Beiträge von susan

    Erst einmal wurde Annie nicht gefunden, aber Carlos ist auf Kevin aufmerksam geworden und hetzt seine Schläger auf ihn. Allerdings lässt sich Kevin nicht so einfach verprügeln und so kriegen alle vier Angreifer erst einmal eine Abreibung von ihm, was ihm zwar sicherlich Respekt einbringt, aber auch seine Tarnung gefährdet-oh je, ich habe Angst um Kevin und Juan wird ihn nicht schützen können!

    Irgendwie bin ich froh, dass Mikael von Semir bewacht wurde und nicht selber am Zugriff teilgenommen hat-erstens wäre er gesundheitlich dazu gar nicht in der Lage gewesen und außerdem hätte ich Angst gehabt, dass er selber mit der Waffe seinen Opa bedroht hätte-es genügt schon so und auch wenn man jemanden fürchterlich hasst-Familie bleibt irgendwie Familie!
    Ob man Anna trauen kann? Hmmm-keine Ahnung-vielleicht führt sie jetzt das Drogenimperium weiter? Immerhin geht es hier um sehr viel Geld.
    Das Drogendezernat ist zufrieden und Semir wird jetzt wohl Mikael mit ins Krankenhaus schleppen, bis Eva eintrifft und ihn übernimmt und dann versuchen zu Ben zu kommen, falls Konrad inzwischen abgezogen ist!

    Ben schlich näher an den Wagen, in dem Corinna saß, heran. Der plötzlich aufflauende Wind trieb Wolkenfetzen über den Himmel und der Mond, der ein fahles Licht in die Gegend warf, wurde immer wieder verdunkelt, so dass es abwechselnd stockfinster war und man dann doch wieder zumindest Schemen erahnen konnte. Ben versuchte, während er katzengleich näher schlich, irgendeinen Plan zu fassen. Immerhin waren die Entführer zu dritt, das hatte er sehen können, aber er war zwar alleine, doch zumindest bewaffnet, wobei er natürlich nicht wusste, ob die Typen das nicht ebenfalls waren. Vermutlich war das ein Blödsinn, was er gerade machte und er hätte die lokale Polizei verständigen sollen, aber jetzt hatte er seinen Entschluss schon gefasst und wenn Corinna etwas passierte und er nicht zumindest versucht hätte, sie zu befreien, würde er Sarah und ihrer Familie, die ihn freundlich in ihrer Mitte aufgenommen hatten, nie mehr in die Augen schauen können. Immerhin war er Polizist und im Nahkampf ausgebildet, außerdem hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite und so würde er jetzt auf seine Intuition vertrauen und Corinna befreien.

    Im Wagen war alles still, niemand unterhielt sich und erst als er schon kurz vor dem Auto stand, konnte er die Köpfe der Insassen erkennen. Moment mal-da waren nur drei? Mussten das nicht vier sein, aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, spürte er schon den Lauf einer Waffe zwischen seinen Schulterblättern. „Na wen haben wir denn da, nimm mal sauber die Patschhändchen hoch und wirf dein Spielzeug weg!“ sagte eine spöttische Stimme, aber er würde sich nicht kampflos ergeben, so viel war sicher. Er beugte sich ein wenig nach vorne und tat so, als wolle er die Waffe auf den Boden legen, aber im gleichen Moment ließ er sie fallen, wirbelte herum, packte den Arm des Angreifers und versuchte das Überraschungsmoment auszunutzen und den mit einer oft geübten Nahkampftechnik zu entwaffnen und zu Boden zu werfen. Sein Gegner war zwar momentan überrumpelt, aber dann löste sich aus dessen Waffe ein Schuss und Ben spürte einen brennenden Schmerz an der Seite, allerdings war das vermutlich nur ein Streifschuss und so biss er die Zähne zusammen und hebelte dennoch mit fast unmenschlicher Anstrengung den Mann aus und schlug ihm die Waffe aus der Hand, dass die irgendwo ins Gebüsch rutschte. Dann ballte er die Hand zur Faust und schlug ihn mit aller Wucht, die er aufbringen konnte k.o. Sein Gegner verdrehte die Augen und erschlaffte, aber bevor Ben sich umdrehen konnte, wurde er von hinten von vier starken Händen gepackt, irgendetwas, vermutlich der Knauf seiner eigenen Waffe, schlug hart auf seinen Hinterkopf und dann wurde es dunkel um ihn.

    „Hatte ich doch richtig gesehen, dass wir verfolgt wurden!“ sagte der Fahrer zufrieden und leuchtete dem bewusstlosen Ben mit einer Taschenlampe ins Gesicht. Als er in den Feldweg eingebogen war, hatte sich der Beifahrer blitzschnell aus dem Auto fallen lassen und sie hatten für ihren Verfolger sozusagen einen Hinterhalt aufgebaut. Corinna hing halb schlafend und weggetreten auf dem Rücksitz und war nur beim Knall des Schusses kurz zusammen gezuckt. „Der Typ ist ein Hochzeitsgast, der war vorhin mal unten in der Gaststube und hat uns beobachtet!“ sagte der eine der Entführer alarmiert. Sie begutachteten das Holster an seiner Seite und die Waffe und fingerten dann aus der Anzughose Geldbörse, Handy und Personalpapiere. „Mist-das ist ein Bulle!“ sagte der eine der Entführer, als er den Inhalt der Geldbörse studiert hatte-Ben Jäger-Kripo Autobahn aus NRW!“ und nun herrschte erst einmal betretenes Schweigen. „Was sollen wir tun, der hat unsere Gesichter gesehen?“ fragte nun der Anführer der drei, während sich ihr Kumpan nun stöhnend aufrappelte und sich das lädierte Kinn rieb, woraufhin er Ben, der reglos am Boden lag, aus Rache noch einen kräftigen Tritt verpasste. „Also wenn ihr vorhabt den umzubringen bin ich raus-ich will nicht wegen Polizistenmord nach Kaisheim-die vier Jahre dort haben mir genügt!“ sagte der eine der Entführer und der zweite, der jetzt wieder aufrecht stand, nickte ebenfalls mit dem Kopf. „Peter-so ne junge Frau mal für ein paar Minuten, oder meinetwegen auch ein paar Stunden festzuhalten und danach unversehrt wieder frei zu lassen, ist die eine Sache-wenn sie uns schnappen, können wir uns immer noch rausreden, dass es eine normale, traditionelle Brautentführung war und wir wollten, dass der Bräutigam sie mit ein paar Kisten Bier auslöst. Leider hat sich die Braut selber dabei schwer betrunken, aber das wäre nicht das erste Mal, dass sowas vorkommt, aber wenn wir den Typen hier umbringen, dann wandern wir lebenslänglich in den Knast!“ sagte er und der Angesprochene hatte schon nach seinem Handy gegriffen und seine Auftraggeber angerufen.

    Er schilderte dem Scheich am anderen Ende das Problem und der sagte: „Lasst die junge Frau direkt vor dem Gasthof frei, es läuft alles wie geplant, nehmt den Polizisten im Kofferraum mit und bringt ihn zu dem Versteck, das ihr für die Braut vorbereitet habt. Der Bräutigam will sie wieder zurück haben und wird die Gegenleistung bringen, die wir verlangt haben. Ich werde mir noch überlegen, was ich mit dem Polizisten mache, aber erst einmal müsst ihr eure Spuren verwischen!“ befahl er und so legten sie den immer noch bewusstlosen Ben, nachdem sie ihm ebenfalls einige Milligramm Midazolam intravenös gespritzt hatten, in der Hoffnung, er könne sich danach nicht mehr so genau erinnern und würde noch eine Weile Ruhe geben, in den Kofferraum ihres Wagens. Der eine der Männer stieg dann in den Polo und ließ ihn wenige Meter entfernt eine Böschung hinab rollen, so dass er von der Straße aus nicht zu sehen war, denn ein herrenloses abgestelltes Auto würde die Neugier einer jeden Polizeistreife erregen. Er wischte das Lenkrad, den Schalthebel und den Türgriff danach sorgfältig ab, stieg aus und kletterte zu den anderen zurück in den Wagen. Die Kleidung des Niedergeschlagenen war voller Blut-Ben´s Blut und sie bemerkten nicht, dass davon ein kleines bisschen auf das Brautkleid der Entführten gelangte und auch ihre Hände beschmutzt wurden . Allerdings legten sie jetzt Gesichtsmasken an, denn langsam begann Corinna aufzuwachen. Am Gasthof angekommen, schoben sie die Braut, die noch völlig benommen war und überhaupt nicht kapierte, was denn eigentlich passiert war, unten bei der Tür des Gasthofs hinein und befahlen ihr, nach oben in den Saal zu gehen, woraufhin die junge Frau mühsam Schritt für Schritt die Treppe hinauf wankte, ohne sich auch nur einmal um zu sehen.

    Danach fuhren die Entführer zügig zu dem vorbereiteten Versteck mitten im Wald. Sie öffneten das schwere Eisentor und legten Ben, der immer noch bewusstlos war und blutete, ins Innere der Höhle, verschlossen das Tor wieder, versteckten den Schlüssel dazu am vereinbarten Platz und fuhren dann schnell davon. Der Fahrer bog noch einmal ab und lenkte den Wagen über einen Feldweg zur Gump, einem merkwürdigen, sagenumwobenen Gewässer oben auf einer Anhöhe hier in der Nähe. Ohne ganz dicht ran zu gehen, warf er Ben´s Handy und seine Waffe hinein und lauschte, wie ein lautes Platschen ertönte, als die beiden Gegenstände auf der Wasseroberfläche aufschlugen, um dann unter zu gehen. Dann setzte er seine Kumpane jeweils zuhause ab und stellte danach sein eigenes Fahrzeug in die angemietete Garage-morgen früh würde er es gründlich sauber machen, damit keine verräterische Blutspur mehr auf eine Beteiligung seinerseits hinwies. Hoffentlich würde der Scheich die Sache mit dem Polizisten erledigen-er würde sich die Hände jedenfalls auch nicht schmutzig machen, da war er sich mit seinen Kumpanen einig!

    Immerhin-Ben lebt und hat die OP überstanden. auch mich enttäuscht es, dass Konrad, zu dem er ja nicht das beste Verhältnis hat, jetzt zu seinem Sohn darf und nicht Semir, zu dem er mit Sicherheit die engere Bindung hat, aber leider wissen das die Ärzte nicht. Allerdings rafft sich Semir wenigstens auf und anstatt dumm herum zu sitzen, schaut er nach Mikael und kommt auch keine Sekunde zu spät. der kollabiert vor seinen Augen und Semir leiert alles an, damit er medizinisch versorgt wird. Danach besucht er ihn, besorgt ihm aus Ben´s Wohnung auch noch Klamotten und kann ihn nicht davon abhalten, jetzt einen Einsatz mit dem SEK in die Wege zu leiten! hoffentlich geht das gut und vor allem möchte ich, dass Georg Hansen im Knast landet und Hannes dadurch eine Zukunft hat-abseits der familiären Drogengeschäfte und merkwürdigen Schiessritualen!

    Jenny ist von den klassischen Schwangerschaftsbeschwerden wie Morgenübelkeit geplagt-so war das bei mir auch immer-bis Mittag war ich schwach auf den Beinen und konnte nichts essen, bin in der Arbeit ständig umgefallen, aber ab Mittag war alles gut, ich konnte futtern und das Kind wuchs und gedieh-bis zum nächsten Kotzmorgen. Irgendwie bin ich sehr froh, dass Jenny anscheinend wirklich keinen Gedanken an Abtreibung hegt-das hätte ich dir auch schwer übel genommen, Campino, wenn du das Baby gekillt hättest. X(
    Anna Engelhardt als erfahrene Frau, die zwei und zwei zusammenzählen kann, hat da auch schon so eine Vermutung und lange wird Jenny ihren Zustand wohl nicht mehr verheimlichen können!

    Froh war ich allerdings, als Ben zur Tür herein gestiefelt kam-ich hatte schon die Befürchtung, Drager und sein Komplize hätten ihm doch noch etwas angetan, aber so erfährt nun Semir -auch ohne Schokocroissant-alles im Detail, na Gott sei Dank, auch wenn der Ben´s Alleingang natürlich nicht gut heißen kann! Allerdings hätte er gerne vor Semir verheimlicht, dass er Drager und Carina in angeregtem Gespräch ertappt hat, aber Semir kennt seinen Kollegen zu genau-der zieht ihm die Wahrheit wie Würmer aus der Nase!
    Wenigstens reagiert wenigstens Ben auf Kevin´s Nachricht, wenn auch nur kurz und eher neutral-allerdings erschreckt mich Semir´s Reaktion doch ein wenig-der ist gerade wirklich mehr als nur ein bisschen nachtragend! Und ach ja Ben-wie wäre es mit einer kurzen Info an Jenny, dass Kevin sich bei dir gemeldet hat und es ihm aktuell gut geht?

    Klaus überlegte nur ganz kurz, dann sagte er tonlos zu dem Mann am anderen Ende der Leitung: „Was muss ich tun, damit Corinna zu mir zurück kommt?“ und sein Gegenüber lachte leise auf und erwiderte: „Ich wusste doch, dass du vernünftig sein wirst. Ich möchte die Baupläne des netten kleinen Hubschraubers haben, dessen Prototypen ihr gerade konstruiert habt. Wenn du mir versprichst mit zu spielen und auch keine Polizei einzuschalten, bekommst du dein kleines Frauchen in Kürze zurück-sie ist dann vielleicht ein wenig benommen, aber du tust einfach so, als hätte sie ein Glas Sekt zu viel erwischt und bringst die Feier zu Ende. Aber ich warne dich-mein Arm reicht weit und wenn du nicht spurst oder sonst irgendwie versuchst, mich hinters Licht zu führen, werde ich sie mir zurück holen und dann siehst du sie nie wieder und ich liebe Sex mit blonden Frauen-vor allem, gegen ihren Willen!“ drohte er und Klaus fragte noch: „Wie soll ich ihnen die Pläne zukommen lassen?“ aber der Mann erwiderte nur: „Das erfährst du schon zu gegebener Zeit-fotografiere sie mit deinem Handy, markiere das Album mit „Corinna“ und alles Weitere geht dich nichts mehr an, wir kümmern uns darum, nur achte nicht so genau auf dein Handy, du wirst es wieder zurück bekommen und bis in einer Woche möchte ich Ergebnisse haben, sonst wirst du die Konsequenzen spüren.“ sagte er und Klaus beteuerte, sein Bestes tun zu wollen.

    Seine Freunde waren inzwischen näher gekommen und fragten, wo Corinna steckte: „ Sie hat mich gerade angerufen, ihr war kurz nicht gut, ich glaube sie hat ein wenig zu viel Sekt erwischt, sie wollte sich nur zuhause ein paar Minuten hinlegen, sie kommt gleich wieder!“ log er und so wurde der Strauß kurzerhand in die Vase zurück gesteckt und seine Freunde mischten sich noch ein wenig unters Volk, bis die Brautentführung anlaufen konnte. Klaus fühlte sich völlig hilflos und seine Gedanken rasten, aber er fürchtete sich davor, die Polizei einzuschalten, denn er wusste irgendwie, dass der Erpresser dann seine Drohung wahr machen und er Corinna nie wieder sehen würde. So viel war kein Job wert, auch wenn das, was er tun sollte, eigentlich Landesverrat war und ihn ins Gefängnis bringen würde, wenn er aufflog. Er blickte kurz um sich-oder sollte er vielleicht Ben ins Vertrauen ziehen? Der war Polizist, wirkte auch unkompliziert und vertrauenswürdig, vielleicht würde der wissen, was zu tun war, aber im selben Moment verwarf er den Gedanken wieder-er durfte Corinna´s wegen kein Risiko eingehen, sie war die Liebe seines Lebens und das hatte er schon gewusst, als er ihr auf der Piste das erste Mal begegnet war. Außerdem konnte er Ben nirgendwo entdecken, aber dann erinnerte er sich, dass sich Sarah ja verabschiedet hatte-vielleicht war er doch gleich mit ihr und den Kindern ins Hotel zurück gefahren.

    Also nahm er wieder auf seinem Stuhl Platz und behielt die große, zweiflüglige Tür zum Saal im Auge und tatsächlich, etwa 20 Minuten später erschien dort Corinna in ihrem weißen, nun ein wenig zerdrückten Brautkleid mit Corsage und halblangem Schleier und tapste mit unsicheren Schritten auf ihn zu. Klaus sprang auf, eilte zu ihr und schloss sie voller Sorge in seine Arme und sie barg ihren Kopf an seiner Brust. „Wie geht’s dir, mein Schatz?“ wollte er liebevoll von ihr wissen und vor Erleichterung fiel ihm ein riesiger Stein vom Herzen. „Ich weiss nicht?“ murmelte Corinna mit schwerere Zunge und wirkte wirklich als wäre sie betrunken, dabei hatte sie außer ein paar Schlucken Sekt zum Anstoßen am Nachmittag nur Wasser und Saft getrunken, sie mochte nämlich keinen Alkohol und das war ebenfalls etwas, was Klaus so an ihr schätzte. Als er an ihr herunter sah und sie regelrecht mit seinen Blicken scannte, ob sie verletzt war, erstarrte er für einen Augenblick. An ihren Händen, die man anscheinend notdürftig abgewischt hatte, waren angetrocknete Blutspuren, aber als er sie nochmals eindringlich fragte, ob sie verletzt sei, während er sie schon unauffällig zur Damentoilette begleitete, schüttelte sie den Kopf und sagte mit schwerer Zunge: „Nein!“ Sie wirkte auf ihn wie eine Marionette und als sein Blick an ihrer Ellenbeuge hängen blieb, sah er dort auch den Einstich einer Injektionsnadel-ihr war mit Sicherheit etwas gespritzt worden, was sie in diesen willenlosen Zustand versetzte. „Geh da rein und wasche bitte deine Hände!“ sagte er deutlich zu ihr und ohne Widerrede verschwand sie in der offenen Türe. Als sie wieder heraus kam, hatten ihn plötzlich seine Freunde umringt und abgelenkt, einer hatte sich derweil Corinna geschnappt und nun begann die geplante Brautentführung und der Abend nahm mit Gesang und Witzen seinen Lauf, obwohl Klaus´ Herz schwer wie Blei war und er sich ab sofort vor Sorge um seine Frau, die er jetzt nicht mehr aus den Augen ließ, nicht mehr freuen konnte.

    Das Eisbuffet war der Traum-die Eisbomben wurden, besteckt mit sprühenden Wunderkerzen, in den dunklen Saal getragen- und danach gab es noch ein wundervolles, professionelles Feuerwerk draußen auf der Wiese hinterm Haus, an dem zwei Pyrotechniker den halben Tag gearbeitet hatten. Es war sehr schwierig gewesen, beim Landratsamt dafür eine Erlaubnis zu bekommen, aber nachdem der halbe Ort sich mit einer Unterschriftenliste dafür stark gemacht hatte, dass zur Feier des Tages so etwas einfach genehmigt werden sollte und sich auch kaum einer gestört fühlen würde, war es gelungen die Beamten dort zu überzeugen. Corinna wurde von Minute zu Minute wieder klarer, schwankte nicht mehr beim Laufen und als einer der sozusagen legalen Brautentführer Klaus einmal scherzhaft anstieß und ihm zuflüsterte: „Puh- deine Angetraute hat ja nen ganz schönen Zacken in der Krone!“ erwiderte er nichts darauf-was sollte er auch sagen, aber anscheinend war das die allgemeine Meinung und man ließ die augenscheinlich Betrunkene, die sich immer wieder an ihn schmiegte und der mehrmals beinahe die Augen zufielen, in Ruhe. Um Mitternacht dann musste das Brautpaar wieder auf die Tanzfläche, man drückte Corinna ihren Brautstrauß in die Hand und die Gäste machten einen großen Kreis um die Tanzfläche. Klaus hielt Corinna ganz fest und irgendwie schaffte sie es, nicht über ihre eigenen Füße zu fallen und sich gemeinsam mit ihm rundum zu drehen. Die Gäste machten den Kreis immer enger und drängten das Brautpaar Richtung Ausgang. Als Klaus ihr das zuflüsterte warf Corinna dann ihren Brautstrauß hinter sich in die Schar ihrer unverheirateten Freundinnen-diejenige die ihn fing, würde die nächste Braut werden, war die althergebrachte Meinung- und dann packten mehrere Männer Klaus und einige Frauen Corinna und trugen sie ins Freie hinaus. Obwohl es ja nicht weit zu ihrem Haus zum Laufen war, wartete dort das Brautauto bereits mit laufendem Motor und wenig später setzte sie der Fahrer dort ab.

    Mechanisch schloss Klaus die Haustür auf und hatte aus den Augenwinkeln schon die Wäscheleine mit den Babysachen und dem Storch draußen gesehen, die sich quer über den Hof spannte. Drinnen waren auch einige Überraschungen vorbereitet, wie ein prall mit weißen Luftballons gefülltes Schlafzimmer, Klarsichtfolie in Augenhöhe vor der Badezimmertür und andere Streiche, die verhindern sollten, dass sie so bald ins Bett kamen und die Ehe vollzogen, wie es in alten Zeiten Brauch gewesen war. Normalerweise hätten sie beide sich beide jetzt sicher köstlich amüsiert, gemeinsam die Luftballons platzen lassen und wären unter Gelächter miteinander im Bett gelandet, denn der gemeinsame Sex machte ihnen riesigen Spaß, auch hier passten sie perfekt zusammen, aber so dämmerte Corinna nur auf dem stylischen Wohnzimmersofa vor sich hin, bis er das Schlimmste beseitigt hatte, sie dann auszog und sie endlich aneinander geschmiegt im Bett lagen. „Geht es dir wirklich gut, mein Schatz?“ fragte Klaus nochmals besorgt und überlegte, ob er doch einen Arzt rufen sollte, aber Corinna murmelte nur etwas von „Müde!“ und war dann auch schon eingeschlafen, während er vor Kummer und Sorge kein Auge zumachte, ihren Schlaf bewachte und darauf achtete, dass sie regelmäßig atmete. Als er sie ausgezogen hatte, hatte er sie nochmals genau angesehen, ob sie irgendwo eine auch noch so kleine Verletzung hatte, aber sie war bis auf die punktförmige Einstichstelle an ihrem Arm völlig unversehrt. Als er sie fragte, wo sie gewesen war und von wem das Blut an ihren Händen stammte, ein paar kleine Tropfen hatte er auch auf ihrem Kleid entdeckt, aber die waren nicht sehr groß und man konnte sie auch als z. B. verkleckerte Himbeersauce interpretieren, hatte sie nur gemurmelt: „Ich weiss nicht!“ und dann die Augen wieder geschlossen. Der schönste Tag in ihrem gemeinsamen Leben war zu einem Alptraum mutiert und als Klaus irgendwann, als es draußen schon hell war, doch noch ein wenig eindämmerte, hoffte er, dass das alles nur ein böser Traum gewesen wäre, aber als er zwei Stunden später völlig gerädert die Augen wieder aufschlug, wusste er, dass er das Ganze leider nicht geträumt hatte.

    Immerhin hat Kevin seine Heimat noch nicht völlig vergessen und schreibt Ben eine SMS-na immerhin wissen sie jetzt, wo sie suchen müssen! ;(
    Dann beginnt er mit seinem Führer Juan eine kleine Stadt-äh-Slumführung. Ja das können wir uns hier gar nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen Menschen in anderen Ländern leben, aber Kevin bekuckt sich das Ganze interessiert, hält dabei also immer die Augen nach Annie offen. Dabei begegnet ihm auch Carlos, vor dem er heftig gewarnt wird, aber auch ich denke, das wird Kevin nicht davon abhalten, den auch bei seiner Suche einzuschalten. Gut dass er Juan noch nicht das ganze Geld gegeben hat, sonst würde er vielleicht schon tot in irgendeinem Abfallhaufen liegen, aber so hat der doch zumindest berechtigtes Interesse, ihn noch eine Weile am Leben zu erhalten und Annie zu finden!

    Corinna wehrte sich verzweifelt und aus dem schönsten Tag in ihrem Leben wurde nun plötzlich ein regelrechter Alptraum. Sie versuchte die Entführer zu erkennen, die Stimmen waren ihr fremd, auch konnte sie im Dunkel des Wagens keine Gesichtszüge sehen und plötzlich merkte sie, wie man an ihrem Arm erst eine Stauung anlegte und dann senkte sich trotz verzweifelter Gegenwehr eine Nadel in ihre Vene und sie wusste nichts mehr und die Welt drehte sich ab sofort ein wenig langsamer. Der Fahrer hatte inzwischen mit dem PS-starken Fahrzeug ein gutes Stück zurück gelegt, der Beifahrer schoss ein Handyfoto von der benommenen, aber nicht schlafenden Braut und schickte es mit der Nachricht: „Auftrag ausgeführt!“ an die Auftraggeber und Sekunden später läutete das Telefon in der Wirtsstube und man verlangte dringend den Bräutigam zu sprechen, der natürlich an einem solchen Tag kein Handy einstecken hatte.

    Ben hatte derweil ein regelrechtes deja-vú. Seine Schwester Julia war ebenfalls an ihrem Hochzeitstag entführt worden und er und Semir hatten sie nur mit viel Mühe befreien können-ach verdammt, jetzt hatte er keinen Semir an seiner Seite, sondern musste selber zusehen, wie er die Situation löste. Er überlegte kurz, während er fluchend das Gaspedal des kleinen Gefährts durchtrat, die 110 zu wählen, aber bis er den Leuten hier in der Leitstelle erklärt hätte, wer er war, was gerade abging usw., wären die Entführer vielleicht schon über alle Berge. Außerdem hatte er keine Ahnung wo er sich befand und ob die hier in Bayern gleich sein Handy orten würden, wie das Susanne zuhause einfach und unkompliziert machte, auch wenn das nicht unbedingt legal war, wagte er zu bezweifeln und so folgte er stattdessen den Rücklichtern des Entführerfahrzeugs, ohne dabei seine Scheinwerfer einzuschalten. Er musste sowieso mit höchster Aufmerksamkeit fahren, denn die Straße war kurvig, er kannte sich nicht aus und die kleine Spur Mondlicht reichte fast nicht aus, seinen Weg auch nur notdürftig zu erhellen. Die Gegend war wie ausgestorben, kein anderes Fahrzeug war in der Nähe und man konnte auch zunächst keine Ortschaft erkennen. Einmal hatten sie eine Bahnlinie überquert und jetzt bog das Entführerfahrzeug plötzlich in einen kleinen Feldweg ein und hielt nach etwa hundert Metern an.

    Ben, der zwar immer noch einigen Abstand hatte, die Scheinwerfer aber nie aus den Augen verloren hatte, reagierte sofort, fuhr an den Fahrbahnrand und stoppte den Polo ebenfalls. Er drehte die Zündung aus und hoffte inständig, dass ihn die Typen noch nicht bemerkt hatten und vor allem, dass es Corinna gut ging. Was sollte die Entführung überhaupt? Corinna´s Eltern waren nicht begütert und hatten ganz normale Berufe, sie lebten immer noch in der kleinen Vier-Zimmer-Wohnung in Hannover, in der sie auch aufgewachsen war, also musste das Geschehen hier irgendwie mit Klaus zusammenhängen. Gut-der schien nicht ganz unvermögend, vor allem wenn man die Hütte betrachtete, die er hingestellt hatte, allerdings hatte ihnen Corinna ja erzählt, dass der Baugrund schon vorhanden gewesen, der Rohbau praktisch von den Eltern geschenkt war und sehr viel Eigenleistung in dem schönen Haus steckte. Wenn er so reich wäre, dass das keine Rolle spielte, hätte er vermutlich eine Baufirma beauftragt und nicht selber mit seinen Freunden und der Familie in jeder freien Minute auf dem Bau gewerkelt. Also fiel Geld als Motiv vermutlich schon mal weg. Außerdem konnte sich Ben des Eindrucks nicht erwehren, dass die Scheichs, die doch nicht wie zufällig erst in Landestracht in Leitheim im Schlosshotel residierten und dann sozusagen in Zivil in dem verträumten Örtchen Mündling auftauchten, da so zufällig aufgeschlagen waren. Die mussten irgendetwas mit der Sache zu tun haben und nun dachte er angestrengt nach, was Klaus denn beruflich machte, aber er konnte sich nicht erinnern, obwohl ihm das Sarah, Corinna oder sogar Klaus selber sicher schon erzählt hatten-aber das war jetzt im Augenblick nebensächlich! Nachdem das Auto da vorne still stand und auch kein Motorengeräusch mehr zu vernehmen war, stieg Ben leise aus, packte seine Waffe, um die er gerade heftig froh war, fester und schlich näher.

    Klaus sah überrascht auf. Er hatte natürlich bemerkt, dass Corinna verschwunden war und auch der kunstvoll gebundene Brautstrauß aus der Vase am Tisch weg war-das war sozusagen der Auftakt zur traditionellen Brautentführung und in Kürze würde er nach ihr zu suchen beginnen. Die Kapelle hatte auch zu spielen aufgehört und zog hinter der Bühne bereits ihre Lederhosen und Trachtenhemden an, denn zu einer Hochzeit in Bayern gehörte in diesem Zusammenhang auch zünftige Volksmusik und die Hochzeitsbands, die beides beherrschten und auch ohne Technik und Verstärker gute Musik machen konnten, waren heiß begehrt, aber sie hatten da eine sehr gute ergattert. Früher war die Braut da wirklich noch entführt worden und der Bräutigam und sein Trauzeuge hatten keine Ahnung gehabt, wo sie zu finden war und deshalb alle Lokale in den Nachbarorten abgeklappert, bis die Gesuchte entdeckt war, die dann natürlich ausgelöst werden musste, was meistens in alkoholischer Bezahlung erledigt wurde. Auf der verbliebenen Hochzeitsgesellschaft waren da oft lange langweilige Pausen entstanden, aber heutzutage sprach man das vorher schon ab, wohin die Braut gebracht werden würde und zumindest Teile der Hochzeitsgesellschaft halfen bei der Suche und das gemütliche Beisammensein in diesem Zusammenhang mit G´stanzln, zotigen Witzen, bei denen das Brautpaar und der gewünschte Kindersegen auf die Schippe genommen wurden, war oft ein weiterer Höhepunkt der Hochzeitsfeier. Er hatte den gemütlichen umgebauten Stall schon besichtigt und würde natürlich zuvor noch eine kleine Runde durch das Gasthaus drehen-nur so als Alibi, um dann seine Corinna dort zu entdecken und die Feier weiter gehen zu lassen.
    Nun war die Wirtin an seinen Tisch gekommen und hatte ihn ans Telefon gebeten und er hatte überrascht aufgesehen. Wer störte denn so seine Hochzeitsfeier? Er hatte bewusst das Handy zuhause gelassen-an so einem Tag musste man nicht erreichbar sein und mit der Familie konnte ja auch schier nichts geschehen sein, denn die waren ja alle anwesend-na ja-außer seiner dementen Oma, die im Altersheim lebte-vielleicht gab es da irgendwelche Nachrichten? Verwundert folgte er der Wirtin an die Theke, denn da war noch ein Telefon mit Kabel-in der heutigen Zeit schon fast eine Rarität- und als er nun vernahm, was sein Gegenüber zu ihm sagte, entglitten ihm die Gesichtszüge und er wurde blass. Im selben Moment stürzten seine Freunde, die die Brautentführung machen wollten, auf ihn zu und schwenkten anklagend den Brautstrauß. „Wo ist Corinna?“ rief sein Kumpel, aber darauf wusste Klaus auch keine Antwort-allerdings war ihm klar, wo sie sich morgen befinden würde, wenn er nicht mitspielte-nämlich in irgendeinem Harem in Arabien, wie ihm der Mann am anderen Ende der Leitung gerade versichert hatte.

    Die kleine Gruppe lief die paar Meter zum neu gebauten Haus und das gefiel sogar Ben, denn es war sehr modern, grau mit klaren Linien und auch die Einrichtung zeugte von großem Geschmack. Der neu angelegte Garten war von einem Gartengestalter im japanischen Stil eingerichtet und voller Stolz zeigte Corinna auch das Hochbeet her, in dem bereits die ersten Salatköpfe der Ernte entgegen wuchsen. „Ich hätte nie gedacht, dass mir Gartenarbeit Spaß machen könnte-ich kannte sowas ja nicht, aber es ist ein wundervoller Ausgleich nach der Arbeit!“ sagte sie und zeigte dann auf ein freies Stück Rasen, direkt neben der edlen Terrasse. „Und hier kommen mal Sandkasten und Schaukel hin!“ sagte sie und Sarah und Ben mussten lächeln-ja Corinna hatte alle kleinen Kinder, besonders aber Mia-Sophie, die der jüngste Hochzeitsgast war, ganz verliebt angesehen und mit ihr geschäkert-die würden mit Kindern nicht mehr lange warten und das war auch gut so, denn auch Klaus und Corinna waren schon Mitte dreißig-das wurde langsam Zeit! Unter angeregtem Geplauder ging man wieder zur Hochzeitsgesellschaft zurück und eine Freundin Corinna´s nahm unbemerkt den Haustürschlüssel an sich-zu späterer Stunde würden einige Freunde das Haus ein bisschen herrichten, die Heliumflasche und hunderte Luftballons wie auch andere, ein wenig gemeine Überraschungen warteten schon, auch das war Tradition! Bald würde es Abendessen geben und so lief man zum Gasthof zurück.

    Ben ließ sich ein wenig zurück fallen und sah sich um, aber von den Scheichs war nichts mehr zu sehen. Als er neugierig um eine Ecke blickte, wurde gerade im ehemaligen Stall ein großer, uriger Raum mit viel verwittertem Holz, sehr rustikal fertig geschmückt. Die Wirtin kontrollierte gerade noch, ob genügend Getränke im Kühler waren und sagte zu Ben mit einem Lächeln, als sie ihn erblickte: „Für die Brautentführung nachher!“ und er lächelte zurück. Das war prima-dann konnte die ganze Hochzeitsgesellschaft, soweit sie wollte, da mitfeiern und nicht nur die Freunde des Bräutigams. Man brauchte kein Auto um dorthin zu gelangen, aber wieder eine weitere Tradition konnte weitergeführt werden.
    Nachdem von den Scheichs wirklich nichts mehr zu entdecken war, ging nun auch Ben nach oben und kam gerade zurecht, als die erlesene Vorspeise serviert wurde. Als Hauptgericht wurden lauter Schüsseln und Platten mit verschiedenen Fleischsorten, teils gegrillt, teils gebraten, Spätzle, Knödeln, Kroketten, Saucen, verschiedenen frischen Gemüsen und Gratins auf die Tische gestellt, so dass jeder sich das nehmen konnte, worauf er Lust hatte und auch die Vegetarier auf ihre Kosten kamen. Sarah hatte Mia-Sophie in einem Kinderhochstuhl neben sich sitzen und die mampfte-mit einem großen Lätzchen versehen, bereits zerdrücktes Gemüse, Spätzle und Sauce, was ihr die Mama mit einem Kinderlöffelchen eingab. Ben sah ein wenig nach Tim, aber der konnte, als er ihm das Fleisch klein geschnitten hatte, relativ ordentlich selber essen und auf dem weißen Hemd waren natürlich bereits seit dem Kuchenbuffett einige Flecke und die Knie der kleinen Anzughose waren vom Rumrutschen ein wenig schmutzig, aber das störte hier niemanden.

    Während des Essens wurde es ruhig im Saal und auch die Kapelle schmauste, bevor nach dem Mahl der Tanz mit dem Brautwalzer eröffnet wurde. Auch Ben und Sarah drehten ein paar Runden auf dem Parkett, während die Tante derweil auf die Kinder achtgab, aber dann wollte Tim unbedingt mit der Mama tanzen und Ben wirbelte mit seiner kleinen Tochter auch ein paarmal zu den jetzt fetzigen Klängen durch den Saal, so dass die laut lachte und gluckste. Zwischendurch wurden Sketche vorgeführt und typische Hochzeitsspiele gespielt, bei denen sich das Brautpaar wacker schlug. Der Abend schritt voran und dann wurden beide Kinder plötzlich schrecklich müde und quengelig. Tim setzte sich neben der Tanzfläche in eine Ecke und seine Augen begannen zuzufallen, während das Baby völlig überreizt zu brüllen begann. Sarah, die so etwas schon geahnt hatte und auch deshalb mit dem eigenen Auto hatte herkommen wollen, sagte zu Ben, der sich gerade angeregt mit dem Bräutigam unterhielt: „Ich habe selber auch Kopfschmerzen und weisst du was-man soll aufhören, wenn es am schönsten ist-ich fahre jetzt ins Hotel und lege mich mit den Kindern hin, du kannst gerne noch bleiben, ich sehe doch, wie du dich amüsierst und außerdem gibt es angeblich zu später Stunde noch ein Eisbuffett-du musst mir unbedingt morgen früh erzählen, wie das geschmeckt hat und ein Feuerwerk soll auch noch stattfinden, wie mir Corinna erzählt hat, aber jetzt muss ich los!“ erklärte sie, verabschiedete sich vom Brautpaar und ihrer Familie und Ben half ihr noch, die Kinder zum Auto zu bringen und anzuschnallen. Kaum hatte Sarah den Motor gestartet, fielen ihnen bereits die Augen zu. „Soll ich nicht doch mitkommen?“ fragte Ben besorgt-„wie willst du denn die schlafenden Kinder ins Zimmer bringen?“, aber Sarah lächelte ihm zu: „Ich lasse mir von der Rezeption helfen, die sind im Hotel so nett-wetten die parken danach sogar noch den Wagen-du weisst doch, wenn Tim mal schläft, ist es ihm völlig egal, wer ihn dann ins Zimmer trägt, seinen gesunden Schlaf hat er von dir geerbt!“ und da musste Ben ihr beipflichten-Tim war da wirklich unkompliziert und wenn er mal pennte, dann pennte er und so war das bei ihm ja auch. Wie oft musste ihn Sarah wecken, weil er den Wecker überhört hatte-früher hatte das meistens Semir übernommen, wenn er ihn zum Dienst abgeholt hatte, aber seitdem er mit Sarah zusammen lebte, hatte er nicht mehr verschlafen. „Ich komme dann mit dem Busshuttle nach!“ versprach ihr Ben und sah noch sinnend den Rücklichtern nach, die sich langsam entfernten.

    Als Ben nochmals um die Ecke in den Stall blickte, waren dort in der lauen Frühlingsnacht bereits hunderte Teelichter entzündet, einige Sturmlaternen verbreiteten eine heimelige Atmosphäre und dort war eine wunderbare Luft, im Gegensatz zum Saal, wo es durch die vielen tanzenden und schwitzenden Menschen ziemlich stickig war. Ein paar Freunde von Klaus, die die ganze Zeit im Anzug bei der Feier gewesen waren, zwängten sich gerade in Lederhosen und Haferlschuhe und sagten feixend zu Ben: „So der nächste Programmpunkt naht-die Brautentführung und bis wir dann wieder zurück sind, ist die Luft im Saal oben auch besser. Die Kapelle wird G´stanzerl, falls du als Preiß weisst, was das ist, spielen, es wird hier ohne Verstärker gesungen und geschunkelt, das wird zünftig!“ sagten sie lachend und richteten sich gegenseitig her. Ben ging schmunzelnd langsam zum Saal zurück und in diesem Augenblick kam Corinna, geführt von einigen jungen Männern, die mit absoluter Sicherheit nicht bei der Feier gewesen waren, soviel konnte Ben sagen, die Treppe herunter. Einer der Typen hatte auch den Brautstrauß, aber nun erkannte Ben die drei-es waren die Männer, die sich am Nachmittag mit den Scheichs unterhalten hatten. Er selber stand noch ein Stück entfernt im Halbdunkel und sie konnten ihn nicht sehen, allerdings bemerkte er, dass Corinna auch verunsichert war. „Wer seid ihr-ich kenne euch nicht-wollten nicht Klaus´ Freunde die Brautentführung machen?“ fragte sie, aber der eine der beiden jungen Männer lachte nun hämisch auf, während er schon die Tür des direkt vor der Tür geparkten Autos aufstieß: „Manches läuft eben nicht so wie geplant!“ sagte er und drängte die Braut in den Fond des Fahrzeugs, während er ihr schon die Hand auf den Mund legte, damit sie nicht schreien konnte.
    Ben blieb eine Sekunde wie angewurzelt stehen und traute seinen Augen nicht. Sein Gefühl sagte ihm dass er hier einer echten Entführung beiwohnte und ohne groß zu überlegen, zog er seine Waffe und spurtete dem Fahrzeug nach, das gerade mit quietschenden Reifen vom Hof fuhr. Verdammt, was sollte er tun? Er konnte schlecht auf die Reifen schießen, denn dann würde das Auto vielleicht schwer verunglücken und Corinna wäre tot oder verletzt, aber in diesem Augenblick sah er aus dem Augenwinkel, dass an einem der Wagen, die vor dem Gasthof standen, der Schlüssel außen an der Tür steckte. In Windeseile zog er ihn ab, sprang er hinein, startete den Motor des alten verrosteten Polos und raste ebenfalls mit quietschenden Reifen vom Hof.
    „Was war jetzt das?“ fragte der eine der Freunde des Bräutigams, die gerade aus der Scheune traten und sah verdutzt den entschwindenden Rücklichtern nach. „Verdammt-jetzt hat doch tatsächlich einer mein Auto geklaut-aber dann soll er mit der alten Rostlaube nur selig werden, die hat eh nur noch einen Monat TÜV!“ rief der Lederhosenträger erzürnt, der gerade seinen Anzug hatte ins Fahrzeug legen wollen und deshalb den Schlüssel bei dem zwanzig Jahre alten Gefährt hatte stecken lassen. Einer seiner Freunde bückte sich und hob langsam etwas auf, was achtlos auf dem Boden lag-der Brautstrauß! Und jetzt war klar, hier stimmte etwas ganz gewaltig nicht!

    Konrad tut sich leicht! Er ist der Überzeugung, dass wie üblich Mikael an allem Schuld ist und der springt natürlich nur allzu gerne auf diesen fahrenden Zug auf-er fühlt sich ja prinzipiell schuld an Allem. Erstens mal hat ja Mikael Ben nichts getan, sondern das war schließlich Georg der abgedrückt hat und außerdem hat er ihn reanimiert, also ohne ihn wäre es jetzt sowieso schon vorbei mit Ben! Auch Semir macht sich Vorwürfe, dass er Ben´s Aktion nicht vorher gesehen hat, aber der ist immerhin ein erwachsener Mann der eigene Entscheidungen trifft und hat durchaus mitschuld an dem, was passiert ist!
    Ich finde ja, Semir hätte mit Konrad nicht nur diskutieren sollen, sondern den von Mikael wegziehen-das geht ja gar nicht, dass er ihn-verletzt wie er ja ist-einfach auf den Boden schmeisst. Allerdings will Mikael sich mal wieder nicht helfen lassen-auch nicht von der netten Schwester und das ist jetzt ein Charakterzug, den ich an ihm ganz schön doof finde!

    Jetzt konnte ich nicht widerstehen, aber ich musste euch einfach ein wenig unsere einmalige Gegend und die Traditionen schildern, auch wenn sich dadurch die Action noch ein Kapitel hinausgeschoben hat-aber morgen ist es dann soweit-es geht los! :D
    Ach ja zu den nicht krümelnden Rosinenbrötchen-ich-und natürlich auch Sarah ;) backen die selber aus Hefeteig, die bröseln wirklich nicht!

    Am nächsten Morgen erwachten sie erst, als Sarah´s Handy klingelte. Die Kinder hatten völlig ruhig geschlafen, sogar Mia-Sophie, die sonst wesentlich früher wach war, hatte durch geschlafen. Man stand auf, duschte, zog sich zum Frühstücksbuffett erst mal noch nicht so schön an und nachdem alle gesättigt waren-das Baby bekam morgens noch eine Flasche- schlüpften sie in ihre Festtagsklamotten. Ben zwängte sich ein wenig lustlos in seinen Anzug-auch wenn er darin umwerfend aussah, hasste er dieses Kleidungsstück-ihm war legére Kleidung lieber, aber für eine Hochzeit gab es da bei Sarah keine Diskussionen und so half er dann noch Tim seinen Minianzug anzulegen, das weisse Hemd zu knöpfen und die winzige Fliege umzuziehen. Auch er hatte eine Krawatte in lila, Sarah´s Kleid war ein Traum in dieser Farbe und die kleine Mia-Sophie trug zu einem weissen Kleidchen ebenfalls eine lila Schleife an einem leichten Stirnband im selben Ton im blonden Haar und wenig später waren sie abfahrtbereit. Ben sah sinnend auf seine Dienstwaffe-verdammt, ohne daran zu denken, dass er sie bei Semir gelassen hätte, der sie im Revier eingesperrt hätte, hatte er sie versehentlich mitgenommen. Er hatte zwar für die Nacht das Magazin herausgenommen und sie unter seinem Kopfkissen verwahrt, aber jetzt musste er sie wohl anlegen, denn er konnte sie weder im Hotelzimmer, noch im Auto lassen.
    Wie Corinna ihnen gesagt hatte, wäre sogar ein Busshuttle zu den verschiedenen Hotels möglich gewesen, denn die Gäste sollten ohne Reue bei der Hochzeit Alkohol konsumieren können, Sarah allerdings hatte abgelehnt-sie trank eh kaum Alkohol und hatte wegen der Kinder lieber die Familienkutsche mit Windeln, Wechselwäsche und Spielzeug dabei. Allerdings waren im selben Hotel noch andere Hochzeitsgäste untergebracht-Sarah kannte die teilweise von Familienfeiern, aber die Menge an auswärtigen Gästen war in verschiedenen Gaststätten in der Region untergebracht, ein einziges hätte da gar nicht gereicht.

    So brachen sie auf und fuhren die paar Kilometer zunächst nach Harburg einer wunderschönen mittelalterlichen Stadt an der romantischen Straße, die von einer beeindruckenden Burg , die ganz oben am Berg lag, gekrönt wurde und es versprach bei strahlendem Sonnenschein und mildem Wetter ein wundervoller Vorfrühlingstag zu werden. Als sie eintrafen warteten bereits eine Menge Hochzeitsgäste vor dem Rathaus-die engen Straßen waren von den vielen Autos verstopft, aber nun begrüßte man sich und wartete, dass das Brautpaar nach der Trauung aus dem historischen Rathaus kam. Die standesamtliche Hochzeit war um elf, im Freien waren ein Sektempfang und Kanapés hergerichtet, Arbeitskollegen und Freunde standen Spalier, es wurde Reis geworfen, aber wie im traditionellen Bayern üblich-erst wenn die kirchliche Trauungszeremonie vollzogen war, galt das Brautpaar als richtig verheiratet. Junge Frauen in Tracht waren herum gegangen und hatten liebevoll vorbereitete Bänder in den Farben des Brautstraußes ausgeteilt. Corinna und ihre Freundinnen hatten schon Wochen vorher angefangen, diese kleinen Kunstwerke herzustellen und bald waren alle Fahrzeuge derart verziert und ein laut hupender Konvoi machte sich nun langsam-das Brautauto, ein wunderschön geschmückter alter weisser Daimler vorneweg- auf die wenigen Kilometer Fahrt nach Mündling, das idyllisch oben auf der Alb in 550 m Höhe über dem Wörnitztal lag. Ben musste grinsen-alle Verkehrsregeln wurden missachtet, man scheuchte sogar den einen oder anderen Traktor von der Straße, aber es machte tatsächlich großen Spaß, da in der Menge zu fahren und wie ein Wilder zu hupen. Tim gefiel das besonders und als sie nach der Ankunft das Auto abstellten-irgendwie war ganz Mündling, das ja nur etwa 500 Einwohner hatte, jetzt zugeparkt-durfte er auch nochmals auf die Hupe drücken, was man ihm normalerweise ja nicht tun ließ und er lachte vor Begeisterung.

    Die kirchliche Trauung fand in der wunderschönen historischen Heimatkirche des Bräutigams im Rokkokostil statt. Dort war er bereits getauft worden, hatte seine Erstkommunion und die Firmung erhalten und vermutlich würde irgendwann dort auch einmal sein Requiem gelesen werden, bevor er auf dem Dorffriedhof, der rund um die Kirche lag, im Familiengrab beigesetzt werden würde-ja Tradition und Heimatverbundenheit wurden hier noch großgeschrieben, obwohl die Menschen deswegen ja auch modern waren, aber das schloss sich ja nicht aus!
    Zu Ben´s Erleichterung hatten gar nicht alle Hochzeitsgäste-so 350 an der Zahl- in dem Gotteshaus Platz und so konnten sie draußen ein wenig in der lauen Frühlingsluft herumwandern und andere Gäste, die sie kannten, begrüßen. Auch Sarah´s Eltern und Geschwister mit ihren Kindern waren da und das Baby wanderte von Arm zu Arm. Tim und seine kleineren und größeren Cousins musste man davon abhalten, sich in den Dreck zu schmeissen, aber Sarah und Ben war jetzt schon klar, dass der Anzug vermutlich die längste Zeit des Tages sauber gewesen war. Die festlichen Geräusche der Orgel drangen aus der geöffneten Kirchentür und jetzt schritten eine glücklich lächelnde Corinna in einem Traum von Brautkleid und ein fröhlicher lachender Klaus, Arm in Arm aus der Kirche und nun setzte sich die Dorfkapelle, die schon Aufstellung genommen hatte, an die Spitze des Zuges und man lief noch gemeinsam eine kleine Runde durchs Dorf, eigentlich wäre es gar nicht nötig gewesen, denn der Gasthof in dem die Feier stattfand, war schräg gegenüber der Kirche-man ließ in Bayern aber keine Gelegenheit für einen kleinen Umzug aus.

    In dem großen Saal, der den ganzen ersten Stock des Dorfgasthofs einnahm, war alles festlich geschmückt und die Tischdekoration war ebenfalls in den Farben des Brautstraußes-man hatte an jedes Detail gedacht! Es standen liebevoll verzierte Platzkarten an den Tischen und bald hatte jeder den ihm zugewiesenen Platz gefunden. Für die Kinder lag an jedem Set ein kleines Tütchen mit alterentsprechendem Spielzeug bereit und während nun noch frische Getränke serviert wurden und ein paar Tischreden geschwungen wurden, hatten die Kinder bereits die kleinen Spielzeugautos, Minipuzzles usw. heraus gekramt und waren fürs Erste beschäftigt. Im Hintergrund war ein riesiges Kuchenbuffett aufgebaut-außer der mehrstöckigen Hochzeitstorte lauter selbst gebackene Kuchen, Schmalzgebäck und Torten-auch das war in Bayern so üblich-Freundinnen, Nachbarn und Bekannte schenkten die zur Hochzeit, denn selbst Gebackenes schmeckte ja meistens besonders gut! Das Brautpaar schnitt nun gemeinsam die Hochzeitstorte an und wenig später wurde es ein wenig ruhiger im Saal, als alle sich am Kuchenbuffet bedient hatten und nun genüsslich schmausend bei Kaffee und Kuchen saßen. „Ich wäre jetzt beinahe verhungert!“ hatte Ben seiner Frau zugeflüstert, denn die Häppchen vor dem Rathaus waren nun doch schon wieder eine Weile her gewesen. „Na da bin ich ja froh, dass du jetzt doch noch rechtzeitig was zu essen gekriegt hast, nicht dass du mir vom Fleisch fällst!“ sagte Sarah ein wenig spöttisch und Ben stand auf, um sich ein zweites Mal am Buffet zu bedienen.
    Die Hochzeitskapelle spielte im Hintergrund bekannte Musik und nach dem Kaffee unterhielt man sich, begrüßte Freunde und Bekannte, tauschte Neuigkeiten aus und langsam begannen sich die Verwandten und Freunde des Bräutigams und der Braut anzunähern und Gespräche zu führen-die Horde Kinder war sowieso schon im Pulk unterwegs, Tim immer mittendrin und auch das Baby ließ man ein wenig krabbeln-sie hatte zwar vorher mal ein kurzes Schläfchen im Buggy gemacht, aber jetzt war auch sie nicht mehr zu halten. Ben stellte fest, dass er sich langsam an den einheimischen Dialekt zu gewöhnen begann-ganz so schlimm, wie er befürchtet hatte, war der also doch nicht. Obwohl der Saal gut gelüftet war, begann es jetzt wegen der vielen Menschen ein wenig stickig zu werden und Ben beschloss, sich draußen mal ein wenig die Beine zu vertreten. Sarah unterhielt sich gerade angeregt, die Kinder wurden von der Oma beaufsichtigt und so stieg er die Stufen hinunter. Unten lief der normale Gasthausbetrieb, die einheimischen Gäste gönnten sich nach getaner Samstagsarbeit wie Rasenmähen oder anderen Tätigkeiten ein Feierabendbier und Ben fand sich wenig später an der Theke wieder, wo er ein angeregtes Gespräch mit mehreren Einheimischen führte, die ihn sofort einbezogen hatten.
    Das Bier schmeckte hervorragend und Ben vergaß fast ein wenig die Zeit, bis er plötzlich aus dem Augenwinkel etwas sah, was ihn erstaunte. Die beiden Scheichs aus dem doch 10 km entfernten Hotel, diesmal nicht in ihrer traditionellen Kleidung, sondern ganz dezent im dunklen Anzug, standen flüsternd mit ein paar Männern in Jeans und T-Shirts vor dem Wirtshaus. Sie waren keine Hochzeitsgäste-so viel war klar, aber was wollten die hier? Unbewusst fühlte Ben nach seiner Waffe, die aber immer noch gut versteckt im Holster unter seiner geöffneten Anzugjacke ruhte. In diesem Augenblick kam ein ganzer Schwung Gäste-angeführt von der Braut die Treppe herunter: „Ach da steckst du!“ rief Sarah. „Magst du auch mitkommen, Corinna´s neues Haus anschauen, bis es um sechs Abendessen gibt? Es ist nicht weit, sagt sie und meine Mutter passt schon auf die Kinder auf!“ erklärte sie und Ben erhob sich und zahlte sein Bier, um danach der Gruppe zu folgen, die schon voraus gegangen war. Ein wenig die Beine vertreten wäre nicht schlecht-vorher war er ja nicht sonderlich weit gekommen. Als er aus der Tür trat, konnte er gerade noch die beiden Scheichs sehen, die eben in einen teuren BMW stiegen. Als sie seinen Blick spürten, drehten sie sich um und blickten ihn an und Ben überlief irgendwie ein kalter Schauer, als sie danach untereinander ein paar Worte wechselten und ihn aus eiskalten dunklen Augen stechend ansahen. Danach allerdings vergaß er seine Beobachtung wieder-er hatte wohl schon Paranoia-schließlich war er hier auf einer privaten Hochzeitsfeier und nicht im Dienst-was sollte in diesem idyllischen Örtchen schon vor sich gehen-sie waren doch nicht in der Großstadt!

    Oh je-jetzt weiss Drager-und damit vermutlich eine ganze Bande mit der nicht gut Kirschen essen ist, wer Ben ist, wo er wohnt etc.
    Der hält es auch jetzt nicht für nötig, Semir zu verständigen, sondern zieht alleine los-oh Mann, der hat auch nichts gelernt-mich wundert es ja fast, dass er nicht ordentlich was auf die Mütze kriegt!
    Ben hat jetzt eigentlich auch nichts heraus gefunden und außer das Autoknacken hat er auch nichts, weswegen man Drager belangen könnte-diese Aktion war ein Schuss ins Knie, wobei ich mir die Verfolgung auf der Autobahn bildlich vorstellen konnte, das hat Ben gut gemacht, allerdings hat es ihm nichts genutzt! Und was jetzt weiter? Wobei-Ben könnte sich ja noch drauf raus reden, dass er gedacht hat, Drager wäre bei Carina sein Nebenbuhler und ihn deshalb verfolgt hat!

    Genau so habe ich das auch aufgefasst! Aber dann ist ja gut, dass Mikael in der Klinik ist-dan kann man den auch gleich verarzten!
    Ach deshalb hat sich Mikael´s Cousine dann auch keine Sorgen um ihren Sohn gemacht!

    Mikael hat seine Sache gut gemacht! Wenn der Notarzt nach kurzer Zeit wieder eine Herzfrequenz herbringt, war die bisherige Rea ziemlich professionell und sowas kann man ohne Folgen überleben! Und natürlich darf Ben nicht sterben-ich hoffe, das ist dir klar, harukaflower X( !
    Die Gewissensbisse danach, die Mikael sich macht, rühren mich allerdings fast zu Tränen und sogar seine Cousine ist auf seiner Seite und hat ihn durchschaut und bringt ihn sogar zu Ben in die Klinik, obwohl doch ihr eigener Sohn angeschossen und dann weggebracht wurde! Na ja-wenn man ihren und Mikael´s Worten glauben darf, war das schon früher eine von Georg´s Erziehungsmethoden-mir gruselt es-so nen Opa braucht doch keiner! Und Semir wird jetzt vom Glauben abfallen, wenn er die schreckliche Nachricht kriegt, aber nur gut, dass Mikael daran gedacht hat, ihn zu verständigen!

    So Campino-endlich auch bei deiner Geschichte wieder auf dem Laufenden-meiner Mutter und meinem Bruder geht es beiden ziemlich schlecht, drum war ich die ganze Woche kaum auf dieser Seite-na ja, es gibt halt Prioritäten im Leben!
    Aber jetzt zur Story: Ben durchsucht die Verbrecherkartei nach dem Ohrringmann-und wird fündig. Ja , ja Kevin Alleingänge vorwerfen, aber selber keinen Pieps zu Semir sagen! Na ja, vielleicht kriegt er mildernde Umstände, weil er sich ja seiner Gefühle für Carina nicht so ganz sicher ist, aber auf jeden Fall bringt er sich gerade in große Gefahr, als er dann Drager folgt und leider Gottes auch von ihm erkannt wird! Oh Himmel ich fühle es, das wird noch böse enden-der Typ ist eiskalt!
    Semir darf inzwischen erst den Papierkram machen, den Kevin und Ben elegant haben liegen gelassen-der Papa wirds schon richten, was er erwartungsgemäß ja auch tut-und Ben findet inzwischen den Namen des Verdächtigen heraus. Die Unterstellung mit dem Porno hat mich grinsen lassen, aber noch viel mehr die Anspielung auf das überteuerte "Cobraschnitzel" :D .

    Liebe Leser!
    Wie versprochen kommt jetzt meine neue Geschichte, da meine Reha jetzt vorbei ist und hoffentlich der Alltag wieder einkehrt. Diesmal entführe ich euch in meine Heimat und muss gleich warnen-nachdem die nächste Autobahn in jede Richtung etwa 50 km entfernt ist, ist der Bezug dazu nicht allzu groß. ;) Ich hoffe trotzdem, dass es mir gelingt euch zu fesseln und in meinem Kopf steht das Konzept für eine dennoch hoffentlich spannende Story. Die Orte, Firmen und Hotels gibt es wirklich, aber die ganzen Personen und die Handlung sind natürlich reine Fiktion. So-und jetzt lade ich euch ein, ins schöne Nordschwaben zu reisen und mit mir gemeinsam die nächsten Wochen die Geschichte zu entwickeln. Nach altbewährter Manier schreibe ich wieder nicht vor, natürlich auf die Gefahr hin, dass es bei familiären oder sonstigen Katastrophen, was bei uns gerade leider zu erwarten ist, auch mal die eine oder andere Unterbrechung gibt, aber auch diese Geschichte wird fertig werden-irgendwann, ihr kennt mich ja inzwischen! ^^
    Und jetzt viel Spaß!

    Ben und seine Familie waren am Wochenende auf eine Hochzeit eingeladen. Sarah´s Cousine heiratete und zwar nach Bayern in ein kleines verträumtes Dörfchen namens Mündling. Sie hatte beim Skifahren in den Alpen die Liebe ihres Lebens kennen gelernt und war ihrem Partner nach einigen Monaten Fernbeziehung in den Süden gefolgt, obwohl es für sie als gebürtige Hannoveranerin schwierig war, zu verstehen, was die Menschen dort in ihrem eigenen Dialekt sprachen, aber sie wurde dennoch freundlich empfangen und war fest entschlossen, in Nordschwaben heimisch zu werden. Ihr Verlobter hatte ein Grundstück im Ort und nachdem sie zunächst in der Einliegerwohnung seiner Eltern gewohnt hatten, wurde bald darauf mit dem Bau eines wunderschönen Wohnhauses begonnen, denn irgendwie schien jeder junge Mann hier im Dorf einen Bauplatz zu haben und einen finanziellen Grundstock mit dem zumindest der Rohbau bereits bezahlt war. Die Eltern waren früher Bauern gewesen und wenn sie nun auch schon lange keine Landwirtschaft mehr hatten, sondern zur Arbeit gingen, so hatten sie durch den Verkauf von Äckern und Wiesen keine finanziellen Sorgen und konnten ihre Kinder großzügig unterstützen. Corinna war mitten in der Stadt in einer Vier-Zimmer-Wohnung ohne Balkon aufgewachsen und genoss jetzt die Weite und Freiheit. Sie hielt sich gerne an der frischen Luft auf und als ihr ihre zukünftige Schwiegermutter zeigte, was in so einem bäuerlichen Gemüsegarten zu tun war, lernte sie mit Feuereifer und mit jedem Monat, den sie in Bayern war, verstand sie den Dialekt besser. Die Arbeitsmarktsituation hier war auch hervorragend-sie konnte sich die passende Stelle aussuchen und Klaus, ihr Verlobter arbeitete als Hubschrauberkonstrukteur im Militärbereich in einem in der nächsten Stadt ansässigen Großbetrieb und verdiente sehr gut.

    Als das Haus sich in der Fertigstellung befand-mit viel Eigenleistung, denn hier halfen auch beim Bau alle zusammen, jeder hatte einen Kumpel, der etwas konnte und so konnte man auch da die Kosten in Grenzen halten- wurde dann eine riesige Hochzeitsfeier geplant und jede auch noch so weitläufige Verwandtschaft eingeladen. Für alle die von weiter her kamen-wie auch Sarah und ihre Familie- waren in den umliegenden Gasthöfen Zimmer gebucht und man sah einem rauschenden Fest entgegen. Wenn nun noch das Wetter passte, dann würde das eine Traumhochzeit werden, natürlich ganz klassisch im Mai bei hoffentlich angenehmen Temperaturen.
    Corinna und Sarah hatten als Kinder oft zusammen die Ferien verbracht und auch wenn die Cousinen nun fast 500 km voneinander entfernt wohnten, durch E-Mail, Whats App und Telefon war ihre enge Verbindung auch in den letzten eineinhalb Jahren nie abgebrochen. Corinna und Klaus hatten Sarah und Ben auch immer besucht, wenn sie mal Richtung Norden fuhren, sie kannten die Kinder und sowohl ihre erste Wohnung, als auch das wunderschöne Gutshaus in dem sie jetzt lebten. Corinna hatte die gefährlichen Situationen und Abenteuer, die Ben und Sarah schon durchlebt hatten, seitdem sie zusammen waren, sozusagen aus der Ferne miterlebt und war von den beiden süßen Kindern mehr als begeistert-das war auch ihr Wunsch für die Zukunft-so ein wundervolles Pärchen wie Tim und Mia-Sophie!

    Sarah hatte am Donnerstag die Koffer schon gepackt und sie würden am Freitag, sofort nachdem Ben Feierabend hatte, losfahren. Wenn sie gegen fünf am Nachmittag starteten, war damit zu rechnen, dass die Kinder bald im Auto einschliefen und wenn sie dann gegen spätestens zehn im Hotel ankamen, konnten sie sie hoffentlich schlafend in ihr Familienzimmer tragen. Sarah hatte mit dem Hotelmanager telefoniert, ein normales Bett für Tim und ein Gitterbettchen für Mia-Sophie standen bereit und Tim freute sich schon sehr auf die Reise nach Bayern-Sarah hatte ihm das schon schmackhaft gemacht und sogar einen kleinen Anzug mit lila Fliege für den knapp Dreijährigen erstanden.
    Ben hatte leider keinen Urlaub am Montag bekommen, da der Personalstand wegen Krankheitsausfällen ein wenig knapp war und so würden sie am Sonntag am Abend wieder zurück fahren.

    Eigentlich hatte Ben gehofft, ein wenig früher raus zu kommen, aber Murphy´s Law-gerade heute wurden Semir und er um vier noch zu einem Unfall auf der Autobahn gerufen, mussten die Fahrstreifen eine Weile komplett sperren, damit ein Rettungshubschrauber landen konnte und als Ben aufs Handy sah, war es schon viertel vor fünf. Direkt neben der gesperrten Autobahn verlief eine Landstraße und nachdem jetzt genügend Kollegen vor Ort waren, bestellte Ben-nach Rücksprache mit Semir-Sarah dorthin, denn bis sich der Stau aufgelöst hatte und sie mit Semir´s BMW hier weg kamen, konnten noch Stunden vergehen. Als Ben sah, dass die voll bepackte Familienkutsche sich näherte, schwang er sich über die Leitplanke und lief die Böschung hinunter. Semir winkte ihm noch nach und rief: „Schönes Wochenende euch und denk dran-immer freundlich lächeln, auch wenn du nichts verstehst!“ und Ben schnitt eine Grimasse und winkte zurück. Ehrlich gesagt hätte er lieber ein stinknormales Wochenende zuhause verbracht, anstatt in seinen schicken Anzug zu schlüpfen und der Hochzeitsfeier beizuwohnen. Er hatte Semir auch schon sein Leid geklagt, dass er den Bräutigam auch immer sehr schlecht verstehen konnte-das war schon ein merkwürdiger Dialekt, den der sprach und es war zu befürchten, dass die meisten Hochzeitsgäste den ebenfalls benutzten, aber immerhin war ja auch Corinna´s Familie da, die redeten wenigstens Hochdeutsch!

    Sarah rutschte auf den Beifahrersitz, reichte jedem der Kinder noch ein Stück nicht bröselndes Stück Rosinenbrötchen nach hinten und dann stieg Ben aufs Gas und sie kämpften sich durch den zäh fließenden Feierabendverkehr auf die A3, aber mit jedem Kilometer wurde es besser. Um sieben hielten sie noch an einem Rasthof mit Burgerrestaurant, Ben verdrückte eine Riesenportion ungesunde Sachen, Tim bekamen zu seinem Entzücken eine Kindertüte und sogar Mia-Sophie durfte von der Mama ein wenig zerdrückten Burger probieren, als sie das angebotene Obstgläschen verschmähte-sie war inzwischen bereits ein dreiviertel Jahr alt-ein Vorzeigekrabbelbaby mit blonden Löckchen und strahlend blauen Augen. Sarah wickelte die Kleine noch, der Papa ging mit Tim aufs Männerklo-zur Vorsicht trug der nachts noch Windeln, aber untertags merkte er eigentlich, wenn er musste und als sie dann weiter fuhren, fielen den Kindern nach kurzer Zeit ganz nach Plan die Augen zu und tatsächlich waren sie um kurz vor zehn in Leitheim, wo das Zimmer im neu erbauten Schlosshotel sie schon erwartete. Sarah und Ben trugen die schlafenden Kinder ins Bett-die hatten weiche Jogginganzüge an, die sie auch als Schlafanzug tragen konnten und der Herr von der Rezeption brachte ihr nicht unerhebliches Gepäck mit einem Rollwagen nach. „Sag mal-wie lange willst du hier eigentlich bleiben, wandern wir aus?“ flüsterte Ben seiner Frau kopfschüttelnd zu, seiner Meinung nach hätte das Zeug für eine Afrikaexpedition gereicht! Sarah warf ihm ein gewinnendes Lächeln zu, formte einen Kussmund, antwortete aber nichts auf die Provokation und so verzog sich Ben noch auf einen Absacker an die edle Hotelbar. Dort kam er bald mit anderen Gästen ins Gespräch und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass die aus aller Herren Länder kamen, er aber keine Verständigungsprobleme hatte-hier zumindest noch nicht. An einem Tisch in der Ecke saßen sogar zwei Scheichs, die sich angeregt unterhielten und dabei einen Pfefferminztee und Snacks genossen. Ben hatte das einheimische Bier vom Fass probiert und das schmeckte vorzüglich, so war er schon wieder ein wenig versöhnt, als er eine Stunde später aufs Zimmer zurück ging, sich im Bad frisch machte, das bereitgelegte Schlafshirt und die Shorts anzog und dann neben Sarah, die wie die Kinder bereits schlief, ins bequeme Hotelbett schlüpfte. Auch diese Familienfeier würde vorüber gehen und wenig später sank auch Ben in einen traumlosen Schlaf.

    So-Reha vorbei-jetzt bin ich auch wieder mit im Boot, obwohl ich gerade Mutter und Bruder schwer erkrankt in meiner Klinik liegen habe und deshalb die ganze Woche nicht zum Lesen gekommen bin. Umso spannender war es jetzt! Tatsächlich hat sich unsere Vermutung bestätigt: Mikael arbeitet undercover für die Drogenfahndung und so ein mega großes Geheimnis scheint das auch nicht gewesen zu sein.
    Georg vertraut ihm inzwischen, lässt ihm einen Deal durchführen, Hannes´ Lehrer bedrohen und macht mit ihm Schießübungen. Leider eskaliert die Situation und zwar eigentlich genau dann, als sich die Geheimnisse schon aufgeklärt haben. Ben möchte nochmals mit seinem Freund sprechen und gerät unbewaffnet in eine Familienstreitigkeit-na super-in den meisten Familien geht sowas verbal ab, aber bei den Hansens knallt man da gleich mit scharfer Munition aufeinander und Ben ist jetzt sozusagen das Bauernopfer, der von Georg niedergeschossen wird, damit der mit seinem verletzten Enkel fliehen kann. Mikael beginnt zwar jetzt ganz professionell Ben zu reanimieren, aber er hat sicher gerade ein deja-vú zum Tode Joshua´s. Aber auf Mikael´s Seelenqualen kann ich gerade keine Rücksicht nehmen-der soll sich jetzt weiter auf die Rea konzentrieren und jetzt hoffen wir mal, dass ein fähiger Notarzt in Kürze kommt und unseren Ben rettet! ;(;(;(

    Oh jemine! Die Situation ist ja mehr als verfahren! Mikael schwindelt auch Eva wieder was vor-oh Mann ich würde doch meine Ehe nicht aufs Spiel setzen, wegen Ermittlungen oder Rache!
    Auch mit Ben, der bei der schulhofmäßigen Prügelei ebenfalls ausgeteilt und eingesteckt hat stehen die Fahnen auf Sturm. Der ist gerade stocksauer und würde Mikael vermutlich gerade lieber im Knast sehen als bei seinem Großvater, dabei macht der stetige Fortschritte und Ben spielt ihm dabei sogar noch in die Tasche mit den Verletzungen! Allerdings macht er schon wieder denselben Fehler wie Mikael-er vertraut nicht, dabei hat er das seinem Freund ja erst vor wenigen Wochen vorgeworfen. Allerdings kann der Finne da wohl nicht aus seiner Haut und denkt, um Ben zu schützen kann er ihn nicht einweihen, was ich als Fehler sehe!
    Wenigstens Semir behält einen kühlen Kopf, ich hoffe ja, der macht seinen Einfluss auf Ben geltend und hält ihn davon ab, Blödsinn zu machen!