Beiträge von Elvira

    Ben sah seinen Schützling an. „So…es ist fast elf. Zeit zum Schlafen.“ schlug er vor. Niklas nickte. „Ich bin auch müde…“ gab der Junge zu. „Fein…dann ab ins Bett.“ lachte Ben. Schon war Niklas verschwunden, doch er kam noch einmal wieder. Ben sah ihn an. „Was ist?“ wollte er wissen. Niklas kam zu ihm und umarmte ihn fest. „Hey…was ist?“ wollte Ben wissen und befreite sich sanft aus dem Griff. „Danke…ich wollte dir einfach nur mal Danke sagen. Das was du bisher für mich getan hast, hat noch nie jemand getan und ich glaube wenn Sonja das sehen könnte, dann würde sie sich sehr für mich freuen.“ erklärte Niklas. Ben sah ihn an. Er sah die Tränen in den Augen des Jungen und zog ihn an sich heran. „Keine Ursache…und ich bin mir sicher dass Sonja es sieht.“ gab Ben von sich. Niklas schmiegte sich an ihn. Erst war es Ben unangenehm denn immerhin war es kein kleines Kind mehr, doch er spürte instinktiv, dass dieser Junge die Zärtlichkeit brauchte. Viel zu lange hatte er darauf verzichten müssen. Er dachte an seiner Kindheit. Wie oft hatte er versucht von seinem Vater so etwas wie Zärtlichkeit zu bekommen. Doch immer wurde er nur nach seinen Noten beurteilt. Er strich Niklas über den Kopf. „Geh jetzt schlafen…“ bat er den Jungen. Niklas nickte und verschwand. Auch Ben legte sich wenig später auf die Couch und schlief den Schlaf der Gerechten. Morgen würde er eine Lösung für Niklas finden und dann der Schrankmann auf den Pelz rücken. Und darauf freute er sich ganz besonders. Doch die Gedanken an das Schicksal was Niklas nun erwartete ließen ihn nicht los. Er wollte den Jungen nicht in ein Heim abschieben, aber wenn es keine andere Möglichkeit gab, dann blieb nur diese. Niklas wäre sicher schwer enttäuscht wenn er doch ins Heim müsste aber Ben konnte es nicht ändern. Immerhin war er nicht auf Kinder ausgerichtet, auch wenn Niklas nicht wirklich ein Kind war. Er musste nicht rund um die Uhr beaufsichtig werden. Niklas war helle im Kopf und er konnte Recht und Unrecht unterscheiden. Ben stand auf und ging zum Fenster. Die Straße war bereits ruhig und er wusste auch, dass er schlafen musste um morgen wieder fit zu sein. Wenn er mit Semir unterwegs war dann brauchte er seine volle Konzentration. Semir…. vielleicht war es möglich…nein...nein…Semir hatte ja selbst zwei Kinder und man konnte Andrea neben den Mädchen nicht auch noch mit dem Jungen belasten. Ein Internat war auch möglich, doch dann schüttelte Ben sich. Nein…kein Internat. Er fühlte sich damals auch nicht wohl im Internat und das war schlimmer als ein Heim. Nein…es musste eine andere Möglichkeit für Niklas geben und er würde sie finden. Niklas war kein Heimkind. Dort würde er unter die Räder kommen, denn dort gab es eine eingeschworene Gemeinschaft. Nein das konnte er dem Jungen nicht antun. Niklas hatte etwas Besseres verdient als in einem Heim dahin zu vegetieren. Notfalls würde er die Anwälte seines Vaters in Anspruch nehmen um durchzudrücken, dass Niklas bei hier wohnen konnte. Nach vielen überlegen fiel er in einen tiefen Schlaf.

    „NEIN!! LASS SIE!!“ schrie Niklas und sah seinen Vater wütend an. Er schlug mit seinen Fäusten auf ihn ein, doch sein Vater lachte nur. „Lass sie!! Ich bringe dich um!“ schrie er verzweifelt. Sein Vater packte ihn. „Niklas! Niklas!“ lachte er und Niklas wurde wütend. „lass mich los! Ich will zu Sonja!! Lass mich los!“ verzweifelt versuchte er sich loszureißen, doch sein Vater hatte ihn fest im Griff. „Du tust mir weh!! Bitte…lass mich los…lass mich los...“ weinte Niklas. Er schluchzte „Niklas! Wach auf!! Wach auf!!“ rief sein Vater. „Was?“ fragte er. „Wach auf! Sieh mich an!“ forderte sein Vater. Dann verschwamm sein Gesicht. Niklas sah ihn an. Doch jetzt war es nicht sein Vater der ihn ansah, sondern Ben. „Ben?“ fragte er erstaunt. „Ja….du hast geträumt und geschrien.“ erklärte sein neuer Freund. Niklas schloss die Augen. „ich sehe es immer wieder. Immer wieder sehe wie Sonja weint und wie er sie erschlägt. Es ist doch schon so lange her. Warum kann ich das nicht vergessen?“ fragte er leise. Ben schluckte schwer. „Ich weiß es nicht. Ich habe auch immer wieder Bilder vor mir. Ich sehe Saskia, wie wir uns streiten und dann wie der Kerl sie erschießt, obwohl ich gar nicht dabei war. Und dann habe ich Träume wo ich sie retten kann, doch dann…ach egal. Wir müssen schlafen.“ gab Ben von sich und drehte sich von Niklas weg. „Du weinst ja…“ gab der Junge von sich. Ben wischte sich die Träne weg. „Du vermisst sie sehr oder?“ wollte Niklas wissen. Ben atmete tief ein. „Ja…manchmal. Wenn ich so im Bett liege, dann wünsche ich mir immer wieder dass sie bei mir wäre. Aber sie wird nie wieder bei mir sein. Nie wieder..“ stieß Ben aus. „Genau wie Sonja…“ gab Niklas leise. Er war näher an Ben herangerückt und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Ben lehnte seinen Kopf dagegen. „Ja…es tut weh und es wird immer weh tun. Du kannst nichts dagegen machen.“ sagte er leise. „Okay…ich muss jetzt schlafen. Die Nacht ist fast um und Semir wird sicher sauer, wenn ich morgen neben ihm im Auto schlafen.“ meinte Ben. Niklas nickte. Ben stand auf und wollte das Zimmer verlassen. „Ben…?“ fragte Niklas. „Ja?“ gab Ben zurück. „Das Bett ist doch groß und…ich finde es ist nicht richtig, wenn ich hier schlafe wo es doch deine Wohnung ist.“ gab der Junge von sich. Ben lachte auf. „Und was wollen wir jetzt machen?“ grinste Ben. „Wir könnten es uns teilen und wir könnten uns gegenseitig trösten, wenn der eine wieder böse träumt.“ schlug Niklas vor. Ben dachte nach. Sicher hatte der Junge Recht, das das Bett groß genug war für zwei. „Ich denke ich schlafe lieber auf der Couch..“ lehnte er dann ab und wandte sich ab, doch dann blieb er stehen. „Ach was soll‘s. Rück auf!“ lachte Ben. Nur wenig später lagen die Beiden im Bett und schliefen tief und fest.

    15.03.2012 "Der Ex"

    Auf der Autobahn kommt es zu einem brutalen Überfall auf einen Sicherheitstransporter. Die Täter werden jedoch von Ben und Semir überrascht und müssen flüchten. Zuvor gelingt es ihnen offensichtlich aber, das kostbare Diamantencollier zu stehlen, das sich in dem Wagen befand. Als der Detektiv der Versicherung auftaucht, traut Kim Krüger ihren Augen nicht: Vor ihr steht Alexander Stark, ihr Ex-Mann.

    Die beiden Autobahnpolizisten bemerken schnell, dass das einstige Traumpaar nicht gerade im Guten auseinandergegangen ist - die beiden streiten sich wie die Kesselflicker, erst recht, als klar wird, dass nicht die Räuber das millionenschwere Diamantencollier gestohlen haben - sondern Krügers Ex. Alexander Stark hat offenbar noch eine alte Rechnung zu begleichen, doch sein falsches Spiel wird durchschaut und Kim ist seine letzte Rettung.

    Die Rolle des Ex spielt Sven Martinek

    Die Flirtversuche von Ben mit der Tierärztin erinnern mich gerade an eine Tom Kranich Folge, wo Tom die Tierärztin des Zoos angeblich nicht leiden kann, aber Semir immer wieder behauptet, sie würde auf ihn stehen. Und so ist es am Schluss auch wieder. Mir fällt nur gerade der Titel der Folge nicht ein. Bin aber mal sehr gesapnnt, ob Ben denn am Ende dieser Geschichte auch endlich mal eine Frau abkriegt (ständen sicher eigentlich ne Menge Schlange, um beim Thema Tier zu bleiben oder? :D


    Das ist die Folge"Jäger und Gejagte" eine meiner Lieblingsfolgen

    Niklas sah Ben an. „und was jetzt?“ fragte der Junge. „Nun erst einmal kommst du mit zu mir. Morgen sehen wir weiter. Hey…lass den Kopf nicht hängen. Ich werde dich nicht ins Heim abschieben. Wir finden eine Lösung mit der auch du leben kannst.“ versprach Ben. Niklas nickte. Er ließ sich nur wenig später auf die Couch fallen und stöhnte auf. Ben sah ihn an. „Was ist?“ fragte er. „Ich weiß nicht. Irgendwie will mein Leben nicht so laufen, wie ich es gern möchte. Alles was ich mache ist schlecht, geht schief. Es scheint als würde mich keiner wollen. Niemand. Damals…als ich ins Heim musste, hatte ich noch Tanten und Onkels. Doch die wollten sich mit mir nicht belasten. Ich sei nicht gut für ihre Kinder, weil ich der Sohn eines Mörders bin. Als ob ich es mir ausgesucht hätte. Ich wäre auch gern wohlbehütet aufgewachsen. Aber es ist mir nicht vergönnt.“ gab der Junge zu. Ben setzte sich zu ihm. „Nick…es ist schwer für dich es zu verstehen, aber viele Erwachsene haben einfach Angst vor der Verantwortung die ein Kind mit sich bringt. Ich denke nicht, dass deine Tanten und Onkels dich abgelehnt haben, weil dein Vater ein Mörder ist. Sie haben nur Angst gehabt …“ versuchte Ben zu erklären. „Aber sie haben es so gesagt. Ich war dabei! Niemand will mich haben. Weder meine Familie, noch du, noch deine Freundin da. Es wäre sicher besser, wenn ich gar nicht mehr da wäre. Vielleicht sollte ich mich doch umbringen. Dann bin ich niemanden mehr im Weg. Ich habe mir schon überlegt, dass ich mich einfach vor die Straßenbahn werfe, doch immer wieder hatte ich Angst. Was wenn ich diesen Unfall überlebe und niemanden habe, der mir dann hilft…“ kam resignierend von dem Jungen. Ben packte ihn am Arm. Niklas zuckte zusammen, denn der Griff tat weh. „Willst du wirklich sterben? Dann frage ich dich, warum du die Polizei gerufen hast? Warum wolltest du deinen Vater anzeigen? Er hätte dich auch umgebracht! Niklas…Selbstmord ist keine Lösung und ich schwöre dir, dass ich es nicht zulassen werde das dir etwas passiert. Egal durch wen!“ fauchte er ihn an. Niklas sah ihn an. Tränen bildeten sich in den Augen. „Du tust mir weh…“ klagte er. Sofort ließ Ben los. „Entschuldige…ich wollte das nicht.“ kam erschrocken von ihm. Niklas rieb sein Handgelenk. „Schon gut…“ gab er zurück. Doch für Ben war es damit nicht erledigt. „Bitte rede nie wieder davon, dass du sterben willst. Ich werde für dich da sein. Ich weiß dass du kein schlechter Junge bist und ich weiß das du stark bist.“ redete Ben auf Niklas ein. Dieser nickte nur. Er stand auf und ging in die Küche. Mit einer Brotscheibe in der Hand kam er wieder und auch Ben verspürte Hunger. „Das ist eine gute Idee, aber wir werden essen gehen. Komm, ich lade dich ein.“ schlug er vor und nahm Niklas das Brot aus der Hand. „Wir müssen nicht essen gehen. Ich kann auch Brot essen.“ widersprach der Junge. „wir gehen essen! Das ist ein Befehl und solange du bei mir bist, wirst du diesen Befehl befolgen…“ grinste Ben. „Okay..ich beuge mich. Wohin?“ lachte Niklas. „Zum Italiener…“ schlug Ben vor.

    Wolf sah David an. „Was machen wir denn jetzt? Wo sollen wir den kleinen Bastard finden?“ harkte er nach. David sah auf die Uhr. „Wir gehen jetzt erst einmal essen. Ich verhungere. Komm ich lade dich ein und dann können wir auch einen Plan machen. Ich werde den Kleinen schon irgendwo finden und dann wird er die Engel singen hören. Ich wette er hat die Drogen und die Kohle eingesteckt, aber er wird damit nicht glücklich werden, das schwöre ich.“ knurrte David. „Gut und wo gehen wir hin?“ wollte Wolf wissen. „ich kenne da einen guten Italiener. Der ist günstig und er ist verdammt lecker.“ grinste David. Wolf nickte. „Auch sehr gut…ich mag Pizza und Pasta…“ gab er zu. „Okay…fahren wir. Ich hoffe wir bekommen einen Platz. Ich habe nicht reserviert.“ David und Wolf fuhren in die Stadt. Sie kamen nach einer guten halben Stunde am Ziel an und David sah ins Restaurant. „Wir haben Glück…es ist kaum etwas los.“ grinste er und betrat die Oase des Genusses. Da freie Wahl an Tischen bestand suchte er sich einen aus, der ziemlich abgeschieden in einer Ecke lag. Wolf setzte sich mit dem Rücken zur Tür während David es vorzog in dessen Richtung zu sehen. „Guten Tag die Herren, darf ich Ihnen die Karte bringen?“ fragte die Kellnerin. „Danke das ist sehr nett.“ lächelte David. „So was willst du wegen dem Jungen machen?“ harkte Wolf erneut nach. Doch bevor David darauf antworten konnte öffnete sich die Tür. Ein junger Mann trat ein und hinter ihm ein Junge. Er fing an zu grinsen und wies zur Tür. Wolf drehte sich um. „Na sieh mal einer an. Wenn das kein Zufall ist.“ lachte auch er. Der Mann kam mit dem Jungen direkt an ihm vorbei, David hob schnell die Speisekarte vor sein Gesicht. So konnte der Junge ihn nicht sehen. Wolf beobachtete ihn. „Wollen wir ihn uns schnappen?“ fragte er. David schüttelte den Kopf. „Nein….warten wir erst einmal ab. Wenn sie das Lokal verlassen werden wir ihm folgen und sehen wohin sie sind. Wenn er den Stoff hat, dann wird er auch dort sein.“ lehnte er ab. Wolf nickte. „Ein guter Plan.“ lobte er seinen Komplizen. David nickte. Er bestellte sich eine große Pizza mit Anschovis und Chili. Wolf ließ sich eine Pasta bringen. Auch ein paar Tische weiter wurde gegessen. Gegen neun am Abend verließen der Mann und der Junge das Restaurant. David und Wolf schlossen sich an. Die Fahrt ging zum Erstaunen von David in eine recht noble Gegend und endete in der Morton-Geyer-Str. 18. „Sieh mal einer an….was für ein Typ ist das?“ knurrte David. Wolf sah ihn an. „Fragen wir doch einfach..“ grinste er und zog seine Waffe. „Steck das Ding ein. Nicht auf diese Art und Weise. Nein…wir warten ab.“ befahl David.

    Der Tag verlief ruhig und vollkommen entspannend. Sah man von den ewig gestressten Auslandstouristen ab, die an diesem Tag durch die Zollschranken von Lena und Josh kamen und so auch notgedrungen an Semir und Ben vorbei mussten. „Sag mal, ich dachte, man fährt in den Urlaub, um sich zu erholen. Aber die kommen ja alle gestresster wieder, als sie wahrscheinlich weggefahren sind.“, stellte Ben fest. Semir nickte nur. „Tja, da siehst du, was passiert, wenn man ins Ausland fährt. Ich finde ja, man muss nicht immer über die Landesgrenzen fahren, wenn man das eigene Land noch nicht erkundet hat.“, philosophierte Semir vor sich her. Ben lachte laut auf. „Und das von einem Mann, der seinen Urlaub immer zu Hause verbringt, wenn ihn nicht die eigene Ehefrau dazu zwingt, wegzufahren.“, grinste Ben und musste sich zusammenreißen. „Haha, sehr witzig. Hör mal, ich hab ja nicht so viel Geld wie du und kann es mir nicht immer leisten, Urlaub in Niageria ...“ „Nigeria“, verbesserte Ben seinen Kollegen. „... was auch immer. Ich habe nicht das Geld, um in Afrika mir wilde Tiere anzusehen. So, und wenn du erlaubst, mache jetzt Feierabend. Wir sehen uns Morgen in alter Frische wieder.“, grinste er, ging zu seinem Spinnt und zog sich um. Da er und Ben in einem Wagen gekommen waren, wartete er am Wagen auf Ben, der den Schlüssel hatte. Doch plötzlich nahm er eine Bewegung hinter sich wahr. Er grinste leicht und lies seine Arme sinken. „Ben….du vergisst, dass du einen alten Bullen vor dir hast…also lass den Quatsch und steig ein… ich will nach Hause…“, gab er von sich. „Wir auch.“, kam von einer fremden Stimme und schon umschlagen Arme Semir, der völlig starr stand. Eine Hand presste ihm einen Lappen auf Mund und Nase. Jetzt erwachte Semir aus der Starre, doch zu spät. Er wandte sich im Griff und wollte die Hand von seinem Mund zerren, doch dabei atmete er unweigerlich von dem Chloroform ein. Langsam sackte er weg. Was soll das denn…? fragte er sich noch bevor er ganz in der Schwärze der Ohnmacht sank.

    „Na dann bis morgen…ihr zwei…was macht ihr denn jetzt noch?“, wollte Ben wissen und sah Josh und Lena an. „Ich werde zu meiner Frau und meinen Zwillingen gehen…die machen mir auch nach Feierabend Arbeit…“, gab Josh zu. „Oh….hast du Mädchen oder Jungs?“, harkte Ben nach. „Mädchen…..“, lachte Josh. Man sah wie er stolz wurde, wenn es um seine Kinder geht. „Und Sie Lena?“ wandte Ben sich an die junge Zöllnerin. „Ich werde zu meinen Eltern fahren….hab ja morgen frei und die freuen sich wenn ich komme. Meine Mutter ist durch Rheuma im Rollstuhl und mein Vater hat leider Demenz….sie werden von einem Pflegedienst betreut, aber ich will zu meinem Vater, bevor er mich ganz vergisst….“, erklärte sie traurig. Ben nickte. „Das ist eine böse Krankheit….“, gab er zu. „Ja….und ich habe Angst vor dem Tag an dem er mich überhaupt nicht mehr erkennt…“, kam leise von Lena. Ben nickte nur doch in seinem kriminalistischen Gehirn bohrte sich ein Gedanke….auch wenn es gegen Alzheimer kein Heilmittel gab, aber es wäre ein guter Grund, um Geld aufzutreiben. Vielleicht lag Semir mit seiner Vermutung falsch…Lena hatte einen guten Grund um ihr Gehalt aufzubessern…., dachte er. „Nun ja…auf jeden Fall einen schönen Abend…“, verabschiedete Ben sich und ging zum Parkplatz. Am BMW stand niemand. „Semir?“, rief Ben und sah sich um. Nichts. „Komm schon…du hattest es doch eilig nach Hause zu kommen…wo steckst du denn?“, fragte er in die Dunkelheit. „Semir!! Wo…“, rief er erneut und stockte mitten im Ruf. Auf dem Boden an der Fahrertür lag der Autoschlüssel von Semir. „Verdammt…SEMIR!!“, rief er lauter. Wieder kam keine Antwort. Ben hob den Schlüssel auf und sah sich suchend um. Verdammt was sollte er jetzt tun? Wenn er sofort ne Vermisstenmeldung macht, dann hält man ihn noch für paranoid und wenn Semir sich wirklich verstecken sollte, dann würde er sich vermutlich vor Lachen die Hosen voll machen. „Semir…ich hab keinen Bock zu spielen…komm raus!“, fauchte Ben wütend. Doch von Semir fehlte jede Spur.

    Miro sah auf, als der Wagen auf das Gelände fuhr. Hoffentlich hatten sie einen von den Bullen bekommen….dachte er und schritt auf den Wagen zu, als dieser anhielt. „Und alles glatt gegangen?“, wollte er von Jo wissen. „Klar…der hat nicht einmal einen Aufstand gemacht…also am Anfang…. Ha….der hat gedacht ich sei sein Kollege…..“, lachte Jo. Miro sah ihn an. „Wieso?“, wollte er wissen. „Vermutlich hab ich die gleiche Größe…allerdings als ich ihm dann den Lappen aufs Gesicht gedrückt habe, wusste er, dass ich keinen Spaß mache. Er fing an zu strampeln und schlug um sich, aber zu spät…“, erzählte Jo stolz weiter. „Gut… schläft er noch?“, wollte Miro wissen. „Ja…wie Dornröschen.“, lachte Jo. „Dann pack ihn in den Käfig da hinten, bevor er aufwacht…“, knurrte Miro wütend. Jo winkte Jakob zu und gemeinsam schafften sie Semir in einen relativ großen Käfig. Sie packten den schlafenden Mann auf die dort vorhandene Matratze und verließen ihn wieder. Miro sah zu. „Gut… dort liegt er doch eigentlich sehr gut. Nur die Gesellschaft fehlt noch… aber sicher nicht lange…“, lachte er. Jo und Jakob sahen sich nur an. „Aber ihr habt euren Job gemacht….hier….das Geld und nun verschwindet…“, fauchte Miro die Beiden an. Sofort griffen die Beiden nach dem Geld und wenige Minuten später waren sie weg. Miro ging noch einmal zu Semir, der immer noch tief schlief. Ob die Beiden den Bullen wenigstens gefilzt hatten? fragte er sich. Sicher ist sicher…dachte er dann und öffnete den Käfig. Miro näherte sich langsam dem Mann und durchsuchte dessen Taschen. „Diese Trottel.“, fauchte er und fand Handy, sowie Waffe und Dienstausweis. Er nahm die Sachen an sich und ging wieder aus dem Käfig raus. „So, jetzt müsste eigentlich nur noch ....“ Miro hörte plötzlich einen Wagen auf den Hof fahren. „Wo soll er hin?“, wollte jemand wissen und Miro wies ihn nur an, die Ware ihm zu geben. „Okay, aber seien sie vorsichtig. Er kann sehr zickig sein.“, gab der Mann zu bedenken. „Keine Sorge... ich weiß schon, wie man mit so was umgeht.“, erwiderte Miro und sah dem abfahrenden LKW nach. „So, dann komm mal. Dein Spielkamerad wartet schon sehnsüchtig auf dich.“, grinste der Mann.

    „Okay…Sie denken also dass die Staatsanwältin ihren Verwandten, nennen wir ihn mal so, schützt und Ihnen deshalb Urlaub gegeben und von dem Fall abgezogen. Das würde Sinn machen, denn wenn dieser Schrankmann wirklich etwas mit der Staatsanwältin zu tun hat. Das ist noch nicht sicher und Sie wissen sehr genau, dass die Staatsanwältin sicher kein Pardon kennt, wenn es so ist. Und wenn Sie mit Ihrem Verdacht danebenliegen, dann wird sie ebenfalls nicht sehr rücksichtsvoll mit Ihnen beiden umgehen. „Nun es ist zu vermuten. Wir haben leider keinen Treffer in der Datenbank gehabt und das bedeutet doch wohl, dass er entweder nie erwischt wurde oder aber dass die Staatsanwältin ihn so abgeschirmt hat dass er nicht in der Kartei auftaucht.“ Dachte Semir weiter nach. Kim lachte auf. „Das ist doch wohl mehr als an den Haaren herbei gezogen. Wir müssen doch jetzt erst einmal herausfinden ob dieser Schrankmann der von dem Jungen gesehen wurde wirklich mit der Staatsanwältin verwandt ist.“ schlug sie vor. „Wir sind schon dabei. Hartmut hat nämlich mal berechnet wie viele Schrankmanns es gibt. Nach seiner Berechnung und ich glaube irgendwie daran gibt es lediglich 7 Personen die Schrankmann heißen. Und damit ist die Chance, das unsere Schrankmann mit dem anderen Schrankmann verwandt ist oder sich zumindest kennen doch wohl sehr groß.“ erklärte Semir weiter. „Also gut…aber Sie wissen schon, das die Frau Ihnen alle erdenklichen Strafen zugutekommen lassen wird, wenn Sie sie mit ihrem Verdacht konfrontieren. Wenn Sie sich irren, dann wird die Staatsanwältin keine Gnade walten lassen. Das Gleiche wenn Sie Recht haben.“ gab sie zu bedenken. Semir und Ben nickten. „Das ist uns klar. Aber wir müssen wissen was dahinter steckt. Entweder ist es ein Bruder von Schrankmann oder aber ihr Ehemann, oder Schwager…in irgendeiner Weise sind sie verwandt.“ nickte Semir. „Soweit ich weiß ist Frau Schrankmann Single und sie ist ein Einzelkind.“ widersprach Kim. „Wir sollten sie dennoch befragen. Immerhin ist es sehr gut möglich, dass der Typ den Namen nur benutzt um sie in Misskredit zu bringen, oder aber sie ist wirklich bestechlich, was ich allerdings auch irgendwie bezweifle. Die Frau reitet auf die Paragraphen und Richtlinien herum als wären es Heiligtümer.“ dachte Semir weiter laut nach. „Also gut…tun Sie das. Aber machen Sie es bitte mit Vorsicht. Sie wissen wie böse die Frau werden kann. Und ich glaube nicht, dass ich etwas machen kann wenn Sie diesmal ins Fettnäpfchen treten.“ warnte Kim ihre Männer. Semir sah Ben an. „Das ist uns klar. Aber wenn wir vor solchen Leuten kneifen dann können wir auch gleich den Job an den Nagel hängen. Korruption ist nicht akzeptabel. Und auch eine Staatsanwältin hat sich an die Gesetze zu halten, die sie uns immer wieder vorhält.“ gab Semir von sich. „Aber nicht vor morgen, sonst reißt Sie ihnen die Köpfe ab.“ lächelte Kim. Niklas sah alle an. „Was ist mit mir? Ich meine…wo soll ich hin?“ wandte er sich an Ben. „Tja…das ist ein Problem. Er kann nicht in die Hütte zurück und ins Heim will er nicht. Das wäre auch nicht sicher, wenn die Kerle ihn wirklich auf dem Kicker haben, was ich stark vermute.“ gab Ben an Kim weiter. „Ich sehe da kein Problem. Sie haben frei und vor morgen werden Sie sicher nichts unternehmen. Machen Sie sich einen schönen Tag mit dem Jungen.“ schlug Kim vor. Ben dachte kurz nach. „Ich könnte mit dir nach Bea fahren…sie ist eine Freundin von mir und außerdem ist sie Sozialarbeiterin. Derzeit betreut sie eine Gruppe von Jugendlichen in deinem Alter die ähnliche Erlebnisse hatten wie du.“ schlug Ben vor.

    Beate Remmers sah Tobias und Jutta an. „Hey…es ist eure letzte Chance! Nutzt sie bitte!“ redete sie auf den beiden 14jährigen ein. Es klingelte und unterbrach sie in ihrer Predigt. „Okay..geht auf eure Zimmer und denkt darüber nach, was ich euch gesagt habe. Wenn ihr euch nicht ändert, dann müsste ihr doch in ein Heim und ob das gut ist, weiß ich nicht.“ forderte sie ihre Schützlinge auf. Diese gingen mit gesengtem Kopf die Treppe hoch und verschwanden. Beate ging zur Tür. „Ben!!“ stieß sie freudig aus. „Hallo Bea….hast du kurz Zeit?“ bat der smarte Hauptkommissar. „Ja sicher..komm rein. Wen hast du denn da mitgebracht?“ wollte sie wissen, als sie Niklas sah. „Das ist Niklas Brauer. Und er braucht deine Hilfe. Bea reichte dem Jungen die Hand. „Hallo Niklas..ich bin Bea.“ Stellte sie sich vor. Niklas nahm ihre Hand und drückte zaghaft. „Wobei brauchst du meine Hilfe?“ harkte sie nach. „Es geht um Niklas. Kannst du ihn in deiner Gruppe aufnehmen?“ wollte Ben wissen. Bea sah ihn an. „Ben…du weißt ich helfe gern. Aber diesmal muss ich leider ablehnen. Ich habe hier acht Kinder zu beaufsichtigen und das ist ausreichend. Es tut mir Leid…ich kann nicht.“ lehnte sie freundlich ab. Ben stöhnte auf. Dieser sah sie eindringlich an. „Bist du sicher? Ich meine…ich zahle für ihn alles was er benötigt. Es ist nur wichtig, dass er nicht in ein Heim kommt.“ redete er mit Engelszungen auf sie ein. Beate sah ihn an. „Ben…es geht wirklich nicht. Ich kann doch nicht eines der Kinder vor die Tür setzen um deinen Schützling aufzunehmen. Wie alt ist er?“ harkte sie nach. „14 Jahre. Er hat vor drei Jahren gesehen, wie sein Vater seine Schwester erschlug…“ erzählte Ben. Bea schluckte. Sie hatte von der Geschichte gehört. „Es tut mir wirklich leid, aber es geht nicht. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich könnte mich dafür einsetzen, dass eine Kollegin ihn aufnimmt.“ schlug sie vor. Ben schüttelte den Kopf. „Nein…ich kenne dich und zu dir habe ich Vertrauen. Er braucht so eine Seele wie dich.“ versuchte Ben erneut. „Es geht nicht… Es tut mir wirklich leid…“ lehnte Bea nun endgültig ab. „Okay…danke dir dennoch. Wenn ein Platz frei ist, meldest du dich bitte bei mir. Es ist wirklich sehr dringend….“ bat Ben. Bea versprach es. Sie sah den Beiden traurig nach. Sie wusste genau wenn Ben zu ihr kam, dann war es sehr dringend, aber sie konnte nicht noch mehr aufnehmen. Jetzt war es schon schwer und das Jugendamt schlief nicht. Auch wenn sie als Sozialarbeiterin einiges durfte, konnte sie hier nicht zustimmen. Niklas durfte nicht bei ihr sein. Sie sah wie enttäuscht der Junge war, doch sie konnte es nicht ändern.

    Ach Elli, nur am Rande: Ein Flugzeug dass die Strecke von Afghanistan bis nach Meinerzhagen schafft, braucht eine Landebahn von 1500 bis 1700 Metern. Meinerzhagen hat aber nur 1200 Meter Landebahn. Und auch wenn ein guter Pilot eine halbwegs leere Maschine dort landen könnte, sie würde dann für immer da stehen bleiben. Denn als Startbahn brauchen diese Maschinen mindestens 2400 bis 2600 Meter. Ups, da bricht wieder die Reiseverkehrskauffrau in mir durch.


    Es sei denn die Piloten heißen Semir und Ben....kein Ding Darcie....ich weiß wie du es meinst...

    „Nun ja…ich hoffe nur, dass ich ihn davon wegbringe Leute zu bestehlen oder Einbrüche zu machen. Er ist was ganz Besonderes und ich habe mir überlegt, dass ich quasi sein Mentor werde.“ gab Ben bekannt. Semir sah ihn an. „Du? Du willst den Jungen betreuen?“ harkte er ungläubig nach. „Denkst du ich kann das nicht oder was?“ wollte Ben im Gegenzug wissen. „Nun ja…ich kenne es ja von Cem. Es ist nicht immer einfach aber es macht einen stolz wenn die Kinder etwas werden. Ich wünsche dir bei Niklas viel Erfolg. Der Junge hat sehr viel Schreckliches erlebt und es wäre wirklich schade wenn er weiter auf die schiefe Bahn kommt. Wo soll er denn wohnen? Du weißt schon das er in ein Heim muss.“ erinnerte Semir ihn. Ben nickte. „Ich hoffe dass ich ihn bei Bea unterbringen kann. Sie hat doch diese Gruppe mit betreutem Wohnen. Die Kids sind alle in Niklas Alter und ich denke er wird sich gut einfügen. Sofern sie einen Platz hat. Ich wollte gleich noch mit ihm hinfahren.“ erklärte Ben. Semir wog den Kopf. „Wenn er sich einfügen kann, warum nicht. Ich bin nur mal gespannt ob er diesen Schrankmann findet. Der Name kann ja auch falsch sein, oder ein Kosename…“ dachte Semir laut nach. „Würdest du jemanden mit dem Kosenamen Schrankmann rufen?“ grinste Ben. Semir schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich…“ lachte er zurück. Die Suche von Niklas verlief ohne Ergebnis. Der Mann war nicht in der Kartei. Etwas enttäuscht fuhren Ben, Semir und Niklas in Bens Wohnung um das weitere Vorgehen zu besprechen. Niklas setzte sich still auf die Couch und sah die Männer an. „Wir müssen auf jeden Fall mit der Chefin sprechen. Und mit Schrankmann natürlich. Der Frau werde ich mit Freuden auf den Zahn fühlen. Der Name Schrankmann ist jetzt kein Allerweltsname. Und wenn sie ihn kennt oder gar mit ihm verwandt ist, dann dürfte es klar sein, warum wir keine Akte über ihn haben. Dann hat sie nämlich dafür gesorgt, dass er in keiner Kartei auftritt und das ist dann wiederum Bestechung und Korruption.“ erklärte Semir langatmig. Ben nickte. „Wenn sie diesen Typen kennt. Bevor wir mit Schrankmann reden, sollten wir die Daten noch mal abgleichen. Wir könnten eine EMA machen um zu forschen wie viele Schrankmanns es wirklich gibt. Und dann können wir die Schranke immer noch auseinander nehmen.“ schlug Ben vor. Damit war Semir zwar nicht ganz einverstanden, denn er sah endlich mal eine Gelegenheit der Staatsanwältin etwas Paroli zu bieten. „Gut...aber jetzt hab ich Hunger.“ stimmte er zu. Ben nickte. „Ich auch...ich lade euch ein. Wir gehen zusammen essen.“ bot er an. Semir sah zu Niklas. „Was meinst du...? Wollen wir Ben mal so richtig zahlen lassen?“ grinste er den Jungen an. Niklas sah ihn unsicher an. Er rutschte hin und her, drehte die Finger. „Weiß nicht...ich meine...ich...“ gab er zu verstehen. Semir lachte auf. „Also gut Ben...wo gehen wir hin?“ wandte er sich an seinen Partner. „danke das du mich auch fragst...ich dachte an die Pommesbude um die Ecke. Da wo es die leckersten Currywürste und den besten Kartoffelsalat gibt.“ schlug Ben vor. Semir lachte auf. „Okay...die sind wirklich gut. Komm Niklas...wir gehen auf Kosten von Ben uns den Magen voll schlagen. Hast du Hunger?“ richtete er sich wieder an den Jungen. Dieser nickte nur vorsichtig. Es schien als war ihm die ganze Situation peinlich. „Seid ihr richtige Freunde?“ wollte er wissen. Semir sah zu Ben und nickte dann. „Ja...das kann man so sagen. Warum fragst du?“ harkte er nach. „Ich hatte noch nie gute Freunde. Alle wollten immer nur etwas von mir. Entweder nahmen sie mir mein Geld ab oder aber sie wollten, dass ich ihnen etwas stehle. Ansonsten war ich nichts wert. Mein Vater hat mich damals auch immer Versager oder Nichtsnutz genannt. Und wenn ich so betrachte was ich bisher erreicht habe, dann kann ich ...“ Niklas stockte. „Bin ich wirklich nichts wert?“ fragte er leise und sah die Männer zweifelnd an. Semir sah zu Ben und nickte. Ben ging zu Niklas und setzte sich neben ihn. „Niklas... jeder Mensch ist etwas wert. Du bist kein Versager oder Nichtsnutz. Du bist einzigartig. Wenn du willst kannst du vieles erreichen und verändern. Du musst es wollen. Vergiss alles was man dir eingeredet hat. Du bist du und so wie du bist, bist du ein toller Junge.“ versuchte er zu erklären.

    Nachdem sie gegessen hatten fuhren sie zur PAST. Niklas betrat mit mulmigem Gefühl die Büros und sah sich ängstlich um. Ben bemerkte es natürlich und lächelte ihn an. „Was hast du?“ wollte er wissen. „Müssen wir lange hier bleiben?“ stellte Niklas die Gegenfrage. „Warum? Fühlst du dich nicht wohl? Bist du krank?“ harkte Ben nach. „Ja…nein…nein… nur soviele Bull…..Polizisten. Wenn ich auf einem Revier war, dann hatte ich meist etwas ausgeheckt und wurde erwischt…aber schlimmer noch, ich werde dann an dem Tod von Sonja erinnert. Es tut so weh….es tut immer noch weh..“ beklagte sich der Junge und kämpfte sichtlich mit den Tränen. Ben ging zu ihm. „Niklas…es wird immer weh tun. Egal ob es drei Jahre her ist, oder dreißig. Es wird immer wieder schmerzen. Aber du wirst es schaffen. Diesmal bist du ja nicht hier, weil du etwas angestellt hast, sondern weil du helfen willst. Und das ist was sehr gutes. Was meinst du wie stolz Sonja wäre, wenn sie sehen würde was du gerade tust?“ versuchte er den Jungen zu überzeugen. „Ja genau. Das ist etwas Gutes…“ mischte nun auch Semir mit. „Was tun Sie denn hier?“ riss die Stimme von Kim Krüger die Gruppe aus dem Gespräch. Semir zuckte zusammen. Ben sah seine Vorgesetzte an. „Frau Krüger…wir haben einen großen Fang gemacht. Und wir haben Beweise dass Fassbender doch mit Bachmeyer zu tun hatte. Niklas hier ist Zeuge dafür.“ erklärte er sofort. „Niklas?“ fragte Kim nach und nahm den Jungen argwöhnisch in Augenschein. „Ja Niklas Brauer. Und mehr noch. Der Kerl den Niklas gesehen hatte und der ihn durch den Wald gejagt hatte heißt mit Namen Schrankmann. Niklas hat gehört wie die Männer sich über Bachmeyer unterhielten.“ hängte Semir an. „Schrankmann? Wie unsere Staatsanwältin? Was hat sie damit zu tun?“ harkte Kim sofort nach. „Das wissen wir noch nicht. Bisher haben wir nur das Bild des Typen der mit Schrankmann angesprochen wurde. Niklas hat ihn uns beschrieben.“ erklärte Ben weiter. „Und Niklas ist nicht zufällig der Junge, der bei Ihnen eingebrochen ist oder?“ harkte Kim nach. „Nein…das ist er nicht. Also er ist nicht eingebrochen, denn die Tür war offen. Er wollte nur nach dem Rechten sehen und…“ versuchte Ben zu erklären. „Ja sicher…und da er dann die Gitarre und das Geld gesehen hat, hat er es genommen damit es kein Bösewicht nimmt. Schon klar. Wir reden später darüber!“ knurrte Kim. Ben zog Niklas an sich heran. „Niklas, das ist meine Chefin. Frau Krüger. Chefin…Niklas Brauer…“ stellte er die Beiden vor. „Der Einbruch ist zu ahnden, das wissen Sie genauso gut wie ich.“ „Im Augenblick ist es wichtiger ihn zu schützen. Dieser Schrankmann hat ihn durch den Wald gehetzt und will mit Sicherheit die Drogen und das Geld haben, was Niklas gefunden hat!“ erklärte Ben weiter. „Gestohlen trifft es doch wohl eher oder?“ kam zweifelnd von Kim. „Nein…er hat es nicht gestohlen. Er hat es in Sicherheit gebracht und es an mir und Semir weiter gegeben. Das Geld und die Drogen. Niklas muss beschützt werden.“ widersprach Ben sofort. „Das stimmt Chefin…er ist ein ehrlicher kleiner Junge.“ nahm auch Semir ihn in Schutz. Kim nickte. „In mein Büro!“ befahl sie. Gemeinsam mit Ben und Niklas folgte Semir ihr. Dort berichtete Niklas was er gesehen und gehört hatte. Kim sah ihn nachdenklich an. „Und du bist sicher, dass du den Namen Schrankmann gehört hast?“ wollte sie erneut wissen. Niklas nickte. „Okay…gehen wir mal logisch vor. Frau Krüger, Sie kennen die Staatsanwältin zwar nicht genau so lang wie ich, aber in der Zeit haben Sie es jemals erlebt, dass sie nett zu uns war? Wann hat sie uns mal so behandelt als wären wir ihr wichtig?“ harkte Semir nach und stand auf. Er sah aus dem Fenster und drehte sich dann zu ihr um. Kim dachte kurz nach. „Am Freitag…da hat Sie Ihnen frei gegeben.“ Kam von ihr. „und vorher? Wann war sie da mal so rücksichtsvoll?“ harkte Semir nach. „Nie…nicht einmal wenn Sie in Lebensgefahr waren. Sie waren ihr so ziemlich egal..“ nickte Kim und ahnte worauf Semir hinaus wollte.

    Bianca nickte andauernd und sah immer wieder zu ihren Mann hinüber. „Ich verstehe ... danke dir, meine Liebe, du hast was gut bei mir.“, verabschiedete sich Bianca von ihrer Freundin und legte auf. Sie sah ihren Mann mit großen, vorwurfsvollen Augen an, die ihn jegliche Enttäuschung spüren ließen, die sie gerade für ihn empfand. „Okay... ich habe die Informationen, die du willst... jetzt sag mir aber erst, was los ist.“, fauchte sie und sah ihren Mann an. Josh blickte nur kurz in die Augen seiner Frau und fing dann an, die ganze Geschichte zu erzählen. Natürlich ließ er aus, dass er für einen Großschmuggler arbeitete. „Diese Beiden sind seit einem Tag bei uns und machen uns das Leben schwer. Sie sagen, sie wollen nur die Qualität überprüfen, aber ich glaube, da steckt etwas anderes dahinter. Nur weiß ich nicht was.“, erklärte er. „Und warum wolltest du dann, dass die Kinder und ich in die Eifel fahren?“, fragte sie fordernd. Darauf wusste er keine Antwort. Was sollte er auch sagen? Sollte er sagen, dass er mit Schmugglern zusammenarbeitete, um den Lebensstil seiner Familie aufzubessern, das Haus bezahlen und halten zu können? Nein, das konnte er nicht. Er konnte ihr nicht so das Herz brechen. „Ich ... ich traue diesen Kerlen einfach nicht.“, knurrte Josh. „So? Dann höre mal zu... Hier, die Informationen meiner Freundin.... Semir Gerkhan und Ben Jäger sind Hauptkommissare bei der Autobahnpolizei und nicht beim Zoll.... So, uns was sagst du nun?“, zischte Bianca. Josh traute seinen Ohren nicht. Was war das gerade, was seine Frau ihm an den Kopf geworfen hatte? Zwei Polizisten von der Autobahnpolizei? Aber was wollten die dann bei ihnen im Zollbüro? Sollte es um ihn gehen? Hatten seine Kollegen eine Ahnung, was er trieb? Er kannte keine Antwort darauf. „Süße, ich weiß es nicht. Bitte glaube mir.“

    Ben saß derweil in seiner Wohnung und grübelte. Die Pasta vor seiner Nase wurde kälter und kälter. Warum sollte dieser Miro sein Metier wechseln und plötzlich schmuggeln? Nein, da steckte etwas anderes dahinter, das wusste Ben schon aus Erfahrung. Aber er suchte intensiv nach einer Erklärung, warum. Er wusste sich keinen Reim darauf zu machen. So ließ er sich die nun lauwarme Pasta schmecken und holte sich dann ein Bier. Zischend öffnete er es und ließ die gelbliche Hopfenflüssigkeit seinen Hals hinunterlaufen. Das tat gut. Langsam ging er zu seinem Sofa und ließ sich darauf nieder. Mit der Fernbedienung in der Hand zappte er durch das Programm. Heute war auch wieder überhaupt nichts, dachte er und blieb schließlich bei einer Tierdokumentation über Sibirische Tiger hängen. Die Doku war, trotzt aller Bedenken seitens Ben, doch sehr interessant. Leider war er so müde, dass seine Augen alsbald zufielen und schon wenige Augenblicke später schlief er, träumte so vor sich hin. Eine dunkle Halle tat sich vor ihm auf. Er ging langsam durch die Halle auf das grelle Licht, dass durch die Tür fiel. Doch plötzlich hörte er ein bedrohliches Knurren neben sich. Ben konnte es aber nicht orten. Woher kam das? Noch viel wichtiger war, was lag da vor Ben auf dem Boden. Langsam ging er darauf zu und spürte plötzlich eine Flüssigkeit unter seinen Schuhen. Er bückte sich und nahm es mit den Fingern auf. Blut... das war Blut, ganz eindeutig. Aber wessen Blut war das? Dann sah er, wer dort auf dem Boden lag. Semir.... es war Semirs Körper oder was davon noch übrig war. Jetzt wurde das Knurren noch viel lauter und plötzlich riss Ben etwas zu Boden. Erschrocken wachte er auf. Was, was war das?, dachte Ben und hatte das Bier noch krampfhaft in der Hand. Angeekelt stellte er es weg und ging zu Bett, ließ sich in einen traumlosen Schlaf fallen.

    Josh stand auf, als Bianca endlich eingeschlafen war. Er schlich sich aus dem Schlafzimmer raus und griff sein Handy. Dann wählte er Miros Nummer. „Ja…. Ich bin es…ich habe Informationen über die Beiden…“, erklärte er hastig. „Und….wer sind die Beiden?“, kam von Miro. „Es sind Polizisten…von der Autobahnpolizei…“, gab Josh weiter. „Autobahnpolizei… soso… also gut… .ich nehme an, sie wollen herausfinden, wer die Tiere durch den Zoll lässt… was für einen Quatsch haben die Beiden dir aufgetischt?“, harkte Miro nach. „Sie sagten was von Qualitätsmanagement… aber das hab ich vorher schon nicht geglaubt… das passt einfach nicht…“, erklärte Josh. „Okay… du hast deine Familie gerade vor einem schlimmen Problem gerettet….aber ich warne dich…du wirst genauso weitermachen wie vorher und hast keine Sorgen. Um die Beiden werde ich mich kümmern. Wie heißen die?“, wollte Miro wissen. „Der Jüngere heißt Ben Jäger….der Ältere, kleine heißt Semir Gerkhan…“, gab Josh bereitwillig Auskunft. „Okay….die Beiden sind jetzt Chefsache und gehen dich nichts mehr an. Es könnte allerdings sein, dass ich deine Hilfe brauche, wenn ich meinen Plan mit dem Boss umsetzen will… halt dich Bereit!“, ermahnte Miro ihn. „Ja sicher… mach ich….“, versprach Josh und beendete das Gespräch. Erleichtert schloss er die Augen. Die Gefahr für seine Familie war gebannt… nun konnte nicht mehr viel passieren…Er ahnte nicht, wie sehr er sich irrte.

    Ben sah Semir an und wandte sich dann wieder an Niklas. „Hast du ihn richtig gesehen? Kannst du ihn beschreiben?“ wollte er von dem Jungen wissen. „Ja…ganz kurz. Ich hatte Angst und wollte nur weg. Aber sein Gesicht werde ich sicher nie vergessen. Er hatte eine große Narbe die vom linken Ohr über die ganze Wange ging.“ Erklärte der Junge. „Das ist doch schon mal sehr wichtig. Okay…dann müssen wir den Burschen nur noch finden. Du sagtest es war ein zweiter Mann dabei gewesen. Hast du den auch genau gesehen?“ harkte Ben nach. Niklas schüttelte den Kopf. „Er war mit dem Rücken zu mir. ER hatte ziemlich borstige Haare. Die standen im Nacken so sonderbar ab.“ lachte Niklas. Ben sah Semir erneut an. „Kannst du dir vorstellen mit Schrankmann verwandt zu sein? Ich meine….so als Ehemann wäre das sicher grausam. Die Frau ist so kalt und wie willst du da als Mann zum Zug kommen.“ Stöhnte er leise. Semir lachte auf. „Ich kann mir sie mir schon nicht als echte Frau vorstellen. Welcher Mann sollte auf so einem Kühlschrank stehen. Nee…da muss was Anderes sein. Vielleicht Bruder oder Schwager, oder Cousin oder ach was weiß ich. Aber ich weiß dass wir es herausfinden werden.“ versprach Semir leise und wandte sich dem Jungen zu. „Okay…Niklas….du wirst uns helfen müssen“ meinte Semir zu ihm. „Ja wird er auch, aber vorher bringen wir die Drogen zur Wache. “ stieß Ben aus. Semir sah ihn an. „Welche Drogen?“ harkte er nach. „Niklas hat hier einige Tütchen gefunden, wie er mir sagte und diese versteckt. Ich vermute dass es die Drogen von Bachmeyer sind, die dieser Schrankmann dann wohl hier versteckt hat. Das könnte die Hütte sein, die auch auf dem Zettel bei Fassbender stand.“ gab Ben bekannt. „Das Zeug ist sicher eine Menge Wert oder?“ mischte Niklas sich ein. Semir nickte. „Es kommt immer auf die Menge an. Was meinst du wie viele Tütchen waren in dem Versteckt? Hast du sie gezählt?“ wollte er wissen. Niklas nickte. „Es waren 67 Tütchen mit weißem Pulver. Außerdem noch gute 3000 Euro in Scheinen.“ zählte er auf. „67 Tütchen….wenn wir von einem normalen Briefchen ausgehen sind dort 3 Gramm Koks oder Heroin drin. Im Schnitt kosten die zwischen 50 und 300 Euro. Eigentlich recht klein für einen Dealer wie Fassbender.“ dachte Semir laut nach. Ben sah ihn an. „Dann war das vielleicht nur eine Teillieferung oder ein Rest. Das Geld könnte schon ein Erlös gewesen sein, oder aber sein Anteil. Bachmeyer hat etliche Dealer laufen und …aber gut… dann holen wir das Zeug aus dem Versteck, fahren mit Niklas in die PAST und lassen ihn unsere Kundenkartei durchsehen. Auch wenn ich nicht glaube, dass dieser Schrankmann in unserer Kartei ist. Wenn der nämlich wirklich mit Schranke verwandt ist, dann wird sie alles versuchen damit wir ihn nicht in der Kartei zu finden. Ich dachte immer das ich wenn ich was finde, was ich dieser Frau anheften kann, ich mich gut fühle. Aber das tue ich nicht. Ich fühle mich nicht gut.“ stöhnte Semir auf. Ben sah ihn an und lächelte. „Nun ja…aber noch ist ja auch nicht raus, dass der Typ wirklich mit ihr verwandt ist. Vielleicht ist es bei dem Namen ja auch wie bei Müller und Schmitt…“ meinte er. Semir sah ihn zweifelnd an. „Denke ich nicht. Darüber kann uns nur Schrankmann selbst Auskunft geben. Okay…dann wollen wir mal…“ Semir erhob sich und sah Niklas an. „und du hilfst uns dabei!“ befahl er freundlich. Niklas nickte. „Das mache ich.“ gab der Junge bekannt. „Gut dann lass uns gehen.“ grinste Ben und öffnete die Tür. Semir ging voran und sie holten die Drogen aus dem Versteckt. Semir sah auf die Tüten und grinste breit. „Das nenne ich mal einen Fang.“ strahlte er. Niklas sah ihn an. „Ist das was Gutes?“ wollte er wissen. „Wie man es nimmt. Es ist gut für uns, dass wir es gefunden haben, es ist gut für dich, dass du so ehrlich bist und es nicht zu Geld gemacht hast oder es sogar probiert hast aber es ist schlecht für den, dem es gehört…“ grinste Semir. „Gut…dann lass uns fahren.“ schlug Ben vor. Semir war einverstanden.

    Nur wenig später saßen sie bei Hartmut der sofort nachdem er hörte was passiert war den Dienst wieder aufnahm. Er sah Niklas lächelnd an. „Hi…ich bin Hartmut Freund.“ Stellte er sich vor. „Ich bin Niklas Brauer…“ gab der Junge zurück. „Okay Niklas…dann wollen wir mal. Semir und Ben haben mir erzählt, dass du einen der Kerle gesehen hast und ich habe ein Programm hier mit dem ich Gesichter malen kann. Du musst mir nur sagen wie das Gesicht aussah oder die Augenfarbe und dann kann ich den Typen so darstellen wie du ihn gesehen hast, verstehst du?“ erklärte Hartmut. Niklas nickte. „Okay…fangen wir mit dem Gesicht an. Überlege genau welche Form es hat. War es eher lang oder rund?“ fing Hartmut an. Niklas dachte nach. „Rund….wie ein Ei...“ grinste der 14jährige. „Okay…oval. War es dick oder eher eingefallen?“ kam die nächste Frage. Niklas sah ihn an. „Ist das wichtig?“ wollte er wissen. „Natürlich…alles was dir einfällt.“ nickte Hartmut. „Es war etwas eingefallen und auf der linken Seite war eine Narbe die über die gesamte Gesichtshälfte ging.“ erklärte Niklas. „zu der Narbe kommen wir später. Wie waren die Augen…?“ wich Hartmut aus. Niklas sah ihn an. „Das weiß ich nicht…ich habe Angst gehabt und…dann bin ich weg.“ gab er leise von sich. „Oh….!“ machte Hartmut. „Das ist nicht gut oder? Ich meine…ich…“ entschuldigte Niklas sich. „Nein..es ist schon in Ordnung. Ich wäre vermutlich auch schnell weg gelaufen als mir Merkmale zu merken…gut…dann suchen wir halt alle Männer mit Narben auf der linken Seite aus der Kartei.“ lächelte der rothaarige Techniker. „Und wenn ich ihn nicht mehr erkenne? Ich meine, wie wollen Ben und Semir ihn schnappen, wenn ich nicht mal weiß wer der Mann ist? Außer das er Schrankmann heißt und die Narbe hat weiß ich ja nicht wirklich was.“ stöhnte Niklas. „Nun ja…es sind zwar nur wenige Merkmale die wir haben, aber es ist durchaus möglich dass dieser Mann nicht in der Kartei ist. Dennoch ist es ein Versuch wert. Man darf nie aufgeben, bevor man es nicht wenigstens versucht hat.“ belehrte Hartmut den Jungen. Niklas lachte auf. „Das ist ein guter Spruch…den leihe ich mir mal aus, wenn ich ihn brauche.“ schlug er vor. Hartmut nickte kurz. „Gut…also sieh hin. Das sind alle Männer die eine Narbe im Gesicht haben. Wir können es jetzt noch eingrenzen…wo war die Narbe genau. Auf der Nase, auf der Wange, an der Stirn?“ harkte Hartmut nach. Niklas sah ihn an. „Die Narbe ging über die linke Wange…vom Ohr bis fast zur Nase…“ erklärte er. „Okay…. dann können wir wieder ein paar ausschließen.“ meinte Hartmut und gab die Information ein. Als er Enter gedrückt hatte erschienen kurz darauf Bilder die Männer von links, von rechts und von vorn zeigten. „So…dann sind es jetzt nur noch 651 Personen. Viel Spaß dabei.“ grinste er und bot Niklas einen Stuhl an. „Mit den Pfeiltasten kannst du die anderen sehen. Immer einen nach dem Andern.“ erklärte er. Niklas stöhnte auf und nickte dann. Hartmut ging zu Semir und Ben. „Der Junge ist echt sehr intelligent.“ lobte er Niklas.

    Während Ben sich mit Niklas unterhielt und aß, saß Semir mit seiner kleinen Familie in der Westernstadt und aßen dort ein echt amerikanisches Mittagessen am Lagerfeuer. Der Tag war fast vorbei und die Kinder durch die vielen Attraktionen geschafft und müde. „Dann wollen wir mal nach Hause fahren.“ schlug Andrea vor. „Ja…es war ein herrlicher Tag nicht wahr?“ grinste Semir zufrieden. „Ja…es war sehr schön.“ stimmte seine Frau zu. „Mama…machen wir das mal wieder?“ wollte Ayda wissen und rieb sich die müden Augen. „sicher…wenn der Papa mal wieder ein freies Wochenende hat, fahren wir hier hin und dann machen wir all das was wir heute gemacht haben noch einmal.“ versprach Andrea und strich ihrer großen Tochter ein Haar aus dem Gesicht. Emily lag in dem Kinderwagen und schlief tief und fest. „Sie ist völlig fertig.“ meinte Andrea nur. „Das bin ich auch. Lass und zahlen und dann ab nach Hause in die Badewanne.“ schlug Semir vor. Andrea nickte. Semir rief den Ober, zahlte die Rechnung und schon war die Familie Gerkan auf den Weg zum Ausgang. Nur eine halbe Stunde später stoppte Semir seinen Wagen vor dem Haus. Andrea stieg mit den Kindern aus und er fuhr das Auto in die Garage. Als er ins Haus kam waren die Kinder bereits im Bad. Emily quengelte weil sie lieber schlafen wollte anstatt zu baden. Der Tag war für das kleine Mädchen einfach zu viel. „Ist ja gut…meine Süße…“ hörte er Andrea und ging selbst nach oben um ihr zu helfen. Gemeinsam schafften sie es in guten zwanzig Minuten beide Kinder ins Bett zu bringen und nur wenig später waren die Kleinen in den Träumen versunken. Andrea uns Semir setzten sich ins Wohnzimmer. „Es war ein herrlicher Tag.“ strahlte Andrea. „Schön dass es euch gefallen hat.“ meinte Semir nur. „Ja und so brauchst du die nächsten Tage, die du sicher länger arbeiten musst kein schlechtes Gewissen zu haben.“ lachte Andrea. „Ich habe nie ein schlechtes Gewissen. Aber du hast Recht. Mir passt es nicht, dass Schrankmann uns Urlaub gegeben hat. Irgendwas stimmt da nicht. Sie würde uns eher eine Sonderschicht aufdonnern anstatt freie Tage.“ knurrte er. „Du hast Recht. Aber was könnte dahinter stecken?“ harkte Andrea nun nach. Semir zog die Achseln hoch. „Ich weiß es nicht, aber der heutige Abend gehört nur dir. Wir sollten mal wieder so richtig kuscheln..“ grinste er und fing an zärtlich zu werden. Andrea lachte. „Dann lass uns schon nach oben gehen…dort werde ich dir dann auch einen Wunsch erfüllen.“ versprach sie und löste sich sanft aus seiner Umarmung. Semir nickte und gemeinsam gingen sie die Treppe hoch. „Ich habe sehr viele Wünsche an dir…“ gab er zu verstehen. „Ach und die wären?“ wollte Andrea wissen. „Einen Sohn….und einen Sohn…..und einen Sohn…“ grinste er. Andrea lachte auf. „Emily ist gerade zwei…lassen wir uns noch etwas Zeit…ein Jahr denke ich. Dann können wir es gern versuchen.“ schlug sie vor. Auch sie hätte gern einen kleinen Semir in der Wohnung gehabt, doch noch wollte sie sich um Emily kümmern. „Ich werde dich daran erinnern…in genau drei Monaten…dann dauert es noch neun Monate bis mein Sohn zur Welt kommt und dann sind wir komplett.“ meinte Semir nur.

    Am Sonntag fuhr Semir nach dem Frühstück zu Ben. Auch wenn er erst um zwölf da sein sollte wollte er früher fahren. Vielleicht konnte er ja noch einen Spaziergang machen und diesen See betrachten, von dem Ben ihm vorgeschwärmt hatte. Um zwölf stand er dann pünktlich vor der Tür und staunte dass sein Freund und Partner scheinbar doch schon länger wach war. Aus der Hütte kam der Klang einer Gitarre. Er klopfte an. Niemand kam zur Tür denn scheinbar hörte ihn keiner. Semir drückte die Tür auf und sah Ben mit einem Jungen im Zimmer sitzen. „Hallo?“ fragte er. Ben sah ihn an. „Mensch Semir! Was machst du denn hier?“ wollte sein Partner wissen. „Wir wollten uns heute hier treffen. Schon vergessen?“ kam erstaunt von Semir. Ben stellte die Gitarre weg. „Ach so…ja….ähm…das ist übrigens Niklas.“ stellte Ben nun den Jungen vor. Semir stutzte. „Niklas? Niklas Brauer?“ harkte er nach. Ben nickte. „Ja…genau der und bevor du irgendwelche Maßnahmen ergreifen willst…es hat sich alles geklärt. Ich ziehe meine Anzeige wegen Einbruch und Diebstahl zurück. War ja auch irgendwie meine eigene Schuld.“ erklärte Ben weiter. „Wie deine Schuld? Ach so….okay…das können wir später klären.“ wich Semir etwas erstaunt aus. Der Junge sah ihn musternd an. „Niklas…das ist Semir. Mein bester Freund und mein Partner. Mit ihm jage ich die Bösen über die Autobahn.“ erklärte Ben. „Macht ihr dann auch die Autos kaputt?“ harkte der Junge nach. „Nur manchmal…aber dann sitzt Ben am Steuer.“ grinste Semir. Der musterte den Jungen genau. Der Junge war ziemlich dünn, aber nicht verwahrlost. Er schien sehr auf sich zu achten. „Okay….jetzt müssen wir nur mal wissen, warum Schrankmann uns frei gegeben hat.“ meinte Semir und setzte sich. Niklas sprang auf. „Ihr gehört doch zu denen!“ stieß er aus und presste sich an die Wand. „Bitte was?“ fragte Semir erstaunt. „Ihr gehört zu den Typen die mich gejagt haben. Bitte tötet mich nicht. Ich…ich will euch das Zeug auch zurück geben, aber bitte tut mir nichts…“ flehte er. Ben machte einen Schritt auf ihn zu. „Niklas was meinst du?“ harkte er nach. „Du hast mich belogen. Ich…“ stammelte Niklas. „Nein…wirklich nicht. Ich gehöre wirklich zur Polizei und mein Freund hier auch. Warum hast du dich so erschrocken? Wir wollen dir helfen. Also was ist los?“ harkte Ben eindringlich nach. Niklas drückte sich an die Wand. Er schien stark verunsichert. „Dieser Name….den dein Freund da gesagt hat. Einer der Männer heißt so!“ erklärte Niklas. „Schrankmann?“ kam verwundert von Ben und Semir zugleich. „Ja…der eine Mann hat den Anderen so genannt. Ich bin mir ganz sicher!“ stieß Niklas aus. „Klar….jetzt leuchtet es mir auch ein, warum wir frei haben und den Fall abgeben mussten. Die Schranke hat einen aus ihrer Familie in den Diensten von Bachmeyer…“ dachte Semir laut nach.

    „Und? Was hast du herausgefunden?“, wollte er kurz darauf von Ben wissen. Sie hatten sich in einer der Ecken verzogen, wo sie den Abfertigungsschalter im Auge behalten konnten. „Nun…. Der Junge ist ziemlich nervös. Ich habe das Gefühl, dass er unter Druck steht…. Die Frage ist nur, von wem er unter Druck gesetzt wird. Ich dachte erst, er hätte sich einen Schuss gesetzt…zumindest sah es für mich so aus, aber er hat keine Einstiche im Arm.“, erklärte Ben. Semir schüttelte den Kopf. „Nein…. der ist nicht süchtig….aber diese Lena ist für mich unschuldig. Sie hat alles richtig gemacht und sie war auch nicht misstrauisch.“, meinte Semir. „Ja…als ich in die Toilette ging, kam einer heraus. Ich konnte ein Foto machen, weil ich dachte ich kenne ihn. Schick das gleich an Susanne, die soll mal recherchieren. Wie gesagt…dieser Josh ist ziemlich nervös. Und wenn er unser Mann ist, dann macht er sicher bald einen Fehler.“ Semir nickte nur und sah Josh mit skeptischem Blick nach. „Wir werden ihn beobachten. Vorerst.“, kam es von Semir und ging dann mit seinem Partner der Lena hinterher. Josh hatte sich währenddessen hinter einigen Kisten versteckt und hatte alles gehört, was die beiden Männer miteinander geredet hatten. Was sollte das bedeuten, sie wollten ihn beobachten? Verdammt, was sollte er jetzt machen? Er musste nach Hause und zu seiner Familie. Ja, das war das Beste. Schnell ging er zu seinem Wagen und wollte einsteigen, als er von hinten gepackt und an den Rahmen gedrückt wurde.

    „Okay, was sollte das?“, fauchte Miro, der sich nicht einfach zurückgezogen hatte, sondern hinter dem Wagen von Josh gewartet hatte. „Ich... ich...“, stammelte der Zollbeamte und wollte sich aus dem Griff des Mannes befreien. „Hör zu, ich will, dass du uns diesen Luchs besorgst oder ich werde mal mit deiner Frau sprechen. Und glaube mir, dass wird nicht sehr spaßig für euch werden.“, knurrte er und stieß den Zollbeamten von sich weg. „Und jetzt will ich, dass du mir alles über diese beiden neuen Zollbeamten herausfindest.“, fauchte Miro, stieg in seinen Wagen und brauste davon. Josh blieb erschrocken an seinem Wagen angelehnt stehen. Dieser verdammte Arsch... er musste jetzt sofort zu seiner Familie. Schnell war der Motor seines Wagens entzündet und sofort brauste er vom Parkplatz. Wenige Augenblicke später bremste er vor seinem Haus und sprang aus der Wagentür. „Bianca... Kinder.... wo seid ihr?“, schrie er vollkommen aufgelöst durch das ganze Haus. Doch es kam keine Antwort. Schnell nahm er sein Handy hervor und wählte die Nummer seiner Frau. „Bianca... wo bist du?“, fragte er durchs Telefon. „Ich... auf Arbeit... wo du eigentlich auch sein solltest. Was ist denn los? Ist was mit den Kinder?“, wollte sie sofort wissen. Er stockte sofort und sah sich um. „Nein... nein, mit den Kindern ist alles in Ordnung. Ich hole sie gleich von der Schule ab.“, meinte er und ging wieder zu seinem Wagen zurück. „Hast du denn keinen Dienst mehr?“, wollte sie wissen und ihre Stimme klang skeptisch. Noch nie hatte ihr Mann die Kinder freiwillig von der Schule abgeholt. Er hatte sie früh nur hingefahren, so wie heute, aber nie holte er sie am gleichen Tag wieder ab. „Schatz, was ist los?“, wollte sie wissen.

    Ben sah den Luchs durch die große, gläserne Trennscheibe an. „Eigentlich ein ganz süßes Tierchen. Da möchte man doch glatt mit schmusen.“, grinste er und sah Semir und Lena an. Diese lachte auf. „Das würde ich lassen. Der ist nicht gerade ruhig und wenn dann einer reingeht, dann ...“, erklärte sie und verdeutlichte ihre Worte mit einer kurzen, alles sagenden Geste. „Oh nee... also ich wollte schon noch Papa werden.“, murrte Ben und nahm einen kleinen Abstand von der Scheibe. „Der Tierarzt und die Leute vom Zoo müssten eigentlich gleich...“, Lenas Worte wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. „Ahhh, da sind sie schon.“, grinste sie und öffnete. „Hallo, ich bin Hanna Wilke... Tierärztin im Kölner Zoo... was haben wir denn heute?“, wollte die junge Frau mit dem Pferdeschwanz wissen. Sie gab erst Lena und dann den beiden Herren die Hand. Ben fing an zu grinsen und flirtete per Augenkontakt mit der jungen, feschen und attraktiven Tierärztin. Doch diese schien sich nur auf ihre Arbeit konzentrieren zu wollen. „Einen Luchs und ich glaube, ein äußerst seltenes Exemplar.“, erklärte Lena und ging mit der Ärztin zu der Scheibe, zeigte ihr das Tier. „Wow, ein Iberischer Luchs... wo habt ihr den denn her?“, staunte die Zoologin und sah vollkommen interessiert durch die Scheibe, zeigte nicht das mindeste Interesse an Ben, der sich neben ihr gehockt hatte und sie mit liebestollen Augen ansah. „Ein wunderbares Tier finde ich ja.“, grinste er. Doch wieder nur ein kurzer Blick von ihr und dann winkte sie die beiden Helfer herbei. „Okay, wir verladen ihn und bringen ihn dann in den Zoo. Sicher haben wir ein schönes Plätzchen für den Kerl und unser Luchsweibchen wird sich über einen Partner freuen.“, meinte sie vor sich hin. Wenige Augenblicke später war der Luchs verladen und die Tierpfleger samt der Tierärztin waren wieder aus dem Büro verschwunden.

    Ben lachte auf. „Nun ja….dazu musst du dann aber sehr gut werden. Und weißt du was. Wenn du gut in der Schule lernst, dann werde ich dir das Gitarre spielen beibringen. Ist das ein Deal?“ harkte Ben nach. Niklas dachte kurz nach. „Können Sie gut spielen?“ wollte er wissen. Ben nickte und griff zur Gitarre. Er spielte einen seiner Songs, die er selbst geschrieben hatte. Es klang sehr schön. Niklas hörte schweigend zu. Als Ben fertig war sah Niklas ihn strahlend an. „so will ich auch mal spielen.“ Gab er bekannt. „Dann streng dich an. In der Musikwelt kannst du nur was werden, wenn du verdammt gut bist. Die Konkurrenz schläft nicht.“ mahnte Ben. Niklas nickte. „Das werde ich. Aber wo soll ich wohnen? Ich meine…hier sagen Sie geht das nicht. aber im Heim geht es auch nicht. Dort gerate ich erst Recht auf die schiefe Bahn. Dort gibt es Banden die…die erpressen mich und….“ suchte Niklas nach Gründen. Ben nickte. „Wir werden schon etwas für dich finden. Du bist ja keine fünf mehr und musst rund um die Uhr beaufsichtigt werden. Ich denke ich habe da etwas. Eine Freundin von mir hat eine Gruppe von Jugendlichen die sie betreut. Die Jungs und Mädchen wohnen allein und sind alle in deinem Alter. Sie haben zum Teil auch solche Schicksale wie du hinter dir. Vielleicht kann ich dich dort unterbringen“ schlug Ben vor. „Aber ich muss nicht ins Gefängnis oder?“ kam wieder die bange Frage. „Nein….keine Angst. Aber du darfst es nie wieder tun. Nie wieder. Egal in welcher Situation du auch kommst. Du darfst nie wieder stehlen. Aber nun sollten wir auch mal etwas schlafen. Wie machen wir das? Wer schläft im Bett und wer auf der Couch?“ fragte Ben nach. „Keine Ahnung…“ meinte Niklas nur. „Okay…dann losen wir es aus.“ schlug Ben vor und zog ein Streichholz aus der kleinen Schachtel auf dem Tisch. Er brach das kleine Ding in zwei ungleiche Teile und mischte sie in der Hand. Dann hielt er sie Niklas hin. „Wer das kürzere zieht, schläft auf der Couch.“ erklärte er. Niklas nickte und nahm sich sein Hölzchen. Er hielt es gegen das von Ben und sah ihn strahlend an. „das ist das längere…“ grinste er. Ben stöhnte auf. „Du hast gewonnen.“ nickte er. „Aber wir müssen noch nicht schlafen oder? Ich meine es ist gerade sieben am Abend…“ Niklas sah ihn an. Ben lachte. „Nein..noch nicht. Wir können noch etwas spielen oder wir holen die Drogen aus dem Versteck und ich werde sie morgen dann zur Wache bringen“ bot Ben an. Niklas nickte. „Da sind sie sicher besser aufgehoben als zwischen den Vogelnestern.“ stimmte er zu. „Wie heißen Sie eigentlich?“ hängte er fragend an. „Ben…Ben Jäger…und bitte lass das blöde Sie weg.“ bot Ben ihm das Du an.

    Die Sonne ging langsam unter als David mit Wolf an der Hütte ankam. „Warte hier!“ befahl David seinem Komplizen und schlich auf die Hütte zu. Ein Blick durch das Fenster ließ ihn leise fluchen. Er sah zwei Personen in der Hütte. Der Junge war also nicht allein. Okay….dann musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Der Typ neben dem kleinen Bastard sah nicht gerade so aus, als könne man ihn einfach überwältigen. Und noch etwas fiel ihm auf. Auf dem Tisch lagen die kleinen Drogenpäckchen die er Bachmeyer bringen sollte. Der Kleine hatte sie also doch gefunden. Der Mann im Haus packte alles in eine Tragetasche und hängte diese an die Tür zur Küche. „….Ben, Ben Jäger und bitte lass das blöde Sie weg.“ hörte er noch. Er sah wie der Junge dem Mann die Hand reichte. Scheinbar kannten sie sich doch noch nicht so lange. Ben Jäger…..Ben Jäger…irgendwo hatte er den Namen schon mal gehört oder gelesen. Aber wo und in welchem Zusammenhang. Er schlich zu Wolf zurück. „Der kleine Bastard ist nicht allein.“ knurrte er. „Und was machen wir jetzt?“ wollte Wolf wissen. „Kennst du den Namen Ben Jäger?“ fragte David. „Ben Jäger? Klar….gehört hab ich den Namen schon. Ist noch gar nicht so lange her….warte…hmmm….nee fällt mir im Augenblick nicht ein. Warum fragst du?“ harkte Wolf nach. „Weil das der Kerl ist, der in der Hütte mit dem Jungen zusammen ist.“ knurrte David. Wolf nickte. „Gut…dann haben wir halt zwei Gegner. Lass uns hin und das Zeug holen, dann nichts wie nach Hause.“ schlug er vor. „Warte..ich will Bachmeyer erst mal fragen.“ Setzte David dagegen und griff zu seinem Handy. „Hallo Boss…der Junge ist nicht allein. Ein gewisser Ben Jäger ist bei ihm.“ Gab er durch. „Ben Jäger? Bist du sicher?“ wollte Bachmeyer wissen. „So hat der Mann sich vorgestellt. Mir kommt der Name ziemlich bekannt vor, aber ich weiß nicht woher.“ erklärte David. „Ich schon. Ben Jäger ist der Sohn eines großen Bauunternehmers. Konrad Jäger. Sein Vater hatte erst vor kurzem eine heftige Durststrecke und wurde sogar wegen Mordes verhaftet. Sein Sohn ist Bulle und hat ihn da irgendwie rausgehauen. Okay….du wirst nichts tun. Ich will nicht dass die Bullen wach werden. Kommt zurück. Wir werden schon einen Weg finden, die Drogen zu bekommen.“ Befahl Bachmeyer. David sah Wolf an und beendete das Gespräch. „Und? Was hat er gesagt?“ fragte Wolf. „Wir sollen die Beiden in Ruhe lassen. Der Typ darin ist ein Bulle.“ knurrte David. Er setzte sich ans Steuer und wartete bis Wolf seinen Platz gefunden hatte. Dann ging es zurück zu Bachmeyer.

    David saß Lukas Bachmeyer gegenüber. „Was soll das heißen, die Drogen sind weg? Willst du mich verarschen?“ fragte Lukas wütend. „Nein…Boss wirklich nicht. Ich vermute dass Fassbender sich das Zeug noch geholt hat und…“ widersprach David. Lukas sah ihn drohend an. „Was ist mit dem Jungen, den Wolf erwähnt hat? Hat er dich gesehen?“ wollte er wissen. David nickte. „Ja…aber ich werde mich darum kümmern.“ versprach David. Lukas stand auf. „Du weißt dass es ein großer Fehler war. Willst du so enden wie Fassbender? Ich hasse Versager genauso wie Verräter. Also sorge dafür, dass alles wieder in Ordnung kommt! Das ist deine einzige Chance. Eine weitere werde ich dir nicht gewähren!“ drohte Lukas. David nickte. „Ich werde es tun…aber dazu muss ich wissen wer bei den Bullen diese Sache bearbeitet.“ knurrte er leise. Bachmeyer lachte. „Was willst du von den Bullen? Der Junge ist sicher nicht bei den Bullen. Er wohnt im Wald, also wirst du ihn wohl eher bei der Hütte finden. Nur das hat Zeit bis morgen. Ich will dass du ein Geschäft für mich übernimmst. Wir müssen den Verlust von Fassbender wieder einfahren. Ich bekomme heute noch eine Lieferung aus Afghanistan die du am alten Flughafen in Meinerzhagen in Empfang nehmen musst. Dreihundert Kilo Heroin. Bring es zu unserer alten Lagerhalle und sorge dafür, dass niemand dort Zutritt hat.“ forderte er seinen Mann auf. David nickte. „Wann soll ich dort sein?“ harkte er nach. Lukas sah auf die Uhr. „In vier Stunden landet der Flieger. Du nimmst den Transporter. Er hat bereits einige Paletten geladen. Das Heroin wird in den Bohlen versteckt. Selbst wenn du in eine Kontrolle mit Hunden gerätst werden die Viecher den Stoff nicht riechen, weil die Paletten mit Baldrian behandelt sind. Das Geld ist auch schon im Wagen. Und bitte…keine Alleingänge. Ich weiß jederzeit wo du bist.“ warnte Lukas. „Schon klar Boss. Soll ich allein fahren oder Wolf mitnehmen?“ harkte David nach. „Nimm ihn mit. Er kann tragen helfen. Und achte bitte auf alle die sich dort aufhalten. Nicht dass wir eine Laus in den Pelz gesetzt bekommen.“ warnte Lukas ihn weiter. „Schon klar. Ich bin nicht so dämlich und falle auf einen Bullen rein.“ lachte David. Lukas sah ihn nur an. „Das hat mir Fassbender auch versprochen und dann hat er sich auf einen der Bullen eingelassen. Aber er hat dafür bezahlt. Und wenn du mir den Stoff besorgt hast, wirst du dich ausschließlich um den Jungen kümmern, der dein Gesicht gesehen hat. Beseitige ihn. Wenn er wirklich noch ein halbes Kind ist, wie Wolf mir sagte, dann ist er eines der Straßenkinder und die werden von niemand vermisst. Da fällt es nicht auf, wenn eines dieser Bettelkinder stirbt.“ Kam verachtend von Lukas. David nickte und verließ den Raum. Auf dem Flur traf er Wolf. „Warum hast du dein Maul nicht gehalten?“ wollte er von seinem Komplizen wissen. „Weil ich keinen Bock auf Zyankali habe…“ gab der Mann von sich.

    Ben sah das auf das Geld und lächelte. Bisher hatte er nicht einmal die Kratzer auf der Gitarre angesprochen. Er wollte den Jungen nicht mit Vorwürfen fertig machen, das hatte sein Vater schon vor langer Zeit geschafft. „Was hast du eigentlich im Wald versteckt? Du sagtest doch, dass dich zwei Männer gejagt haben. Was wollten sie von dir?“ harkte Ben nach. Niklas sah ihn ernst an. „Ich denke die wollen diese Tüten haben, die ich vergraben habe. Da war so ein komisches weißes Pulver drin. Ich habe zwar nie Drogen genommen, aber auf der Straße kommt man mit vielen Sachen in Kontakt. Ich vermute das es Koks ist oder Heroin. Schlechtes Zeug für einen Menschen. Es ist schuld an dem Elend in vielen Familien.“ stieß Niklas aus. Ben sah ihn an. „Hast du noch Kontakt zu deiner Mutter?“ wollte er von Niklas wissen. „Sie ist in der geschlossenen Anstalt. Ich habe noch Briefe bekommen, als ich im Heim war. Sie wollte mich immer wieder sehen, aber ich will sie nicht sehen. Sie hat mir weh getan und sich nicht um Sonja gekümmert. Immer wieder hat sie mich geschlagen, mich als Dreck beschimpft. Dennoch bleibt sie meine Mutter. Warum hat sie mich nie geliebt?“ wollte Niklas wissen. Ben sah ihn an. „Das weiß ich nicht, Niklas. Warum bist du aus dem Heim abgehauen? Dort war man doch sicher besser zu dir oder nicht?“ harkte Ben weiter nach. Mittlerweile war der Tag schon fast vorbei. Doch Ben spürte auch, dass es wichtig war, das Niklas über die Vergangenheit sprach. „Ich war ein halbes Jahr im Heim. Aber meine Chancen von jemand adoptiert zu werden ist nicht sehr groß gewesen. Immerhin war ich ja schon elf Jahre alt und viele der Besucher wollten ein Baby haben oder ein Kleinkind. Mich wollte niemand haben. Und dann sagten die Erzieher mir, dass ich nicht mehr zu Sonja darf. Ich soll mein altes Leben vergessen. Aber das konnte ich nicht. Ich war doch ihr großer Bruder. Als ich dennoch hinging, wurde ich nach der Rückkehr eingesperrt. Sie schlugen mich nicht aber sie sperrten mich ein. Bitte…ich tue was du willst aber bitte…ich will nicht mehr ins Heim. Bitte…ich ….“ flehte der Junge. Ben sah ihn an. „Aber du kannst nicht hier in der Hütte bleiben. Es gilt die Schulpflicht. Du musst zur Schule gehen und du musst betreut werden.“ Gab er zu bedenken. „Aber ich kann doch auch hier wohnen und zur Schule gehen. Ich werde mich anstrengen wirklich..ich werde auch nicht mehr stehlen. Bitte…schieb mich nicht wieder ins Heim ab. Bitte….“ flehte Niklas. Er sah Ben mit traurigen großen Augen an. Ben sah genau dass er voller Angst war. „Du wirst hier nicht wohnen können. Du musst zur Schule gehen und eine Ausbildung machen. Es zählt die Schulpflicht und du hast sicher noch keine zehn Jahre hinter dir.“ versuchte er dem Jungen klar zu machen. „Ich will ja. Ich will eine Ausbildung machen. Ich will Musiker werden. Mit Musik kann man sehr viel Geld verdienen und ich will viel Geld verdienen…“ versprach Niklas.

    Kim Krüger sah auf, als die Beiden wieder in der PAST waren und winkte sie direkt in ihr Büro. „Und…wie können wir den Kollegen im Zoll helfen?“, wollte sie wissen. Semir sah Ben an. „Nun ja… eigentlich ist noch nicht viel passiert. Wir haben Herrn Weißmüller befragt und er sagte wortwörtlich, dass ihm zu wenige Schmuggler ins Netz gehen…“, fing Semir an. „Zu wenig?“, fragte Kim erstaunt nach. „Ja…ich weiß, was Sie sagen wollen… er soll doch froh sein… genau das hab ich auch gesagt…aber Herr Weißmüller konnte mir erklären, dass es nicht möglich sein kann. Bis vor drei Monaten wurden pro Tag etwas sechzig Schmuggler erwischt…und seit drei Monaten werden gerade Mal drei oder vier pro Tag entdeckt. Das es weniger geworden ist, kann nicht sein, denn es sind immer die gleichen Länder und die dortigen Behörden haben Herrn Weißmüller bestätigt, das die dortigen Schmuggler mit Sicherheit mehr Tiere nach Deutschland gebracht haben. Von daher kann ich ihm nur beipflichten, dass es schon sonderbar ist. Wie dem auch sei…ich habe unsere Hilfe zugesagt.“, legte Semir fest. „Ich sagte nicht, dass das wir tätig werden…ich sagte lediglich, dass Sie sich mit den Kollegen unterhalten sollten.“, gab Kim kühl wieder. „Ja und ich denke es ist wichtig, dass wir tätig werden…“, beharrte Semir darauf. „Das haben Sie nicht zu bestimmen. Solange es noch keine ernsthaften Hintergründe gibt, werden Sie Ihre Aufgaben erledigen für die Sie da sind!“, kam von Kim. „Tut mir Leid…das geht nicht. Wir werden unseren Dienst morgen um acht beim Zoll antreten…“, lächelte Semir. „Herr Gerkhan…“, fing Kim an, als das Telefon anschlug. „Krüger!“, meldete sie sich und sah Semir wütend an. Doch schnell legte sich der grimmige Blick. „Ja…danke …ja ich werde es ausrichten…“, gab sie durch und legte dann auf. „Das war der Polizeipräsident…..Herr Weißmüller hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt und um Amtshilfe gebeten…der Präsident hat zugestimmt, dass Sie und Herr Jäger wie von Herrn Weißmüller gewünscht, den Zoll unterstützen.. Nun ja… vielleicht machen Sie dann weniger Staatseigentum kaputt…“, stöhnte sie. Semir grinste breit und verließ mit Ben das Revier.

    Am nächsten Morgen traten Semir und Ben ihren Dienst an. Um weniger aufzufallen bekamen sie die Uniform der dortigen Kollegen. Semir sah sich skeptisch im Spiegel an. „Ich mag Uniformen nicht…“, gab er von sich. „Ja ich finde sie auch nicht bequem…das kratzt und juckt….ekelhaft…aber du wolltest das ja unbedingt durchziehen, du Qualitätsmanager…. wie hast du dir das eigentlich nun vorgestellt?“, wollte Ben wissen und kratzte sich an den Armen. „Nun…ganz einfach…wir nehmen und Papier und Bleistift und machen uns ein paar Notizen… muss ja keiner lesen…“, grinste Semir. „Ach toll….. wir laufen mit Papier und Bleistift durch die Hallen…wirklich toller Job…“, stöhnte Ben wütend. „Hey… überleg doch mal den guten Sinn dahinter… ich meine…wir helfen die Verbrecher zur Strecke zu bringen und ich habe das Gefühl, dass dieser Fall dennoch nicht von schlechten Eltern sein wird….“, versprach Semir. Ben nickte. „Klar doch… wir hier und nicht auf der Autobahn… Semir…..das ist doch …“ Ben suchte nach dem richtigen Wort. „Na was soll’s….machen wir hin und dann haben wir in einer Woche den Fall erledigt… bis dahin können die Gangster auf der Autobahn ne ruhige Kugel schieben….gibt ja keinen, vor dem sie Angst haben müssen…“, knurrte Ben und nahm sein Klemmbrett mit Block und Stift in die Hand. Semir grinste ihn an. „Wir sind halt die Besten und deshalb geben wir hier auch das Beste….also raus Kommissar Jäger und stramm stehen…“, gab er von sich. Ben hob das Klemmbrett und schlug es auf Semirs Kopf. Obwohl es ein leichter Schlag war, brach das Brett entzwei. Ben lachte auf. „Staatseigentum….ich hab es schon am ersten Tag geschafft.“, meinte er. Semir rieb sich den Kopf. „Tja… gegen einen türkischen Dickkopf kann so ein Stück Hartpappe nichts machen…“, gab er zurück. „Na komm…. Wir holen dir ein neues Brett…“ Gemeinsam gingen sie ins Sekretariat und behaupteten, dass das Klemmbrett runter gefallen und zerbrochen sein. Sofort war ein Ersatz da. „Wenn das mit unseren Autos auch so schnell ginge….“, meinte Ben nachdenklich. Semir nickte nur. Gegen halb Neun standen sie nun mit Josh Schmitz und Lena Henkel am Schalter und warteten auf die ersten Fluggäste. Semir und Ben hielten sich im Hintergrund und machten bei jeder Abfertigung Notizen. Immer wieder sahen Josh Schmitz und Lena Henkel die Beiden an.

    Miro stand am Ausgang des Flughafens und wartete auf die Ware. Er nahm sein Handy hervor und tippte einige schnelle Worte für eine SMS: „Heute Lieferung ... aus Spanien... mach deine Sache gut und du bekommst die doppelte Summe ... keine Schwierigkeiten.“ Dann sendete er und wartete einfach. Die Kiste war gut erkennbar und nun musste er nur noch warten. Bald würde sich das Geld seines Chefs nur noch mehr mehren und dann würde auch er seinen Teil vom Kuchen abkriegen. Er ging in die hinteren Hallen, wo die Zollabfertigung stattfand. Er sah, wie Josh am Förderband mit den Kisten stand und kurz zu ihm rübersah. Keinen Ton oder deine Familie ist dran, gab Miro durch einen gekonnten Blick zu verstehen. Josh nickte unmerklich und kontrollierte die Kiste nur augenscheinlich. Doch Semir stand daneben und in diesem Moment fauchte es klar und deutlich aus der Kiste. „Sag mal, was war das denn?“, kam es vom Deutschtürken erstaunt. Sofort war auch Ben und Lena bei ihm und nahmen die Kiste vom Band. Josh sah angespannt zwischen Kiste und Miro hin und her. Tu was, forderte dieser durch einen eindringlichen Blick. Doch was konnte Josh nur tun? Wenn er jetzt eingreifen würde, hätte er sich als Maulwurf geoutet und das wäre das Aus für ihn. Doch wenn er nichts tat, war seine Familie in großer Gefahr... Was sollte er nun tun?