Beiträge von susan

    Ja Ben geht es schlecht-und genauso Eva, die mir auch wahnsinnig leid tut!
    Ben wäre am liebsten gar nicht mit der Partnerin von Mikael zusammen getroffen, weil er so ein unbändig schlechtes Gewissen hat. Allerdings hat Semir da schon Recht-das was passiert ist war vielleicht unvermeidlich und hatte auch gar nichts mit den Gefühlen und dem Streit von Ben oder Mikael zu tun, aber Ben empfindet es so und steht da in einer Reihe mit vielen anderen, deren Angehörige oder Freunde verunglückt oder gestorben sind, obwohl da noch eine Rechnung offen war, oder ein Streit vorausging-ach ja-weil wir gerade beim Thema sind: " Elvira: Friede? :whistling::rolleyes::saint:

    Man unterhält sich und verbringt den Abend miteinander. Eva weiss nicht, ob und wen sie von Mikaels Familie verständigen soll-aber ehrlich, ich finde auch, dass das niemanden was angeht-Mikael hatte keinen Kontakt mit irgend jemandem und deshalb sollen seine Freunde und seine Partnerin sich um ihn kümmern-sonst niemand!

    Langsam wurde es Abend. Ben kam eigentlich nur immer zu sich, wenn der Schmerz die Oberhand bekam. Dann verzog er das Gesicht, stöhnte auf, vor allem auch wenn man ihn anders hinlegte und als ihm die Schwester einen Schluck zu trinken anbot, lehnte er ab und flüsterte: „Mir ist ein bisschen schlecht!“ bevor er wieder wegdämmerte. Inzwischen machte auch Sarah sich Sorgen, denn sie hätte ihm so gerne von Mia-Sophie erzählt, die ihr jeden Tag mehr Freude machte, sie hatte hunderte Handybilder gemacht, auch zusammen mit Tim, der sein Schwesterchen jetzt immer halten wollte und das natürlich auch unter Aufsicht durfte, aber Ben sah nur kurz auf das Display, bevor ihm die Augen wieder zufielen.
    Wenn man allerdings versuchte die Opiate zu reduzieren, lag er innerhalb kürzester Zeit völlig verkrampft und schmerzgeplagt da und begann zu jammern, was die betreuende Schwester des Spätdienstes dann wieder dazu brachte, ihm eine Dosis Piritramid nachzugeben, damit er aufhörte.

    „Irgendwie drehen wir uns im Kreis, aber vielleicht braucht er einfach noch einen Tag, damit der Muskelkater weggeht und eventuell kann doch die Physiotherapie morgen etwas ausrichten!“ tröstete die Spätdienstschwester die beiden Besucher, die sich abwechselten, denn inzwischen kamen Sarah´s Kräfte langsam wieder zurück und sie schaffte die Strecke zur Intensivstation schon ohne Rollstuhl, allerdings mit Begleitung. Und lange konnte sie auch immer nicht an Ben´s Bett sitzen, denn ihr vernähter Unterleib tat da noch ganz besonders weh, so dass sie es vorzog nur kurz zu bleiben und sich dann wieder hin zu legen, denn Schmerzmittel wollte sie wegen des Stillens nicht nehmen.
    So verging die Nacht und auch wenn Semir einerseits schon zufrieden war, dass Ben wach und extubiert war, sein Kopf sich anscheinend wieder erholt hatte und auch sonst alle Werte stabil zu bleiben schienen, wollte sich dennoch kein Hochgefühl einstellen-da kam noch etwas nach-er fühlte es ganz deutlich!

    Am nächsten Morgen kam die Chefarztvisite und als der Stationsarzt jetzt zunächst einmal vor dem Zimmer über den Patienten Ben Jäger referierte, hörte die ganze Schar Weisskittel interessiert zu: „Wir konnten Herrn Jäger gestern problemlos extubieren, die Blutgase sind auch in Ordnung, er ist wach und orientiert, allerdings hat er noch einen ziemlichen Opiatbedarf. Ich weiss ja nicht, ob er zuvor relativ viel Alkohol getrunken, oder regelmäßig Schmerzmittel konsumiert hat, denn er gibt Schmerzen am ganzen Körper an, was mich darauf gebracht hat, dass er vermutlich einen Ganzkörpermuskelkater hat, der schon mal ziemlich weh tun kann. Alleine mit peripheren Schmerzmitteln kommt er nicht zurecht und die Temperaturen sind auch noch subfebril, aber immerhin ist das zentrale Fieber weg und wir müssen nicht mehr kühlen. Das Desmopressin-das war der Wirkstoff des Minirins-konnten wir auch seit vorgestern absetzen und die Urinausscheidung blieb trotzdem im normalen Rahmen, also ist die Hirnschwellung anscheinend komplett zurück gegangen, allerdings haben wir bisher das Dexamethason und die Antibiose noch weiter gegeben, das würde ich mit ihrem Einverständnis heute gerne absetzen. Ich habe Physiotherapie angefordert und vielleicht könnten die Unfallchirurgen langsam daran denken, das Wadenbein zu verplatten-ich würde ihn für OP-fähig erklären!“ erzählte der noch recht junge, aber engagierte Stationsarzt seinen Kollegen.

    Der Chefarzt trat nun an Ben´s Bett und streckte ihm die Hand entgegen. „Guten Morgen Herr Jäger!“ sagte er laut, denn Ben hatte die Augen geschlossen und dämmerte nach der letzten Piritramidgabe, die er zum Waschen gebraucht hatte, vor sich hin. Müde öffnete er die Augen und griff nach der ausgestreckten Hand. „Wie geht es ihnen?“ wollte der leitende Anästhesist nun wissen und Ben murmelte: „Ich weiss nicht genau-ich denke gut!“ um dann die Augen sofort wieder zu schließen. Der Arzt und seine Kollegen betrachteten den Monitor, auf dem alle Werte ziemlich im Normbereich waren, das Fieber betrug allerdings 38,2°C, was aber nicht besorgniserregend war, denn es gab ein sogenanntes Resorptionsfieber, wenn der Körper Schlackenstoffe abbaute, was auch nach Operationen häufig vorkam.
    „Gut-wir werden jetzt mit der Mobilisation beginnen, die Antibiose und das Cortison werden abgesetzt und wir bitten die Unfallchirurgen, sie die nächsten Tage auf den OP-Plan zu setzen, damit das Bein in Ordnung kommt-und den Schulterverband lassen wir auch weg, denn wenn sie wach sind halten sie die Schulter schon so ruhig, dass die nicht mehr luxiert, allerdings brauchen wir dazu ein gewisses Schmerzempfinden, damit sie die Bewegungen unterlassen, die dem Arm schaden. Das Piritramid wird reduziert, denn sonst provozieren wir eine Pneumonie und so starke Schmerzen dürften die Verletzungen nach dieser Zeit nicht mehr verursachen. Klar postoperativ steigern wir wieder, aber im Augenblick brauchen sie nicht mehr so viele Opiate, Herr Jäger, obwohl das sicher angenehm ist, wenn man nicht so ganz wach ist hier bei uns auf der Intensivstation mit dem Geräuschpegel und nach dem was sie hinter sich haben. Aber jetzt schauen wir nach vorne, sehen, dass wir sie aus dem Bett bringen und sie sich wieder bewegen können, was wir mit den starken Schmerzmitteln gerade unterlaufen. Ein bisschen was kann man auch aushalten und sie werden das schon schaffen!“ dozierte er, aber Ben hatte ihm gar nicht richtig zugehört, sondern die Augen waren ihm bereits wieder zugefallen. „Er bekommt maximal 2mg Piritramid in der Stunde, am liebsten noch weniger oder gar keines!“ bekam die betreuende Schwester jetzt die Anordnung und die wurde auch noch schriftlich fixiert, bevor der Tross weiter zog.

    Als man ihm nach der Visite den Gilchristverband auszog, schrie Ben vor Schmerzen auf, aber diesmal bekam er nichts außer einem Eisbeutel auf die Schulter. „Ich würde ihnen ja gerne etwas geben, aber ich darf nicht!“ bedauerte die Schwester , die er allerdings auch nicht privat kannte, weil sie ziemlich neu war und Ben nickte, biss dann allerdings die Zähne zusammen, als die Opiate langsam abflauten und er immer mehr Pein empfand. Oh Gott-was stand ihm noch bevor? Er konnte es doch jetzt schon kaum mehr aushalten, aber die Pflegekräfte und der Stationsarzt befolgten unbarmherzig die Anordnungen des Chefarztes.

    Semir war angehalten worden, heute zur Visite in seinem Zimmer zu bleiben und deshalb wartete er schon den ganzen Vormittag ungeduldig darauf, dass der Chefarzt der Internisten endlich kam, was sich aber verzögerte. Sarah konnte auch nicht zu Ben, denn heute würde ein speziell ausgebildeter Kinderarzt eine größere Untersuchung mit einer Ultraschallkontrolle der Hüften bei Mia-Sophie machen und da wollte sie natürlich dabei sein, denn Steißgeburten hatten ein höheres Risiko für Hüftleiden. So war Ben den Vormittag ganz alleine und als es Mittag wurde, hätte er sich vor Schmerzen am liebsten aus dem Fenster gestürzt-aber es war ihm unmöglich dorthin zu gelangen, deshalb blieb er nur völlig verkrampft und mit Tränen in den Augen in seinem Bett liegen und begann zu beten, dass der Schmerz nachließ, denn ansonsten würde er wahnsinnig werden, aber das interessierte anscheinend hier niemanden, sondern jeder befolgte strikt die Weisungen der Obrigkeit.

    Oh ja-jeder der schon mal Sport in irgendeiner Halle gemacht hat, kennt diesen speziellen "Duft"-ich würde es sogar eher als Gestank bezeichnen in der Umkleide. Habe mich sofort heimisch gefühlt im Boxclub, vor allem weil ich erst am Wochenende Rocky, die 27. angeschaut habe und nachher zumindest bis ich auf dem Sofa eingeschlafen bin, den Abraham-Boxkampf verfolgt habe-das Ambiente ist also noch ganz frisch in meinem Kopf! Ben versucht gleich mal anzubändeln, was ihm von Semir einen Tritt vors Schienbein beschert :D , aber der Besitzer des Clubs erklärt nun, dass er seine Tür völlig ideologiefrei für alle offen hält, die Sport machen und boxen lernen wollen. Allerdings kann er dann einen kleinen Tipp geben-siehst du, das wusste ich auch noch nicht, das die 88 für HH steht-es stimmt einfach, das Lesen von FF´s bildet!
    Kevin nimmt inzwischen auf einer speziellen Couch mit einer speziellen Frau Platz-und kommt beim Gespräch sogar drum herum, sich als Polizist zu outen. Ich denke nen besseren Einstieg in die Szene hätte er nicht kriegen können und Annie und ihre Jungs werden ihm sicher helfen, den feigen Neonazi zu finden! Hoffentlich wird Jenny nicht eifersüchtig, aber ich glaube, da ist die zu vernünftig zu und außerdem wird Kevin die Punkfrau auch nicht vorstellen: "Also das ist die erste Frau meines Lebens und auf diesem Sofa ist es geschehen!", sondern ein wenig Feingefühl wird er schon haben und das für sich behalten! ;)

    Oh je-jetzt ist der Supergau passiert und Mikael wurde durch den feigen Angriff des Täters den Steilhang runtergeschubst und dabei lebensbedrohlich verletzt.
    Du hast die emotionale Achterbahnfahrt und die Ängste Ben´s um seinen wiedergefundenen Freund wunderbar beschrieben, auch wie Semir nach Ben´s Anruf den ins Krankenhaus zu seinem Freund bringt, weil er nicht mehr fähig ist zu fahren und dann der notwendigen Arbeit nachgeht, die Angehörigen zu verständigen und den Tatort zu sichern. Leider ist der nun sichere Täter momentan noch flüchtig, aber den werden sie schon erwischen!
    Auch dass Semir nach Erledigung der wichtigsten Dinge dann zu seinen Freunden in die Klinik eilt und da Ben, der den Streit mit Mikael jetzt am liebsten ungeschehen machen würde, nach besten Kräften unterstützt und tröstet, finde ich klasse und absolut logisch, auch wenn Elvira das Thema Krankenhaus und vor allem Ben jetzt am liebsten aus allen FF´s verbannen würde. Aber das ist deine Geschichte und ich finde du solltest die einfach so weiterschreiben, wie du möchtest (wenn sie nicht eh schon fertig ist) und ich persönlich-ich kann da natürlich auch nur für mich sprechen-finde die Emotionen und den Fluss der Story wichtiger als Action auf der Autobahn, aber das ist halt Geschmackssache. Weiter so-bleibe gespannt dran-und wenn da noch ein paar Krankenhauskapitel kämen sogar noch umso lieber, denn für mich ist das halt Action!

    Ben war langsam zu sich gekommen. Die letzte bewusste Erinnerung war, wie er voller Angst und Sorge um seine Familie den Worten des Mönchs gelauscht hatte, der sie ausräuchern wollte wie Ungeziefer. Nein, halt Stopp-die durften seiner geliebten Sarah und seiner wunderschönen Tochter nichts antun, er musste etwas dagegen unternehmen und war deshalb ans Gitter getreten und hatte versucht, den beiden jungen Männern Geld zu bieten, oder was auch immer sie wollten, wenn sie nur seine Familie verschonten. Erst als er ans Gitter gefasst hatte, war ihm bewusst geworden, dass er jetzt einen riesigen Fehler gemacht hatte, denn durch seinen Körper floss unter entsetzlichen Schmerzen der Strom und ein letztes Gurgeln entwich noch unbewusst seiner Kehle. Mit einem Rest an Bewusstsein wollte er das Gitter loslassen, aber es ging einfach nicht und er bemerkte, wie sich seine Muskeln anspannten, sein Bein brach und die Schulter aus der Pfanne sprang, bevor es dunkel um ihn wurde.

    Das nächste Mal kam er sich vor, als wenn er aus einem riesigen dunklen See auftauchte. Ihm war immer noch hundeelend und er konnte keinen vollständigen klaren Gedanken fassen, nahm aber durchaus seine Umwelt bruchstückhaft wahr. Er wusste nicht wo er war, hatte auch keinerlei Zeitgefühl, dafür fürchterliche Schmerzen und das Einzige an was er sich klammerte, war Semir´s vertraute Stimme, während er sich herumwarf. Manchmal dachte er, dass er noch im Keller sei, dann wieder öffnete er mühsam die Augen und stellte fest, dass er-wie schon so oft-im Krankenhaus war und überall Schläuche in ihm steckten. Dazu war ihm fürchterlich heiß, aber dann verwirrten sich seine Gedanken wieder, eine autoritäre Stimme hatte etwas von Schmerzen gesagt und dann wurde es etwas leichter-Gott sei Dank und irgendwann-er war inzwischen völlig fertig- sagte jemand was von Weaningversuch und Abbruch und dann glitt er erleichtert wieder zurück in die Schwärze, wo er keine Angst und keine Schmerzen spürte.

    Dann wurde er wieder langsam wach, diesmal ging es aber langsamer, es war eher so, als wenn er gerade ein Nickerchen machen würde, aber nicht völlig weggepennt war. Er begann erst die Geräusche um sich herum wahr zu nehmen und konnte klar sagen, dass er auf einer Intensivstation war, wie schon so oft in seinem Leben. Er erkannte sogar die Stimmen von ein paar Kolleginnen Sarah´s, die ja bei ihnen zuhause ein- und aus gingen. Erleichtert stellte er fest, dass Semir da war und auch bei ihm blieb. Anfangs hatte er gar keine Schmerzen, aber je wacher er wurde, desto mehr tat es weh, war aber noch erträglich. Semir sprach mit ihm und als er den Kampf gegen die bleierne Müdigkeit für einen Moment gewonnen hatte, sah er ihn an und drückte auch seine Hand. Dann erschien plötzlich Sarah´s Gesicht über ihm und jetzt war er froh, sie war anscheinend den Irren entkommen und sie wäre nicht so glücklich, wenn seinem Baby etwas geschehen wäre, also war da alles in Ordnung und er konnte die Augen wieder schließen und sich ausruhen. Dann war es anscheinend Nacht, er dämmerte vor sich hin-schlief manchmal ein, dann erwachte er wieder, aber es war in Ordnung, obwohl ein dumpfer Schmerz die ganze Zeit da war.

    Morgens wurde er gewaschen, man sprach freundlich mit ihm, aber so sehr er sich auch bemühte, so ganz konnte er die Augen nicht offen halten, obwohl er schon merkte, dass man ihn aufrichtete und einen Verband, der um seinen Oberkörper lag, zum Waschen abnahm und dann wieder anlegte. Er genierte sich sogar ein wenig, als er unten herum sauber gemacht wurde-oh mein Gott-er kannte doch die Schwester, obwohl ihm deren Namen gerade nicht einfallen wollte, zu sehr war er noch von den Medikamenten benebelt. Dann war Semir wieder da und plötzlich kam er wieder, der entsetzliche Schmerz. Er versuchte sich anders hin zu legen, um ihm zu entgehen, dann wieder lag er ganz still. Er nahm nun seine Umgebung wieder klar und deutlich wahr, spürte die ganzen Schläuche-am Unangenehmsten die in seinem Hals, bemerkte dass seine rechte Hand fest gebunden war und ein Verband um seinen Oberkörper die zweite Hand an seinen Bauch drückte, der doch so weh tat, genauso wie sein Bein und sein Arm. Die Missempfindungen nahmen von Minute zu Minute zu und schließlich kamen ihm die Tränen, woraufhin Semir ihm versicherte, dass es Sarah und dem Baby gut ginge. Na klar-das war auch eine wichtige Information, aber eigentlich wusste er das schon die ganze Zeit, denn Sarah hatte sich gestern über ihn gebeugt und ihn auf die Stirn geküsst.

    Jetzt war sein ganzes Sein nur noch Schmerz und er meinte wahnsinnig zu werden deshalb. Allerdings verstand das anscheinend niemand und so musste er warten, bis nach quälend langer Zeit, in der sich die Minuten zu Stunden dehnten und er still vor sich hin litt, ohne eine Chance sich mitzuteilen, endlich der Arzt kam, um ihm den Schlauch aus dem Hals zu ziehen. So weh es auch tat-er bemühte sich jetzt, zielgerichtet zu tun, was der sagte, machte auch den Mund zum Absaugen auf, nickte und schüttelte den Kopf, wie es verlangt wurde, nur damit er sich mitteilen konnte und sagen, welche Schmerzen er hatte. Dann wurde es kurz unangenehm, aber wenig später hatte er nach ein paar Hustenstößen den ersten Schlauch in seinem Hals los, man drückte ihm eine Sauerstoffmaske aufs Gesicht, machte seine Hand los und fuhr das Bett hoch, so dass er beinahe darin saß, was allerdings wieder furchtbar weh tat. Gerade hatte der Arzt ihm noch einen Vortrag gehalten, dass er jetzt schweigen solle und sich aufs Atmen konzentrieren, aber wie sollte er das machen, wenn der Schmerz in seinem Inneren tobte und er deshalb keinen klaren Gedanken fassen konnte? Also scherte er sich einen Dreck um die Anordnung und flüsterte, dass es so weh täte, woraufhin ihn Semir und der Arzt betroffen ansahen. Auf die Frage des Doktor´s, wo er denn die Schmerzen habe, versuchte er in sich hinein zu hören, aber es tat an so vielen Stellen weh, dass er mit der Aufzählung gar nicht richtig nachkam, außerdem strengte es ihn auch wahnsinnig an. Dann wurde noch die Magensonde entfernt und bis er endlich das erlösende Medikament bekam, versuchte Semir ihm beizustehen und das tat gut, obwohl der ja eigentlich nichts machen konnte.
    Dann floss das Mittel durch seine Adern, das ihn zwar müde machte, aber das war egal-Hauptsache die Schmerzen würden erträglich und langsam kam er mit jedem weiteren Bolus wieder in einen Zustand, der das Leben lebenswert machte, denn als er so stärkste Schmerzen gehabt hatte, wäre er lieber auf der Stelle gestorben, als das noch länger auszuhalten. Semir wich nicht von seiner Seite und beobachtete ihn besorgt, aber irgendwann übernahm dann das Opiat und er dämmerte einfach weg und bekam gar nicht mehr mit, wie Sarah geholt wurde und voller Freude in eine positive Zukunft sah.

    Der Arzt sah seinen Patienten an und fragte, fast ein wenig fassungslos, denn der hatte doch einen Spiegel an Schmerzmitteln, eigentlich dürften die Verletzungen nicht mehr so schmerzhaft sein: „Wo tut es denn weh, Herr Jäger?“ und Ben überlegte kurz: „Eigentlich überall-mein Arm, mein Bein, mein Bauch-ach ich weiss nicht!“ presste er hervor und rang dann mühsam unter der Maske nach Luft. Der Arzt überlegte. Hätte jetzt sein Patient einen einzelnen Körperteil benannt, dann hätte er sich den genauer ansehen können, aber so generalisierte Ganzkörperschmerzen waren natürlich blöd, aber die musste man symptomatisch behandeln. Nun fiel ihm auch eine Erklärung dafür ein. Wahrscheinlich hatte der junge Mann einen starken Muskelkater durch die Verkrampfung der Muskulatur um das Metallgitter. Das war ja eigentlich logisch, wenn da sogar Knochen gebrochen waren, hatte er vermutlich am ganzen Körper, auch an der Bauchmuskulatur, die ja bei ihm sehr ausgeprägt war, wie man sehen konnte, winzig kleine Muskelfaserrisse, die einfach noch weh taten. Machen konnte man da aber überhaupt nichts, das musste der Körper selber reparieren, nur eine stärkere Schmerzmedikation, also wieder Opiate konnte man ihm anbieten, vor allem auch, damit er gut durchatmete und nicht noch jetzt, wo das Schlimmste eigentlich vorbei war, eine Lungenentzündung bekam. Außerdem konnte die Physio da vielleicht mit leichten Massagen und Wärme etwas ausrichten, er würde das nachher gleich mal im PC anordnen, dann konnte man da ab morgen beginnen-heute am Extubationstag war das noch zu früh, da mussten die Patienten sich erst einmal erholen und wieder an eine normale Eigenatmung gewöhnen.

    Der Arzt musste auch sagen, dass er mit so schweren Stromunfällen bisher wenig Erfahrung hatte. Klar befanden sich relativ häufig Patienten, die einen kleinen Stromschlag bekommen hatten, weil z. b. die Kaffeemaschine defekt gewesen war, 24 Stunden zur Überwachung auf der Intensivstation, weil das rein theoretisch Herzrhythmusstörungen auslösen konnte, aber da war eigentlich nie etwas und wenn alle Leute einen Arzt aufsuchen würden, wenn sie Bekanntschaft mit Strom gemacht hatten, dann würde man vermutlich tausende mehr Überwachungsbetten in Deutschland brauchen. Aber die augenblickliche Empfehlung für Mediziner lautete da eben: Nach jedem Stromschlag 24 Stunden EKG-Monitoring und deshalb wurde das auch gemacht. Aber diese Patienten hatten in den seltensten Fällen Strommarken und reanimationspflichtig waren die auch nie-da war das bei Herrn Jäger schon ein wesentlich schwererer Verlauf. Meistens kamen Starkstromopfer nämlich in Verbrennungskliniken, weil da oft die schweren Haut- und Gewebeschäden dominierten, aber die waren bei seinem Patienten zwar schlimm, aber nicht lebensbedrohlich und er würde auch seine Hände nicht verlieren, denn häufig mussten stark verbrannte Extremitäten amputiert werden. So gesehen hatte er also eigentlich noch Glück im Unglück gehabt und das Wichtigste, was zu tun gewesen war, hatte seine Frau getan-sie hatte ihn sofort reanimiert und so sein Leben gerettet. Nachdem er jetzt sprechen konnte, klar und orientiert wirkte und auch die Vitalfunktionen, also Herzschlag, Atmung und Kreislauf problemlos funktionierten, hatte er in seinen Augen das Schlimmste überstanden und würde jetzt einfach noch Piritramid dazu bekommen, dann würden sie die Schmerzen schon in den Griff kriegen.

    Nachdem er innerhalb von Sekunden diese Gedankengänge verfolgt hatte, ordnete der Arzt mit einem freundlichen Lächeln an: „Herr Jäger bekommt jetzt noch Piritramid nach Bedarf dazu-das wird sicher bald besser werden-ich gehe von einem Ganzkörpermuskelkater aus, ach ja und die Magensonde darf auch raus und ab abends dürfen sie in kleinen Schlucken trinken!“ versuchte er seinem Patienten etwas Gutes zu tun und die Schwester, die ein wenig zweifelnd gekuckt hatte, ging dann nach draußen und holte das gewünschte Medikament in einem Perfusor. Bis das aufgezogen und aus dem Betäubungsmittelbuch ausgetragen war, dauerte es eine Weile und inzwischen lag Ben völlig verkrampft in seinen Kissen und versuchte, durch leichte Lageänderungen seine Schmerzsituation zu verändern, was aber nicht funktionierte. Semir stand hilflos neben ihm und beobachtete voller Mitleid, wie Ben gegen den Schmerz kämpfte. „Kann ich irgendwas für dich tun?“ fragte er, aber Ben schüttelte ganz leicht den Kopf, zu mehr war er gerade nicht fähig.

    Wenig später war der Piritramidperfusor eingespannt und bolusweise versuchte die Schwester sich an die Dosierung heran zu tasten, die ihren Patienten vielleicht nicht völlig schmerzfrei, aber immerhin die Situation aushaltbar für ihn machte. Das Problem bei allen Opiaten war, dass die eben zentral auch auf die Atmung wirkten und ebenfalls eine Weile brauchten, um anzufluten und die Schmerzrezeptoren im Gehirn zu besetzen. Wenn man da zu viel auf einmal gab, hörte der Patient einfach auf zu atmen und musste notfallmäßig reintubiert werden und das wollte man unbedingt vermeiden. So bekam Ben alle fünf bis zehn Minuten drei Milligramm als Bolus, bis er sich irgendwann-er war inzwischen schon völlig belämmert und hielt sich nur irgendwie an Semir´s Hand fest und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen-dann doch ein wenig entspannen konnte und einschlief. Die Magensonde hatte die Schwester-wie vom Arzt angeordnet-auch einfach heraus gezogen, was ihn zwar kurz zum Würgen brachte, aber hinterher ein Gefühl der Erleichterung hinterließ, das Ding hatte in seinem Rachen doch sehr gestört.

    Semir holte nach einer Weile dann Sarah im Rollstuhl und erzählte ihr von den Qualen, die er ausgehalten hatte. „Armer Schatz!“ sagte Sarah mitleidig und strich ihm eine verschwitzte Strähne aus der Stirn, allerdings ohne ihn zu wecken. So gerne sie sich jetzt mit ihm unterhalten und ihm von seiner kleinen Tochter erzählt hätte, die sich prima entwickelte, aber lieber hatte er jetzt keine Schmerzen und schlief unter der Sauerstoffmaske ein wenig vor sich hin, als dass er wach mit ihr kommunizierte und dabei leiden musste. „Und du sagst er hat gesprochen und dich auch erkannt?“ fragte sie Semir leise und als der nickte, bemerkte sie glücklich: „Dann wird jetzt alles gut werden-ich fühle es!“ und Semir pflichtete ihr bei, obwohl ihm sein Bauchgefühl, das er aber schnell beiseite schob, etwas anderes sagte.

    Ja Mikael wird aus dem fernen Helsinki nach Köln eingeflogen und schafft in wenigen Stunden bis Tagen, wozu Semir und Ben sicher Wochen gebraucht hätten. Nebenbei gibt er Ben noch kluge Ratschläge und serviert ihn mehrmals kalt ab-toller Freund, wenn ich mal so sagen darf! Also ich an Ben´s Stelle wäre da auch stocksauer, vor allem, weil er bei den psychischen Problemen mit zweierlei Maß misst-aber wetten, das wird ihn auch noch einholen!
    Allerdings ist er tatsächlich eine Art Superbulle und war bei der Ermittlung des Mörders aus den Reihen der verdächtigen Freier anscheinend auf der richtigen Fährte. Jetzt haut-wie vorhergesagt -der Typ auch noch ab, bin ja gespannt, ob sie ihn zusammen einholen und festnehmen können, egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder auf der Autobahn! ;)

    Am nächsten Morgen ließ man während des Waschens bei Ben die Perfusoren mit dem Schlafmittel und dem Opiat noch in niedriger Dosierung laufen, damit es alle Beteiligten leichter hatten, aber dann schaltete man sie aus. Weiterhin bekam er gegen die Schmerzen, die die Knochenbrüche und anderen Verletzungen verursachten, periphere Schmerzmittel, das sollte genügen.
    Wenig später läutete Semir, der schon geduscht und gefrühstückt hatte, an der Intensivtür und wurde auch sofort herein gelassen. „Heute ist der große Tag-ich glaube aber nicht, dass die Extubation Probleme machen wird!“ vermutete Ben´s betreuende Schwester. „Herr Jäger atmet schon seit gestern wunderbar alleine an der Maschine, sobald er richtig wach ist, ziehen wir den Schlauch heraus und dann können sie wieder miteinander kommunizieren!“ prophezeite sie und Semir bedankte sich mit einem Lächeln für die Auskunft und zog sich einen Stuhl an das Bett seines Freundes.

    „Hey-guten Morgen! Hast du gut geschlafen?“ wollte er wissen und Ben wandte zwar den Kopf zu ihm und erkannte ihn eindeutig, aber irgendwie war er total angespannt und seine Augen waren voller Tränen. „Kein Grund zum Weinen Ben, alles ist gut, Sarah und deine Tochter sind wohlauf!“ versuchte Semir ihn zu trösten. Vermutlich wusste sein Freund überhaupt nicht, was vorgefallen war. Sarah hatte ihm von den schicksalsträchtigen Momenten im Keller erzählt, als Ben an dem Gitter gehangen hatte und der Strom durch seinen Körper geflossen war und es durch die Muskelverkrampfung sogar zu Frakturen gekommen war. Das mussten höllische Schmerzen gewesen sein und als er nach dem Abschalten des Stroms durch Felix dann zu Boden gefallen war, war er laut Sarah´s Aussage schon bewusstlos und pulslos gewesen, daran dürfte er also keine Erinnerung haben. Der Aufwachversuch vor drei Tagen war sicher schlimm für ihn gewesen, weil er da ja eigentlich noch viel zu krank dafür und durch die Hirnschwellung vielleicht auch nicht so ganz orientiert gewesen war, aber das war jetzt nachweislich vorbei-jetzt konnte man positiv in die Zukunft sehen und das versuchte Semir seinem Freund jetzt auch mitzuteilen. Obwohl der durchaus zu verstehen schien, was Semir ihm sagte, war er sehr unruhig, warf sich in seinem Bett herum und schwitzte. Der türkische Polizist versuchte ihn abzulenken, aber er hielt die verbundene Hand ganz vorsichtig, nicht dass er seinem Freund da weh tat.

    Man hatte die Antibiose fortgeführt, aber dennoch war Ben´s Temperatur nie unter 38°C gegangen, was die Ärzte allerdings auch nicht beunruhigte. „Das zentrale Fieber ist auf jeden Fall jetzt weg, so subfebrile Temperaturen sind keine Kontraindikation für eine Extubation!“ hatte man Semir auf Nachfrage erklärt, denn inzwischen konnte er den Monitor schon lesen wie ein Buch. „Das kann Resorptionsfieber sein und immerhin sind ja auch noch unversorgte Frakturen und andere kleine Baustellen in seinem Körper, das kann die Temperatur schon einmal leicht ansteigen lassen!“ hatte ihm der Arzt erklärt und Sarah hatte das bestätigt. Als Ben immer unruhiger wurde fragte Semir: „Soll ich Sarah holen?“ aber Ben schüttelte leicht den Kopf und warf ihm einen Blick zu, als wollte er sagen: „Nein geh bitte nicht weg!“ und Semir vertraute darauf, dass er den jungen Kollegen jetzt richtig verstanden hatte.

    Endlich-Ben´s Herzfrequenz und sein Blutdruck waren inzwischen ganz schön angestiegen- kam der Stationsarzt zu ihnen und forderte Ben auf zu nicken, den Kopf zu schütteln und zu husten. Nachdem der die Aufforderungen sofort problemlos umsetzen konnte, ließ sich der Arzt den Notfallwagen in Stand-By vor die Tür stellen, saugte seinen Patienten noch endotracheal und im Mund ab, was dem überhaupt nicht gefiel und wollte Semir dann vor die Tür schicken, was Ben aber mit einem energischen Kopfschütteln quittierte. „Also gut Herr Gerkhan-wenn ihr Freund das so will, dann bleiben sie eben dabei, wenn ich ihn jetzt extubiere-und bitte Herr Jäger-die erste Zeit nicht so viel sprechen, sondern sich darauf konzentrieren, ruhig durch zu atmen!“ befahl er, während er die Tubusfixierung in Ben´s Gesicht auch schon ablöste.
    Die Schwester hatte bereits eine Sauerstoffmaske vorbereitet und den Sauerstoff aufgedreht. Auch eine Blockspritze lag bereit, mit der sie nun den Tubus entblockte und bis sich Semir versah, der das Ganze vom Fußende des Bettes aus beobachtete, war der Schlauch unter Ben´s Husten draußen und man hatte die Maske auf sein Gesicht gedrückt und das Bett in halbsitzende Stellung hoch gefahren. Ben atmete tief durch und der Arzt lächelte zufrieden-so wie es aussah war die Extubation erfolgreich, aber als Semir jetzt an die Seite seines Freundes trat, versuchte der etwas zu sagen und griff hilflos nach Semir´s Hand, denn die Handfixierung hatte man natürlich ebenfalls gelöst. „Pssst-ruhig Herr Jäger-nur aufs Atmen konzentrieren!“ versuchte der Arzt ihn zum Schweigen zu bringen-Mann dass die Patienten einfach nicht zuhören konnten, in ein paar Stunden würde es kein Problem mehr darstellen, wenn er auch länger sprach, aber jetzt musste sich die Atemmuskulatur erst wieder an den Normalbetrieb gewöhnen. Allerdings war es anscheinend sehr wichtig, was sein Patient mitzuteilen hatte und darum lauschte er, genauso wie Semir, den Worten, die heiser und gedämpft unter der Maske hervor drangen: „Es tut so weh!“ flüsterte Ben jetzt mühevoll und seine Augen waren dunkel vor Schmerz.

    Ts, ts, ts-wie jetzt-du hast das Kapitel mühsam von Hand verbessert? Ich habe das beim einen Mal auch gemacht, aber beim nächsten Versuch mit dem BB-Code gearbeitet, das komplette Kapitel erst gelöscht und nach Aktivierung des Vierecks links oben in der Leiste erneut hochgeladen und dann gings-ich hätte gar kein anderes Schreibprogramm als Word, das ich mir auch ganz offiziell gekauft habe. Allerdings hätte ich ohne den Tipp von harukaflower nicht gewusst, dass man so den Code aktiviert-da fehlen vielleicht ein wenig die Informationen der Seitenbetreiber, die ja die Software geändert haben müssen,denn das ist definitiv ein ziemlich neues Problem.
    Aber jetzt zum neuen Kapitel:
    Wie wir alle schon erwartet haben, hält es Kevin nicht lange im Bett. Oh Mann-allerdings futtert der, um sich aufrecht halten zu können, erst einmal viel zu viel Ibu-bei den Dosen wird mir schwindlig! Die Tageshöchstdosis für nen erwachsenen Mann beträgt max um die 2400 mg-der ist gerade dabei sich systematisch zu vergiften-bald liegt er mit Nierenversagen wieder in der Klinik, wenn der so weiter macht! Übrigens kleiner Tipp am Rande: Wenn ihr ein Schmerzmittel nehmt und auch mit der Tageshöchstdosis, die man übrigens dem Beipackzettel entnehmen kann, nicht schmerzfrei seid, nützt es nichts, das Mittel massiv überzudosieren-da werden die Schmerzen davon nicht weniger. Man muss dann ein weiteres Mittel dazu kombinieren, z.B. dann Paracetamol dazu nehmen, oder was anderes-die Apotheker beraten einen da gerne, ohne dass man gleich zum Arzt rennen muss. Und Kevin wäre man lieber im Bett geblieben-da gehört er nämlich eigentlich hin!
    Aber so hat er schon im öffentlichen Verkehrsmittel einen Verfolger-wetten der war nicht so unbeteiligt, wie er getan hat, sonst wäre er Kevin gar nicht aufgefallen!
    Aber jetzt hat Kevin ein zweites Mal Glück-eine Mitstreiterin aus alten Zeiten erkennt ihn-sonst hätte er vermutlich zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden Bekanntschaft mit einem Baseballschläger gemacht! So was von unvorsichtig der Typ!

    Der nächste Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ben blieb weiter beatmet und gekühlt, bekam sein Cortison, wurde gelagert und abgesaugt, aber sein Zustand veränderte sich nicht. Am übernächsten Tag allerdings begann die Temperatur zu fallen und das war ein sicheres Zeichen dafür, dass die Hirnschwellung zurück ging und die Neurohypophyse wieder begann, normal zu funktionieren. Man ließ probehalber das Minirin weg und die Urinausscheidung wurde dennoch nicht mehr.

    Nachdem Semir immer noch Atembeschwerden hatte und auch keine Anstalten machte, um seine Entlassung zu bitten, verlängerte man die stationäre Behandlung und das war irgendwie sehr praktisch für alle Beteiligten.
    Sarah erholte sich auch zusehends, aber sie war immer noch sehr schwach-kein Wunder nach dem Blutverlust, der sich ja von alleine egalisieren sollte. Man gab da keine Blutkonserven bei so jungen Frauen, um die Immunabwehr nicht zu stören, sondern verordnete Ruhe und Eisenpräparate und dann würde das schon von alleine werden-es dauerte eben seine Zeit! Tim freute sich inzwischen, wenn er zu Besuch kam, war auch sehr lieb zu dem Baby und spielte dann danach meistens intensiv mit seiner neuen Babypuppe, nur wenn er nach dem Papa fragte, wurde er vertröstet-die Mama sagte dann immer: „Der Papa schläft!“ aber da musste Tim, der ja die Sorge in der Stimme der Mutter auch mitbekam, dann weinen-allerdings war das schnell vergessen, wenn er dann mit Hildegard, die ihn vorbildlich versorgte, am Spielplatz war, oder mit den Hunden tollte.
    Sarah hatte inzwischen ihre Handtasche mit den Papieren und dem Handy zurück-die Chefin hatte sie persönlich gebracht, die Familienkutsche, die von Hartmut untersucht worden war, stand zur Abholung bereit auf dem Hof der KTU, Andrea goss die Blumen auf dem Gutshof und Historiker hatten damit begonnen die unterirdischen Gewölbe und den Gang zu untersuchen.

    Felix saß in Ossendorf im Untersuchungsgefängnis. Seine Eltern und Großeltern waren aus allen Wolken gefallen, als sie von den Anschuldigungen gegen ihren Sohn und Enkel erfuhren, allerdings war er vorbildlich und sagte bereitwillig aus, was die Chefin beim Verhör von ihm wissen wollte. Er hatte vor einen klaren Schnitt zu machen, für seine Schuld zu büßen und dann ein neues Leben anzufangen. Seine Familie stand zu ihm und hatte ihm auch einen guten Anwalt besorgt. Die Prognose war also gar nicht so schlecht.
    Die Obduktion an Peter Fitz hatte ergeben, dass er eines natürlichen Todes gestorben war-er war einem Herzinfarkt erlegen- und die Leiche war jetzt freigegeben, ruhte allerdings noch in der Pathologie in einem Kühlfach-bisher hatte man noch keine Angehörigen aufgetrieben, die das mit der Bestattung regeln würden.

    Als das Fieber ohne mechanische Kühlung nun nicht mehr über 38°C stieg, begann man bei Ben die Sedierung herunter zu fahren. Wieder, wie drei schicksalhafte Tage vorher, saß Semir nun am Bett seines Freundes und beobachtete, wie sich der langsam zurück ins Leben kämpfte. Inzwischen war die eine Hand wieder festgebunden, damit er nicht nach dem Tubus greifen konnte und Ben begann sich zu regen. Diesmal schien die beruhigende Stimme Semir´s anzukommen und obwohl man die Narkosemittel noch nicht völlig ausgeschaltet hatte, um nichts zu überstürzen, wurde er zunehmend wacher und atmete dazu. Irgendwann nach Stunden begannen seine Augenlider zu flackern und er musterte mit dem Hauch eines Erkennens seinen Freund, bevor sie ihm wieder zufielen. „Ben drück meine Hand, wenn du mich hören kannst!“ sagte Semir glücklich und jetzt war es eindeutig-der Griff verstärkte sich. Allerdings verzog Ben dann das Gesicht und Semir hatte ein schlechtes Gewissen-das tat unter dem Feuchtverband anscheinend noch ziemlich weh, obwohl die Verbrennungen laut Aussagen der Handchirurgen gut heilten.
    Semir beeilte sich nun Sarah dazu zu holen. Sie konnte zwar inzwischen schon länger auf sein, aber der Weg zur Intensiv war einfach noch zu weit und so hatte Semir inzwischen schon richtig Routine im Rollstuhl chauffieren. „Sarah-er hat auf mich reagiert!“ hatte Semir heraus gesprudelt, als er das Zimmer betreten hatte und Sarah hatte sofort ihre Freundinnen, die sie gerade besuchten, gebeten zu gehen-sie musste jetzt zu ihrem Mann, was jeder verstehen konnte. Als sich Sarah wenig später über ihn beugte und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gab, machte Ben die Augen auf und lächelte sie an, bevor er erschöpft wieder einschlief. „Gott sei Dank-er hat mich erkannt!“ flüsterte Sarah und dann liefen Freudentränen ihre Wange hinunter.
    Der Stationsarzt war ebenfalls sehr zufrieden und sagte, nachdem er Ben wie jeden Tag untersucht hatte und der auch mit ihm gezielt kommuniziert hatte, indem er die Augen auf Kommando öffnete und schloss und auch zu husten versuchte: „Wenn alles planmäßig so weiter läuft, ist für morgen die Extubation geplant!“ und in dieser Nacht konnten Sarah und Semir vor Vorfreude fast nicht schlafen-morgen konnten sie mit ihrem Mann und Freund vermutlich wieder ganz normal kommunizieren!

    Ha sogar dem Computerprofi passiert das mit dem Übertragungsfehler von Word auf den Editor-ich bin erleichtert! Du allerdings wusstest gleich, wie du dir helfen und das beheben kannst, während wir Laien da erst mal Hilfe dazu brauchen!
    Aber jetzt zu den beiden letzten Kapiteln: Kevin ruht sich mit Hilfe Jenny´s erst mal aus- ja so ein heißes Bad wirkt Wunder, auch wenn mich aktuell der Gedanke an sowas eher abschreckt, bei den 37°C die wir gerade draußen haben! Nach einer erholsamen Nacht schickt er Jenny sozusagen in die Arbeit-ja ich glaube auch nicht, dass er heute im Bett bleibt-das wäre nicht Kevin!
    Semir belauscht inzwischen die feige Hetzkampaagne der Neonazis-ja genau so, mit Verunsicherung und Fehlinformation von unwissenden Menschen, so arbeiten die und ich muss Sabrina zustimmen, du hast Semir und seine Charakteristika da hervorragend beschrieben.
    Im Büro angekommen wird Semir schon von Ben erwartet, dem es zuhause auch langweilig ist (komisch-mir nie, obwohl mir mein Beruf durchaus Spaß macht :whistling: ). Die Chefin teilt den beiden nun mit, dass sich ne höhere Instanz um den Fall annimmt, aber sie hat das geschickt gemacht, den Jungs mitzuteilen, dass sie mit ihren weiteren Ermittlungen, die jetzt trotzdem anlaufen einverstanden ist-ja das ist sie, die Past-Familie!

    Wenig später stand eine Schwester im Raum und spritzte Ben das Dexamethason, ein Cortison, das man gerne bei Schädel-Hirn-Traumen verabreichte. „Er kriegt jetzt initial 8mg und später nochmals vier und das Ganze so lange, bis die zentrale Symptomatik weg ist!“ sagte sie und Sarah, die gerade wieder begann blass zu werden, nickte. „Ich weiss ihn bei euch in guten Händen, aber jetzt muss ich mich glaube ich wieder hinlegen!“ flüsterte sie und Semir beeilte sich den Rollstuhl zu packen und seine Freundin auf die Entbindungsstation zu bringen. Innerhalb weniger Stunden waren sie beide von völliger Verzweiflung wieder zu voller Hoffnung gewandert, auch dieses emotionale Wechselbad war zusätzlich noch anstrengend und so legte sich Sarah erleichtert flach, ließ sich ihre Kleine bringen, die derweil im Kinderzimmer geparkt worden war und jetzt mit einem Wärmfläschchen in ihrem Babybettchen friedlich schlief und versuchte sich bis zum Mittagessen ein wenig auszuruhen.
    Semir überlegte kurz, aber ihn zog es einfach zu seinem Freund und nachdem er in seinem Zimmer noch kurz inhaliert hatte, was seiner Lunge sehr gut tat, machte er sich wieder auf den Weg zur Intensivstation.

    Ben wurde immer noch mechanisch gekühlt, aber man hatte ihm durch die Magensonde begonnen ein wenig Sondenkost zu verabreichen, damit die Dünndarmzotten nicht abstarben. Solange das hohe Fieber anhielt, würde man ihn nicht extubieren, weil ohne Sedierung eine effiziente Kühlung nicht möglich war. Das antidiuretische Hormon konnte man weiter als Nasenspray oder auch intravenös geben, das stellte nicht das Problem dar, aber wenn die zentrale Temperatursteuerung versagte, wirkten keine fiebersenkenden Medikamente und wenn man nicht aufpasste, stieg die Temperatur bei diesen Patienten rasant an und bei 42°C gerann das Eiweiß im Blut und dann trat unwiderruflich der Tod ein. Also wurde Ben weiter in Coolpacks gehüllt-wobei man aber aufpassen musste, dass keine lokalen Erfrierungen auftraten-und das Thermacair pustete kalte Luft und damit gelang es die Temperatur so um die 40°C zu halten.

    Wenig später stand ein Handchirurg vor ihnen und besah sich die freie Hand, die nicht unter dem Gilchrist verborgen war. „Oh ja-da muss ich Nekrosen abtragen, sonst entzündet sich das!“ stellte er fest und holte noch das benötigte Instrumentarium. „Das muss jetzt nicht im OP erfolgen, da eine solche Wunde sowieso als kontaminiert gilt und die Kühlung kann hier effizienter fortgeführt werden!“ erklärte er Semir und fragte ihn, ob er zusehen wolle. Semir nickte interessiert-ihm wurde so leicht nicht schlecht und so betrachtete er staunend, wie der Arzt erst Ben´s Hand auf eine echte Bleihand legte und jeden einzelnen Finger durch einen kleinen Gummiring schob, damit er keine Faust machen konnte. Durch die Weichheit des Metalls konnte man das Hilfsmittel genau an Ben anmodellieren und seine Hand lag nun ausgestreckt da, wurde desinfiziert und dann begann der Chirurg, der sich dazu bequem hingesetzt hatte, damit mit einer Pinzette, feinen Scherchen und einem spitzen Skalpell die Wunde zu reinigen. In der Handfläche konnte Semir nach der Präparation die Sehnen erkennen und das sah ganz schön schaurig aus. „Die Sehnenplatte ist Gott sei Dank nicht beschädigt-ich denke, er wird also keine Funktionsstörungen zurück behalten!“ vermutete der Arzt, tupfte noch ein letztes Mal und legte dann erneut, angereicht von der Schwester, einen sterilen Feuchtverband an. Dann zog man Ben wie am Vortag wieder vorsichtig den Gilchristverband aus und Semir half, da mit anzufassen und seinen Freund anzuheben. „Wenn er wieder wach ist, wird er die Schulter wegen der Schmerzen sowieso schonen, so wie das aussieht, aber unter der Sedierung würde die vermutlich bei jedem Lagern herausspringen und die Schäden an der Gelenkkapsel würden so groß, dass man diesen sogenannten Labrumdefekt irgendwann nur noch operativ behandeln könnte, aber so ersparen wir ihm vielleicht eine weitere Operation-das Bein steht ja eh noch an!“ erklärte die Schwester und nun verfuhr man auf der zweiten Seite genauso wie bei der anderen Hand.
    Der einzige Unterschied war, dass die frische eingepackte Bleihand nun den Aufdruck: „Links“ auf der Verpackung hatte. Auch die zweite Handfläche und Daumeninnenseite wurde versorgt, der Handchirurg vergewisserte sich, dass sein Patient auch antibiotisch abgedeckt war und nachdem der Feuchtverband saß, packte man Ben wieder in seinen Stützverband und drehte ihn nun zur Seite und stabilisierte ihn so, damit er sich nicht wund lag. Sein Po war nämlich schon leicht gerötet, er war heute schon viel zu viel auf dem Rücken gelegen, was aber durch die Untersuchungen und Behandlungen nicht zu vermeiden gewesen war.

    Als endlich das Thermacair ihn wieder komplett bepustete und Ben nun friedlich schlafend da lag, sah Semir auf die Uhr-oh es war gerade Mittagessenszeit und jetzt hatte er auch wirklich Hunger-während ihm heute früh das Frühstück vor lauter Kummer nicht geschmeckt hatte. „Machs gut Großer!“ sagte er weich, als er sich verabschiedete. Wie lange würde es wohl dauern, bis er die passende Antwort von ihm bekam, die vermutlich lauten würde: „Du auch, Kleiner!“ aber bis dahin hatte Ben noch einen weiten, steinigen Weg vor sich.

    Semir ging wie in Trance in sein Zimmer zurück, er fühlte sich, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen weg gezogen. Teilnahmslos würgte er ein halbes Brötchen hinunter und trank den inzwischen lauwarmen Kaffee, ohne irgendwas zu schmecken, aber er musste seinen Körper am Funktionieren halten-vor allem Sarah würde seine Kraft noch brauchen-und Ben, ach Ben…ihm kamen beinahe die Tränen, als er in Gedanken seinen vitalen, fröhlichen, intelligenten, jungen Kollegen vor sich sah. War das vorbei und würde da ein sabbernder Pflegefall im Rollstuhl daraus werden, der seine Kinder nicht einmal erkannte? Später ging er wieder zu Ben und dort bestätigte der Stationsarzt Sarah´s Vermutung.

    Als er allerdings sah, wie niedergeschlagen der Freund seines Patienten war, musste er ihm schon etwas Positives mit auf den Weg geben: „Herr Gerkhan-natürlich ist das gerade eine schlimme Situation, wenn ein junger Familienvater so daliegt, aber wir haben durchaus Hoffnung, dass er das überleben kann-vielleicht sogar mit wenigen oder gar keinen bleibenden Schäden-auch wenn das noch ein harter Weg wird, aber bei Stromunfällen ist die Prognose trotzdem besser als bei anderen Verletzungen, Schlaganfällen oder chronischen Hirnerkrankungen, denn Nervengewebe, wie wir ja im Gehirn vorliegen haben, leitet eben den Strom besser als andere Körpergewebe-dafür sind Nerven ja auch konstruiert. Das bedeutet aber auch, dass die Schädigung gar nicht so groß sein muss. Wir machen später noch eine spezielle Untersuchung des Gehirns, eine MRT-Untersuchung mit Kontrastmittel und einer Angiographie, also eine Darstellung der Hirngefäße, dann können wir das Ausmaß der Schäden besser beurteilen und die Neurologen erstellen uns dann eine Prognose. Wenn wir das alles haben, sehen wir weiter-geben sie den Mut noch nicht auf und trösten sie vor allem auch Sarah, die ja am Schlimmsten betroffen ist!“ gab er ihm mit auf den Weg und Semir ging nun zu seiner Freundin, die im Bett lag, verheulte Augen hatte und ihr Baby an sich drückte und erzählte ihr, was der Arzt gesagt hatte.

    Sarah hörte aufmerksam zu, gab Semir dann das Neugeborene, der die Kleine ganz vorsichtig nahm-mein Gott-waren seine Töchter auch einmal so winzig gewesen?- schneuzte sich, atmete tief durch und sagte dann: „Ich weiss er wird es schaffen-und wenn etwas zurück bleibt, dann werden wir es annehmen. Gott sei Dank liegen ja die finanziellen Voraussetzungen vor, dass wir unser Haus behindertengerecht umbauen können, ich kann mir eine Haushaltshilfe und eine Pflegerin anstellen und dann werden wir das wuppen-er muss es nur überleben!“ und Semir sagte mit fester Stimme: „Und ich bin auch da-aber das weisst du ja, das hätte ich gar nicht erwähnen müssen!“ und nun schenkte ihm Sarah ein Lächeln und erwiderte: „Ja das weiss ich-und Ben und ich, wir wissen das zu schätzen!“

    Als Semir das nächste Mal nach oben ging, um seinen Freund zu besuchen, wurde der gerade in die Radiologie gefahren. Routiniert schoben der Arzt und die Schwester den Intensivtransport durch die Gänge und Semir ging einfach mit, öffnete Türen, holte Aufzüge und durfte dann hinter der Glasscheibe zusehen, was mit seinem Freund angestellt wurde. Man hatte alle metallischen Dinge von seinem Körper entfernt, ein spezielles Beatmungsgerät mit extra langen Schläuchen genommen, das außerhalb des Untersuchungsraums bleiben konnte, die Überwachungselektroden waren aus Kunststoff und auch der Monitor, der draußen positioniert wurde, wie auch die Perfusoren die ihn sedierten und seinen Kreislauf stützten, hatten lange Kabel und Schlauchleitungen, damit das MRT, das ja mit Magnetfeldern arbeitete, nicht gestört wurde. An einen freien Schenkel des ZVK wurde das Kontrastmittel angeschlossen, dessen Pumpe von außen gesteuert werden konnte und dann ging die Untersuchung, die etwa 20 Minuten dauerte, auch schon los. Durch die schallisolierten Wände hörte man das rhythmische Klopfen der Schallwellen und Semir erinnerte sich daran, dass er sowas bei einer Knieverletzung auch schon mal gehabt hatte und da sehr froh um die Kopfhörer gewesen war, so laut war das gewesen-und außerdem eng in der Röhre-nur gut, dass er nicht an Platzangst litt. Aber für Ben war er froh, dass der tief sediert war, denn das wäre jetzt für ihn vermutlich ein Gefühl wie in dem Sarg, in dem ihn Wolf Mahler damals eingegraben und fast ertränkt hätte.

    Auf dem Bildschirm erschienen Einblicke in Ben´s Gehirn, die der Computer errechnete und schon während der Untersuchung betrachtete die der Radiologe aufmerksam. Gegen Ende kam dann noch ein Neurologe dazu, das Kontrastmittel hatte man ebenfalls schon gegeben und dann die Hirngefäße dargestellt und während der Intensivarzt und die Schwester Ben nun wieder übernahmen und vorsichtig, damit man keinen Schlauch und kein Kabel heraus zog, mit dem Rollbrett vom Untersuchungstisch in sein Bett beförderten, die Kühlkompressen erneut um ihn drapierten und dann wieder zurück auf die Intensiv fuhren, besahen sich die beiden Fachleute die Bilder und diskutierten über manche Befunde und besprachen die. Nachdem nach einer ganzen Weile Ben wieder an seinem Bettplatz verkabelt, die Verlängerungen abgebaut, das normale Beatmungsgerät in Betrieb war und Semir nun erneut Sarah in ihrem Rollstuhl geholt hatte, kam der Neurologe ins Zimmer, um die Angehörigen zu informieren, was sie gefunden hatten.

    Er stellte sich vor, gab Sarah und Semir die Hand und erklärte dann: „Obwohl natürlich durchaus eine Schädigung des Zwischenhirns mit der Neurohypophyse zu erkennen ist, was man an einer diskreten Ödemzone erkennen kann“ -Semir nahm sich vor, sich später von Sarah dieses Fachchinesisch übersetzen zu lassen- „geben die Bilder trotzdem Anlass zu Hoffnung. Es ist, so wie es aussieht, wirklich nur dieser Bereich betroffen und wenn wir mit Cortison das Gewebe zum Abschwellen bringen, könnte die Temperaturregulation und die Hormonproduktion sich wieder einstellen. Ansonsten haben wir regelrechte Gefäßverhältnisse, weder Stammhirn noch Frontalhirn sind betroffen, ich würde fast davon ausgehen, natürlich ohne eine Garantie geben zu können, dass Herr Jäger das folgenlos überstehen wird-meine Befunde beziehen sich jetzt natürlich nur auf die Gehirnverletzung!“ und nun brach Sarah zum zweiten Mal an diesem Morgen in Tränen aus, aber diesmal vor Erleichterung. Als der Arzt das Zimmer wieder verlassen hatte, bedeckte sie Ben´s immer noch glühend heißes Gesicht mit kleinen Küssen und ihre Tränen tropften auf ihn, als sie sagte: „Du wirst wieder ganz gesund, mein Schatz-hast du gehört?“ und Semir hätte schwören können, dass Ben sich ein klein wenig bewegt und mit den Augen gezwinkert hatte, als wenn er sagen wollte: „Na klar-was habt ihr denn anderes erwartet?

    Im Verlauf der Nacht war Ben´s Flüssigkeitsbedarf beinahe ins Unermessliche gestiegen. So schnell man die Infusionen anhängte, so schnell füllte sich auch das Stundenglas des Urimeters. Er verlor teilweise fast zwei Liter pro Stunde und die Nachtschwester hatte heftig zu tun, ihn erstens nach zu bilanzieren, wie man das nannte, wenn man jeden verlorenen Liter ersetzte, zweitens ständig Blutgase zu machen und die verlorenen Elektrolyte auszugleichen und in ihre Rechenmodelle der benötigten Flüssigkeit auch die hohen Temperaturen nach einer Tabelle einzurechnen, die die Körperoberfläche und die Verdunstung, die sogenannte Perspiratio, berücksichtigte.
    Zudem war das Fieber nur schwer in den Griff zu kriegen. Sobald die Kühlkompressen warm wurden, oder man das Thermacair nur eine kurze Zeit beiseite nahm, um Ben zu betten und die verschwitzen Unterlagen zu erneuern, stieg seine Temperatur weit über vierzig, so dass sich in den frühen Morgenstunden der diensthabende Intensivarzt dazu entschloss, ihm doch auch ohne Nachweis einer Infektionsquelle ein Breitbandantibiotikum zu geben. Zuvor entnahm man noch Blutkulturen, in der Hoffnung dort vielleicht einen Erregernachweis führen zu können und die Antibiose später zu überprüfen und eventuell anzugleichen. Eigentlich widersprach dieses Vorgehen den aktuell geltenden Leitlinien für die Verabreichung von Antibiotika, aber dem Arzt war ohne einfach unwohl und so würde er den mit Sicherheit kommenden Anpfiff des Chefarztes eben aushalten und seine Einzelfallentscheidung begründen. Aber auch mit Antibiose änderte sich an Ben´s Zustand momentan überhaupt nichts, allerdings musste man vermutlich auch noch zuwarten, bis das Medikament seine Wirkung entfalten konnte.

    So brach der Morgen herein und Semir war kaum aufgestanden, da zog es ihn mit Macht zu seinem Freund. Noch vor dem Frühstück läutete er draußen an der Intensiv und normalerweise würde man Besucher jetzt abweisen, weil die die Morgenroutine störten, aber bei Semir machte man eine Ausnahme, weil Ben eben der Mann einer Kollegin war und so stand Semir wenig später vor seinem Freund und betrachtete ihn voller Sorge. „Er hat eine harte Nacht hinter sich, gut dass er sediert ist, so bekommt er es wenigstens nicht in vollem Umfang mit, wie schlecht es ihm noch geht!“ sagte die Schwester, die seine Versorgung in der Frühschicht übernommen hatte. Ben wirkte eingefallen, erschöpft und ausgemergelt, obwohl er ihn ja nur wenige Stunden nicht gesehen hatte, fiel Semir die Veränderung sofort auf. Auch lief wieder Noradrenalin, um seinen Kreislauf zu stützen, während er gestern beim Aufwachversuch ja eher einen hohen Blutdruck gehabt hatte. „Was ist mit ihm und warum hat man Sarah und mich nicht verständigt?“ wollte der Deutschtürke nun wissen, aber die Schwester sagte nur: „Es war ja kein direktes Ereignis heute Nacht-nur ist sein Fieber einfach immer noch hoch und er schwemmt Flüssigkeit eben schneller aus, als man sie anhängen kann!“ erklärte sie und Semir beschloss, nun doch Sarah zu holen.

    Die hatte schon gefrühstückt und das Baby gestillt und war wenig später mit Semir auf dem Weg zu Ben. „Sarah-ich habe keine Ahnung was ihm fehlt, aber Ben sieht schlechter aus als gestern-ich mache mir Sorgen!“ hatte er ihr erklärt und voller Bangen erwartete Sarah seinen Anblick. Auch ihr fiel die negative Entwicklung auf, sie konnte nun schon länger auf sein und deshalb halfen sie und Semir so gut es ging beim Waschen und blieben dann zur Visite. Der Chefarzt und sein Tross ließen sich über die Vorkommnisse der Nacht, die Polyurie, das anhaltende Fieber und die blinde Antibiotikagabe informieren und mit ernstem Gesichtsausdruck legte der Chefarzt den weiteren Behandlungsplan fest.
    „Das mit der Antibiose war in Ordnung-ich hätte das auch so gemacht!“ beschied er dem überraschten Nachtdienstarzt, der nach der Visite in den verdienten Feierabend- oder eher Feiermorgen- gehen würde. „Wir geben jetzt probeweise Minirin Nasenspray und sehen dann, ob die Ausscheidung weniger wird!“ ordnete er an und kaum war die Visite weiter gezogen, kam Ben´s betreuende Schwester schon mit einem kleinen Fläschchen, das im Kühlschrank gelagert wurde und nun mit einem Patientenetikett versehen war. Sie sprühte eine geringe Menge in Ben´s Nasenloch, durch das keine Ernährungssonde lief und nur Minuten später begann die Urinausscheidung weniger zu werden.
    Sarah hatte das mit Bangen verfolgt und sagte jetzt mit schwacher Stimme: „Semir-bring mich bitte wieder zurück auf mein Zimmer-ich muss mich jetzt hinlegen, mein Kreislauf schwächelt gerade!“ und dabei hatte sie einen kummervollen Blick mit ihrer Kollegin gewechselt.

    Semir beeilte sich den Rollstuhl zu packen und mit Sarah zurück zu fahren, die sich in ihrem Zimmer aufatmend wieder flach legte. Erst jetzt getraute er sich zu fragen: „Was war das, was Ben da bekommen hat und warum bist du so entsetzt gewesen, als der Urin weniger geworden ist-das ist doch gut so, wenn ich das richtig verstanden habe?“ und nun erklärte ihm Sarah mit schwacher Stimme: „Minirin ist künstlich hergestelltes antidiuretisches Hormon, das in den Regulationskreislauf zwischen der Hypophyse und den Nieren eingreift!“ und nun sah Semir sie völlig verständnislos an-das war ihm ein wenig zu hoch und schon gar nicht konnte er jetzt verstehen, warum Sarah so niedergeschlagen war, das Ziel hatte man ja anscheinend erreicht-Ben pinkelte weniger und das war doch gut, aber als Sarah nun weiter erklärte, wurde auch er blass. „Die Hypophyse, oder auch Hirnanhangsdrüse sitzt im Zwischenhirn und wenn die Polyurie auf diese Behandlung anspricht, zeigt das, dass die Ursache für die massive Urinausscheidung nicht in den Nieren liegt, sondern im Gehirn, weil sozusagen die Zentralsteuerung gestört ist. Zusammen mit dem Fieber, das man dann als zentrales Fieber bezeichnet, ist das ein Hinweis darauf, dass Ben´s Gehirn durch den Stromschlag, oder durch mangelnde Durchblutung bei der Reanimation Schaden genommen hat. Semir-wir wissen nicht, ob Ben das Ganze ohne Schäden überleben wird!“ sagte sie nun und begann zu weinen und Semir nahm sie einfach wortlos in die Arme-es war das einzige, was er gerade tun konnte, geschockt wie er war.

    Irgendwann begann Ben sich zu regen und gegen die Handfessel zu zerren. Er atmete hektisch und viel zu schnell, so dass die Beatmungsmaschine Alarm gab. Die Schwester kam sofort herein, quittierte den Alarm und sagte: „Herr Jäger machen sie bitte die Augen auf!“ aber er kniff sie nur noch fester zu. Die Pflegekraft erklärte Semir: „Er muss erst wieder so weit bei sich sein, dass er einfachen Aufforderungen nachkommen kann und vor allem muss der Hustenreflex funktionieren, aber ich denke das dauert noch!“ Ben wurde immer unruhiger und nun versuchte auch Semir ihn dazu zu bringen, ihn anzusehen: „Ben-schau mich an! Du bist nicht mehr in dem Keller, du bist im Krankenhaus in Sicherheit, Sarah und dem Baby geht es gut, mach dir also keine Sorgen!“ rief er eindringlich, aber Ben kämpfte nur noch hektischer gegen die Fesseln, warf sich herum und war völlig panisch, so dass es fast nicht mit anzusehen war.
    Semir blickte unglücklich auf seinen Freund, der schon völlig nass geschwitzt war. Ständig gab entweder der Monitor, oder die Beatmungsmaschine Alarm, weil Ben gegen die Maschine presste, seine Atemfrequenz viel zu hoch war und auch sei Herz wie rasend in seinem Brustkorb pochte und der Blutdruck anstieg. Der Arzt kam auch mehrmals, aber so war an eine geregelte Extubation nicht zu denken. „Vielleicht hat er doch noch starke Schmerzen?“ überlegte der Doktor, denn man hatte seinem Patienten zwar periphere Schmerzmittel Paracetamol und Metamizol als Kurzinfusion zukommen lassen, aber tatsächlich, als er den Opiatperfusor in niedriger Dosierung wieder einschaltete, wurde Ben ein wenig ruhiger.

    Allerdings war auch seine Temperatur jetzt besorgniserregend angestiegen. Er glühte regelrecht vor sich hin und das Fieber war binnen Kurzem schon bei über 39°C und die Temperaturanzeige auf dem Monitor kletterte unaufhaltsam nach oben, obwohl das Novalgin und Paracetamol ja beides eigentlich fiebersenkend wirkten, aber davon bemerkte man bei Ben im Augenblick nichts. „Woher kommt nur das Fieber?“ fragte sich der Stationsarzt und befahl kurzerhand der betreuenden Schwester: „Machen wir eine Thoraxaufnahme, nicht dass er jetzt noch eine Pneumonie dazu hat-es war ja sicher feucht und kalt in diesem Keller und die Hypothermiebehandlung war da vielleicht noch das Tüpfelchen auf dem I!“ überlegte der Arzt laut und wenig später stand die Röntgenassistentin mit dem fahrbaren Röntgengerät vor ihnen. Allerdings musste man Ben nun, damit man eine nicht verwackelte Aufnahme bekam, erneut sedieren, er bekam einen Propofolbolus, dass er erschlaffte und die Beatmungsmaschine selbstständig in einen kontrollierten Beatmungsmodus sprang. Semir wurde hinaus gebeten, weil er erstens nicht unnötig mit Röntgenstrahlen in Berührung kommen sollte und zweitens weil jetzt der Arzt, die Schwester und die Radiologieassistentin den dunkelhaarigen Polizisten losbanden, anhoben und die Röntgenkassette unter seinen nackten Oberkörper legten. Dann gingen alle hinaus und wenig später war die Aufnahme mittels Fernbedienung geschossen und man konnte die Kassette wieder entnehmen und zum Entwickeln geben. Allerdings konnte der Arzt, als er Minuten später die digitalisierte Aufnahme am PC ansah, keinen Anhalt für eine Pneumonie finden-das war also nicht die Fieberursache.

    Derweil stieg Ben´s Fieber weiter an und die Schwester beschloss gleich die Gunst der Stunde zu nutzen, solange die Sedierung noch anhielt, ihren Patienten kühl abzuwaschen und die verschwitzte und zerwühlte Bettwäsche zu erneuern. Semir half ihr dabei und so kalt Ben´s Körper gestern gewesen war, so glühte er jetzt und auch die kühle Waschung, die ihm sicher wohl tat, senkte seine Temperatur nur um zwei Zehntel.
    Als wenig später die Körpertemperatur über 40°C gestiegen war, brach der Oberarzt, den man dazu geholt hatte, den Extubationsversuch ab. „Fieber in dieser Höhe ist im Weaningprotokoll ein Punkt, der den Patienten als noch nicht extubationsfähig erklärt. Außerdem besteht auch die Gefahr eines Herzinfarkts, wenn er sich so aufregt und anstrengt. Wir müssen jetzt erst auf Infektsuche gehen, die Blutwerte auf Entzündungsmarker kontrollieren und die Ursache des Fiebers angehen.“ kommentierte er seine Anordnung. Man verband auch gleich noch die freiliegende Hand neu, was ja die einzige offene Verletzung war und Semir erschauerte, als er die Handfläche und Fingerinnenseiten sah, die von Blasen übersät und teilweise schwarz waren. Nun entfernte man-Gott sei Dank unter Sedierung- auch vorrübergehend vorsichtig den Gilchristverband, um die andere Hand zu versorgen und nicht nur die Handinnenseite sah genauso übel aus wie die andere, sondern auch die ganze Schulter war ein einziger Bluterguss. „Wir werden morgen die Handchirurgen bitten, sich die Verbrennungen gründlich anzuschauen und die Nekrosen zu entfernen, aber ich denke nicht, dass das die Ursache für das hohe Fieber ist!“ überlegte der Oberarzt laut, während man nun einen feuchten Spezialverband auf die Hände gab und dann den Gilchristverband wieder anlegte.
    Ben bekam nun Wadenwickel und während er ganz schlaff wieder in den Kissen lag, fiel Semir siedend heiß ein, dass Sarah vermutlich voller Bangen und Sorge darauf wartete, dass er sie abholte. Er sah auf die Uhr. Es war inzwischen 21.00 Uhr geworden und sogleich ging er los, um die Frau seines Freundes zu holen.

    Hoffnungsvoll sah die ihm entgegen und fragte: „Ist er wach?“ aber Semir schüttelte nur stumm den Kopf. Sarah setzte sich trotzdem gefasst in den Rollstuhl und ließ sich von ihm auf die Intensivstation bringen. „Manchmal geht es eben nicht so schnell!“ sprach sie sich selber Mut zu und küsste Ben dann liebevoll auf die Wange, als sie bei ihm angekommen war. „Ach Schatz-was machst du denn für Sachen?“ fragte sie ihn, aber Ben konnte nicht antworten, weil die Narkosemittel wieder Macht über ihn hatten. Nun blies auch das Thermacair erneut kühle Luft auf den fieberheißen Körper, Kühlkompressen lagen in seinen Leisten und man schaffte es gerade so das Fieber um die 40°C zu halten. „Ich würde vorschlagen, ihr geht jetzt trotzdem wieder auf eure Zimmer und ruht euch selber aus. Wir passen gut auf Ben auf und wenn es Komplikationen gibt, werdet ihr natürlich verständigt!“ sagte Sarah´s Freundin freundlich und Semir und Sarah nickten beide zu ihren Worten. Sie konnten ja eh gerade nichts machen und morgen würde man vielleicht einen neuen Versuch starten, diesmal hoffentlich mit mehr Erfolg.

    Ben bekam viele kühle Infusionen um die Diurese in Gang zu halten und die Flüssigkeitsbilanz auszugleichen, seine Blutgase und Elektrolyte wurden häufig kontrolliert aber deshalb lag er ja auf einer Intensivstation, damit man ihn genauestens überwachen und versorgen konnte und Sarah und auch Semir vertrauten den behandelnden Ärzten und den Pflegekräften. Die würden alles tun, was in ihrer Macht stand, damit Ben das überlebte, aber es würde anscheinend schwieriger werden, als sie gedacht hatten. So ging der Tag doch anders zu Ende als sie gehofft hatten, aber dennoch schliefen Sarah und Semir ein-morgen war ein neuer Tag und vielleicht sah da alles schon wieder besser aus!

    Na da hat Kevin jetzt aber wirklich Glück im Unglück gehabt und meistens kommt auch nichts mehr nach, wenn das erste CCT unauffällig war. Der soll sich jetzt zuhause ins Bett legen und Jenny soll auf ihn aufpassen-ich denke damit wird die Chefin einverstanden sein. Klar ist das immer ein rechtliches Problem für den behandelnden Arzt, aber wenn er Kevin über die Folgen aufgeklärt hat, der wieder Herr seiner Sinne ist und der ihm eine Unterschrift geleistet hat, dann ist der rechtlich raus-und wir hoffen jetzt einfach mal dass Kevin seinen Trip und den Angriff ohne Folgen übersteht!
    Tja-und klar hätte ich gerne ein paar Krankenhauskapitel von dir gelesen, Campino, aber die bleiben aktuell wohl eher anderen Autoren vor behalten-und silli, Yon und Elvira sind da sicher mit vielen anderen froh darüber! ;)

    Hey @Darcie!
    Gerade sehe ich, dass du auch immer noch die selben Übertragungsprobleme von Word auf den Editor hast. Man liest beim Entwurf Korrektur, aber nach dem Senden fehlen einfach viele Leerzeichen. Tatsächlich kann man diese Fehler vermeiden, wenn man zuerst, wenn man das "Antworten" Fenster öffnet auf das kleine Viereck ganz vorne klickt, das den BB-Code aktiviert-laut Google eine Programmiersprache, die extra für Foren und ähnliches entwickelt wurde und z. B. Abstimmungen und sowas ermöglicht und erst danach das Word-Dokument hineinkopiert. Umgekehrt geht nicht, hab ich schon ausprobiert! :D
    Nachdem ich aber sozusagen der größte Computerdepp unter der Sonne bin und da auch genauso ahnungslos bin, wie z. B. bei Autoelektronik, muss ich einfach glauben, was mir andere Leute sagen, in diesem Fall Gott sei Dank@harukaflower in einem ganz anderen Thread, den ich aber aufmerksam gelesen und umgesetzt habe. Ansonsten hätte ich wahrscheinlich das Posten von Geschichten, die nun plötzlich von Fehlern nur so strotzen, obwohl sie im Original völlig einwandfrei vorliegen, schon lange bleiben lassen.
    Genaueres erklären könnten uns vermutlich@Simplex-Media, @Campino, @Cobra 11 oder auch @Thorsten-mal sehen, ob wir da noch Infos kriegen, warum das jetzt plötzlich anders ist als die Jahre vorher.

    Die Nacht verlief ruhig. Sarah schlief trotz aller Sorgen zumindest einige Stunden-zu groß war einfach die Erschöpfung nach den Ereignissen der letzten Tage. Sie willigte sogar ein, dass man ihre kleine Tochter im Kinderzimmer betreute und nur frisch gewickelt zum Stillen brachte-sie wäre einfach noch nicht fähig gewesen, das selber zu machen und genoss so die Vorteile im Krankenhaus-daheim hatte sie dann noch lange genug beide Kinder und hatte sich mental schon auf unruhige Nächte eingestellt, wie das eben mit Neugeborenen oft war-und Ben würde sie zumindest in der ersten Zeit nicht unterstützen können, soviel war klar.
    Auch Semir schlief in seinem Zimmer auf der Station-er vertraute einfach dem Pflegepersonal der Intensivstation, dass die ihn verständigen würden, wenn bei Ben etwas Unerwartetes geschah und auch wenn er häufig hüsteln musste, er zwang sich, sich auszuruhen-man wusste schließlich nicht, was der nächste Tag bringen würde und wie viel Kraft sie da alle miteinander noch für Ben brauchten, wenn der wieder wach war.

    Ben wurde auf der Intensivstation weiter versorgt. Er war tief sediert, man lagerte ihn alle zwei Stunden, damit er sich nicht wund lag, saugte den Schleim aus seinen Bronchien und dem Mund, was ihn aber nicht einmal zum Husten brachte-so hoch liefen die Narkosemittel- und achtete darauf, dass er mit der Temperatur im Zielbereich lag.
    Am Morgen lief die Morgenroutine an, er wurde gewaschen, die Visite kam, auch Semir stand schon früh auf der Matte, ohne dass Ben davon irgendetwas mit bekam und der Chefarzt hatte in die Akte gesehen. „Wir haben um 16.00 Uhr mit der Kühlung begonnen, also wird die heute ebenfalls um sechzehn Uhr beendet und die Sedierung reduziert-dann werden wir mal sehen, was passiert!“ und die anderen Ärzte und Schwestern nickten-soweit war das Routine.

    Bei Semir standen, nachdem er zum Frühstück wieder zurück im Zimmer war, kurz darauf die Internisten auf der Matte. Man nahm ihm nochmals Blut ab und der Stationsarzt hörte ihn ab. „Herr Gerkhan, das klingt noch nicht gut in ihrem Brustkorb. Ich würde sie nachher gerne zum Lungenfunktionstest und Thoraxröntgen schicken, mir persönlich wäre es aber ganz Recht, wenn sie noch ein paar Tage bei uns blieben!“ sagte er und zu seinem Erstaunen willigte Semir sofort ein. Es hatte wegen Ben für ihn Vorteile ein Bett und das Essen im Krankenhaus zu haben und so ganz fit war er wirklich noch nicht-gerade wenn er versuchte Treppen zu steigen, blieb ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg.

    So verging der Tag und als Semir am Vormittag nach Sarah sah, hatte die eine große Bitte an ihn: „Semir-ich weiss, dir geht es selber noch nicht so gut, aber bevor nachher Hildegard mit Tim kommt und meine Familie anrollt, um Mia-Sophie anzuschauen, würde ich gerne nach Ben sehen, aber ich schaffe es einfach noch nicht, so weit zu laufen!“ erzählte sie ihm. Was sie verschwieg war, dass sie das durchaus schon alleine probiert hatte, aber nicht sonderlich weit gekommen war, weil ihr auf dem Flur die Beine eingeknickt waren. Ihre Kolleginnen hatten sie wieder ins Bett geschleift und sie ein wenig geschimpft, aber von denen konnte gerade keiner weg, um sie mit dem Rollstuhl irgendwo hin zu bringen, auch wenn sie natürlich verstanden, dass sie gerne nach ihrem Mann sehen würde, aber die Stationsabläufe ließen diesen Freiraum heute einfach nicht zu. So waren wenig später Sarah im Rollstuhl und Semir, der den langsam schob, unterwegs zu Ben. Sarah hatte von der Hebamme ein Polaroidbild von Mia-Sophie bekommen, das sie nun fest an sich drückte und gleich nach der Ankunft bei ihrem schlafenden Mann auf sein Nachtkästchen stellte. Sie hatte sich über ihn gebeugt und ihn auf die Stirn geküsst. Auch wenn sie den Anblick von Intensivpatienten, die gerade gekühlt wurden, zur Genüge kannte, war das doch etwas ganz anderes, wenn da der Mann lag, den man liebte. Auch sie erschauerte von der Kälte die er verströmte und wie am Vortag Semir, hatte auch sie böse Visionen als sie seine kalte Hand ergriff. „Bitte Schatz-kämpfe! Tu es für mich und unsere Kinder!“ sagte sie tief bewegt, aber dann wurde ihr ein wenig übel und schwindlig und so war Semir wenig später eilig wieder mit ihr auf dem Rückweg ins Zimmer. „Verdammt-ich würde so gerne länger bei Ben bleiben, aber mein Kreislauf macht einfach noch nicht mit!“ sagte sie, als sie wenig später schweißgebadet wieder in ihrem Bett lag. Semir sagte ernst und freundlich: „Sarah-dafür bin ja ich da. Mir geht’s eigentlich gar nicht so schlecht, ich inhaliere brav und lasse mich auch behandeln, aber der Hauptgrund dafür, dass ich noch nicht auf meine Entlassung gedrängt habe ist, dass ich für Ben da sein will, wenn er mich braucht!“ und Sarah griff nach seiner Hand und sagte einfach: „Danke!“
    Semir brachte die Untersuchungen hinter sich, es wurde festgestellt, dass er durch das giftige Gas, das er eingeatmet hatte, ein wenig Flüssigkeit in der Lunge hatte, die mit ausschwemmenden Medikamenten und weiteren Inhalationen behandelt wurde. Auch die Leberwerte waren angestiegen-nicht richtig besorgniserregend, aber eine weitere Krankenhausbehandlung war auf jeden Fall gerechtfertigt.

    Andrea hatte inzwischen die benötigten Sachen für Sarah geholt, verbrachte dann noch Zeit mit ihrem Mann und bei Sarah kamen erst Tim und Hildegard und später auch noch ihre Eltern, Konrad und Julia zu Besuch. Tim sah das neue Baby neugierig, aber eher gelassen an und war viel mehr an dem Geschenk interessiert, das die Mama ihm versprochen hatte. Es war eine kleine Babypuppe, die man ebenfalls wickeln und füttern konnte, mit Zubehör wie Windeln und Fläschchen und die drückte er eng an sich. Sarah und Ben hatten sich amüsiert, als Sarah die gekauft hatte. „Lass das ja nicht meinen Vater sehen, dass du seinem Enkel eine Puppe schenkst!“ hatte Ben geflachst und auf Sarah´s Frage warum, hatte er grinsend geantwortet: „Weil er dann vermutlich schwul wird, wenn ich die Gedankengänge meines Vaters richtig nachvollziehe. Er wäre vermutlich vom Glauben abgefallen, wenn ich mit Julia´s Puppen gespielt hätte, während es völlig normal war, dass Julia sich an meinen Matchboxautos bedient hat. Sein Rollenverständnis lässt nicht zu, dass Jungs mit „Mädchensachen“ spielen, aber ich finde das gut, dass Tim da alle Angebote hat!“ immerhin war das auch nicht Tim´s erste Puppe, wobei er sich eindeutig mehr für Dinge interessierte, die Räder hatten. Sarah versuchte ihm dann noch den Namen seiner kleinen Schwester beizubringen, aber er beharrte darauf, den zweiten Teil wegzulassen, sondern sagte nur „Mia!“ und damit waren dann auch alle einverstanden. Das Baby wurde gebührend bewundert und herum gereicht, aber Sarah war nach einer Weile froh, als die Besucher sich verabschiedeten, sie war doch noch sehr müde und erschöpft und nach dem Mittagessen schlief sie noch ein wenig, um zu Kräften zu kommen, vielleicht schaffte sie es dann heute am Abend länger bei ihrem Mann zu bleiben, wenn der dann vielleicht schon wach war.

    Um sechzehn Uhr beendete man die Kühlung und reduzierte zunächst einmal die Sedierung. Ganz ausschalten würde man sie erst, wenn Ben wieder Normaltemperatur, also mindestens 36.5°C erreicht hatte. Semir hatte wieder am Bett seines Freundes Platz genommen, dessen freie Hand man nun fest gebunden hatte. Zwei Stunden später war es so weit, die Normaltemperatur war erreicht und die betreuende Schwester-wieder Sarah´s Freundin, die ihn am Vortag schon aufgenommen hatte, schaltete die Perfusoren aus. „Jetzt warten wir mal ab, was passiert!“ sagte sie aufmunternd zu Semir, der gespannt daneben saß und die Regungen seines Freundes beobachtete und immer wieder beruhigende Worte sagte. Er hatte Sarah versprochen, sie später nochmals mit dem Rollstuhl abzuholen, aber jetzt wollte er, dass Ben nicht alleine war, wenn er zurück in die Realität kam. Ben hatte schon planmäßig begonnen dazu zu atmen, als man die Sedierung herunter gefahren hatte, was ein gutes Zeichen war, aber jetzt war es an der Zeit, dass er die Augen aufschlug und seine Umgebung wahr nahm und darauf wartete Semir und auch das Intensivpersonal.

    Mir ist es auch gerade kalt über den Rücken gelaufen! Gestern wie heute spielen sich die gleichen Szenen ab-zwar mit wechselnden Akteuren, aber eigentlich ist es immer dasselbe und die Rechtsradikalen machen mir auch wesentlich mehr Angst, als jede linke Szene!
    Jerry hat in diesem Fall Kevin im wahrsten Sinne des Wortes heraus gehauen und er brauchte nicht einmal eine Waffe dazu, wie der feige Neonazi! Also mir hat diese Szene gut gefallen-denn sie ist heute so aktuell wie gestern, zeigt auf welcher Seite Kevin stand und steht und wie Sabrina schon sagte-die armen Polizisten, die sich da hauen lassen müssen-die tun das auch nicht freiwillig und würden vielleicht lieber jemand anderen beschützen als diese dummen Nazis-aber Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.