Beiträge von Elvira

    Semir sah auf, als die Tür geöffnet wurde. „Raus!“ befahl Tarik. Semir erhob sich und ging an den Mann vorbei. Er tat nichts was diesen Mann dazu bringen könnte zu schießen. „Die Treppe rauf, Marcello will Sie sehen!“ erklärte er. Semir nickte nur und tat was der Mann wollte. Wenig später stand er vor Marcello, der gerade genüsslich ein Hähnchen aß. „Ah, Gerkan, setz dich und greif zu. Das Hähnchen ist wirklich sehr gut.“ gab der Mann kauend von sich. „Wo ist Tino?“ wollte Semir wissen anstatt auf sein Angebot zu antworten. „Dem Kleinen geht es gut. Er schläft gerade. Ich möchte mit dir reden… du hast doch sicher Langweile im Keller oder?“ grinste Marcello. Semir stieß verachtend Luft aus. „Auf Ihre Gesellschaft kann ich gut verzichten.“ stieß er aus. Marcello wusch seine Hände in einer kleinen Schale und trocknete sie ab. „Warum denn so feindlich gesinnt? Ich lasse Ihnen doch alle Annehmlichkeiten zukommen. Sie haben ein schönes Zimmer…ein weiches Bett und sogar Toilette und Dusche. Warum sind Sie so böse?“ wollte er wissen. Semir antwortete nicht. „Mögen Sie kein Hähnchen?“ kam die nächste Frage von Marcello. „Was wollen Sie von mir?“ knurrte Semir. „Ich möchte, dass du ein wenig Gesellschaft hast. Oder gefällt es dir wenn du allein im Keller bist? Dann werde ich mich daran halten und du wirst die nächsten Tage allein dort unten sein. Ich könnte mich aber auch dazu hinreißen, dich hier oben unterzubringen und dir sogar Gesellschaft zu geben.“ schlug Marcello vor. „Und welche Gegenleistung erwarten Sie dafür?“ fragte Semir. Marcello lachte auf und schlug sich auf die Schenkel. „Das ist gut….das ist wirklich gut. Du weißt genau, dass man immer etwas dafür geben muss. Was hat Kamp euch erzählt?“ wollte Marcello wissen und wurde wieder ernst. Nun grinste Semir. „Alles was er weiß…“ gab er zu. „Was?“ harkte Marcello nach. Die Stimme wurde eine Lage schärfer. „Ich denke Sie wissen, was er uns erzählt hat, warum sollte ich es dann wiederholen.“ gab Semir lässig von sich. Innerlich war er angespannt. „Habt ihr euch das Video angesehen, bevor es im Rhein landete?“ harkte Marcello nach. „sicher…“ gab Semir zu. „Und? Welche Schlüsse habt ihr daraus gezogen?“ Semir rollte die Augen. „Was denken Sie?“ stellte Semir die Gegenfrage. „Ich will es von dir wissen. Also welche Schlüsse?“ wiederholte der Verbrecher. „Das Sie im Gefängnis sicher besser aufgehoben wären als auf freiem Fuß.“ knurrte Semir.

    Luigi D’astone saß Tom und Anna gegenüber. „Schade aber gut, selbst wenn er im Gefängnis sitzt, werde ich an ihn rankommen. Aber von mir aus tun Sie der deutschen Gerechtigkeit den Gefallen und buchten ihn ein. Von mir kann er keine Hilfe erwarten.“ gab der alte Mann zurück. „Was Sie machen, wenn Ihr Sohn im Gefängnis ist, wird nicht meine Angelegenheit sein. Ich will lediglich die beiden Geiseln befreien und Ihren Sohn zur Rechenschaft ziehen. Helfen Sie uns dabei?“ harkte Anna nach. „Natürlich. Die Adressen der Häuser erhalten Sie von Danilo wenn Sie gehen. Doch zunächst will ich wissen was mein Sohn fordert? Was sollen Sie tun damit die Beiden freikommen?“ wollte Luigi wissen. Tom räusperte sich. „Er will, dass ich gegen meinen besten Freund kämpfe. Und zwar auf Leben und Tod.“ gab er von sich. „Ah….was hat er gegen Ihnen oder Ihrem Freund?“ kam die nächste Frage. „Mein Freund hat gesehen wie die Männer von Ihrem Sohn einen Menschen umgebracht haben und ich wollte ihm das Geschäft versauen.“ erklärte Tom. Luigi lachte leise. „Verletzter Stolz…ich kann meinen Sohn zwar verstehen, aber er hat es zu weit getrieben. Und die Dummheit sich bei so einer Tat beobachten zu lassen, gehört eh bestraft. Sie bekommen vier meiner besten Männer, die Ihnen zur Seite stehen. Finden Sie Marcello und dann machen Sie mit ihm was immer Sie wollen. Ich komme auch dazu.“ lächelte Luigi. Er stand auf und rief etwas auf Italienisch. Nur wenig später kamen vier Männer herein. „das sind Toni, Julien, Franco und Branco. Sie werden Sie unterstützen. Sie kennen Marcello seit er ein Kind war und sie werden Ihnen eine große Hilfe sein.“ versprach er. „Das können wir nicht annehmen. Wir wissen nicht welche Befehle Sie Ihren Leuten gegeben haben. Wer garantiert uns, das diese Männer Marcello nicht vorher umlegen?“ wollte Tom wissen. Luigi lachte leise. „Warum sollte ich meinen Sohn töten lassen? Ich will ihn bestrafen…mehr nicht. Das ist mein Recht als Vater.“ erklärte Luigi nur.

    Danke an Susan und Silli für die fleißigen Feeds. :D

    Tom sah Anna an als sie in die Turnhalle kam. „Das sieht bisher nicht so aus, als würden Sie einen Kampf gegen Kamp gewinnen können.“ gab sie zu. Tom atmete schwer. „Ja irgendwie bin ich nicht so fit. Aber wir müssen es tun. Wir wissen genau, das hier Spione von D’astone sind und die beobachten uns. Wenn wir nicht trainieren würden, dann könnten sie D’astone davon informieren und was dann mit Semir und Tino passiert, möchte ich mir nicht ausmalen.“ erklärte er und schnappte zwischendurch nach Luft. „Wir sollten uns den Senior mal vorknöpfen. Wenn die Gerüchte stimmen, dann hat er sich von seinem Sohn gelöst und vielleicht kann er uns dann ein paar Informationen geben.“ schlug Anna vor. Tom dachte kurz nach. „Das wäre eine Möglichkeit. Hoffen wir mal, das die Bindung zwischen Vater und Sohn wirklich zerstört ist.“ ließ er von sich hören. Anna nickte. „Ziehen Sie sich um, ich warte draußen!“ befahl sie. Tom verschwand und stand nur fünfzehn Minuten später wieder vor ihr. Diesmal wie gewohnt im Anzug. „Darf ich mit?“ wollte Sebastian wissen. Tom lehnte genau wie Anna ab. „Es ist besser wenn wir allein zu ihm fahren. Es wäre möglich dass du ausrastest und das kommt nicht gut.“ versuchte Tom zu erklären. Sebastian sah es ein, dass er Recht hatte. Anna und Tom fuhren los und trafen nur eine halbe Stunde später auf dem Landsitz von Luigi D’astone ein. Der Mann war gute 75 Jahre alt und hatte einen üblen Ruf der brutalste Mafiaboss zu sein, den es in Deutschland gab. „Ja bitte?“ wollte eine recht freundliche Stimme wissen, als sie vor dem Tor standen. „Hauptkommissarin Anna Engelhardt, ich möchte zu Herrn D’astone.“ bat sie mit fester Stimme. „Einen Augenblick bitte…“ kam aus dem Lautsprecher. Nur wenig später öffnete sich das Tor. Anna stieg wieder ein und Tom gab Gas. Vor einem sehr exklusiven Herrenhaus kam er zum stehen und stieg mit Anna aus. „Herr D’astone erwartet Sie. Bitte folgen Sie mir.“ lächelte eine ältere Frau in Dienstkleidung sie an und ging voraus. Tom und Anna schlossen sich an. „Bitte nehmen Sie hier Platz, ich werde Herrn D’astone sagen, das Sie nun hier sind. Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken anbieten?“ wollte die Frau wissen. Anna und Tom lehnten ab.

    Luigi D’astone sah seine Hausdame an. „Ich komme…“ gab er zurück und folgte der Frau. Nur wenig später stand er vor Anna Engelhardt und Tom Kranich. „Was kann ich für die Polizei tun?“ wollte er wissen und reichte ihnen die Hand. „Es geht um Ihren Sohn….“ fing Anna Engelhardt an. „Ich habe mit Marcello nichts mehr zu tun und habe eigentlich gehofft dass die Polizei ihn bereits eingebuchtet hat. Dieser Junge ist ein Taugenichts. Er hat mit seinen Taten das Ansehen der Familie beschmutzt. Er hat mich beleidigt!“ erklärte Luigi und wollte wieder gehen. „Herr D’astone… Ihr Sohn hat einen unserer Kollegen und einen kleinen Jungen entführt. Er droht beide zu töten wenn sein Wille nicht erfüllt wird.“ stieß Anna Engelhardt aus. Luigi blieb stehen. „Ein Kind? Wie alt?“ fragte er. „Der kleine Tino ist gerade fünf Jahre alt. Er hat niemanden etwas getan, genauso wie unser Kollege der erst von den Männern ihres Sohnes zusammengeschlagen wurde und nun sich in der Gewalt von ihm befindet. Helfen Sie uns die Beiden zu befreien.“ bat Tom Kranich nun. Luigi sah ihn an. „Ein Polizist ist immer selbst an dem schuld was man ihm antut. Aber ein Kind ist unschuldig. In unseren Kreisen gibt es ein ungeschriebenes Gesetz. Niemals wird ein Kind bedroht. Marcello hat gegen unser Gesetz verstoßen und wird niemals zu der ehrenwerten Gesellschaft gehören. Dennoch kann ich Ihnen nicht helfen. Ich weiß nicht wo er steckt und ich will es auch nicht wissen. Für mich ist mein Sohn gestorben.“ kam kühl von Luigi. „Aber Sie wissen welche Verstecke er nutzt. In seiner Villa im Hahnenwald ist er nicht. Wo können wir ihn finden? Helfen Sie uns ein Unrecht zu verhindern.“ bat Anna nun. Luigi lachte leise. „Er hat noch drei weitere Häuser in denen er sich verstecken kann. Ich werde Ihnen die Adressen geben, aber ich denke nicht, dass sie ihn dort finden. Im verstecken ist er eine ganz große Nummer. Und ich werde Ihnen vier meiner Männer zur Hilfe geben. Dafür vergessen Sie das SEK und übergeben meinen Sohn an meine Männer. Wir werden ihn bestrafen. Und glauben Sie mir, unsere Strafe ist härter als das was meinem Sohn im Gefängnis passieren würde.“ lächelte Luigi. Anna schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber das kann ich nicht machen. Er wird hinter Gitter wandern.“

    „Das ist eine seltsame Entführung. Wir wurden doch entführt oder?“ wollte Semir von Ben wissen und sah ihn verwundert an. „Ja, das glaube ich schon…aber irgendwie ist es sonderbar. Wo sind wir hier?“ stellte Ben die Gegenfrage. Semir öffnete die Tür vollständig und grinste leicht. „Das werden wir jetzt herausfinden.“ meinte er nur und schlüpfte hindurch. „SEMIR! Warte auf mich!“ rief Ben hinterher und folgte seinem Freund. „Warte doch mal…du kannst doch nicht so einfach hier durch das Haus laufen. Was wenn die uns auflauern?“ fragte er. Semir blieb stehen und sah ihn an. „Dann müssten sie schon hier sein. Ben, ich will wissen wo ich hier bin und dann werde ich den Typen der das gemacht hat in den Arsch treten und dafür sorgen, dass die Kollegen uns hier abholen.“ knurrte Semir. „Du bist wütend…“ stellte Ben fest. „Ja sicher bin ich wütend! Wir sind entführt worden. Mit LKWs…, wir wurden betäubt und eingesperrt und das finde ich nicht gerade nett. Und was diese Ansprache von dem Kerl gemeint hat, will ich erst gar nicht herausfinden“ gab Semir erklärend von sich. Ben nickte. „Das will ich auch nicht, aber was sollte es für einen Grund geben? Denkst du wirklich das es der Kerl ist, der die drei umgebracht hat?“ wollte er wissen. „Ja das denke ich. Die Stimme, sie kam mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher.“ nickte Semir. „Also gut, dort geht es nach draußen…“ wies er die Richtung. Ben nickte und folgte dem türkischen Hauptkommissar. Nur wenig später standen sie in einem großen Hof. Semir sah sich um. „Sieht aus wie eine Kaserne…“ staunte er. „Was sollten wir denn in einer Kaserne?“ wollte Ben nun wissen. „Keine Ahnung. Gehen wir mal in die Richtung dort. Vielleicht finden wir dort ein Tor oder sowas.“ schlug Semir nun vor. Ben folgte ihm ohne Widerworte. Sie erreichten tatsächlich ein Tor, doch dieses war mit schweren Ketten verschlossen. „Da kommen wir nicht durch. Vielleicht klettern?“ fragte Semir. „Das würde ich mir überlegen. Hier stehen überall Warnschilder wegen Starkstrom“ wies Ben ihn hin. Semir sah ihn an. „Denkst du wirklich das die Dinger unter Strom stehen?“ wollte er wissen. Ben sah sich suchend um. Er fand eine kleine Eisenstange und warf sie gegen den Zaum. Ein Blitzen und Zischen ertönte und zeigte ihnen das der Zaun tatsächlich unter Strom stand. Sofort machte Semir zwei Schritte rückwärts. Diesen Fluchtweg mussten sie aufgeben. „Der hat wirklich an alles gedacht…“ kam von ihm. „Was machen wir jetzt?“ wollte Ben wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Es muss doch einen Grund geben, warum wir hier sind. Wir können uns frei bewegen. Es ist irgendwie seltsam….“ murmelte er nachdenklich. „Gehen wir erst mal wieder ins Haus und schauen ob wie was zu essen finden. Ich habe Hunger.“ schlug Ben vor. Semir grinste leicht. „Klar doch….wir stecken zwar ganz tief in der Scheiße, irgendwo auf diesem Planeten, man droht uns mit Schmerzen aber Ben Jäger hat Hunger…“ stöhnte er. Doch dann knurrte auch sein Magen. Verwundert sah er Ben an. „Ja und du hast auch Hunger. Das habe ich gehört. Semir, wir müssen bei Kräften bleiben und das schaffen wir nur durch Nahrung. Da der Kerl uns ja einige Tage hier festhalten will, müssen wir essen. Und das finden wir mit Sicherheit in der Küche, sofern es hier eine gibt.“ erklärte Ben. Semir musste seinem Partner Recht geben. Ohne Nahrung würden sie sehr schnell zusammen klappen. Sie verschwanden in Richtung Haus wo sie eben noch gefangen waren. Hier fanden sie nach einigem Suchen einen Raum der einer Großküche glich. Sie öffneten die Schränke und staunten nicht schlecht. Alles war gefüllt. „Whow….der Typ mag uns scheinbar.“ grinste Ben. „Bevor du ihn in den Himmel lobst, denk bitte daran, dass wir hier festgehalten werden. Wir sind nicht freiwillig hier.“ knurrte Semir wütend. „Ja schon klar. Aber dennoch sollten wir das Angenehme damit zu verbinden und wir müssen essen“ wiederholte Ben. Semir ließ sich auf einen der Stühle fallen und nickte. Doch nur kurz, dann erhob er sich und verließ das Gebäude erneut. Ben blieb in der Küche.

    Juliane sah sich gehetzt um. Sie hatte es geschafft. Sie war diesem Wahnsinnigen entkommen. Nun musste sie nur noch dieses Gelände verlassen und Hilfe holen. Aber wo musste sie lang? Ihr Körper schmerzte. Immer noch glaubte sie die Daumenquetschen zu spürten. Nicht nur an den Fingern. Die Zehen brannten ebenfalls. Die Fußsohlen waren durch Schnitte verletzt worden und sie hatte schon viel Blut verloren. Dennoch…der Überlebenswille war stark. Sie musste von hier weg. Fünf Männer hatten sie vor sechs Tagen einfach von ihrem Standplatz weg geholt und sie musste widerliche Dinge über sich ergehen lassen. Nein, dann lieber von Bergen zusammen geschlagen werden. Aber so eine Behandlung würde sie nicht noch einmal über sich ergehen lassen können. Ihr Unterleib schmerzte von den Schlägen, von den Vergewaltigungen und von all den grausamen Dingen, die man mit ihr gemacht hatte. Ihre Brustwarzen waren durch die Misshandlungen von Klemmen die ihr aufgesetzt wurden und von der Zigarettenglut, die an den empfindlichen Stellen ausgedrückt wurden, stark geschwollen. „AUA!!“ stieß sie aus, als sie stürzte. Doch schnell kam sie wieder auf die Beine. „DA!! DA ist unsere kleine Maus!“ hörte sie plötzlich eine Männerstimme. Sie drehte sich um und sah vier Männer auf sich zukommen. Nein, dachte sie….die dürfen mich nicht mehr bekommen. Sie rannte los. Sie rannte auf eines der Häuser zu, die hier standen. Verdammt warum war das Gelände so groß? Sie rannte und rannte. Als sie kurz vor dem Haus war sah sie einen kleineren Mann aus der Tür kommen und blieb stehen. Juliane blieb stehen. Gehörte er auch zu den Männern die sie verfolgten? Wenn nicht, dann war er ihre Rettung. „HILFE!!“ Schrie sie. Der Mann sah sie an. Sofort kam er auf sie zu und konnte sie gerade noch auffangen sonst wäre sie gestürzt. „Hilfe…helfen Sie mir…bitte..“ flehte sie mit zitternder Stimme. „Ganz ruhig…ich bin von der Polizei….kommen Sie…“ sprach der Mann. Juliane lächelte nervös. Sie wurde von dem Mann, den sie mit einem Kopf überragte gestützt. Sie hatten noch wenige Schritte bis sie das schützende Haus erreicht hatten, doch dann fiel ein Schuss. Juliane spürte den harten Einschlag in der Brusthöhe und sah den kleinen Mann erstaunt an. Dann brach sie zusammen. Vorsichtig ließ der Mann sie zu Boden gleiten „Hören Sie mich….ganz ruhig…versuchen Sie ganz ruhig zu bleiben.“ beschwor er sie. Juliane fühlte wie die Kälte in ihr aufstieg und das Leben aus ihrem Körper wich. „Fliehen Sie…das…das…ist….die …. Hölle….“ bekam sie noch schweratmend heraus.

    Der nächste Morgen brach mit einem wundervollen Vogelgezwitscher an. Andrea sah aus dem Fenster. Ayda war in der Schule und Emilie war im Kindergarten. Sie war mit Sören allein und sah auf den schlafenden Knaben in der Wiege. Sie lächelte leicht, als sie ihren Sohn sah. Er war Semir so ähnlich. Die Gesichtszüge, während er schlief. Manchmal verzog auch Semir im tiefen Schlaf die Mundwinkel und genau das tat Sören auch. Andrea hatte es früher sehr oft beobachtet und musste immer wieder grinsen. In solchen Augenblicken spürt sie wie tief die Liebe zwischen ihr und Semir war. Niemals könnte sie ihn verlassen. Und selbst wenn ein Streit so hart war die der letzte. Sie würde zu ihm halten. Sie würde um ihn kämpfen. Und ja, er hatte Recht. Er gehörte auf die Straße. Semir war kein Mensch für das Büro. Dafür war er einfach nicht geschaffen. Er brauchte den Kontakt zu anderen Menschen. Er brauchte die Action und sie war entschlossen, es ihm zu gewähren. Sie musste mit der Gefahr leben, die dieser Beruf mit sich brachte. Sie schüttelte leicht den Kopf. Wie konnte sie nur so egoistisch sein und immer nur den Teil sehen, der sie und die Kinder betraf. Semir war ein eigenständiger Mensch und….ja…sobald er wieder kam wollte sie ihm sagen, dass sie sich mit dem Beruf von ihm abfinden konnte. Und sie würde ihn zur Vorsicht mahnen. Jedes Mal wenn er einen gefährlichen Einsatz hatte würde sie ihn daran erinnern dass er Kinder hatte. Kinder die ihren Vater brauchten und natürlich sie, die ihren Mann brauchte. Sören regte sich. „Oh, mein kleiner Engel, hast du Hunger?“ fragte sie sanft und hob den Säugling aus der Wiege. Doch in diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Sie sah erstaunt auf die Uhr. Besuch erwartete sie eigentlich doch gar nicht. Sie ging mit Sören auf dem Arm zur Tür und staunte nicht schlecht als Kim vor der Tür stand. „Kim? Was gibt es denn? Ist was mit Semir?“ wollte sie sofort wissen. „Ja….“ kam von Kim. „Komm rein…“ lächelte Andrea nervös. Sie spürte wie Unruhe in ihr aufstieg. „Andrea, ich habe eben einen Anruf von der Schulungsleitung erhalten. Semir und Ben sind nicht in Berlin angekommen. Aber wir können sie auch nicht erreichen. Weder per Funk, noch per Handy.“ erklärte Kim. „Aber wie kann das sein? Ich meine, er ist doch hier weg gefahren und….?“ harkte Andrea nach. „Wir wissen es nicht. Wir haben allerdings einen Hinweis erhalten, dass sich auf der A2 ein seltsames Spektakel abgespielt hat. Einige Autofahrer haben beobachtet wie ein BMW in einen LKW gedrängt wurde. Danach verliert sich leider jede Spur. Keiner der Beobachter hat sich das Kennzeichen gemerkt. Wir tun schon alles um sie zu finden.“ kam mit schleppender Stimme von Kim. „Aber warum? Was steckt dahinter?“ wollte Andrea leise wissen. Kim zog die Schultern hoch. „Das wissen wir nicht. Ich habe bereits mit dem Polizeipräsidenten gesprochen und er hat mir alle Unterstützung zugesagt. Wir werden Semir und Ben finden, das verspreche ich dir…“ hängte Kim an.

    Während dessen saßen Semir und Ben immer noch in ihrem Raum. Bisher hatte sich keiner der Entführer gezeigt. Die beiden Hauptkommissare wussten nicht warum dies geschah, doch in Semir machte sich eine Unruhe breit. „Was wollen die Kerle von uns und wer sind die?“ harkte Ben um x-ten Mal nach. „Ich weiß es nicht, aber mein Bauchhirn sagt mir, dass wir es in wenigen Augenblicken erfahren werden. Ben, ich habe ein verdammt komisches Gefühl und das hat mich noch nie betrogen.“ prophezeite Semir. Ben nickte. „Ich muss dir zustimmen.“ Ein Knacken von der Wand ließ die Aufmerksamkeit sofort aufflammen. „Guten Morgen meine Herren, ich hoffe Sie haben gut geschlafen. Es wird sicher die letzte Nacht sein, die Sie so ruhig verbringen durften. Sie sind uns leider zu gefährlich geworden und da verstehen Sie sicherlich, dass wir uns das nicht bieten lassen können. Sie behindern einen großen Schritt in der wissenschaftlichen Studie zu Schmerzen.“ erklärte eine sonore Stimme. Ben sah Semir an. „Bitte was?“ harkte er nach. „Herr Jäger, Sie werden es sicher noch erfahren. Sie sind die letzten Probanden die benötigt werden. Dann haben wir alles durch. Feuerwehrmänner, Verkäuferinnen, Nutten, und werdende Mütter und die Penner nicht vergesse. Nur die Polizei haben wir dabei außer Acht gelassen. Aber das können wir ja jetzt nachholen.“ erklärte die Stimme. „Ben, das ist der Irre….“ stieß Semir aus. „Bravo Herr Gerkan, schön dass Sie so gut kombinieren. Aber bevor wir mit den Experimenten weitermachen, möchte ich Ihre geistigen Fähigkeiten nicht zu kurz kommen lassen. Jeder weiß, das Schmerzen mit dem Geist kombinierbar sind. Und damit Sie sich nicht unterfordert fühlen, bekommen Sie nun Ihre Aufgabe. Sie haben von heute an sechs Tage Zeit einen Mörder zu finden, der sich hier auf dem Gelände befindet. Sie wissen nicht wen er ermordet, aber glauben Sie mir, Sie werden es herausfinden. Aber nun dürfen Sie erst einmal frühstücken. Ach ja, ein entkommen von diesem Gelände ist unmöglich. Sie dürfen es gern versuchen, aber Sie werden es nicht schaffen. Nachbarschaft gibt es hier nicht.“ lachte die Stimme. Es knackte erneut. „Das ist doch ein Wahnsinniger!“ stieß nun auch Ben aus. Semir nickte. „Oh ja, und das ist genau das was mir Angst macht.“ stimmt er zu. Ein weiteres Geräusch ertönte. Semir sah Ben an. „Das hörte sich an, als hätte sich die Tür geöffnet.“ meinte er nachdenklich. Er stand auf und ging zur Tür. Vorsichtig drückte er die Klinke runter und tatsächlich ließ sich die Tür öffnen.

    Die Fahrt endete. Semir war gespannt wo er nun hingebracht wurde. Die Türen öffneten sich und er wurde hinaus gebeten. Semir sprang von der Ladefläche, nachdem Akgün ihm die Handschelle gelöst hatte. Semir erkannte das er auf dem Grundstück von Marcello D’astone war. „Gibt sich D’astone jetzt die Ehre?“ fragte er. Doch anstatt eine Antwort zu bekommen bekam er einen Stoß in den Rücken. Semir stolperte vorwärts. Tino wurde von Akgün auf den Arm genommen. Der Kleine war müde und legte seinen Kopf auf die Schulter von dem Mann. „Er mag mich“, grinste er und strich dem Jungen über den Kopf. Sie kamen am Haus an und die Tür öffnete sich. „Willkommen, in meinem Reich“ lächelte Marcello ihn an. „Sie werden damit nicht durchkommen.“ fauchte Semir sofort. Marcello lachte leise. „Herr Gerkan. Die Polizei hat mir bisher nie etwas nachweisen können. Das ist auch gut so, aber ich werde verdammt böse, wenn sich ein paar Möchtegernpolizisten einmischen und mir meine Geschäfte versauen. Und deshalb sind Sie hier. Ihr Kollege Tom Kranich will mir eine Falle stellen indem er als Drogendealer auftritt. Leider hat er nicht mitbekommen, dass Tarik ihn erkannt hat. So ist seine Rolle schneller aufgedeckt worden, als er es wollte. Ein sehr guter Trick, der sicher hätte klappen können. Aber ich bin schlauer.“ erklärte Marcello. Semir sah ihn an. „Was haben Sie nun vor?“ wollte er wissen. „Oh ich habe mir was Geniales einfallen lassen. Wir haben noch das alte Schwimmbad im Bickendorf. Dort ist niemand und niemand kann dort einsehen, weil alles vernagelt ist. Dort werden wir Zuschauer eines ganz besonderen Kampfes werden. Sebastian Kamp gegen Tom Kranich. Es wird nicht über Runden gehen, sondern der Tod wird entscheiden wer der Gewinner ist. Der Gewinner darf dann mit der Person die zu ihm gehört unbehelligt abziehen.“ erklärte Marcello. „Das ist krank!“ stieß Semir aus. „Oh finden Sie? Ich finde es ist eine geniale Idee zu zeigen, was gewichtiger ist. Blut oder Wasser. Was denken Sie, wird Ihr Kollege sich genauso einsetzen wie Sebastian Kamp für den Kleinen?“ lachte der Verbrecher. Semir schüttelte den Kopf. Ein so dämlicher Plan konnte nicht aufgehen, doch das behielt er für sich. „Tarik! Bring unseren Gast doch bitte in seinen Raum und sorge dafür, dass er etwas zu essen bekommt. Außerdem soll er sich waschen. Ich mag kein Blut. Tino wird in sein altes Zimmer gebracht. Nach dem Essen wird er schlafen und dann kann er morgen wieder spielen.“ befahl Marcello dann wandte er sich wieder an Semir. „Sie werden keinen weiteren Fluchtversuch wagen. Denn auf diesem Gelände sind abgerichtete Hunde unterwegs und die machen vor nichts halt. Außerdem habe ich mehrere bewaffnete Männer herumlaufen, die aufpassen, das sich niemand nähert. Tun Sie sich selbst ein Gefallen und verhalten sich einfach als seien Sie ein Gast.“ lächelte er warnend.

    Tarik stieß Semir den Gang entlang. Es ging eine Treppe runter und dann durch einen langen Gang. Vor einer Tür blieb er stehen. Tarik öffnete sie und stieß ihn hinein. „Das Bad ist dort! Handtücher und Seife liegen bereit. Bleib friedlich und du hast hier ein schönes Leben…“ grinste Tarik. Semir nickte nur. Er sah sich um in diesem Raum, den Marcello für ihn vorgesehen hatte. Alles was er brauchte war vorhanden. Ein Bett, welches sogar sauber bezogen war, ein großes Bad mit allem was benötigt wurde, ein Tisch und ein Stuhl. Doch das war es auch schon. Es gab keine Bücher, kein Fernseher oder sonst etwas womit er sich die Zeit vertreiben konnte. Wie lange wollte Marcello D’astone ihn hier gefangen halten? Tarik war bereits raus und Semir versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Das Fenster trug ein Gitter was sich nicht öffnen ließ, genauso wenig wie das Fenster selbst. Ein Licht, welches so schwach war, dass er kaum etwas erkennen konnte spendete nur spärliche Helligkeit. Semir wusch sich und setzte sich dann aufs Bett. Nun konnte er nur warten. Was hatte D’astone mit Tino vor? Ging es dem Jungen gut? Nach einigen Minuten öffnete sich die Tür und Tarik Akgün kam herein. Er trug ein Tablett. Semir sah ihn an und machte sich bereit diesem Mann zu überwältigen. Doch als auch Kemal Cataloglu eintrat ließ Semir den Plan wieder fallen. Gegen die Beiden kam er nicht an. Und noch eine Runde gegen die Beiden würde er nicht überstehen. „so essen!“ befahl Tarik. Semir setzte sich an den Tisch und hob den Deckel. Es sah wirklich lecker aus, was dort auf dem Teller lag. Auch wenn er keinen wirklichen Hunger verspürte fing Semir an zu essen. Er musste bei Kräften bleiben, denn Marcello D’astone war sicher nicht zimperlich und Semir konnte sich vorstellen, dass es nicht nur bei diesem Kampf blieb. Marcello D’astone hatte sicher eine Gemeinheit mit ihm vor. Tarik und Kemal verließen den Raum. Nur undeutlich hörte Semir das sich der Schlüssel im Schloss drehte. Als er fertig war blieb er einfachsitzen und dachte nach. Was sollte er nur tun? Wie sollte er sich und Tino befreien?

    Semir fühlte sich wie ein Terrier, er würde es mit jedem aufnehmen!

    Was heißt denn wie ein Terrier....er ist doch gar nicht größer...na vielleicht ein paar Zentimeter....:D

    Susanne wie wäre es wenn du Ben nun auch noch die Galle und ein Stück des Gallenganges rausnehmen würdest...bringt sicher auch Erleichterung und man kann sehr gut ohne Gallenblase leben.....Also falls es noch nicht reicht. Man kann ja auch ein Stück des Magens entfernen oder aber ein Stück vom Darm...alles machbar und alles nicht so wild. Das dann in ein paar OPs verpackt und schon liegt Ben ein Jahr auf der Station bei dir :D

    Er quittiert den Dienst weil er sich unsterblich in seine Krankenschwester verliebt hat und lebt glücklich auf der Krankenstation bis er eines Tages stirbt...:D :D

    Okay...okay....ich höre ja schon auf :D..... klasse Kapitel Susanne....

    Die Fahrt endete schneller als gedacht. Semir spürte das der LKW langsamer wurde und dann holperte es. Semir stand auf und stellte sich in eine Ecke. Ben rührte sich nicht. Er war mittlerweile auch aus dem BMW gekrochen, aber saß nun auf der Kofferraumhaube. „Okay, machen wir uns mal bereit. Sobald die Tür aufgeht, werden wir die Kerle anspringen und dann werden wir erfahren was das zu bedeuten hat.“ knurrte Semir. Ben sah ihn zweifelnd an. „Ich weiß nicht, Semir die Kerle waren bisher ziemlich pfiffig. Was wenn sie einen Trick haben. Was wenn sie den Wagen einfach so stehen lassen und wir nicht raus können? Was wenn wir…“?“ wollte Ben wissen. Semir sah ihn an. „Hör auf darüber nachzudenken und hilf mir!“ forderte er seinen jungen Kollegen auf. Doch dann schnupperte er. Ein sonderbarer Geruch lag in diesem engen Raum. „Was riecht hier denn so?“ fragte er und zog noch einmal tief Luft durch die Nase ein. Auch Ben zog tief Luft ein. Im selben Augenblick sprang er vom Auto. „Das riecht nach Gas! Semir, die wollen uns einschläfern!“ stieß Ben aus und hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Er rannte zur der Tür und hämmerte verzweifelt dagegen. Doch je mehr er dagegen schlug umso heftiger wurde seine Atmung. Schon sehr bald hatte er zu viel von dem Gas eingeatmet. Auch Semir riss seine Arme hoch, doch bei ihm war es zu spät. Er taumelte und sah seinen Partner hilfesuchend an. „Ben….mir…mir ist…nicht gut..“ gab er von sich und sackte zusammen. Er hörte nicht, dass Ben das gleiche passierte. Auch Ben ging zu Boden. Nur wenig später waren sie am schlafen. Sie bekamen nicht mit, wie die Türen geöffnet und sie herausgeholt wurden. Sie spürten nicht, wie sie in ein Haus getragen und dort auf zwei Betten gelegt wurden. Semir und Ben waren im tiefen Schlaf versunken. Doch ihre Entführer machten sich nicht die Mühe sie zu fesseln. Als die beiden Hauptkommissare in ihrem Zimmer lagen verschwanden die Männer. Nur kurz darauf kam erneut einer zu ihnen und prüfte die Lebensfunktionen, nahm ihnen die Handys und die Schlüssel weg. Dann stellte er jedem ein Glas Wasser auf den Tisch und legte zwei Tabletten dazu. Nur wenig später war auch dieser Mann verschwunden. Wenn Semir und Ben wach gewesen wären, dann hätten die den LKW samt BMW wegfahren sehen, doch die beiden Hauptkommissare schliefen tief und fest.

    Erst am Abend schlug Semir die Augen auf. Er spürte eine weiche Unterlage und sah sich unsicher um. Die Erinnerung war weg. Was war passiert? Wo war er hier? Er wusste noch das er mit Ben auf dem Weg nach Berlin war wo er an einer Schulung teilnehmen musste. Ben!!! Wo war er? „BEN?“ fragte er und erschrak über seine Stimme. Sie klang rau und heiser. Er hustete leicht und erhob sich. Schwindel packte ihn und sein Kopf fing an zu dröhnen. Er stützte seinen Kopf ab und sah sich in seinem Raum um. Doch keine Spur von Ben. War er auch hier? Wenn ja wo und warum hatte man sie getrennt? Er stand auf und ging zur Tür. Sie war wie erwartet geschlossen. „HEY!!“ schrie er und hämmerte dagegen, doch nichts passierte. „HEY!!“ wiederholte er. Dann hörte er tatsächlich Schritte. „Pack dich wieder hin, Bulle!“ fauchte ein Mann durch die Tür. „Wo ist mein Kollege? Was habt ihr mit ihm gemacht?“ schrie Semir zurück. Doch von dem Mann kam nichts. Semir rüttelte an der Tür. Sie hielt stand. Semir suchte seine Taschen durch. Handy, Schlüssel alles war nicht mehr da. Klar, sonst hätte er ja Hilfe holen können. Er ging zum Fenster und sah hindurch. Es war schon dunkel und ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass die Nacht bereits angebrochen war. Hier gab es kein Licht, was wirklich Helligkeit versprach, sondern nur durch das was draußen von den Laternen verursacht wurde, ließ den Raum in einem schummerigen Schein erhellen. Heute würde er sicher nicht erfahren was der tiefere Sinn seines Hierseins war. Aber eines war sicher, in Berlin würden er und Ben vermisst werden und dann konnten sich die Entführer auf ein übles Spiel mit der Krüger einlassen. Sie würde alles in die Wege leiten um die Beiden zu finden. Ein Husten ließ ihn zusammen zucken. Irritiert sah er in die Richtung und versuchte etwas zu erkennen. Erst jetzt fiel ihm ein weiteres Bett auf. „Ben?“ fragte er hoffnungsvoll. „Ja…oh man…mein Schädel. Er dröhnt wie nach einer durchgemachten Nacht.“ stöhnte Ben. „Ja mir auch…aber unsere Entführer scheinen ein Herz für uns zu haben. Sie haben uns Aspirin hingelegt. Wasser ist auch da.“ kam von Semir. „Wo sind wir hier?“ wollte Ben wissen, als er sich aufgerichtet hat. „In diesem Zimmer eingesperrt. Wer weiß wo. Es ist dunkel draußen und so kann man nichts erkennen.“ gab Semir zum Besten. Ben nahm das Aspirin und schluckte es mit Wasser runter. „Spinnst du? Das könnte auch Gift sein!“ stieß Semir aus. „Hör auf zu fantasieren. Wenn die uns umlegen wollten, dann hätten sie schon die Gelegenheit gehabt und hätten uns nicht erst entführen müssen. Nein, ich denke die wollen was von uns. Warum sonst hätten sie sich die Mühe machen sollen uns in den LKW zu schieben, uns zu betäuben und nun….hier…einzusperren. Ist die Tür wirklich zu?“ wollte Ben wissen.

    Semir wurde in den Raum gestoßen aus dem er geflohen war. Tino weinte leise. „Gib mir den Jungen!“ kam der nächste Befehl. Schon griffen die Hände nach Tino und rissen ihn aus Semirs Armen. „Nein!! Lass mich!!! Lass mich….“ weinte der Kleine und strampelte mit den Beinen. „Lassen Sie ihn doch in Ruhe! Er hat Ihnen nichts getan…“ versuchte Semir den Mann zu überzeugen. Er hatte ihn längst erkannt. Tarik Akgün stand vor ihm und nicht weit von diesem stand Kemal Cataloglu und der zweite Mann der Semir hier versorgt hatte. „Bring ihn raus!“ befahl Akgün seinen Komplizen. Dieser nahm Tino und verschwand. Semir sah ihn an. „Warum lassen Sie den Jungen nicht gehen? Sie haben mich und das sollte Ihnen doch reichen.“ schlug er vor. Tarik Akgün lachte. Dann holte er unvermittelt aus und schlug Semir die flache Hand so heftig ins Gesicht, das der Hauptkommissar zu Boden ging. Semir stützte sich ausgerechnet mit der eh schon verletzten linken Hand ab und schrie leise auf. Dann spürte er wie die Lippe das Blut aus der aufgeplatzten Lippe schoss. Vorsichtig wischte er es sich mit der rechten Hand weg und sah den Mann an ohne aufzustehen. „Ich habe den Auftrag deinen Fluchtversuch zu bestrafen, aber da ich weiß das du es nicht geschafft hättest wenn der Idiot nicht allein gekommen wäre, lasse ich Gnade vor Recht ergehen. Einen weiteren Versuch wirst du nicht wagen, denn dann werde ich sehr ungemütlich. Wir werden gleich wegfahren und dann wirst du dich benehmen. Haben wir uns verstanden?“ wollte Akgün von ihm wissen. Semir nickte nur. Seine Lippe brannte noch von dem Schlag. „Hoch!“ befahl Akgün ihn. Semir kam diesen Befehl nur langsam nach. Er wollte die Männer nicht unnötig reizen. Als er endlich stand hielt er sich seine linke Hand die stark pochte. „Abmarsch!“ kam der nächste. Mit einem Stoß wurde nachgeholfen. Zusammen mit Cataloglu und Akgün ging es zu Tino und dann zu einem Wagen, der in der Halle stand. Semir und Tino mussten auf der Ladefläche Platz nehmen. „Lassen Sie wenigstens den Jungen nach vorn.“ bat er leise. Doch Akgün grinste ihn nur an. Dann stieg er selbst ein und zeigte Semir die Handschellen. „Rechte Hand nach oben!“ forderte er ihn auf. „Mein linkes Handgelenk ist kaputt. Ich werde nichts tun…“ erklärte er leise. „Die rechte funktioniert noch. Nach oben! Oder möchtest du eine Kugel schlucken?“ harkte Akgün nach und spannte den Hahn der Waffe. Er richtete sie auf Tino. Sofort sah Semir wieder, wie der Mann eben eiskalt seinen Komplizen erschossen hatte. „Schon gut…“ gab er heiser von sich und folgte dem Befehl. Tino sah ängstlich von einem zu Anderen.

    Sebastian sah Tom an. „Du willst dass ich dich fit mache? Wir sollen gegeneinander kämpfen? Tom, das kann ich nicht. Wie willst du gegen mich bestehen? Ich bin seit Jahren Boxer. Das kann ich dir nicht innerhalb weniger Stunden beibringen.“ erklärte er verzweifelt. „Nur keine Sorge. Ich bin nicht ganz ohne. Wir werden ein wenig kämpfen und dann wird einer von uns umkippen. Fertig. Nur dazu muss ich wenigstens ein paar Tricks kennen. Marcello wird Tino und Semir töten, wenn wir nichts machen. Wir wissen keinen Ort wo es geschehen soll und wir wissen auch nicht ob er Semir und Tino zum Kampf mitbringt. Immerhin ist es möglich, dass wir den Ort der Beiden erst nach dem Kampf herausfinden. Sebastian… wir sollten es wenigstens versuchen.“ redete Tom auf seinen Schulfreund ein. „Denkst du wirklich dass es eine gute Idee ist? Tom, ich kann dich nicht töten. Ich will das nicht. Aber ich will Tino zurück haben.“ kam leise von Sebastian. Tom legte ihm die Hand auf die Schulter. „Das verstehe ich sehr gut. Ich will auch das Tino und Semir aus der Sache rauskommen. Semir kann sich kaum wehren, er ist immer noch verletzt und so wie ich die Kerle von Marcello D’astone kenne, werden sie nicht gerade zimperlich mit ihm umgehen. Aber ich kenne auch Semir und der wird sich nicht so einfach aufgeben. Er wird alles versuchen um sich und Tino zu befreien, leider ist er manchmal unbedacht und hat es sicher auch nicht mit nur einem Gegner zu tun.“ lächelte Tom. „Also gut…dann lass uns trainieren.“ stimmte Sebastian nun zu. Tom lächelte. „Siehst du und nun wirst du mir zeigen wie du mich fertig machen willst.“ Sebastian lachte kurz auf. „Mach dich auf etwas gefasst. Ich werde alles geben. Es geht um Tino. Wir werden anfangen mit dem Laufen! Mindestens zwei Stunden, danach Seilspringen und dann Boxtraining mit dem Sandsack.“ legte er fest. Toms Grinsen erlosch. „Du sollst mich nicht schon vorher fertig machen.“ scherzte er. „Dadurch wirst du fit. Denk daran, dass wir nicht so viel Zeit haben. Uns bleiben nur zwei Tage“ gab Sebastian zu bedenken.

    Ich wusste es doch...du schreibst die Ausstiegsstory von Ben. Denn er wird nie wieder gesund werden! Jawohl, nie wieder! Und damit verlässt er den Polizeidienst oder aber er macht nur noch Innendienst, was genauso schlimm ist.

    Diese Situation die du dort geschildert hast mit all den Ärzten und Pflegern und Schwestern, kenne ich und habe sie auch gehasst als ich im Krankenhaus lag. Die haben so ein Fachchinesisch gesprochen und ich hätte auch gern einen Dolmetscher gehabt. Na gut, vor dreißig Jahren war es halt noch etwas anders....aber irgendwie hat man dann immer den Eindruck sterbenskrank zu sein, auch wenn damals bei mir nur die Galle und ein Stück vom Gallengang entfernt wurde :D . Ben und Semir scheint es gerade genauso zu gehen. Hoffe nur Ben stirbt jetzt nicht an den Erklärungen und Erläuterungen. Er musst bei mir schließlich noch einiges durchstehen und dort hilft ihm auch ein Doc dabei....;D :D

    Semir lenkte den Wagen sicher über die Autobahn während Ben auf dem Beifahrersitz schlief. „Hey! Du hast den ganzen Tag gepennt, irgendwann muss doch mal gut sein!“ weckte er seinen Partner. Ben öffnete nur ein Auge. „Ich schlafe nicht, ich entspanne. Das ist für dich doch wohl ein Vertrauensbeweis. Semir, du hast über 100 Autos geschrottet, da ist es doch wohl für dich ein sehr gutes Zeichen, wenn ich als dein Beifahrer obwohl du fährst schlafe oder?“ grinste Ben breit. „Ha, ha…sehr witzig. Du hast auch schon dreißig weg. Und das in einer verdammt kurzen Zeit.“ setzte Semir dagegen. „Ja, aber in meinem Auto hast du noch nie geschlafen.“ gab Ben zurück. Auch Semir grinste nun. „Einer muss ja auf die Straße gucken.“ konterte er. „Ja klar, solange du nicht anfängst zu singen, ist alles gut.“ lachte Ben. Doch die Fröhlichkeit im Fahrzeug wurde schnell getrübt, denn auf Semirs Seite kam ein LKW der ihn zu überholen versuchte. „Ja spinnt der denn?“ fauchte Semir. „Pass auf!“ warnte Ben ihn, als der LKW vor ihnen bremste. Semir ging in die Eisen. „Die sind ja wohl wahnsinnig!“ fauchte er wütend. Er sah Ben an und bemerkte auch auf dessen Seite ein LKW war. „Ben, ich habe ein verdammt mulmiges Gefühl. Wir sind von LKWs eingekreist. Die haben irgendwas Übles vor.“ warnte Semir. Ben setzte sich auf und sah sich um. „Stimmt irgendwie sonderbar. Versuch mal auf den Standstreifen auszuweichen.“ bat Ben ihn und rückte näher an ihn heran. „Dazu müsste der LKW auf deiner Seite abhauen und das sieht nicht danach aus.“ knurrte Semir. „Und was machen wir jetzt?“ wollte Ben wissen. „Keine Ahnung, mal abwarten was die vorhaben. Aber der vor uns scheint ein Einsehen zu haben Guck…er fährt nach rechts.“ kam erleichtert von Semir als er den LKW vor sich blinken sah und auch der LKW auf Bens Seite schien sich zu besinnen. Er ließ den LKW vor sich. „Dann gib Gas, damit wir hier weg kommen.“ forderte Ben seinen Partner auf. Semir nickte, doch bevor er es in die Tat umsetzen konnte sah er einen weiteren LKW auf seiner Spur. Die Ladeluke war offen und zwei Rampen die auf die Straße führten. „Was haben die denn vor?“ fragte Semir verwundert und sah in den Rückspiegel. Der LKW hinter ihm fuhr ihm verdächtig auf die Stoßstange. „Die wollen uns in den LKW verladen!!“ stieß er aus. Obwohl Semir gegenlenkte, konnte er es nicht verhindern, dass ihn der LKW hinter ihn regelrecht in den vorausfahrenden Wagen drückte. Nur wenige Augenblicke war es soweit. Ben und Semir konnten nicht einmal aussteigen, denn die Ladefläche war gerade breit genug für den BMW.

    Semir sah Ben an. „Verdammt, was wollen die Typen denn von uns?“ fragte er. „Keine Ahnung, aber der Aufwand muss aufgefallen sein. Immerhin waren es vier LKWs die uns in der Mangel hatten.“ meinte Ben nachdenklich. „Fünf….der hier war vor dem. Aber ich denke nicht, dass es irgendwen aufgefallen ist. Es ist spät und es war kaum etwas los.“ ließ Semir seine Erinnerung an den Vorgang Revue passieren. „Okay, dann müssen wir Hilfe holen.“ knurrte Ben und zückte sein Handy, doch er wurde enttäuscht, denn er bekam keinen Empfang. „Ich habe auch keinen Empfang.“ stieß Semir aus, als er Bens verwunderten Blick sah. Dann schüttelte er das Handy. „Nichts…“ wiederholte er. „Funk?“ fragte Ben. Semir nickte und griff zum Mikro. „Cobra 11 an Zentrale!“ bat er. Es kam keine Antwort zurück. „Die haben an alles gedacht. Wir sind so gut wie tot!“ stieß Semir aus, als er das Mikro wieder einhängte. „Okay….dann wirklich nur abwarten. Verdammt wir haben unsere Waffen nicht dabei.“ bemerkte Ben. „Ja wir waren ja auch auf dem Weg zu einem Seminar.“ knurrte Semir. Er drehte die Scheibe runter und versuchte aus dem Fenster zu klettern. „Was machst du da?“wollte Ben wissen. „Ich versuche zu fliehen. Das solltest du auch tun. Ich haben nämlich keine Lust zu warten, bis man uns umbringt.“ stieß Semir aus und wandte sich. Doch er kam nach einigen Minuten zum Entschluss dass er nicht aus dem Auto konnte. „Tja, du wirst es nicht ändern können.“ meinte Ben nur. Semir rutschte wieder auf den Fahrersitz. „Scheint ganz so. Verdammt….wir müssen doch was tun!“ suchend sah Semir sich um. „Vielleicht durch die Dachluke? Ja klar!! Komm Ben…wir können über die Dachluke raus!“ stieß er aus und öffnete das kleine Fenster über ihn. Tatsächlich konnten sie so das Fahrzeug verlassen, doch was sollte dann passieren? Der LKW fuhr schnell, das hörte man am Geräusch und die Türen schienen von außen verschlossen zu sein. Dennoch versuchte Semir sich daran. Er konnte allerdings nichts erreichen. Ben half ihm. „Das bringt nichts. Wir sitzen fest. Warten wir ab, was die mit uns vorhaben. Immerhin haben sie uns nicht umgebracht und das heißt die brauchen uns lebend. Wofür auch immer.“ meinte er nachdenklich. „Ja danke, das habe ich schon mehrfach mitgemacht. Noch einmal will ich das nicht. Bisher bin ich danach immer im Krankenhaus gewesen und hatte Krach mit Andrea. Es könnte doch wohl einmal anders sein.“ knurrte Semir. Doch nach wenigen Minuten sah auch er ein, dass er nicht entkommen konnte. Resignierend ließ er sich zu Boden gleiten. „Ich glaube das werden wir sehr bald erfahren. Und das löst bei mir ein wenig Angst aus.“ gab er zu.

    Semir deckte den Mann mit Schüssen ein. Dabei war er darauf bedacht gezielt zu schießen und nicht all zu viel zu verballern, da die Kugeln in der Waffe die einzigen waren, die er hatte. „Du kommst hier nicht weg! Gib auf!“ forderte ihn der Mann auf. Semir lachte verächtlich auf. Als ob er auf diese Aufforderung reagieren würde. Tino saß zusammengekauert neben ihn. Geschützt von einer Blechkiste. Semir lächelte ihn aufmunternd zu. „Keine Angst Tino… wir kommen hier raus.“ versprach er. Der Junge nickte nur. Semir zuckte zusammen. Eine Kugel war dicht bei ihm eingeschlagen. Verdammt, dachte er nur. Er musste Tino hier rausbringen. Irgendwie musste er den Jungen schützen. Nicht weit von ihm kam ein Lichtschein durch die Wand. Bis dahin musste er es schaffen und dann einfach die Beine in die Hand und zur Straße. „Tino…kannst du ganz schnell laufen?“ fragte er leise. Der Junge nickte nur. „Gut, wir müssen gleich nämlich ganz schnell sein.“ erklärte er. „Ich habe Angst...“ gab Tino von sich. Semir lächelte. „Ich auch...“ gab er zu. „Ich werde dich jetzt festhalten und dann laufen wir los, okay?“ fragte er erneut. Tino nickte. Semir zielte auf eine der Gasflaschen die nicht weit von dem Ort waren wo er seine Gegner vermutete und drückte ab. Sie explodierten wie vorgesehen. „Los!“ forderte er den Jungen auf und packte ihn. Gemeinsam rannten sie auf das Licht zu. Doch bevor sie es erreichten traten zwei Männer vor ihn. Semir bremste ab und hob die Waffe. Er drückte ab und es ertönte ein Klick. „Das war es!“ knurrte der Mann vor ihm und zielte mit seiner Waffe nun auf Semir. „Okay…ich…ich ergebe mich.“ kam von ihm. Semir sah ein, dass er verloren hatte. Er ließ die Waffe, die nutzlos geworden war fallen und hob die Hände. Nicht das noch einer von den Typen die Waffen an ihn ausprobierte. Semir nahm Tino auf den Arm. Der kleine Junge schmiegte sich eng an ihn. „Abmarsch!“ fauchte ihn der Mann an. Semir ging mit ihm voran, wieder in die Richtung aus der er kam. Als er die Gasflaschen passierte kamen die anderen beiden Männer ebenfalls dazu. „Du verdammter Bulle!“ fauchte der eine und wollte zuschlagen. Ein Schuss hallte. Semir zuckte zusammen und drückte Tino instinktiv an sich. Der Mann der eben auf ihn losgehen wollte sah ihn mit einem verstörten Blick an und sackte zu Boden. Semir sah auf den Schützen, der seinen Komplizen eiskalt erschossen hatte. „Weiter!“ fauchte er ihn an und stieß ihn vorwärts. Semir tat was die Männer von ihm wollten.

    Tom las die Zeilen. „Das ist doch wohl ein Witz!“ stieß er aus und rannte aus der Wohnung. Er wollte so schnell wie möglich zu Semir um zu überprüfen, ob das was in diesem Brief stand wahr war. Dort stand geschrieben, dass man Semir entführt hatte um ihn zu zwingen gegen Sebastian zu kämpfen. Und zwar bis einer von ihnen tot war. Tino war das Druckmittel gegen Sebastian, doch Tom wusste genau, dass er keine Chance gegen seinen Schulfreund hatte. Sebastian war ein ausgebildeter Boxer. Tom kam in Semirs Wohnung an. Die Tür stand offen und ließ ihn nichts Gutes erahnen. Damit war der Verdacht tatsächlich gegeben. Semir wurde gewaltsam verschleppt. „Ich brauche die Spurensicherung in Semirs Wohnung!“ befahl er per Handy. „Was ist denn los?“ kam sofort Andreas Stimme. „Er wurde entführt. Sag der Chefin bitte Bescheid, sie soll sofort herkommen!“ bat Tom. „Weißt du wie es ihm geht und wer ihn hat? Und warum?“ harkte Andrea nach. „Nein, noch nicht...“ log Tom. Er wollte die Freundin von Semir nicht noch nervöser machen, als sie eh schon war. Er beendete das Gespräch und betrat Semirs Wohnung. Auf dem Tisch des türkischen Hauptkommissars lag das Handy. Leise fluchte Tom. So konnte man ihn nicht einmal orten. Verdammt, aber es war ganz klar, das Marcello D’astone dahinter steckte. Wenn sie jetzt einen Durchsuchungsbefehl für die Villa bekamen, konnte sie Semir sicher befreien. Und Tino auch. „TOM!!“ hörte er nur wenig später die Stimme von Anna Engelhardt. „Hier,“ melde er sich und sah zur Tür. „Was genau ist passiert? Wissen Sie schon etwas?“ fragte sie nach. „Ja…oder besser nein. Ich vermute, das D’astone dahinter steckt. Er hat sich Semir und Tino geholt um Sebastian und mich zu zwingen gegeneinander zu boxen. Und zwar bis einer tot ist. So kann er sicher sein, dass sein Plan aufgeht. Sebastian würde alles für Tino machen und ich für Semir.“ Stöhnte Tom. „Haben Sie Beweise?“ harkte Anna nach. Tom schüttelte den Kopf. „Wer sonst sollte einen Grund haben, Sebastian wie Semir aus dem Verkehr zu ziehen? Es ist unser einziger Hinweis. Chefin, wir müssen die Villa durchsuchen!“ forderte Tom auf. „Tom, denken Sie D’astone betreibt so einen Aufwand und hat die Beiden dann in seiner Villa? Das wäre doch wirklich dumm. Wann soll denn dieser Kampf stattfinden?“ fragte sie nach. „In einer Woche. Bis dahin muss Sebastian mich fit machen.“ stöhnte Tom. Anna legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dann haben wir noch einige Tage Zeit um Semir und Tino zu finden. Wir werden uns auf D’astone fixieren und jeden seiner Schritte überwachen. Vielleicht macht er einen Fehler.“ dachte sie laut nach. Tom nickte. „Das werde ich übernehmen!“ legte er fest. Anna lächelte leicht. „Das wird nicht gehen. Wenn alle Stricke reißen müssen Sie einen verdammt guten Kampf gegen Kamp hinlegen. Und dafür müssen Sie einige Tricks beherrschen. Sie werden bei Kamp und seinem Trainier in die Lehre gehen.“ setzte Anna dagegen.

    Bist du sicher, dass du das nicht mit Cortison verwechselst? Ich kann mich aber auch irren ...

    Ja ganz sicher. Ich kenen das, weil meine Mutter seit Jahren Insulin spritzt und immer mehr an Gewicht zulegt. Sie hat Diabetes und muss leider spritzen. Ich bin zum Glück noch nicht soweit und brauche nur Tabletten und Bewegung. Damit habe ich es seit gut zehn Jahren im Griff. Natürlich schemmt auch Cortison auf, aber Insulin ist genauso schlimm... :D

    Direkt am nächsten Morgen wurden Ben und Semir zu einem weiteren Leichenfund gefunden. Diesmal war es auf einem abgelegenen Parkplatz. „Wer ist es diesmal?“ wollte Semir wissen, als er am Tatort mit dem Gerichtsmediziner zusammen traf. „Wer kann ich dir nicht sagen, aber ich weiß wie sie starb. Unter verdammt schmerzenden Umständen. Und sie war schwanger. Im sechsten Monat. Den genauen Todeszeitpunkt von Mutter und Kind gibt es nach der Obduktion. Sieh sie dir an. In ihren gebrochenen Augen kannst du jetzt noch den Schmerz sehen, den sie durchmachen musste.“ stieß der Mediziner aus. „Danke Doc….“ schluckte Semir schwer als er die tote Frau sah. Das Gesicht war mit Hämatomen übersät und sogar der runde Bauch wies tiefe Wunden auf. „Sind die Wunden…dort am Bauch…?“ fragte er leise. „Ja, man hat sie gebissen. Das waren aber keine Tiere. Das sind Gebissabdrücke von Menschen. Irgendwie scheint es mir als wollte man sie aufessen. Was für grausame Menschen es doch gibt.“ stöhnte der Mediziner. „Dr. Wiedenbeck…ich will den Bericht noch heute auf meinem Tisch haben!“ forderte Semir ihn auf. „Ja sicher. Wie wäre es, wenn Sie gegen 14 Uhr in die Gerichtsmedizin kommen, dann habe ich sicher die Obduktion hinter mir gebracht und kann Ihnen alle Einzelheiten am Objekt zeigen.“ schlug er vor. Semir schüttelte den Kopf. „Die schriftliche Art und Weise genügt mir vollkommen.“ lächelte er nervös und ging zu Ben, der mit einem uniformierten Kollegen sprach. „Es gibt wie immer keine Zeugen. Die Spuren sind mehr als dürftig und die Tote hatte keine Papiere bei sich.“ stöhnte sein junger Kollege. „Sie sieht grausam aus. Aber was mich noch wütender macht ist, dass sie schwanger war. Gott, was ist das für ein Typ? Wer kann so etwas Unmenschliches tun und jetzt müssen wir auch noch auf die Lösung verzichten.“ Knurrte Semir wütend. Er ließ deutlich hören, dass er mit der Schulung auf die er musste nicht einverstanden war. Ben nickte. „Da stimme ich dir zu. Aber es ist nicht zu ändern. Denkst du, du wirst das Wochenende ruhig bei deiner Schwiegermutter schaffen?“ wollte er wissen. Semir zog die Schultern hoch. „Wenn es dazu dient meine Ehe zu retten, dann werde ich es tun. Andrea wird mir nie verzeihen, wenn ich ihr sage, dass ich lieber den Fall lösen wolle. Dann ist es vorbei und das ist es mir nicht wert. Nein, ich werde fahren. Frau Krüger wird den Fall sicher auch ohne uns lösen können.“ nickte Semir.

    Das Wochenende kam immer näher und noch immer gab es keine Spur von dem Täter, der mittlerweile drei Menschen nein, vier Menschen auf dem Gewissen hatte. Ben und Semir hatten die Identität der schwangeren Frau herausgefunden und mussten dem Ehemann die traurige Nachricht überbringen. Der Mann brach zusammen, als er hörte das Mutter und Kind durch die Hand eines Irren ums Leben kam. Selbst der Zuspruch von Semir und Ben, den Täter zu stellen und der gerechten Strafe zu überführen brachte für diesen Mann keinen Trost. Nur wenige Stunden nachdem er davon erfahren hatte warf er sich vor die Straßenbahn und verstarb noch am Unfallort. Doch davon erführ Semir nichts. Denn wie versprochen nahm er das Wochenende bei der Schwiegermutter auf sich. Als es am Sonntag zurück ging dachte er daran, dass er in wenigen Stunden bereits wieder fahren musste. Sie fuhren extra am frühen Nachmittag los und Andrea packte ihm sogar seinen Koffer. „Ich finde es nicht gut, dass man dich schon wieder wegschickt. Aber du hast ja auch selbst schuld. Immerhin haben du und Ben etliche Autos geschrottet, andere Fahrzeuge beschädigt und die ganzen Einrichtungen der Straße und so…da muss man dann schon damit rechnen. Wo findet dieses Seminar denn statt?“ wollte Andrea wissen. „In Berlin…“ kam von Semir. „In Berlin? Okay, das ist weit….aber du hast ja dein Handy dabei und damit sind wir nicht ganz aus der Welt.“ lachte Andrea. „Du freust dich scheinbar wenn ich nicht da bin.“ knurrte Semir und schluckte die nächsten Worte die ihm auf der Zunge lagen runter. Andrea sah ihn an. „Nein, das ist nicht so!“ fauchte sie ihn sofort an. „Hör auf meine Gedanken zu lesen. Und abwegig ist es ja wohl nicht, aber ich will nicht streiten. Lass uns noch etwas zusammen machen bis ich fahre.“ bat er sofort. Andrea sah auf die Uhr. „Das sind knappe fünfzehn Minuten. Was willst du denn da noch machen?“ lachte sie. Semir zog die Schultern hoch. „Mich küssen zum Beispiel. Das wäre schon mal ein Anfang. Ich habe ziemlich lange darauf verzichten müssen und bei Mama war es ja auch nicht so mit Zärtlichkeit…“ lächelte er verlegen. Andrea lachte auf. „Dafür fehlt mir leider die Zeit. Deine Kinder haben Hunger und ich muss kochen. Immerhin bist du der Grund das sie nicht bei Oma essen durften.“ erinnerte sie ihn. „Das hat ja auch seinen Grund. Ich muss gleich noch drei Stunden mit Ben im Auto auskommen.“ gab er ernst zurück. „Semir, übertreib nicht so…“ lachte sie nur und ging in die Küche um das Essen zuzubereiten. Semir sah ihr grinsend nach. Doch schon sehr bald musste er sich von seiner Familie verabschieden. „Papa, bringst du uns was mit von deinem Lerngang?“ wollte Ayda wissen. „Schauen wir mal. Ich werde mich umsehen, versprochen.“ gab Semir zurück und drückte seiner Ältesten einen Kuss auf. Dann verließ er das Haus und fuhr zu Ben, der bereits auf gepackten Koffern an der Straße saß. „Was ist denn mit dir passiert?“ wollte Semir wissen, als er vor Ben stand. „Wieso?“ harkte Ben nach. „Weil du ausnahmsweise pünktlich bist.“ grinste Semir. „Ich habe ja auch ausgeschlafen.“ lachte Ben nur. Die Fahrt ging los.

    Semir sah auf, als die Tür aufging. Der Mann der eintrat hatte eine Taschenlampe bei sich und leuchtete ihm in die Augen. Semir schloss geblendet die seinen und senkte seinen Blick. „Steh auf Bulle!“ fauchte der Kerl ihn auf. „Das geht nicht…ich bin angebunden.“ gab Semir leise zurück. Der Mann trat näher. „Willst du mir weiß machen, dass du dich nicht befreit hast? Dann werde ich den Sitz mal überprüfen. Wage nichts Falsches!“ warnte der Mann. Semir blieb einfach sitzen und sah den Mann nicht einmal an. Er hatte damit gerechnet das Marcello D’astone ihm nun einen Besuch abstatten würde, doch es war nur ein Handlanger. Dennoch verhielt Semir sich zunächst ruhig. Tino sah ihn mit angsterfüllten Augen an. Wenn der Mann die Fesseln überprüfte, dann würde er feststellen, dass sie gelockert waren. Tino hatte es tatsächlich geschafft die Knoten zu öffnen und nun könnte Semir seine Hände so rausziehen. Das wollte er tun sobald der Kerl dicht genug war. Semir hatte keine Waffe gesehen. Der Mann kam näher und beugte sich über Semirs Hände. Das war die Chance. Ohne lange nachzudenken, schlug Semir die Arme hoch. Der Mann ging mit einem Grunzen zu Boden. Doch Semir ließ ihm keine Chance sich zu erholen und holte mit den beiden Händen, die er faltete, aus und schlug sie ihm in den Nacken. Gleichzeitig stieß er einen leisen Schmerzschrei aus. Ein Ächzen und der Mann fiel in sich zusammen. „Schach matt!“ stieß Semir aus. „Komm Tino!“ rief er leise den Jungen zu. Schnell hatte er den Mann durchsucht und tatsächlich eine Waffe gefunden, die er nun an sich nahm. Ein Handy fand er nicht. Er nahm Tino an die Hand und rannte aus dem Raum. Semir musste jetzt nur sehen, das er irgendwo ein Versteck fand, wo er und Tino sicher waren. Dann ein Telefon und er konnte Tom anrufen. Doch hier in der großen Halle war nichts wo er sich verstecken konnte. „Verdammt..“ stieß er aus. Tino sah ihn an. „Ich will nach Hause…“ kam von dem Kleinen. „Wir müssen ruhig sein….komm da hinten...da können wir uns verstecken.“ flüsterte Semir ihm zu. Dass der Junge Angst hatte, war ganz sicher und Semir konnte es dem Kleinen auch nicht verdenken. „Wenn wir hier raus sind, dann bekommst du ein ganz großes Eis von mir.“ versprach er. Er rannte mit dem Jungen durch die Halle und suchte nach einem Versteck. Dann endlich. Eine Tür. Semir öffnete sie und fand sich im nächsten Raum. Hier standen Kisten und Kartons, die als Versteck dienen konnten. „Wir verstecken uns dort.“ raunte er Tino zu und ging mit dem Kleinen auf einen Stapel Holzkisten zu. Gerade noch rechtzeitig, denn schon hörte er den Mann schreien, den er niedergeschlagen hatte. „THOMAS!!“ . Semir grinste leicht. Hatten diese Kerle wirklich geglaubt dass man ihn so einfach hier festhalten konnte?

    „Verdammt dieser verdammte Bulle…dieses Schwein!“ fauchte Mustafa wütend und kam auf die Beine. „Wir müssen die Beiden finden! Tarik bringt uns um!“ warnte Thomas. „Der Mistkerl hat meine Waffe…aber sie können noch nicht weit sein.“ knurrte Mustafa Sie rannten raus. „Los…da lang!“ wies Mustafa in die Richtung in die auch Semir verschwunden war. „Komm raus Bulle, du kannst nicht einfach abhauen. Wir sind hier mitten im Niemandsland! Mach es dir und uns nicht so schwer und ergib dich einfach!“ rief er durch die Halle. Es kam keine Antwort. „Er kann in der Nebenhalle sein..“ meinte Thomas nur. „Was ist hier los?“ riss sie die Stimme von Tarik aus ihrem Tun. „Tarik…ähm…ich...wir…..“ fing Thomas an. Tarik sah die offene Tür. „Wo ist der Junge?“ wollte Tarik wissen. „Er ist weg…genau wie der Bulle. Aber sie sind noch hier…sie müssen hier sein.“ erklärte Thomas. Tarik sah ihn an. Er zog die Augenbrauen zusammen, wie er es immer tat wenn er wütend war. „Wir wollten ihn nur überprüfen, damit er keine Probleme macht .Wie können wir wissen, dass er uns überwältigt.“ verteidigte Mustafa sich. „Du wolltest! Ich hab gesagt, lass das sein!“ kam nun von Thomas, der mit der Flucht nichts zu tun haben wollte. „Er ist ein Bulle! Meint ihr, er lässt sich alles gefallen? Los! Sucht ihn und findet ihn und den Jungen. Wenn nicht, dann braucht ihr nicht mehr zurück kommen!“ warnte Tarik wütend. Er sah Kemal an und nickte. Sie verteilten sich in der Halle und durchsuchten jeden Winkel. Sein Handy klingelte. „Boss?“ fragte er kurz. „Bringt die Beiden zu mir!“ forderte Marcello. „Sobald wir sie gefunden haben. Thomas und Mustafa haben mal wieder Scheiße gebaut.“ knurrte Tarik. „Wenn ihr sie habt, dann erledigt Thomas und Mustafa und bestraft den Fluchtversuch.“ befahl Marcello. Er beendete das Gespräch. „Ja Boss….sehr gern…“ knurrte Tarik. „Was ist?“ wollte Kemal wissen. „Wir sollen Thomas und Mustafa erledigen und den Fluchtversuch bestrafen. Marcello will den Bullen und den Jungen bei sich haben.“ gab Tarik Bericht ab. „Gut, dazu müssen wir sie erst einmal finden.“ meinte Kemal nur. In diesem Augenblick fielen Schüsse. Tarik sah in die Richtung. „Da lang!“ meinte er nur und rannte los. Kemal folgte ihm.

    nur noch ein wenig undeutlich-so wie nach dem 5. Bier.

    Na wenn Semir dann noch sprechen kann, ist es nicht mehr so schlimm. Nach dem fünften Bier tanzen bei mir auch ganz viele Dinge im Kopf....auch die Buchstaben die dann irgendwie von dem, an dem sie gerichtet sind, sortiert werden müssen.

    Und Ben soll sich mal nicht so anstellen. So schlimm ist es nicht....wie wehleidig die Männer nun wieder sind...nee nee....Insulin schwemmt auf....das sieht man ja immer wieder....;D Aber Ben kann ruhig ein paar Kilos zulegen, an dem Kerl ist ja nix dran. :D

    „Ich fasse es nicht. Ausgerechnet jetzt!“ stöhnte Semir als sie im Büro waren. Ben nickte. „Das ist schon sonderbar. Und wenn Krüger jetzt unseren Fall bearbeitet. Ich habe ein merkwürdiges Gefühl.“ meinte er nur. Semir zog die Schultern hoch. „Das wird Andrea gar nicht gefallen. Und dann auch noch für drei Wochen.“ stöhnte er und nahm sich eine Akte. „Frank Senkler…. 36 Jahre, er ist wegen Vergewaltigung, Erpressung und Menschenhandel vorbestraft. Hat schon sieben Jahre im Knast verbracht.“ las er vor. „Ja ich habe hier noch so einen Kandidaten. Hans Klausen, 35. Er ist ebenfalls wegen Erpressung vorbestraft. Außerdem Diebstahl und versuchter Mord. Er hat schon zehn Jahre gesessen. In Aachen…“ kam von Ben. „Aachen? Da war Senkler auch… schon merkwürdig oder?“ meinte Semir. „Das hat nichts zu sagen. Und Kollege Nummer drei ist Stanislav Bratava, 31 Jahre alt und auch er war in Aachen. Und zwar wegen räuberischer Erpressung, versuchter Totschlag und schwerer Körperverletzung. Allerdings hat er nur 5 Jahre gesessen. Aber auch in Aachen. Schon merkwürdig oder? Aber das ist so offensichtlich, das kann den Kollegen doch gar nicht entgangen sein…“ murmelte Ben nachdenklich. „Bei der Nr. vier ist es genauso… Stefan Heimerskirchen, 29 Jahre, saß in Aachen wegen Beschaffungskriminalität und Handeln mit Betäubungsmitteln. Sag mal, das ist doch nicht normal. Das muss den Kollegen doch aufgefallen sein. Die halten sich doch immer für so schlau. Lass uns nochmal mit der Krüger sprechen. Wir pfeifen auf diesen Lehrgang und suchen nach diesen Leuten. Vier Männer die alle im gleichen Knast saßen verschwinden nicht so einfach. Da ist was faul.“ stieß Semir aus. Gesagt getan. Nur wenig später saßen sie wieder bei Krüger im Büro. „Chefin, da ist was faul. Das müsste den Kollegen doch aufgefallen sein. Die Männer saßen alle in Aachen in der Vollzugsanstalt. Das ist doch nicht normal, dass sie alle auf einmal verschwunden sind.“ gab Semir zum Besten. „Das ist schon klar, aber das ist nicht Ihr Fall. Ich werde mich darum kümmern und Sie werden zu diesem gottverdammten Seminar fahren. Habe ich mich deutlich ausgedrückt? Ich habe eben klären können, dass Sie am Sonntag bis 23 Uhr eintreffen können.“ legte Kim fest. „Aber Chefin…wir können dieses Seminar doch auch verlegen. Sagen Sie, dass einer von uns krank geworden ist und Sie nicht auf uns verzichten können. Wir können doch das nächste mitmachen…“ bettelte Ben. Kim schüttelte den Kopf. „Das geht leider nicht. Ich muss darauf bestehen, dass Sie beide an diesem Seminar teilnehmen. Das ist Befehl von ganz oben und man hat mir auch zu verstehen gegeben, dass Sie sonst in den Innendienst versetzt werden, wenn Sie nicht teilnehmen. Das will ich auf jeden Fall verhindern. Ich brauche Sie beide draußen“

    Der Tag endete und Semir fuhr nach Hause. Nun musste er Andrea beibringen, dass er am Sonntag für drei Wochen wegfahren musste. Ausgerechnet jetzt fällt diesen Leuten in der Verwaltung ein, dass ein Seminar anstand. Ausgerechnet jetzt wo er alles versuchen wollte um seine Ehe zu retten. Mit einem riesigen Strauß roter Rosen betrat er seine Wohnung und sah sich suchend um. Von Andrea, Ayda, Emilie und Sören fehlte jede Spur. „Andrea?“ fragte er laut. Doch es kam keine Antwort. „Andrea?“ wiederholte Semir. Doch nichts. Merkwürdig…er sah auf die Uhr. Es war gerade 18 Uhr und eigentlich müsste Andrea zuhause sein. Doch nachdem er Zimmer für Zimmer durchsucht hatte, war klar, Andrea und die Kinder waren nicht im Hause. Nervös ging er in die Küche wo das Telefon lag und wählte Andreas Handy an. Verwundert drehte er sich um, als er das Klingeln im Wohnzimmer hörte. Andrea vergaß nie ihr Handy. Sofort rannte er ins Wohnzimmer. Tatsächlich lag das Handy auf der Kommode neben dem Fernseher. Doch bevor er sich weiter Gedanken machen konnte, hörte er den Schlüssel. Er sah zur Tür. Seine Frau kam mit den Kindern rein und er atmete erleichtert auf. „Wo wart ihr denn?“ wollte er wissen. „Ich war mit Sören beim Kinderarzt. Heute war Vorsorgeuntersuchung.“ erklärte Andrea. Semir begrüßte sie mit einem Kuss und auch seine Töchter wurden gedrückt. Dann sah er sich Sören an. „Hey mein kleiner Prinz….was ist denn mit dir?“ wollte er wissen und strich seinem Sohn über die Stirn. Erschrocken sah er Andrea an. „Er ist ganz heiß…“ stieß er aus. „Na, das kommt jetzt weil er so geweint hat. Da ist er wie du, dabei hat er heute nur eine Impfung bekommen.“ lächelte Andrea beruhigend. „Ach so…na dann wäre ich vermutlich auch überdreht. Eine Spritze….grausam…“ lachte er zurück. „Ich bringe ihn in seine Wiege…“ hängte er an und nahm seinen Sohn in die Arme. Andrea zog sich ihre Jacke aus und sah ihm nach. „So mein Kleiner….hier kannst du dich von dem bösen Doktor erholen. So ein Böser….wie kann er dich nur so quälen.“ tadelte er den nicht anwesenden Arzt ab. Sören lächelte ihn an. „Ja…soll der Papa ihn verhaften? Soll er? Wir werfen ihn in den tiefsten Kerker wenn du willst…“ schlug er vor. „Setz ihm nicht solche Flausen in den Kopf.“ unterbrach Andrea lachend das Gespräch. „Die Mama versteht uns einfach nicht…“ grinste er Sören an und erhob sich. „Andrea…es gibt etwas, das ich mir dir besprechen muss.“ fing er an und kam zum eigentlichen Problem zurück. „Oh nein, Semir…. Du hast mir dieses Wochenende versprochen. Fang nicht damit an, dass die Fahrt nicht klappt.“ warnte sie ihn. „Nein, das nicht, aber danach muss ich direkt auf einen dreiwöchigen Lehrgang.“ kam leise von Semir. „Dann ist doch alles in Ordnung.“ lächelte Andrea und ging in die Küche. Semir sah ihr verwundert nach.

    Semir sah sich in seinem Verließ um. Alles war dreckig und es roch nach Schimmel. Die Tür ging auf und er sah, dass etwas in den Raum gebracht wurde. Er selbst war gefesselt. Sogar seine gebrochene Hand war gefesselt und genau dieser Umstand hinderte ihn daran sich selbst zu befreien. Jede Bewegung tat dreimal so weh. So blieb ihm nichts übrig als ruhig sitzen zu bleiben. Seine Entführer hatten ihm jedoch keine Bequemlichkeit ausgesetzt. Weder Matratze noch sonst etwas. Ein Bett stand nicht weit von ihm und dennoch unerreichbar. Doch genau auf diesem Bett wurde das Etwas gelegt. Semir erkannte das es ein Mensch war. Ein Kind um genau zu sein und eine böse Ahnung stieg in ihm auf. Als die Männer raus waren richtete er sich auf. „Tino?“ fragte er leise. Es kam keine Antwort. Der kleine Kerl bewegte sich nicht. Was hatte man mit ihm gemacht? Stand er vielleicht unter Drogen? Tino war doch gerade fünf Jahre alt. Er konnte niemanden gefährden. Wut stieg in Semir auf. Doch er konnte nichts tun. Die Stunden vergingen und langsam fing das Kind an sich zu bewegen. „Tino?“ fragte Semir sanft. Tino richtete sich auf. „Onkel Basti?“ fragte er mit piepsiger Stimme. „Nein, ich bin es, der Onkel Semir…“ gab Semir zurück. „Wo sind wir hier?“ wollte Tino wissen. „Das weiß ich nicht. Kannst du mir sagen was passiert ist?“ stellte Semir die Gegenfrage. Er wusste zwar genau, dass das Kind sicher keine Einzelheiten nennen konnte, aber so nahm er ihm ein wenig die Furcht. „Nein, ich bin ins Bett gegangen und jetzt hier aufgewacht. Ist Onkel Basti auch hier?“ kam von Tino. „Leider nein…“ gab Semir zurück. „Warum kommst du nicht zu mir? Das Bett ist weich aber es stinkt…“ erklärte der Kleine. „Ich würde gern, aber das geht nicht. Ich bin hier angebunden.“ Tino stand auf und kam zu ihm. Er hockte sich bei Semir hin. „Warum bist du angebunden?“ fragte der Kleine weiter. Semir lächelte. „Das weiß ich leider nicht. Aber ich habe auch kein Messer womit ich die Fessel aufschneiden kann.“ Semir machte eine Bewegung mit den Händen und stöhnte auf. „Deine kaputte Hand tut weh nicht?“ wollte Tino wissen. „Ein wenig, ja...“ gab Semir zu. „Soll ich mal versuchen die Knoten aufzumachen? Onkel Basti sagt immer ich sei ein Knotenmeister…“ erklärte Tino. Semir lacht auf. „Du kannst es gern versuchen…“ stimmte er zu.

    „Und was machen wir jetzt mit den Beiden?“ wollte Mustafa wissen. „D’astone will, Kamp und den Bullen noch etwas Zeit geben. Bis dahin machen wir nichts. Sie bekommen essen, trinken, dürfen zur Toilette. Ansonsten bleiben sie dort wo sie sind.“ kam von Tarik. „Was hat der Boss denn mit den Beiden vor?“ kam die nächste Frage. „Kemal hat dem Boss einen Floh ins Ohr gesetzt. Er will das Kamp gegen den Bullen kämpft. Und zwar so lange bis einer der Beiden tot ist. Damit sie es tun, haben wir ein Druckmittel gegen Kamp und gegen den Bullen. Jeder wird versuchen für seinen Neffen oder seinen Freund das Beste zu wollen. Da zählt keine Freundschaft mehr.“ grinste Tarik. „Whow….ein toller Plan. Und tausend Bullen kommen mit. Man die werden uns doch die Hundertschaft auf den Hals hetzen!“ fauchte Thomas. Tarik sah ihn an. „Wir haben alles sehr genau geplant. Sie werden keine Zeit haben, irgendeine Falle aufzubauen, denn sie werden erst fünfzehn Minuten vor dem Kampf den Ort mitgeteilt bekommen. Der Boss ist nicht dumm.“ stellte er sofort richtig. Er stand auf. „Ich werde jetzt noch mal kurz weg fahren. Keiner von euch geht zu ihm rein! Ich warne euch…sollte er abhauen können, dann werde ich euch eigenhändig ins Jenseits befördern.“ drohte er seinen Komplizen. Thomas und Mustafa nickten. „Geht klar…“ gab Mustafa heiser von sich. „Das hoffe ich sehr. Ich werde jetzt Marcello informieren, dass wir die beiden safe haben. Ich bringe dann auch was zu essen mit.“ legte Tarik fest und verschwand. Mustafa und Thomas sahen ihn nach. „Wir sollten nachsehen ob der Bulle sich befreit hat und auch wenn nicht, dann sollten wir ihn so festbinden, dass er erst gar nicht das Bedürfnis dazu hat.“ schlug Mustafa vor. „Du willst zu ihm rein? Tarik hat das eben verboten! Warum? Er ist doch ruhig.“ harkte Thomas nach. „Ich weiß nicht….ich will nur sicher gehen, das er keine Scheiße baut. Also kommst du mit oder nicht?“ harkte Mustafa nach. „Nein, ich bleibe hier. Er kann dir nichts tun, er ist verletzt und er ist festgebunden. Lass ihn einfach da unten und gut ist. Denk daran was Tarik eben gesagt hat.“ warnte Thomas noch einmal. Mustafa lachte leise. „Tarik kann mich mal. Ich will nur sicher gehen, das wirklich alles in Butter ist.“ gab er von sich und verschwand in den Keller.