Annas Nichte

  • Annas Nichte


    Sandra Murphy lief auf ihre Inliner im Park herum. Sie liebte es zu fahren. Es gab ihr das Gefühl von ein wenig Freiheit, die sie in ihren jungen Jahren von 17 selten hatte, wenn sie in den Staaten war. Sie hatte Ferien und besuchte ihre Tante in Köln. Sie wohnte dort und eigentlich sollte sie heute mit zur Arbeit fahren. Ihre Tante wollte, dass sie mal den Arbeitstag von ihr kennen lernen. Sie hoffte wohl dass Sandra nach Deutschland kommen wird, wenn sie volljährig ist. Anna hatte Angst, dass Sandra in Amerika vor die Hunde gehen wird. Sandra dachte bitter an ihre Mutter. Sie war vor drei Jahren bei einem Banküberfall in New York erschossen worden. Ihr Vater hat sie dann allein großgezogen, zumindest die letzten drei Jahre. Er war bei der Navy und in Deutschland stationiert und in Köln haben sich ihre Eltern kennen gelernt. Die Eltern von Laura waren gegen die Beziehung. Sandras Eltern waren kurz vor Sandras Geburt in die USA zurückgekehrt. Vater wäre damit einverstanden, wenn sie zu ihrer Tante ziehen würde, aber sie war sich noch unsicher. Tante Anna war eine nette Frau, Anfang 40 und hatte einen tollen Job. Sie war Kriminaloberkommissarin und leitete die Autobahnpolizeistation von Köln. Sandra sah auf die Uhr. 10.00 Uhr. Gegen 12.00 Uhr sollte sie bei Anna zuhause sein, um dann mit ihr zu fahren. Irgendwie freute sie sich auf den heutigen Tag. Sie fuhr noch ein Stück weiter in den Park. Dieser war wie verlassen, obwohl es ein sehr sonniger Tag werden sollte. Es war jetzt schon sehr warm. Sie kam an einem See vorbei und setzte sich dort auf eine Bank, die von Bäumen regelrecht eingekreist war. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.


    „Was sollen wir denn nun mit dem Toten tun?“ hörte sie eine männliche Stimme hinter ihr. Sie sah kurz auf, hinter ihr stand niemand. Dann merkte sie, dass sich im Busch vor ihr etwas tat. Sie erschrak und versteckte sich hinter einem dicken Baum. Sie presste sich an ihm und hoffte dass keiner sie bemerkte. Sie kannte es aus Amerika, das es besser war, zwar hinzuhören, aber noch besser war es wenn man nicht bemerkt wird. „Wir verscharren die Leiche später. Erst mal werden wir das hier verstecken. Merkt doch keiner.“ „ Los mach hinne, sonst kommt noch jemand.“ hörte sie einen weiteren Mann. Sandra trat auf einen Ast, der neben ihr lag. „Was war das?“ fragte einer der Männer. Sandra atmete heftig. „Ach bestimmt nur ein Tier. Los weg hier.“ Sandra sah kurz hinter dem Baum vor. Die Männer bemerkte sie zum Glück nicht. Aber sie sah die Gesichter und merkte sich einige Details. Sie hatte ein fotografisches Gedächtnis, das hatte sie von ihrer Mutter geerbt. Sie konnte sich Gesichter innerhalb von Sekunden merken und dann auch behalten. Dabei richtete sie ihr Augenmerk auf besondere Details. Als die Männer weg waren, ging sie zu der Stelle, wo die Männer wohl was vergraben haben. Sie sah die aufgewühlte Erde und sie hatte Angst, was wenn eine Leiche dort liegt. Sie kniete sich hin und grub ein wenig mit ihren Händen. Dann stieß sie auf eine kleine eiserne Schatulle. Sie nahm sie und versuchte sie zu öffnen. Es ging beim zweiten Anlauf. Sie sah hinein. Darin lagen Bilder und ein Schlüssel. Sie sah sich den Schlüssel an. Es schien ein Schließfachschlüssel zu sein. Sie steckte den Schlüssel ein und legte die Schatulle wieder in das Loch. Dann verteilte sie die Erde und erhob sich. „Haben wir was gefunden?“ fragte eine männliche Stimme. Sandra drehte sich langsam um. Sie sah einen der Männer vor sich stehen. „Nein? Wieso?“ fragte sie. Dann trat sie dem Mann mit ihren Inlinern gegen das Schienbein und fuhr so schnell sie konnte davon. Der Mann schrie und versuchte dann hinter ihr her zu rennen, doch sie war mit ihren Rollschuhen einfach viel schneller. Sie fuhr so schnell sie konnte zu ihrer Tante.
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    Anna Engelhardt wartete schon auf ihre Nichte. Sie sollte eigentlich schon längst zurück sein. Sie sah auf die Uhr. Es war nun schon 11.00 Uhr. In spätestens 10 Minuten muss sie losfahren zum Revier. Da klingelte es Sturm. Anna öffnete und völlig außer Atem stand Sandra vor der Tür. „Sandy, was ist denn los?“ fragte Anna entsetzt, als sie ihre Nichte sah. „Anna please help me. I`m so… oh. I need help. Please!” Anna sah sie an. Es geschah immer wenn Sandra in Aufregung war das sie ins Englische verviel. Sie nahm ihre Nichte in den Arm. „Schhht… Beruhige dich. Was ist den passiert. What is happend?“ fragte sie. Sandra sah sie an. „Oh. Tante Anna ich entschuldige bitte. Ich …“ Sie sah ihre Tante an. „Komm, erzähl mir was passiert ist.“ „Schon gut. Ich habe mich nur erschrocken. Ich bin okay.“ Sie sagte nichts weiter. Anna sah ihr zwar an, dass sie große Angst gehabt haben muss, aber sie kannte ihre Nichte, die war genauso stur wie ihre Schwester in den Kindertagen. Sie erinnerte sich an Laura. Sie war sehr schwer als Kind, und schwerer noch als Jugendliche. Sie ist früh ausgezogen und dann mit ihrem Mann, gegen den Willen der Eltern nach Amerika gezogen. Sie hatte alle Brücken zu ihrer Familie abgebrochen. Nur zu Anna hatte sie regelmäßigen Kontakt. Anna war die einzige, die wusste dass beide eine Tochter hatten. „Wann willst du denn zum Revier, Tante Anna?“ fragte Sandra. „Oh, Sandy. Ich fahre gleich warum fragst du?“ „Ich will mitfahren.“ Anna sah ihre Nichte an. Bis vor zwei Stunden hatte sie sich noch geweigert mitzufahren. „Ja sicher. Dann lass uns fahren.“ sagte Anna und sie gingen aus dem Haus.


    Die beiden Männer, die Sandra beobachtet hatten, fanden sich am späten Abend wieder an der Stelle ein, wo die Schatulle vergraben war. Sie buddelten die Schachtel aus und öffneten sie. Sofort sahen sie, dass der Schlüssel weg war. „Verdammt, das Weib, was hier war. Ich habe sie erwischt, als sie hier gegraben hat. Die hat den Schlüssel geklaut. Mist, Wir brauchen ihn wieder.“ Der Kumpel sah ihn an. „Du hast gesehen, wie hier eine gegraben hat, und hast nichts getan. Bist du denn bescheuert? Warum hast du die kleine nicht kalt gemacht. Wer weiß was die mit dem Schlüssel macht. Mist. Was weißt du von ihr?“ „Nichts. Sie ist hübsch. Aber mehr weiß ich nicht. Ach ja sie läuft Inliner.“ „Das ist schon was. Es gibt ja nur eine halbe Million Inlineläufer. Aber ihr Gesicht hast du doch gesehen, oder?“ Der Komplize nickte. „Gut, dann haben wir eine Menge an Arbeit. Wir fahren jetzt an jeden Platz wo Inlinskater sind und suchen sie dort.“ Der Komplize nickte. Sie fuhren alle Inlineplätze ab, ohne jeden Erfolg. „Wir werden sie noch finden. Morgen ist auch noch ein Tag.“ Sagte der erste. „Das hoffe ich für dich. Du weißt doch was der Boss macht, wenn der den Koks nicht bekommt. Ralf hat drei Kilo in einem Schließfach versteckt und wollte es selbst verticken. Wenn der Boss erfährt, dass wir den Schlüssel verloren haben, glaubt der doch, dass wir ebenfalls den Koks auf eigene Rechnung verkaufen wollen. Der macht uns kalt. Er kommt in drei Tagen zum Treffpunkt. Bis dahin müssen wir den Schlüssel wiederhaben.“ Thomas der Komplize nickte nur. Er ärgerte sich selbst darüber, dass er dem Mädchen nichts getan hatte. Aber er wird sie finden, das schwor er sich.
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    Anna und Sandra fuhren auf den Parkplatz der PAST. Als sie das Büro betraten, herrschte auf einem Male Schweigen im Großraumbüro. Alle sahen das Mädchen, das in Begleitung der Chefin das Büro betrat. „Chefin, wen bringen Sie denn da mit. Eine Ausreißerin?“ fragte Semir. Sandra sah ihn an. Ihre grünen Augen sprühten richtig funken. Anna lächelte. „Semir, das ist meine Nichte Sandy aus New York. Sandra Murphy. Sie ist für eine gewisse Weile mein Gast hier und zu hause.“ „Oh, Entschuldigung. Ich meine I`m sorry.“ versuchte Semir sich im englischen. Anna sah ihn lächelnd an. „Sie können deutsch mit Sandy sprechen. Sie beherrscht es perfekt.“ Semir reicht Sandra die Hand. „Dann herzlich willkommen.“ Meinte er nur. Sandra nahm seine Hand und drückte sie. „Nice to see you.“ sagte sie leise. Semir sah Sandra an. Er sah ihre dunklen Haare, ihre blau-grünen Augen. Sie hatte etwas Gewisses an sich. Semir drehte sich schnell weg. Er ging ins Büro. Anna stellte den anderen ebenfalls Sandra vor. Andrea war sofort begeistert und sprach im perfekten Englisch mit Sandra. Anna sah sie an „Andrea, bitte versuchen Sie in Deutsch mit Sandy zu sprechen. Sie ist zwar auf Urlaub, aber ich möchte das sie deutsch spricht.“ Andrea nickte. Tom kam wieder einmal zu spät zum Dienst. Diesmal schob er vor, dass sein Auto nicht ansprang. Er ging direkt ins Büro zu Semir. „Wen hat die Chefin denn da bei sich. Ist ja ein bezauberndes Mäuschen.“ sagte er. „Oh, Oh Tom. Lass das nicht die Chefin hören. Die Kleine ist ihre Nichte aus den Staaten. Sandy, heißt die Kleine. Süß nicht?“ „mmh, zum anknabbern. Was macht sie denn hier?“ „Urlaub.“ sagte Semir nur. Tom sah ihn an. „Urlaub in Deutschland? Dabei sind die Staaten so schön.“ Semir grinste. Seit Tom vor einigen Monaten in New York war, schwärmte er für diese Stadt. Die Chefin sah, dass Tom da war und winkte ihm zu sich hinein. Er ging und sie sagte: „Sandy das ist Tom Kranich. Er ist der Partner vom Semir. Die beiden sind die besten Männer die ich hier habe.“ „Hi,“ sagte Sandy nur und reichte Tom die Hand. „Hello, and wellcome in Germany.“ sagte Tom. „Tom sprechen Sie ruhig deutsch. Sandy beherrscht es sehr gut. Sie ist die Tochter meiner älteren Schwester aus New York.“ sagte Anna lachend. „New York? Eine so schöne Stadt.“ schwärmte nun Tom. Sandy sah ihn an. „Ja eine schöne grausame Stadt.“ Tränen kamen in die Augen von Sandy. Tom sah sie entsetzt an. „Habe … ich was … falsches gesagt?“ fragte er erstaunt Anna schüttelte den Kopf und stand auf. Sie nahm ihre Nichte in den Arm. „Ihre Mutter, also meine Schwester ist vor drei Jahren bei einem Banküberfall erschossen worden. Sandy hat es mit ansehen müssen.“ „Oh das tut mir Leid. Ich wusste nicht…“ „Natürlich nicht. Ist schon gut.“ Tom verließ betreten das Büro und ging zu Semir. „Mann!“ stieß er aus und Semir sah erstaunt auf. „Was is denn?“ fragte er. „ Ich habe wieder mal was Falsches gesagt. Ich habe von New York geschwärmt. Sie kommt daher, und dann fing sie an zu weinen.“ „Wieso?“ „Sandy hat gesehen wie ihre Mutter erschossen wurde. In New York.“ „Aha“ machte Semir nur. Er kannte Tom. Das wird ihn wieder für einige Tage beschäftigen und er wird versuchen es wieder gut zu machen.


    Am nächsten Tag fuhr Sandy wieder am frühen Morgen durch den Park. Sie trieb es als Frühsport. Andere joggen, sie fuhr Inliner. Sie fuhr wieder zu dieser Bank, wo sie auch gestern saß. Doch bevor sie dort ankam, sah sie wieder diese beiden Männer. Diese sahen auch Sandy und rannten auf sie zu. Sandy drehte um und führ wieder zu Anna. Sie fuhr so schnell sie konnte. Einmal hatte die Männer sie fast eingeholt, doch dann war die Straße zum glück für Sandy so voll, das die Männer stehen bleiben mussten. Anna kam gerade aus dem Haus, als sie sah, das Sandy verfolgt wurde. „SANDY!“ rief sie laut. Sandy sah sie an. „SANDY! Komm!“ rief Anna und Sandy fuhr auf ihre Tante zu. Die Männer sahen, das Sandy Hilfe bekam und verschwanden. Anna ging mit Sandy nach oben. Sandy war völlig fertig. „Was wollten die Männer?“ fragte Anna. Sandy sah sie an. „I don´t no!“ sagte sie außer Atem. „Sandy, bitte in Deutsch.“ „Oh surre! Ich weiß es nicht, Tante Anna. Die waren gestern schon im Park und…“ „Im Park? Haben sie dich gestern schon angegriffen? Warst du deshalb gestern so aufgeregt?“ Sandy sah sie an. „Anna. Sie waren gestern als ich Inliner gefahren bin auch im Park. Ich habe sie zufällig belauscht. Sie sprachen über einen Toten und hatten dann was vergraben. Als sie weg waren, bin ich zu der Stelle und habe eine Schatulle gefunden. Diese habe ich geöffnet. Darin lagen nur ein Schlüssel und ein Zettel. Den Schlüssel habe ich an mich genommen. Dann habe ich die Schatulle wieder eingegraben. Einer der Männer hat mich wohl dabei beobachtet. Ich bin dann abgehauen.“ „Wo hast du den Schlüssel?“ fragte Anna. Sandy holte den Schlüssel aus ihrem Zimmer. Sie gab ihn an ihre Tante weiter. Anna besah sich den Schlüssel und sagte dann: „Scheint zu einem Schließfach zu gehören. Sandy, du wirst gleich auch mit aufs Revier kommen. Da kannst du dann mit Semir und Tom darüber reden. Außerdem kannst du die Männer beschreiben und Phantombilder erstellen lassen.“ Sandy nickte. Sie fuhren direkt nach dem Frühstück los.
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    Im Revier war bereits helle Aufregung, als Anna und Sandy ankamen. „Was ist denn los?“ fragte Anna. Andrea sah sie an und gab dann bekannt, dass auf dem Rastplatz Worringen eine männliche Leiche gefunden wurde. Tom und Semir sind bereits unterwegs. „Komm Sandy, wir gehen in mein Büro. Andrea kommen Sie gleich bitte auch rein?“ Andrea nickte. Sie ging drei Minuten später ebenfalls ins Büro. Ihr war aufgefallen, das Sandy ziemlich nervös war. „Chefin?“ fragte Andrea. Anna nickte und Andrea setzte sich neben Sandy. „Sandy wurde heute Morgen im Park angegriffen. Bereits zum zweiten Mal. Ich habe hier einen Schlüssel, den Sandy gestern gefunden hat. Finden Sie bitte heraus wozu dieser gehört. Es scheint auf jeden Fall ein Schließfach zu sein. Und sobald Tom und Semir wieder da sind, sollen sie zu mir kommen.“ Andrea nickte und verließ das Büro. Sie ließ ihren Computer sämtliche Schließfachanlagen in Köln und Umgebung absuchen und druckte die Adressenliste aus. Dann hieß es alle anzurufen und nach der Nummer zu fragen. Doch die ersten 15 waren negativ. Es waren insgesamt 160 Anlagen. Das wird ein langer Arbeitstag, dachte sich Andrea und sah noch einmal zu Sandy. Das arme Kind, dachte sie so, da macht sie hier Urlaub und wird dann in solche Sachen rein gezogen. „Sandy, was haben die Männer besprochen, als du sie belauscht hast?“ fragte Anna. Sandy sah ihre Tante an. „Sie sprachen über einen Toten und das sie ihn verschwinden lassen müssen. Dann haben sie diese Dose vergraben. Die Gesichter waren so… I can´t say…, Oh sorry. Ich meine ihre Gesichter waren so gemein. Die haben bestimmt Dreck am stecken.“ sagte Sandy. Anna nickte. „Wir werden jetzt mal die Männer beschreiben. Komm wir gehen zu einem Kollegen, der ein Phantombild erstellen kann.“ Sie nahm Sandy am Arm und verließ mit ihr das Büro.


    Tom und Semir standen neben dem Toten. Semir beugte sich herab und öffnete den Leichensack. Angewidert drehte er sich weg, als er den Zustand der Leiche sah. „Mann, vorher haben die ihn wohl in der Mangel gehabt.“ Tom sah ebenfalls auf die Leiche. „Ja, sieht ganz so aus.“ meinte er nur. Das Gesicht des Toten war kaum zu erkennen. Alles war verschwollen und blutig. Die Augen waren offen und spiegelten die Todesangst, die der Mann in den letzten Stunden seines Lebens hatte, wieder. Der Gerichtsmediziner kam zu den beiden. „Hallo Tom, Hallo Semir. Und schon alles klar?“ fragte er. Semir sah ihn an. „Hallo Wegner. Kannst du schon sagen, woran er gestorben ist?“ „Ja, zumindest im groben. Also, entweder er ist mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden, oder an inneren Verletzungen gestorben. Vorher, das ist ja erkennbar, ist er verprügelt worden. Wir haben innere Verletzungen nicht ausschließen können. Ob er nun am Schlag auf den Kopf oder an den inneren Verletzungen gestorben ist, wird die Obduktion ergeben. Heute Nachmittag habt ihr den Bericht.“ Tom und Semir nickten. Der Tote wurde weggebracht. Tom befragte die Zeugen, die den Toten gefunden hatte, aber es waren nur vage Angaben, die sie machen konnten. Wer der Tote war und warum er sterben musste, werden er und Semir raus finden. Doch zunächst hieß es erst einmal abwarten, was die Obduktion ergab. Also fuhr er mit Semir wieder zum Revier zurück. Dort angekommen, wurden sie sofort ins Büro von Anna geschickt. Beide gingen direkt dahin. Anna sah sie kommen und winkte ihnen zu. Tom und Semir traten ein. „Tom, Semir. Ich brauche Ihre Hilfe. Sandy ist heute Morgen von zwei Männern belästigt und verfolgt worden. Ich habe es selbst gesehen und Sandy ist sich sicher, dass es mit einem Schlüssel zu tun hat, den sie gestern Morgen gefunden hat. Ich habe den Schlüssel bereits an Andrea weiter gegeben. Es ist ein Schließfachschlüssel. Leider wissen wir nicht zu welchem Schließfach er gehört.“ Tom und Semir sahen sich an. „Sandy, können sie die Männer beschreiben?“ fragte Tom. Anna sah ihn an. „Wir haben bereits Phantombilder erstellt. Andrea jagt sie gerade durch den Computer.“ „Okay, wir werden uns dann mal um den Schlüssel kümmern.“ Anna nickte. Sie gingen aus dem Büro zu Andrea. „Andrea, wie viele Schließfächer kommen in Frage?“ „Ich konnte insgesamt 160 Anlagen. Die dürft ihr nun alle abfahren. Hier ist der Schlüssel.“ Sie gab den Schlüssel an Semir weiter. Dieser rollte mit den Augen. „Dann mal los, Partner.“ stöhnte er und verließ mit Tom das Büro.
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    Sascha und Thomas Brauer saßen im Wagen. Sascha telefonierte gerade. „Ja, ich gebe dir Bescheid, sobald wir den Koks abgeholt haben. Ja, sicher. Wir haben das in drei Tagen alles klar.“ Er legte auf und sah seinen Bruder an. „Verdammt. Wo sollen wir denn den Schlüssel so schnell herbekommen.“ „Hey, ich habe doch das Kennzeichen, von dem Wagen.“ „Welcher Wagen?“ „Na den von der Frau, die der Kleinen geholfen hat.“ „Das sagst du erst jetzt?“ „Ja, na und. Wir rufen einfach an und fragen nach dem Halter.“ „Wie willst du das denn machen. Zur Polizei gehen?“ „Nein. Es gibt da eine Hotline. Ich rufe an und sage ich habe einen Unfall mit diesem Wagen gehabt. Die Unfallverursacherin will die Versicherung nicht nennen. Hab ich schon öfter gemacht. Da bekommst du sofort die oder den Halter raus.“ „Gut. Dann kümmere dich darum. Ich brauche den Schlüssel.“ Thomas nickte. Es dauerte nicht lange und er hatte die Informationen, die er benötigte. „Also die Frau heißt Anna Engelhardt, Brüsseler Platz 4 in Köln-Chorweiler. Wir sollten der Dame mal einen Besuch abstatten.“ Sascha nickte. Sie fuhren dort hin. An der Wohnung angekommen, sah Sascha auf die Uhr. Es war gerade mal 12 Uhr Mittag. Anscheinend war niemand zu hause. Sie brachen in die Wohnung ein und durchwühlten sie. Dabei fanden sie im Zimmer von Sandy, ihren Reisepass. Sascha sah sich die Daten an. „Sandra Murphy hießt die Kleine. Kommt aus den USA. So ne kleine Ami-Mieze.“ sagte er zu seinem Bruder. Thomas nickte, „Süß die Kleine.“ meinte er nur. „Tja, anscheinend hat die den Schlüssel mitgenommen. Wir müssen warten, bis die herkommen.“ Sascha sah ihn an. „Willst du etwa…?“ Thomas nickte. „Wie sollen wir sonst den Schlüssel bekommen.“ Sascha zuckte mit den Schultern. Sie verließen die Wohnung und wollten vor der Tür warten, bis diese Engelhardt und die kleine Ami-Mieze zurückkamen.


    Tom und Semir schafften 25 Schließfachanlagen. Doch keine worauf der Schlüssel passte. Einer der Angestellten schaute sich den Schlüssel genauer an. „Das könnte vom Bahnhof in Köln sein. Wenn ich diesen Abdruck, der hier im Kopf ist, deutlicher machen könnte wäre es einfach zu erfahren. Warten Sie doch bitte einen Augenblick.“ Sie nahm den Schlüssel und ging raus. Nach fünf Minuten kam sie wieder. „So, nun kann ich Ihnen sagen woher der Schlüssel stammt. Es ist der Schlüssel zum Schließfach 1579 am Kölner Bahnhof. Bitte meine Herren.“ Sie gab den Schlüssel an Semir und Tom zurück, die ziemlich staunend dastanden. „Äh… Danke...“ stammelte Semir und ging mit Tom raus. „Hey, die war gut, was?“ stellte Tom fest. Semir nickte nur. „Ja, nicht schlecht.“ Sie fuhren zum Kölner Bahnhof und öffneten das Schließfach. Erstaunt zogen sie das heraus, was darin lag. Es war eine Sporttasche. Semir öffnete sie und sie enthielt mehrere kleine Tüten mit weißem Pulver. Er sah zu Tom und nahm dann sein Taschenmesser, öffnete einen der Beutel und probierte das Pulver. Sofort, als er den Finger in den Mund steckte, bemerkte er das betäubende Gefühl. „Koks!“ sagte er nur. Tom nickte. „Dann ist ja wohl klar, warum die Typen den Schlüssel haben wollen, oder?“ Semir nickte. „Okay, lass und fahren. Wir müssen der Chefin zeigen, was wir gefunden haben.“ Sie nahmen die Tasche und fuhren zum Revier zurück. Dort gingen sie direkt ins Büro von Anna Engelhardt. „Im Schließfach war Koks. Ungefähr drei Kilo.“ Anna nickte. „Ich habe den Obduktionsbericht eben erhalten. Also der Tote heißt Ralf Schneiser. Er war vorbestraft wegen Drogenhandel, Förderung der Prostitution, Körperverletzung. Er starb aufgrund der inneren Verletzungen. Die Milz war gerissen. Sein Körper wies Misshandlungsspuren auf, aber das haben Sie ja gesehen.“ Semir nickte. „Ja war kein schöner Anblick. Was über die anderen Beiden herausbekommen?“ Anna schüttelte den Kopf. „Beide negativ. Keine Vorstrafen, keine anderen Daten. Wenn die Typen, die Sandy heute Morgen aufgelauert haben erfahren, dass wir den Koks haben, dann ist sie in Gefahr.“ Sagte Tom. Anna nickte. „Ja, ich befürchte es. Okay, Sie Tom und Semir werden sich um das Umfeld des Toten kümmern. Die beiden müssen gefunden werden.“ „Was werden Sie und Sandy machen?“ Wir werden gut aufpassen.“ meinte Anna nur. „Chefin. Vielleicht ist es besser, wenn Sie und Sandy in einer der Schutzwohnungen einziehen. Ich meine solange bis wir die Typen gefunden haben.“ „Ich werde Ihren Vorschlag überlegen, Semir.“ Das Telefon klingelte. Anna hob ab und meldete sich. Sie erschrak und nach zwei Minuten legte sie den Hörer wieder auf. „Ich nehme Ihren Vorschlag an. Semir. Das war meine Nachbarin. In meine Wohnung ist eingebrochen worden.“ sagte sie leise. Tom sah zu Semir und nickte. Sie fuhren direkt zur Wohnung. Semir und Tom kamen zur Wohnung. Sie gingen vorsichtig rein. Die Wohnungstür war aufgebrochen und die Wohnung war durchwühlt. Tom zog die Waffe und nickte Semir zu. Dieser zog ebenfalls die Waffe und gegenseitig Deckung gebend sprangen sie in die Wohnung. Doch sie war leer. Das Chaos, was die Einbrecher hinterlassen haben, war extrem. Die Couch war zerschnitten, die Wäsche aus den Schränken gezogen. Das Geschirr zertrümmert. „Da wird die Chefin sich einiges neu kaufen müssen.“ meinte Semir. Tom nickte nur. „Ganze Arbeit. Was glaubst du was die gesucht haben?“ „Na den Schlüssel.“ „Tja. Die Spurensicherung wird sicher gleich kommen. Wartest du hier, ich fahre zum Revier und berichte der Chefin.“ sagte Tom. „Klar, ich warte hier.“ meinte Semir. Tom fuhr ab. Semir sah sich noch in der Wohnung um. Er fand die Papiere von Sandra und schaute hinein. ~Hübsches Mädchen,~ dachte er so. Als sie Spurensicherung eintraf ließ Semir sich zum Revier bringen. Er wollte sich allein mit Sandra reden. Sie hatte die Männer belauscht, vielleicht ist ein Name gefallen, womit sie was anfangen konnten. Er war so in Gedanken, dass er nicht merkte, dass ein Wagen ihnen folgte.
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    Anna saß mit Sandra in ihrem Büro, als Semir die Wache betrat. „Ihre Wohnung ist verwüstet.“ sagte er. „Das habe ich mir schon gedacht. Okay. Ich werde hier die Stellung halten. Sie, Semir werden mit Sandy in eine der Schutzwohnungen fahren. Ich vertraue Ihnen das Leben eines für mich sehr wichtigen Menschen an. Bitte schützen Sie sie gut.“ Semir nickte. „Was ist mit Tom?“ fragte er. „Den brauche ich hier.“ sagte Anna. „Alles klar. Ich werde auf Sandy aufpassen, das verspreche ich Ihnen, Chefin.“ „Ich weiß Semir. Ich hoffe die Sache ist bald ausgestanden.“ Anna nahm Sandy in den Arm. „Du kannst ganz beruhigt sein. Semir wird gut auf dich aufpassen. Es wird dir nichts geschehen. Okay, Darling?“ Sandy nickte. „Gut, dann fahren wir ab. Kommen Sie Sandra“ „Please call me Sandy, right?“ sagte Sandra. Ihre Tante sah sie schief an. Sandra schaute verlegen weg. „Is okay. Sandy“ sagte Semir mit einem leichten Grinsen. „Ach und Semir. Bitte keine Extratouren, ja. Ich denke wir haben uns verstanden.“ „Ja sicher Chefin.“ Semir nahm Sandra und verließ mit ihr das Revier. Die Polizei hatte in verschiedenen Stadtgebieten in Köln Wohnungen angemietet, die als Unterschlupf für gefährdete Personen bereitstanden. Meistens waren diese Wohnungen mit Kameras und Mikros ausgestattet. Dies war auch in der Wohnung wo sich Sandra und Semir einquartierten der Fall. „Sandy? Was hast du genau gehört, als du die Männer belauscht hast?“ fragte Semir während der Fahrt. Sandra sah ihn an. „Ich habe nur verstanden, dass sie einen Toten beseitigen wollten. Mehr nicht. Wirklich. Ich weiß nichts mehr, Semir.“ Semir nickte und konzentrierte sich auf den Verkehr. Er sah öfter in den Rückspiegel, weil er glaubte verfolgt zu werden. Und tatsächlich ein gelber Citroen war hinter ihnen. Semir fuhr in die nächste Seitenstraße um eindeutig Verfolger zu erkennen. Und wieder kam der Citroen hinter ihnen her. Semir nahm das Handy und wählte Tom an. „Wir werden verfolgt!“ sagte Semir nur. „Okay, Autotyp und Kennzeichen?! „Gelber Citroen. Düsseldorf – KX 355“ gab Semir durch. „Ich checke das Fahrzeug.“ Nur kurz danach meldete sich Tom. „Der Wagen wurde gestern in Düsseldorf gestohlen. Pass auf. Semir. Ich schicke dir Dieter und Hotte zur Verstärkung. Fahre noch ein wenig durch die Gegend.“ „Okay, hab verstanden.“ Sandra sah ihn erschrocken an. „Das sind die Männer. They will catch us.“ Semir nickte. „Bitte, beruhige dich. Verstärkung kommt schon. Keine Angst wir fahren jetzt auf das nächste Polizeirevier und dort warten wir auf die Verstärkung.“ Sandra nickte. Semir fuhr durch einige Straßen, doch der Verfolger ließ sich nicht abschütteln. Dann endlich, so dachte Semir, war der Wagen weg. Er fuhr die Straße geradeaus und ohne Vorwarnung schoss der Citroen aus der Seitenstraße direkt vor Semirs Wagen. Dieser stieg in die Eisen und brachte den Wagen dicht am Citroen zu stehen. Noch bevor Semir aus den Wagen springen konnte, standen an der Fahrer wie auch an der Beifahrertür jeweils ein Mann. Beide hatten Waffen und richteten sie auf die Insassen. Sandra schrie leise auf. Semir hob die Hände. Der Mann auf Semirs Seite öffnete die Tür und hielt Semir die Waffe an den Kopf. „Aussteigen!“ befahl er. Semir fügte sich. Auch Sandra wurde aus dem Wagen gezerrt. Sie wurde zum Citroen gebracht und auf die Rückbank gezwängt. Semir sah sie an. Er versuchte Zuversicht zu vermitteln, doch es gelang nicht. „Okay, Bulle! Hör mir genau zu. Du wirst den Schlüssel jetzt holen, verstanden?“ „Hören Sie, wir wissen dass Koks im Schließfach war. Wir haben den Stoff bereits sichergestellt. Geben Sie auf und lassen Sie das Mädchen frei.“ „Gibst du hier den Ton an? Habe ich die Null gewählt?“ Er schlug Semir mit der Faust in die Nierengegend. Semir stöhnte auf und ging in die Knie. Der Mann hinter ihn zog ihn wieder hoch. „Na, Na. Wir machen doch nicht gleich schlapp oder?“ lachte er dreckig. Semir stöhnte. „Was soll das? Lassen Sie uns gehen.“ versuchte er die Männer zur Aufgabe zu bewegen. Vergeblich. „Du holst jetzt den Stoff. Du hast genau zwei Stunden. Wenn du dann nicht zurück bist, werden wir der Kleinen dort drüben ein wenig Spaß gönnen, bevor sie stirbt. Ich denke du hast verstanden?“ Semir nickte. „Keine Tricks! Du gibst mir deine Telefonnummer. Ich werde dich anrufen und den Übergabeort bekannt geben. Ach ja, wenn du auch nur einen Ton darüber verlieren solltest, dann ist die Kleine tot.“ „ich muss mit meiner Chefin darüber sprechen. Sie hat den Koks unter Verschluss. Nur mit ihrer Zustimmung komme ich da ran.“ sagte Semir. „Gut das geht noch. Okay, und nun wirst du hier genau eine halbe Stunde warten, bevor du fährst.“ Semir sah den Mann erstaunt an. Dachte der Typ wirklich, dass er hier stehen bleiben würde, und auf die Uhr schaut, während er und sein Komplize mit Sandra abfuhren? Doch der Mann schien genau zu wissen, was er sagte. Er zog Semir die Handschellen aus der Tasche und kettete ihn an den Haltegriffen mit einer Hand fest. Den Schlüssel steckte er ein. „So, nur zur Sicherheit. Kannst ja deine Kollegen rufen, dass sie dich wieder losmachen.“ Semir antwortete nicht. Er sah zu Sandra, die im Wagen saß und weinte. Ihre Lippen formten das Wort „HELP“. Er kam sich hilflos vor. Dann fuhr der Wagen ab.


    Semir musste sicher ein wenig verrenken und an das Mirko des Funkgerätes zu kommen. Er rief Tom und sagte was passiert war. Tom setzte sich umgehend in den Wagen und fuhr zu Semir um ihn aus seiner Lage zu befreien. Anschließend fuhr er mit ihm zur Wache. Dort wartete Anna Engelhardt bereits auf ihn. „Was ist passiert?“ fragte sie nur kurz. „Chefin, ich... Ich konnte nichts tun. Die haben mir eine Waffe an den Kopf gedrückt und...“ „Schon gut, Semir. Ich gebe Ihnen nicht die Schuld. Was fordern die Männer?“ „Den Koks. Ich soll ihn in ungefähr eineinhalb Stunden übergeben. Im Austausch erhalte ich Sandy zurück. Keine Tricks, keine Waffen, das übliche.“ Anna nickte. „Gut. Wo?“ „Sie werden mich anrufen. Ich musste ihnen meine Handynummer geben.“ Anna sah Tom und Semir an. „Meine Herren, wir werden die Sache gemeinsam durchziehen. Ohne SEK, ohne Staatsanwaltschaft. Ich weiß es ist gegen alle Vorschriften aber...“ „Chefin, wir sind dabei.“ sagten Tom und Semir wie aus einem Mund. Anna nickte dankbar. Sie ließ die Drogen in Semirs Auto laden. Anschließend hieß es warten, bis die Männer sich meldeten.
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    Sandra saß in einem Zimmer auf dem Stuhl. Sie war gefesselt. Tränen flossen ihr aus den Augen. Sie hatte große Angst. Einer der Männer kam zu ihr. „Mann, hör auf zu heulen.“ sagte er. „Please let me go. Please let me go! „ bat Sandra. Der Mann sah sie an. „Ich kann keine englisch. Sprich deutsch mit mir, wenn du es unbedingt musst.“ Sandra sah ihn an. Sie weinte lautlos. Der zweite kam nun ebenfalls in den Raum. „Es ist so weit. Du darfst nun deinen Freund anrufen.“ Er nahm das Handy und wählte Semirs Nummer. Dann hielt er das Handy Sandra ans Ohr. Es dauerte nicht lange bis Semir sich meldete. „Semir, please help me.“ sagte Sandra ins Telefon. „Sandra ist schon gut. Beruhige dich bitte. Ich hole dich raus, okay?“ hörte sie Semir sagen. Der Mann übernahm das Handy. „Hör zu Bulle! Du wirst mir den Koks jetzt zum Rheinpark bringen. Wir werden uns dort am Rheinufer in Höhe der alten Brücke treffen. Wenn du in Begleitung kommst ist die Kleine tot. Du wirst keine Waffen tragen!“ „Ich werde tun, was Sie sagen. Keine Tricks. Wann treffen wir uns?“ „Um 16.00 Uhr. Sei pünktlich, und komm allein!“ Das Gespräch wurde beendet. Sandra sah die Männer an. „So meine Kleine. Wir werden dann gleich mal fahren. Es ist jetzt genau 15.00 Uhr. Mach dich schön für den kleinen Bullen.“ lachte er zweite Mann. Er band Sandra los und brachte sie zum Auto. Dann fuhren sie ab. Sandra sah dass es in Richtung Rhein ging. Sie kannte sich zwar nicht so gut in Köln aus, doch den Rhein, kannte sie. Am liebsten saß sie mit ihrer Tante in der Abenddämmerung am Rheinufer und besah sich den Sonnenuntergang. Sie hatte Angst, dies nie wieder tun zu können. Die Fahrt dauerte nicht lang. Nur nach fünfzehn Minuten waren sie am Treffpunkt. Sandra sah aus dem Fenster, doch der Wagen von Semir war nicht zu sehen. Dann endlich sah sie die silbernen BMW. Sie erkannte Semir als er ausstieg.


    Semir war etwas früher als bestellt angekommen. Er sah den dunklen PKW, der etwas abseits stand. Semir stieg vorsichtig aus und hob die Hände. „Wo ist der Stoff?“ fragte eine Stimme. „Im Wagen!“ rief Semir zurück. „Hol ihn raus!“ befahl ihm die Stimme. Semir tat was verlangt wurde und holte die Sporttasche aus dem Wagen. „Jetzt geh mit der Tasche zum PKW. Hände schön oben lassen. Zumindest eine!“ Semir führte den Befehl aus. „Abstellen!“ kam der nächste Befehl. „Hände hinter den Kopf!“ „Lassen Sie das Mädchen frei!“ forderte nun Semir. „Sicher!“ Er gab seinen Komplizen einen Wink. Dieser öffnete eine Tür am PKW und Sandra stieg aus. „Geh!“ sagte er Mann und Sandra ging langsam vor. „Komm, Sandy. Komm zu mir. Come to me, Sandy!“ sagte Semir leise. Sandra nickte und ging auf Semir zu. Endlich hatte sie ihn erreicht. Er stellte sich vor sie und schützte sie so mit seinem Körper. „Sandy wir gehen jetzt langsam zum Wagen. Du wirst nur das tun was ich dir sage, okay?“ „Yes, I do!“ antwortete Sandra. Sie ging rückwärts zum Wagen. Endlich hatten sie ihn erreicht. „Setz dich rein, Sandy und schließe die Türen zu.“ sagte Semir und beobachtete die Männer am anderen PKW. Da die Waffen immer noch auf ihn gerichtet waren, hielt der die Hände oben. Sandy setzte sich ins Auto und verschloss die Tür. „Halt bleib mal stehen!“ rief ihn einer der Männer als Semir einsteigen wollte. Semir stockte in der Bewegung und drehte sich langsam um. „Ich sagte das Mädchen darf gehen. Von dir habe ich nicht gesprochen, oder?“ Semir sah ihn an. „Was wollen Sie den noch?“ fragte er. „Du sollst herkommen. Wir sehen uns den Stoff gemeinsam an.“ Semir sah ihn an. Verdammt, dachte er, wenn die sich den Stoff ansehen, und feststellen, dass es nur Puderzucker ist, dann… Er konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. „Los! Komm schon!“ Semir sah zu Sandy, die im Auto kauerte. Sie hatte Angst. Doch wenn er nicht zu den Männern gehen würde, dann würden die wahrscheinlich zu ihnen kommen. Er ging langsam zu den Männern. Er sah wie einer der beiden die Tasche hochnahm und öffnete, während der zweite ihn mit der Waffe bedrohte. Doch bevor Semir bei den beiden war, hörte er Sirenen. „LOS! WEG HIER!“ schrie einer der beiden und die Männer sprangen ungeachtet auf Semir in ihr Auto und fuhren ab. Die Tasche nahmen sie mit. Semir blieb ein wenig erstaunt stehen. Dann nahm er die Hände runter und lief zu Sandy. Er deutete ihr an, die Tür zu öffnen. Sie tat es und er stieg ein. Er nahm Sandy in den Arm und hielt sie fest. „Ist ja alles wieder gut.“ sagte er leise, als sie weinte. Er fuhr mit ihr zum Revier zurück.


    Anna sprang auf, als sie Semir und Sandy reinkommen sah. „Sandy, Darling!” rief sie. Sandy lief auf ihre Tante und umarmte sie. „Anna, I´m so angry.“ sagte sie. „Schon gut Darling, Es ist vorbei. Alles wird wieder okay.“ Sandy nickte. Auch Andrea kam ins Büro. Sie brachte Kaffee für alle. Anna ließ außerdem den Arzt kommen. Er sollte Sandy untersuchen und die Wunden an den Handgelenken verbinden. Nach dem er fertig war, bat er Anna aus dem Büro. Draußen vor der Türe sagte er dann: „Ihre Nichte ist sehr nervös. Ich sollte ihr vielleicht etwas zur Beruhigung geben. Der Blutdruck ist extrem hoch.“ Anna nickte. Der Arzt ging noch einmal ins Büro und gab Sandy eine leichte Spritze. Sandy sah zu ihrer Tante. „Ich bin müde, Tante ich möchte ein wenig schlafen“, sagte Sandy. „Andrea zeigen Sie Sandy doch bitte wo sie sich hinlegen kann.“ Andrea nickte und nahm Sandy mit. Sie brachte sie in den Bereitschaftsraum, wo sonst die Leute von der Nachtschicht sich manchmal hinlegten. Sandy legte sich auf eines der Betten und schlief schnell ein. Andrea blieb bei ihr sitzen. Zehn Minuten später war Anna bei ihr. „Sie schläft.“ sagte Andrea nur. Anna beugte sich zu ihrer Nichte runter. „Mein Gott, das arme Kind. Hoffentlich ist die Sache nun ausgestanden. Ich habe ihren Vater angerufen. Aber er muss in den Irak und kann Sandy nicht abholen. Er hat mich gebeten, dass sie solange er nicht da ist, auf sie aufpasse. Es geht wahrscheinlich darauf hinaus, das Sandy bei mir bleiben wird.“ „Was ist eigentlich mit Sandys Mutter?“ fragte Andrea. „Sie ist bei einem Bankraub in New York erschossen worden. Sandy hat zusehen müssen, sie war gerade dreizehn, als es passiert. Sie hat sehr lange gebraucht, bis sie das Trauma verarbeitet hatte. Ihr Vater, Samuel Murphy ist fast daran zerbrochen. Sandy sollte hier eigentlich Urlaub machen, stattdessen wird sie entführt.“ Anna schaute leicht traurig auf Sandy, die tief und fest schlief.
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    Semir und Tom hatten mittlerweile die Spur zu den beiden Männern aufgenommen, die glaubten dass Koks zu haben. Sie hatten einen Peilsender in die Ware gelegt und konnten die Männer so verfolgen. Im sicheren Abstand folgte Tom in seinem Wagen. Semir sollte ihn ablösen, so dass die Verfolgung nicht auffällig wird. So ging es durch Köln über die Autobahn bis nach Aachen. „Mann, wenn die rauskriegen, das es gar kein Koks ist, was das in der Tasche war, dann fahren die ganz schön aus der Haut“, lachte Semir ins Mikro und fuhr nun hinter dem Fahrzeug her. Tom wartete bis er von Semir erneut angefunkt wurde um dann die Verfolgung aufzunehmen. Im Augenblick tat sich scheinbar nicht interessantes. „Sie stehen jetzt vor einem Cafe in der Aachener Innenstadt. Versuche mal ein wenig näher ranzukommen um zu hören, was bequatscht wird.“ „Pass bitte auf, Semir. Die beiden kennen dich.“ kam von Tom. „Ja weiß ich doch. Bin kein Anfänger.“ meinte Semir nur und stieg aus. Er ging ins Cafe und bestellte sich einen Capuccino. Er setzte sich in die Ecke, von wo aus er die beiden Männer gut beobachten konnte. Nach einiger Zeit kam ein dritter Mann an den Tisch. Die beiden anderen schauten sich um. Ihr Blick blieb am Tisch hängen, wo Semir saß. Hatten sie ihn erkannt? fragte er sich. Doch die Männer sprachen mit dem dritten. Keiner zeigte auf Semir. So fühlte er sich sicher. Er sah wie der dritte Mann ein Handy nahm und telefonierte. Semir rührte in seiner Tasse und trank sehr langsam. Für jeden anderen, sah es so aus, als ob er sich langweile und einfach nur den Kaffee sehr langsam trank. Er sah zu den drei Männern und als sich der dritte verabschiedete und das Cafe verließ. Semir stand ebenfalls auf und verließ das Cafe. Er ging zu seinem Wagen und stieg ein. Dann griff er zum Mikro und wollte gerade seine Beobachtungen an Tom weitergeben, als er eine Bewegung hinter sich spürte. „Häng das Mikro wieder ein!“ kam ein Befehl und Semir merkte im gleichen Augenblick eine Waffenmündung im Genick. „Okay, nur keine Panik“, sagte er leise und zog die Hand vom Mikro. „Sehr schön. Und nun erzähl mir, was du willst?“ „Ich wieso, was meinen Sie denn?“ fragte Semir verwirrt. „Was wolltest du im Cafe?“ „Kaffee trinken, was sonst. Darf ich keine Pause machen?“ Der Mann hinter ihm schlug mit der Waffe auf Semirs Schulter. Er stöhnte auf. „Verarsch mich nicht. Du bist doch der Bulle, der die kleine Ami-Schlampe getauscht hat. Meine Männer haben mir alles erzählt.“ „Dann ist ja gut. Verschwinden Sie aus meinem Wagen und wir vergessen alles.“ Semir war wütend. Der Mann hinter ihn drückte ihm die Mündung an den Kopf. „Hast du immer so eine große Klappe?“ fragte er Semir. „Was wollen Sie?“ „Meinen Koks. Die Jungs kannst du vielleicht verarschen, aber mich nicht. Wo ist der Stoff?“ „Den habe ich übergeben.“ „Lüg mich nicht an. Das war nicht der Stoff. Wo ist der?“ „Keine Ahnung, ich habe den Stoff übergeben. Vielleicht machen ja die Jungs ihren eigenen Dreh“ „Gib deine Handschellen her!“ befahl der Mann hinter ihm. Er unterstrich den Befehl mit einem leichten Hieb der Waffe. Semir tat wie befohlen. Der Mann nahm die Handschellen und forderte Semir auf den linken Arm hoch zustrecken. Semir tat es und spürte wie sich die Schelle schloss. Anschließend sollte er auch den rechten Arm hochnehmen. Der Mann zog die freie Schelle durch den Haltgriff und fesselte so auch Semirs zweiten Arm. „Was soll das denn?“ fragte Semir. „So kannst du mir nicht folgen. Warte einfach auf die Kollegen.“ lachte der Mann und stieg aus.


    Tom stand auf einem Parkplatz und wartete darauf das Semir sich meldete. Nichts geschah. Tom nahm das Mirko und rief Semir. „Hey, melde dich doch mal. Was ist denn los? Wo steckst du denn?“ Nichts keine Antwort. „Semir, wo bist du?“ fragte er erneut. Wieder keine Antwort. Gut, dann komme ich halt zu dir und zieh dir die Ohren lang, dachte Tom grinsend und verließ den Parkplatz. Er fuhr nach Aachen rein zum Cafe, das Semir ihn vorher durchgegeben hatte. Er sah schon von weitem den Wagen von Semir. Und er sah wie Semir darin saß. „Ach, kein Anfänger? Wie kommst du denn in diese Lage?“ fragte er voller Schadenfreude. Semir sah ihn nur an. „Komm mach schon auf, die Arme tun mir weh“ sagte er und man hörte an seiner Stimme, das er wütend auf sich selbst war. Tom lachte und nahm dann den Schlüssel. Er schloss die Schellen auf und Semir rieb sich die Handgelenke. „Dieses Arschloch, dem werde ich es zeigen. Mir legt man nicht die Handschellen an.“ schimpfte er. „Darf man fragen, wen du meinst?“ fragte Tom immer noch mit einem Grinsen auf den Lippen. „Na den Typen, der mich angebunden hat. Ich kenne ihn. Aber ich komme nicht auf den Namen. Das ist ein ganz bekannter. Den hole ich mir aus der Datei“. „Gut kannst du fahren, oder …?“ „Idiot“ meinte Semir nur und schlug die Tür zu. Mit quietschenden Reifen fuhr er ab. Tom lachte und stieg dann ebenfalls in sein Auto. Sie fuhren zur PAST.


    Holger Wringsdorf wartete auf die Brüder Sascha und Thomas Brauer. Als sie eintrafen brüllte er sie an. „Wo ist mein Stoff!!!“ Die beiden sahen sich erschrocken an. Sascha zeigte auf die Tasche. „Da ist es doch drin.“ sagte er stotternd. Holger sah ihn zweifelnd an. „Habt ihr wirklich gedacht, dass der Bulle euch den Stoff bringt? Seid ihr so Blöd? Das hier, was ihr in der Tasche habt ist Puderzucker. Der Stoff ist noch immer bei den Bullen. Ihr habt jetzt genau acht Stunden Zeit, mir den richtigen Stoff zu bringen. Wie ist mir egal.“ „Aber Boss, wie sollen wir denn von den Bullen das Zeug bekommen?“ „Das ist euer Problem. Lasst euch was einfallen. Und nun RAUS HIER!!! Lasst euch nicht ohne den Stoff hier blicken.“ Sascha und Thomas verließen fluchtartig den Raum. Draußen saßen sie im Wagen und sahen sich an. „Das wird dieser dreckige Bulle büßen. Aber wie, sollen wir an den Stoff kommen?“ fragte Thomas. Sascha sah ihn an. „Hey, wir wissen doch wo er wohnt. Also fahren wir hin und dann…“ Thomas sah seinen Bruder an und dann fingen beide an zu lachen.
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    Semir fuhr direkt zur PAST und stieg aus. Er stürmte ins Büro an Andrea vorbei die erschrocken aufsah. „Hallo? Was hat dich denn gestochen?“ fragte sie. Er sah sie kurz an „Oh, Entschuldigung.“ sagte er nur und ging in sein Büro. Er setzte sich an den Computer und sah sich die Kartei an. Es klopfte an der Tür. „Ja!“ sagte Semir nur und schaute kurz auf. Sandy stand in der Tür. „Oh, Sorry, ich hoffe ich störe nicht, Semir?“ sprach Sandy in einem Deutsch mit dem so fand Semir tollen amerikanischen Akzent. „Ach quatsch, Komm rein Sandy.“ sagte Semir nur und lächelte. „Can i help you?“ fragte Sandy. „Wenn deine Tante hört, dass du englisch sprichst wird sie böse, glaube ich jedenfalls.“ „Oh no. Anna is not beastly. She is a wonderful Woman.“ Semir grinste. “Was ist denn Semir? Du suchst was?” “Ja, das war heute son Typ. Den kenne ich. Er hat mich nach den Koks gefragt. Ich kenne ihn. Aber sein Name ist mir entfallen. Aber ich habe ihn hier.“ Semir spielte auf den Tasten rum. Er tippte einiges ein und dann sah er diverse Bilder von Verbrechern. Sandy saß neben ihn. „Ist die Polizeiarbeit immer so… wie sagt man… langweilig?“ fragte sie Semir. Er sah auf und meinte dann: „Nicht immer. Du hast doch selbst mitbekommen, wie es gehen kann. Man hört was und dann wird man entführt und so weiter. Manchmal ist die Schreibtischarbeit sehr erholsam. Bei euch in den Staaten ist es anders, was?“ „Oh no. Bei uns ist es nur stressiger. You know, Mein Dad ist Marine. Er ist sehr oft unterwegs und ich bin alone, ich meine alleine. Aber als Mama noch lebte, war es viel besser. Aber ich muss alleine bleiben. Dad will das ich nach Anna ziehe. Er hat Angst, dass ich untergehe. New York ist kein Ort für Mädchen, sagt er immer. Und ich glaube er hat Recht. Ich möchte auch hier sein. Anna ist so eine liebe Frau. Sie ist meine Lieblingstante. Ich würde bei ihr wohnen und… Oh sorry, Semir. Ich langweile dich mit meinem Leben.“ „Ach was. Ich höre gern zu. Weißt du dein Akzent ist süß.“ Sandy lächelte ihn an. „You too“ sagte sie nur und verließ dann das Büro von Semir. Dafür kam Andrea nun rein. „Und? Genug geflirtet?“ fragte sie. Semir sah sie an. „Ich? Hör mal ich flirte doch nicht. Du bist doch wohl nicht eifersüchtig. Sie ist gerade sechzehn.“ verteidigte sich Semir.
    „Quatsch. Ich wollte doch nur fragen, ob ich dir helfen kann.“ „Nein, kannst du heute nicht. Ich suche die Kartei wegen einem Gesicht durch. Der Typ hat mich heute geärgert und ich kenne ihn. Jetzt suche ich ihn.“ sagte Semir. „Gut, dann geh ich mal wieder. Ach ja. Fast vergessen. Du sollst zur Chefin.“ Semir sah sie an. „Wieso sagst du das nicht gleich?“ Er sprang auf und ging in das Büro von der Chefin.


    Anna saß mit Sandy in ihrem Büro. „Und Sandy, willst du bei mir bleiben?“ fragte Anna direkt. Sandy sah sie an. „Oh, ich weiß nicht genau? Ich möchte schon, but i .. ich meine ich habe Angst, das Dad dann allein ist.“ „Oh, deinem Dad geht es hervorragend. Er wird dich heute Abend anrufen.“ „Thats great. I miss him so.“ Sandy sah ihre Tante an. Sie lächelte und nickte. Semir klopfte an und Anna winkte ihn hinein. „Semir. Wir werden es noch einmal versuchen. Sie und Sandy werden in einer der Schutzwohnungen unterkommen. Diesmal bitte ohne Zwischenfälle, wenn es geht.“ „Sicher Chefin. Ich hoffe unsere Gegenspieler werden diesmal nicht kommen. Was macht Tom?“ „Wie gesagt ich brauche ihn hier. Er muss für einen anderen Fall was recherchieren. Glauben Sie, dass Sie es allein schaffen. Ich könnte Herzberger und Bonrath beauftragen.“ Semir winkte ab. „Ist schon gut. Wir schaffen das schon.“ Er verließ mit Sandy erneut das Revier um in einer der Schutzwohnungen unterzukommen. „Ach Sandy, ich muss nur kurz zu mir. Ein paar Sachen holen. Also machen wir einen kleinen Umweg. Wenn du nichts dagegen hast.“ Sandy sah ihn an und schüttelte den Kopf. „It is okay.“ sagte sie. Semir hielt vor dem Haus und ging hinein. Sandy blieb im Auto. Sie war müde und deshalb drehte sie den Sitz in Liegeposition. Sie sah noch wie Semir ins Haus ging, dann schloss sie die Augen. Semir schloss seine Wohnung auf und trat ein. Er schaltete das Licht an. „Nett, das du auch mal nach Hause kommst“ sagte eine Stimme hinter ihm. Er erstarrte. „Was soll das denn?“ „Hey, du hast uns verarscht. Wo ist der echte Stoff?“ „Den hab ich doch gegeben, was soll das?“ „Willst du unbedingt den Helden spielen oder was? Her mit dem Stoff!“ „Ich habe ihn nicht.“ Semir machte sich Sorgen, wenn die Sandy wieder einkassieren, dann würde ihm die Chefin vermutlich wieder auf Streife schicken. „Verdammt, ich sag doch der Stoff ist nicht bei uns. Ich habe die Tasche gebracht, die wir aus dem Schließfach geholt haben. Der Inhalt ist der …“ „Hör endlich auf!“ schrie der Mann hinter ihm. Semir zuckte zusammen..
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    Sandy sah auf die Uhr. Sie fragte sich wo Semir bleibt. Er wollte doch nur ein paar Sachen holen. Sie überlegte sich ob sie aussteigen sollte, doch dann ließ sie es. Dafür sah sie nun drei Männer aus dem Haus kommen. Sie erschrak, es waren die beiden Männer die sie entführt hatten und Semir. Sie sah, das Semir die Hände auf dem Rücken hatte. War er gefesselt? Es schien so. Er warf einen kurzen Blick zu Sandy. Sie duckte sich, so dass niemand sah, dass noch jemand im Wagen war. Der Schlüssel steckte und in den USA durfte Sandy schon lange Autofahren. Das wird in Deutschland nicht schwerer sein, als bei uns, dachte sie und setzte sich ans Steuer, sobald Semir und die anderen beiden außer Sicht waren. Sie nahm das Mikro in die Hand und sprach rein. „Hello? Ich bin Sandy. Hört mich jemand?“ „Sandy, hier ist Anna. Was ist los? Wo ist Semir?“ „Tante Anna, ich bin mit Semir zu seiner Wohnung gefahren, er wollte ein paar Sachen holen, und nun kommt Semir mit zwei Mann aus der Wohnung. Sie bringen ihn weg. Ich werde hinter ihm her fahren. I say, where we are.“ „Sandy, du darfst kein Auto fahren. Es ist in Deutschland verboten. Hörst du?” “It is okay. I can drive, realy“, sagte Sandy und startete den Wagen. Sie fuhr hinter dem Wagen her, in dem Semir saß. Sie gab in regelmäßigen Abständen durch, wo sie waren. Die Fahrt endete in Niehl. In einer alten Fabrik sah sie wie Semir und die Männer ausstiegen. Sandy gab den Funkspruch durch. „Sandy, du wirst nun warten bis meine Kollegen da sind. Hast du mich verstanden?“ hörte sie Anna sagen. „Yes, i do.“ sagte Sandy nur. Sie blieb im Auto sitzen. Doch nicht lange. Sie wollte wissen, was die Männer mit Semir vorhatten. Sie stieg aus und ging vorsichtig hinter den Männern her. Sie sah wie Semir vorgestoßen wurde. Immer noch ging sie leise hinter ihnen her. Keiner bemerkte sie. Dann hörte sie einen der Männer sprechen. „Okay, ruf deinen Chef an. Er soll den Stoff herbringen lassen.“ „Du kannst mich mal.“ kam von Semir. Es klatsche laut. Sandy sah sich das Szenario aus sicherer Entfernung an. Sie sah wie die Männer Semir schlugen. Diese Mistkerle, dachte sie. Sie schlich leise wieder raus zum Wagen. Sie nahm das Mikro in die Hand und rief ihre Tante. „Anna, please come on. Semir is in danger. Hurry it is …“ „Sandy, bitte sprich deutsch. Ich kann nicht so gut Englisch. Bitte. Was ist mit Semir?“ „Sorry. Semir wird geschlagen. Es sind zwei Mann. Sie wollen den Stoff. Was meinen die denn damit?“ „Sandy. Das SEK wird gleich bei dir sein. Warte bitte und dann zeigst du den Männern wo Semir ist. Hast du mich verstanden?“ „Yes. Anna. But i can’t wait here. I…” “Sandy du bleibst wo du bist!” Sandy hörte das ihre Tante böse wurde. „Anna, ich höre was. Hier sind Männer. Ist es das SEK?“ „Ja, Schatz. Zeige ihnen nun wo Semir ist. Aber bitte sei vorsichtig. Gib mir den Mann, der bei dir ist.“ Sandy übergab das Mikro. „Hier ist Dekker.“ sagte der Mann. „Hallo Frank, hier ist Anna. Pass auf. Das Mädchen vor dir ist meine Nichte Sandy. Sie weiß wo Semir ist. Pass bitte auf sie auf. Sie ist ein wenig stürmisch.“ Dekker lachte leise. „Alles Klar. Die Kleine ist bei mir in guten Händen. Du kennst mich ja. Ich melde mich, sobald wir unseren Kleinen da raus geholt haben.“ „Lass das bloß nicht Semir hören.“ lachte Anna. Er hängte das Mikro ein. „Okay. Sandy wo ist Semir?“ „Follow me“ sagte Sandy und wollte gerade loslaufen. „So nicht. Kind. Wo ist er. Du wirst es mir nur sagen und dann wirst du hier warten, klar!“ Sandy sah den Mann an. „No! I go too.“ sagte sie nur. Dickköpfig wie die Tante, dachte Dekker nur. „Okay, du kannst mitkommen, aber verrate mich nicht bei Anna. Okay?“ Sandy nickte. Sie stieg aus und lief mit den Männern langsam ins Gebäude. Nachdem sie den Raum erreicht hatten, wo Sandy Semir das letzte Mal gesehen hatte, zog Dekker sie sachte zurück. „Okay, Baby. Das ist jetzt unser Job. Du bleibst hier“ Sandy nickte. Dekker sah sie an. Dann gab er seinen Männern Zeichen sich zu verteilen. Nur kurze zeit später schlugen sie zu. Die beiden Brüder hatten keine Chance zur Gegenwehr. Semir wurde von seinen Fesseln befreit. Dann wollten alle das Gebäude verlassen. „Ach ich habe da noch eine Freundin von dir gefunden“, sagte Dekker zu Semir. Dieser schaute ihn kurz an. „Ich habe keine Freundin. Lass das bloß nicht Andrea hören.“ „Ach quatsch. Ich meine doch die Kleine von Anna.“ „Ach Sandy? Wieso ist die hier?“ „Sie ist dir gefolgt und deshalb konnten wir dich ja so schnell befreien. Sie ist im Nebenraum.“ „Wie ist sie mir gefolgt. Ich meine wir sind in meinem Wagen… Nein! Sie ist mit meinem Auto gefahren? Eine 16jährige fährt meinen Wagen? Der werde ich den Hosenboden stramm ziehen.“ „Jetzt reg dich mal nicht so auf. Der Wagen hat keinen Kratzer abgekriegt. Ich glaube sogar, sie hat den Wagen besser behandelt als du.“ lachte Dekker. Dann hörte sie einen Schrei von Sandy.
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    Sandy hörte hinter sich Schritte. Sie drehte sich um und schon griff jemand in ihre Haare und riss ihr den Kopf nach hinten. Sie schrie auf. „Halts Maul. Du verdammtes Weib nervst mich.“ Sandy versuchte zu treten, doch sie traf nicht. Dann spürte sie Metall an der Schläfe. Sie erstarrte. „Please No“ sagte sie leise. „Sei ganz ruhig und dir wird nichts passieren.“ sagte der Mann und Sandy nickte. „What do you want?“ fragte Sandy leise. „Meinen Stoff. Mehr nicht. Du wirst mir dabei helfen.“ „I can´t help you. Please let me go.“ „Komm schon!“ Der Mann zog das Mädchen zu sich ran. Er sah wie die anderen Männer Semir befreiten und dann zu ihnen kamen. Er hielt Sandy die Waffe an den Kopf und trat nun ins Licht. „So, meine Herren, Ich habe hier die kleine Ami-Mietze. Ihr habt jetzt genau eine Stunde Zeit mir den Koks ranzuschaffen. Wenn nicht, ist die Kleine tot.“ Semir hob leicht die Hände. „Tun Sie ihr bitte nichts.“ „Du wirst mir den Stoff holen, Gerkhan. Keine Tricks.“ „Ist schon gut, Wringsdorf.“ „Du kennst meinen Namen? Woher?“ „Ich habe deine Stimme schon im Auto wieder erkannt. Seit wann bist du eigentlich wieder frei?“ „Seit drei Wochen. Und nun sieh zu, dass du den Koks holst. Die anderen verschwinden sofort“ Er drückte die Waffe fester an Sandys Kopf. Semir sah die Angst in den Augen des Mädchens. Semir überlegte sich, wie er die Gefahr für Sandy mildern konnte. „Okay, Wringsdorf Ich habe den Stoff im Kofferraum meines Wagens. Wir gehen beide raus und holen ihn. Sie lassen das Mädchen frei.“ Wringsdorf sah ihn an. „Willst du mich verarschen. Ich bin nicht so blöd wie die beiden da hinten. Du wirst vorgehen. Ich mit dem Mädchen hinter dir. Eine falsche Bewegung von dir und die Kleine ist mal gewesen.“ Semir nickte. Er wusste das Wringsdorf nicht so unterbelichtet war. Das hatten die Taten die er früher beging gezeigt. Er suchte sich die dummen Leute aus, die machen die Drecksarbeit und er kassierte das große Geld. „Hey, die Hände werden im Nacken verschränkt!“ befahl Wringsdorf. Semir tat es und ging an Sandy vorbei. Er sah sie an. Sie sah ihn an. Sie nickte und Semir war sich nicht sicher, ob sie das gleiche dachte wie er. Doch als er fast vorbei war, ließ sie sich einfach fallen. Wringsdorf hatte nicht damit gerechnet. Für ihn kam es sehr überraschend. Semir griff ihn an und entwaffnete ihn. Dann war auch das SEK zur Stelle. Alle drei wurden weggebracht. Sandy saß immer noch am Boden. „Whow,“ mehr sagte sie nicht. Semir musste lachen. „Du bist wie deine Tante.“ sagte er anerkennend. „Thanks, Semir“ sagte Sandy nur und erhob sich. „Ich will nach Hause.“ sagte sie dann und ging zusammen mit Semir zum Wagen. Als sie einstiegen hörten sie bereits dass Engelhardt sie rief. Sandy nahm das Mikro. „Cobra 11 hört!“ sagte sie sehr sachlich und Semir konnte ein Grinsen nicht verkneifen. „Sandy, wo ist Semir?“ Sandy reichte das Mikro rüber. „Ich bin okay, Chefin.“ sagte er nur. „Na Gott sei Dank. Dann bringen Sie meine Nichte noch einmal zum Revier. Ich muss unbedingt mir ihr reden.“ „Ja, ich auch. Ich auch.“ meinte Semir nur und kniff ein Auge dabei zu, als er Sandys Gesicht sah. „Oh ich glaube Anna ist sauer. Aber ich habe doch nichts Falsches gemacht, oder?“ Semir schüttelte den Kopf. „Du hast alles richtig gemacht. Bis auf das du mit 16 Auto gefahren bist. Das ist bei uns verboten. Aber ich glaube das ist für deine Tante schlimm genug.“ Sandy stieg ein uns wurde je näher die PAST kam kleiner und leiser. Semir sah sie von der Seite an. „Hey, es wird schon nicht schlimm werden. Wenn doch, ich bin auch noch da.“ Sandy sah ihn an. „I love you, Semir“ sagte sie leise. Nun war es Semir der ziemlich dumm aus der Wäsche guckte. „Was?“ „Oh, nicht so. Ich meine als Freund. Oder großen Bruder. Verstehst du.“ entschuldigte sich Sandy. „Aha.“ meinte Semir nur und fuhr auf den Parkplatz der PAST. Sie stiegen aus und gingen hinein. Anna saß im Büro. Semir und Sandy gingen darauf zu. Doch bevor sie eintraten zuckte Sandy zurück. Semir sah sie an. „Was ist denn?“ fragte er. Dann zog er Sandy ins Büro von Anna. Diese sah kurz auf. „Ach da seid ihr ja. Sandy, Zum glück ist dir nichts passiert.“ „Du bist mir nicht böse, Tante Anna?“ fragte Sandy leise. „Warum sollte ich denn böse sein? Nein. Du solltest herkommen, wie Besuch da ist.“ „Besuch? Wer denn?“ Anna zog Sandy ins Büro von Semir und Tom. Dort saß ein Mann am Schreibtisch von Semir. „DAD!“ rief Sandy und fiel dem Mann in die Arme. „Oh Sandy, Baby. How do you do?“ „Nice. Great. Oh Dad, I miss you so.“ Sandy hatte Tränen in den Augen. “Don´t cry, Darling.” sagte der Mann und streichelte Sandy übers Haar. Anna stellte den Mann vor und Semir reichte ihm die Hand. „Chefin? Wo ist denn Tom?“ fragte Semir. „Ach der ist mit Andrea unterwegs. Die kommen bestimmt gleich rein. Übrigens, deshalb brauchte ich Tom hier. Er hat Sam vom Flughafen abgeholt. Es sollte eine Überraschung für Sandy werden.“ Semir sah zu Vater und Tochter. „Die ist Ihnen gelungen, Chefin.“ sagte er überzeugt. Sandy und Samuel kamen zu ihnen. „Tante Anna. Steht dein Angebot noch. Ich meine das ich bei dir wohnen kann?“ fragt Sandy. „Ja sicher. Wenn du es wirklich willst?“ „Ja. Ich habe mit Dad alles besprochen. Ich fühle mich bei dir sehr wohl. Und ich habe ja auch schon Freunde gefunden. Und wer weiß vielleicht werde ich auch Polizistin. Ich meine wenn es machbar ist.“ „Ja sicher, warum denn nicht. Aber erst einmal werde ich dich in die Regeln des deutschen Verkehrs unterrichten. Hier, meine Liebe ist es verboten unter 18 Auto zu fahren. Da du aber das Auto von Semir nicht verschrottet hast, wie es Semir manchmal macht, werde ich ein Auge zudrücken. Das nächste Mal aber nicht. Verstanden?“ „Ja Tante Anna. Ich habe verstanden. Aber das mit Semir, war ein Notfall.“ meinte sie nur. Anna sah sie an. „Ach ja. Dann muss ich nur noch verhindern, dass du zu oft mit Semir zusammen bist. Er setzt dir nur Flausen in den Kopf.“ Semir sah sie nun wiederum an. „Ich? Chefin das würde ich nie tun.“ sagte er gespielt entrüstet. Anna sah ihn an. „Ach ja, Sie hat aber mitbekommen, das Sie nicht immer meinen Befehl ausführen. Und das hat sie auch nicht getan. Also woher kommt das wohl?“ Semir zuckte mit den Schultern und meinte dann nur „Na ja“.


    Ende

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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