Semir lag auf dem Bett und starrte zur Decke. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugetan, denn die Männer die ihn hier hergebracht hatten, hatten das Licht angelassen. Es war so gleißend hell, das Schlafen nicht möglich war. Wenn er es dann doch versucht hatte ertönte ein lautes Klingeln, das ihn sofort wieder hellwach werden ließ. Sein Magen knurrte vernehmlich. „Gleich gibt es Frühstück.“ versprach eine Stimme. Semir zuckte zusammen. Er hatte diese Stimme schon öfter gehört. Aber konnte es wirklich sein? Vielleicht spielte ihm ja auch sein übernächtigter Geist einen Streich. „Ich höre es richtig arbeiten in Ihrem Kopf Semir. Aber ich kann Sie trösten. Es ist wahr. Ich bin es. Ich bin der Herr über Leben und Tod. Ich werde bestimmen, ob Sie überleben oder nicht.“ lachte die Stimme. Nun kam er rein. Der Mann trug eine OP-Kappe und den Mundschutz. Außer den Augen war nichts zu sehen. „Was soll das? Warum tun Sie das?“ stieß Semir aus. Wieder zerrte er an den Lederriemen, die ihn am Bett hielten. „Nicht so kraftvoll daran ziehen. Es raubt Ihnen die Kräfte und die brauchen Sie noch, das verspreche ich Ihnen. Aber nun werden wir etwas essen. Ich werde Sie füttern. Nicht das Sie am ersten Tag zusammenbrechen, weil Sie nichts essen.“ lachte der Mann bei ihm. Er hielt Semir ein Stück belegtes Brot hin, doch Semir drehte den Kopf weg. „Ich kann Sie auch künstlich ernähren. Es ist nur nicht so angenehm. Nur keine Sorge, das Brot ist nicht vergiftet. Sie sind doch eine sehr wichtige Person in meiner Studie.“ lachte der Mann. Semir sah ihn an. „Was für eine Studie soll das sein? Wenn Sie eine Bestätigung brauchen, dass Sie verrückt sind, kann ich Sie Ihnen ausstellen.“ fauchte Semir wütend. Der Mann schlug zu und Semirs Lippe platzte auf. „Essen nicht reden!“ befahl der Mann bei ihm. „Sie sind wahnsinnig, Doc. Sie haben vier Menschen umgebracht und ein ungeborenes Kind! Finden Sie das gut?“ schrie Semir. „Nun, es sind Opfer der Wissenschaft. Und es waren 5. Erinnern Sie sich an die junge Frau, die Sie hier gesehen haben? Sie sind im Namen der Wissenschaft gestorben und gehen in die Geschichte ein. Sie sind dabei, wenn es Bücher über mich geben wird.“ lachte der Doc. „Bücher in denen steht, wie wahnsinnig Sie gehandelt haben, ja. Warum tun Sie das? Wenn ich schon sterben muss, dann sagen Sie mir wenigstens warum?“ bat Semir. Er biss von dem Brot ab. Denn der Doc hatte Recht. Nur wenn er aß konnte er auch einen Ausweg finden. „Nun, ich will es erklären, Semir…immerhin ist es ein wichtiger Schritt in meinem Leben. Sehen Sie, ich habe promoviert. Ich bin bereits Dr. Dr. aber das reicht mir nicht. Ich will den Professortitel haben und den werde ich mir mit der Studie über Schmerzen, Angst und Panik erreichen. Diese Studie läuft gerade und Sie sind einer der Probanden dafür. Ich weiß normalerweise sollte man freiwillige Probanden nehmen, aber es waren einfach keine zu finden.“ lächelte der Doc.
Nachdem Berger die PAST verlassen hatte traf der Zeuge ein, den Susanne angekündigt hatte. Kim sah den Mann an, der ihr gegenüber saß. „Was genau haben Sie beobachtet?“ wollte sie von ihm wissen. „Ich war auf den Weg nach Berlin. Ich muss mich echt entschuldigen, dass ich mich nicht vorher gemeldet hatte, aber beruflich bin ich sehr eingespannt und habe es nicht einmal selbst gelesen. Ein Kollege sagte mir nur, dass es zur gleichen Zeit war. Also…wie schon gesagt, war ich unterwegs nach Berlin als mir ein silberner Wagen auffiel. Ich weiß nicht warum aber er war anders als die anderen Fahrzeuge und da ich ja auch Zivilpolizisten schon kennen gelernt habe, habe ich natürlich mein Tempo gedrosselt. Der BMW zog an mir vorbei und blieb auf der Überholspur um LKWs zu überholen…“ erzählte der Zeuge. „Sie sind sich aber sicher, dass es ein BMW war?“ harkte Kim nach. „Ja am Anfang war ich mir nicht so sicher, aber mittlerweile schon.“ nickte der Zeuge. „Das Kennzeichen haben Sie aber nicht oder?“ wollte Thorsten Rahners wissen. „Nein, leider nicht. Der BMW war mit zwei Männern besetzt. Aber als sie den ersten LKW überholt hatten, fuhr ein weiterer LKW ebenfalls an mir vorbei. Ich habe mich noch gewundert, dass er so schnell fuhr. Ich habe gesehen wie der BMW regelrecht eingekesselt wurde. Da ich nicht überholen konnte musste ich es mir ja ansehen. Irgendwann löste sich die Truppe dann auf. Ein LKW fuhr in Richtung Dortmund runter. Ich fuhr weiter, aber der BMW war nirgends mehr zu sehen. Ich habe mir nichts dabei gedacht und vermutet, dass dieser längst weiter gefahren war während sich die Brummis ein Wettrennen lieferten.“ endete der Zeuge. „Haben Sie ein Kennzeichen der LKWS?“ wollte Kim wissen. „Ja, warten Sie….der Wagen der mich überholt hat und sich direkt hinter den LKW setzte. Das Kennzeichen war D- UP 74“ nickte der Zeuge. Kim schrieb das Kennzeichen auf und verließ den Raum. Nur wenige Minuten später kam sie zurück und sah sie den Mann an. „Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen.“ lobte sie ihn. „Gibt es denn eine Belohnung für die Hilfe?“ wollte der Zeuge wissen. Kim sah zu Thorsten. „Nein, es ist keine Belohnung ausgesetzt. Aber es ist Ihre Bürgerpflicht Ihre Beobachtungen in einem Entführungsfall mitzuteilen.“ antwortete Thorsten. „Na, ich wollte nur mal wissen…. Entführung? Oh das ist übel. Ich hoffe für die Opfer, dass Sie sie schnell finden.“ lächelte der Zeuge. „Vielen Dank Herr Villenbach…“ verabschiedete Kim den Mann. Dieser ergriff ihre Hand und verschwand nur kurz darauf.