Jenseits von Eden

  • „Ich werde euch hier jetzt ganz schnell raus bringen“, und schon hatte Jessy die Tür gekonnt geöffnet, in dem das Cobra Team gefangen war.

    Jetzt lastete Bens komplettes Gewicht auf Susanne!

    Wie eine schlaffe Puppe hing er an ihr und hatte seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt. Er schien schon wieder abzudriften als Semir ihn sanft ansprach.

    „Ben, Ben komm schon durchhalten, wir müssen hier raus, schau mal wer hier ist, …..deine Sammy, du musst ihr helfen hier raus zu kommen!“

    Tatsächlich öffnete er langsam seine Augen.

    Schon war Sammy bei ihm und gab ihm einen zärtlichen Kuss.

    Es war wie als würde sie ihm neue Lebenskraft einhauchen!

    Behäbig hob er seine Hand und strich ihr ungläubig über die Wange, über welche nun Unmengen an Tränen flossen.

    „Nicht....weinen..mein Engel...“, versuchte er sie zu trösten.


    „Schnell ihr müsst den Gang vor und dann rechts ist eine Tür, da kommt ihr aus dem Steinbruch raus. …..Die Tür ist nicht verschlossen. Ich muss noch etwas erledigen!“

    Sie drehte sich nochmals zu Ben um und strich ihm zärtlich über die schweißgebadeten Haare. „Danke Ben, du hast mir die Augen geöffnet. Ich werde jetzt das Richtige tun! Sammy bitte verzeihe mir!…. Ihr habt 5 Minuten um hier raus zu kommen, beeilt euch!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte in Richtung des Waffenlagers.

    Ben begriff als erster, dass Jessica gerade ihr Leben für sie alle opferte. Er hatte schon einmal um sie getrauert. Bevor er richtig darüber nachdenken konnte wurde er von Einstein und Dieter gepackt und Richtung Ausgang getragen.


    „Josef, du wirst den Waffendeal nun auf der Stelle abblasen“, drohte sie ihrem Freund, sie stand vor ihm mit einer Waffe auf diesen gerichtet.

    „Jessy, mein Schatz, was ist nur aus deinen Idealen und deinen Träumen geworden?….. Hat dieser elende Bulle dir deinen hübschen Kopf so vernebelt? ….Komm schon es ist noch nicht zu spät“, versuchte Josef seine Jessy zu überzeugen, dass der Deal der richtige Weg sei.

    Doch er sah in ihren Augen, dass es ein hoffnungsloses Unterfangen war, sie hatte sich für die gute Seite entschieden. Plötzlich holte sie einen kleinen Zünder aus ihrer Tasche. Schnell legte sie den kleinen Hebel um und war bereit zu sterben.

    „Ich habe nachdem ihr mich verraten habt, an jeder Waffenkiste eine kleine Bombe angebracht, ……du wirst diesen Deal nicht durchführen, du wirst jetzt zusammen mit mir zur Hölle fahren!“ Mit diesen Worten drückte sie den Auslöser und der Steinbruch verwandelte sich in ein gleißendes Feuerinferno.


    Gerade noch rechtzeitig erreichte das PAST Team den Ausgang, bevor sie von einer riesigen Druckwelle zu Boden gerissen wurden. Da Hartmut und Dieter, durch den halb bewusstlosen Ben in ihrer Mitte diejenigen waren, welche als letzte das Freie erreichten, traf sie die Druckwelle am heftigsten.

    Ben konnte sich nicht abfangen und landete unsanft auf seinem eh schon böse zugerichteten Brustkorb. Sofort war Sammy bei ihm und drehte ihn behutsam auf den Rücken.

    „Schnell ruft einen RTW oder besser einen Rettungshubschrauber! ….Ben hörst du mich? Sag bitte etwas, oh mein Gott nein. Er hat keinen Puls mehr, wir müssen ihn reanimieren! ….Semir komm hilf mir!“ Sammy wusste, dass nun jede Sekunde zählte. Sie riss ihm das blutverkrustete T-Shirt vom Leib und begann mit der Reanimation. Semir drückte auf seinen Brustkorb und Sammy gab Atemspende.

    „Beeeen, oh nein .....wo bleibt denn die Rettung...!“ Tränen rannen ihr über die geröteten Wangen und auch Semir war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

    So durfte es doch nicht zu Ende gehen, nein, er hatte schon wieder versagt und konnte seinen Partner und besten Freund nicht retten!


    Er spürte rein gar nichts mehr, war es das jetzt?

    Es war wie ein Lebensfilm, welcher sich im Schnelllauf vor seinem inneren Auge abspielte. Er sah sich als Baby, seine kranke und sterbende Mutter und seinen Vater mit dem er sich nie richtig gut verstanden hatte. Seine geliebte Schwester Julia und seine Freunde, allen voran Semir mit seiner Familie. Die ganze PAST Familie und da war sie, die erst vor kurzem in sein Leben getreten war. Sammy, wie ein Engel stand sie vor ihm, sie streckte ihre Hand nach ihm aus und er versuchte nach ihr zu greifen. Doch es gelang weder ihm noch seiner Geliebten sich zu vereinen. Er versuchte nach ihr zu rufen, aber kein Ton entwich seinem Mund. Er sah die Verzweiflung in ihren Augen, doch er konnte sie nicht trösten. Schon wieder musste er sie verlassen, wie damals als er dachte es wäre das Beste für sie. Sie wäre ohne ihn viel glücklicher. Jedoch hatte sie sich von vorne rein für ihn entschieden und er hatte dieser Liebe keine Chance gegeben. Nun war alles zu spät, sie würde ihn ein zweites Mal verlieren, er brach ihr ein zweites Mal das Herz.


    „Wir haben ihn wieder!“ Hörte Semir durch einen Schleier aus Hoffnungslosigkeit und grenzenlosem Schmerz.

    Sammy und Semir waren am Ende ihrer Kräfte angekommen, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit von dem Notarzt Team abgelöst wurden.

    Sammy erklärte ihnen in kurzen Worten und mit für Semir unverständlichen Fachbegriffen, wie es um Ben stand und welche Verletzungen er davon getragen hatte. Sofort wurde an Ben der Defibrillator eingesetzt und sie versuchten ihn ins Leben zurück zu holen.

    Erst als Semir eine Hand auf seiner Schulter spürte realisierte er, dass es ihnen gelungen war, das Herz seines besten Freundes wieder zum Schlagen zu bekommen.


    „Wir müssen ihn sofort in die Klinik bringen!“ Erst jetzt konnte er seinen Patienten richtig untersuchen und erst jetzt sah er das ganze Ausmaß der Verletzungen. Er schüttelte kurz den Kopf und murmelte etwas von „wer macht denn so etwas Grausames?“

    Nachdem Ben erstversorgt war, das Bewusstsein hatte er nicht mehr erlangt, wurde er auf einer Trage eilig in den Helikopter geschoben.

    „Wo bringen sie ihn hin? Kann ich mitfliegen?“ Flehte Sammy den Notarzt an.

    „Es tut mir sehr leid, aber sie können aus Platzgründen nicht mitfliegen, wir bringen ihn ins Katherinen Krankenhaus.“ Und schon hob der Helikopter mit ihrem geliebten Ben ab.

    Jetzt war es endgültig um Sammy geschehen, sie brach völlig zusammen. Semir war sofort bei ihr und nahm sie tröstend in seine Arme. Obwohl er selber nicht mehr daran glaubte, versuchte er sie davon zu überzeugen, dass Ben es schaffen würde.


    „Sammy, Ben ist stark er ist ein Kämpfer er wird bei uns bleiben…..“ Doch auch er war am Ende und so lagen sie sich in den Armen und weinten gemeinsam.

    „Kommt ihr Zwei, ich fahr euch ins Krankenhaus zu Ben.“ Behutsam zog Susanne die beiden hoch und verfrachtete sie mit Jennys Hilfe in ein Auto.

    Mittlerweile wuselte es vor lauter Einsatzkräften und auch das LKA war nun vor Ort. Doch all das war für Semir nicht mehr von Bedeutung, er wollte jetzt nur noch zu seinem Freund.


    Ben war mittlerweile im Krankenhaus angekommen und wurde nach diversen Untersuchungen sofort in den OP geschoben. Ben hatte eine Milzruptur durch die vielen Schläge erlitten, mehrere Rippen waren gebrochen und man befürchtete innere Verletzungen. Zudem war der Patient während des Fluges abermals kollabiert und musste wiederbelebt werden. Sein Kreislauf war völlig daneben und er hatte sehr hohes Fieber. Die anderen Verletzungen wurden nur notdürftig versorgt.

    Man hatte den jungen Polizisten schon angekündigt und so konnte der OP dementsprechend vorbereitet werden.

    Es durfte keine Zeit verloren gehen!

    Es ging um Leben und Tod!


    Semir und Sammy starrten jetzt schon seit Stunden auf die Türe zum OP. Semir saß völlig in sich versunken auf den unbequemen Plastikstühlen im Besucherbereich und dachte wehmütig an die Zeit mit Ben zurück. Sollte sein junger Freund es nicht schaffen würde er die PAST verlassen, er konnte einfach nicht mehr. Ben wäre der dritte Partner den er zu Grabe tragen müsste.

    Oh nein, so durfte er nicht denken, Ben würde das alles überstehen. Und dann brauchte dieser ihn als Freund mehr denn je. All die Qualen und all das Leid welche diese Verbrecher über ihn gebracht hatten.

    Er wagte einen Blick auf Sammy welche in den Armen von Susanne hing und keine Träne mehr übrig hatte.

    Würde sie ihn abermals verlieren wusste er nicht was sie tun würde. Sie hätte ihr Leben für ihn aufgegeben, um ihn aus den Händen dieser Schlächter zu befreien.

  • Kim hatte auch schon Bens Familie informiert und für Semir und Sammy eine Erlaubnis erwirkt, dass sie vollumfänglich über Bens Gesundheitszustand Auskunft bekamen. Konrad Jäger war sehr geschockt über die Ereignisse, jedoch war er Zurzeit geschäftlich in Singapur und konnte erst in zwei Tagen in Deutschland sein. Julia war mit ihrem Vater unterwegs und somit war es überhaupt keine Frage, dass Bens bester Freund alle Entscheidungen, nach Rücksprache mit Konrad Jäger, treffen durfte.


    Nach fünf Stunden ging der OP auf und eine OP Schwester kam heraus. Sammy kannte diese und stürmte auf sie zu.

    „Sammy, du musst warten bis der Arzt raus kommt. Ich kann dir nur sagen, dass Ben Jäger die Operation überstanden hat. Alles weitere wird euch Dr. Stefanovic erklären.“

    Es dauerte noch einmal ein halbe Stunde bis der leitende Arzt völlig erschöpft zu der kleinen Gruppe trat.

    „Sind sie Semir Gerkhan der Kollege von Ben Jäger und Samantha Held? Man hat mich schon darüber unterrichtet, dass ich ihnen vollumfänglich Auskunft geben darf, solange die Familie von meinem Patienten, noch im Ausland verweilt. …..Mein Name ist Dr. Stefanovic, ich habe Herrn Jäger operiert. Zuerst einmal vorweg, ihr Freund ist ein Kämpfer, bei diesen Verletzungen haben wir ganz ehrlich nicht daran geglaubt, dass er diese OP überlebt. Er hatte während des Fluges hier her bereits einen weiteren Herzstillstand und im Operationssaal mussten wir ihn ebenfalls 2 Mal reanimieren. Frau Held sie wissen, was dies bedeuten kann für den Patienten.“ Der Arzt machte eine kurze Pause, um das Gesagte etwas setzen zu lassen und sprach dann mit beruhigender Stimme weiter.

    „In kurzen Worten, Herr Jäger hatte eine Milzruptur, welche wir aber operativ versorgen konnten, die inneren Blutungen konnten gestoppt werden. Zudem wurden ihm 3 Rippen gebrochen, eine Rippe hat leider die Lunge verletzt. Auch die fortgeschrittene Sepsis macht uns große Sorgen, …..der Patient hat über 40 Fieber. Mehrere äußerlichen Verletzungen haben sich entzündet unter anderem auch die Bauchverletzung von seinem vorangegangenen Unfall. Wir können jetzt nur abwarten und hoffen, dass er bereit ist um sein Leben zu kämpfen. Er wird jetzt auf die Intensivstation gebracht, bitte immer nur eine Person. Er benötigt viel Ruhe! Die Schwester gibt ihnen Bescheid wenn sie zu ihm können. Jetzt entschuldigen sie mich bitte.“ Ehe Sammy ihn mit Fragen bombardieren konnte, war dieser verschwunden.

    „Oh mein Gott, Semir was haben diese Verbrecher ihm nur angetan“, schluchzte Sammy und war augenblicklich wieder am Weinen.

    Sie konnte nicht mehr!

    Was wenn sie Ben nun doch verlieren würde!

    Er durfte jetzt nicht aufgeben, sie konnte sich nicht vorstellen ohne ihn zu leben. Es hatte ihr damals, als Ben sich von ihr abgewandt hatte, schon einmal ihr Herz entzweit gerissen.


    Kim Krüger musste sich erst einmal für den nicht abgesprochenen und nicht genehmigten Einsatz zur Befreiung von Ben Jäger und Samantha Held verantworten. Das KTU Team hatte sofort mit der Spurensicherung begonnen, es wurden mehrere Leichen gefunden. Die Identifikation der Toten war jedoch aufgrund der bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen nur in der Gerichtsmedizin möglich.

    Der Großteil der Waffen wurde durch die Explosion zerstört. Kim hoffte insgeheim, dass bei der Detonationen alle Bandenmitglieder ums Leben gekommen waren, ansonsten musste man Ben und Frau Held unter Sicherungsverwahrung nehmen. Sie hatte sich bei Semir schon erkundigt wie es ihrem Beamten ginge und dieser hatte sich nicht sehr zuversichtlich angehört. Sie überlegte kurz, ob dieser Einsatz die richtige Vorgehensweise war, verwarf die Bedenken aber sofort wieder. Selbst wenn sie jetzt ihren Job verlieren würde, wusste sie, dass ohne diesen Einsatz Ben jetzt auf jeden Fall tot wäre. Ben hatte ihr ebenfalls schon einmal zusammen mit Semir das Leben gerettet und dabei auch in keinem Moment an sich oder seine Karriere gedacht.

    Sie war es ihm schuldig!


    Ganz vorsichtig öffnete Sammy die Tür zu Bens Intensivzimmer und erschrak furchtbar, als sie ihren Freund so bleich und an die vielen Maschinen angeschlossen daliegen sah. Auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet und das Beatmungsgerät ließ seinen Brustkorb gleichmäßig auf und ab heben. Sie rückte sich einen Stuhl an das Bett und nahm seine unverletzte Hand in ihre. Zärtlich streichelte sie ihn und begann leise mit ihm zu reden. Sie hatte die Hoffnung, dass er sie hörte und begann um sein Leben zu kämpfen. Als Krankenschwester konnte sie jedoch auch all diese Geräte und Werte sehr gut deuten und wusste, dass es nicht gut stand um ihren geliebten Ben.

    Nach einer guten Stunde, in der keinerlei Regung von dem jungen Mann kam beschloss sie, seinem besten Freund auch die Möglichkeit zu geben Ben zu sehen.



  • „Ben kannst du mich hören? Du musst jetzt ganz schnell wieder aufwachen, wir brauchen dich hier. Ich brauche dich, du darfst dich nicht einfach so aus dem Staub machen. Mit wem soll ich denn dann meine Dienstwagen schrotten?“ Semir legte seinen Kopf neben Ben und begann leise in die Bettdecke zu weinen. Hätte das LKA einem Zugriff gleich nachdem sie Sascha Guillard geortet hatten genehmigt, würde sein bester Freund jetzt nicht hier liegen und mit dem Tode kämpfen.

    Dieser Einsatz würde ihn höchstwahrscheinlich seinen Job kosten und bei den anderen sah es ähnlich schlecht aus. Wobei die Chefin den Einsatz mit Sicherheit auf ihre Kappe nehmen würde. Sie müssten gemeinsam gegen das Vorgehen des LKAs ankämpfen und mit Sammy als Zeugin hätten sie vielleicht sogar Erfolg.

    Er und Sammy hatten besprochen, dass sie abwechselnd bei Ben blieben, so dass wenn er aufwachen sollte nicht alleine war. In 2 Tagen würde dann auch Bens Vater hier sein und dann könnte er sich ebenfalls beteiligen. Da er suspendiert war hatte er auch die Zeit bei seinem Kumpel Bettwache zu halten.

    Gerade als Semir sich von Ben verabschiedet hatte und er schon in Richtung Tür unterwegs war begannen die Geräte Alarm zu schlagen.


    Hatte er gerade nicht Semirs Stimme gehört? Oh nein, Semir lässt ihn schon wieder in den Händen dieser Psychopathen zurück. Er konnte sich nicht bewegen, Ben hatte das Gefühl in seinem eigenen Körper gefangen zu sein. In seinem Kopf spielten die Gedanken völlig verrückt, er konnte nicht mehr. Wenn er hier nun wieder allein zurück bleiben musste, dann wollte er nicht mehr leben. Resigniert gab er auf und ließ sich in dieses riesige schwarze Loch aus Hoffnungslosigkeit hineinfallen, dann hatte er es endlich geschafft.

    Keine Schmerzen, keine Demütigungen und kein gebrochenes Herz mehr.


    Plötzlich wurde es ganz hektisch, zig Schwestern und Ärzte stürmten in Bens Zimmer.

    „Schnell, wir brauchen den Defibrillator, Herzstillstand……, schnell 100ml Adrenalin…..!“

    Und schon hob sich der geschundene Körper seines Kollegen unter dem Stromschlag ein paar Zentimeter von seinem Bett ab. Mehr bekam Semir nicht mehr mit, da er von einer energischen Krankenschwester hinausgezogen wurde und die Tür sich gnadenlos hinter ihm schloss.


    Sammy, die vor dem Zimmer auf Semir gewartet hatte, um die nächste Schicht zu übernehmen, war kreidebleichen geworden, als sie mitbekam was geschehen war.

    Semir nahm sie behutsam in die Arme und drückte sie sanft an sich, leise Tränen rannten ihm über die Wangen.

    Hatte Ben nun endgültig aufgegeben?

    War er Schuld an dieser Reaktion?

    „Sammy, vielleicht hat mich Ben gehört wie ich mich verabschiedet habe und er dachte ich würde ihn wieder allein lassen……. Oh nein, nein, nein was habe ich nur angerichtet?“ Nun bahnten sich dicke Tränen der Verzweiflung über sein Gesicht.

    „…… bitte Ben gib jetzt nicht auf, wir sind doch bei dir......!“ Völlig verzweifelt mussten sie warten, ob Ben stark genug war, um auch dies zu überstehen.


    Nach einer guten halben Stunde trat der behandelnde Arzt sichtlich erschöpft vor die Zwei.

    „Das war sehr knapp, wir konnten Herrn Jäger nach einem Herzstillstand jetzt wieder stabilisieren. Was diese Reaktion ausgelöst hat, können wir nicht sagen, da sich die Werte nicht negativ verändert haben…….Sie können dann gerne wieder zu ihm rein, ich denke er braucht ganz dringend eine vertraute Person an seiner Seite. Ich weiß, was Herr Jäger durchgemacht hat und umso mehr braucht er jetzt ihre Unterstützung um wieder ins Leben zurück zu finden. Sprechen sie mit ihm und lassen sie ihn ihre Nähe spüren, wenn sie sich abwechseln wollen können sie auch zu zweit rein, so dass er nicht alleine ist. Seine Werte haben sich soweit stabilisiert, das Antibiotikum schlägt ebenfalls an, so dass das Fieber etwas gesunken ist. Wir müssen Geduld mit ihm haben, seine körperlichen Wunden werden heilen, bei den seelischen Wunden braucht er höchstwahrscheinlich ihre und professionelle Hilfe.“

    Mit diesen Worten verabschiedete er sich und eilte abermals in Bens Zimmer um noch einmal nach ihm zu schauen.


    „Gott sei Dank, Semir wir dürfen ihn bis er aufwacht nicht mehr alleine lassen, keine Sekunde, versprich es mir?“ Flehte sie den kleinen Polizisten an.

    Entschlossen rieb sich Semir über das verheulte Gesicht.

    „Ich verspreche es dir und jetzt lass uns schnell zu Ben gehen, bevor noch einmal so ein Unglück passiert.“

    Bis zum Abend blieben sie gemeinsam an seinem Bett und Semir musste Sammy alles über ihre gemeinsamen Einsätze erzählen. Sie redeten über geschrottete Dienstfahrzeuge und Sammy erzählte viel über sich und ihre Berufung und auch über ihre Familie.

    Nur der vergangene Einsatz um Bens Befreiung wurde mit keinem einzigen Wort erwähnt.


    Wo war er denn jetzt schon wieder gelandet, dachte er gerade noch Semir hätte ihn abermals verlassen, so hörte er ihn nun ganz entspannt mit seiner Sammy plaudern.

    Sammy, seine Sammy!

    Wie schön war es doch ihre Stimme zu hören!

    Er wollte ihr so viel sagen und er wollte alles von ihr wissen, er wollte sie berühren und er wollte sie nie wieder loslassen.

    Doch war er schon bereit diesen Schritt zurück zu gehen?

    Er war so unendlich müde und er hatte Angst, dass wenn er aufwacht würde, wieder in dieser Hölle landete.

    Er musste es einfach wagen, auch wenn mit der Wirklichkeit wieder die Schmerzen zurückkehren würden.

    Seine Lider schienen tonnenschwer!

    Wie konnte er sich denn nur bemerkbar machen?

    Unter größter Kraftanstrengung versuchte er seine von einer anderen Hand umfassten zu bewegen.


    „Semir, Semir oh mein Gott Semir, ich glaube Ben hat gerade meine Hand gedrückt. Ich habe es ganz deutlich gespürt! Semir schnell hol bitte einen Arzt!“ Aufgeregt schaute Sammy auf seine Werte auf dem Monitor und erkannte sofort, dass Bens Herzfrequenz sich stark erhöht hatten.

    „Ben, mein Schatz komm schon mach deine Augen auf, trau dich du bist in Sicherheit!“ Sanft streichelte sie ihm sanft über sein schweißnasses Gesicht und hauchte ihrem Geliebten einen zärtlichen Kuss auf dessen Lippen.


    Unter größter Anstrengung öffnete Ben seine Augen einen Spalt und tatsächlich blickte er in die allerschönsten Augen die er je gesehen hatte.

    „….oh Gott Ben!“ Abermals küsste sie ihn nun auf die Wange und dicke Tränen kullerten ihre geröteten Backen hinab.

    Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht als er dann auch noch in das erleichterte Gesicht seines Partners schaute.

    „Mensch Kumpel, bin ich froh, dass du dich für das Leben entschieden hast. Was hätte ich nur ohne dich gemacht? Dienstwagen Schrotten ohne dich macht doch keinen Spaß!“

    Völlig erschöpft schloss der Verletzte seine Augen und war auch schon wieder eingeschlafen.


    Nachdem Sammy sich mit dem behandelnden Arzt unterhalten hatte war sie etwas beruhigter. Dr. Stefanovic gab Ben ganz gute Heilungschancen, er sei eine Kämpfernatur. Was ihm etwas Sorgen bereitete war das hohe Fieber und die Sepsis. Man konnte nur hoffen, dass das Antibiotikum schnell anschlagen würde.

    Jedoch musste dieser zugeben, dass Ben diese vier Herzstillstände nur überlebt hatte, da dieser eine gute körperliche Konstellation besaß. Da er Bens Bericht von vor ein paar Monaten gelesen hatte, indem dieser schon einmal schlimme körperliche und seelische Misshandlungen erfahren musste, befürchtete der Weißkittel, dass Ben ohne psychologische Unterstützung nicht auskommen würde. Sammy musste ihm versprechen, dass sie Ben Jäger zu einer Therapie überredete.


    ******

    „Frau Krüger, dieser Einsatz war unverantwortlich, was haben sie sich dabei gedacht?“

    Die Oberstaatsanwältin Schrankmann war am Toben und sie war noch nicht am Ende ihrer Strafpredigt, als es Kim Krüger zu blöd wurde sich ständig Vorwürfe machen zu lassen.

    „Frau Schrankmann ich werde mir das nicht mehr länger anhören!…... Ich habe so gehandelt, da einer meiner Männer in Gefahr schwebte und zudem eine Zivilistin, die mit der ganzen Sache rein gar nichts zu tun hatte. Sie können uns keinen Vorwurf machen, das LKA hat ein Zugriff verweigert obwohl Leib und Leben in Gefahr waren. Das LKA dachte nur daran einen großen Deal zu vereiteln und das haben wir ebenso geschafft, haben aber gleichzeitig Ben Jäger und Samantha Held lebend aus den Fängen dieser Schwerverbrecher befreit. Wenn Ben Jäger das Ganze überlebt, wird er aussagen können und dann geht es den Verantwortlichen an den Kragen!“ Kim holte nochmals tief Luft und schmetterte der mittlerweile ganz kleinlaut geworden Oberstaatsanwältin, ihren ganzen Frust entgegen.

    „Zudem möchte ich dass sie unverzüglich die Suspendierung von Semir Gerkhan aufheben und ihn in den Dienst zurückholen. Wir wissen noch nicht, ob es die ganze Bande erwischt hat,…….. dass wird die Obduktion der Leichen ergeben. Auf jeden Fall, konnte ein Großteil der Waffen gesichert werden, zwar unbrauchbar da diese durch die Explosion zerstört wurden, …..aber der Deal wurde vereitelt. Wir haben auch schon herausgefunden an wen die Waffen verkauft werden sollten, hier werden wir selbstverständlich weiter ermitteln. Da diese Waffendealer jetzt an neue Waffen kommen müssen, ist es nur eine Frage der Zeit bis wir sie dingfest machen können.

    Jetzt bitte ich sie mich zu entschuldigen, ich möchte mich jetzt um meine Mannschaft kümmern…….. und vor allem mich nach Ben Jägers Gesundheitszustand erkundigen. Er schwebt meines Wissens noch immer in Lebensgefahr und wenn er stirbt, dann werden wir sie und das LKA zur Verantwortung ziehen! Das schwöre ich ihnen!“ Ohne Frau Schrankmann nochmal zu Wort kommen zu lassen, schnappte Kim sich ihre Tasche und ließ die Oberstaatsanwältin einfach stehen.







  • Ohne auf eine Reaktion von Frau Schrankmann zu warten drehte sich Kim Krüger um und verließ ihr Büro. Sie hatte sich total in Rage geredet und wenn sie noch eine Sekunde länger geblieben wäre, wäre sie explodiert. Als sie durch das Großraumbüro der PAST lief erhielt sie von allen Seiten anerkennende Blicke und sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte.

    Hätte sie das LKA gewähren lassen, könnte sie ihren Leuten nicht mehr unter die Augen treten. Sie wusste, dass es hier einen großen Zusammenhalt gab, fast so wie in einer Familie. Jeder stand für den anderen bedingungslos ein und sie war schon ein bisschen Stolz darauf, auch zu dieser großen PAST Familie zu gehören.

    Jetzt konnte sie nur hoffen, dass unter den Toten Josef Van Gochen und Sascha Von Guillard waren, ansonsten wäre Ben Jäger auch weiterhin in großer Gefahr.

    Sie hatte darum gebeten sofort Bescheid zu bekommen, wenn die Leichen identifiziert waren. Jetzt würde sie erst einmal ins Krankenhaus fahren und nach Ben schauen.


    Hatte er das alles nur geträumt oder war es tatsächlich sein Engel mit den blonden Locken, der ihm einen Kuss auf seine Lippen hauchte. Sein Körper brannte wie ein Inferno, ihm war so unglaublich heiß, dass er befürchtete zu verbrennen. Eigentlich wollte er gar nicht aufwachen, denn dann würden diese unmenschlichen Schmerzen wieder kommen und er wollte nie wieder solche Qualen ertragen müssen.

    Er war so unendlich müde und der Kampf gegen die unzähligen Dämonen in seinem Körper ließen ihn resignieren. Wie lange musste er denn noch kämpfen, doch er wusste wofür er nicht aufgab. Für seine Sammy, für Semir und all seine Freunde und Kollegen in der PAST Familie und natürlich für Julia und seinen Vater.

    Seine Freunde hatten viel riskiert, allen voran Semir um ihn und Sammy zu retten, er durfte ihn jetzt nicht enttäuschen.


    Als Kim die Intensivstation betrat hatte sie ein sehr flaues Gefühl in der Magengegend, sie wusste nicht was sie erwarten würde.

    Am Bett von Ben saß eine junge Frau, sie hielt seine Hand in ihrer und streichelte ganz sanft dessen Handrücken. Als Kim näher herantrat und ihren Mitarbeiter betrachtete, wurde ihr erst so richtig bewusst wie schlecht es um ihn stand.

    Seine Wangen waren eingefallen, das Gesicht war von Striemen, Schnittwunden und Hämatomen gezeichnet. Er sah gespenstisch blass aus, jedoch waren einzig seine Wangen von dem Fieber gerötet und ein Schweißfilm überzog seinen Körper. Die blinkenden und piependen Geräte an die er angeschlossen war, ließen seinen geschundenen Körper noch zerbrechlicher wirken.

    Sein Oberkörper war mit diversen Verbänden bedeckt und sie erschauderte als sie die Verletzungen auf der nackten Haut sah. Sie wollte sich gar nicht vorstellen wie es unter den Verbänden aussah.

    Was musste Ben wohl für Qualen und Ängste ertragen!

    Wer tut so etwas einem Menschen an?


    Als Sammy sich umdrehte schaute sie in das entsetzte Gesicht von Bens Chefin. Sie hatte sie damals in ihrem ersten Gefängnis schon kurz gesehen und dann nochmal bei dem Einsatz im Steinbruch.

    „Kommen sie, Ben freut sich bestimmt sie zu hören“, und zog sie ein Stück näher zu ihrem Freund heran.

    „Wie geht es ihm denn?“ Flüsterte Kim leise.

    „Wir machen uns gerade große Sorgen wegen dem hohen Fieber, er kämpft gegen eine Sepsis an und das Antibiotikum schlägt noch nicht an. Er war einmal ganz kurz wach und wir waren schon erleichtert, dass er endlich außer Lebensgefahr ist, aber das Fieber steigt und steigt.“ Erklärte die Krankenschwester in kurzen Worten ihre Sorge um Ben.

    „Er war schon immer ein Kämpfer und auch ein großer Sturkopf, ich glaube fest an ihn!…. Er wird es schaffen. Wissen sie Ben und ich sind meistens nicht einer Meinung und doch ist er mir sehr ans Herz gewachsen, weil er immer selbstlos und mit viel Leidenschaft für seine Arbeit handelt. Er und Semir sind das perfekte Team und ergänzen sich hervorragend, er wird seinen besten Freund nicht im Stich lassen und seine hübsche Freundin natürlich auch nicht“, versuchte Kim Sammy zu beruhigen.

    „Danke, wissen sie, wenn dies alles nicht passiert wäre hätte ich Ben wahrscheinlich nie wieder gesehen. Ich hoffe nur nicht, dass ich ihn jetzt schon wieder verliere“.





  • Semir war gerade auf dem Weg zur Wachablösung für Ben als er auf dem Gang seiner Chefin in die Arme lief. „Frau Krüger, was machen sie den hier?“

    „Ich habe mich nach dem Gesundheitszustand von Ben erkundigt.......ich weiß...nicht... es tut....mir so leid....Semir..“ Sie konnte einfach nicht mehr, ihre unnahbare Fassade fiel und sie begann hemmungslos zu weinen.

    „Oh du meine Güte, Frau Krüger was ist los, ist etwas mit Ben passiert?“ Semir war schon fast panisch, so hatte er seine Chefin noch nie gesehen.

    „Nein, nein....bei Ben ist alles unverändert..., nein es tut mir...nur so leid, dass...es so weit kommen musste....Ich hätte damals hinter ihnen stehen müssen und Ben und Frau Held gleich nachdem sie Herrn Guillard den Sender untergejubelt haben....befreien müssen.

    Es....tut ...mir sehr leid. Ich hoffe so sehr, dass Herr Jäger es schaffen wird...!“, Erklärte sie schnell, nachdem sie bemerkt hatte wie Semir anfing zu zittern und zu beben, da er dachte mit seinem Freund war etwas schlimmes passiert.

    „Frau Krüger, ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie das so mit uns durchgezogen haben. Sie haben durch diesen Einsatz ihren Job riskiert, vielen Dank und Ben wird es schaffen, ich glaube fest an ihn.“

    Plötzlich klingelte Kims Handy und da sie sah, dass die Gerichtsmedizin anrief ging sie sofort ran. Semir bemerkte wie angespannt seine Chefin war und wartete geduldig bis sie fertig telefoniert hatte. Er hoffte auf die Identifizierung der Leichen und genauso war es.

    „Herr Gerkhan, leider habe ich weniger gute Nachrichten. Unter den Toten war Josef Van Gochen und auch Jessica Guillard, jedoch nicht....Sascha Guillard.... und wenn er erfährt, dass seine Schwester bei dem Einsatz ums Leben gekommen ist……... ich denke Ben und auch Samantha sind in Gefahr.“ Resigniert ließ Kim ihren Kopf sinken.

    „Wir müssen die beiden schützen, ich werde Personenschützer anfordern, wir dürfen nicht riskieren, dass den Beiden noch einmal etwas zustößt!“


    Nachdem Semir die Hiobsbotschaft vom Verschwinden des Guillardsohnes erfahren hatte, war er sofort wieder in den Beschützermodus gewechselt. Er schwor sich diesen Guillard zu finden und für seine Taten büßen zu lassen. Jetzt war es erst einmal wichtig, dass Ben dieses schreckliche Fieber überstand und schnell wieder auf die Beine kam.

    Zudem musste er mit Sammy reden, sie musste wissen, dass sie und Ben noch immer in Gefahr schwebten.

    Als Semir zur Wachablösung an Bens Bett trat, versetzte ihm der Anblick seines jungen Freundes abermals einen Stich in sein Herz. Er war immer noch in seiner Fieberwelt gefangen und seine Freundin schaute ihn flehend an.

    Jetzt musste er ihr auch noch mitteilen, dass ihr Ex-Verlobter nicht unter den Toten im Steinbruch war. Er würde dies nicht vor Ben tun können, da er nicht wusste ob der Verletzte etwas von dem Gesprochenen mitbekam. Somit wartete er bis die Visite kam und der Krankenpfleger, so dass Ben auf keinen Fall alleine war.


    Er lud Samantha zu einer Tasse Kaffee in die Krankenhauscafeteria ein und erzählte ihr von den neuesten Erkenntnissen.

    „Semir, das darf alles nicht wahr sein! Ich kenne Sascha so gut, dass ich weiß, dass er nicht ruhen wird bevor er sich nicht an Ben und mir gerächt hat. Er wird den Tod seiner Schwester nicht einfach so hin nehmen.“ Kam es völlig entsetzt von ihr.

    „Das befürchte ich leider auch, die Chefin hat Polizeischutz angeordnet. Es wird rund um die Uhr jemand vor Bens Zimmer stehen und du erhältst natürlich ebenfalls einen Beamten zur Seite gestellt, wenn du nicht hier bei ihm bist.“ Erklärte Semir ihr gleich, um ihr ein wenig die Angst zu nehmen.

    „Wenn doch nur Ben endlich aufwachen würde, ich vermisse ihn so schrecklich......“, eine einsame Träne kullerte über Sammys Wange und ließ den erfahrenen Polizisten fast verzweifeln. Wie konnte er ihr nur helfen das durchzustehen?

    Er selbst war mit den Nerven am Ende und nun auch noch das!

    Warum konnte sich nicht endlich alles zum Guten wenden? Sanft nahm er Sammy in die Arme und somit spendeten sie sich gegenseitig etwas Trost bevor sie wieder zu dem kranken Ben zurückkehrten.


    Als die beiden auf die Intensivstation zurückkehrten saß auf dem Besucherstuhl vor Bens Zimmer ein völlig in sich gekehrter Konrad Jäger.

    „Hallo Herr Jäger, schön dass sie es so schnell hier her schaffen konnten. Waren sie schon bei ihrem Sohn?“ Sprach Semir Bens Vater an.

    „Ah, ja Herr Gerkhan, nein sie haben mich noch nicht zu ihm gelassen. Die Ärzte sind noch bei ihm. Ich habe gerade noch mit Herrn Stefanovic über den Gesundheitszustand meines Sohnes gesprochen und ich bin erschüttert, was ihm alles widerfahren ist. Ich habe ihm schon zig mal gesagt, dass der Beruf des Polizisten zu gefährlich ist und er bei mir in die Firma einsteigen soll, anstelle Verbrecher zu jagen und sich ständig in solch eine Gefahr zu bringen,“ begann Konrad sofort mit seiner Moralpredigt.

    Sammy schaute etwas verdutzt auf Bens Vater, da sie in dieser Situation solche Vorhaltungen nicht verstehen konnte.

    „Herr Jäger, das ist Samantha Held, Bens Freundin. Sie war ebenfalls in den Fängen dieser Verbrecher,“ versuchte Semir die Situation etwas zu entschärfen.

    „Ich wusste gar nicht dass Ben eine Freundin hat. Guten Tag Frau Held, ich bin Bens Vater Konrad Jäger, freut mich sie kennenzulernen, allerdings wären mir andere Umstände wesentlich lieber gewesen,“ und streckte Sammy höflich seine Hand entgegen.

    Sammy ergriff diese und hatte komischerweise sofort das Bild eines eiskalten und nur von seinen Geschäften geleiteten Mannes im Kopf. Ben hatte mit ihr schon über seinen Vater gesprochen, sie wusste, dass das Verhältnis der beiden sehr unterkühlt war. Dennoch beschloss sie dem älteren Herrn eine Chance zu geben, sie durfte ihn nicht vorverurteilen.

    Ihre Gedanken schweiften jedoch schon wieder ab, sie wollte zurück zu Ben, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie brauchte.

    Mit schnellen Schritten ging sie in Bens Zimmer zurück aus dem gerade die Visite strömte. Der Arzt nickte Sammy noch aufmuntern zu, um dann auf Bens Vater zuzugehen um ihn über den aktuellen Zustand seines Sohnes aufzuklären.


    Ihr Gefühl hatte sie nicht getäuscht, Ben lag zwar noch immer Fieber geplagt in seinem Bett jedoch hatte sie das Gefühl irgendetwas hatte sich an seinen Gesichtszügen verändert. Sanft nahm sie seine Hand in ihre und streichelte ihm darüber. Sie konnte es ganz deutlich spüren, er griff nach ihr, wenn es auch nur ein Hauch von einem Druck war.

    „Ben, oh mein Gott! Ben mach das nochmal bitte, gib mir ein Zeichen! Ich brauch dich so sehr, komm zurück zu mir.......bitte Ben,“ flehte sie den fiebernden Polizisten an.


    Sie war zurückgekehrt, er konnte ihre Nähe schon spüren, als sie das Zimmer betrat. Seine Hand wurde zärtlich gestreichelt und ihre Worte drangen immer mehr in sein Bewusstsein. Er versuchte ihr, unter größter Kraftanstrengung ein Zeichen zu geben. Sein Körper stand noch immer in Flammen, doch er musste dieser Hölle endlich entfliehen. Seine Finger wollten zuerst nicht so wie er, doch er schaffte es den Druck auf ihre Hand zu übertragen.

    Juhu, sie hatte es bemerkt, endlich!

    Jetzt musste er nur noch versuchen seine Augen zu öffnen.

    Doch was war das?

    Das Atmen funktionierte irgendwie nicht richtig! Irgendetwas steckte in seinem Hals fest, panisch begann er dagegen anzukämpfen. Was war das für ein piepen, war das jetzt doch sein Ende, er wollte doch nicht sterben, er wollte nur zu Sammy, zu seiner großen Liebe. Und zu seinem besten Freund, warum half ihm den niemand.....?


    Sammy schlug sofort Alarm, als sie bemerkte, wie Ben anfing gegen das Beatmungsgerät zu kämpfen. Schnell wurde der Notfallwagen reingeschoben und der Arzt, welcher gerade noch bei Ben war, meinte: „Das ging jetzt aber zügig Herr Jäger, sie dürfen jetzt nicht gegen die Maschine atmen, ganz ruhig...es ist sehr schön, dass sie zu uns zurück wollen!“

    Mit geübten Handgriffen entfernte er dem würgenden Patienten den Tubus und Sekunden später begann Ben selbständig die Luft in seine Lungen zu ziehen.

    „Frau Held, ich habe ihm jetzt eine leichtes Schlafmittel gespritzt, so dass wenn er aufwacht einen sanften Übergang hat. Er wird jetzt erst mal noch ein paar Stunden schlafen. Ich denke aber, dass Herr Jäger über den Berg ist auch wenn das Fieber noch sehr hoch ist…… will er nun wieder ins Leben zurück!“
































  • Plötzlich stand Bens Vater hinter ihr und starrte entsetzt auf seinen verletzten Sohn.

    „Was haben sie nur mit dir gemacht, mein Sohn......oh du meine Güte.....“, geschockt setzte sich Konrad neben Ben und nahm seine Hand in seine. Semir, der mit Konrad das Krankenzimmer betreten hatte war erleichtert, als er sah, dass Ben nicht mehr an die Beatmung angeschlossen war. Gemeinsam saßen sie Stunden bei Ben und erzählten sich gegenseitig Geschichten über ihn und so lernte Sammy, Bens Vater von einer ganz anderen Seite kennen. Konrad erzählte liebevoll von seinem Sohn und auch immer mit ein wenig Stolz in seiner Stimme.

    Semir musste sich beherrschen um ihn nicht zu fragen, warum er dies nie seinem Sohn gesagt hatte.

    Ben dachte noch immer, dass sein Vater ihn und seinen Beruf nicht respektierte, dabei hatte Konrad nur immer Angst Ben zu verlieren. Er hoffte, dass die beiden noch die Gelegenheit bekommen würden, sich irgendwann einmal auszusprechen.

    Irgendwie wollte keiner Ben alleine lassen, jetzt da sie wussten, dass er bald aufwachen würde.


    Er fühlte sich schon wieder so unglaublich müde, zuerst hatte er da Gefühl gleich ersticken zu müssen, doch dann ging das Atmen ganz leicht.

    Irgendjemand zog ihm das Ding welches in seinem Hals steckte heraus. Wirre Bilder entstanden vor seinem inneren Auge.

    Er sah einen Riesenwurm welcher seinen Hals hinunter kroch und in seinem Inneren verschwand. Er musste nun endlich aus diesem dunklen Loch heraus, mit eisernem Willen kämpfte er gegen diese tonnenschweren Gewichte an, welche auf seinen Augenliedern zu ruhen schienen. Er musste es schaffen und die ihm vertrauten Stimmen spornten ihn noch zusätzlich an.

    Wie in Zeitlupe öffnete er seine Augen und musste erst einmal den Nebel weg blinzeln.

    Er versuchte die Person, welche direkt in sein Blickfeld trat zu erkennen, sein Herz machte einen kleinen Sprung, als er seine Sammy sah.

    Sie sah wunderschön aus, ihre blonden langen Locken standen wild von ihrem Kopf ab und ihre blauen Augen leuchteten glücklich, als er sie anschaute. Sein Engel war tatsächlich da und die zweite Person konnte er ganz eindeutig als seinen besten Freund identifizieren. Etwas erstaunt stellte er fest, dass er auch die Stimme seines Vaters vernommen hatte.


    „Ben, .....Semir er wird wach...Ben...schau er wird wach....“, aufgeregt fing Samantha an auf Ben einzureden.

    „S...a..mm..y“, kam krächzend von ihm. Unter großer Kraftanstrengung hob er zitternd seine Hand und streichelte seiner Freundin eine Freudenträne von der Wange.

    „N...i...ch...t…. w...ei....n...e..n, a...lles.....w..i..rd........gut!“ Brachte Ben stotternd hervor. Nun konnte auch Semir seine Tränen nicht mehr zurück halten!

    „Mensch Ben mein Bruder, du hast es aber spannend gemacht, ich dachte schon ich muss mir einen anderen suchen, der mit mir Autos schrottet und die Autobahn in Schutt und Asche legt!“

    „ D..a..s...... k..a..nn....st......du.....ver....ge...ss..e..n......Par...tner......“, das Reden strengte Ben so sehr an, dass ihm augenblicklich wieder die Augen zufielen und er einschlief.

    Erleichtert lagen sich die Drei in den Armen und konnten das gerade Geschehene fast nicht glauben. Selbst Konrad verdrückte ein paar Tränen und verabschiedete sich sichtlich erleichtert von Sammy und Semir.

    Dieser musste sich jetzt ein wenig ausruhen, der lange Flug und die Aufregung um seinen Sohn hatten ihn sichtlich mitgenommen. Semir musste ihm noch versprechen, ihm jegliche Veränderung sofort mitzuteilen.


    Sammy war überglücklich, dass Ben endlich wieder bei ihr war. Das Fieber war am nächsten Tag nochmal leicht gesunken und als Ben das nächste Mal die Augen öffnete sah er schon viel orientierter aus.

    Die junge Krankenschwester ließ es sich nicht nehmen die Nacht über bei Ihrem Ben zu bleiben. Eine Kollegin stellte ihr am Abend nachdem auch Semir gegangen war, einen Schlafstuhl neben das Krankenbett und so konnte auch Sammy einigermaßen bequem schlafen.

    Als Ben sie aus geröteten, jedoch wachen Augen musterte, huschte ein verschmitztes Lächeln über seine Lippen.

    Oh wie sehr hatte sie es vermisst, jetzt konnte es nur noch aufwärts gehen!

    Als der Verletzte allerdings versuchte sich etwas aufzusetzen, entwich ihm ein herzzerreißender Schmerzenslaut.



    Die Schmerzen trafen ihn mit voller Wucht und er fiel mit zusammengekniffenen Augen wieder ins Kissen zurück.

    „Ben, du musst es langsam angehen, ich werde jetzt Dr. Professor Stefanovic holen, damit er dir ein Schmerzmittel gibt.“ Und schon war sie auf dem Weg zur Tür.

    „Nein, bitte mein Schatz warte bitte noch ein bisschen, ……wenn ich Schmerzmittel bekomme… werde ich sofort….. wieder müde und ich…… möchte dich doch so gerne noch….ein bisschen ansehen. Es ist so schön und…. ich kann es noch……. immer nicht glauben,….. dass wir es aus dieser Hölle….. geschafft haben.“ Ben streckte seiner Freundin die Hand entgegen und zog sie unter großer Anstrengung zu sich heran.

    Langsam strich er mit seiner gesunden Hand über ihre Augenbrauen, über ihre etwas geröteten Wangen und ihre schön geschwungenen vollen Lippen. Sie genoss diese Berührungen von ihm so sehr und schloss ihre Augen um diesen Moment zu genießen. Wie hatte sie seine Liebkosungen vermisst, seine Hände waren so unbeschreiblich zärtlich und sie wünschte sich, dass dieser Moment nie enden würden.

    Als sie jedoch merkte wie Ben sich unter den Schmerzen verkrampfte, löste sie sich von ihm und holte den Arzt um ihrem Freund ein wenig Erleichterung zu verschaffen.

  • Mit hasserfülltem Blick saß Sascha vor dem Bild seiner Schwester Jessica. Jetzt hatte Jäger auch noch seine geliebte Schwester auf dem Gewissen. Zuerst sein Vater und das Familienunternehmen und jetzt auch noch seine Jessica.

    Sein Leben war nun endgültig zerstört, er hatte nichts mehr, er hatte alles verloren was im lieb war.

    Dieser verdammte Bulle hatte ihm alles genommen, angefangen bei seiner Sammy!

    Aber er wollte und konnte sich nicht einfach geschlagen geben! Über die Kanäle seiner Schwester hatte er herausgefunden, dass sowohl Josef als auch Jessica die Explosion nicht überlebt hatten. Bei dem Gedanken an seine geliebte Schwester, zog es ihm schmerzhaft sein schweres Herz zusammen und der Hass auf Jäger stieg ins Unermessliche.

    Zahlreiche Anhänger ihrer Organisation wurden ebenfalls getötet oder festgenommen. Auch erfuhr er, dass dieser Verräter Ben Jäger und auch seine Ex-Verlobte überlebt hatten.

    Sascha hatte Glück, da er sich zum Zeitpunkt der Detonation außerhalb des Steinbruches aufhielt. Nachdem ihm Sammy wieder ins Netz gegangen war, wollte er die letzten Vorbereitungen für den großen Deal treffen, das war sein Glück, ansonsten wäre er jetzt auch tot.

    Nun lag es ganz allein an ihm seine Familie zu rächen, er war bereit und wenn er dabei draufging! Er hatte nichts mehr zu verlieren!

    Ein perfider Plan reifte in seinem verwirrten Geist, jedoch musste er sich noch etwas gedulden bis der Bulle wieder etwas zu Kräften gekommen war. Er musste leiden für all seine Sünden und er, Sascha de Guillard höchstpersönlich, war sein Untergang.


    ******

    Er rannte und rannte, doch seine Peiniger waren ihm schon ganz dicht auf den Fersen. Er war gefangen, gefangen in diesem Alptraum aus Schmerz und Hoffnungslosigkeit.

    Vor ihm tat sich ein schwarzer Abgrund auf!

    Was sollte er denn jetzt tun?

    Entweder er sprang in die Dunkelheit, nicht wissend was ihn erwarten würde oder er begab sich wieder in die Klauen dieser Schlächter.

    Panisch drehte er sich um, sein Atem ging schnell und stoßweise.

    Schweißperlen lagen auf seiner Stirn und seine Umgebung verschwamm immer mehr zu einer grauen Nebelsuppe.

    Jeder Zentimeter seines Körpers schmerzte!

    Seine Muskeln waren zum Zerspringen angespannt!

    Sein geschundener Leib schrie ihm förmlich zu, springe doch endlich, aber sein Verstand hielt ihn zurück.

    Er wollte noch nicht sterben, er hatte noch so viel vor, hatte so viele Dinge in seinem Leben noch nicht getan. Warum half ihm denn keiner?

    Alle hatten ihn im Stich gelassen!

    Verzweifelt drehte er sich noch einmal um, bevor er resigniert seine Augen schloss und.......


    „Ben, Ben....komm schon Ben mach deine Augen auf, du bist in Sicherheit...“, verzweifelt versuchte Semir seinen besten Freund aus einem Alptraum zu befreien. Ben lag schweißgebadet in seinem Krankenbett und warf seinen Kopf panisch von der einen auf die andere Seite. Semir konnte es nicht ertragen seinen jungen Kollegen so leiden zu sehen. Endlich erwachte Ben mit einem herzzerreißenden Schmerzensschrei und schaute Semir mit entsetzten Augen an.

    Tränen rannten ihm über sein von Schnitten und Platzwunden gezeichnetes Gesicht.

    „Schscht, beruhige dich...schscht es ist alles gut... du bist im Krankenhaus, du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich passe auf dich auf mein Freund“, sprach Semir beruhigend auf Ben ein, nahm schnell dessen Hand in seine und streichelte ihm beruhigend über das fiebernde Gesicht.

    Der Halbtürke wusste, um was es in den Alpträumen ging.

    Er wusste auch, dass selbst wenn die körperlichen Wunden irgendwann verheilen würden, die seelischen Wunden würden noch lange bleiben. Natürlich würden er und Bens Freunde und seine Familie, alles Menschen mögliche tun um Ben wieder ins Leben zurück zu holen.

    Erst kurz vor seiner Entführung war es Ben gelungen sich gegenüber ihm zu öffnen, er war dabei wieder glücklich zu sein und jetzt war alles noch viel viel schlimmer. Er wusste nur aus Sammys Erzählungen, was Ben alles angetan wurde, all die Demütigungen, die Schmerzen und die Ängste welche er ertragen musste.


    Wehmütig blickte er auf Ben, der langsam seine Atmung wieder in Griff bekam jedoch noch immer mit den aufkommenden Schmerzen kämpfte.

    „Ben, ich werde einen Arzt holen, der dir etwas gegen die Schmerzen gibt, ich sehe doch dass du starke Schmerzen hast.“

    „Nein, Semir bitte nicht“, flehte der Verletzte ihn an.

    „Ich möchte nicht wieder schlafen, bitte Semir, bleib einfach bei mir und lass mich nicht allein! Ich....ich....bitte ...Semir!“

    „Keine Angst Ben, ich lass dich nicht alleine, geht es denn ohne Schmerzmittel?“

    „Es geht schon, wenn ich Schmerzen habe dann weiß ich zumindest, dass ich noch am Leben bin“, versuchte er zu scherzen.

    Doch dann wurde Ben plötzlich ganz ernst!

    „Semir, bitte sag ....mir...die Wahrheit...habt ihr die...ganze Bande ....erwischt? Was ...ist mit Jessica……..passiert? …….Ist sie tot?“

    Jetzt saß der erfahrene Polizist in der Zwickmühle, wieviel Wahrheit konnte sein verletzter Freund ertragen?


    Sollte er ihm sagen, dass Jessica tot war und auch Josef Van Gochen?

    Er entschied sich für die Halbwahrheit um Ben zu schonen.

    Semir erzählte ihm von der Explosion, wie Jessica alle gerettet hatte und dass es viele Tote gab, viele Verletzte und dass dadurch der Waffendeal vereitelt wurde.

    „Semir, warum ...sitzen vor ...meinem Zimmer zwei Kollegen?“

    Damit hatte der erfahrene Hauptkommissar nun wirklich nicht gerechnet, trotz dessen schlechten Zustandes funktionierte Bens Polizisteninstinkt einwandfrei. Ertappt senkte Semir seinen Kopf und redete etwas von reiner Vorsichtsmaßnahme, was ihm Ben natürlich nicht abkaufte.

    „Mein körperlicher Allgemeinzustand ist.....im Moment...vielleicht..nicht..der Beste, aber mein Verstand...funktioniert noch einwandfrei. Also Semir, was....verschweigst du..mir?“

    Semir merkte, wie Ben langsam aber sicher an seine Schmerzgrenze stieß und darin sah er seine Chance ihn noch nicht mit der bitteren Realität konfrontieren zu müssen.

    „Ben, du hast starke Schmerzen, ich werde jetzt einen Arzt holen, der dir etwas Erleichterung verschafft. Er muss dich ja nicht gleich wieder ins Land der Träume schicken.“ Schnell erhob sich Semir und war auch schon nach draußen verschwunden.

    Natürlich hatte sein Freund Recht, die Schmerzen waren mittlerweile nicht mehr zu ertragen und so wehrte er sich auch nicht dagegen, als der Arzt ihm die Qualen nahm.

    Sollten doch diese Verbrecher kommen, dieses Mal würde er ihnen die Stirn bieten!

    Er war bereit gegen diese Dämonen anzukämpfen!




  • Am nächsten Tag ging es Ben schon etwas besser, das Fieber war noch einmal gesunken und das Antibiotikum schlug gut an. Sammy war guter Hoffnung, dass ihr Freund bald wieder auf die Beine kommen würde.

    Noch immer wechselten sich Semir, Sammy, Bens Vater und auch Bens Schwester Julia bei der Krankenwache ab. Sie wollten den Traumatisierten auf keinen Fall alleine lassen, er sollte sich nicht wieder im Stich gelassen fühlen.

    Semir und das Team der Autobahnpolizei arbeiteten auf Hochtouren um den Aufenthaltsort von Sascha Guillard heraus zu bekommen, jedoch waren die Ermittlungen bisher nicht sehr erfolgreich.

    Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen ihre volle Unterstützung zugesagt und Semir durfte auch seinen Dienst wieder aufnehmen. Kim Krüger vermutete hinter dem Einlenken, dass das LKA versuchte deren Fehlverhalten wieder gut zu machen. Vorerst würde sie keine schlafenden Hunde wecken, da auch sie und ihre Mitarbeiter nicht ganz regelkonform gehandelt hatten.


    Semir wusste, dass Ben ihn bei der nächsten Gelegenheit nochmals auf die 2 Beamten ansprechen würde und da es seinem Partner schon etwas besser ging, würde er ihm nicht länger die Wahrheit verschweigen.

    Und so kam das unvermeidliche Gespräch auch schon beim nächsten Krankenbesuch.

    „Semir, bitte sag mir die Wahrheit! ……Ich muss wissen ob Sammy noch immer in Gefahr ist?“

    Als Semir sich neben seinen Freund setzte, legte Ben auch sofort los.

    Ben sah so voll Schmerz und Sorge aus!

    Seine schönen braunen Augen hatten jeglichen Glanz verloren und sein schmerzverzerrtes Gesicht sprach Bände.

    „Okay, Ben ich möchte, dass du dich nicht aufregst, wir haben alles im Griff und deine Sammy wird ebenfalls rund um die Uhr bewacht.....Also, es sieht im Moment so aus, dass Sascha Guillard nicht im Steinbruch war als es zu der zerstörerischen Explosion gekommen ist……. Die Fahndung wurde gleich eingeleitet, bisher jedoch ohne Erfolg. Die Fahndung wurde zudem auf die Nachbarländer ausgedehnt, vor allem wurde die Polizei in der Schweiz in den Fall einbezogen. Die Geschäfte um den Guillard-Clan wurden damals überwiegend von Josef Van Gochen aus der Schweiz geleitet.“

    Semir bemerkte, wie seinem Freund jegliche Farbe aus dem sowieso schon blassen Gesicht gewichen war.


    Ben spürte, dass bei jedem Wort welches Semir aussprach die Übelkeit und die Panik in ihm hochstieg.

    Er hatte sich so etwas schon gedacht, aber jetzt hatte er Gewissheit.

    Der Horrortrip war noch immer nicht zu Ende und er wusste auch, dass dieser Sascha ihn für all das Unheil, was ihm widerfahren war, verantwortlich machen würde. Jetzt war auch noch seine Schwester wegen ihm gestorben, sie hatte sich für ihn, für Sammy und seine Freunde geopfert.

    Wenn er Sammy oder ihn in die Finger bekommen würde, wären sie so gut wie tot!

    Er musste so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen, dieses Mal würde er seine Freundin nicht im Stich lassen!

    Er musste sie beschützen!

    Der Gedanke daran weckte in ihm seinen Kampfgeist, er würde zusammen mit seinem besten Freund den Kampf gegen diesen Dämon aufnehmen. Bevor Sascha Guillard nicht gefasst oder tot war, konnte er sich mit seiner neu gewonnen Liebe keine Zukunft aufbauen.


    „Ben ist alles in Ordnung mit dir, soll ich einen Arzt holen? Du siehst nicht gut aus! Ben komm schon sprich mit mir!“ Semir befürchtete schon, dass Ben jeden Moment wegkippen würde, doch ganz plötzlich veränderte sich dessen Mimik.

    Schlagartig wechselte sein Gesichtsausdruck! War Ben zunächst panisch, dann wütend und jetzt kämpferisch, doch genauso kannte er seinen Freund.

    Er musste ihn davon überzeugen, dass er gegen diesen Feind ankämpfen musste, sowohl gegen seinen inneren Feind als auch gegen dieses Guillard-Söhnchen.

    „Semir, bitte du musst mir helfen diesen Sadisten zu finden. Ich werde Sammy nicht noch einmal im Stich lassen,“ flehte er seinen besten Freund an.

    „Ben wir tun schon alles Menschen mögliche um ihn zu finden, du musst jetzt erst mal wieder gesund werden. Wir werden ihn finden, das verspreche ich dir,….. als Polizist und als dein bester Freund.“

    Dankbar und doch besorgt blickte der verletzte Hauptkommissar seinem Freund in die Augen, er wusste dass er so keine Hilfe war. Völlig erschöpft schloss er seine Augen und war auch schon wieder eingeschlafen.
















  • Mit jedem Tag ging es Ben ein bisschen besser und mittlerweile wurde er auch auf die Normalstation verlegt. Langsam kehrten seine Kräfte zurück und seine Verletzungen heilten sehr gut ab. Nach 1 Woche durfte Ben das erste Mal sein Krankenbett verlassen. Er war ganz aufgeregt und Semir und Sammy standen mit einem Rollstuhl neben seinem Bett, bereit ihn auf seinem ersten Ausgang zu begleiten.

    Vorsichtig half der Krankenpfleger Ben aus dem Bett heraus und als er wackelig auf seinen eigenen Beinen stand, strahlte Ben über das ganze Gesicht. Seine Beinmuskulatur hatte schon sehr gelitten und mit gekrümmten Rücken und gestützt auf den wesentlich kleineren Semir, setzte er einen Fuß vor den anderen. Seine Rippen schmerzten noch höllisch und auch die anderen Verletzungen wie seine Bauchwunde und die Hämatome waren noch allgegenwärtig.

    Er biss die Zähne zusammen und schaffte es tatsächlich bis zum Bad. Dort angekommen war er schweißgebadet und Sammy kam schnell mit dem Rollstuhl um ihrem geliebten Ben weitere Qualen zu ersparen.

    Doch dieser gab sich stur und wollte den Weg zurück, alleine bewältigen. Besorgt blickte sie auf ihren Schatz und konnte kaum hinsehen wie er sich Schritt um Schritt voran quälte. Er gab jedoch nicht auf und setzte sich erst, als er wieder am Krankenbett angekommen war, freiwillig in den Rollstuhl.


    „Ja, genau so kenne ich dich, stur wie eh und je! …..Aber ich sehe schon, es geht wieder aufwärts mit dir…..!“ Bemerkte Semir mit einem leicht sarkastischen Unterton.

    Völlig geschafft, aber sehr glücklich, ließ er sich nun von Semir in den Krankenhauspark schieben. Es war ein sonniger Frühlingstag und Ben schloss dankbar seine Augen und sog die Sonnenstrahlen förmlich in sich auf. Die zwei Sicherheitskräfte, welche sich im Hintergrund aufhielten, ignorierte er gänzlich.

    Er fühlte sich zum ersten Mal seit seiner Entführung wieder lebendig und befreit!

    Zärtlich strich ihm Sammy eine Haarsträhne aus seinem Gesicht und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Mit einem schnellen Griff beförderte er sie zu sich auf den Schoß und erwiderte ihren Kuss hingebungsvoll.

    Dann hauchte er ihr ein leises „ich liebe dich so sehr“, in ihr Ohr, so dass nur sie es hörte und sie es mit einem leisen „dito“ erwiderte.


    „Ok ihr zwei Turteltäubchen, so wie ich das sehe, kommt ihr zwei hervorragend ohne mich klar. Ich werde mich jetzt mal wieder an die Arbeit machen, bevor unsere Chefin wieder ausrastet……. Werde heute Abend nochmal bei dir vorbei schauen, halt die Ohren steif Partner und lass es langsam angehen!“

    „Danke Semir, richte Grüße aus und wehe du zerlegst ohne mich deinen Dienstwagen“, grinste Ben schelmisch und Semir hatte Hoffnung, dass Ben die ganze Sache vielleicht doch besser wegsteckte, als er zuerst dachte.

    Er schlug vorsichtig bei seinem Partner ein und lief dann, nicht ohne sich zuerst noch einmal von der Anwesenheit der zwei Sicherheitskräfte zu überzeugen, zu seinem Auto.

    Irgendwie hatte er ein komisches Gefühl, so als würde sie irgendjemand beobachten. Er schob dieses Gefühl mit dem Gedanken, er wird ja schon paranoid, wieder beiseite und stieg in sein Auto ein.


    Hinter einem Gebüsch nicht weit von den Drei entfernt, saß Sascha auf einer Parkbank und beobachtete argwöhnisch die Liebeleien der zwei Verliebten. Der Hass auf diesen hinterlistigen Bullen stieg ins unermessliche und er musste sich beherrschen nicht sofort zuzuschlagen. Er musste bedachter vorgehen! Vor zwei Tagen hatten sie ihn fast erwischt, seitdem war der Polizei klar, dass er sich noch immer in Köln aufhielt.

    Für ihn zählte jetzt nur noch seine Rache, was danach passieren würde war ihm egal!

    Er warf noch einmal einen Blick auf Sammy und Ben, genau in diesem Moment drehte Ben seinen Kopf in seine Richtung und Sascha merkte wie der Polizist kurz stutzte. Schnell stand er auf und ging mit zügigen Schritten in Richtung Krankenhausausgang.

    Hoffentlich hatte er ihn nicht erkannt, es war jetzt an der Zeit zu handeln.

    Die Rache war sein!

  • Wie Semir hatte auch Ben ein komisches Gefühl, so ein Gefühl als würden sie beobachtet. Er schob es jedoch zuerst auf die 2 Sicherheitsleute, da diese die zwei keine Minute aus den Augen ließen. Als er jedoch auf der anderen Seite des Krankenhausparks einen Mann sah, der nachdem er ihn erblickte sofort aufstand und den Park verließ, war er doch etwas beunruhigt. Schnell schob er beim Anblick seiner Sammy diese Gedanken wieder beiseite und schwor sich aber, heute Abend mit Semir darüber zu sprechen.

    Mittlerweile war er sehr erschöpft und so schob Sammy Ben wieder zurück in sein Krankenzimmer. Da seine Sammy, seit er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, keine Nacht zuhause geschlafen hatte und es ihm auch schon wieder ganz anständig ging, beschlossen die Zwei, dass sie heute Nacht zu Hause schlafen würde, da das eigene Bett doch wesentlich komfortabler war. Zudem war er zu erschlagen um zu protestieren und er wusste, dass auch seine Freundin, immer wenn sie nicht bei ihm war, zwei Sicherheitsleute zur Seite gestellt bekam. Sie musste jedoch immer eine Stunde bevor sie das Krankenhaus verließ bei Frau Krüger Bescheid geben und sie schickte ihr dann die Beamten vorbei.


    Samantha musste schmunzeln, als sie den schlafenden Ben betrachtete. Er hatte sich etwas übernommen und war eigentlich sofort als er wieder in seinem Bett lag eingeschlafen. Sie hauchte ihm einen Kuss auf seine Wange und verließ beruhigt und glücklich das Krankenhaus. Als sie draußen stand, fiel ihr siedend heiß ein, dass sie vergessen hatte die Personenschützer rechtzeitig anzufordern. Sie blickte sich kurz um und beschloss dann auf der Heimfahrt mit Frau Krüger zu reden, so dass sie die Beamten gleich zu ihr nach Hause schicken konnte. Auf der kurzen Fahrt nach Hause würde schon nichts passieren und somit ging sie eilig zu ihrem Auto und startete den Motor.

    Noch auf dem Parkplatz des Krankenhauses wählte sie die Nummer von Bens Chefin und fuhr dann los.

    „Frau Krüger, würden sie mir die Sicherheitsleute nach Hause schicken, ich schlafe heute Nacht zu Hause und habe vergessen sie anzurufen....ja Frau Krüger ich weiß, dass ich sie eine Stunde vorher informieren muss...Frau Krüger es wird schon nichts.....“.


    „Frau Held, wenn wir sie beschützen sollen, müssen sie sich an die Regeln halten. Bitte fahren sie zurück ins Krankenhaus und warten bei Ben auf die Beamten. In ihrer Wohnung ist es nicht sicher..... Frau Held... hallo... oh Gott Samantha was ist passiert. So sagen sie doch was.......“.

    Kim hörte in der Leitung nur noch einen gellenden Schrei von Samantha und dann war die Leitung tot. Wie angestochen rannte sie in Semirs Büro und erzählte ihm was vorgefallen war.

    „Susanne, gib mir bitte sofort Bescheid, wenn du einen Unfall gemeldet bekommst! Und zwar zwischen dem Katharinen-Krankenhaus und der Wernerstraße, ……ich bin auf dem Weg.“

    Und schon war Semir in sein Dienstfahrzeug gesprungen und in Richtung Samanthas Wohnung unterwegs.

    Warum hatte er nicht auf sein Bauchgefühl gehört?

    Sofort machte er sich Vorwürfe, wenn Sammy etwas passieren würde....er durfte gar nicht daran denken.


    Sascha hatte Samantha beobachtet, wie sie ohne Sicherheitsleute das Krankenhaus verließ. Genau darauf hatte er gewartet, jetzt würde er zuschlagen und seinen Racheplan in die Tat umsetzten. Es musste alles ganz schnell gehen, denn lange würde sie nicht alleine bleiben. Somit stieg auch er in sein Auto und folgte ihr, als er sah, dass seine Ex-Verlobte zu telefonieren begann schlug er zu. Auf einem freien Streckenabschnitt setzte er zum Überholen an und blieb direkt auf ihrer Höhe. Als Sammy irritiert zu ihm rüber schaute riss er mit einem hämischen Grinsen im Gesicht das Lenkrad rum und rammte ihren Wagen von der Straße.

    Samanthas Polo flog aus der Spur und landete unsanft im Graben.

    Schnell zog er die am Kopf blutende und bewusstlose Krankenschwester aus ihrem Fahrzeug und legte sie auf die Rückbank seines SUVs. Zufrieden fuhr er los, gerade sah er noch im Rückspiegel wie ein Auto bei dem verunglückten Polo anhielt und zwei Leute ausstiegen um nach dem Unglücksfahrzeug zu schauen.

    Das hätte nicht besser laufen können!

    „So du elendiger Drecksbulle, mal schauen wie dir das gefallen wird wenn du erfährst, dass deine kleine Freundin zu mir zurück gekehrt ist.“

    Er hatte alles genau bis ins kleinste Detail geplant, dieses Mal würde er als Gewinner aus diesem Duell hervor gehen.





  • Semir hatte von Susanne sofort von dem Unfall erfahren und war schon vor den Einsatzkräften am Unfallort. Panisch rannte er zu dem ramponierten Auto von Bens Freundin.

    Er war zu spät gekommen!

    Im Fahrzeug lag nur das zerstörte Handy von Sammy und ein kleiner Blutfleck war auf dem Lenkrad und dem Fahrersitz zu sehen.

    Von Sammy fehlte jegliche Spur!

    Sofort zückte der kleine Polizist sein Handy und informierte die Spurensicherung und seine Chefin.

    Wie sollte er das nur Ben beibringen, waren sie vorhin doch noch so glücklich zusammen. Nun musste Semir ihm die schlimmsten Befürchtungen überbringen, welche eintreffen konnten. Nach kurzer Absprache mit Hartmut und Kim Krüger entschied er sich dann aber doch zu Ben zu fahren, er hatte es ihm schließlich versprochen.


    Als Semir Bens Zimmer betrat lag dieser schweißgebadet in seiner Bett und warf panisch seinen Kopf hin und her.

    Verdammt, Ben hatte wieder einmal einen Alptraum!

    Behutsam versuchte er, durch leichte Schläge auf die Wangen, seinen besten Freund wach zu bekommen. Nun fing Ben an wie wild mit seinen Armen um sich zu schlagen und schrie sein ganzes Leid heraus.

    „Nein, bitte......nein lasst sie in Ruhe......,“ jammerte er unentwegt, bis es Semir gelang durch einen weiteren beherzten Schlag auf Bens Backe, ihn doch noch in die Realität zurück zu holen.

    „Ben, Ben hey….Partner wach auf.....komm schon alles ist gut..!“ Obwohl eigentlich überhaupt nichts gut war. Dessen Sammy war in den Fängen dieses Psychopathen und irgendwie musste er ihm das jetzt schonend beibringen.

    Als Ben ruckartig seine Augen öffnete, schauderte es Semir.

    Angsterfüllt blickte dieser ihn an!

    Dessen Haut war mit einem kalten Schweißfilm überzogen und das ohnehin schon gespenstisch bleiche Gesicht war schmerzerfüllt.

    Ben musste wieder einmal einen schrecklichen Traum gehabt haben.


    Langsam orientierte er sich und erkannte sofort an der Mimik seines Partners, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Somit kam Ben ohne Umschweife zum Punkt.

    „Semir, was ist mit Sammy.....ich habe sie gesehen....sie wurde von diesem Mann...im Park......ich hatte vorher so ein ungutes....Gefühl.... Ich muss sofort mit Sammy sprechen....bitte Semir.“

    „Ben, was für ein Mann im Park?“ Jetzt wurde der Polizisteninstinkt in Semir wach.


    „Als wir heute unten im Park waren hatte ich das Gefühl wir werden beobachtet. Du bist kaum weggegangen, ......da sah ich diesen Mann auf der Parkbank. Als ich zu ihm schaute, drehte er sich um und ging ziemlich schnell aus dem Krankenhauspark. Zuerst dachte ich, Mann jetzt wirst du schon paranoid, ......aber in meinem Traum hat dieser Mann Sammy mitgenommen.....oh mein Gott Semir .....ich konnte ihr wieder nicht helfen.“ Fing Ben an zu schluchzen.


    Es half alles nichts, er musste es ihm sagen auch wenn sein bester Freund ganz und gar nicht in der Verfassung für solche Hiobsbotschaften war.

    Semir setzte sich auf das Bett neben den noch immer zitternden Verletzten, er griff dessen Hand und suchte verzweifelt nach den richtiges Worten.

    „Ben, bitte du darfst dich jetzt nicht aufregen …….aber …..es ist etwas passiert, was nicht passieren hätte dürfen……!….. Es tut mir so leid, dass auch ich es nicht geschafft habe sie zu beschützen!“ Semir merkte, wie sich Bens Hand immer fester und schmerzhafter um die seine schloss.


    „Nein, was ist mit ihr, ich möchte sofort mit ihr sprechen, Semir......bitte....!“ Ben merkte wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, ihm wurde furchtbar schwindelig und er drohte die Fassung zu verlieren.

    Er musste sich furchtbar zusammenreißen!

    Das durfte nicht sein!

    Nach einem kurzen Moment des Sammelns, schaute er auffordernd seinem Freund in die Augen.

    „Semir, was ist mit ihr passiert? Sag mir bitte die Wahrheit!“ Flehte er den kleinen Türken an.

    „Sie ist verschwunden, sie hat sich nicht an die Vereinbarung gehalten und die Sicherheitsleute hier im Krankenhaus angefordert sondern erst auf dem Heimweg…….. Als sie mit der Chefin telefonierte um dies nachzuholen, wurde sie von der Straße gedrängt. Als ich bei Sammys Auto war, fand ich nur noch ihr zerstörtes Handy auf dem Beifahrersitz.“ Semir musste schwer schlucken, bevor er die nächsten Worte herauspresste.

    „Ben sie ist verschwunden, wir vermuten, dass Sascha Guillard sie hat.“

    Genau diese Worte fürchtete er!

    Warum hatte er sie gehen lassen ohne darauf zu bestehen, dass sie die Chefin anrief?

    Er war eingeschlafen, der Ausflug in den Park hatte ihn doch mehr angestrengt als er dachte und jetzt hatte er sie schon wieder im Stich gelassen.

    Bens Herz verkrampfte sich, ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit stieg in ihm auf. Dieses Gefühl welches er in den letzten Tagen seiner Gefangenschaft so oft empfand.

    Entschlossen setzte er sich auf und blickte seinem Partner in die Augen.


    „Semir, ich werde nicht tatenlos hier herum sitzen, während meine Sammy in der Gewalt dieses Verbrechers ist. Ich weiß auch, dass er mich will und nicht sie und wenn er sich meldet kannst du mich nicht daran hindern sie zu retten.“ Diesen Blick kannte Semir nur zu gut und ein eisiger Schauer kroch ihm über den Rücken.

    Semir wusste, dass Ben so reagieren würde, so kannte er ihn. In Ben war der Kampfgeist zurückgekehrt, jedoch war dieser zurzeit noch in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung. Auch seine psychische Konstitution war katastrophal und selbst wenn er jetzt den Starken mimte, hätte dieser gegen Guillard keine Chance.

    Irgendwie musste er Ben vor sich selbst schützen.

    Er musste dem Wachmann vor Bens Zimmer unmissverständlich klar machen, dass dieser Ben unter keinen Umständen aus dem Zimmer lassen durfte.

    Leider konnte Semir nicht ahnen, welch weitere Katastrophe auf sie zurollen würde!





  • Triumphierend schaute Sascha auf seine am Boden liegende Geisel. Ihre blonden Locken waren auf der einen Seite mit Blut getränkt, über ihrem rechten Auge klaffte eine große Platzwunde aus der noch immer der rote Lebenssaft floss.

    Vorsichtig drückte er ein Tuch auf die Wunde um diese zu stillen. Fast schon zärtlich strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht, um dieses besser betrachten zu können.

    Warum hatte sie ihn damals verlassen?

    Sie waren das perfekte Paar und dann kam dieser Bulle und verdrehte ihr den Kopf. Er hatte alles zerstört, hatte seine große Liebe gestohlen und seine Familie ausgelöscht. Der Hass auf Ben Jäger stieg ins unermessliche, jetzt musste er ihn nur noch hier her locken und dann hatte sein letztes Stündchen geschlagen.

    Sammy hätte damals ihr Leben für ihn geopfert, er war sich sicher, dass der Bulle das gleiche für sie tun würde.


    Was war nur geschehen? Ihr Kopf fühlte sich an, wie als wäre ein Bulldozer darüber gefahren. Langsam öffnete sie ihre Augen und schaute direkt in das grinsende Gesicht ihres Ex-Verlobten. Schnell drehte sie sich auf ihre Knie und robbte ans andere Ende des Raumes. Schwer atmend drückte sie ihren Rücken an die Wand, zog ihre Beine an sich und umklammerte diese ängstlich.

    Wie kam sie nur hier her?

    Oh nein, sie hatte die Sicherheitsleute nicht rechtzeitig gerufen und war ohne sie in Richtung ihrer Wohnung gefahren. Er hat ihr aufgelauert und sie von der Straße gedrängt, dieser elende Bastard! Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein!

    Sie hatte die Gefahr nicht kommen sehen!

    „Was willst du von mir, hast du noch immer nicht genug Unheil angerichtet?“ Brüllte Sammy ihn an.


    Mit einem süffisanten Grinsen ging er auf seine Ex-Freundin zu, ohne zu zögern zog er sie hoch und schlug ihr brutal ins Gesicht. Entsetzt versuchte Sammy sich aus seinem Griff zu befreien und aus ihrem Mundwinkel lief das Blut über das Kinn. Damit hatte sie nicht gerechnet, dass er gegenüber ihr gewalttätig werden würde.

    Mit festem Blick schaute sie ihm direkt in die Augen.

    „Du bist so erbärmlich, bist nur stark wenn du Schwächere oder Verletzte schlagen kannst!……. Was willst du von mir, kannst du uns nicht einfach in Ruhe lassen?“ Sammy hatte sich so richtig in Rage geredet und spürte dadurch auch keine Angst mehr.

    „Weißt du meine Liebe, von dir will ich gar nichts mehr, du bist nur noch Mittel zum Zweck.

    Ich.....will....Ben.....Jäger! Er wird für all das Unglück büßen müssen dass er mir und meiner Familie angetan hat. Er wird elendig verrecken....!“ Mit immer lauter werdender Stimme versuchte er Sammy einzuschüchtern.

    Plötzlich fing die junge Krankenschwester schallend an zu lachen, sie lachte und konnte sich gar nicht mehr beruhigen.

    „Was ist denn daran so lustig, dir wird das Lachen schon sehr bald vergehen. Dein dreckiger Bullenfreund wird ganz freiwillig zu mir kommen, wenn ihm etwas an dir liegt. Wir werden ihm jetzt eine kleine Botschaft zukommen lassen.“ Mit diesen Worten holte er aus und schlug den blonden Lockenkopf mit einem Schlag ins Land der Träume.


    ******


    Nachdem Ben nach einer Ewigkeit endlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war, verließ Semir das Krankenhaus. Ihm war überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken seinen Freund jetzt in dieser schlechten Verfassung alleine zu lassen. Aber er musste in die PAST, er musste Samantha finden und das war nur möglich, wenn er einen kühlen Kopf bewahrte. Den zwei Sicherheitskräften hatte er nochmals genaue Anweisungen gegeben.

    Ben durfte das Zimmer nicht verlassen und außer zwei Personen, Konrad und Julia Jäger, hatte Keiner Zutritt zu dessen Zimmer!

    Auch hatte er dafür gesorgt, dass sich nur zwei Pfleger um Ben kümmern durften und natürlich sein behandelnden Arzt Dr. Stefanovic.


    Als Semir in der PAST eintraf drehte sich schon alles um das Verschwinden von Samantha Held. Susanne versuchte herauszufinden welche Unterschlupfmöglichkeiten Sascha Guillard in der Umgebung hatte. Dafür wurden alle Unterlagen aus seiner Wohnung auf die Wache gebracht und akribische durchgearbeitet.

    Frau Krüger ließ ihre Beziehungen zum LKA spielen und versuchte darüber weitere Informationen zu bekommen.


    Sie mussten irgendwie Bens Freundin finden, wenn sein Partner seine Freundin verlieren würde, dann würde dies ihm vollends den Rest geben.




  • Jetzt musste er Ben Jäger nur noch aus dem Krankenhaus locken. Aber dessen kleiner Bullenfreund hatte gute Vorkehrungen getroffen, so dass er nicht an ihn rankam.

    Dies war im Grunde genommen nur über Sammy möglich, nur wenn er sie dazu brachte bei ihrem Freund anzurufen, würde er freiwillig zu ihm kommen.

    Etwas reumütig betrachtete er die Niedergeschlagene!

    Zu dumm, dass er jetzt warten musste bis sie aufwachte!

    Sascha wusste, dass er nur durch einen Trick an den Polizisten rankam.

    Mit einem Klaps auf Sammys Wange holte er sie in die Wirklichkeit zurück. Noch völlig benommen schaute ihm die hübsche Blondine mit zornigem Gesicht entgegen.

    „So meine Süße, du wirst jetzt auf deiner Station anrufen und die sollen das Telefon auf Ben Jägers Zimmer bringen. Der Wachmann darf zu ihm rein, er soll das Telefon ihm geben.“ Gab er seiner Ex-Verlobten Anweisung.

    „Das werde ich ganz sicher nicht tun, ……..du bist ja verrückt, wenn du glaubst ich helfe dir Ben hier her zu locken....“, schrie sie ihn jetzt ungehalten an.

    „Das habe ich mir schon gedacht und deshalb habe ich eine kleine Überraschung für dich, …….was dich deine Meinung eventuell nochmals überdenken lässt.“ Mit einem gehässigen Grinsen zog er ein Tablett heraus und hob ihr ein laufendes Video vor das Gesicht.

    Entsetzt schlug sie ihre Hand vor den Mund und unterdrückte damit einen Schrei. Ihre Mutter saß auf einem Stuhl gefesselt da und hatte einen Knebel im Mund.

    Um ihren Brustkorb war ein Bombengürtel geschnallt, ihre Augen waren vom Weinen verquollen und diverse Schrammen zierten ihr verängstigtes Gesicht.


    „Du elender Bastard, was hast du mit meiner Mutter gemacht? Du wirst sie sofort freilassen, wie krank bist du eigentlich? Sie hat damit doch überhaupt nichts zu tun!…..Sie hat dich damals sogar wie ihren eigenen Sohn behandelt und so dankst du ihr es?“ Ging Sammy nun völlig hysterisch auf Sascha los.

    „Entweder du rufst jetzt auf deiner Station an und lässt das Telefon zu deinem Geliebten bringen oder .......Bumm, deine Entscheidung liebe Samantha!“ Provokativ hielt er der Verzweifelten einen Fernzünder unter die Nase.

    „Nein, bitte nicht....das darfst du...nicht tun, oh mein Gott wie krank ist das!“ weinte sie.

    Noch einmal schaute sie auf den Bildschirm, auf dem ihre Mutter, am Rande eines Nervenzusammenbruchs, auf ihr Ende wartete.

    Schon hob er ihr ein Prepaid Handy hin und wählte die Nummer von Sammys Station.

    „Du weißt was du zu tun hast, keine Tricks...ansonsten...Kabum..!“

    Für Samantha war es ein leichtes ihre Freundin davon zu überzeugen, das Telefon über den Wachmann zu Ben aufs Zimmer zu bringen. Sie wusste ja nichts von Ihrer Entführung und so vermutete diese hinter dem Anruf zur so später Stunde, nur die Sehnsucht nach ihrem verletzten Freund.


    Erschrocken fuhr er in seinem Bett hoch als er die Tür hörte, oh Mann er war doch tatsächlich eingeschlafen. Aber wo war Semir?

    Der freundliche Sicherheitsbeamte entschuldigte sich für die Störung und hob Ben ein Telefon hin. „Eine resolute Schwester meinte, dass sie diesen Anruf bestimmt gerne entgegennehmen“, grinste er, übergab Ben das Handy und verließ augenblicklich das Krankenzimmer. Schließlich brauchte jeder ein klein wenig Privatsphäre.



    „Hallo, wer ist da?“ Fragte Ben zögerlich.

    „Ben, ich bin es, du darfst nicht her zur Hütte......“, aber schon wurde Sammy unterbrochen.

    „Hallo Ben, schön dich zu hören, du bist wirklich schwer zu erreichen.

    Du fragst dich bestimmt wie es deiner kleinen Freundin geht? Da kann ich dich beruhigen, bis auf ein paar kleine Blessuren geht es der Wildkatze ganz gut. Und damit dies auch so bleibt, wirst du mir jetzt genau zuhören.“

    „Du Schwein, was hast du mit ihr gemacht, ….wenn ich dich erwische, bring ich dich um ……du verdammter .....“, weiter kam Ben nicht, denn er hörte im Hintergrund seinen Engel schreien und weinen.

    „Bitte tu ihr nicht weh, bitte ich mach alles was du willst, aber bitte lass sie in Ruhe!“ Flehte Ben seinen Widersacher verzweifelt an.

    „Du lernst schnell!…..also es ist ganz einfach für dich. ….Du wirst in den nächsten 2 Stunden das Krankenhaus unauffällig verlassen, wie du das anstellst überlasse ich deinem Einfallsreichtum. ……..Es wird am Hintereingang der Notaufnahme ein dunkler Transporter auf dich warten. Wenn du nicht kommst wird Sammy und auch ihre Mutter sterben! Solltest du irgendein linkes Ding abziehen, ist sie tot! Also du wirst das Telefon jetzt ganz brav dem Sicherheitsmann übergeben und dir dann überlegen wie du ihn austrickst um an ihm vorbei zu kommen. Versuch erst gar nicht deinen Partner anzurufen, das Telefon wird abgehört und ich habe auch im Krankenhaus meine Spitzel.“ Mit diesen Worten legte Sascha auf.




  • Ben atmete schwer und musste sich erst beruhigen bevor er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Bett quälte. Krampfhaft überlegte er was er tun sollte, dann nahm er das Handy und brachte es dem Sicherheitsmann mit einem kurzen Dank zurück.

    „Wo ist denn ihr Kollege, normalerweise sind sie doch zu zweit?“ Versuchte Ben etwas über den Aufenthaltsort des zweiten Wachmanns heraus zu bekommen.

    „Er wurde zu einem dringenden Fall gerufen, er ist aber in 2 Stunden wieder da. Keine Angst ich werde meinen Platz nicht verlassen bis er wieder zurück ist,“ beruhige dieser Ben.

    „Soll ich ihnen zurück helfen, sie sehen nicht gut aus?“ Bot der junge Beamte dem sichtlich angeschlagenen Ben an.

    „Nein danke, das schaffe ich schon.....,“ schloss die Tür und setzte sich erst einmal geschafft von den wenigen Schritten auf sein Bett. Er brauchte einen Fluchtplan und zudem musste er Semir irgendwie einen Hinweis zukommen lassen mit dem er ihn finden konnte. In seiner Beistelltisch-Schublade fand er einen kleinen Block und einen Stift auf den er schnell etwas kritzelte und auf sein Kopfkissen legte.

    Jetzt musste er nur noch hier raus kommen, aber wie sollte er seinen Kollegen überwältigen und vor allem wie sollte er es in seinem Zustand, unerkannt durch das ganze Krankenhaus bis zum Hinterausgang, schaffen?

    Völlig schweißgebadet zog er sich den Zugang aus seiner Armbeuge und klebte provisorisch ein kleines Pflaster auf die Einstichstelle. Dann ging er langsam in Richtung seines Kleiderschranks und zog ein T-Shirt und eine Jogginghose heraus. Als er sich angezogen hatte schaute er prüfend auf die Uhr. Er hatte schon eine halbe Stunde verbraucht, blieben ihm noch 1 1/2 Stunden.

    Langsam aber sicher ließen die Schmerzmittel, welche die Schwester ihm am Abend verabreicht hatte, nach.

    Er musste sich jetzt zusammenreißen, es ging hier schließlich um seine Sammy und so zog er noch seine Schuhe an und war bereit für seinen zu recht gelegten Plan. Natürlich durfte ihm auf dem Weg nach unten keiner über den Weg laufen, aber er war ja schließlich Polizist und kannte alle Tricks um unerkannt zu bleiben. Seine wohl größte Hürde war der Wachmann vor der Tür, da er merkte wie bei jeder Bewegung seine Rippen und eigentlich jede Stelle seines misshandelten Körpers schmerzten.

    In seinem tiefsten Inneren wusste er, dass er diesen Alleingang höchstwahrscheinlich nicht überleben würde!

    Er musste nur seinen Engel in Sicherheit wiegen, alles andere war ihm egal.

    Sollte der Verrückte ihn doch töten!

    Ein kalter Schauer kroch ihm über den Rücken, als er an die Folter dachte, die ihm Sascha und Josef zugefügt hatten. Nochmals könnte er so etwas nicht ertragen, es sollte dann wenigstens schnell gehen.

    Doch noch hatte Ben einen kleinen Funken Hoffnung, dass Semir seine Nachricht laß und ihn und Sammy retten würde.


    Langsam öffnete er die Türe und musste schmunzeln als er auf den eingenickten Sicherheitsbeamten blickte. So hatte er leichtes Spiel und wusste sofort welche Stelle an seinem Hals ihn zum weiterschlafen brachte. Er musste diesen Trick auch schon einmal bei Semir anwenden, als seine ermordete Freundin Laura in den Fängen von dem Verbrecher Hagen war.

    Schnell umfasste er den Hals des jungen Mannes und ehe dieser überhaupt reagieren konnte, war er schon wieder im seligen Land der Träume angekommen.

    „Sorry, mein Freund, das musste sein!“

    Leicht benommen musste er sich am Türrahmen festhalten um nicht umzukippen. Ein kurzer Blick auf die Uhr im Krankenhausflur trieb ihn jedoch abermals zur Eile an.

    Er war im 5. Stock und er wusste, dass er den Aufzug nicht benutzen durfte, das war zu gefährlich.

    Um diese Uhrzeit war höchstwahrscheinlich keiner mehr in den Treppenhäusern unterwegs, die Pfleger, Krankenschwestern und Ärzte nahmen sowieso immer den Aufzug.

    Langsam setzte er sich in Richtung Treppenhaus in Bewegung und da er sich von früheren Krankenhausaufenthalten recht gut auskannte, wusste er genau wo es lang ging.

    Er kam nur schwerlich vorwärts, da ihm die immer schlimmer werdenden Schmerzen fast um den Verstand brachten.

    Auch musste er sich immer, nach maximal 5 Stufen, kurz setzen um seine spärlichen Kräfte wieder zu bündeln, um seinen schwerlich Gang fortzuführen zu können. In diesem Tempo würde er es nie rechtzeitig nach unten schaffen. Wieder schaute er besorgt auf die Uhr welche im Treppenhaus hing und musste mit Schrecken feststellen, dass er nur noch knapp 30 Minuten Zeit hatte. Jetzt durfte nichts mehr schief gehen!

    Ansonsten wäre sein geliebter Engel in größter Gefahr!

    Doch als er endlich im Erdgeschoss angekommen war, passierte es! Eine hoch motivierte Schwester hatte sich doch im Treppenhaus verirrt und entdeckte Ben, der schwer schnaufend und mit schmerzverzerrtem und toten bleichen Gesicht auf der untersten Treppenstufe saß.




  • „Ach du meine Güte, was machen sie denn zu dieser späten Stunde hier im Treppenhaus? Sie sehen aber gar nicht gut aus.“ Versuchte die Schwester den ziemlich weggetretenen Ben zu erreichen.

    Mit schwacher Stimme brachte er dann doch heraus: „Keine Sorge es geht mir gut, ...muss mich ....wohl verlaufen haben, wollte ein bisschen....frische Luft ....schnappen.“

    „In ihrem Zustand ist das aber keine gute Idee gewesen, denken sie, sie schaffen es zum Aufzug? Ich bring sie auf ihr Zimmer zurück, welche Zimmernummer haben sie denn?“

    Wollte sie von Ben wissen und hob vorsichtig sein T-Shirt, da sich dieser schützend die Hand auf seinen Brustkorb legte.

    Scharf zog sie die Luft ein, als sie seinen eingebundenen Oberkörper und die bunt verfärbten Hämatome sah. Der Verband hatte sich rot verfärbt, da durch das Treppensteigen wohl eine Wunde aufgebrochen war.

    Ben war mittlerweile von den Schmerzen speiübel geworden, so dass er sich jetzt auch noch in einem Schwall auf den Boden erbrach. Er war schweißgebadet und kämpfte hartnäckig gegen die Bewusstlosigkeit an.

    Er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden, dann war alles umsonst und er würde nie und nimmer rechtzeitig zu dem schwarzen Transporter gelangen!

    „Ich werde jetzt hoch gehen und Hilfe holen, sie bleiben schön hier sitzen und rühren sich nicht vom Fleck. Wir werden sie gleich mit einem Krankenbett hier unten abholen und wieder auf ihr Zimmer bringen.“

    Ohne eine Antwort abzuwarten stürzte sie die Treppenstufen hoch in die Innere, wo sie das Zimmer des Patienten vermutete.


    Jetzt durfte Ben keine Zeit verlieren, er musste hier raus und zwar bevor die Krankenschwester mit den Pflegern kam, um ihn zurück auf sein Zimmer zu bringen.

    Mit zusammengekniffenen Augen erhob er sich und versuchte für den Moment alle seine Schmerzen zu verdrängen.

    Die Hintertür der Notaufnahme ließ sich dann leicht öffnen. An die Hauswand gelehnt spähte er um die Ecke, um zu schauen ob er freie Bahn hatte.

    Und tatsächlich hatte er Glück, niemand war zu sehen! Auf der anderen Straßenseite erblickte er den schwarzen Transporter und lief schwankend auf das Auto zu. Kurz vor seinem Ziel wurde ihm schwarz vor Augen und er stürzte ohnmächtig auf den harten Asphalt.


    Schwester Celine kam völlig außer Puste im 5. Stock an und stürzte ins Schwesternzimmer. „Schnell unten vor der Notaufnahme am Hintereingang sitzt ein schwer verletzter Patient von euch, ihr müsst ihn mit einem Krankenbett abholen“.

    „Wie heißt er denn?“

    „Das kann ich dir gar nicht beantworten, er ist so um die 35 hat einen braunen Wuschelkopf und üble Verletzungen am Oberkörper.“

    „Oh mein Gott, das ist Ben Jäger, der entführte Polizist der einen Sicherheitsmann vor seinem Zimmer sitzen hat. …….Er dürfte das Zimmer auf keinen Fall verlassen, da er bedroht wird.“

    Ohne weiter Erklärungen rannte der Pfleger die 5 Stockwerke runter. Im Treppenhaus vernahm er einen beißenden Geruch und wäre auch noch fast auf Bens Erbrochenem ausgerutscht.

    Als er die Tür öffnete konnte er auf der anderen Straßenseite gerade noch sehen wie der ohnmächtige Ben Jäger in einen schwarzen Transporter gezerrt wurde und dieser mit quietschenden Reifen davon raste.

    Er rannte dem Auto noch ein Stück hinterher um eventuell das Kennzeichen zu erhaschen, aber er war zu spät.


    Semir war in der PAST über den Ermittlungsakten eingeschlafen, als sein Handy unbarmherzig klingelte.

    „Gerkhan, Kripo Autobahn“, meldete er sich noch ziemlich benommen.

    „Herr Gerkhan, bitte kommen sie sofort ins Krankenhaus. Ihr Kollege Herr Jäger ist verschwunden.“

    Ohne noch weiter zuzuhören, schnappte er sich seine Autoschlüssel und raste los.

    Oh nein, das konnte nicht wahr sein, wie hatte es Ben in seinem Zustand und ohne Hilfe aus dem Hospital geschafft?

    Am Eingang empfing ihn schon der Pfleger, welcher Semir gleich mit auf die Station nahm. Mit kurzen Worten schilderte er dem Deutschtürken was sich vorher im Krankenhaus ereignet hatte. Auf der Station fand er einen am Boden zerstörten Wachmann vor, der noch etwas benommen wirkte.

    „Ich habe ihm von der netten Schwester aus der Chirurgie das Telefon herein gebracht. Sie meinte da sei seine Freundin dran, ich wollte seine Privatsphäre wahren und habe das Zimmer sofort wieder verlassen………. Nach ein paar Minuten kam er heraus und hat es mir wieder gegeben.“ Begann der Beamte stockend zu erzählen.

    „Bitte konzentrieren sie sich, was hat er zu ihnen gesagt?“ Bohrte Semir nach.

    „Er hat sich nach meinem Kollegen erkundigt, da wir sonst immer zu zweit Wache schieben. Ich erklärte ihm, dass dieser zu einem dringenden Fall gerufen wurde und in 2 Stunden wieder da sein würde. Daraufhin ging er in sein Zimmer zurück,………. er sah wirklich nicht gut aus! Ich vermute er hatte starke Schmerzen.“

    Semir drehte sich um und ging wortlos in Bens Krankenzimmer. Er kannte Ben, wenn er gekonnt hätte, hätte er ihm eine Nachricht zukommen lassen. Da Ben kein Telefon auf dem Zimmer wollte und auch kein Handy, hatte er ihm bestimmt anderweitig eine Nachricht zukommen lassen. Und er wurde nicht enttäuscht....!


    ********

    Vor ihm stand sein bester Freund und Sascha hob diesem eine Waffe an die Schläfe.

    Semir sah furchtbar aus!

    Dem Türken seine rechte Gesichtshälfte war blutverschmiert und aus dessen Schulter liefen ebenfalls Unmengen von dem rotem Lebenssaft. Hinter ihm lag eine zierliche blonde Frau, ihre blauen Augen waren weit aufgerissen und auf ihre Stirn prangerte ein kleines Loch, aus dem ein wenig Blut floss.

    Guillard hatte sie einfach erschossen!

    Er hatte es nicht geschafft sie zu retten!

    Wieder war er zu schwach und er konnte die Forderungen, welche Sascha an ihn gestellt hatte, nicht erfüllen. Kurz vor dem Ziel zeigte sein Körper ihm seine Grenzen auf und jetzt war das Leben seiner Sammy erloschen und das seines Freundes konnte er auch nicht retten.

    Mit einem animalischen Schrei gab Ben seinen ganzen Schmerz freien Lauf. Seine körperlichen Schmerzen waren nichts gegen diese seelischen Qualen, welche er beim Anblick dieser Szene empfand. Jetzt hatte er nichts mehr zu verlieren, er musste wenigstens Semir retten. Er hatte Familie die ihn brauchte, er musste leben.

    Er musste das Ganze jetzt beenden! Er hörte förmlich wie das Blut durch seine Adern schoss, wie sich Unmengen von Adrenalin freisetzte und sein Körper, welcher sich noch vor wenigen Sekunden wie eine träge Masse anfühlte, blitzschnell hochschoss und sich ohne Rücksicht auf Verluste auf den verblüfften Sascha stürzte.

    Dieser kam ins straucheln und musste um Ben abzuwehren die Waffe senken. Er konnte spüren wie der Guillardsohn ihm die Waffe in den Bauch drückte und langsam den Abzug drückte. Dann löste sich ein Schuss.........!


    Erschrocken fuhr der junge Polizist hoch, als ihn ein Schwall eiskaltes Wasser aus dieser aussichtslosen Szenerie holte. Reflexartig fasste er sich an den Bauch, wo er ein Einschussloch vermutete. Doch außer heftigen Schmerzen, ausgelöst von seinen gebrochenen Rippen, konnte er Keine weiteren Verletzungen entdecken.

    Erleichtert sank er auf den harten Boden zurück und öffnete langsam seine Augen.

    „Oh f..ck, was für ein Horrortrip,“ stöhnte er auf und versuchte sich erst einmal zu orientieren.

    Er lag auf dem Boden einer sehr gemütlich eingerichteten Holzhütte, diese sah sehr gepflegt aus und in einem offenen Kamin loderte ein warmes Feuer.

    Doch er wusste ganz genau wo er sich befand. Das war die Hütte auf die ihn Jessica ein paar Mal mit hin genommen hatte und jetzt huschte ein Lächeln über seine Lippen.

    Hoffentlich würde Semir seine Nachricht verstehen, ansonsten wußte er, dass er endgültig verloren war!

  • „Was gibt es da zu grinsen, du elender Verräter? Du wirst dir noch wünschen nie geboren worden zu sein. Du hast mir alles genommen was mir wichtig war und jetzt werde ich dir alles nehmen was dir wichtig ist. Du wirst mich anflehen dich endlich zu töten.“

    Mit diesen Worten packte er Ben und zerrte ihn unsanft auf die Beine.

    „Wo ist Sammy......was hast du ....mit ihr gemacht?“ Versuchte Ben mit Sascha in Kontakt zu treten. Doch dies brachte ihm nur einen herben Schlag in seine gebrochenen Rippen ein, was ihn augenblicklich einknicken ließ.

    „Du wirst jetzt deine Klappe halten und nur wenn ich es möchte etwas sagen, hast du mich verstanden?“ Schwer schnaufend brachte der Gepeinigte ein gequältes „ja“ über die Lippen.

    Dann wurde er abermals hochgezogen und an seinem Shirt über den rauen Holzboden gezerrt. Mit grimmigem Gesicht schloss Sascha einen nahegelegenen Raum auf und schupste ihn rüde hinein, um nun die Türe lautstark hinter ihm zuzuschlagen. Der Raum war sehr klein und unmöbliert und nur ein schummriges Dämmerlicht, hing an der Zimmerdecke.

    Unter Schmerzen drehte Ben sich auf den Rücken und versuchte sich zu orientierten. Seine gebrochenen Rippen meldeten sich sofort schmerzhaft zurück, trotzdem kämpfte er sich auf die Beine und erst jetzt bemerkte er eine weitere Gestalt, welche gefesselt auf einem Stuhl saß.

    Die Person, welche mit dem Rücken zu ihm saß, hatte blonde Locken und war sehr zierlich. Unwillkürlich stockte Ben der Atem. Langsam näherte er sich der Frau und war erleichtert, dass es sich nicht, wie zunächst von ihm vermutet, um Sammy handelte.

    Vorsichtig löste er das Klebeband von deren Mund und sprach sanft auf die völlig verängstigte Frau ein. Trotz des Dämmerlichts war ihm sofort klar, wen er hier vor sich hatte. Die Ähnlichkeit war erschreckend, sie sah aus wie eine ältere Ausgabe seiner Sammy.

    „Ist alles in Ordnung mit ihnen?“ Versuchte er die Erschöpfte aus ihrer Lethargie zu holen.

    Als Ben vorsichtig ihre Fesseln löste, wurde diese panisch und begann unkontrolliert nach ihm zu treten.

    „Wouwouwou, ganz ruhig, ich möchte..... ihnen nur .....helfen, ich gehöre nicht zu denen. Ich bin auch ......eine Geisel dieses Verrückten!“ Tatsächlich wurde sie nun ganz ruhig und musterte ihn ganz genau.

    „Sie sind Ben, nicht wahr?“

    Der junge Polizist blickte zu Boden und stotterte beschämt: „Es tut mir so leid, Frau Held, ich wollte das alles nicht! Sammy ist .....wegen mir.. hier reingerutscht..... und nun ....ist auch noch....ihre Mutter, sind sie in Gefahr....oh Gott...…!“

    Seine Kräfte waren am Ende, ihm wurde schwindelig und er schaffte es gerade noch sich an der Wand abzustützen um nicht gänzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren.


    „Junger Mann, sie trifft keine Schuld. Wir haben Sascha alle unterschätzt! ……..Ich habe ihn damals wie meinen eigenen Sohn behandelt und war geschockt, als Sammy wegen ihnen mit ihm Schluss gemacht hatte. …..doch sie ist ihrem Herzen gefolgt, auch wenn sie ihres damals gebrochen haben. Doch wenn Sammy sie damals nicht getroffen hätte, wäre sie in ihr Unglück gerannt und hätte diesen schrecklichen Mensch geheiratet. Ich müsste ihnen eigentlich dankbar sein!“

    Etwas irritiert schaute er Sammys Mutter an.

    Diese meinte es tatsächlich ernst!

    Er konnte so viele Parallelen zu seinem Engel erkennen.


    Als sie erkannte wie schlecht es Ben ging, griff sie ihm unter die Arme und half ihm sich auf den Boden zu setzen.

    Romy Held war ebenfalls Krankenschwester und erkannte sofort, dass es Ben Jäger nicht gut ging. Ohne zu fragen hob sie sein T-Shirt und inspizierte behutsam seinen noch immer in allen Farben schillernden Brustkorb und die wieder aufgebrochene Wunde.

    „Das sieht nicht gut aus Ben, war das Sascha?“ Mit einem leichten Nicken bestätigte er ihre Vermutung.

    „Ben, ich darf doch Ben zu dir sagen?“ Ohne Umschweife wechselte sie zum „du“, was Ben jedoch überhaupt nicht zu störten schien.

    „Ich bin Romy und du brauchst ganz dringend einen Arzt!“

    Jetzt brachte der Verletzte dann doch ein Lächeln zustande.

    „Sehr gerne Romy, sie erinnern....mich...in jeder Hinsicht....an Sammy. Natürlich nur im positiven.... Sinne.“


    Als Sascha das Getuschel in dem Gefängnis seiner Geiseln hörte, beschloss er den Zweien zu zeigen, wer hier das Sagen hatte. Als er sah, wie rührend Romy sich um den Bullen kümmerte, wuchs sein Zorn noch mehr.

    Wie schaffte dieser Ben Jäger es nur, immer wieder seine Mitmenschen so schnell auf seine Seite zu ziehen? Romy war ihm immer wohl gesonnen, sie hatte ihm mal gesagt, dass er genau der richtige Mann für ihre Tochter sei.

    Er war immer willkommen im Hause Held, bis „dieser Bulle“ in Sammys Leben trat!

    Mit wenigen Schritten war er bei Ben und zog ihn grob von Romy weg in den Stand. Ohne große Anstrengung drückte er den schwer angeschlagenen Hauptkommissar an die Wand.

    Sein Unterarm quetschte dem eh schon Geschwächten gnadenlos den Hals zu.


    Röchelnd versuchte dieser Luft zu bekommen, aber Sascha kannte keine Gnade. Wie von Sinnen schlug der Guillard-Sprössling nun auf den völlig hilflosen Verletzten ein. Jetzt wurde Ben rücksichtslos von Sascha mit bösen Tritten und Faustschlägen malträtiert.

    Romy versuchte dem Unterlegenen zu Hilfe zu eilen, doch diese wurde von Sascha wie eine Puppe zu Boden geworfen. Hilflos musste sie mit ansehen wie ihr Ex-Schwiegersohn den armen Ben mit Schlägen bis zur Besinnungslosigkeit übersäte.

    Erst als der Polizist sich nicht mehr rührte, ließ er von ihm ab und verließ wortlos den Raum.

  • *******

    Semir hatte die Spurensicherung gerufen, obwohl er genau wusste, dass dabei nichts heraus kommen würde. Er wollte jedoch nichts übersehen und so wurden alle Videoaufzeichnungen im Krankenhaus gesichtet und Bens Krankenzimmer penibel auf Spuren untersucht. Natürlich wurde auch die Nummer von der aus, Sammy Ben angerufen hatte, überprüft.

    Jedoch stellte sich dies ebenfalls als Sackgasse heraus.

    Er hatte die Nachricht welche sein Freund auf seinem Kopfkissen gelegt hatte sofort gefunden. Die Informationen auf dem Notizzettel würden Semir hoffentlich zu seinem verletzten Partner führen.

    Doch dieses Mal würde Semir absolut nichts riskieren, was Ben auch nur annähernd in Gefahr bringen würde!

    Als Semir wieder in seinem Dienstwagen saß, blickte er etwas ratlos auf den Zettel, welcher sein Partner ihm hinterlassen hatte. Auf dem Blatt Papier stand in kaum lesbarer Schrift:

    „Komm allein, schwarzer Transporter, Hütte Jessica.“

    Der Deutsch-Türke vermutete, dass Ben nicht viel Zeit hatte diese Nachricht zu schreiben. Wahrscheinlich war sein Freund auch nicht sicher ob dieser beobachtet wurde oder ob vielleicht sogar irgendwo eine Kamera versteckt war.

    Zudem war dessen Schreibhand verletzt, daher die unleserliche Schrift.

    Wobei wenn er an Bens handgeschriebene Berichte dachte, sahen diese ähnlich krakelig aus.

    Bei dem Gedanken daran, musste er unwillkürlich lächeln.

    Er würde alles dafür geben, wenn er seinen chaotischen Partner wieder zurück hätte!

    Er würde sich nie wieder darüber aufregen, wenn Ben sein Auto zumüllte oder wenn er zu spät zur Arbeit käme, weil sein Freund mal wieder verschlafen hatte.

    Er vermisste ihn so sehr!

    Dessen dumme Sprüche, diese flapsige Art und sein faszinierender Gesang, wenn sie mal wieder eine langweilige Nachtschicht hinter sich brachten.

    Er vermisste seinen jugendlichen Leichtsinn aber auch seine selbstlose Art, alles und jeden beschützen zu wollen. Seine Naivität und sein Glaube an das Gute im Menschen, hatten Ben schon so oft in Schwierigkeiten gebracht. Doch genau diese ganzen Macken und Eigenheiten, machten diesen zu seinem perfekten Partner und Freund und machten ihn als Menschen aus.

    Er hatte ihm schon so oft den Hintern gerettet und das gleiche hatte Ben für ihn getan.

    Sie waren das perfekte Team!

    Sie vertrauten sich blind!

    Semir steckte die Notiz in seine Jackentasche und war zu allem bereit.

    Er musste seinen Freund da raus holen!

    Mit Tränen in den Augen, drückte er das Gaspedal durch und war entschlossener denn je, seinen besten Freund zu retten!


    ******

    Er wollte nicht mehr, er konnte einfach nicht mehr!

    All die Schmerzen welche er in den letzten Wochen ertragen musste. Für Ben war die Grenze überschritten, nur noch der Gedanke an Sammy, ließ ihn nicht auf der Stelle aufgeben.

    Mit einem Stöhnen kehrte er wieder in die grausame Realität zurück.

    Sascha hatte, wie schon so oft, ganze Arbeit geleistet!

    Sein Kopf dröhnte! Mehrere heftige Schläge hatten ihn am Kopf getroffen. Als er sich mit der Hand über sein Gesicht fuhr, zuckte er erschrocken zurück. Sein Blickfeld war stark eingeschränkt, da sein rechtes Auge fast komplett zu geschwollen war. Über seinem Auge klebte verkrustetes Blut und seine langen Haare klebten an seiner schweißnassen Kopfhaut. Erst jetzt nahm er wahr, wie eine leise Frauenstimme beruhigend auf ihn einredete.

    Romy hatte seinen Kopf auf deren Schoß gebettet und sah ihn erleichtert an.

    „Oh mein Gott Ben, ich dachte schon er würde dich totschlagen!….. Bitte sag etwas, wo hast du Schmerzen?“ Redete Sammys Mutter verzweifelt auf ihn ein.

    „Frag .....lieber... wo es nicht......weh..tut!“ Ben verzog sein Gesicht zu einem gespielten Grinsen. „Na wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren, dann kann es nicht so schlimm sein.“ Bemerkte Romy mit einem sarkastischen Unterton.


    Doch sie merkte sehr wohl, dass es ihrem Schwiegersohn in Spe ganz und gar nicht gut ging.

    Dieser hatte hohes Fieber und die aufgebrochene Bauchwunde hatte sich etwas entzündet. Sein Hals sah etwas deformiert aus und war rot verfärbt.

    Sie kannte von Sammy die Vorgeschichte seiner Verletzungen und wusste, dass mit inneren Verletzungen nicht zu spaßen war. Er war erst vor ein paar Tagen dem Tod von der Schippe gesprungen und nun stand er schon wieder auf genau dieser.

    Leider konnte sie nichts für ihn tun, sie hatte nicht einmal Wasser um die offenen Wunden zu reinigen. Sie glaubte nicht, dass wenn sie Sascha bitten würde ihr etwas zum Säubern zu bringen, dieser ihrem Wunsch nachkam.

    Sascha wollte Ben nichts Gutes, aber vielleicht wenn sie für sich nach etwas Wasser fragen würde?

    Sie musste es versuchen!

    Somit klopfte sie zuerst zaghaft an die Türe und als nichts passierte, wurde sie energischer.




  • Nachdem Sascha sich etwas beruhigt hatte, dachte er über seine weitere Vorgehensweise nach. Sein Plan war Rache!

    Rache an dem Mann der ihm alles genommen hatte!

    Er durfte nicht mehr so ausrasten, er wollte ihn doch noch leiden sehen.

    Langsam ging er die Stufen hinauf und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Ein animalischer Laut kam über seine Lippen, als er die schlafende Person betrachtete, welche gefesselt und geknebelt in seinem Bett lag. Die Arme waren an das obere Bettgestell gefesselt, die Beine hatte er gespreizt an den unteren Bettpfosten fixiert. Da sie nur ein leichtes Kleid trug, konnte er den schwarzen Spitzenslip zwischen ihren Beinen hervor blitzen sehen.

    Die Fesselspuren zeugten davon, dass sein Opfer versucht hatte sich zu befreien. Jetzt lag sie erschöpft und fast schon friedlich in seinem Bett. Vom Weinen hatte sich eine schwarze Kajalspur über ihr Gesicht gezogen.

    Sie war wunderschön, ihre schlanken Beine, ihre schmalen Hüften und ihr praller Busen ließen ihn augenblicklich erregen. Ihre weichen, blonden Locken lagen wild neben ihrem engelhaften Gesicht. Er hatte sie noch nie so sehr begehrt wie jetzt in diesem Moment.

    Fast hätte er seiner Begierde nachgegeben, doch dann hörte er das Klopfen und Rufen von Romy.

    Wütend über sich selbst, aber auch über die Störung trampelte er die Stufen hinunter und öffnete die Tür zu seinen Geiseln.


    „Bitte Sascha ich brauch ganz dringend etwas zum Trinken, bitte sei kein Unmensch oder willst du mich auch umbringen? Ich habe seit einer Ewigkeit nichts getrunken und bin schon völlig dehydriert. Nur ein bisschen Wasser. Bitte!“ Bettelte Sammys Mutter ihren Geiselnehmer an. Sie war auch noch eine hervorragende Schauspielerin, denn wenn Ben, Saschas Gesichtsausdruck richtig deuten konnte, dann sah es so aus, als hätte Romy, Guillard von ihrer Story überzeugt können.

    Er war sehr erstaunt, als der Guillard Sohn zunächst ihr Gefängnis verließ, um kurz darauf mit 2 Flaschen Wasser und ein paar sauberen Tüchern zurückzukommen.

    „Danke, mein Junge“, bedankte sich Romy aufrichtig bei dem Ex-Freund ihrer Tochter.

    Wahrscheinlich tat dieser Verbrecher das nur, weil er mit ihm noch ein bisschen Spaß haben wollte. Der Typ wies eindeutig psychopathische Züge auf und Ben fühlte sich wieder einmal so unfassbar hilflos und ausgeliefert!


    Ben hatte sich mittlerweile aufgerichtet und saß schwer schnaufend an die Wand gelehnt da. Seine Brust schmerzte höllisch und er merkte ganz genau, dass irgendetwas nicht stimmte. Er bekam nur schwer Luft und einen unbändige Hysterie stieg aus seinem Innersten empor, so dass fast keine Luft mehr in seine Lunge strömen konnte.

    Romy eilte nun schnell zu ihm und brachte ihn in eine nahezu liegende Position. Sie erkannte sofort wo Bens Problem lag. An seinem Hals konnte man deutliche Spuren einer Kehlkopf-Quetschung erkennen. Der Hals war angeschwollen und bläulich verfärbt. Vorsichtig setzte sie ihm die Wasserflasche an den Mund und versuchte ihm etwas von dem kühlenden Nass einzuflößen.

    Viel zu gierig nahm er ein paar große Schlucke, welche augenblicklich seinen Hals zum brennen brachte.

    Dann tränkte sie eines der Tücher und legte ihm das feuchte Tuch auf seinen angeschwollen Hals. Nachdem Ben seine Atmung wieder etwas unter Kontrolle gebracht hatte, schloss er erschöpft seine Augen und dämmerte etwas dahin. Diese Gelegenheit nahm Romy wahr um Bens Verletzungen etwas zu reinigen. Immer wieder stöhnte dieser bei ihren Berührungen auf, ließ aber alles über sich ergehen.

    Romy bewunderte den jungen Mann insgeheim über so viel Selbstbeherrschung, denn alle diese Verletzungen und schlimmen Hämatome, mussten unmenschliche Qualen verursachen.

    Wie konnte ein Mensch allein dies nur ertragen?

    Nachdem sie fertig mit der Prozedur war strich sie ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus seinem übel zugerichteten Gesicht und konnte nun auch verstehen, warum ihre Sammy sich Hals über Kopf in diesen Mann verliebt hatte. Sie kannte ihn erst seit ein paar Stunden und dennoch spürte sie schon eine Art Verbundenheit mit ihm. Zudem sah er noch verdammt gut aus, auch wenn sein Körper zurzeit etwas ramponiert aussah.


    *****


    Semir war völlig klar, dass bevor er Ben retten konnte, Susannes Hilfe benötigte. Sie musste die Adresse von dieser besagten Hütte rausbekommen.

    Sie mussten an den Ermittlungen zur Guillard Familie gehörende Immobilien anknüpfen! Ihm war klar, dass es schneller gehen würde wenn er die Unterstützung von seiner Chefin hätte, aber sie würde ihn niemals alleine gehen lassen.

    Und darum musste er ohne sie an diese Informationen kommen!

    Außer Susanne und die Nachtschicht war die PAST wie ausgestorben. Die zwei machten sich sofort an die Arbeit und beide wussten, dass dies eine lange Nacht werden würde. Da die Guillard Akten noch unter Verschluss waren, blieb den beiden nichts anderes übrig, als Hartmut ebenfalls einzuweihen.

    Einstein musste sich irgendwie in die unter LKA-Verschluss liegenden Akten hacken.

    Leider tauchte nirgendwo eine Hütte auf!

    Wer konnte noch von dieser Hütte wissen?

    Sammys Umfeld, ja klar, Sammy war jahrelang mit dem Guillard-Sohn liiert. Woher sollte sonst Ben von der Hütte wissen. Gleich morgen früh würde er zu aller erst Sammys beste Freundin Iris befragen, sie arbeitet wie Sam im Krankenhaus. Schnell hatte er eine Liste mit Personen zusammengestellt welche Sammy nahe standen. Damit die Befragung schneller ging, mussten sie sich aufteilen, Susanne übernahm die andere Hälfte der Liste.

    Ihnen lief die Zeit davon, sie mussten sich beeilen bevor es für Ben und Sammy zu spät war!

    Semir beschloss sich noch ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen und fuhr nach Hause zu seinen Kindern und Andrea.

    Er musste Ben unbedingt finden!

    Er durfte nicht schon wieder einen Partner verlieren!






  • Schweißgebadet erwachte Sammy aus diesem schrecklichen Alptraum!

    Sie musste zuschauen, wie Sascha ihren geliebten Ben kaltblütig erschossen hatte!

    Semir war gekommen um Ben und sie zu retten, dabei hatte es Semir an der Schulter erwischt und zudem lief noch ganz viel Blut über dessen besorgtes Gesicht.

    Ben hatte natürlich versucht seinerseits Semir zu helfen, denn Sascha hielt dessen besten Freund eine Waffe an die Schläfe.

    Als Ben sich todesmutig auf Sascha stürzte, drückte dieser eiskalt ab und Ben brach mit einem Bauchschuss getroffen zusammen.


    Als sie ihre Augen öffnete blickte sie geradewegs in Saschas schadenfrohes Gesicht. Augenblicklich begann sie an ihren Fesseln zu ziehen und zu reißen, um sich von diesen zu befreien. Mit lüsternem Blick beugte er sich zu ihr hinunter und ließ seine Hand über ihren zitternden Körper gleiten. Verzweifelt schüttelte sie ihren Kopf und wieder schossen ihr die Tränen aus den eh schon verweinten Augen. Durch das Klebeband über ihrem Mund war nur ein leises Jammern zu hören.

    Sascha törnte diese Hilflosigkeit seiner Ex-Freundin noch mehr an und er war versucht sie sich einfach zu nehmen. Jedoch entzog er sich der Versuchung, denn er musste hierfür noch ein paar Vorbereitungen treffen.

    Seine verhasste Geisel würde er an diesem Schauspiel teilhaben lassen, das würde dem Polizisten endgültig den Rest geben. Dann würde er noch Bens besten Freund vor seinen Augen töten.

    Erst dann war seine Rache perfekt!

    Erst dann war es an der Zeit für Ben Jäger zu sterben und dieser Bastard würde ihn gewiss anflehen endlich sterben zu dürfen!


    *****

    Nach ein paar Stunden Schlaf hatte sich Ben etwas erholt und die Schmerzen waren auf ein erträgliches Maß gesunken. Er merkte jedoch schnell, dass dieser Zustand nur anhielt, wenn er sich überhaupt nicht bewegte. Sobald er seine Lage auch nur minimal veränderte schoss ein unerträglicher Schmerz durch seinen Körper. Vor allem seine Rippen fühlten sich an, als wären sie abermals gebrochen und das an mehreren Stellen.

    Die Schwellung an seinem Kehlkopf war durch die ständige Kühlung mit nassen Tüchern etwas zurückgegangen.

    Mit besorgtem Blick schaute Romy auf ihren Patienten und hob ihm sofort eine Wasserflasche an den Mund.


    Ben musste trinken, damit dieser nicht austrocknete!

    Und sie mussten ganz schnell hier raus, vor allem mussten sie ihre Tochter finden!

    Sie wusste nicht wo ihr Geiselnehmer Sammy versteckt hatte und was er ihrer Tochter angetan hatte. Auf Bens Hilfe konnte sie nicht setzen, selbst wenn er wollte, er war zu schwer verletzt um Sascha zu überwältigen. Dabei würde er höchstwahrscheinlich sein Leben lassen.

    Nein, das konnte sie nicht riskieren, sie war auf sich allein gestellt!

    Plötzlich öffnete sich die Tür und ihr Peiniger ging zielstrebig auf den jungen Polizisten zu.

    Ben ging schon in Abwehrhaltung, doch Sascha zog ihn kurzerhand auf die Beine und zerrte den vor Schmerzen Brüllenden hinter sich her. Dann schloss sich die Türe und Romy war wieder alleine in ihrem Gefängnis.


    Im Flur hielt Sascha kurz inne und fesselte Bens Hände mit einem Kabelbinder nach vorne, er wollte nichts riskieren. Er wusste, dass der Bulle unberechenbar sein konnte, vor allem wenn es um seine kleine Freundin ging.

    „Los hier hoch und ein bisschen schneller, sonst mach ich dir Beine!“ Unsanft stieß er den Verletzten die Treppe hoch und sog jeden Leidenslaut gierig in sich auf.

    Von Saschas Tritt verlor Ben jetzt das Gleichgewicht und fiel ungebremst die Stufen hoch. Viel zu hart landete er auf seinem Schienbein und hörte ein leises Knacken, was ihm augenblicklich die Luft zum Atmen nahm.

    Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er dem Schmerz Herr zu werden, doch schon tanzten kleine Sternchen vor seinen Augen und er driftete ab in eine wohltuende Dunkelheit.


    „Du kannst einem echt den ganzen Spaß verderben!“ Schimpfte Sascha wie ein Rohrspatz und zog den bewusstlosen Ben die restlichen Treppenstufen hinauf. Achtlos ließ er ihn im Flur zu Boden fallen und stapfte wütend zurück ins Erdgeschoss.

    Der war jetzt erst mal ausgeknockt!

    Wenn dieser Idiot nicht mal ein paar Treppenstufen unbeschadet hoch kam, dann ging von diesem erst einmal keine Gefahr mehr aus.

  • Doch da hatte Sascha Ben gewaltig unterschätzt, denn schon nach ein paar Minuten der Erholung öffnete er seine Augen wieder. Er sah zwar alles noch etwas verschwommen, aber wusste sofort was passiert war und warum er hier lag. Vorsichtig tastete er nach seinem Schienbein und stellte erleichtert fest, dass es wohl nur angebrochen war. Das Schienbein war an der Stelle an der er auf die Treppenstufen aufgeschlagen war, blutverschmiert und hatte eine Delle im Knochen.

    Na super, mit schnell weglaufen war es jetzt wohl auch vorbei!

    Er schaute sich um und stellte fest, dass sein Widersacher nicht in der Nähe war.

    Ben hörte wie Sascha im Erdgeschoss telefonierte, konnte jedoch leider nicht verstehen was dieser sagte.


    Das war die Gelegenheit! Vielleicht sogar seine letzte Chance seinem Peiniger zu entkommen! Etwas umständlich zog er sich auf die Beine und unterdrückte ein Schmerzenslaut, als er auf seinem verletzten Bein auftrat.

    Was waren das denn für Geräusche, welche aus diesem Raum kamen? Vorsichtig drückte er gegen die Türe, so dass diese aufsprang.

    Als er durch den Türspalt schaute wurde Ben augenblicklich schwindelig.

    Was hatte dieser Bastard getan?

    „Sammy, oh Gott nein!“

    Nicht mehr ganz so leise öffnete er die Zimmertüre nun komplett und humpelte so schnell es seine Verletzungen zuließen, durch den großen Raum, auf seine Sammy zu.

    Sammy lag nur mit einem leichten Kleid bedeckt und an das Bettgestell gefesselt in diesem Bett. Sein Hass auf Sascha würde nun gleich außer Kontrolle geraten und er musste sich zusammenreißen, um nichts falsches zu machen.

    Was hatte dieser mit seinem Engel gemacht?

    Hatte er sie angerührt?

    Hatte er sie verletzt?


    Tausend Gedanken tobten durch sein Kopf und er versuchte vergeblich einen klaren Gedanken zu fassen.

    „Ben, bleib ruhig du musst jetzt wie ein Polizist handeln! Blende alles aus und handle rational!“ Er musste diese irrationalen Gefühle beiseite schieben und in den Polizistenmodus übergehen, ansonsten wären sie beide verloren.

    Sammy schaute ihn entsetzt aus ihren verweinten Augen an und schüttelte unentwegt mit dem Kopf. Ben zog ihr mit einem Ruck das Klebeband vom Mund und machte sich sogleich an die Fesseln. Dies gestaltet sich etwas schwierig, da seine verletzte Hand noch immer eingebunden und er mit einem Kabelbinder gefesselt war, was das greifen erheblich erschwerte.

    So wurde das nichts, schnell scannte er den Raum nach irgendetwas ab, womit er die Fesseln lösen konnte.

    Tatsächlich lag auf einer kleinen Kommode ein Schweizer Taschenmesser. Schnell hatte er eine Fessel gelöst, den Rest konnte Sammy selber öffnen, da Bens Kräfte schon wieder aufgebraucht waren.

    Bens Gedanken überschlugen sich, er musste sie in Sicherheit bringen, aber die Schmerzen lähmten ihn!


    Stöhnend lehnte er sich an die Wand um nicht zu Boden zu gehen.

    Schnell kam ihm Sammy zu Hilfe und schnitt ihm vorsichtig die Kabelbinder auf.

    Doch da passierte es!

    Das Taschenmesser fiel zu Boden und machte einen unglaublichen Lärm.

    „Los Sammy, gib mir das Messer und stell dich hinter die Tür!“ Den Schlag hatte Guillard bestimmt gehört und er zog seine Freundin rasch hinter die Zimmertüre.

    „Sobald er kommt werde ich ihn überwältigen, du wirst dann laufen so schnell du kannst, ....drehe dich nicht um und hol Hilfe......bitte, versprich mir, dass du läufst!“ Er konnte in ihren nassen und flehenden Augen sehen, dass er mit seiner Bitte auf Widerstand stoßen würde.

    „Nein ich lass dich nicht allein!“ Kam es auch schon von der Blondine und sie schüttelte immer energischer ihre wilde Lockenmähne.

    Doch es gab keine Zeit mehr für Diskussionen, denn er hörte Sascha auf der Treppe schon lautstark brüllen.

    „Du kannst mir nicht entkommen du dreckiger Bulle!“

    Auch Ben hatte sich hinter dem Türblatt verschanzt und stürzte sich nun umgehend auf Sascha als dieser hektisch den Raum betrat.

    „Lauf Sammy......Lauf.......!“ Aus dem Augenwinkel heraus konnte Ben sehen, wie seine Freundin an ihnen vorbeirannte und tatsächlich die Flucht ergriff.

    Erleichterung breitete sich in ihm aus und er konnte sich nun voll und ganz seinem Widersacher widmen.


    Sie konnte nicht darüber nachdenken ob dies jetzt die richtige Entscheidung war. Sie konnte ihn doch nicht einfach so zurücklassen, Ben sah furchtbar aus.

    Ihr Freund hatte in seinem Zustand wahrscheinlich keine Chance gegen Sascha!

    Oh Gott, was hatte er nur mit ihm gemacht?

    Ihr Herz zog sich erbarmungslos zu einem riesigen Eisklumpen zusammen.

    Doch sie rannte!

    Ihr liefen die Tränen über die Wangen.

    Und sie rannte!

    Jetzt konnte nur noch sie ihn retten!

    Sie musste so schnell als möglich Hilfe holen!

    Die Tür der Hütte war zum Glück nicht verschlossen und sie rannte, sie rannte hinaus in den Wald und rannte.......





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