Na meine Herren,alles vorbereitet?“
    „Äh,ja Chefin….Tom kommt gerade.“
    Sie nickte. „Und bitte benehmen sie sich.“



    „ Aber Chefin, also...“Semir grinste den ersten Schülerinnen entgegen, die in den Dienstraum kamen.
    Tom hielt eine kurze Ansprache für seinen Kurs und teilte dann mehrere Gruppen ein.
    „ So und das ist mein Ex-Partner und guter Freund Semir Gerkhan. Immer was an meinem Fahrstil zu meckern, aber selbst nicht besser. Aber das kann er ihnen ja selbst erzählen.“
    Die Gruppe war Semir fragende und erwartungsvolle Blicke zu., während Chris mit der anderen Gruppe nach draussen verschwunden war.


    „Na warte, das zahl ich dir heim“ dachte Semir sich.


    Er versammelte die Gruppe in seinem Büro und schloss die Türe.
    Kurze Zeit später hörte man schallendes Gelächter aus dem Büro und Anna und Tom, die sich nebenan unterhalten hatten sahen auf.
    „ Ich möchte nicht wissen, was der da alles erzählt, das bekomme ich noch früh genug zu hören.“ Tom zuckte mit den Schultern.
    „ Ach Tom, ehe ich es vergesse. Staatsanwältin Schrankmann hat ein Treffen anberaumt mit ihnen dreien und mir. Heute abend. Bei ihr im Büro.“


    Tom nickte.
    „ Bei ihnen alles klar? Petra und das Baby? „
    „ Ja, doch bestens. Ihr geht es soweit wieder gut, nach den vorzeitigen Wehen . .“
    Anna merkte, dass er nicht weiter reden wollte und beliess es dabei.


    Die Gruppe kam aus Semirs Büro und lachte immer noch.
    „ Ja und wie man dann Autos auf dem Dach parken kann , dass erzählt ihnen mein Kollege sicher selbst. Und falls sie in der Praxis mal zum Thema: Wie rolle ich über Autos, kommen sollten, darin ist er mittlerweile Spezialist.“ Semir lachte in Toms Richtung und die Gruppe folgt ihm lachend nach draussen,wo bereits Chris mit den anderen zukünftigen Polizeibeamten stand.
    Eine der jungen Frauen sass strahlend am Steuer des CLK und Chris nahm gerade auf dem Beifahrersitz Platz und redete dabei ohne Punkt und Komma. Dabei warf er ihr immer wieder ein freundliches Lächeln zu und Semir schüttelte grinsend den Kopf.
    „Was möchten sie denn noch wissen? Das hier ist zum Beispiel unsere Funkanlage…“, hörte man Chris gerade sagen und irgendwas von einem Glas Wein am Abend. Semir unterbrach ihn eilig.
    „Ja, dann können die anderen Damen und Herren ja auch gleich mal hier zum Wagen kommen. Der Kollege Ritter erklärt gerade die Funkanlage.“
    Tom stand dabei und lächelte zufrieden. Dann fiel ihm noch etwas ein .
    „Lass uns doch deinen Wagen auch noch dazu holen,Semir, dann ist es nicht so eng…..Wo steht er denn?“
    Den Blick,den Semir jetzt Tom zuwarf, verhiess nichts Gutes. Tom lehnte an einem der Streifenwagen und grinste.
    „Ach, stimmt ja…das hatte ich vergessen. Hauptkommissar Gerkhans Wagen ist momentan in der….haja, sagen wir....Waschanlage.“

  • Tom war Semir einen freundlichen Blick zu und redete weiter.
    „ Da gab es ja ein kleines Problem gestern, wie ich gehört habe. Man sollte nie, aber auch wirklich nie seinen Schlüssel im Wagen stecken lassen, wenn man hinter einem Verdächtigen her ist....es könnte…“


    „ Semir ,Chris! Melzer ist gesehen worden. Hochstr.5 in der Bar. „ Hotte stand in der Türe und unterbrach Tom.


    Chris setzte sich schnell ans Steuer , während Semir um den Wagen rumlief und einstieg. Chris gab Gas.. Die 2 Schüler auf der Rückbank hatten beide nicht bemerkt.


    Tom und die Gruppe sahen ihnen hinterher .
    „ Tja, ich hoffe sie zeigen den beiden jetzt nicht ausgerechnet, wie man es nicht machen sollte.... war ein Scherz. Ich glaube wir fahre dann so lange mal zur KTU und unserem Technik-Genie.“
    Damit ging Tom los und die anderen folgten ihm lächelnd.



    Chris nd Semir rasten mit Blaulicht und Sirene die Strasse entlang Richtung Hochstrasse.
    „Wie aufregend! Unser erster richtiger Einsatz!“
    Beide fuhren herum und blickten in die fröhlichen Gesichter zweier junger Damen.
    Chris sah zu Semir,dieser zu ihm. Dann drehte Semir sich um.
    „Wie kommen sie denn hier rein?“
    „Na wie schon….wir sind eingestiegen. Sie wollten uns doch die Funkanlage zeigen.“, lächelte die Dunkelhaarige der beiden freundlich.
    Semir drehte sich wieder nach vorne, blickte erneut zu Chris. Dieser grinste.
    „Okay, ist ja jetzt nicht zu ändern“, fuhr Semir fort,“Ich bitte sie nur im Wagen zu bleiben, alles klar?“
    „Natürlich“, antwortete die Blondine ebenso freundlich und warf Chris durch den Spiegel einen begeisterten Blick zu.
    „Fahren sie immer so rasant?“
    „Ja….immer!“, antwortete er und blickte ebenso strahlend wieder in den Rückspiegel. Semir deutete nach vorne.
    „Konzentrierst du dich mal bitte auf die Strasse, ja? Wir sind gleich da!...Und nochmal, sie beide bleiben hier im Wagen.“


    Die beiden stiegen aus , zogen ihre Waffen und gingen in die Bar.
    Der Wirt sah sie kommen und zeigte durch die Tür in den hinteren Bereich.
    „ Der Kerl ist da hinten rein. Mit einem anderen zusammen. Wollten ungestört sein.“


    „ Ok, danke.“ Chris ging vor uns sah einen leeren Raum mit angrenzendem Flur vor sich. Er nickte Semir zu.


    Sie gingen leise Richtung Flur. Hinten stand eine Türe offen.
    Semir stieß mit dem Fuß die Türe auf und ging rein. Chris gab ihm Feuerschutz.


    Plötzlich gab es einen Knall und das Licht war aus. Semir liess sich fallen, doch zu spät. Der Schlag hatte ihn genau im Gesicht erwischt.
    “ Semir? Alles ok?“ Chris duckte sich. Und fühlte im dunkeln nach Semir. Vor sich hörte er ein Geräusch. Er hob die Waffe und brüllte. Das Geräusch entfernte sich. Er rannte hinterher obwohl er kaum etwas sehen konnte . Da hinten war ein Lichtschimmer. Das war das letzte was er warnahm ehe ihn der Schlag in den Hinterkopf traf.
    „ Haben wir beide, wie schön.“
    „ Zieh sie da hinten rein in die Kammer und komm.“ Die Stimmen entfernten sich.


    Draussen vor der Türe saßen die beiden Schülerinnen im Auto und sah auf die Uhr.
    „Wo bleiben die denn? Ich geh da jetzt mal rein und sehe nach. „ Judith stieg aus.
    Die 2 gingen in die Bar und fragten nach Semeir und Chris.
    „ Die sind hinten raus, aber bislang nicht zurück gekommen. Warten sie mal lieber hier.


    Ach 5 Minuten hatte Judith die Nase voll und ging nachsehen, doch fand die beiden nicht.
    „ Also ich ruf jetzt auf dieser Dienststelle an und sage, es soll uns jemand abholen, die sind weg.......


    Tom stand inzwischen neben Hartmuts Garage und lauschte lächelnd seinen Ausführungen über kriminaltechnische Untersuchungen. Er war sich sicher,das niemand aus seiner Gruppe überhaupt irgendetwas verstand.
    Nebenbei hörte er aus einem offenstehenden Streifenwagen den Funk mit und hörte plötzlich eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher.
    „Ja hallo, hier spricht Judith Wenzel und wir warten hier auf Hauptkommissar Gerkhan und Ritter und die sind irgenwie verschwunden….also das ist hier Hochstrasse 5.“
    Tom griff eilig zum Mikro.
    „Judith,hier Kranich! Bleiben sie am Wagen! Und an Zentrale, sofort Verstärkung zur Hochstrasse 5 für Cobra 11!“
    Dann rannte er auf Hartmut zu. „Hartmut! Schlüssel!“
    „Wie?“
    „Schlüssel! Lucy!“


    „ Äh Tom, warum...also.“


    „ Quatsch nicht, gib mir die Schlüssel. Ich bring sie dir schon heil wieder.“
    Tom saß schon im Wagen und Hartmut reichte ihm den Schlüssel.
    „ Paß auf die Gruppe auf und beschäftige sie ordentlich“
    Weg war er.


    10 Minuten später stand er vor der Adresse. Judith und die Kollegin standen neben dem BMW.
    „ Und?“
    „ Keiner aufgetaucht.“


    „ Ok, sie beide bleiben hier draussen und warten auf die Streife, ich geh da schon rein.“ Tom zog seine Waffe, die er bei Ausseneinsätzen Gott sei Dank immer bei sich trug.
    Der Barmann zeigte auf die Türe.“ Die sind da durch und noch nicht wiedergekommen. Weiß auch nicht wo die hin sind.“


    Tom lief eilig durch den leeren Saal in den hinteren Bereich der Bar.
    Nichts war zu sehen.
    Er klopfte an jede Türe und machte sie auf. Nichts.


    Er riss die nächste Türe mit Waffe im Anschlag auf und blickte erschrocken auf 2 Gestalten am Boden.

  • „Semir?! Chris?!“
    Schnell war er bei ihnen und bückte sich. Fühlte ihren Puls. Alles in Ordnung.
    Doch beide rührten sich nicht und waren gut verschnürt worden mit Seilen und Klebeband auf dem Mund.
    Tom löste die Klebebänder und die Fesseln und drehte beide vorsichtig auf die Seite.
    „Hey! Semir! Komm schon,werd wach! Chris!“
    Immer noch nichts. Tom stand auf,fand endlich einen Lichtschalter und kurz darauf hatte er zumindest das schwache Licht einer alten Glühbirne im Raum.
    Semir hatte eine ordentliche Beule an der Stirn und Chris schien ein Gegenstand am Hinterkopf getroffen zu haben. Sonst waren sie aber anscheinend unverletzt.
    Tom griff trotzdem zum Handy und rief einen Krankenwagen.
    Von draussen hörte man jetzt die Kollegen.
    Chris rührte sich endlich und Tom war direkt bei ihm.
    „Chris?!“
    Er schlug die Augen auf,sah ihn verwirrt an und versuchte sofort sich aufzurichten.
    „…Oh Mann…“
    Tom half ihm hoch, musterte ihn.
    „Na? Alles okay?“
    „….Was?...Ja…“ Chris hielt sich den Kopf.
    Nun kam auch Semir langsam zu sich und Tom reichte ihm leicht lächelnd die Hand. Dabei merkte er jetzt erst selbst, wie schwer er Luft bekam. Egal.
    „Semir? Alles klar? Komm,Vorsicht.“
    Semir erhob sich jetzt ebenfalls, lehnte sich gegen die Wand des Raumes und sah von einem zum Anderen.
    „Mann….mein Kopf….“
    Die ersten Kollegen kamen hereingelaufen und Tom winkte ab.
    „Alles klar hier. Sucht die Gegend ab“,Dabei sah er zu Chris und Semir „ Wisst ihr,wieviele es waren?“
    Doch die schüttelten nur vorsichtig die Köpfe.
    „Wisst ihr überhaupt noch irgendwas,was passiert ist?“ Tom lächelte, hielt sich dabei den Brustkorb. In seiner Lunge stach es odentlich.
    „Nee“, sagte Semir kopfschüttelnd,“Ich weiss nur, dass du hier bestimmt nichts zu suchen hast,Tom.“
    „So? Na, einer muss euch ja hier rausholen,oder? Und das schaff ich locker noch,wie man sieht.“ Er grinste und musste jedoch erstmal wieder in Ruhe Luft holen. Semir sah es und war sichtlich sauer.
    „Bist du etwa alleine hier rein,Tom?!“
    Dieser antwortete nicht, wandte sich wieder an die Kollegen.
    „Also Gegend absuchen. Ich schätze,das es zwei gewesen sind. Vielleicht hat in der Bar noch irgendjemand was gesehen. Kümmert euch drum, danke.“
    Die vier Kollegen nickten,verschwanden nach draussen.
    Chris lief ebenfalls, noch leicht wacklig ,Richtung Tür.
    „Geht’s?“ Tom sah ihn an.
    „Ja….“
    Auch Semir stand inzwischen wieder gerade und befühlte die Beule an seiner Stirn.
    „Ich brauch frische Luft….“



    Drussen kümmerte sich der herbeigerufene Arzt um die beiden und versorgte Chris Platzwunde am Hinterkopf.
    „ Ist zumindest eine leichte Gehirnerschütterung und sie sollten sich beide heute mal etwas ausruhen. „
    „Ja, danke. Hauptsache wir müssen nicht mit ins Krankenhaus, ist schon ok.“
    Judith und Sarah hatten sich das ganze still beobachtend aus der Ferne angesehen und Tom ging jetzt zu ihnen.
    „ Gut, dass sie jemand über Funk gerufen haben. Klasse gemacht. Das war dann mal die erste Lektion, die sie bestanden haben. .
    Ich würde sagen, wir fahren dann mal zurück zu den anderen. Moment noch.“


    Tom ging wieder zu Semir und Chris.
    „ So, meinen Schülerinnen habt ihr es dann ja so richtig gut gezeigt, aber egal. Judith fährt euch jetzt hinter mir her zur PAST. Ich bring dann Hartmut seine Lucy zurück.“


    „ Wie? Du bist mit Lucy hierhin? Ne, ich glaubs nicht. Er hat sie dir freiwillig gegeben.“ Semir staunte.
    „ Und ausserdem, wer macht denn seinen Schülerinnen was vor. Du hättest unter keinen Umständen hier allein reingehen dürfen, noch zumal in deiner körperlichen Verfassung.“ Semir meckerte fleissig.


    „ Ist mir wurscht, ich lass doch meine Partner nicht im Stich..“ Tom drehte sich zum Gehen um.


    „ Paß auf, es dauert keine 2 Tage, da redet jeder über uns an der Schule, Klasse. „ Chris meckerte nun auch.
    „ Tja, dann haste wohl verschissen bei den Frauen, würde ich sagen, wenn die das erfahren...“


    Die Rückfahrt verlief schweigend.


    Anna erwartete die Drei bereits.


    „ Sagen sie mal, was sollte das denn? Erst nehmen sie 2 Schülerinnen mit auf einen Einsatz, lassen die beiden ohne Waffe in einem Dienstwagen sitzen und dann so was? Und Tom, zu ihnen fehlen mir ehrlich gesagt die Worte. Jetzt kümmern sie sich um ihren Kurs und schwirren ab „


    Tom ging grinsend aus dem Büro. Dann fiel ihm jedoch noch etwas Wichtiges ein und er drehte sich zu Semir und Chris um, die mit einer Kühlkompresse auf ihren Schreibtischstühlen sassen.
    „Ach Semir, Chris,….und damit eins klar ist. Kein Wort von dem vorhin zu Petra, verstanden?“
    „Ha“, Semir war sofort wieder obenauf,“Hast du Angst,dass sie dich rund macht?“ Auch Chris grinste nun, dachte an die hübsche Blondine von vorhin.
    „Weißt du was,Tom? Wir sagen nichts,wenn du nichts sagst! Stimmts,Semir?“
    „Ja,genau…Wir haben nämlich keine Lust zum Gespött deiner ganzen Schule zu werden….“
    Tom sah die beiden an , dachte an Petra und nickte schliesslich.
    „Von mir aus. Aus meinem Kurs wird keiner was von euch Helden erfahren…Dann bis heute Abend.Wir haben ja noch das Vergnügen mit der Schrankmann..“
    „Ach ja….“Sie verdrehten die Augen. Tom zuckte die Achseln und verliess das Büro.

  • Nachdem Tom mit seinem Kurs den Tag nachgearbeitet hatte, machte er sich auf den Weg nach Hause.


    „ Du bist schon da? „ Petra saß mit einem Buch im Sessel und sah auf.


    „ Ging ganz gut und heute abend müssen wir noch zu Schrankmann..“. Irgendwie war ihm jetzt schwummrig .
    Langsam ging er ins Wohnzimmer und legte sich aufs Sofa.
    „ Du siehst blass aus, geht es dir nicht gut?“
    „ Doch , doch. Bin nur etwas geschafft. Mehr nicht.“ Er ging in die Küche und nahm seine Tabletten aus dem Schrank. Und goß sich ein Glas Wasser ein
    „ Plötzlich stand Petra hinter ihm..
    „ Tom? Was ist? Wenn du schon Tabletten nimmst, geht es dir doch nicht gut. Ich seh dir das doch an.“
    „ Halb so schlimm“ Er sah bewusst zur Seite und ging zurück ins Wohnzimmer.
    Vorsichtig liess er sich wieder aufs Sofa sinken ,Petra im Schlepptau. Sie musterte ihn immer noch besorgt und fragend.
    „Tom, sag mir jetzt,was los ist…“
    Das Telefon klingelte und sie griff nach dem Hörer, bevor Tom ihn erreichen konnte.
    „Ja Semir, hallo….Tom, Semir fragt,ob er dich nachher abholen soll?“
    Tom nickte, wollte ihr den Hörer aus der Hand nehmen,doch Petra schüttelte den Kopf. Irgendwas stimmte nicht und sie lief mit dem Telefon ein paar Schritte von Tom weg.
    „Sag mal, Semir, was war in der PAST los?“
    Vom anderen Ende kam Semirs fragende Stimme.“ Heute? Nichts Besonderes, Petra. Tom war mit seinem Kurs hier und….“
    Sie unterbrach ihn. „Semir, Tom geht’s nicht gut und du sagst mir jetzt sofort, was da los war.“
    Semir schwieg und sie sah wieder zu Tom. Der erhob sich ziemlich eilig vom Sofa und ging auf sie zu.
    „Gib mir mal den Hörer…ich muss Semir wegen heute Abend noch was fragen.“
    Doch sie schüttelte den Kopf. „Ne, ne, jetzt spreche ich mit Semir, mein Lieber…Semir, kannst du mir bitte antworten?“


    „ Nix. Petra. Ich war mit Chris unterwegs auf einem Ausseneinsatz. Tom war in der KTU und auf der PAST. Jetzt gib mir mal Tom bitte.“
    Semir hatte es verdächtig eilig.


    Petra reichte den Hörer wortlos an Tom weiter.
    Sie ging nach oben.
    „ Ja, nachher. Wann bist du da? Ok, ich hab die Akte parat, bis nachher dann „ Tom legte auf und ging nach oben. Petra hatte sich aufs Bett gelegt.


    „ Schatz? Entschuldige. „
    Tom legte sich daneben.


    „ Tom, ihr seid beide schlechte Lügner und das wisst ihr.“ Petra war sichtlich beleidigt.
    „ Ja, du hast Recht. Es war was, aber nix schlimmes ... die beiden hatten nur 2 meiner Schülerinnen dabei und ich habe sie abgeholt. Mehr nicht. Amtshilfe sozusagen.“


    „ Ja sicher Tom. Und nur davon bist du k.o. und musst deine Tabletten nehmen, warum glaub ich dir das nicht?“ Petra sah ihn besorgt an.


    „ Das musste alles schnell gehen, sie waren hinter einem Verdächtigen her, ja und ich... war halt etwas in Eile ... ist ja nix passiert. Wirklich. „ Tom lehnte sich ins Kissen zurück und schloß müde die Augen.
    „ Du musst es ja wissen.“ Petra war immer noch etwas beleidigt. und stand wieder auf.
    Als sie 10 Minuten später wieder ins Schlafzimmer kam, schlief Tom bereits.
    Irgendwas musste ja gewesen sein,dachte sie stumm und deckte ihn vorsichtig zu.
    `Na warte nur,das krieg ich schon noch raus`,sagte sie wie zu sich selbst und ging leise aus dem Zimmer.

  • Tom schlief auch noch,als Semir und Chris kamen. Petra öffnete ihnen die Tür und Semir sah direkt zur Uhr.
    „Hey Petra, ist Tom fertig? Wir müssen. Und ausserdem will ich das erledigt haben.“
    Bevor sie antwortete,fiel ihr Blick auf die dick blutunterlaufende Beule an Semirs Stirn. Eilig winkte er ab.
    „Das ist nix….Wo ist Tom?“
    Sie sah ihn immer noch an.“Er schläft….ich sagte ja, ihm geht’s nicht gut.“
    In dem Moment kam von oben Toms Stimme und er kam die Treppe hinunter.
    „Ich bin soweit. Wir können los!“
    Anscheinend wollte er möglichst schnell aus dem Haus und genau das blieb Petra natürlich nicht verborgen. Auch Semir und Chris wandten sich ausgesprochen eilig wieder Richtung Tür.
    „Bis nachher, mein Schatz. Ich hoffe,es dauert nicht so lange.“
    Sie nickte nur.
    Als die Tür zugefallen war ging sie zielstrebig zum Telefon und wählte die Nummer von Anna Engelhardt.


    „ Petra, wie geht es ihnen ?“ Anna freute sich Petras Stimme zu hören.
    „ Danke Frau Engelhardt, gut soweit wieder. Aber weshalb ich anrufe, ich würde gerne wissen, was heute auf der PAST vorgefallen ist, die Herren reden ja nicht mit mir. „ Petra erklärte kurz worum es ging.
    „ Das sieht den Herrschaften ähnlich. Tja, da haben sie sich wohl verabredet besser zu schweigen. Mit Chris und Semir habe ich bereits ein ernstes Wörtchen geredet...“ nach und nach erläuterte sie Petra in Umrissen was vorgefallen war.
    „ Aha, dachte ich es mir doch, dass da was gelaufen ist. Ich mache mir halt immer noch Sorgen, vor allem, wenn ich daran denke, was der Arzt gesagt hat.“
    „ Petra, sie brauchen mir das nicht erklären, ich kann das nachvollziehen und Tom weiß das auch. Ich werde ihm nachher, wenn sich die Gelegenheit ergibt noch einmal ins Gewissen reden, aber der Anruf, der bleibt besser unter uns Frauen.“


    Eine knappe Stunde später saßen sie um Schrankmanns Schreibtisch versammelt.
    „ Meine Herren, Frau Engelhardt, ich denke sie wissen , wie wichtig der Prozeß ist und das wir uns keine Fehler erlauben können. Ich hoffe also sie haben sich gut vorbereitet.“ Ihr Blick blieb an Semir hängen.
    „ Herr Gerkhan? Hätten sie die Güte meinem Gespräch zu folgen?“ Sie zupfte ihre Brille zurecht.


    „ Ja, ähm... ich bin die Akte durch.“ Er nickte.


    „ Ja und? Vorschläge? Anregungen? Kritik? Muss man ihnen denn alles aus der Nase ziehen?“ Sie trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte, doch von den Anwesenden kam zunächst keine Antwort.
    Schrankmann wendete sich an Chris.
    „Hauptkommissar Ritter, sie sind sich darüber im Klaren, dass sie für die gesamte Verhandlung unser wichtigster Zeuge sind? Sie sind der Einzige,der über Gehlens gesamte Geschäfte informiert war.“
    Chris nickte nur,sah sie fest an. Dann sah sie zu Tom.
    „Und sie ? Sind sie in der Verfassung, um…nun ja, um eine zusammenhängende Aussage zu machen?“
    Es war völlig still in ihrem Büro und ihr Blick blieb an Tom hängen. Anna griff ein.
    „Frau Schrankmann, ich bin sicher,dass….“
    Doch die Staatsanwältin unterbrach sie sofort. „Frau Engelhardt, ich muss mich darauf verlassen können,dass alles reibungslos funktioniert! Es ist einer der wichtigsten Prozess um organisierten Menschenhandel seit vielen Jahren!...Also nochmal, Herr Kranich?“
    Tom sah sie an und nickte. „Um meine Aussage brauchen sie sich keine Sorgen zu machen.“
    „Das hoffe ich!“
    Dann gingen sie den Prozessverlauf durch und Tom bemerkte immer wieder die besorgten Seitenblicke von Semir.
    Schrankmann blieb jetzt in der Akte bei dem Abend der Schiesserei hängen.
    Tom schloss einen Moment lang die Augen und zwang sich ,sich zusammen zu reissen.


    „Ich werde sie als Ersten in den Zeugenstand rufen Herr Ritter. Von ihnen möchte ich dann alles haarklein wissen. Sie können sich denken auf was es ankommt. Bis zu dem Zeitpunkt wo sie den Hinterhalt bemerkt haben um Kommissar Kranich und die Chinesin. Und Erik Gehlens Schüsse.


    Mit ihnen werde ich dann weitermachen, sie nickte zu Tom.
    Der sah etwas abwesend aus.
    „ Herr Kranich? Hören sie mir noch zu?“


    „ Frau Schrankmann, wenn ich ihnen sage, dass ich meine Aussage machen werde, dann meine ich das auch.“ Er stand auf und ging raus auf den Flur.


    Anna stand auf und ging hinterher.
    „ Machen sie hier ruhig weiter. Ich komme gleich wieder.“

  • Draussen stellte sie sich neben Tom und wartete ab, sagte nichts. Hörte , wie er schwer atmete und sichtlich nervös war.
    „Tom? Alles in Ordnung mit ihnen?“
    Er fuhr herum,sah sie an.
    „Ja….nein, eigentlich nicht.“
    „Kann ich irgendwas für sie tun?“
    Er lächelte, schüttelte den Kopf. „Nein…aber danke. Ich krieg das schon hin, keine Sorge.“
    „Ich wollte ihnen noch sagen, dass sie nicht alleine sind,Tom. „
    Er nickte leicht. „Ich weiss…aber das ist es nicht. Ich muss trotzdem irgendwie alleine da durch, Anna.“
    „Sollen wir erstmal ohne sie weitermachen?“
    „Nein….nein, ich komm gleich wieder rein. Es geht schon.“
    „Tom, niemandem ist geholfen,wenn sie….“
    „Ich sagte doch, es wird keine Probleme geben. Gehlen wird lebenslänglich hinter Gitter wandern, keine Sorge.“
    „Ich mache mir keine Sorgen um ihre Aussage oder die von Ritter…..Ich mache mir Sorgen um sie persönlich,Tom.“
    „So? Das brauchen sie nicht.“
    „Ich denke, doch…“
    Wieder sein Lächeln. Gleichzeitig schüttelte er den Kopf. „Es wird alles so laufen, wie die Staatsanwaltschaft es erwartet. Ich hab das im Griff….“
    „Das ist nicht wahr und das wissen sie auch.“
    „Wir haben noch 7 Tage bis zum Prozeß und bis dahin werde ich es im Griff haben…..Machen sie sich lieber Gedanken um Chris. Was ist mit Gehlen? Wird Chris unter Polizeischutz stehen während der Verhandlung? Ich traue Gehlen alles zu….“


    Anna nickte.“ Den Punkt hätte ich als Nächstes angesprochen.“
    „Gut, dann sind wir uns ja einig. „ er holte tief Luft und ging wieder zur Tür.


    Frau Schrankmann sah ihnen entgegen.
    „ Dann können wir ja weitermachen, ich hoffe es ist alles in Ordnung?“
    Tom ging darüber hinweg.
    „ Es gibt da noch einen Punkt, den wir nicht ausser Acht lassen sollten Frau Schrankmann. Was ist mit der Sicherheit der Beamten? Haben sie da etwas geplant?“ Anna sah ihr auffordernd in die Augen.


    „ Ja, wie geplant, sie meinen doch nicht, dass Gehlen jetzt, wo er die ganze Zeit Gelegenheit gehabt hätte....“


    „ Oh doch, das meine ich. Er hat auffällig oft besuch in den letzten Tage von seinem Anwalt. Ich traue ihm alles zu und da stehe ich mit meiner Meinung nicht alleine.“ Anna klang ernst.
    „ also auf mich braucht niemand aufpassen. Das kann ich schon alleine und kommen sie nicht auf die Idee mich jetzt für 7 Tage irgendwo in eine Schutzwohnung verfrachten zu wollen.“ Chris hob abwehrend beide Hände.


    „ Darüber werden wir uns morgen auf der Dienststelle unterhalten. Und sie werden das tun, was angebracht ist.“ Anna funkelte Chris an und er schwieg.


    „ In Ordnung, sie haben mein Einverständnis. Klären sie das und geben mir Bescheid.“ Schrankmann lehnte sich zurück.
    „ Ich denke das wars. Herr Kranich. Ich weiß, wie schwer die Sache für sie persönlich ist, aber ..“


    „ Sie brauchen sich keine Sorgen machen, sie bekommen ihre Aussage. In 3 Wochen werde ich Vater und bis dahin will ich mit dem Thema abgeschlossen haben.“ Tom stand auf und gab ihr die Hand. Chris und Semir folgten ihm auf den Flur.

  • „ Frau Engelhardt? „
    „ Ja? Gibt es noch etwas?“
    „ Wie fit ist Kranich gesundheitlich? Steht er das wirklich durch? Mit mir scheint er ja nicht reden zu wollen....wissen sie. Ein Zusammenbruch im Gericht, das wäre das Letzte, was ich riskieren möchte.“


    „ Geht es ihnen jetzt dabei eher um ihre Verhandlung oder um Tom Kranichs Gesundheit? „ Anna hatte einen merkwürdigen Unterton in ihrer Stimme.
    „ Aber um ihre Frage zu beantworten. Wenn er sagt, er schafft, das, dann können sie damit rechnen.Gute Nacht.“



    Semir und Chris liessen Tom zuhause raus und er hob noch kurz grüssend die Hand. Petra öffnete die Tür,sah ihn fragend an.
    „Na, wie wars?“
    Tom nahm sie in den Arm und ging mit ihr ins Haus.
    „Es war ganz okay….Wir sind die Sachen durch und es ist alles soweit vorbereitet.“
    Petra nickte nur und ging ins Wohnzimmer. Tom merkte,dass sie irgendwie schweigsam war.
    „hast du was?“
    Sie sah ihn an. „Nö….“
    „Doch,irgendwas ist doch. Das merke ich. Geht’s dir gut?“
    „Mir? Das sollte ich wohl eher dich fragen,oder?“
    „Mich?...Achso,wegen vorhin. Mir geht’s gut, aber es war ein langer Tag. Ich war nur ganz schön kaputt.“
    „Aha….“ Damit ging sie nach oben. Tom sah ihr nach. Den Blick ,den sie ihm dabei noch zuwarf,sagte alles.
    Tom überlegte kurz,ging dann zum Telefon und drückte die Taste der zuletzt gewählten Nummern. Und als dort der Name Èngelhardt`erschien,wurde ihm klar,was los war. Seufzend folgte er Petra nach oben….



    Inzwischen setzte Semir Chris vor seinem Haus ab und machte sich dann selbst auf den Weg nach Hause.
    Chris kramte nach den Schlüsseln und erreichte die Haustür.
    Ein Mann, etwa Ende vierzig, stand dort,sah ihm entgegen.
    „Hauptkommissar Ritter?“
    Chris sah ihm entgegen, nickte fragend.
    „Ja….warum? Wer sind sie?“
    „Mein Name ist Funke.“ Er hielt ihm die Hand entgegen.“Ich bin einer der Anwälte von Herrn Gehlen.“
    Chris ignorierte die ihm angebotenen Hand und schloss die Haustür auf.
    „Und? Was wollen sie?“
    „Nun,ich dachte,wir könnten uns kurz….unterhalten?“
    „Nein danke, kein Bedarf….Sie können ja gerne einen Termin mit meiner Dienststellenleitung machen.“ Damit war das Gespräch für Chris beendet und er wollte ins Haus gehen.
    „Sie haben Kinder,Herr Ritter?“
    Nun schrillten bei Chris sämtliche Alarmglocken! Er fuhr herum,sah Funke entgegen.
    „Was soll das?!“
    „Nun…ich wollte nur sagen, dass der Verlust von Erik sehr schmerzhaft für meinen Mandanten war. Es ist wohl für jeden Menschen kaum vorstellbar sein Kind zu verlieren. Krankheiten, Unfälle…es passiert ja soviel.“
    Damit drehte Funke sich um und wollte Richtung Strasse gehen. Chris liess die Haustür zufallen ,rannte ihm hinterher und hielt ihn fest.
    „Nochmal! Was soll das, Funke?!“
    Der Anwalt sah ihn an, lächelte .
    „Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht so dumm sind,dass ich ihnen das erklären müsste, Herr Hauptkommissar.“
    „Damit kommen sie nicht durch!“
    „Nein? Glauben sie? Nun, wir werden sehen.“
    „ Da muss ich sie leider enttäuschen. Wenn sie richtig geschnüffelt haben, sollten sie wissen, dass ich geschieden bin. Mein altes Leben interessiert mich nicht mehr. Ich habe meine Kinder seit Jahren nicht gesehen. Deshalb werden sie mit ihrem Plan nicht durchkommen. Ich bin an dieser Stelle nicht verwundbar.“
    Chris liess ihn stehen, ging ins Haus und schloß die Türe.



    Im Wohnzimmer liess er das Licht aus und die Rollos runter.
    Mist, man hatte es herausgefunden... was mach ich jetzt? Wie ein Tiger lief er hin und her. Es half alles nichts, er würde mit Anna darüber sprechen müssen und griff zum Telefon.
    „ Engelhardt? „ erklang die müde Stimme.
    „ Ja, ähm. Chefin. Ich weiß es ist spät....“
    „ Was gibt es, sie hören sich aufgebracht an.“ Anna hatte den Tonfall gleich bemerkt.
    „ Ich hatte gerade Besuch. Von Gehlens Anwalt...... sie kennen meine Akte, kommen wir gleich zur Sache. Es geht um meine Kinder.“
    Schweigen.
    „ Ich komme zu ihnen, sofort.“

  • Petra hatte sich bereits ins Bett gelegt ,als Tom in Pyjama Hose aus dem Bad kam.
    „ Schatz, weisst du... mit mir ist es durchgegangen heute morgen. Das war so ein Reflex, da bei Hartmut in der KTU. Was hätte ich denn machen sollen? Über Funk meldet sich meine Schülerin, keine Spur von Semir und Chris.....“


    Petra drehte sich um und sah ihn an.


    „ Ach, vorhin hörte sich das ganz anders an. „


    „ Ich gebs ja zu. Es war dumm von mir. Die Quittung habe ich ja umgehend bekommen. Ich wollte nur, dass du dir nicht noch mehr Sorgen machst. „
    Dann sah er sie abwartend an.
    Petra lag im Bett,auf die Seite gedreht und musterte ihn stumm.
    Tom setzte sich zu ihr auf die Bettkante,doch immer noch schwieg sie.
    „…Nun sag doch was…“
    „Nö…“ Sie lächelte etwas, wurde aber gleich wieder ernst, „Deine Tochter und ich sind jetzt sauer. Das hast du davon…“
    „Petra…es tut mir leid. Was soll ich denn noch sagen?“
    „Tom, du bist kein Ermittler mehr. Und du bist nicht gesund. Was meinst du,was da hätte passieren können?“
    „Ja, ich weiss….das musste ich mir von Semir und Anna auch schon anhören.“
    „Weil es auch stimmt!“
    Sie drehte sich auf die andere Seite und machte das Licht aus. Tom seufzte unmerklich und legte sich neben sie.
    „Petra….“
    Doch es kam keine Antwort mehr und Tom wusste genau, dass da heute Abend wohl nichtsmehr zu machen war.



    Anna betrat Ritters Wohnung,sah ihn an. Chris sah schlecht aus und seit längerem sah sie ihn wieder rauchen.
    „Erzählen sie!“
    Er ging durch in die offene Küche, hielt ihr fragend eine Kaffeetasse entgegen und sie nickte.
    „Da gibt nicht viel zu erzählen. Funke,einer von Gehlens Anwälten hat mich abgepasst. Hat was vom schmerzlichen Verlust eines Kindes gefaselt und den Rest können sie sich ja denken….Wer,verdammt nochmal, kommt so einfach an meine Akte?!“
    „Wir werden ihre Familie umgehend in….“
    „Frau Engelhardt!“ Er schrie jetzt fast. „Ich habe meine Kinder eine Ewigkeit nicht gesehen…Und jetzt sollen sie auf diese Art und Weise mit mir konfrontiert werden? Super! Grossartig!“
    „Sie hören mir jetzt mal zu, Chris! Sie werden mit ihrer Exfrau sprechen, gleich morgen früh. Dann werden wir eine Lösung finden….Was ist mit ihrer Aussage?“
    Er sah Anna an und zum ersten Mal,seit sie ihn kannte, konnte man Zweifel in seinen Augen sehen.
    „Chris?“
    „Tut mir leid, im Moment…..ich weiss es nicht.“
    Dann zündete er sich eine weitere Zigarette an, holte den Kaffee. Anna beobachtete ihn,griff zum Handy. Er sah es.
    „Wen rufen sie an?“
    Sie hatte das Telefon bereits am Ohr, antwortete ihm nicht.
    „Semir, ich bin es….Kommen sie zu Ritters Wohnung, gleich. Es gibt Schwierigkeiten.“

  • Petra dachte sich im stillen , dass Tom ruhig mal merken sollte, wie sauer sie war und wie unverantwortlich er gehandelt hatte. Sie hatte sich furchtbar darüber aufgeregt, als sie es von Anna erfahren hatte . Jetzt lag sie wach und hörte Toms regelmäßige Atemzüge.
    Die ganze Zeit schon hatte sie ein leichtes Ziehen im Bauch verspürt, was jetzt wieder schlimmer wurde.
    Leise stand sie auf und ging nach unten ins Wohnzimmer und rief ihre Hebamme an.
    Julia versprach sofort zu kommen und Petra sah wartend auf die Uhr.


    Tom schreckte hoch. Da war doch was? Ein Geräusch? Langsam wurde er wach und drehte sich zur Seite und sah das leere Bett neben ihm.
    Als er müde die Treppe runterkam erblickte er zuerst Petra auf dem Sofa liegend und Julia neben ihr. Schlagartig war er hellwach.
    „ Petra? Julia? Was ist los? Kommt das Baby? Wieso habt ihr mich denn nicht geweckt?“


    Julia liess sich nicht aus der Ruhe bringen und legte das tragbare CTG an.
    „ Petra? „ Tom setzte sich zu ihr, nahm ihre Hand.
    „ Was? Tom,leg dich wieder hin …Du hast mir ja auch nichts erzählt, von deinem Einsatz. Hier ist alles in Ordnung.“
    „ Ach ja und deshalb rufst du mitten in der Nacht Julia an,ja? Das soll ich dir glauben?“
    „ Könntet ihr bitte aufhören? Es reicht doch, dass sie sich Sorgen gemacht , zu viel aufgeregt hat und nun wieder Wehen da sind, oder?„ Julia sah beide ernst an.
    Auf dem kleinen CTG Gerät waren jetzt deutliche Ausschläge sichtbar. Tom sah es ebenfalls und blickte Julia an.
    „Ist es schlimm?“
    „Was willst du denn jetzt von mir hören? Das hättest du dir früher überlegen sollen, mein Lieber.“
    „Ja,ja, ich weiss das doch….Wie geht’s dir, mein Schatz?“
    Bevor Petra etwas sagen konnte, ergriff bereits Julia wieder das Wort und sah Tom an.
    „Hier ist jetzt Ruhe, klar?„
    „Sicher…“ Er nickte sofort und war still. Julia nickte ebenfalls und lächelte Petra augenzwinkernd zu.
    „Die Wehen sind nicht so stark, dass sich etwas Entscheidenes am Muttermund tun würde. Aber es ist ein deutliches Zeichen, dass du jetzt ein bisschen mehr Ruhe brauchst. Immerhin sind es noch drei Wochen bis zum Termin und mindestens eine Woche sollte euer Zwerg schon noch da drinnen bleiben….Ist das angekommen,Tom?“
    Wieder sein Nicken. Er sagte gar nichts mehr und sah zu Petra. Dieser tat Tom jetzt doch etwas leid und sie nahm seine hand.
    „Mir geht’s gut…ist ja nichts passiert.“
    Er sah sie zweifelnd an und küsste sie. Julia lächelte, packte ihre Sachen ein und stand auf.
    „Ich komme morgen…ach nein, heute früh noch mal vorbei. Ihr habt ja schliesslich übermorgen was vor, nicht wahr?“
    „Ja, aber ich will auf keinen Fall,dass Petra oder dem Kleinen was….“
    „Das klappt schon, Tom. Wenn du jetzt schön auf Petra aufpasst und nichtmehr hinter irgendwelchen Gangstern her rennst….“
    „Ich bin nicht hinter irgendwe….Na,ist ja auch egal jetzt. Danke,Julia.“
    Sie nickte,verabschiedete sich von Petra und verliess das Haus.
    Tom eilte von der Tür sofort zurück zu Petra, die gerade aufstehen wollte.
    „ Ne, ne.... du sollst liegen. « Er drückte sie wieder hin.
    „ Aber das darf ich doch auch in meinem Bett oder?“
    „ Na gut, aber da bleibst du dann auch. Und ich mache heute nur kurz Bürodienst , das geht sicher. Ich fang früh an, bin jetzt eh wach und komme Mittag wieder. Am besten ich rufe Andrea an, ob sie kommen möchte, mit Aida. Dann bist du nicht so alleine.“

  • Semir trat müde und verschlafen ein, als Chris ihm die Türe öffnete.
    „ Was ist so dringend, dass es nicht bis zum Morgen warten kann, Partner?“
    „ Semir, keine Zeit für Späße, leider.“ Engelhardt sah ihn an.“ Es wird ernst. Wie Tom es vermutet hat, Gehlens Anwalt hat Kontakt aufgenommen. Er droht Chris. „ Sie umriss kurz um was es ging, Semir sah Chris erstaunt an. „ Wieso wusste ich davon nichts?“
    „ Das erzähle ich dir in Ruhe, jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt. Aber was ist mit deiner Frau und Aida? Und mit Tom und Petra.? Meine Exfrau wird nicht erfreut sein über das Problem und ich bezweifele , dass sie kooperativ sein wird.“
    Wieder zündete er sich eine Zigarette an und Semirs Blick fiel auf den halbvollen Aschenbecher. Doch er sagte nichts.
    Anna wandte sich wieder an Chris.
    „ Das soll nicht ihre Sorge sein, da kümmere ich mich drum. Wenn sie rausgehalten werden wollen , regel ich das. Ich rufe gleich Frau Schrankmann an , sie kümmern sich um Tom und ihre Fau Semir. Und kein Schritt mehr alleine und ohne Weste.“
    Semir nickte nur. Gerade klingelte sein Handy.
    „Ja Andrea,was gibt’s denn? Ich musste schnell los…..Was?...Ja, okay. Ich komme auch dahin….nein,erkläre ich dir dann. Bis gleich.“
    Er legte auf, sah zu Chris und der Chefin.
    „Das war Andrea. Tom hat sie gerade gebeten zu kommen. Petra hatte Wehen und muss liegen.“
    „Auch das noch…“,erwiderte Anna und strich sich die Haare nach hinten.
    Chris ,der immer noch rauchend am Tresen seiner Wohnküche sass, stand jetzt auf.
    „Ich fahre jetzt zu Stephanie.“
    „Zu wem?“ Semir sah ihn fragend an.
    „Meine Frau….Exfrau“, sagte er nur und ging zur Tür. Anna sah zu Semir und deutete ihm an Chris zu folgen. Er nickte.
    „Und danach informieren sie Tom und Andrea.“
    „Sicher,Chefin.“
    „Wir sehen uns dann im Büro. Ich rede mit Schrankmann.“


    Semir machte sich auf den Weg zur Polizeischule, während Chris bereits vor dem Haus seiner Ex-Frau stand. Gerade kamen seine Kinder heraus und gingen zur Schule. Wie groß sie geworden waren. Und schon so richtig erwachsen, in seinen Augen. Was würde er drum geben jetzt einfach aussteigen zu können und zu ihnen zu gehen... doch er nahm sich zurück.
    Wartete bis sie um die Ecke waren und stieg aus, klingelte.
    „DU? „ seine Ex öffnete die Türe.
    „ Ja ich, lass mich bitte rein, es ist dringend.“
    „ Aber nur kurz, ich muss gleich los. Was gibt es, was man nicht am Telefon klären kann?“
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Er steckte sich enie Zigarette an, war nervös.
    „ Paß auf, ich würde euch gerne da raushalten, aber es geht nicht….man droht mir, hat herausgefunden, dass wir verheiratet waren und 2 Kinder haben. Nächste Woche ist ein Prozess, ich bin einer der Hauptzeugen.Ihr müsst weg hier, in Sicherheit. „
    Schweigen. Stephanie sah ihn geschockt und gleichzeitig wütend an.
    „Wie stellst du dir das vor? Was soll ich den Kindern sagen? „
    „ Sag ihnen die Wahrheit. Das wirst du doch können. Meine Chefin wird nachher kommen, bis dahin solltest du gepackt haben.“ Er stand auf und ging zur Tür.“ Geh bis dahin nicht aus dem Haus. Ich fahre zur Schule und passe auf die Kinder auf.“
    Als er einen Schritt nach draussen getan hatte gab es einen Knall und die Fensterscheibe neben ihm ging zu Bruch. Chris hechtete wieder ins Haus, auf den Boden, riss seine Ex-Frau runter .

  • „Bist du ok? „ sah er sie an und griff gleichzeitig zu seinem Handy.
    „Was…was war das ? Chris?“
    Sie sah ihn fassungslos an, wollte aufstehen,doch er hielt sie weiter am Boden.
    „Bleib unten.....Hotte, ich bins! Brauche Verstärkung in der Mohrenstrasse 20, Schiesserei! Und die Spurensicherung!“ Er warf das Handy beiseite,zog die Dienstwaffe. Wieder sah er zu Stephanie.
    „Es tut mir leid…Und das meine ich ernst. Bleib im Haus, ich bin gleich wieder da! Und schliess die Tür und weg von den Fenstern!“
    Schon war er draussen .
    „Chris….pass auf dich auf“, sagte sie noch,doch das hörte er schon nichtmehr.


    Chris rannte geduckt auf die Strasse,suchte Deckung hinter einem kleinen Betonpfeiler eines Zaunes und sah sich um. Von wo, verdammt,war der Schuss gekommen,fragte er sich.
    Es war völlig still auf der Strasse. Anscheinend hatte niemand etwas mitbekommen. Chris sah sich immer noch gehetzt um,doch im Grunde wusste er, dass niemand mehr da war.
    Sein Blick fiel auf die Windschutzscheibe seines Wagens und langsam ging er darauf zu.
    Der Zettel war am Scheibenwischer festgemacht worden und die grossen roten Buchstaben konnte man schon von weitem erkennen.
    „Wir meinen es ernst!“, stand dort geschrieben und Chris schloss einen Moment lang die Augen.



    Tom starrte in seinem Büro Semir entgegen und schüttelte den Kopf.
    „Das meinst du jetzt wohl nicht Ernst,oder? Semir, Petra muss liegen und ausserdem…..“
    „Ja? Was denn ausserdem?“
    Er winkte ab.“Ach,nichts….Okay, dann fahren wir erstmal nach Hause. Komm!Was ist mit Chris, wie geht’s ihm?“
    „Keine Ahnung, was so richtig in ihm vorgeht…Er fährt gerade zu seiner Exfrau.“
    Sie waren bereits auf dem Weg nach draussen, als Semirs handy klingelte.
    „Oh, die Chefin…Ja,Chefin,was gibt es?...WAS?!...Ja, ich bin auf dem Weg dahin!“
    Tom sah ihn an.“Was ist denn?!“
    „Auf Chris ist geschossen worden!“
    „Ich komm mit!...Ist er verletzt?!“
    „Nein,verletzt ist er wohl nicht….Und du kommst auch nicht mit! Denk an gestern!“


    Tom blieb stehen. „ Hm... aber... ne, hast schon recht. Ausserdem bin ich dadurch Schuld, dass es Petra nicht gut geht. Und verdammt, die Frauen, deine Tochter...ich beeil mich. Wie erklär ich das nur Petra, die soll sich doch nicht noch mehr aufregen.“


    „Tom, fahr zu und bleib du ruhig, dann ist alles in Ordnung. Wir melden uns und ihr bleibt schön im Haus. Ok?“
    Semir saß bereits in seinem Wagen und packte das Blaulicht drauf.
    „ Ja, ja...“ Tom stieg ein und machte sich auf den schnellstmöglichen Weg nach Hause.

  • Andrea stand gerade mit Aida auf dem Arm in der Küche als er reinkam.
    „ DU? Wolltest doch bis Mittags arbeiten? „
    „ Ja, kam was dazwischen. Wo ist Petra?“
    „ Oben im Bett im Bet und schläft. Wieso ? Du klingst so nervös, ist was?“
    „ Man hat auf Chris geschossen, Gehlens Anwalt hat ihm gedroht und ihm vor dem Haus seiner ex aufgelauert, als er sie und die Kinder warnen wollte.“
    Andrea sah ihn mit großen Augen an.
    „ Chris war verheiratet? Hat Kinder? Ist was passiert...oh Gott.“
    Tom zog sie ins Wohnzimmer und zog die Gardinen zu.


    „ Nein, er ist ok, Semir ist auf dem Weg zu ihm. Ihr bleibt vorerst hier bei mir.“


    Von oben hörte man Petras Stimme.
    „ Tom? Bist du schon zu Hause?“
    Auch das noch, dachte er und hatte insgeheim gehofft,Petra würde noch ein paar Stunden schlafen. Hilfesuchend sah er zu Andrea,doch die schüttelte unmerklich den Kopf.
    „Das mach mal schön selber…“,flüsterte sie leise.
    Schon war Petra unten,ging lächelnd auf ihn zu.
    „das ist aber schön,du bist ja schon da!“
    „Petra…“Er nahm sie in den Arm,“Du sollst liegenbleiben,hat Julia gesagt.“
    „Ach, Unsinn,ist wieder alles bestens….Ausserdem muss ich noch was anprobieren. Und dabei fällt mir ein, dann musst du doch nochmal verschwinden. Du bist zu früh hier.“ Sie lachte.
    Tom nickte lächelnd,sah wieder zu Andrea. Aber die verschwand mit Aida Richtung Garten.
    Tom eilte hinterher.
    „Ne,ne, nicht in den Garten….Wir bleiben lieber drin.“
    Andrea blieb stehen. Klar,daran hatte sie gerade nicht gedacht. Petra sah verwundert zu Tom.
    „Wieso denn? Ist doch herrlich draussen….Komm Andrea, wir legen uns raus in die Sonne.“
    Tom griff nach ihrer Hand. „Nein…leider…das geht nicht:“
    „Spinnst du?“
    „Petra, komm setz dich einen Moment,ja? Ich…ich muss dir was erklären.“
    Dann erzählte er langsam,was geschehen war, immer ihre Reaktion abwartend.
    Petra hörte ihm zu, nickte schliesslich.
    „Ist Chris was passiert?“
    „Nein, er ist okay, alles in Ordnung….Hör zu Petra, ich bin mir im Grunde sicher, dass keiner von euch,weder du oder Andrea oder ich in Gefahr sind. Denn meine Aussage wird am Ausgang des Prozesses nichts ändern…aber die Chefin möchte jede Gefahr ausschliessen. Und ich auch. Es ist nur zur Sicherheit.“
    Wieder nickte sie. „Mein Gott, der arme Chris….“
    „Der kriegt das schon hin. Ich will nur, dass du dir keine Gedanken machst ,ja?“
    „Natürlich mache ich mir Gedanken, aber das geht schon. Mach dir keine Sorgen, Tom.“
    Er sah sie an, nickte erleichtert.



    Semir traf fast zeitgleich mit Anna bei Chris ein.
    Er zeigte ihnen den Zettel.
    „ Das war ein Schuß vor den Bug. Gut, dass sie hier sind. Wir haben schon in der Schule angerufen. Die Kinder sind jetzt bei der Direktorin.“ Chris war sichtlich nervös, hatte schon wieder eine Zigarette im Mund.
    „ Gut, dann fährt ihre Ex-Frau am besten jetzt mit Polizeischutz die Kinder abholen und dann direkt in eine Schutzwohnung. Schrankmann ist bereits informiert. Was ist mit Andrea und Tom? „


    „ Ich komme gerade von Tom, der ist auf dem Weg nach Hause, Andrea ist mit Aida bei Petra.“ Semir nickte zufrieden.


    „ Gut, dann sollten wir jetzt überlegen was wir tun. Sie will ich aus der Schusslinie haben, das ist zu riskant.“ Sie sah Chris an.


    „ Nein, im Leben nicht. Davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich habe dem Anwalt schon gesagt, dass meine Familie mein altes Leben ist und ich mich davon nicht unter Druck setzen lasse. Stimmt zwar nicht, aber er muss es glauben. Also mache ich weiter, wie bisher. Nach aussen zumindest.“
    Doch die Chefin schüttelte den Kopf.
    „Sie haben gesehen,was gerade passiert ist, Chris.“
    „Chefin,wenn die mich hätten treffen wollen,hätten sie es getan.“
    Semir pflichtete Chris bei. „Da hat er recht, Chefin.“
    Hinter ihnen kam jetzt die Stimme von Stephanie.
    „Chris….?“
    Er drehte sich um,ihre Blicke trafen sich. „Ja?“
    „Kann ich dich kurz sprechen?“
    „Sicher….“Dabei fiel ihr Blick auf Semir und Anna und er nickte.
    „Ja, das ist meine Chefin, Anna Engelhardt…meine ehemalige Frau.“
    Sie gaben sich kurz die Hand. „Und das ist mein Partner, Semir Gerkhan.“
    Auch zwischen den beiden ein freundlicher Händedruck und Stephanie sah Chris überrascht an.
    „Du hast einen Partner?...Du bist kein verdeckter Ermittler mehr?“
    „Nein…“ Er zog sie ein Stück ausser Hörweite und Semir beobachtete die beiden stumm.

  • Dann standen sie beide im Wohnzimmer und sie musterte ihn nachdenklich.
    Auch Chris sah sie an.
    „Du siehst gut aus, Steffi….“
    „Danke…du nicht. Du siehst schlecht aus ,Chris.“
    Er lächelte leicht. „Jemand bedroht meine Familie. Wie sollte ich aussehen?“
    „Wieso hast du mir nicht erzählt,dass du nichtmehr als verdeckter Ermittler arbeitest?“
    „Du hast mich nicht gefragt….“
    „Aber es wäre wichtig gewesen, Chris. Für mich, für die Kinder.“
    Er schüttelte den Kopf. „Es ändert doch nichts…Ihr führt ein neues Leben.“
    Sie ging nichtmehr darauf ein, sah ihn nur an. Wie immer wollte er nicht reden, das kannte sie seit vielen Jahren.
    „Ich muss Frank anrufen. Er wird nicht begeistert sein.“
    Chris nickte nur, sah zur Seite. Was interessierte ihn dieser Frank….
    „Ich möchte,dass du ein paar Sachen packst .Zwei Beamte werden dich dann zur Schule fahren und mit den Kindern in eine Schutzwohnung bringen.“
    „Ja“, sagte sie nur und ging Richtung Treppe. Dort blieb sie stehen,drehte sich nochmal zu ihm um.
    „Möchtest du die Kinder sehen, Chris?“


    „Er überlegte.
    „ Nein, jetzt ist es besser, wenn sie keinen Kontakt zu mir haben. Später vielleicht. Darüber reden wir, wenn die Sache vorüber ist. Paßt gut auf euch auf.“ Er wendete sich ab und ging zurück zu Anna.
    „Sie ist in 10 Minuten fertig.“
    „ Chris? Sind sie sicher, dass sie nicht mit wollen? Es ist immerhin ihre Familie.“ Anna sah ihn an.
    „ Es war meine Familie. Können wir dann? „ Er sah zu Semir.
    „ Ja, Chefin, wenn wir hier nicht mehr gebraucht werden, würde ich gern zu Andrea fahren und mit ihr darüber reden. Ob sie evtl. mit Aida zu ihren Eltern fahren will, was Tom plant. „


    „ Das dürfte eine gute Idee sein. Fahren sie, ich bleibe noch hier.“


    Nachdem Chris ex Frau und die Kinder in Sicherheit gebracht waren, fuhr Anna wieder zur PAST.


    Chris und Semir saßen derweil bei Tom im Wohnzimmer und hatten zusammen über die Situation gesprochen. Es wurde bereits dunkel draussen .
    „Also dann ist ja alles geklärt. Ich würde sagen, wir fahren jetzt nach Hause. Komm. Morgen früh müssen wir mit Aida zum Doc und Petra braucht auch ihre Ruhe.“ Andrea drängelte.

  • „ Ja, ja, aber den Termin beim Arzt können wir doch verschieben, oder? Ich meine...“Semir sah sie an.
    „ Nein, geht nicht, dann müssen wir wieder so lange warten, dauert ja nicht lang und du hast selbst gesagt, um uns geht es nicht. Also los.“
    Semir nickte seufzend und stand auf. Er verstand es zwar nicht, aber gut.Er wollte jetzt auch keinen Streit mit Andrea anfangen.
    Petra lächelte komisch,aber Semir dachte nicht weiter darüber nach.


    Chris liess er kurz darauf vor seinem Haus raus.
    Nachdem sich die Chefin nach langem hin und her doch darauf eingelassen hatte, dass Chris weitermachen sollte,als wenn nichts wäre, sassen jetzt zumindest zwei Zivilbeamte in einem Wagen vor seiner Wohnung. Chris sah es und sah genervt nach draussen.
    „Ich brauche keine Aufpasser….“
    „Jetzt stell sich nicht so an. Die stören ja nicht….Und mir ist auch nicht wohl dabei, dass ich morgen erst später zum Dienst komme und du alleine durch die Gegend fährst.“
    „Blödsinn“, Er lachte kopfschüttelnd.“Fahr du mal schön mit deiner Tochter zur Untersuchung. Wir sehen uns dann im Büro.“
    „Okay….und trag die Weste,klar?“
    „Sehr wohl,Herr Hauptkommissar!“
    Semir nickte und wartete noch,bis er im Haus verschwunden war.



    Am nächsten Morgen sah Semir verwundert, dass Andrea bereits kurz nach sieben in einem ausgesprochen schicken Kleid im Bad vor dem Spiegel stand und sich schminkte.
    Semir, selbst noch in T-shirt und Unterhose, Aida im Arm haltend, blickte sie fragend an.
    „Hab ich irgendwas verpasst? Ich dachte,wir gehen zum Kinderarzt? Oder muss ich mir da Gedanken machen?“


    „ Der Arzt ist eine Sie, falls du dich daran erinnern solltest. .“


    „Ach ja, na denn.“ Semir zog seine Jeans aus dem Schrank.
    „ Sag mal, zieh mal was anderes an, immer nur Jeans....“ Andrea grinste.


    “ Hab ich doch was verpasst? „ Semir sah sie verwundert an.
    „ Öm, nö.... du bist nur gleich Trauzeuge und such deinen Ausweis bitte noch.“ Andrea grinste ihn an.
    „WAS? Sag mal, in welchem Film bin ich hier grad.....?“
    „ Na Mensch, du stehst aber auf der Leitung. Wir fahren jetzt ins Standesamt, Petra und Tom heiraten gleich....los jetzt, oder soll der Trauzeuge zu spät kommen?“ Sie schob ihn an.
    „ Ja, wie? Und warum erfahre ich das jetzt erst?“ er war immer noch am staunen.
    „ Ja, weil du wie immer deinen Mund nicht hättest halten können und die beiden wollten das so.“


    5 Minuten später stand er mit Hemd und guter Hose bereit und sie konnten endlich los.
    „ Wie find ich das denn, sagen die einem nix und lassen einen einfach so... also das merk ich mir...Und überhaupt, eigentlich wird man gefragt,ob man Trauzeuge sein möchte!...Und ein Geschenk? Haben wir überhaupt ein Geschenk? Hast du die Ringe, oder wer? Normalerweise hat doch der Trauzeuge…naja,egal. Wenn mir hier keiner was sagt, sollen sie doch sehen, wie sie das mit den Vorbereitungen ohne mich hinbekommen haben…“
    Andrea lächelte nur und Semir fuhr kopfschüttelnd los.



    Tom stand unten im Flur und wartete auf Petra. Als sie dann die Treppe hinunter kam, eilte er ihr sofort strahlend entgegen.
    „Du…du siehst toll aus!“


    „ Er nahm sie bei der Hand und drehte sie vorsichtig einmal rum. „ Wow, das Kleid steht dir ausgezeichnet, daran könnte ich mich gewöhnen.“
    „ Ich nicht, langsam stört der Umfang doch etwas, das sag ich dir. Und jetzt auf, wir sind schon spät. Ich bin mal gespannt, was Semir für Augen macht.“
    „ Wetten der ist beleidigt, weil er es jetzt erst erfahren hat?“


    Auf dem Weg holte Tom noch schnell den Brautstrauss ab und dann war e s endlich soweit. Vor dem Standesamt warteten bereits Andrea, Aida und Semeir.
    „ na sieh an, du bist ja auch mal schick angezogen?“ lachte Petra Semir entgegen.
    „ Ja ja, macht euch nur lustig... und überhaupt, warum sollte ich jetzt mitspielen. Hat mich schon jemand gefragt ob ich Trauzeuge sei will?“ Er spielte den Eingeschnappten.
    „ Och komm, „ Petra nahm ihn in den Arm, während sie reingingen.
    „ Wir wollten doch nur, das es wirklich niemand erfährt, ganz ohne Drumherum....“


    „ Lass ihn, wenn er nicht will, such ich mir jetzt auf der Straße jemanden mit Ausweis....“ Tom drehte sich um ging Richtung Treppe.

  • Hallo! :baby:
    Vom Urlaub zurück und deshalb bekommt ihr jetzt netterweise noch einen Schlummertrunk von mir...... ;)


    Tom drehte sich um ging Richtung Treppe.
    „ Also jetzt hör aber auf......“ Semir grinste ihn an.
    „ „ Und jetzt rein da, ehe ich es mir anders überlege oder dir deine Braut wegläuft.“
    Tom grinste. „Die läuft mir schon nicht weg, keine Sorge.“ Dabei sah er zu Petra und nahm sie eilig in den Arm. „Mir läuft keine Frau weg.“
    „Angeber.“,sagte sie nur und küsste ihn fröhlich.
    „Hey,hey, noch seid ihr nicht verheiratet…Und jetzt rein da. Bevor ich mir das mit dem Trauzeugen doch nochmal überlege.Petra,bist du dir wirklich sicher, dass du den da…?“
    Sie nickte. „Ich war mir noch nie sicherer!“
    Tom nickte.“Da hörst du es!“
    Dann betraten sie das Standesamt.



    Chris stand in seinem Büro,sah nach draussen. Er fragte sich,was sie gerade machten. Stephanie,die Kinder, dieser Frank…..Die Stimmer der Chefin riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Chris….können sie sich auf den anderen Fall konzentrieren?“
    Er drehte sich um,nickte.“Sicher.“
    „Melzer ist wieder gesehen worden. Auf einer kleinen Raststätte an der A4. Passanten haben ihn anhand der veröffentlichen Zeitungsbildern erkannt.“
    Chris griff sofort nach seiner Jacke. „Bin schon unterwegs!“
    „Ja, aber nicht alleine bitte. Semir ist noch nicht da?...Dann nehmen sie Bonrath mit.“
    „Chefin, das ist nicht….“
    „Doch,es ist nötig! Tragen sie die Schutzweste? Natürlich nicht, ich seh schon!...Also bitte!“
    Er nickte nur stumm, zog die Weste aus einem der Schränke. Mittlerweile hatte er erkannt,dass es keinen Sinn machte sich mit Anna anzulegen.
    Ausserdem war er irgendwie mit seinen Gedanken ohnehin ganz woanders. Doch das ging nur ihn etwas an,sonst niemanden.


    Bonrath wartete bereits auf ihn .“ Semir geht nicht ans Handy, wer weiß wo der wieder steckt.“ Er setzte sich in den CLK und Chris gab Vollgas.
    „ Der ist mit seiner Frau und Aida bei einem Termin und wir schnappen uns jetzt diesen Melzer, mir reicht es mit dem langsam.“


    Chris stellte den Wagen ausser Sichtweiter der Raststätte ab und ging wie mit dem Wirt verbredet hinten rein.
    „ Der typ, den sie suchen, der sitzt da ganz hinten in der Ecke und hat gerade sein Essen bekommen. Der einzige Weg ist der Haupteingang und hier durch die Küche.“
    „ Ok, Bonarth. Du gehst jetzt gut sichtbar vorne rein und ich warte hier. Auf mein Zeichen los und Zugriff.OK?“
    Bonrath nickte, ging aussenrum und machte sich auf zur Türe rein.
    Als er im Eingang stand, erblickte Melzer ihn und stand auf, rannte sich umsehend nach hinten in Richtung Theke und Toiletten..
    Doch da kam ihm bereits Chris entgegen, die Waffe im Anschlag.
    „Alles runter, Polizei, melzer bleiben sie stehen, sie haben keine Chance.“
    Melzer zuckte , sah sich um, niemand , den er greifen konnte in der Nähe. Er hob langsam die Hände , wehrte sich etwas, als Bonrath ihm die Handschellen umlegte.
    „ Tja, das war wohl nix, was?“ Chris blöffte ihn an.



    Tom kam es wie eine Ewigkeit vor als die Standesbeamtin endlich mit ihrer Rede durch war.
    „So und nachdem sie ja beide nun mit JA geantwortet haben , dürfen sie nun die Ringe tauschen und die Braut küssen.“
    Er sah Petra an, nahm den Ring aus der kleinen Schachtel und steckte ihn ihr an den Finger. Petra erwiderte seinen Blick und glücklich steckte sie ihm ebenfalls seinen Ring an.
    Wieder sahen sie sich fest in die Augen.
    „Ja ,nun los“, kam leise von Semir und sofort erntete er einen Seitenhieb von Andrea. „Du bist überhaupt nicht romantisch“,flüsterte sie ihm ins Ohr und er grinste nur.
    Dann endlich küssten sie sich, während Semirs Handy,dass auf Vibrationsalarm stand, immer wieder vor sich hinbrummte. Langsam wurde er unruhig , sagte aber nichts.
    „Ich bin so glücklich…ich liebe dich.“ Tom nahm sie in den Arm und drückte sie,so gut das noch ging, an sich.


    Währenddessen steckte Chris sein Handy ein und sah auf die Uhr.
    „Mensch,wo steckt der denn?! So lange kann das doch bei einem Kinderarzt nicht dauern….“
    Bonrath zuckte die Achseln. „Doch,doch,sowas dauert. Also mit Jochen früher ,da hab ich auch manchmal ewig gesessen. Naja,aber davon hast du eben keine Ahnung so ohne Kinder.“
    Chris antwortete nicht und beobachtete nur,wie zwei Kollegen Melzer in die PAST brachten. Er wollte das Verhör mit dem Kerl schnell hinter sich bringen und dann zur Schutzwohnung fahren, ob dort alles okay war. Wo blieb Semir bloss?
    „Bonrath,sorg doch bitte dafür,dass Melzer schon ins Verhörzimmer gebracht wird. Ich versuch mal Andrea zu erreichen….“


    Aber auch bei Andrea hatte er kein Glück, denn die hatte ihr Handy ganz aus.
    „ Komisch, wo stecken die denn?“ dachte er sich.

  • Nachdem Semir und Frankie die Trauungsurkunde unterzeichnet hatten gingen sie nach draussen vor die Rathaustreppe um dort einige Aufnahmen machen zu lassen.


    „Was für ein schönes Paar. „ Andrea war hin und weg....


    „So, und heute Abend lade ich euch natürlich herzlich zu mir in die Bar ein, ich habe extra geschlossen und den Rest verrate ich nicht. Frankie grinste bis über beide Ohren.Bis dahin lassen wir dem verliebten Paar ein paar Stunden Zweisamkeit, gell? Aber nicht übertreiben...“


    Alle lachten, während Semir sich still und heimlich in eine Ecke verzogen hatte.
    „ Na endlich gehst du mal ran, was macht ihr denn so lange?“Chris war genervt als Semir sich lachend meldete.
    „ Och nix, mal eben schnell geheiratet.“
    „Semir? Bist du nüchtern? Was hat der Kinderarzt mit dir gemacht?“
    Er lachte immer noch. „Ja,du wirst es nicht glauben! Tom und Petra haben gerade geheiratet.“
    „Was? Ehrlich?!“
    „Ja Mensch, aber erzähls noch nicht überall rum.“
    „Nein, nein, mach ich nicht…Na dann herzlichen Glückwunsch.“
    „Werd ich ausrichten. Was gibt’s denn?“
    „Ja,tut mir leid,wenn ich da jetzt rausreisse….ich hab Melzer festgenommen. Ausserdem will Schrankmann uns sprechen und ich will raus zur Schutzwohnung. Wann kommst du denn?“
    Semir konnte den unruhigen Unterton von Chris Stimme hören und nickte.
    „Ich bin unterwegs,Chris.Halbe Stunde, okay?“
    „Alles klar,bis gleich.“
    Sie legten auf und Bonrath,der gerade ins Büro kam, sah erwartungsvoll zu Chris.
    „Wem hast du denn gratuliert?“
    Chris zog lächelnd Dieter zur Seite.
    „Petra und Tom haben gerade geheiratet…aber erzähls nicht überall herum!“
    Bonrath sah ihn staunend an.“Ne,ne mach ich nicht!...Melzer ist im Verhörraum.“
    Er nickte, nahm seinen Kaffee und machte sich auf den Weg dorthin.
    Bonrath eilte mit schnellen Schritten zu Hotte,der am Funk sass.
    „Hotte,stell dir vor…“,Flüsternd beugte er sich zu ihm.
    „Ja?“
    „Ich weiss was! Petra und Tom haben geheiratet…aber Psst! Nicht überall rumerzählen.“
    Hinter ihnen kam die Stimme von Siggi. „Was soll nicht rumerzählt werden?“
    Bonrath hob sofort die Hände und legte den Finger auf den Mund. Siggi schlich sich dicht zu ihm ran. „Was denn?“
    „Aber nicht weiter rumtratschen,Siggi….Petra und Tom haben geheiratet.“



    „Es tut mir ja furchtbar leid, dass ich mich jetzt von euch verabschieden muss. Die Arbeit ruft. Chris hat unseren Verdächtigen festgenommen . Wir sehen uns ja heute Abend noch. Andrea? Soll ich dich mit Aida kurz nach Hause fahren?“
    „ Ne, ne, das mache ich, wir haben eh noch etwas zu besprechen.“ Frankie hob abwehrend die Hand.
    „ Na gut, dann verabschiedet sich der Trauzeuge jetzt und bis später.“ Semir drückte Petra kurz und klopfte Tom auf die Schulter.


    20 Minuten später auf der PAST sahen alle auf, als Semir in den Dienstraum kam.
    „ Wie siehst du denn aus? „Prustete Hotte los.
    Semir sah an sich runter. „ Warum? Man muss ja nicht immer Jans tragen, oder?“ Grinsend ging er zu Chris in den Verhörraum.


    Tom und Petra hatten sich auf den Heimweg gemacht , während Frankie Andrea nach hause fuhr.“ Ich dachte mir, wir können die Kollegen heimlich einladen für heute Abend, wie wärs? Du rufst da an und sagst Bescheid und um 8 kommen dann alle in die Bar.“


    „ Ja, daran dachte ich auch schon, das machen wir. Die werden Augen machen.“
    „Prima….Ein bisschen feiern muss schon sein!“
    Frankie liess Andrea zuhause raus und fuhr zurück in die Bar. Er wollte noch einiges vorbereiten.

  • Auch Chris sah staunend an Semir herunter,als dieser den Verhörraum betrat.
    Semir winkte grinsend ab,bevor Chris etwas sagen konnte und wandte sich an Melzer, der mit verschränkten Armen am Tisch sass und ihm böse entgegen blickte.
    „Na Melzer, irgendwann hat jede Flucht ein Ende,was?“
    Keine Reaktion. Chris zuckte die Achseln. „Herr Melzer zieht es vor zu schweigen.“
    „Soll er, mir wurscht“, meinte Semir nur ,“ Da wird der Staatsanwalt seinen Spass daran haben. Die Beweislage ist so klar,eindeutiger geht es ja gar nicht. Dazu mehrere Angriffe auf Polizeibeamte….na, da kommt was zusammen.“
    Immer noch Schweigen.
    Chris sah Semir an,grinste.
    „Na dann, komm. Lassen wirs einfach. Muss er es halt alleine ausbaden.“
    Sie gingen Richtung Tür. Plötzlich seine Stimme.
    „Halt, wartet! Moment!“
    „Was denn noch, Melzer? Wir haben nicht ewig Zeit.“
    „Was heisst das, alleine ausbaden?“
    „Naja, Schneider sagt,du hast alles geplant. Bist der Drahtzieher der ganzen Überfälle.“
    „Ich ?! Was? Blödsinn….Das war Schneider!“
    „Nun, eventuell können wir dir helfen…aber dann wird’s Zeit,dass du mit reden anfängst!“
    Melzer überlegte,schliesslich nickte er.
    „Okay,ich sag alles….“



    Melzer packte von A-Z aus während Semir und Chris zuhörten. So musste das laufen, dachten sich beide.



    Als er endlich fertig war, liessen sie ihn abführen und trafen auf Andrea im Dienstraum.
    „Was machst du denn hier Schatz?“
    „ Na, euch alle einladen. Die beiden heute Abend überraschen. Da es jetzt eh dank dir alle wissen, dachten Frankie und ich, ihr kommt um 8 alle und wir feiern gemeinsam.“
    „ Das ist eine super Idee, du besorgst noch ein Geschenk von uns allen und dann treffen wir uns in der Bar. Die werden Augen machen.“
    Semir war begeistert.



    Tom und Petra hatten noch einen Spaziergang am Rhein gemacht und waren nun auf dem Weg nach Hause.
    Petra fühlte sich schon die ganze Zeit komisch und hatte Tom nur nichts gesagt, sie war froh bis zum Abend noch ein paar Stunden Ruhe zu haben und sich hinlegen zu können.
    Irgendwie spannte der Bauch wieder und das Baby war auch die ganze Zeit schon in Bewegung.
    „ Puh, ich bin froh, wenn ich gleich liegen kann, der Zwerg ärgert mich grad etwas.„ Sie hielt eine Hand auf den Bauch.
    „ Alles in Ordnung? Du bist etwas blass?“ Tom sah zu ihr rüber.
    „ Ja, ja, „ Doch so ganz überzeugt war sie nicht.
    Als sie vor der Haustüre hielten, musste sie einen Moment warten,
    „ Tom.......... steig wieder ein... nein...halt....hol mal die Tasche aus dem Hausflur ... ich glaube..... die Feier heute Abend findet ohne uns statt.“
    Er sah sie verständnislos an.“…Was? Warum denn?“

  • :] So, jetzt gehts los.... :D



    Petra deutete auf ihren Bauch und den grösser werdenden Fleck unter ihr. Tom sah es und eilte wie der Blitz um das Auto herum,riss die Tür auf und starrte sie an.
    „Wie?! Was…ja, was machen wir denn jetzt?!“
    Petra lächelte,hielt sich den Bauch. „Na, ganz einfach. Du holst meine Tasche aus dem Flur und dann fahren wir in die Klinik. Die Fruchtblase ist geplatzt.“
    „Die Fruchtblase?! Wieso das denn ?! Ja, was…ich ruf einen Rettungswagen!“
    Schon hielt er das Handy in der Hand und Petra schüttelte nur den Kopf.
    „Tom, Blödsinn. Jetzt beruhigst du dich mal und dann gehst du rein und holst die Tasche. Gib mir mal das Telefon,ich ruf Julia an. Ach,und bring bitte ein paar Handtücher mit raus.“
    Immer noch stand er bewegungslos neben der Beifahrertür.
    „Tom?“
    „Was?! …Ja?“
    „Hast du mir zugehört?“
    „Ja!...Äh,ja…gut,ich hol alles. Und du bleibst aber hier,ja?! Nicht bewegen. Bin gleich wieder da. Bleib ganz ruhig, mein Schatz!“
    Schon rannte er Richtung Haustür.



    Frankie hatte in der Bar alles schön geschmückt und war stolz auf sich. Das würde eine tolle Feier werden. Jetzt hatte er noch ein paar Stnden Zeit und Ruhe und kümmerte sich um das Essen.
    „Meinst du die sind einverstanden damit? Ich meine, ich habs ja nun verraten....“Semir war sich nicht mehr so sicher mit der Überraschung.
    „ Doch, bestimmt, und ausserdem hast ja nicht du es verraten, sondern Chris und Hotte und dann Bonrath.“ Andrea grinste.



    Tom kam im Eilschritt zurück. In der Hand die Tasche und Handtücher.
    „ Wofür brauchst du die denn jetzt? Ist es etwas schon soweit? „ Panik stieg in ihm auf.
    „ Ne, aber meinst du ich will bis in der Klinik weiter im Nassen sitzen? Julia sagt wir sollen kommen.“
    „ Äh, ja... also jetzt?
    Tom sah sie an.
    „ Ja, jetzt, wann denn sonst? Meinst du , du kannst fahren oder soll ich lieber ein Taxi rufen?“ Petra grinste.
    „ Ich fahren? Ja sicher, warum denn nicht?“
    „ Na dann mach. Julia wartet.“ Petra hielt die Luft an, als eine Wehe kam.
    „ Oh Gott, sag doch, dass es dringend ist.“
    Tom rannte zurück auf die Fahrerseite, sprang in den Wagen und gab Gas.

  • :baby: na dann wollen wir das Baby mal auf die Welt kommen lassen :D


    15 Minuten später waren sie bereits in der Klinik, wo Julia am Eingang auf sie wartete.
    „ Na da hat sich euer Zwerg aber den richtigen Tag ausgesucht. Hochzeitstag und Geburt.... das kann ja heiter werden.“ Sie lachte „Und Tom kann dann später auch nie euren Hochzeitstag vergessen, stimmts Petra?“
    Petra lachte ebenfalls und stieg aus dem Auto. Tom rannte um den Wagen.
    „Warte! Ich helf dir!“
    „Brauchst du nicht,Schatz. Das geht schon.“
    Julia beobachtete Tom schmunzelnd und deutete auf den Kofferraum.
    „Du nimmst am besten einfach die Tasche,Tom.“
    „Was? Ich? …Ach so,ja, mach ich….“
    Er riss die Tasche heraus und folgte den beiden Frauen in die Klinik.


    Im Kreissaal schloss Julia Petra erst einmal ans CTG an und beobachtete die Herztöne und Wehentätigkeit.
    Tom mischte sich ein. „Jetzt muss mal ein Arzt kommen!“
    „Tom, jetzt hör auf…“ Petra schüttelte den Kopf und Julia lächelte.
    „Keine Sorge Tom,alles okay. Ich seh jetzt noch nach dem Muttermund und dann geht am besten ein bisschen spazieren.“
    „Spazieren?!“ Er starrte sie an.“Wir können doch jetzt nicht spazieren gehen. Jeden Moment kann mein Sohn auf die Welt kommen.“
    „Glaub mir,das dauert noch etwas. Petra, alles in Ordnung soweit?“
    Sie nickte. „Alles bestens….ich würde gerne noch etwas laufen.“
    Tom sah Petra an, verstand es nicht, sagte aber nichts mehr.




    Andrea hatte einen großen Strauch für den Garten besorgt und kleine Scheine der Kollegen mit Schleifen angebunden. Aida schlief bereits und
    der babysitter war da, sie machte sich nun auf den Weg zu Frankie.


    Die anderen würden sicher auch so langsam eintrudeln.



    Tom und Petra hatten eine Runde nach den anderen im Klinikgarten gedreht und waren nun wieder im Kreissal.
    „ das geht aber fix jetzt. Durch die Vorwehen die letzten Wochen ist das ganz flott..ich glaub ihr habt es bald geschafft.“ Julia war zufrieden und Petra strahlte. Nur Tom sah etwas mitgenommen aus
    „ Tom? Bist du in ordnung? Nicht, dass du mir hier noch umkippst?“
    „ ne, ne... ich heiss doch nicht Gerkhan.“ Obwohl ihm etwas mulmig war.



    In der bar bei Frankie waren mittlerweile alle eingetroffen und warteten nun auf das Brautpaar.
    „ Die turteln sicher noch, geben wir ihnen nochne halbe Stunde, dann fahren wir sie holen.“
    Semir sah auf die Uhr.
    10 Minuten später versuchte er es auf Toms Handy.
    „ komisch, da geht keiner ran, Festnetz auch nicht..... also die haben doch ihre Feier nicht vergessen?“



    Petra hatte sich auf den Hocker gesetzt und an Tom gelehnt, als die nächste Wehe kam.
    „Puuuuuuhhhhhhhh.........““ Ja, und noch mal feste......“ Julia packte vorsichtig zu.


    „ ich seh schon den Kopf ...bei der nächsten Wehe habt ihr eurer Baby.“


    Petra nickte nur und versuchte wieder tief ein und aus zu atmen. Tom brach der Schweiss aus. So langsam konnte er nichtmehr.
    Sein Blick fiel auf die grosse Uhr an der Wand und innerlich musste er lächeln. Sicher warteten alle….
    Petra stöhnte jetzt lauter und er sah alarmiert zu Julia. Doch die war die Ruhe selbst und anscheinend lief alles normal. Tom merkte,das ihm einen Moment lang schwindlig war, während Petra ganz fest seine Hände drückte.
    „…So, da haben wir die junge Dame ja…“ Julia hatte mit ein paar geübten Griffen plötzlich das Baby entbunden und legte es Petra in den Arm. Ein energisches Schreien erfüllte den Raum.


    Tom traute sich vorsichtig die winzige Hand zunehmen und sah sichdie kleinen Finger an. Eine Träne kullterte ihm über die Wange.
    „ Ist die nicht goldig?“ Petra strahlte erschöpft.
    „Unsere Tochter........“ Tom sah fassungslos vor Glück auf seine Frau und das Baby.
    „ Du darfst sie jetzt abnabeln.Hier...“ Julia hielt ihm die kleine Schere hin und brachte die Nabelklemme an.
    „ Wie , jetzt? Ich, ja wo denn?.“ Tom zitterte etwas und Julia half ihm.


    Julia packte die Kleine gut in warme Tücher und deckte sie und petra gut zu.
    „ dann beschnuppert euch mal. Wie soll sie denn jetzt heissen?“
    Tom und petra sahen sich an.
    „ Lilli. Lilli Kranich. „ Tom strahlte und gab Petra einen Kuß.
    „ Dankeschön Schatz für das beste Hochzeitsgeschenk, was du mir machen konntest.“



    Dann sah er wieder auf die Kleine, die jetzt begann an ihren winzigen Fingern zu lutschen.
    „Sieh nur…der Mund…die Finger. „ Tom war ganz aus dem Häuschen.
    Petra beobachtete ihn glücklich. „Nimm du sie mal, ja?“
    „Ich? Nein…lieber nicht…oder doch. Ja, gut…“
    Julia half ihm und gab das Baby Tom in den Arm. Wieder deckte sie sie gut zu und sah dann lächelnd zu Petra.
    „Er macht sich ganz gut.“
    Tom antwortete nicht und hatte auch gar nicht richtig zugehört. Immer noch blickte er fasziniert auf seine Tochter. Sie war wirklich mit Abstand das hübscheste Kind auf der Welt, dachte er stolz.
    Julia schien seine Gedanken zu erraten.
    „Sie ist euch ja wirklich gut gelungen.“
    Immer noch keine Antwort. Erst die Stimme von Petra liess ihn den Blick von seiner Tochter lassen.
    „Tom?“
    „….Wie? ja?“
    „Weißt du,was mir gerade einfällt…“Sie lachte“Die warten alle auf uns.“
    „Warten?Wer?“
    „Na, bei Frankie!“
    „…Achso…Schau nur,jetzt guckt sie!“



    „Jetzt gib sie mal Petra zurück, damit die Kleine mal an die Brust kann.“ Julia half dabei.


    Tom sah den Dreien zu und griff nebenbei zum Handy.
    „ Paß auf, die ärger ich jetzt.“ Er grinste.


    Bei Frankie klingelte das Handy.
    „ Aha, eine SMS von Tom.
    Er las laut vor“ Wird etwas später, ist etwas dazwischen gekommen. Smily ,fangt schon mit dem Essen ohne uns an.“

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