Jenseits von Eden

  • Ben war so erleichtert, als er sah wie seine Sammy losrannte. Jetzt musste er nur noch diesen Schlächter außer Gefecht setzen, er musste Ihr Zeit verschaffen und ihn so lange als möglich beschäftigen.

    Mit dem Taschenmesser ging er auf Sascha los und rammte diesem die Klinge mit seiner verbliebenen Kraft in dessen Schulter. Mit einem gellenden Schrei warf der Guillard-Sohn sich auf den verletzten Polizisten und beide gingen zu Boden. Ben konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken, da Sascha nun mit seinem vollen Gewicht auf seinen gebrochenen Rippen landete. Schwer atmend umklammerte er seinen Angreifer mit beiden Armen und es gelang ihm, ihn auf den Bauch zu drehen und seine Schulter mit dem Taschenmesser auf den Boden zu drücken. Jetzt war es Sascha der schmerzerfüllt aufschrie.

    Mit seiner unverletzten Hand griff er in die Haare seines Entführers und schlug dessen Kopf mit voller Wucht gegen den Bettpfosten.

    Sofort schoss diesem das Blut aus der Nase und Sascha brüllte noch lauter. Leider musste Ben bitter feststellen, dass seine Kräfte fast aufgebraucht waren. Er konnte jetzt nur noch mit seinem eigenen Gewicht arbeiten und hoffen, dass Sascha es nicht schaffte sich unter ihm heraus zu kämpfen.


    Jedoch drehte sich Sascha jetzt mit einem schnellen Ruck um und warf den Verletzten von sich herunter. Blitzschnell zog er das Messer aus seiner Schulter und rammte es dem geschwächten Ben in den Rücken, zog es sogleich heraus und stach noch einmal zu.

    Jetzt war es Ben welcher laut brüllend zusammenbrach und mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen blieb.

    Eine kleine Blutlache breitet sich unter dem Überwältigten aus und Sascha beugte sich über sein Opfer.

    Mit einem gehässigen Grinsen hob er seinen Fuß und holte aus, so dass Jäger nun die Augen verdrehte und ohnmächtig zur Seite kippte.


    ********


    Es war zum Mäuse melken!

    Semir hatte sich gleich am Morgen aufgemacht und Sammys beste Freundin Iris aus dem Krankenhaus befragt. Leider konnte auch sie sich nicht daran erinnern, dass Ihre Freundin mal eine Hütte erwähnt hatte, welche den Guillards gehörte. Auch bei der Schwester und ihrem Cousin hatte der Autobahnpolizist kein Glück.

    Als Semir noch einmal bei den Helds vorbei ging, traf er dieses Mal nur Herrn Held an. Dieser war Vertriebler bei einer großen Softwarefirma und gerade von einer einwöchigen Geschäftsreise zurückgekehrt.

    Samanthas Vater hatte seit zwei Tagen vergeblich versucht, seine Frau zu erreichen. Normalerweise telefonierten sie jeden Tag miteinander, am ersten Abend dachte er sich nichts dabei, wahrscheinlich hatte sie sich bei einer Freundin nach einem lustigen Frauenabend einquartiert. Doch als sie sich auch am zweiten Abend nicht gemeldete hatte, war der Familienvater mittlerweile mehr als beunruhigt.

    „Das ist überhaupt nicht ihre Art, dass sich Sammy nicht jeden Tag meldete, daran habe ich mich gewöhnt aber Romy ist da absolut zuverlässig…….“

    Semir konnte die Sorge um dessen Frau verstehen und jetzt musste er dem armen Mann auch noch sagen, dass seine Tochter verschwunden ist.

    Das Gesicht in den Händen verborgen saß der Mann minutenlang da und war nicht in der Lage auch nur irgendwas zu sagen.

    „Herr Held, wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren, ……sie müssen auf jeden Fall ihre Frau als vermisst melden. Telefonieren sie bitte alle ihre Freundinnen ab, ob sie eventuell etwas wissen oder ob ihnen etwas aufgefallen ist. Mein Kollege Ben Jäger ist ebenfalls verschwunden und er hat mir eine Nachricht hinterlassen……... Und zwar werden die Zwei wahrscheinlich in einer Hütte der Guillards festgehalten. Können sie sich daran erinnern, dass ihre Tochter irgendwann einmal so eine Hütte erwähnt hatte?“ Redete Semir beruhigen auf Herrn Held ein.


    Ganz plötzlich schien wieder Leben in diesen zu kommen.

    „Aber ja doch…….. Sascha hätte Sammy damals einen ganz romantischen Heiratsantrag in einer urigen Hütte gemacht. Sammy hat uns davon erzählt wie wunderschön diese Hütte doch lag und hat uns auch Bilder geschickt. ……Warten sie, die Bilder habe ich auch auf meinem Handy.“ Schnell zog er sein Handy raus und suchte nach den Verlobungsbildern. Darauf war ebenfalls die Hütte von allen Seiten aus zu sehen. Zudem gab es ganz viele Bilder von der Umgebung der Hütte.

    „Hat Sammy auch erzählt wo die Hütte steht?“ Semirs Herz begann wie wild zu klopfen an und er schöpfte wieder Hoffnung, seinen Freund bald aus den Händen dieses Irren zu befreien. Er versuchte sich gegenüber Herrn Held nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Ganze mitnahm und wie sehr er persönlich von dieser ganzen Geschichte betroffen war. Er musste seine Professionalität bewahren um Herrn Held nicht zu verunsichern.

    „Sie hat uns nicht die genaue Adresse genannt, aber sie meinte, dass die Hütte ganz in der Nähe des Guillardschen Anwesen liegt. Ich erinnere mich daran, dass sie von ca. 10 Minuten Fahrzeit gesprochen hatte.“

    Na das war jetzt aber mal ein Anhaltspunkt, so viele Hütten wird er ja wohl im Umkreis von 10 Minuten von dem Anwesen nicht geben!

    Schnell bat er Herrn Held ihm die Fotos zu schicken und bedankte sich bei ihm, er würde diesen auf dem Laufenden halten.


    Semir durfte jetzt keine Zeit mehr verlieren!

    Noch während er zu seinem Auto ging, schickte er Helmut die Bilder und wählte dessen Nummer.

    Nach kurzer Erklärung, machte sich Helmut sofort an die Arbeit und versicherte Semir, dass er nicht lange benötigte, um ihm die Adresse zu besorgen.

    So stichhaltige Anhaltspunkte hatte er selten!

    Semir beschloss zunächst Susanne zu informieren und sich die Adresse von dem Guillardschen Anwesen geben zu lassen.

    Somit hatte er schon einen Vorsprung und er benötigte dann nur noch maximal 10 Minuten zu der Hütte.

    Sollte er jetzt seine Chefin informieren?

    Er entschied sich zunächst dagegen!

    Erst wenn er den genauen Standpunkt hatte würde er um Verstärkung bitten. Wobei Ben geschrieben hatte er solle alleine kommen, er durfte seinen besten Freund und seine Sammy nicht wieder in unnötige Gefahren bringen.

    Er könnte es sich nie verzeihen, wenn ihnen wegen seiner Unvorsichtigkeit etwas passieren würde.


    Mit einem bedrückenden Gefühl dachte er an die Videobotschaft zurück, auf dem diese Verbrecher Ben fast zu tote geprügelt hatten.

    Er durfte nicht riskieren, dass Ben noch einmal so leiden musste!












  • Wünsche euch allen ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr!


    *********


    Es war so furchtbar kalt, ihre Füße waren aufgerissen und blutig von den vielen Steinen und Ästen welche auf dem Waldboden lagen. Sie rannte und rannte, sie musste schnell rennen und Hilfe holen.

    Sie hatte jedoch den Eindruck, dass sie nur im Kreis lief!

    Hatte sie diese Baumformation nicht schon einmal gesehen?

    Alles sah so gleich aus und sie bereute zutiefst, dass sie als Kind nicht zusammen mit Ihrem Cousin zu den Pfadfindern gegangen war. Er hatte immer ganz stolz erzählt, dass er Fährten lesen könnte, er wusste immer genau wo welche Himmelsrichtung war. Sie hatte es immer abgelehnt, eigentlich nur aus einem einzigen Grund. Sie hatte eine Spinnen-Phobie und wollte sich nicht die Blöße geben diese Schwäche einzugestehen.

    Das hatte sie nun davon, sie hatte damals nicht den Mumm sich ihren Ängsten zu stellen und jetzt würde sie deswegen vielleicht ihre große Liebe verlieren.

    Völlig erschöpft gaben ihre Beine nach und sie lehnte sich an einen Baumstamm und schloss für einen Moment die Augen. Sie musste sich ausruhen, dann würde sie einen neuen Versuch starten. Plötzlich hörte sie ein leises Knacken hinter sich, erschrocken fuhr ihr Kopf in Richtung des Geräusches.

    Hatte er sie gefunden, war jetzt alles umsonst?


    Vorsichtig öffnete er seine Augen einen Spalt, und schon drangen Millionen kleine Widerhaken in sein Gehirn ein und malträtierten dieses. Er versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Langsam kam das Geschehene wieder in sein Bewusstsein zurück, seine Gedanken überschlugen sich.

    Er hatte Sascha überwältigt und seine Sammy konnte flüchten.

    Hoffentlich hatte die Zeit ausgereicht!

    Ihm schauderte es, wenn er an Saschas Hass auf ihn dachte. Das Messer welches er diesem in die Schulter gerammt hatte, würde mit Sicherheit nicht ohne Retourkutsche von dem Guillard Sohn ablaufen.

    Jetzt hatte er noch einen Grund um ihn zu quälen und er war sowieso schon halb tot!

    Sollte er ihn doch töten, seine Sammy war in Sicherheit, was mit ihm passierte war ihm jetzt egal. Sein ganzer Körper schmerzte, es gab kein Körperteil welches nicht irgendetwas abbekommen hatte.

    Jetzt saß er da, in seiner eigenen Blutlache, die Hände waren wieder mit einem Kabelbinder an ein stabiles Rohr gefesselt. Keine Möglichkeit sich zu befreien, diesen Raum kannte er noch nicht. Es war auch keine Romy da, die ihm helfen konnte. Hoffentlich hatte dieser Psychopath in seiner Wut, Romy nichts angetan, das würde sein Engel nicht verkraften.

    Über ihn kam sie mit Sicherheit irgendwann hinweg, aber wenn sie ihre Mutter verlieren würde!

    Wütend über seine Situation rüttelte er verzweifelt an dem Rohr. Wie in Trance fing er an, an den Kabelbindern zu ziehen, er brüllte seinen Schmerz hinaus, Schweiß rann über sein blutverkrustetes und dreckverschmiertes Gesicht.

    Tränen des Schmerzes und der Wut flossen über seine fiebernden Wangen.

    Erst als ihm das warme Blut die geschundenen Arme hinab lief ließ er sich entkräftet in die Fesselung gleiten. Warum schaffte er es nicht dieser Situation zu entfliehen?

    Es war jetzt an der Zeit dem Ganzen ein Ende zu setzen und er fasste einen folgenschweren Entschluss.

    Resigniert schloss er seine Augen!

    Er sah nur noch einen Ausweg und das war sein Tod!


    *****


    Sascha war blind vor Wut, er musste zuerst einmal diese kleine Wildkatze wieder einfangen, und zwar noch bevor sie Hilfe holen konnte. Aber er kannte auch seine Sammy, sie hatte wie so viele andere Frauen keinerlei Orientierungssinn, was bedeutete, dass diese niemals ohne ihn aus diesem Irr-Wald herausfinden würde.

    Darüber brauchte er sich ganz sicher keine Sorgen machen!

    Somit ging er zunächst einmal und in aller Seelenruhe zu Romy und ließ sich von seiner Ex-Schwiegermutter seine Schulter versorgen.

    Dafür würde der Bulle noch büßen, da würde er sich etwas ganz spezielles für seinen Gast ausdenken.

    Dagegen waren die Stiche an seinem Rücken mit diesem Spielzeugmesser rein gar nichts.

    Immer noch mit den Gedanken bei seiner nächsten Lektion für diesen Ben Jäger, zog er sich seine Jacke über und machte sich auf die Suche nach seiner Ex-Freundin.






  • Sammy schaute völlig verängstigt auf die Person welche sich von hinten angeschlichen hatte. Sie wollte schon zum Angriff übergehen, als sie in das erleichterte Gesicht von Semir schaute.

    „Sammy ganz ruhig, ich bin es Semir, oh was bin ich froh dich gefunden zu haben“, behutsam zog er sie in den Stand und nahm sie in die Arme. Sammy konnte nur noch schluchzen und ließ sich dankend in dem kleinen Hauptkommissars starken Arme fallen. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, strich ihr dieser die wilden Locken aus dem tränennassen Gesicht und schaute ihr auffordernd in die Augen.

    „Sammy, wo ist Ben? Ist er noch in der Hütte?“ Versuchte der kleine Polizist etwas aus der völlig verstörten Samantha heraus zu bekommen. Jetzt sah er auch, dass diese keine Schuhe mehr an hatte und ihre Füße blutverkrustet waren.


    „Bist du schwer verletzt, tut dir noch irgendetwas weh?“ Energisch schüttelte sie ihren zerzausten Lockenkopf und hatte nun auch endlich wieder ihre Stimme gefunden.

    „Semir das ist jetzt nicht wichtig, wir müssen Ben daraus holen!……Vielleicht ist meine Mutter auch in der Hütte, dieser Mistkerl hat sie gekidnappt und mir gedroht, wenn ich Ben nicht aus dem Krankenhaus locke wird er ihr etwas antun…….. Oh mein Gott Semir ich hatte solche Angst um sie, ich konnte nicht anders. Sascha hätte sie umgebracht und jetzt wird er Ben umbringen und mich und meine Mutter und dich......“, wieder fing sie herzzerreißend an zu weinen.

    „Nein, er wird gar niemanden umbringen, ich werde Ben und deine Mutter da jetzt raus holen! …..Ich möchte dich aber hier nicht alleine lassen, wir werden zu meinen Wagen zurückgehen und du wartest im Auto bis........!“ Wütend unterbrach sie ihn und lehnte dessen Vorschlag protestierend ab.

    „Ich werde ganz sicher nicht untätig warten...., Semir bitte nimm mich mit, ich kann dir vielleicht helfen und....vor allem kann ich Ben helfen, er ist wahrscheinlich schwer verletzt..., bitte….!“

    „Also gut, Ben wird mich umbringen, wenn dir etwas passiert, also du machst genau das was ich dir sage. Hast du mich verstanden?“

    Mit einem heftigen Nicken bestätigte sie Semirs Anweisung und somit ging es zurück zu der Hütte, in der sie schon soviel Leid ertragen musste.


    ******


    Ben hatte in der Zwischenzeit einen verheerenden Entschluss gefasst!

    Er konnte einfach nicht mehr!

    Die Hoffnung, dass sein Freund kommen würde, um ihn mal wieder in letzter Minute zu retten, war gänzlich verschwunden.

    Er fühlte sich leer und er war bereit zu gehen!

    Sein Inneres schrie förmlich nach Erlösung und die Hoffnungslosigkeit frass sich immer weiter in seine geplagte Seele, bis diese letztendlich völlig Besitz von ihm nahm.

    Jetzt nahm er seinen ganzen Mut zusammen und begann mit den scharfkantigen Kabelbindern seine sowieso schon blutenden Handgelenke aufzuschneiden.

    Der Schmerz war zunächst unbeschreiblich, doch da musste er jetzt durch, denn er wußte, dass er bald in einem Land ohne diese schrecklichen Qualen eintauchen durfte.

    Tränen rannten über sein schmerzverzerrtes Gesicht und sein roter Lebenssaft begann wie aus einer Quelle aus der offenen Schlagader zu sprudeln.

    Fasziniert blickte er auf die sich langsam ausbreitende Blutlache unter sich. Das Bild vor sich verschwamm immer mehr zu einem verzerrten Etwas und er fühlte sich wie in einer luftdichten Blase in die kein Laut mehr vordrang.

    Ihm wurde ganz schummrig und er merkte, wie langsam die letzten Lebensgeister aus seinem geschundenen Körper schwanden.

    Seine Augenlieder wurden unglaublich schwer und ihn überkam eine wohltuende Wärme, welche die Schmerzen immer weiter auffraßen, bis diese kaum noch zu spüren waren.

    Tausende von Bilder rauschten innerhalb weniger Sekunden, an seinem inneren Auge vorbei.

    Sein ganzes Leben in Blitzgeschwindigkeit!

    Er spürte keine Reue!

    Es gab kein Zurück!

    Dieses Gefühl von Schwerelosigkeit und Leichtigkeit war wunderschön und es war wie als würde er über seinem eigenen „Ich“ schweben. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor sein Kopf hart auf seiner Brust aufschlug und diese leere Hülle erschlaffte.





  • Ohne Vorwarnung blieb Sammy ganz plötzlich stehen und wurde kreidebleich im Gesicht. Semir der ihr dicht folgte, rannte fast in sie hinein. „Sammy was ist los, wir müssen weiter, es sind nur noch 100m bis zur Hütte“. Trieb Semir Bens Freundin zur Eile an.

    „Semir, ich habe ein ganz ungutes Gefühl, irgendetwas ist mit Ben geschehen. Ich spüre es ganz deutlich, ……wir müssen uns beeilen.“ Und schon rannte sie weiter auf die Hütte zu.

    „Langsam, wir müssen aufpassen! Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, entweder Sascha ist hier draußen unterwegs und sucht dich oder er ist in der Hütte. Ich tippe mal auf ersteres, darum wirst du nicht alleine hier draußen bleiben.“

    Leise schlichen sich die Zwei von hinten an die Hütte ran, die Fenster waren im unteren Geschoss vernagelt.

    „Hier kommen wir nicht rein!“ Dann entdeckte der Polizist einen Hintereingang, welchen er schnell geöffnet hatte.

    Mit gezückter Waffe betraten sie die sehr luxuriös eingerichtete Hütte und hörten schon nach wenigen Metern eine Stimme welche laut nach Hilfe rief.

    Auch diese Türe war für den erfahrenen Polizisten kein Hindernis und nach wenigen Sekunden lagen sich Mutter und Tochter weinend in den Armen.

    „Oh meine Kleine, ich bin so froh dich lebend zu sehen“, schniefte Romy sichtlich erleichtert.

    „Ich hatte solche Angst um dich, geht es dir gut. Hat er dir etwas getan?“ Brachte Sammy unter weinen heraus.


    „Mir geht es gut, aber wo ist Ben? Sascha war so brutal, er hat ihn zusammengeschlagen und er ist schwer verletzt. Habt ihr ihn gefunden?“ Erkundigte Romy sich nach Ben.

    „Entweder Sascha hat Ben hier irgendwo eingesperrt oder er hat ihn mitgenommen und ist mit ihm geflüchtet. Aber da der schwarze Transporter noch draußen steht und er Ben mit Sicherheit nicht zu Fuß durch den ganzen Wald geschleift hat gehe ich davon aus, dass Ben noch in der Hütte ist.“

    „Ihr bleibt erst mal hier, ich suche ihn.“ Noch bevor Sammy protestieren konnte, rannte der kleine Türke los.

    Er riss alle Zimmertüren auf und rannte dann ins Obergeschoss.

    Kein Ben!

    „Wo bist du nur mein Freund, komm schon gib mir ein Zeichen!“

    Plötzlich entdeckte er am Hintereingang eine steile Treppe. Ohne zu zögern stolperte er hinunter und entdeckte hier mehrere Kellerräume.

    Alle Räume ließen sich öffnen, bis auf eine!

    Hoffnung keimte in Semir auf, warum sollte man eine Kellertür verschließen, wenn man nicht etwas verbergen wollte? Schnell zog er sein Werkzeug aus der Tasche und versuchte die Türe mit zittrigen Händen zu öffnen.

    Er hatte kein gutes Gefühl!


    „Ben, bist du da drin?“ Während seiner Öffnungsversuchen rief er ununterbrochen nach seinem vermissten Freund.

    Endlich hatte er es geschafft!

    Der Raum war nur mit einem Dämmerlicht ausgestattet und seine Augen mussten sich zunächst einmal an die Dunkelheit gewöhnen. Doch da war er, Semir blieb fast das Herz stehen als er seinen besten Freund entdeckte.

    Ben war mit Kabelbindern an ein Rohr gefesselt und sah schrecklich aus. Mit schnellen Schritten war er bei Ben und kniete sich neben ihn.

    Erst jetzt entdeckte er die große Blutlache in der sein junger Partner saß und blickte entsetzt auf dessen Handgelenke aus denen noch immer roter Lebenssaft tropfte.

    „Oh Gott Ben, nein das darf nicht sein......bitte mach deine Augen auf.....Sammy komm schnell Ben braucht Hilfe......!“ Mit Tränen in den Augen holte er ein Messer heraus und schnitt Ben die Kabelbinder durch, so dass er ihn erst einmal flach hinlegen konnte.

    Schnell zog er seine Jacke aus und versuchte die Blutung zu stoppen.

    Panisch fühlte er dessen Puls, aber da war nichts!


    Als Sammy den Raum betrat benötigte sie ein paar Sekunden um zu realisieren, was geschehen war. Ihr geliebter Ben lag vor ihr in einer riesigen Blutlache und seine Pulsader war aufgeschnitten. Tausend Gedanken durchkreuzten innerhalb weniger Sekundenbruchteilen ihr Gehirn.

    „ Sammy schnell, was können wir tun, er hat jede Menge Blut verloren. Ich... oh scheiße ich...kann keinen Puls fühlen...Sammy was soll ..ich machen?“

    Augenblicklich wurde Sammy aus ihrer Schockstarre gerissen und sie schaltete auf ihren Krankenschwester-Modus um.

    Routiniert fasste sie Ben an den Hals und fühlte nach dem Puls, doch auch sie konnte keinen fühlen.

    Schnell überstreckte sie dessen Hals und begann mit der Wiederbelebung.

    In der Zwischenzeit war auch Romy unten eingetroffen und unterstütze ihre Tochter bei der Reanimation.

    „Holen sie bitte aus dem Raum aus dem sie mich gefunden haben die Tücher welche auf dem Boden liegen, …….diese benötigen wir als Druckverband. Schnell beeilen sie sich!“ Gab Romy Semir Anweisung.


    Semir rannte die steile Treppe hoch und da stand Bens größter Feind!

    Sascha grinste hinterlistig, zog seine Waffe und schoss.

    Der Halbtürke hatte keine Chance zu reagieren! Die Wucht der Kugel katapultierte ihn brutal zurück und er stürzte rücklings die Kellertreppe hinunter.

    Zunächst völlig benommen lag er unten und versuchte sich zu sammeln. Hektisch tastete er die Stellen ab, von denen ein pulsierender Schmerz ausging. Erleichtert stellte er fest, dass er bis auf einen Schulterdurchschuss und eine Platzwunde am Kopf in Ordnung war. Das Adrenalin welches durch seine Adern schoss ließen ihn den Schmerz kurzzeitig vergessen und er eilte schnell in den Raum in dem die Frauen um Bens Leben kämpften.

    Sie saßen eindeutig in der Falle!

    Hätte er nur Unterstützung angefordert bevor er hier her gefahren war.

    Er hatte es in Erwägung gezogen und wollte Frau Krüger um Hilfe bitten.

    Jetzt war es zu spät!

    Von innen verriegelte er die Türe und zog seine Waffe.

    Bitter musste er feststellen, dass dieser Sascha Guillard eindeutig die besseren Karten hatte. Schnell zog er sein Handy raus und wählte Susannes Nummer.

    „Susanne bitte schick die Kavallerie zur Hütte wir brauchen Hilfe und einen Rettungshubschrauber für Ben, bitte beeilt euch!“ Schrie Semir lautstark in sein Handy.


    „Semir, Unterstützung ist schon unterwegs, …..müssten gleich bei euch sein, habe schon vorgesorgt.“ Auf Susanne war eben Verlass und er atmete erleichtert aus.

    Der kleine Hauptkommissar traute sich nicht seinen Blick in Richtung seines besten Freundes zu wenden, da er befürchtete nur noch einen toten Ben vorzufinden.

    „Wir haben ihn wieder, komm schon Ben atme, du darfst jetzt nicht aufgeben, bitte....“,

    Romy hatte mittlerweile improvisiert und ihr T-Shirt in einen Druckverband umfunktioniert.

    „Mom, ich habe einen ganz schwachen Puls, er braucht sofort Blut sonst stirbt er, was sollen wir machen?“

    „Hilfe ist unterwegs, er muss nur noch ein bisschen durchhalten, komm schon Kumpel, nicht schlappmachen.“ Redete Semir ununterbrochen auf den Schwerverletzten ein, als er plötzlich einen stechenden Geruch wahrnahm. Er blickte zu Tür und stellte entsetzt fest, dass unter dem Türblatt Rauch in den Raum drang. Innerhalb weniger Sekunden war der Keller vollständig mit dem beißenden Qualm durchzogen.

    „Das hat uns gerade noch gefehlt, wir müssen hier raus, ansonsten ersticken wir!“

    Erst jetzt sah Sammy, dass Semir ebenfalls stark blutete.

    „Semir du blutest!“

    „Hab keine Zeit zum Bluten, das ist halb so schlimm.“

  • Hallo Zusammen!

    Meine Geschichte neigt sich langsam dem Ende zu (es kommt noch ein Kapitel).

    Da sich niemand (außer Susan, ganz am Anfang) zu meiner Geschichte geäußert hat, gehe ich davon aus, dass diese bei euch keinen großen Anklang gefunden hat.

    Darum habe ich mich dazu entschlossen die Fortsetzung dieser Story hier nicht hochzuladen.

    Wünsche allen Cobra Fans alles Gute!

    Ganz liebe Grüße!





    „Jetzt bekomme ich meine Rache ihr scheiß Bullen, ihr werdet elendig verrecken. Ihr habt es nicht anders verdient.....“, schrie Sascha irre. Jetzt hatte er es geschafft, seine Rache war vollbracht. Alle diejenigen die dieses ganze Leid über ihn gebracht hatten würden nun büßen und in der Hölle schmoren. Wie in Trance blickte er auf das Lodern der Flammen, welche sich schon im ganzen Erdgeschoss ausgebreitet hatten.

    Nun war es auch an der Zeit für ihn zu gehen, gleich war er wieder mit seiner Familie vereint. Entschlossen und mit einem irren funkeln in den Augen hob er sich seine Waffe an den Kopf und drückte ab. Das Blut welches sich auf dem Boden verteilte wurde augenblicklich von den Flammen aufgefressen, ebenso wie die leere Hülle des Sascha von Guillard.


    Als Semir den Schuss hörte, schloss er schnell die Tür auf, da er vermutet, dass die Verstärkung da war. Schnell stürzte er die Kellertreppe hinauf, um oben angekommen gegen eine Flammenwand zu laufen. Hier war kein Durchkommen mehr, das ganze Erdgeschoss stand in Flammen und schwach konnte er die Umrisse einer Person auf dem Boden erkennen.

    Das konnte nur Sascha Guillard sein, er muss sich selber gerichtet haben, nun wo er seine Rache vollzogen hatte.

    Geistesgegenwärtig rannte er in den Versorgungsraum der Hütte, wo sich auch die Wasserleitung befand. Mit einer Eisenstange brach er die Wasserleitung aus der Verankerung und schon spritzte im hohen Bogen das kühle Nass aus der Leitung. Im nächsten Raum fand er ein paar alte Decken, welche er allesamt mit Wasser tränkte, um dann wieder zu den anderen zurück zu rennen. Er breitet alle Decken über den Dreien aus, und hob ihnen zusätzlich noch nasse Tücher vor die Nase und den Mund.

    „Semir wir müssen Ben hier raus bringen, er hat fast keinen Puls mehr, er stirbt.“ Sammys Augen waren vom Qualm und auch von den salzigen Tränen stark gerötet.


    Mit lautem Getöse traf nun endlich die Kavallerie ein. Schnell kommunizierte Semir mit der Chefin, wo sie sich befanden und schon wurde mit schwerem Werkzeug der Lichtschacht zu dem Kellerraum, von dem Fenster und den Gittern befreit und die Eingeschlossenen rausgezogen.

    Bens schlaffer Körper wurde als Erster durch das kleine Fenster gezogen, dann kamen die Frauen und zu guter Letzt kroch Semir aus dem von dichtem Rauch durchzogenen Raum.

    Völlig geschafft und nach Luft ringend, sah Semir zu, wie die Notärzte Ben auf eine Trage betteten und hektisch begannen um das Leben seines besten Freundes zu kämpfen.


    Er hatte es tatsächlich geschafft, er spürte nichts mehr!

    Die Schmerzen waren verschwunden, wie auf einer Wolke schwebte er über den Geschehnissen. Überall wuselte es und da, da lag er oder besser gesagt seine menschliche Hülle aus der er gestiegen war um all diesen Schmerzen und diesen Qualen zu entfliehen.

    Endlich hatte er es geschafft!

    Keine Sekunde wollte er mehr leiden!

    Doch was war das, da saß seine Sammy sie durchlitt Höllenqualen.

    Wegen ihm!

    Sie musste mit anschauen wie er starb und sie hatte doch gekämpft wie eine Löwin um ihr Junges.

    Doch sie hatte den Kampf verloren, ebenso wie Semir!

    Sein bester Freund und Partner!

    Was hatte der kleine Türke alles ertragen müssen um ihn zu retten und auch dieser musste sich letztendlich geschlagen geben. Dessen Gesicht zeugte von Kummer und Schmerz, sein Freund weinte und schrie bis dieser letztendlich von zwei Sanitätern mit einer Beruhigungsspritze außer Gefecht gesetzt wurde.

    Und da war noch Romy, die tröstend ihre Arme um ihre Tochter schlang und einfach mit ihr weinte. Sie war eine tolle Frau und er hätte sich keine bessere Schwiegermutter vorstellen können.

    Aber er hatte sich entschieden sein Leben aufzugeben und jetzt würde er aufgrund seiner Schwäche all diese Menschen die ihn so seh liebten im Stich lassen.

    Wie in einem Film rauschten all die schönen Erinnerungen aus seinem Leben durch sein Bewusstsein und dann wurde es plötzlich dunkel und dann kam nichts mehr außer Leere.




    Eine Woche später:

    Gedankenverloren stand Semir vor dessen Grab und schwelgte in Erinnerungen an die schönen Zeiten welche sie durchlebt hatten. Eine einsame Träne löste sich und tropfte auf die frischen Blumen, welch er eben noch in eine Grab-Vase gesteckt hatte.

    Er war schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen und entschuldigend sich dafür bei ihm.

    „Weißt du mein Freund, es war so schrecklich als du mich verlassen hast. Ich dachte schon ich würde niemals wieder einen Partner finden, dem ich bedingungslos vertrauen konnte. Doch dann kam er, ich konnte ihn zuerst gar nicht leiden.“ Ein heiseres Lachen entwich seiner Kehle.

    „Doch hinter dem coolen Getue verbarg sich ein außergewöhnlicher junger Mann. Seine ganzen Macken, wie das ständige zu spät kommen erinnert mich so sehr an dich…….. Doch wenn er mich mit seinen Teddybär braunen Augen anschaute war der Ärger sofort wieder wie weggeblasen. Weißt du ich habe selten jemand getroffen, der so selbstlos gehandelt hat wie er und sich dadurch immer und immer wieder in Gefahr brachte.“

    Wieder schluckte er schwer und eine weitere Träne tropfte auf die frischen Schnittblumen.

    „Ich verspreche dir, dass ich das nächste Mal mit meinem Besuch bei dir nicht so lange warten werde, mein Freund“.

    Mit zittriger Hand strich er noch einmal über den Grabstein und dachte an seinen grausamen Tod zurück.




  • Weiße Nebelschwaden zogen vor seinem Auge vorüber, er fragte sich, ob er jetzt oben im Himmel auf einer Wolke saß und alle seine Lieben beobachten konnte.

    Er fühlte sich so leicht und schwerelos und er spürte keinen Schmerz mehr.

    Ein wenig wehmütig dachte er an die vielen schönen Momente in seinem Leben zurück.

    Eigentlich wollte er noch gar nicht sterben, hatte er doch gerade erst seine große Liebe gefunden. Auch stand noch ein klärendes Gespräch mit seinem Vater aus. Und Semir, sein bester Freund hatte schon wieder einen Partner verloren.

    Wie würde er damit klar kommen?

    Irgendwann würde auch der kleine Türke darüber hinweg kommen.

    Es fielen ihm plötzlich noch viel mehr Dinge ein, für die es sich lohnte zu kämpfen und zu leben. Er hatte doch noch so viel vor. Doch wollte er nicht durch die Hand von Sascha Guillard sterben, nein, er wollte selbstbestimmt den Abgang machen.

    Was war das?

    Die Nebenschwaden lösten sich langsam aber sicher in Luft auf.

    Er vernahm ein leises gleichmäßiges piepsen und spürten wie ein sanfter Luftzug seine Wange streichelte. Er war doch tot, seine Sinne spielten ihm wahrscheinlich einen Streich.

    Dann passierte etwas was ihn völlig irritierte, ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Unterbauch.

    Was geschah nur mit ihm!

    Wahrscheinlich kämpften hier gerade der Himmel gegen die Hölle, die Erlösung gegen den Schmerz.

    Jetzt übernahm der Schmerz das Ruder und er öffnete hektisch seine schweren Augenlider.


    Mit verweinten Augen saß die junge Frau an seinem Bett und starrte auf den ausgemergelten und geschundenen Körper ihres geliebten Ben. Eigentlich hatte sie keine Tränen mehr, seit den Geschehnissen von vor einer Woche, war sie nicht mehr von seiner Seite gewichen.

    Die Ärzte konnten ihn zwar zurückholen, aber sie gaben ihm nur eine Überlebenschance von maximal 10%. Zu schwer waren die Verletzungen und der große Blutverlust.

    Wieder schauderte es sie, als sie daran dachte, dass Ben keinen Ausweg mehr sah als den Freitod. Man hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass Ben sich die Pulsadern selbst mit dem Kabelbinder aufgeschnitten hatte.

    Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um diesen Schritt zu gehen und sie wusste wie stark Ben war.

    Für ihn gab es keinen anderen Ausweg mehr aus dieser Hölle.

    Doch sie weigerte sich die Hoffnung aufzugeben, sie glaubte fest daran, dass ein Wunder geschah.

    Heute Morgen wurde diese Hoffnung jedoch gänzlich zerschlagen. Dr. Stefanovic erklärte ihr, dass es Ben immer schlechter ging und er die Nacht wahrscheinlich nicht überleben würde. Sie sollte Abschied nehmen können. Semir konnte es irgendwann nicht mehr ertragen. Er meinte er müsse etwas erledigen, was er schon so lange vor sich her geschoben hatte.

    Bevor er ging, streichelte er seinem besten Freund zärtlich über seine zerzausten Haare und verabschiedete sich von ihm. Er wusste, wenn er wieder kommen würde könnte Ben schon tot sein, dennoch ging er.

    Er wollte Sammy noch die Zeit geben Lebewohl zu sagen.


    Plötzlich begannen die Geräte, an denen Ben angeschlossen war, wie wild an zu piepen. Sammy rechnete schon mit dem Schlimmsten und drückte verzweifelt den Notfall-Knopf.

    Doch was war das?

    Bens Herzfrequenz schnellte in die Höhe und dann ging alles blitzschnell. Dr. Stefanovic stürmte herein und blickte erstaunt auf den Monitor, reagierte aber geistesgegenwärtig und half Ben, welcher panisch anfing gegen das Beatmungsgerät zu pumpen. Ohne lange zu zögern zog der Arzt Ben den Tubus aus dem Rachen und hob ihm sofort eine Sauerstoffmaske auf Mund und Nase.

    Dieser sog lautstark und absolut panisch, mehrmals Luft in seine Lunge und starrte mit weit aufgerissenen Augen wie parallelisiert an die Decke.

    Das konnte doch nicht sein, so etwas hatte er auch noch nie erlebt!

    Dieser Ben Jäger war wahrlich ein Kämpfer, er hätte nie gedacht, dass er wieder aufwachen würde. Ganz im Gegenteil, er rechnete minütlich damit diesen zu verlieren.

    Jetzt konnten die Schwestern Sammy nicht mehr zurück halten, langsam streckte sie ihre Hand nach Ben aus und strich ihm zärtlich durchs Gesicht.

    „Schscht Ben, beruhige dich, du bist in Sicherheit, jetzt kann dir nichts mehr passieren...Schscht...ganz ruhig mein Schatz!“ Tränen der Freude rannten ihr die Wangen hinab und sie konnte noch nicht begreifen, was hier gerade geschehen war.


    Wie ein Paukenschlag kehrten bei Ben die Schmerzen zurück, doch das war ihm in diesem Moment egal.

    Er hatte es tatsächlich zurück zu seiner Sammy geschafft. Schwer schnaufend blickte er in ihre wunderschönen Augen.

    Dr. Stefanovic ließ dem gerade Erwachten jetzt ein Schmerzmittel zukommen, so dass es als gleich erträglicher für seinen Patienten wurde.

    Alle Beteiligten konnten es noch immer nicht fassen und sowohl Dr. Stefanovic, als auch alle Assistenzärzte, Pfleger und Schwestern hatten ein Lächeln auf ihrem Gesicht, als sie das Zimmer verließen.


    *******






  • Als Semir den Gang der Intensivstation zu Bens Zimmer entlang schritt, wurde er immer langsamer. Er wusste, entweder war sein Freund schon von ihm gegangen oder er war kurz davor. Der Besuch bei seinem toten Partner Tom Kranich war mehr eine Flucht vor dem was unausweichlich war. Umso erstaunter war er, als er Dr. Stefanovic und eine Horde junger Assistenzärzte und Pflegepersonal, gutgelaunt aus Bens Zimmer treten sah.

    Etwas irritiert beschleunigte er seinen Schritt und machte sich schon auf das Schlimmste gefasst. Als er das Intensivzimmer betrat zitterten seine Hände und seine Beine drohten nachzugeben.

    Er sah nur Sammy die mit ihrem Kopf auf Ben lag und leise weinte.

    Oh mein Gott, Ben war extubiert, dann war er doch zu spät, sein Freund hatte aufgegeben.

    Als er näher herantrat hob Sammy erschrocken ihren Kopf in seine Richtung, als sie Semir erkannte sprang sie auf und warf sich ihm an den Hals.

    Sein Blick wanderte verwirrt zu Ben und den angeschlossenen Geräten. Er traute seinen Augen kaum, als sein Freund seine Augen aufschlug und ihn direkt anschaute. Jetzt war es um Semir geschehen, seine Beine gaben endgültig nach und er landete unsanft mit Samantha auf dem harten Boden.

    „Oh du meine Güte, das hat ihn jetzt umgehauen“, und tätschelte ihm sanft auf die Wangen.

    Schnell drückte sie den Notfall-Knopf, aber dieses Mal nicht für Ben, der mit einem leichten Grinsen in seinem Bett lag.

    Als Dr. Stefanovic den weggetretenen Semir auf dem Boden liegen sah, wusste er schon was geschehen war. Er kannte den kleinen Polizisten mittlerweile sehr gut und wusste auch um die Beziehung zu seinem Patienten. Es wunderte ihn nicht, dass es ihn nun von den Beinen geholt hatte. Er hatte wahrscheinlich damit gerechnet, dass sein bester Freund verstorben war.

    Nach ein paar beherzten Schlägen ins Gesicht schlug Semir Gerkhan erschrocken seine Augen auf.

    Der kräftig gebaute Arzt hob Semir die Hand hin und zog ihn auf die Beine.

    Sanft drückte Sammy den Halbtürken auf den Stuhl neben Ben und verließ zusammen mit dem Arzt Bens Intensivzimmer. Sie brauchte jetzt eine kurze Auszeit und wollte den beiden einen Moment zusammen lassen.


    Als alle den Raum verlassen hatten, nahm Semir sanft Bens Hand und hob sie einfach nur in seiner.

    „Mensch Ben, das kannst du doch mit mir nicht machen! Als ich gegangen bin dachte ich.....“, er war nicht mehr in der Lage weiterzusprechen. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihn und er legte seinen Kopf auf Bens Bett ab.

    Da Ben noch nicht in der Lage war, tröstende Worte an seinen Freund zu richten, legte er seine Hand auf Semirs Kopf und ließ ihn einfach nur weinen.

    Ben hatte es tatsächlich wieder ins Leben zurück geschafft, gegen jede Regel und gegen jede Vorhersage.

    Es war in der Tat ein kleines Wunder!


    Bens Gefühle standen völlig Kopf. Er hatte mitbekommen wie Semir zusammenbrach, weil er dachte, er sei gestorben und dann doch nicht. Es war wohl etwas Zuviel für seinen besten Freund. Auch war er noch nicht in der Verfassung ihn zu trösten. Es tat ihm so weh, wie Semir litt und er war so froh, dass er Semir doch nicht im Stich gelassen hatte.

    Er wollte sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn Semir schon wieder einen Partner verloren hätte. Er hätte ja nicht nur einen Partner verloren, sondern auch seinen besten Freund und den Patenonkel seiner Tochter.

    An seine Sammy wollte er gar nicht denken.

    Er beschloss für sich, dass sich das kämpfen gelohnt hatte und er war so unendlich dankbar, dass er noch am Leben war. Auch wenn die nächsten Wochen wieder Schmerzen und Qualen bedeuteten, er würde diese auf sich nehmen.

    Für sich und für Sammy, für Semir und seine Familie, für seinen Vater und Julia und für seine ganze PAST-Familie.

    Jeder einzelne war es wert zu kämpfen und als seine Sammy die Intensivstation wieder betrat und er in ihre wunderschönen blauen Augen eintauchte, verschwanden auch die letzten Zweifel, dass er dies alles schaffen konnte.


    ********

    6 Wochen später:

    Ungeduldig saß er auf seinem Krankenbett und wartete mit seiner gepackten Reisetasche auf Semir. Ben war überglücklich endlich diesen Ort der Schmerzen verlassen zu können.

    Es waren seit seiner Rettung 6 Wochen vergangen und heute durfte er endlich nach Hause. Seine physischen Verletzungen waren weitestgehend abgeheilt. An seinen psychischen Wunden arbeitete er fortwährend mit Sammy und Semir, aber auch mit einem Psychodoktor. Dies musste er, ansonsten würden sie ihn nicht in den aktiven Dienst zurück lassen. Erst wenn der Psychologe grünes Licht gab, durfte er wieder mit Semir die Autobahn unsicher machen.

    Er musste jedoch zugeben, dass es ihm bis heute schwer fiel über die Qualen und Demütigungen während seiner Gefangenschaften zu reden. Zu frisch waren die Erinnerungen an die Geschehnisse und er wollte einfach nicht ständig daran denken.

    Er wollte in die Zukunft blicken und freute sich auf ein Leben mit seiner großen Liebe.

    Es war ihm auch bewusst, dass ein harter und steiniger Weg vor ihnen lag und die vergangenen Ereignisse sie noch oft an ihre Grenzen bringen würden. Aber er war dieses Mal mehr als bereit, diesen Weg nicht alleine zu gehen, sondern gemeinsam mit seinem wunderschönen Engel.


    ENDE

    ————


    So, das war es mit meiner Geschichte, ich hoffe sie hat euch gefallen. Wünsche euch allen alles Gute!

    Ganz liebe Grüße


    Saschas

  • Saschas

    Hat das Label von in Erarbeitung auf Fertig gestellt geändert.

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