Ruhe in Frieden - Semir Gerkhan

  • Donnerstag: 04. Mai 2017, später Nachmittag


    Es war schon sechs Uhr an diesem grauen Abend im Mai, als er den Friedhof betrat. Er ging langsam über das Gelände und hockte sich vor das Grab, in das seine Frau und seine Tochter ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Die in der Vase verwelkten Blumen zog er raus und tat den frischen Strauß rein. „Ich vermisse euch so. Wenn ich damals doch nur besser aufgepasst hätte. Dann wäret ihr noch bei mir und ich hätte nie den Halt im Leben verloren. Aber ich weiß, dass ich es irgendwann schaffe von der Straße zu kommen. Eines Tages werdet ihr stolz auf mich sein. Ich bin mir ganz sicher, dass ich es schaffen kann.“ versprach er und strich sanft über den großen Grabstein, der das Familiengrab zierte. Irene und Josefine Moppe stand auf dem Stein. Darunter waren Geburts- und Todesdaten eingraviert. Irene war gerade 35 Jahre und Josefine, die von ihm nur Josie genannt wurde, gerade mal 6. Er erinnerte sich an diesen verhängnisvollen Tag. Stefan war mit seiner Familie gerade auf dem Rückweg von einem wundervollen Ausflug und während der Fahrt stritt er sich mit Irene über völlig unnötige Dinge. Ein Wort gab das Andere und er konzentrierte sich nicht mehr voll auf den Verkehr. Er missachtete die Vorfahrtsregeln und so kam es, dass er einen LKW, der aus der Seitenstraße kam, übersah und dieser seinen PKW rammte. Irene war, genau wie Josie, sofort tot. Acht Jahre war es jetzt schon her, doch es tat ihm immer noch weh. Und immer noch sah er die Bilder des Unfalls so klar, als wäre es gestern gewesen. „Ich liebe euch…“ sagte er leise und stand auf um nach Hause zu gehen. Auf den Weg zur Bahn, die ihn wieder zum Kölner Flughafen bringen sollte, kam er am Restaurant „Zum goldenen Rock“ vorbei und bemerkte, dass auf dem Parkplatz des Restaurants mehrere Fahrzeuge standen. Es war sonderbar, denn das Restaurant öffnete erst in drei Stunden. Sechs Männer standen bei den Wagen und unterhielten sich, den Gesten nach, hektisch. Hören konnte er nichts. Sein Magen knurrte laut und vernehmlich, was ihn nicht wirklich wunderte. Immerhin hatte er schon seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Vielleicht hatte der Betreiber des Restaurants ja schon die Reste entsorgt. Wie oft hatte er hier schon richtig gute Dinge finden können. Er ging auf die Mülltonnen zu und sah hinein. Gerade als er zugreifen wollte, kam einer der Köche aus dem Restaurant und sah ihn. „Verpiss dich, du dreckiger Penner!“ schrie er Stefan an, der sofort das Weite suchte. Doch er hatte in den fünf Jahren, die er auf der Straße lebte, gelernt, nicht aufzugeben und so ging er auf die Gruppe der Männer zu. Als er bei ihnen war, streckte er seine Hand aus. „Habt ihr mal einen Euro für mich?“ bettelte er leise und sah die Männer demütig an. Plötzlich stutzte er. Einer der Männer war ihm nicht unbekannt. Schnell senkte er seinen Blick und wartete. „Hier und jetzt verpiss dich!“ maulte der Mann. Stefan erkannte die Stimme, doch er ließ es sich nicht anmerken. Er sah, dass der Mann ihn 10 Euro gegeben hatte. „Vielen Dank! Möge Gott euch schützen… Ihr seid sehr großzügig.“ murmelte er und verschwand. Noch einmal sah er den Mann an, der nicht einmal Notiz von ihm nahm. Er war es! Es war tatsächlich Angelface! Wie konnte das sein? Angelface war tot! Er starb doch vor seinen Augen, aber es gab keinen Zweifel. Das dort war Angelface! Anstatt zur Bahn zu gehen, ging er wieder in Richtung Restaurant, um sich nur wenig später in die Büsche zu schlagen und sich wieder in die Nähe der Männer zu bringen. Er musste wissen, was dieser Mann hier wollte. Ohne von den Männern gesehen zu werden, konnte er beobachten, wie Angelface eine Schachtel in der Nähe der überdachten Tonnen abstellte, wieder zu seinen Freunden ging und nur wenig später abfuhr. Stefan überlegte eine Weile. Sollte er nachsehen, was in der Schachtel war? Was wenn die Männer zurückkamen? Wenn sie ihn erwischten? Nein, entschloss er und ging zur Bahn. Als er den Bahnsteig erreichte, kam gerade die S11 angefahren. Er stieg ein und überlegte während der halbstündigen Fahrt, was er nun unternehmen konnte. Er musste Semir informieren. Ja, das war das einzig richtige. Er musste ihm sagen, das Angelface noch lebte. Er stieg am Flughafen aus und ging auf den ausrangierten Terminal zu, der mit Hilfe von der Stadt Köln zu einer Auffangstation für Obdachlose und Drogensüchtige geworden war. Das war sein Zuhause. Er lachte leise, sein Zuhause war ein winzig kleiner Bereich in dieser Halle, nur eine kleine Ecke, die durch zwei Styroporwänden von dem Rest getrennt war. Gerade groß genug um eine Matratze hinein zu legen. Es sollte ihm das Gefühl geben, etwas Privatsphäre zu haben. Die große Uhr in der Halle zeigte ihm, dass es schon halb zehn war. Er zog sein Handy, was Semir ihm geschenkt hatte, hervor und wählte den Polizisten an.


    Semir hatte heute seinen freien Tag und einiges mit seinen Kindern unternommen. Jetzt lagen Ayda und Lilly im Bett und Dana war für eine Woche im Schullandheim in Münster. Er und Andrea saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer und sahen auf den Fernseher, der gerade einen sehr alten Psychothriller zeigte. Andrea schmiegte sich eng an ihn, zuckte hin und wieder zusammen oder hielt ihn krampfhaft fest. Er grinste leicht, nahm ihre Hand und küsste sie. „Das du dich darüber noch erschrecken kannst. Den Film hast du doch sicher schon 20-mal gesehen.“ tadelte er. „Na und? Der Film ist auch nach dem 20igsten Mal sehenswert.“ lachte sie. „Egal wie oft ich diesen Streifen schon gesehen habe, ich bin immer wieder fasziniert davon, wie böse Vögel sein können. Denkst du, sowas könnte wirklich passieren?“ Sie sah ihn mit einem spitzbübischen Grinsen an und Semir stöhnte leise auf. „Andrea, das ist doch alles nur ein Film. Sowas würde niemals in der Realität vorkommen. Das ist alles nur gespielt.“ Doch nun schüttelte Andrea heftig den Kopf. „Nein, die Angst von dieser Tippi Hedren, also die Frau da, die ist echt. Ich habe mal gelesen, dass Hitchcock seiner Schauspielerin tatsächlich lebende Tiere an der Kleidung befestigt hat, damit es echt aussieht. Hitchcock soll eine richtige Bestie gewesen sein. Die arme Tippi musste ganz schön gelitten haben. In einem Interview sagte sie sogar, dass sie fast ein Auge bei den Dreharbeiten verloren hätte, weil ein Vogel ihr ins Gesicht pickte. Schlimm ist sowas. Ich meine, was würdest du tun, wenn wir auf dem Rhein wären und dann kommt da so ein Vogelvieh und greif uns an?“ Sie sah ihn ernst an. Semir zog die Schultern hoch. „Ich ziehe meine Waffe und knall das Vieh ab.“ meinte er nur. Andrea schüttelte lachend den Kopf und sah wieder auf den Fernseher. Sein Handy klingelte und ihr Blick sagte ihm, dass sie es nicht gut fand. „Du hast frei, denk daran!“ knurrte sie leise. Er küsste sie sanft. „Nur keine Sorge, niemand kann mich heute von deiner Seite bringen.“ versprach er und sah auf das Display. „Das ist Sam!“ stieß er aus und meldete sich mit „Hallo?“ „Semir, ich bin es Stefan! Ich brauche deine Hilfe. Er wird mich umbringen, wenn er weiß, dass ich ihn erkannt habe.“ kam völlig verängstigt von seinem Informanten. Semir löste sich von Andrea und verließ das Wohnzimmer. „Wer? Was ist los, Stefan?“ hakte er nach. „Ich kann dir das nicht am Telefon sagen. Lass uns morgen treffen. Bitte, du musst mir helfen. Ich brauche dich wirklich. Lass mich nicht hängen, bitte.“ flehte der Informant. Semir sah kurz zu Andrea, die auf den Fernseher starrte. „Sag mir wenigstens, wen du meinst. Wer wird dich umbringen?“ bat Semir ihn. Er spürte, dass die Angst des Informanten echt war. Er kannte Stefan gut genug und wusste, dass dieser kein Angsthase war. Bevor Stefan auf der Straße landete, war er ein sehr erfolgreicher und draufgängerischer Privatdetektiv. „Angelface! Er lebt noch! Ich habe ihn heute gesehen.“ erklärte Stefan panisch und Semir rollte die Augen. „Stefan, Rolf Wagner ist tot. Er ist doch in seinem Auto verbrannt. Du warst dabei!“ widersprach er. Stefan fiel ihm ins Wort. „Ja, das dachte ich bis heute auch. Aber er war es! Es war dieser Wagner. Ich bin mir ganz sicher. Bitte glaube mir! Lass uns Morgen um sechs treffen. Wie immer auf dem Parkplatz. Bitte lass mich nicht hängen.“ flehte Stefan erneut. Semir ging auf den Flur, klemmte das Handy zwischen Schulter und Kopf ein und zog sich die Schuhe an. „Pass auf, ich hole dich direkt ab. Wenn du hier bist, dann bist du auf jeden Fall sicherer.“ schlug er vor, doch sein Informant lehnte ab. „Nein, ich bin sicher. Angelface wird sicher nicht hierherkommen. Ich will nicht, dass deine Familie deswegen in Gefahr gerät. Morgen früh um sechs.“ bat Stefan erneut und Semir stimmte zu. „Okay, morgen um sechs.“ Stefan beendete das Gespräch und Semir ging nachdenklich zu Andrea zurück, die ihn sofort fragend ansah. Er erklärte ihr, dass er sich morgen vor Dienstbeginn mit Sam treffen wollte. „Um was ging es denn?“ Semir zog die Schultern hoch. „Er glaubt jemanden gesehen zu haben, der eigentlich schon lange tot ist. Ich sehe aber auch keinen Grund, weshalb er mich anlügen sollte. Und betrunken klang er nicht.“ Andrea gab sich mit der Erklärung zunächst zufrieden und sah wieder auf den Fernseher. „Wer soll denn der Tote gewesen sein?“ hakte sie nach einer Weile nach. „Angelface…“ murmelte Semir.


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    Beethoven wurde taub
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  • Freitag: 05. Mai 2017


    Am nächsten Morgen riss der Wecker Semir bereits um halb fünf aus dem Schlaf. Er stand leise auf und duschte kurz. Nur wenig später war er auf dem Weg zum Flughafen, wo er sich mit Samtreffen wollte. Die Straßen waren um diese Zeit frei und er kam schnell ans Ziel. Auf dem Parkplatz des Flughafens wollte er sich mit seinem Informanten treffen. Sam, der eigentlich Stefan Andreas Moppe hieß und er hatte als Treffpunkt die 6. Laterne in der dritten Parkreihe ausgemacht. Semir hielt seinen BMW direkt dort an und sah sich um. Sam kam aus seinem Versteck und rannte auf ihn zu. Semir stieg aus und wollte ihn begrüßen, doch der Informant sprang sofort in den BMW. Der Polizist setzte sich rein und sah ihn verwundert an. „Bist du in Ordnung?“ wollte er wissen und musterte ihn. „Noch ja.“ bestätigte dieser. Semir lächelte. „Okay Stefan. Wir gehen jetzt erst einmal frühstücken. Hast du Hunger?“ Stefan grinste leicht. „Du kannst Fragen stellen. Mein Magen weiß schon gar nicht mehr, was Nahrung ist.“ Sie stiegen wieder aus und gingen zu Mac Donalds. Während Stefan sich schon an einen Tisch in der hintersten Ecke setzte, bestellte Semir zweimal das Frühstück mit heißem Kaffee, Brötchen und reichlich Auflage. Mit einem voll beladenen Tablett kam er an den Tisch und stellte alles hin. „So, greif zu und dann erzähl mir, was du gesehen hast.“ forderte er seinen Informanten auf, der sich das nicht zweimal sagen ließ. Auch Semir ließ es sich schmecken. Nach einer guten halben Stunde waren sie fertig und der Hauptkommissar brachte das Tablett zurück. Anschließend ging er noch einmal zum Tisch, da Stefan ihm nicht gefolgt war. „Was ist das für eine Sache mit Angelface? Wo genau hast du ihn gesehen und was hat er gemacht?“ Der Informant, der schon seit 5 Jahren auf der Straße lebte, sah sich ängstlich um und dann Semir an. „Nicht hier! Man weiß nie, wer hier alles mithört. Wir müssen nach Worringen fahren.“ flüsterte Stefan. Semir stöhnte genervt auf. „Eigentlich habe ich keine Zeit mit dir durch die Gegend zu fahren. Aber ich weiß auch, dass du dich selten irrst. Also komm!“ Gemeinsam verließen sie das Schnellrestaurant und gingen wieder zum Parkplatz. Nur wenig später saßen sie im Auto, doch Semir startete den Motor noch nicht. „Worauf wartest du?“ wollte Stefan wissen und der Polizist senkte seinen Kopf. „Stefan, ich will dir nicht zu nahetreten, aber ich denke, dass der Alkohol so langsam deinen Kopf vergiftet. Rolf Wagner alias Angelface ist tot.“ erklärte er sachlich. Sein Informant schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Er lebt! Ich bin ihm begegnet! Bei diesem Restaurant! Du musst mir glauben, bitte!“ Semir stutzte. „Welches Restaurant?“ „Ein Restaurant in Worringen. „Zum goldenen Rock“ heißt es. Dort war Angelface auf dem Parkplatz. Mit fünf anderen Männern. Sie haben irgendwas versteckt, aber ich weiß nicht was.“ behauptete Stefan und in der Stimme lag ein Ton, der Semir aufhorchen ließ. „Du musst mir glauben! Ich habe ihn gesehen und es war ganz sicher kein Gespenst. Dieses Gesicht werde ich nie in meinem Leben vergessen. Lass uns dahinfahren. Bitte! Wagner hat da was versteckt und so wie ich ihn kenne, wird es nichts Legales sein.“ flehte Stefan weiter. Wieder schüttelte Semir den Kopf. „Stefan, wir haben doch beide gesehen, dass er verbrannt ist. Ich weiß wirklich nicht, was wir bei diesem Restaurant sollen. Hast du Bilder gemacht? Hast du irgendwas, das deine Behauptung bestätigt?“ Stefan schnaubte wütend. „Semir, ich bin obdachlos. Ich bin froh, wenn ich etwas zu essen bekommen. Woher sollte ich denn eine Kamera haben?“ fauchte er den Polizisten an. „Mit dem Handy! Da ist eine Kamera drin. Aber gut, wir fahren hin, sollten wir da aber nichts finden, dann machst du eine Entziehungskur!“ knurrte Semir und startete den Motor. „Und auf den Weg dahin, wirst du mir alles haarklein erzählen.“ Sie fuhren los.


    „Also, ich höre?“ animierte Semir seinen Informanten sein Wissen Preis zu geben, als sie sich auf der Autobahn befanden. Stefan holte Luft. „Ich war gestern in Worringen am Grab von Irene und Josie. Die Blumen mussten erneuert werden und ich habe mit ihnen gesprochen. Ich habe ihnen versprochen, dass ich es schaffen werde von der Straße zu kommen. Ich will es wirklich.“ fing er an. Semir nickte leicht. Er wusste, dass die Ehefrau von Stefan und auch die kleine Tochter Josie bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen. Stefan hatte diesen Unfall selbst verursacht und bestrafte sich, indem er alles aufgab. Den Job, die Wohnung und die Ehre, die für ihn immer sehr wichtig war. Er versank in der Alkoholsucht und landete auf der Straße. Semir hatte versucht ihm zu helfen, doch Stefan lehnte alles ab. „Okay, ich hoffe, es hat dich nicht ganz umgeworfen.“ Er sah seinen Informanten kurz an. „Ich kann es nicht ändern. Es tut immer noch weh, aber es ist erträglich. Irgendwann hoffe ich, verschwindet der Schmerz ganz. Aber lassen wir mich mal beiseite. Als ich dann wieder zur Bahn wollte, bin ich an diesem Restaurant vorbeigekommen und sah dort einige Männer auf dem Parkplatz, die sich sehr angeregt unterhielten. Ich fand es sehr merkwürdig, denn das Restaurant war noch geschlossen und dachte mir, warum parken diese Typen schon drei Stunden da, bevor das Restaurant öffnet. Nun ja, ich hatte ja auch Hunger und in den Mülltonnen von diesem Restaurant habe ich schon ganz tolle Sachen gefunden. Ich bin hin und hab gestöbert, doch dann kam einer der Köche und hat mich verjagt. Dann bin ich zu diesen Typen gegangen, die auf dem Parkplatz waren und habe dort mein Glück versucht. Und da war er dann! Ich bin fast umgekippt, als ich Rolf Wagner erkannt habe. Aber er war es, da bin ich mir ganz sicher. Ich habe auch die Stimme erkannt.“ beschwor Stefan. Semir nickte. „Hat er dich denn auch erkannt?“ hakte er nach und sein Informant schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Er hat mir 10 Euro in die Hand gedrückt und dann auch verjagt. Ich habe schon lange keine zehn Euro mehr gehabt und natürlich habe ich mich demütig gezeigt.“ Stefan sah Semir kurz an. „Okay, du hast dich in den letzten Jahren ja auch stark verändert. Konntest du mithören, um was es bei dem Gespräch ging?“ wollte Semir nun wissen. „Nein, die haben sofort aufgehört, als ich auf sie zutrat.“ Der Hauptkommissar sah auf die Straße und in den Seitenspiegel. „Was ist dann passiert?“ fragte er. „Ich tat, als würde ich zur Bahn gehen, aber dann habe ich mich im Gebüsch versteckt und habe Wagner beobachtet. Er hatte eine Box aus dem Auto geholt und in der Nähe der Mülltonnen abgestellt.“ Ein Nicken des Polizisten folgte. „Und dann?“ Stefan spielte etwas verlegen mit seinen Fingern. „Ich habe mir erst überlegt, ob ich mal in die Box schaue. Ich war wirklich sehr neugierig, aber dann habe ich es doch gelassen und bin nach Hause.“ Es hörte sich entschuldigend an und Semir lächelte. „Du meinst am Flughafen?“ Stefan senkte den Kopf. „Ist zwar nicht gerade eine Villa, die ich habe, aber es ist ein Dach über dem Kopf. Ich kann schlafen ohne das ich ausgeraubt werde.“ Nur wenig später hatten sie den Parkplatz des Restaurants erreicht. Semir parkte seinen Wagen und stieg mit Stefan aus. „Also hier vorn war das. Hier haben sich die Männer getroffen und hier habe ich Wagner gesehen.“ Der Polizist sah sich auf dem Parkplatz um. „Und wo soll er dieses Etwas versteckt haben?“ wollte er wissen. Stefan wies auf den Bereich wo die Mülltonnen standen. „Da vorn! Ich habe nicht genau sehen können, was es war, aber wenn Angelface da was hingelegt hat, dann war es mit Sicherheit illegal. Vielleicht waren in dieser Box Waffen oder Drogen…“ mutmaßte er und zog Semir mit sich. Als sie die Tonnen erreicht hatten, schob Semir eine nach der Anderen zur Seite, doch er fand nichts. „Also hier sehe ich gar nichts.“ murmelte er. „Aber er hat etwas abgestellt. Ich habe es doch gesehen!“ Stefan sah Semir zweifelnd an und dieser schien etwas misstrauisch zu sein. „Semir, ich schwöre dir! Ich habe Angelface gesehen und der hat hier was abgestellt!“ „Schon gut, ich glaube dir ja.“ winkte der Polizist ab und sah sich genau um. An einer der Laternen sah er eine Kamera, die scheinbar für die Überwachung des Parkplatzes genutzt wurde. „Okay, ich schau mal, ob jemand im Restaurant ist. Warte hier!“ bat er Stefan und dieser nickte.


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  • Semir ging zur Eingangstür des Restaurants und hämmerte kräftig dagegen. Doch auch nach mehreren Klopfen machte niemand auf. Er wollte gerade wieder zu Stefan gehen, als dieser auf ihn zu gerannt kam. Semir sah ihn erstaunt an. Stefan wies auf zwei schwarze Vans, die gerade auf den Parkplatz fuhren. „Das ist Wagner!!“ stieß er aus. „Bist du sicher?“ Stefan nickte heftig und zog Semir mit sich in Deckung. „Das sind die Wagen, die gestern auch hier waren! Die werden uns fertigmachen!“ Semir sah in Richtung Fahrzeuge. Mehrere Männer stiegen aus und kamen eindeutig in ihre Richtung. Er spürte, dass von diesen Männern eine Bedrohung ausging und sah sich nach einer Möglichkeit um, an sein Fahrzeug zu kommen, doch der Weg war abgeschnitten. Er sah auch, wie die Männer direkt auf ihn und Stefan zukam und die Waffen zogen. Sofort tat er es ihnen nach und zog Stefan mit sich in Richtung Restaurant, da ihm die Treppe etwas Schutz bieten konnte. Keine Sekunde zu spät, denn schon fielen die ersten Schüsse. „Bleib in Deckung!!“ mahnte er Stefan und erwiderte das Feuer. Immer wieder sah er sich um. Er musste einen Weg finden seinen Freund und sich in Sicherheit zu bringen und da hatte er sie. Er sah Stefan an. „Stefan, wenn ich sage jetzt, dann rennst du auf den Wald zu und versteckst dich! Egal was passiert, du wirst dich nicht rühren! Hast du mich verstanden?“ Stefan nickte und sah panisch in Richtung Wald. „Hast du keine zweite Waffe? Ich könnte dir helfen.“ Semir erhob sich und schoss auf die Männer, die immer näherkamen. Sie gingen sofort in Deckung. „LOS!“ schrie Semir Stefan an, der aufsprang und losrannte. Ohne sich umzudrehen, sprintete er auf den Wald zu und ging hinter einem umgestürzten Baum in Deckung. Auch Semir kam in den Wald. Obwohl der Polizist es ihm verboten hatte, rannte Stefan auf ihn zu. „Was machen wir denn jetzt? Die sind zu sechst und wir sind nur zu zweit! Ruf doch deine Kollegen an!“ bettelte der Informant nun. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Semir sah sich hektisch um. „Das Handy liegt im Auto. Wir werden einen Bogen schlagen und dann wieder zum BMW gehen. Wir steigen ein und verschwinden! Entschuldige, dass ich dir nicht geglaubt habe.“ stieß der Hauptkommissar aus und Stefan lächelte leicht. „Schon gut. Wenn ich du wäre, hätte ich dir auch nicht geglaubt. Also, hauen wir ab!“ Sie rannten weiter durch den Wald und die Verfolger kamen hinterher. Immer wieder gaben sie Schüsse ab, doch sie verfehlten Semir und Stefan. Es schien, als wollte man sie nicht verletzen. Semir hingegen erwiderte das Feuer und ein Aufschrei bestätigte einen Treffer. Doch er und auch Stefan wussten, dass die Munition nicht lange halten würde. Ein Ersatzmagazin hatte Semir zwar im BMW aber jetzt hatte er höchstens noch vier Schuss. „Weiter!“ forderte er Stefan auf und duckte sich hinter einem halben Baum. Er zielte und drückte ab. Es klickte nur und er sah verwundert auf die Waffe. „Fuck, ich habe mich verzählt. Lauf Stefan!!“ Sie rannte in einem Bogen um das Restaurant herum und kamen wieder auf den Parkplatz an. „Schnell zum Wagen, dann kann ich Hilfe rufen!“ forderte Semir seinen Freund auf und gemeinsam rannten sie zum Wagen, den sie schadlos erreichten.


    „Rein Stefan! Rein! REIN!“ schrie Semir seinen Informanten an und dieser führte den Befehl sofort aus. Die Verfolger hatten nun auch den Parkplatz erreicht und eröffneten erneut das Feuer. Semir spürte wie eine Kugel an ihm vorbeiflog und warf sich auf den Fahrersitz. Er startete und gab Gas. Ehe die Männer sie erreicht hatten, fegte der BMW an sie vorbei. „RUNTER!“ forderte Semir seinen Freund auf, der sich sofort in den Fußraum des Beifahrersitzes versteckte. Schnell hatten sie die Landstraße erreicht und Semir sah immer wieder in den Rückspiegel. Die beiden schwarzen Vans waren direkt hinter ihm. „Scheiße!“ fauchte er wütend. „Stefan, im Handschuhfach liegt noch ein Magazin! Lade mir die Waffe!“ forderte er von seinem Informanten, der diesen Befehl nur zögerlich ausführte. Semir griff zum Mikro um Hilfe anzufordern, doch gerade als er es in der Hand hatte, zersplitterte die Heckscheibe und die Kugel traf das Funkgerät. Es qualmte leicht. Semir sah etwas erstaunt auf das Mikro, warf es dann weg und konzentrierte sich wieder auf die Straße. „Stefan, was ist mit meiner Waffe?“ Stefan nickte und schob das neue Magazin rein, doch anstatt die Waffe an Semir zu geben sah er ihn grinsend an. „Ich bin vielleicht jetzt ein Penner aber ich habe das Schießen sicher nicht verlernt. Außerdem kannst du nicht gleichzeitig fahren und schießen. Bring uns in Sicherheit und ich halte uns die Typen vom Pelz.“ erklärte er, kniete sich auf den Beifahrersitz und zielte auf das hinter ihm fahrende Auto. Semir sah immer wieder in den Seiten- und in den Rückspiegel. Er hörte wie Kugeln in die Karosserie schlugen, duckte sich und griff sein Handy, welches er in der Freisprechanlage stecken hatte. Doch ehe er seinen Partner Alexander Brand anwählen konnte, wurde der Wagen gerammt. Semir ließ Handy Handy sein und griff mit beiden Händen das Lenkrad und hielt den Wagen krampfhaft in der Spur. Einer der Vans fuhr nun auf gleiche Höhe und der Polizist registrierte nur kurz, dass sie fast am Parkplatz „Worringer Bruch“ waren. Wenn er es geschickt anstellte, dann konnte er die Gegner austricksen. „Stefan! Schnall dich an!“ forderte er seinen Freund auf. Der Van rammte ihn und Semir bemerkte, dass die ihn genau auf diesen Parkplatz drängen wollte. Sein Plan kreuzte sich mit dem Plan der Männer, die ihm folgten, dennoch fuhr er ab. Der Van musste bremsen, denn die Auffahrt war für zwei Fahrzeuge nicht breit genug. Da war seine Chance. Semir gab Gas und raste auf die Ausfahrt zu, die ihn wieder auf die Straße bringen sollte, doch ehe er sie erreicht hatte, schlug eine Kugel in einen Reifen. Der Wagen schlingerte und Semir hatte alle Hände vor zu tun, den Wagen in der Spur zu halten. Wieder halte ein Schuss und im gleichen Augenblick spürte Semir einen Einschlag in der linken Schulter. Er schrie auf und verlor die Kontrolle über den Wagen. Der BMW zog nach rechts und wurde durch einen Baum, der am Rand stand, aufgehalten. Die Karosserie verbeulte sich, die Airbags bliesen sich auf und Semir wurde genau wie Stefan, der nicht angeschnallt war, durch den Aufprall nach vorn geschleudert. Er bekam gerade noch mit, wie Stefan aus dem Wagen geschleudert wurde und gegen den Baum prallte. Er selbst war für einen Augenblick benommen. Wie durch Watte bekam er mit, dass die Tür auf seiner Seite geöffnet und er gepackt wurde.

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  • Rolf Wagner sprang aus dem Van und rannte auf den BMW zu. Er riss die Fahrertür auf und packte den Fahrer, der benommen über dem Lenkrad hing. Brutal zog er ihn aus den Wagen und stieß ihn zu Boden. Der Mann blieb liegen und hielt sich die linke Schulter. Erst jetzt registrierte Wagner, dass der Mann angeschossen war. Er grinste böse und winkte seine Komplizen zu sich. Dann wies er auf den Mann am Boden. „Zum Van!“ befahl er und die Männer packten den Verletzten, drehten ihm den rechten Arm auf den Rücken und zogen ihn mehr als er ging. Rolf Wagner selbst ging auf die Beifahrerseite und sah, dass Stefan aus dem Wagen geschleudert war und vor dem Wagen am Baum lag. „Packt ihn in den Van!“ forderte er von einem weiteren Komplizen, der nun zu ihm kam. Ohne auf den verletzten Mann Rücksicht zu nehmen, packte er Stefan und schleppte ihn zum Van. Auch Wagner ging zum Van und baute sich vor Semir Gerkhan auf. „Sie schulden mir noch 3 Mio. Euro. Ich denke, Sie haben das nicht vergessen, oder?“ Der Polizist sah ihn an. Rolf Wagner griff an den Gürtel des Mannes und löste die Handschellen. Er warf sie dem Mann hinter Gerkhan zu, der sie geschickt auffing. „Fesseln!“ forderte Wagner ihn auf. Als der Mann den linken Arm des Polizisten auf den Rücken zog, schrie Gerkhan auf. Und als er ihn dann in den Van drücken wollte, wehrte sich der Polizist und stemmte sich gegen ihn. „STEFAN!!“ schrie er laut, trat nach hinten aus und versuchte sich loszureißen. Wagner baute sich vor ihn auf. „Nur keine Sorge, um Stefan kümmere ich mich sofort.“ lachte er und schlug mit der Faust in den Magen des Polizisten. Dieser ging in die Knie und würgte. Die Gegenwehr von Semir erstarb und man konnte ihm ohne Probleme in den Van verfrachten. Auch Stefan landete neben ihn. Der Polizist drückte sich an der Wand des Vans in die sitzende Position und sah besorgt auf Stefan, der sich nicht regte. Rolf Wagner wandte sich an den Komplizen. „Du fährst die Bullenkarre zum Versteck. Schalte die Ortung ab!“ Der Mann nickte und verschwand in Richtung BMW während Wagner selbst auf die Ladefläche stieg, die Innenbeleuchtung einschaltete und die Türen zuzog. Er setzte sich auf den Radkasten und sah Gerkhan an. „So, dann wollen wir uns mal unterhalten. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dich wiederzusehen, Gerkhan. Unser Freund Stefan dachte wohl, dass ich ihn gestern nicht erkannt habe, aber ich vergesse niemals ein Gesicht. Seit gestern klebe ich wie eine feuchte Nudel an ihm und habe inständig gehofft, dass er dich informiert. Jetzt kann ich mich für den versauten Deal von damals rächen. Weißt du eigentlich, was du mir da versaut hast?“ Der Polizist grinste leicht und nickte. „Sie wollten Waffen an Terroristen verkaufen.“ Rolf Wagner sah ihn wütend an. „Genau, das war ein Millionengeschäft. Der Pakistani wollte mir sage und schreibe 7 Mio. Euro dafür geben. Was denkst du, wie du das wieder gut machen kannst?“ Gerkhan hielt seinem Blick stand. „Das ist einfach. Ich verhafte Sie und die Welt kann in Ruhe den Tag genießen.“ Rolf Wagner, der eben noch höhnisch grinste, verzog das Gesicht. „Scheinbar verkennst du deine Lage. Nun, ich habe schon einen Weg gefunden, wie du die Schuld begleichen kannst.“ meinte er, zündete sich eine Zigarre an, nahm einen tiefen Zug und blies Gerkhan den Rauch ins Gesicht. Dieser drehte sich weg und hustete.


    Alexander Brandt trat gegen halb acht seinen Dienst an und wunderte sich, dass sein Partner noch nicht im Büro war. Es war schon außergewöhnlich, denn normalerweise war Semir der erste im Büro und der Letzte, der es verließ doch noch machte er sich keine Sorgen und schrieb den Bericht vom Vortag, um ihn später an Kim Krüger weiterzuleiten. Als er fertig war, sah er auf die Uhr. Es war neun Uhr durch und noch immer keine Spur von seinem Partner. Alex griff zum Handy und wählte ihn an. Nach dem vierten Klingeln ging die Mailbox an und er beendete das Gespräch. Etwas nachdenklich ging er zu Susanne, die ihn fragend ansah. „Sag mal, hat Semir sich bei dir gemeldet?“ wollte er von ihr wissen. „Nein, warum?“ „Na weil er noch nicht da ist und wir haben es schon neun durch.“ Susanne lächelte leicht. „Vielleicht ist er noch bei Andrea oder er hat ne Panne. Würde mir da jetzt keine Sorgen machen.“ schlug sie vor und Alex lächelte verlegen. „Hast Recht. Vielleicht höre ich die Flöhe husten.“ stimmte er zu und ging wieder in sein Büro, doch als auch eine Stunde später noch nichts von Semir zu sehen war, wurde er misstrauisch. Er griff zum Telefon und wählte Andreas Festnetznummer an. Sein Partner und Andrea waren vor wenigen Monaten zusammengezogen und alle verstanden sich sehr gut. Selbst Dana, die uneheliche Tochter von Semir, die ihre Mutter vor einiger Zeit verloren hatte, kam mit Andrea gut zu Recht. „Hallo?“ hörte er verschlafen. „Guten Morgen Andrea. Entschuldige bitte die Störung, aber Semir ist noch nicht im Büro und ich wollte fragen, ob er noch bei dir ist.“ Er hörte wie sie durchatmete. „Das ist ja seltsam. Semir wollte sich heute Morgen um sechs mit Sam treffen. Das ist sein Informant und der hatte ihn gestern Abend noch angerufen und um ein Treffen gebeten. Aber so lange sollte das eigentlich nicht dauern. Hast du schon versucht ihn über Funk oder Handy zu bekommen?“ wollte sie nun von Alex wissen. „Ja, das habe ich bereits versucht. Nichts. Weißt du, wo das Treffen stattfinden sollte?“ fragte er. „Ja, am Flughafen. Sam und Semir haben da einen Treffpunkt, aber den weiß ich nicht.“ erklärte Andrea. „Und weißt du auch, worum es bei diesem Treffen ging?“ „Nein, also nicht genau. Semir sagte mir nur, dass Sam wohl einen Toten gesehen hat. Angelface, glaub ich…“ Alex schrieb sich den Namen auf. „Und wie heißt Sam mit ganzen Namen?“ stellte er die nächste Frage.

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Andrea setzte sich auf und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. „Das weiß ich nicht. Ich glaube, nicht einmal Semir kennt seinen vollen Namen aber wenn Sam anruft, dann ist es immer sehr wichtig. Wie gesagt, Semir erwähnte Angelface. Keine Ahnung was es ist. Denkst du, ihm ist etwas passiert?“ Sie hörte wie Alex tief durchatmete. „Ich hoffe nicht. Hast du diesen Sam denn schon mal gesehen? Kannst du ihn beschreiben?“ kam die nächste Frage von Alex. „Nein Alex, du kennst Semir doch, wenn es um seine Informanten geht, dann ist er sehr vorsichtig.“ erklärte sie. „Okay, pass auf. Ich werde den Wagen jetzt mal orten lassen und ich werde ihm die Ohren langziehen, wenn er hier auftaucht, das verspreche ich dir.“ Andrea lächelte leicht, dennoch machte sie sich Sorgen um den Verbleib von ihrem Exmann. „Alex, wenn du was weißt, rufst du mich bitte an? Ich habe heute frei und ich mache mir wirklich Sorgen. Du kennst Semir. Er ist nicht der Typ, der sich nicht meldet.“ bat sie ihn. „Ich melde mich sofort bei dir, wenn ich etwas Neues habe.“ versprach Alex. Andrea beendete das Gespräch und sah nachdenklich aus dem Fenster. Nach wenigen Minuten wählte sie selbst ihren Exmann an, doch auch bei ihr kam nur die Mailbox. „Hallo Schatz. Meldest du dich bitte? Alex und ich machen uns Sorgen, weil wir dich nicht erreichen können. Wo steckst du denn?“ sagte sie und beendete das Gespräch. Nun blieb zu hoffen, dass Semir die Nachrichten bald abhörte und sich bei ihr oder Alex meldete, damit sie beruhigt in den Tag starten konnte. Sie stand nun auf und ging duschen. Jetzt würde sie eh nicht mehr schlafen können. Ein Blick auf die Uhr, zeigte ihr, dass es schon halb zehn war und damit kam Lilly schon in einer Stunde aus der Schule. Nachdem sie geduscht hatte, frühstückte sie kurz und sah aus dem Fenster. Wo konnte Semir nur sein? Was, wenn ihm wirklich etwas passiert war? Was, wenn er irgendwo am Straßenrand lag und niemand etwas bemerkte? Wie oft hatte sie schon gelesen, dass Menschen starben, weil niemand sie gesehen hatte. Noch einmal griff sie zum Handy und obwohl ihre Nachricht nicht einmal eine Stunde her war, sprach sie ihm erneut auf die Mailbox.


    Nachdenklich legte Alex den Hörer auf. Andrea hatte Recht, Semir hätte sich längst gemeldet, wenn er irgendwie nur konnte. Er sah auf seinen Monitor und überlegte. Wer war dieser Sam? Wer oder was war Angelface? Sollte es eine neue Droge sein? Noch einmal ging der Hauptkommissar zu Susanne und fragte nach. „Hast du Erfolg gehabt?“ Susanne schüttelte den Kopf. „Leider nein. Er meldet sich nicht und eben habe ich versucht, den Wagen zu orten, aber ich bekomme einfach kein Signal. Es scheint, als hätte er das Ortungssystem ausgeschaltet.“ erklärte sie. Alex sah sie an. „Kann aber auch sein, dass sein Wagen in der Tiefgarage am Flughafen steht und da ist eh kein Empfang gegeben.“ murmelte er nachdenklich und bemerkte Susannes fragenden Blick. „Ich weiß von Andrea, dass er sich am Flughafen wohl mit einem seiner Informanten treffen wollte. Aber gut, dann fahre ich gleich mit Jenny auf Streife. Ist sie schon da?“ Susanne lächelte leicht. „Ja, sie ist in der Küche.“ Alex ging in die kleine Küche und sah die junge Polizistin, die vor kurzem in den Zivildienst befördert wurde, an der Kaffeemaschine stehen. „Machst du mir einen mit?“ bat er sie und sie drehte sich zu ihm um. „Morgen…“ lächelte sie. „Hör mal, Semir ist noch nicht da und du weißt ja, dass ich nicht allein auf Streife darf. Würdest du ihn vertreten?“ Jenny nickte. „Ja klar! Ist denn was passiert? Ich meine, Semir ist der pünktlichste Mensch, den ich kenne. Ist er krank oder was?“ hakte nun auch Jenny nach. „Nein, er wollte sich heute nur mit einem Informanten treffen und es scheint länger zu dauern, als gedacht.“ erklärte Alex. „Okay, aber lass mir die Zeit meinen Kaffee zu trinken, okay?“ Alex stimmte zu. „Klar, ich will ja auch einen.“ Sie setzten sich an den Tisch und tranken schweigend den Kaffee. Eine viertel Stunde später waren sie unterwegs. Die Autobahn war frei und heute schienen sich alle sehr zusammen zu reißen, denn die Streife verlief ohne jegliche Zwischenfälle und gegen zwölf waren sie wieder im Revier. Auch jetzt war der Platz von Semir leer und jetzt bekam Alex große Zweifel, dass es nur ein Treffen mit dem Informanten gab. „Ist die Krüger schon da?“ wollte er von Susanne wissen, doch diese schüttelte den Kopf. „Sie hat heute noch einen Zahnarzttermin und wird nicht vor eins zurück sein.“ erklärte sie. Alex nickte nachdenklich. „Hey, mach dir mal keine Sorgen wegen Semir. Vielleicht ist ihm der Sprit ausgegangen und das Handy ist leer. Vielleicht hat er sich verquatscht und die Zeit vergessen. Vielleicht …“ versuchte Susanne ihn aufzumuntern. Alex nickte. „Alles gut möglich. Mir stören nur die ganzen „Vielleicht“ darin. Kannst du mir mal einen Gefallen tun?“ Susanne sah ihn erwartungsvoll an. „Versuch mal etwas über Sam, das ist Semirs Informant, heraus zu finden und über Angelface. Die Namen hat Andrea mir genannt.“ „Okay, ich mach mich gleich an die Arbeit.“ versprach sie.

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    Beethoven wurde taub
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  • Semir und Stefan wurden aus dem Wagen gezerrt. Dabei schrie Stefan auf, denn durch den Aufprall beim Unfall hatte er sich schwer verletzt, doch darauf nahmen die Verbrecher keine Rücksicht. Nur wenig später saßen sie in einem Kellerraum. Stefan lehnte sich mit vor der Brust haltenden Arme gegen die Wand und sah Semir ängstlich an. „Was werden die mit uns machen?“ fragte er leise. Semir zog leicht die Schultern hoch. „Das weiß ich nicht, aber Wagner wird uns sicher nicht gehen lassen. Stefan, wir müssen uns selbst helfen!“ mahnte er. Stefan sah ihn fragend an. „Hast du eine Idee? Ich meine, du bist gefesselt und verletzt. Und die Dinger sehen nicht gerade danach aus, dass du sie so einfach öffnen kannst. Ich habe Schmerzen, meine Rippen…“ Der Polizist lächelte leicht. „Das ist schon wahr. Ich werde es dennoch versuchen. Ich werde mir die Arme nach vorn holen und dann kann ich auch was tun. Wir müssen hier raus, denn das was Wagner eben sagte, gefällt mir nicht.“ „Weißt du was er gemeint hat, als er sagte, dass du die Rechnung auf einen Schlag bezahlen kannst?“ Wieder schüttete Semir den Kopf. „Nein, ich weiß es nicht aber ich habe auch nicht die geringste Lust, es heraus zu finden.“ Er kniete sich hin und verrenkte sich etwas. Bei jeder Bewegung, wo er seinen linken Arm benutzte, meldete sich der Schmerz und er verzog das Gesicht. Dennoch arbeitete er emsig weiter und seine Mühe wurde belohnt. Wenige Minuten später hatte er die Hände unter seinem Hintern und noch mal etwas später unterhalb der Knie. Jetzt war es eine Leichtigkeit, die Hände nach vorn zu bekommen. Stefan sah ihn zu, doch er rührte sich nicht. „Sehr gut und jetzt? Kannst du die Tür aufzaubern?“ Semir stand auf und sah sich die Tür an. „Leider nicht. Okay, eintreten fällt flach, weil sie nach innen aufgeht. Wir könnten versuchen die Angel auszuhelben oder das Schloss knacken. Hast du zufällig einen Schraubenzieher oder einen Dietrich dabei?“ Er lächelte leicht gequält, doch Stefan ließ seine Frage unbeantwortet. Stattdessen wurde er melancholisch. „Tut mir leid, Semir. Ich meine, dass du jetzt wegen mir in der Scheiße sitzt. Ich hätte dich nicht informieren sollen.“ Semir ging auf seinen Freund zu. Er hatte einen sonderbaren Ton in Stefans Stimme gehört. Resignation! „Schon gut Stefan. Du hast richtig gehandelt. Wir kommen hier schon raus. Außerdem werden meine Kollegen mich suchen, wenn ich nicht auftauche. Die wissen genau, dass ich mich melden würde, wenn ich mich verspäte. Wenn gar nichts kommt, dann werden sie nach mir suchen.“ versprach er. Sein Informant lachte verbittert auf. „Und wo sollen die dich suchen? Die wissen doch gar nicht, was passiert ist.“ Semir rollte mit den Augen. „Warum denkst du immer so negativ?“ wollte er wissen. „Ich lebe auf der Straße. Da lernt man unsichtbar zu sein. Da lernt man, sich keine Hoffnung zu machen. Nicht auffallen und auf gar keinen Fall an Glück denken, das ist die Devise.“ Semir schüttelte den Kopf. „Das ist absoluter Schwachsinn! Du weißt genau, dass jedes Leben etwas wert ist. Egal welchen Status man hat, welchen Beruf oder sonst was! Wo ist der Kampfgeist von Stefan Andreas Moppe geblieben?“ Stefan sah ihn an und zog die Schultern hoch. „Der ist seit dem Tod von Irene und Josie verschwunden.“ erklärte er leise. Semir erwiderte seinen Blick. So resigniert hatte er seinen Freund selten gesehen.


    Während Semir den ganzen Raum nach einer Möglichkeit der Flucht absuchte, kauerte Stefan am Boden und war mit sich selbst beschäftigt. Semir wandte sich wieder an ihn. „Stefan, du bist ungefesselt! Hilf mir endlich! Beiß die Zähne zusammen und ignoriere die Schmerzen! Wenn wir hier raus sind, kannst du immer noch im Selbstmitleid vergehen.“ fauchte er seinen Informanten an, doch dieser reagierte nicht. Er starrte stupide zu Boden. „Was soll das denn jetzt noch bringen? Wir kommen nicht weg. Wagner wird uns umbringen.“ murmelte er kaum hörbar. Jetzt hatte Semir genug. Er packte Stefan und zog ihn hoch und erschrak als Stefan aufschrie. „Entschuldigung... Ich tu dir nicht gern weh, aber du musst zur Vernunft kommen!“ Er sah ihn warnend an und Stefan senkte den Kopf. „Du hast deiner Familie versprochen alles zu tun, um von der Straße zu kommen! Das hier ist deine Chance! Hilf mir!“ fauchte er wütend. Stefan sah ihn erschrocken an. „Hilf mir endlich!“ wiederholte Semir eindringlich und jetzt schien Stefan aus seiner Lethargie aufzuwachen. Doch es war zu spät. Der Schlüssel drehte sich und Semir sah erschrocken auf die Tür. „Setz dich wieder hin!“ fauchte er Stefan an und stellte sich direkt neben die Tür, die soeben aufging. Das Erste was er sah, war der Arm des Mannes, der eintreten wollte. Semir packte ihn und zog den Besitzer mit aller Kraft in den Raum. Dieser war von dem Angriff so überrascht, dass er rein stolperte und quer durch den Raum schoss. Semir setzte nach, schlug mit den gefesselten Händen den Mann direkt ans Kinn, der zu Boden ging und sich nicht mehr regte. Ein Aufschrei von Stefan ließ ihn herumwirbeln. Wagner hielt ihm die Waffe an den Kopf. „Ich habe dem Idioten immer gesagt, er darf dich nicht untereschätzen, Gerkhan. Ich habe ihm gesagt, dass du, selbst wenn du gefesselt und verletzt bist, kämpfen wirst. Tja, wer nicht hören will… nicht wahr.“ verhöhnte ihn Wagner. Semir hob die Hände. „Lassen Sie ihn los.“ bat er leise. Er hörte, wie Wagner den Hahn spannte und schüttelte den Kopf. Wagner grinste. Semir glaubte, dass er Stefan nun erschießen würde, doch der Verbrecher stieß den Obdachlosen von sich. Stefan ging zu Boden. Er kroch aus der Reichweite von Wagner und sah Semir flehend an. Wagner lachte höhnisch. „So, dann werden wir jetzt mal die erste Rate einkassieren, nicht wahr Gerkhan? Runter auf die Knie!“ forderte er den Polizisten auf und dieser führte den Befehl langsam aus. Die Hände hielt er dabei über den Kopf um Wagner nicht zu reizen. „Was haben Sie jetzt vor?“ fragte er heiser. Wagner sah ihn an. „Was meinst du, wie lange es dauern würde, bis du stirbst, wenn ich dir einen Bauchschuss verpasse?“ Semir antwortete nicht und wie in Zeitlupe sah er, dass Wagner den Hahn drückte. „NEIN!“ schrie Stefan, kam auf die Beine und stieß Semir aus der Schusslinie. Bevor er auf den Boden fiel, zuckte er zusammen. Ein Schuss hallte. „STEFAN!!“ schrie Semir als er sah, wie sein Freund zu Boden fiel und liegen blieb. Er kroch sofort zu ihm und drehte ihn auf den Rücken. „Ich habe … es… geschafft… Irene ist … ist … stolz auf mich…“ kam schwerfällig von Stefan. Semir nickte. Er spürte wie ihm Tränen über das Gesicht liefen. „Ja, das kann sie auch…Du hast es geschafft.“ bestätigte er und erzwang sich ein Lächeln. Ein Zucken ging durch Stefans Körper und er verkrampfte sich. Seine Hände krallten sich in Semirs Arm. „Bring … ihn … zur … Strecke.“ presste er heraus und erschlaffte komplett. Semir ging mit den gefesselten Händen über das Gesicht seines Freundes, drückte ihm die Augen zu und hob langsam den Kopf um Wagner anzusehen. „Er hat Ihnen nichts getan!“ stieß er aus.

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  • Rolf Wagner steckte seine Waffe wieder ein. Er nickte und sah auf die Leiche des Mannes. Dann wandte er sich an Semir. „Ich habe echt nicht damit gerechnet, dass er sich in die Schusslinie wirft. Nun ja, er wäre eh verloren gewesen und hätte sich irgendwann zu Tode gesoffen. Jetzt wird er uns aber noch einen großen Dienst erweisen.“ gab er ziemlich ungerührt von sich. Er winkte seinen Komplizen zu sich und wies auf die Leiche. „Bring ihn weg!“ forderte er auf und der Mann griff das Bein des Toten und zog ihn aus dem Raum. „Was haben Sie denn noch mit ihm vor?“ hakte Semir nach. Er war über das Tun von seinem Gegner verwundert, denn der wollte ihm doch eben noch einen Bauchschuss verpassen. War das alles ein Trick? Wagner sah Semir grinsend an. „Hast du dich nicht gefragt, warum wir dein Auto mitgenommen haben?“ Semir hielt den Blick stand und natürlich hatte er sich das gefragt, doch bisher war er davon ausgegangen, dass Wagner sich so nur etwas Zeit verschaffen wollte. Der Waffendealer wies mit dem Zeigefinger auf die Tür. „Sieh mal, Moppe und du haben ungefähr die gleiche Größe, nicht wahr? Vielleicht ist er ein oder zwei Zentimeter größer, aber das sagt nicht viel aus. Stell dir doch mal folgende Situation vor. Deine Kollegen werden zu einem Unfall gerufen. Ein Auto hat einen Baum gerammt und ist in Flammen aufgegangen. Der Fahrer hatte keine Chance mehr aus dem Wagen zu kommen und verbrennt bis zur Unkenntlichkeit.“ erklärte Wagner ziemlich sachlich und Semir ahnte, was nun passieren sollte. Er schüttelte den Kopf. „Damit kommen Sie nicht durch! Keiner wird Stefan für mich halten! Man kann verschiedene Untersuchungen machen, die beweisen, dass ich es nicht bin!“ stieß er aus und merkte zu spät, dass er Wagner in die Hände spielte. Dieser lachte leise. „Ach du meinst das mit dem Zahnabdruck und der Untersuchung der Organe? Ja, das ist mir bekannt aber ich habe an alles gedacht.“ Er wandte sich an seinen Komplizen. „Bring unseren Freund doch bitte in den OP. Ich werde ihm zeigen, wie man einen perfekten Mord inszeniert.“ forderte er und ging aus dem Raum. Semir wurde von dem Mann gepackt und aus den Raum gedrängt. Es ging über einen Gang in einen weiteren Raum, der ihn mehr an einer Waschküche erinnerte. Stefan lag nackt auf einem Metalltisch. Daneben stand ein kleinerer Tisch mit medizinischem Equipment. Erschrocken sah Semir Wagner an. „Was haben Sie vor?“ fragte er leise. „Ist das nicht offensichtlich? Wir werden Stefan nun ein wenig modifizieren. Ohne Leber kann man keine Leber untersuchen, nicht wahr? Ohne Lunge, kann man auch keine Lunge untersuchen. So einfach ist es. Ich werde auch die Nieren und das Herz entnehmen. Vielleicht kann ich sie sogar noch zu Geld machen. Wobei wir da schon beim Geschäft sind. Ich gehe davon aus, dass Sie körperlich fit und gesund sind.“ Semir sah ihn erstaunt an und jetzt wusste er, was Wagner meinte, dass er die Rechnung in mit einem Schlag bezahlen konnte. „Sie handeln mit Organen?“ fragte er nach. Wagner lachte und nickte. „Ein sehr lukratives Geschäft. Für ein Herz bekomme ich zwischen 50.000 und 150.000 €. Für die Lungen eines Nichtrauchers, erhalten ich 170.000 €. Für eine gute Leber sind es noch mal 100.000 € und für die Nieren sogar 600.000 €. Jetzt kannst du dir ausrechnen, was ich dir alles entnehmen werde. 3 Mio. plus Zinsen für 8 Jahre. So viele Organe hast du nicht einmal.“ rechnete Wagner auf. „Sie sind ein Schwein!! Lassen Sie Stefan in Ruhe!!“ schrie Semir und wollte auf Wagner losgehen, doch der Mann hinter ihm, packte kurzerhand zu. Wagner machte einen Schritt auf ihn zu. „Gerkhan, schrei bitte nicht so rum. Ich bin sehr lärmempfindlich.“ mahnte er und schlug mit der flachen Hand zu. Semir spürte wie die Lippe aufplatze und ging langsam mit der Zunge über die Wunde, um sich das Blut abzulecken. Doch er hielt dem Blick von Wagner stand. „Glauben Sie mir, Wagner. Ich werde Sie bekommen! Sie werden für den Mord an Stefan für immer in den Knast gehen.“ versprach er leise. Wagner sah auf die Uhr. „Wir haben noch zwei Stunden! Stellt Gerkhan da vorn hin! Er soll genau zusehen, was wir mit Stefan machen und was ihm bevorsteht. Ich brauche außerdem seine Kette und sein Armband.“ legte er fest.


    Semir wurde von zwei Männern festgehalten. Immer noch trug er die Handschellen. Ein Mann in weißen Kittel kam aus einem Nebenraum und wandte sich direkt der Leiche zu. Er untersuchte sie kurz und sah dann Wagner an. „Toll. Was soll ich mit dem anfangen?“ fragte er. Rolf Wagner zog die Schultern hoch. „Du sollst ihn so herrichten, dass man ihn nicht mehr identifizieren kann. Du weißt doch sicher, was ich damit meine, oder?“ Der Mann sah ihn verwundert an. „Ganz ehrlich, nein. Was willst du denn genau?“ Der Mann, der Stefan erschossen hatte, rollte die Augen. „Ich will, dass der Tote dort, für ihn,“ er zeigte auf Semir, „gehalten wird.“ Der Arzt nickte. „Ach so…nun da musst du doch nur verhindern, dass man einen Gebissabdruck nehmen kann. Allerdings sollte man bei dem hier auch die Leber entnehmen. Der Typ sieht aus, als wäre er dem Alkohol nicht abgeneigt gewesen.“ Rolf Wagner klatschte Beifall und lachte höhnisch. „Sehr gut! Wirklich sehr gut.“ Doch so schnell wie die Freude bei ihm angeflogen kam, war sie auch wieder verschwunden. „Tu das, was du tun musst! Hol ihm alle Organe raus, vielleicht kann ich damit noch Geld machen.“ fauchte er und der Arzt machte sich an die Arbeit. Semir wurde gezwungen zuzusehen. Als er sich angewidert wegdrehte, packte ihm einer seiner Bezwinger im Genick und zwang ihn auf die Leiche zu sehen. Wagner bekam es mit und kam zu ihm. „Nun Gerkhan, wie du siehst, habe ich genügend Fachkräfte um alles möglich zu machen. Ich weiß, dass Stefan nicht als Spender zu gebrauchen ist, aber ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Mit dir werde ich ein Vielfaches verdienen.“ Nach knapp zwei Stunden war der Arzt fertig. „So, alle Organe sind raus. Was ist mit dem Gebiss? Soll ich das auch rausholen? Dann kannst du das Vortäuschen des Unfalls aber vergessen. Jeder Arzt würde feststellen, dass es operiert wurde.“ Wagner schüttelte den Kopf. „Darum kümmere ich mich persönlich. Thomas, hol mir den Vorschlaghammer!“ befahl Wagner. Er sah den Arzt an. „Pack du die Organe ein und sieh zu, ob du sie noch an den Mann bringen kannst.“ Der Arzt nickte und tat was befohlen wurde. Er sah zu Semir. „Was ist mit dem da?“ fragte er. Rolf Wagner grinste ihn an und sah dann zum Polizisten. „Der ist für einen sehr guten Kunden bestimmt. Da bist du raus.“ Der Arzt war mit der Erklärung zufrieden, packte seine Sachen ein und wollte gerade gehen, als Wagner ihn zurückhielt. „Du kannst ihm eigentlich das Blut abnehmen und analysieren lassen. Ich brauche einen Bericht für den Kunden mit dem üblichen ärztlichen Quatsch.“ Während er mit dem Arzt sprach, sah er Semir an, der seinen Blick standhielt. Wagner sah, dass der Polizist Tränen in den Augen hatte und lachte leise. „Ach komm! Tu nicht so, als hätte dir etwas an diesem Penner gelegen.“

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  • Semir sah wie der angebliche Arzt eine Nierenschale mit diversen Kanülen befüllte und zu ihm kam. Er wollte sich losreißen, trat um sich, doch die Männer hielten ihn eisern fest. Sie zwangen ihn auf die Knie und legten die gefesselten Arme auf das Knie eines der Männer. Ohne ihm die Handschellen abzunehmen, zogen sie ihm die Arme gerade, damit der Arzt ihm das Blut entnehmen konnte. Auch jetzt gab Semir nicht auf und spannte die Muskeln an. Er band den Arm des Polizisten ab und stach nur wenig später mit einer feinen Nadel zu. „Muskeln lösen!“ fauchte er Semir an, doch der Polizist dachte nicht daran. „Ich komme so nicht rein! Verdammt!“ fauchte der Arzt und nun kam Wagner dazu. Er griff Semir an die verletzte Schulter und drückte zu. Der Hauptkommissar schrie auf und vor Schmerzen löste er seine Muskeln und spürte nur kurz darauf den Stich. Er sah auf die kleinen Gefäße, die sich mit seinem Lebenssaft füllten. Dann wurde ihm ein Tupfer auf die Einstichstelle gedrückt und ein Streifen von Leukoplast mit starkem Zug aufgedrückt. Wagner löste den Griff und nahm ihm nun das Armband und die Kette ab und steckte es ein. Nun kam auch der Mann mit dem Vorschlaghammer zurück. Wagner nahm ihn und grinste Gerkhan an. „Jetzt werde ich dir zeigen, wie die Identität eines Menschen gewechselt wird.“ meinte er und holte aus. Doch nun kam der Arzt dazwischen. „Hey, leg die Leiche lieber auf den Boden. Der Tisch bekommt sonst Beulen.“ forderte er und Wagner hielt inne. Wagner winkte zwei weitere Leute zu sich, die den geöffneten Körper auf den Boden legten. Semir sah auf den Leichnam seines Freundes und spürte eine emense Wut aufsteigen. Er musste sich zusammenreißen, denn im Augenblick war er wehrlos. Er wartete auf eine Gelegenheit, endlich zum Gegenschlag auszuholen. Er sah, wie Wagner den Vorschlaghammer anhob, ihn über den Kopf schwang und mit aller Kraft auf das Gesicht des Toten fallen ließ. „NEIN!! SIE VERDAMMTES SCHWEIN!!“ schrie Semir und versuchte sich loszureißen, doch die Männer hatten ihn fest im Griff. Nach zwei Schlägen, legte Wagner den Hammer zur Seite. „Okay, richte ihn so her, dass man ihm nicht sofort ansieht, was hier passiert ist!“ befahl er dem Arzt und dieser machte sich an die Arbeit. Der Hauptkommissar musste zusehen, wie man seinen toten Freund wieder etwas in Form brachte und als der Arzt fertig war, legte Wagner ihm die Kette und das Armband von Semir an. Die Männer, die Semir festhielten, zogen ihn nun wieder auf die Beine und lachten höhnisch. Er selbst stand da und rührte sich nicht. Jeder, der ihn nicht kannte, würde ihm nun keine Gegenwehr mehr zutrauen. Wagner kam grinsend wieder zu ihn und nun explodierte der Polizist. Er riss sich los und schlug Wagner mit den gefesselten Händen so heftig ins Gesicht, dass dieser geschockt zu Boden ging. Ehe die Männer von Wagner eingreifen konnten, warf sich Semir auf Wagner und ließ seiner Wut freien Lauf. Und selbst als sie ihn von Wagner runtergezogen hatten, trat Semir dem Verbrecher in die Seite. Der Waffendealer schrie auf und krümmte sich. „PACKT IHN!“ presste er mehr heraus und die Männer zogen Semir von ihm weg. Der Polizist wandte sich im Griff und wehrte sich so gut es ging, doch lange schaffte er es nicht gegen die Übermacht. Als Wagner sich wieder erholt hatte, hatten die Männer ihn fest im Griff. Wagner wischte sich das Blut von der Nase und baute sich vor Gerkhan auf. Er schnaubte wütend und schlug zu. Semir schrie auf und wollte sich krümmen, doch das ließ der Griff nicht zu. Nach wenigen Minuten ließ Wagner von seinem Opfer ab. Er sah grinsend auf Semir, der damit beschäftigt war, die Schmerzen zu bekämpfen. „Moppe wird seine letzte große Rolle haben. Er wird mit deinem BMW gegen einen Baum fahren. Er wird verbrennen. Und jetzt rate mal, was deine Kollegen denken werden?“ Er grinste breit und Semir konnte sich schon denken, was Wagner bezweckte. Jeder seiner Kollegen wusste, dass er niemals seinen Wagen verlieh und wenn Stefan nun als verbrannte Leiche auf dem Fahrersitz saß, dann würden alle denken, dass er es war. Semir schüttelte den Kopf. „Damit kommen Sie nicht durch.“ sagte er mehr zu sich selbst als zu Wagner. „Das wird klappen, glaub mir. Moppe hat nichts mehr drin, woran man ihn identifizieren könnte. Jeder Bulle wird um dich trauern. Zumindest deine engsten Kollegen. Sie werden sicher eine sehr rührende Rede halten, während Moppe in dein Grab fährt. Und deine Frau, wie auch deine Kinder, werden an der Trauer zerbrechen. Niemand wird mir auf die Schliche kommen. Das ist der perfekte Mord. Keiner wird nach dir suchen. Wir können uns alle Zeit der Welt nehmen, dich auszunehmen. Stück um Stück.“ grinste Wagner. Semir hielt seinem Blick stand und darin war deutlich in dem Blick zu lesen, was er von Wagner hielt. Wagner sah den Mann hinter dem Polizisten an und nickte. Im gleichen Moment bekam Semir einen Schlag in den Nacken und sackte mit einem Stöhnen bewusstlos zusammen.


    Susanne kam in das Büro von Alex, der sofort aufsah. „Hast du was gefunden?“ wollte er wissen und sie nickte. „Wie man es nimmt. Also über einen Sam habe ich nichts herausgefunden. Wohl aber über Angelface bzw. Rolf Wagner. Das ist oder besser war ein Waffenhändler, hinter dem Semir 2008 her war. Leider ist Wagner bei einer Verfolgungsjagd ums Leben gekommen. Semir und ein gewisser Stefan Andreas Moppe, haben dem Händler ein Geschäft in geschätztem Wert von knappen 3 Mio. Euro versaut. Während des Zugriffes floh Wagner alias Angelface und wurde von Semir und diesem Moppe über die Autobahn gejagt. Bei einer Baustelle verlor Wagner die Kontrolle über den Wagen und verursachte einen schweren Unfall. Der Wagen von Wagner fing Feuer und für ihn kam jede Hilfe zu spät.“ Alex hörte genau zu. „Dann könnte doch dieser Moppe helfen. Hast du da eine Anschrift?“ Susanne schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe zwar die Informationen, dass Moppe als Privatdetektiv gearbeitet hat, aber seit fünf Jahren fehlt jede Spur von ihm.“ Alex sah sie an. „Wirklich gar nichts? Auch nichts in der Akte von damals? Was ist mit Angelface oder Wagner? Gibt es da irgendeine Adresse, wo ich nachhaken kann?“ Susanne sah noch einmal auf die Notizen. „Leider nicht.“ Alex stöhnte leise auf. „Mist! Das hilft uns überhaupt nicht weiter. Hast du noch mal die Ortung versucht?“ Susanne senkte ihren Blick. „Ja, aber leider ohne jeden Erfolg. Der Wagen scheint samt Semir spurlos verschwunden zu sein.“ Alex lehnte sich nach hinten. „Okay, dann dürfte Semir in eine Falle geraten sein. Verdammt noch mal, wer ist dieser Sam? Susanne, du kennst Semir länger als ich. Weißt du, wo seine Informanten sind? Weißt du, wo ich da ansetzen kann?“ Susanne dachte kurz nach. „Nein, aber wo hast du denn deine Informanten?“ Alex zog die Schultern hoch. „Überall da, wo sie sinnvoll sind.“ Die Sekretärin nickte. „Ich denke, da hat Semir sie auch.“ Alex stand auf. „Du denkst, im Kreis von Türken?“ „Ja, zum Beispiel oder auch bei Drogensüchtigen, Obdachlosen oder im Rotlichtviertel. An Autobahnraststätten, Tankstellen. Ich weiß, dass Semir auch die ein oder andere am Strich in Longerich hatte, aber Sam deutete doch wohl eher auf einen Mann hin.“ Alex nickte nachdenklich. „Okay, dann zapfe ich auch meine Quellen an, vielleicht kennen die diesen Sam. Sag mal, warum hieß Wagner denn eigentlich Angelface?“ fragte er. Susanne zeigte ihm ein Bild. „Das ist das letzte Foto von Wagner. Er sieht aus wie ein Engel. Ich denke man das es deshalb zum Spitznamen gekommen ist.“ Alex sah sich das Bild an und nickte. „Stimmt, männlich ist anders. Danke Susanne.“ Die Sekretärin nickte, lächelte und ging zur Tür doch im Rahmen blieb sie stehen und sah ihn noch einmal an. „Alex, denkst du, dieser Informant hat ihn in die Falle gelockt?“ Alex zog die Schultern hoch. „Das ist gut möglich.“ Susanne senkte den Blick. „Ich hoffe, wir finden ihn, bevor er …“ Sie stockte doch Alex wusste auch so, was sie sagen wollte. „Das hoffe ich auch.“ gab er zu.


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  • Lukas Roller verabschiedete sich nach einigen Überstunden von seinen Kollegen und fuhr über die A57 nach Hause. Er spürte die Müdigkeit in den Knochen und freute sich nach der Nachtschicht auf sein Bett, welches er leider allein belegte. Etwas nachdenklich fuhr er die Autobahn entlang und reihte sich nach guten 30 Minuten zur Ausfahrt ein. Jetzt musste er nur noch ein Stück Landstraße fahren und konnte sich auf ein langes Wochenende freuen. Heute war seine letzte Nachtschicht und das hieß, dass er morgen nicht zur Arbeit musste. Kurz vor dem Worringer Bruch, bemerkte er am Horizont eine dunkle Rauchsäule gen Himmel steigen und fuhr mit einem mulmigen Gefühl auf den kleinen Parkplatz. Dort angekommen, sah er einen silbernen BMW am Baum stehen. Der Wagen war von den Flammen bereits komplett eingenommen worden und er griff zum Handy um seine Kollegen der Berufsfeuerwehr zu informieren. Nachdem er den Notruf abgesetzt hatte, griff er seinen Feuerlöscher und unternahm einen Löschversuch, der allerdings kläglich scheiterte. Das Feuer war einfach zu groß und zu heiß für den kleinen Löscher. Lukas konnte nur zusehen, wie der Wagen ausbrannte. Er ging in einem gebührenden Abstand um das brennende Fahrzeug herum und bemerkte etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Im Fahrzeug lehnte eine Person reglos über dem Lenkrad. Er kam nicht an das Fahrzeug heran, um die Person zu retten und war dazu verdammt, auf die Kollegen zu warten, von denen er das Martinshorn auch schon hörte. Kaum stand das Fahrzeug der Kollegen, sprang einer heraus und kam zu ihm. Lukas berichtete in einem ruhigen sachlichen Ton, was vorgefallen war und sofort starteten die Löscharbeiten. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Flammen erstickt waren und nachdem sich der Rauch verzogen hatte, holten die Kollegen die Leiche aus dem Fahrzeug. Man konnte nicht mehr erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. „Hat jemand schon die Polizei informiert?“ wollte der Einsatzleiter wissen und Lukas nickte. „Ich habe sie direkt mit verständigt.“ Er sah auf das Etwas, das mal ein Mensch war. „Der arme Teufel. Ich hoffe inständig, dass die Person nicht mehr viel mitbekommen hat. Es gibt sicher keinen schlimmeren Tod, als bei lebendigem Leibe zu verbrennen.“ murmelte er. Der Einsatzleiter legte ihm die Hand auf die Schulter. „Glaub mir, der war schon tot, bevor die Flammen ihn erreicht haben. Die Gase haben ihn sicher schon vorher umgebracht.“ versuchte er ihn zu beruhigen.


    Das Telefon in der PAST klingelte. Susanne ging ran und meldete sich mit ihrem Standardtext. „Autobahnpolizei, König mein Name. Was kann ich für Sie tun?“ „Lukas Roller! Ich bin auf dem Parkplatz „Worringer Bruch“. Hier brennt ein PKW, die Feuerwehr habe ich bereits informiert. Ich habe einen Menschen im Wagen gesehen! Er verbrennt!“ hörte sie in einem ruhigen Ton. „Verstanden, wir schicken einen Wagen.“ gab Susanne von sich und legte auf. „Alex, Jenny, wir haben einen brennenden PKW auf dem Parkplatz „Worringer Bruch.“ sagte sie und schon kam Alex aus seinem Büro. „Okay, wir fahren hin!“ legte er fest und verschwand mit Jenny. Sie brauchten dank der Lichtsignale und dem Martinshorn nicht lange, bis sie den Parkplatz erreicht hatte. Die Feuerwehr war bereits mit dem Aufräumen beschäftigt und einer der Männer sah zu ihnen und winkte. Alex hielt den Wagen direkt bei ihm an. „Brandt, Kripo Autobahn. Das ist meine Kollegin Dorn. Was ist hier passiert?“ Er stieg mit Jenny aus. Der Mann überragte Alex um einen Kopf. „Heiners, ich bin der Einsatzleiter von der Brandwache 6 aus Köln. Herr Roller, ein Kollege der Flughafenfeuerwehr hat uns informiert, dass hier ein PKW brennt.“ Ein Mann, der neben Heiners stand sah zu Alex und nickte. „Ja, ich war gerade auf dem Weg nach Hause und sah dann die Rauchsäule aufsteigen. Bin dann direkt abgefahren und habe den BMW hier gefunden. Er stand in hellen Flammen. Als ich den Wagen zu löschen versuchte, fiel mir auf, dass eine Person noch im Wagen saß.“ Alex sah auf den ausgebrannten Wagen und bekam ein dumpfes Ziehen in der Magengegend. Er sah Jenny an und diese schien das gleiche zu denken. Gemeinsam gingen sie auf den Wagen zu. „Oh mein Gott!“ stieß Jenny aus, als sie das Kennzeichen sah und auch Alex schluckte schwer. Er wandte sich an Heiners. „Wo ist die Leiche?!“ fragte er. „Dort am Rand! Sie ist bereits abgedeckt, es ist kein schöner Anblick.“ erklärte er und wies auf eine weiße Plane, die über etwas lag. Alex und Jenny sahen sich an. Sie gingen auf das Etwas zu und hockten sich hin. Anhand der Konturen, die durch die Plane zu erkennen war, konnte man einen menschlichen verkrümmten Körper sehen. „Schau nach…“ bat Jenny und Alex bemerkte, dass sie sehr blass war. Er atmete tief durch und hob die Plane. Angewidert drehte er sich weg. „Tut mir leid, sieht nicht wirklich gut aus.“ warf Heiners ein. „Ja, schlimmer noch, der Wagen gehört meinem Partner und der ist heute nicht zum Dienst erschienen.“ gab Alex gepresst von sich und ließ die Plane wieder fallen. „Denkst du, dass es Semir ist?“ wollte Jenny mit heiserer Stimme wissen. „Ich kann es dir nicht sagen. Der Wagen gehört ihm und somit kann er es sein, aber ich hoffe nicht.“ erklärte er und sah zu Jenny hoch. „Sag mir, dass er es nicht ist. Bitte. Ich will es nicht noch einmal durchmachen.“ Jenny weinte immer mehr. Alex stand auf und nahm sie in den Arm. „Ich weiß, aber ich kann es dir nicht sagen.“ Seine Stimme versagte und auch er spürte Tränen aufsteigen. „Ich kann es dir nicht sagen… wir müssen die Obduktion abwarten. Erst dann haben wir Gewissheit. Wir müssen die Nerven behalten.“ erklärte er leise. Jenny stieß ihn heftig von sich weg. „Wir sollen die Nerven behalten? Da liegt vermutlich unser Kollege! Unser Freund und du sagst wir sollen die Nerven behalten? Alex, ich habe es schon einmal mitgemacht! Ich will das nicht noch einmal durchleben! Bitte, ich will das nicht noch einmal!“ Der ganze Körper der jungen Polizistin bebte. Alex sah sich um und winkte einen Sanitäter herbei, der sich sofort um Jenny kümmerte.


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    Beethoven wurde taub
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  • Alex sah Jenny nach, die von dem Sanitäter in den RTW gebracht und von dem Notarzt versorgt wurde. Er spürte Wut aufsteigen. Jenny hatte auf eine grausame Art und Weise ihren Dienstpartner verloren und nun sollte es auch mit Semir so sein? Dieter Bonrath starb bei einer Explosion und damals musste sie hilflos zusehen. Der Notarzt kam zu ihm. „Ihre Kollegin hat einen Nervenzusammenbruch. Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben und es wäre gut, wenn wir sie für ein oder zwei Tage in der Klinik behalten.“ erklärte der Arzt und Alex nickte leicht. Seine Atmung wurde heftiger und er spürte die Wut aufsteigen, als er dem abfahrenden RTW nachsah. Nur mühsam gelang es ihm, seine Fassung zurück zu gewinnen. Wieder sah er auf die Plane unter der die Leiche seines Freundes lag. Es konnte einfach nicht sein! Es durfte nicht sein! Nicht Semir! Nicht sein Freund! In seinem Kopf liefen Bilder ab. Bilder, wie er Semir kennengelernt hatte. Bilder, wie er mit ihm stritt, wie sie lachten, wie sie weinten. Und Bilder wo Semir ihm das Leben rettete. Noch einmal hockte er sich vor die Plane, die die menschlichen Überreste seines Freundes verdeckten. Die Tränen waren jetzt kaum aufzuhalten und plötzlich schrie er „NEIN!“ Er stand auf und ging hin und her. Dabei fuhr er sich mit den Händen durch die Haare und schob sie nach hinten. „Das ist nicht Semir! Das kann er nicht sein! Das darf nicht sein!“ Er atmete ein paar Mal tief durch und hockte sich wieder hin. Der Einsatzleiter kam zu ihm. „Herr Brandt, ich weiß, dass es nicht viel nützt aber, es muss nicht Ihr Kollege gewesen sein, der im Auto saß…“ Alex schüttelte den Kopf. „Er verleiht sein Auto nicht, aber dennoch kann ich nicht glauben, dass es mein Freund ist. Es darf einfach nicht sein.“ Mit einer fahrigen Bewegung wischte er sich die Tränen weg. Plötzlich wurden seine Gesichtszüge hart wie Stein und er wandte sich an Heiners, der zurückzuckte. Im Blick von Alex waren deutlich die Wut zu sehen. „Herr Brandt, …ähm … Alex, Ihr solltet die Obduktion abwarten und dann wisst ihr es genau. Versuchen Sie sich zu beruhigen.“ schlug Heiners vor und Alex lachte höhnisch und gleichzeitig verzweifelt auf. „Ich soll mich beruhigen? Kapieren Sie das eigentlich nicht? Das hier soll mein Freund sein! Mein Partner! Ich kann mich nicht beruhigen!“ schrie er wütend. Doch so schnell die Wut aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder und er hatte sich in der Gewalt. Wieder wandte sich Alex der Plane zu, hockte sich hin und legte seine Hand auf die Leiche. „Ich verspreche dir …“ seine Stimme erstickte und er holte tief Luft. „Ich verspreche dir, dass ich herausfinden werde, was passiert ist, wer auch immer du bist oder warst.“ schwor er und in der Stimme lag Entschlossenheit.


    Gegen 13 Uhr betrat Kim Krüger das Büro und sah Susanne an. „Guten Morgen. Gibt es etwas Neues?“ wollte sie von ihrer Sekretärin wissen. „Ja, wir haben einen ausgebrannten Wagen mit Leiche an der B9, Worringer Bruch. Semir ist nicht zur Arbeit erschienen und auch nicht zu erreichen. Jenny und Alex sind zum Unfallort“ berichtete diese. Kim sah sie nachdenklich an. „Haben Sie versucht Gerkhan zu erreichen? Was ist mit der Ortung?“ Susanne schüttelte den Kopf. „Er ist nicht zu orten und weder über Funk noch über Handy zu erreichen. Von Andrea wissen wir, dass er sich am Flughafen mit einem Informanten treffen wollte. Allerdings war das heute Morgen um 6 Uhr. Seitdem fehlt jede Spur. Andrea nannte und in diesem Zusammenhang zwei Namen. Einmal Sam und Angelface. Ich habe herausgefunden, dass Angelface ein Waffendealer war, der bei einer Verfolgungsjagd ums Leben gekommen ist und eigentlich Rolf Wagner hieß.“ Kim Krüger wollte gerade zur Antwort ansetzten als ihr Handy klingelte. „Krüger!“ meldete sie sich. „Ich bin es, Frau Krüger. Ich bin auf dem Parkplatz wo der brennende Wagen gesichtet wurde. Es ist der Wagen von Semir.“ hörte sie Alexander Brandt sagen und wurde blass. Sie spürte wie ihre Beine weich wurden und setzte sich auf einen der Stühle vor Susannes Schreibtisch. „Bitte was?“ hakte sie etwas ungläubig nach und hörte wie der Polizist tief durchatmete. „Der Wagen gehört Semir. Aber das ist noch nicht alles. In dem Wagen wurde eine Leiche gefunden. Wir müssen derzeit davon ausgehen, dass es Semir ist.“ erklärte Alex Brandt weiter. Man hörte deutlich wie schwer es ihm über die Lippen kam. „Oh mein Gott!“ stieß Kim Krüger aus und sie sah ihre Sekretärin an, die ihr einen fragenden Blick zuwarf. Dann legte sie ihr Handy auf den Tisch und stellte den Lautsprecher an. „Wie sicher ist es?“ „Die Leiche ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Man sieht, dass der Tote ein Armband und eine Kette trägt. Genau wie Semir. Es könnte jeder sein, aber eben auch er.“ Sie sah kurz zu Susanne, die völlig entsetzt und kreidebleich am Schreibtisch saß. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Brandt, Sie werden die Leiche umgehend zur Obduktion bringen lassen! Wenn ich mich nicht irre, hat Marvin Traber Dienst. Erklären Sie ihm die Sache und dann wird er als Freund von Gerkhan die Obduktion vorziehen. Der Wagen kommt sofort in die KTU und hier geben Sie Freund auf, den Wagen umgehend zu untersuchen! Alles in dieser Sache hat Priorität! Sie werden zur PAST zurückkommen und dann besprechen wir das weitere Vorgehen!“ legte Kim Krüger fest. „Verstanden. Jenny wurde ins Krankenhaus gebracht, Nervenzusammenbruch. Sie ist fertig.“ antwortete Alex. „Verstanden.“ Kim beendete das Gespräch und sah Susanne an. „Susanne, noch ist es nicht sicher, dass es wirklich Gerkhan ist. Bitte behalten Sie die Informationen zunächst für sich. Wenn wir die Gewissheit haben, dann werde ich es Andrea und den Kindern sagen.“ Susanne schluchzte und nickte. „Und wie wollen Sie sein Verschwinden erklären?“ Sie sah die Dienststellenleiterin mit tränengefüllten Augen an, doch Kim wusste keine Antwort.

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  • Hartmut sah auf, als die Kollegen vom Abschleppdienst einen ausgebrannten BMW in die KTU brachten. Er sah auf das Kennzeichen und grinste leicht. „Also diesmal kann Semir nicht davon ausgehen, dass ich den wieder hinbekommen.“ meinte er zu Alex, der fast gleichzeitig eintraf. Dieser sah ihn nur ernst an und atmete tief durch. Hartmut spürte, dass etwas nicht stimmte und sah ihn fragend an. „Hartmut, ich habe keine Zeit für irgendwelche Scherze. Der Wagen … Semirs Wagen, ist wie du siehst, ausgebrannt. Auf dem Fahrersitz hat man eine Leiche gefunden. Bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und diese Leiche trug ein Armband und eine Kette, genau wie Semir…“ erklärte der Kommissar mit schwerer Stimme. Tränen liefen das Gesicht runter. Hartmuts Grinsen verschwand und er schüttelte ungläubig den Kopf. „Moment! Alex, willst du mir sagen, dass … das Semir in diesem Wagen verbrannt ist?“ fragte er nach und Alex sah ihn traurig an. Er holte tief Luft. „Derzeit sieht es so aus. Nimm den Wagen auseinander! Egal wie, aber finde mir einen Beweis dafür, dass es nicht Semir ist. Bitte! Finde irgendwas! Ich will Andrea nicht diese Nachricht überbringen müssen!“ Hartmut zog die Unterlippe zwischen die Zähne. „Ich werde sehen, was ich tun kann und mache mich sofort an den Wagen. Und glaube mir, ich werde etwas finden!“ versprach er. In seinen Augen blitzte kurz Zorn auf. „Weißt du, was genau passiert ist?“ wollte er von Alex wissen, doch dieser schüttelte den Kopf. „Ich kann nur vermuten. Der Wagen stand wohl am Baum und brannte. Vielleicht hat Semir die Kontrolle über den Wagen verloren, ist gegen den Baum und der Wagen hat Feuer gefangen. Ruf mich an, sobald du was hast. Egal wie klein es auch ist. Ich brauche einen Hoffnungsschimmer. Irgendwas sagt mir, dass es nicht Semir ist. Ich will aber nicht, dass es nur ein Gefühl ist.“ bat Alex ihn und Hartmut nickte entschlossen. Er legte dem Hauptkommissar die Hand auf die Schulter. „Ich bin mir sicher, dass es nicht Semir war. Ich meine, es kann nicht sein. Gestern, da war er doch noch hier und hat dumme Witze gerissen. Er kann nicht tot sein. Das geht gar nicht. Er…“ Hartmut suchte nach Worten, doch er wusste auch, dass damit nichts geändert werden konnte. Alex nickte nur und verließ die KTU. Hartmut machte sich sofort an die Arbeit. Der Techniker ging um den Wagen herum und besah sich jede Stelle der Karosserie. Die Motorhaube war komplett verbeult, was kein Wunder war, denn nach Angaben von Alex stand der Wagen am Baum. Scheinbar hat Semir die Kontrolle über den Wagen verloren und einen Baum geküsst. In der Karosserie bemerkte er diverse Löcher und besah sie sich genau. Der Techniker stöhnte leise auf und ging weiter um den Wagen herum. Weitere Löcher im hinteren Bereich und auf der Fahrerseite des Wagens zeigten ihm deutlich, dass auf den Wagen geschossen wurde. Entschlossen griff er zum Handy und wählte Alex an, der sich direkt meldete.


    In der Rechtsmedizin wurden gerade die Tische von der letzten Obduktion gereinigt. Die Sektionsassistenten reinigten und desinfizierten die Werkzeuge gründlich und packten sie an ihren festen Platz. Am Schreibtisch stand Marvin Traber und zeichnete den letzten von ihm geschriebenen Bericht ab. Er reichte ihn an seinen Assistenten, einen weiteren Rechtsmediziner weiter, der bei der Obduktion zugegen war, damit dieser ebenfalls die Richtigkeit des Berichtes mit seiner Unterschrift bestätigte. Neben dem festen Team war auch Tom Berger anwesend. Tom war Medizinstudent, der sich für die Richtung "Rechtsmedizin" entschieden hatte und durfte seiner ersten Obduktion unter den strengen Augen von Marvin und seinem Kollegen Paul durchführen. Marvin wandte sich an ihn. „Und Tom? Hast du das von der Rechtsmedizin erwartet?“ wollte er wissen. Der junge Mann zog die Schultern hoch. „Ja doch. War schon sehr interessant.“ gab er von sich. Marvin lächelte leicht. „Sehr gut. Ich muss sagen, und ich denke ich spreche da für mich und auch Paul, dass du sehr gute Arbeit geleistet hast.“ lobte er den jungen Mann, der sichtlich stolz darauf war. „Gut, dann haben wir unseren Feierabend wohl verdient. Paul, hast du noch Lust auf ein Feierabendbier?“ wollte Marvin wissen, doch sein Kollege lehnte ab. „Ich muss nach Hause, du weißt ja, dass es bei Caro jeden Moment soweit sein kann und dann will ich bei ihr sein.“ erklärte Paul und wandte sich zum Gehen, als die Eingangstür aufgestoßen wurde und zwei Männer einen Zinksarg hineintrugen. Traber sah die Männer fragend an. „Brandleiche. Nach einem Unfall im Fahrzeug verbrannt. Geschlecht unklar.“ kam im Telegrammstil von einen der Männer. Marvin sah zu Paul. „Das war es dann wohl. Du musst die Geburt von deiner Hundemeute verpassen oder aber verschieben.“ Paul stöhnte auf und zog sich wieder seinen Kittel an. Tom sah zu Marvin. „Kann ich dir nicht assistieren? Ich meine, Paul will sicher dabei sein und wenn ich er wäre, würde ich es auch machen.“ Marvin sah zu Paul. „Meinst du, er kann das schon?“ Paul zog die Schultern hoch. „Können ja, nur ob das dann auch vor Gericht zählt. Ich meine, noch ist er kein Rechtsmediziner.“ Marvin nickte. „Tja, dann musst du wohl doch ran.“ Paul sah zu Tom, der wiederum mit einem flehenden Blick erwiderte. „Aber andererseits wäre ich wirklich sehr froh, wenn ich Caro unterstützen kann. Du kennst mich doch, meine Dalmatiner sind mein Ein und Alles.“ Marvin stand auf. „Okay, auch wenn das nicht wirklich zulässig ist, werde ich es mit Tom machen. Gratuliere mein Junge, zwei Obduktionen an einem Tag für einen Studenten sind sehr selten.“Tom strahlte mit Paul um die Wette. „Machen wir uns ans Werk!“

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  • Marvin und Tom legten den Leichnam auf den Metalltisch. Sie wuschen sich die Hände und zogen sich Handschuhe über. „Okay, dann gehen wir das ganze einmal durch. Wie fängst du an?“ Tom nickte. „Okay, äußere Leichenschau. Kleidung kann ich nicht mehr erkennen, Größe und Geschlecht ebenfalls nicht. Aber mir fällt auf, dass das Gesicht stark deformiert ist. Außerdem sehe ich einen langen Schnitt vom Hals bis zur Hüfte. Wenn ich es richtig sehe, wurde diese Leiche bereits einmal geöffnet.“ Marvin stutzte. „Bitte was?“ „Ja, sieh doch mal. Hier, der Schnitt geht vom Kehlkopf bis runter zur Hüfte.“ wiederholte Tom. Marvin sah sich die Leiche genau an. „Du hast Recht! Scheint als wäre er schon mal obduziert worden aber das kann ja nicht. Okay, drehen wir den Körper mal.“ forderte er. „Okay, hier ist ein Loch. Scheinbar eine Schussverletzung…“ murmelte Marvin weiter, als die Leiche auf der Seite lag. Tom nickte ebenfalls. „Also dann würde ich Suizid ausschließen. Niemand schießt sich selbst in den Rücken.“ Marvin hob eine Augenbraue. „Er könnte sich von vorn erschossen haben und die Kugel ist dann durch.“ schlug er vor doch Tom schüttelte den Kopf. „Kann er nicht. Vorn ist keine Wunde zu sehen. Marvin schlug ihm sanft auf die Schulter. „Sehr gut, Tom. Okay, du wirst dich um den Torso kümmern und ich nehme mir den Schädel vor!“ Tom sah ihn an. „Wieso bekommst du den angenehmeren Teil?“ maulte er grinsend. „Weil ich der Ältere bin.“ gab Marvin zurück und fing an, mit der Oszillationssäge den Schädel zu öffnen. Er bemerkte Toms fragenden Blick. „Was ist?“ wollte er deshalb von seinem Gehilfen wissen. „Nichts, es hörte sich nur etwas ekelig an.“ murmelte Tom. Wieder wandte er sich dem Brustkorb zu und öffnete die Bauchhöhle nun ganz. „Oh!“ stieß er aus. Marvin unterbrach seine Arbeit und sah ihn an. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ „Da ist nichts drin.“ kam etwas ungläubig von Tom. „Bitte was?“ wollte Marvin wissen, der glaubte nicht richtig gehört zu haben. „Ich sehe nur den Magen. Kein Herz, keine Leber, die Nieren und Lungen sind auch weg.“ Marvin wollte gerade etwas sagen, als sein Handy klingelte. „Warte eben...“ forderte er auf und ging ein paar Schritte zurück. „Traber!“ meldete er sich. „Hier ist Alex. Ist die verkohlte Leiche schon bei dir?“ Marvin sah zu dem Tisch. „Ja, warum fragst du?“ Er hörte wie der Anrufer tief durchatmete. „Hör zu, Marvin. Diese Leiche ist vermutlich Semir.“ erklärte er. Marvin schüttelte etwas ungläubig den Kopf und sah auf die Leiche. „Was redest du denn da für ein Blödsinn?“ fauchte er, denn auf solche Scherze legte er überhaupt keinen Wert. „Ich wünschte, es wäre Blödsinn aber es ist mir ernst. Die Leiche war in Semirs BMW, der ausgebrannt ist.“ ging es bei Alex Brandt weiter und in der Stimme war zu erkennen, dass er traurig und erschüttert war. „Verstehe…“ gab Marvin mit gepresster Stimme von sich. „Bitte zieh die Obduktion vor und sag mir möglichst schnell, wer es ist.“ bat Alex leise.


    „Wir sind schon dabei. Und wir haben auch schon etwas Erschreckendes gefunden. Die Leiche wurde bereits geöffnet.“ meinte Marvin und sah auf den Leichnam, den Tom gerade untersuchte. „Wie meinst du das?“ hakte Alex nach. „Die Leiche hat keine Organe mehr. Außer Magen und Milz ist alles raus. Selbst die Lungen sind weg.“ Am anderen Ende schwieg Alex. „Hör zu Alex, ich werde jetzt mal die Obduktion beenden und dann sprechen wir wieder. Außer dass die Organe bereits entnommen wurden, haben wir auch eine Schusswunde entdeckt. Aber alles später.“ „Verstanden Marvin…“ gab Alex leise von sich. Marvin beendet das Gespräch und ging zu Tom zurück. „Woran erkennst du, was für ein Geschlecht die Leiche hat?“ Tom dachte kurz nach. „Am Beckenstand! Und nachdem zu urteilen, was ich hier sehe, war es ein Mann. Hier haben wir die Vorsteherdrüse, da die Prostata. Ja, eindeutig ein Mann.“ stellte der angehende Rechtsmediziner fest. Marvin spürte Nervosität aufsteigen. Wieder ein Punkt, der den Verdacht von Alex Brand bekräftigte. Ihm wurde übel. Sollte es doch Semir sein? Er atmete tief ein und nickte Tom zu. „Sehr gut. Wie geht es weiter?“hakte er nach. „Wenn es ein normaler Fall wäre, würde ich mir die Organe vornehmen, aber die fehlen ja. Was ich dir auf jeden Fall sagen kann, ist das die von einem Fachmann entnommen wurden. Gut möglich, dass er durch eine Kugel getötet wurde und dann den Unfall verursacht hat. Das heißt dann auch, dass er schon tot war, als das Feuer ausbrach. Nur warum ist das Gesicht so zertrümmert. Wir müssten wissen, ob der Aufprall so hart war, dass dies dadurch verursacht wurde.“ erklärte Tom weiter. Marvin nickte nachdenklich und untersuchte den Schädel. Die Hirnmasse wurde in einer Schale gesammelt und auf den Organtisch gestellt. „Das gesamte Gesicht ist zertrümmert worden. Hier ist kein Knochen mehr ganz. Das Jochbein ist Brei, die Kieferknochen sind nur noch Mus. Ein paar Zähne fehlen auch. So können wir nicht einmal einen Gebissabdruck nehmen, um auszuschließen das es nicht Semir ist.“ murmelte Marvin und Tom stutzte. „Du kennst den Toten?“ hakte er nach. Marvin schüttelte stumm den Kopf. „Und warum nennst du ihn dann Semir?“ hakte Tom nach. Marvin lächelte gequält. „Du hörst verdammt gut, Tom. Das kann manchmal ein Problem sein.“ wich der Rechtsmediziner aus. Tom zog die Schultern hoch. „Okay, wenn du es mir nicht sagen willst. Ich würde vorschlagen, dass wir aus der Beinvene Blut entnehmen. Dann können wir eine DNA – Analyse machen lassen.“ Marvin nickte stumm. Seine Gedanken gingen zu dem zurück, was Alex ihm eben offenbart hatte. Sollte dieses Etwas wirklich sein bester Freund sein? Konnte das wirklich sein? Der Mann, der für ihn nach dem Tod seines Vaters ein noch besserer Freund geworden war? Der Mann, der ihn vor kurzem überglücklich davon erzählte, dass er seine Exfrau noch einmal für sich gewinnen wollte und er zu einer nicht ausgeschlossenen Hochzeit eingeladen war? Dieser Mann sollte nun vor ihm liegen? Verbrannt bis zur Unkenntlichkeit? „Marvin?!“ riss ihn die Stimme seines Helfers aus den trüben Gedanken. „Ja? Ja entschuldige…“ murmelte er leise. „Bist du noch dabei?“ Wieder nickte Marvin. „Mach weiter!“

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  • Tom tat, was Marvin wollte und sprach immer wieder mit ihm, doch irgendwie kam Marvin ihm sehr abwesend vor. Seit diesem Telefonat schien sein Lehrmeister komplett in Gedanken zu sein. Tom sah, wie er die Schädeldecke in den Händen hielt und regelrecht hilflos aussah. „Sag mal, mit dir stimmt doch was nicht. Seit dem Anruf bist du völlig durch den Wind. Kann ich dir irgendwie helfen?“ wollte Tom wissen. Marvin sah ihn an und schüttelte zunächst den Kopf. „Machen wir weiter. Hast du schon Blut abnehmen können?“ Tom schüttelte den Kopf. „Das wollte ich jetzt machen.“ Er nahm sein benötigtes Equipment und stellte sich an die untere Seite des Metalltisches. Er nahm das Messer und schnitt die Beckenvene auf. Dann übte er einen kräftigen Druck auf und ließ das Blut, welches er herauspresste, auf Leinenläppchen laufen. Nun hieß es, das Blut an der Luft trocknen zu lassen. Erst dann konnte er das Tuch in ein steriles Gefäß packen und zur Untersuchung bringen. Und während er damit beschäftigt war, bemerkte er, wie konfus Marvin doch arbeitete. Noch schwieg er und bemerkte, dass der Tote ein Armband am linken Handgelenk trug. Vorsichtig entfernte er es. „Okay, raus mit der Sprache! Und komme mir jetzt nicht mit irgendwelchen Ausflüchten!“ forderte er Marvin auf, der ihn gequält lächelnd ansah. Marvin atmete tief durch und schien sich die Worte zurecht zu legen. „Der Anruf eben, kam von Alexander Brandt, das ist ein Polizist an der Autobahn. Er ist der Dienstpartner von meinem Freund Semir und er hat mir eben gesagt, dass der Wagen, in dem er hier gefunden wurde, der Dienstwagen von Semir war. Ich weiß, dass mein Freund niemanden mit seinen Wagen fahren lässt.“ kam leise von Marvin und Tom sah ihn erschrocken an und dann auf die Leiche. „Oh verdammt! Du denkst, dass das dein Freund ist?“ fragte er nach. „Tom, ich will es wissen. Ich will wissen, ob es mein Freund Semir ist. Hilf mir dabei!“ bat Marvin leise. „Klar…“ stimmte sein Helfer zu. „Wie alt würdest du diese Person schätzen?“ fragte er und Tom machte sich an die Arbeit. „Also von der Größe her ist es schlecht einzuschätzen, aber ich würde sagen, Ende 40, höchstens Mitte 50. Wir wissen ja schon, dass es ein Mann ist.“ Marvin konnte ihm nur zustimmen. „Mein Freund war 50…“ Tom schluckte und suchte nach einer Möglichkeit, seine Behauptung wieder zu verwerfen. Marvin atmete tief durch. „Hey, es kann doch auch ein Irrtum sein. Ich meine, vielleicht hat man ihm den Wagen gestohlen oder er war auch im Wagen und konnte noch entkommen. Er ist vielleicht verletzt und irrt jetzt irgendwo am Fundort herum.“ gab Tom zu besten. Marvin sah ihn mit einem sonderbaren Blick an. „Semir hätte es niemals zugelassen, dass jemand Anderer den Wagen fährt. Außerdem haben wir das Armband und die Kette am Toten. Wir sollten das Armband reinigen…“ schlug er vor. Tom nickte und setzte sich an den kleinen Tisch. Er nahm eine Bürste und putzte die Asche von dem Armband. Nach einigen Minuten kam eine Gravur hervor. „Andrea, Dana, Ayda, Lilly…“ las er vor. Marvin schluckte schwer. „Das sind die Namen von Semirs Familienmitglieder…“ gab er leise von sich.


    Während die Rechtsmediziner die Leiche zu identifizieren versuchten, wachte Semir auf. Seine Handschellen hielten ihn an einer Stange, die etwas einen halben Meter über seinem Kopf von einer Wand zur Anderen ging. Seine Wunde an der Schulter blutete wieder, denn er spürte, wie es warm an seiner Hüfte herunterlief. Nach seiner Schätzung konnte der Raum nicht größer als zwei mal zwei Meter sein. Die Wände glitzerten in dem wenigen Licht, welches durch ein über ihn angebrachtes Gitter fiel, wie Metall. Er trug zu allem Überfluss einen Knebel und konnte sich nicht bemerkbar machen. Die ganze Zeit hatte er schon versucht sich so hochzuziehen, damit er sich diesen entledigen konnte, doch es war ein Kraftakt, der von seinem geschundenen Körper das Letzte forderte. Nachdem er sich eine Weile ausgeruht hatte, versuchte Semir sich erneut an der Stange hochzuziehen. Durch den Knebel stieß er ein Schmerzenslaut aus, da die Anstrengung in der Schulter zu spüren war. Dennoch schaffte er es fast und als er einen allerletzten Versuch starten wollte, wurde es plötzlich hell. Die Luke über ihn verschwand und er wurden hochgezogen. Oben angekommen, wurde er einfach fallen gelassen. Semir kam sofort auf die Beine und wollte nur weg. Er taumelte einfach los, doch er kam nicht weit. Irgendjemand packte ihn am Kragen, zerrte ihn über die Grünfläche und warf ihn in ein Auto und nur wenig später startete die Fahrt. Er lag einfach da und haderte den Dingen, die nun auf ihn zukamen. Die Fahrt war nach knappen zehn Minuten vorbei und wieder wurde er aus dem Wagen gezerrt und in ein Haus gebracht. Semir ließ sich einfach ins Haus schleifen und nur wenige Augenblicke später, stand er in der Küche des Hauses. Erst jetzt wurde ihm der Knebel abgenommen. Er sah die Männer an, die hier am Tisch saßen. Zum einen war es Rolf Wagner, der höhnisch grinste und ein weiterer Mann, den Semir nicht kannte. Auf einen Wink von Wagner wurden die Fesseln gelöst und Semir rieb sich die Handgelenke, die anfingen zu brennen, da die Blutzirkulation eine ganze Weile unterbrochen war. Seine Hände gehorchten ihm nicht. „Ich denke, wir sind zivilisiert genug, um miteinander zu kommunizieren, oder?“ wollte der Unbekannte von ihm wissen und er nickte leicht. „Sehr gut. Greif nur zu. Es ist alles frisch und ich denke, nach den Stunden, die du da gehangen hast, ist der Hunger doch sehr groß, oder?“ Dem Wunsch des Mannes wurde mit einem Stoß in Richtung Tisch unterstrichen. Semir setzte sich. „Was wollen Sie von mir?“ fragte er leise. Der Mann lachte. „Du sollst essen und keine Fragen stellen.“ „Wer sind Sie?“ ließ der Polizist sich nicht beirren. „Keine Fragen!“ wiederholte sein Gegenüber. „Sie sagten eben, dass wir kommunizieren wollen. Also, wer sind Sie und was wollen Sie?“ Der Unbekannte schlug plötzlich mit der Faust auf den Tisch. Das Geschirr tanzte und Semir zuckte zusammen. „Entweder isst du jetzt oder ich bringe dich wieder in das Loch! Ich werde keine Fragen beantworten!“ fauchte er. Nur zögerlich griff Semir zu und fing an zu essen. Es war wirklich sehr köstlich, dennoch musste er das Essen herunterwürgen. Unmerklich musterte er den Mann, der hier scheinbar auch über Rolf Wagner das Sagen hatte. Semir brannten etliche Fragen auf der Lippe, doch er wagte nicht, auch nur einen Ton zu sagen. Nach einer Stunde wurde er in den Keller gebracht und in einen Raum gestoßen. Semir sah sich um. Der Raum war leer. Ein vergittertes Loch in der Wand, sollte wohl als Fenster dienen. Langsam ließ er sich zu Boden sinken und schloss die Augen.

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  • Werner Klinke hob langsam den Kopf und sah Rolf Wagner an. „Er ist an der Schulter verletzt. Schusswunde?“ fragte er kühl und Wagner nickte. „Das war ein Unfall. Er wollte nicht aufgeben und eine Kugel hat sich verirrt. Aber das verkraftet er schon.“ Klinke atmete hörbar durch. „Hast du nachgesehen, ob die Kugel noch drin ist?“ Wagner stöhnte leise auf. „Nein! Und ganz ehrlich ist es mir auch egal. Er wird doch eh nicht überleben.“ Klinke stand auf. „Du hast schon Recht, aber was wenn die Wunde sich entzündet? Jede Infektion schadet den Organen! Ich werde ihn untersuchen müssen, aber das mache ich bei mir in meinen Räumen.“ Rolf Wagner nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Das kannst du ruhig machen, sobald du mir das Geld überwiesen hast.“ Klinke nickte, holte seinen Laptop hervor und rief sein Bankprogramm auf. „Du bekommst von mir 3 Mio. Euro auf dein Schweizer Konto.“ Rolf Wagner sah ihn erstaunt an. „Wir hatten 6 ausgemacht!“ stieß er aus. „Das ist richtig, da bin ich aber von unversehrter Ware ausgegangen. Er ist verletzt und das birgt Gefahren der Infektion. Damit ziehe ich dir die Hälfte ab.“ Wagner lachte höhnisch auf. „Das ist Wucher! 5,5 und wir sind im Geschäft. Du kannst ihn ausschlachten! Das sollte es dir doch wohl wert sein!“ fauchte er wütend und zeigte deutlich, dass er mit dieser Regelung unzufrieden war. Klinke sah ihn über den Rand der Brille an. „Ja, das kann ich. Dennoch habe ich das Recht, die Ware zu reklamieren. Du kannst gern vom Geschäft zurücktreten und einen neuen Käufer suchen. Ich sage dir nur, dass die Zeit knapp wird. Außer mir wirst du keinen finden und der Bulle ist ein heißes Eisen.“ mahnte er. Rolf Wagner wusste genau, dass Klinke Recht hatte. „Okay, aber für die Organe des Penners bekomme ich auch noch was. 5 Mio. und er gehört dir.“ Klinke lachte laut auf. „3,5! Die Organe waren in einem extrem desolaten Zustand. Davon kann ich nichts gebrauchen.“ Wieder zog Wagner scharf Luft ein. „Was die Leber angeht, magst du Recht haben, aber nicht die Nieren oder das Herz! 4 für Gerkhan und dem Penner.“ Klinke war einverstanden. „Das nenne ich ein Geschäft. Ich habe schon drei potentielle Patienten, die nächste Woche in meine Klinik kommen. Du solltest das Land möglichst schnell verlassen. Lass Gerkhan abreisefertig machen!“ „Lass ihn noch zwei Tage in meinen Händen, danach gehört er dir.“ Klinke sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Nein, besser nicht. Ich brauche ihn unversehrt.“ Rolf knurrte zwar, aber er fügte sich. „Wie willst du sichergehen, dass er unterwegs nicht abhaut? Der ist nicht leicht zu beherrschen.“ mahnte er seinen Geschäftspartner. Klinke griff seine Tasche und zog eine Spritze hervor. „Wer schläft kann auch keine Probleme machen.“ Wagner grinste böse. „Dann sollten wir unseren Freund mal darauf vorbereiten.“ Klinke prüfte die Spritze. „Lass ihn herbringen!“ befahl er und Wagner führte den Befehl aus.


    „Hartmut! Hast du schon was gefunden?“ wollte Alex wissen, als der Techniker ihn anrief. „Ja und nein! Also auf den Wagen ist mehrfach geschossen worden. Ich habe insgesamt elf Einschüsse gezählt. Hauptsächlich im hinteren Bereich und an der Fahrerseite. Es scheint ganz so, dass Semir auf der Flucht vor etwas war und dann gegen den Baum gerast ist. Leider ist von den Reifen nichts mehr übrig, sonst könnte ich feststellen, ob ein zerschossener Reifen zum Verlust der Kontrolle führte.“ berichtete der Techniker. Alex schloss kurz die Augen. „Okay, dann müssen wir jetzt herausfinden, warum man Jagd auf ihn gemacht hat. Hast du noch mehr? Konntest du Kugeln sicherstellen?“ hakte er nach. „Leider nein. Aber ich fange ja auch gerade an. Vielleicht finde ich noch die eine oder andere Kugel. Ich melde mich bei dir, soweit noch etwas zu finden ist.“ antwortete der Techniker und beendete das Gespräch. Alex sah wieder den Monitor. Was Hartmut herausgefunden hatte, deutete darauf hin, dass Semir verfolgt und beschossen wurde. Aber warum? Sicher, Semir hatte bestimmt einige Feinde, die mit ihm noch eine Rechnung offen hatten, doch warum sollten sie ihn verbrennen lassen? Er musste sich mit den Fällen beschäftigen, die Semir in der letzten Zeit bearbeitet hatte. Nur wie weit sollte er zurückgehen? Fünf Jahre? Zehn Jahre? Oder noch weiter? Welche Fälle sollte er besonders in Betracht ziehen? Er rief er sich die Akte von Semir auf und klickte dann auf abgeschlossene Fälle. Mehrere Seiten mit Namen und Fakten, die er nun durchgehen musste. „Albert Hein, wegen Diebstahl eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten, Thomas Bruchmann, ein Jahr wegen Überfall, Klaus Henke, zwei Jahre wegen Vergewaltigung…“ las er vor und schloss direkt einige von seinem Verdacht aus. So ging es mehrere Stunden weiter und Alex rieb sich gegen fünf am Nachmittag müde die Augen. Das Lesen am PC war sehr anstrengend und machte müde. Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. „Andrea hier. Alex, hast du schon was herausgefunden?“ wollte die Exfrau seines Partners von ihm wissen. „Nein, bisher noch nicht.“ log er. Er wollte Andrea nicht damit belasten, dass der Wagen bereits gefunden wurde. Er hörte wie sie durchatmete. „Alex, du sagst mir doch alles, oder?“ fragte sie nach. „Natürlich. Andrea, sobald ich etwas weiß, gebe ich dir Bescheid. Mach dir keine so großen Sorgen. Ich bin mir sicher, dass wir ihn schon bald finden werden.“ versprach er. „Okay, ich werde warten.“ Alex legte auf und wandte sich wieder den Akten zu. Es klopfte und Susanne trat ein. „Hey, hast du was? Brauchst du irgendwie Hilfe?“ bot sie an. „Ja, sag mir, wer so einen Hass auf Semir hat, dass er ihn umbringen will.“ bat er die Sekretärin. „Nun, ich denke da gibt es schon einige, die das wollen. Soll ich dir helfen, die Akten durchzugehen?“ Alex nickte dankbar.

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  • Semir schreckte auf, als die Tür sich öffnete. Er kniff die Augen zu, als die Männer ihn mit einer Taschenlampe in die Augen leuchteten. Semir stand sofort unter Strom, doch als sie zu dritt auf ihn zukamen, wagte er keinen Aufstand. Gegen drei Männer hatte er keine Chance. „Aufstehen!“ fauchte einer und packte auch sofort zu. Er zog Semir auf die Beine und brachte ihn wieder in die Küche. Dort standen Wagner und der zweite Mann im Raum und sahen ihn an. „Setz dich!“ forderte Wagner auf und nickte seinen Leuten zu. Sie zwangen Semir auf den Stuhl. „Was soll das Spielchen?“ fragte der Hauptkommissar und versuchte seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen.Während Wagner ein Glas füllte und in das Wasser ein paar Tropfen fallen ließ, verschwand der ihm unbekannte Mann aus seinem Gesichtsfeld. Da eine Tür klappte, dachte Semir, dass der Mann den Raum verlassen hatte und konzentrierte sich auf Wagner. Dieser reichte ihm das Glas. „Austrinken!“ befahl er und Semir schüttelte den Kopf. „Nein!“ gab er mit fester Stimme von sich. „Dann müssen wir uns andere Wege einfallen lassen. Gerkhan, ich wollte es wirklich nicht mit Gewalt machen, aber wenn du nicht freiwillig trinkst, dann muss ich meine Freunde bitten, mir zu helfen. Willst du das wirklich?“ Semir sah Wagner an und spürte im gleichen Augenblick einen Stich im Genick. Etwas Heißes floss in seinen Körper und er fasste hin und wollte wissen, was es war, doch alles fing an zu tanzen und alles tauchte in Watte. Semir drehte sich noch einmal um und sah in das grinsende Gesicht des Unbekannten. Langsam sackte er vom Stuhl und als er am Boden lag, wehrte er sich gegen dieses schwammige Gefühl, welches sich in seinem Körper ausbreitete. „Mach es dir nicht so schwer. Schlaf einfach! Lass dich fallen. Genieße die Ruhe, die du noch hast. Ab morgen ist es vorbei.“ verhöhnte ihn Wagner. Semirs Augen fielen immer wieder zu, doch er öffnete sie genauso oft. Was er nicht wirklich merkte, sie wurden immer kleiner und nach einigen Sekunden schaffte er es nicht mehr, sie zu öffnen. Er versank in einen tiefen Schlaf und bekam nicht mehr mit, das die Männer ihn in einen Wagen legten.


    Hartmut kroch in den Wagen und versuchte etwas in der Asche zu finden, was nicht durch den Löschschaum aufgelöst wurde. Doch das Feuer hatte kaum etwas übriggelassen, was man untersuchen konnte. Der Gestank im Wagen erinnerte ihn an Brandbeschleuniger und ließ ihn stutzen. Sollte der Wagen erst nach dem Unfall in Brand gesteckt worden sein? Aber klar, durch den Aufprall konnte der Wagen kein Feuer gefangen haben. Dass ein technischer Defekt für den Brand verantwortlich war, schloss er kategorisch aus, denn die Fahrzeuge der Polizei wurden regelmäßig untersucht und geprüft und so schlimm war der Schaden an der Karosserie nicht. Er untersuchte alles akribisch, doch das Ergebnis war ernüchternd und ließ alle Hoffnungen schwinden. Was konnte er noch tun? Er sah sich die Felgen an und stutzte. Die Reifen waren nicht mehr vorhanden. Nicht einmal Gummifetzen hingen an den Felgen, aber das rechte Hinterrad wies einige sonderbare Kratzer auf. Hartmut nahm sich eine Lupe und schaute sich die Kratzer genau an. „Also doch!“ stieß er aus, als er die Kratzer analysiert hatte. Ein Reifen musste zerschossen worden sein, denn die Kratzer stammten eindeutig von Projektilen. Hartmut machte sich Notizen und ging den Wagen weiter durch. Noch immer waren deutlich Zweifel zu spüren. Irgendwas sagte ihm, das es nicht Semir war, der im Auto verbrannte und doch gab es auch Zweifel, dass er es war. Klar war, dass Semir niemals seinen Wagen verlieh. Das ließ nur einen Schluss zu, den Hartmut einfach nicht akzeptieren wollte. „Nein, Hartmut. Es war nicht Semir. Aber es war gut möglich, das Semir nicht allein auf der Flucht war! Vielleicht war er verletzt und konnte nicht fahren, oder ein anderer fuhr und Semir versuchte die Verfolger mit Schüssen fernzuhalten. Im Innenwagen müssen Projektile zu finden sein. Du musst genauer schauen!“ mahnte er sich selbst und schüttelte den Kopf. Er musste etwas finden, das ganz sicher ausschloss, das Semir der Tote war. Doch wie sollte er das herausfinden? Er war doch nur Techniker. In dem Wagen war nichts, was ihm helfen konnte. Absolut gar nichts! Eine Flut von Tränen lief ihm über das Gesicht. Musste er sich mit dem Gedanken vertraut machen, einen sehr guten Freund auf einer grausamen Art und Weise verloren zu haben? Er atmete nach einer Weile tief durch und durchsuchte den Innenraum des ausgebrannten Wagens erneut sehr akribisch.

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  • Marvin Traber und Tom waren nach guten vier Stunden mit der Obduktion durch. Die Blutprobe wurde umgehend ins Labor gebracht und nun hiess es abwarten. Es brauchte Tage, bis das Ergebnis da war, denn die herausgefundene DNA musste mit etwas Persönlichem, wie die Zahnbürste oder der Kamm von Semir verglichen werden. Das Armband und auch die Kette gehörten Semir und damit war klar, dass er es tatsächlich war, der im Wagen verbrannte. Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken. „Traber…“ meldete er sich mit müder Stimme. „Alex hier, Marvin hast du die Obduktion schon durch?“ wollte der Partner von Semir wissen. „Ja, der Bericht ist auch fast fertig. Der Tote war zwischen 45 und 50 Jahre alt. Leider konnten wir die Organe nicht untersuchen, da diese nicht mehr vorhanden waren. Wir haben aber eine Schusswunde in Höhe des Herzens gefunden. Die Kugel ist auch die Todesursache. Leider konnten wir kein Projektil sicherstellen. Das Gesicht des Toten wurde zertrümmert und daher ist eine Gebissanalyse nicht möglich. Wir konnten aber Blut aus der Beinvene entnehmen und haben diese zur DNA-Bestimmung ins Labor geschickt. Die Kette und das Armband konnten…“ fing Marvin an doch Alex unterbrach ihn. „Marvin! Ich will nur eines wissen. Ist es Semir oder nicht?“ Der Rechtsmediziner schluckte und holte tief Luft. „Ich kann es dir nicht sagen. Die Kette und das Armband sagen ja, das Alter des Toten sagt ebenfalls ja. Es tut mir leid, Alex. Aber nach dem Stand der Dinge muss ich davon ausgehen, dass es Semir ist.“ presste er heraus und Tränen liefen ihm über das Gesicht. Auch am anderen Ende war es still. „Es tut mir leid Alex. Ich hätte gern bessere Nachrichten. Ich kann und will es eigentlich nicht glauben, dass es Semir ist. Die Analyse wird sicher noch zwei bis drei Tage dauern und wenn du bei Andrea nach einer Zahnbürste oder nach einem Kamm von Semir fragst, dann wird sie es sofort wissen.“ gab er zu bedenken. „Das muss ich nicht. Semir hat seine Ersatz-Zahnbürste hier im Büro. Ich bringe sie gleich noch ins Labor.“ versprach Alex. „Alex, ich wünsche mir sehr, dass er es nicht ist. Ich weiß, dass es sehr schwer ist, aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, hörst du? Noch ist die Möglichkeit, dass er lebt, sehr groß. Ich will ganz ehrlich sein, ich kann und will nicht glauben, dass er es ist. Ich will es einfach nicht, verstehst du?“ fragte er. Wieder spürte er die Trauer aufsteigen. „Ich weiß Marvin und mit diesem Gedanken bist du nicht allein. Niemand will, dass es Semir ist. Aber vieles sprich dafür. Der Dienstwagen von Semir, das Armband…“


    Alex beendete das Gespräch und ging zu Kim Krüger, die in ihrem Büro saß. „Frau Krüger, ich habe eben mit Traber gesprochen.“ Er machte eine Pause. Kim Krüger sah ihn erwartungsvoll an. „Und, wie ist sein Ergebnis? Hat er etwas gefunden, das einen Hinweis auf die Identität des Toten gibt?“ Alex holte tief Luft und nickte. „Er sagte mir, dass der Mann im Wagen eine Schusswunde hat. Der Tote ist zwischen 45 und 50. Und der Tote trug Armband und Kette. Das Armband ist eindeutig Semir zuzuordnen. Die Namen von den Kindern und Andrea sind zu lesen.“ Die Stimme wurde immer leiser. Kims Augen weiteten sich. „Soll das heißen, dass es wirklich Gerkhan ist? Was ist mit einem Gebissabdruck? Was mit einer Blutuntersuchung? Organuntersuchung?“ schoss sie die Fragen ab. „Das Gesicht der Leiche wurde zertrümmert. Marvin konnte kein Gebissabdruck machen. Es sind keine Organe drin außer dem Magen. Was Traber sagen konnte war, dass die Organe von einem Fachmann, also einem Arzt, entfernt wurden. Das Armband und die Kette sind die einzigen Hinweise auf den Toten.“ erkläre er und versuchte angestrengt sachlich zu bleiben. „Das heißt, man hat ihn ausgeschlachtet?“ Alex sah sie an. „So sieht es derzeit aus. Traber will den Magen noch untersuchen, verspricht sich aber nicht viel davon.“ Kim nickte. „Wir können es Andrea nicht verschweigen.“ Alex senkte den Kopf. „Können wir ihr nicht erst einmal sagen, dass er nur verschwunden ist? Sehen Sie, wenn er noch lebt – und davon gehe ich immer noch aus – dann würde es …“ Kim kniff die Augen zusammen. „Wir sollen Andrea anlügen? Was wollen Sie ihr denn sagen? Wollen Sie sie ein paar Tage hinhalten und dann?“ Alex beugte sich vor. „Traber konnte Blut abnehmen. Wenigstens bis das Ergebnis da ist. Bitte, Andrea wird es nicht verkraften, wenn… wenn ...“ flehte er regelrecht. Kim wusste, dass Alex recht hatte doch sie lehnte nach einer Bedenkzeit ab. „Tut mir leid, aber ich halte absolut nichts davon, dass man Andrea anlügt. Wir können ihr sagen, dass es nicht 100%ig nachgewiesen ist und es immer noch Hoffnung gibt, aber die ist, nach dem was wir bisher wissen, sehr klein. Begleiten Sie mich?“ wollte sie von dem Hauptkommissar wissen. Alex nickte stumm und nur wenig später waren sie auf dem Weg zu Andrea, um ihr die Nachricht zu überbringen. Während der Fahrt herrschte eisernes Schweigen. Als sie das Haus der Gerkhans erreicht hatten, sah Alex seine Vorgesetzte an. „Wie wollen Sie ihr das sagen?“ fragte er leise und rieb sich den Bauch, denn er bekam starke Schmerzen. Kim atmete tief durch. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Aber wir können es nicht für uns behalten. Wir müssen es ihr sagen.“ erklärte sie. „Wenn Sie wollen, dann werde ich es ihr sagen.“ schlug Alex vor, doch Kim lehnte ab. „Das ist meine Aufgabe.“ sagte sie entschlossen und stieg aus. Alex folgte ihr und nur wenig später klingelten sie an der Tür. Andrea machte ihnen auf und lächelte ihn strahlend an. „Alex, hast du ihn gefunden?“ wollte sie wissen und der Hauptkommissar sah zu Boden. Das Lächeln von Andrea verschwand und sie schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. Alex hob den Kopf. „Andrea, können wir uns kurz unterhalten?“ bat er leise. Andrea sah nun zu Kim. Sie spürte eine starke Unsicherheit und ein sehr sonderbares Gefühl in sich. „Was ist denn los? Ist Semir verletzt? Liegt er im Krankenhaus?“ hakte sie nach, doch Kim schüttelte den Kopf. Nur wenig später saßen sie in der Küche.

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  • „Andrea, wir haben heute Morgen den Wagen von Semir gefunden. Er ist ausgebrannt und im Fahrzeug wurde eine Leiche gefunden.“ gab die Dienststellenleiterin von sich. Es schien eine Weile zu dauern, bis Andrea den Sinn der Worte verstand, dann schüttelte sie den Kopf und stand auf. „Nein! Wollt ihr mir sagen, dass Semir … das er …?“ fragte sie leise nach. Die Stimme versagte und Alex sah etwas hilflos zu Kim Krüger. „Nein ... das kann nicht sein! Das geht nicht! Das darf nicht sein!“ stieß Andrea aus. Alex wollte sie in den Arm nehmen, doch Andrea stieß ihn weg und machte einen Schritt zurück. „NEIN!!! Das ist ein dämlicher Scherz! Das ist ein absolut dämlicher Scherz! Du hast mich heute Morgen angelogen! Du hast gesagt, dass du nichts hast! Das war eine LÜGE!! Die Obduktion wird das beweisen!!“ fauchte sie ihn an. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Alex senkte den Blick und nickte. „Ich weiß… Andrea, die Obduktion wurde bereits durchgeführt. Es steht zu 85 % fest, dass es Semir ist. Beim Toten wurden das Armband und auch die Kette von Semir gefunden. Der Mann wurde erschossen und er lag in Semirs Dienstwagen.“ Andrea sah Kim an und dann Alex. Sie schüttelte den Kopf und weinte hemmungslos. Kim nahm sie in den Arm. Sie ließ es geschehen und der Körper bebte. „Andrea, wir werden alles tun, um den Mörder von Semir zu finden, das verspreche ich.“ sagte sie leise. „Andrea, können wir jemanden anrufen, der jetzt bei dir ist?“ wollte Alex wissen, denn er machte sich große Sorgen. „Ich kann Ihnen Susanne zur Seite stellen.“ bot Kim an, doch Andrea schüttelte den Kopf. „Meine Eltern… sie werden sicher herkommen.“ antwortete sie schluchzend. Alex ließ sich die Nummer geben und rief an. Margot Schäfer war sehr betroffen und versprach umgehend mit ihrem Mann Hans-Hubert zu kommen. Dennoch dauerte es fast drei Stunden, bis sie da waren. Während Margot sich um Andrea kümmerte, zog Hans-Hubert Alex aus dem Raum. „Wie sicher ist es, dass es mein Schwiegersohn ist?“ wollte er wissen. Alex atmete tief durch. „Derzeit steht es zu 85% fest. Es fehlt noch die DNA Analyse und ich hoffe sie sehr, sie spätestens in zwei Tagen auf dem Tisch zu haben.“ erklärte er. Hans-Hubert nickte nachdenklich. „Und was denken Sie?“ Alex verstand die Frage nicht. „Wie meinen Sie das, Herr Schäfer?“ Hans-Hubert sah ihn fest an. „Was denken Sie? Was sagt Ihnen Ihr Gefühl?“ Alex zog die Schultern hoch und lachte verbittert auf. „Ich muss derzeit die Tatsachen sehen. Die Obduktion sagt aus, dass es Semir ist. Der Wagen sagt aus, dass es Semir ist. Aber noch halte ich diesen kleinen Strohhalm fest, der noch Hoffnung gibt. Dazu müssen wir die Analyse abwarten.“ Kim unterbrach die Beiden. „Brandt, wir fahren zur PAST zurück! Herr Schäfer, sollte etwas sein, rufen Sie mich bitte sofort an.“ wandte sie sich an Hans-Hubert, der sofort nickte. „Wir kümmern uns um Andrea und den Kindern. Finden Sie den Mörder von Semir! Bitte…“ Alex nickte entschlossen. „Das werden wir.“


    Kim und Alex fuhren zur PAST zurück. „Es gibt also nur noch wenig Zweifel, dass es tatsächlich Semir ist? Ich werde morgen Druck im Labor machen, damit die Analyse vorgezogen wird. Ich kann es mir immer noch nicht vorstellen.“ sagte sie zu Alex, während sie auf die Straße schaute. Alex sah sie nur kurz an. „Ich kann es mir auch nicht vorstellen, aber ich wüsste auch nicht, wieso man seinen Tod vortäuschen sollte. Ich meine, wer hätte was davon? Das macht einfach keinen Sinn.“ Kim zog die Schultern hoch. „Sie denken also, dass es einer der Leute ist, die Gerkhan mal ins Gefängnis gebracht hat?“ Alex stöhnte leise auf. „Ich weiß es nicht. Irgendwas sagt mir, dass es nicht Semir ist, aber auf der anderen Seite sind die Fakten ganz klar.“ Er hob die Hände ein Stück an und ließ sie dann wieder fallen. „Okay, so kommen wir nicht weiter. Was ist mit diesem Informanten? Haben Sie da irgendwelche Informationen über den Mann gefunden?“ Wieder schüttelte Alex den Kopf. „Nein, Andrea kennt den Mann nicht.“ Kim nickte nachdenklich. „Und in den Akten von Gerkhan?“ Alex setzte sich gerade hin. „Da ist nichts über Sam zu finden. Aber ich würde ja auch keine Informanten im PC festhalten. Ich meine, man weiß nie, wer welche Daten liest.“ Wieder folgte ein Nicken. „Das ist wohl wahr. Aber wir müssen etwas finden.“ Sie sah auf die Uhr. „Wie dem auch sei, wir haben es jetzt Acht am Abend und bis die Analyse vorliegt, können wir nichts machen. Sie sollten nach Hause fahren.“ schlug die Vorgesetzte vor. Alex sah sie an. „Ich werde mir noch ein paar Akten von Semir vornehmen. Ich brauche einen Hinweis und irgendwie hoffe ich, dort einen zu finden. Ich weiß nur nicht, wie weit ich zurückgehen muss.“ stöhnte er auf und stieg aus, als Kim den Wagen auf dem Parkplatz anhielt. „Soll ich Ihnen helfen?“ bot sie an doch Alex lehnte lächelnd ab. „Lassen Sie mal, ich werde auch nicht mehr lange machen.“ versprach er und betrat die PAST. Er machte sich wieder dran, die Akten zu sichten. Hier und da machte er sich Notizen um später noch einmal nachzuforschen. Wer zum Teufel war Sam? Vielleicht brachte er etwas, wenn er sich am Flughafen umhören. Immerhin hatte Semir dort seinen Informanten getroffen. Um sechs am nächstem Morgen sackte er über der Tastatur zusammen und schlief ein.

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  • Samstag, 6. Mai 2017


    Semir wachte am nächsten Morgen auf und brauchte einen Augenblick um sich zu orientieren. Er lag in einem weichen Bett und der Raum war hell eingerichtet. Er bemerkte auch, dass seine angeschossene Schulter professionell verbunden war. Was war passiert? Angestrengt dachte er nach und erinnerte sich, dass Wagner ihn aus dem Kellerraum geholt hatte und sein Komplize ihm eine Spritze verpasste, doch was war danach? Ihm fiel es nicht ein. Vorsichtig bewegte er seine Beine und stellte fest, dass sie mit Gurten am Bett gefesselt waren. Ebenso seine gesunde Hand. Er befand sich also immer noch in den Händen von Wagner. Die Tür ging auf und der Mann, der ihm die Spritze verabreicht hatte, trat ein. Er trug ein Tablett und stellte es auf den Nachttisch von ihm. Semir sah ihn an. „Ich habe Ihre Schulter operiert. Die Kugel hat aber keinen schweren Schaden verursacht. Sie werden sicher ein paar Tage brauchen, sich von der Operation zu erholen.“ erklärte der Arzt und sah ihn lächelnd an. „Warum?“ fragte Semir leise, denn er erinnerte sich daran, dass Wagner davon sprach ihm alle Organe entnehmen zu lassen. „Nun, ich brauche vernünftige Organe. Wenn Sie eine Infektion haben, dann könnte das auch auf ihre Nieren, auf Ihr Herz oder Ihrer Leber übergehen. Dann wären sie für mich wertlos und immerhin habe ich für Sie 4 Mio. Euro bezahlt.“ Semir schloss kurz die Augen. „Warum haben Sie nicht alles während der Operation entnommen?“ fragte er. „Nun das ist einfach. Organe kann man nicht tieffrieren und dann einpflanzen. Die Patienten, die für die Organe bestimmt sind, treffen erst am Mittwoch ein. Somit sind Sie für mich wertvoller, wenn Sie noch leben. Wissen Sie, jedes Organ hat nur eine bestimmte Zeit zum Transplantieren. Nieren zum Beispiel müssen spätestens 36 Stunden nach der Entnahme eingepflanzt werden, sonst sind sie nicht mehr zu gebrauchen. Herz und Lungen sogar nur in vier bis sechs Stunden. Bei der Leber sind es dann acht bis neun Stunden. Somit können Sie sich noch ein paar Tage des Lebens freuen.“ erklärte der Arzt, als sei es ganz normal, dass er sich seine Organe auf illegaler Weise besorgte. Er hob den Deckel vom Tablett. Darauf lagen zwei Scheiben Brot, Wurst, Käse und eine Kanne mit Kaffee. „Ich würde gern zur Toilette…“ bat Semir leise. Der Arzt lachte auf. „Das ist ein ganz dummer Trick. Sie haben einen Katheter liegen und damit dürfte das gar nicht so sein. Sehen Sie, Herr Gerkhan, ich bin ein sehr friedliebender Mensch. Aber sollten Sie irgendwelche Probleme machen, dann werden Sie mich von einer Seite kennenlernen, die Sie nicht kennenlernen möchten.“Semir nickte leicht.


    Werner Klinke sah auf seinen Spender. „Ich bin gewillt, Ihnen ein wenig Freiheit zu verschaffen. Das Zimmer hier wird verschlossen sein. Es gibt keine Krankenschwestern, die Sie bedienen und ich habe nicht dauernd Zeit mich um Sie zu kümmern. Die Fenster sind durch Gitter gegen Ausbrecher geschützt und können nur mit einem speziellen Schlüssel geöffnet werden. Das Glas selbst trägt, dank der Qualitätssicherung, Schutzfolie, damit es nicht splittert. Ich werde Ihnen die Fesseln lösen aber Sie werden dennoch keine Chance haben, irgendwas zu unternehmen.“ Er bemerkte den fragenden Blick von Gerkhan. „Sie fragen sich wie? Das ist ganz einfach, Sie werden von mir eine Betäubung in den linken Oberschenkel bekommen. Damit wird das Bein komplett taub werden. Aber ich bin ja nicht so. Ich werde Ihnen sogar den Katheter ziehen und damit Sie sich dann auch zur Toilette schleppen können, bekommen Sie Krücken von mir.“ lachte der Arzt. Wieder sah sein Patient ihn an und in seinem Blick konnte Klinke sehr gut erkennen, dass er es nicht lustig fand. „Ich bin an der Schulter verletzt! Wie soll ich dann mit Krücken laufen?“ fauchte er wütend und Klinke zog die Schultern hoch. „Ist nicht mein Problem, oder? Sie können auch kriechen.“ grinste er und legte eine Urinflasche neben das Bett.“ Sein Patient sah etwas skeptisch darauf und atmete tief durch. „Ich weiß, dass Sie sich bestimmt langweilen werden, aber ich bin sehr an Ihrem Wohlergehen interessiert. Ich werde Ihnen ein paar Bücher aus der alten Bibliothek bringen. Außerdem dürfen Sie fernsehen. Sehen Sie, diese Klinik in der Sie sich befinden, war die modernste überhaupt. Wir waren auf Organtransplantationen spezialisiert. Wir waren gut belegt und dann kam dieser kleine Unfall dazwischen.“ Semir sah ihn an. „Welcher Unfall?“ wollte er wissen. Klinke winkte ab. „Ein kleiner Zwischenfall. Mehr nicht. Aber ich wurde verurteilt und musste ins Gefängnis. Und der Betreiber der Klinik hat das Ding einfach geschlossen. Doch jetzt habe ich die Chance, die Klinik wieder zu Leben zu erwecken! Ich werde sie zu einer der besten Kliniken machen, die es gibt. Niemand wird mit mir konkurrieren können.“ Der Polizist schüttelte leicht den Kopf. „Hochmut kommt vor dem Fall! Was ist denn passiert? Was für ein Unfall war das?“ Klinke lachte leise. „Das ist völlig egal. Ein kleiner Kunstfehler, mehr nicht. Kollateralschaden, wenn man so will.“ winkte er ab.

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  • Semir stieß verachtend Luft aus. Dieser Arzt schien völlig wahnsinnig und von sich eingenommen zu sein. „Das nächste was ich anstrebe ist ein Heilmittel gegen die Krankheiten, die die Menschheit geißelt! Krebs, Aids, Ebola… ich werde der erste sein, der diese Krankheiten heilen kann! Doch jetzt müssen wir noch ein wenig daran arbeiten. Ich brauche Geld und das erste haben Sie mir eingebracht.“ Semir grinste leicht. „Glauben Sie wirklich, dass Sie mir einfach die Organe entnehmen und mich verschwinden lassen können?“ wollte er wissen. Klinke nickte. „Dank der Vorarbeit, die Wagner geleistet hat, ja. Sie sind offiziell im Auto verbrannt. Ihre Kollegen werden um Sie trauern und ich habe alle Zeit der Welt. Wenn Sie ausgeschlachtet sind, dann werde ich Ihren Körper einfach hier im Garten begraben und niemand wird danach suchen.“ grinste er. Semir lehnte sich zurück. „In Ihrer Rechnung gibt es einen Fehler. Die rechtlichen Bestimmungen …“ Klinke lachte höhnisch. „Wer sollte danach fragen? Dem Empfänger sieht man es nicht an, dass er ein Spenderorgan hat und Sie können sich nicht mehr beschweren. Ich habe Sie echt für intelligenter gehalten. Aber jetzt wollen wir Sie erst einmal behandeln.“ Er griff die Decke und legte das linke Bein seines Patienten frei. Dann nahm er eine Spritze und prüfte sie. Semirs Hand ging zu der Hand von Klinke und hielt sie fest, doch der Arzt befreite sich mit einer harschen Bewegung und hielt nun das Handgelenk von Semir. Die andere Hand ging mit der Spritze in Richtung Oberschenkel. „Hören Sie, noch ist es nicht zu spät. Wenn Sie … Aaaah ...“ stieß Gerkhan aus, als Klinke die Nadel in seine Haut versenkte. Langsam drückte er den Inhalt in das Bein. „Na, so schlimm ist es doch gar nicht. Sie bemerkten sicher das leichte Brennen, aber das wird gleich verschwinden. Anschließend wird das Bein langsam taub werden. Es wird aber keinen Schaden nehmen.“ erklärte der Arzt grinsend und legte die geleerte Spritze wieder weg. „So, und nun dürfen Sie frühstücken.“ lächelte er, löste die Fesseln und stellte den Kopfteil des Bettes hoch. Dann schob er den Nachttisch so, dass er das Tablett draufstellen und Gerkhan essen konnte. „Es ist kein Schweinefleisch, das kann ich Ihnen versprechen. Ethik wird bei mir großgeschrieben.“ Er nahm die Nierenschale und verließ den Raum. Dann verschloss er ihn und steckte den Schlüssel in seine Kitteltasche.


    „Alex! Aufwachen!“ riss die Stimme von Susanne den Hauptkommissaren aus seinem unbequemen und nicht erholsamen Schlaf. „Hast du durchgemacht?“ wollte sie wissen. Alex sah auf die Uhr. Es war schon acht. „Ja…oder fast…“ gab er zu und lehnte seinen Kopf nach hinten. „Ich habe Frühstück fertig, wenn du willst, dann essen wir zusammen und dann werden wir uns wieder an die Arbeit machen.“ schlug die Sekretärin vor und Alex stimmte mit einem Nicken zu. Gemeinsam mit Susanne ging es in die Küche. „Ich habe gestern noch einige Akten durchgearbeitet, aber es ist wie verhext. Nichts von diesem Sam. Ich habe keine Ahnung, wer es ist.“ stöhnte Alex. Susanne sah ihn an. „Bist du denn mal am Flughafen gewesen? Ich meine, dort soll Semir doch diesen Informanten getroffen haben. Vielleicht kannst du da etwas herausfinden.“Alex sah sie erstaunt an. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ stieß er aus und wollte aufspringen. „Nein, erst essen! Und einen Kaffee, sonst baust du einen Unfall.“ mahnte Susanne lächelnd. „Okay, ich denke, dass Sam vielleicht ein Obdachloser ist. Am Flughafen ist doch dieser alte Terminal zu einer Unterkunft umgebaut worden. Vielleicht finde ich ihn dort.“ dachte er laut nach, während er das Brötchen aß. Susanne nickte. „Das ist gut möglich, oder ein Junkie.“ stimmte sie ihm zu. „Ich überlege auch die ganze Zeit, warum der Tote keine Organe mehr hat. Vielleicht geht es um Organhandel. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dieser Sam vielleicht von jemanden angesprochen wurde und Geld für seine Organe bekommen sollte. Der hat aber Angst gehabt und da er Semir kennt, hat er ihn angerufen.“ murmelte Alex nachdenklich. „Gut möglich. Nur die Organe von den Obdachlosen sind nicht wirklich zu gebrauchen. Die sind doch durch die Lebensumstände sicher nicht ohne Risiko.“ warf Susanne ein. Alex sah sie an. „Kommt drauf an. Hast du die Zahnbürste schon im Labor abgegeben?“ wollte er von ihr wissen, denn mit der Aufgabe hatte er sie gestern noch betraut. „Ja, die sagten auch, dass wir spätestens heute Nachmittag das Ergebnis haben. Die Krüger hat richtig Druck gemacht.“ Alex lächelte leicht. Er leerte die Tasse und stand auf. „Ich fahre jetzt zum Flughafen. Vielleicht kann ich da was über diesen Sam rausbekommen. Ich bin über Funk zu erreichen.“ gab er an und fuhr nur wenig später los.

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  • Alex ging um die Besucherhalle herum und sah dort, wie das Wachpersonal des Flughafens einen Bettler davonjagten. Er wurde wütend als er sah, wie sie den Mann schubsten und dieser hinfiel. Der Mann war sicher an die 60, wobei man das Alter bei dieser Personengruppe sehr schlecht einschätzen konnte. Doch für ihn war es ein „No Go“, als sie auf den Mann auch noch eintraten. Er ging entschlossen dazwischen und zog einen der Männer von dem Obdachlosen weg. „Müsst ihr Menschen, die eh nichts mehr haben auch noch niedermachen? Habt ihr nichts Wichtigeres zu tun?“ fauchte er die Männer an, die ihn nur lachend ansahen. „Der ist das schon gewohnt! Pack, wie ihn kann man nicht anders behandeln.“ gaben sie von sich. Ohne zu antworten lief Alex hinter dem Bettler her, der sich aufraffte und das Weite suchte. Nach wenigen Metern stoppte er ihn. „Hey, sind Sie in Ordnung?“ wollte er von ihm wissen und hielt ihn fest. „Ja, mir geht es gut. Danke der Nachfrage und jetzt verpiss dich!“ lallte der Mann und Alex verzog kurz die Nase, als er die Alkoholfahne roch. „Ich suche einen Freund…“ versuchte er. Der Mann sah ihn an. „Oh! Wenn das so ist, ich kann dein Freund sein, wenn du willst. Ich habe gern Freunde.“ grinste er und auch Alex musste grinsen. „Nein, so meinte ich das nicht. Ich suche Sam!“ Jetzt wurde der Bettler zurückhaltend. „Sam? Kenne ich nicht.“ Er wollte gehen, doch Alex hielt ihn fest. „Hey, warte… ich vermute, dass er hier irgendwo sein Lager hat. Ich zahle auch für die Information. 30 Euro!“ bot er an und der Bettler, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, sah ihn wieder an. „50! Sonst sag ich nichts!“ setzte er dagegen. Alex stimmte zu. Für ihn spielte das Geld keine Rolle, wenn er einen Hinweis bekam, wo er Sam finden konnte. Er zog den 50 Euro Schein hervor und hielt ihn hoch. Der Bettler griff sofort zu, doch Alex ließ nicht los. „Die Informationen!“ forderte er. „Okay, Okay! Also Sam war gestern Morgen hier und hat auf jemanden gewartet und der ist auch in seinem schicken BMW vorgefahren. Die haben sich unterhalten und sind sie weggegangen.“ Alex nickte nachdenklich. „Weißt du wohin? Ist Sam wieder zurückgekommen?“ Nun zog der Bettler die Schultern hoch. „Keine Ahnung. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen.“ Alex stöhnte leise auf. Dieser Hinweis brachte ihm nichts. „Wo hat Sam denn seinen Schlafplatz? Kennst du ihn?“ wollte er nun wissen. „Klar, er ist mein Nachbar. Er wohnt direkt neben mir.“ grinste der Bettler. „Wo?“ hakte Alex nun mit einer schärferen Stimme nach. „Ich zeig es dir.“ schlug der Bettler vor und zog Alex mit sich.


    Alex folgte dem Bettler zur alten Flughafenhalle und stand nur wenig später vor der spärlichen Habe des Mannes, den man nur als Sam kannte. Er kniete sich hin und durchsuchte alles. Plötzlich griff der Bettler Alex am Arm. „Hey, Sam hat das gar nicht gern, wenn man in seine Sachen wühlt. Ich weiß nicht, ob das so richtig ist.“ warf er ein. Alex sah ihn nur kurz an und machte weiter. „Ah, ich verstehe. Für euch sind wir eh nur Dreck, nicht wahr? Wir sind Abschaum! Soll ich dir mal was verraten? Ich war mal ein sehr erfolgreicher Investmentbanker. Und dann ist das Leben einfach so den Bach runtergegangen. Ich habe alles verloren, falsch investiert. Aber ich bin trotzdem noch Mensch!“ zeterte der Alte und Alex sah ihn kurz an. Er holte Luft. „Hör zu, ich habe nichts gegen euch und ich weiß, wie es ist, in der Scheiße zu stecken. Aber man sollte sich deshalb nicht aufgeben. Kämpfen und sich aus dem Mist wieder rausziehen. Wer es nicht kann, sollte dann auch nicht jammern.“ erklärte er leise. „Was suchst du denn?“ wollte der Bettler nur wissen. Der Polizist stöhnte leise auf. „Hör zu, der Typ der mit Sam weggefahren ist, ist mein Partner. Er ist seit diesem Treffen verschwunden und ich will wissen, warum. Wenn du mir nicht helfen kannst, dann muss ich andere Wege suchen.“ Der Bettler zog die Augenbrauen zusammen. „Bist du ein Bulle?“ Alex nickte. „Ich weiß ja nicht, ob dir das hilft, aber seit gestern war Sam echt sonderbar. Hat immer was von einem goldenen Rock gesprochen. Und von Worringen. Keine Ahnung warum.“ Alex nickte. „Und was weißt du sonst von Sam?“ Der Mann lachte leise und Alex bemerkte, dass es diesem guttat, mit anderen auf gleicher Ebene zu sprechen. „Nun, er hat nicht viel erzählt. Nur wenn er betrunken war, dann war ich für ihn ein Kummerkasten. Hey, der war mal Privatdetektiv und ist dann abgestürzt. Keine Ahnung was er meinte.“ Alex sah den Mann an. „Was weißt du noch?“ Der Mann zeigte seine ungepflegten Zähne. „Ich habe übrigens Hunger. Ich habe gesehen wie dein Freund mit Sam nach Maces gegangen ist. Der hat sich bestimmt den Bauch vollgeschlagen. Wie wäre es, wenn wir es auch machen?“ warf er ein. Alex stand auf. „Okay, ich lade dich ein! Wie heißt du?“ Jetzt grinste der Obdachlose. „Ich bin Chance.“ Alex reichte ihm die Hand. „Alex.“„Schön dich kennen zu lernen, Alex.“ Der Polizist nickte leicht. „Komm!“ forderte er. Und Chance stand auf und gemeinsam gingen sie zum Schnellrestaurant. Die Verkäuferin am Tresen sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. Dennoch war sie freundlich. „Was darf es sein?“ wollte sie wissen. „Brandt, Polizei. Ich brauche einmal Ihre Hilfe. Dieser Mann war gestern hier bei Ihnen gewesen?“ Er zeigte ihr ein Bild von Semir. Sie sah es an. „Das kann schon sein, aber ich weiß es nicht genau.“ gab sie zu. „Er war in Begleitung eines Obdachlosen…“ Die junge Frau nickte. „Ja, warten Sie, ich erinnere mich. Die haben da in der Ecke gesessen. Der Penner war ziemlich runtergekommen und ich habe schon gedacht, dass er mir die anderen Gäste hier verjagt.“ Alex zog die Augenbrauen runter. „Warum sollte er?“ Die Verkäuferin schaute auf Alex Begleitung. „Nun ja, es ist ein Penner und die stinken. Deshalb hat sein Freund vermutlich auch das Essen geholt.“ Alex verkniff sich jede Bemerkung. „Haben Sie etwas von dem mitbekommen, über was die beiden gesprochen haben?“ Die Verkäuferin schüttelte den Kopf. „Sorry, aber hier war so viel zu tun.“ Alex nickte. Er bestellte für seinen neuen Freund eine große Menge Essen und verließ das Restaurant um zur PAST zurück zu fahren.

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    Der Welt gehen die Genies aus,
    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

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