In Erinnerung an ...

  • Semir schlug die Augen auf, als sein Handy ihn aus den schönsten Träumen riss. Er brauchte eine Weile um richtig wach zu werden, schlug die Decke zur Seite und setzte sich auf. Mit den Händen fuhr er sich über das Gesicht und grunzte leicht. Was für ein schöner Traum und wenn er in wenigen Tagen wahr werden würde, dann wäre er der glücklichste Mann den es auf Erden gab, da war er sich sicher. Nur noch zwei Wochen und er würde mit seinen Töchtern und Andrea unter einem Dach leben. So wie er es eben schon im Traum erlebt hatte. Immer noch müde schlurfte er ins Bad, stellte sich unter die Dusche und ließ sich durch das kühle Nass vollends aufwecken. Nach einer guten halben Stunde war er fertig und ging in die Küche. Hier erwartete ihn die erste Überraschung an seinem 50igsten Geburtstag. Der Tisch war bereits gedeckt. Es stand herrlich duftender Kaffee und frisches Rührei auf dem Tisch. Die Brötchen waren bereits aufgeschnitten. „Guten Morgen Papa…“ begrüßte Dana ihn mit einem Kuss. „Alles Gute zum Geburtstag,“ hängte sie an. Semir lächelte verlegen. „Wow, womit habe ich das denn verdient? Und was machst du schon auf? Du hast doch später Schule. Sonst schläfst du doch auch viel länger.“ staunte er. Dana sah ihn lächelnd an. „Heute ist nicht irgendein Tag. Ich wollte dir zu deinem Ehrentag eine Freude bereiten.“ Semir wurde leicht rot. „Das ist dir gelungen. Das sieht richtig gut aus. Hast du das Rührei gemacht?“ Dana rollte mit den Augen. „Natürlich, wer denn sonst? Wir wohnen hier allein und ich fahre sicher nicht eine Stunde durch die Stadt und hole Rührei von Andrea. Ich hoffe, der schmeckt auch annähernd so. Ich habe es nach ihrer Anleitung gewürzt.“ erklärte sie ausführlich. Semir nickte und besah sich den Tisch noch einmal genau. Etwas enttäuscht schien er doch noch zu sein. „Aber ich habe noch ein anderes Geschenk für dich. Einen Moment!“ Dana verschwand und kam nur wenig später mit einem Briefumschlag und einem Karton zurück. „Noch einmal, alles Gute zum Geburtstag. Der Karton stand gestern vor der Tür, als ich nach Hause kam.“ Semir nahm den Umschlag und den Karton fragend an. „Was ist denn da drin?“ wollte er wissen. „Mach ihn doch einfach auf.“ schlug Dana vor und Semir riss den goldfarbenen Umschlag auf. Er sah hinein und grinste. „Ein Gutschein?“ lachte er. Dana steckte ihre Hände in die Hosentaschen und nickte. „Ja, für einen Grillkurs. Ich halte es für dringend notwendig. Denk mal bitte an deinen letzten Versuch bei Andrea. Sie kann echt froh sein, dass nur die Hollywoodschaukel Feuer gefangen hat. Ich meine, wenn wir demnächst schon mit allen unter einem Dach wohnen, dann wäre es für deren Sicherheit wesentlich besser.“Semir legte Gutschein und Umschlag auf den Tisch und bedankte sich mit einer festen Umarmung bei seiner Tochter. „Danke Dana…“ gab er von sich. „Dann werde ich mir mal den Karton ansehen.“ hängte er an und wandte sich dem kleinen Geschenk in der Größe einer Zigarrenkiste zu. Er nahm es in die Hand und bemerkte, dass kein Absender darauf zu erkennen war. Ein mulmiges Gefühl kam in ihm auf. „Das stand vor der Tür?“ Er sah Dana an und seine Tochter nickte.



    Semir musterte den kleinen Karton genau und tastete ihn ab. Er spürte keine Drähte oder sonst irgendwelche Ungereimtheiten, doch er wusste auch, dass er sich in seinem Leben genügend Feinde gemacht hatte und es wäre nicht das erste Mal, dass sich jemand auf grausame Art und Weise rächen wollte. Er stellte das Kästchen auf den Tisch. „Dana, stellt dich bitte an die Tür!“ befahl er sanft und sah sie lächelnd an, doch seine Tochter schüttelte verständnislos den Kopf. „Was? Warum denn?“ „Tu bitte, was ich dir sage!“ befahl er nun etwas schärfer. Dana lachte auf. „Denkst du man schickt dir zum Geburtstag eine Bombe? In so einem kleinen Karton? Das ist doch lächerlich.“ Semir ignorierte den Einwand und tastete das Geschenk erneut akribisch ab. „Ich habe mir in meinem Leben eine Menge Feinde gemacht und davon sind einige schon auf ganz andere Ideen gekommen. Bitte Dana, wenn da etwas Gefährliches ist, dann möchte ich nicht, dass du verletzt wirst.“ Doch auch jetzt bewegte sie sich nicht. „Papa, wenn das wirklich eine Bombe drin ist, dann ist es ziemlich egal, ob ich am Tisch oder fünf Meter weiter in der Tür stehe. Nun mach schon auf und gut ist!“ Semir leckte sich nervös über die Lippen und öffnete das Geschenk sehr vorsichtig. Alles ging gut. „Siehst du, alles gut. Keine Bombe.“ grinste seine Tochter. Er öffnete den kleinen Kasten und sah, dass es ein Schwimmer war. Schnell griff Dana rein und holte ihn heraus. „Was ist das?“ wollte sie wissen. „Das ist ein Schwimmer. Ein Angelutensil. Das wird an die Sehne der Angel gelegt und unten kommt der Haken dran, mit dem der Fisch gefangen wird.“Dana sah ihn an. „Aber du angelst doch gar nicht.“ staunte sie. Semir nickte. „Ich weiß, dass ich nicht angele, aber ich habe es mal getan.“ „Okay, und warum sollte man dir einen …das Ding da schenken?“ „Ich weiß es nicht Dana.“ gab er zu. Er nahm ihr den Schwimmer ab und legte ihn wieder in den Kasten.

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  • Eine kurze Weile später, Dana und Semir frühstückten gerade in Ruhe, vibrierte sein Handy. Er sah, dass eine SMS eingegangen war. „Alles Gute zum Geburtstag“ las er in Gedanken und legte es wieder beiseite. „Sag mal, heute Abend bei Andrea, das steht doch oder?“ wollte Dana wissen. Semir nickte. „Ja, das bleibt dabei. Fährst du direkt nach der Schule hin und hilfst ihr?“ Er sah seine Tochter an und die lächelte entschuldigend. „Würde ich gern, aber ich muss noch für eine Klausur lernen und bin deshalb bei Jana. Kannst du mich da heute Abend abholen?“ Sie sah ihn an und legte den Kopf leicht schief. Semir grinste und nickte dann. „Klar, ich bin um sechs vor der Tür. Und bitte Dana, du sagst du willst lernen, tu es bitte auch.“ ermahnte er sie. „Was für eine Klausur ist es denn?“ Dana nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse. „Körperberechnung und Bruchrechnung. Matte und Riko sind auch da.“ Semir wurde hellhörig. „Wer ist das?“ „Das sind zwei Klassenkameraden, die die Körperberechnung voll draufhaben und uns helfen.“ Semir nickte leicht. „Gut, ich habe die Körper- und Bruchrechnung auch drauf. Du kannst den Beiden von mir ausrichten, dass, wenn sie anfangen sollten deinen Körper zu berechnen, garantiert mit einem Bruch rechnen können! Und dass meine ich auch so!“ Seine Stimme klang bedrohlich, doch Dana lachte hell auf. „Papa, Körperberechnung, das kommt aus der Geometrie. Ich rede von Mathe und nicht vom dem, was du denkst.“ Bevor Semir antworten konnte, klingelte ihr Handy. „Hi Jana!“--- „Was jetzt?“ --- „Okay, dann komme ich jetzt direkt zu dir. Wo bist du?“ --- „Okay, ich weiß wo das ist. Bis gleich!“ Sie beendete das Gespräch, gab ihrem Vater einen Kuss und verabschiedete sich. „Das war Jana. Sie will sich noch vor der Schule mit mir treffen. Ich bin dann weg. Ach Papa, kannst du mir noch ein bisschen Geld geben? Ich trinke noch einen Kaffee mit Jana.“ Semir nickte und steckte ihr zehn Euro zu. „Danke!“ Dana verschwand. Ihr Vater sah ihr kopfschüttelnd nach und frühstückte fertig. Anschließend räumte er die Küche auf und fuhr zum Dienst.




    Er brauchte eine knappe halbe Stunde, um sein Ziel, die PAST, zu erreichen. Als er auf den Parkplatz seinen Stellplatz einnehmen wollte, sah er seinen Dienstpartner Paul Renner auf dem Kofferraum seines Wagens sitzen. Wieder trug Paul die knallig gelben Schuhe und Semir schüttelte den Kopf. Er stieg aus und ging zu ihm. „Hast du eigentlich mehr als nur ein Paar Schuhe? Was machst du denn hier? Warum bist du nicht schon drin?“ fragte er erstaunt. „1. Ja, so ungefähr acht und 2. weil die Tür zu ist.“ kam zur Antwort. Semir lachte auf. „Dann mache sie doch einfach auf oder bist du zu faul dazu?“ Paul sah ihn an. „Nein, aber sie ist verschlossen und ich finde meinen Schlüssel nicht.“ Er rutschte vom Auto und stellte sich hin. Semir stutzte. „Wie? Die Tür ist verschlossen? Die war noch nie verschlossen. Die Kollegen sind doch immer da! Hast du was eingeworfen oder nicht gefrühstückt?“ Sein Partner lachte auf. „Nein, ich habe nichts eingeworfen und brav mein Kraftmüsli gegessen. Die Tür ist verschlossen. Probier es doch selbst. Ach, bevor ich es vergesse. Alles Gute zum 50igsten Geburtstag.“ Er reichte Semir die Hand. „Danke, lieb von dir. Na komm! Ich habe zum Glück meinen Schlüssel immer dabei. Auch wenn ich denke, dass die Tür nur klemmt.“ Semir zog seinen Schlüssel hervor, doch bevor er ihn nutzte, probierte er seine Theorie der klemmenden Tür durch. Tatsächlich war die Tür verschlossen. Erstaunt drehte er sich zu Paul um. „Das gibt es doch gar nicht! Ich bin seit über zwanzig Jahre hier und die Tür war noch nie verschlossen!“ stieß er aus und steckte den Schlüssel ins Schloss. Er öffnete die Tür und sah Paul an. Dieser stellte sich an die andere Seite und hielt ihm nun die Tür auf. „Alter von Schönheit!“ Paul verbeugte sich tief. „Idiot!“ meinte Semir nur und betrat das Büro. Da die Jalousien alle unten waren, musste er Licht machen, um etwas zu sehen. Es flammte auf und auf einmal ertönte „Herzlichen Glückwunsch!“ aus allen Richtungen. Semir zuckte vor Schreck zusammen und drehte sich um. Alle seine Kollegen standen im Raum und sahen ihn strahlend an. Er spürte Röte aufsteigen und senkte seinen Kopf. Dann lachte er leise und sah zu Paul. „Das wusstest du oder?“ Paul schlug ihm auf die Schulter. „Natürlich wusste ich es. Aber dein Gesicht, als du bemerkt hast, dass die Tür tatsächlich verschlossen ist, war köstlich.“ Kim Krüger trat aus der Menge der Kollegen auf Semir zu. „Alles Gute zum Geburtstag, Herr Gerkhan.“ Sie reichte ihm die Hand. „Danke Chefin…“ „Es liegen bereits ein paar Geschenke auf Ihrem Schreibtisch, aber denken Sie bitte daran, dass wir heute auch noch arbeiten müssen.“ lächelte sie. Semir nickte und ging mit Paul ins Büro.

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  • Im Gemeinschaftsbüro erwartete ihn die nächste Aktion seiner Kollegen. Sein Schreibtisch war festlich geschmückt und eine goldene „50“ hing an seinem Monitor. Er lachte auf. „Auch eine gute Idee.“ meinte er, nahm die „50“ ab und setzte sich. Auf dem Schreibtisch lagen jede Menge kleine Geschenke und er fing an, die Gaben auszupacken. Es kam einiges an Süßkram, welchen Semir liebte, zu Vorschein. Aber auch nützliches, wie ein Schraubendreher-Set und anderes Werkzeug. Nach und nach leerte sich der Schreibtisch. „Da hast du einiges zu schleppen, wenn du nach Hause fährst.“ meinte Paul. Semir zog die Schultern hoch. „Das ist noch zu stemmen. Aber jetzt sollten wir…“ Es klopfte an der Tür und Kim Krüger kam rein. „Sind Sie bereit, Ihren Dienst anzutreten?“ fragte sie. Semir zerknüllte das Geschenkpapier und warf es in den Papierkorb. „Was ist denn mit den anderen Geschenken? Da liegen ja doch noch einige Dinge.“ wollte Paul wissen. „Die packe ich später aus. Denkt bitte daran, dass die Bösen sicher keine Pause machen, weil ich 50 geworden bin.“ Kim lächelte und sah zu Paul „Das sehe ich auch so. Sie werden jetzt auf Streife gehen und zum Mittag wieder hier sein, dann gibt es noch eine Überraschung meinerseits.“ gab Kim Krüger von sich. Semir sah sie erstaunt an. „Ähm, was denn?“ fragte er. Kim Krüger lachte leise. „Später, Herr Gerkhan, später.“ Sie verschwand und ließ Semir mit Paul allein. „Ja, dann… auf geht es!“ „Gut, du hast heute Fahrdienst.“ Paul sah ihn erstaunt an. „Wieso ich? Ich habe doch schon gestern Fahrdienst gehabt.“ „Na und? Ich habe heute Geburtstag und einen Wunsch frei. Das steht in den …. ähm…. in den ...“ Semir dachte nach. Paul verschränkte die Arme vor der Brust und lachte. „Ja, auf die Vorschrift bin ich jetzt gespannt.“ Semir stöhnte leise auf und legte den Kopf schief. „Ach komm! Ich habe ein halbes Jahrhundert hinter mir. Du willst doch nicht mit einem alten Mann am Steuer auf der Autobahn sein, oder?“ Pauls Lachen erstarb. „Aus der Sicht habe ich das noch nicht betrachtet. Okay, ich fahre!“



    Die Fahrt startete über die A4 in Richtung Aachen und es herrschte eine Weile Schweigen zwischen den Hauptkommissaren. „Was ist mit heute Abend? Sieben Uhr war das, oder?“ unterbrach Paul die Stille im Auto. „Genau, um sieben essen wir bei Andrea. Danach können wir noch ein Bier trinken, das dann aber bei mir zuhause, denn Andrea muss früh raus, genau wie die Kleinen. Dana schreibt noch eine Klausur und braucht ihren Schlaf.“ legte Semir den Abend fest. „Ah okay. Und die richtige Party ist am Wochenende. Ich habe gehört, dass es trocken sein soll und so könnten wir ja grillen.“ Semir nickte. „Das hatte ich vor.“ Paul sah ihn kurz an. „Und was ist mit deiner Verwandtschaft? Kommt da auch jemand? Lerne ich vielleicht jetzt mal Bruder, Schwester, Tante, Onkel und so kennen?“ Semir zog die Schultern hoch. „Wenn dann wäre das eine Party mit 1000 Personen. Die meisten davon, sind in der Türkei aber mein Bruder Kemal wird sicher kommen. Mit den Anderen feiere ich in der Türkei, wenn ich meinen Urlaub mache.“ Paul lachte auf. „Das ist auch eine schöne Idee. Okay, dann fahren wir später zu dir und trinken noch ein Bier. Ich kann mich doch sicher bei dir auf die Couch packen, oder?“ Semir grinste und nickte. „Klar, ist Platz genug.“ Paul konzentrierte sich wieder auf die Straße, doch heute war es sehr ruhig. „Was hast du denn schon für Geschenke bekommen?“ unterbrach er erneut das Schweigen. „Dana hat mir einen Grillkurs geschenkt. Sie meinte, nach meinem letzten Versuch wäre es nötig. Schon allein zum Schutz von Ayda und Lilly. Und von denen erfahre ich es erst heute Abend. Bin schon gespannt darauf. Auch was die Kollegen mir da auf den Tisch gelegt haben.“ Das kleine Angelutensil verschwieg er. „Na, ich glaub, das was du von deiner Familie bekommst, ist gut getroffen. Und das von mir auch.“ grinste Paul leicht. Semir sah ihn an. „Weißt du was Andrea gekauft hat?“ Paul nickte. „Was ist es denn?“ Die Neugier war in Semirs Stimme deutlich zu hören. „Ich werde es dir nicht verraten. Du musst schon bis heute Abend aushalten.“ Semir stieß ihn an. „Na komm, einen Tipp, einen Hinweis. Ich sage auch niemanden, dass ich es von dir hab.“ bettelte er. Paul lachte laut auf. „Ja klar. Andrea killt mich. Semir, die weiß doch, dass wir zusammen auf Tour sind. Was ist denn das für eine blöde Idee?“ Sein Partner grinste und zog die Schultern hoch. „Ein Versuch war es wert.“

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  • Die Fahrt verlief ruhig und so traten sie kurz vor Mittag wieder die Rückfahrt zur PAST an, wo Kim Krüger bereits auf sie wartete. Semir sah sie neugierig an. „Was ist denn das für eine Überraschung, die Sie für uns parat haben?“ Kim lächelte. „Also gut, zunächst lade ich zu einem gemeinsamen Essen an. Und das gilt für alle, die hier sind. Und für Frau Dorn habe auch noch eine Überraschung, die ich im Rahmen unseres gemeinschaftlichen Essens bekannt geben werde. Bitte lassen Sie uns alle in die Küche gehen!“ Als alle am Tisch versammelt waren, stand Kim auf. „Das ist meine kleine Aufmerksamkeit anlässlich Ihres Geburtstages, Herr Gerkhan. Ich habe auch darauf geachtet, dass kein Schwein auf dem Tisch ist und so bitte ich Sie und auch die Anderen zuzugreifen.“ Sie setzte sich wieder und schon ging das Essen los. Semir durfte als Ehrengast als erstes den Teller befüllen. Es gab Hähnchen, Pommes, gemischten Salat und sogar der Nachtisch war vorhanden. Vanillepudding in kleinen Schälchen. „Das schmeckt sehr gut.“ meinte Semir und leckte sich die Finger ab. „Das könnte man ruhig öfter machen“, warf ein uniformierter Kollege ein. „Nun, wir wollen es nicht übertreiben. Der Tag ist noch jung und nun kommen wir auch zu der Überraschung für Sie, Frau Dorn, auch wenn Sie nicht Geburtstag haben. Sie werden einen neuen Partner erhalten.“ erklärte Kim. Jenny sah sie an. „Bitte was? Ähm wen denn?“ Kim stand auf und kam nur wenig später mit einem jungen gutaussehenden Mann wieder in die Küche. „Das ist Thilo Sandberg. Er kommt von der Dienststelle 48 aus Köln und wird, wie eben schon gesagt, der neue Dienstpartner von Ihnen, Frau Dorn werden. Herr Sandberg, ich darf Ihnen die Kollegen vorstellen. Fangen wir mit unserem Geburtstagskind an. Kriminalhauptkommissar Semir Gerkhan…“ Semir stand auf und verneigte sich etwas. „Herzlich willkommen bei der Autobahnpolizei“ Er reichte dem Mann die Hand, der sie nur zögerlich griff. „Danke und alles Gute zum Geburtstag“ gab er leise zurück. „Vielen Dank…“ Kim Krüger stellte den Rest der PAST vor, lud auch den neuen Kollegen ein, zuzugreifen und man unterhielt sich noch angeregt, bevor alle wieder an die Arbeit gingen. Für Semir hieß es jetzt, den Schreibtisch aufräumen. Gemeinsam mit Paul ging er in ihr Büro.



    Bevor die beiden jedoch ihre Schreibtischarbeit fortsetzen konnten, schob Jenny einen fahrbaren Tisch in den Raum. Semir sah sie erstaunt an, als er die große längliche Torte sah, auf der jede Menge Kerzen brannten. „Ich hoffe, du hast genügend Luft, die Kerzen alle auszublasen.“ lächelte sie. Semir schüttelte den Kopf und lachte laut auf. „Oh man, ihr seid doch alle wahnsinnig!“ Er holte tief Luft und blies die Kerzen aus. Insgesamt brauchte er drei Anläufe, bis alle Kerzen gelöscht waren. Der Raum wurde von einem Duft aus Wachs und Rauch erfüllt. „Also ich hätte dir schon mehr Puste zugetraut.“ scherzte Paul. Er schlug seinem Partner freundschaftlich auch die Schulter. Semir erwiderte seinen Blick. „Komm du in mein Alter. Das waren bestimmt mehr als 50 Kerzen.“ grinste er. Die Kollegen lachten alle auf. Semir bekam ein Messer in die Hand gedrückt und teilte die Torte in gleichmäßige Stücke. Alle bekamen ein Stück und auch Thilo Sandberg, der sich lediglich in der Tür aufhielt und sich nicht traute, näher zu kommen, erhielt ein Stück des Gebäcks. Jenny ging zu Thilo und lächelte ihn an. „Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit.“ Thilo nickte nur. Er sah zu Semir, der immer noch damit beschäftigt war Torte zu verteilen. „Ist er wirklich 50 geworden, oder ist das nur ein Scherz?“ Jenny schüttelte den Kopf. „Semir ist wirklich 50. Aber er hasst Feiern und mag es eigentlich überhaupt nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Was können Sie denn an Erfahrung aufweisen?“ Thilo zog die Schultern hoch. „Ich habe ein paar Einbrecher gestellt und der Gerechtigkeit zugeführt und mehrere Ehestreitigkeiten versucht zu schlichten. Das übliche halt. Und Sie? Haben Sie schon was Aufregendes während der Streife erlebt?“

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  • Jenny verzog das Gesicht und nickte. „Leider ja.“ sagte sie ehrlich. Sie musterte ihren neuen Partner sehr gründlich. Er war einen halben Kopf größer als sie selbst, hatte eine drahtige Figur und graublaue Augen. Die Haare waren dunkelblond und leicht gewellt. Er trug einen kleinen Bart am Kinn, der sehr gut getrimmt war und seinem leicht spitzen Gesicht das gewisse Etwas verlieh. Wenn er lächelte, dann zeigte sich ein Grübchen auf der linken Wange. Thilo setzte sich. „Erzählen Sie es mir?“ wollte er von ihr wissen. „Ich weiß nicht, es tut immer noch weh und ich glaube, ich bin noch nicht darüber hinweg.“ Jenny sah ihren neuen Kollegen entschuldigend an. „Okay, dann muss es schon echt hart gewesen sein. Wenn Sie dann irgendwann darüber weg sind, dann würde ich es gern erfahren.“ Jenny sah ihn an. Er lächelte sanft und irgendwie fühlte sie, dass eine Zusammenarbeit mit diesen Thilo etwas Gutes sein konnte. „Ich denke, wenn wir schon Dienst zusammen machen, dann sollten wir uns duzen. Ich bin Jenny.“ Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin Thilo.“ nahm er das Angebot an. „Gut Thilo, dann zeige ich dir jetzt mal unser Revier.“ Sie nahm ihre Schlüssel und verließ mit Thilo zusammen die PAST. „Sag mal, dieser Gerkhan… der ist schon lange da oder?“ Jenny nickte. „Ja, schon seit über 20 Jahren. Er ist ein sehr guter Kollege. Wenn du Hilfe brauchst, dann musst du ihn nur ansprechen. Er weiß meistens Rat.“ Jenny setzte sich ins Auto und wartete bis Thilo auch seinen Platz eingenommen hatte. „Wie lange bist du schon an der Autobahn?“ wollte er wissen. Seine Kollegin reihte sich in den Verkehr ein. „Ich habe vor vier oder fünf Jahren Jahren hier als Urlaubsvertretung gearbeitet und als dann eine Stelle frei wurde, habe ich mich beworben und wurde genommen.“ gab sie von sich. Thilo nickte. „Und wie ist das Verhältnis unter den Kollegen? Ich meine, gemeinsames Essen, nette Gespräche…“ Jenny lachte auf. „Nur keine Sorge, dass ist nicht immer so.“ beruhigte sie ihn.



    Semir setzte sich, als die Kollegen sich wieder an die Arbeit machten, auf seinen Stuhl. Er nahm sich ein weiteres Geschenk und packte es aus. Paul sah ihm gespannt zu. Nur wenig später hielt Semir ein Kennzeichen in der Hand. „Ach, diese Scherzdinger. Kriegst du auf jeder Kirmes und in vielen Farben. Was für eine Lebensweisheit steht drauf?“ grinste Paul. Semir drehte das Kennzeichen so, dass Paul es sehen konnte. „NE – LK 3470? Was soll das denn?“ Semir atmete tief durch. „Dieses Kennzeichen, oder besser die Buchstaben-Zahlenkombination, trug das Dienstfahrzeug von Tom Kranich und Jan Richter. Zwei meiner Partner vor dir. Weit vor dir um genau zu sein.“ Er legte das Geschenk auf den Tisch. „Und wer schickt dir die Erinnerung?“ hakte Paul nach. „Ich weiß es nicht. Es kann nur von Jan kommen, aber mit dem habe ich seit er hier weg ist, keinen Kontakt mehr.“ „Und was ist mit diesem Tom?“ wollte sein Partner wissen. Semir sah ihn traurig an. „Er ist tot. Vor vielen Jahren schon gestorben.“ Nachdenklich sah er auf das Kennzeichen. „Ist sonst nichts mehr in dem Papier? Keine Grußkarte oder so?“ Semir schaute nach. Tatsächlich fand er einen kleinen Briefumschlag. Er grinste leicht und öffnete ihn. Er las ihn zunächst in Gedanken und sein Gesicht wurde ernster. Paul bemerkte es sofort. „Was steht da drin?“ „Lass uns gemeinsam anstoßen. Du weißt wo du mich findest, Tom.“ Semir las es noch einmal und schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein!“ stieß er aus. Paul sah ihn fragend an. „Diese Grußkarte ist von Tom. Das ist seine Handschrift. Aber der ist tot! Er kann mir keine Karte geschrieben haben! Das geht nicht!“ Zweifel war in der Stimme zu hören.

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  • Paul bemerkte den Stimmungswechsel bei seinem Partner. „Dieser Tom, ihr ward nicht nur Partner, oder?“ Semir atmete erneut tief durch. „Wir waren die besten Freunde und wir haben einiges durchgestanden. Zusammen in Urlaub gefahren, haben zusammen Nächte durchgemacht, dienstlich und auch privat. Er war für mich da, wenn ich mal wieder Stress mit Andrea hatte und er hat mir mehr als tausendmal das Leben gerettet. Er war mein bester Freund…“ verstohlen wischte er sich eine Träne weg. „Wie ist er denn umgekommen? War es ein Unfall?“ hakte Paul weiter nach. Semir schüttelte den Kopf. „Nein, Tom wurde von einem Mädchenhändler erschossen. Erik Gehlen, hieß der Mistkerl. Tom wollte ein Mädchen, welches wir in einem Kinderheim untergebracht haben, beschützen. Leider waren Gehlen und seine Leute schon dort und er wurde eiskalt erschossen. Als ich dort ankam, war das Mädchen tot. Tom selbst starb in meinen Armen.“ Paul sah zu Boden. „Wer war dieser Gehlen?“ Semir zog scharf Atem ein. „Erik Gehlen und sein Vater haben mit Mädchen aus Asien Geld gescheffelt. Sie haben die Mädchen nach Deutschland gebracht und dann auf den Strich geschickt. Wenn sie sich weigerten, wurden sie brutal zusammengeschlagen und auch vergewaltigt. Tom war gerade frisch verliebt…“ Semir erzählte die ganze Geschichte und Paul stellte sich als guter Zuhörer heraus. Als er endete sah Paul ihn an. „Du machst dir Vorwürfe?“ hakte er nach. Nun zog Semir seine Schultern hoch. „Was heißt Vorwürfe. Nein, oder vielleicht. Tom hatte mir nur gesagt, dass er noch mal zum Heim fahren wollte. Keiner hatte mit einem Hinterhalt gerechnet.“ Semir sah noch einmal auf das Kennzeichen und auf die restlichen kleinen Gaben. Er packe sie nach und nach aus. Alle anderen Dinge waren ganz normale kleine Gaben, doch Freude kam nicht auf. Zu sehr verletzte ihn auch jetzt noch die Erinnerung an Tom Kranich. Paul atmete tief durch. „Semir, ich kann es nicht nachvollziehen, wie es ist einen Partner zu verlieren, aber ich weiß, wie es sich anfühlt einen Freund zu verlieren. Nachdem was du erzählt hast, warst du nicht im Kinderheim, als es passierte. Was hättest du also ändern können? Nichts! Aber weißt du was. Wir werden das jetzt alles vergessen und unsere Berichte schreiben. Danach ist Ende und wir fahren zu Andrea. Es ist schon fast fünf durch!“ Paul wies auf die Uhr.



    Sie schrieben ihre Berichte und Semir packte seine Geschenke in den Kofferraum seines BMWs. Anschließend fuhr er nach Hause und zog sich noch schnell um. Danach hielt er noch kurz vor dem Floristikladen und kauften einen großen Strauß rote Rosen für Andrea. Pünktlich um 18 Uhr, stand er vor der Tür von Jana Schmidt. Dana wartete bereits vor dem Haus auf ihn. Sie stieg ein und warf einen flüchtigen Blick auf die Rosen. „Super, das hat schon mal geklappt. Sag mal, kommt der Paul auch zum Essen?“ fragte sie. Semir nickte. „Ja, er kommt auch und wird mit uns essen. Hast du gelernt?“ Dana sah ihn kurz an und nickte. „Klar!“ gab sie von sich, doch Semir glaubte ihr nicht wirklich. Immerhin war er auch mal jung und hatte die Ausrede immer genutzt, wenn er zu einem Freund gehen wollte. Gelernt wurde allerdings selten. Er grinste leicht. „Gut, dann wirst du doch die Arbeit mit links schreiben.“ Dana atmete tief durch. „Kann schon sein. Und wenn nicht, dann ist es eigentlich auch nicht schlimm. Meine Note steht ja schon. Schöne Blumen übrigens. Hast du die von der Tanke?“ Semir lachte auf. „Nein, diesmal wirklich aus dem Floristikladen bei uns um die Ecke.“ Seine Tochter nickte anerkennend. „Du hast gelernt. Was kocht Andrea denn heute?“ Nun musste ihr Vater mit den Schultern zucken. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, aber da sie kochen kann, wird es mit Sicherheit sehr gut schmecken.“ Sein Handy vibrierte. Er nestelte es aus seiner Tasche und reichte es an seine Tochter weiter. „Dana, kannst du mal schauen, wer mich da stört?“ bat er sie und schon hatte sie sein Handy in der Hand. „Du hast eine SMS.“ meinte sie. „Was steht denn drin?“ wollte Semir wissen. „Hallo Semir, wann seid ihr denn hier? Gruß Andrea.“ Er grinste leicht. „Schreib ihr, wir sind auf dem Weg.“ Dana tat es und sie erreichten ihr Ziel nur zehn Minuten später. Pauls Wagen stand bereits in der Auffahrt.

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  • In einer Kneipe in der Vergnügungsmeile am Rhein, saßen in einer Ecke versteckt zwei Männer, die darauf bedacht waren, keine Mitwisser ihres Gespräches zu haben. „Ich denke, die Geschenke sollten ihn schon mal darauf hingewiesen haben, um was es geht. Aber warum geht das nicht alles direkt? Warum diesen Umweg? Was sagt der Boss dazu?“ wollte Nikolas Fringer wissen. Dean Staubmann zog die Schultern hoch. „Ich kenne den Boss nicht persönlich. Wir stehen nur per Mail in Verbindung und solange er das bezahlt, was ich will, ist es mir so ziemlich egal, was er von mir will. Ich habe ihm geschrieben, dass die Geschenke ausgeliefert wurden. Und habe darauf die Antwort erhalten, dass der Bulle sich wohl nicht wie erhofft verhalten hat. Wir sollen jetzt die härtere Schiene fahren.“ erklärte Dean. Nikolas Fringer nickte. „Die härtere Schiene? Will der Boss ihm nicht einfach erstmal Zeit geben?“ Dean schüttelte den Kopf. „Hör zu, ich habe genaue Anweisungen und wir werden diese auch befolgen. Was ist mit diesem Tom Kranich? Hast du seine Stimme drauf? Und die von Ben Jäger? Wir müssen ganz sicher sein, nichts darf schiefgehen! Was ist mit den Masken?“ mahnte Dean. Man hörte deutlich, dass er Angst vor dem unbekannten Boss hatte. „Das wird kein Problem sein. Ich habe alles schon vorbereitet und warte auf das Go.“ versprach Nikolas. „Okay, gib mir noch zwei Tage und dann legen wir richtig los. Bis dahin wirst du ihm die erste Abreibung verpassen. Gib mir bitte einen Beweis für dein Können.“ Nikolas grinste leicht und atmete tief durch. „Semir, du glaubst mir nicht? Das ist doch ein böser Alptraum…“ gab er mit einer fremden Stimme von sich. Dean warf seinen MP-3-Player an und hörte kurz. Dann nickte er zufrieden. „Klingt schon sehr echt. Okay, also dann viel Spaß und sobald der Boss mehr will, ruf ich dich an.“ Sie verließen getrennt die Kneipe.



    Semir hielt seinen Wagen vor Andreas Tür an, stieg aus, nahm den Rosenstrauß vom Rücksitz und sah Dana an. „Dann los!“ forderte er sie auf und nur wenig später drückte sie den Klingelknopf. Von Innen ertönte lautes Kindergeschrei und Semir sah Dana grinsend an. Nur wenig später sprangen Ayda und Lilly ihm in die Arme. „PAPA IST DA!!“ Auch Dana wurde von den kleinen Mädchen herzlich begrüßt. Andrea kam aus der Küche und sah ihn lachend an. Semir reichte ihr den Blumenstrauß und gab ihr einen Kuss. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Held…“ säuselte sie. Er küsste sie innig und Paul hüstelte nach einigen Minuten sehr vernehmlich, damit sie sich wieder voneinander lösten. „Das Essen ist schon fertig.“ Andrea strich Semir sanft über die Wange und sah entschuldigend zu Paul und Dana. „So ihr Turteltäubchen, jetzt sollten wir essen, sonst ist es zu spät.“ grinste Paul und schob die Beiden in die Küche. „Die sind immer so, wenn sie hier zusammen sind.“ stöhnte Ayda und Dana lachte laut auf. „Aber lieber so, als wenn sie sich streiten, oder?“ Ayda dachte kurz nach und nickte dann. „Da hast du Recht. Dana, weißt du, dass wir übernächste Woche in das neue Haus ziehen?“ Dana nickte. „Ja und ich freue mich schon riesig darauf.“ gab die 18jährige zu. „Nach dem Essen gibt es die Geschenke für Papa. Ich bin schon gespannt was er dazu sagt.“ Ayda kicherte albern. Dana strich ihr sanft über den Kopf. Andrea tischte auf und es schmeckte allen. Als sie alle fertig waren, ging es ins Wohnzimmer und Semir bekam seine Geschenke.Als erstes packte er das Geschenk von Ayda und Lilly aus. Ein Kaffeebecherset auf denen jeweils das Bild von Ayda und Lilly aufgedruckt war, ließen ihn strahlen. „So sind wir immer bei dir. Egal was auch passiert.“ erklärte Ayda. Semir nahm seine Töchter in den Arm. „Ihr seid immer bei mir. Immer…und zwar hier!“ Er legte die Hand auf seine Herzgegend und gab Beiden einen Kuss.

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  • Andrea sah dem Treiben zu und lächelte. „Er ist ein wundervoller Vater.“ murmelte Paul leise. Andrea nickte und machte sich nun bereit, ihr Geschenk zu überreichen. „Darf ich dem Papa jetzt auch ein Geschenk geben?“ wollte sie wissen. Die Kinder lösten sich von ihrem Vater und Andrea überreichte ihr Geschenk. Es war länglich und schmal. Er sah sie erstaunt an. „Was ist da drin?“ wollte er wissen. „Schau es dir an.“ schlug Andrea lachend vor. Semir öffnete es und ein Grillset, welches mit seinem Namen verziert war, kam zum Vorschein. „Habt ihr euch abgesprochen?“ Dana, Andrea und Paul sahen sich an. „Wie kommst du denn auf den Trichter?“ grinste sein Partner und überreichte nun auch sein Geschenk. Es war ein eckiges Päckchen und sehr schön verpackt. Semir riss es auf und lachte. „Ihr habt euch abgesprochen! Das ist ja klasse!“ Er hob ein Set mit Holzschneidebrettern hoch. Auf jeden von ihnen stand „Grillmaster Semir“. „Ihr seid echt genial.“ Semir bedankte sich bei allen und sie machten sich noch einen gemütlichen Abend bis es gegen elf Zeit war, den Heimweg anzutreten. Er verabschiedete sich von Andrea und hatte Schwierigkeiten sich von ihr zu lösen. Mit Paul und Dana fuhr er nach Hause. Als sie in der Wohnung waren, sah er Dana an. „Du gehst bitte auch ins Bett!“ befahl er sanft. „Gute Nacht Paul, gute Nacht Papa…“ kam artig von der 18jährigen und sie verschwand in ihrem Zimmer. Semir war sehr erstaunt, dass seine Tochter keine Widerworte gab und sah Paul besorgt an. „Die hat keine Widerworte gegeben. Nur gute Nacht und dann … Keine Widerworte. Ich hoffe sie wird nicht krank.“ gab er besorgt von sich.



    Paul lachte auf und schüttelte den Kopf. „Semir, sei doch froh. Es ist doch gut so. Eine brave Tochter.“ Sein Partner schüttelte den Kopf. „Da stimmt was nicht. Ich gehe lieber mal schauen, nicht das jemand im Zimmer ist und sie da eine Verabredung hat. Oder sie ist aus dem Fenster oder…“ Er stand auf und ging zu Danas Zimmer. Paul hielt ihn fest, bevor er die Tür öffnen konnte. „Semir, Dana ist 18 und du bist ihr Vater. Sie ist vor wenigen Minuten in ihr Zimmer und zieht sich vermutlich um. Du kannst doch nicht ohne anzuklopfen in das Zimmer gehen!“ Semir sah ihn an. „Ich bin ihr Vater! Ich guck ihr doch nichts weg.“ beschwerte sich der Hauptkommissar nun bei seinem Partner. „Aber du bist ein Mann und deine Tochter hat Schamgefühle und somit kannst du nicht einfach ins Zimmer stürmen. Lass sie doch einfach und freu dich, dass sie so brav ist.“ Semir dachte nach und nickte dann. „Du hast Recht. Ich muss ihr vertrauen. Ich meine, sie würde mich ganz sicher nicht belügen.“ Er ließ sich auf die Couch fallen und stieß noch einmal mit Paul an. „Wie soll es denn laufen, wenn ihr alle in dem Haus wohnt? Wo wird Dana wohnen?“ Semir grinste leicht. „Sie bekommt eine eigene Wohnung. Die Anliegerwohnung. Die wird richtig schön. Dank den Handwerkern die du besorgt hast, kann ich mich voll auf den Dienst konzentrieren. Alles läuft von allein.“ Paul nickte. „Ja und du wolltest das erst nicht, du Sturrkopp!“ grinste er. Semir stöhnte gespielt auf. „Weißt du was, ich freu mich auf der einen Seite, dass ich bald wieder mit allen unter einem Dach wohne, aber wie soll ich mich gegen vier bezaubernde Frauen durchsetzen?“ Paul lachte und nahm einen Schluck aus der Flasche. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es nicht einfach ist. Aber mal im Ernst, du liebst diese Herausforderung doch. Für deine Familie würdest du sterben.“ Semir sah ihn an. „Das würdest du für deine doch auch. Egal ob es dein Vater oder deine Mutter ist, deine Tochter oder dein Sohn. Oder sonst ein Familienmitglied. Aber nun lass uns schlafen. Morgen ist wieder Frühdienst und ich habe keine Lust zu müde dafür zu sein.“ Damit war Paul einverstanden. Sie leerten die Bierflaschen und nur eine halbe Stunde später war Ruhe. Paul machte es sich so gut es möglich war, auf der Couch bequem und war schnell eingeschlafen.

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    Einstein ist tot
    Beethoven wurde taub
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  • Der nächste Morgen fing für Semir um sechs an. Er duschte kurz und zog sich an. Nur wenig später, war er auf dem Weg zum Bäcker, der in einer der Querstraßen von seiner Wohnung lag und noch mal fünf Minuten später, deckte er den Tisch. Eine halbe Stunde danach waren auch Paul und Dana am Tisch. „Und wie hast du geschlafen?“ wollte Paul wissen. Semir lächelte leicht. „Danke, soweit ganz gut und du?“ Paul reckte sich ausgiebig. „Ich habe sehr gut geschlafen und vor allen genug. Ich habe ja mal gehört, dass Menschen ab 50 weniger Schlaf brauchen.“ Semir stöhnte leise auf. „Ich weiß, dass ich 50 bin, aber ich habe schon früher wenig geschlafen. Ich bin keiner von denen, der an freien Tagen bis zum Mittag im Bett liegen kann. Das ist auch etwas, das mich an Dana manchmal stört. Mal ehrlich, der Tag ist doch gelaufen, wenn man erst nachmittags aufsteht. Der ganze Rhythmus ist doch durcheinander. Frühstück um fünf am Nachmittag? Und Mittagessen um Mitternacht. Nee… Guck dir doch mal Dana an. Die schläft auch immer so lange.“ beklagte Semir sich und kniepte ein Auge zu, als er seine Tochter ansah. Dana erwiderte den Blick ihres Vaters. „Papa, ich brauche den Schlaf auch noch.“ lachte sie, schnappte sich ein Brot und verließ die Wohnung. Semir sah ihr nach und wandte sich an Paul. „Siehst du? Sie steht auf, macht sich fertig. Keine Zeit für ein gesundes Frühstück und dann nur Hetze. Das kann doch nicht gesund sein.“ stöhnte er auf. Paul lachte leise. „Wie war es denn, als du jung warst?“ fragte er nach. Semir überlegte kurz. „Also das ist jetzt schon so lange her. Da kann ich mich nicht mehr dran erinnern.“ Bevor Paul antworten konnte, klingelte Semirs Handy und er sah, dass er eine SMS bekommen hatte.



    Er nahm das Handy und grinste. „Bin etwas spät, aber auch von mir alles Gute zum 50igsten. Gruß Ben.“ las er in Gedanken. „An deinem Gesicht erkenne ich, dass es eine gute Nachricht ist.“ Semir nickte. „Ja, eine Nachricht von dem Vorgänger deines Vorgängers. Er gratuliert mir zu meinem Geburtstag.“ „Der war doch gestern!“ meinte Paul. „Ja, aber er ist in Amerika und nicht nur da, sondern auch bei Ben laufen die Uhren anders.“ grinste Semir breit. Paul sah auf die Uhr. „So, wir müssen. Soll ich heute fahren?“ Er grinst leicht, denn er wusste genau, das Semir niemals jemanden mit seinen BMW fahren lassen würde und damit lag er goldrichtig. „Hast du Angst mit mir zu fahren?“ wollte Semir nun wissen, doch Paul schüttelte heftig den Kopf. Gerade als sie einsteigen wollten, klingelte Semirs Handy erneut. Diesmal war es Hartmut, der anrief. „Einstein! Was gibt es?“ „Ich habe dich gestern vergessen. Alles Gute nachträglich. Ich hoffe du bist mir nicht böse.“ hörte er die Stimme des Technikers. „Danke Hartmut. Nein, ich bin dir nicht böse. Gibt es was für uns?“ Er sah kurz zu Paul. „Nein, ich wollte dir einfach nur gratulieren. Mensch, ein halbes Jahrhundert. Fühlst du dich jetzt sehr alt?“ hörte Semir den Techniker fragen. „Nein, nicht älter als vorgestern.“ lachte er und beendete das Gespräch. Nachdenklich wandte er sich an Paul. „Wieso glauben alle, dass es etwas Besonderes ist, wenn man 50 wird?“ „Frag mich nicht, Ich bin noch keine 50.“ grinste er breit. „Okay, dann frag ich dich, wenn du es bist.“ lachte Semir. Sie fuhren zur PAST und machten sich für den Dienst bereit.

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  • Jenny Dorn betrat die PAST und sah ihren neuen Partner Thilo Sandberg bereits am Schreibtisch sitzen. „Guten Morgen!“ sagte sie und er zuckte zusammen. Schnell zog er einen Stick ab und Jenny sah ihn erstaunt an. „Was ist denn da drauf?“ wollte sie wissen und wies auf den Stick. Thilo lächelte nervös. „Ach, das ist gar nichts. Ich habe da nur meine Berichte drauf und will sie heute Abend zuhause bearbeiten.“ Jenny nickte. „Okay, bist du zu neuen Schandtaten bereit?“ Thilo sah sie an. „Ja sicher. Was steht denn heute an?“ Jenny sah auf den Dienstplan. „Oh, erst einmal einen frischen Kaffee und dann werden wir unsere Radarkontrolle von gestern fortsetzen“ Sie ging in die Küche und kam nur wenig später mit einem Becher dampfenden Kaffee wieder zurück. „Bist du bereit?“ Thilo lächelte leicht. „Hast du dir den Kaffee geholt, um ihn später kalt zu trinken?“ stellte er die Gegenfrage. „Nein, den nehme ich gleich mit. Du fährst. Wir sind heute auf der A3.“ gab sie bekannt. Thilo nickte und sah sie an. „Na super, ich dachte echt, dass wir auch mal anderes machen als diese 08/15-Aufgaben.“ Jenny stöhnte leise auf. „Nur keine Sorge, manchmal kommt es schon zu anderen Einsätzen, aber im Augenblick eben nicht.“ stellte sie klar. Thilo steckte den Stick in seine Tasche und verließ mit Jenny die PAST. Auf der A3 stellten sie die Radarfalle an einer Haltebucht auf und warteten auf die ersten Verkehrssünder. Den Ersten, den sie rauswinkten, war ein Wohnmobil, welcher mit 140 Sachen unterwegs war. Thilo konfrontierte den Fahrer mit den Vergehen.



    Semir und Paul waren ebenfalls unterwegs und fuhren ihre Strecken ab. Auch heute schien alles ruhig, doch das änderte sich, als ein metallicbrauner Maserati an ihnen vorbei raste. „Sag mal spinnt der?!“ stieß Paul aus, der heute mal als Beifahrer fungierte. „Na, den werden wir uns jetzt mal holen und nach dem Verstand fragen. Schalte mal unsere Musikanlage ein!“ bat Semir ihn und gab Gas. „Cobra 11 an Zentrale! Wir verfolgen einen braunen Maserati mit dem amtlichen Kennzeichen: BM – GV 3412 auf der A1! Derzeit sind wir in Höhe Knappsack! Wir brauchen Unterstützung!“ schrie Paul regelrecht ins Mikro. Der Maserati war sehr schnell und überholte in riskanten Manövern die unbeteiligten Autofahrer. Der eine oder Andere verlor die Kontrolle und geriet mit seinem Wagen ins Schleudern und einige der Fahrzeuge stießen heftig zusammen. Doch der Raser raste unbeirrt weiter und hupte auch noch provozierend. Semir kam an den zum Teil querstehenden Fahrzeugen nur mit riskanten Lenkmanövern vorbei. Doch plötzlich legte sich ein LKW vor ihnen auf die Autobahn, da der Fahrer des Maserati den Fahrer des LKWs in arge Bedrängnis brachte und dieser keine andere Möglichkeit hatte, als durch eine harte Lenkbewegung den Wagen zu stoppen. Doch damit brachte er die Balance seines LKW-Gespanns durcheinander und legte sich quer über die ganze Fahrbahn. Bremsen kreischten und auch Semir musste bremsen. Nur wenig später stand er in einer Masse von Fahrzeugen und konnte weder vor noch zurück. „Cobra 11 für Zentrale! Das von euch genannte Kennzeichen existiert nicht.“ Semir und Paul sahen sich an.

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  • Semir fluchte verhalten und sah ein, dass er nicht viel machen konnte. Als die Fahrbahn wieder soweit frei war, fuhr er mit Paul zurück zur PAST. Als sie diese betraten, wandte sich der Hauptkommissar direkt an die Sekretärin. „Susanne! Ich will wissen, wie viele Maseratis in Köln und Umgebung zugelassen sind! Der Wagen, der uns heute entwischt ist, war goldfarben…“ fauchte er sie an. „Braunmetallic.“ korrigierte Paul. „Nein, der war Gold!“ „Er war braun. Metallicbraun mit einem leichten goldenen Touch.“ Susanne sah von einem zum anderen. „Dann suche ich euch die Goldbraunen raus. Ihr könnt euch dann entscheiden.“ lächelte sie. In diesem Augenblick kamen auch Thilo und Jenny wieder in die PAST. „Ihr werdet uns unter die Arme greifen!“ legte Semir fest. „Hallo Semir, ich wünsche dir auch einen schönen Tag.“ gab Jenny lächelnd von sich. Semir nickte. „Danke … also es geht um einen Maserati, der uns heute überholt und ein Chaos auf der Autobahn angerichtet hat. Es war ein Unfall mit fast 30 Fahrzeugen, aber zum Glück nur Sachschaden. Das Kennzeichen was der Wagen trug, war falsch. Es ist nicht in unserer Datei, dennoch vermute ich, dass der Fahrer aus Köln oder Umgebung ist.“ erklärte er weiter. Jenny nickte. „Das ist ja auch nicht besonders groß.“ warf sie ein. „Der Maserati war Gold, oder Metallicbraun mit goldenen Touch.“ ging es bei Semir weiter. Jenny sah kurz zu Thilo. „Siehst du, ich sagte ja, manchmal haben wir auch nicht die normalen Fälle. Machen wir uns an die Arbeit.“ Der neue Kollege sah sie an und nickte. „Klingt spannend.“ gab er zu. Er bekam von Susanne eine Liste in die Hand gedrückt und setzte sich an seinen Schreibtisch. „Was mache ich jetzt damit?“ wandte er sich an Jenny. „Ganz einfach. Wir suchen uns jetzt die in Frage kommenden Fahrzeuge raus und klappern die Besitzer ab.“ erklärte sie geduldig die anstehende Aufgabe.



    Semir ging ins Büro und kaum saß er an seinem Tisch, vibrierte sein Handy. Wieder war eine SMS eingegangen. Er nahm es und las. „Wir sollten heute Abend gemeinsam anstoßen. Komm zu mir, du weißt wo ich bin. Aber allein! Gruß Tom.“ Semir las noch einmal und schüttelte den Kopf. Ohne zu antworten legte er das Handy weg. Paul trat ein und stellte ihm einen frischen Kaffee auf den Tisch. „Hier, damit deine Nerven wieder zu Ruhe kommen.“ Semir sah ihn an. Paul Blick fiel auf das Handy und er las die Nachricht, die noch immer offen war. „Oh, heute eine Verabredung?“ grinste er. Doch Semir erwiderte das Grinsen nicht. „Kann man so sagen. Allerdings wird die Party ohne mich stattfinden. Ich gehe nicht zu einer Verabredung mit einem Toten.“ erklärte er stattdessen. Paul setzte sich. „War es wieder dieser Tom?“ hakte er nach. Semir atmete tief durch und nickte. „Paul, bisher habe ich mich immer für einen sehr rationalen Menschen gehalten. Aber im Augenblick glaube ich an Geister. Ich weiß, dass es nicht Tom sein kann, der mir diese Nachrichten sendet, denn der ist tot. Aber wer macht das dann? Dieser jemand kennt mich und er kennt Tom, da bin ich mir sicher. Ich werde ihm nicht antworten, denn ich hoffe so, dem Spuk ein Ende bereiten zu können.“ Paul hörte, dass Semir sehr verzweifelt war, da er seinen Gegner nicht kannte. „Du könntest dein Handy aber auch mal überprüfen lassen. Ich meine, es ist dir doch unangenehm und wenn Hartmut den Absender bestimmen kann, dann können wir dem Spuk ein Ende setzen.“ schlug er vor. Semir sah ihn an. „Ja, das werde ich auch tun. Aber vielleicht hört er oder sie ja doch auf.“ Paul nickte. Er sah durch das Fenster in das Großraumbüro und beobachtete Jenny, die gerade mit Thilo am Schreibtisch war. Um Semir abzulenken, wies er mit dem Kopf zum Fenster. Sein Partner sah hin. „Scheinbar verstehen sich Jenny und Thilo gut. Ich meine, die Arbeit scheint zu funktionieren.“ Semir lächelte. „Ich würde es mir für Jenny wünschen. Sie braucht einen Partner, wenn sie raus will. Du weißt ja, wie Krüger tickt. Jenny hat was Anders verdient, als nur im Büro zu sitzen und als Springerin zu fungieren. Sie ist eine sehr gute Polizistin und kann Thilo sicher einiges beibringen.“ Wieder vibrierte das Handy. Semir nahm es und las die nächste Nachricht. „Bitte antworte mir, Tom“ las er laut vor. Paul sah ihn erstaunt an.

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  • Semir wurde wütend. „Das ist jetzt echt eine Spur zu weit! Ich muss wissen, was derjenige von mir will! Niemand verarscht mich mit einem toten Freund. Niemand! fauchte er. „Dann antworte dem Absender doch mal. Vielleicht erfahren wir, wer es ist.“ schlug Paul nun vor. Semir sah ihn an. „Was soll ich denn schreiben?“ fragte er und drückte dann auf „Antworten“. „Okay, wo wollen wir uns treffen?“ diktierte Paul ihm. Semir schrieb und sendete die Nachricht ab und wartete gespannt auf die Antwort, die lange auf sich warten ließ. Auch nach einer Stunde kam keine Antwort. „Funktioniert wohl doch nicht. Meinst du Hartmut kann anhand der alten Nachrichten den Absender orten?“ Semir sah Paul fragend an. Dieser schnappte seine Jacke. „Fragen wir ihn!“ Semir nickte und folgte seinem Partner. Er wollte diesen Absender ausfindig machen und nach dem Verstand fragen. Nur wenig später waren sie in der KTU, wo Hartmut sie unter einem Unfallwagen begrüßte. „Hey, was gibt es?“ wollte er wissen. „Hast du mal kurz Zeit für uns?“ bat Paul. „Ja sicher. Warte, ich mache das hier nur mal eben fertig.“ Nur wenig später stand Hartmut mit verschmierten Fingern vor ihnen. „Also, was kann ich gegen euch tun?“ Semir reichte ihm wortlos sein Handy. „Das ist dein Handy.“ stellte der Techniker sachlich fest. „Ganz genau und ich will wissen, wer mir diese Nachrichten geschickt hat. Ich kenne den Absender nämlich nicht.“ Hartmut nickte. „Gut, gib her! Ich werde es mir mal ansehen. Willst du warten?“ Semir sah kurz zu Paul und dieser zog die Schultern hoch. „Wir warten. Wie lange brauchst du denn?“ „Nun, ich muss erst einmal die Nummer in mein Programm eingeben, dann kann ich dir den Besitzer der Nummer nennen, wenn es nicht gerade eine Prepaidnummer sind. In dem Fall kann ich dir lediglich den Standort nennen. Also zehn Minuten.“ rechnete Hartmut aus.



    Es dauerte ganze 15 Minuten bis der PC die Daten hatte. Hartmut sah sich das Ergebnis an. „Also die Nummer ist leider eine Prepaidnummer. Die kann man nicht 100%ig zurückverfolgen. Aber da es noch aktiv ist habe ich die Funkwabe ermittelt und die ist genau hier.“ Er ließ sich via Google Maps eine Karte anzeigen und zog einen unsichtbaren Kreis am Monitor. Semir und Paul sahen sich das an. „Das ist doch Zollstock!“ stieß Semir aus. Hartmut sah hin und nickte. „Ja genau. Köln-Zollstock“ Semir holte tief Luft. „Da ist auch der Friedhof oder?“ Er sah Hartmut fragend an. Dieser sah noch einmal auf die Karte. „Ja, stimmt genau.“ „Danke…“ murmelte Semir. Paul sah zu ihm und dann zu Hartmut. „Bist du dir ganz sicher, dass es die richtige Wabe ist?“ Hartmut nickte und wies auf Semir, der ein paar Schritte in Richtung Tür ging. „Was ist denn mit ihm?“ Paul sah zu seinem Partner. „Er bekommt seit gestern Nachrichten von einem Toten.“ erklärte er und ging zu Semir, der schon fast den Ausgang erreicht hatte. Doch plötzlich blieb er stehen und sah auf sein Handy, das gerade klingelte. Irritiert sah er zu Hartmut. „Komm her! Ich zapfe es an und orte dann den genauen Standort!“ raunte er ihm zu. Semir tat es. Nach wenigen Handgriffen war der Techniker soweit. „Okay, geh ran, sonst legt er noch auf.“ Semir drückte den Annahmeknopf und meldete sich mit einem unsicheren „Hallo?“ „Na, du warst aber auch schon mal schneller am Telefon. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da bist du mit dem Ding schlafen gegangen.“ lachte der Anrufer und Semir schluckte. Die Stimme, die dort zu ihm sprach, kannte er genau. „Wer ist da?“ fragte er trotzdem. „Semir, das darf doch nicht wahr sein. Willst du mir sagen, dass du mich nicht erkennst?“ tadelte der Anrufer ihn. Semir atmete tief durch. „Doch, die Stimme kenne ich sehr gut. Aber ich weiß, dass der Besitzer davon tot ist. Er starb in meinen Armen, also lassen Sie diese verdammten Anrufe!“ Semir beendete das Gespräch und sah Hartmut an.

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  • Hartmut stutzte, als er die Stimme hörte. „Diese Stimme. Also ich will ja nichts beschwören, aber das hörte sich nach Tom an. Ich habe ihn doch erkannt.“ stieß er aus. Semir bestätigte dies mit einem Nicken. „Tom? Du meinst diesen Tom Kranich?“ hakte auch Paul nach. „Der Stimme nach ja, aber er ist tot! Er kann es nicht gewesen sein! Er starb in meinen Armen. Er kann mich nicht mehr anrufen! Er kann es nicht!“ Semir hörte sich ein wenig verzweifelt an. Paul sah zu Hartmut. „Und? Hast du was geortet?“ Der Techniker sah auf den Monitor und lächelte leicht. „Ja, der Anrufer hat aus der gleichen Wabe angerufen. Diesmal kann ich euch den Standort sogar sehr genau sagen. Der Friedhof in Köln-Zollstock.“ Paul atmete tief durch. „Wo liegt denn dein alter Partner?“ Er sah Semir an. „Friedhof Köln-Zollstock…Flur 81A, Grabnummer 81/114.“ gab Semir tonlos von sich. Er verließ die Halle und Paul sah kurz zu Hartmut. „Der ist ganz schön down.“ meinte der Techniker. „Das ist ja auch ein verdammt mieser Vorgang. Ich habe ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen.“ Harmut nickte. „Und was willst du dagegen tun?“ „Ich werde mit ihm zum Friedhof fahren und mich umsehen. Bis später Hartmut!“ Paul machte, dass er zu Semir kam, bevor sein Partner eine Dummheit begann. Als er draußen war, sah er Semir gegen seinem BMW lehnen. Er berührte ihn nur an der Schulter und sofort fuhr Semir herum. „Das ist jetzt wirklich mehr als nur ein Scherz. Was hältst du davon, wenn wir uns am Friedhof umsehen?“ wollte Paul wissen. Sein Partner nickte leicht. „Eine gute Idee. Mir ist nämlich gar nicht wohl bei dem Gedanken von einem Toten gestalkt zu werden.“ „Gut, dann ab und ich fahre! Du bist mir etwas durch den Wind.“ legte Paul fest und setzte sich ans Lenkrad. Semir gab keine Widerworte. Nur eine halbe Stunde später standen sie vor dem Eingang zum Friedhof.




    Mit einem mulmigen Gefühl stieg Semir aus und ging dann zögerlich mit Paul auf den Friedhof. Vor dem Grab von Tom Kranich blieben sie stehen. Semir sah Paul an. „Hier liegt Tom.“ erklärte er leise. Er hockte sich vor das Grab hin und zog ein verdorbenes Blatt von dem kleinen Baum, der das Grab zierte. Paul sah sich aufmerksam um. „Das heißt, dass der Anrufer, der dich terrorisiert, dich und deinen Partner kennt bzw. kannte.“ dachte er laut nach. Semir reckte und räusperte sich. „Ich zermartere mir auch das Gehirn, wer da in Frage kommt und mir fällt nicht nur einer ein.“ Er sah auf das Grab und atmete tief durch. Paul zog ihn ein Stück weg. „Semir, hör auf dir Vorwürfe zu machen! Nachdem, was du mir über die Sache erzählt hast, konntest du es nicht ändern! Du warst doch nicht da!“ „Ja, das weiß ich doch, aber mein Gefühl sagt mir etwas Anderes. Ich hätte da sein müssen! Ich hätte es einfach!“ Seine Stimme veränderte sich und Paul hörte es. „Hatte Tom Familie? Vielleicht gibt es dort jemanden, der dir etwas will.“ Semir schüttelte den Kopf. „Nein. Tom hatte nur mich.“ Paul sah ihn an. „Du musst dir überhaupt keine Schuld geben. Okay, um das zu beenden, könnten wir dich unter Polizeischutz stellen. Was das heißt, weißt du ja.“ Semir nickte leicht. „Das heißt, dass ich in einem Gefängnis sitze und nichts tun kann. Ich bitte dich, von dieser Sache muss niemand erfahren.“ Ein Knacken ließ ihn zusammenzucken und er drehte sich um seine eigene Achse. „Was ist?“ wollte Paul wissen, der dies scheinbar nicht gehört hatte. „Hast du das nicht gehört? Irgendwer scheint sich zu verstecken. Ich habe es knacken gehört.“ Wieder lauschte Semir, doch jetzt war alles ruhig. Auch Paul horchte. „Also ich höre nichts.“ meinte er. „Jetzt ist es auch ruhig. Lass uns zurück zur PAST fahren.“ bat Semir.

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  • Während Semir und Paul wieder zum Fahrzeug gingen, suchten Thilo und Jenny den nächsten Besitzer eines braunen Maseratis auf. „Guten Tag, Dorn, Autobahnpolizei. Das ist mein Kollege Sandberg. Wir sind wegen dem Maserati hier.“ erklärte Jenny, als eine ca. 35jährige Frau die Tür öffnete. „Warum denn?“ kam die etwas irritierte Frage. „Wir haben heute auf der Autobahn einen Unfall verzeichnet. Leider ist der Unfallverursacher mit seinem Fahrzeug, eben ein brauner Maserati, geflohen.“ Die Frau nickte. „Nun, dann war es nicht meiner. Er steht nämlich in der Garage und wird gerade überholt. Der Motor ist vor vier Wochen einfach rausgefallen und ohne so einem Motor fährt auch ein Maserati nicht.“ Sie lächelte leicht. Jenny nickte. „Könnten wir uns das Fahrzeug trotzdem ansehen?“ bat sie. „Ja natürlich. Die Garage ist direkt um die Ecke. Ich hole nur den Schlüssel.“ Fünf Minuten später standen die beiden Polizisten vor dem Wagen. Thilo überprüfte die Geschichte und öffnete die Motorhaube. „Hier fehlt wirklich der Motor.“ sagte er. Jenny nickte enttäuscht. „Danke.“ Sie stiegen wieder in ihr Auto und fuhren zur nächsten Adresse. „Das ist echt eine bescheuerte Aufgabe.“ maulte Thilo. Jenny sah ihn an. „Ja, ich mag solche Aufgaben auch nicht, aber sie gehören nun mal dazu. Auf zum nächsten!“ befahl sie freundlich und Thilo, der heute fuhr, startete den Wagen. Doch auch bei dem nächsten Besitzer wurden sie enttäuscht. So ging es einige Male. „Noch einen.“ stöhnte Jenny. „Das wird aber auch Zeit! Wir haben 8 Fahrzeuge überprüft und bisher waren alle negativ.“ maulte Thilo. „Cobra 7 für Zentrale!“ rief die Kollegin über Funk. „Cobra 7 hört!“ meldete sich Jenny. „Jenny, am Rastplatz bei Kilometer 47,5 an der A1 wurde ein ausgebranntes Fahrzeug gemeldet. Nach Angaben der Feuerwehr ist es ein Maserati.“ kam über Funk. „Scheiße!“ fauchte Jenny. Mit Blaulicht und Sirene ging es auf die Autobahn. Als sie am Fundort ankamen, war der Wagen bereits gelöscht. Vom Fahrzeug war nur noch die Karosserie übrig.



    Der Tag ging zu Ende, ohne das die Ermittlungen vorankam. Semir und Paul wurden, als sie in der PAST ankamen, mit dem Fund des ausgebrannten Wagens konfrontiert. „Tja, damit können wir die Sache mit dem Auto vergessen. Man konnte noch ein paar Fragmente des Kennzeichens erkennen. Es war der Wagen, den wir verfolgt haben. Allerdings konnten keine Hinweise auf den Fahrer gewonnen werden. Wir stehen nach wie vor am Anfang.“ stöhnte Semir und legte den Stift auf den Tisch. „Für heute war es das dann. Ich werde jetzt mit Dana noch ein schönes Abendessen haben und dann wohl zeitig ins Bett gehen.“ hängte er an. Paul nickte. „Ja, das kann ich verstehen. Ich werde mir eine Pizza von Enrico gönnen und dann auch zeitig ins Bett. Soll ich dich morgenfrüh abholen?“ Semir schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Noch fährt mein Dienstwagen ja.“ Paul lachte auf. „Genau, das ist auch schon ein wahres Wunder. Der Wagen war seit fünf Tagen nicht mehr in der Werkstatt gewesen. Nicht das die Jungs da Sehnsucht bekommen.“ Semir legte ein gequältes Lächeln auf. „Ganz sicher nicht. So, ich wünsche dir einen schönen Abend. Bis morgen.“Semir erhob sich und verließ die PAST. Er fuhr gerade an, als sein Handy erneut vibrierte. „Hallo?“ meldete er sich per Freisprechanlage. „Semir, ich muss dich unbedingt sprechen. Bitte komm zum Friedhof an mein Grab. Bitte, es ist sehr wichtig.“ Semir stutze. „Wer ist denn da?“ hakte er nach, obwohl er die Stimme erkannt hatte. „Bitte, ich habe keine Zeit für Scherze. Es ist wirklich sehr wichtig!“ bettelte der Mann am anderen Ende. „Was wollen Sie von mir? Wer sind Sie? Sie sind nicht Tom, denn der ist tot. Also wer sind Sie?“ Der Mann am anderen Ende atmete tief durch. „Bitte Semir. Ich bin es. Ich bin Tom Kranich und ich muss dringend mit dir sprechen. Ich brauche deine Hilfe! Aber sprich mit niemanden darüber, dass wir uns sehen. Bitte komm allein, es geht um mein Leben!“

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  • Semir fuhr nach dem Telefonat tatsächlich zum Friedhof. Vor dem Tor stieg er mit einem mulmigen Gefühl aus. Vielleicht sollte er Paul doch darüber informieren, doch er hörte noch wie Tom sagte, dass es wichtig war, allein zu kommen. Vielleicht bekam er so heraus, wer sein unbekannter Feind war und er konnte diesen Spuk ein Ende bereiten. Ihm war ganz klar, dass es nicht Tom gewesen sein konnte, mit dem er telefoniert hatte, denn er war kein Träumer. Tote konnten nicht telefonieren, aber der Kerl wusste eine Menge über das, was er mit Tom erlebt hatte. Seine Erinnerung holte ihn ein. Wieder sah er sich im strömenden Regen auf dem nassen Boden des Kinderheimes, genauer gesagt auf dem Hof davon, sitzen. Tom lag mit dem Kopf auf seinem Schoß und sah ihn ein letztes Mal an. „Wer passt denn jetzt auf dich auf?“ hallte die letzten Worte von Tom in der Erinnerung. Semir atmete tief durch und betrat das Grundstück. Vor dem Grab blieb er stehen und drehte sich um seine eigene Achse. „Tom?!“ rief er. Nichts. „Tom, ich bin es! Wo bist du?“ versuchte er erneut. „Ich bin hier…“ kam eine Stimme, dessen Besitzer sich hinter Semir befand. Sofort drehte er sich um und sah tatsächlich Tom Kranich vor sich stehen. Seine Knie wurden weich, Übelkeit stieg auf. „Wie… wie ist das möglich?“ fragte Semir und ging unbewusst ein Schritt nach hinten. „Semir, ich… ich durfte es dir nicht sagen, aber mein Tod war ein Fake.“ erklärte Tom. Semir schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Du bist in meinen Armen gestorben! Das war kein Fake! Wer sind Sie?“ Tom Kranich oder besser die Person, die sich für ihn ausgab, senkte den Kopf und trat einen Schritt auf Semir zu. Dieser zog blitzschnell die Waffe. Sofort hob „Tom Kranich“ die Hände und sah ihn eindringlich an. „Hey, was soll das denn? Ich bin es wirklich! Ich bin dein Freund!“ versuchte der Mann. „Mein Freund starb vor vielen Jahren! Er wurde von einem brutalen Menschenhändler erschossen! Er starb in meinen Armen!“ Semir schrie die Worte verzweifelt heraus. Er wusste nicht, was er glauben sollte. Verdammt wenn Paul hier wäre, dann könnte er ihn unterstützen.




    „Du glaubst mir nicht?“ Semir schüttelte den Kopf. Er sah sich den Mann sehr aufmerksam an. Es war eindeutig Tom Kranich. Sein Freund, der in seinen Armen starb. „Ich kann es nicht glauben. Da müssen schon mehr Beweise her.“ Der Fremde senkte den Kopf. „Okay, wie soll ich es dir beweisen? Ich kann dir diverse Geschichten erzählen. Unser gemeinsamer Angelurlaub oder unsere gemeinsamen Gefängnis-aufenthalte. Was willst du hören?“ Semir dachte kurz nach und zog dann einen Kugelschreiber und ein Stück Papier hervor. „Sie haben sich gut darauf vorbereitet. Ich bin mir sicher, dass Sie alles über Tom und mich wissen. Schreiben Sie Ihren Namen und Ihr Geburtsdatum auf!“ forderte er. Er hielt beides Tom Kranich hin. Dieser nahm es mit seiner rechten Hand und hielt den Kugelschreiber mit Links. Tom Kranich war Linkshänder. Das konnte doch kein Trick sein. Oder doch? Aber irgendwas stimmte nicht. Irgendwas war hier nicht richtig. Er vergrößerte den Abstand und spannte den Hahn. „Okay, Sie haben sich perfekt vorbereitet. Ich will jetzt wissen, wer Sie sind. Sie sind nicht Tom! Was wollen Sie?“ Wieder sah der Mann ihn an. Er lachte leise und Semir hörte ein Geräusch hinter sich. Sofort wollte er sich umdrehen, doch bevor er es schaffte, bekam er einen Schlag ins Genick. Er ging zu Boden und seine Waffe fiel seitlich von ihm. Dennoch verlor er nicht das Bewusstsein. Aber er war wie paralysiert. Seine Glieder gehorchten seinem Willen nicht. Wie durch Nebel sah er, dass der Mann, der sich als Tom Kranich ausgegeben hatte, über sich beugen. „Alles Gute nachträglich zum Geburtstag, mein Freund. Du wirst schon bald erfahren, was es heißt mich als Feind zu haben.“ versprach der Mann und nur wenig später kam ein zweiter Schlag. Semir stöhnte auf und versank in der Dunkelheit.

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  • Dana sah auf die Uhr. Es war schon sieben durch und ihr Vater war immer noch nicht da. Dabei hatte er versprochen, pünktlich Feierabend zu machen und mit ihr zu Abend zu essen. Sie hatte sich Mühe gemacht und ein original türkisches Essen gezaubert, von dem sie selbst sehr überrascht war, dass es tatsächlich schmeckte. Nachdem sie eine weitere halbe Stunde gewartet hatte, wählte sie noch einmal das Handy von ihrem Vater an, doch der meldete sich nach wie vor nicht. Nach weiteren Versuchen gab sie auf und rief Paul an. „Ja?“ hörte sie ihn fragen. „Paul, wann kommt Papa nach Hause? Ich habe schon gekocht und warte auf ihn.“ erklärte sie. „Dana, wie meinst du das?Wir haben heute um fünf Feierabend gemacht und er ist noch vor mir gefahren. Er müsste längst zuhause sein!“ stieß der Dienstpartner ihres Vaters aus. „Aber er ist nicht da. Er geht auch nicht an sein Handy, das habe ich schon mehrfach versucht.“ Sie hörte wie Paul durchatmete. „Okay, mach dir keine Sorgen. Ich werde mal nachhorchen, wo sein Dienstwagen steht und ihn dann den Kopf waschen.“ versprach er. Dana nickte, obwohl Paul es ja nicht sehen konnte. Sie war erleichtert, dass der Partner von ihrem Vater ihr Anliegen ernst nahm. „Danke Paul. Sagst du mir dann bitte Bescheid?“ „Klar, mach ich.“ Sie hörte wie Paul auflegte und setzte sich ins Wohnzimmer. Wieder sah sie auf die Uhr und sie überlegte, ob sie Andrea informieren sollte, doch dann entschied sie sich dagegen. Paul wusste Bescheid und der würde, da war sie sich sicher, ihren Vater schon finden. Sie schaltete den Fernseher ein und harrte der Dinge. Während sie auf den Rückruf von Paul wartete, ging sie in die Küche und stellte das bereits auf dem Tisch angerichtete Abendessen wieder weg. Wenn ihr Vater kam konnte sie es aufwärmen und es würde dann auch noch gut schmecken.



    Paul rief im Büro an und bat die Kollegen der Spätschicht den Dienstwagen von Semir zu orten. Nach einigen Minuten kam das Ergebnis und es überraschte ihn sehr. Der Wagen von Semir sollte vor seiner Haustür stehen. Er beendete das Gespräch und wollte gerade zur Tür, als es klopfte. Er öffnete und sah in das schmerzverzerrte Gesicht seines Partners. „Sag mal, was machst du hier? Dana macht sich große Sorgen, weil du noch nicht zuhause bist!“ Semir sah ihn mit einem gequälten Lächeln an. „Ich habe mit Tom gesprochen.“ gab er zu. „Mit Tom? Mit deinem ehemaligen Partner?“ Semir nickte. Seine Hand ging zum Nacken und er stöhnte leise auf. „Ja, er hat sich als ihn ausgegeben, aber er war es nicht.“ Paul verdrehte die Augen. „Wer hätte das gedacht. Was wollte er von dir und warum hast du mich nicht informiert? Verdammt noch mal, der hätte dich abknallen können! Nenne mir einen Grund, weshalb ich nichts davon wusste! Und komm mir jetzt nicht mit…er hat mich darum gebeten! Das ist nämlich ein Grund, den ich absolut nicht hören will! Was hast du dir dabei gedacht?“ Paul war wütend und das konnte Semir auch sehr gut heraushören. Er sah ihn entschuldigend an. „Paul, er bat mich allein zu kommen und mit niemanden darüber zu sprechen. Ich weiß, dass es ein Fehler war. Aber es ist nun mal passiert. Ich wollte ein Beweis von ihm haben und gab ihm Papier und Stift. Er schrieb seinen Namen auf. Er schrieb es mit links. Tom war Linkshänder. Der Kerl ist perfekt. Er weiß alles von mir und Tom und er ist wie Tom. Er sieht so aus und…“ Paul hob die Hand und bremste seinen Partner. „Semir, du selbst hast mir gesagt, das Tom in deinen Armen gestorben ist. Er hätte es also eh nicht sein können. Du denkst doch sonst so rational! Hat er gesagt, was er von dir will?“ Sein Partner rieb sich erneut mit der Hand über den Nacken. „Er hat mir nur gesagt, dass ich bald erfahren werde, was es heißt, ihn als Feind zu haben.“ Paul nicke nachdenklich. „Und hast du einen Verdacht?“ Semir schüttelte den Kopf und verzog sein Gesicht. „Gut, das ist genug. Morgen werden wir die Krüger einweihen und dann werden wir uns mal deine Akten vornehmen. Der Täter muss darunter zu finden sein! Aber jetzt fahren wir zu Dana. Sie wartet schon auf dich! Und damit du nicht noch einen Alleingang machst, werde ich bei dir bleiben!“

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  • Am nächsten Morgen fuhren Paul und Semir gemeinsam zur PAST und klopften an Kim Krügers Tür. „Ja bitte!“ Semir öffnete die Tür. „Chefin, haben Sie einen Augenblick Zeit?“ Kim Krüger sah ihn an. „Was gibt es?“ wollte sie wissen und bot den beiden Männern den Platz an. Semir fing an zu erzählen und ließ auch den Schwimmer nicht weg, den er geschenkt bekommen hatte. Kim hörte schweigend zu. „Und wen vermuten Sie dahinter?“ Der Hauptkommissar zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Paul und ich wollen uns die Akten vornehmen. Also die Akten von meinen Fällen. Ich denke, da ist der Täter zu finden.“ Kim dachte kurz nach. „Dann tun Sie das und in der Zwischenzeit seien Sie bitte vorsichtig. Paul wird auf Sie aufpassen. Haben Sie eine Ahnung, was der Unbekannte von Ihnen will? Ist Ihre Familie in Gefahr?“ Semir schüttelte den Kopf. „Bisher nicht. Er zeigt sich nicht wirklich. Und ich denke auch das der Mann, der sich als Tom Kranich ausgab, eine Maske trug oder aber sich einer Operation unterzogen hat.“ Kim sah von Semir zu Paul und wieder zu Semir. „Und Ihnen fällt wirklich niemand ein, der so wütend auf Sie ist? Ich denke nicht, dass es nur böse Scherze sind.“ Semir rutschte auf seinem Stuhl nervös hin und her. „Das denke ich auch nicht. Und nein, ich wüsste niemanden, der sich auf so eine makabere Art in Erinnerung bringen will. Ich denke eher, dass mich dieser Jemand in Angst versetzen will und das gefällt mir überhaupt nicht.“ Er stand auf und ging zur Tür. „Was haben Sie denn nun vor?“ hakte Kim nach. „Wie schon gesagt, wir werden uns die alten Fälle vornehmen. Derzeit haben wir keine Fälle zu bearbeiten und können die Zeit neben unseren Streifenfahrten nutzen, die Akten zu sichten.“ Kim lächelte leicht. „Nein! Sie werden sich nur die Akten vornehmen. Ihre Streife kann Dorn und Sandberg fahren!“ Semir und Paul wechselten einen Blick. „Aber Frau Krüger…!“ fing Semir an. „Nein! Sie werden nicht auf Streife fahren. Ihr unbekannter Gegner wird sich garantiert nicht hier her verlaufen. Sie haben Ruhe und können sich auf die Personen konzentrieren, die in Frage kommen. Wenn Sie auf Streife sind, ist es zu gefährlich!“ Kims Stimme hörte sich sehr entschlossen an und so nickte Semir einfach nur. Sie gingen in ihr Büro. Dort warf Semir seinen PC an und suchte sich seine Fälle aus der Vergangenheit heraus. Gemeinsam mit Paul ging er Fall für Fall durch und versuchte den unbekannten Feind zu finden.



    Ayda sprang auf, als die Klingel ertönte und stürmte aus dem Gebäude. Sie musste den Bus bekommen und vor allen einen Sitzplatz. Doch als sie vom Gelände war, hörte sie eine ihr sehr bekannte Stimme hinter sich. „Mensch Ayda, was bist du groß geworden.“ Sie blieb stehen und drehte sich um. Der Mann, der nun vor ihr stand, kannte sie genau. „BEN!! Was machst du denn hier?“ staunte sie. „Na, ich wollte dich abholen. Wollen wir ein Eis essen?“ Ayda überlegte kurz und stimmte dann zu. „Aber ich muss erst Mama anrufen und Bescheid sagen, sonst macht sie sich Sorgen.“ Sie sah den Mann an. „Klar, aber du darfst nicht sagen, dass du mit mir unterwegs bist.“ Ayda stutzte. „Wieso denn nicht?“ hakte sie nach. Der Mann, den sie als Ben Jäger erkannte, dachte kurz nach. „Weil… weil das eine Überraschung für deinen Papa ist.“ erklärte er. Das zehnjährige Mädchen nickte leicht. „Okay, da wird Papa sich aber sehr freuen. Dann sag ich Mama, dass ich mit Luisa unterwegs bin. Das ist nämlich meine beste Freundin.“ lachte sie und zückte ihr Handy. Ben nahm es ihr ab und schaltete es aus. „Das können wir später machen. Lass uns erst einmal fahren.“ bat er. Ayda nahm ihr Handy und steckte es wieder ein. „Eigentlich könnten wir Mama das auch sagen. Wir wohnen ja nicht mehr bei Papa.“ erklärte sie. Der Mann sah sie erstaunt an. „Wie war das?“ fragte er. Ayda lächelte leicht. „Wir sind doch ausgezogen. Mama, Lilly und ich wohnen woanders. Und Papa wohnt mit Dana zusammen.“ berichtete sie. „Wer ist denn Dana? Ist das Papas neue Freundin?“ kam die nächste Frage von ihm. Ayda stöhnte leise auf. „Dana ist eine Zicke. Sie ist immer mies gelaunt und unsere Halbschwester. Sie hat ihre Mutter verloren und Papa hat sie dann bei sich aufgenommen, weil er ihr Papa ist und sie sonst keinen hat. Können wir jetzt?“ Ayda wurde ungeduldig. „Ja sicher!“ lachte er und öffnete die hintere Tür. Ayda stieg ein. „Wir rufen Mama an, wenn wir im Eiscafé sind.“

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  • Nikolas sah das Mädchen grinsend an. Wie unbedacht Kinder doch sein konnten. Er spürte plötzlich ein unbändiges Verlangen und ahnte schon, was nun passierte. Dabei dachte er die ganze Zeit, dass er diesen Drang bekämpft hatte, doch dieses Mädchen ließ es scheinbar wiederaufleben. „Setz dich!“ forderte er und schnallte sie an. „Ben, ich bin schon groß genug. Ich kann das allein!“ „Okay, ich sehe schon, du bist halb erwachsen.“ Ayda Gerkhan lachte auf. Nikolas schloss die hintere Tür und setzte sich ans Steuer. „Was hast du denn in Amerika gemacht? Hast du eine Freundin?“ fragte das Mädchen. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe nach einer Arbeit gesucht.“ erklärte er. Das Mädchen sah ihn ernst an. „Tja, ist wohl wie Papa immer sagt. Wer Musik macht, kann nicht leben.“ Er lachte laut auf. Das Mädchen war verdammt vorlaut, doch es zeigte ihm auch, dass er nicht alles von diesem Ben Jäger wusste. „Nun, das Leben in Amerika ist nicht billig und da reicht das nicht aus, was ich mit meiner Musik verdiene.“ stellte er sofort richtig. Er fuhr in die Stadt und suchte sich ein Eiscafé aus, welches er sehr gut kannte. Davor stellte er seinen Wagen ab und stieg mit dem Mädchen aus. „So, du darfst dir aussuchen, was du haben willst und danach fahre ich dich nach Hause.“ versprach er. Das Mädchen nickte und genoss das von ihrem Patenonkel ausgegebene Eis. Nach einer guten Stunde sah sie ihn an. „Ben, ich muss jetzt wirklich nach Hause. Mama macht sich sonst Sorgen.“ erklärte sie. Nikolas lächelte und nickte. Schon seit einigen Minuten juckte es extrem unter der Maske und auch sein Hals wollte diese schreckliche Stimme von Ben Jäger nicht wirklich mehr hervorbringen. Immer öfter musste er husten. „Dann fahren wir.“ grinste er und dachte sich seinen Teil. Er zahlte das Eis und verschwand dann mit dem Mädchen.



    Andrea sah auf die Uhr. Eigentlich hätte Ayda schon vor einer Stunde zuhause sein sollen, doch sie war es nicht und sie ging nicht an ihr Handy. Nervös ging sie in der Wohnung auf und ab und versuchte immer wieder, Ayda zu erreichen. Nach dem fünften Versuch wählte sie Semir an. „Semir, ich bin es. Ayda ist noch nicht zuhause und das hätte sie eigentlich vor einer Stunde sein sollen. Ich habe versucht sie anzurufen, aber das Handy scheint aus zu sein.“ Sie rieb sich über die Stirn und sah immer wieder aus dem Fenster. „Nun bleib mal ganz ruhig. Hast du ihre Freundin angerufen? Oder in der Schule? Vielleicht hat sie den Bus verpasst.“ mutmaßte ihr Exmann. „In der Schule sagte man mir, dass sie pünktlich raus ist. Luisa rufe ich gleich noch an. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich was weiß.“ Sie beendete das Gespräch und wählte Luisa an. „Hallo Diana, ich bin es, Andrea. Sag mal, ist Ayda bei euch?“ – „Nicht?“ --- „Aber Luisa ist zuhause?“ --- „okay, danke.“ --- „Nein, sie ist nicht zuhause. Kannst du Luisa mal fragen, ob Ayda was gesagt hat?“ --- „Ja, ich warte“ Andera wartete und hörte plötzlich einen Schlüssel in der Tür. Sie ging auf den Flur und sah, dass Ayda reinkam. Andrea sah ihre Tochter ernst an. „Danke. Sie ist gerade angekommen.“ gab sie am Telefon durch und beendete das Gespräch. „Hi Mama…“ meinte Ayda nur und wollte die Treppe hoch. „Ayda, wo kommst du jetzt her?“ Ihre Tochter sah sie erschrocken an. „Ich… war mit Ben Eis essen.“ Andrea stutzte. „Mit Ben? Welchen Ben?“ hakte sie nach. „Na mit Ben Jäger, Papas Freund. Er will Papa besuchen und ich finde das toll. Papa hatte doch gestern Geburtstag.“ gab Ayda von sich. Andrea sah ihre Tochter ernst an. „Und wo ist Ben jetzt?“ Ayda zog die Schultern hoch. „Der ist wieder weg.“ gab sie lapidar von sich und wollte in ihr Zimmer gehen. „Ayda! Warum hast du mich nicht angerufen?“ Ihre Tochter drehte sich zu ihr um. „Ich wollte doch, aber Ben hat gesagt, ich kann das später machen. Mama, ich …“ versuchte Ayda zu erklären. „Ayda, das wirst du nicht noch einmal machen, hast du mich verstanden? Das wird nicht noch einmal vorkommen! Du hast mich darüber zu informieren, wenn du dich verspätest. Ich habe mir Sorgen gemacht!“ Ayda senkte ihren Kopf. „Tut mir leid Mama.“

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  • Nachdenklich steckte Semir das Handy wieder ein. „Was ist denn los?“ wollte Paul wissen. „Das war Andrea. Ayda ist noch nicht zuhause und sie kann sie auch nicht erreichen.“ gab Semir besorgt von sich. Paul spürte es und schlug ihm leicht auf die Schulter. „Na, nun mach dir da mal keine Sorgen. Die hat sicher nur gebummelt oder ist bei dem schönen Wetter noch draußen am Spielen. Vielleicht hat sie nur die Zeit vergessen. Das kann doch schon mal vorkommen.“ versuchte er ihn zu beruhigen. Bevor Semir antworten konnte, klingelte das Telefon erneut. Sofort griff er zu. „Ja?“ fragte er. „Ich bin es nochmal. Sie ist gerade nach Hause gekommen. Sie sagte mir, dass sie mit Ben ein Eis essen war.“ Semir stutzte. „Mit welchem Ben?“ hakte er erstaunt nach. „Mit Ben Jäger, so sagt sie jedenfalls.“ „Okay, danke Andrea. Bis heute Abend.“ Semir beendete das Gespräch und wählte direkt darauf eine weitere Nummer. Nur wenig später hörte er eine verschlafene Stimme. „Wer stört mich denn mitten in der Nacht?“ Semir grinste leicht. „Der gute alte Semir Gerkhan. Ben, ich hoffe dir geht es gut. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du in Köln bist?“ Paul sah ihn fragend an. „Wie kommst du denn auf den Trichter? Ich bin nicht in Köln.“ gab Ben von sich. Semir schluckte. „Du bist nicht in Köln?“ hakte er erschrocken nach. „Bin ich nicht. Warum fragst du denn?“Semir holte tief Luft. „Weil Ayda behauptet mit dir Eis essen gewesen zu sein.“ „Semir, ich schwöre dir, dass ich nicht in Deutschland bin. Du hast mich doch auch hier angerufen und mit Sicherheit die Vorwahl für die vereinigten Staaten benutzt oder?“ „Ja, sicher!“ stieß Semir aus. „So! Damit ist klar, ich bin nicht in Köln und deshalb kann ich auch nicht mit ihr Eis essen gewesen sein. Was zum Teufel ist da bei euch los?“ Semir stieß einen Seufzer aus. „Das weiß ich auch nicht, aber ich werde es herausfinden. Danke Ben. Du kannst weiterschlafen.“ „Halte mich auf den Laufenden! Ich finde es nicht besonders gut, dass da jemand rumrennt und meinen guten Ruf ruiniert. Wenn ihr Hilfe braucht, dann komme ich persönlich zu euch!“ versprach Ben und Semir lächelte leicht. Er beendete das Gespräch. „Was ist denn los?“ wollte Paul nun wissen. „Ayda ist wieder da. Sie war angeblich mit einem deiner Vorgänger, Ben Jäger, Eis essen.“ Paul grinste leicht. „Ich habe doch gesagt, kein Grund zur Sorge.“ Semir sah ihn ernst an. „Ja, nur Ben ist in Los Angeles und nicht in Köln.“ Paul Grinsen verschwand. „Das heißt, er kann es nicht gewesen sein! Okay, fragen wir deine Tochter!“



    Paul und Semir fuhren zu Andrea und nur wenig später klingelten sie an ihrer Tür. Andrea sah ihn erstaunt an. „Was machst du denn hier?“ Semir erwiderte ihren Blick. „Wo ist sie?“ wollte er wissen. „Ayda ist oben und macht ihre Hausaufgaben. Aber hör mal, wegen der Sache musst du ihr jetzt keine Standpauke halten. Sie hat von mir schon einen Einlauf bekommen.“ erklärte Andrea. „Darum geht es nicht. Ich habe mit Ben telefoniert. Er ist nicht in Deutschland und kann folglich nicht mit ihr Eis gegessen haben.“ Andrea schüttelte den Kopf und sah ihn erschrocken an. „Bitte was? Warte ich hole sie!“ Sie gab die Tür frei und ging direkt nach oben in Aydas Zimmer. Nur wenig später kam sie mit ihrer Tochter wieder runter. Ayda blieb erschrocken auf der Treppe stehen, als sie ihren Vater sah. „Papa…ich…ich“ fing sie an. „Ayda, ich möchte mit dir reden!“ Semirs Stimme klang härter, als er es beabsichtigt hatte. „Ich habe Mama schon gesagt, dass es mir leidtut und ich es nie wieder machen will. Papa, es war doch Ben, mit dem ich Eis gegessen habe. Ich verstehe nicht, was schlimm daran ist.“ Sie fing an zu weinen, denn ihr war sehr wohl bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Semir ging in die Hocke. „Komm mal zu mir“ Ayda tat es nur zögerlich. „Ayda, ich habe mit Ben telefoniert. Ben ist nicht in Köln. Er kann nicht mit dir Eis essen gewesen sein und deshalb musst du uns jetzt helfen. Kannst du mir sagen, welches Auto er fuhr?“ „Ein rotes Auto. Ich glaub ein Porsche.“ Semir lächelte leicht. „Okay und hat er was zu dir gesagt?“ „Ja, er hat gesagt, dass er dich zum Geburtstag überraschen wollte.“ Semir sah zu Paul. „Und hat er noch etwas gesagt?“ Ayda schüttelte den Kopf. „Papa, er sah genauso aus wie Ben. Wirklich. Ich habe ihm gesagt, dass wir Mama ja sagen könnten, dass er hier ist, weil wir nicht mehr zusammenwohnen. Da war er ganz erschrocken.“ Semir richtete sich wieder auf und wandte sich an Paul. „Das ist ein Fehler. Ben wusste, dass wir getrennt waren.“ stieß er aus. „Sag mal Ayda, hat der Mann dich denn angefasst?“ Paul sah auf Semirs Tochter und diese nickte. „Ja, er hat mein Handy in die Hand genommen.“ „Hol es mir!“ befahl Semir sanft. Ayda tat es und holte ihr Handy, welches Semir in eine kleine Plastiktüte fallen ließ.

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  • „Okay, hat Ben noch etwas zu dir gesagt?“ Ayda dachte nach. „Nein, wir haben Eis gegessen und dann hat er mich nach Hause gebracht.“ Paul hockte sich zu Ayda. „Und wo ward ihr Eis essen?“ Die Tochter seines Partners dachte nach. „Das war in einer Eisdiele in Köln. Ich weiß aber die Straße nicht mehr.“ Semir nickte nachdenklich. „Okay, aber ihr seid direkt von der Schule aus dorthin gefahren oder?“ Ayda nickte. „Papa, weißt du was Ben mich gefragt hat?“ Sie lachte leise, als sie wieder daran dachte. „Nein, was denn?“ „Er hat geglaubt, dass Dana deine Freundin ist. Ich habe ihm aber gesagt, dass das meine Schwester ist.“ Semir sah Paul an und stellte sich hin. „Ben kennt Dana. Gut, er hat sie als Kind gesehen, als es um einen anderen Fall ging. Das ist schon einige Jahre her und es ist gut möglich, dass er es vergessen hat.“ murmelte er nachdenklich. Paul dachte nur kurz nach. „Oder aber er ist nicht so perfekt, wie er dachte. Dann sollten wir alle Eisdielen abfahren, die …Ayda, wie lange seid ihr von der Eisdiele nach Hause gefahren?“ Er sah die Tochter seines Partners an und sie dachte nach. „Also das war nicht lange. Ich habe auf die Uhr geschaut, als ich ihm sagte, dass ich nach Hause muss, weil Mama sich sicher Sorgen macht und da war es halb zwei.“ Andrea hüstelte leicht und zog so die Neugier der Polizisten auf sich. „Sie war um viertel vor zwei hier.“ „Gut, dann knappe 15 Minuten Fahrtzeit. Ayda, zieh deine Jacke an! Wir fahren jetzt mal die Eisdielen ab, die in Frage kommen!“ befahl Semir sanft und seine Tochter führte den Befehl sofort aus.



    Sie fuhren zügig durch die Stadt und hielten an den Eisdielen, die in Frage kamen. Bei den ersten zwei war Ayda sich sicher, nicht gewesen zu sein, doch dann erreichten sie die Eisdiele, die sie als ganz sicher identifizierte. Sie stiegen aus und gingen in die Eisdiele. „Wir haben Da gesessen!“ erklärte sie und zeigte auf einen Platz am Fenster. Auch jetzt war der Tisch frei. Semir, Paul und Ayda setzten sich. „Und was dann?“ wollte Paul wissen. „Dann kam die Bedienung und hat uns gefragt, was wir haben wollen. Ben hat bestellt.“ Semir sah die Bedienung auf sich zukommen. „Hallo du. Warst du heute nicht schon einmal da?“ staunte die Bedienung. Ayda nickte. Semir zog seinen Ausweis. „Gerkhan, Kripo Autobahn, das ist mein Kollege Renner. Sie haben das Mädchen heute schon einmal bedient?“ wollte er kühl wissen. „Ja, aber… ich verstehe nicht. Was hat die Polizei damit zu tun?“ Die Dame war sichtlich erschrocken und leicht verwirrt. „Es geht darum, dass das Mädchen hier heute schon mit einem Mann hier war. Wir müssten wissen, wie er ausgesehen hat.“ Die Bedienung nickte. „Der hat Dreck am Stecken, nicht wahr? Das habe ich dem gleich angesehen. So wie er auf das Mädchen fixiert war. Ich war schon am überlegen, ob ich die Polizei informiere. Er schien mir nämlich etwas zu jung, um der Vater der bezaubernden Dame zu sein!“ empörte sich die Bedienung. Paul grinste leicht. „Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen, wenn Sie sich sicher waren, dass der Mann nicht ganz koscher war?“ Doch darauf wusste die Dame keine Antwort. „Sie können den Mann doch sicher beschreiben.“ warf Semir ein.„Ja natürlich!“ Sie fing an den Mann zu beschreiben. Am Ende sah Semir Paul an. Sie nahmen die Aussage der Bedienung auf und fuhren Ayda wieder nach Hause.

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