Beiträge von susan

    Oh nein-es ist doch wahr! Da ist ein Kind bei dem Brand ums Leben gekommen und Kevin hat jetzt furchtbare Schuldgefühle, weil es ihm nicht gelungen ist, es zu retten. Andererseits wären, wenn sie den Hinweis auf das Haus nicht gefunden und dann auch so tatkräftig die anderen Kinder und Ayda befreit hätten, wohl alle miteinander gestorben-so war zumindest der Plan des Chemikers.
    Auf diese LKA-Typen habe ich echt ne Wut-sie schieben jetzt den Helden die Schuld am Tod des Mädchens zu, vermutlich um ihre eigene Unfähigkeit zu überspielen!
    Semir allerdings klinkt sich momentan aus-für ihn gibt es nur Ayda und so ist es auch richtig-die privaten Schicksale stehen immer im Vordergrund und da muss man Prioritäten setzen!

    Nun weiß auch Semir von den Veränderungen Bescheid und kriegt auch gleich die neue Stelle angeboten. Allerdings weiss er noch nichts von kim Krügers weitern Plänen und Aktionen-das wird eine Überraschung werden!

    „Mein Mann hat einen Krampfanfall und bisher weiss niemand warum, darum wurde er jetzt isoliert!“ teilte ihm Sarah in kurzen Worten ihren Kummer mit. „Dann ist das ja genau mein Fachgebiet!“ bemerkte der Neurologe und begann sofort Schutzkleidung, bestehend aus Schutzkittel, Haube, Mundschutz und Handschuhen anzuziehen. Dann betrat er das Zimmer und trat an Ben´s Bett. Sein Gerät zum Messen der Nervenströme hatte er derweil vor der Zimmertür abgestellt.
    „Was haben wir denn hier?“ fragte er den Stationsarzt, der seinen Kollegen mit einem Lächeln begrüßte. „Du kommst ja wie gerufen-wir haben einen akuten Krampfanfall, der sich auch durch bisher 15mg Diazepam nicht lösen lässt. Auf dem CCT ist keine Blutung zu erkennen, dem Patienten war initial übel und dann hat er plötzlich zu krampfen begonnen, eine Epilepsie ist bisher nicht bekannt, er hat aber Fieber und erhöhte Entzündungswerte im Labor, was allerdings durch seine mannigfaltigen anderen Verletzungen, die ja schon antibiotisch abgedeckt sind auch verursacht sein kann, wir haben ihn jetzt aber vorsichtshalber isoliert und ich möchte ihn noch lumbalpunktieren, falls wir eine Enzephalitis oder eine Meningitis vorliegen haben.“ fasste er in kurzen Worten zusammen.

    Nun wurde der Neurologe hellhörig. Nicht jeder Krampfanfall war gleich, aber dieser hier hatte einige Besonderheiten. Erstens die Überstreckung der Wirbelsäule und zweitens die Zuckungen der Extremitäten, die ein bestimmtes Muster aufwiesen. Dazu kam noch, dass sich die Spastik durch Benzodiazepine, wozu Valium gehörte, nicht hatte lösen lassen. Klar konnte das hier auch das Erstereignis eines Krampfleidens sein und das musste man dann eben mit Antiepileptika einsteigen, bevor der Patient in einen lebensbedrohlichen Status epileptikus fiel, der sogar zum Tod führen konnte. Er hatte jetzt allerdings eine Vermutung und deswegen fragte er: „Was hat er denn zur Behandlung der Übelkeit gekriegt?“ und der Intensivarzt antwortete: „20mg Metoclopramid!“ und nun bat der Neurologe die Schwester: „Könnten sie mir bitte eine Ampulle Akineton 5mg holen?“ und die Schwester sah ihn überrascht an, nickte dann aber. Das war doch ein Parkinsonmittel, wenn sie es recht im Kopf hatte und wurde in der Intensivmedizin eher selten angewendet, aber natürlich war es im Medikamentenschrank vorrätig. Sie öffnete die Schiebetür und bat ihre Kollegin das gewünschte Medikament zu bringen-sie war ja durch den fehlenden Schutzkittel sozusagen kontaminiert, würde jetzt im Anschluss mit einem übergezogenen Schutzkittel und Handschuhen in die Umkleide gehen, sich dort mit antibakterieller Lösung duschen und dann frisch angezogen mit neuer Dienstkleidung wieder auf der Station erscheinen und der Intensivarzt würde genauso verfahren, bis sie wussten, was ihrem Patienten fehlte. Würde sich bei der Lumbalpunktion der Verdacht auf eine bakterielle Meningitis bestätigen, würden sie sogar vorbeugend für drei Tage ein Antibiotikum einnehmen, war es allerdings die virale Form, konnte man nur auf sein Immunsystem vertrauen und bei Krankheitsgefühl sofort zuhause bleiben, um eine Durchseuchung zu vermeiden-dieses Risiko bestand einfach für Krankenhausmitarbeiter und auf der Intensivstation besonders.

    Schon war die Kollegin mit der gewünschten aufgezogenen Ampulle zurück und Sarah, die sich immer noch das Gesicht an der Scheibe platt drückte, wunderte sich. Was wollte der Neurologe mit diesem Parkinsonmittel bei Ben? Da spritzte der Arzt schon sehr langsam die Hälfte der Ampulle in Ben´s ZVK und es war wie ein Wunder. Plötzlich löste sich die Spastik in seinem Körper, sein Kopf ruhte wieder normal auf dem Kissen, anstatt sich dort weit überstreckt hinein zu bohren. Die Augen, in denen man nur noch das Weiße gesehen hatte, rollten wieder an ihren Platz zurück und er stöhnte zwar schmerzvoll auf, aber immerhin konnte er wieder sprechen. „Was war das-ich kann nicht richtig sehen und ich habe Schmerzen überall!“ klagte er und nun riss sich der Neurologe mit einem siegessicheren Lächeln die Schutzkleidung vom Leib und rief Sarah zu, sie solle ruhig hereinkommen. „Keine Sorge-er hat nichts Ansteckendes-das war eine zugegebenermaßen recht seltene Nebenwirkung auf das MCP. Auch wenn das ein sehr altes, häufig angewendetes Mittel ist, wirkt es doch neben der anregenden Wirkung im Magen-Darm-Trakt auch im Gehirn durch eine Blockade der zentralen Dopamin-Rezeptoren. Dopamin ist ja ein Botenstoff und manche Menschen reagieren da einfach empfindlich darauf. Ich habe sowas in meiner Laufbahn schon mehrfach gesehen, aber ich bin ja auch Neurologe und mir werden diese Patienten normalerweise auch häufiger vorgestellt, als dem normalen Arzt. Es steht zwar in der Fachinformation drin, aber weil diese Nebenwirkung so selten ist, denkt man meistens nicht dran. Herr Jäger sie bekommen von uns einen Allergieausweis ausgestellt, obwohl das ja eigentlich keine allergische Reaktion ist, sondern einfach eine übersteigerte Sensibilität der Neurotransmitter im Gehirn, aber bitte schreien sie laut, wenn ihnen jemand erneut MCP verabreichen will-sie werden diese Symptome sonst wieder bekommen-ach ja und es kann sein, dass die Wirkung des Akineton kürzer anhält als die des MCP, also bitte in ein bis zwei Stunden verstärkt darauf achten, ob es nochmals zur Spastik und Dyskinesien, also unwillkürlichen Bewegungen kommt. Dann geben sie ihm einfach nochmals zwei bis drei Milligramm Biperiden-das war der Wirkstoff des rettenden Medikaments- dann müsste es aber gut sein!“ wies er seinen Kollegen noch an. Der Intensivarzt bedankte sich und war fast ein wenig schuldbewusst, dass er nicht darauf gekommen war, aber wenn man sich alle seltenen Nebenwirkungen der Medikamente einprägen würde, hätte man vermutlich den Kopf damit voll und käme zu keiner normalen Arbeit mehr.

    „Was wäre jetzt geschehen, wenn er das Gegenmittel nicht gekriegt hätte und warum kann er nicht richtig sehen?“ fragte Sarah schüchtern, die jetzt an die Seite ihres Mannes geeilt war und liebevoll seine Hand ergriffen hatte. „Die Symptome hätten von alleine nachgelassen, wenn das MCP vom Körper abgebaut gewesen wäre, aber meistens hat man bis dahin schon eine ganze Latte Antiepileptika durch und denkt dann, man hätte jetzt das Richtige gefunden! Und das mit den Augen lässt in ein paar Stunden nach, auch die Augenmuskeln waren betroffen und brauchen eine Weile um sich zu entspannen, das vergeht aber.“ erklärte der Neurologe und jetzt lief Sarah ein kalter Schauer über den Rücken. Da hätte man Ben vielleicht als Epileptiker eingestuft, er hätte seinen Beruf nie mehr ausüben können und auch nicht Auto fahren, bis er zwei Jahre lang anfallsfrei gewesen wäre, ob mit oder ohne Medikamente. Obwohl-das mit dem Arbeiten stand sowieso in den Sternen-immerhin bestanden ja immer noch die Arm-und Beinproblematik und die inneren Verletzungen.

    Der Neurologe maß nun erneut die Nervenleitung im Arm und die Werte waren ein wenig besser als am Vortag. „Ich schicke später die Krankengymnastin vorbei, die soll spezielle stimulierende Techniken nach Bobath anwenden, vielleicht beeinflusst das die Nervenheilung!“ gab der Neurologe noch Bescheid und Ben, der jetzt noch ein wenig Schmerzmittel bekommen hatte, entspannte sich endlich und das Valium konnte nun seine Wirkung entfalten und ließ ihn voller Erschöpfung einschlafen-so ein Krampfanfall war körperliche Höchstleistung.

    Ben war zwar die ganze Zeit bei Bewusstsein, aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Erst wurde sein Kopf von Kräften, gegen die er sich nicht wehren konnte, in den Nacken gezogen und seine ganze Wirbelsäule überstreckte sich nach hinten, was ihm natürlich zusätzlich auch noch Schmerzen bereitete, seine Glieder begannen unkontrolliert zu zucken, aber das Schlimmste war, dass auch seine Augäpfel wie von Geisterhand nach oben gezogen wurden, so dass er gar nichts mehr sehen konnte. Er versuchte etwas zu sagen, aber nur ein Gurgeln kam aus seiner Kehle. „Schnell-eine Ampulle Diazepam!“ rief der Arzt und als er wenig später das sedierende Valium spritzte, wurde Ben zwar unendlich müde, aber die Krämpfe hörten nicht auf. Man schob eine Sauerstoffmaske über sein Gesicht, denn die Sättigung wurde schlechter, allerdings doch nicht so, dass es gefährlich wurde und so vereinbarte der Doktor eilig ein Schädel-CT mit der Röntgenabteilung, die Pflegekräfte arbeiteten Hand in Hand um den Transport durchs Haus vorzubereiten und wenig später waren eine Schwester, der Arzt und Ben mit einer Intensiveinheit, bestehend aus Transportmonitor, für alle Fälle fahrbarem Beatmungsgerät, Perfusoren und Notfallkoffer, falls man ihn intubieren musste unterwegs, während eine weitere Kollegin Sarah verständigte.

    In der Röntgenabteilung musterte man ihn besorgt und spritzte erneut ein sedierendes Medikament, ohne dass die Zuckungen aufhörten. Nachdem der Kopf zwar in einer total unnatürlichen Lage war, die sicher unangenehm war, aber dabei völlig ruhig lag, zog man Ben mit einem Rollbrett auf den Röntgentisch, befestigte breite Gurte über seinem Körper, damit er nicht herunter fiel und schnallte auch seinen Kopf in der überstreckten Lage fest. „Was hat er bloß?“ rätselten der Arzt und die Schwester, denn normalerweise ließen sich die meisten Krampfanfälle mit hoch dosiertem Diazepam durchaus unterbrechen, aber hier geschah nach der Verabreichung überhaupt nichts. Natürlich konnte man jetzt der Reihe nach alle Antiepileptika ausprobieren, aber das war etwas, was man tun würde, nachdem man die Diagnostik gefahren hatte. Bisher war zwar sein Herzschlag beschleunigt und er brauchte mehr Sauerstoff, aber er war nicht in akuter Lebensgefahr. Außerdem hatte man ja alles zum Intubieren dabei und spätestens wenn er das Muskelrelaxans erhielt, würden sich die Verkrampfungen der Muskulatur lösen, aber der Arzt scheute momentan davor zurück, denn immerhin hatte sein Patient zuvor über Übelkeit geklagt und auch erbrochen-es war also möglich, dass der Magen voll war und eine akute Aspirationsgefahr bei der Intubation bestand-er wollte das wenn nötig lieber später auf der Intensivstation machen, wo er alle Hilfsmittel bereit hatte, falls es dabei Komplikationen gab.
    Man konnte auch die Pupillen nicht kontrollieren, denn die waren so nach oben verdreht, dass man nur das Weiße im Auge sah und so warteten nun hinter der Glasscheibe der Arzt und die Schwester gespannt, ob man auf den CT-Bildern eine Hirnblutung oder Ähnliches erkennen konnte, was das Krampfen erklärte-die Übelkeit wäre dann logisch, denn Hirndruckerhöhung führte häufig zu Schlechtsein und Erbrechen.

    Ben hatte furchtbare Angst. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und obwohl das Medikament das man ihm gespritzt hatte, zwar seine Denkfähigkeit verlangsamte und auch so manche Teile seines Körpers erschlaffen ließ, aber die schmerzhaften Kontraktionen blieben und er war sich durchaus bewusst, dass der Arzt keine Ahnung hatte was ihm fehlte-das konnte er zumindest aus seinen Gesprächen mit dem Pflegepersonal entnehmen. Du liebe Güte-wenn das nicht bald aufhörte würde er wahnsinnig werden. Der Schweiß brach ihm von der Anstrengung aus und die Unmöglichkeit zu kommunizieren und irgendjemandem mitzuteilen, dass er das Alles hier mitkriegte, wovon anscheinend niemand ausging, setzte ihn noch zusätzlich unter Stress. Er fühlte wie er umgelagert und festgeschnallt wurde. Der harte Röntgentisch unter ihm, der ihm an den aufgeschnittenen Blutergüssen und den gebrochenen Rippen unsägliche Schmerzen bereitete, setzte sich in Bewegung und außer dem Surren der gewaltigen Maschine um ihn herum, die er sich aber nur im Geiste vorstellen konnte, weil er da ja schon öfter darin gelegen hatte, konnte er nichts wahrnehmen. Zusätzlich war ja auch die Übelkeit nicht weg und er war immer noch kurz davor, sich erneut zu übergeben.

    Noch während die schichtweisen Röntgenbilder gemacht wurden, die der Computer dann zu einer zweidimensionalen Grafik umrechnete, sah sie sich der Röntgenologe auf dem Bildschirm an, schüttelte aber schon kurz nach Abschluss der Untersuchung den Kopf. „Ich kann auf den ersten Blick nichts erkennen. Eine Blutung kann ich mit Sicherheit ausschließen, auch Hirndruckzeichen sind nicht zu erkennen. Um eine funktionelle Beurteilung zu erreichen, müsste man ein Angio-CCT, oder besser noch ein MRT machen, aber da haben wir jetzt keine Zeit dafür. Außerdem wäre es besser, ihr würdet zuvor-wie auch immer-versuchen die Spastik zu lösen, ich kann mir das extrem unangenehm für den Patienten vorstellen!“ bemerkte er und erst jetzt wurde den Anwesenden bewusst, dass Herr Jäger ja vielleicht doch etwas mitkriegte. Was den Anwesenden zusätzlich einen Schauer über den Rücken jagte, war die Bemerkung des Röntgenfacharztes, der noch sagte: „Ich habe vor Jahren mal einen Fall von Tetanus erlebt, das sah so ähnlich aus-nur die Zuckungen passen eigentlich nicht dazu!“ überlegte er und nun ratterten die Symptome und die Behandlung im Kopf des Intensivarztes. Falls hier eine Tetanusinfektion vorlag, würde man ihn intubieren und relaxieren müssen und er hatte dann eine sehr schlechte Prognose, aber es war nicht unmöglich-Tetanuserreger kamen überall im Erdreich vor und der Patient war voller Schmutz eingeliefert worden, wie man an seinen Haaren immer noch sehen konnte und ob er geimpft war, wusste der Arzt nicht auswendig.
    Vielleicht war es aber auch eine Enzephalitis, also eine Gehirnentzündung, oder schlimmer noch eine Meningitis, wofür die Nackensteifigkeit sprechen würde-du lieber Gott, dann würde man ihn aber isolieren müssen, denn sowas war je nach Erreger hoch ansteckend! Zur Diagnosesicherung würde man ihm Blut abnehmen und ihn lumbalpunktieren müssen, aber wie sollte er da ran kommen, wenn die Wirbelsäule doch so nach hinten überstreckt war-man brauchte dazu eher einen Katzenbuckel!
    „Er wird ab sofort isoliert, wir setzen jetzt alle einen Mundschutz auf, durch die Sauerstoffmaske ist im Moment eine Tröpfcheninfektion von ihm nicht zu erwarten und nachher ziehen wir uns alle um. Bitte desinfizieren sie den CT-Raum, als wenn wir etwas Infektiöses gebracht hätten!“ bat der Intensivarzt, während man einen Mundschutz anlegte und Ben dann wieder ins Bett zog.

    Sie waren gerade auf dem Weg zurück zur Intensiv, als Sarah voller Panik um die Ecke bog-sie war kurz zuvor auf der Intensiv eingetroffen und hatte von ihren Kolleginnen erfahren, dass Ben noch im CT war. Sie sah den schrecklichen Anblick im Bett und wollte gerade zu ihrem Mann stürzen, da hielt der Intensivarzt, der wie ihre Kolleginnen zu ihrem Erstaunen einen Mundschutz und Handschuhe trug, sie zurück. „Halt Sarah-wir wissen nicht was er hat, es könnte auch eine Meningitis oder Enzephalitis sein, wir haben ihn für infektiös erklärt, solange wir nicht sicher wissen, was ihm fehlt. Du als Schwangere solltest dich solange von ihm fern halten, um dein Kind nicht zu gefährden!“ erklärte er und Sarah blieb wie vom Donner gerührt stehen. Sie meinte in einem schrecklichen Alptraum gefangen zu sein-jetzt hatte sie gedacht, das Schlimmste wäre überstanden und nun brach erneut das Unheil über ihre Familie herein! Wie ein geprügelter Hund folgte sie in großem Abstand dem Bett und das Schlimmste daran war-sie fühlte dass Ben wach und nicht bewusstlos war-als er ihre Stimme gehört hatte, war seine Herzfrequenz langsamer geworden, aber jetzt durfte sie nicht zu ihm, bis man wusste was ihm fehlte. Wenn sie nicht schwanger wäre, würde sie sich einfach umziehen und zu ihm eilen, aber so wusste sie, dass Ben am Allerwenigsten wollte, dass sie ihr neues Baby gefährdete, auf das sie sich doch so freuten. So blieb sie außerhalb des Zimmers stehen, als ihre Kollegen Ben dort hinein schoben, die Tür verschlossen und ihn drinnen versorgten. Sie drückte ihre Stirn an die kalte Glasscheibe, sah zu und stumme Tränen bahnten sich ihren Weg nach unten. Obwohl sie eigentlich nicht gläubig war, begann sie zu beten, etwas anderes fiel ihr gerade nicht ein. Sie löste sich erst aus ihrer Starre als der Neurologe, der routinemäßig nach Ben´s Arm sehen wollte, um dort die Nervenströme zu messen, um die Ecke bog und erstaunt fragte: „Was ist denn hier los?“

    Ben erfährt Dinge aus seiner Vergangenheit, die er nie für möglich gehalten hätte. Vielleicht liegt darin auch der Grund dafür, dass er gerade nicht mehr zur Ruhe kommt. Es enttäuscht ihn, dass sein Vater diese Dinge bis heute vor ihm verschwiegen hat, nimmt aber nicht den Schmerz über den Verlust des besten Freundes seiner Kindheit.
    Ein Toter wird gefunden, aber auch da gelingt es nicht, eine Verbindung zu Seifert her zu stellen-der ist einfach mit allen Wassern gewaschen!

    Also mich würde nichts und niemand davon abhalten mein vermisstes und gefundenes Kind aus dem Krankenhaus abzuholen, aber anscheinend sieht Selinas Vater das nicht so-na ja-schon merkwürdig! Aber wenigstens die anderen Kinder sind schon wieder bei ihren Eltern und wurden anscheinend noch nicht missbraucht. Und nun fährt Robin´s Chef persönlich Selina nach Hause.
    Hornbach und sein Komplize sind derweil unterwegs zur Ariane-na wenn sie da nicht mal ihr blaues Wunder erleben!

    Gerade als es bei Ben´s Band wieder besser läuft, kommt Frau Krüger mit einem Vorschlag zu ihm, der ihm sicher zu denken geben wird. Jetzt wissen wir auch, was es mit dem Titel auf sich hat-ich denke Kim hat sich ja schon fest gelegt, aber jetzt kommt es darauf an, wie Ben sich entscheidet!

    Sie haben Ayda! Aber auch bei mir stellt sich gerade keine Freude ein, denn erstens liegt sie im Koma und zweitens befürchte ich auch, dass da ein weiteres Kind noch im Haus war. Bitte Campino-lass das nicht verbrennen oder ersticken!
    Dieser Einsatz in dem brennenden Haus, das so langsam in sich zusammen fällt hat mich den Atem anhalten lassen-ich bin nur froh, dass es die anderen raus geschafft haben!

    Wenig später stand der Arzt vor ihm. „Herr Jäger, ich habe gehört, ihnen geht es nicht so gut!“ fragte er und nahm auch schon Ben´s Zudecke zur Seite. Während er geschlafen hatte, hatte die Schwester irgendwann das Wärmegebläse weg genommen, ohne dass er es gemerkt hatte, aber ihm war jetzt sowieso eher heiß. Der Doktor fragte: „Ist ihnen immer noch übel?“ und Ben nickte, woraufhin der Arzt die Decke ein wenig nach unten schob und das Hemd, in dem sowieso nur der rechte Arm steckte, der linke war wegen der Arterie nicht durchgeschlüpft, nach oben. Erst betastete er Ben´s Bauch, was dem aber nicht sonderlich weh tat und dann holte er sein Stethoskop heraus, hörte den Leib sorgfältig ab und runzelte dabei die Stirn. „Da rührt sich überhaupt nichts-wann hatten sie zum letzten Mal Stuhlgang?“ fragte er und Ben warf einen verschämten Seitenblick zur Schwester, die ebenfalls neben seinem Bett stand. Mann war das peinlich-er kannte doch die meisten der Kolleginnen seiner Frau, da unterhielt man sich nicht so gerne über solche intimen Details. Die verstand seinen Blick richtig und tat so, als hätte sie außerhalb des Zimmers noch was zu erledigen. Als sie draußen war, antwortete Ben stockend-er hatte sogar ein wenig überlegen müssen. „Das war am Donnerstagmorgen-irgendwie bin ich am Freitag erst nicht dazu gekommen und dann…“ sagte er, denn klar als er so eingeklemmt gewesen und voller Hunger und Durst gewesen war, hatte sein Körper sich mit allem beschäftigt außer der Verdauung. „Dann ist das heute der fünfte Tag an dem sie Verstopfung haben, ich werde ihnen ein Medikament geben, das die Darmmotorik ein wenig anregt und dann versuchen wir auch von hinten noch zu stimulieren-sie bekommen noch Abführzäpfchen- und dann hoffe ich, dass die Peristaltik wieder in Gang kommt, die Übelkeit weg geht und sie bald wieder was essen können!“ sagte der Arzt freundlich und überlegte für sich, dass natürlich die Opiate, die Ben gegen die Schmerzen bekam, ebenfalls noch den Darm lähmten, aber da musste man jetzt eben gegenarbeiten-er sah das nicht so dramatisch.

    „Schwester-können sie mir 20mg MCP bringen?“ rief er laut, denn er hatte sie direkt vor der Zimmertür vorbeihuschen gesehen und wenig später stand die junge Frau vor ihm und drückte ihm eine aufgezogene Spritze, über die noch die Ampulle gestülpt war, in die Hand. Der Arzt entleerte die in Ben´s ZVK und ordnete dann noch zwei Abführzäpfchen an-eins war für Erwachsene eine zu geringe Dosis-und Ben begann gerade zu überlegen, wie er die Verabreichung verhindern konnte bis Sarah wieder da war, denn irgendwie genierte er sich gerade ein wenig, da wurde ihm auf einmal ganz komisch und dann begann er zu krampfen.

    Brummer hatte sich erneut das Antibiotikum verabreicht und dann den Verband gewechselt. Als er durch das Wäldchen gestreift war, dabei einige essbare Pflanzen vertilgt, junge Blätter der Bäume gegessen und aus dem klaren Bächlein etwas getrunken hatte, hatte er auch einige Heilkräuter entdeckt und machte nun damit einen dicken Verband auf seine Schulterverletzung. Solche Kräuterpackungen halfen oft den Heilungsverlauf zu beschleunigen und er merkte auch, wie er langsam zur Ruhe kam, durch den Aufenthalt in der Natur sein Verstand sich wieder klärte und die Kräfte zurück kehrten. Nur noch ein bisschen, dann konnte er seine Mission vollenden, seine Frau holen und mit ihr irgendwo im Ausland ein neues Leben anfangen-dazu war man nie zu alt!

    Sarah war, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte, zuerst nach Hause gefahren, um für sich und Ben einige Sachen zusammen zu packen. Sie lüftete die Wohnung kurz durch und fuhr dann-wie sie telefonisch schon angekündigt hatte-zu Hildegard, wo sie zunächst einmal begeistert von den beiden Hunden Frederik und Lucky begrüßt wurde. Tim allerdings schenkte ihr zwar ein kurzes Lächeln, buddelte dann aber selbstvergessen in der neuen Sandkiste weiter mit seinen Sandelsachen und manschte dazu noch mit Wasser. Sarah freute sich schon, wenn sie ihm das im neuen Haus auch bieten konnten-Sand und Wasser war einfach etwas, was den meisten Kindern ganz besonders Spaß machte, aber so ging Tim gerade extrem gerne zu Hildegard, das war nämlich hier die neueste Attraktion, obwohl die sich für ihn sowieso ständig etwas Interessantes, Kind gerechtes einfallen ließ.
    Sarah dankte Gott für die glückliche Fügung, die ihr diese Zweitoma geschenkt hatte-eigentlich war sie zu ihr gekommen um ihre Hundeangst zu überwinden, als Ben nach einer Beissattacke im Krankenhaus gelandet war und jetzt hatten sie selber einen Hund und das Goldstück Hildegard, die einfach Zeit für Tim hatte, noch dazu!

    Hildegard hatte gerade den Tisch gedeckt und zuvor eine wohlschmeckende Mahlzeit zubereitet. Sie hatte vorsorglich schon für Sarah auch mit gekocht, denn sie hatte gehofft, dass die ein wenig vorbei kommen würde und es möglich war, Ben wenigstens für kurze Zeit alleine zu lassen. Der Sandkasten stand so günstig, dass sie Tim darin beobachten konnte, wenn sie in der Küche war und so hatte sie in Ruhe das Mittagessen vorbereiten können, als Sarah sich angekündigt hatte. So holte Sarah nun ihren Sohn unter dessen lauten Protests aus der Kiste, wusch seine Hände und den sandverschmierten Mund, aber als er dann in seinem Hochstuhl mit ihnen am Tisch auf der Terrasse saß, war er schnell besänftigt, denn Tim kam ganz nach seinem Papa-nicht nur optisch mit den dunkelbraunen Augen und den dunklen Locken, sondern er futterte auch-obwohl er schlank war- für sein Leben gern. So aß er selber sehr konzentriert und auch Sarah ließ es sich schmecken und erzählte Hildegard von Ben und den vergangenen Erlebnissen, als plötzlich ihr Handy klingelte.
    Ihre Kollegin aus dem Krankenhaus war dran und sagte ernst: „Sarah-wir hatten ja versprochen dich sofort zu verständigen, wenn etwas ist-Ben hat einen Krampfanfall-wir fahren gerade ins CT !“ teilte sie ihr mit und nun sah Sarah, nachdem sie versichert hatte, sofort zu kommen, unglücklich zu Hildegard. „Ich muss wieder in die Klinik-Ben geht es schlecht!“ teilte sie nun auch Hildegard mit, sprang dann auf, küsste Tim zum Abschied und machte sich auf den Weg. „Gute Besserung!“ rief Hildegard ihr nach und half dann Tim die letzten Bissen von seinem Kinderteller zusammen zu schieben. Hoffentlich wurde Ben wieder und es war nichts Schlimmes-sie machte sich um ihre kleine Zweitfamilie gerade große Sorgen!

    Ja-wie im wirklichen Leben! Man kann klasse Musik machen-oder Schrott, aber wer angesagt ist, wen die Radiosender spielen, wer große Hallen füllt, das unterliegt keinen Gesetzen, sondern passiert oder passiert nicht. Die Musik als einziges Standbein ist immer eine unsichere Sache und man kann dem Manager und Ben´s Bandkollegen nicht böse sein, wenn sie sich beizeiten nach was anderem umschauen!
    Allerdings würde es uns allen Ben Jäger-Fans doch gefallen, wenn er wieder in den Polizeidienst zurückkehren würde-hier in den FFs und auch im wirklichen Schauspielerleben-allerdings hätten wir dann ne Menge Gegner aus den eigenen Reihen :D des Fanclubs . Also lassen wir mal die Cobra-Realität beiseite, sondern hoffen, dass Ben sich wenigstens in deinen Storys besinnt und zurück in die Past-Familie kehrt!

    Auch ich muss gestehen, dass ich deine Geschichte vor längerer Zeit schon bei FF.de gelesen habe und sie total klasse fand-mir ist eigentlich schleierhaft, warum du sie überarbeitet hast, aber gute Geschichten kann man auch ein zweites Mal lesen und so bleibe ich dran.
    Zum Inhalt:
    Ben wird von seiner Vergangenheit heimgesucht und hier erfahren wir gleich, woher er die Kette hat, die er eher selten ablegt. Aber solche Alpträume kennt wohl jeder und ist froh wenn die aufhören!

    Semir und Ben gelingt es zwar mit ihren Kollegen den Transporter zu stellen und sie sehen auch, dass Robin noch lebt, aber leider ergibt sich nicht die Chance den zu befreien und die flüchtigen Gangster zu stellen-zu groß ist die Gefahr für alle Beteiligten.
    Halber allerdings ist sauer, dass ihn seine Komplizen zurück gelassen haben und plaudert bereitwillig aus, wo die hin wollen. Wie wir ja wissen, ist die Ariane tatsächlich deren Ziel-aber lassen sie Robin bis dahin überhaupt am Leben? ;(
    Aber falls die tatsächlich kommen haben die Helden den Überraschungseffekt auf ihrer Seite!

    Semir übernimmt die Vertretung der Chefin-na das macht er ja schließlich nicht zum ersten Mal, aber immerhin gönnt er sich trotzdem noch den einen oder anderen Einsatz.
    Über Alex` Fallstudien musste ich auch grinsen-wie wahr, wie wahr-gut dass ich außer Cobra oder ganz gelegentlich nem ausgewählten Film eigentlich nicht fernsehe, das macht einen schon nachdenklich, was sich Alex da für Gedanken dazu macht :D .

    Nachdem Semir seinen Bericht fertig geschrieben hatte, setzte er sich in den BMW und fuhr zu Frau Brummer. Man hatte sie zwar davon verständigt, dass ihr Mann geflohen war, aber über die näheren Umstände wusste sie noch nicht Bescheid. Sie hatte zwei Kerzen angezündet und vor eine Art Schrein gestellt, wo ein Kreuz und das Bild eines fröhlichen lachenden etwa vierzigjährigen Mannes stand. „Ich bete schon die halbe Nacht für meinen Mann!“ sagte sie. „Peter hätte das nicht gewollt, dass er aus Rache zum Mörder wird! Er war so ein herzlicher, hilfsbereiter Mensch und als er plötzlich so krank wurde, hat er sein Schicksal angenommen und getragen. Er kam auch mit seiner Behinderung gut zurecht, aber sein Vater war deswegen voller Hass und Groll und wurde sogar aus der Bundeswehr unehrenhaft entlassen, weil er im Afghanistankrieg damals an Folterungen an feindlichen Soldaten beteiligt war!“ erzählte sie und jetzt lief es Semir kalt über den Rücken. Wenn sie gedacht hätten, dass dieser Brummer ein derartig gefährlicher Mensch, sozusagen ein hervorragend ausgebildeter Kämpfer, eine menschliche Waffe war, dann wäre er höchstpersönlich im Krankenwagen mitgefahren und hätte ihn nicht aus den Augen gelassen-aber auf ihn hatte er den Eindruck eines normalen und schwer verletzten Mittsechzigers gemacht, wer hätte sowas auch erwartet?
    „Frau Brummer-hat sich ihr Mann bei ihnen gemeldet?“ fragte Semir eindringlich, aber die Frau sah ihn fest an. „Nein-hat er nicht und auch wenn ich ihn immer noch liebe und unser gemeinsames Schicksal unsere kleine Familie über die Jahre noch fester zusammen geschweißt hat, werde ich ihn nicht decken. Wie sie mir gesagt haben, hat er vermutlich mehrere Morde begangen und in der Bibel steht: „Du sollst nicht töten!“ Er wird sich zwar einmal vor einem höheren Richter verantworten müssen und von dem vielleicht auch einmal Vergebung erhalten, wenn er genügend gebüßt hat, aber ich werde ihn der weltlichen Gerechtigkeit ausliefern, wenn er nach Hause kommt-so habe ich es mit unserem Herrn Pfarrer ausgemacht!“ versicherte sie und Semir gab ihr seine Karte, damit sie ihn jederzeit erreichen konnte.

    „Haben sie irgendeine Ahnung wo ihr Mann sich aufhalten könnte?“ fragte Semir und Frau Brummer zuckte mit den Schultern. „Er kann überall sein! Bevor Peter diesen schlimmen Unfall hatte, haben die beiden öfter ein sogenanntes Survivaltraining gemacht-sie sind zusammen irgendwo in eine menschenleere Gegend gefahren, haben sich von den Früchten des Waldes ernährt, in Erdlöchern geschlafen, Fische mit einfachen Mitteln gefangen und gegessen, sogar Feuer wie in der Steinzeit konnten sie entfachen.“ erzählte sie und Semir sah sofort ein, dass es schwierig werden würde, Brummer zu fassen. Die Frau gab ihm noch die Adresse seines damaligen Vorgesetzten bei der Bundeswehr, der in der Nähe wohnte und nachdem Semir sich von ihr verabschiedet hatte, suchte er diesen Mann ebenfalls noch auf.

    Der Mittsiebziger mit dem streng militärischen Haarschnitt begrüßte ihn und Semir musste sich zusammenreißen, damit er nicht die Hacken zusammen schlug und salutierte, so eine Ausstrahlung hatte der Mann immer noch. Als er ihm mitteilte, warum er kam, nickte der Pensionär mit dem Kopf. „Ich habe mir sowas schon gedacht, als ich die Warnung vor meinem ehemaligen Mustersoldaten vorhin im Radio gehört habe!“ erzählte er und als Semir sich mit dem Mann eine Weile unterhalten hatte, war ihm noch viel unwohler. Tatsächlich handelte es sich bei dem gesuchten Mörder um einen Mann, der wegen einer Persönlichkeitsstörung aus der Bundeswehr geworfen worden war. „Wir wollten ihn damals zu einer Behandlung überreden, denn wenn man das als eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert hätte, wären er und seine Familie wenigstens finanziell abgesichert gewesen, aber er hat sich jeder Behandlung verweigert und vor dem Militärgericht beteuert, die Folterungen und auch Übergriffe im Kriegsgebiet in vollem Bewusstsein und ohne jegliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit begangen zu haben-dem Gericht blieb nichts anderes übrig als ihn ohne Pensionsansprüche unehrenhaft zu entlassen und er hat das nie verstanden und deshalb einen großen Groll gehegt!“ berichtete der ehemalige Offizier, aber auch er wusste nicht, wo sich Brummer konkret verbergen konnte. „Wir haben Sommer, eigentlich kann er überall sein und er ist auch durchaus fähig sich selber medizinisch zu behandeln und auch lange Zeit alleine draußen zu überleben-wir bringen das unseren Soldaten gerade vor Auslandseinsätzen akribisch bei!“ erzählte er Semir und der seufzte nun auf. Vermutlich hatten sie ohne die Hilfe des Kommissars Zufall wenige Chancen den Gesuchten aufzustöbern.

    Dennoch fuhr er, nachdem er auch hier sein Kärtchen hinterlassen hatte, noch zu dem Ort an dem man den Krankenwagen aufgefunden hatte. Er lief ein Stück in das Wäldchen hinein und sah auch den zertrampelten Boden wo die Suchmannschaften durchgestöbert waren, allerdings fand er keinen Hinweis auf den Gesuchten. Brummer saß derweil nicht weit von ihm entfernt wieder auf einem Baum, der ihm trotz der verletzten Schulter bei seiner Sportlichkeit leichte Aufstiegsmöglichkeiten bot und wo er auch in einer breiten Astgabel seine Beute verborgen und eine Art Baumhaus gebaut hatte und spähte durch das dichte Blätterdach nach unten, wer da durch das Wäldchen schlich. Das war doch dieser Polizist der ihn nach dem Attentat auf Stumpf identifiziert hatte! Brummer hatte das Gefühl in dem einen ernsthaften Gegner vor sich zu haben, aber wegen seiner Verletzung scheute er aktuell einen Zweikampf und außerdem schien der Mann gut in Form zu sein und er konnte auch das Holster unter seiner Jeansjacke erspähen-diese Konfrontation musste er auf einen späteren Zeitpunkt verschieben!

    Semir fuhr also, nachdem er Frau Krüger noch vom Stand der Ermittlungen berichtet hatte nach Hause und traf gerade rechtzeitig ein, um den Mittagessenstisch zu decken-Andrea hatte am Vortag schon vorgekocht und so konnte er gemeinsam mit seiner Familie das Essen genießen und auch den Nachmittag verbringen.

    Ben war derweil wieder erwacht, weil ihm jetzt richtig übel war. Er hätte den Schluck Tee nicht nehmen sollen und als dann noch die Schwester mit einer dampfenden Schüssel Suppe zur Tür herein kam, kam es ihm sofort hoch und er übergab sich in die schnell herbeigeholte Nierenschale. Es kam allerdings nichts außer ein wenig Magensaft und Galle. „Ich hole den Doktor!“ sagte die Schwester kurz entschlossen und Ben war nur froh, als sie die Suppenschüssel wieder mit nahm-er konnte den Gedanken an Essen und den Geruch gerade überhaupt nicht ertragen!

    Als Semir in der PASt eintraf, wurde er von allen anwesenden Mitarbeitern und der Chefin begrüßt. „Wie geht es Ben?“ fragte Jenni und auch alle anderen lauschten gebannt Semir´s Worten. Der überlegte kurz, ob es seinem Freund wohl Recht wäre, wenn er alle Diagnosen weitergab, aber dann entschied er sich doch dafür- da war nichts dabei, weswegen man sich schämen musste und so erzählte er, dass man wohl den Fuß hatte wieder annähen können, der Arm zwar noch taub, aber durchblutet war, er eine Thoraxdrainage nach Rippenbrüchen und Blutungen in den Brustraum hatte und auch eine schwere Nierenverletzung gerade eben behandelt worden war. „Ganz abgesehen dass er auf lauter aufgeschnittenen Blutergüssen am Rücken kaum liegen kann!“ fügte Semir noch hinzu und alle drückten nun ihre Betroffenheit und ihr Mitleid aus. „Wir wissen ja er ist ein Stehaufmännchen und wird auch das überstehen-seine kleine Familie braucht ihn doch!“ sagte Dieter Bonrath und die Kollegen nickten eifrig.

    Nun bat Frau Krüger Semir ins Büro und dort erfuhr er, dass es Brummer gelungen war zu fliehen und dass sie Stumpf, der im Marienkrankenhaus erfolgreich operiert worden war, deswegen erneut unter Personenschutz hatte stellen lassen. Semir sah sie mit offenem Mund an: „Das ist doch fast nicht möglich-er war doch nach der Schussverletzung selber schwer angeschlagen!“ staunte er, aber die Chefin zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung wo er hin verschwunden ist oder ob er Helfer hatte. Wir haben eine Streife bei seiner Frau vorbei geschickt, aber die war zuhause und ihr Gemeindepfarrer hat ihr beigestanden-ich glaube nicht, dass die in etwas eingeweiht war, oder ihn unterstützt hat. Sogar Spürhunde waren eingesetzt, aber dieser Brummer ist mit allen Wassern gewaschen-ich glaube da ist ein sehr gefährlicher Mann auf der Flucht!“ vermutete sie und Semir musste ihr beipflichten. „Ich schreibe jetzt mal meine Berichte, Chefin und danach schaue ich nochmals bei dieser Frau Brummer vorbei-vielleicht kann sie mir doch einen Hinweis geben, wo wir ihren Mann suchen sollen und wie der zum skrupellosen Mörder geworden ist, außerdem sollten wir vielleicht an die Presse gehen und sein Bild veröffentlichen, auch damit die Bevölkerung gewarnt ist!“ überlegte er und Frau Krüger stimmte ihm in allen Punkten zu. „Und Gerkhan-wenn sie dies alles erledigt haben, machen sie Feierabend-sie haben immerhin das ganze Wochenende gearbeitet!“ ordnete sie noch an und Semir nickte-genau so hatte er sich das auch gedacht-Andrea und die Kinder würden sich freuen, wenn er mal ausnahmsweise früher zuhause war und außerdem würde er auf jeden Fall am Abend nochmal bei Ben vorbeischauen und sich erkundigen, wie es ihm ging.

    Ben war kaum auf der Station angekommen und dort wieder an seinem Bettplatz verkabelt, da wurden seine Augen schwer. Der Stress und die Anspannung begannen sich zu lösen, man stellte ihm noch das Wärmegebläse ans Bett, das wohltuend heiße Luft unter seine Decke pustete und langsam fielen ihm die Augen zu. Es war jetzt später Vormittag und Sarah saß aufmerksam an seinem Bett und achtete auf jede seiner Regungen. Sie bot ihm auch noch Tee an, aber außer einen winzigen Schluck getraute er sich nichts zu nehmen-ihm war ein wenig übel, aber primär wollte er jetzt einfach nur schlafen. „Sarah-geh mal ne Weile heim und schau nach Tim und Lucky, obwohl die sicher bei Hildegard in besten Händen sind. Du musst was essen und vielleicht könntest du mir auch meinen MP3-Player mitbringen!“ bat er sie und nach kurzem Zögern willigte Sarah ein. Ihr Mann war hier in besten Händen und in wenigen Stunden würde sie wieder bei ihm sein, aber er hatte Recht-ihr Sohn wollte vielleicht auch seine Mama sehen und so machte sie sich wenig später auf den Weg-einerseits immer noch voller Sorge um ihren geliebten Mann und andererseits voller Dankbarkeit, dass sie ihn noch hatte und das neue Baby seinen Papa doch kennen lernen durfte, etwas was sie in der Zeit seines Verschwindens kaum für möglich gehalten hatte.

    Gott sei Dank sind die Kinder in Sicherheit und Semir und Ben haben tatsächlich den Ort sofort gefunden, wo die Entführten versteckt waren.
    Jetzt aber schnell-wenn sie sich nicht beeilen gibt es bald keinen Robin mehr, den sie befreien könnten! und Semir hat mich auch erstaunt-ist der krank?

    Diese Sommerhitze-im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, aber ich weiss genau, wenn es dann so heiss ist, dann wünscht man sich Schnee und Eis zurück, wobei wir da in unserem Bruchsteinhaus keine Probleme damit haben!
    Semir versucht erst Andrea zu schützen, aber dann lässt ihn sein Unterbewusstsein nicht zur Ruhe kommen und letztendlich erzählt er seiner Frau von seinem Beinahe-Todessturz.
    Die Badezimmerdiskussion kenne ich und mit heranwachsenden Töchtern ist das wirklich ratsam, zwei dieser Räumlichkeiten zu besitzen-aber Andrea´s Vorschlag wäre da ne gute Lösung!
    Übrigens brauchen bei uns immer die Männer länger im Bad-rasieren und so!