Die Feuerkinder

  • Nicole sah ihre Mutter flehend an. „Mama, das ist doch nur ein Konzert! Mehr ist das nicht! Es geht doch nur um die Musik! Gina geht auch hin und die ist erst 13!“ flehte sie inständig. Leonie Bauer legte den Kochlöffel zur Seite und sah sie an. „Du bist nicht Gina! Du bist meine Tochter und wirst zu keinem Konzert gehen, wo Drogen und Alkohol an der Tagesordnung stehen! Beim Summerdale sind Drogensüchtige, Dealer, Zuhälter, Vergewaltiger und andere Verbrecher! Das ist zu gefährlich! Du wirst mir für das Verbot, eines Tages noch dankbar sein.“ lehnte sie wiederholt ab. „Das ist doch gar nicht wahr! Du willst mir alles verderben! Ich habe überhaupt keine Freude mehr im Leben! Die machen da geile Party mit Supermucke! Ein Wochenende im Zelt wie auch im letzten Jahr! Da durfte ich auch ins Zeltlager!“ stellte Nicole wütend dagegen. Leonie nickte. „Richtig, letztes Jahr war es ein Zeltlager der Pfadfinder und nicht der Drogensüchtigen. Dort gab es keinen Alkohol und keine Drogen. Wenn du dahin möchtest, dann melde ich dich dort an, aber Summerdale ist nicht drin! Meine Eltern hätten mich auch nicht zu so einer Veranstaltung gehen lassen.“ Nicole schnaubte wütend. „Das ist unfair! Ich kann nichts dafür, dass deine Jugend so extrem langweilig verlaufen ist! Ich, aber will was erleben! Ich will kein Spießerleben führen! Bitte Mama, bitte!“ flehte sie erneut. „Nein! Und das ist mein letztes Wort!“ gab Leonie bestimmt von sich. „Du weißt genau, dass dein Vater und ich nicht wollen, das du zu so einem Konzert gehst! Du kennst unsere Gründe!“ Nicole stampfte wütend mit dem Fuß auf und ließ sich auf den Stuhl fallen. „Ihr seid so gemein!!! Nur weil ich nicht so sein will wie ihr, legt ihr mir alle Verbote der Welt auf! Nur weil ihr so frustriert seid! Ich will dahin!“ schrie sie und fegte mit der Hand eine Tasse vom Tisch. „Du kannst tun, was du willst, wenn du erwachsen bist. Aber das bist du noch nicht! Du bist erst 14!“ gab Leonie in einem harschen Ton zurück. Ihre Tochter verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Sie legte provokant die Füße auf den gedeckten Tisch. Leonie sah sie zunächst sprachlos an und packte dann die Beine, um sie vom Tisch zu ziehen. „Hast du den Verstand verloren?“ fragte sie wütend. Nicole stand auf und hob die Hand. Für ein paar Sekunden stand sie vor ihrer Mutter und überlegte, was sie nun tun sollte, doch dann ließ sie die Hand fallen. Leonie sah ihre Tochter erschrocken an, hob die Hand und zeigte auf die Treppe ins Obergeschoss. „Geh sofort auf dein Zimmer und wage es nicht rauszukommen, bevor dein Vater da ist!“ warnte sie in einem leisen Ton. „Ich hasse dich!!“ schrie Nicole, nahm ihre Strickjacke und verließ mit stampfenden Schritten die Küche. Leonie sah ihr nach. Als die Tür von Nicoles Zimmer zuknallte, zuckte sie zusammen. Sie setzte sich und stöhnte leise auf. Seit einem Jahr war Nicole unausstehlich und tat ihr absichtlich mit Worten weh. Leonie wischte eine Träne weg. Sie nahm ihre Tochter in Gedanken in Schutz. Die Pubertät war nicht einfach und sie wusste genau, dass dies eine harte Zeit war. Leonie nahm das Bild von der Kommode, das Nicole im Alter von sechs Jahren zeigte. Sanft strich sie über das Bild. Damals war sie noch so ein braves Mädchen. Und jetzt? Jetzt war das Verhältnis zwischen ihr und Nicole schwierig. Leonie wollte es nicht eingestehen, aber sie kam mit diesem Verhalten nicht zu Recht. Ihre Tochter war aufmüpfig, mit sich selbst unzufrieden und unglaublich aggressiv. Sie versank in Gedanken und suchte nach einer Lösung, wie sie ihre Tochter wieder für sich gewinnen konnte, doch ihr fiel kein Weg ein.



    Nicole knallte die Tür von ihrem Zimmer so heftig zu, dass sie selbst erschrak und warf sich wütend auf ihr Bett. Was dachte ihre Mutter sich eigentlich? Wer war sie denn? Nicole war sicher, dass sie alt genug war, um auf sich selbst aufzupassen und sich wehren konnte, wenn es notwendig war. Egal was ihre Mutter sagte. Dieses Verbot galt nicht für Nicole. Sie hatte sich fest vorgenommen am Festival teilzunehmen, Party zu machen und Alkohol zu trinken. An diesem Wochenende würde sie viel Spaß haben. Nach einigen Minuten setzte sie sich hin und wischte die Wuttränen weg. In Gedanken suchte sie nach einem Ausweg. Sie musste hier weg! Solange sie bei den Eltern war, würde sie keine Freiheiten genießen können, die sie für ihre Entwicklung brauchte. Suchend sah sie sich um. Ihr Blick blieb an ihrem Sparschwein hängen. Das war es! Sie hatte in den letzten Monaten ihr Taschengeld gespart, um das Festival zu besuchen. Entschlossen nahm sie das Sparschwein und warf es mit einer heftigen Bewegung zu Boden. Es zersprang in tausend Stücke. Nicole hockte sich hin und suchte das Geld vorsichtig heraus. Für den Eintritt zum Festival brauchte sie knappe 100 Euro. Darin waren die Kosten für den Zeltplatz schon drin. Nur für das Essen musste sie auf dem Festival selbst aufkommen, aber was braucht sie schon. Sie zählte das Geld und lachte leise auf. Sie hatte ganze 170 Euro gespart, abzüglich dem Eintritt blieben ihr noch 70 Euro und damit konnte sie eine Weile ohne die Eltern leben. Und was danach passierte, musste sie sehen. Eines war sicher, hierher würde sie nie zurückkehren. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass die Zeit drängte. Wenn sie von hier wegwollte, dann musste es passieren bevor ihr Vater kam. Aber wenn sie das Haus auf dem normalen Weg verlassen würde, dann musste sie an der Küche vorbei und ihre Mutter würde sie garantiert daran hindern. Sie brauchte einen anderen Weg. Der Balkon! Ja, das war es! Sie konnte über den Balkon raus. Sie wusste, dass das Klettergerüst von dem Efeu direkt am Balkon endete und wenn sie es clever genug anstellte, konnte sie daran runterklettern. Schnell wurden ein paar Sachen eingepackt und der Rucksack umgeschnallt. Noch einmal sah sie in ihr Zimmer und amtete tief durch. Sie kletterte über das Geländer und hangelte sich an dem Gerüst runter. Alles ging gut und sie landete wenig später im Garten. Als sie durch das Fenster ins Haus sah, sah sie ihren Vater gerade reinkommen. Jetzt musste sie schleunigst sehen, dass sie hier verschwand. Sie rannte die Straße runter zur nahe gelegenen Bushaltestelle und hatte Glück, denn der Bus bog gerade um die Ecke. Sie stieg ein und löste ein Ticket. Ihr nächstes Ziel war der Hauptbahnhof und von dort aus nach Düsseldorf. Wenn sie Glück hatte, konnte sie für eine kurze Zeit bei ihm, ihren Onkel, wohnen.

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  • Torben Bauer, Nicoles Vater, kam nach Hause und sah seine Frau in der Küche sitzen. „Hallo mein Schatz, ich habe einen Bärenhunger.“ sagte er und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie sah ihn an und sofort erkannte er, dass sie geweint hatte. „Hast du schon wieder geweint? War es wieder wegen Nicole?“ fragte er sanft und sie nickte. „Ist schon okay. Sie kann ja im Augenblick nichts dafür.“ Torben schnaubte leicht. „Du kannst sie doch nicht immer in Schutz nehmen. Sie ist 14 und sie kann Recht und Unrecht sehr gut entscheiden!“ gab er wütend zurück. Er stellte seine Aktentasche auf den Stuhl und ging in die erste Etage, wo Nicoles Zimmer lag. Er klopfte an und drückte gleichzeitig die Klinke runter. Die Tür war verschlossen. Mit der Faust hämmerte er gegen die Tür. „Nicole! Mach auf, ich will mit dir reden!“ fauchte er wütend. Auch Leonie kam nach oben. „Lass sie doch, sie ist nicht sie selbst.“ bat sie ihn, doch Torben schüttelte den Kopf. „Nicole! Mach die Tür auf oder ich trete sie ein!“ warnte er, doch es passierte nichts. Er sah Leonie kurz an und diese nickte. Mit einem Satz warf er sich gegen die Tür, die sofort nachgab und er fiel in das Zimmer seiner Tochter. Mühsam rappelte er sich auf und machte einen Schritt. Unter seinen Sohlen knirschten die Glasscherben des Sparschweins. „Nicole, so kann das nicht …“ fing er an, doch seine Tochter war nirgends im Zimmer zu sehen. „Nicole? Wo bist du?“ fragte er nun freundlicher. Es kam keine Antwort. Leonie bemerkte, dass die Balkontür nicht ganz geschlossen war und ihr kam ein Verdacht. Sofort ging sie auf den Balkon. Doch auch hier war nichts von Nicole zu sehen. „Tobi! Ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie abgehauen ist!“ stieß sie aus, als sie wieder ins Zimmer kam und Torben, der auf dem Boden kniete, nickte. „Vermutlich hast du Recht. Sie hat ihr Sparschwein geplündert. Weißt du, wie viel da drin war?“ Leonie schüttelte den Kopf. „Okay, was ist heute passiert?“ wollte Torben von seiner Frau wissen. Leonie zog die Schultern hoch. „Wir haben mal wieder über das Summerdale diskutiert. Ich habe ihr gesagt, dass es endgültig ist, dass sie nicht hingeht und sie ist regelrecht ausgerastet. Ein Wort gab das Andere und dann hat sie sogar die Hand gegen mich erhoben! Ich habe wirklich geglaubt, dass sie mich schlagen wollte. Doch dann kam sie doch wieder zu Verstand und ich habe sie auf ihr Zimmer geschickt. Mehr war da nicht. Torben, wir müssen sie suchen! Sie dreht durch! Sie ist völlig wahnsinnig geworden! Wir müssen eine Vermisstenanzeige aufgeben! Lass uns bitte zur Polizei fahren, bitte!“ flehte sie. „Okay, lass uns fahren!“ stimmt er zu. Er nahm noch ein Bild von Nicole und gemeinsam fuhren sie zur nächsten Polizeistation.



    Nicole stieg am Hauptbahnhof aus und betrat nur wenig später das große Gebäude, um sich eine Fahrkarte nach Düsseldorf zu kaufen. Als sie am Bahnsteig stand, zeigte ihr die Gleisanzeige an das ihr Zug eine halbe Stunde Verspätung hatte. Nicole sah sich um und setzte sich auf eine leere Bank. Ihren Rucksack stellte sie vor sich hin und griff zu ihrem Handy. Noch einmal versuchte sie ihren Onkel zu erreichen. Erst nach dem vierten Mal meldete er sich. „Hallo Onkel Martin, ich bin es Nicki. Ich brauche deine Hilfe.“ fing sie an. „Was ist denn passiert? Ich habe nicht viel Zeit.“ mahnte ihr Onkel und Nicole erzählte ihm, was passiert war. „Nicki, ist das dein Ernst? Ich kann ja verstehen, dass dir das nicht passt, aber nur, weil du nicht zu diesem Festival gehen darfst, kannst du doch nicht abhauen. Deine Eltern haben sicher ihre Gründe. Geh wieder nach Hause und sprich mit ihnen!“ Nicole rollte die Augen. „Onkel Martin, verstehst du das denn nicht? Sie sperren mich ein! Sie machen mich fertig! Ich will doch nur ein paar Tage Auszeit nehmen. Kann ich nicht zu dir kommen?“ bettelte sie inständig. „Nein, das kannst du nicht. Ich wohne schon seit einem Jahr nicht mehr in Düsseldorf und bin auch nicht allein. Tut mir leid, außerdem muss ich auch arbeiten. Ich habe keine Zeit und deshalb bitte ich dich, geh nach Hause!“ wiederholte ihr Onkel. Nicole beendete das Gespräch und stieß ein leises „Fuck!“ aus. „Probleme?“ wollte ein junger Mann wissen, der neben ihr saß. Nicole hatte ihn bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht wahrgenommen. Sie sah ihn an. „Hmm…“ machte sie. „Bist du ganz allein hier?“ fragte er weiter, doch diese Frage ließ bei Nicole wieder die Trotzigkeit aufkeimen. „Warum willst du das denn wissen?“ fauchte sie. Er hob die Hände und lächelte sanft. „Hey, warum denn so bissig? Ich will dir doch nichts tun. Wie alt bist du? 12? 13?“ hakte er nach. „Ich bin 14 und ich brauche keinen Aufpasser, klar?!“ Der Mann nickte leicht. „Nur keine Angst, ich bin keiner von denen, die jetzt mit dem Spruch kommen, dass du hier nichts zu suchen hast und besser nach Hause gehst, um mit deinen Puppen zu spielen. Ich habe gerade dein Telefonat mitbekommen. Du bist abgehauen, nicht wahr?“ fragte er weiter. „Und wenn schon. Das ist mein Problem.“ „Ich könnte dir aber vielleicht helfen.“ Nicole lachte auf. „Ach echt? Wie denn?“ Sie wurde so langsam neugierig. „Nun, ich hätte da eine Möglichkeit, wo du unterkommen kannst. Wenn du auf der Straße rumrennst, dann werden dich die Bullen doch direkt packen und nach Hause bringen. Und da willst du doch nicht hin, oder?“ Nicole nickte. „Meine Alte versteht mich einfach nicht. Sie verbietet mir alles. Sie lässt mich überhaupt nichts ausprobieren. Ich hasse sie!“ stieß sie nun aus. „Und mit wem hast du eben telefoniert?“ „Mein Onkel, aber der will mir auch nicht helfen.“ Es klang sehr resigniert.

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  • Florian Horner sah das Mädchen an. Er hatte sie jetzt schon ein paar Minuten im Auge und erkannte sofort, dass sie eine Ausreißerin war. „Das kenne ich. Ich bin Florian, aber alle nennen mich nur Flo. Du kannst mich auch so nennen.“ bot er an und reichte ihr die Hand. „Ich bin Nicole…“ lächelte sie etwas schüchtern. „Nicole, ein hübscher Name. Wo willst du denn jetzt hin?“ wollte er wissen, doch Nicole zog die Schultern hoch. „Keine Ahnung. Mein Onkel war meine einzige Chance von hier wegzukommen. Ich will nicht mehr nach Hause.“ Es klang sehr entschlossen und Florian kam es nur entgegen. „Nun, dein Onkel wäre sicher die falsche Anlaufstelle gewesen. Er hätte die Polizei informieren müssen, weil du noch nicht volljährig bist. Und wenn sich deine Eltern entgegen deiner Vermutung doch Sorgen machen, dann haben sie eine Vermisstenanzeige aufgegeben und alle Polizeibeamten, einschließlich die Bundespolizei hier am Bahnhof, werden ein Bild von dir haben.“ erklärte er nachdenklich und erreichte, dass das Mädchen ihn erschrocken ansah. „Aber wo soll ich denn sonst hin? Ich will nicht zurück und bei meinen Freundinnen werden die mich sofort suchen.“ Florian lächelte leicht. Das Mädchen war ziemlich nervös. „Ich könnte dir helfen. Ich weiß, wo du hinkannst, ohne das die Polizei dir dort etwas tun kann.“ bot er an. „Und wo soll das sein? Ich gehe mit dir auf gar keinen Fall in deine Wohnung!“ kam skeptisch von Nicole. Florian lachte leise auf. „Nein, das meinte ich auch nicht. Ich wohne auf einem sehr großen Bauernhof an der Autobahn und ich wohne dort nicht allein. Wir sind eine Gruppe von elf Personen. Unser Bauernhof ist unsere Stadt. Alles was wir brauchen, ist dort im Überfluss vorhanden. Wir haben jeden Tag frische Eier, die nicht von irgendwelchen gequälten Hennen gelegt werden. Unsere Hühner laufen den ganzen Tag frei über das Gelände. Unsere Schweine sind nicht mit Insulin vollgepumpt, damit sie fett sind und viel Fleisch liefern. Alles völlig der Natur überlassen. Und auf dem Acker wachsen Getreide und Gemüse ohne irgendwelchen chemischen Zusätzen. Unsere Obstbäume werden nicht besprüht, damit das Obst besonders gut ist.“ schwärmte er und Nicole schien langsam Vertrauen zu finden. „Habt ihr auch Pferde?“ wollte sie wissen. Florian lachte auf. „Das nicht, aber dennoch denke ich, würdest du dich dort wohlfühlen. Die Leute, die dort wohnen, sind wie du. Sie sind von Zuhause abgehauen und es gibt einige, die schon viele Jahre bei uns sind. Wir leben in Harmonie und Frieden. Wir haben unsere eigenen Gesetze und niemand kann uns etwas anhaben. Wir leben nur für uns.“ ging es bei Florian weiter. Der Zug fuhr ein und Nicole sah skeptisch auf ihr Ticket. „20 Euro umsonst ausgegeben. Aber was soll es! Fahren wir.“ schlug sie vor und Florian nickte begeistert. „Du wirst es nicht bereuen, das kann ich dir versprechen. Du wirst dich bei uns sicher sehr wohl fühlten.“ Nur wenig später verließ er mit Nicole den Bahnhof und stieg auf dem Parkplatz mit ihr zusammen in sein Auto.




    Torben und Leonie wurden in den Wartebereich der Polizeistation gebracht, wo sie auf den zuständigen Kommissar warten mussten. Leonie knetete nervös die Hände und ihr Mann ging im Raum auf und ab. Ein Mann trat ein. „Herr Bauer, Frau Bauer?“ fragte er und sah die Beiden an. „Mein Name ist Steven Berner. Man sagte mir, dass Sie Ihre Tochter als Vermisst melden wollen?“ Torben nickte und reichte dem Mann die Hand. „Meine 14jährige Tochter, Nicole, ist seit heute Mittag verschwunden. Wir vermuten, dass sie vom Balkon geklettert und dann weg ist.“ erklärte er. „Kommen Sie doch bitte mit mir ins Büro.“ Der Mann wandte sich um und Torben folgte ihm mit Leonie in ein sehr gemütlich eingerichtetes Zimmer. „Haben Sie schon die Freunde von Nicole angerufen? Die beste Freundin? Verwandte und Bekannte?“ hakte der sympathische Mann nach. „Ja, sie ist bei keinem. Meine Frau und Nicole haben sich heute gestritten und dann ist sie weg.“ Steven Berner sah Leonie an. „Worum ging es denn bei dem Streit?“ Leonie senkte den Blick. „Ich habe ihr, genau wie mein Mann, verboten, zum Summerdale zu gehen. Sie ist völlig ausgerastet und wollte mich sogar schlagen. Sie hat noch nie die Hand gegen mich erhoben. Ein Wort gab das Andere und dann ist sie auf ihr Zimmer. Dort habe ich sie auch noch vermutet, als mein Mann nach Hause kam. Nachdem er erfahren hat, was passiert ist, wollte er mit ihr sprechen und wir sind zu ihr nach oben. Sie war nicht mehr da. Auf dem Boden in ihrem Zimmer lag ihr Sparschwein. Sie hat es geplündert und ist weg.“ Der Polizist nickte. „Wie groß war die Zeitspanne von dem Zeitpunkt an, als Nicole in ihr Zimmer ging und das Bemerken ihres Verschwindens?“ Leonie dachte nach. „Also das war sicher eine Stunde, bevor mein Mann nach Hause kam. Mehr aber nicht.“ Berner nickte leicht. „Haben Sie Verwandte, zu denen sie geflüchtet sein könnte? Jemand, der Sie nicht direkt informieren würde?“ hakte er weiter nach. Leonie und Torben sahen sich erneut an. „Ich habe noch einen Bruder in Düsseldorf. Jedenfalls denke ich, dass er in Düsseldorf ist. Wir haben schon seit einigen Jahren keinen Kontakt mehr.“ Berner sah sie an. „Hat das einen Grund?“ wollte er nun wissen. Leonie lächelte leicht. „Mein Bruder und ich haben einige Differenzen gehabt und ich hielt es für besser, den Kontakt abzubrechen. Das war vor gut zwei Jahren. Er und Nicole hatten allerdings einen sehr engen Kontakt. Mehr möchte ich nicht dazu sagen. Das ist eine Familienangelegenheit.“ wich sie aus. Berner nickte. „Das ist verständlich, aber es könnte uns vielleicht helfen, Nicole zu finden. Sie sollten über Ihren eigenen Schatten springen und Ihren Bruder kontaktieren. Sagen Sie ihm, dass er sich auf jeden Fall melden soll, wenn sie bei ihm auftaucht.“ bat er sie. Leonie nickte und wählte ihren Bruder an. Dieser drückte sie weg und sie lächelte entschuldigend. „Er hat mich weggedrückt.“ erklärte sie. „Geben Sie mir die Rufnummer, dann rufe ich ihn an.“ bat er und Leonie nannte die Nummer. Berner wählte sie und tatsächlich meldete sich der Bruder. „Hanke!“ hörte Berner. „Berner, Polizei Köln, Herr Hanke es geht um Ihre Nichte Nicole. Sie ist heute von zuhause weggelaufen und wir suchen sie. Hat sie sich bei Ihnen gemeldet?“ wollte er wissen. „Ja, sie hat sich gemeldet, aber ich habe ihr gesagt, dass sie nach Hause gehen soll und mit ihren Eltern sprechen muss.“ dröhnte die Stimme an seinem Ohr. „Hat Nicole Ihnen gesagt, wo sie sich zum Zeitpunkt des Anrufes befand?“ „Nein, das hat sie nicht, aber anhand der Geräusche nehme ich an, dass sie am Bahnhof stand. Ich habe die Ansagen von einfahrenden Zügen gehört. Ich habe ihr auch erklärt, dass ich nicht mehr in Düsseldorf wohne.“ erklärte der Bruder von Leonie. „Ich danke Ihnen für die Auskunft. Sollte Nicole trotzdem bei Ihnen auftauchen, melden Sie sich bitte bei Ihrer Schwester.“ bat Berner und beendete das Gespräch.

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  • Torben sah den Polizisten erwartungsvoll an. Berner legte den Hörer auf. „Nicole hat sich in der Tat bei Ihrem Bruder bzw. Schwager gemeldet. Er hat ihr allerdings auch erklärt, dass sie nicht zu ihn kommen dürfte und mit Ihnen sprechen sollte. Er glaubte auch zu hören, dass sie wohl am Bahnhof stand. Hat Ihre Tochter einen Freund?“ Torben stieß entrüstet einen Laut aus. „Meine Tochter ist gerade 14 Jahre alt!“ Berner sah ihn an. „Herr Bauer, sie ist schon 14, wäre richtiger. Die Kinder sind heute viel früher reif, als wir es waren. Ich habe schon einige 14jährige kennen gelernt, die bereits in einer festen Beziehung waren. Haben Sie ein aktuelles Bild von Ihrer Tochter?“ Nun nickte Torben und reichte dem Polizisten ein Bild von Nicole. Berner nahm es und ließ es von einer Kollegin direkt verteilen. „Wie geht es denn jetzt weiter?“ wollte Leonie wissen. „Wir werden das Bild von Nicole nun an alle Streifen verteilen und die werden die Augen aufhalten. Wenn sie Nicole sehen, werden sie sie direkt in Gewahrsam nehmen und dann werden Sie informiert.“ gab Berner zum Besten. Torben sah zu Leonie. „Was sollen wir denn jetzt machen? Wir können doch nicht einfach zuhause rumsitzen und Däumchen drehen.“ kam von ihr. Berner sah sie freundlich an. „Frau Bauer, Sie können derzeit nichts machen. Fahren Sie nach Hause und warten dort auf Informationen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Ausreißer sich entschließt, doch wieder nach Hause zu gehen. In dieser Situation wäre es dann sicher von Vorteil, wenn Sie da sind. Und noch eine ganz wichtige Sache. Sollte Nicole wieder nach Hause kommen, dann machen Sie ihr auf gar keinen Fall Vorwürfe. Reden Sie ganz normal mit ihr und klären die Differenzen. Sollte es nicht so sein, dann werde ich Sie informieren, sobald ich Neuigkeiten haben und Sie rufen mich an, sollte Nicole doch nach Hause kommen.“ schlug er vor. Torben sah kurz zu Leonie und stand auf. Als Leonie ihm folgte, nahm er sie fürsorglich in den Arm. Bevor sie das Büro verließen, sah er noch einmal zu dem Polizisten. „Können Sie den Bahnhof nicht einmal überprüfen? Ich meine, sie hat ihr Sparschwein geplündert und es ist doch möglich, dass sie doch nach Düsseldorf fährt.“ bat er ihn. „Die Kollegen der Bundespolizei werden ebenfalls informiert und erhalten das Bild von Nicole. Die Kollegen werden sich melden, sobald sie am Bahnhof auftaucht.“ versprach Berner.




    „Und du? Bist du auch abgehauen? Wie alt bist du?“ wollte Nicole während der Fahrt von Florian wissen. Ohne sie anzusehen, nickte er. „Ich bin 19 und als ich abgehauen bin, war ich 16. Mein Vater hat mich meistens als Boxsack benutzt und wenn meine Mutter genügend gesoffen hatte, dann hat sie mitgemacht. Irgendwann hatte ich einfach keinen Bock mehr, mich ständig krankenhausreif schlagen zu lassen und bin weg. Ein halbes Jahr habe ich auf der Straße gelebt und mich durchgebettelt. Und eines Tages trat ein Mann auf mich zu. Er hat mich aus diesem Dreck geholt, bevor ich an der Nadel gelandet war.“ erzählte er freizügig. Nicole lachte leise auf. „Wer war denn der Mann? Hat er auch einen Namen?“ Florian sah sie kurz an und wieder auf die Straße. „Natürlich. Wir nennen ihn alle Demos und er ist der Gründer unserer Gemeinde und unser Vater.“ Nicole stutzte. „Vater? Wieso das denn?“ hakte sie nach. „Wir sind Feuerkinder und Demos ist der Vater der Feuerkinder.“ „Feuerkinder? Wer sind die denn?“ fragte sie mit einem Lachen. „Das sind Menschen, die genau wie du abgehauen sind, die nicht verstanden wurden und die ihr Leben in die eigenen Hände nehmen wollen.“ erklärte Florian geduldig. „Demos einen Bauernhof gekauft. Es ist ein riesiges Grundstück. Wir leben in einer friedlichen Gemeinschaft und respektieren uns gegenseitig. Auf dem Bauernhof haben wir alles, was wir brauchen. Unsere Tiere, die wir selbst schlachten. Hühner die uns mit Eier versorgen. Wir bauen Gemüse und Obst an. Das heißt auch, dass wir nicht einkaufen müssen. Demos hat jetzt sogar eine Mauer um den Bauernhof gezogen, damit wir absolut ungestört sein können. Wir wollen nicht, dass irgendwas unsere Harmonie und unseren Frieden stören.“ schwärmte er. Nicole sah aus dem Fenster. „Das klingt richtig gut. Wo liegt denn der Bauernhof?“ fragte sie nach. „An der A4. Aber von dem Verkehr hörst du gar nichts.“ „Und was müsst ihr dafür tun? Ich meine, es ist sicher nicht alles umsonst, oder?“ Florian sah sie irritiert an. „Wie meinst du das denn?“ Nicole stieß Atem aus. „Na, ihr müsst doch sicher irgendwas dafür tun, damit euch dieser Demos versorgt, oder?“ Florian lachte auf. „Ach so! Ja, wir müssen seine Gesetze beachten. Er ist unser Vater und wir müssen ihm gehorchen. Er ist der Erlöser! Er zeigt uns, was der wahre Glaube für uns tun kann. Wir tragen das, was er uns beibringt, in die Welt hinaus und versuchen Menschen, die wie wir sind, zu missionieren und in unsere Mitte zu bringen. So wie du.“ Nicole grinste. „Du klingst wie ein Prediger. Was sind das denn für Gebote?“ Sie war wirklich neugierig und wollt wissen, worauf sie sich einließ. „Nun, er bestimmt was wir zu machen haben. Die Frauen in unserer kleinen Gemeinde müssen ihm zu Willen sein und ihm dienen. Die Männer arbeiten auf dem Acker oder wie ich auf der Straße. Wir schlachten die Tiere und beschützen unsere Frauen vor der Gewalt von draußen.“ Nicole nickte nachdenklich. „Und dieser Demos? Was ist das für ein Typ?“ hakte sie nach. „Demos ist gütig solange du seine Gebote beachtest. Du kannst ein schönes Leben führen, wenn du ihm gehorchst.“ Sie atmete tief durch und seufzte leicht. „Das klingt wirklich zu gut, um wahr zu sein. Aber ganz ehrlich, das ist nichts für mich. Ich will Action. Ich brauche Partys und keine Verbote. Ich bin überhaupt nicht gläubig und will irgendwen irgendwohin folgen.“ Florian schüttelte den Kopf. „Nein! Das siehst du falsch. Wir haben sehr viele Feste die wir feiern. Wir leben einfach, ohne Sorgen zu haben. Demos beschützt uns! Wir vergnügen uns und keiner sagt uns, dass wir das nicht dürfen. Alles was du tun musst, sind die Gebote von Demos zu beachten und zu folgen.“ Er fuhr von der Autobahn und hielt kurz danach vor einem großen Tor. Das Tor öffnete sich nur langsam und Florian drehte sich zu Nicole. „Und? Bist du bereit für dein neues Leben?“ wollte er wissen. Nicole atmete tief durch und nickte dann entschlossen. Alles war besser, solange sie nicht zu ihren Eltern zurückgebracht wurde. Florian fuhr langsam durch das Tor, was sich, nachdem er es passiert hatte, sofort wieder schloss. „Gut, dann werde ich dir jetzt Demos vorstellen.“ Er hielt vor einem ziemlich pompösen Haus an. „Es gibt einige Regeln, die du beachten musst. Also, 1. Du darfst ihn nicht ansehen und musst dich in seinem Raum niederknien. 2. Du musst demütig sein und darfst ihm keine Widerworte geben. 3. Du sprichst nur, wenn er es dir erlaubt. Hast du das verstanden?“ Nicole sah ihn an und lächelte. „Klar,“ gab sie von sich. „Okay, dann warte hier!“ befahl er und betrat mit gesenktem Kopf das Haus.

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  • Therese Zirndorfer saß wie immer an ihren Schalter und wartete auf Kundschaft. Doch heute war es sehr ruhig und so langweilte sie sich. Linus Kertsch von der Bundespolizei kam während seiner Streife durch den Bahnhof auch an ihrem Schalter vorbei und stellte sich vor ihr. „Hallo Tessa, wir haben wieder eine vermisste Jugendliche. Hier, das ist sie!“ Er zeigte ihr ein Bild von Nicole und sie stutzte. „Die war vor einer knappen Stunde hier und hat sich eine Fahrkarte nach Düsseldorf gekauft. Der Zug ist vor 35 Minuten abgefahren.“ gab sie sofort von sich. Linus sah sie an. „Bist du da ganz sicher?“ wollte er wissen und Therese nickte heftig. „Wenn ich mir was merken kann, dann Gesichter. Es war dieses Mädchen.“ bestätigte sie noch einmal. „Alles klar. Danke…“ Er griff zum Funkgerät und meldete sein Ergebnis. Sein Vorgesetzter zitierte ihn sofort ins Büro. Nur eine halbe Stunde nach seiner Meldung, traf Steven Berner im Büro der Bundespolizei ein. Er wandte sich, nachdem er mit dem Dienststellenleiter gesprochen hatte, an Linus Kertsch. „Sie haben das Mädchen persönlich gesehen?“ wollte er von Linus wissen, der sofort den Kopf schüttelte. „Nein, die Dame am Schalter 11 hat, als ich ihr das Bild von Nicole Bauer gezeigt habe, erzählt, dass sie das Mädchen bedient hat. Sie hat ein Ticket nach Düsseldorf gekauft. Der Zug ist mit Verspätung abgefahren.“ Der Kommissar der Stadtwache nickte nachdenklich. „Wissen Sie, ob sie den Zug genommen hat?“ wollte er nun wissen. „Wir haben auf den Gleisen Videoüberwachung und ich habe mir das Band bereits herausgesucht.“ warf nun der Dienststellenleiter ein und wies auf den PC. Linus und Steven stellten sich hinter ihm und sahen sich das Video an. Sie sahen, dass Nicole von einem Mann angesprochen wurde und nur wenig später mit ihm verschwand. Berner stieß einen leisen Fluch aus und bedankte sich bei den Bundespolizisten. „Ich brauche das Band als Kopie! Können Sie mir das auf einen Stick laden?“ Linus Kertsch nickte und führte den Befehl aus, als sein Chef ihm den Platz überlassen hatte. Berner sah noch einmal auf den Monitor und stutzte. „Können Sie das Bild mit dem jungen Mann mal vergrößern?“ wollte er wissen. „Ja, das ist kein Problem.“ Mit wenigen Tasten drücken, wurde das Bild heran gezoomt. Auf der Wange des jungen Mannes war eine kleine Flamme mit einem Zaum tätowiert und Berner stöhnte leise auf. „Verdammt, das ist ein Mitglied der Feuerkinder.“ Kertsch sah ihn an. „Feuerkinder? Sie meinen diese sonderbare Sekte, die an der Autobahn auf dem Bauernhof wohnen?“ hakte er nach. Berner nickte. „Wir haben schon seit einiger Zeit Probleme mit dieser Sekte. Aber seit die den Bauernhof an der A 4 gekauft und sogar mit einer Mauer eingefriedet haben, wird es immer schwieriger an sie ranzukommen. Der Anführer ist uns gut bekannt und unter Verdacht steht, Drogen- und Menschenhandel zu betreiben.“ Linus Kertsch nickte nachdenklich. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Sie müssen die Kollegen der Autobahnpolizei informieren. Immerhin ist das deren Bereich.“ warf er ein und Berner nickte. „Das ist mir bekannt und das werde ich gleich auch tun. Danke für die Hilfe. Ich werde den Stick direkt weitergeben. Ich bin froh, wenn ich diesen Fall abgeben kann. Ich überbringe nämlich nicht gern schlechte Nachrichten. Und das ist eine für die Eltern.“ Berner nahm den Stick und verließ den Bahnhof, um zu den Kollegen an der Autobahn zu fahren.




    Nicole blieb vor der Tür stehen und sah sich um. Hier und da liefen Männer und Frauen mit gesenktem Kopf über die Straßen und verschwanden in den umstehenden Blockhütten. Alles hier schien irgendwie aus einer anderen Zeit und was ihr noch auffiel, alle trugen ähnliche Klamotten in den gleichen Farben. Die Männer beige Hosen und schwarze Shirts und Frauen beige Hosen und schwarze Kasacks. Alle sahen gleich aus. Es gab keine Unterschiede. Die Haare von allen, die sie hier sah, waren kurz geschnitten. Sie war so in Gedanken, dass sie nicht einmal mitbekam, dass Florian wieder an ihre Seite trat. „Komm!“ riss er sie heraus und Nicole erschrak. „Demos will dich jetzt empfangen und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe!“ mahnte er sie und zog sie ins Haus. Nicoles Herz klopfte heftig gegen ihre Brust. Sie betrat mit etwas unsicheren Schritten das Haus und sah sich in einem langen Gang stehen, an deren Wänden samtiger Belag hing. Obwohl es hier sehr warm war, fröstelte sie. Florian führte sie in einen großen hellerleuchteten Raum, an deren Wänden Fackeln in den entsprechenden Halterungen steckten. Außer einem thronähnlichen Stuhl, auf dem ein älterer Mann mit Maske saß, der ihr schon vom Aussehen her Angst einflößte, gab es kein Mobiliar. Nicole senkte den Kopf. Florian übte einen leichten Druck auf ihre Schultern aus und sie kniete sich hin. „Flo! Du kannst gehen!“ ertönte die Stimme des Mannes. Sie war dunkel und klang drohend. „Ja Herr…“ gab Flo demütig von sich und ging rückwärts aus dem Raum. „Komm her, meine Tochter!“ befahl der Mann nun Nicole. Sie stand auf und ging mit gesenktem Kopf auf ihn zu. „Wie lautet dein Name?“ fragte er. „Ni…Nicole Bauer…“ antwortete sie stockend. Der Mann stand auf und stellte sich vor ihr hin. Mit einer Hand griff er ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen. Mit der anderen Hand strich er ihr die Haare aus dem Gesicht. Nicole wich seinem Blick aus. „Sieh mich an!“ forderte er sie auf und Nicole tat es. „Du hast sehr schöne Augen, Nicole. Wie alt bist du? Warum bist du zu uns gekommen?“ Nicole überlegte kurz, was sie ihm sagen sollte. „Ich bin 14 und von zuhause weggelaufen. Den Grund möchte ich nicht sagen.“ kam leise und zögerlich von ihr. „Okay, du musst es mir nicht erklären, wenn du nicht willst.“ lächelte der Mann sanftmütig. Er ging um sie herum und als Nicole sich mit ihm drehen wollte, hielt er sie fest. „Bleib ruhig stehen!“ befahl er. Nicole führte den Befehl aus. „Wenn du bei uns bleiben willst, dann musst du allem entsagen, was du bisher kanntest. Hier gibt es keine Handys! Kein Geld! Und keine Straßenkleidung. Hier sind alle gleich und Sauberkeit wird großgeschrieben! Es ist verboten, sich zu schminken und die Nägel sind zu kürzen! Die Haare müssen geschnitten werden. Du wirst deine Eitelkeit ablegen und nur Demos gehorchen! Ab sofort gehörst du mir! Was ich sage, wird ausgeführt!“ forderte er. Nicole sah ihn an. „Wieso soll ich meine Haare abschneiden? Das sind meine und es ist meine Entscheidung! Ey, wenn das so ist, dann verschwinde ich besser wieder!“ gab sie trotzig von sich. Demos holte aus und gab ihr eine heftige Ohrfeige. Nicole schrie auf und ihre Hand ging zu der Wange, die von dem Schlag brannte. „Schweig!! Du kannst den Bauernhof nicht mehr verlassen. Wer einmal hier ist, bleibt für immer hier!“ fauchte er sie an. „Du wirst dich an unsere Gesetze halten. Verstöße werden hart bestraft!“ hängte er an. Nicole nickte leicht. Sie war nicht in Freiheit, wie Flo ihr versprochen hatten. Sie war in einem Gefängnis! „Sehr gut. Du wirst sehen, dass es hier sehr schön sein kann, wenn du all das tust, was ich dir befehle.“ Er strich ihr sanft über die Wange und sah dann zu seinen Helfern, die immer noch am Thron standen. „Holt mir Sophie!“ befahl er in einem harschen Ton und sah wieder zu Nicole. „Willkommen bei den Feuerkindern.“

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    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Zur gleichen Zeit saßen Semir und Alex in ihrem Büro. Sie schrieben die Berichte des Vortages und versuchten sich trotzt des schönen Wetters zu konzentrieren. „So! Fertig!“ stieß Semir nach einer knappen Stunde aus. Er sah Alex grinsend an, doch dieser reagierte gar nicht. „Ich auch gleich. Nur noch einen Schlusssatz.“ erklärte er und tippte weiter auf der Tastatur herum. Susanne trat ein. „Ihr sollt zur Chefin kommen. Sie hat Besuch.“ gab sie bekannt. Semir und Alex erhoben sich. „Haben wir wieder was angestellt?“ fragte Semir. Sein Partner zog die Schultern hoch. „Ich wüsste nicht. Aber das werden wir erfahren, wenn wir sie fragen.“ Sie gingen zum Büro der Chefin und sahen durch das große Fenster. Ein Mann von ca. 30 Jahren saß bei ihr. Semir klopfte an und öffnete die Tür. „Frau Krüger? Sie wollten uns sehen?“ fragte er. Kim nickte. „Kommen Sie rein! Das hier ist Steven Berner von der Polizeidirektion II aus Köln. Er hat um Amtshilfe gebeten. Herr Berner, das sind Semir Gerkhan und sein Partner Alexander Brandt.“ stellte sie die Männer vor. Semir und Alex reichten dem Mann die Hand. „Schön Sie kennen zu lernen. Es geht um eine 14-jährige Vermisste, die vermutlich in die Sekte der „Feuerkinder“ geraten ist. Nicole Bauer ist heute Mittag nach einem Streit mit ihrer Mutter abgehauen und zum Bahnhof gefahren. Sie hat dort eine Fahrkarte nach Düsseldorf gekauft, um zu ihrem Onkel, dem Bruder ihrer Mutter, zu fahren. Aber er hat ihr wohl per Telefon gesagt, dass sie von ihm keine Hilfe zu erwarten hat. Wir haben auf den Überwachungsbändern der Kollegen von der Bundespolizei gesehen, wie sie mit einem jungen Mann, der eindeutig der Sekte zugeordnet werden konnte, mitgegangen ist. Danach verliert sich die Spur.“ berichtete Berner. Semir sah ihn an. „Sind Sie sicher, dass es ein Mitglied der Sekte war? Ich meine, es könnte ja auch der Freund gewesen sein.“ Steven Berner schüttelte den Kopf. „Der junge Mann hatte das Zeichen der Sekte, eine Flamme umrahmt mit einem Zaun auf der Wange. Somit können wir ganz sicher sein. Außerdem war er mindestens 20 Jahre alt.“ Alex lachte leise auf. „Ich kenne auch schon 13-jährige, die auf ältere Männer standen. Was für eine Sekte ist das? Und wo hält sie sich auf?“ fragte er nach. Semir atmete tief durch. „Diese Sekte wohnt auf einem Bauernhof, der so groß ist wie ein Fußballfeld. Alles wurde mit einer Mauer umzogen und die Mitglieder der Sekte leben ohne jegliche Technik. Sie bestellen die Felder, halten Tiere und leben einfach in den Tag.“ Alex zog die Schultern hoch. „Okay, sind die gefährlich?“ Semir sah kurz zu Berner. „Ich habe mit dem Anführer bereits einmal Kontakt gehabt, als einige der Anhänger, Autofahrer auf dem nahegelegenen Parkplatz, angegriffen haben. Es ist zwar nichts passiert, aber die Autofahrer haben teilweise Anzeige wegen Belästigung gestellt.“ „Der Anführer nennt sich Demos und heißt eigentlich Thomas Leuthäuser. Der wiederum ist bereits mehrfach dem Drogen- und Mädchenhandel verdächtigt worden. Er betreibt ein Bordell in der Düsseldorfer Innenstadt, wo bei Razzien mehrfach Drogen und auch minderjährige Mädchen festgestellt wurden. Und ja, die Sekte ist gefährlich. Wir haben bereits mehrfach versucht, diesen Leuthäuser festzusetzen, aber er hatte immer wieder Anwälte, die unsere Verdachtsmomente komplett widerlegen. Der Bauernhof ist eine wahre Festung. Die Mauer ist unüberwindbar, weil er die Kante mit Glassplittern ausgelegt hat, also einbetoniert. Die Spitzen ragen heraus und reißen jedem die Hände auf, der versucht diese Mauer zu erklimmen.“ berichtete der Kollege weiter. Semir sah den Kollegen der Stadtpolizei an. Er spürte einen Druck in der Magengegend, was ihm zeigte, dass dieser Fall sicher nicht einfach werden würde. Auf Kims Bitte hin, sollten die Männer in ihr eigenes Büro gehen und die Vorgehensweise in diesem Fall absprechen.


    Semir bot dem Kollegen in seinem Büro den Besucherstuhl an und setzte sich auf seinen Platz. „Also? Warum konnten die den Bauernhof zu einem Sektendorf machen, obwohl sie unter Beobachtung standen?“ wollte er wissen. Berner sah ihn entschuldigend lächelnd an. „Demos, oder besser Leuthäuser konnte sich immer wieder rauswinden. Jedes Mal, wenn wir dachten, wir könnten ihm irgendwas nachweisen, hat sein Anwalt Zeugen hervorgezaubert, die Leuthäuser entlasteten. Die Mädchen aus seinem Bordell, die von uns dort rausgeholt wurden, sind umgekippt und haben ihre Aussagen zurückgezogen. Uns waren die Hände gebunden.“ „Uns?“ hakte Alex sofort nach. Berner holte tief Luft. „Ich habe den Fall erst vor einem Monat von einem verstorbenen Kollegen übernommen. Martin Struck hieß er und war dicht dran, Leuthäuser zu stellen. Er hatte sich undercover in diese Sekte eingeschlichen und wollte sie von innen her auffliegen lassen. Leuthäuser muss irgendwie dahinter gekommen sein wer er wirklich war und hat ihn beseitigen lassen.“ berichtete Berner. „Und wie?“ fragte nun Semir. „Martin Struck ist, nachdem er einige Drogendeals verhindern und zwei Mädchen aus dem Bordell befreien konnte, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. An dem Abend, als er starb, rief er mich noch an und sagte, dass er auf der Flucht sei und Hilfe brauchte. Leider konnte er nicht mehr sagen, wo er sich befand. Man fand ihn in seinem ausgebrannten Wagen an der A1. Die Rekonstruktion des Unfalls hat ergeben, dass er auf der Brücke wohl die Kontrolle über seinen Wagen verloren hat und das Brückengeländer durchbrach. Er stürzte mit dem Wagen auf einen unter ihm fahrenden Tanklastwagen und verbrannte.“ Semir sah auf. „Der Unfall vor knapp fünf Wochen?“ Berner nickte. „Ich erinnere mich. Wir haben eine Leiche darin gefunden und konnten sie nur anhand der Dienstmarke identifizieren.“ wandte Semir sich an Alex. „Etwa eine Woche vor seinem Tod, sagte er mir, dass ein großes Ding anstünde und er im Rahmen dieser Aktion Leuthäuser verhaften würde. Er sagte noch, dass er froh war, wieder ein normales anständiges Leben führen könnte, wenn der Fall erledigt war.“ Berner senkte seinen Kopf. „Okay, ein toter Kollege ist schon mal ein wichtiger Grund, die Sekte auffliegen zu lassen. Wie haben Sie sich das vorgestellt? Haben Sie Informationen wo der Mann oder seine Dealer stehen?“ Berner schüttelte den Kopf. „Leider nein. Obwohl Martin schon einige Zeit in der Sekte war, existieren so gut wie keine Informationen darüber. Ich nehme an, dass er alles auf seinem Laptop gespeichert hatte. Der ist allerdings im Auto mitverbrannt. Leuthäuser ist nicht dumm. Vor acht Monaten hat man einen Dealer von ihm festgenommen und der zeigte sich auch sehr kooperativ. Allerdings starb er einen Tag später im Untersuchungsgefängnis an einer Überdosis Heroin. Wie er daran gekommen ist weiß niemand. Martin hatte damals den Verdacht geäußert, dass einer der Justizvollzugsbeamte ihm die Dosis verabreicht hatte, aber es gab keine Beweise. Der Fall blieb bis heute ungeklärt.“ Semir nickte nachdenklich. „Das heißt Sie haben nur diese vagen Informationen, die uns nicht wirklich weiterhelfen, richtig?“

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  • Berner zog die Schultern hoch. „Das ist leider richtig. Martin hatte schon vier Monate vor seinem Tod an diesem Fall gearbeitet. Damals meldete sich eine Mutter, die ihre vermisste Tochter auf eine der Veranstaltungen dieser Sekte erkannt haben will. Sophie ist seit acht Jahren verschwunden. Leider gab es auch hier keine Beweise. Das Mädchen ist bis heute verschwunden.“ Alex stöhnte leise auf. „Das heißt, seit acht Jahren verschwinden schon Jugendliche und man weiß, dass sie in dieser Sekte sind. Unternommen wird aber nichts?“ Steven Berner sah ihn mit einem wütenden Blick an. „Natürlich wird etwas unternommen. Aber wir kommen einfach nicht an diesen Demos ran. Ich habe in den Akten von einem Aussteiger gelesen, der unter Polizeischutz gestanden hat. Er berichtete von Strafen, die die Mitglieder der Sekte bei Fehlverhalten zu ertragen haben. Sie sind brutal und unmenschlich. Laut der Aussage dieses Aussteigers bestraft Leuthäuser die Mitglieder bei einem Fluchtversuch mit Nahrungsentzug. Sie werden eingesperrt und gepeinigt. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Mädchen werden nicht nur von Leuthäuser geschändet. Die Männer werden ausgepeitscht und mitten auf dem Bauernhof an den Pranger gestellt. Sie dürfen dann von all den anderen Mitgliedern bespuckt, getreten und anders gequält werden. Dieser Aussteiger sagte außerdem, dass die Mädchen, sobald sie sich von der Vergewaltigung erholt haben, durch die Straße der Schmerzen geschickt werden. Das heißt, sie müssen an jedem Gebäude des Bauernhofes entlanglaufen. Alle anderen Mitglieder stehen an diesem Weg und schlagen auf das eh schon geschändete Opfer ein. Danach sieht das Opfer von jedem weiteren Fluchtversuch ab.“ endete Berner. Alex sah kurz zu Semir. „Kann man mit diesem Aussteiger auch persönlich sprechen?“ wollte er von Berner wissen. „Tut mir leid, aber nicht einmal ich weiß, wo er untergebracht ist.“ Semir grinste leicht. „Das finden wir noch raus. Was wissen wir denn noch von dieser Nicole? Warum ist sie abgehauen?“ Berner atmete tief durch. „Nach Aussage ihrer Mutter, wollte Nicole zum Summerdale gehen. Ihre Eltern haben es ihr allerdings verboten. Nicole wollte dieses Verbot aber nicht anerkennen und ist wie es Jugendliche nun einmal tun, ausgerastet.“ Wieder sah Semir zu Alex. „Gut, dann sollten wir unser Augenmerk auf das Festival legen.“ schlug er vor. „Das werden wir auch. Die Kollegen, die das Festival betreuen, haben ein Foto von Nicole und werden sie notfalls festsetzen.“ stimmte Berner nun zu. Alex stand auf und reckte sich. „Okay, was ist mit der Aufnahme vom Bahnhof? Haben Sie die dabei?“ Berner zog einen Stick hervor und reichte ihn an Alex weiter. Dieser verband ihn mit dem PC. Nur wenig später sahen sie sich die Aufnahmen an. „Stopp!“ befahl Semir, als er den jungen Mann auf dem Bild sah. „Den kenne ich. Er hat mich damals zu Leuthäuser gebracht.“ gab er von sich. Berner sah ihn hoffnungsvoll an. „Haben Sie einen Namen?“ wollte er wissen und Semir dachte nach. „Nein, der Junge hat mir seinen Namen nicht genannt.“ Steven Berner lächelte enttäuscht. „Schade, aber das kann man nicht ändern. Wollen wir den Fall zusammen bearbeiten?“ wollte er noch einmal von Semir wissen. Dieser nickte und reichte ihm die Hand. „Auf gute Zusammenarbeit. Lassen Sie uns alles zukommen, was Sie wissen und wir werden Sie informieren, sobald wir etwas herausgefunden haben.“


    Sophie war gerade dabei die Küche zu putzen, als Daniel zu ihr kam. „Du sollst zu Demos kommen!“ befahl er harsch. Sophie stellte den Besen zur Seite und richtete sich etwas her. Bevor sie die Wohnung verließ, sah sie in den Spiegel, der an der Tür hing. Sie war 23 und sah aus wie eine 40-jährige. Sie strich den Kasack glatt und ging mit gesenktem Kopf in den großen Thronsaal. „Vater, ich sollte zu dir kommen?“ fragte sie leise und ging auf die Knie. „Ja, ich habe dich rufen lassen. Das hier ist unsere neue Schwester Nicole. Sie will bei uns bleiben und du wirst für sie verantwortlich sein! Erkläre ihr, was ihre Aufgaben sind und lehre sie unsere Gesetze!“ befahl Demos ihr. Sophie hob den Kopf und sah auf das Mädchen, welches sie auf 15 Jahre schätzte. „Du wirst auf sie aufpassen und ihr auch die Konsequenzen von Fehlverhalten erklären. Du kennst ja die Strafen, die ich verhänge, wenn ich unzufrieden bin.“ legte Demos fest. Sophie senkte den Blick. „Ja, mein Vater…“ gab sie demütig von sich. „Wenn Nicole einen Fehler macht, dann wirst auch du dafür bezahlen, ist das klar?“ Die Stimme von Demos nahm einen drohenden Unterton an. Sophie nickte erneut. „Ja Vater…“ wiederholte sie. Langsam stand sie auf und ging zu Nicole. „Komm…“ bat sie das Mädchen und führte es zu ihrer Unterkunft. „Das ist dein neues Zuhause. Zumindest für die nächste Zeit. Ich bin Sophie.“ stellte sie sich nun vor. Als das Mädchen die Wohnung betrat, rümpfte sie die Nase. „Ich bin Nicole, aber du kannst mich Nicki nennen.“ Sie reichte Sophie die Hand. „Hier wohnst du?“ wollte sie von ihr wissen. Sophie sah sie traurig an. „Ja, das ist meine eigene Unterkunft, die ich mir bei Demos erarbeitet habe.“ bestätigte sie und ließ einen merkwürdigen Unterton in der Stimme mitschwingen, doch Nicole schien ihn nicht zu hören. „Dieser Demos hörte sich gerade nicht nett an, als er dir sagte, dass du mir alles erklären sollst. Es klang so, als hättest du schon mal Fehler gemacht.“ Sophie lächelte leicht verzerrt. „Darüber möchte ich noch nicht mit dir reden. Vielleicht ein anderes Mal. Woher kommst du?“ Nicole setzte sich auf die gemütliche Couch. „Nun, ich bin von zuhause abgehauen. Meine Alten verstehen mich einfach nicht und behandeln mich wie ein kleines Kind. Ich habe da keinen Bock mehr drauf. Wo ist denn mein Zimmer?“ wollte Nicole wissen und sah sich um. Sophie wies auf eine weitere Tür. „Wir schlafen dort.“ erklärte sie. Nicole stutzte. „Wir schlafen zusammen in einem Zimmer?“ kam erstaunt von ihr. Sophie sah sie an. „Ich habe nur die zwei Räume. Das hier ist mein Wohnzimmer und meine Küche. Und das Schlafzimmer ist dort drüben. Ich habe ein sehr großes Bett und es bietet genügend Platz für uns beide. Jeden weiteren Komfort musst du dir erarbeiten.“ erklärte sie weiter. „Ich kann doch nicht mit dir in einem Bett schlafen! Dann penne ich eher auf der Couch.“ maulte Nicole. Sophie zog die Schultern hoch. „Das kannst du natürlich tun. Wie alt bist du?“ „Ich bin 14, also fast 15. In vier Tagen habe ich Geburtstag.“ gab Nicole stolz von sich. „Und hast du schon mal Sex gehabt?“ kam die nächste Frage. „Nee, ich habe aber schon mal geküsst, aber das wissen meine Eltern nicht.“ Sophie nickte. Ihr Blick veränderte sich, denn im Gegensatz zu Nicole wusste sie, was diesem Mädchen bevorstand. Sie hatte das Gleiche durchgemacht und sich auch hierher geflüchtet. Heute würde sie alles tun, um das ungeschehen zu machen. „Warum bist du hier?“ wollte sie wissen. Traurigkeit war in der Stimme zu hören. Nicole drehte sich zu ihr um. „Ich hasse es, Fragen zu beantworten.“ gab sie schnippisch von sich. Sophie sah sie mitleidig an. „Es wäre besser gewesen, wenn du mit deinen Eltern gesprochen hättest. Du bist hier direkt in der Hölle gelandet und das Schlimme ist, es gibt keinen Ausweg.“

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  • Der erste Tag ging langsam vorbei und Sophie zeigte Nicole, was sie zu tun hatte. Diese packte auch gut mit an und gegen 18 Uhr saßen beide im Wohnzimmer und sie langweilte sich. Sophie hielt ein Buch in den Händen. Nicole sah aus dem Fenster, doch außer der Mauer, die den Bauernhof umgab, konnte sie nichts sehen. „Sag mal Sophie, ist das hier immer langweilig? Gibt es keinen Fernseher?“ wollte sie wissen. Sophie schüttelte den Kopf. Sie hob ihn nicht einmal an, als sie antwortete. „So wie es heute ist, ist es immer. Fernsehen und Rundfunk sind durch Demos verboten worden. Er denkt, wir würden die Harmonie mit diesen Dingen zerstören. Außer Lesen, reden und meditieren gibt es nichts, was man hier machen kann. Ab und an, können wir Feste machen. Oder besser können die anderen reden und Feste feiern. Mir ist es untersagt. Ich darf eigentlich nicht einmal Kontakt zu den anderen haben.“ „Warum? Was hast du getan?“ hakte Nicole nach. „Ich habe gegen die Gesetze verstoßen und wurde bestraft. Deshalb wohne ich auch allein hier. Den Anderen ist es untersagt mit mir Kontakt zu haben. Den Grund will ich dir noch nicht sagen. Ich weiß nicht, wie lange du bei mir sein darfst.“ Nicole legte den Kopf auf die Couchlehne und sah Sophie an. „Weißt du, was ich machen würde, wenn ich jetzt zuhause wäre?“ fragte sie. Sophie lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, was denn?“ „Ich würde mit meinem Vater im Garten in meiner Hängematte liegen und die Sterne betrachten. Mein Vater kennt alle Sternenbilder und erzählt tolle Geschichten. Draußen ist es doch so schön, können wir uns nicht auch in den Garten legen?“ Sie sah Sophie fragend an, doch die schüttelte energisch den Kopf. „Das geht nicht! Das ist verboten! Wir haben Sperrstunde. Jeder, der sich jetzt noch draußen aufhält und gesehen wird, bekommt eine harte Bestrafung.“ erklärte diese. „Wieso? Ich dachte, wir sind hier frei und können alles tun, was wir wollen! Flo hat gesagt, ich darf alles tun, was mir Spaß macht! Aber alles was ich bisher hier getan habe, ist Wäsche waschen, Saubermachen und diesen Demos bedienen! Das ist nicht das Leben, was ich mir wünsche! Ich will den Bauernhof wieder verlassen! Da ging es mir bei meinen Eltern ja noch besser!“ stieß Nicole wütend aus. Sophie legte das Buch zur Seite und nahm ihre Hände. „Man wird dich nicht wieder gehen lassen! Du bist hier eine Gefangene. Es gibt kein Weg von diesem Bauernhof! Glaub mir, ich habe es schon versucht…“ Nicole sah erneut aus dem Fenster. „Was würde denn passieren, wenn ich doch abhaue? Ich finde schon einen Weg.“ Sophie sah sie eindringlich an. „Nicki, wir können nicht weg! Hör auf an so etwas zu denken! Versuche dich mit diesem Leben zu arrangieren! Wir können den Bauernhof nicht verlassen!“ Nicole zuckte zusammen.


    Nicole hob die Hände und wog sie auf und ab. „Ist ja gut! Ganz easy okay? Das ist doch kein Grund auszuflippen!“ Sophie nahm ihre Hände. „Nicki, es gibt Dinge, die du akzeptieren musst. Versprich mir bitte, dass du niemals in den Sperrstunden das Haus verlässt. Bitte, du musst es mir versprechen.“ Nicole schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht! Ich werde wieder weggehen. Ich werde abhauen. Ich lasse mich von niemanden einsperren! Warum kommst du nicht mit? Du bist doch auch nicht glücklich hier.“ Nicole sah Sophie traurig an und diese nickte leicht. „Du hast Recht. Ich fühle mich nicht wohl. Ich bin schon lange nicht mehr glücklich. Nicki, ich habe es auch schon probiert zu fliehen und ich wurde für diesen Versuch hart bestraft. Ich bin vor sieben Jahren genau wie du von zuhause abgehauen, weil ich mehr erleben wollte, als meine Eltern erlaubten. Ich war doch alt genug und konnte gut auf mich selbst aufpassen. Das dachte ich jedenfalls. Ich bin weg und wurde von Martin am Bahnhof aufgegriffen. Ich wollte einfach weg. Malle oder irgendwo hin, wo die Sonne schien und wo ich meine Eltern niemals wiedersehen würde. Er hat mir versprochen, mein Leben zu ändern und auf mich aufzupassen. Doch schon nach zwei Tagen stellte ich fest, dass es nicht das Leben war, was ich wollte. Damals war die Mauer noch nicht da und nur ein Tor trennte uns von der Freiheit. Damals hat mich Dustin, der auf Patrouille war, erwischt, als ich das Tor öffnen wollte. Er brachte mich zu Demos zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich noch Jungfrau. Demos bestrafte mich. Er und vier seiner Freunde hatten sehr viel Freude daran, mich mit Gewalt zu nehmen. Ich habe drei grausame Stunden in deren Gewalt verbracht und das will ich nicht noch einmal durchmachen.“ Nicole war geschockt, als sie hörte, was Sophie durchmachen musste. Diese Harmonie, die Flo versprochen hatte, gab es nicht. Sie schüttelte den Kopf. „Er hat dich vergewaltigt? Warum hast du ihn nicht angezeigt? Du hättest es der Polizei melden müssen!“ Sophie lächelte bitter. „Und wie hätte ich die verständigen sollen? Es gibt hier keine Handys, ein Internet. Keine Chance den Bauernhof zu verlassen. Demos kann tun und lassen was er will. Wir sind seine Sklaven und müssen seine Gesetze beachten. Jeder, der sie missachtet, wird hart bestraft. Ich will nicht, dass es dir genauso geht.“ Nicole fing an zu weinen. „Ich will hier weg! Bitte hilf mir, Sophie! Ich will und kann hier nicht leben. Bitte, ich will weg! Damals warst du allein, aber jetzt sind wir zu zweit und jetzt können wir es schaffen. Bitte …. Bitte …“ flehte sie inständig.

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  • Gegen 19 Uhr gab es auf dem Bauernhof das Abendessen und alle saßen in dem kleinen Vorbau der Scheune, der zu einem Speisesaal umfunktioniert war. Es gab mehrere Tische, doch egal wo Sophie sich setzen wollte, wurde sie mit wütenden Blicken verjagt. Nach wenigen Minuten setzte sie sich auf eine Kiste, die weitab von den Anderen war. Nicole nahm ihren Teller und setzte sich zu ihr. Sie spürte die Blicke, die ihr folgten, doch es war ihr egal. Sophie war schließlich auch irgendwie eine Freundin für sie. Sie sah abseits den Tisch, der in einer Nische stand. „Wer sitzt da?“ wollte sie von Sophie wissen. „Demos und seine Anhänger.“ flüsterte Sophie. „Sieh nicht hin!“ Nicole nickte. „Die Leute sind echt bescheuert! Wenn jemand bestraft gehört, dann ist es Demos, weil er dir so etwas angetan hat!“ flüsterte sie und Sophie sah sie mahnend an. „Sag bitte nichts mehr. Hier haben alle Wände Ohren und man weiß nie, wer gerade mithört. Ich will dich vor Schaden beschützen. Ich habe die Strafe auf mich genommen und ich kann damit leben.“ Nicole nickte. Nur wenige später trat Demos in die Scheune und ging mit Dustin, Martin, Julian und Florian an den Tisch. Nicole sah, wie er seine Maske ablegte. „Der hat die Maske runter!“ stieß sie leise aus. Sophie nickte und lächelte leicht. „Du darfst ihn niemals ansehen. Es wird bestraft, wenn du ihn ohne Maske siehst. Dreh ihm den Rücken zu und esse einfach still weiter. Bitte. Wenn du das nicht tust, dann bestraft er mich für dein Fehlverhalten.“ mahnte Sophie weiter und fing an zu essen. Heute gab es ein wenig Rührei mit Toastbrot. „Das ist ja überhaupt nicht gesalzen.“ gab Nicole nach dem ersten Bissen von sich. Sie stand auf und holte sich den Salzstreuer von einem Tisch. Diesmal wurde ihr Verhalten mit einem Raunen der Anderen untermalt. Sie würzte ihr Ei und reichte dann Sophie den Salzstreuer, die ihn aber nicht annahm. „Hey, darfst du das auch nicht?“ flüsterte sie fragend. Sophie schüttelte den Kopf, doch Nicole ließ sich nicht so einfach abwimmeln. „Na komm! Nimm es! Salz ist wichtig!“ Sophie sah kurz in Demos Ecke, doch die Herren schienen sich nicht für das zu interessieren, was hier passierte. Sie nahm den Salzstreuer und würzte auch ihr Ei. „Danke…“ hauchte sie leise. Nicole setzte sich zu ihr.


    Demos sah seine engsten Gefolgsleute, Martin, Dustin, Julian und Florian an. Er brauchte keine Angst zu haben, dass einer seiner Anhänger ihn ohne die Maske sah, denn es war verboten, sich ihm während des Essens zu nähern. „Das Bordell wurde gestern Nacht wieder besucht. Die Bullen haben zwar keine Minderjährigen gefunden, aber leider wieder Heroin. Jenny war nicht schnell genug.“ berichtete Julian. Demos nickte nur. „Die Kunden bleiben aus, weil die Weiber ausgelutscht sind. Wir brauchen Neue!“ mahnte Dustin. „Wir haben doch hier genügend Weiber, die wir dort schuften lassen können. Erst machen wir sie uns gefügig und dann werden die von ganz allein arbeiten, um den nächsten Schuss zu bekommen.“ schlug Martin vor. „Eine gute Idee. Sucht euch ein paar aus und sorgt dafür, dass sie funktionieren. Aber die Neue lasst ihr in Ruhe!“ mahnte Demos in einem drohenden Ton. „Warum das denn? Gerade für die Kleine würden einige Kunden verdammt viel bezahlen. Damit kann man sich gesundstoßen!“ warf Dustin ein und grinste verschmitzt. „Und nein, die zieht nur die Bullen an! Flo! Du wirst mit Dustin neue Wege suchen unsere Drogen an den Mann zu bringen. Sucht euch eine neue Ecke, wo wir noch nicht waren und wo die Süchtigen leicht hinkommen!“ forderte der Gründer der Sekte auf. Dustin nickte und sah Martin an. „An welche von den Weibern hast du denn gedacht?“ Martin zog die Schultern hoch. „Josie, Anja, Cora und Lisa. Die bringen sicher Kohle ein.“ Dustin lachte auf. „Klar, die Mädchen werden von uns dazu erzogen, alle Wünsche der Männer zu erfüllen. Du weißt doch, eine Muschi bringt manchmal mehr ein, als eine Edelkatzenzucht.“ Er hielt sich den Bauch vor Lachen, doch keiner seiner Freunde stimmte ein. „Ab sofort gibt es keine neuen Mitglieder. Wir haben jetzt schon Probleme die Mäuler zu stopfen. Flo, du wirst nachher noch ein paar Dinge zukaufen. Wir brauchen Fleisch, Kartoffeln und Karotten!“ befahl Demos und wandte sich wieder dem Essen zu. „Was willst du mit Nicole machen?“ fragte Florian nach einer Weile und Demos grinste. „Ihr zeigen, dass die Welt kein Ponyhof ist. Aber sie darf sich noch einmal amüsieren. Flo, du wirst am Wochenende mit ihr zum Summerdale gehen.“ Florian nickte leicht.

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  • Am nächsten Tag waren die Hauptkommissare gerade auf ihre Streife und fuhren die A4 entlang. „Wie willst du in dem Fall mit dieser Sekte weitermachen? Berner sagte ja, dass schon einige Jugendliche auf diesem Bauernhof vermutet werden. Diese Nicole ist auf jeden Fall freiwillig mit diesem Typen gegangen, das war deutlich auf dem Video zu sehen.“ gab Alex zum Besten. Semir nickte nachdenklich, doch er sagte nichts und sah nur aus dem Fenster. „Was ist?“ wollte Alex wissen. Semir sah ihn an. „Ich denke gerade an die Eltern von dieser Nicole. Weißt du, wie das ist, wenn dein geliebtes Kind weg ist? Wenn du nicht weißt, wie es ihm geht, was es gerade durchmacht?“ wollte er von Alex wissen. „Nun, sie werden verzweifelt sein. Ich erinnere mich noch, wie du ausgerastet bist, als Dana in Belgien war. Aber das hier ist doch etwas Anderes. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Eltern auch einen Teil der Schuld tragen, wenn ein Kind abhaut. Gibt doch genügend, die ihre Kinder schlagen, die trinken und ihre Wut an ihre Kinder auslassen. Was weiß man schon über die Gründe, warum es passiert.“ meinte Alex. Semir stöhnte leise auf. „Denkst du wirklich, dass es so einfach ist? Nicole ist in der Pubertät. Das ist eine verdammt schwere Zeit für alle. Ich meine, bei Ayda fängt es jetzt auch schon an. Sie ist manchmal unausstehlich und ignoriert die Verbote, die Andrea und ich ihr geben. Sie ist unfair und…“ erklärte er und ließ einen verzweifelten Ton in der Stimme hören. Alex grinste leicht. „Weißt du auch, warum sie die Verbote ignoriert? Weil es reizt genau das zu tun, was die Eltern nicht wollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies bei Nicole auch der Grund war. Berner sagte doch, dass sie zum Summerdale wollte und ihre Eltern ihr das verboten hat. Die Kinder wollen es aber probieren, halten sich für alt genug, selbst Entscheidungen zu treffen. Wenn du Ayda sagst, sie soll nicht rauchen, dann wird sie genau das tun!“ gab er zum Besten. Semir setzte sich gerade hin. „Was soll das heißen? Das ich Ayda selbst eine Zigarette geben soll, oder was?“ fauchte er. Alex zog die Schultern hoch. „Das wäre eine Möglichkeit aber nein, das wollte ich nicht damit sagen. Ich wollte damit ausdrücken, dass du mit ihr darüber reden musst. Erkläre ihr die Nachteile, die das Rauchen, um beim Thema zu bleiben, mit sich bringt. Dass man kein Sport mehr machen kann, dass man Probleme beim Atmen bekommen, dass es nicht schmeckt oder das die Haut dann viel schneller altert und Krankheiten entstehen können.“ Semir lachte auf. „Also dafür, dass du kein Papa bist, machst du das echt gut. Hut ab.“ lobte er seinen Partner. „Ich habe genügend kleine Geschwister. Bei Jackie war es am Schlimmsten.“ erinnerte Alex sich. „Wir sollten uns auf jeden Fall noch mal mit den Eltern von Nicole unterhalten. Vielleicht erfahren wir Neues.“ schlug er vor. Semir grinste leicht. „Ja, das werden wir auch tun, aber fahr bitte erst einmal auf den Rastplatz. Ich habe heute eine empfindliche Blase.“ bat er seinen Partner.


    Alex reihte sich zum Parkplatz ein und fuhr nur wenig später ans Toilettenhäuschen heran. Er stoppte und Semir hatte es eilig, ans stille Örtchen zu kommen. Während sein Partner sich erleichterte, ging Alex ein paar Schritte über den Parkplatz und sah, dass in einer der Mülltonnen, die hier standen, eine Jeans heraushing. Mit einem etwas mulmigen Gefühl hob er den Deckel und sah hinein. Er zog die Jeans heraus. Mit schnellen Griffen durchsuchte er sie, doch es gab keine Hinweise, wem die Hose gehörte. Alex sah, dass in der Tonne noch andere Dinge lagen und zog eines nach dem andern raus. Er nahm alles mit und ging mit den Fundsachen zum Dienstwagen. Semir kam ebenfalls dazu und sah ihn an. „Sammelst du jetzt Altkleider oder was?“ wollte er wissen. Alex schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe die Sachen da in der Mülltonne gefunden und das kam mir etwas sonderbar vor. Das sind Kindersachen und in einem Top Zustand. Von der Beschreibung her, könnten sie sogar der Nicole zugeordnet werden. Schau, der Schriftzug, den Berner uns genannt hatte.“ meinte Alex. Semir sah sich die Sachen an und nickte. „Okay, lass uns mal weiter schauen, vielleicht finden wir noch andere Dinge.“ schlug er vor und ging auch direkt los. Auch Alex suchte noch einmal den Parkplatz ab. Als Semir an einer der Parkbänke kam, sah er ein Handy am Boden liegen. Er zog sich Handschuhe an und nahm es auf. „Alex! Ich habe ein Handy gefunden!“ rief er seinen Partner. „Ist es an?“ wollte dieser wissen, doch Semir schüttelte den Kopf. Mit schnellen Griffen öffnete er das Gerät. „Die Simkarte fehlt.“ stellte er fest. „Okay, wir sollten die Sachen mit Berners Angaben vergleichen. Das Handy sollte sich Hartmut direkt vornehmen, vielleicht kann er darauf etwas finden.“ schlug Alex nun vor. Semir sah sich noch einmal um. „Dieser Parkplatz liegt einige Kilometer von dem Bauernhof der Sekte entfernt. Wie sollte diese Nicole ihre Sachen hier abgelegt haben?“ Alex zog die Schultern hoch. „Vielleicht war sie es ja nicht.“ dachte er laut nach. Semir sah über das Gelände und nickte. „Gut möglich. Wir sollten die Sachen direkt zur KTU bringen und dann Krüger informieren.“ Alex war einverstanden. Sie packten alles in eine Tasche und fuhren zu Hartmut, der sich sofort an die Arbeit machte. Alex und Semir fuhren weiter zur PAST, wo Kim Krüger sie bereits mit den Eltern erwartete. „Wo sind die Sachen?“ wollte Leonie Bauer wissen. „Sie sind derzeit zur kriminaltechnischen Untersuchung. Sie werden die Sachen nach Abschluss auf jeden Fall erhalten. Ihre Tochter hatte doch sicher ein Handy, oder?“ wollte Semir von der Mutter wissen. „Ja, sie hatte ein Samsung. Das Gerät war in einer Handytasche mit einem Mond drauf und auf dem Gerät selbst waren so ein paar Glitzersteine angebracht.“ antwortete Leonie Bauer. Semir nickte. „Das Handy haben wir bei den Sachen gefunden.“ bestätigte er.

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  • Leonie knetete nervös ihre Hände. Sie weinte leise vor sich hin. Torben sah die Polizisten an. „War an den Sachen, die Sie gefunden haben, irgendwie zu erkennen, ob Nicole verletzt ist?“ fragte er unsicher. Seine Stimme klang heiser und es schien, dass er Angst vor der Antwort hatte. „Nein. Sie war auch nicht zerrissen. Die Kleidung lag ordentlich zusammengelegt in der Mülltonne. Wenn die Hose nicht herausgeschaut hätte, wäre es nicht einmal aufgefallen. Wir vermuten, dass jemand sie bereits gesehen und geprüft hat, dann aber doch gegen die Mitnahme entschied und die Kleidung zurückgelegt hat. Tut mir leid, dass wir Ihnen noch nicht mehr sagen können. Unser Techniker untersucht die Kleidung schon und wird uns sicher gleich einiges sagen können.“ bedauerte Semir ehrlich. Torben griff Leonies Hand und drückte sie fest. Sie sah ihn nur kurz an und nickte. Es klopfte an der Tür. Hartmut trat ein und murmelte ein leises „Hallo“. Er legte die Kleidung, die in einer Plastiktüte war, auf den Tisch. Leonie stöhnte leise auf und griff danach. Sie verbarg ihr Gesicht in der Tüte und weinte nun lauter. Torben atmete tief durch. „Wissen Sie denn, ob meine Tochter vielleicht auf dem Bauernhof ist? Herr Berner sagte doch, dass er sie dort vermutet. Haben Sie schon nachgefragt? Es muss doch endlich was unternommen werden!“ wurde er ein wenig lauter, doch niemand hier im Raum nahm es ihm übel. Semir sah zu Boden. „Herr Bauer, wir werden diesen Bauernhof sicher noch aufsuchen, aber derzeit sind keine Beweise vorhanden, dass Nicole sich dort befindet.“ antwortete Alex an seiner Stelle. Torben sprang vom Stuhl auf und stützte sich auf den Schreibtisch. „Das kann doch wohl nicht wahr sein! Meine Tochter ist 14 und die Sachen wurden in der Nähe von diesem Bauernhof gefunden! Das ist doch Beweis genug! Und wenn Sie nicht zum Bauernhof fahren, dann werde ich es tun und nachsehen. Wenn ich meine Tochter dort finden sollte, dann können Sie sich warm anziehen! Das schwöre ich Ihnen!“ drohte er wütend. Auch Semir stand auf und wollte ihn anfassen, doch Kim Krüger hob die Hand. „Herr Bauer, wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Ihre Tochter zu finden. Aber wir können nicht einfach auf einen Bauernhof stürmen, nur, weil wir vermuten, dass Nicole da ist. Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie eine Straftat begehen, wenn Sie den Bauernhof ohne Erlaubnis betreten. Außerdem behindern Sie dadurch die Ermittlungsarbeiten, was ich nicht zulassen kann. Überlassen Sie uns die Arbeit und fahren Sie nach Hause! Es ist immer noch möglich, dass Nicole nach Hause kommt.“ mahnte sie den Vater. Sie sah Hartmut an. „Hartmut, haben Sie Spuren gefunden?“ Der Techniker zog die Schultern hoch. „Ja und nein. Also, was ich sagen kann ist, dass keine Blutspuren an der Kleidung waren. Sie ist auch nicht zerrissen, was darauf schließen lässt, dass sie nicht mit Gewalt ausgezogen wurden. Das Handy konnte ich erfolgreich aktivieren. Sie hat noch ein Gespräch geführt und zwar mit einem gewissen Martin Hanke.“ berichtete er. Semir sah fragend zu Leonie und Torben. „Das ist mein Bruder. Aber mit dem hatte Herr Berner schon telefoniert und er hat gesagt, dass er für Nicole keine Zeit hätte. Gott, ich würde alles dafür geben, wenn sie bei ihm wäre.“ weinte sie. Semir sah zu Hartmut. „Danke Einstein, gute Arbeit.“ lobte er ihn.


    Torben und Leonie wurden von Jenny nach Hause gebracht, während Alex mit Semir in ihrem Büro verschwanden. „Mist, mir tun die Eltern echt leid.“ gab Semir von sich. Alex nickte leicht. „Wenn du mich fragst, dann sollten wir jetzt zu dem Bauernhof fahren.“ schlug er vor. Semir sah ihn an. „Das werden wir auch. Ich war ja schon einmal auf dem Bauernhof und dieser Typ war nicht gerade freundlich. Nicht, dass er mir gedroht hat oder so. Aber da war etwas, das mir Respekt einflößte.“ erinnerte er sich. Es klopfte und bevor Alex etwas sagen konnte, trat Steven Berner ein. „Tut mir leid, ich hatte noch einen wichtigen Termin bei der Staatsanwaltschaft. Sie haben die Kleidung von Nicole gefunden?“ Semir nickte. „Ja, außerdem das Handy des Mädchens. Leider gab es da auch nichts Neues.“ Berner nickte nachdenklich. „Die Eltern sind eben fast mit mir zusammen gestoßen. Also steht der Bauernhof im Fokus. Sie sagten doch, dass Sie es auch schon mit der Sekte zu tun hatten. Waren Sie auf dem Bauernhof gewesen?“ Semir nickte. „Und als sie damals auf dem Bauernhof waren, was konnten Sie da sehen?“ fragte er und sah Semir an. „Ich sagte meinem Partner eben schon, dass dieser Demos einem Respekt einflößt. Wie kann ich allerdings nicht erklären, aber ich hatte schon das Gefühl, dass seine Anhänger alles für ihn tun würden.“ Berner bestätigte es. „Das ist richtig. Ich selbst habe noch nie mit Leuthäuser zu tun gehabt. Aber nachdem was Martin mir erzählt hat, sind seine Anhänger ihm hörig und gehorchen ihm aufs Wort. Wenn er sagt, man soll töten, dann führen seine Jünger den Befehl auch aus. Wir wüssten es irgendwie möglich machen, dass sich jemand von uns einschleicht. Die Sekte kann nicht von außen zerstört werden, aber vielleicht von innen heraus.“ schlug er vor. Semir schnaubte wütend. „Das hat Ihr Kollege doch versucht und was ist passiert? Er ist tot!“ stieß er aus. Berner stöhnte leise. „Das weiß ich auch, aber dennoch sehe ich darin die Möglichkeit. Nur, Sie würden dann auf jeden Fall rausfallen, weil Leuthäuser Sie ja kennt. Aber Ihr Kollege könnte das doch übernehmen.“ Berner sah Alex an, der scheinbar sehr unschlüssig war. „Also das wird, wenn wir das machen, mit Krüger abgesprochen. Alleingang ist nicht!“ legte er dann fest. „Das kannst du knicken. Das ist mir einfach zu gefährlich. Überleg doch mal, was die mit dem Kollegen gemacht hat. Von dem hast du nur Asche zum Beerdigen gehabt.“ fauchte Semir, der von der Idee nicht zu überzeugen war. Alex zog die Schultern hoch. „Ich wäre bereit, das Risiko zu tragen.“ Semir sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. „Ich aber nicht! Wir können diesen Bauernhof auch einfach hochnehmen. Gründe sind genügend vorhanden!“ Sein Blick ging zu Berner. „Das sehen Sie falsch. Wir haben kaum Beweise und wenn wir dort auf dem Bauernhof, Nicole nicht finden, dann wird Leuthäuser noch vorsichtiger werden und wir bekommen nichts mehr.“ stieß er aus. „Sollen wir zusehen oder was? Der Bauernhof liegt an der Autobahn und somit ist das unser Revier. Fahren Sie wieder in Ihr Büro und sobald wir die Sekte aufgelöst haben, werden wir Sie informieren!“ gab Semir harsch von sich. Berner sah ihn erschrocken an doch dann atmete er tief durch. „Okay, ich erwarte dann von Ihnen Informationen.“ kam leise zur Antwort.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
    und ich fühle mich auch nicht gut. :D:D

  • Nach dem Abendessen ging Florian zu Nicole und Sophie. Die Mädchen waren bereits wieder in ihrem Haus und so klopfte er an. Er wartete nicht, bis er reingebeten wurde und stürmte sofort in den Wohnbereich. Die Mädchen sahen ihn erstaunt an. „Hey Nicole. Ich habe eine große Überraschung für dich!“ Sie legte das Buch zur Seite. „Wirklich? Was denn?“ wollte sie wissen. „Wir beide fahren zum Summerdale!“ verkündete er. Nicole sprang auf und stellte sich vor ihn hin. „Ist das wahr? Ist das wirklich wahr?“ fragte sie nach. „Ja, Demos hat mir befohlen, dich auf diesem Festival zu begleiten, damit dir nichts passiert.“ „WOW!!! Das ist super! Das ist so klasse! Hast du gehört, Sophie? Ich darf auf das Festival gehen!“ Nicole tanzte durch das Zimmer, doch Sophie teilte ihre Freude nicht. „Das ist schön für dich. Wenn du es unbedingt brauchst, aber vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.“ mahnte sie das Mädchen. „Ich verstehe gar nicht, was du hast. Ich werde das Festival genießen. Das ist das, was ich wollte und Demos erfüllt mir diesen Wunsch. Er ist wirklich gütig.“ lachte Nicole. Sophie stand auf. „Ja, er ist sehr gnädig…“ bestätigte sie, doch sie meinte es nicht so. Florian ging zu ihr. „Warum kannst du ihr diese Freude nicht gönnen? Bist du neidisch? Willst du auch zum Festival? Ich könnte bei Demos ein gutes Wort für dich einlegen.“ schlug er vor. Sophie drehte sich zu ihn um und sah ihn mit wütend funkelnden Augen an. „Ich werde vor Demos ganz sicher nicht kriechen! Nicht nach dem, was er mir angetan hat!“ fauchte sie. „Du bist damals bestraft worden! Und das war gerecht! Du hast einen Fehler gemacht und musstest dafür zahlen.“ verteidigte Florian seinen „Vater“. Sophie lachte höhnisch auf. „Gerecht? Ist es gerecht, wenn man von mehreren Männern vergewaltigt wird? Ist es gerecht, wenn man ausgepeitscht wird? Nur, weil man in die Freiheit will?“ Sie sah ihn traurig an. „Du hast gewusst, was für Strafen auf Fluchtversuche steht! Du hättest seine Gesetze befolgen müssen, dann wäre nichts passiert und du hättest die Freiheiten, die Nicole jetzt hat.“ stellte er richtig. Sophie lachte verächtlich auf. „Klar. Du musst sowas sagen, du gehörst ja zum inneren Zirkel. Du stehst direkt unter ihm und führst jeden Befehl aus, nicht wahr?“ Sie sah zu Nicole. „Nicki, ich rate dir, die Chance zu nutzen und nach dem Festival die Beine in die Hand zu nehmen.“ forderte sie das Mädchen auf. Florian hob die Hand und schlug hart zu. Sophie wurde durch den harten Schlag zu Boden geworfen. Sofort war Nicole an ihrer Seite. „Hör auf! Du kannst sie doch nicht so heftig schlagen. Sie hat doch Recht!“ fauchte sie Florian an. „Das hat sie nicht! Demos ist gütig und er ist unser Vater! Sie hat zu befolgen, was er befiehlt! Und wer es nicht tut, der wird bestraft! Du tust gut daran, dich nicht gegen die Gesetze zu stellen, Nicole. Solltest du versuchen zu fliehen, dann wirst du die Folgen zu tragen haben!“ mahnte er und man hörte an dem Ton, dass er es ernst meinte. Nicole ignorierte es und nahm einen kühlen Lappen. Sie drückte ihn auf Sophies Lippe, die durch den Schlag aufgeplatzt war.


    Der Abend schritt voran, ohne das eine Nachricht von Nicole oder der Polizei eintrafen. Torben und Leonie saßen schweigend im Wohnzimmer. Leonie hielt eine Plüschkatze von Nicole in den Händen und streichelte das Stopftier. Ab und zu schluchzte sie. Sie zuckte zusammen, als Torben sie am Arm berührte. „Sie werden sie finden, da bin ich mir sicher.“ versuchte er zu trösten. „Ich bin schuld daran, dass sie verschwunden ist. Hätte ich doch nur erlaubt, dass sie zum Summerdale gehen darf. Dann wäre das nicht passiert, sie wäre noch hier und alles gut. Ich kann es mir nie verzeihen, wenn ihr jetzt etwas Schreckliches passiert.“ gab sie leise von sich. Torben griff sanft ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen. „Das ist doch gar nicht wahr! Du bist nicht schuld! Du hast vollkommen richtig gehandelt, es ihr zu verbieten. Außerdem war es auch meine Einstellung. Dieses Festival ist nichts für eine 14-jährige. Diese verdammte Pubertät ist schuld am Handeln von Nicki! Du wirst sehen, sie wird schon sehr bald bei uns sein und dann alles bereuen. Sehr bald, das verspreche ich dir. Den ersten Schritt werde ich jetzt unternehmen. Ich fahre zum Bauernhof und hole meine Tochter da weg!“ legte er fest, stand auf und zog die Jacke an. Leonie sah ihn erschrocken an. „Was willst du tun? Du kannst doch nicht einfach hinfahren und sie wegholen! Die Polizei hat doch gesagt, dass diese Sekte gefährlich ist! Was, wenn die dich erwischen und dann umbringen? Lass das die Polizei tun, bitte. Ich habe Angst, dich auch zu verlieren. Bitte…“ flehte sie weinend. Torben hockte sich vor ihr hin und zog verzweifelt die Schultern hoch. „Was soll ich denn tun? Ich bin doch ihr Vater und muss sie beschützen! Das ist meine Aufgabe und nicht die der Polizei!“ Leonie nahm ihn in den Arm. „Ich weiß. Aber das ist sicher nicht der richtige Weg. Wir müssen Geduld haben. Vielleicht kann sie ja fliehen. Ich meine, wenn sie wirklich auf dem Bauernhof ist. Was, wenn die dich sehen und dann alles an Nicki auslassen? Was, wenn sie dich töten? Bitte bleib bei mir. Bitte…“ flehte Leonie. „Ich habe im Internet nach diesen „Feuerkindern“ gesucht. Sie sind grausam. Sie bestrafen jeden, der versucht die Sekte zu verlassen. Sie wird nicht ohne unsere Hilfe dort rauskommen. Wir müssen ihr helfen.“ setzte Torben dagegen. Er berichtete, was er gelesen hatte und Leonie wurde immer unruhiger. Nach einigen Minuten war sie soweit, dass sie ihrem Mann Recht gab. „Du hast Recht! Du musst sie da rausholen! Hol mir mein Baby zurück!“ Torben erhob sich und verließ das Haus. Die Fahrt zu dem Bauernhof dauerte fast eine Stunde und er fluchte verhalten über die für ihn viel zu langsam fahrenden Autos, die außer ihm noch auf der Autobahn waren. Er stellte den Wagen etwas abseits vom Bauernhof ab und stieg aus. Die Tür schloss er leise und schlich zum Bauernhof, dessen Mauern er schon sehen konnte. Alles war ruhig. Doch er sah schnell, dass er so nicht weiterkam und umrundete die Mauer, die den Bauernhof umgab. Auf der Rückseite sah er einen alten Baum, dessen Äste über die Mauer ragten. Wenn er diesen raufkletterte, dann würde er sicher mehr vom Innenleben sehen.

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  • Nachdem Berner das Büro verlassen hatte, wandte Semir sich Alex zu. „Wir fahren jetzt mal zum Bauernhof und sehen uns dort um. Oder besser, ich sehe mich dort um. Sollten wir doch diese wahnsinnige Undercoveraktion durchführen, dann wäre es kontraproduktiv, wenn die dich schon kennen. Du wartest draußen.“ legte er fest und Alex grinste breit. Sie stiegen in Semirs BMW und fuhren los. Von der PAST dauerte die Fahrt nur wenige Minuten. Semir stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz in unmittelbarer Nähe ab und stieg aus. „Hier haben die die Autofahrer auch angegriffen. Damals war die Mauer nicht, aber das zeigt auch, wie krank die Leute sind.“ berichtete er seinem Partner. Alex sah sich um und bemerkte einen weiteren Wagen der etwa Abseits stand. „Scheint, als wären wir nicht die Einzigen, die sich für den Bauernhof interessieren.“ meinte er und wies auf den Wagen. Semir sah kurz hin und wandte sich wieder dem Bauernhof zu. Als sie näherkamen, sah Alex sich genau um. „Sieht nicht gerade uneinnehmbar aus und ich sehe keine Scharfschützen oder andere Abwehranlagen.“ Sein Partner bestätigte es mit einem stummen Nicken. „Lass uns mal rundgehen, bevor ich reingehe.“ bat er Alex und stiefelte los. Auf der Rückseite sahen sie einen Baum, der recht nah an der Mauer stand. Die starken Äste ragten über die Mauer und sie sahen dort einen Mann hocken. Die beiden Polizisten sahen sich an und gingen sofort zum Baum. Sie erkannten, wer da in den Ästen hockte. „Herr Bauer! Kommen Sie sofort runter!“ forderte Semir den Mann leise aber bestimmt auf. Dieser zuckte bei der Nennung seines Namens zusammen. „Okay, ich komme…“ sagte er genauso leise und kletterte zu Semir und Alex runter. Als er vor den Polizisten stand, sah Semir ihn böse an. Er zog den Mann etwas von der Mauer zurück, um nicht in Hörweite zu sein. „Was machen Sie da?“ wollte er wissen. „Ich wollte wissen, ob Nicole da ist und dann wollte ich sie rausholen! Sie ist noch nicht volljährig und hat dort nichts zu suchen!“ erklärte Bauer. Semir holte tief Luft. „Das ist unsere Aufgabe und wenn Sie denken, dass Sie hier etwas ausrichten können, dann liegen Sie falsch. Wenn man Sie gesehen hätte, dann wäre es gut möglich, dass Ihre Tochter in noch größere Gefahr gerät!“ erklärte er dem besorgten Vater. Das Vorgehen war zwar nicht korrekt, aber er konnte den Vater sehr gut verstehen. Er selbst hätte nicht anders gehandelt, dennoch musste er hier dem Vater seine Grenzen setzen. „Sie fahren jetzt nach Hause und warten dort auf Informationen durch uns! Wenn Sie uns noch einmal in die Quere kommen und so eine Aktion durchführen, dann werde ich sie wegen Behinderung von Polizeiarbeit in Arrest setzen!“ gab er bestimmt von sich.


    Nachdem Torben Bauer abgefahren war, wandte sich Semir wieder an Alex. „Das hätte schiefgehen können. Der Vater weiß gar nicht, wie gefährlich das ist.“ knurrte er. Alex nickte. „Ja, du sprichst ja aus Erfahrung.“ Semir wusste genau, worauf sein Partner anspielte. „Genau deshalb. Okay, ich werde jetzt ganz normal ans Tor klopfen und mich zu diesem Leuthäuser bringen lassen. Du wartest hier!“ legte er fest. Alex nickte. „Gut, ich spiele dann die Kavallerie, wenn du nicht rauskommst.“ versprach er und salutierte. Semir sah ihn ernst an. „Ich bin nicht zu Späßen aufgelegt. Die Typen da drin, sind gefährlich. Also bis gleich!“ Er ging zum Eingang und zog an dem Seil, welches die Klingel darstellte. Hinter den Mauern ertönte eine Glocke und nur wenige Minuten später wurde die Tür geöffnet. Ein junger Mann sah ihn fragend an. „Gerkhan, Kripo Autobahn! Ich möchte zu Herrn Leuthäuser!“ forderte er und zeigte seinen Ausweis vor. „Der Name ist mir nicht bekannt.“ gab der Junge von sich und wollte die Tür schließen. „Okay, dann bring mich zu Demos!“ forderte Semir schnell. „Demos empfängt keinen Besuch!“ antwortete der Mann. Semir spürte wie die Wut in ihm aufstieg. „Pass mal auf, du Clown! Ich bin von der Polizei und ich bin sicher, dass Demos mich empfangen wird. Denn wenn er es nicht macht, dann werde ich ihm so richtig Stress machen, das kann ich versprechen. Richte ihm das schon mal aus!“ forderte er den Jungen auf und dieser verschwand. Es dauerte ganze zehn Minuten, bis die Tür wieder geöffnet wurde. „Demos empfängt dich jetzt.“ Er verbeugte sich und gab den Weg frei. Semir übersah, dass der Mann ihn geduzt hatte und folgte der Einladung. „Wie heißt du?“ wollte er auf dem Weg zum Haus wissen. „Ich bin Julian…“ Sie blieben kurz vor dem Haus stehen und Semir nutzte die Chance einen Blick auf einige Mitbewohner des Bauernhofes zu werfen. Alle waren gleich gekleidet. Hier schien wirklich eine eigene Welt zu sein. Der Bauernhof bestand aus gut sieben Gebäuden und das Haupthaus hob sich durch seine extravagante Bauart von den Anderen ab. „Komm! Demos mag es nicht zu warten!“ Semir folgte dem jungen Mann und wurde in dem ihn bekannten Saal geführt. Er sah den Mann mit der Maske, der ihn erwartete. „Sie können sich den Mummenschanz sparen, Leuthäuser. Wir kennen uns ja bereits.“ gab er unbeeindruckt von sich. „Ich sehe keinen Grund für Ihre Aggressionen. Was kann ich für die Polizei tun?“ wollte Leuthäuser wissen, ohne auf Semirs Bemerkung einzugehen. Dieser lächelte leicht. „Wir haben eine vermisste Jugendliche, die von einem Ihrer Jünger, wenn ich das so sagen kann, am Bahnhof abgefangen und vermutlich hier auf den Bauernhof gebracht wurde. Des Weiteren vermute ich, dass sie hier gegen ihren Willen festgehalten wird. Wo ist sie?“ kam er direkt zur Sache.

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  • Demos sah den Polizisten lachend an. „Herr Gerkhan, ich kann Ihnen versichern, dass niemand hier gegen seinen Willen festgehalten wird. Wir können gern alle Bewohner meines schönen Bauernhofes auf dem Platz versammeln lassen.“ schlug er vor, doch der Polizist schüttelte direkt den Kopf. „Ich würde mich gern in den Häusern umsehen.“ legte er fest. Demos nickte nachdenklich. „Wenn Sie einen Durchsuchungsbefehl vorlegen können, stehe ich dem nicht im Wege.“ erklärte er sachlich. „Die kann ich innerhalb weniger Augenblicke besorgen. Dann stelle ich Ihnen den ganzen Hof auf den Kopf, das kann ich versprechen.“ Semir glaubte regelrecht zu sehen, wie das Grinsen aus Demos Gesicht verschwand. Der Mann mit der Maske hüstelte. „Also gut. Ich werde Sie begleiten. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Semir lehnte ab. „Nein danke. Nehmen Sie bitte jetzt die Maske ab. Ich kenne Sie schließlich, Herr Leuthäuser.“ Wieder lachte Demos auf. „Tut mir leid, aber ich bin nicht für Sie maskiert, sondern für meine Anhänger. Sie müssen mit der Maske schon zurechtkommen. Gehen wir!“ Semir stand auf und ging mit Demos über den Bauernhof. „Ich habe gehört, dass sich hier auf dem Bauernhof mehrere Minderjährige aufhalten sollen. Ist das korrekt?“ versuchte Semir heraus zu finden. „Nein, aber es finden immer wieder verirrte Seelen hierher und wir müssen sie dann zum Bedauern immer abweisen.“ gab Demos von sich. „Ach ja? Und warum ist dann Nicole hier?“ Demos blieb stehen. „Ich kenne keine Nicole. Sollte sie sich tatsächlich hier auf dem Bauernhof befinden, dann ohne mein Wissen.“ Semir grinste leicht. „Verarschen Sie mich bitte nicht! Ich denke hier passiert nichts, was Sie nicht wissen.“ Sie erreichten das erste Haus und Semir sah sich um. Nichts deutete hier auf eine Jugendliche hin. „Gibt es hier mehrere Zimmer? Vielleicht haben Sie das Mädchen eingesperrt. Wenn ich mit den Häusern hier durch bin, würde ich gern auch Ihr Haus durchsuchen.“ „Ich wüsste nicht, dass es dafür einen Grund gibt.“ wies Demos ab. Sie gingen Haus für Haus durch, doch in keinem gab es einen Hinweis auf Nicole Bauer. Zum Schluss war das Haus von Sophie dran. Demos klopfte an und nur wenig später öffnete Sophie die Tür. Sofort senkte sie demütig ihren Kopf. „Meine Tochter, ich habe hier jemanden, der denkt, dass sich ein junges Mädchen zu uns verirrt hat. Dürfen wir dein Haus betreten, um es zu suchen?“ Sophie nickte und gab die Tür frei. „Tritt ein Vater…“ sagte sie. Demos wandte sich an Gerkhan. „Nach Ihnen!“ bat er und verbeugte sich.


    Semir musterte die junge Frau, die in seinen Augen pure Angst vor Leuthäuser hatte. Auch sie trug das Zeichen der Sekte auf der Wange. Er sah sich in der Wohnung um und entdeckte einen Rucksack, der an der Wand stand. „Gehört der Rucksack Ihnen?“ wollte er von Sophie wissen und diese nickte. „Darf ich ihn mir ansehen?“ bat er freundlich. Er bemerkte, dass die junge Frau Leuthäuser ansah. „Ich möchte das nicht.“ sagte sie nur zögerlich. Demos, alias Leuthäuser nickte. „Dazu besteht auch kein Anlass! Dass ich Sie durch die Häuser führe, ist schon großzügig genug. Sophie! Geh wieder an die Arbeit!“ befahl er mit harter Stimme. „Moment, ich brauche sie noch. Wohnen Sie hier allein?“ wandte Semir sich wieder Sophie zu. „Sophie ist die einzige, die eine Wohnung für sich hat. Alle anderen wohnen in Gruppen.“ warf Demos ein. Semir sah ihn mit wütendem Blick an. „Meinen Sie nicht, dass sie in der Lage ist, mir meine Fragen selbst zu beantworten?“ fauchte er. „Ich…“ fing Sophie an, doch als Demos sie ansah, schwieg sie wieder. „Ich kann Sie auch vorladen lassen!“ warnte er die junge Frau. „Möchten Sie mir etwas erzählen? Vielleicht allein?“ hängte er nun mit sanftem Ton an. „Nein, das will sie nicht! Wollen Sie hier einziehen oder wollen Sie die anderen Häuser auch durchgehen?“ antwortete Demos anstelle von Sophie und der Hauptkommissar schluckte eine Bemerkung runter. „Gut, Frau … Sophie? Wie heißen Sie mit Nachnamen?“ „Gründner…“ Semir nickte. „Frau Gründner, ich lade Sie zur Vernehmung heute um 16 Uhr auf das Revier! Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich Sie auch mit Polizeigewalt vorführen kann, denke aber nicht, dass es notwendig ist oder? Gibt es hier noch einen Keller?“ wollte er wissen. Sophie schüttelte den Kopf. „Ich werde dafür sorgen, dass sie pünktlich ist.“ ertönte wieder Leuthäusers Stimme. Semir verabschiedete sich von Sophie und lächelte sie zuversichtlich an. Tränen waren zu sehen. „Danke meine Tochter! Du kannst jetzt mit deinem Tun weitermachen.“ sagte Demos zu ihr und Sophie verzog sich in den Nebenraum. Semir und er gingen die anderen Häuser durch. Alles blieb ergebnislos. Der Polizist zog ein Bild hervor, das den Mann zeigte, mit dem Nicole den Bahnhof verlassen hatte. „Können Sie mir sagen, wer das ist?“ wollte er von Demos wissen. Dieser betrachtete das Foto. „Ja, das ist Florian.“ bestätigte er. „Und kann ich mit ihm sprechen?“ fragte Semir weiter. Demos schüttelte den Kopf. „Florian ist gerade unterwegs. Wir können aber gern einen Termin machen und er wird zur Wache kommen.“ Semir nickte und wurde von Demos zum Tor gebracht. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffe sehr, dass Sie das Mädchen finden.“ „Danke, das werde ich und ich bin mir sicher, dass wir uns auch noch einmal sehen. Halten Sie sich bereit!“ Demos verbeugte sich. „Das werde ich. Bringen Sie beim nächsten Mal einen Durchsuchungsbeschluss mit, denn sonst werde ich Sie nicht willkommen heißen.“ Semir drehte sich langsam zu Demos um und sah ihn an. „War das eine Drohung?“ fragte er leise. „Wo denken Sie hin? Nehmen Sie es als gut gemeinten Rat.“ Der Anführer drückte Semir durch das Tor und ließ es zufallen.

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  • Alex lehnte gegen dem BMW, als Semir wieder zu ihm kam. „Und?“ Wollte er sofort von seinem Partner wissen. „Leider nichts. Nicole scheint nicht hier zu sein. Ich konnte zwar in jedes Haus sehen, aber nicht im Haus von Demos. Das hat Leuthäuser abgelehnt. Allerdings bin ich auf ein Mädchen gestoßen, die voller Angst war.“ erklärte Semir. „Okay. Was sagt Leuthäuser?“ Semir zog die Schultern hoch. „Er hat die ganze Zeit eine Maske getragen und behauptet, dass Minderjährige zwar aufgenommen, aber dann der Polizei übergeben wird. Von Nicole weiß er angeblich nichts.“ Alex nickte leicht. „Du glaubst ihm nicht?“ Semir schüttelte sofort den Kopf. „Nein! Der Mann lügt. Dieses Mädchen, Sophie heißt sie, hatte extreme Angst. Sie wollte mir etwas erzählen, da bin ich mir ganz sicher. Das hat Leuthäuser allerdings unterbunden. Der brauchte sie nur ansehen und sie zuckte zusammen.“ berichtete er weiter. „Dann lade sie doch vor. Dann kannst du mit ihr sprechen.“ Semir grinste leicht. „Das habe ich getan. Heute um 16 Uhr.“ „Okay, du bist von der schnellen Truppe. Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“ Semir nickte. „Ja, ich habe im Haus von dieser Sophie Gründner einen Rucksack gesehen, der dem von Nicole sehr ähnlich war. Leider wurde mir untersagt, den Rucksack zu untersuchen. Sophie behauptete es sei ihrer.“ Alex sah zum Bauernhof. „Und was hast du jetzt vor?“ hakte er nach. Semir sah ihn an. „Wie ich schon sagte, ich werde mir einen Durchsuchungsbeschluss besorgen und den Hof auf links drehen.“ Alex öffnete die Beifahrertür. „Du vermutest das die Kleine im Keller von Leuthäuser gefangen gehalten wird?“ Doch nun musste Semir die Schultern hochziehen. „Das weiß ich nicht. Leuthäuser hat mir verboten, nachzusehen aber es ist nicht auszuschließen. Vielleicht erfahre ich nachher von dieser Sophie mehr.“ „Ich würde mich nicht wundern, wenn wir da auch Drogen finden. Ich meine, der Kerl handelt mit Drogen und wo soll er sie sonst lagern. Der Bauernhof eignet sich perfekt dazu.“ Semir ließ sich auf den Fahrersitz fallen und startete den Motor. „Fahren wir jetzt erst einmal zurück und versuchen es mit dem Beschluss.“ Schon ging die Fahrt los. Für eine Weile herrschte Ruhe, doch dann unterbrach Alex sie. „Also wenn du diesen Leuthäuser wirklich zur Strecke bringen willst, dann schlage ich dir vor, diese Undercoveraktion durchzuführen. Das ist für mich der einzige Weg, die Sekte aufzulösen. Lass und doch mal mit der Krüger über diese Option reden.“ bettelte er. „Nein! Und das ist mein letztes Wort! Alex, es ist mir einfach zu gefährlich und ich denke auch nicht, dass die Staatsanwaltschaft da mitspielt. Wir werden es auf anderen Wegen schaffen, diese Sekte aufzulösen.“ legte Semir fest.


    Wenig später saßen die Hauptkommissare im Büro von Kim Krüger, die sich die Ausführungen schweigend anhörte. „Semir gibt es denn wirklich einen haltbaren Hinweis, dass das Mädchen dort ist?“ Der Angesprochene zog die Schultern hoch. „Laut den Aufnahmen ist sie mit einem der Sektenanhänger vom Bahnhof weg. Dieser junge Mann heißt Florian. Leider war er eben nicht auf dem Bauernhof. Chefin, diese Sophie Gründner wollte mir etwas sagen, da bin ich mir sicher. Sie hatte aber sehr große Angst vor Leuthäuser, der sie nur ansehen musste. Ich habe sie für heute Nachmittag vorgeladen. Vielleicht sagt sie mir dann mehr.“ Kim nickte. „Also gut, sollten Sie dann mehr erfahren, wird der Beschluss direkt vorliegen. Ich hoffe nur, dass Schrankmann einen guten Tag hat.“ Stöhnte Kim und griff zum Hörer. „Frau Schrankmann? Kim Krüger hier, ich benötige umgehend einen Durchsuchungsbeschluss für den Bauernhof an der A4. Wir vermuten, dass dort ein 14jähriges Mädchen in der Gewalt der Sekte ist.“ erklärte sie und lauschte den Worten der Oberstaatsanwältin. „Ja aber…“ versuchte Kim Krüger das Wort zu ergreifen. „Nein es gibt nur den Hinweis, dass das Mädchen mit einem Sektenanhänger vom Bahnhof verschwunden ist.“ Wieder lauschte sie. „Ja, Frau Schrankmann, es ist gut möglich, dass das Mädchen dort festgehalten wird. --- Ja, vielen Dank. Ich werde es Gerkhan und Brandt ausrichten.“ Sie legte auf und atmete tief durch. „Sie haben grünes Licht. Der Beschluss wird per Mail gesendet und sollte direkt ankommen.“ lächelte sie Semir und Alex an. „Whow, Schrankmann ist auf unserer Seite?“ hakte Semir ungläubig nach. „Scheint ganz so. Sollten Sie konkreten Beweis haben, dass sich Nicole dort befindet, holen Sie sie dort raus und bringen sie zu ihren Eltern.“ bat sie. „Was ist mit den anderen Mädchen?“ wollte Semir nun wissen. „Wenn die Damen mit Ihnen gehen wollen, dann ist es in Ordnung aber Priorität hat die minderjährige Nicole!“ legte Kim fest. „Chefin, wir sollten nicht nur nach dem Mädchen suchen, sondern auch eine Razzia wegen Drogen machen.“ schlug Alex vor. „Das dürfte schwerfallen, aber wenn Sie während der Suche nach dem Mädchen auf Drogen stoßen, dürfen Sie diese natürlich einkassieren.“ lächelte Kim und gab den Männern indirekt grünes Licht. Semir und Alex sahen sich grinsend an.

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  • Susanne König hatte sich gerade wieder an ihren Schreibtisch gesetzt, als sie die Info bekam, eine Mail erhalten zu haben. Sie öffnete sie und druckte den im Anhang befindlichen Durchsuchungsbeschluss aus. Nur wenig später stand sie bei Semir und Alex im Büro und überreichte ihnen das Dokument. „Soll ich das SEK schon informieren?“ „Nein, ich erwarte noch eine Person zur Vernehmung und danach werden wir den Bauernhof besuchen.“ lächelte Semir. Susanne wollte gerade gehen. „Ach Susanne! Ich habe noch eine Bitte an dich. Ich würde gern die Vermisstenfälle der letzten acht Jahre einsehen.“ Susanne sah ihn erstaunt an. „Alle?“ fragte sie nach. „Nein, ich brauche nur die Mädchen. Und zwar im Alter von 13 bis 18 Jahre.“ Susanne lächelte leicht und nickte. „Alles klar, ich lege sie dir auf deinen PC.“ versprach sie und machte sich an die Arbeit. Semir sah auf die Uhr. Es war halb vier. „Also wenn Leuthäuser das Mädchen abhält herzukommen, dann bin ich in einer Stunde wieder auf dem Bauernhof, das schwöre ich dir!“ knurrte er. Alex grinste leicht und sah durch das Fenster ins Großraumbüro. „Ist sie das?“ wollte er wissen. Semir drehte sich um. Tatsächlich stand die junge Frau dort, die er auf dem Bauernhof gesehen hatte. Er stand auf und ging zu der jungen Frau, die ihn schüchtern anlächelte. Neben Sophie stand ein Mann, der nach Semirs Ansicht zu viel Zeit in der Muckibude verbracht hatte. „Sie warten hier!“ befahl er. „Ich möchte gern dabei sein, wenn Sie Sophie vernehmen.“ Semir sah den Mann an, der ihn um drei Köpfe überragte. „Sind Sie Anwalt?“ fragte er freundlich. Der Mann schüttelte den Kopf. „Dann sind Sie sicher ihr Vormund und Sophie ist unzurechnungsfähig?“ Wieder folgte ein Kopfschütteln. „Okay, dann haben Sie kein Recht bei der Vernehmung dabei zu sein!“ Semir wandte sich an Sophie. „Kommen Sie bitte mit.“ lächelte er und die junge Frau folgte ihm. Nur wenig später saßen sie in einem der Verhörräume. Semir stellte ihr eine kleine Flasche Wasser hin. „Frau Gründner, ich möchte Ihnen helfen. Als ich heute bei Ihnen war, schien es mir, dass Sie etwas sagen wollten. Was ist es?“ Sophie sah ihn an. „Bitte nennen Sie mich nur Sophie. Den Nachnamen habe ich schon lange abgelegt. Und ja, ich wollte Ihnen etwas sagen aber ich kann es nicht tun. Wenn, dann bringe ich Nicole in Gefahr.“ Semir sah sie verständnisvoll an. „Leuthäuser setzt Sie unter Druck? Ich meine, Demos. Hat er Sie bedroht?“ Sophie senkte den Kopf. „Sophie, ich verspreche Ihnen, dass ich alles tun werde, Sie und die anderen Mädchen vom Bauernhof zu holen. Allem voran Nicole. Sie ist noch nicht volljährig und muss zu ihren Eltern zurück.“ Sophie nickte. „Ich weiß. Nicole wohnt bei mir und ich bin für sie verantwortlich. Heute hat Demos sie holen lassen, damit sie ihn bedient. Sie ist in seinem Haus. Demos hat uns unter Kontrolle, doch auch bei ihm hat sich etwas verändert. Seit zwei Monaten ist er ein ganz anderer Mensch. Ich weiß nicht was mit ihm passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass es nicht der Demos war, den ich kennen gelernt habe. Wissen Sie, ich bin seit acht Jahren in dieser Sekte und es war nicht immer leicht…“ Sie erzählte, was ihr alles passiert war und Semir spürte die Wut aufsteigen. „… wir können nicht weg. Demos wird uns umbringen, wenn er weiß, dass ich Ihnen alles erzählt habe.“ Tränen liefen ihr übers Gesicht und Semir nahm ihre Hände. Semir schüttelte den Kopf. „Das werden Sie nicht. Wenn Sie wollen, können wir Sie direkt unter Polizeischutz stellen! Sie müssen nicht mehr auf den Bauernhof zurück.“ „Nein! Nein, das dürfen Sie nicht! Das dürfen Sie nicht tun! Damit gerät Nicole in großer Gefahr! Bitte, Sie müssen mich gehen lassen. Bitte!“ flehte sie. Semir hob die Hände. „Ganz ruhig. Natürlich können Sie gehen, wenn Sie es wollen.“ beruhigte er sie.


    Dustin sah auf, als der Polizist mit Sophie zurückkam. „Ist alles in Ordnung?“ wollte er von Sophie wissen und diese nickte. „Ja, bitte lass uns zurückfahren.“ bat sie. „Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie hat geweint!“ fauchte er Semir an. Dieser antwortete nicht und wandte sich an die Sekretärin. „Susanne, ich benötige das SEK in fünf Minuten!“ erklärte er. Die Frau am Schreibtisch nickte und griff direkt zum Telefon. „Komm Sophie!“ forderte Dustin auf und fuhr mit dem Mädchen wieder zum Bauernhof. Dort brachte er Sophie in ihr Haus und ging direkt zu Demos. „Und?“ wollte dieser wissen. „Sophie ist wieder zuhause und sie sagt, sie hat nichts gesagt was uns gefährden würde. Aber, ich habe mitbekommen, dass dieser Gerkhan das SEK angefordert hat. Ich vermute, dass sie hier gleich aufschlagen werden und den Bauernhof auf den Kopf stellen. Wir sollten sehen, dass wir Nicole und die Drogen verschwinden lassen!“ mahnte Dustin. Demos nickte. „Okay, hol du Nicole und bring sie zur Hütte! Um die Drogen kümmere ich mich!“ befahl er und Dustin ging in den Keller, wo Nicole sich aufhielt. Er stieß die Tür auf packte Nicole am Arm. „Mitkommen!“ fauchte er und zerrte das sich wehrende Mädchen aus den Haus. Brutal stieß er sie in seinen Wagen und raste davon. „Was soll das? Was willst du von mir?“ weinte Nicole. „Dir wird nichts geschehen. Ich will dich in Sicherheit bringen. Die Polizei sucht dich und du weißt sicher auch, dass Sophie heute bei der Polizei war. Sie hat dich verraten.“ erklärte Dustin. „Das ist nicht wahr! Das ist gelogen!“ fauchte das Mädchen. „Ach ja? Ich war dabei! Ich habe gehört wie sie diesem Bullen gesagt hat, dass du auf dem Bauernhof bist. Warum hat sie das getan?“ Nicole lehnte sich zurück und verschränkte bockig die Arme vor der Brust. „Ich will nach Hause!“ fauchte sie. „Du kannst bald wieder auf den Bauernhof zurück. Aber für die nächsten Tage habe ich eine andere Unterkunft für dich. Und solange du dich dort befindest, werde ich auf dich aufpassen.“ versprach Dustin und fuhr auf die Autobahn. Immer wieder sah er durch den Rückspiegel auf das Mädchen auf dem Rücksitz. „Du musst keine Angst haben, Nicole. Dir wird nichts passieren.“ wiederholte er. „Klar, die Erde ist ja auch eine Scheibe. Kannst du mich nicht zu meinen Eltern bringen?“ bat sie. Dustin lachte laut auf. „Nein!“

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  • Semir ging nachdenklich zu Alex ins Büro, der ihn sofort neugierig ansah. „Und? Hast du was aus ihr herausbekommen?“ Semir nickte. „Ja, Nicole ist laut Angaben von Sophie dort. Er hält sie in seinem Haus gefangen.“ bestätigte er. Alex stand auf. „Worauf warten wir dann noch? Holen wir das Mädchen dort raus!“ befahl er, doch Semir regte sich nicht. „Semir? Was ist denn?“ Sein Partner sah ihn an. „Sophie hat mir erzählt, das Demos sich verändert hat. Sie wollte oder konnte aber nicht sagen wie. Sie meinte nur, dass er nicht mehr der ist, den sie als Demos kennen gelernt hatte.“ gab Semir nachdenklich von sich. „Okay…“ Susanne trat ein. „Das SEK ist da und wartet auf euch.“ Semir und Alex sprangen auf und verließen die PAST. Jetzt ging die Fahrt zum Bauernhof und beide Polizisten hofften inständig, dass sie Nicole fanden und zu ihren Eltern zurückbringen konnten. Semir schwor sich, jeden Kellerraum auf den Kopf zu stellen. Als sie den Bauernhof erreicht hatten, sprang er aus dem Auto und legte seine Schutzweste an. Dann betätigte er die Klingel und wartete darauf, dass sich das Tor öffnete. Es dauerte ganze zehn Minuten bis ein junger Mann vor das Tor trat, den Semir sofort als den Mann identifizierte, der Nicole am Bahnhof aufgegriffen hatte. Ohne abzuwarten, das er fragte, was Semir wollte, stürmten die Polizisten auf das Gelände und gingen direkt zum Haupthaus.Hier wurde jeder Kellerraum auf den Kopf gestellt. Ohne Erfolg. Noch einmal durchliefen sie alle anderen Bauten. Nichts! Semir ging mit Alex zurück zu Demos, der auch jetzt seine Maske trug. „Es tut mir wirklich leid, Herr Gerkhan, dass Sie nun doch eine Niederlage einstecken müssen. Aber vielleicht haben Sie beim nächsten Mal mehr Glück, mir ein Verbrechen nachzuweisen.“ kam höhnisch von dem Sektenvater. „Nur keine Sorge, ich werde nicht lockerlassen. Ich finde schon noch einen Beweis, dass Sie Dreck am Stecken haben, Leuthäuser. Ich irre mich sehr selten und nur, weil meine Kollegen der Drogenfahndung nichts gefunden haben, heißt es für mich nicht, dass Sie unschuldig sind.“ presste Semir hervor. „Herr Gerkhan, wollen Sie mir drohen? Das wäre nun wirklich nicht klug von Ihnen. Sie legen sich mit Leuten an, die Ihnen überlegen sind. Ich würde an Ihrer Stelle zurück rudern.“ gab Leuthäuser von sich.


    Semir atmete tief durch und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Alex ihm die Hand auf die Schulter legte. „Danke Herr Leuthäuserfür Ihre Kooperation. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.“ erklärte er und schob Semir raus. Leuthäuser verneigte sich kurz. „Ihnen auch…“ Alex ging mit Semir über den Hof und vor dem Tor sah er seinen Partner an. „Warum lässt du dich auf so ein Wortgefecht mit ihm ein? Semir, wir haben das Mädchen nicht gefunden. Es gab keine Spur von ihr. Wir können ihm nichts nachweisen. Die Aussage von Sophie war falsch.“Semir schüttelte sofort heftig den Kopf. „Oh nein! Wir verrennen uns ganz sicher nicht! Mit diesem Leuthäuser stimmt was nicht und ich werde herausfinden, was es ist. Das kann ich dir versprechen! Und das eben war eine klare Drohung!“ knurrte Semir und stapfte zum Dienstwagen.Alex sah ihm kopfschüttelnd hinterher. Er wusste genau, dass Semir sich hier festgebissen hatte und nur dann wieder losließ, wenn er am Ziel war. Aber sein Partner hatte auch Recht. Die Drohung war deutlich genug. Nur wenig später waren sie auf dem Weg zur PAST zurück. „Weißt du was Semir, ich mag deinen Sturkopf aber wir können auch anders an Leuthäuser rankommen.“ fing er an. „Vergiss es! Diese Undercoveraktion wird nicht durchgeführt! Zum einen gibt es dafür keinen Grund und zum anderen hat Leuthäuser dich jetzt auch gesehen!“ knurrte Semir sofort, denn er glaubte zu wissen, was sein Partner meinte. „Das meinte ich doch gar nicht. Wie wäre es, wenn wir seine Drogengeschäfte empfindlich stören?“ lachte Alex. Semir dachte nur kurz nach. „Okay, und wie? Wir wissen doch gar nichts darüber.“ maulte er. „Noch nicht, Semir. Aber ich habe immer noch meine Kontakte zu den Leuten auf der Straße und ich denke, ich weiß, wer mir was über Leuthäuser erzählen kann. Das sollten wir natürlich mit den Kollegen der Drogenfahndung absprechen, aber ich bin mir eigentlich sicher, dass die auf jeden Fall zustimmen werden.“ grinste Alex. Semir nickte nachdem er sich dies überlegt hatte. „Okay, probieren wir es.“

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  • In der PAST berichteten sie von dem ergebnislosen Zugriff, was Kim Krüger nur widerwillig akzeptieren wollte. „Die Staatsanwältin erwartet einen Bericht über den Zugriff. Soll ich ihr sagen, dass alles heiße Luft war?“ knurrte sie leise. „Chefin, wir können doch nicht im Voraus ahnen, dass es nichts bringt. Das sind halt Maßnahmen die danebengehen. Das ist auch bei uns nicht unmöglich und das sollte auch Schrankmann wissen.“ erklärte Semir. Kim nickte. „Sie wissen aber auch, dass Schrankmann das sicher im Hinterstübchen haben wird, wenn Sie einen weiteren Beschluss erwirken wollen.“ erinnerte sie ihre Hauptkommissare. Alex stöhnte leise auf. „Klar wird sie das. Sie hofft doch nur, dass wir endlich den großen Fehler machen und uns blamieren. Ich weiß nicht, was diese Frau in ihrem Leben durchgemacht hat, aber sie scheint alles auf mich und Semir zu projizieren. Frau Krüger, wir wollen diesen Fall erledigen und haben uns überlegt, die Sache von hinten aufzurollen.“ fing er an zu erklären. „Nein! Herr Brandt, ich werde für diese Undercoveraktion kein Okay geben! Das können Sie sich abschminken!“ lehnte auch sie sofort ab. Alex lachte auf. „Das hat Semir mir nur allzu klargemacht. Darum geht es auch nicht. Wir wollen Leuthäuser ein paar Drogengeschäfte versauen. Nur so viel, dass er unsicher wird und Fehler macht.“ Kim sah ihn fragend an. „Wie?“ fragte sie nach. „Nun, ich habe noch meine Kontakte in der Drogenszene und die könnte ich anzapfen, um an Leuthäusers Dealer zu kommen. Die nehmen wir dann nach und nach hoch, bis er keine mehr hat. Und dann schlagen wir zu.“ erklärte Alex. Kim dachte nur kurz nach. „Okay, dann müssen die Kollegen der Drogenfahndung auf jeden Fall eingeweiht werden. Nicht das die auch noch etwas planen und wegen uns alles schiefläuft.“ murmelte sie. „Ja, oder wegen den Kollegen.“ knurrte Semir. Kim sah ihn an. „Das käme aufs Gleiche heraus, Semir. Okay, dann zapfen Sie mal Ihre Informanten an. Und Sie Semir, nehmen sich die Akten der anderen verschwundenen Mädchen vor. Ich werde die Kollegen informieren.“ Semir nickte und verließ mit Alex das Büro der Chefin. Als sie in ihrem war, ließ Alex sich auf seinen Stuhl fallen. „Okay, pass auf. Ich werde um neun zum Bahnhof fahren und mich mit einem Informanten treffen, den ich schon sehr lange kenne. Er ist ein alter Hase und es gibt keinen Dealer den er nicht kennt.“ versprach er. „Klingt gut, hoffe der kann uns auch helfen. Wie hast du dir das genau gedacht? Willst du die Dealer direkt festnehmen und Demos so zum Handeln zwingen?“ hakte Semir nach. Alex zog die Schultern hoch. „Schauen wir mal.“


    Alex fuhr kurz nach Dienstschluss zum Hauptbahnhof nach Köln. Er kannte genau die Ecke, wo die Süchtigen die Reisenden anbettelten. An einem Pfeiler lehnte ein Mann und hatte demütig den Kopf gesenkt. Alex lächelte leicht und zog 5 Euro aus der Tasche. Er faltete ihn und ließ ihn in den Becherfallen. Der Mann sah ihn erstaunt an. „Hallo Manuel…“ begrüßte Alex ihn leise. „Alex? Ich habe gehört, dass deine Kollegen dich in den Knast gebracht haben. Seit wann bist du wieder draußen?“ fragte der Angesprochene erstaunt. Alex reichte ihm die Hand und zog ihn auf die Beine. „Hast du Hunger?“ wollte er wissen, anstatt die Frage zu beantworten. Manuel nickte. „Ich bin am Verhungern. Aber die Leute sitzen auf ihrem Geld. Die geben nichts mehr. Die haben nichts außer Beschimpfungen und Beleidigungen für uns übrig.“ beschwerte sich der Süchtige. Alex grinste leicht. „Die Menschen verändern sich. Und wenn du es mir jetzt auch übelnimmst, du siehst nicht gerade aus, wie das blühende Leben.“ Manuel stöhnte leise. „Mir geht es auch nicht gut. Seit ich diese neue Droge nehme, geht es den Bach runter. Das ist schlimmer als Koks oder Heroin.“ erklärte er. „Von was redest du?“ hakte Alex sofort nach. „Na dieses Crack! Das macht dich fertig. Mit jeder Einnahme brauchst du mehr und immer öfter.“ Alex hielt ihn am Arm fest. „Mein Angebot steht nach wie vor. Ich kann dir einen Platz in der Entzugsklinik besorgen. Du musst nur ja sagen.“ Manuel sah ihn an. „Alex, ich werde keinen weiteren Entzug machen. Den Letzten habe ich auch umsonst gemacht. Du weißt, doch wie das ist. Wenn man einmal in diesem verdammten Kreislauf ist, kommt man nicht wieder raus. Ich überlasse den Platz lieber Jüngere, die mehr Widerstand haben.“ Alex schlug dem Mann auf die Schulter. „Komm, wir gehen zu Maces.“ schlug er vor und ging in Richtung des Schnellrestaurants. „Was machst du denn hier? Du lebst auf jeden Fall nicht auf der Straße. Dafür bist du zu gut gekleidet.“ fragte Manuel, als Alex nur wenig später, mit einem vollbeladenen Tablett an den Tisch kam. „Nun, ich bin immer noch im selben Verein. Allerdings bei der Autobahnpolizei und deshalb bin ich auch hier. Ich brauche deine Hilfe. Aber jetzt greif erst einmal zu!“ forderte Alex seinen Informanten auf. Das ließ sich Manuel nicht zweimal sagen. „Also ich bin nicht zu schnell gewesen…“ lachte er auf, doch Alex blieb ernst. „Nein, das bist du wirklich nicht. Es geht um Demos.“ Alex machte eine Pause und Manuel, der eben eine Pommes in den Mund geschoben hatte, vergaß das Kauen. „Alex, ich kenne dich jetzt seit acht Jahren und ich kann dir einen sehr guten Rat geben. Vergiss deinen dämlichen Plan, egal was du vorhast! Demos ist der Teufel! Ich kann und will dir auch nichts sagen. Er hat überall seine Anhänger und er vergisst keinen! Wenn einer von denen erfährt, dass du ein Bulle bist, dann bin nicht nur ich tot!“ stieß Manuel aus. Alex sah ihm die Angst an. „Du sollst mir keine Namen nennen. Ich will nur wissen, wer zu seinen Anhängern gehört, die auch hier auf dem Bahnhof sind. Alles andere mache ich selbst.“ stellte er richtig, doch Manuel schüttelte den Kopf. „Weißt du was passiert, wenn die dahinterkommen, dass ich sie verraten habe? Die bringen mich um! Die geben mir den goldenen Schuss!“ Alex nahm seine Hand. „Manuel, wir können dich unter Schutz stellen. Bitte, du bist meine einzige Chance, die ich sehe. Ich zahle dir auch die Informationen.“ schlug er vor. Manuel schüttelte erneut den Kopf. „Was nützt mir das Geld, wenn ich tot bin? Wenn du klug bist, dann vergiss alles! Fahr in dein Büro, fang ein paar böse Jungs von der Autobahn, aber leg dich nicht mit Demos an!“ Alex atmete tief ein. „Tut mir leid, das kann ich nicht. Es verschwinden immer wieder Jugendliche, die sich vermutlich auf diesem Bauernhof von Demos befinden. Sie werden vielleicht süchtig gemacht. Du hast doch eben noch gesagt, dass es ein Scheißleben ist, wenn man Drogen nimmt! Ich will es verhindern! Ich kann nicht zusehen.“ redete Alex auf Manuel ein und dieser stöhnte auf.


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  • Manuel nickte leicht „Ja, ist ja gut.“ Er sah sich verstohlen um. „Also, die Dealer von Demos sind sehr belesen. Ich habe sie schon öfter dabei beobachtet, wie die an diesem Kasten vor der Bibliothek der Kirche standen und sich Bücher herausnahmen.“ berichtete er. „Bücher???“ hakte Alex ungläubig nach. „Ja, einer von denen, das ist Flo glaub ich, hat letztens ein Buch genommen, es gelesen und dann wieder weggestellt. Das machen die immer so. Immer wieder an dem Kasten. Ich weiß zwar nicht, ob er immer dasselbe Buch nimmt, aber er ist fast jeden zweiten Tag da. Aber ich denke nicht, dass die sich bilden wollen.“ gluckste Manuel. Alex nickte nachdenklich. „Okay, ich werde mir die Bücher mal ansehen. Und was willst du jetzt machen?“ wollte er von seinem Informanten wissen. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich meine, was bleiben mir schon für Möglichkeiten? Ich komme von dem Zeug nicht weg und einen Job krieg ich auch nicht, weil ich einfach unzuverlässig bin. Sag du es mir.“ forderte Manuel den Polizisten auf. „Manuel, ich kann dir nur noch einmal den Entzug nahelegen. Du bist gerade mal 30 und siehst aus wie 50. Das Zeug macht dich kaputt!“ mahnte Alex. Manuel lachte leise. „Ich weiß. Aber das ist ja das Ziel dieses Zeugs. Alex, ich bin dir dankbar für dein Angebot, aber den letzten Entzug habe ich auch nicht durchgestanden. Ich bin zu schwach um dagegen anzukämpfen und wenn ich Glück habe, dann bleiben mir noch zwei oder drei Jahre bis das Zeug mich fertiggemacht hat. Manchmal würde ich mir nur zu gern den goldenen Schuss setzen und die Welt verlassen. Das Leben ist für mich gelaufen.“ Er sah, wie der Polizist schwer schluckte. „Manuel, das ist kompletter Blödsinn was du da von dir gibst! Das Leben ist lebenswert! Ich weiß es! Ich war zwei Jahre im Knast! Als Bulle bist du da Dreck mit dem niemand etwas zu tun haben will. Aber ich habe es geschafft und ich bin mir sicher, dass du es auch schaffst! Du musst es nur wollen!“ kam inständig ihm. Manuel sah ihn mit müden Augen an. „Ich denke nicht, dass ich es will, Alex. Ich bin zu schwach. Ich werde es niemals schaffen. Dank dir, habe ich mir heute mal wieder den Bauch vollschlagen können. Das reicht für zwei Tage…“ lachte er und stand auf. „Wo willst du hin?“ fragte Alex. „Es ist besser, wenn wir uns jetzt trennen. Man weiß nie, wer einen hier beobachtet. Jeder davon könnte von Demos Leuten sein und mit denen legt man sich besser nicht an. Also, mach es gut.“


    Semir fuhr gegen Acht direkt nach Hause, wo Andrea auf ihn wartete. „Hallo Schatz. Du kannst dich direkt mit Dana unterhalten, die hat nämlich was ganz Bescheuertes vor!“ begrüßte sie ihn und er sah sie erstaunt an. „Was? Wieso denn?“ hakte er nach. „Sie will auf so ein Rockkonzert gehen! Summerdale heißt es oder so. Ich habe mich mal schlau gemacht. Letztes Jahr gab es dort drei Vergewaltigungen und ein Mord, der immer noch nicht aufgeklärt ist. Außerdem ist dieses Konzert wegen Drogen und Alkohol sehr im Verruf. Ich will nicht, dass sie bei so einem Konzert ist!“ erklärte sie weiter. Semir legte seine Jacke ab. „Ist sie in ihrem Zimmer?“ fragte er. Andrea nickte. „Gut, ich geh mal hoch.“ Nur wenig später klopfte er an Danas Tür und sie bat ihn hinein. „Dana, Andrea sagte mir eben, dass du auf so einem Konzert gehen willst. Was ich ehrlich gesagt, nicht gut finde.“ fing er an. „Papa, ich bin schon 18 und somit kann ich selbst entscheiden, was ich will. Außerdem soll da richtig gute Musik spielen. Denkst du wirklich, ich würde Drogen nehmen, weil ich dort tanze? Hast du kein Vertrauen?“ Dana sah ihn fragend an. Semir setzte sich auf ihr Bett und nahm ihre Hände. „Sieh mal Dana, ich kann Andreas Bedenken sehr gut verstehen. Dieses Summerdale ist wirklich sehr verschrien und ich weiß aus Kollegenkreisen, dass dort mit Drogen gehandelt wird. Dennoch werde ich es dir nicht verbieten, denn ich halte dich für zu intelligent, um dich auf sowas einzulassen.“ Dana lachte leise. „Du kannst es mir eh nicht mehr verbieten. Papa, ich weiß, dass man da Drogen kaufen kann und du hast Recht, ich bin zu intelligent um mich darauf einzulassen. Ich gehe nur dahin, um die Musik zu hören und ein bisschen Spaß zu haben. Du weißt schon, was ich meine…“ Semir zog die Augenbrauen zusammen. „Nein, ich weiß nicht, was du meinst. Wie sieht denn dein Spaß aus?“ Dana hörte den unterschwelligen Ton in seiner Stimme und grinste frech. „Nun ja, was man so macht, wenn man erwachsen ist…“ Semir stand auf. „Dana! Du wirst nicht dahingehen, um irgendeinen Kerl abzuschleppen, mit dem du dann in irgendeinem Zelt dort auf dem Platz vergnügst!“ fauchte er wütend. Dana lachte leise. „Easy Papa…easy! Das habe ich doch gar nicht vor. Ich wollte dann mit dem Typen schon hier meinen Spaß haben.“ gab sie von sich und Semir stand mit offenem Mund da. „Also…“ brachte er lediglich heraus und suchte nach seiner Fassung.

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  • Gegen neun wurde Nicole wieder zu Sophie gebracht, die sie freudig begrüßte. Als sie allein waren, sah sie Nicole prüfend an. „Bist du in Ordnung? Haben Sie dir etwas angetan?“ wollte sie besorgt wissen. Nicole schüttelte den Kopf. „Warum hast du mich verraten? Dustin hat mir gesagt, dass du der Polizei den Tipp gegeben hast! Warum hast du das getan? Ich dachte, du bist meine Freundin!“ fragte sie. Sophie sah sie an. „Ich habe dich nicht verraten! Ich wollte dir helfen! Nicki, du gehörst hier nicht her und du musst gehen. Wenn die Polizei dich hier gefunden hätte, dann wärst du jetzt wieder bei deinen Eltern! Dort geht es dir auf jeden Fall besser. Weißt du, wo du warst?“ erklärte Sophie. „Das ist Blödsinn! Meine Eltern wollen mich doch gar nicht haben!“ fauchte das Mädchen zurück. „Denkst du das wirklich? Deine Eltern haben dich als vermisst gemeldet. Das ist sehr wohl ein Zeichen, dass sie dich lieben. Nicki, letztens hast du doch noch gesagt, ich soll dir helfen zu fliehen. Ich habe es versucht. Du musst wieder gehen! Ich will nicht, dass man mit dir das machen, was man mit mir gemacht hat! Ich will das einfach nicht! Du hast keine Ahnung, wie grausam es ist. Ich will es nicht für dich.“ Sophie senkte den Blick und weinte bitterlich. Nicole setzte sich neben sie und umarmte sie. „Ich weiß. Aber jetzt wo ich zum Summerdale gehen darf, ist doch alles gut. Danach werde ich auch wieder nach Hause gehen. Und ich war in so einer Hütte. Sie lag ziemlich weit weg von hier Wir sind eine gute Stunde gefahren.“ Sophie sah sie mit einem verzweifelten Blick an. „Nicki, danach wirst du nicht gehen können. Demos wird es verhindern. Er wird dich niemals wieder gehen lassen. Deshalb bitte ich dich inständig, wenn du es irgendwie schaffen kannst, dich von Flo zu lösen, dann lauf! Lauf um dein Leben!“ flehte sie das Mädchen an. Nicole versprach es. Sie legten sich in das große Bett und schliefen schon sehr bald ein. Nur noch zwei Tage bis zum Summerdale, dachte sich Nicole bevor sie in den Tiefschlaf fiel. Im Traum sah sie sich auf dem Festival tanzen und lachen. Sie sah, wie sie Alkohol trank und sich mit den ganzen Jungs unterhielt.


    Semir kam am nächsten Morgen in die PAST und begrüßte zunächst Susanne, die schon an ihrem Schreibtisch saß. „Gibt es was Neues für mich?“ wollte er von ihr wissen. „Leider ja, wir haben vor zwei Stunden den Fund einer Leiche mitgeteilt bekommen. Der Mann heißt Manuel Finke und ist vermutlich an einer Überdosis gestorben. Jenny und Finn haben das übernommen.“ Semir nickte. „Gut, sollen sie den Fall bearbeiten. Hast du noch was über diesen Leuthäuser herausgefunden?“ „Nein, außer das was du schon weißt, gibt es nichts Neues. Ach so, die Schrankmann hat heute schon Wind gemacht. Die ist stinksauer, weil ihr mal wieder daneben lagt was die Durchsuchung des Bauernhofes angeht.“ Semir verdrehte die Augen. „Die Frau scheint zu glauben, dass wir alles sofort und auf der Stelle richtigmachen. Hat die schon mal was von Zufall gehört. Ich bin mir sicher, dass das Mädchen auf dem Bauernhof ist. Ist die gerade bei Krüger?“ Susanne schüttelte den Kopf. „Nein, das Ganze ist telefonisch abgelaufen. Frau Krüger hat ihr aber ein paar Takte gesagt und gut wars.“ Semir grinste leicht. „Ist Alex schon da?“ Wieder schüttelte Susanne den Kopf. „Nein, bisher noch nicht. Vielleicht ist es gestern ja auch länger geworden.“ „Da irrst du dich, meine liebe Susanne!“ ertönte es vom Eingang her und Alex trat ein. „Guten Morgen Partner. Ich habe interessante Neuigkeiten erfahren.“ Semir sah ihn neugierig an. Sie gingen ins Büro und Semir schloss die Tür. „Also, was hat dein Informant denn gesagt?“ Alex setzte sich. „Er hat mir den Tipp gegeben, die Bücherbox am Bahnhof zu beobachten. Dort wäre ein Dealer von Demos, ein gewisser Flo, wo ich denke, dass es die Abkürzung für Florian ist, ständig Bücher herausnimmt, sie kurz liest und dann wieder zurückstellt. Danach geht er dann wieder dem Verkauf nach.“ Semir zog die Augenbrauen hoch. „Vielleicht holt er sich Tipps für den Verkauf?“ grinste er. „Das denke ich weniger, Semir. Ich habe mir die Bücher nämlich mal angesehen. Einige sind tatsächlich nur alte Schinken aber…“ er machte eine Pause und zog ein Buch aus der Tasche. „… es ist der Weg, wie die Dealer an ihre Waren kommen und Demos an sein Geld.“ Er klappte das Buch auf. Darin waren einige Seiten zusammengeklebt und mittig ausgeschnitten, so dass dieses Buch eine Schachtel ergab. Semir nickte nachdenklich. „Ja, er nimmt ein Buch, holt sich die Drogen raus, legt das Geld dafür rein und dann dürfte einer der Gefolgsleute das Geld rausholen. Wir sollten den Kasten beobachten lassen.“ schlug er vor. „Genau das habe ich vor.“ grinste Alex. „Jenny und Finn haben gerade einen Toten an der Autobahn und sind nicht abkömmlich.“ Alex sah ihn an. „Einen Toten?“ fragte er nach. „Ja, ein gewisser Manuel Finke. Scheinbar eine Überdosis. Laut Susanne hat man ihn auf der Raststättentoilette gefunden.“ Alex wurde blass, was Semir natürlich nicht entging. „Oh verdammt!“ presste er vor. „Was ist?“ „Manuel Finke war mein Informant. Er hat mir das mit dem Bücherkasten gesagt.“


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