Ben sah seinen Schützling an. „So…es ist fast elf. Zeit zum Schlafen.“ schlug er vor. Niklas nickte. „Ich bin auch müde…“ gab der Junge zu. „Fein…dann ab ins Bett.“ lachte Ben. Schon war Niklas verschwunden, doch er kam noch einmal wieder. Ben sah ihn an. „Was ist?“ wollte er wissen. Niklas kam zu ihm und umarmte ihn fest. „Hey…was ist?“ wollte Ben wissen und befreite sich sanft aus dem Griff. „Danke…ich wollte dir einfach nur mal Danke sagen. Das was du bisher für mich getan hast, hat noch nie jemand getan und ich glaube wenn Sonja das sehen könnte, dann würde sie sich sehr für mich freuen.“ erklärte Niklas. Ben sah ihn an. Er sah die Tränen in den Augen des Jungen und zog ihn an sich heran. „Keine Ursache…und ich bin mir sicher dass Sonja es sieht.“ gab Ben von sich. Niklas schmiegte sich an ihn. Erst war es Ben unangenehm denn immerhin war es kein kleines Kind mehr, doch er spürte instinktiv, dass dieser Junge die Zärtlichkeit brauchte. Viel zu lange hatte er darauf verzichten müssen. Er dachte an seiner Kindheit. Wie oft hatte er versucht von seinem Vater so etwas wie Zärtlichkeit zu bekommen. Doch immer wurde er nur nach seinen Noten beurteilt. Er strich Niklas über den Kopf. „Geh jetzt schlafen…“ bat er den Jungen. Niklas nickte und verschwand. Auch Ben legte sich wenig später auf die Couch und schlief den Schlaf der Gerechten. Morgen würde er eine Lösung für Niklas finden und dann der Schrankmann auf den Pelz rücken. Und darauf freute er sich ganz besonders. Doch die Gedanken an das Schicksal was Niklas nun erwartete ließen ihn nicht los. Er wollte den Jungen nicht in ein Heim abschieben, aber wenn es keine andere Möglichkeit gab, dann blieb nur diese. Niklas wäre sicher schwer enttäuscht wenn er doch ins Heim müsste aber Ben konnte es nicht ändern. Immerhin war er nicht auf Kinder ausgerichtet, auch wenn Niklas nicht wirklich ein Kind war. Er musste nicht rund um die Uhr beaufsichtig werden. Niklas war helle im Kopf und er konnte Recht und Unrecht unterscheiden. Ben stand auf und ging zum Fenster. Die Straße war bereits ruhig und er wusste auch, dass er schlafen musste um morgen wieder fit zu sein. Wenn er mit Semir unterwegs war dann brauchte er seine volle Konzentration. Semir…. vielleicht war es möglich…nein...nein…Semir hatte ja selbst zwei Kinder und man konnte Andrea neben den Mädchen nicht auch noch mit dem Jungen belasten. Ein Internat war auch möglich, doch dann schüttelte Ben sich. Nein…kein Internat. Er fühlte sich damals auch nicht wohl im Internat und das war schlimmer als ein Heim. Nein…es musste eine andere Möglichkeit für Niklas geben und er würde sie finden. Niklas war kein Heimkind. Dort würde er unter die Räder kommen, denn dort gab es eine eingeschworene Gemeinschaft. Nein das konnte er dem Jungen nicht antun. Niklas hatte etwas Besseres verdient als in einem Heim dahin zu vegetieren. Notfalls würde er die Anwälte seines Vaters in Anspruch nehmen um durchzudrücken, dass Niklas bei hier wohnen konnte. Nach vielen überlegen fiel er in einen tiefen Schlaf.
„NEIN!! LASS SIE!!“ schrie Niklas und sah seinen Vater wütend an. Er schlug mit seinen Fäusten auf ihn ein, doch sein Vater lachte nur. „Lass sie!! Ich bringe dich um!“ schrie er verzweifelt. Sein Vater packte ihn. „Niklas! Niklas!“ lachte er und Niklas wurde wütend. „lass mich los! Ich will zu Sonja!! Lass mich los!“ verzweifelt versuchte er sich loszureißen, doch sein Vater hatte ihn fest im Griff. „Du tust mir weh!! Bitte…lass mich los…lass mich los...“ weinte Niklas. Er schluchzte „Niklas! Wach auf!! Wach auf!!“ rief sein Vater. „Was?“ fragte er. „Wach auf! Sieh mich an!“ forderte sein Vater. Dann verschwamm sein Gesicht. Niklas sah ihn an. Doch jetzt war es nicht sein Vater der ihn ansah, sondern Ben. „Ben?“ fragte er erstaunt. „Ja….du hast geträumt und geschrien.“ erklärte sein neuer Freund. Niklas schloss die Augen. „ich sehe es immer wieder. Immer wieder sehe wie Sonja weint und wie er sie erschlägt. Es ist doch schon so lange her. Warum kann ich das nicht vergessen?“ fragte er leise. Ben schluckte schwer. „Ich weiß es nicht. Ich habe auch immer wieder Bilder vor mir. Ich sehe Saskia, wie wir uns streiten und dann wie der Kerl sie erschießt, obwohl ich gar nicht dabei war. Und dann habe ich Träume wo ich sie retten kann, doch dann…ach egal. Wir müssen schlafen.“ gab Ben von sich und drehte sich von Niklas weg. „Du weinst ja…“ gab der Junge von sich. Ben wischte sich die Träne weg. „Du vermisst sie sehr oder?“ wollte Niklas wissen. Ben atmete tief ein. „Ja…manchmal. Wenn ich so im Bett liege, dann wünsche ich mir immer wieder dass sie bei mir wäre. Aber sie wird nie wieder bei mir sein. Nie wieder..“ stieß Ben aus. „Genau wie Sonja…“ gab Niklas leise. Er war näher an Ben herangerückt und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Ben lehnte seinen Kopf dagegen. „Ja…es tut weh und es wird immer weh tun. Du kannst nichts dagegen machen.“ sagte er leise. „Okay…ich muss jetzt schlafen. Die Nacht ist fast um und Semir wird sicher sauer, wenn ich morgen neben ihm im Auto schlafen.“ meinte Ben. Niklas nickte. Ben stand auf und wollte das Zimmer verlassen. „Ben…?“ fragte Niklas. „Ja?“ gab Ben zurück. „Das Bett ist doch groß und…ich finde es ist nicht richtig, wenn ich hier schlafe wo es doch deine Wohnung ist.“ gab der Junge von sich. Ben lachte auf. „Und was wollen wir jetzt machen?“ grinste Ben. „Wir könnten es uns teilen und wir könnten uns gegenseitig trösten, wenn der eine wieder böse träumt.“ schlug Niklas vor. Ben dachte nach. Sicher hatte der Junge Recht, das das Bett groß genug war für zwei. „Ich denke ich schlafe lieber auf der Couch..“ lehnte er dann ab und wandte sich ab, doch dann blieb er stehen. „Ach was soll‘s. Rück auf!“ lachte Ben. Nur wenig später lagen die Beiden im Bett und schliefen tief und fest.